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Samstag, 28. Mai 2022

Augsburger Bischof weiht Diakone in der überlieferten Form der hl. Messe

Am heutigenen Samstag weiht Bischof Bertram Meier zehn junge Männer der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) zu Diakonen. Dr. Bertram Meier ist der erste Diözesanbischof aus Deutschland, der eine Diakonenweihe im alten Ritus, also in der vor der Liturgiereform von 1969 üblichen Form, vornimmt. Die Weihe findet im "Allgäuer Dom", der Kirche St. Peter und Paul zu Lindenberg im Allgäu, statt.

Es ist dem Bischof hoch anzurechnen, dass er - trotz aller Unkenrufe - an die Grenzen seines Bistums geht und die Gemeinschaft derjenigen sucht, die den von vielen so ungeliebten - ja offenbar verhassten - überlieferten Messritus feiern und in diesem auch einen Weg aus der derzeitigen Glaubens- und Kirchenkrise sehen. Der Zustrom von Gläubigen, aus deren Reihen auch zahlreiche geistliche Berufungen erwachsen, gibt ihnen recht.

Bischof Bertram wird sich also aus erster Hand ein Bild machen können, von denen, die von anderen dafür gescholten werden, die Lehre der Kirche auch weiterhin unverkürzt und mutig zu verkündigen und zu leben. Diese Priester, Seminariaten, Familien, Männer, Frauen und Jugendlichen wollen die Kirche nicht ändern wie so viele andere, die - z.B. gerade auf dem "Synodalen Weg" oder auf dem Katholikentag in Stuttgart - ihre ganz eigene Agenda durchzusetzen versuchen.

Die Priesterbruderschaft St. Petrus und die sich ihr anschließenden Gläubigen stehen zur Kirche, von der sie wissen, dass es nicht "ihre" Kirche ist, keine Kirche, die sie je nach Zeitgeist und gerade sich darstellender "Lebenswirklichkeit" der Menschen adaptieren können, sondern dass es die Kirche Jesu Christi ist, von ihm gegründet und vom hl. Geist belebt und geheiligt. ER ist der Herr. Die Kirche der mystische Leib Christi, in der er selbst weiterlebt. Heiligkeit und Heiligung durch die geoffenbarten Gebote Gottes und durch das sakramentale Leben sind Ziel und Zweck der Kirche. Nicht (Ab-)Segnung von "Lebenswirklichkeiten", die neuerdings von manchen als neue Offenbarungsquellen behauptet werden.

Sie stehen zur hierarchischen Verfasstheit der Kirche (vgl Vat.II, LG 3), zu einem Weihepriestertum, das Priesteramt, Lehramt und das Leitungsamt in sich vereint, sie stehen zum Zölibat, der für die Welt ein Skandal, ein unverständliches und unnötiges Opfer darstellt, den Gottgeweihten aber in die Lebensform seines Herrn Jesus Christus hineinnimmt und ihn so noch mehr in seine Nachfolge treten lässt (vgl. Vat. II, Presbyterorum ordinis, III) .

Bischof Bertram ist herzlich willkommen - und es ist ihm zu danken, dass er sich dieser (in vieler Hinsicht bestehenden) Herausforderung stellt. Mögen die über achtzig Priesteramtskandidaten des internationalen Priesterseminars St. Petrus in Wigratzbad, die anwesenden Priester und die zahlreichen zur Diakonenweihe erschienenen Gläubigen den Bischof und das ganze Bistum in ihre Gebete einschließen.


Fotos von der Diakonatsweihe durch Bischof Bertram Meier am 28.05.2022

CNA-Meldung: Bischof Meier weiht zehn Kandidaten der Petrusbruderschaft zu Diakonen

"Priester der Bruderschaft leisten einen wertvollen Beitrag für die Glaubensweitergabe" (CNA vom 04.05.2022)

 

 

O. A. M. D. G.

 

Foto: Fassade der Pfarrkirche St. Peter und Paul, Lindenberg im Allgäu; © FW

Donnerstag, 14. Juli 2016

Predigt zum 25jährigen Weihejubiläum von P. Hans-Achim Räder am 12. Juni 2016

von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad


„Ist das Leben nicht schön?“ Das ist der deutsche Titel eines amerikanischen Films aus dem Jahr 1946, dessen Originaltitel lautet It’s a Wonderful Life.

Der Inhalt des Streifens: Ein Mann und Familienvater namens George hat sein Leben völlig dem selbstlosen und oft kämpferischen Einsatz für andere gewidmet. Aufgrund eines Vorfalles gerät er ausgerechnet am Heiligabend in eine tiefe Krise und verzweifelt am Sinn seines Daseins. Die Lage treibt ihn bis zum Selbstmord. 

Bevor er sich aber tatsächlich von der Brücke in den eisigen Fluss stürzt, sieht er einen anderen Mann, der gerade von irgendwoher in das Wasser gefallen ist und um Hilfe schreit. George, der Freund und Helfer aller Notleidenden, vergisst seinen eigenen, finsteren Vorsatz. Er springt dem Mann nach und rettet ihn. 

Nachher erfährt er von dem Fremden, dieser sei sein Schutzengel. Eine scheinbar absurde Aussage, die George verständlicherweise nicht glauben kann und will. Bis der Fremde dann mit ihm eine merkwürdig-irreale und doch ganz realistische Tour unternimmt: Er führt George durch seine Stadt und zeigt ihm, wie es um sie und die für ihn wichtigen Menschen – seine Ehefrau eingeschlossen – jetzt bestellt wäre, hätte er dort nie gelebt und gewirkt.

Ich erspare mir Einzelheiten und sage nur so viel: Was George da schaut, erschüttert und entsetzt ihn. Und es schenkt ihm neue Einsicht in den Sinn seines Lebens, seines Kämpfens. Dieser fremde Mann, der so plötzlich verschwindet, wie er gekommen war, ist tatsächlich sein Schutzengel! Alles ändert sich nun zum Guten, und es kommt zum unvermeidlichen Happy End. Man feiert glücklich Weihnachten, glücklicher denn je. It’s a wonderful life!

*

„Ist das Leben nicht schön?“ Heute, anläßlich eines 25. Weihejubiläums, können wir auch fragen: „Ist das Priesterleben nicht schön?“ Obwohl unser lieber und hochverehrter Pater Hans-Achim Räder sich offensichtlich nicht in einer ähnlichen Krise wie jener George befindet und keine Neigung verspüren dürfte, seinem menschlichen und priesterlichen Leben ein abruptes Ende zu setzen: Der Gedanke daran, wie es hier ohne das vierteljahrhundertlange Wirken eines treuen Priesters aussehen würde, ist durchaus lohnend.

Unser Blick mag die mehr quantitative Seite überschauen: Die Zahl der Heiligen Messen liegt bei täglicher Zelebration nach 25 Jahren weit über 9000. Was das Bußsakrament betrifft, so ist die Summe gar nicht zu ermitteln. Unser Jubilar verbringt wöchentlich viele, viele Stunden im Beichtstuhl und kommt dadurch auf eine kaum noch zu schätzende Anzahl.

Wir könnten auch versuchen, die Menge anderer priesterlicher Tätigkeiten zu erfassen: Taufen, Eheschließungen, Krankenkommunionen und Versehgänge, Personen- und Sachsegnungen, nicht zu vergessen die Predigten und die seelsorglichen Gespräche, zudem die Unterrichtsstunden für unsere Seminaristen. Wir sehen jedenfalls, was allein in quantitativer Hinsicht fehlen würde, wäre P. Räder nicht seit 25 Jahren als Priester tätig.

Und in qualitativer Hinsicht? Hier müssten wir wirklich begreifen können, was es denn bedeutet, mehr als neuntausendmal die Konsekrationsworte gesprochen und die „reine, heilige, makellose Opfergabe“ dargebracht zu haben „zum Lob und Ruhme des Namens Gottes, zum Segen für uns und die ganze Heilige Kirche“.

Wir müssten wahrhaft verstehen, was es heißt, abertausendemale jenes „Et ego te absolvo“ gesprochen zu haben, das die versklavende Macht der Sünde bricht und dem Menschen die Würde und Freiheit eines Gotteskindes zurückschenkt. Wir müssten es erfassen können – und können es doch nicht ganz.

Eine gewisse Vorstellung von der Höhe, der Tiefe und der Weite eines solchen Wirkens aber haben wir bereits. Ja: „Ist das Priesterleben nicht schön?“

*

Ausgerechnet zum heutigen Festtag schenkt uns die kirchliche Liturgie das Evangelium vom wunderbaren Fischfang. Die Verbindung selbst zum Beispiel aus dem amerikanischen Film ist unschwer zu erkennen. Auch Petrus und die anderen Apostel dürfen erfahren, dass kein Grund zur Verzweiflung besteht. Der Herr greift da, wo sich die Vergeblichkeit menschlichen Sich-Abmühens zeigt, mit Phantasie, ja mit göttlichem Humor ein. Dass jetzt plötzlich ein großer Fischfang bevorstehen soll, scheint ebenso unglaubwürdig zu sein wie die Behauptung eines beinahe ertrunkenen Mannes, er sei mein Schutzengel!

Aber in anderer Hinsicht passt das Evangelium gleichfalls zu den vorausgegangenen Gedanken. Ein Priester hat es nun einmal nicht nur mit Fischen, er hat es auch mit Netzen zu tun. Sein Wirken knüpft vielfältige Netze, in denen Menschen miteinander verbunden werden. Der Radius reicht dabei weiter, als wir es uns zunächst denken mögen. 

Da nimmt beispielsweise jemand die Gelegenheit des Bußsakramentes wahr. Der Priester kann ihm in persona Christi die Lossprechung spenden. Darüber hinaus lässt der Heilige Geist ihn Worte sprechen, die gute Aufnahme im Herzen des Beichtenden finden und sein Leben tiefgehend verändern. 

Dieser wird nun für seine Umgebung zum Segen und trägt – ob er es weiß oder nicht – dazu bei, dass sich auch andere Gott neu zuwenden. Und sie stecken vielleicht wiederum andere an, und so ziehen sich die Fäden vom Beichtstuhl bis in Fernen, die wir nur erahnen, nicht kennen können. 

Könnte der Schutzengel eines treuen Priesters, der in schwerer Lage an seinem Beruf zweifelt, ihm nicht genau diese Zusammenhänge zeigen, um ihn wieder mit Freude erkennen zu lassen, wofür er da ist? Die Außenstehenden sehen das manchmal deutlicher als der Priester selbst.

*

Ja, was würde Wigratzbad und uns doch fehlen, wenn hier nicht allmorgendlich um 5.40 Uhr die früheste Messe durch Pater Räder zelebriert würde? Wenn das Licht an seinem Beichtstuhl nicht leuchten und uns die wartende Liebe des himmlischen Vaters zeigen würde? Wenn der Jubilar nicht mit Rat und Tat so vielen, die hierher kommen, beistehen und sie mit dem berühmten Satz verabschieden würde: „Ich gebe Ihnen noch den Segen“? 

Und wie groß wäre der Verlust für die Stätte der Gottesmutter, wäre nicht dieser Priester unter uns, der keine Gelegenheit umgeht, die Heilige Messe zu Ehren Mariens zu zelebrieren, ihr zum Lob Lieder anstimmen zu lassen und die Gläubigen anzueifern, sie anzurufen!

Das sind nur einige wenige Hinweise. Sie mögen uns mit Dankbarkeit erfüllen. Mit Dankbarkeit gegenüber Gott, der seinen Priester berufen, geweiht, mit reichen Gaben und mit Eifer ausgestattet hat. Und auch mit Dankbarkeit gegenüber dem Diener selbst, der sich zur Verfügung gestellt und der Gnade seiner Weihe, seiner Sendung treu geblieben ist. Gott vergelte es und segne Deinen weiteren Weg überreich, lieber hochwürdiger Jubilar!

Jetzt aber geht das Wirken weiter. Gleich wird wieder durch die heiligsten Worte der Gottmensch selbst unter uns gegenwärtig sein und sich durch die Hände des Priesters dem himmlischen Vater darbringen. Und dann warten auch heute Menschen auf die befreienden, lebenspendenden Worte: Ego te absolvo. P. Räder wird die Netze wieder auswerfen. So soll es lange noch weitergehen bis zum verdienten himmlischen Ruhestand.

Ist das Priesterleben nicht schön? Ja, it’s a wonderful life!

Sonntag, 10. Juli 2016

Priesterbäume

(Eine Primizpredigt von P. Bernward Deneke FSSP)

Große Gnadentage für die kleine Gemeinde Opfenbach im bayrischen West-Allgäu - und die meisten ihrer Einwohner werden es vielleicht nicht einmal bemerkt haben: denn im Ortsteil Wigratzbad feierte man im Priesterseminar der Priesterbruderschaft St. Petrus die Priesterweihe von fünf jungen Männern (vier weitere in Wigratzbad ausgebildete Diakone französischer Herkunft wurden bereits zwei Wochen zuvor im französischen Auxerre zu Priestern geweiht - siehe hier).

Die Weihe selbst fand am Samstag, den 02. Juli 2016 in der Kirche St. Margareta im Nachbarort Heimenkirch statt. Weihespender war Erzbischof und Sekretär der Kommission "Ecclesia Dei" Guido Pozzo aus Rom (Bilder der Weihe auf dem französischsprachigen Blog des Seminars).

Am darauffolgenden Sonntag fanden in und um den Gnadenort Wigratzbad die Primizen, die ersten Heiligen Messen der Neupriester statt. So auch in der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt zu Maria Thann die Primiz des Neupriesters Gregor Pal, dessen Primizpredigt Pater Bernward Deneke hielt. Diese Predigt sei hier mit freundlicher Genehmigung des Verfassers im Wortlaut wiedergegeben:



Predigt zur Primiz von P. Gregor M. Pal FSSP am 3. Juli 2016 in Maria Thann 

Herzlich lade ich Euch und Sie alle zu einem kleinen Ausflug ein! Sein Ziel ist ein Arboretum, also eine Anpflanzung verschiedenartiger Bäume. 

Aber keine Sorge: Wenn wir dorthin gehen, verfehlen wir keineswegs den großen Anlass, der uns jetzt versammelt, nämlich die erste Heilige Messe unseres Neupriesters Gregor Maximilian Pal. 

Das Ausflugsziel ist nicht mutwillig gewählt. Vielmehr leitet uns Jesus Christus selbst im Evangelium dazu an, die Bäume anzuschauen. Er spricht davon, dass man die guten und die schlechten an ihren Früchten erkennen kann. Also wollen wir seinem Hinweis folgen und uns mit diesen Gewächsen beschäftigen. 

Der Grundgedanke unserer Betrachtung ist dabei sehr einfach: Auch das Priestertum ist eine Pflanzung, und der einzelne Priester gleicht einem Baum. 

Wenn wir nun jenen Garten betreten, erblicken wir eine stattliche Anzahl von Bäumen. Sie stimmen miteinander im Wesentlichen überein: Wurzel, Stamm, Geäst. Schließlich handelt es sich ja um das eine und einzige Priestertum Jesu Christi, das er selbst, der ewige Hohepriester, beim Letzten Abendmahl eingesetzt hat und das er durch den Bischof im heiligen Sakrament der Weihe verleiht. 

Aber doch: Wie unterschiedlich sind diese Bäume! Da gibt es alte und sehr junge (wie unseren Gregor). Hohe stehen neben niedrigen, gewaltige neben zarten. Manche rufen im Betrachter ehrfürchtige Bewunderung hervor, andere Mitleid, vielleicht sogar – Gott bewahre uns davor! – Verachtung. 

Wir sehen Bäume, die in Saft und Kraft stehen, deren Wurzeln tief in eine nährstoffreiche Erde ausgeschlagen sind, während sich die Krone majestätisch dem Himmel entgegenreckt und die Zweige sich ausladend in die Weite spannen. Aber auch solche Bäume zeigen sich uns, die mickrig sind und verkümmert wegen des kargen Bodens, gekrümmt von den Winden. Wegen grassierender Krankheiten sind manche von ihnen sterbenskrank und vielleicht schon ganz abgestorben.

Kennzeichnend sind vor allem die Früchte. Von manchen dieser Priesterbäume gilt, was Du, lieber Gregor, heute in der Matutin mit den Worten des ersten Psalms gebetet hast: Selig der Mann, der seine Freude am Gesetz des Herrn hat, denn „er wird sein wie der Baum, der gepflanzt ist an Wasserbächen und seine Frucht gibt zu seiner Zeit und dessen Laub nicht abfällt.“ Andere dieser Pflanzungen des Herrn hingegen scheinen wenige oder gar keine Frucht zu tragen. 

Und dann gibt es leider noch solche Bäume, die zwar Früchte bringen, oft sogar viele Früchte bringen. Aber was für Früchte sind das? Im günstigeren Fall sind sie geschmacklos, ungenießbar, ohne Nährwert, im schlimmeren Fall sogar giftig. 

Ach, liebe Gläubige, welcher Schaden ist nicht durch diese Bäume entstanden. Omne malum a clero, lautet ein altes Sprichwort. Man kann es auf zweierlei Weise übersetzen, denn malum bedeutet sowohl „Apfel“ als auch „Übel“. Leider ist hier nicht vom Klerus als einem Apfelbaum die Rede („Jeder Apfel stammt vom Klerus“), sondern der Sinn lautet: „Alles Übel stammt vom Klerus“. 

Ja, jene geweihten Diener des Heiligtums, die den Glauben entstellen, die Gnadenquellen verstopfen, den Gottesdienst verschandeln, die Menschen durch ihr schlechtes Beispiel und durch falsche Weisung in die Irre führen – sie sind Bäume mit giftigen Früchten. Unzählige Menschen, ganze Generationen können durch sie geschädigt werden. Die Geschichte zeigt es uns leider nur allzu oft.


Lieber Gregor, gestern bist Du als Priesterbaum in den Garten des Herrn gepflanzt worden. Oder, anders gesagt: Als Geschöpf Gottes, der Spross der gesegneten und glaubensfrohen Familie Pal, wurdest Du schon im Jahr 1989 – und zwar hier in Wigratzbad durch den unvergessenen und unvergesslichen Prof. Leopold Nestmann – in den Boden der Kirche eingepflanzt, gestern aber hast Du die höchste Veredelung durch das Weihesakrament empfangen. Jetzt also soll sich der Baum entwickeln hin zu reicher Frucht. 

Eine Frucht kann jeder Priesterbaum bringen, und zwar ganz unabhängig von seinen sonstigen Qualitäten oder Fehlern. Und, Gott sei Dank, dies ist die kostbarste aller Früchte. Gleich wirst Du sie hier auf den Altar legen. Es ist diejenige, die wir tagtäglich so viele Male erwähnen, wenn wir die Mutter des Herrn anrufen: „Und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, Jesus.“ 

Diese Frucht wird in der Kirche empfangen und geboren. Empfangen durch die Überschattung des Heiligen Geistes, der die Wandlungsworte des Priesters wirkmächtig erfüllt. Und geboren, wenn die Gaben zur Anbetung emporgehoben und später in die Herzen der Gläubigen gelegt werden. 

Lieber Neupriester, die Hervorbringung dieser Frucht, also die Heilige Messe, ist es wert, mit tiefster Ehrfurcht und innigster Hingabe vollzogen zu werden. Nie soll die Haltung, die sich in Deinem Primizbildspruch ausdrückt, schwinden: Ich will hintreten zum Altare Gottes, zu Gott, der mich erfreut von Jugend an. 

Es ist tatsächlich möglich, dass diese Freude bleibt, ein langes Priesterleben hindurch bleibt, und dass sie sich sogar vermehrt. Dafür bedarf es allerdings der Mitwirkung: der oftmaligen Betrachtung der heiligen Geheimnisse, einer ausreichenden Vorbereitung und Danksagung. Und nicht zu vergessen: des persönlichen Eingehens in das Opfer Jesu, des Mitopferns und Mitleidens. 

Wie wahr ist die Botschaft Deines Primizbildes, das auf der Rückseite von der Freude beim Aufstieg zum Altar spricht, auf der Vorderseite jedoch zeigt, wie Jesus seinen Priester mit Dornen krönt. Beides gehört zusammen. Und wenn Du freudig leiden und leidend Dich freuen wirst, dann wird auch die Darbringung dieser Frucht nochmals reiche Fruchtbarkeit erzeugen in den Herzen der Gläubigen. 

Daher der berühmte Rat, der von Priestergeneration zu Priestergeneration weitergegeben wurde: Jede Heilige Messe sollst Du feiern sicut prima, ultima, unica – wie Deine erste (also diese!), wie Deine letzte und so, als wäre es die einzige. 

Auch die anderen Früchte im sakramentalen Bereich – vor allem die Taufe, die Beichte, die Krankensalbung, die Assistenz bei der Eheschließung und vielfältige Segnungen – kann der Priesterbaum selbst dann, wenn er gering und krank ist, spenden. 

Hervorgehoben sei die Verwaltung des Bußsakramentes. Wo sonst außer bei der Heiligen Messe kann dem Priester jemals so deutlich seine hauptsächliche Bestimmung bewusst werden, als dort, wo er die versklavende Macht der Sünde aus einem Herzen vertreibt und es mit den Lebensströmen der Gnade erfüllt? Und wie bemitleidenswert sind auf der anderen Seite jene Priester, die diese Gnade oft weder für sich selbst in Anspruch nehmen noch davon durchdrungen sind, sie möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen? 

Lieber Gregor, wärest Du, ähnlich dem heiligen Pfarrer von Ars, zukünftig ein Gefangener des Beichtstuhls – vielleicht demnächst im Wiener Stephansdom, wer weiß? – und hättest sonst (wie man so sagt) kaum etwas vom Leben, könntest keine Jugendfahrten und -lager abhalten, hättest auch keine irgendwie herausragenden Stellungen und Auftritte: Es wäre das doch ein erfülltes Dasein. Dein vielleicht ganz unscheinbarer Priesterbaum würde seine fruchtbeladenen Zweige weit ausstrecken zum Segen für viele. 


Wenden wir nun unseren Blick nochmals auf die anderen Gewächse des Arboretum, namentlich auf diejenigen, die uns irgendwie als missraten erscheinen. Dann stellt sich uns die Frage: Wie kommt es eigentlich, dass manche Bäume trotz des guten Bodens, trotz anhaltender Sorge des Gärtners und trotz günstiger Wetterverhältnisse doch kaum Frucht bringen? Weshalb stehen manche wie tot da und bar jeder Frucht, während andere geradezu überladen sind, ihre Lasten kaum tragen können? 

Ja, im Frühjahr sieht oft alles sehr verheißungsvoll aus. Die Äste treiben Blätter, an den Obstbäumen treten die bezaubernden Blüten hervor. Es kommt aber bald der lange Sommer mit glühender Hitze und heftigen Gewittern. In dieser Zeit kann vieles geschehen, das sich sehr ungünstig für den Baum auswirkt. 

So ist es auch mit dem Priestertum, auch mit Deinem Priestertum, lieber Gregor. Mit der gestrigen, strahlenden Weiheliturgie ist der Frühling eingetreten. Wir alle freuen uns an Deiner Freude, an der wundervollen Ausstrahlung eines jungen, ganz jungen Priesters. So ist es, und es ist gut so. 

Doch nach und nach werden die Prüfungen über Dich kommen, von innen und von außen. Du wirst mit Deiner eigenen Natur zu kämpfen haben, die sich nicht immer dem Anruf Gottes zu Höherem fügen will. Du wirst wohl auch Schwierigkeiten mit anderen Menschen – hoffentlich möglichst wenig mit Mitbrüdern! – mit Gläubigen, mit Außenstehenden erleben. Anfeindungen bleiben nie ganz aus, ebenso Misserfolge trotz aller Bemühungen. Manchmal wird man Dich ausbremsen dort, wo Du rennen, und Dich antreiben dort, wo Du ruhen möchtest. Physische Krankheit und psychische Belastungen kommen hinzu. 

Nicht zu vergessen das Wirken derjenigen Mächte und Gewalten, die es darauf angelegt haben, Dich von der Höhe Deiner Berufung herabzuziehen, koste es, was es wolle. Und da Du ein passionierter Schachspieler bist: Dein Gegner setzt alles daran, Dir unauffällig einige Bauern, später dann Pferde, Läufer, Türme, die hohe Dame – Maria, die Königin Deines Herzens – und am Ende den König, Jesus selbst, zu nehmen. 

In diesen Auseinandersetzungen entscheidet sich, in welcher Art sich Dein Baum entwickelt: Ob er den Eifer des Wachstums bewahrt oder langsam verkümmert; ob er sich in die Höhe und Weite ausstreckt oder in sich zusammenkrümmt; ob er saftig bleibt oder langsam austrocknet, verhärtet und verbittert wird. 

Deshalb empfehle ich Dich dem Gebet aller anwesenden Gläubigen, vor allem Deiner lieben Eltern und Geschwister. Wir alle wollen ja, dass Dein Priesterbaum als ein besonders edles Gewächs im Garten Gottes wachse, sich entfalte und überreiche Frucht bringe. Darum müssen wir Deinen weiteren Weg auch in dieser Weise begleiten. 


Und nun verlassen wir das Arboretum und treten zum Altare Gottes, zu Gott, der uns von Jugend an erfreut, ja der unsere Jugend erfreut und uns ewige Jugend schenken will. Gleich, lieber Gregor, wirst Du die kostbarste Frucht Deines priesterlichen Daseins, die Frucht des jungfräulichen Leibes der Gottesmutter, bringen. Du wirst es ein hoffentlich langes Priesterleben lang tun. 

Schließe Dich ihr, der dieses Heiligtum Maria Thann geweiht ist, innig an. Maria wird Dich lehren, Jesus treu zu sein. Sie begleitet Dich auch dann, wenn er dir die Dornenkrone auf das Haupt legt. Und sie garantiert Dir jene Fruchtbarkeit, die für Zeit und Ewigkeit Segen über Segen bringen wird. 

Amen.

P. Bernward Deneke, Wigratzbad


Bilder und Beiträge zu den Priesterweihen des Jahres 2016:
  • Fotos zur Priesterweihe in Heimenkirch am 02. Juli 2016 hier und hier
  • Bilder der Primizmesse des Neupriesters James Mawdsley FSSP in der Dreifaltigkeitskapelle zu Mywiler nahe Wigratzbad am 03. Juli 2016 hier und hier


Bild: Palmen im Innenhof eines toskanischen Krankenhauses ©FW

Sonntag, 12. Juni 2016

Predigten von P. Engelbert Recktenwald FSSP auf SoundCloud

 


Seit wenigen Monaten können Sonntagspredigten von P. Engelbert Recktenwald online auf SoundCloud abgerufen werden: bitte hier klicken!

P. Recktenwald betreut die Gläubigen um die FSSP-Niederlassung im Ruhrgebiet und ist außerdem Herausgeber der Internetplattform "kath-info.de", einer überaus informativen wie umfangreichen Materialsammlung zu aktuellen und immerwährenden wichtigen Themen rund um den katholischen Glauben.

Frischer Wind begrüßt und dankt für die Initiative und würde wünschen, dass noch mehr Predigten glaubenstreuer Priester den Weg ins Netz finden.


Eine Auswahl anderer Predigtportale glaubenstreuer Priester:



Euntes docete omnes gentes - Gehet und lehret alle Völker
(Inschrift an der Kanzel der Benediktinerabtei Ottobeuren)
Bild ©FW

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Danke, o Herr, für Dein Priestertum!

Das Stift Heiligenkreuz hat unter dem Titel "How is it to Be Priest?" ein Video mit Statements zum Thema Priestertum gedreht. Priester und Studenten geben Antworten auf die Frage, was es bedeutet, Priester zu sein. Erfrischend und tief.
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Priesterweihe heißt:
Eingetauchtwerden in Ihn, in die Wahrheit.
Ich gehöre auf neue Weise ihm und so den anderen, "damit sein Reich komme". 


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Gebet um gute Priester

Freitag, 6. November 2015

Gebet um gute Priester

Jesus, guter Hirte, Du bist gekommen, um zu suchen und selig zu machen, was verloren war. Du hast das Priestertum der Kirche gestiftet, das Dein Werk für alle Zeiten fortsetzen soll. Wir flehen inständig zu Dir: Sende Arbeiter in Deinen Weinberg. Sende würdige Priester in Deine heilige Kirche. Gib, dass alle, die Du von Ewigkeit her zu Deinem Dienste auserwählt hast, Deinem Rufe folgen. Lass aber keinen Unberufenen sich in Dein Heiligtum eindrängen. Stärke alle Priester in ihrem schweren Beruf. Segne ihre Mühen und Arbeiten. Lass sie das Salz der Erde sein, ein Licht, das allen Gläubigen durch Wort und Beispiel voranleuchtet. Verleihe ihnen Weisheit, Geduld und Festigkeit, damit sie Deine Ehre fördern, Dein Reich in den Herzen der Menschen ausbreiten und die ihnen anvertrauten Seelen zum ewigen Leben führen. Amen.


aus dem alten Speyrer Gesangbuch "Salve Regina"; gefunden auf dem neuen Blog "Feuer und Flamme" von Scriptor flammae


 
Weiteres zum Thema "Gebet um gute Priester":

Samstag, 24. Januar 2015

Primizpredigt: Man kann an das Werk Gottes nicht die Meßlatte des Trends ansetzen

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

„Ist denn da auch etwas los?“ So fragen junge Leute von heute gerne, wenn sie zu einer Veranstaltung eingeladen werden. Dabei verstehen sie unter „etwas los sein“, daß es lebhaft zugehe. Sie wollen etwas ihren Vorstellungen Entsprechendes geboten bekommen. Neudeutsch ausgedrückt: Es soll action geben. Wäre ja auch schrecklich, irgendwo hinein zu geraten, wo man sich langweilen muß!

Und so sehen sich denn auch die Organisatoren großer Veranstaltungen, wenn sie ein eingermaßen modernes Publikum ansprechen wollen, im Vorfeld zu bunten, „aufgegagten“ Werbekampagnen verpflichtet. Das Ereignis selbst muß dann natürlich das Versprochene halten, muß tatsächlich action bieten. - 

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Liebe Gläubige, wie aber verhält es sich mit dieser Veranstaltung? „Was ist hier los?“ Welchen Erlebnis- und Unterhaltungswert hat unsere Nachprimiz? 

Vom Erwartungshorizont trendbewußter Leute von heute aus betrachtet einen denkbar geringen. Oder sagen wir es geradeheraus: Der Unterhaltungswert der Primiz dürfte beinahe gleich null sein. Gewiß, es wird gesungen und Orgel gespielt, eine Rede wird gehalten und ansonsten eine ausgedehnte Zeremonie vollzogen. Aber das wär’s dann auch schon. Mehr „ist“ hier wirklich „nicht los“. 

Nicht einmal die neuen Möglichkeiten, eine Eucharistiefeier für den modernen Menschen ach so interessant zu gestalten, werden ausgenutzt, geschweige denn ausgeschöpft. Keine rhythmusbetonte Musik, kein liturgischer Tanz, keine Showeinlagen, kein Händchenhalten und -schütteln, nicht einmal das Gesicht des Primizianten bekommen wir während eines Großteils der Messe zu sehen. 

Täuschen wir uns also nicht: Die „Welt“ kann mit diesem Ereignis herzlich wenig anfangen. Und wenn der Neupriester ansonsten auch schon vor einer handvoll Gläubigen - oder sogar ohne diese – die Messe ohne große Feierlichkeit hält, dann wird die Angelegenheit für die allermeisten - auch für viele Katholiken - völlig unverständlich... 

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Liebe Gläubige, das sind ja schöne Aussichten zu unserer Feierstunde! Ist das nicht ein gar zu düsteres Bild? Und zugleich ein Anschlag auf die festliche Freude, die uns beseelt, gleich, wenn ich eine solche Einschätzung nicht für mich behalte, sondern gerade hier und heute öffentlich äußere? 

Ich meine: „Nein“. Denn unsere Freude ist ja nicht ein an Äußerlichkeiten entfachtes Feuer. Sie hängt nicht ab von der Mode des Tages und von der Meinung der Mehrheit. Und sie erfaßt uns auch nicht auf dem Weg einer raffinierten Werbepsychologie. Wäre dem so, dann müßten wir freilich um sie bangen. Nun aber speist sich unsere Freude eben doch aus ganz anderen Quellen. Sie hat ihren Grund in einem Geheimnis des Glaubens. 

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Wenn unser Neupriester in etwas mehr als einer halben Stunde sich über den Kelch, gefüllt mit Wein, beugt und die heilige Wandlung vollzieht, dann wird er, uralter Überlieferung entsprechend, in die Worte Jesu die Worte der Kirche einfügen: „Mysterium fidei - Geheimnis des Glaubens“. Damit aber ist nicht nur über die heilige Messe selbst, sondern auch über das ganze Priestertum der Kirche Wichtigstes gesagt. Priestertum und heilige Messe sind mysterium fidei, Geheimnis des Glaubens.

Liebe Gläubige, liegt nicht hier der Grund dafür, daß wir unsere heutige Festfreude nicht so ohne weiteres jedem mitteilen können? Ja, sie bleibt vielen unzugänglich, weil sie nur im Glauben verständlich ist. Nur wer zu dem mysterium fidei sein Ja sagt, wird vom Ereignis der heiligen Messe - und besonders einer Primiz - innerlich berührt, erfaßt, begeistert, ja hingerissen sein. Berührt, erfaßt, begeistert und hingerissen noch weitaus mehr, als irgendein Film- oder Fußball- oder Musikenthusiast es vom Gegenstand seines Kultes je zu sein vermag. Und warum? Weil das, was dieses Glaubensgeheimnis beinhaltet und was sich darin ereignet, jedes Ereignis unendlich weit hinter sich läßt, in dem nur „etwas los ist“. 

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Äußerlich betrachtet finden wir tatsächlich wenig, was uns übermäßig anspricht. Der junge Mann, der vor einigen Monaten zum Priester geweiht wurde, hat sich dadurch nicht sichtlich verändert in Erscheinungsbild, Größe, Sprache und so weiter. Ebenso verändert sich gleich bei der Konsekration nichts an der Erscheinung des Brotes und des Weines, nichts, aber auch rein gar nichts. Für den, der nicht vom Glauben an eine tiefere Wirklichkeit durchdrungen ist, besteht also keinerlei Grund, um Priesterweihe und Meßzelebration groß Aufhebens zu machen. 

Für den aber, der glaubt, der wirklich und tief glaubt, sieht die Sache vollkommen anders aus. Im Licht des Glaubens erkennt er, daß derselbe Mann von vor 20, 10 oder 5 Jahren, von vor 5 oder 3 Monaten seit der Priesterweihe eben doch ein ganz anderer Mensch geworden ist. Die Priesterweihe war seine dritte übernatürliche Verwandlung. 

In der Taufe hatte er, bereits in frühestem Alter, eine erste Verwandlung erfahren: die Verwandlung vom Kind Adams unter dem Fluch der Sünde zum Kind Gottes im Segen der Gnade. Bei der Firmung dann hatte sich, aufbauend auf der ersten, eine zweite Verwandlung ereignet: vom unmündigen Gotteskind zum Zeugen und Streiter Jesu Christi im feurigen Wehen des Heiligen Geistes.

Und in der Priesterweihe nun die dritte Verwandlung: Vom Empfänger der Gnadengaben Gottes ist der Primiziant zusätzlich zu ihrem aktiven Ausspender geworden; vom passiven Glied am geheimnisvollen Leib Christi, der Kirche, zusätzlich zum aktiven Stellvertreter des Hauptes, Jesus selbst; und vom allgemeinen Priester, der sich das von anderen vergegenwärtigte und dargebrachte Opfer Christi zu eigen machen kann, ist er zusätzlich zum amtlichen Priester geworden, der dieses Opfer selbst vergegenwärtigt und darbringt. 

„Zusätzlich“, das will sagen: Er ist geblieben, was er vorher war, und hat doch sozusagen eine neue Qualität erhalten. Als Mensch und katholischer Christ ist er weiterhin auf das Wirken Gottes in der Kirche durch andere Priester angewiesen. So kann er sich beispielsweise weder selbst von seinen Sünden lossprechen noch sich selbst die letzte Ölung spenden. Aber er kann diese Sakramente nun selbst anderen spenden; und er kann in geheimnisvoller Personeinheit mit Christus dessen heiliges Opfer vergegenwärtigen und im Namen der ganzen Kirche Gott darbringen. Und das konnte er vor einigen Monaten noch nicht. 

Liebe Gläubige, das alles ist so schrecklich leicht und schnell dahingesagt. Aber wenn wir es näher bedenken, am besten: betend betrachten, dann kommen wir wohl aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Ja, „Großes hat an ihm getan der Mächtige, und heilig ist Sein Name!“ 

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Und ganz ähnlich verhält es sich mit der heiligen Messe, insbesondere der heiligen Wandlung: Wo unsere körperlichen Augen nichts zu sehen bekommen als ein irdisches Geschehen, einen jungen Mann, umgeben von einigen anderen, der am Altar verschiedene Gebete verrichtet und Handlungen vornimmt, da öffnet sich unsichtbar und doch wirklich der Himmel in seiner ganzen, überwältigenden Herrlichkeit. 

Wo wir bloß eine gewisse Anzahl anderer uns teils bekannter, teils unbekannter Menschen um uns erblicken, da treten in Wahrheit die unermeßlichen Scharen der himmlischen Geister und der Heiligen in ihrer atemberaubenden Vielfalt hinzu. 

Wo wir nur zuerst eine weiße Hostie, dann einen Kelch sehen, die vom Priester emporgehoben werden, da wird unter uns doch Jesus Christus gegenwärtig mit Gottheit und Menschheit, mit Leib und Seele, mit Fleisch und Blut, wahrhaft, wirklich und wesentlich, und aus dem geöffneten Herzen Seines verklärten Leibes fließt der Strom des Erbarmens, Sein unendlich kostbares Blut, hervor.

Und wo unsere leiblichen Ohren nichts vernehmen als vielleicht einige geflüsterte Worte, das Läuten der Glocke und das Rauschen der Gewänder (ja, man sollte ganz still sein in diesem Moment!), da ertönt in Wirklichkeit wiederum wie damals die Stimme des Vaters: Das ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich Mein Wohlgefallen habe, - und die Stimme des Sohnes selbst: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun, und: Mich dürstet (nämlich nach Dir!), und: Siehe da, Deine Mutter, und: Es ist vollbracht, und: Vater, in Deine Hände lege Ich Meinen Geist, - und da ertönt wohl auch das Geschrei der teuflischen Mächte, die sich mit Heulen und Zähneknirschen von ihrem Besieger abwenden, und das Seufzen der Armen Seelen im Fegefeuer, die nach dem erlösenden Blut des Herrn verlangen, und der Klang der Myriaden von Engeln und Heiligen, die vor dem geopferten Lamm das Neue Lied singen. 

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Liebe Gläubige, ist in der Heiligen Messe, ist in dieser Primiz „etwas los“? Ach, es könnte in Wahrheit nirgendwo so viel geschehen wie in dem Augenblick der Wesenverwandlung, des Opfers. Denn wo wir, menschlich betrachtet, nichts sehen und nichts hören als Irdisches, da eröffnet uns der Glaube Auge und Ohr, und wir nehmen eine überirdische Wirklichkeit wahr, die unsere höchsten und kühnsten Vorstellungen um Unendliches überragt. Aber, das sei deutlich gesagt: Es öffnet uns nur der Glaube den Zugang zu alledem. Nur eine Pforte führt hinein in dieses größte aller Geschehen: die Pforte der göttlichen Offenbarung. Und der Schlüssel zu dieser Pforte ist der katholische Glaube.

Ohne Schlüssel gelangen wir also nicht hinein. Wir könnten der heiligen Messe ohne den Schlüssel vielleicht eine kulturelle und ästhetische Wertschätzung wie einer gelungenen Neuinszenierung eines großen Theaterstücks entgegenbringen. Wir könnten eine gewisse Ehrfurcht verspüren wie ein europäischer Tourist vor dem hingebungsvoll zelebrierten Kult eines afrikanischen Stammes. Aber die heilige Messe selbst bliebe uns ohne den Schlüssel des Glaubens doch ein Buch mit Sieben Siegeln. 

Und das nicht bloß ohne den Schlüssel, sondern auch mit einem falschen oder verfälschten Schlüssel. Wenn einige Zinken fehlen oder verbogen sind, gibt das Schloß einfach nicht nach. Und wenn der katholische Glaube in einer mangelhaften oder verbogenen Gestalt vorliegt, dann öffnet sich die Tür zum mysterium fidei eben nicht. 

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Liebe Gläubige, hier genau liegt das Verheerende der innerkirchlichen Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Die Meister vom Schlüsseldienst haben vielfach dabei zugeschaut, wie man den Gläubigen ihren Schlüssel des Glaubens im Namen der Liebe verbog, im Namen der Wissenschaft zerstörte oder im Namen der Freiheit sogar völlig wegzuwerfen riet. Und jetzt stimmen die, die wachen sollten - wenigstens teilweise - in das Klagelied über die schweren Schäden an, die entstanden sind, besonders über den Rückgang des Meßbesuches. 

Als ob es für die Menschen ohne die Klarheit des katholischen Glaubens besonders attraktiv sein könnte an der - oft noch entsakralisierten - Sonntagsmesse teilzunehmen! Muß man nicht volles Verständnis für die Scharen katholisch getaufter Sonntagslangschläfer haben angesichts der Misere in der Glaubensunterweisung? Nein, es macht wirklich nicht gerade Spaß, ohne passenden Schlüssel vor einer verschlossenen Tür zu stehen. Ebenso freudlos ist ein Absitzen der heiligen Messe für den, der nicht mehr im Glauben um ihre Inhalte weiß. Wenn man vor der Tür steht und nicht hinein kann, dann will man auch bald nicht mehr hinein und geht eben ganz weg. 

Lieber Neupriester, Du weißt, was in dieser Beziehung zu tun ist! In dem Maße Du als geweihter Priester nun noch größeren Anteil hast an dem so wichtigen Schlüsseldienst des Glaubens, gelten Dir die Worte des Apostels: „Verkünde das Wort, tritt auf, sei es gelegen oder ungelegen, rüge, ermahne, weise zurecht in aller Geduld und Lehrweisheit; denn es kommen Zeiten (ach, sie sind schon lange gekommen!), da man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich zum Ohrenkitzel nach eigenen Gelüsten Lehrer beschafft. Von der Wahrheit aber wird man das Ohr abwenden und sich Fabeleien zuwenden.“ Diesen Fabeleien wirst Du begegnen durch eine erleuchtete und kraftvolle Verkündigung der Wahrheit des mysterium fidei, dessen sind wir gewiß. 

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Liebe Gläubige, nur mit dem Schlüssel unseres katholischen Glaubens haben wir Zugang zum Verständnis des katholischen Priesters und zum Heiligtum des Meßopfers. Was den Außenstehenden als rückständiger Aberglaube, mit dem ein aufgeklärter Mensch nichts mehr anzufangen weiß, erscheint, als hinterweltlerisches Getue, als folkloristisches Spektakel ohne ernsthaften Anspruch an ernsthafte Menschen, - das ist den Gläubigen das Alpha und Omega, Inbegriff göttlicher Wahrheit und Liebe. 

Und deshalb danken die Gläubigen Jesus für die Einsetzung des Priestertums. Sie nehmen mit ganzem Herzen an den Feierlichkeiten der Priesterweihe teil. Sie erbitten vom Neupriester den so kostbaren Erstlingssegen und küssen seine frischgesalbten Hände, gesalbt, um den Sohn Gottes zu berühren, zu umfassen, als Opfergabe zum Himmel emporzuheben und als himmlische Speise den Gläubigen zu reichen. 

Auf diese Weise entsteht ein enger Zusammenschluß zwischen den Gläubigen und ihren Priestern. Es ist eine Vertrautheit und Liebe, die wiederum nicht vom rein Menschlichen ihren Ausgang nimmt, sondern im Glauben wurzelt. Je tiefer und lebendiger der Glaube, desto inniger das Band, das den Priester und das Kirchenvolk, den Priester und jeden einzelnen Gläubigen umschlingt. 

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Und trotzdem muß auch die andere Seite der Wirklichkeit gesehen werden. So sehr der Neupriester hier und heute die Anteilnahme des Kirchenvolkes erfährt, so sehr er sich über die wundervolle Verbundenheit freut, - so sehr bleibt er doch im tiefsten auch allein. Ja, seit gestern ist seine Einsamkeit bis zu einem Grad angewachsen, der auf dieser Welt nicht seinesgleichen hat. 

Weshalb? Weil er das, was mit ihm geschehen ist, und das, was er heute und morgen und tagtäglich vollzieht, letztlich keinem Menschen mitteilen und so mit niemandem teilen kann. Nicht einmal er selbst begreift ja dieses mysterium fidei, das in seiner Seele seit gestern besteht. Es ist für den Priester selbst viel zu hoch, als daß er es durchschauen könnte. War er sich als Geschöpf und Kind Gottes schon vorher selbst ein Geheimnis, jetzt ist er es noch viel mehr. Und was sich gleich unter seinen Händen ereignen wird, wie vermöchte er das zu erfassen, geschweige denn wirklich auszusprechen?

Ob sich die Wandlung der eucharistischen Gaben für den Zelebranten in erfahrbarer Wundermacht offenbart oder - was vermutlich ein ganzes Leben lang so sein wird - mit dunklem, vielleicht manchmal jeden Gefühls entblößtem Glauben erlebt wird: In beiden Fällen reichen doch keine menschlichen Worte hin, um es einem anderen Menschen auch nur halbwegs mitteilen zu können.

Zwar hat Jesus im Moment Seines Todes den Tempelvorhang zerrissen, so daß wir nun alle durch Sein Blut Zugang zum Allerheiligsten haben und daher den Priester auf Seinem Weg zum Altar Gottes betend und mitopfernd begleiten. Und doch ist er in anderer Hinsicht auch wieder einsam und allein. Einsam und allein wie Moses, der, das Volk zurücklassend, in das Wolkendunkel des Gottesberges aufstieg. Einsam und allein wie der Hohepriester des Alten Bundes, der einmal im Jahr die Schwelle überschritt, die das Heilige vom Allerheiligsten trennte. Einsam und allein wie Zacharias, der Vater des Täufers, da ihm im Tempel die Botschaft vom heiligen Erzengel Gabriel überbracht wurde: Als er wieder herauskam, vermochte er niemandem von dem Geschauten Kunde zu überbringen, denn er war stumm geworden. Hier aber, liebe Gläubige - hier ist unendlich viel mehr als nur ein Engel Gottes! 

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Lieber Neupriester, in einem dunklen, verschwiegenen Raum, in der stillen Nacht des Glaubens, geschieht das Größte, das auf Erden geschehen kann. Würdest Du dieses auch nur ein einziges Mal gläubig und würdig vollziehen, Dein ganzer langer Weg zum heiligen Priestertum, alle Verzichte und Entbehrungen, hätten sich überreich gelohnt. 

Und doch wirst Du diese Freude letztlich mit keinem Menschen hier auf Erden je teilen können. Selbst wenn Deine nächsten Verwandten, Vater und Mutter und Geschwister, die weite Reise nach Europa auf sich genommen hätten: Du stündest doch als ein Einsamer unter dem Kreuz, dem Lebensbaum, der bei der heiligen Wandlung aus Deinen Händen hervorwächst. Diese Einsamkeit muß der Priester aushalten. Er darf vor ihr nicht flüchten in äußere Geschäftigkeiten, nicht in Liebhabereien und Liebeleien, wie es so häufig geschieht. 

Nur einen Menschen gibt es, der ein Höchstmaß an Verstehen für das Tun des Priesters hat. Es ist diejenige, die den Herrn der Welt im heutigen Festgeheimnis als die neue Bundeslade zu Elisabeth getragen hat - und Johannes der Täufer begann im Schoß seiner Mutter sich zu regen und vor Ihm zu tanzen wie einst König David in heiliger Entzückung vor der Lade des alten Bundes. Und es ist die, von der der Herr auch gleich bei der Vergegenwärtigung Seines Opfers vom Kreuz herab zum Priester spricht: Siehe da, Deine Mutter, - und zu der Er, auf den Zelebranten weisend, sagt: Siehe da, Dein Sohn. Diese Mutter, lieber Primiziant, wird Dir heute ganz neu geschenkt. Schenke auch Du Dich ihr ganz neu! 

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Liebe Gläubige, was ist denn bei dieser Feier los? Welche Tricks müssen wir uns einfallen lassen, um die Menschen bei der Stange zu halten? Welche Meßgestaltung ist auf- und anregend genug, um dem modernen Menschen etwas zu sagen?

Angesichts des mysterium fidei wird uns klar, wie verfehlt solche Fragestellungen bereits in ihrem Ansatz sind. Man kann an das Werk Gottes nicht die Meßlatte des Trends ansetzen. Die heilige Messe entzieht sich jeder Bewertung durch die Tagesmeinung. Sie stellt alle Ansprüche an uns und nicht wir an sie.

Nur den einen Anspruch freilich dürfen wir - zwar nicht an die heilige Messe selbst, aber doch an ihre Form - stellen: Daß in ihr das Geheimnis des Glaubens, das Opfer unseres Herrn Jesus Christus, zum Ausdruck komme. Und daß deutlich werde: Der Priester hat hier nicht die Gemeinde mit fröhlichem Gesicht und gutgelaunten Einfällen zu unterhalten, sondern hat für die Versammelten (wie der Hebräerbrief sagt) in das nicht von Menschenhand gemachte Heiligtum Gottes einzutreten, um ihnen eine ewige Erlösung zu erwirken. 

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Lieber Neupriester, dies zu tun, hast Du Dich für die überlieferte, unangepaßte Form der heiligen Messe entschieden. Und Du hast eine gute, hast die beste Wahl getroffen. Aus dieser Liturgie leuchtet das mysterium fidei in ungebrochener Strahlkraft hervor. Viele Menschen, die im echten, katholischen Glauben an das heilige Opfermysterium stehen und folglich auf alle äußere Aktualisierung und Interessantmachung getrost verzichten können, haben in ihr die kostbare Perle gefunden, für die es sich lohnt, vieles, ja alles hinzugeben. 

Gemeinsam mit den Gläubigen, die zu Deiner ersten heiligen Messe gekommen sind, bete ich heute, daß diese traditionelle Meßliturgie, die Meßliturgie Deiner Primiz, auch die Deiner letzten und aller (hoffentlich möglichst vieler) heiligen Messen sei, die Du zwischen der ersten und der letzten zelebrieren darfst. 

Und nun trete gläubigen und glühenden Herzens hin zum Altar und bringe das reine, makellose und heilige Opfer des Neuen und Ewigen Bundes dar, das mysterium fidei zum Lob und Ruhm des Namens Gottes, zum Segen für uns und die ganze heilige Kirche! Amen


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Samstag, 4. Oktober 2014

Franz von Assisi und die Würde eines Priesters

Die üblichen Anreden der Priester mit 'Hochwürden' oder in England 'Vater' sind Ausdruck der Ehrfurcht vor dem Priester als Träger und Inhaber göttlicher Gewalten. Sie sind unabhängig von der persönlichen Heiligkeit des Priesters. Vorbild mögen hier sein jene Heiligen, die aus Ehrfurcht vor dem geistlichen Stand die Priesterwürde abgelehnt haben, wie einer der größten Heiligen aller Zeiten, Franz von Assisi, der sich nur zum Diakon weihen ließ. Gleichwohl wusste er sehr zu trennen zwischen Amt und Person.

Es ist überliefert, dass er einmal in einen Ort kam, in dem die Sekte der hochmütigen Katharer ihr Unwesen trieb. Unter der Volksmenge befand sich auch der Seelsorger des Ortes; er stand in keinem guten Ruf. Als die Irrlehrer auf diesen Pfarrer hinwiesen und den Heiligen zu einem Verwerfungsurteil über ihn drängen wollten, trat Franz auf den Verblüfften zu, kniete sich vor ihm nieder und küsste ihm die Hände mit den Worten: "Ich weiß nicht, ob diese  Hände unrein sind; aber das weiß ich, sie haben meinen Herrn berührt."

Die Ehrfurcht des Laien vor dem Priester gründet nicht in dessen  subjektiver Heiligkeit, die freilich wünschenswert und strenge Forderung der Kirche ist, sondern wesentlich in seiner objektiven Heiligkeit und Würde als Stellvertreter Christi.


aus Franz Jehle: Reich der Himmel - Idee und Gestalt der Mutter Kirche; Patria-Verlag Bad Ischl; AD 1949, S. 122

Heiliger Franz von Assisi,
bitte für uns!


Bild: Szenen aus dem Leben des hl. Franziskus von Assisi; wikimedia commons

Mittwoch, 1. Oktober 2014

10 Neue in Wigratzbad



Die Priesterbruderschaft St. Petrus kann dieser Tage zehn neue Seminaristen in ihren Reihen begrüßen. Die jungen Männer entschieden sich, ihr Studium im internationalen Priesterseminar St. Petrus in Wigratzbad (Allgäu) zu beginnen und sich dort auf das Priestertum vorzubereiten. Dazu werden sie zunächst ein Spiritualitätsjahr absolvieren, in dem sie das besondere Charisma der Petrusbruderschaft kennen lernen, sich mit den Gegebenheiten des Seminarlebens vertraut machen und ihre Berufung zu diesem ganz speziellen Weg in der Kirche prüfen können.

Die neuen Seminaristen sind - wie in Wigratzbad üblich - in zwei Sprachgruppen eingeteilt: die deutschsprachige und die französischsprachige. Die sonst stets größere Abteilung der francophonen Seminaristen besteht in diesem Jahr aus nur drei Studenten: einem Franzosen, einem Belgier und einem Libanesen. In der deutschsprachigen Gruppe sind drei Deutsche, zwei Österreicher, ein Pole sowie ein Tscheche. Das Eintrittsalter der "Neuen" liegt bei einem Durchschnittsalter von 24 Jahren zwischen 19 und 30 Jahren.

Mögen viele hochherzige junge Menschen den Ruf Gottes verspüren, sich in die nähere Nachfolge Christi zu begeben und sich selbstlos für das Reich unseres Herrn Jesus Christus und das Heil der Seelen einzusetzen.

Mögen die neuen Seminaristen den Willen Gottes für ihren Lebensweg erkennen und ihn beharrlich in der Unterscheidung der Geister und gegen alle Widerstände zu Ende gehen. 


Herr schenke uns Priester!
Herr schenke uns heilige Priester!
Herr, schenke uns viele heilige Priester!
Herr, schenke uns viele heilige Ordensberufungen!

Weitere Informationen über die Fraternitas Sacerdotalis Sancti Petri (FSSP):


Bild: Wigratzbader Seminaristen bei der Fronleichnamsprozession 2012, © FW

Dienstag, 5. August 2014

Zur Erinnerung: Die außerordentlichen Aufgaben der gläubigen Laien

146. Das amtliche Priestertum kann in keiner Weise ersetzt werden. Wenn nämlich eine Gemeinschaft keinen Priester hat, fehlt ihr der Dienst der sakramentalen Funktion Christi, des Hauptes und Hirten, der wesentlich zum Leben der Gemeinschaft gehört.(1) Denn «Zelebrant, der in persona Christi das Sakrament der Eucharistie zu vollziehen vermag, ist nur der gültig geweihte Priester».(2)

147. Wo es aber eine Notlage der Kirche erfordert, können, falls geistliche Amtsträger fehlen, christgläubige Laien nach Maßgabe des Rechts gewisse liturgische Aufgaben erfüllen.(3) Diese Gläubigen werden gerufen und beauftragt, bestimmte Aufgaben von größerer oder kleinerer Bedeutung, gestärkt durch die Gnade des Herrn, zu verrichten. Schon viele christgläubige Laien haben diesen Dienst hingebungsvoll erfüllt und erfüllen ihn weiterhin, vor allem in den Missionsgebieten, dort wo die Kirche noch wenig verwurzelt ist oder wo sie sich in Situationen der Verfolgung befindet,(4) aber auch in anderen Gebieten, die vom Mangel an Priestern und Diakonen betroffen sind.

148. Von besonderer Bedeutung ist die Einrichtung der Katechisten, die mit großem Einsatz einen einzigartigen und unbedingt notwendigen Beitrag zur Ausbreitung des Glaubens und der Kirche geleistet haben und leisten.(5)

149. In einigen Diözesen antiker Evangelisierung sind in jüngster Zeit christgläubige Laien zu sogenannten «Pastoralassistenten» beauftragt worden, unter denen sehr viele zweifellos dem Wohl der Kirche dienen, indem sie die pastorale Tätigkeit des Bischofs, der Priester und der Diakone unterstützen. Man soll sich jedoch davor hüten, das Profil dieser Aufgabe zu sehr der Gestalt des pastoralen Dienstes der Kleriker anzugleichen. Es ist deshalb dafür Sorge zu tragen, daß die «Pastoralassistenten» sich nicht die Aufgaben aneignen, die zum eigentlichen Dienst der geistlichen Amtsträger gehören.

150. Die Tätigkeit des Pastoralassistenten soll darauf ausgerichtet sein, den Dienst der Priester und der Diakone zu unterstützen, Berufungen zum Priestertum und zum Diakonat zu wecken und die christgläubigen Laien nach Maßgabe des Rechts in jeder Gemeinschaft auf die vielfältigen liturgischen Aufgaben gemäß der Vielfalt der Charismen gewissenhaft vorzubereiten.

151. Nur im Fall einer echten Notlage darf in der Feier der Liturgie auf die Hilfe außerordentlicher Diener zurückgegriffen werden. Diese Hilfe ist nämlich nicht vorgesehen, um eine vollere Teilnahme der Laien zu gewähren, sondern sie ist von ihrem Wesen her eine ergänzende und vorläufige Hilfe.(6) Wo man also wegen einer Notlage auf die Aufgaben außerordentlicher Diener zurückgreift, soll man die besonderen, beharrlichen Bitten vermehren, daß der Herr bald einen Priester zum Dienst in der Gemeinde sende und reichlich Berufungen zu den heiligen Weihen wecke.(7)

152. Diese nur ergänzenden Aufgaben dürfen aber nicht zum Anlaß einer Verfälschung des priesterlichen Dienstamtes werden, so daß die Priester die heilige Messe für das ihnen anvertraute Volk, den Einsatz für die Kranken und die Sorge, Kinder zu taufen, den Eheschließungen zu assistieren und christliche Beerdigungen zu halten, vernachlässigen; diese Aufgaben kommen nämlich in erster Linie den Priestern zu, denen die Diakone helfen. Daher darf es nicht geschehen, daß die Priester in den Pfarreien unterschiedslos die Aufgaben im pastoralen Dienst mit Diakonen oder Laien austauschen und so die Eigentümlichkeit jedes einzelnen durcheinanderbringen.

153. Außerdem ist es den Laien nicht erlaubt, Aufgaben oder Gewänder des Diakons oder des Priesters oder andere diesen ähnliche Gewänder zu übernehmen. 


(1) Vgl. Kongr. für den Klerus und andere, Instr. Ecclesiae de mysterio, Theologische Prinzipien, Nr. 3: AAS 89 (1997) 859.
(2) Codex Iuris Canonici, can. 900 § 1; vgl. IV. Ökum. Laterankonzil (11.-30. November 1215), Kap. 1: DS 802, Papst Klemens VI., Ep. ad Mekhitar, Catholicon Armeniorum Super quibusdam (29. September 1351): DS 1084; Ökum. Konzil v. Trient, Sessio XXIII (15. Juli 1563), Lehre und Kanones über das Sakrament der Weihe, Kap. 4: DS 1767-1770; Papst Pius XII., Enzykl. Mediator Dei: AAS 39 (1947) 553.
(3) Vgl. Codex Iuris Canonici, can. 230 § 3; Papst Johannes Paul II., Ansprache beim Symposium «über die Mitarbeit der Laien am pastoralen Dienst der Priester » (22. April 1994), Nr. 2: L'Osservatore Romano (23. April 1994); Kongr. für den Klerus und andere, Instr. Ecclesiae de mysterio, Vorwort: AAS 89 (1997) 852-856.
(4) Vgl. Papst Johannes Paul II., Enzykl. Redemptoris missio, Nrn. 53-54: AAS 83 (1991) 300-302; Kongr. für den Klerus und andere, Instr. Ecclesiae de mysterio, Vorwort: AAS 89 (1997) 852-856.
(5) Vgl. II. Vat. Ökum. Konzil, Dekr. über die Missionstätigkeit der Kirche Ad gentes (7. Dezember 1965), Nr. 17; Papst Johannes Paul II., Enzykl. Redemptoris missio, Nr. 73: AAS 83 (1991) 321.
(6)Vgl. Kongr. für den Klerus und andere, Instr. Ecclesiae de mysterio, Praktische Verfügungen, Art. 8 § 2: AAS 89 (1997) 872.
(7) Vgl. Papst Johannes Paul II., Enzykl. Ecclesia de Eucharistia, Nr. 32: AAS 95 (2003) 455.


Instruktion "Redemptionis sacramentum" - über einige Dinge bezüglich der heiligsten Eucharistie,
die einzuhalten und zu vermeiden sind - vom 25.03.2004



Was ist aus diesen Grundsätzen de facto geworden? 
Vgl. dazu:


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Montag, 4. August 2014

Über die Beichte: "Es tut mir leid, dass es mir nicht leid tut." - Eine geniale Idee?

Der Augsburger Theologe Peter Christoph Düren schreibt in seiner kleinen Sakramentenlehre "Christus in heiligen Zeichen" über das Bußsakrament unter anderem Folgendes:

Was ist zu einer gültigen Beichte erforderlich? (1)
Eine Beichte besteht aus drei "Leistungen" des Beichtenden (Marterie des Sakramentes):
  • Reue (einschließlich Gewissenserforschung)
  • Bekenntnis
  • Genugtuung (einschließlich Vorsatz)
und der Lossprechung des Priesters (Form des Sakramentes)

Was versteht man unter Reue?
Voraussetzung für die Reue ist die richtige und klare Bildung des Gewissens. Der Papst sagt: "Niemand gelangt zu wahrer und echter Buße, wenn er nicht einsieht, dass die Sünde der sittlichen Norm widerspricht, die seinem innersten Wesen eingestiftet ist" (2). Das heißt: Grundlage für die Reue ist erst einmal ein "schlechtes Gewissen", also die Erkenntnis gesündigt zu haben.

Wer sein schlechtes Gewissen nicht verdrängt, kann Reue erwecken. Die Reue muss nicht immer in Heulen und Zähneknirschen bestehen, sondern ist einfach "die klare und entschiedene Verwerfung der begangenen Sünde zusammen mit dem Vorsatz, sie nicht mehr zu begehen". (3)

Worin besteht das Bekenntnis der Sünden?
Das Bekenntnis besteht nicht nur im Aussprechen von Schuld, sozusagen als "Versuch psychologischer Selbstbefreiung" (4), sondern ist eine demütige und nüchterne Geste, in der sich der Pönitent selbst anklagt und sich als Sünder bekennt. Der einzelne wird in der Beichte als Person mit seiner je eigenen Schuld ernst genommen. Er stellt sich im Bußsakrament als unvertretbar einzelner Sünder mit dem Bekenntnis seiner persönlichen Schuld vor den barmherzigen und vergebenden Gott.

Der Priester übernimmt hier die Aufgabe eines Richters und Arztes, das heißt, er urteilt über die Echtheit der Reue und versucht, die Ursache der Sünde zu beheben.

Zur Vergebung der schweren Sünden ist ein Bekenntnis nach Art und Zahl notwendig. Die lässlichen Sünden müssen nicht alle einzeln gebeichtet werden. (5) Wenn jemand im Zweifel ist, ob es sich bei einer Tat um eine Todsünde handelt, muss er diese als "Zweifelhafte Todsünde" bekennen und dem Beichtvater das Urteil überlassen. (6)

Für jede Sünde ist ein einzelner Mensch verantwortlich, der in seiner Reue unvertretbar ist. Daher kann die Vergebung auch nur dem einzelnen zugesprochen werden, der sich aus der Anonymität der Gruppe herauslöst und sich zu seiner individuellen Schuld bekennt.

Was geschieht bei der Lossprechung?
Wenn der Priester keinen Zweifel an der Reue des Beichtenden hat, darf er die Lossprechung weder verweigern noch aufschieben. (7)

Im Augenblick der Lossprechung geschieht Sündenvergebung: "Die sakramentale Formel 'Ich spreche dich los...' sowie die Auflegung der Hände und das Zeichen des Kreuzes über den Beichtenden zeigen an, dass der reuige und bekehrte Sünder in diesem Augenblick der Macht und dem Erbarmen Gottes begegnet." (8) In diesem Augenblick ereignet sich die "Auferstehung" des Sünders vom "geistlichen Tod", in dem jede Sünde vergeben und ausgelöscht wird durch das geheimnisvolle Eingreifen des Erlösers" (9).


(1)  Vgl. Konzil von Trient, Buße, 4. Lehrsatz, in: NR 666, DS 1704; dass., Buße, 3.-6. und 8. Kapitel, in : Nr 647-654, 656-658, DS 1673-1685, 1689-1690; Gottesdienstkongregation, Ordnung der Buße, in ED'IL 3178
(2)  Johannes Paul II., RP 31, III, in ApSt 60,S. 64; vgl. Röm 2,12-16
(3)  Johannes Paul II., RP 31, III, in ApSt 60,S. 64
(4)  Johannes Paul II., RP 31, III, in ApSt 60,S. 64
(5)  vgl. CIC can. 988
(6)  vgl. Thomas von Aquin, S. th.suppl.q.6, art.4 ad 3
(7)  vgl CIC can. 980
(8)  Johannes Paul II., RP 31, III, in ApSt 60,S. 66
(9)  ebd.


aus: Peter Christoph Düren, Christus in heiligen Zeichen - Eine kleine Sakramentenlehre; EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien; AD 1990; S. 98-101 (s. Quellen)

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Soweit das Zitat von Peter Ch. Düren.
Aus dem oben Angeführten geht klar hervor, dass im Falle eines zivil geschiedenen und wiederverheirateten Gläubigen, der nicht den Vorsatz hat, sich künftig des Konkubinates mit dem zweiten (zivil angeheirateten) Partner zu enthalten, wegen fehlender Reue und/ oder wegen fehlendem guten Vorsatz (das Konkubinat aufzugeben) keine Absolution erteilt werden kann. Der Pönitent ist nicht bereit, sich den Geboten Gottes zu unterstellen (Du sollst nicht ehebrechen) und folglich ist er auch nicht dazu bereit, Vergebung anzunehmen.

Es ist auch keine Lösung, wenn ein Beichtvater (z. B.) zivil wiederverheiratete Geschiedene zum Sakrament der Buße einlädt, mit der Begründung, es täte ihnen doch sicher leid, dass sie ihre Situation nicht ändern könnten (eigentlich doch eher: nicht ändern wollen), das aber wäre schon ausreichend als Reue, und schließlich seien sie doch bereit, dafür Buße zu tun. Es geht jedoch nicht darum, irgendetwas zu bereuen (etwas anderes als diese konkrete Sünde), sondern es geht einzig um die Anerkennung der Schuld und des Übertretens von Gottes Gebot in dieser konkreten Sache (z. B. der Ehebruch gegenüber dem rechtmäßigen Ehepartner).

Hierbei muss nochmals unterschieden werden, ob der Beichtende Einsicht zeigt, ob er die Verstöße gegen Gottes Gebote bedauert und bereut, aber sich aus Schwachheit unfähig sieht, die Sünde zukünftig zu vermeiden, oder ob er sagt, ihm tue die Sünde garnicht leid, im Gegenteil, er stehe dazu und könne deshalb nicht bereuen - was ihm aber leid täte... Eine Sünde, die nicht bereut wird, wird auch nicht vergeben.

Oben genannte (Schein-)"Lösung"  ist ein großes Missverständnis und führt zum Missbrauch bzw. zur Ungültigkeit der Beichte, mit der Folge, dass der Pönitent sich einer falschen Heilsgewissheit hingibt und möglicherweise weitere Sakrilegien, z. B. unwürdige Kommunionen, begeht und somit neue Schuld auf sich lädt. Ein Großteil der Schuld - auch für die Verwirrung der Gläubigen - wird dabei aber den Priestern und Verantwortlichen in der Kirche zugeordnet werden müssen.

Von Luigi Giussani, dem Gründer von Communione et Liberatione, sind Aufzeichnungen aus dem Jahre 1967 überliefert und noch immer im Umlauf, in denen er, über das Bußsakrament sprechend, an eine Erzählung aus dem Roman "Keiner kommt zu kurz" von Bruce Marshall erinnert:
"Erinnert euch an jene Episode bei Bruce Marshall, die ich immer an dieser Stelle zitiere. Es ist eine sehr scharfsinnige Erzählung von einer letzten Klarheit, wie ich meine. Abbé Gaston, der Protagonist des Buchs Keiner kommt zu kurz, muss einem Deutschen die Beichte abnehmen, den die französischen Partisanen gefangen genommen haben und der hingerichtet werden soll. Da er katholisch ist und am ganzen Leib zittert, erlauben die Partisanen, obwohl sie Kommunisten sind, dass er beichtet. Abbé Gaston sagt zu ihm: "Mein Junge, beichte gut, denn du musst gleich sterben. Was also waren deine Sünden?" Und jener sagt natürlich: "Die Frauen". "Dann wirst du jetzt also bereuen, weil du vor dem Gericht Gottes erscheinen musst." Und jener sagt ganz verlegen: "Wie soll ich das bereuen? Es hat mir gefallen. Wenn ich die Gelegenheit dazu hätte, würde ich es auch jetzt machen. Wie soll ich es da bereuen?" Da kommt dem Abbé Gaston, der ganz besorgt ist, da er diese Person nicht ins Paradies zu befördern vermag, eine geniale Idee: "Aber tut es dir Leid, dass es dir nicht Leid tut?" Und jener sagt ganz spontan: "Ja, es tut mir Leid, dass es mir nicht Leid tut." Dies ist der letzte Rest an Wahrheit in jenem Individuum, es ist die Anerkennung des Wahren." (Quelle: CL)

Nein, es handelt sich hier nicht um eine scharfsinnige Erzählung sondern um eine mit Humor und Schlitzohrigkeit. Es handelt sich nicht um eine Erzählung, die ernstzunehmen wäre oder gar als vorbildliche Fallerörterung für die Moraltheologie taugen würde. Man täte dem Autor Marshall wohl Unrecht, wollte man seine humorigen Beobachtungen, die manchmal nicht mehr als Scheinheiligkeit der Frommen entdecken können, als gelungene Bewältigung der Auseinandersetzung mit den alltäglichen Herausforderungen im Glauben interpretieren wollte.

Hat sich Kardinal Walter Kasper aber möglicherweise genau diese Sichtweise zu eigen gemacht? Wie sonst wäre zu verstehen, dass er zivil wiederverheiratete Geschiedene zum Bußsakrament zulassen will - obwohl sie keine Einsicht zeigen und die Missachtung von Gottes Geboten - aus welchen Gründen auch immer - nicht bereuen können bzw. nicht bereuen wollen?



Hl. Pfarrer von Ars, bitte für uns!

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Mittwoch, 16. Juli 2014

Kardinal Brandmüller schreibt offenen Brief an Eugenio Scalfari

Auf Anregung des unabhängigen katholischen Nachrichtenportals kath.net hat der emeritierte Kirchengeschichtler Walter Kardinal Brandmüller an Eugenio Scalfari einen offenen Brief gerichtet, mit dem er Stellung zu angeblichen (und umgehend vom Vatikan dementierten) Äußerungen von Papst Franziskus bezüglich des Zölibats bezieht, die Scalfari am 13. Juli 2014 veröffentlicht hatte. Papst Franziskus soll laut Scalfari behauptet haben, der Zölibat sei erst im 10. Jahrhundert entstanden, "900 Jahre nach dem Tod unseres Herrn". Es sei ihm ein Anliegen, so Brandmüller, ihm, Scalfari, den gegenwärtigen Stand der Forschung zur Kenntnis zu bringen.

So fasst Brandmüller in dem Brief an Scalfari die gesamte Geschichte des Klerikerzölibats zusammen und zeigt auf, wie sich aus apostolischer Tradition der Priesterzölibat herleitet und seit Aposteltagen bis heute von der Kirche hochgeschätzt und für die an der Sendung Christi Teilhabenden obligat ist.

Kardinal Brandmüller:
Da nun die Evangelien zwischen 40 und 70 p. C. entstanden sind, hätten ihre Verfasser sich selbst in schlechtes Licht gestellt, wenn sie Jesus Worte in den Mund gelegt hätten, denen ihr eigenes Leben nicht entsprochen hätte. Jesus verlangt also von jenen, denen er Anteil an seiner Sendung gibt, dass sie sich auch seine Lebensform zueigen machen. (...)
Die ursprüngliche Form des Zölibats bestand also darin, dass ein zum Priester bzw. Bischof Geweihter wohl das Familienleben, nicht aber die eheliche Gemeinschaft fortsetzte. Dem entsprach es, dass mit Vorzug ältere Männer geweiht wurden.

Dass dies alte, geheiligte, auf die Apostel zurückgehende Überlieferung war, bezeugen die Werke kirchlicher Schriftsteller wie Clemens von Alexandrien und der Nordafrikaner Tertullian, die um das Jahr 200 lebten. Davon abgesehen wird die Hochschätzung der Enthaltsamkeit durch die Christen insgesamt durch eine Reihe von erbaulichen Romanen über die Apostel bezeugt – es sind die sogenannten apokryphen Apostelakten, die noch im 2. Jahrhundert enstanden sind und weit verbreitet waren.

Die Geschichte zeige, so Kardinal Brandmüller, dass eine Infragestellung der Ehelosigkleit um des Himmelreiches willen und andere Zeichen des kirchlichen Niedergangs korrelierten:
Es ist bemerkenswert, dass Infragestellung und Missachtung des Zölibats in der Vergangenheit stets mit anderen Symptomen kirchlichen Verfalls Hand in Hand gegangen ist, während Zeiten religiöser Blüte und kulturellen Aufschwungs durch gewissenhafte Beobachtung des Zölibats gekennzeichnet waren. Aus dieser historischen Beobachtung die Konsequenzen für unsere gegenwärtige Krisensituation zu ziehen, ist nicht schwer.

Brandmüller geht dabei auch auf die Praxis der Ostkirchen ein, Priestern, die vor Empfang ihrer Weihe  geheiratet haben, die Fortführung der Ehe zu gestatten und auch auf die Ausnahmen der lateinischen (West-) Kirche, die um der Einheit willen und in Anbetracht des Glaubensweges der heimkehrenden Gläubigen zugelassen werden, so z. B. bei verheirateten protestantischen Pastoren oder anglikanischen Geistlichen, die zur katholischen Kirche konvertieren mit dem Wunsch, in den geistlichen Stand treten zu dürfen.

Brandmüller zum Entstehen der orthodoxen Praxis:
Dazu ist zunächst zu bemerken, dass gerade im Osten die apostolische Praxis des Enthaltsamkeitszölibats als verbindlich betont wurde. Erst auf dem Konzil von 691, dem sogenannten Quinisextum bzw. Trullanum, kam es unter dem Eindruck eines allgemeinen religiös-kulturellen und politischen Verfalls des byzantinischen Reiches zum Bruch mit der apostolischen Überlieferung. Das Konzil, das maßgeblich vom Kaiser bestimmt wurde, der mit der Gesetzgebung auf dem Konzil wieder geordnete Verhältnisse schaffen wollte, ist indes von den Päpsten nie anerkannt worden. Erst von da an datiert aber die genannte ostkirchliche Praxis.

Schließlich weist der Kardinal auf das Wesen des katholischen Priestertums hin, dem im Anspruch der Nachfolge Christi auch dessen Lebensform wesentlich ist:
Je deutlicher es gelehrt und verstanden wird, dass das Priestertum der Kirche nicht eine Dienstfunktion ist, die im Auftrag der Gemeinde ausgeübt wird, sondern darin besteht, dass der Priester kraft des Sakraments der Weihe „in persona Christi” lehrt, leitet und heiligt, dann wird neu verstanden, dass er auch die Lebensform Christi übernimmt. Ein so verstandenes und gelebtes Priestertum wird aufs Neue seine Anziehungskraft auf die Elite der Jugend erweisen.
Insgesamt dürfte die Katechese Brandmüllers über die Geschichte des Zölibats nicht nur für Eugenio Scalfari interessant sein... Der ganze Brief ist hier auf kath.net zu lesen.


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Wer es gerne etwas ausführlicher hat, dem sei die kleine Schrift empfohlen:



Alfons Maria Kardinal Stickler

Der Klerikerzölibat
Seine Entwicklungsgeschichte und seine theologischen Grundlagen
Kral Verlag Abensberg 1993
(Neuauflage 2012)


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Weiteres zu den neuen Behauptungen von Papstzitaten des Laizisten E. Scalfari am 13.07.2014:


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