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Dienstag, 20. Januar 2015

In & Out

Es wird komplizierter in der Kirche durch das "Hausrecht des Unglaubens" und das latente Schisma wird immer offensichtlicher:
Gründe, nicht mehr in der Kirche zu sein, gibt es heute viele und gegensätzliche. Der Kirche den Rücken zu kehren, fühlen sich heute nicht mehr bloß Menschen gedrängt, denen der Glaube der Kirche fremd geworden ist, denen die Kirche zu rückständig, zu mittelalterlich, zu welt- und lebensfeindlich erscheint, sondern auch Menschen, die die geschichtliche Gestalt der Kirche, ihren Gotesdienst, ihre Unzeitgemäßheit, den Widerschein des Ewigen in ihr liebten. Ihnen scheint, dass die Kirche dabei ist, ihr Eigentliches zu verraten, dass sie dabei sei, sich an die Mode zu verkaufen und damit ihre Seele zu verlieren: Sie sind enttäuscht wie ein Liebender, der den Verrat einer großen Liebe erleben muss und erwägen ernstlich, ihr den Rücken zu kehren.

Umgekehrt gibt es aber auch recht gegensätzliche Gründe, in der Kirche zu bleiben: In ihr bleiben nicht nur alle die, die unentwegt den Glauben an ihre Sendung festhalten, oder jene, die sich von einer lieben, alten Gewohnheit nicht lösen wollen (selbst wenn sie von dieser Gewohnheit wenig Gebrauch machen). In ihr bleiben heute mit größtem Nachdruck auch diejenigen, die ihr ganzes geschichtliche Wesen ablehnen und den Inhalt, den ihre Amtsträger ihr zu geben oder festzuhalten versuchen, mit Leidenschaft bekämpfen. Obwohl sie das, was die Kirche war und ist, beseitigen wollen, sind sie entschlossen, sich nicht aus ihr hinausweisen zu lassen, um aus ihr das zu machen, was sie ihrer Meinung nach werden soll.


aus: Joseph Ratzinger/ Benedikt XVI.: Credo für heute; Was Christen glauben; Herder spektrum Bd. 5683; Herder Verlag Freiburg im Br.; AD 2006; S. 190f, aus: Das Credo der Kirche - Warum ich noch in der Kirche bin, in: Hans Urs von Balthasar/ Joseph Ratzinger, Zwei Plädoyers. Kösel-Verlag, München 1971, S. 57-75


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Samstag, 19. Juli 2014

Die Kirche ist für das Heil notwendig

Es ist - selbst für Gläubige - heute oft schwierig, Glaubenswahrheiten, die eigentlich ganz klar und eindeutig sind, zu erkennen und auszusagen. Das liegt vor allen Dingen daran, dass in unseren satten und reichen Breitengraden seit Jahrzehnten die Katechese, d. h. die Weitergabe des Glaubensgutes, weitestgehend zum Erliegen gekommen ist. Katechismusunterricht in der Pfarrei, in dem systematisch Kinder und Jugendliche über ihren katholischen Glauben unterrichtet und zu einem Leben aus dem Glauben heraus angeleitet und motiviert werden, gibt es schon lange nicht mehr und der schulische Religionsunterricht besteht zum großen Teil aus vergleichender Religionenkunde und einer Art Ethikunterricht, in dem die Lehre der Kirche zumeist nur unter anderem und am Rande vorkommt.

Ein Beispiel für die Ratlosigkeit in Glaubensaussagen ist die Frage, ob es für den Menschen zur Erlangung des ewigen Heils notwendig ist, der (sichtbaren) katholischen Kirche anzugehören. Ebenso ratlos sind viele Gläubige, wenn es darum geht, zu beschreiben, was es heißt, der katholischen Kirche anzugehören; wer gehört zur katholischen Kirche und in welcher Weise oder in welcher aussagbaren "Intensität" ist jemand (Mit-)Glied der einzigen Kirche Jesu Christi, die allein vom Papst und den mit ihm verbundnen Bischöfen geleitete (römisch-)katholische Kirche ist?

Um so dankbarer sind wir Gläubigen, wenn auch heute von berufener Seite diese Glaubenswahrheiten deutlich und unmissverständlich ausgesprochen, dargelegt und bekräftigt werden, denn die Lehren aus dem Katechismus und aus älteren - wenn auch deswegen keineswegs ungültigen - Aussagen bedürfen immer wieder einer wiederholenden Aktualisierung.

Dr. Gero P. Weishaupt hat nun anhand des 14. Artikels der dogmatischen Konstitution "Lumen gentium" des II. Vatikanums die Lehre der Kirche zusammengefasst und unmissverständlich dargelegt:

Lumen gentium, Artikel 14

Die Kirche ist für das Heil notwendig.
In Artikel 14 von Lumen gentium sprechen die Konzilsväter zum einen von der Heilsnotwendigkeit der Kirche, wobei deutlich ist, dass das Zweite Vatikanische Konzil den ekklesiologischen Grundsatz „Außerhalb der Kirche kein Heil“ (Extra Ecclesiam nulla salus) nicht preisgegeben hat; er gilt nach wie vor, ohne Abstriche. Zum anderen thematisieren die Konzilsväter die Bedingungen für die volle Zugehörigkeit zur einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, wie wir sie im Credo bekennen.

Hohe Lehrautorität des Konzils

Zur Erlangung des Heils ist die Zugehörigkeit zur sichtbaren (!!!) Kirche notwendig. Diese Aussage der Konzilsväter ist zwar kein Dogma, aber dennoch von hoher lehrmäßiger Autorität, wenn sie formulieren: „Gestützt auf die Heilige Schrift und die Tradition, lehrt (docet) sie (die Heilige Synode = das Zweite Vatikanische Konzil), dass diese pilgernde Kirche zum Heil notwendig ist“. Mit dem Verb „docet” (= sie lehrt) deuten die Konzilsväter unmissverständlich an, dass sie eine Lehre verkünden, die die Gläubigen fest annehmen und bewahren müssen (vgl. firmiter amplectenda ac retinenda), da die Lehre von der Heilsnotwendigkeit der Kirche aufs engste mit der Offenbarung zusammenhängt. Die Heilsnotwendigkeit ergibt sich aus der Gegenwart Christi in der Kirche, der der einzige „Mittler und Weg zum Heil“ ist. Die Kirche ist der mystische Leib Christi, seine Gegenwartsweise in der jeweiligen Zeit, in die die Kirche hineingestellt ist. Über die Kirche, durch die Kirche und in der Kirche begegnet der Mensch Christus selber. Durch die Taufe wird der Mensch in die Kirche und durch sie in Christus einverleibt. Darum gibt es für den, der wirklich erkannt hat, dass ihm durch die Kirche die Gnade Gottes geschenkt ist, keinen anderen Weg zum Heil. Wer allerdings ohne Schuld außerhalb der Kirche steht, kann bei einem nötigen Bemühen, ein rechtes Leben zu führen, im Hinblick auf den allgemeinen Heilswillen Gottes das Heil erlangen. Denn wenngleich die Kirche heilsnotwendig und der ordentliche Heilsweg ist, ist Gott in seiner Allmacht nicht an sie gebunden. Darum gibt es – unter dem genannten Umstand – auch außerhalb der sichtbaren Struktur Heil.

Gestufte Zugehörigkeit zur einen wahren Kirche Christi

Die volle Zugehörigkeit zur sichtbaren Kirche formulieren die Konzilsväter im Sinne des heiligen Rorbert Bellarmin (1542-1621) anhand der drei Bande des Glaubensbekenntnisses (vinculum professionis fidei), der Sakramente (vinculum sacramentorum) und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft (vinculum ecclesiastici regiminis et communionis). Wer den  katholischen Glauben bekennt, die sieben Sakramente der Kirche anerkennt, sich unter die hoheitliche Leitung der Kirche stellt und mit der Gemeinschaft der Kirche verbunden ist, gehört ganz zur sichtbaren Katholischen Kirche. Im Blick auf die anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften und im Blick auf die Möglichkeit von Rechtsverlusten in der Kirche wird damit im Umkehrschluss auch eine unvollkommene bzw. unvollständige Zugehörigkeit zur einen Kirche Christi, die einzig und allein in der Römisch Katholischen Kirche, in ihren sichtbaren Strukturen, in ihrer Fülle, so sie wir sie im Credo der Kirche bekennen, „subsistiert“ (vgl. Lumen gentium, Art. 8) ausgesagt. Eine besondere Gruppe stellen die Katechumenen dar. Sie sind, auch wenn noch nicht sakramental durch die Taufe mit Christus und der Kirche vereint, durch ihren Willen in die Kirche aufgenommen zu werden, mit ihr verbunden. Der kirchliche Gesetzgeber hat dies gewürdigt: Katechumenen haben ein Recht auf ein katholisches Begräbnis. Weil die Katechumenen bereits durch ihr Verlangen, die Taufe zu empfangen und so Glieder der Kirche zu werden, mit der Kirche bereits verbunden sind, werden sie hinsichtlich des Begräbnisses den Gläubigen gleichgestellt (vgl. can. 1183 § 1 CIC/1983).

Lumen gentium, Artikel 14

Den katholischen Gläubigen wendet die Heilige Synode besonders ihre Aufmerksamkeit zu. Gestützt auf die Heilige Schrift und die Tradition, lehrt sie, daß diese pilgernde Kirche zum Heile notwendig sei. Christus allein ist Mittler und Weg zum Heil, der in seinem Leib, der Kirche, uns gegenwärtig wird; indem er aber selbst mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont hat (vgl. Mk 16,16; Joh 3,5), hat er zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die die Menschen durch die Taufe wie durch eine Türe eintreten, bekräftigt. Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten. Jene werden der Gemeinschaft der Kirche voll eingegliedert, die, im Besitze des Geistes Christi, ihre ganze Ordnung und alle in ihr eingerichteten Heilsmittel annehmen und in ihrem sichtbaren Verband mit Christus, der sie durch den Papst und die Bischöfe leitet, verbunden sind, und dies durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft. Nicht gerettet wird aber, wer, obwohl der Kirche eingegliedert, in der Liebe nicht verharrt und im Schoße der Kirche zwar „dem Leibe”, aber nicht „dem Herzen” nach verbleibt. Alle Söhne der Kirche sollen aber dessen eingedenk sein, daß ihre ausgezeichnete Stellung nicht den eigenen Verdiensten, sondern der besonderen Gnade Christi zuzuschreiben ist; wenn sie ihr im Denken, Reden und Handeln nicht entsprechen, wird ihnen statt Heil strengeres Gericht zuteil.“


Zur Diskussion in der Blogoezese, ob die Zugehörigkeit zur (römisch-katholischen) Kirche heilsnotwedig ist:

Siehe auch: 


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Freitag, 6. Juni 2014

Zweck der Kirche: Die Heiligkeit



Der Zweck der Erlösung ist die Wiederherstellung aller Dinge in den Zustand vor dem Sündenfall. Der Mensch vor dem Sündenfall ist aber der Mensch im Gnadenstand, der Gottähnliche, der Heilige, der Erbe des Himmels. Sankt Johannes gibt als Ziel der Menschwerdung des Sohnes Gottes an, dass alle, die an Ihn glauben, Macht haben, Kinder Gottes zu werden. Das Kind Gottes aber, das ist der Heilige.

Die Apostelbriefe sind voll von Mahnungen zur Heiligkeit, die in der vollkommenen Nachfolge Jesu besteht. Im Thessalonierbrief heißt es: Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung. Diese Uraufgabe der Kirche, Pflanzschule der Heiligen zu sein, lag in der apostolischen Zeit so offenbar zu Tage, dass die Gläubigen oft kurzerhand als die Heiligen, die Kirche als die Gemeinschaft der Heiligen bezeichnet wurde.

Damit über diesen Charakter und die Zweckbestimmung der Kirche niemals Zweifel entstehen, wurde im neunten Glaubensartikel die offizielle Bezeichnung der Kirche für alle Zeiten festgelegt: sie ist die eine, heilige, katholische, die Gemeinschaft der Heiligen.

Und zwar ist die Kirche die Gemeinschaft der Heiligen nicht bloß durch Zufall und in gewissen Blütezeiten, sondern naturnotwendig und immer, weil sie die Kirche des Heiligen Geistes ist und gleiche Ursachen immer gleiche Wirkungen haben.

Die Kirche besteht als lebendiger Organismus aus Leib und Seele. Ein Leib und ein Geist, wie Paulus im Epheserbrief sagt! Den Leib der Kirche bilden die Gläubigen, das Haupt Christus. Die Seele ist der Heilige Geist, der Heiligmacher.

Die Kirche ist auch heute nichts anderes als das, was sie an ihrem Geburtstag durch den Heiligen Geist geworden, eine Gemeinschaft der Heiligen. Allerdings, wenn wir gewisse Schriftsteller und Redner hören, meinen wir, die Kirche hätte heute andere Aufgaben als am ersten Pfingsttag.

Manche Apologeten reden sich heiser und schreiben sich wund, um zu beweisen, dass der Katholizismus der mächtigste Kulturfaktor, der Förderer der Kunst und der Wissenschaft und der irdischen Wohlfahrt sei. Das mag ja alles wahr sein. Es ist auch wahr. Aber es ist Nebensache. Man sollte nicht fast immer nur von dem reden!

In seiner ersten Pfingstpredigt hat der erste Papst nichts von diesen Nebensachen gesagt, aber dafür sehr vieles von der Hauptsache. Tut Buße, verlangte er, lasst euch retten aus diesem bösen Geschlechte; empfanget die Gaben des Heiligen Geistes. Mit anderen Worten: Werdet Heilige! Katholisch werden heißt eintreten in die Gemeinschaft der Heiligen! (...)

Gemeinschaft der Heiligen heißt's, nicht Gemeinschaft der Weisen, der Gelehrten, der Reichen, der Starken! Wir haben die Wahl. Petrus sprach in seiner ersten Pfingstpredigt ein geheimnisvolles Wort: Ich will Wunder geben am Himmel oben und Zeichen auf der Erde unten, Blut und Feuer, Dampf und Rauch.

Entweder kommt das Feuer von oben oder das Feuer von unten. Entweder der Sturm der Glaubensbegeisterung oder der Sturm der Revolution. Entweder die Menschen der großen Liebe oder die Menschen des großen Hasses. Entweder der Heilige Geist oder der Teufel. Entweder kommt etwas wie Himmel auf die Erde oder etwas wie Hölle. Wählet!
 

aus: Robert Mäder: Der Heilige Geist - Der dämonische Geist; Verlag St. Michael Goldach; AD 1969; S. 58-60


Donnerstag, 30. Januar 2014

Die drei Säulen des 'sensus Ecclesiae': Demut, Treue und Gehorsam, Gebet für die Kirche

 Sentire cum Ecclesia

„Der Christ ist nicht ein Getaufter, der die Taufe empfangen hat und dann auf seinem Weg weitergeht. Die erste Frucht der Taufe ist, dass du zur Kirche gehörst, zum Volk Gottes. Einen Christen ohne Kirche versteht man nicht. Und deshalb sagte der große Paul VI., dass es ein absurdes Auseinanderreißen ist, Christus ohne die Kirche zu lieben (vgl. Evangelii nuntiandi, 16). Auf Christus zu hören, nicht aber auf die Kirche; mit Christus zu sein, aber außerhalb der Kirche — das geht nicht. Das ist ein absurdes Auseinanderreißen. Die Botschaft des Evangeliums empfangen wir in der Kirche, und in der Kirche gestalten wir unsere Heiligkeit, unseren Weg in der Kirche. Das Andere ist eine Phantasie oder, wie er es sagte: ein absurdes Auseinanderreißen“.

Der „sensus Ecclesiae“ — die kirchliche Gesinnung bestehe gerade darin, „in der Kirche zu spüren, zu denken, zu wollen“. Der Papst erläuterte drei Säulen dieser Zugehörigkeit, dieses „sentire cum Ecclesia“. Die erste Säule sei die Demut, im Bewusstsein der großen Gnade, in eine Gemeinschaft eingegliedert worden zu sein:

„Eine Person, die nicht demütig ist, kann nicht ‚mit der Kirche fühlen und denken‘. Sie wird das fühlen und denken, was ihr gefällt, was ihm gefällt. Diese Demut sieht man in David: ‚Wer bin ich, mein Herr und Gott, und was ist mein Haus, dass du mich bis hierher geführt hast?‘ (V. 18). In diesem Bewusstsein, dass die Heilsgeschichte nicht mit mir begonnen hat und nicht mit meinem Tod enden wird. Nein, alles ist eine Heilsgeschichte: ich komme, der Herr nimmt dich, er lässt dich vorangehen, und dann ruft er dich und die Geschichte geht weiter. Die Geschichte der Kirche begann vor uns und wird nach uns weitergehen. Demut: wir sind ein kleiner Teil eines großen Volkes, das auf den Straßen des Herrn einhergeht“.

Als zweite Säule nannte Franziskus die Treue, die mit dem Gehorsam verbunden werden müsse:

„Treue zur Kirche. Treue zu ihren Lehren. Treue zum Credo. Treue zur Lehre, diese Lehre bewahren. Demut und Treue. Auch Paul VI. rief uns in Erinnerung, dass wir die Botschaft des Evangeliums als Geschenk empfangen und sie als Geschenk weitergeben müssen, nicht aber, als handle es sich um etwas, das uns gehört: sie ist ein empfangenes Geschenk, das wir geben (vgl. Evangelii nuntiandi 15;78). Und in dieser Weitergabe treu sein. Denn wir haben empfangen und müssen ein Evangelium weitergeben, das nicht uns gehört, das Jesus gehört, und — so sagte er — wir dürfen nicht zum Herrn des Evangeliums werden, zum Herrn der empfangenen Lehre, um nach unserem Gutdünken darüber zu verfügen“.

Die dritte Säule bestehe in einem besonderen Dienst: im Dienst des Gebets für die Kirche. „Wie schaut es mit unserem Gebet für die Kirche aus?“ fragte sich der Papst abschließend: „Beten wir für die Kirche? In der Messe alle Tage, aber zuhause? Wann verrichten wir unsere Gebete?“. Franziskus betonte die Wichtigkeit des Gebets für die ganze Kirche überall auf der Welt: „Der Herr helfe uns, auf diesem Weg zu gehen, um unsere Zugehörigkeit zur Kirche und unser ‚sentire cum Ecclesia‘ zu vertiefen“.


Armin Schwibach via kath.net: Zusammenfassung der Predigt von Papst Franziskus am 30. Januar 2014


Video-Dokumentation der Predigt in Ausschnitten: 

 




Bild: eigenes Foto

Samstag, 28. Dezember 2013

„Aus dem Vater geboren vor aller Zeit…“ - Die Präexistenz Jesu Christi

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad 

Es ist kein Schaden, sondern überaus nützlich, hellhörige Ohren zu haben. Insbesondere in Belangen des Glaubens, denn der Glaube kommt vom Hören (Röm10,17). Bekanntlich sind Kräfte am Werk, die ihm entgegenwirken. Schlimmer noch als die offenen Feinde sind dabei die falschen Freunde. Sie geben sich christlich und katholisch, zersetzen aber das katholische Christentum. Und um das zu bemerken, bedarf es eines feinen Gespürs. 

Gewiss sollen wir nicht ständig Gefahr wittern und in allen und jedem einen hinterhältigen Angreifer sehen – Gott bewahre uns davor! Doch wenn wir von Glaubensdingen reden hören, dabei aber den unguten Eindruck haben, hier stimme etwas nicht, vielmehr klinge das Gesagte merkwürdig nebulös, schwammig oder doppelsinnig, dann ist es schon angebracht, noch einmal genau hinzuhören. 

Um ein aktuelles Beispiel anzuführen: Eine gewisse Art, sehr engagiert von Jesus zu sprechen, erweckt trotz der begeisterten Worte den Verdacht, unser Herr und Erlöser werde dabei um eine wichtige, ja sogar um die entscheidende Dimension verkürzt. Da heißt es, in diesem Mann aus Nazareth sei uns Gott nahe gekommen wie niemals sonst. Jesus habe Zeugnis von der bedingungslosen Liebe des Vaters zu uns gegeben. Er habe sich radikal auf uns Menschen eingelassen und sei sich und uns darin treu geblieben bis in den Tod. Und so weiter. 

Fragt man etwas nach, so kann es durchaus gelingen, dem Sprecher auch ein Bekenntnis zur Gottessohnschaft Jesu zu entlocken: Tatsächlich habe der Mann, von dem die Evangelien handeln, in einer völlig einzigartigen Beziehung zu Gott gestanden. Das zeige sich nicht zuletzt in der Anrede „Abba“, einer Koseform von „Vater“, die tatsächlich auf den historischen Jesus zurückgehe und Ihm nicht – wie andere der neutestamentlichen Aussprüche – erst nachträglich in den Mund gelegt worden sei. Daher sei es legitim, von Jesus als vom Sohn Gottes zu sprechen. 

Dürfen wir uns aber mit dieser Auskunft zufriedengeben und die Zweifel an der Rechtgläubigkeit für zerstreut halten? Das wäre allzu vorschnell. Zwar könnte das Gesagte notfalls und mit viel Bemühen irgendwie richtig verstanden werden, doch ist es für den, der Klarheit sucht, wenig hilfreich. Er wittert nicht zu Unrecht Gefahr für den Christusglauben; denn die einzigartige Beziehung zu Gott, die sich in der „Abba“-Anrede ausdrücken soll, ist noch keineswegs das, was das Neue Testament und mit ihm die Kirche von unserem Herrn bezeugt. Auch jeder zutiefst gottverbundene Heilige steht ja in einer einmaligen Beziehung zum Allerhöchsten und spricht Ihn zuweilen mit liebevoller Innigkeit an. Doch könnten wir über einen solchen Menschen auch die Worte des altkirchlichen Glaubensbekenntnisses sagen, er sei „aus dem Vater geboren vor aller Zeit, Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater“? Mit Sicherheit nicht. 

Genau darin aber liegt das Geheimnis Jesu beschlossen: dass Er nicht erst im Augenblick der jungfräulichen Empfängnis im Leib Mariens entstand, sondern schon vorher lebte. Wie sonst wären Seine eigenen Worte zu verstehen: „Vater, verherrliche Du mich jetzt bei Dir mit der Herrlichkeit, die ich bei Dir hatte, bevor die Welt war“ (Joh 17,5)? Wie könnte das Johannesevangelium sagen, niemand habe Gott je geschaut, nur der Eingeborene, der im Schoß des Vaters ruht, habe uns die Kunde von Ihm gebracht (Joh 1,18)? Und welchen Sinn hätte der Beginn dieses Evangeliums, der davon spricht, dass Er, der Logos, im Urbeginn als Gott bei Gott war (Joh 1,1)? 

Die Bezeugungen der sogenannten Präexistenz Christi, d.h. des Seins, das Er vor der Menschwerdung als zweite Person der göttlichen Dreifaltigkeit hatte, sind keineswegs nur bei Johannes zu finden. Auch der Philipperbrief spricht davon, Christus, der in Gottesgestalt war, habe an Seinem Gottgleichsein nicht wie an einem Raub festgehalten, sondern sich entäußert und sei ein Mensch geworden (Phil 2,6 f.). Als Abglanz der Herrlichkeit des Vaters und Abbild Seines Wesens bezeichnet Ihn der Hebräerbrief (1,3) und führt in Übereinstimmung mit dem Johannesprolog und vielen anderen Stellen aus, dass durch Ihn alles geschaffen wurde (vgl. z.B. 1 Kor 8,6 und Kol 1,15-20). Wie aber sollte Jesus die Welt ins Dasein gerufen haben, wenn Er erst in ihr zu sein begonnen hätte? 

Der Glaube kommt vom Hören (Röm 10,17). Inmitten des wilden Stimmengewirrs ist es daher besonders nötig, sich ein feines und genaues Gehör zu entwickeln; einen Spürsinn, der die Verkürzungen, Verdrehungen und Entstellungen des Glaubens nahezu instinktiv erkennt und uns im Zweifelsfall die richtigen Fragen stellen lässt. Beispielsweise die Frage nach der Präexistenz des Gottessohnes vor aller Zeit in der Herrlichkeit des Vaters. Nur wer diese rückhaltlos bejaht, ist ein gläubiger Christ.



 Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)





Bild: Dreifaltigkeit; Lucas Cranach der Ältere (1472–1553)

Donnerstag, 14. November 2013

Taufe ist notwendig um Vergebung der Sünden zu erlangen; Beichte erneuert und stärkt die Taufgnade

Zusammenfassung der Ansprache des Hl. Vaters bei der Generalaudienz am 13.11.2013




Liebe Brüder und Schwestern,
im Großen Glaubensbekenntnis heißt es: „Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.“ Als einziges Sakrament wird im Credo die Taufe genannt; sie ist die „Pforte“ des Glaubens und des christlichen Lebens. Durch die Taufe wird der Christ zum neuen Leben geboren.

Taufen bedeutet eintauchen, es ist ein geistliches Eintauchen in den Tod Christi, um mit ihm als neue Schöpfung aufzuerstehen. Die Taufe ist das Bad der Wiedergeburt aus dem Heiligen Geist und die Erleuchtung durch das Wort Christi. Von der Gnade Christi erleuchtet, soll der Getaufte selber Licht für die anderen werden.

Ferner werden in der Taufe alle Sünden vergeben: die Erbsünde, alle persönlichen Sünden wie auch die Sündenstrafen. Hier ist Gottes mächtiges Erbarmen am Werk. Sein Heilswirken nimmt aber nicht die Schwachheit der menschlichen Natur von uns und auch nicht die Verantwortung, immer wieder neu um Vergebung zu bitten. So ist die Taufe der Ausgang eines Bekehrungs­weges, der das ganze Leben andauert.

Das Sakrament der Beichte bildet dann gleichsam eine zweite Taufe, die stets auf die eigentliche Taufe verweist, sie festigt und erneuert, damit wir aus der Taufgnade wirklich als Kinder Gottes leben können. 
(Quelle: vatican.va)



Weiteres zum Thema "Taufe":



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Sonntag, 29. September 2013

EIN Glaube, EINE Hoffnung, EIN sakramentales Leben, EINE appostolische Sukzession und EIN und DIESELBE Liebe - unser Zuhause, die Kirche


Im Credo sagen wir, dass wir an die "eine Kirche" glauben, wir bekennen also, dass die Kirche eine einzige ist und dass diese Kirche in sich eine Einheit ist. Doch wenn wir auf die katholische Kirche in der Welt blicken, stellen wir fest, dass sie aus fast dreitausend Diözesen besteht, die auf allen Kontinenten verteilt sind: so viele Sprachen, so viele Kulturen! Hier sind Bischöfe aus so vielen verschiedenen Kulturen, aus so vielen Ländern. Hier ist der Bischof aus Sri lanka, der Bischof aus Südafrika, ein Bischof aus Indien, viele sind hier... Bischöfe aus Lateinamerika.

Die Kirche ist auf der ganzen Welt verteilt! Und doch bilden die Tausenden von katholischen Gemeinden eine Einheit. Wie ist das möglich?

Eine zusammenfassende Antwort finden wir im Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche, in dem es heißt: die auf der ganzen Welt verteilte katholische Kirche "hat nur einen Glauben, nur ein sakramentales Leben, nur eine apostolische Sukzession, eine gemeinsame Hoffnung und ein und dieselbe Liebe" (Nr 161).

Das ist eine schöne, klare Definition, die uns eine Orientierung gibt. Vereint im Glauben, in der Hoffnung, in der Liebe, vereint in den Sakramenten, im Amt.: sie sind wie Pfeiler, die das eine große Gebäude der Kirche stützen und zusammenhalten. Wohin wir auch gehen, auch in der kleinsten Pfarrgemeinde, im abgelegensten Winkel der Erde, gibt es die eine Kirche; wir sind zu Hause, wir sind in der Familie, wir sind unter Brüdern und Schwestern. Und das ist ein großes Geschenk Gottes!

Die Kirche ist eine für alle. Es gibt nicht eine Kirche für die Europäer, eine für die Afrikaner, eine für die Asiaten und eine für die Menschen, die in Ozeanien leben, nein, sie ist überall dieselbe. Es ist wie in einer Familie: man kann weit entfernt leben, auf der Welt verstreut, doch die tiefe Verbindung, die alle Mitglieder der Familie vereint, bleibt beständig, wie groß die Entfernung auch sein mag. (...)

Fragen wir uns alle: Ich als Katholik, verspüre ich diese Einheit? Ich als Katholik, lebe ich diese Einheit in der Kirche? Oder interessiert es mich nicht, weil ich in meiner kleinen Gruppe oder in mir selbst verschlossen bin? Gehöre ich zu denen, die die Kirche für ihre Gruppe, ihr Land, ihre Freunde "privatisieren"? Es ist traurig, eine Kirche zu finden, die durch solchen Egoismus und solchen Mangel an Glauben "privatisiert" ist. Wirklich traurig!

Wenn ich höre, dass so viele Christen auf der Welt leiden, lässt mich das dann gleichgültig oder ist es, als ob einer aus der Familie leiden würde? Wenn ich daran denke oder davon höre, dass so viele Christen verfolgt werden und selbst das Leben für ihren Glauben hingeben, berührt das mein Herz oder lässt mich das kalt? Bin ich offen für jenen Bruder oder jene Schwester der Familie, die ihr Leben für Jesus Christus hingeben? Beten wir füreinander?

Ich stelle Euch eine Frage, aber beantwortet sie nicht laut, sondern nur in Eurem Herzen: Wie viele von Euch beten für die Christen, die verfolgt werden? Wie viele? Jeder beantworte das in seinem Herzen. Bete ich für jenen Bruder, für jene Schwester, die Schwierigkeiten haben, weil sie ihren Glauben bekennen und verteidigen? Es ist wichtig, über den eigenen Tellerrand hinauszusehen, sich als Kirche zu empfinden, als die eine Familie Gottes!


Erster Teil der Ansprache von Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 25. September 2013; erschienen in der "Tagespost" vom 28.09.2013, S. 7, Übersetzung von Claudia Reimüller
 
Ansprache des Papstes am 25.09.2013:




Foto: © FW

Dienstag, 12. Februar 2013

Einig, heilig, katholisch und apostolisch...

Wir glauben an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche, die von Jesus Christus auf dem Felsen gegründet wurde, der Petrus ist. Sie ist der mystische Leib Christi, von ihm sowohl als sichtbare Gemeinschaft mit hierarchischem Aufbau wie auch als geistige Gemeinschaft eingesetzt.

Sie ist die Kirche hier auf Erden, das pilgernde Gottesvolk. Und sie ist die Kirche, die beschenkt ist mit himmlischen Gütern – der Same und keimhafte Anfang des Reiches Gottes, durch das sich Werk und Leiden der Erlösung in der Geschichte fortsetzen und das seine Vollendung finden wird jenseits aller Zeitlichkeit, in der ewigen Herrlichkeit (1).

Der Herr Jesus Christus läßt Seine Kirche in der Zeit Gestalt annehmen durch die Sakramente, die aus Seiner göttlichen Fülle (2) hervorgehen. Durch sie haben die Glieder der Kirche Anteil am Geheimnis Seines Todes und Seiner Auferstehung in der Gnade des Heiligen Geistes, der Leben und Tun verleiht (3).

Die Kirche ist deshalb heilig, auch wenn sich in ihrer Mitte Sünder befinden, weil sie selbst kein anderes Leben besitzt als das der Gnade. Das heißt, daß sich ihre Glieder heiligen, wenn sie an ihrem Leben teilnehmen, und daß sie, wenn sie ihr Leben preisgeben, der Sünde und Unordnung verfallen, die den Glanz ihrer Heiligkeit verdunkeln. Deshalb leidet und büßt die Kirche für diese Verfehlungen. Sie hat die Gewalt, ihre Gläubigen davon zu heilen: durch das Blut Christi und die Gabe des Heiligen Geistes.

Sie ist dem Geiste nach Erbin der göttlichen Verheißungen und Tochter Abrahams, durch jenes Israel, dessen heilige Schriften sie in Liebe bewahrt und dessen Patriarchen und Propheten sie in Ehrfurcht gedenkt.

Sie ist auf die Apostel gegründet und gibt im Nachfolger des heiligen Petrus und in den Bischöfen, die sich in Gemeinschaft mit ihm befinden, deren immerdar lebendiges Wort und deren Hirtengewalt durch die Jahrhunderte weiter.

Unter dem immerwährenden Beistand des Heiligen Geistes hat die Kirche die Aufgabe, jene Wahrheit zu bewahren, zu lehren, auszulegen und in der Welt zu verkündigen, die Gott in verhüllter Weise durch die Propheten und in ihrer ganzen Fülle durch unseren Herrn Jesus Christus geoffenbart hat.

(1)  Vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konstitution Lumen gentium, 8.50.
(2)  Vgl. ebd. 7.11.  
(3)  Vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konstitution Sacrosanctum Concilium, 5.6; vgl. II.
Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen gentium, 7.12.50. 




(Anläßlich der 1900-Jahr-Feier des Martyriums der heiligen Apostel Petrus und Paulus in Rom hat Paul VI. ein Jahr des Glaubens ausgerufen. Zum Abschluß dieses Jahres verkündete er am 30. Juni 1968 ein Glaubensbekenntnis,  das "Credo des Gottesvolkes")


siehe auch:

Dienstag, 27. November 2012

"CREDO - ich glaube" - Eine kleine unvollständige Betrachtung über ein vielsagendes Wort

Ich glaube. Das ist – zunächst einmal – weder etwas Positives noch etwas Negatives.

Jeder Mensch glaubt etwas, muss an etwas oder jemandem glauben. Undenkbar, dass er alles noch einmal selbst entdecken und alles neu erfinden könnte oder dass er ohne Vertrauen in das, was andere vor ihm entdeckt haben oder andere ihm versprechen, sein Leben gestalten könnte.

Wie schon angedeutet hat “glauben”, in welcher Form auch immer, mit Vertrauen zu tun. Hier stellen sich nun die Fragen: WEM vertraue ich und WAS glaube ich, damit mein Glaube nicht ins Leere läuft, sondern damit mein Leben – und das der anderen – funktioniert und (s)einen Zweck erfüllt. Dieser Zweck, das werden wir später sehen, ist das Heil, mein eigenes nämlich und das der anderen.

Wenn es niemanden gibt, der “nichts” glaubt, dann gibt es also vieles, an das ich glauben könnte. Und aus Erfahrung weiß ich, dass tatsächlich viele etwas anderes glauben als ich selbst. Ich muss mich für einen Glauben entscheiden. Ich will nur das glauben, was wirklich wahr ist, möglichst nah will ich der Wahrheit kommen denn sie allein erscheint mir wirklich erstrebenswert, wichtig und eine “gute Sache”. Alles andere ergibt sich daraus.

In der (Natur-)Wissenschaft werde ich den Wissenschaftlern, den Fachleuten für dieses Gebiet, vertrauen. Freilich gibt es hier seriöse und weniger ernstzunehmende Leute. Welchen ich vertraue und auf welche ich meine Hoffnung setze, dass ihre Forschungen am ehesten mit der Wahrheit übereinstimmen und deshalb einen wahren Fortschritt bedeuten, das bleibt mir überlassen. Gibt es einen anderen letzten Maßstab als die Wahrheit?

Ich kann mich nicht überall und mit allem auskennen. Ich muss anderen vertrauen. In der Politik glaube ich am ehesten Menschen, die ich für kompetent halte, von denen ich weiß, dass sie ein großes Wissen haben und meinem als richtig erkannten Weltbild am nächsten stehen, da ich glaube, dass sie am besten abschätzen können, welche Lösungen für bestimmte politische Probleme tauglich sind. In jedem anderen Lebensbereich ist es genauso.

In Geschichte, Naturwissenschaften, auch in der Philosophie usw. bin ich an dem interessiert, was wahr ist. Schein, Illusion und Lüge taugen vielleicht für gute Unterhaltung, aber mein Leben richte ich aus nach dem, was ich als wahr erkenne.

Alles hängt also davon ab, WEM ich glaube und WORAN ich glaube. Das “Glauben” allein ist noch keine gute Sache, zu groß ist die Gefahr des Irr- oder Unglaubens (der eben auch eine Art des Glaubens ist, eines unwahren Glaubens, Mythos). Ich könnte Dawkins glauben und daran, dass es Gott “aller Wahrscheinlichkeit nach” nicht gibt oder ich glaube Herrn Lammert und dass die Unterschiede zwischen protestantischem und katholischem Glauben zu gering sind, als dass sie noch immer eine Kirchenspaltung rechtfertigen.

Auch andere, sogar liebe, Menschen mögen mir einen Glauben (mit-)geben wollen, vielleicht schön verpackt als Geschenk, oberflächlich menschenfreundlich und verführerisch mitmenschlich – es wäre, wenn sie ihn nicht selbst von Gott haben, ein menschlicher Glaube, eine Fabelei, eine Illusion nur.

Auch könnte ich mir selbst etwas aussuchen, zurechtstückeln, was ich glauben wollte. Ein zärtlicher, angenehmer Glaube in schönen Bildern, mit freundlichen Worten und schönen Gefühlen. Ein “Glaube”, den ich mir ganz individuell gestalte und der sehr kreativ und betont intellektuell daherkommt. Wenn dieser dem Wort des liebenden und gerechten Gottes,  Seiner Offenbarung an uns Menschen, engegensteht, es wäre vergebliche Liebesmüh und letzlich nur eine Selbsttäuschung. Allein die Wahrheit ist das Maß.

Erst dann, wenn ich den wahren Glauben glaube, erst dann ist Glaube wirklich ein Geschenk: das (Gnaden-) Geschenk Gottes.

Wir kennen das Wort des hl. Apostel Paulus aus dem Brief an Timotheus:
Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln; und man wird der Wahrheit nicht mehr Gehör schenken, sondern sich Fabeleien zuwenden. 2.Tim 4,4
Zurück zum “ich glaube” des apostolischen Glaubensbekenntnisses:
An dieser Stelle im “Credo” bedeutet 'glauben' "nicht 'meinen, dafürhalten, wähnen', sondern hat, wie die Heilige Schrift lehrt, den Sinn einer zweifellosesten Zustimmung, derzufolge die Erkenntnis dem seine Geheimnisse offenbarendem Gott fest und ohne Schwanken zustimmt. Daher glaubt nur der (und dies gehört zur Erklärung dieser Stelle), welcher etwas ohne jeden Zweifel für gewiss und ausgemacht annimmt." (1)


(1) Vgl. Katechismus nach dem Beschlusse des Konzils von Trient, I,2,2


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Das ist recht und gefällt Gott, unserem Retter; er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. 1.Tim 2,4

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Hinweis:
Dieser Beitrag ist Teil eines größeren Projektes einiger Blogger zu dem von Papst Benedikt XVI. ausgerufenen "Jahr des Glaubens", nämlich einem offenen Gemeinschaftsblog ("Das JA des Glaubens"- Bloggerbekenntnisse). Dieser Blog beschäftigt sich in vielfältigen Ansätzen mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis, im Monat November konkret mit dem ersten Wort: "Credo".


Sonntag, 15. Juli 2012

CREDO - ohne Unterlass


Nicht zufällig waren die Christen in den ersten Jahrhunderten angehalten, das Credo auswendig zu lernen. Das diente ihnen als tägliches Gebet, um die mit der Taufe übernommene Verpflichtung nicht zu vergessen.

Mit bedeutungsvollen Worten erinnert der heilige Augustinus daran, wenn er in einer Predigt über die redditio symboli – die Übergabe des Credo – sagt: „Das Symbolum des heiligen Geheimnisses, das ihr alle gemeinsam empfangen und das ihr heute einzeln wiedergegeben habt, sind die Worte, auf die der Glaube der Mutter Kirche fest gegründet ist, über dem sicheren Fundament, das Christus, der Herr, ist.

Ihr habt es also empfangen und wiedergegeben, aber im Geist müßt ihr es immer gegenwärtig halten, ihr müßt es im Bett wiederholen, auf den Plätzen darüber nachdenken und es während der Mahlzeiten nicht vergessen; und selbst wenn euer Leib schläft, muß euer Herz in ihm wachen.“ (1)


(1) Sermo 215,1.
aus dem Motu proprio Porta fide von Papst Benedikt XVI. vom 11.10.2011





Fotos. Morgenlicht; privat

Freitag, 27. April 2012

Die Sehnsucht, allen das Licht Christi zu offenbaren

Wir bekennen, daß Gottes Reich hier auf Erden in der Kirche Christi seinen Anfang nimmt, die nicht von dieser Welt ist und deren Antlitz ja vergeht.

Und daß das Wachstum der Kirche nicht mit dem Fortschritt der Zivilisation, der Wissenschaft und der Technik des Menschen gleichgesetzt werden darf. Daß vielmehr die Kirche nur aus dem einen Grunde besteht, um immer tiefer den unergründlichen Reichtum Christi zu erkennen, immer zuversichtlicher auf die ewigen Güter zu hoffen, immer besser der Liebe Gottes zu antworten und den Menschen immer freigebiger die Güter der Gnade und Heiligkeit mitzuteilen.

Ebenso ist es die Liebe, die die Kirche bewegt, sich stets um das wahre zeitliche Wohl der Menschen zu sorgen. Unablässig erinnert sie ihre Kinder daran, daß ihnen hier auf Erden keine bleibende Wohnung beschieden ist. Sie drängt sie dazu, daß jeder von ihnen, entsprechend seiner Berufung und seinen Möglichkeiten, zum Wohle seiner Gemeinschaft beiträgt, daß er Gerechtigkeit, Frieden und Brüderlichkeit unter den Menschen fördert und seinen Brüdern, vor allem den Armen und Unglücklichen, hilft.

Die stete Sorge der Kirche, der Braut Christi, für die Not der Menschen, für ihre Freuden und Hoffnungen, für ihre Arbeiten und Mühen ist demnach nichts anderes als die große Sehnsucht, ihnen nahe zu sein, um sie zu erleuchten mit dem Lichte Christi und sie alle in ihm, ihrem alleinigen Heiland, zu vereinen.

Diese Sorge kann niemals bedeuten, daß sich die Kirche den Dingen dieser Welt gleichförmig macht, noch kann sie die brennende Sehnsucht mindern, mit der die Kirche ihren Herrn und Sein ewiges Reich erwartet.


Foto: Osterkerze, Symbol für Christus, das Licht der Welt; Kerzenkapelle Kevelaer (Ndrh.); © privat

Dienstag, 20. September 2011

Erwachsen im Glauben sein - Wahrheit tun in der Liebe

Aus der Predigt von Joseph Kardinal Ratzinger, damaliger Dekan des Kardinalskollegiums, während der Papstmesse am 18.04.2005, anlässlich des Konklaves, aus dem er als Papst Benedikt XVI. hervorging:

"Wir sollen nicht Kinder im Zustand der Unmündigkeit bleiben. Was heißt, unmündige Kinder im Glauben sein? Der hl. Paulus antwortet: Es bedeutet, »ein Spiel der Wellen zu sein, hin- und hergetrieben von jedem Widerstreit der Meinungen…« (Eph 4, 14). Eine sehr aktuelle Beschreibung! 

Wie viele Glaubensmeinungen haben wir in diesen letzten Jahrzehnten kennengelernt, wie viele ideologische Strömungen, wie viele Denkweisen… Das kleine Boot des Denkens vieler Christen ist nicht selten von diesen Wogen zum Schwanken gebracht, von einem Extrem ins andere geworfen worden: vom Marxismus zum Liberalismus bis hin zum Libertinismus; vom Kollektivismus zum radikalen Individualismus; vom Atheismus zu einem vagen religiösen Mystizismus; vom Agnostizismus zum Synkretismus, und so weiter. Jeden Tag entstehen neue Sekten, und dabei tritt ein, was der hl. Paulus über den Betrug unter den Menschen und über die irreführende Verschlagenheit gesagt hat (vgl. Eph 4,14).  

Einen klaren Glauben nach dem Credo der Kirche zu haben, wird oft als Fundamentalismus abgestempelt, wohingegen der Relativismus, das sich »vom Windstoß irgendeiner Lehrmeinung Hin-und-hertreiben-lassen«, als die heutzutage einzige zeitgemäße Haltung erscheint. Es entsteht eine Diktatur des Relativismus, die nichts als endgültig anerkennt und als letztes Maß nur das eigene Ich und seine Gelüste gelten läßt. 

Wir haben jedoch ein anderes Maß: den Sohn Gottes, den wahren Menschen. Er ist das Maß des wahren Humanismus. »Erwachsen« ist nicht ein Glaube, der den Wellen der Mode und der letzten Neuheit folgt; erwachsen und reif ist ein Glaube, der tief in der Freundschaft mit Christus verwurzelt ist. Diese Freundschaft macht uns offen gegenüber allem, was gut ist und uns das Kriterium an die Hand gibt, um zwischen wahr und falsch, zwischen Trug und Wahrheit zu unterscheiden.

Diesen erwachsenen Glauben müssen wir reifen lassen, zu diesem Glauben müssen wir die Herde Christi führen. Und dieser Glaube – der Glaube allein – schafft die Einheit und verwirklicht sich in der Liebe.

Dazu bietet uns der hl. Paulus – im Gegensatz zu den ständigen Sinnesänderungen derer, die wie Kinder von den Wellen hin- und hergeworfen werden – ein schönes Wort: die Wahrheit tun in der Liebe, als grundlegende Formel der christlichen Existenz.

In Christus decken sich Wahrheit und Liebe. In dem Maße, in dem wir uns Christus nähern, verschmelzen auch in unserem Leben Wahrheit und Liebe. Die Liebe ohne Wahrheit wäre blind; die Wahrheit ohne Liebe wäre wie »eine lärmende Pauke« (1 Kor 13,1)."


Die vollständige Predigt ist HIER nachzulesen.
(Hervorhebungen durch Administrator)


Foto: Lawrence OP; Petrus-Statue in St.Peter, Rom

Freitag, 22. Juli 2011

Was - oder an was glauben CHRISTEN eigentlich?

Also, fangen wir vorne an:

CREDO - ICH GLAUBE

Das APOSTOLISCHE GLAUBENBEKENNTNIS der katholischen Kirche:

Ich glaube an GOTT, den allmächtigen Vater,
Schöpfer des Himmels und der Erde

und an JESUS CHRISTUS, seinen eingeborenen Sohn, unsern HERRN,
der empfangen ist vom HEILIGEN GEIST,
geboren aus MARIA, der Jungfrau,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage AUFERSTANDEN VON DEN TOTEN,
aufgefahren in den Himmel,
ER sitzet zur Rechten GOTTES, des allmächtigen VATERS,
von dort wird er WIEDERKOMMEN ZU RICHTEN die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den HEILIGEN GEIST,
die heilige, katholische Kirche,
die GEMEINSCHAFT DER HEILIGEN,
an die VERGEBUNG DER SÜNDEN,
an die AUFERSTEHUNG DER TOTEN und das EWIGE LEBEN.
AMEN!



Für diejenigen, die der lateinschen Sprache mächtiger sind als der deutschen, hier das CREDO nochmals auf LATEIN:



Credo in DEUM, Patrem omnipotentem,
Creatorem caeli et terrae.

Et in IESUM CHRISTUM,
Filium eius unicum, DOMINUM nostrum,
qui conceptus est de SPIRITU SANCTU,
natus ex MARIA Virgine,
passus sub Pontio Pilato,
crucifixus, mortuus, et sepultus,
descendit ad inferos,
tertia die RESSUREXIT a mortuis;
ascendit ad caelos;
sedet ad dexteram DEI PATRIS omnipotentis:
inde venturus est
IUDICARE vivos et mortuos.

Credo in SPIRITUM SANCTUM
sanctam Ecclesiam catholicam,
SANCTORUM COMMUNIONEM,
REMISSIONEM PECCATORUM,
CARNIS RESURRECTIONEM,
VITAM AETERNAM.
AMEN.

(Textfassung: Missale Romanum von 1970)
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