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Montag, 25. August 2014

Sind gläubige Katholiken intolerant und Fundamentalisten?

Auf diese Frage antwortet Prof. Dr. Robert Spaemann:

[..W]ieso ist der intolerant, der etwas tatsächlich für wahr hält? (Absolute Wahrheit ist ja so etwas wie ein weißer Schimmel. Jede Wahrheit ist absolut, oder sie ist überhaupt keine Wahrheit.) Die gleiche Offenbarung, die uns mit göttlicher Autorität darüber belehrt, daß Jesus für unsere Sünden gestorben, am dritten Tag auferstanden ist und uns vom Tod errettet hat, lehrt uns auch, daß der Glaube eine übernatürliche Gnade, also unerzwingbar, ist. Das gleiche 2. Vatikanische Konzil, das die religiöse Toleranz als Pflicht lehrte, lehrte die "unhinterfragbare" Wahrheit des Dogmas. Intolerant sind unsere liberalen Antifundamentalisten. Denn sie lehren tatsächlich nicht, fremde Überzeugungen zu achten, sondern sie möchten es verbieten, überhaupt Überzeugungen zu haben.

Und schließlich die Ich-Schwäche: Gewiß gibt es das Phänomen des Sektierers, der seinen Kopf bei der Gruppe oder deren Leitung abgibt. Aber gilt das für jeden Katholiken, der der Kirche den Glaubensgehorsam leistet, den das 2. Vatikanische Konzil so eindeutig verlangt? Tatsächlich wird der christliche Glaube im Neuen Testament als ein Akt und eine Haltung des Gehorsams beschrieben. Aber der Gehorsam ist nicht blind. "Ich weiß, wem ich geglaubt habe", schreibt der heilige Paulus. Der Gehorsam wird in Freiheit und Mündigkeit einer Person geleistet. Das Dogma ist ein eindeutiger Satz, der die Zustimmung freier, vernünftiger Wesen verlangt.

Die heute gängige Alternative dazu ist die unreflektierte, halb unbewußte, passive Anpassung an gewisse Trends, deren Inhalt bezeichnenderweise nie klar formuliert wird. So soll es nach Ansicht der katholischen Liberalen nicht auf die Zustimmung zu den Texten des 2. Vatikanischen Konzils ankommen - die Progressisten stehen ja mit viel mehr Sätzen des Konzils auf Kriegsfuß als die Traditionalisten - sondern auf das Weitergehen in einer angeblich vom Konzil gewiesenen Richtung.

Aber was diese Richtung ist, zu welchem Ziel sie führen soll, das soll sich wiederum nicht aus den Sätzen des Konzils ergeben, sondern das hat man zu fühlen, darüber hat man sich sozusagen augenzwinkernd zu verständigen, und es gilt als Mangel an Taktgefühl und gutem Willen, als Ausdruck entweder von Naivität oder von fundamentalistischem Starrsinn, wenn hier jemand um ausdrückliche Auskunft bittet. Überhaupt gehört ein gewisser Irrationalismus, Verdächtigung der Logik und eine seltsame Mischung von Sentimentalität und Erbarmungslosigkeit zu den Kennzeichen liberaler katholischer Antifundamentalisten.


Dieser Text Spaemanns "Wer ist ein Fundamentalist?" erschien zuerst im Rundbrief Nr. 5 von Pro Missa Tridentina im Mai 1993, im Internet in voller Länge nachzulesen auf kath.info, dem Portal zur katholischen Geisteswelt (hier).




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Ein Paradebeispiel für den ungerechtfertigten Fundamentalismus-Vorwurf: Bischof Dr. Vitus Huonder von Chur:


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Mittwoch, 16. Juli 2014

Kardinal Brandmüller schreibt offenen Brief an Eugenio Scalfari

Auf Anregung des unabhängigen katholischen Nachrichtenportals kath.net hat der emeritierte Kirchengeschichtler Walter Kardinal Brandmüller an Eugenio Scalfari einen offenen Brief gerichtet, mit dem er Stellung zu angeblichen (und umgehend vom Vatikan dementierten) Äußerungen von Papst Franziskus bezüglich des Zölibats bezieht, die Scalfari am 13. Juli 2014 veröffentlicht hatte. Papst Franziskus soll laut Scalfari behauptet haben, der Zölibat sei erst im 10. Jahrhundert entstanden, "900 Jahre nach dem Tod unseres Herrn". Es sei ihm ein Anliegen, so Brandmüller, ihm, Scalfari, den gegenwärtigen Stand der Forschung zur Kenntnis zu bringen.

So fasst Brandmüller in dem Brief an Scalfari die gesamte Geschichte des Klerikerzölibats zusammen und zeigt auf, wie sich aus apostolischer Tradition der Priesterzölibat herleitet und seit Aposteltagen bis heute von der Kirche hochgeschätzt und für die an der Sendung Christi Teilhabenden obligat ist.

Kardinal Brandmüller:
Da nun die Evangelien zwischen 40 und 70 p. C. entstanden sind, hätten ihre Verfasser sich selbst in schlechtes Licht gestellt, wenn sie Jesus Worte in den Mund gelegt hätten, denen ihr eigenes Leben nicht entsprochen hätte. Jesus verlangt also von jenen, denen er Anteil an seiner Sendung gibt, dass sie sich auch seine Lebensform zueigen machen. (...)
Die ursprüngliche Form des Zölibats bestand also darin, dass ein zum Priester bzw. Bischof Geweihter wohl das Familienleben, nicht aber die eheliche Gemeinschaft fortsetzte. Dem entsprach es, dass mit Vorzug ältere Männer geweiht wurden.

Dass dies alte, geheiligte, auf die Apostel zurückgehende Überlieferung war, bezeugen die Werke kirchlicher Schriftsteller wie Clemens von Alexandrien und der Nordafrikaner Tertullian, die um das Jahr 200 lebten. Davon abgesehen wird die Hochschätzung der Enthaltsamkeit durch die Christen insgesamt durch eine Reihe von erbaulichen Romanen über die Apostel bezeugt – es sind die sogenannten apokryphen Apostelakten, die noch im 2. Jahrhundert enstanden sind und weit verbreitet waren.

Die Geschichte zeige, so Kardinal Brandmüller, dass eine Infragestellung der Ehelosigkleit um des Himmelreiches willen und andere Zeichen des kirchlichen Niedergangs korrelierten:
Es ist bemerkenswert, dass Infragestellung und Missachtung des Zölibats in der Vergangenheit stets mit anderen Symptomen kirchlichen Verfalls Hand in Hand gegangen ist, während Zeiten religiöser Blüte und kulturellen Aufschwungs durch gewissenhafte Beobachtung des Zölibats gekennzeichnet waren. Aus dieser historischen Beobachtung die Konsequenzen für unsere gegenwärtige Krisensituation zu ziehen, ist nicht schwer.

Brandmüller geht dabei auch auf die Praxis der Ostkirchen ein, Priestern, die vor Empfang ihrer Weihe  geheiratet haben, die Fortführung der Ehe zu gestatten und auch auf die Ausnahmen der lateinischen (West-) Kirche, die um der Einheit willen und in Anbetracht des Glaubensweges der heimkehrenden Gläubigen zugelassen werden, so z. B. bei verheirateten protestantischen Pastoren oder anglikanischen Geistlichen, die zur katholischen Kirche konvertieren mit dem Wunsch, in den geistlichen Stand treten zu dürfen.

Brandmüller zum Entstehen der orthodoxen Praxis:
Dazu ist zunächst zu bemerken, dass gerade im Osten die apostolische Praxis des Enthaltsamkeitszölibats als verbindlich betont wurde. Erst auf dem Konzil von 691, dem sogenannten Quinisextum bzw. Trullanum, kam es unter dem Eindruck eines allgemeinen religiös-kulturellen und politischen Verfalls des byzantinischen Reiches zum Bruch mit der apostolischen Überlieferung. Das Konzil, das maßgeblich vom Kaiser bestimmt wurde, der mit der Gesetzgebung auf dem Konzil wieder geordnete Verhältnisse schaffen wollte, ist indes von den Päpsten nie anerkannt worden. Erst von da an datiert aber die genannte ostkirchliche Praxis.

Schließlich weist der Kardinal auf das Wesen des katholischen Priestertums hin, dem im Anspruch der Nachfolge Christi auch dessen Lebensform wesentlich ist:
Je deutlicher es gelehrt und verstanden wird, dass das Priestertum der Kirche nicht eine Dienstfunktion ist, die im Auftrag der Gemeinde ausgeübt wird, sondern darin besteht, dass der Priester kraft des Sakraments der Weihe „in persona Christi” lehrt, leitet und heiligt, dann wird neu verstanden, dass er auch die Lebensform Christi übernimmt. Ein so verstandenes und gelebtes Priestertum wird aufs Neue seine Anziehungskraft auf die Elite der Jugend erweisen.
Insgesamt dürfte die Katechese Brandmüllers über die Geschichte des Zölibats nicht nur für Eugenio Scalfari interessant sein... Der ganze Brief ist hier auf kath.net zu lesen.


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Wer es gerne etwas ausführlicher hat, dem sei die kleine Schrift empfohlen:



Alfons Maria Kardinal Stickler

Der Klerikerzölibat
Seine Entwicklungsgeschichte und seine theologischen Grundlagen
Kral Verlag Abensberg 1993
(Neuauflage 2012)


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Weiteres zu den neuen Behauptungen von Papstzitaten des Laizisten E. Scalfari am 13.07.2014:


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Mittwoch, 12. März 2014

Warum es gut ist, die außerordentliche Form des lateinischen Ritus zu kennen


Alexander King Sample, der 53 jährige Erzbischof der Diözese Portland in Oregon feierte am 01. März 2014 zum ersten Mal in Amity, Oregon, ein Pontifikalamt in der außerordentlichen Form des römischen Ritus. Wie Fr Zuhlsdorf auf seinem Blog schreibt, predigte Erzbischof Sample über die Beweggründe Papst Benedikt XVI. für das Motu proprio "Summorum Pontificum" (2007) und sagte dabei unter anderem:

“When Summorum Pontificum came out, and the Holy Father said this is one of the forms of the Latin Rite, the Extraordinary Form, I said ‘I’m a bishop of the Church, I must know this rite!’ And I encourage my priests and my seminarians to learn and to know this rite. Even if you never have a chance to celebrate it, knowing it, experiencing it – I guarantee you – will affect the way you celebrate the Ordinary Form.”

"Als Summorum Pontificum herauskam, und der Heilige Vater sagte, dies ist eine Form des Lateinischen Ritus, die Außerordentliche Form, sagte ich: "Ich bin ein Bischof der Kirche, ich muss diesen Ritus kennen!" Und ich ermutigte meine Priester und meine Seminaristen, diesen Ritus zu erlernen und ihn zu verstehen. Auch wenn du nie eine Gelegenheit hast, ihn zu zelebrieren, ihn zu verstehen, ihn zu erleben - ich garantiere dir - wird dies Auswirkungen darauf haben, wie du die Ordentliche Form zelebrierst."

Was das Motu proprio Summorum pontificum betrifft, so geht Erzbischof Sample mit gutem Beispiel voran und feiert auch in seiner Bischofskathedrale die alte Liturgie.

Auf dem internationalen Kongress "Sacra Liturgia 2013", der vom 25. – 28. Juni in Rom tagte, hatte Erzbischof Sample einen Vortrag gehalten mit dem Thema: "Der Bischof: Leiter, Förderer und Hüter des liturgischen Lebens der Diözese". Paix Liturgique hat den Vortrag zusammengefasst und außerdem ein kurzes Interview mit Erzbischof Sample, u.a. zum Thema "Liturgischer Friede", veröffentlicht (hier).

Aus der Zusammenfassung des Vortrags:
"Ich glaube, dass ein wesentlicher Teil des Problems der Liturgie heute von einem allgemeinen fehlenden Verständnis herrührt, was die Liturgie überhaupt ist", so Sample. Um die Botschaft zu verkünden, solle sich der Bischof aller Mittel bedienen, seiner Gremien, der Veröffentlichungen seiner Diözese und dem Internet wie auch der Diözesanwebseite. Gleichzeitig sei keine Veränderung über Nacht zu erwarten. Vielmehr müsse man sich auf Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte guter Katechese einstellen."

Samstag, 1. Februar 2014

„Stille Post“ - oder: Die Spielregeln Gottes

So heißt ein Spiel, das sich seit unvordenklichen Tagen nicht nur unter Kindern großer Beliebtheit erfreut. Die Teilnehmer – je mehr an der Zahl, desto reizvoller – bilden einen Kreis. Einem von ihnen wird ein Satz oder auch nur ein längeres Wort ins Ohr geflüstert, damit er das Gehörte seinem Nachbarn auf dieselbe Weise weitergebe, und so geht es von Mund zu Ohr, bis wieder der Ausgangspunkt erreicht ist. Oft stellt sich schon auf halber Strecke Ratlosigkeit ein: Man hat nicht recht verstanden, die Worte ergeben keinen Sinn, sind vielleicht nicht einmal als Worte zu erkennen. Wird dann das Schlussergebnis dieses Traditionsprozesses bekanntgegeben und mit dem ursprünglich Gesagten verglichen, so entsteht allgemeine Verblüffung und Belustigung. Wie konnte nur auf derart kurzer Strecke eine Botschaft bis zur Unkenntlichkeit entstellt werden? Und was würde bei hunderten oder sogar tausenden von übermittelnden Zwischengliedern aus ihr? 

Nicht selten begegnet man der Auffassung, so ähnlich sei es mit der Weitergabe des Glaubens geschehen. Oder sollte man besser sagen: des jesuanischen Anliegens? Denn am Anfang der Entwicklung, als deren vorläufiges Endprodukt allgemein die Kirche gelte, habe ja gar keine Lehre im Sinne von Katechismus und Dogmatik gestanden. Vielmehr sei die Kirche selbst ein tragisches Missverständnis. Alfred Loisy, der Patriarch des theologischen Modernismus, hat im Jahr 1902 diese Sichtweise in die berühmten Worte gefasst: „Jesus verkündete das Gottesreich, es kam die Kirche.“ 

Ursprünglich war also alles ganz anders gedacht. Dem genialen Mann aus Nazareth schwebte etwas vor, das leider nicht eingetroffen ist, das aber nach der Katastrophe von Golgotha seine Eigendynamik entwickelte und in der Weitergabe von Mensch zu Mensch, von Gemeinde zu Gemeinde nach dem Stille-Post-Prinzip ständige Umformungen erfuhr. Es entstand sehr bald schon jene Amtskirche, die um des Erhaltes ihrer Macht willen in wachsendem Masse dafür sorgen musste, die Erinnerung an die eigentlichen jesuanischen Anliegen zu vertilgen und den Menschen stattdessen ein Christentum aus Dogmen, Verboten und Rechtsnormen aufzuerlegen... 

Soweit in simplifizierter Form die Unheilsgeschichte, die im Namen des Heils angezettelt worden sein soll. Demnach wäre die Kirche selbst Ergebnis eines Irrtums und hätte diesen zu eigenen Gunsten gleichsam zementiert. Man müsste hinter sie zurück zu den reinen, unverfälschten Quellen. Wie die Mitspieler im Stille-Post-Kreis anstatt auf das zu hören, was ihnen der Nachbar zuraunt, besser denjenigen befragen sollten, von dem die Worte ausgegangen sind, hätten die Menschen sich innerhalb der Weitergabe des Glaubens dem Ursprung zuzuwenden, um dort den Sinn der Botschaft zu erfahren. 

Das klingt plausibel. Doch merkwürdigerweise herrscht ausgerechnet unter denen, die dieses Verfahren für sich in Anspruch nehmen, die denkbar größte Uneinigkeit. Jede Freikirche, jedes Splittergrüppchen, jede christliche Sekte beruft sich auf die Bibel als das lauterste Wort Gottes, und dabei finden alle diese Gemeinschaften zumeist weniger zueinander, als dass sie sich immer noch weiter aufspalten. Und weshalb das? Weil die Heilige Schrift selbst schon Ergebnis eines Traditionsvorgangs (und nicht etwa dessen Ausgangspunkt) ist. Und weil sie der Auslegung bedarf. 

Hier nun die katholische Lösung des Problems, die ebenso einfach wie überzeugend und einleuchtend ist; fassen wir sie, obwohl der Vergleich in vielem hinkt, in das Bild des genannten Stille-Post-Spiels: In Jesus Christus nimmt Gott selbst die erste Stelle des Kreises ein, den Sein Wort nun bis zum letzten Glied durchlaufen soll. Da der Erlöser der Menschen aber um unser Irren und Wirren weiß, hat Er dafür gesorgt, dass die ersten Hörer des Wortes dieses richtig und vollständig verstanden haben. Und Er hat einzelne Mitspieler beauftragt, den Vorgang der Weitergabe immer wieder zu überprüfen. Sie sollen das im Umlauf befindliche Wort mit dem der ersten Hörer vergleichen und nötigenfalls korrigierend eingreifen. 

Gewiss fehlen in dieser Veranschaulichung wichtige Elemente. Der Grundriss aber ist insgesamt stimmig: Aufbauend auf dem apostolischen Erbe der ersten Zeugen sorgt das kirchliche Lehramt mit göttlicher Vollmacht für die rechte Weitergabe des Offenbarungsgutes. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Wort auch dann, wenn es bis zum letzten Hörer gelangt ist, noch mit dem anfänglich Gesagten und Gemeinten identisch ist. Ja, wenn sich dann einst der Kreis wieder bei Demjenigen schließt, der selbst Alpha und Omega, Anfang und Ende zugleich ist (Apk 1,8), wird Er sich erheben und Seine Wahrheit unverhüllt bekunden. Und alle Mitspieler guten Willens, die aufmerksam lauschten, die sich überprüfen ließen und getreu weitergaben, werden dann erleichtert aufatmen: Ja, genau das ist das Wort, das auch ich gehört und gläubig angenommen habe!

Pater Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad




Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im
Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)  

Bild: Sukzession; Wandmalerei in einer Seitenkapelle der Basilika in Ottobeuren; eigenes Foto 

Samstag, 25. Januar 2014

REGINA - ein katholisches Life-Style-Magazin

Seit Februar 2013, nun also bereits seit fast einem Jahr, gibt es ein ausgesprochen interessantes und niveauvolles katholisches Life-Style-Internet-Magazin namens REGINA. "Katholischen Geschichten" will man dort eine Plattform bieten, mit überzeugenden  Beispielen aus einer vom Glauben geprägten Welt und aus dem großen Schatz der christlichen Kultur.

So finden z. B. auch Beiträge über Esskultur und über Mode, die im Gegensatz zu vielen gegenwärtigen Modetrends Würde, Anmut und Schönheit der Frau unterstreicht, ihren Platz.  Das Gute, Wahre und Schöne soll sich in dem Magazin widerspiegeln und (wieder) Thema werden. So fehlt es neben Berichten aus dem Alltag auch nicht an Betrachtungen über die Schöpfung, über Kunst und Liturgie.

Die inzwischen in Deutschland lebende Herausgeberin der Quartalsschrift, Beverly De Soto, hat der ersten Ausgabe folgendes Editorial mitgegeben:

Erstes Quartal 2013

Unser erstes Titelblatt ehrt eine Kaiserin, zwei Königinnen, eine Prinzessin, eine First Lady, zwei Ordensgründerinnen und eine außergewöhnliche Wissenschaftlerin – jede für sich eine geschichtsträchtige, katholische Frau.

Als sich das Pontifikat Benedikts XVI. dem Ende zuneigt, versammelt REGINA außergewöhnliche katholische Autoren mit einem lebendigen Glauben und weit gefächerten Interessen.

Wir erzählen katholische Geschichten und berichten über katholische Filme und Bücher, die sonst wohl weitgehend unbeachtet blieben. Wir sind an allem unter der katholischen Sonne interessiert – von der Arbeit und Familie bis zum religiösen und ewigen Leben.

Wir streben nach dem Guten, dem Schönen und dem Wahren – innerhalb der Tradition und mit unserem gottgegeben Verstand. Wir glauben an die eine, heilige katholische und apostolische Kirche und sind loyal gegenüber dem Lehramt. Wir sind stolz auf unser geistiges und kulturelles Erbe und bemühen uns den authentischen Glauben zu leben und weiter zu geben.

Es ist offensichtlich, dass für die Kirche eine neue Zeit anbricht. Die ersten zarten Pflänzchen einer katholischen Erneuerung entstehen in der gegenwärtigen Generation und versprechen den Frühling, den Papst Johannes Paul II. vorhersah und für den sein Nachfolger Benedikt XVI. im Weinberg gearbeitet hat.

Der Platz für katholische Frauen ist im Herzen der Familie – und an der Spitze von Unternehmen und Staaten. Doch das ist altbewährt.

Wir haben immer die Herausforderung angenommen uns selbst und die Familie zu leiten und Verantwortung zu übernehmen, durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus.

Dankbar sind wir für diesen Schatz, der uns durch die Kirche über 2000 Jahre überliefert wurde, durch ihre Liturgie, ihre Geistlichkeit, ihrem großen Geschenk des Christentums und der katholischen Kultur.

Wir stellen REGINA unter das Patronat der allerheiligsten Jungfrau Maria. Wir beten, dass sie unsere bescheidene Arbeit ihrem Sohn zu Füßen legen möge und dass Sein Wille geschehe. Auch beten wir, dass sie die Kardinäle anleite einen guten, neuen Papst für die Heilige Mutter Kirche zu wählen.
Beverly De Soto
Herausgeberin, REGINA
Rom, Februar 2013

Die ersten beiden Ausgaben sind erfreulicherweise auch in deutscher Sprache erschienen; es ist zu hoffen, dass auch weitere Ausgaben von REGINA ins Deutsche übersetzt werden. Jedenfalls kann man dem Magazin nur einen möglichst großen, interessierten Leserkreis wünschen. 


1. Ausgabe: Februar 2013 als pdf (deutsch)

2. Ausgabe: Frühjahr 2013 als pdf (deutsch)

Weitere Ausgaben in englischer Sprache als pdf oder im Flip-Modus: bitte hier klicken!
(durchblättern lohnt sich selbst dann, wenn man kein Englisch versteht), z. B.:

6. Ausgabe (vol6): Dezember 2013  Special zum Thema Priester


Weitere Informationen auf reginamag.com


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Und immer wieder: das Konzil...

Von Pater Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad 

Eines haben die Unruhen der letzten Jahrzehnten gezeigt: In den Diskussionen über Gegenwart und Zukunft der Kirche führt kein Weg am Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) vorbei. Man mag es als „Neues Pfingsten“ rühmen oder als „Räubersynode“ verwerfen, mag es in Kontinuität oder Diskontinuität zur vorherigen Tradition auslegen, mag seine Anliegen in der Kirche bereits verwirklicht, gar überboten oder im Gegenteil verraten sehen, immer jedenfalls ist das Konzil ein Thema. Von hochrangigen Kirchenvertretern wie von einflussreichen Laienvereinigungen wird es gerne und mit besonderer Nachdrücklichkeit gegen „traditionalistische“ Kritiker ins Relief gehoben. Dem wachen und redlichen Beobachter der Lage fallen dabei allerdings einige Merkwürdigkeiten und Unstimmigkeiten auf, die sich mit den bloßen Fakten und einem Schuss gesunder Logik allein nicht klären lassen: 

1) Da ist einmal die so stark betonte Verbindlichkeit, die dieses Konzil für jeden haben soll, der heute katholisch sein und leben will. Wohlgemerkt: Es ist keineswegs verwunderlich, dass einem Ökumenischen Konzil der Kirche für den Katholiken hohe Bedeutung beigemessen wird. Aber es berührt doch eigenartig, diese Forderung ausgerechnet aus dem Munde von Personen oder Gruppierungen zu vernehmen, die sich sonst gegen kirchliche Dogmatisierungen aussprechen und diese als „mittelalterlichen Glaubenszwang“ verwerfen. Die alten Dogmen sind tot – lang lebe das neue Dogma!

2) Sodann erstaunt, dass eine derartige Verbindlichkeit ausgerechnet und nur dem Zweiten Vaticanum zugeschrieben wird, obwohl doch „die Wahrheit ist, dass das Konzil selbst kein Dogma definiert hat und sich bewusst in einem niedrigeren Rang als reines Pastoralkonzil ausdrücken wollte; trotzdem interpretieren es viele, als wäre es fast das Superdogma, das allen anderen die Bedeutung nimmt“ – so kein Geringerer als Joseph Kardinal Ratzinger am 13. Juli 1988 vor den Bischöfen Chiles.

3) Ihren Gipfel erreicht die Widersprüchlichkeit aber in der Tatsache, dass diejenigen, die als Wächter über die Konzilstreue anderer auftreten, ihrerseits vieles fordern, fördern und tun, was mitnichten dem Zweiten Vaticanum entspricht.

In diesem Zusammenhang kann auf eindeutigen Aussagen des Konzils hingewiesen werden, die von den Beschwörern des Konzilsgeistes nicht sonderlich geschätzt werden; so zur Frage der Geburtenregelung (GS 51: Gläubige dürfen keine Wege der Geburtenregelung beschreiten, „die das Lehramt in Auslegung des göttlichen Gesetzes verwirft“), über liturgische Willkür (SC 22: Niemand darf „nach eigenem Gutdünken in der Liturgie etwas hinzufügen, wegnehmen oder ändern“), über die Pflege der Kultsprache (SC 36 § 1: Beibehaltung der lateinischen Sprache; SC 54: Die Gläubigen sollen „die ihnen zukommenden Teile des Messordinariums auch lateinisch miteinander sprechen oder singen können“), über den Gregorianischen Choral (SC 116: Als der „der römischen Liturgie eigene Gesang“ soll er „in den liturgischen Handlungen ... den ersten Platz einnehmen“) und über den priesterlichen Zölibat (OT 10: Die Kandidaten sollen „mit großer Sorgfalt“ auf ihr Leben in der „verehrungswürdigen Tradition des priesterlichen Zölibates“ vorbereitet werden).

Wichtiger als solche Einzelstellen freilich ist die Deutlichkeit, mit der sich das Vaticanum II in einer Linie mit den vorangegangenen Konzilien sieht und somit in die kirchliche Lehrüberlieferung einreiht. Das wird in einigen Dokumenten ausdrücklich gesagt und geht ansonsten aus den vielfachen Verweisen des Konzils auf frühere Kirchenversammlungen und päpstliche Lehrschreiben hervor. Obwohl die Kontinuität mit der Überlieferung an manchen Punkten gewiss noch der Klärung bedarf, ist es offensichtlich, daß sich das letzte Konzil selbst in keiner Weise als Abbruch der bisherigen Tradition oder sogar als Gründungsurkunde einer neuen Kirche verstand. Wer es so interpretiert, geht unfehlbar in die Irre.

Diesen Sachverhalt hat Papst Benedikt XVI. in seinem Brief an den Weltepiskopat vom 10. März 2009 nochmals auf den Punkt gebracht: „Man kann die Lehrautorität der Kirche nicht im Jahr 1962 einfrieren (...). Aber manchen von denen, die sich als große Verteidiger des Konzils hervortun, muss auch in Erinnerung gerufen werden, dass das II. Vaticanum die ganze Lehrgeschichte der Kirche in sich trägt. Wer ihm gehorsam sein will, muss den Glauben der Jahrhunderte annehmen und darf nicht die Wurzeln abschneiden, von denen der Baum lebt.“

Wenn sich diese Einsicht durchsetzen könnte – welcher Fortschritt!



Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im
Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)  



Und auch:

Bild: Blick in den Peterdom in Rom während des II. Vatikanums; PMT

Samstag, 4. Januar 2014

Authentisch sein!

Von Pater Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad 

Woran denken Sie bei der Zahl 68? Vielen wird die folgenreiche Jugendrevolte einfallen, die mit diesem Datum verbunden ist. 1968 erlebte das Aufbegehren insbesondere der Studenten gegen die verachtete bürgerliche Gesellschaft seinen Durchbruch und Höhepunkt. Mit schonungsloser Direktheit griff man Personen und Institutionen an, die bislang als Autoritäten, ja als sakrosankt gegolten hatten. Überkommene Formen des individuellen und gemeinschaftlichen Lebens wurden bezichtigt, Nährboden für das Aufkeimen des Nationalsozialismus gewesen zu sein. Nach dem Dritten Reich habe man daraus nichts gelernt, sondern weiterhin alles auf die längst entleerten und erstarrten Traditionen gegründet. Diese unterwürfen die Menschen den Mechanismen der Bevormundung und Unterdrückung, entfremdeten sie von sich selbst und gewöhnten sie an eine Existenz in Unwahrhaftigkeit. Deshalb sei eine revolutionäre Umkehrung der Verhältnisse unbedingt nötig; denn nur durch radikale Emanzipation könnten die Menschen zu sich selbst finden, und nur so auch lasse sich eine Wiedergeburt des „Faschismus“ verhindern.

Es war kein Novum, dass die Nachkriegsgeneration die Gepflogenheiten der Älteren scharfen Blickes beäugte und dabei manches als unglaubwürdig entlarvte. Wo man sich um äußere Ordnung und um gute Formen bemüht, da werden immer auch manche prächtigen Fassaden entstehen, hinter denen sich nicht ein Palast, sondern eine Kloake befindet. Jesus Christus sprach bereits von geachteten und geehrten Personen, die in Wahrheit übertünchten Gräbern voller Modergeruch und Unreinigkeit gleichen (Mt 23,27). Niemand wird es daher dem Idealismus der Jugend verübeln, wenn er das schimmernde Elend des Unechten und Verlogenen anprangert und an seine Stelle ein Leben in Wahrheit und Aufrichtigkeit setzen möchte. Doch genau das ist den Revoluzzern von damals nicht gelungen. Sie sind zwar den Marsch durch die Institutionen gegangen und haben sich Spitzenpositionen im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich erobert, um sich in ihnen festzusetzen. Aber besser geworden ist dadurch herzlich wenig.

Obwohl die 68er-Bewegung längst der Vergangenheit angehört und sie uns in manchen ihrer Erscheinungsformen geradezu antiquiert vorkommen mag, ist doch einiges von ihr im öffentlichen Bewusstsein haften geblieben. Das erkennt man nicht zuletzt an bestimmten Vokabeln, die damals Hochkonjunktur hatten und die weiterhin überall anzutreffen sind. So begegnen wir oft der Forderung, wir sollten doch bitteschön „echt“ und „authentisch“ sein. Eine Mahnung zur Wahrhaftigkeit und gegen die Verstellung – wer wollte sich ihr verschließen? Genauer besehen, will sie aber mehr und anderes als das sagen, was hochstehende Sittlichkeit schon immer von uns verlangt hat.

„Wir müssen wirklich und wahrhaftig wir selbst sein“, lautet, mit den Worten Jean-Paul Sartres ausgedrückt, das Authentizitätsgebot. Es will uns gerade nicht zu einem Streben nach Veredelung durch Bildung, Tugend und Religion, sondern dazu bewegen, zu uns selbst, so wie wir sind, zu stehen, auch zu unseren Fehlern, und zwar ohne Scham und Demut, vielmehr offen und selbstbewusst. Es soll also nun nicht mehr der unordentliche Mensch zur Ordnung, der Missgelaunt-Widerwillige zu höflichem Betragen und froher Bereitschaft aufgerufen werden. Vielmehr gilt es, Unzufriedenheit, Ärger und überhaupt alle Gefühlsregungen, die bislang aus Rücksicht auf die Mitmenschen und im Zeichen der Selbstbeherrschung überwunden werden sollten, „herauszulassen“. So kommt es, dass einer ungepflegten, aufmüpfigen und rowdyhaften Person eher Echtheit und Authentizität zuerkannt wird als einer offensichtlich wohlerzogenen, angenehm zurückhaltenden und hilfsbereiten. „Wirklich und wahrhaftig er selbst“ ist nicht jemand, der sich bei einem langen Vortrag bemüht, die Äußerungen von Ermüdung zu unterdrücken, sondern wer laut gähnt!

Muss man eigens erklären, dass solche „Authentizität“ weder dem ursprünglichen Sinn des Wortes, das „Glaubwürdigkeit“, „Zuverlässigkeit“, „Verbürgtheit“ bedeutet, noch der Haltung eines gläubigen Menschen entspricht? Der Import der 68er-Ideen in die Kirche ist zwar ausgiebig betrieben worden, doch niemals wird die Authentizitäts-Ideologie einem katholischen Christen akzeptabel sein. Für diesen ist ja Jesus Christus selbst der Inbegriff wahrer Authentizität, da Seine Sendung und Lehre durch Heiligkeit und Wunderzeichen, am Ende durch Tod und Auferstehung ihre Zuverlässigkeit zeigte. Und damit verbunden steht auch die Kirche für Authentizität, weil sie, vom Herrn auf apostolischem Fundament errichtet, sich in ihrer unverfälschten Verkündigung immer neu als treu und in ihren Heiligen – den authentischen Zeugen gelebten Glaubens – als fruchtbar erweist.

Authentisch sind wir folglich in dem Maße, als unser Leben der Wahrhaftigkeit und Heiligkeit Christi und Seiner Kirche entspricht. Nur so können und sollen wir dann auch im guten Sinne „wirklich und wahrhaftig wir selbst sein“: als Heilige.



 Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

 

Samstag, 14. Dezember 2013

Donnerstag, 26. September 2013

Papst Franziskus: Über das Lehramt

Als Dienst an der Einheit des Glaubens und an seiner unversehrten Weitergabe hat der Herr der Kirche die Gabe der apostolischen Sukzession geschenkt. Durch sie wird die Kontinuität des Gedächtnisses der Kirche gewährleistet und ist es möglich, sicher aus der reinen Quelle zu schöpfen, aus der der Glaube kommt.

Die Garantie der Verbindung mit dem Ursprung wird also von lebendigen Personen gegeben, was dem lebendigen Glauben entspricht, den die Kirche weitergibt. Er stützt sich auf die Treue der Zeugen, die vom Herrn für diese Aufgabe ausgewählt werden. Deshalb spricht das Lehramt immer in Gehorsam gegenüber dem ursprünglichen Wort, auf das sich der Glaube gründet; und es ist verlässlich, weil es dem Wort vertraut, das es hört, bewahrt und auslegt.(1)

In seiner Abschiedsrede an die Ältesten von Ephesus in Milet, die vom heiligen Lukas in die Apostelgeschichte aufgenommen wurde, bezeugt der heilige Paulus, den ihm vom Herrn anvertrauten Auftrag erfüllt zu haben, »den ganzen Willen Gottes zu verkünden« (Apg 20,27). Dank des Lehramts der Kirche kann dieser Wille unversehrt auf uns kommen und mit ihm die Freude, ihn vollkommen zu erfüllen.


(1) Vgl. II.Vat. Konzil, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung Dei Verbum, 10


Papst Franziskus in der Enzyklika "Lumen fidei"(29.06.2013)

  

Zum Thema "Lehramt" s. auch:


Samstag, 14. September 2013

Was wären wir ohne das kirchliche Lehramt?

In einem interessanten Artikel befasst sich Pater Engelbert Recktenwald FSSP mit dem Verhältnis von Tradition und Lehramt in der kaholischen Kirche und dem Traditionsbegriff als solchem.

Er erklärt den Unterschied zwischen göttlicher Tradition (göttlichen Ursprungs) und kirchlicher Tradition (menschlichen Ursprungs), die in der öffentlichen Diskussion oft nicht voneinander unterschieden werden (s. Piusbruderschaft), wodurch es dann zu folgenschweren Missverständnissen kommen kann.
Die göttliche Tradition verpflichtet die Gläubigen aller Orte und Zeiten unwandelbar zum Glaubensgehorsam, die kirchliche Tradition bindet die Gläubigen solange, wie sie von der kirchlichen Autorität aufrechterhalten wird.
Nur die göttliche Tradition ist Glaubensquelle. (...) Ein Abfall von dieser Tradition oder ein Bruch mit dieser Tradition würde - immer, aber auch nur dann - einen Abfall oder einen Bruch mit dem Glauben darstellen.

Weiter schreibt P. Recktenwald über die göttliche Tradition:
Sie wurde mündlich weitergegeben in der Verkündigung und Predigttätigkeit der Apostel. Der hl. Paulus schreibt, dass der Glaube vom Hören komme: “Fides ex auditu” (Röm 10,17).

Aber selbstverständlich wurde die mündliche Überlieferung auch immer wieder schriftlich fixiert, und zwar zweifach: in der Hl. Schrift und außerhalb der Hl. Schrift. Die Hl. Schrift, also die Bücher des Neuen Testaments, sind schriftlicher Niederschlag der Tradition, und zwar geschrieben unter dem inspirierenden Beistand des Hl. Geistes. Aber auch danach ging es weiter mit dem schriftlichen Niederschlag der Tradition. Was gehört alles dazu? Unter anderem:

1. Die Glaubensbekenntnisse (Symbola), besonders das Apostolische, das Athanasianische und das Nizänisch-Konstantinopolitanische Glaubensbe-kenntnis: das erste beten wir vor dem Rosenkranz, das letztere in der hl. Messe.
2. Die Liturgien.
3. Die Konzilien und die Erlässe der Päpste.
4. Die Schriften der Kirchenväter.

Alle diese Schriften sind je auf ihre Weise Zeugnisse oder Dokumente oder Urkunden der Tradition. Wenn man also wissen will, was zur Tradition gehört, muss man auf diese Zeugnisse zurückgreifen.

Aber nicht alles, was in der Hl. Schrift und anderen Quellen zu finden ist, so P. Recktenwald, gehöre zu den Offenbarungswahrheiten, vielmehr enthielten diese Quellen auch kirchliche Traditionen. Deshalb sei es notwendig, Kriterien zu kennen, um zwischen den einen und den anderen unterscheiden zu können. Aber selbst solche Kriterien vermögen oftmals nicht eindeutig alles zu erfassen, was zur eindeutigen Beurteilung der Aussagen vonnöten wäre und könnte zu unterschiedlichen Beurteilungen führen. Hier sei nun das kirchliche Lehramt gefragt, das, geleitet durch den Heiligen Geist, letztgültig entscheiden könne:
Um zu einem endgültigen Urteil zu kommen, bedarf es deshalb einer göttlich legitimierten Entscheidungsinstanz, und das ist das kirchliche Lehramt. Es bedarf eines Urteils, das kein Privaturteil ist, sondern ein offizielles und autoritatives Urteil, also das Urteil einer sichtbaren, d.h. öffentlich greifbaren Instanz, die über den Parteien einer theologischen Kontroverse steht und von Gott eingesetzt und legitimiert ist. Genau das ist der Sinn des kirchlichen Lehramtes. (...)
Das kirchliche Lehramt ist die nächste und unmittelbare Glaubensregel, Schrift und Tradition sind entferntere Glaubensregeln.

Mit Glaubensregel ist hier die Norm gemeint, nach der wir unterscheiden können, was zum Glauben gehört und was nicht. Wir wissen, dass wir alles glauben müssen, was Gott geoffenbart hat, und wenn wir die Tugend des Glaubens besitzen, wollen wir auch alles glauben, was Gott geoffenbart. Aber woher wissen wir, was zum Offenbarungsgut gehört? Dazu können wir Schrift und Tradition befragen. Aber diese beiden sind nur die entferntere Glaubensregel, weil sie selber der Auslegung bedürfen. Viele Stellen, Passagen und Lehren der Hl. Schrift können verschieden verstanden und gedeutet werden, und die Geschichte zeigt uns, dass dies auch tatsächlich oft geschah und geschieht. Wer entscheidet, welches die richtige Auslegung ist? Damit in einer geschichtlich konkreten Auseinandersetzung eine Entscheidung möglich ist, bedarf es einer Entscheidungsinstanz, die hic et nunc eingreifen, Stellung beziehen und einen Richterspruch fällen kann. Das ist das lebendige Lehramt. (...)
Natürlich ist das Lehramt seinerseits rückgebunden an Schrift und Tradition. Es steht, wie das II. Vatikanum sagt, unter dem Wort Gottes, nicht über ihm. Das I. Vatikanum lehrt: “Die Glaubenslehre, die Gott geoffenbart hat, wurde dem menschlichen Geist nicht wie eine philosophische Erfindung zur Vervollkommnung vorgelegt, sondern als göttliches Gut der Braut Christi übergeben, damit sie dieselbe treu bewahre und irrtumslos erkläre. Deshalb muß auch immer jener Sinn der Glaubenswahrheiten beibehalten werden, der einmal von der heiligen Mutter der Kirche dargelegt worden ist; nie darf man von diesem Sinn unter dem Schein und Namen einer höheren Erkenntnis abweichen...” (...)
In dem Moment, wo die Glaubensquelle, sei es die Schrift, sei es die Tradition, dem Privaturteil des Einzelnen unterworfen wird, wird sie der Subjektivität unterworfen. Die protestantischerseits ins Feld geführte Berufung auf den Heiligen Geist, der dem Einzelnen bei der Lektüre der Schrift beisteht, nützt nichts, sobald eine Streitfrage über das rechte Verständnis entsteht. Da sich beide Parteien auf den Heiligen Geist berufen und es außerhalb des Einzelnen keine Entscheidungsinstanz mehr gibt, kann es auch keine Vermittlung und keine Beilegung des Streits geben. Der Glaube bleibt der Subjektivität des Einzelnen überlassen. Nur wenn es außerhalb des Einzelnen eine Entscheidungsinstanz gibt, nämlich ein göttlich eingesetztes und legitimiertes Lehramt, können die Glaubensquellen dem demütigenden Schicksal, Spielball subjektiver Auslegungen zu sein, entrissen werden.
So lehrt das I. Vatikanum:
"Weil der römische Bischof durch das göttliche Recht des apostolischen Vorrangs an der Spitze der gesamten Kirche steht, lehren und erklären wir auch: Der römische Bischof ist oberster Richter aller Gläubigen, und man kann in allen Streitsachen, die kirchlicher Untersuchung zustehen, an dieses Gericht Berufung einlegen. Über das Urteil des Apostolischen Stuhles jedoch darf niemand aufs neue verhandeln, da es keine höhere Amtsgewalt gibt, und niemandem ist es erlaubt, über dieses Gericht zu richten."
Das kirchliche Lehramt, so das Fazit, ist unabdingbar, um die Einheit im Glauben zu bewahren. Schrift und Tradition sind dem kirchlichen Lehramt unterworfen - auch und gerade deswegen, weil das kirchliche Lehramt "unter dem Wort Gottes, nicht über ihm" steht und jede Willkür ausgeschlossen ist. Es ist die von Gott eingesetzte legitimierte Entscheidungsinstanz. Für den Gläubigen ist es die erste und nächste Glaubensregel (regula proxima), aus der er sicher den authentischen Glauben erkennen kann. 

Sehr herzliche Leseempfehlung für den gesamten Text!


Zitate P. Recktenwalds aus einem Vortrag vom 11. November 2012 in Trier, gehalten auf Einladung des Trierer Initiativkreises; veröffentlicht in UNA VOCE Korrespondenz 1. Quartal 2013, S. 59 ff


 +      +      +

So steht denn fest, Brüder, und haltet euch an die Überlieferungen, die ihr mündlich oder schriftlich von uns empfangen habt.


Weiteres zum Thema "Hl. Schrift, Tradition, kirchliches Lehramt":

Auch noch von P. Engelbert Recktenwald FSSP: 


Freitag, 28. Juni 2013

Zuverlässige Quelle der Wahrheit: die apostolische Tradition in der katholischen Kirche

Zum Fest des heiligen Irenäus, Bischof und Martyrer, geboren um 130 in Kleinasien, gestorben um 202 zu Lyon, Schüler des hl.Polykarp und Kirchenvater

aus der Schrift des hl. Irenäus "Gegen die Häresien" (Contra Haereses) aus der "Bibliothek der Kirchenväter":

Widerlegt man nämlich die Häretiker aus den Schriften, dann erheben sie gegen eben diese Schriften die Anklage, daß sie nicht zuverlässig seien, keine Autorität besäßen, auf verschiedene Weise verstanden werden könnten, und daß aus ihnen die Wahrheit zu finden nur die imstande seien, die die Tradition verstünden. Diese sei nämlich nicht niedergeschrieben, sondern werde durch die lebendige Stimme überliefert, weswegen auch Paulus sage: „Weisheit reden wir unter den Vollkommenen, aber nicht die Weisheit dieser Welt“ (1) . Unter dieser Weisheit versteht jeder von ihnen natürlich das von ihm erfundene System, so daß nach Ihnen die Wahrheit bald bei Valentinus, bald bei Markion, bald bei Cerinth ist. Später war sie natürlich bei Basilides oder bei einem seiner Widersacher, der auch nichts Rechtes vorbringen konnte. Denn verdreht sind sie alle, und trotzdem schämen sie sich nicht, sich selbst als die Richtschnur der Wahrheit hinzustellen.
Berufen wir uns aber ihnen gegenüber auf die apostolische Tradition, die durch die Nachfolge der Priester in der Kirche bewahrt wird, dann verwerfen sie wieder die Tradition, nennen sich klüger als Priester und Apostel und sagen, sie hätten allein die Wahrheit gefunden. Die Apostel hätten den Worten des Heilandes noch allerlei aus dem Gesetz beigemischt; und nicht bloß die Apostel, sondern auch der Herr habe seine Aussprüche teils vom Demiurgen, teils aus dem Ort der Mitte, teils von dem Allerhöchsten. Sie aber wüssten klar, rein und schlicht das darin verborgene Geheimnis — fürwahr, eine ganz unverschämte Gotteslästerung! So stehen sie also weder auf dem Boden der Schrift, noch der Tradition. 

Gleichsam gegen Schlangen, die sich glatt nach allen Seiten herauszuwinden suchen, haben wir also zu kämpfen. Deshalb müssen wir ihnen auch von allen Seiten entgegentreten; vielleicht, daß wir dann einige von ihnen durch die (beständige) Zurückweisung stutzig machen und bewegen können, zur Wahrheit zurückzukehren. Denn wenn es auch nicht leicht ist, daß eine Seele, die vom Irrtum umgarnt ist, wieder vernünftig wird, so ist es doch nicht absolut unmöglich, daß sie dem Irrtum entrinne, wenn ihr die Wahrheit entgegengehalten wird. 

Die von den Aposteln in der ganzen Welt verkündete Tradition kann in jeder Kirche jeder finden, der die Wahrheit sehen will, und wir können die von den Aposteln eingesetzten Bischöfe der einzelnen Kirchen aufzählen und ihre Nachfolger bis auf unsere Tage. Diese haben von den Wahngebilden jener nichts gelehrt und nichts gehört. Denn wenn die Apostel verborgene Geheimnisse gewußt hätten, die sie in besonderem, geheimem Unterricht nur die Vollkommenen lehrten, dann hätten sie die Geheimnisse am ehesten denen übergeben, denen sie sogar die Kirchen anvertrauten. Ganz vollkommen nämlich und in allem untadelig wünschten sie die, denen sie ihren Lehrstuhl übergaben, und die sie als ihre Nachfolger zurückließen, von deren gutem oder schlechtem Verhalten für das Wohl und Wehe der Ihrigen soviel abhing. 

Weil es aber zu weitläufig wäre, in einem Werke wie dem vorliegenden die apostolische Nachfolge aller Kirchen aufzuzählen, so werden wir nur die apostolische Tradition und Glaubenspredigt der größten und ältesten und allbekannten Kirche, die von den beiden ruhmreichen Aposteln Petrus und Paulus zu Rom gegründet und gebaut ist, darlegen, wie sie durch die Nachfolge ihrer Bischöfe bis auf unsere Tage gekommen ist. So widerlegen wir alle, die wie auch immer aus Eigenliebe oder Ruhmsucht oder Blindheit oder Mißverstand Konventikel gründen. Mit der römischen Kirche nämlich muß wegen ihres besonderen Vorranges jede Kirche übereinstimmen, d. h. die Gläubigen von allerwärts, denn in ihr ist immer die apostolische Tradition bewahrt von denen, die von allen Seiten kommen (2). 

 (1) 1 Kor. 2,6
 (2) Vgl. A. Ehrhard, Altchristl. Literatur I 273 f.


Heiliger Irenäus, bitte für uns!



Mittwoch, 5. Juni 2013

Pontifikalämter mit Weihbischof Dr. Klaus Dick beim Eucharistischen Kongress und andere empfehlenswerte Veranstaltungen

Neben vielen anderen interessanten Veranstaltungen findet am 6., 7. und 8. Juni auf dem Eucharistischen Kongress in Köln jeweils ein Pontifikalamt in der außerordentlichen Form des römischen Ritus statt: am 6. und 7. Juni in der Kirche Maria Hilf, Rolandstr. 59, am Samstag, den 8. Juni in der romanischen Kirche St. Kunibert. Herzliche Einladung!

Donnerstag, 6. Juni 2013  

18.00 Uhr Pontifikalamt
in Maria Hilf (Rolandstr. 59)
Zelebrant: S.E. Weihbischof Dr. Klaus Dick
(Programmheft, Seite 39)

Freitag, 7. Juni 2013


18.00 Uhr Pontifikalamt
in Maria Hilf
Zelebrant: S.E. Weihbischof Dr. Klaus Dick
(Programmheft, Seite 41)


Samstag, 8. Juni 2013 

10.00 Uhr Katechese
in St. Kunibert (Kunibertsklostergasse 2)
mit S.E. Weihbischof Dr. Klaus Dick
Thema: „Herr, zu wem sollen wir gehen?" (Joh 6,68) - „Zu dem, der uns vorausgegangen ist."

anschließend Pontifikalamt
in St. Kunibert
Zelebrant: S.E. Weihbischof Dr. Klaus Dick
(Programmheft, Seite 37)

14.00 Uhr Vortrag
im Senats Hotel GmbH, Unter Goldschmied 9-17
Referent: H.H. Prof. Dr. Manfred Hauke,
Professor für Dogmatik und Patrologie an der Theologischen Fakultät Lugano
Thema: „Die eucharistische Anbetung: ihre theologische Begründung und pastorale Bedeutung“
(Programmheft, Seite 113)


15.30 Uhr PMT-Hauptversammlung
Einladung und Informationen von PMT zur Hauptversammlung

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Update:

Berichte über die genannten Veranstaltungen:

Pro Missa Tridentina (PMT):
Bericht Euko und zur Jahreshauptversammlung in Köln am 08.06.2013

Blog "Summorum pontificum":
Pontifikalämter in Köln (10.06.2013)
 
katholisches.de:
Alte Messe bei Eucharistischem Kongreß – Mehr als 900 Gläubige in St. Kunibert

Bilder vom Pontifikalamt am 08.06.2013 in der St. Kunibert, einer der großen romanischen Kirchen in Köln: bitte hier klicken!



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Dienstag, 16. April 2013

BXVI.: Der priesterliche Zölibat, Angleichung an den Lebensstil Christi

[Der priesterliche Zölibat] wird zu Recht als ein unschätzbarer Reichtum betrachtet und auch durch die ostkirchliche Praxis bestätigt, gemäß der die Bischöfe nur unter zölibatär lebenden Männern ausgewählt werden und die Entscheidung vieler Priester für den Zölibat in hohen Ehren gehalten wird.

In dieser Wahl des Priesters kommen nämlich in ganz eigener Weise seine Hingabe, die ihn Christus gleichgestaltet, und seine Selbstaufopferung ausschließlich für das Reich Gottes zum Ausdruck.  Die Tatsache, daß Christus, der ewige Hohepriester, selber seine Sendung bis zum Kreuzesopfer im Stand der Jungfräulichkeit gelebt hat, bietet einen sicheren Anhaltspunkt, um den Sinn der Tradition der lateinischen Kirche in dieser Sache zu erfassen.

Deshalb reicht es nicht aus, den priesterlichen Zölibat unter rein funktionalen Gesichtspunkten zu verstehen. In Wirklichkeit stellt er eine besondere Angleichung an den Lebensstil Christi selbst dar. Eine solche Wahl hat vor allem hochzeitlichen Charakter; sie ist ein Sicheinfühlen in das Herz Christi als des Bräutigams, der sein Leben für die Braut hingibt.

In Einheit mit der großen kirchlichen Tradition, mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und meinen Vorgängern im Petrusamt bekräftige ich die Schönheit und die Bedeutung eines im Zölibat gelebten Priesterlebens als ausdrucksvolles Zeichen der völligen und ausschließlichen Hingabe an Christus, an die Kirche und an das Reich Gottes und bestätige folglich seinen obligatorischen Charakter für die lateinische Tradition. Der in Reife, Freude und Hingabe gelebte priesterliche Zölibat ist ein sehr großer Segen für die Kirche und für die Gesellschaft selbst.


Papst Benedikt XVI., Nachsynodales apostolisches Schreiben "Sacramentum caritatis" vom 22.02.2007

Sonntag, 14. April 2013

Wo die Demut des Mitglaubens mit der Kirche verschwindet, löst sich die Erkenntnis auf

Der Gekreuzigte ist die wahre Weisheit (4)

Fortsetzung von hier

So wollen wir auch beten für die Theologie und die Theologen, dass sie diese grundlegende Gebärde der Demut, diese innerste Voraussetzung aller Theologie wieder mit neuer Entschiedenheit aufnehmen: Theologie ist nicht Weltfahrt der isolierten Vernunft des Gelehrten, sondern ist Mitdenken mit dem Glauben der Kirche und Mühen darum, diesen Glauben zu verstehen, auszusagen und so die Wahrheit zu berühren, die unseren Verstand und unser Herz zugleich erleuchtet.

Der große Konvertit Heinrich Schlier ist gerade über dem Studium des Epheserbriefes katholisch geworden; einen der wichtigsten Wegweiser fand er hier, im Text unserer heutigen Lesung (Eph 3,13 -21). Denn Paulus sagt uns hier, dass Glaube und Liebe zur Erkenntnis führen. Das ist die zweite und dritte Aussage in der Beschreibung des Weges der Gesundung, den er uns zeigen will.

Zunächst sagt er uns ganz klar (und das war für den Lutheraner Schlier eine wichtige Entdeckung), dass der Glaube sich in der Liebe bewähren muss. Der Glaube bleibt nur gesund, wenn man ihn lebt. Er ist nicht eine Theorie, er verändert unser Leben. Er öffnet das Herz. Er führt zur Liebe: Wo sie fehlt, ist der Glaube nicht vollständig. Der Glaube dispensiert nicht von den Geboten, sondern durch den Glauben lernen wir sie lieben, weil wir in ihnen das Angesicht des Herrn selbst erkennen.

Paulus fügt noch einen weiteren Schritt hinzu: Glaube und Liebe zusammen führen zur Erkenntnis. Man kann sagen: Wo Glaube und Liebe da sind, wächst auch so etwas wie Theologie. Zwei wichtige Aussagen macht der Apostel darüber: Die Erkenntnis löst den Glauben nicht auf, sie löst die Liebe nicht ab.

Der Glaube wird nie überflüssig. Das hat Paulus dem Hochmut der damaligen Gnostiker gegenüber betont, das müssen wir hochmütigen Theologien gegenüber auch heute betonen. Wo die Demut des Mitglaubens mit der Kirche verschwindet, löst sich auch die Erkenntnis auf.

So ergibt sich von selbst das zweite: Zur Erkenntnis gehört die lebendige Gemeinschaft der Heiligen. Schlier schreibt dazu in seinem Kommentar: "...Es ist eine Erkenntnis, zu deren Wesen es gehört, dass sie mit den anderen geteilt wird... Es ist weder eine private noch eine Konventikelerkenntnis. Erkennt man, so erkennt man, was schon 'die Heiligen' erkannt haben, und man erkennt mit ihnen zusammen" (Seite 170).

Wir könnten sagen: Zur wahren Erkenntnis gehört Heiligkeit, und zur Heiligkeit gehört die Gemeinschaft der Heiligen. Deswegen ist es so wichtig, sich nicht von der lebendigen Gemeinschaft der ganzen Kirche zu trennen. Deswegen ist es so wichtig, in der großen Gemeinschaft der ganzen Kirche aller Orte und aller Zeiten, in ihrer lebendigen Überlieferung zu stehen.

Man kann Christus nicht erkennen ohne seine Heiligen; man kann ihn nicht lieben ohne seine Heiligen. Die Liebe zur ganzen großen Tradition der heiligen Kirche ist nicht ein Luxus einiger, sondern eine Notwendigkeit für uns alle. (weiterlesen)


Schluss folgt


Joseph Kardinal Ratzinger in einer Predigt vom 24.09.1995 in der Benediktinerabtei Sainte-Madeleine in Le Barroux anlässlich eines feierlichen Pontifikalamtes im alten Ritus (Teil 1, 2, 3, 5)

Donnerstag, 11. April 2013

WYD 2013: Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern

Papst em. Benedikt XVI. (nicht nur) an die Jugendlichen:

Wir dürfen nie vergessen, daß wir Teil einer unermeßlichen Kette von Männern und Frauen sind, die uns die Wahrheit des Glaubens weitergegeben haben und auf uns zählen, damit andere sie empfangen.

Missionare zu sein setzt die Kenntnis dieses empfangenen Erbes, des Glaubens der Kirche, voraus: Es ist notwendig, das zu kennen, woran man glaubt, um es verkündigen zu können.

In der Einführung zum You-Cat, dem Katechismus für die Jugend, den ich euch beim Weltjugendtag in Madrid übergeben habe, habe ich geschrieben: "Ihr müßt Euren Glauben so präzise kennen wie ein IT-Spezialist das Betriebssystem eines Computers. Ihr müßt ihn verstehen wie ein guter Musiker sein Stück. Ja, Ihr müßt im Glauben noch viel tiefer verwurzelt sein als die Generation Eurer Eltern, um den Herausforderungen und Versuchungen dieser Zeit mit Kraft und Entschiedenheit entgegentreten zu können." 


aus der Botschaft von Papst em. Benedikt XVI. zum XXVIII. Weltjugendtag 2013, der unter dem Motto steht: "Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern" (vgl. Mt 28,19)
Die Botschaft wurde bereits am 18. Oktober 2012 veröffentlicht.



Katechismus der Katholischen Kirche
Kompendium zum KKK (Fragen und Antworten)

Samstag, 27. Oktober 2012

Die eine und einzige Kirche (I)

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Grüner Katechismus oder Kuchenmodell?

Als Jugendlicher nahm ich an den Treffen einer katholischen Gruppe teil, die den Firmkurs fortsetzte. Wir besprachen unterschiedliche Themen, und nicht selten beauftragte der Leiter, ein kirchlich engagierter Student, einzelne Teilnehmer, die nächste Stunde vorzubereiten. Einmal sollte es um die Unterschiede zwischen katholischem und evangelischem Christentum gehen. Der einzige Nichtkatholik unserer Gruppe übernahm den protestantischen Part, mir fiel der katholische zu.

Bei dieser Zusammenkunft kam es durch mich zum Eklat, und das völlig unbeabsichtigt. Nachdem nämlich der evangelische Jugendliche etwas über Martin Luther und die Reformation, über die Bedeutung der Bibel und das protestantische Abendmahlsverständnis vorgetragen hatte, kam ich an die Reihe und las aus dem grünen Buch, das unser Religionslehrer am Gymnasium verwendete, folgende – hier gekürzt wiedergegebene – Passage vor, ohne auch nur zu erahnen, welche Reaktionen das hervorrufen sollte: 

„Christus hat nur eine einzige Kirche gegründet. (...) Darum gibt es nur eine wahre Kirche. Die wahre Kirche kann man an bestimmten Eigenschaften erkennen, die Christus ihr gegeben hat. (...) Nur die römisch-katholische Kirche hat diese vier Kennzeichen. (...) Die anderen christlichen Glaubensgemeinschaften haben diese vier Kennzeichen nicht. (...) Die Christen, die einer nichtkatholischen Glaubensgemeinschaft angehören, wissen zumeist nicht, dass die katholische Kirche ihre wahre Heimat ist. Sie haben nicht die volle Wahrheit und sind vielen Irrtümern ausgesetzt; auch müssen sie viele Gnaden entbehren. Aber Christus ist auch für sie gestorben, und die Kirche betet und opfert auch für sie. Darum können auch sie zur ewigen Seligkeit gelangen, wenn sie den Willen Gottes tun, so gut sie ihn erkennen.“ 

Auf diese Worte folgte zunächst betretenes Schweigen. Dann fragte mich der Gruppenleiter, ansonsten ein lustiger Geselle, in sehr strenger, ja scharfer Tonlage, wer mir das Buch gegeben habe. Die wahrheitsgemäße Antwort veranlasste ihn zu der Aussage, ich sollte mich vor meinem Religionslehrer hüten, der sei nicht mehr katholisch. Ich konnte darauf hinweisen, dass es sich doch immerhin um den „Katholischen Katechismus der Bistümer Deutschlands“ handle – jenes 1955 im Auftrag der Bischöfe erschienene Werk, das bei der älteren Generation schlicht „Grüner Katechismus“ hieß. 

Doch mein Argument rettete weder die Autorität der vorgelesenen Sätze noch das Ansehen meines hochverehrten Lehrers. Im Gegenteil! So könne und dürfe man das heute nicht mehr sehen. Das Konzil und die wichtigen Entwicklungen in seinem Gefolge würden hier völlig ignoriert. Dadurch werde dem Zusammenwachsen der getrennten Christen schwerer Schaden zugefügt. Die Kirche betrachte sich heute nicht mehr als exklusive Heilsinstitution, vielmehr sehe sie sich als ein Kuchenstück neben anderen, die auf Jesus Christus als die gemeinsame Mitte hinwiesen und als Segmente zusammen einen Kreis bildeten. Und so weiter. 

Schon damals leuchtete mir diese Auskunft nicht recht ein. Ich verstand es einfach nicht, wie ein amtlicher Katechismus, vor einigen Jahrzehnten noch Richtschnur für die Glaubenslehre, plötzlich völlig überholt und sogar gefährlich sein konnte. Auch vermochte ich nicht nachzuvollziehen, dass die Lehrunterschiede, die doch weiterhin bestehen, jetzt keine Bedeutung mehr haben sollten. Schwer vorstellbar jedenfalls, wie derart verschiedene Stücke einen einzigen Kuchen bilden können... 

Einige Zeit später hätte ich meine Fragen schon etwas genauer gestellt: Ist es denn gleichgültig, ob man sieben oder nur zwei Sakramente hat? Kann man über die Frage hinweggehen, ob Jesus im Altarsakrament wirklich gegenwärtig ist und ob es hierfür des Weihepriestertums bedarf? Wollte der Herr das Papsttum – oder wollte Er es nicht? Und wenn Er es wollte: Darf man es dann außer Acht lassen und so tun, als wäre die Stellung zu ihm beliebig und belanglos? Von noch tiefer liegenden interkonfessionellen Problemen ganz zu schweigen. 

Jahrzehnte sind seit dieser Jugenderfahrung vergangen, die Aktualität des Themas aber besteht weiterhin. Im Denken der meisten Katholiken unserer Regionen dürfte das Kuchenmodell die Lehre des Grünen Katechismus (und damit die der gesamten kirchlichen Tradition) längst verdrängt haben. Dabei ist die Frage, ob es sich bei der katholischen Kirche nur um eine unter anderen Verwirklichungen der Idee „Kirche Jesu Christi“ oder vielmehr um die von Ihm selbst gewollte und gestiftete, einzige Kirche handelt, keineswegs nebensächlich. Ihre Beantwortung hat Konsequenzen für die Kirche als Gesamtheit wie für das Selbstverständnis und das Leben des einzelnen Katholiken. Weil die Angelegenheit so wichtig ist, darf sie uns auch noch in einem weiteren „Standpunkt“ beschäftigen.


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Montag, 22. Oktober 2012

Ratzinger-Preisträger empfiehlt Studium der Kirchenväter





Der Träger des Ratzinger-Preises für Theologie, der Jesuit Brian E. Daley (Notre Dame, Indiana), plädiert für ein vermehrtes Studium der Kirchenväter. „Die Kirchenväter setzen die uns interessierenden Dinge in einen Kontext, so dass wir vernünftig darüber reden können“, sagte der 72jährige Theologiehistoriker und Patristiker gegenüber Pater Bernd Hagenkord SJ von Radio Vatikan (Blog).

Die Beschäftigung mit den historischen Quellen und den Traditionen der frühen Zeit der Kirche könnten "bei der Unterscheidung helfen, was geändert werden könne und was nicht geändert werden dürfe" sagte Pater Daley laut P. Hagencord in Bezug auf die Liturgie und deren Reform.

Während unmittelbar nach dem Konzil die Meinung verbreitet gewesen sei, dass alles geändert werden könne, habe man erst allmählich erkannt, dass man unterscheiden müsse zwischen Dingen, die geändert werden können und solchen, die man nicht ändern dürfe. „Unsere Geschichte zu studieren, hilft uns dabei“, sagte P. Daley. In diesem Zusammenhang sei auch auf die umfangreichen Studien des Regensburger Liturgiehistorikers Klaus Gamber hingewiesen, dessen Schätze an Forschungsergebnissen auf eine neue Hebung warten.

"Wenn man die Tradition kenne, würde man die Entwicklung der Theologie des Konzils und auch der Liturgie im Kontext sehen können. Es helfe, Vereinfachungen zu vermeiden. Die eigenen Meinungen erscheinen weniger wichtig, das Studium ersetzt Meinung durch Wissen und Reflexion" gibt P. Hagencord die Worte des Ratzinger-Preisträgers wieder. (Quelle)


Foto: Liturgie im Stift Heiligenkreuz

Freitag, 19. Oktober 2012

Kardinal Newman: Was ist Glaube?



Es ist die Zustimmung zu einer Lehre als wahr, die wir nicht sehen, die wir nicht beweisen können - aus dem Grunde, weil Gott, der nicht lügen kann, sagt, dass sie wahr ist.

Hinzu kommt aber dieses: Da Gott nicht mit Seiner eigenen Stimme sagt, dass sie wahr ist, sondern mit der Stimme seiner Boten, so ist der Glaube die Zustimmung zu dem, was ein Mensch sagt - nicht einfach als Mensch betrachtet, sondern als Träger einer Botschaft, zu der er als Bote, als Prophet, als Gesandter Gottes beauftragt ist.

John Kardinal Newman
Pred. Bd. 11; Sarto Verlag 2002; S. 222


Donnerstag, 11. Oktober 2012

Rückkehr zum "Buchstaben des II. Vatikanums"

File:Papa Benedetto.jpg
"Damit aber dieser innere Antrieb zur neuen Evangelisierung nicht auf der Ebene der Vorstellungen stehenbleibt und nicht zu Verwirrung führt, muß er sich auf ein konkretes und präzises Fundament stützen, und dieses Fundament sind die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils, in denen er zum Ausdruck gekommen ist. Darum habe ich mehrmals auf der Notwendigkeit bestanden, sozusagen zum „Buchstaben" des Konzils zurückzukehren – d. h. zu seinen Texten –, um auch seinen authentischen Geist zu entdecken, und habe wiederholt, daß in ihnen das wahre Erbe des Zweiten Vatikanums liegt.

Die Bezugnahme auf die Dokumente schützt vor den Extremen anachronistischer Nostalgien einerseits und eines Vorauseilens andererseits und erlaubt, die Neuheit in der Kontinuität zu erfassen. Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen. Es hat sich vielmehr darum bemüht dafür zu sorgen, daß derselbe Glaube im Heute weiter gelebt werde, daß er in einer sich verändernden Welt weiterhin ein gelebter Glaube sei."



Freitag, 5. Oktober 2012

Liturgische Kunst für Schrebergärtner



Liturgische Kunst
hat ganz ausdrücklich
auch Schrebergärtnern zu dienen.


Martin Mosebach zu einer abfälligen Bemerkung eines "Funktionärs der Katholischen Akademie in Mainz" über ältere sakrale Kunst, in: Häresie der Formlosigkeit, Carl Hanser Verlag München; AD 2007; S.79 (auch nachzulesen HIER unter: Kardinal Bengsch-Kreis => Referenten und Texte => Probleme in Kirche und Gesellschaft, Martin Mosebach => Bildersturm und Liturgie)

Weitere Auszüge aus:
"Häresie der Formlosigkeit - Die römische Liturgie und ihr Feind":

kath-info:
Ein Apostolat der Ehrfurcht

Summorum-pontificum:
Aus dem Kapitel: „Liturgie - die gelebte Religion“


Foto: Neugotischer Hochaltar in St. Johann Baptist, München-Haidhausen; Rufus46, wikimedia commons
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