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Montag, 30. März 2015

Fuldaer Erklärung des Forums Deutscher Katholiken zu Fragen von Ehe und Familie



Am 25. März 2015 hat das Forum Deutscher Katholiken mit der "Fuldaer Erklärung" eine Bittschrift an die deutschen Bischöfe gerichtet. Mit Blick auf die im Oktober diesen Jahres stattfindende Fortsetzung der vatikanischen Familiensynode ersucht das Forum im Namen zahlreicher Katholiken die Bischöfe, "die katholische Ehelehre in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und den Gäubigen wieder als Sakrament in Erinnerung zu bringen". Dabei könne christliche Pastoral nur dann ihre Aufgabe erfüllen, wenn sie "unverkürzt und unverfälscht den Willen Jesu" verkünde. Die Erklärung im Wortlaut:

Fuldaer Erklärung des Forums Deutscher Katholiken zu Fragen von Ehe und Familie vom 25. März 2015

Bischöfe der Weltkirche beraten in zwei Sitzungsperioden Fragen zu Ehe und Familie. Das erste Treffen im Oktober 2014 befasste sich mit dem Thema „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung“. In der kommenden Sitzungsperiode im Oktober 2015 wird über „Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute“ beraten werden.

In einer breiten Öffentlichkeit hat das Thema Ehe und Familie großes Interesse gefunden. Die ausgelösten kontrovers geführten Diskussionen haben gezeigt, dass die Lehre der katholischen Kirche zu Ehe und Familie offensichtlich auch unter Gläubigen nicht mehr bekannt ist.

Das verbreitet aufgekommene Interesse an der Synode zum Thema Ehe und Familie stellt eine Chance dar, die katholische Ehelehre in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und den Gäubigen wieder als Sakrament in Erinnerung zu bringen.

Jenseits rein soziologischer Betrachtungsweisen muß die sakramentale Bedeutung der Ehe als gestiftete Gemeinschaft in Christus, ihre Unauflöslichkeit und Ausrichtung auf die Zeugung und Erziehung von Kindern deutlich gemacht werden.

Diese die Ehe auszeichnenden Wesenseigenschaften machen es dringend erforderlich, für eine vertiefte Vorbereitung auf das Ehesakrament und eine solide Übermittlung der Lehre der Kirche Sorge zu tragen.

Wegen der Bedeutung von Ehe und Familie für die Zukunft der Gesellschaft, der Ökumene und angesichts der vielfältigen Probleme, die ihrem Scheitern, einer zivilrechtlichen Auflösung und Wiederverheiratung folgen, bitten wir alle, die für die Weitergabe des Glaubens Verantwortung tragen, dieses Thema aufzugreifen.

Von Christus in einzigartiger Weise gestiftet, stärkt das Ehesakrament die Treue in der Ehe. Es schützt die Ehepartner und ihre Kinder vor Leid, Depression und gebrochener Biographie. Denn Treue und Geduld sind Ausdrucksformen der Liebe, einer Liebe, die Eheleuten von Anfang an mehr bedeutet als das Gefühl eines flüchtigen Augenblicks.

Die christliche Pastoral erfüllt ihre Aufgabe erst dann, wenn sie unverkürzt und unverfälscht den Willen Jesu verkündet.

In Jesus finden sich Gerechtigkeit und Barmherzigkeit in unüberbietbarer Weise aufeinander hin geordnet.

Unsere Bischöfe bitten wir um ein deutliches Hirtenwort.








Donnerstag, 26. März 2015

Gute Idee einer jungen Katholikin

Die weithin glaubensferne, mit dem Säkularismus liebäugelnde katholische Kirche in Deutschland mit ihrer  "Überorganisation des Apparates" braucht dringend neue Impulse. Das stellt Kardinal Paul Josef Cordes am 17. März im Rheinischen Merkur fest. Er sieht in Deutschland aber auch "Initiativen der Glaubensvertiefung", die "abseits des Kirchenapparates auf einem guten Weg" sind.

Wichtig für eine Korrektur der kirchlichen Ausrichtung in Deutschland wäre, dass die Verantwortlichen in der Kirche, allen voran die Bischöfe, die Notwendikeit der Umkehr erkennen und zur Umkehr aufrufen. Zum Beispiel so:
„Schwestern und Brüder! Geben wir es unumwunden zu: Die deutschsprachige Kirche ist dekadent, lau und feige geworden. Sie beschäftigt sich nur mehr mit Luxusproblemen. Die Leute laufen uns scharenweise davon, die Theologen brauen ungehorsam ihr eigenes selbstgefälliges Süppchen, wir Bischöfe fürchten mehr die Medien als Gott, und den Laien geht es mehr um eitle Ämter und angesehene Positionen und als um den Dienst und das Gebet.
Meine lieben Schwestern und Brüder, blicken wir voll Bewunderung auf die gesunden und glaubensstarken Diözesen in Afrika und Asien, denn die haben im Gegensatz zu uns volle Kirchen, steigende Zahlen der Gläubigen und stark wachsende Berufungen zum Priester- und Ordensstand. Lernen wir von ihnen, denn im Glauben sind sie uns jetzt voraus, die von uns den Glauben empfangen haben. Die Synode ist eine tolle Chance uns in Demut vor den Erkenntnissen der Weltkirche zu beugen und mit diesem knowhow unsere marode deutschsprachige Kirche zu sanieren. Meine lieben Sprachgenossen: widersagen wir dem Zeitgeist in dem wir gerade versinken, der uns immer mehr einlullt, uns träge und unwirksam macht!“

Eine Predigt dieser Art wünscht sich die Journalistin und kath.net-Mitarbeiterin Victoria Bonelli vom Münchner Kardinal (u. a. Mitglied des K9-Rates von Papst Franziskus und Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz (DBK)) Reinhard Marx. Der Kardinal hatte am 24. Februar 2015 in einer Pressekonferenz zur Frühjahrsvollversammlung der DBK gesagt: "Wir sind keine Filialen von Rom." (s. Bericht bei kath.net am 26.02.2015 und Kommentar von Johannes Graf vom 02.03.2015)




Weiteres von bzw. über Victoria Fender-Bonelli:

Dienstag, 3. März 2015

Die katholische Kirche in Deutschland schafft sich selber ab - Von bischöflichen Irrlichtern und kläglichem Kirchenbewusstsein

"Welch ein klägliches Kirchenbewußtsein offenbart sich, wenn der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz behauptet, die katholische Kirche in Deutschland sei keine Filiale Roms, um mit dieser Aussage eigene deutsche Lösungen in Bezug auf die Probleme anzudeuten, die im kommenden Oktober auf der Ordentlichen Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie behandelt werden! Welch ein Mangel an theologischer Verantwortung zeigt sich, wenn sich Bischöfe Theologen anvertrauen, die seit vielen Jahren die katholische Lehre und Moral zersetzen!"
(Prof. em. Hubert Windisch)

Die Lage der katholischen Kirche in Deutschland ist desolat: Glaubensschwund, abgefallene und schismatisch-gesinnte Priester* und Bischöfe** (wobei es, das darf nicht vergessen werden, auch Ausnahmen gibt) und kein Wille für eine zukunftsträchtige Reform in Sicht.

Offensichtlich will man an verantwortlicher Stelle nicht die Bedürfnisse des Kirchenvolkes nach authentischer Verkündigung und Erneuerung einer Spiritualität, die zur Heiligkeit ruft und führt, nicht erkennen - oder man ist inzwischen so verblendet, dass man dies selbst nicht mehr als not-wendig betrachtet. Ja, man ist darauf aus, sich den zeitgeistigen aber der Lehre Jesu widersprechenden Strömungen in der Gesellschaft zu ergeben und sich in dieser Welt recht gemütlich einzurichten.

Nicht nach Höherem soll der Mensch mehr streben, sondern er soll so (schlecht) bleiben, wie er ist, denn Gott liebt ihn sowieso und alles andere sei ohnehin nur Heuchelei. Das Böse wird gut, das Gute bös genannt, alles Bisherige wird auf den Kopf gestellt. 

In dieser Situation braucht es Gläubige, die mutig auf die Misere hinweisen und deutliche Worte finden. Auch diese gab es in den vergangenen Wochen immer wieder - Gott sei Dank! Ein herausragendes Beispiel sind die Ausführungen des Pastoraltheologen Prof. em. Hubert Windisch, die am 10.02. und 01.03.2015 in einem zweiteiligen kath.net-Kommentar mit den Überschriften "Bischöfliche Irrlichter"  und "Ein klägliches Kirchenbewusstsein" veröffentlicht wurden. Herzliche Leseempfehlung!


  z. B.  allein im Bistum Freiburg und nur in der Frage des Messopfer-Verständnisses ca. 200 Priester (s. hier)
** z. B. hier nachzulesen: Wir können nicht warten; "Die Tagespost" am  25.02.2015


Auch empfehlenswert:

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Mittwoch, 26. November 2014

Slowakische Bischöfe: Gefährliche Gender-Ideologie entspringt der Kultur des Todes

Vor fast genau einem Jahr haben sich die slowakischen Bischöfe in ihrem Hirtenbrief zur Adventszeit mit dem Thema der göttlichen Einrichtung der Familie und der Lüge der Gender-Ideologie befasst. Immer drängender wird das Thema auch bei uns in Deutschland. Durch die Verankerung der Gender-Ideologie in Gesetzen und Verwaltung kann sich fast niemand den Einflüßen entziehen. Gibt es noch Verwaltungen, in denen es keine "Gleichstellungsbeauftragte" gibt, die emsig dafür Sorge trägt, dass immer und überall "gegendert" wird (und nicht nur das)?

Selbst in kirchlichen Verwaltungen wird angestrebt, "Geschlechtergerechtigkeit (im Sinne von Gender Mainstreaming als handlungsleitender Maxime) zu einem prägenden Merkmal kirchlicher Unternehmenskultur zu machen" (z. B., aber nicht nur, in der Erzdiözese Bamberg). Bischöfe und Verantwortliche in der Kirche haben die Gefahren des widernatürlichen Genderismus noch nicht erkannt - oder ignorieren sie.

Die zum katholischen Glauben konvertierte Publizistin Gabriele Kuby hat schon vor geraumer Zeit jedem Bischof in Deutschland ihre Aufklärungsrecherchen zum Thema Gender-Mainstreaming zukommen lassen. Jeder Bischof dürfte also wissen, worum es geht. Dennoch erfolgen keine Gegenmaßmnahmen oder Warnungen vor der drohenden Zerstörung der Familie. Im Gegenteil beugen sich auch die kirchlichen Einrichtungen der Indoktrination. Ein unglaubliches, ja gespenstisches Szenario, denn Gender widerspricht allein schon dem gesunden Menschenverstand.

Immerhin: Die slowakische, die polnische und die portugiesische Bischofskonferenz haben sich in aller Deutlichkeit von der Gender-Ideologie distanziert und sich auf die göttliche Schöpfung des Menschen als Mann und Frau berufen. Außerdem hat der Bischof von Chur, Bischof Vitus Huonder, vor etwa einem Jahr einen Hirtenbrief zum Thema Gender Mainstreaming verfasst (s. Links unten).


Hier nun der Wortlaut des Hirtenbriefes der slowakischen Bischöfe zum Advent 2013:


Liebe Brüder und Schwestern ! 

Die Adventszeit, die heute beginnt, ist die Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten. Dieses Fest erinnert uns an das Kommen des Sohnes Gottes in diese Welt. Wie Er selbst sagt, ist Er gekommen, „damit wir das Leben haben und es in Fülle haben“ (vgl. Joh 10, 10). Das Wertvollste, was Gott der Welt und dem Menschen schenkte, ist gerade das Leben. Dafür hat Er hier auf der Erde Bedingungen geschaffen und Gesetze festgelegt. Wenn wir sie einhalten, wird das Leben aufblühen. Wenn sich der Mensch gegen die göttliche Ordnung stellt, schafft er eine Kultur des Todes. 

Gott sorgt sich außerordentlich um den Menschen. Bevor Er ihn erschuf, bereitete Er ihm eine wunderschöne und fruchtbare Natur, damit sie ihm eine Quelle seiner leiblichen Kräfte sei. Um ihn glücklich zu machen, schenkte Er dem Menschen außer der Natur die Familie. Gott will, dass jeder Mensch in eine liebevolle und geordnete Familiengemeinschaft hineingeboren wird. Wenn dem nicht so ist, liegt dem entweder ein Unglück oder menschliches Versagen zugrunde. Im Laufe des ganzen Lebens soll jeder Mensch in der Familie viele Formen des menschlichen Glücks erleben. Am Anfang ist es das Glück des Kindes, das sich in den Armen von Mutter und Vater sicher, geborgen und sorglos fühlt. Es wächst und reift heran, wird erwachsen, sein Glück verändert sich in das des verliebten Ehemannes oder der verliebten Ehefrau und später wandelt es sich in das Glück des fürsorgenden Vaters oder der Mutter. Schließlich ist es das Glück als Großeltern, wenn es ihnen geschenkt ist, dass sie sich an ihren gut erzogenen Nachkommen erfreuen können, und diese die Verantwortung für ihr Leben über­nehmen. Jede Etappe des menschlichen Glücks sichert eine geordnete Familie. 

Die Familie ist eine göttliche Einrichtung. Deswegen steht es nicht in der Macht des Menschen sie auszulöschen. Die Kirche betet über den Neuvermählten: „Gott, Du hast die Frau neben den Mann gestellt und diese Gemeinschaft schon bei der Erschaffung der Welt gesegnet, so dass sie weder durch die Erbsünde noch durch die Sintflut vernichtet werden konnte.“ Dieses Gebet drückt den Glauben der Kirche an die Familie als eine göttliche Einrichtung aus, die in der Welt überlebt. Sie muss aber nicht in Europa überleben. Auch wenn die Familie von Menschen nicht zerstört werden kann, kann sie von ihm verstümmelt werden und dies geschieht in der heutigen Welt.

Aufgrund der Zerrüttung der Familien wird das menschliche Glück, das gerade dort seine irdische Vollkommenheit erlangt, entwertet. Das Leben wird bedroht und eine Kultur des Todes entsteht. Die Akteu­re der Kultur des Todes bedienen sich sehr ausgeklügelter Methoden, um sie durchzusetzen. Sie belegen edle Begriffe mit einem ganz neuen und gegensätzlichen, d. h. abwertenden Sinn. Sie sprechen von „Menschenrechten“ und „Kinderrechten“, aber im Rahmen dieser „Rechte“ möchten sie Dinge durchsetzen, die den Menschen und Kindern Schaden zufügen. Unter dem Deckmantel der Kinderrechte, die sie versuchen durchzusetzen, verlieren Mutter und Vater die Möglichkeit, ihre Kinder verantwortungsvoll zu erziehen. Dabei hat das Kind ein von Gott gegebenes natürliches Recht auf Erziehung. 

Die Anhänger der Kultur des Todes kommen mit der neuen „Gender-Ideologie“. In ihrem Namen möchten sie die sog. „Geschlechtergleichheit“ durchsetzen. Wenn man diesen Begriff das erste Mal hört, glaubt man, es handle sich darum, dass dem Mann und der Frau die gleichen Rechte und die gleiche Würde zuerkannt werden. Aber diese Gruppen verfolgen mit der sog. „Geschlechtergleichheit“ etwas ganz anderes. Sie wollen uns überzeugen, dass keiner von uns von Natur aus als Mann oder Frau existiert, sie wollen also dem Mann das Recht auf die männliche Identität und der Frau das Recht auf die weibliche Identität nehmen und ebenso der Familie das Recht auf die Identität als Familie absprechen. Der Mann soll sich nicht mehr als Mann, die Frau nicht mehr als Frau fühlen, und die Ehe soll nicht mehr als die von Gott gesegnete alleinige Gemeinschaft zwischen Mann und Frau verstanden werden, sondern der Ehe soll auch die Gemeinschaft von zwei Männern bzw. Frauen gleichgestellt werden. So entsteht eine Art sodomitischer Verwirrung, die dem Willen Gottes widerspricht und die Strafe Gottes vorbereitet. 

Mit edlen Parolen will man die Zerrüttung des Familienlebens innerhalb der Gesellschaft durchsetzen, obwohl dieses unantastbar sein sollte. Dies ist eine gotteslästerliche Revolte des Menschen gegenüber dem Schöpfer. Er schuf uns nach Seinem Bild. Der Mann bekam vom Schöpfer die Würde des Mannes, die Frau die Würde der Frau und die Familie die Würde der Familie. Davon wird auch die Würde einer Nation abgeleitet. Und das wollen die Akteure der Kultur des Todes und die Vertreter der Gender-Ideologie mittels edler Parolen zerstören. Der Begriff Mann, Ehemann, Vater, Ritter, Gentleman ist für sie inakzeptabel. Das gleiche gilt für die Begriffe Frau, Ehefrau, Mutter. Das Volk, bei dem ihnen dies gelingt, wird seine Würde vor Gott und vor der Welt verlieren. 

Die Vertreter vieler Länder kriechen aus unverständlichen Gründen, sich selbst erniedrigend, vor den Akteuren der Kultur des Todes; und durch die Gesetzgebung, die manchmal dem gesunden Menschenverstand widerspricht, kommen sie ihnen sogar entgegen. Solche Vertreter haben keine moralische Würde und sie berauben ihr Volk nicht nur seiner Würde, sondern sie liefern es mit Hilfe von Gesetzen dem Untergang aus. Es geht um den Verlust des grundlegenden Lebenssinnes – den Verlust des Überlebenssinnes. Die ersten Gefahren tauchen bereits auch bei uns auf. 

Wir wollen unsere große Wertschätzung und unseren Dank gegenüber denjenigen Institutionen und einzelnen Personen ausdrücken, die sich dieser nahenden Gefahr bewusst sind und für den Schutz der Familie und der Kultur des Lebens den „Marsch für das Leben“ in Košice [Kaschau] organisiert haben. Wir wollen unsere Wertschätzung und unseren Dank auch all denjenigen bekunden, die diesen „Marsch für das Leben“ unterstützt und so zum Ausdruck gebracht haben, dass ihnen die Rettung der Institution der Familie am Herzen liegt. 

Der Marsch für das Leben sollte ein Aufruf, eine Ermutigung und moralische Unterstützung für unsere Politiker sein, damit sie keine Angst haben, die Würde und die Lebensfähigkeit unserer Nation zu schützen. Tatsächlich haben sie diesen Aufruf außer Acht gelassen, was darauf hindeutet, dass sie sich die Kultur des Todes bereits angeeignet haben, denn sie gewähren den Akteuren weiterhin einen großen Spielraum und eine beachtliche Unterstützung.

Die Aktivisten der „Geschlechtergleichheit“ geben nicht nach, sondern sie warten auf eine passende Gelegenheit, um durch die Gesetzgebung die Erziehung und Bildung zu beherrschen und diese „sodomitische Ideologie“ den Kindern im Schul- und sogar im Kindergartenalter aufzwingen zu können. Es würde sich somit um einen Erziehungsprozess handeln, der das Kind nicht nur seiner Würde beraubt, sondern es auch moralisch und psychisch zum Krüppel macht. Dem Kind würde damit die Möglichkeit genommen, in jeder Hinsicht eine reife Frau oder ein reifer Mann zu werden. Und für diese Verwüstung soll der Lehrerberuf missbraucht werden. Früher wurde der Lehrer benutzt, damit er gegen den Willen der Eltern den Kindern den Atheismus aufzwingt, heute droht ihm noch Schlimmeres. Die Akteure der Kultur des Todes werden auch von den Medien stark unterstützt. Lassen wir uns von ihnen nicht in die Irre führen, lassen wir uns von ihnen nicht beeinflussen. 

Die Kultur des Todes bedroht wirklich die Existenz einer Nation. Frühere Generationen haben bei einer solchen Bedrohung nicht gezögert, für den Schutz der Heimat ihr Leben hinzugeben. Von uns wird solch ein großes Opfer noch nicht verlangt, aber es wird verlangt, dass wir wachsam bleiben. Wir rufen alle Politiker, die Eltern, die Schulverwaltungen und alle Menschen guten Willens zur Wachsamkeit auf, damit sie bereits die ersten Anzeichen der Kultur des Todes ablehnen. Bei einer Wahl kann unsere Stimme nur derjenige Kandidat bekommen, der die Kultur des Todes ablehnt. Mit einer anderen Einstellung würden wir unsere Vorfahren, die für das Wohl der Heimat ihr Leben geopfert haben, ihrer Ehre berauben. 

In dieser Advents- und Weihnachtszeit zeigt uns Gott deutlich, wie wichtig in seinen Augen die Familie ist. Als Er Seinen Sohn auf die Erde schickte, sorgte Er sich nicht darum, dass Sein Sohn in einem prächtigen Palast zur Welt kommt, dass Er auserlesene Speisen bekommt, sondern Er sorgte dafür, dass Sein Sohn auf die Welt kommt und in einer geordneten Familie aufwachsen kann. Der Blick auf die Familie von Nazareth möge uns aufrütteln, dass wir für die Erhaltung der Familie alles in unseren Kräften Stehende tun. So wie die Familie von Nazareth durch die Flucht nach Ägypten das Kind geschützt hat, so sind auch wir verpflichtet, um jeden Preis die gesunde Entwicklung der Kinder vor der gefährlichen „Gender-Ideologie“ zu schützen. 

In der festen Hoffnung, dass Sie zu diesen ernsten Fragen des Lebens und der Familie die richtige Stellung einnehmen, erteilen wir Ihnen unseren Segen.


Die slowakischen Bischöfe zum 1. Adventsonntag 2013


(Quelle: HP der slowakischen Bischöfe: hier; dt. Übersetzung: via FMG)



Weiteres zum Thema "Gender-Ideologie":

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Samstag, 8. November 2014

Herz Jesu und die Einheit Deutschlands

Predigt zum 03. Oktober 2014, Tag der deutschen Einheit und Herz Jesu-Freitag

von P. Bernward Deneke FSSP

Es war einmal… Das ist der Anfang von Märchen und Legenden; jedenfalls von Texten, die keinen besonderen Anspruch auf historische Genauigkeit erheben. In dem Fall, der hier zu besprechen ist, verhält es sich anders. Aber weil die Sache uns heutzutage so fern und fremdartig scheinen mag, beginne ich doch mit: Es war einmal…

Es war einmal in Deutschland, im Advent des Jahres 1914, während das schnaubende Ungeheuer des Ersten Weltkrieges bereits wütete, da erhoben die deutschen Bischöfe gemeinsam ihre Stimme und sprachen im Namen des Volkes ein großes Mea culpa. Der Krieg, so sagten sie, habe nach einem ungeheuerlichen Niedergang des religiösen und sittlichen Lebens die Religion wieder in ihr Recht eingesetzt und der Menschheit die Gebote Gottes mit Feuer und Eisen eingeschärft. Hören wir einige Zeilen der bischöflichen Klage, die uns heute so fremdartig und dabei doch merkwürdig aktuell vorkommt, dass wir nicht ohne Trauer sagen müssen: Es war einmal…
„Welch schmachvolle, wegwerfende Behandlung, Entwertung, Verhöhnung hatte die Religion sich öffentlich gefallen lassen müssen, — nein, haben wir uns gefallen lassen in unserer Schwäche und Feigheit! Das ist unsere Schuld, unsere größte Schuld. Im Gottesgericht des Krieges ist offenbar geworden, wie gewisse Laster am Mark eines Volkes zehren, so daß in der Not seine Kraft versiegt und es zusammenbricht. Aber mit tiefster Beschämung müssen wir bekennen: wir haben es geschehen lassen, daß eben jene Laster in bedenklichem Grade auch in unser Volk eingeschleppt, daß auch bei uns die Ehe entweiht und um ihren Kindersegen gebracht wurde. Unsere Schuld, unsere große Schuld.
Es hat sich gezeigt in diesem Kriege, daß eine Nation nicht furchtbarer geschädigt werden kann, als wenn man ihr die religiöse Lebensader unterbindet. (…) Unheimliche Kräfte arbeiteten auch bei uns auf eine Trennung von Staat und Kirche hin, auf möglichste Ausschaltung christlichen Geistes und christlicher Grundsätze aus der Jugenderziehung, aus dem öffentlichen und sozialen Leben; ihr Ideal ist ein Höchstmaß von Freiheit auch für die gefährlichsten Zeitströmungen, aber engste Einschränkung und Bevormundung der Kirche und der religiösen Lebensregungen. Unsere Schuld, unsere größte Schuld.
Der Krieg hat vor sein Gericht geladen die moderne, widerchristliche, religionslose Geisteskultur und hat ihren Unwert, ihre Hohlheit und Haltlosigkeit, ihre Schuldhaftigkeit aufgedeckt. Aber auch in unser Vaterland war diese Kultur schon bedenklich weit eingedrungen (…) mit ihrem äußeren Firnis und ihrer inneren Fäulnis, mit ihrer rohen Geldsucht und Genußsucht, mit ihrem ebenso anmaßenden wie lächerlichen Übermenschentum, mit ihrem ehrlosen Nachäffen einer (…) verseuchten Literatur und Kunst und auch der schändlichsten Auswüchse der Frauenmode. Das ist unseres Volkes und daher unsere große und größte Schuld. Sie fordert Buße und Sühne.“

Starke Worte. Ich habe die Ansprachen oder Schreiben unserer gegenwärtigen Bischöfe zum Tag der Deutschen Einheit noch nicht gelesen, vermute aber, dass sie ganz anders getönt sind. Ja, für die Ohren von Katholiken, die sich an diözesane Dialogprozesse über Aufbrechung kirchlicher Machtstrukturen, Frauenweihe, Anerkennung sexueller Vielfalt usw. gewöhnt haben, klingen Bischofsworte von 1914 wie Musik von einem anderen Stern. Vielleicht stört uns darin auch der Klageton: Immer dieses Lamtieren von Kirchenmännern über die böse Zeit und ihre schlimmen Zustände! Doch geben spätere Entwicklungen ihnen nicht weitgehend recht?

Verfehlt wäre es, den damaligen Bischöfen vorzuwerfen, sie blieben im Negativen, im Pessimismus stecken. Liest man weiter, so erkennt man das ganz positive Grundanliegen ihres Schreibens. Gewiß verkünden sie keine diesseitsbezogenen Hoffnungen von der Art „Es wird schon alles wieder werden mit ein wenig gutem Willen“. Schon gar nicht waren diese Bischöfe von einem Fortschrittsoptimismus erfüllt, wie ihn manche ihrer Nachfolger seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verkündet haben und noch verkünden. Nein, die Hoffnung dieser Bischöfe war von anderer Art: göttlich, übernatürlich. Das kommt in einem Wort Papst Leos XIII. aus dem Jahr 1899 zum Ausdruck, das in dem Hirtenbrief zitiert wird:
„Als die Kirche in den ersten Zeiten unter dem Joch der Cäsaren schmachtete, erschien am Himmel dem jugendlichen Kaiser Konstantin das Kreuz als Vorzeichen des baldigen herrlichen Sieges. Vor unseren Augen steht ein anderes glückverheißendes Zeichen: das hochheilige Herz Jesu vom Kreuze überragt, hellstrahlend mitten in Flammen."

Dieser Vision folgend, verkündeten die deutschen Bischofe als Heilmittel in der nationalen und internationalen Katastrophe: die Weihe Deutschlands an das heiligste Herz Jesu. Sie wird als „gemeinsame entschiedene Sühnetat“ bezeichnet:

„Wir wollen vor allem uns selber entsühnen und heiligen durch andächtigen Empfang der heiligen Sakramente. Dann wollen wir an den drei vorausgehenden Tagen in gemeinsamen Gottesdiensten dem göttlichen Herzen unseres Erlösers und durch dieses dem Dreieinigen Gott feierlich Abbitte leisten vor allem für unsere eigenen Sünden, für unsere Nachlässigkeit im Dienste Gottes, für unsere Schwäche und Feigheit, für unsere Lauheit und Halbheit: dann für die Schuld des ganzen Volkes, für so viele Lästerung und Leugnung der ewigen Wahrheit, für so schändliche Übertretung der ewigen Gebote Gottes, für so viele Verachtung der Gnade, für soviel Undank gegen die unendliche Erlöserliebe des Heilandes, für so viele Schädigung des Reiches Gottes. (…) Diese Abbitte aus soviel tausend reuigen, schmerzbewegten Herzen, wie wohlgefällig wird das göttliche Herz Jesu und das Herz des himmlischen Vaters sie aufnehmen!“

Liebe Gläubige, warum diese langen Zitate aus einem bischöflichen Schreiben von 1914? Heute feiert das deutsche Volk seine Einheit, und zugleich halten wir als Katholiken den Herz-Jesu-Freitag. Die Botschaft ist nicht zu übersehen: Unser Volk braucht, um die wahre und bleibende Einheit zu finden, das Herz des Herrn. Anders gesagt: Das Herz unseres Volkes muss mit Seinem Herzen in Übereinstimmung sein.

Was ist denn das Herz? Im Sprachgebrauch der Bibel, der Kirchenväter und der Liturgie ist es das geistige Zentrum des Menschen; die Tiefe unserer Person, in der wir noch nicht aufgespalten sind in verschiedene Kräfte und Regungen, sondern alle diese vereint sind. So meinen wir bei der Herz-Jesu-Verehrung letztlich nicht das körperliche Herz, sondern in diesem und durch es dargestellt das innerste Wesen des menschgewordenen Gottessohnes, Seine gottmenschliche Erlöserliebe; und übrigens richten wir bei der Verehrung des unbefleckten Herzens Mariens den Blick vor allem auf ihre innerste Heiligkeit und reinste Empfangsbereitschaft Gott gegenüber.

Also lautet die Botschaft des Tages: Das Herz unseres Volkes, der tiefste Zusammenhalt unserer Einheit, kann nicht im Militärischen oder Ökonomischen liegen, nicht einmal in sog. kulturellen Werten, die so oft beschworen werden. Vielmehr bedürfen wir der Wahrheit des Glaubens und der Ströme der Gnade – also dessen, was im Herzen Jesu gehütet ist und aus Ihm zu uns fließt.

Zugegeben, das scheint weit, weit entfernt zu sein von der tatsächlichen Situation, in der wir, in der Deutschland sich jetzt befindet. Und doch hat die Kirche da, wo sie authentisch gesprochen hat, nie davon abgelassen, dieses wahre Einheitsprinzip zu verkünden. Und deshalb sei es auch uns heute in Erinnerung gerufen. Wir bedürfen heute wie damals der Buße und Sühne vor dem Herzen Jesu, um von Ihm Gnade um Gnade nicht nur für uns, sondern für das ganze Volk zu empfangen! Das darf kein bloßes „Es war einmal“ bleiben, sondern sollte unsere Weise sein, den Festtag der deutschen Einheit zu prägen.

Jetzt bringen wir im heiligen Lob-, Dank-, Bitt- und eben auch Sühnopfer das Heiligste Herz dem Vater dar. Zugleich strahlt es vor uns auf: Hier ist sie, die wahre Einheit unseres Volkes, die Einheit der Welt.



Weiteres zum Thema "Einheit im Herzen Jesu":




Mittwoch, 29. Oktober 2014

Außerordentliches von der Bischofssynode 2014

Eine bemerkenswerte Analyse der vor kurzem zu Ende gegangenen Außerordentlichen Bischofssynode über das Thema Ehe und Familie ("Die pastoralen Herausforderungen im Hinblick auf die Familie im Kontext der Evangelisierung")  hat der Theologe und Papstbiograph George Weigel vorgestellt. Die Synode, so Weigel, sei in mehrfacher Hinsicht "außerordentlich" gewesen. Dafür zählt er mehrere Items auf. Unter anderem meint er:

"Die Synode erhielt außerordentlich viel mediale Aufmerksamkeit. Zu viele hätten allerdings irrtümlich erwartet, den historischen Moment der Kapitulation der katholischen Kirche vor der sexuellen Revolution zu erleben." (Quelle: kath.net)

Außerdem sei "das außerordentliche Selbstbewusstsein von Bischöfen sichtbar geworden, die sterbenden Lokalkirchen vorstehen, die sich aber trotzdem darin gefallen würden, pastorale Ratschläge an Lokalkirchen zu richten, die blühen und gedeihen." Hier spielt Weigel offensichtlich auf die - vor allem deutschen - Bischöfe, Theologen und Theologenbischöfe an, die in der Kirche eine "Zeitungleichheit" der verschiedenen Teilkirchen behaupten wollen und sich selbst für bereits "höherentwickelt" halten - mit der Folge zu meinen, für sich und ihre fortschrittlichen Teilkirchen Sonderrechte in Anspruch nehmen zu dürfen, selbst wenn diese dem Wort des Herrn entgegengesetzt sind.

Diese Bischöfe und Theologen - und Theologenbischöfe -, so Weigel, würde es wohl nicht im Geringsten berühren, dass sie in den letzten 50 Jahren den Zusammenbruch des westeuropäischen Katholizismus verwaltet hätten.

Wenn die diesjährige Synode ein Vorgeschmack auf die im Herbst 2015 folgende Ordentliche Bischofssynode sei, so verspreche auch die kommende Synode eine "außerordentliche" zu werden...


Originalartikel in englischer Sprache auf "First Things" hier; teilweise Übersetzung via kath.net



Bild: Vatikan, Eingang zur Synoden-Aula am 10.10.2014 während der Bischofssynode ; eigenes Foto

Samstag, 6. September 2014

Verkündigung der Wahrheit ist Dienst an der ganzen Menschheit - Kardinal Marx fordert stattdessen Anpassung im Namen von Verständnis und Mitgefühl

Am 05. Oktober 1979 hielt Papst Johannes Paul II. während seines Pastoralbesuches in den USA in Chicago vor den Bischöfen der Vereinigten Staaten eine Ansprache, in der er die Bischöfe für ihre klare Stellungnahme zu den Problemen und Gefahren einer libertinisierten und säkularisierten Gesellschaft lobte und ermutigte, "die Botschaft der Wahrheit" zu verkünden:
Mit der Klarheit der Evangelien, dem Verständnis von Hirten und der Liebe Christi habt ihr das Problem der Unauflöslichkeit der Ehe berührt und hierzu zu Recht festgestellt: »Der Bund zwischen Mann und Frau, die sich in einer christlichen Ehe vereint haben, ist so unauflöslich und unwiderruflich wie Gottes Liebe für sein Volk und Christi Liebe für seine Kirche.« 

Während ihr die Schönheit der Ehe herausstelltet, habt ihr euch zu Recht gegen die Ideologie der Empfängnisverhütung wie auch gegen kontrazeptive Akte selbst gewandt, wie es die Enzyklika Humanae vitae getan hat. Und auch ich selbst bekräftige heute ausdrücklich mit der gleichen Überzeugung wie Paul VI. die Lehre dieser Enzyklika, die mein Vorgänger »kraft des Auftrages, der uns von Christus anvertraut ist« (AAS, 60, 1968, S. 485), verkündet hat.

Bei der Darstellung der geschlechtlichen Einheit zwischen den Eheleuten als eines besonderen Ausdruckes ihres Liebesbundes habt ihr zu Recht festgestellt: »Geschlechtsverkehr ist nur innerhalb der Ehe ein moralisches und menschenwürdiges Gut, außerhalb der Ehe ist er verfehlt.« 

Als »Männer mit der Botschaft der Wahrheit und der Kraft Gottes« (2 Kor 6, 7), als bevollmächtigte Lehrer für Gottes Gesetz und als verständnisvolle Hirten habt ihr zu Recht geschrieben: »Homosexuelle Praxis ist ... im Unterschied zu homosexueller Neigung unmoralisch. « Durch die Klarheit dieser Wahrheit habt ihr ein Beispiel für die wirkliche Liebe Christi gegeben; ihr habt jene Menschen nicht getäuscht, die wegen ihrer Homosexualität schweren moralischen Problemen ausgesetzt sind, wie es der Fall gewesen wäre, wenn ihr im Namen von Verständnis und Mitgefühl oder aus irgendeinem anderen Grund bei irgendeinem Mitmenschen falsche Hoffnungen geweckt hättet. Ihr habt vielmehr brüderliche Liebe gezeigt, indem ihr die echte Würde, die echte Menschenwürde derer herausgestellt habt, die von der Kirche Christi die Führung erwarten, die aus dem Licht des Wortes Gottes kommt. 

Auch gabt ihr Zeugnis von der Wahrheit und verrichtet damit einen Dienst an der ganzen Menschheit, als ihr die Lehre des Konzils: »Vom Augenblick der Empfängnis an muß das Leben mit größter Sorgfalt geschützt werden« (Gaudium et spes, Nr. 51), aufgegriffen und das Recht auf Leben und die Unverletzlichkeit jeden menschlichen Lebens, einschließlich des Lebens Ungeborener, bekräftigt habt. Ihr habt es klar ausgesprochen: »Solche unschuldigen, ungeborenen Kinder zu vernichten ist ein unsagbares Verbrechen ... Ihr Lebensrecht muß vom Gesetz anerkannt und voll geschützt werden.«

Und ebenso wie ihr die Ungeborenen in der Wahrheit ihrer Existenz verteidigt habt, so klar seid ihr auch für die Alten eingetreten, indem ihr festgestellt habt: »Euthanasie oder Töten aus Mitleid ... ist ein schweres moralisches Übel ... Ein solches Töten ist unvereinbar mit dem Respekt vor Menschenwürde und der Achtung vor dem Leben.«  


Papst Johannes Paul II. an die Bischöfe in den USA, Chicago, 05.10.1979; OR 41/79

Kardinal Marx fordert "Nachdenken" über kirchliche (nichtsakramentale) Anerkennung von Konkubinaten

Heute (06. September 2014) liest man in der "Tagespost" (S.4), dass Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München-Freising, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Mitglied des K9-Beraterrates des Papstes zur Refom der Römischen Kurie, über die kirchliche Anerkennung von einer "zweiten Beziehung" mit einer weiteren Person innerhalb einer sakramentalen Ehe nachdenken möchte, die zwar nicht sakramental sein könne, weil wenigstens einer der beiden (Zweit-)Partner bereits in einer sakramentalen, unauflöslichen Ehegemeinschaft lebt, aber vielleicht "in anderer Form". Der Kardinal meint, eine solche Zweitpartnerschaft habe doch eine "eigene sittliche Qualität". Diese "eigene sittliche Qualität" besteht nach kirchlicher Lehre aber aus Untreue und Ehebruch, ist also zutiefst unmoralisch und ein Eingriff in die sakramentale Ehegemeinschaft.

Wenn Kardinal Marx meint, "wir müssen das Schweigen angesichts des Scheiterns (Anm.: einer Ehe) überwinden", so übersieht der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, dass die Kirche nie zu diesem Übel geschwiegen, sondern stets den betroffenen Eheleuten Beistand und Hilfe zur Versöhnung, im schlimmsten Fall Hilfe zur Überwindung der Trennung vom Ehepartner geleistet hat. Wenn dies in Deutschland nicht so war bzw. ist, so liegt das an den pastoralen Unzulänglichkeiten der diözesanen Einrichtungen, z. B. gut dotierten Familienberatungsstellen, die es in so großer Zahl wie in kaum einem anderen Land gibt, oder zuerst bei manchen Seelsorgern vor Ort, die nicht in der Lage zu sein scheinen, solche Situationen aus dem Glauben heraus zu deuten und zu begleiten. Manchmal und wahrscheinlich meistens liegt die Schwierigkeit in solcher Situation zu helfen aber schon bei den Ehepartnern selbst, die sich entweder nicht über das Gut der christlichen Ehe und das Tabu einer Scheidung, die es nach katholischer Ehelehre nicht gibt, im Klaren sind, oder sich nicht von der Kirche helfen lassen und keinen Rat - und auch nicht die Lehre der Kirche - annehmen wollen.

Die Antwort der Kirche ist der Aufruf zu Umkehr und Versöhnung und schließlich zum Tragen des persönlichen Kreuzes, das uns schließlich zur Erlösung führt.




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Dienstag, 2. September 2014

III. Außerordentliche Generalversammlung der Bischofssynode steht unter dem Patronat der Heiligen Familie

Am Ende des Arbeitspapiers (Instrumentum laboris) zur Vorbereitung auf die III. Außerordentliche Bischofssynode zum Thema "Die pastoralen Herausforderungen im Hinblick auf die Familie im Kontext der Evangelisierung" (kurz: "Familien-Synode"), die vom 5. bis 19. Oktober 2014 im Vatikan stattfinden wird, heißt es:

[Die Hl. Familie von Nazareth ist] ein sicherer Bezugspunkt und ein Trost für jede Familie [...]. In ihr erstrahlt die wahre Liebe, auf die alle unsere familiären Realitäten schauen müssen, um Licht, Kraft und Trost zu schöpfen. Mit den Worten von Papst Franziskus wollen wir die III. Außerordentliche Generalversammlung der Bischofssynode der Heiligen Familie von Nazareth anvertrauen: 




Jesus, Maria und Josef,
in Euch betrachten wir
den Glanz der wahren Liebe.
Mit Vertrauen wenden wir uns an Euch.

Heilige Familie von Nazareth,
lass auch unsere Familien
zu einem Ort der Gemeinschaft und zu Zellen des Gebets werden
zu echten Schulen des Evangeliums
und kleinen Hauskirchen.

Heilige Familie von Nazareth,
nie wieder soll in den Familien die Erfahrung
der Gewalt, der Abschottung und der Teilung gemacht werden:
wer immer verletzt oder schockiert wurde,
dem sei bald Trost und Heilung geschenkt.

Heilige Familie von Nazareth,
die kommende Bischofssynode
möge in allen das Bewusstsein dafür wecken,
dass die Familie heilig und unverletzlich ist,
und ihre Schönheit im Plan Gottes begründet liegt.

Jesus, Maria und Josef,
hört unsere Bitte an und erhört uns.
Amen.



Gebet zur Bischofssynode aus dem Instrumentum laboris;
hier das Vorbereitungsdokument (Lineamenta), in dem in aller Kürze die Lehre der Kirche über die Familie zusammengefasst ist

Dienstag, 1. Juli 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 41: Der Grundirrtum und die einzelnen Mängel des Rätesystems in der Kirche

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 41


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung von hier

III.  Der Grundirrtum und die einzelnen Mängel

1.  Der Grundirrtum

Der Grundirrtum der Rätestruktur besteht in Folgendem: Die Räte verletzen die unersetzbare Stellung und die unübertragbare Verantwortung der geweihten Hirten. Nur wer die im Weihesakrament vermittelte besondere personale Prägung besitzt, vermag in dem hierarchisch strukturierten Gottesvolk in der Rolle des Hauptes zu stehen, Beschlüsse zu fassen und Weisungen zu erteilen.

Es ist irrig, dem Bischof lediglich die Letztverantwortung zuzugestehen. Als Vorsteher seiner Diözese ist er deren Haupt und trägt die Erst- und Hauptverantwortung. Es ist ebenso irrig, dem Priester allein die Letztverantwortung zuzusprechen. Der Priester ist das Haupt seiner Gemeinde und hat die entscheidende Verantwortung.

Wenn man Gremien schafft, dann gebührt dem zuständigen Hirten in allen der Vorsitz. Die dem neuen Gottesvolk eigene hierarchische Struktur fordert zwingend, dass Räte Beschlüsse in Angelegenheiten des amtlichen Pflichtenkreises der geweihten Hirten nur mit deren Zustimmung fassen können.

Die geistlichen Hirten Mehrheitsentscheidungen von Räten zu unterwerfen, heißt die Kirchenverfassung umstülpen. Der geweihte Hirt und er allein vertritt seine Gemeinde. Wenn er sich bei dieser Vertretung der Zustimmung eines Gremiums versichert, wird seiner Vertretungsmacht nichts Wesentliches hinzugefügt; wenn diese Zustimmung fehlt, wird ihr nichts genommen. Dagegen ist eine Vertretungsbefugnis des Gemeinderates, die nicht von der Hauptstellung des Pfarrers getragen und gedeckt ist, unmöglich.

2.  Die einzelnen Mängel

a) Die Auswahl der Personen

Ich kann und will nicht über die Mitglieder in der Kirche den Stab brechen. Unter ihnen befinden sich zweifellos viele gutwillige, wohlmeinende Personen, welche die Intention haben, der Kirche einen Dienst zu leisten. Doch ein falsches Modell wird durch die gute Absicht von Personen, die in dieses eingefügt sind, nicht richtig.

Außerdem sind es häufig nicht die bewährten und frommen Christen, die in den Räten den Ton angeben. Vielmehr sammeln sich in ihnen nicht selten die Elemente, die auf Anpassung an die aus den Fugen geratene Welt spezialisiert sind. Sie stehen unter dem Einfluß der progressistischen Theologie, die an dem seit 35 (Anm.: nunmehr etwa 52 Jahren) anhaltenden unaufhaltsamen Niedergang der Kirche größte Schuld trägt, und machen sich zu Vollstreckungsgehilfen von deren verwirrten Ansichten.

Den allermeisten Mitgliedern der Räte fehlt es sodann an den fachlichen Voraussetzungen zur Beratung und Entscheidung der anstehenden Fragen. Reden sollte nur, wer etwas zu sagen hat. Mitreden kann nur, wer mitzudenken vermag. In den Räten darf jeder sprechen, der eine Stimme hat. 

Jeder Betrieb, der im Wettbewerb überleben will, benötigt zu seiner Leitung hochqualifizierte Fachleute. In den Räten aber wirkt jedes Mitglied auch ohne Nachweis von Kompetenz an Entscheidungen über schwierigste Fragen von Lehre und Ordnung der Kirche mit. So ist es dahin gekommen, dass die Unreife und die Unzuständigkeit in der Kirche das große Wort führen.

Dazu kommt, dass die religiösen und sittlichen Voraussetzungen der Ratsmitglieder in der Regel nicht hoch angesetzt sind. Zum Beispiel fehlen Väter und Mütter, die sich durch gute Erziehung einer kinderreichen Familie qualifiziert haben und eine vorbildliche christliche Haltung an den Tag legen, fast immer. Um so mehr sind Leute anzutreffen, die eine Schlagseite zum Protestantismus haben. Es ist sogar "die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, dass die Gläubigen mehr oder weniger von solchen vertreten werden, die nur dem Schein nach katholisch sind" (10). In der Regel steht das Maß ihrer Kritik in umgekehrtem Verhältnis zu ihrem apostolischen Zeugnis.

b) Die Rederei

In allen Räten, Gremien und Versammlungen wird geredet und debattiert. Die andere Hierarchie ist eine Stufung von Rednern, nicht eine Gliederung von Zeugen. Die meisten Gremien planen Seelsorge, aber betreiben sie nicht. Rederei, Geschwätz und Schaumschlägerei sind kein christliches Zeugnis. 

Es war der Grundsatz Pius' XI.: Wenig reden, viel tun (Parlare poco e fare molto). In dem Maße, in dem das Priestertum herabgedrückt wurde, hat man die neue Klasse der Plauderer emporgehoben. Der Prinz Eugen pflegte zu sagen, dass, wenn ein General keine Lust habe, etwas zu unternehmen, es dafür kein besseres Mittel gebe, als einen Kriegsrat zu halten. "Ein Ausschuss ist eine Gruppe Unvorbereiteter, die von den Unwilligen ernannt werden, damit sie das Unnötige tun" (Frederich L. Allen).

c) Fehlen von Autorität und Verantwortung

Vor allem aber fehlt es den Mitgliedern der Gremien an Autorität und an der Verantwortung. Autorität ist die legitime Macht einer Person oder einer Gruppe, der andere Gehorsam und Unterordnung schulden. Die Gremien der anderen Hierarchie gehören nicht zu der Hierarchie göttlichen Rechtes, die nach dem Willen Christi die Kirche zu leiten hat. Ihre Beschlüsse sind daher von keiner Rechtsmacht getragen und unverbindlich.

Verantwortung besagt die Verpflichtung, in einem Bereich, der einem übertragen ist, das Gute und Rechte zu fördern und das Schlimme und Unrechte zu beseitigen. Verantwortung besagt auch, dass man für Erfolg oder Misserfolg haftbar ist. Wer Verantwortung für etwas hat, muss für seine Handlungen und Versäumnisse und deren Folgen einstehen.

Es ist viel davon die Rede, dass in den Räten Verantwortung ausgeübt werde. Wann und wo ist jemals ein Rat wegen seiner Tätigkeit oder Untätigkeit regresspflichtig gemacht worden? Verantwortung besagt, dass man sich vor einer Instanz rechtfertigen muss. Vor wem haben die Mitglieder der Räte sich jemals rechtfertigen müssen? In einem Gremium, in dem die Mehrheit entscheidet, besteht keine Möglichkeit, jemanden zur Rechenschaft zu ziehen. Seine Mitglieder handeln nach dem Grundsatz: Wenn alle irren, kann niemandem ein Vorwurf gemacht werden.

d) Anmaßung

Die Räte könnten und sollten die Sache Gottes in der Welt betreiben. Sie könnten und sollten der Stimme des Glaubens in der Gesellschaft Gehör verschaffen. Die Räte könnten und sollten in dem überschaubaren Bereich, dem sie zugeordnet sind, für die Umsetzung der Anordnungen und Weisungen der kirchlichen Hierarchie Sorge tragen. Sie könnten und sollten gewiss in diesem Sektor auch Anregungen und Vorschläge machen. Sie könnten und sollten aber vor allem den Amtsträgern bei ihren vielfältigen Aufgaben zur Hand gehen.

Doch all dies geschieht in den seltensten Fällen. Die sogenannte Laienarbeit besteht ganz überwiegend nicht im Zeugnis für Christus in der Welt, sondern in dem Mitmischen in kirchlichen, häufig sogar klerikalen Angelegenheiten.

Der Sitzungskatholizismus ist ohne jeden missionarischen Schwung. Ein erheblicher Teil der Räte emanzipiert sich sogar von Lehre und Ordnung der Kirche, betreibt Destruktion an Glaube und Recht, sät Misstrauen und Unzufriedenheit mit der Kirche. Sie wollen bestimmen, was heute noch geglaubt werden kann und was angeblich nicht mehr nachzuvollziehen ist. In den Räten hat in aller Regel jene Proposition Aussicht auf Annahme, die dem glaubensmäßigen und ethischen Minimum näher steht als jede andere.

Das Rätesystem ist das Mittel, durch das sich der Lange Marsch des Progressismus durch die Institutionen der katholischen Kirche vollzieht. Die Räte verbünden sich dabei mit den Medien. Wie diese fast überall eingestellt sind, bedarf keiner Erklärung. Wann immer es mit den Demokratisierern gegen die Hierarchie der Kirche geht, blasen sie zum Angriff. Die Gremien, Sitzungen und Entschließungen des deutschen Katholizismus  sind so auf weite Strecken Kampfinstrumente gegen Lehre und Ordnung der Kirche geworden.

Der deutsche Katholizismus löst sich in ein nebulöses Gebilde von Rede und Gegenrede auf, in dem die Stimme der Wahrheit kaum mehr zu vernehmen ist. Mit dem Rätesystem ist der Konflikt zwischen der alten und der neuen Hierarchie vorprogrammiert, immer vorausgesetzt, dass die alte Hierarchie noch weiß, was ihres Amtes ist, und ihre Pflicht tut.

e) Leerlauf

Das krebsartige Wachstum der Organisationsstrukturen im deutschen Katholizismus steht in einem umgekehrten Verhältnis zu ihrer Fruchtbarkeit. Die Räte und Gremien halten sich weitgehend durch Selbstbeschäftigung in Atem. Alle Räte haben eine Satzung, eine Wahlordnung, und eine Geschäftsordnung. Alle Räte haben Mitglieder, Organe und Einrichtungen, also Vollversammlung, Vosrstand, Ausschüsse und eine Geschäftsstelle. Alle Räte produzieren Papier, das jedem Mitglied zugehen muss.

Das Rätesystem erzeugt einen unheimlichen Leerlauf und bringt einen gigantischen Verschleiß von Zeit, Kraft und Geld mit sich, der in keinem Verhältnis zu dem dadurch erzielten Erfolg steht. Durch die Räte und ihr Wirken ist noch niemend in seinem Glauben gestärkt, in seiner Liebe zur Kirche gefestigt, in seinem sittlichen Kampf ermutigt, in seiner Frömmigkeit gefördert worden. Vielmehr ist von alledem das Gegenteil eingetreten.


(10)  Mörsdorf, Die andere Hierarchie 475


Fortsetzung folgt

Übersicht: Zu den bisher erschienenen Fortsetzungen 


Weiters zum Thema "Hierarchische und demokratische Strukturen in der Kirche":

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Donnerstag, 26. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 39: Die Dyarchie und ihre Folgen

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 39


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung von hier (Die Dyarchie und ihre Folgen)


2.  Die Zermürbung der Priester

Die Einrichtung des Pfarrgemeinderates in den deutschen Bistümern hat schwerwiegende Rückwirkungen auf das Bewusstsein und die Tätigkeit des Pfarrer. 

Die Sitzungen des Pfarrgemeinderates, die in Mainz wenigstens viermal im Jahre abgehalten werden müssen, u.U. aber noch häufiger sind (§6), verschlingen viel kostbare Zeit des Priesters. Diese Zeit fehlt für echte Seelsorge. Nicht selten sind die Sitzungen mit Aufregungen und Kontroversen verbunden. Priester, die gewillt sind, an Lehre und Ordnung der Kirche festzuhalten, gehen mit banger Sorge in die Sitzungen des Pfarrgemeinderates, weil sie ahnen, welche Anschläge dort wieder vorbereitet werden.

Im Konflikt mit dem Pfarrgemeinderat verbrauchen viele Priester ihre Kraft, die Querelen mit dem Pfarrgemeinderat nehmen ihnen die Freude am Beruf und treiben sie in die Resignation. Die Mutlosigkeit und Verzagtheit so manches Priesters hat einen erheblichen Grund in dem Treiben des Pfarrgemeinderates. Die Einrichtung des Pfarrgemeinderates ist zu ihrem Teil daran schuld, dass zahllose Priester müde, verbraucht, ja verzweifelt sind.

Mancher Priester hat seine Stelle wegen der fortwährenden, zermürbenden Streitigkeiten mit dem Pfarrgemeinderat aufgegeben. Es heißt dann, der Pfarrer besitze nicht mehr das Vertrauen seiner Gemeinde oder verstehe nicht, kommunikativ zu handeln. Wenn man die Menschen verführt und verhetzt, kann man jeden Priester um die Akzeptanz in seiner Gemeinde bringen.

Es gibt in deutschen Landen Beispiele, wie durch eine konzertierte Aktion von Pfarrgemeinderat und gemeindlichen Gruppen ein Pfarrer, der dem Gelegen-Ungelegen des Ersten Timotheusbriefes nachlebt, von seiner Gemeinde vertrieben wurde. (Anm.: Das funktioniert inzwischen sogar bei Bischöfen, wie man am Fall des Bistums Limburg sehen konnte.)

Es gibt aber auch in deutschen Landen Beispiele, wie ein Pfarrer, der sich in Verkündigung und Leben massiv gegen Lehre und Ordnung der Kirche verfehlt hat, vom Pfarrgemeinderat und von Gruppen der Gemeinde in seiner Position zu halten versucht wurde.

Die Pfarrgemeinderäte wirken an vielen Stellen als Hemmschuh echter katholischer Seelsorge. Der Pfarrer wird nicht mehr beraten, sondern er wird gesteuert. Viele Pfarrer bemessen ihre Seelsorgsplanung und ihre Seelsorgsunternehmungen nach der Aussicht, die sie haben, vom Pfarrgemeinderat akzeptiert oder wenigstens toleriert zu werden. Sie weichen zurück, wenn der Pfarrgemeinderat oder auch nur die progressistischen Mitglieder desselben die Stirn runzeln, Unbehagen äußern oder Ablehnung bekunden.

Sie haben weder den Willen noch die Kraft, bei richtigen Entschlüssen zu beharren, wenn sie zu einem Konflikt mit dem Pfarrgemeinderat führen. Es ist nicht übertrieben festzustellen: In zahlreichen Pfarreien sind die Direktiven für die Leitung der Pfarrei ganz oder teilweise vom Pfarrer auf den Pfarrgemeinderat übergegangen. Die andere Hierarchie hat sich durchgesetzt.

In Streitfällen erhält der Pfarrgemeinderat regelmäßig die Unterstützung des Ordinariats. Die Ordinariate fordern von einem Pfarrer nicht, dass er sich genau an Lehre und Ordnung der Kirche hält, sondern dass er mit dem Pfarrgemeinderat auskommt. Der Seelsorger, der treu zu Glauben, Ordnung und Gottesdienst der Kirche steht, ist in aller Regel von seinem Bischof im Stich gelassen. Der Pfarrer der nicht kuscht, wird versetzt.

Die Einrichtung des Pfarrgemeinderates ist auch eine der Ursachen für den Rückgang des Priesternachwuchses. Die Priesteramtskandidaten wissen, was bei der Übernahme einer Pfarrei auf sie zukommt, nämlichmin zahllosen Fällen endlose Querelen mit Mitgliedern des Pfarrgemeinderates. Zusammen mit allen anderen Hemmnissen der priesterlichen Berufung, die von den Bischöfen zu verantworten sind, gibt die Furcht vor dem Sitzungskatholizismus ihr den Rest. Die Kandidaten geben ihr Ziel, Priester zu werden, auf. Sie wollen nicht ihre Zeit und ihre Kraft im Streit mit aufsässigen Besserwissern verbrauchen. Hier sollen die Bischöfe endlich einmal einen wesentlichen Grund des Priestermangels erkennen.

3. Das Verstecken hinter dem Pfarrgemeinderat

Manchem Pfarrer ist freilich der Pfarrgemeinderat gerade recht als Mittel und Werkzeug, und zwar in zweifacher Weise. Der bequeme und feige "Gemeindeleiter" mag es als angenehm empfinden, wenn ihm Entscheidungen vom Pfarrgemeinderat abgenommen werden oder wenn er sich hinter ihnen verstecken kann. Er ist dadurch der Last enthoben, selbst entscheiden zu müssen, und kann unangenehmen Entscheidungen ausweichen. Für den bequemen und feigen Pfarrer ist der Pfarrgemeinderat eine willkommene Bedeckung seiner charakterlichen Blöße.

Es ist immer so gewesen. "Die Furcht vor der Verantwortung begünstigt die Flucht in die Abhängigkeit" (Erich Limpach). Eine führende Persönlichkeit muss aber den Mut haben, ungedeckt zu handeln, oder sie ist fehl am Platze.

Andere Pfarrer, die den protestantischen Aufstellungen der progressistischen Theologen erlegen sind, benutzen den Pfarrgemeinderat sogar als Multiplikator ihrer eigenen verwirrten Ansichten und Forderungen. Was sie sich zu sagen oder zu tun (noch) nichtg trauen, das lassen sie durch den Pfarrgemeinderat beschließen und durchführen.

Um ein Beispiel zu erwähnen: Der Pfarrgemeinderat von St. Jakobus in Mannheim lädt Christen jeder Konfession zum eucharistischen Mahle in dieser Kirche ein. Gleichzeitig überlässt er jedem Katholiken die Entscheidung,ob er am protestantischen Abendmahl teilnehmen will (30). Dahin ist es mit der anderen Hierarchie gekommen, dass sie Lehre und Ordnung der Gesamtkirche über den Haufen wirft und aus eigener Machtvollkommenheit neue Tafeln schreibt.


VI.  Im Pfarrverband und im Dekanat

1.  Im Pfarrverband

Was in der Pfarrei beginnt, setzt sich im Pfarrverband fort, nämlich die Einrichtung einer Doppelherrschaft (31). Der Pfarrverband ist der Zusammenschluss rechtlich selbständig bleibender benachbarter Pfarreien zu wechselseitiger Anregung, gemeinsamer Planung, gegenseitiger Hilfe und gemeinsamer Durchführung von Aufgaben.

In der Diözese Speyer gibt es drei Organe des Pfarrverbandes: den Pfarrverbandsrat, den Leiter des Pfarrverbands und das Pfarrverbandsteam (§4). Auch hier ist nicht etwa der Pfarrverbandsleiter, also ein Pfarrer, die entscheidende Person, wenngleich es heißt, ihm obliege die Leitung des Pfarrverbandes (§6). Vielmehr liegt die Beschlussfassung bei dem Pfarrverbandsrat, dessen Beschlüsse für alle Gemeinden des Verbandes verbindlich sind (§5). In diesem Rat sind die Priester in einer hoffnungslosen Minderheit.

2.   Im Dekanat

Ähnlich ist die Lage im Dekanat (32). Der Dekan ist ein Organ der ordentlichen Hierarchie. Er ist Vorsteher eines Dekanates, der Vertrauensmann des Bischofs auf der mittleren Ebene zwischen Bistum und Pfarrei. Der Dekan ist der Beauftragte des Bischofs im Dekanat. Er vertritt kraft Amtes den Bischof im Dekanat und das Dekanat beim Bischof und gegenüber der Öffentlichkeit.

Der Dekan hat die unmittelbare Dienstaufsicht über die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Dekanat. Der Dekan hat hat das Dekanat und die Geistlichen des Dekanates zu leiten.Er trägt Sorge für die gute Amts- und Lebensführung der haupt- oder nebenamtlich angestellten kirchlichen Bediensteten.

Doch neben ihn tritt der Dekanatsrat. Im Dekanatsrat sitzen der Herr Dekan, sein Stellvertreter, bis zu zwei Vertreter jedes Kirchengemeindrates, ein Vertreter der ausländischen Missionen, Vertreter aus kategorischen Seelsorgebereichen, Organisationen, Verbänden und Einrichtungen (33).

Der Dekanatsrat fasst Beschlüsse. Diese sind für die Gemeinden des Dekanates verbindlich. Das heißt: Die Leitung des Dekanates durch den Dekan bekommt Konkurrenz. Neben das priesterliche Haupt des Dekanats tritt die Hydra des Dekanatsrates. Zwar gibt es auch im Dekanatsrat die Möglichkeit des Einspruchs gegen Beschlüsse. Aber wer mag sich schon als einzelner gegen eine große Mehrheit zu wenden? 

Mut ist eine seltene Eigenschaft, und der Mutige muss seinen Mut oft teuer bezahlen. Wenn ein Einspruch erfolgt, ist eine neuerliche Beratung und Beschlussfassung vorgesehen. Wer wird dabei an seiner Position festhalten auf die Gefahr hin, als Querkopf angesehen zu werden? Wenn er daran festhält, ist die Sache der kirchlichen Aufsichtsbehörde vorzutragen. Wird diese wagen, gegen eine Mehrheit zu entscheiden?

Man sieht an diesen Beispielen: Die freie führende Persönlichkeit in der Kirche wird in den Apparat der Ratsfunktionäre eingemauert. Die andere Hierarchie hat sich neben die Hierarchie göttlichen Rechtes gesetzt und deren Glieder teilweise entmachtet.



(30)  Informationen aus Kirche und Welt. Hrsg.: Initiativkreis katholischer Laien und Priester in der Diözese Augsburg e.V. Nr. 5/97 S. 2
(31)  Gemeinsame Synode 664; Ordnung für die Pfarrverbände im Bistum Speyer vom 15. August 1995 (Archiv für katholisches Kirchenrecht 164, 1995, 514-518)
(32)  Gemeinsame Synode 665;Ordnung für die Dekanate im Bistum Speyer vom 15. August 1995 (Pfarramtsblatt 69, 1996, 24ff); Ordnung für die Dekane und deren Mitarbeiter im Bistum Speyer vom 15. August 1995 (Pfarramtsblatt 69; 1996, 28-30)
(33)  Ordnung für Dekanate und Dekanatsverbände in der Diözese Rottenburg-Stuttgart vom 26. Juli 1995 (Pfarramtsblatt 68, 1997, 338-346) §8 Abs. 1



Fortsetzung folgt

Übersicht: Zu den bisher erschienenen Fortsetzungen

Um allen Menschen die Wahrheit der ehelichen Liebe und der Familie zu verkünden -

Das Sekretariat für die Bischofssynode unter Lorenzo Kardinal Baldisseri hat heute das Arbeitspapier (Instrumentum laboris) zur außerordentlichen Bischofssynode im Oktober 2014 veröffentlicht. Es fasst nochmals die Antworten und Ergebnisse des im November 2013 an die Bischofskonferenzen gerichteten Fragebogens über die Herausforderungen zur Ehe- und Familienpastoral der Kirche zusammen
.
Kardinal Baldisseri erläutert in einer kurzen Einführung, was für die kommende außerordentliche Synode 2014 wie denn auch für die ordentliche Generalversammlung der Bischöfe im Jahr 2015 - beide werden das Thema "Ehe und Familie" behandeln - zu erwarten sein wird:
"Während der Außerordentlichen Generalversammlung 2014 werten die Väter die Daten, die Zeugnisse und die Vorschläge der Teilkirchen aus und vertiefen sie mit dem Ziel, auf die Herausforderungen im Hinblick auf die Familie antworten zu können. Die Ordentliche Generalversammlung 2015, welche den Episkopat weiter repräsentiert, wird auf den Arbeiten der vorherigen Synodenversammlung aufbauen und weiter über die behandelten Themen nachdenken, um entsprechende pastorale Handlungslinien zu erarbeiten."
Das Dokument kann hier über die Website des Vatikans aufgerufen werden.

Das Vorbereitungsdokument vom November 2013 inclusive des Fragebogens kann hier abgerufen werden. Dieses Schreiben enthält eine sehr gute in aller Kürze dargelegte Zusammenfassung über die Lehre der Kirche zu Ehe und Familie.


 


Jesus, Maria und Josef,
in Euch betrachten wir
den Glanz der wahren Liebe.
Mit Vertrauen wenden wir uns an Euch.


Heilige Familie von Nazareth,
lass auch unsere Familien
zu einem Ort der Gemeinschaft und zu Zellen des Gebets werden
zu echten Schulen des Evangeliums
und kleinen Hauskirchen.


Heilige Familie von Nazareth,
nie wieder soll in den Familien die Erfahrung
der Gewalt, der Abschottung und der Teilung gemacht werden:
wer immer verletzt oder schockiert wurde,
dem sei bald Trost und Heilung geschenkt.


Heilige Familie von Nazareth,
die kommende Bischofssynode
möge in allen das Bewusstsein dafür wecken,
dass die Familie heilig und unverletzlich ist,
und ihre Schönheit im Plan Gottes begründet liegt.


Jesus, Maria und Josef,
hört unsere Bitte an und erhört uns.

Amen.

 
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Dienstag, 24. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 36: Die Pfarrbeauftragten (2); Das Pastoralteam

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 36


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung von hier (Die Pfarrbeauftragten)

III.  Die Unterbauung durch die progressistische Theologie

Die progressistische Theologie lieferte die pseudotheologische Unterbauung dieser neuen Stufe der anderen Hierarchie.

Der Münchner Dogmatiker Peter Neuner sieht hier "ein gemeindeleitendes Amt für Laien" geschaffen, dem nur die Leitung der Eucharistiefeier und die sakramentale Lossprechung fehlen (7). Dem kann nach ihm unschwer abgeholfen werden. Neuner plädiert denn auch dafür, die Pastoralreferenten in der "Gemeindeleitung" zu "ordinieren" (8).

Nach Ottmar Fuchs können und sollen Nichtgeweihte die Gemeindeleitung zur Gänze mit allen Rechten und Pflichten übernehmen (9). Er stellt sich die wünschenswerte Bestellung des Gemeindeleiters wie folgt vor. Dieser wird von unten, von der Gemeinde her beauftragt. "Die kirchliche Leitung" auf Dekanats- oder Diözesanebene "wird solche Beauftragung in der Regel gutheißen und ... bestätigen" (10). Die Vision eines künftigen Amtes von Fuchs bezieht sich auf Männer und Frauen, Verheiratete und Unverheiratete; die bisherigen "Zulassungsbestimmungen" zum Amt sind lediglich disziplinär (11).


Die deutschen Bischöfe befassten sich mit dieser Angelegenheit in dem Papier "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" (pdf). Leider geht ihm die wünschenswerte Klarheit ab. Wenn es darin heißt, alle Christen seien befähigt "zur Mitwirkung am Leitungsdienst" (I,1,1), so ist das schlicht falsch. Das Papier korrigiert sich denn auch bald selbst und sagt ganz richtig: "Der Dienst der Leitung der Gemeinde als sakramentale Repräsentation des Hirtenamtes Jesu Christi ist an die Weihe ... gebunden" (II,1,7). Einen anderen Leitungsdienst als den sakramental begründeten gibt es aber nicht. Es ist daher abwegig, eine neue hierarchische Leitungsstufe aus solchen zu schaffen, denen die sakramentale Weihe fehlt.

Auf das Zweite Vatikanische Konzil kann man sich dabei nicht berufen. Das Konzil spricht nirgends davon, dass Nichtgeweihte Leitungsaufgaben in der Kirche innehaben können (Lumen gentium Nr. 33; Apostolicam actuositatem Nr. 24). Wenn, wie das Papier "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" weiter erklärt, der Hirtendienst der Gemeindeleitung "unlösbar" mit der Leitung der Feier der Eucharistie verbunden ist (II,1,7), dann ergibt sich auch daraus, dass ein Nichtpriester nicht die Gemeindeleitung innehaben kann.

Die Terminologie des Papiers führt in die Irre, und dadurch wird die ganze Sache falsch. Seine Verfasser haben keine klaren Begriffe. So verstehen sie nicht, den Begrff "Leitung" zu definieren. Leitung ist nicht gleich Betätigung. Leiten besagt führen, anordnen, beaufsichtigen. Leitung haben besagt führende Überlegenheit, d. h. weisungsberechtigte Autorität über andere besitzen.

Mitarbeit ist etwas anderes als Leitung. Es ist falsch, wenn das Papier "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" nun die Verkündigung, den Gottesdienst und die Wohlfahrtspflege unter die Überschrift "Leitungsaufgaben" des Pfarrers subsumiert (III,3,1). Alle drei genannten Tätigkeiten sind zwar Aufgaben des Pfarrers, stellen aber als solche keine Leitung dar. Sie bedürfen der Leitung, sind aber selbst von der Leitung verschieden.

Das Papier "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" warnt schließlich davor, die hauptamtlichen Mitarbeiter einer Pfarrei "faktisch in die Rolle der Gemeindeleitung" zu drängen (III,5,4). Aber eben dies geschieht in der Limburger Ordnung und den Ordnungen, die ihr folgen. Hier werden die Laienfunktionäre geradezu von Amtes wegen in die Gemeindeleitung eingesetzt. Es ist keine Frage, dass damit eine neue hierarchische Stufe von Nichtgeweihten aufgebaut wird. Die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Bischof Lehmann bezeichnete das Papier "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" als "Zwischenbilanz", d.h. er rechnete damit, dass die Entwicklung auf Umstülpung der Kirchenverfassung weitergeht, und er ermutigte mit dieser Bezeichnung zu solchen weiteren Verkehrungen.


IV.  Das Pastoralteam

1.  Aufbau

a)  In der Diözese Speyer

Eine andere Weise, den Priesterstand einzuebnen und das Priesteramt zu nivellieren, besteht darin, ihn in ein "Pastoralteam" einzubinden.

Der Speyerer Diözesanpastoralplan führte das "Pastoralteam" ein. Es setzt sich zusammen aus dem Pfarrer oder an dessen Stelle aus einem Diakon oder Laien als Pastoralteamleiter, dem Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates, den Verantwortlichen für die drei Grunddienste (Katechese, Liturgie, Caritas), dem Kaplan, dem Ständigen Diakon, dem Pastoral- oder Gemeindereferenten. Dieses Gremium ist allzuständig. Nach diesem famosen Modell gehen die Grunddienste d. h. praktisch alles, was sich in einer Pfarrei tut, in die Hände der Verantwortlichen, d.h. gewöhnlich von Laien über.

Pastoralteamleiter in Pfarreien ohne Pfarrer ist in der Regel ein Laie. Ihm ist die komplette Seelsorge übertragen, soweit sie nicht an die Weihe gebunden ist. Er plant die gesamte Seelsorgearbeit in der Gemeinde und führt sie durch, wobei ihm die Verantwortlichen der Grunddienste zur Seite stehen.

Eine Aufgabenbeschreibung legt seine (Anm.: des Pastoralteamleiters) Kompetenz und seine Verantwortung fest. Er besitzt volle Handlungsverantwortung. Dem Pfarrer bleiben die Feier der Eucharistie und die Spendung der Sakramente. Er ist unmittelbarer Vorgesetzter des Pastoralteamleiters und nimmt die "Führungsverantwortung" wahr. Man fragt sich, was davon für ihn übrig bleibt. Offenbar das, was darauf folgt: "er leitet die regelmäßigen Dienstbesprechungen und trägt Sorge für die notwendige Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter".

b)  In anderen Diözesen

Das Pastoralteam blieb keine Erfindung des Bistums Speyer. Auch in dem Papier "Pastorale Planung" für Mainz taucht das Pastoralteam auf, in dem Priester, Diakone und Laien Pfarreien "leiten" (Nr. 16). Das Konzept "Pfarreiengemeinschaft als Seelsorgeeinheit", das am 2. Februar 1997 in der Diözese Augsburg in Kraft gesetzt wurde, etabliert ebenfalls in den Pfarreiengemeinschaften ein "Seelsorgetam", das Beratungsgremium und Leitungsteam in einem ist (S. 21).


2. Beurteilung

In der Konstruktion des Pastoralteams wird das priesterliche Haupt der Gemeinde bis zur Unkenntlichkeit in Laienfunktionen eingebunden und nivelliert. Christus wird nicht repräsentiert durch ein Pastoralteam, sondern durch das priesterliche Haupt der Gemeinde. Der Priester ist nicht gleichberechtigtes Mitglid eines Teams; der Priester ist von Gott bestellter Hirt.

Verbindliche Beschlüsse fassen kann nur, wer die entsprechende Vollmacht besitzt. Geistliche Vollmacht besitzt nur ein Kollegium, dessen Mitglieder Träger solcher Vollmacht sind. Die laikalen Mitglieder des Pastoralteams besitzen keine Vollmacht, und damit hat auch das Pastoralteam keine kollektive Leitungsvollmacht. Die Leitungsbefugnis des Priesters breitet sich nicht auf die in dem Team befindlichen Nichtgeweihten aus.

Die Konstruktion des Pastoralteams erweist sich somit als grundsätzlich verfehlt. Damit wird wiederum gegen die Verfassung der Kirche verstoßen, die eben gerade nicht, was die seinshafte Grundlage für geistliche Vollmacht angeht, eine Gesellschaft von Gleichen ist.


( 7)   Herder Korrespondenz 49, 1995, 131
( 8)   Herder Korrespondenz 49, 1995, 131
( 9)   Fuchs, Ämter für eine Zukunft der Kirche 121
(10)  Fuchs, Das kirchliche Amt 86f
(11)  Fuchs, Das kirchliche Amt 85


Übersicht: Zu den bisher erschienenen Fortsetzungen


Relevante Dokumente der Deutschen Bischofskonferenz (DBK):
  • "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" vom 28. September 1995 (pdf)
  • Beschlüsse der Gemeinsamen Synode 1971-1975: "Die pastoralen Dienste in der Gemeinde" (pdf) und "Rahmenordnung für die pastoralen Strukturen und für die Leitung und Verwaltung der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland" (pdf)
  • weitere Downloads zur "Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland 1971-1975" hier (bis ganz nach unten scrollen)

"Mentalitätswandel":

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Freitag, 13. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 27: Der Priestermangel (2)

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 27

Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung von hier

Gründe des Priestermangels (Forts.)

c)  Diakonat und Priestertum der Frau

Das Priestertum ebenso wie der Diakonat ist aus inneren Gründen und wegen der ununterbrochenen Tradition zwingend dem Mann vorbehalten (c. 1024). Gegen diesen Bestandteil des göttlichen Rechts  laufen der Progressismus und der Feminismus seit vielen Jahren Sturm.

Die einen fordern (vorläufig) nur den Diakonat, die anderen auch das Priestertum der Frau. Die Zahl der Stimmen, die sich für den Frauendiakonat aussprechen, ist nicht mehr zu zählen. ich nenne den Tübinger Theologen Peter Hünermann und den Bonner Dogmatiker Hans Jorissen (20), Frau Hanna-Renate Laurien (21) und Frau Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz (22) sowie den sogenannten "Katholischen Deutschen Frauenbund" (23).

In Bendorf tagte die Arbeitsgemeinschaft "Feminismus und Kirchen" mit dem Thema "Ekklesia der Frauen" (24). Der Verein "Diakonat der Frau" ist in 17 Diözesen tätig (25). Auf dem Stuttgarter Kongress für den Frauendiakonat verkündete der Tübinger Dogmatiker Hünermann, die Forderung stehe "in Übereinstimmung mit der Deutschen Bischofskonferenz" (26). In der Tat ermutigte Bischof Lehmann Vorstöße für den Diakonat der Frau (27).

Andere gehen weiter. Rita Waschbüsch fordert die Priesterweihe für Frauen (28). Nach Bischof Lehmann ist die Argumentation für den Vorbehalt des Priestertums für den Mann "haltlos und kraftlos" (29). Das heißt doch wohl nichts anderes, als dass die Bestimmung willkürlich ist und in der Luft hängt.

Als die Altkatholiken sogenannte Priesterinnen zu weihen sich anmaßten, schwiegen die Deutsche Bischofskonferenz und ihr ansonsten so beredter Vorsitzender (Anm.: damals: Bischof Karl Lehmann, Mainz). Die "Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands" und der "Katholische Deutsche Frauenbund" sprachen ihre Glückwünsche aus (30). 

Diese Haltung ist konsequent. Wer nicht mehr weiß, was die Weihe im Geweihten wirkt, dem fehlt das Verständnis für den Ausschluss der Frauen vom Priestertum.

d)  Die Schuld der Bischöfe

Der Priestermangel führt die deutschen Bischöfe fortwährend zu neuen Überlegungen, wie die Seelsorge in der Zukunft gewährleistet werden kann, aber er veranlasst sie nicht dazu, die Ursachen des Mangels zu erkennen und zu beseitigen.

Sie weisen auf alle möglichen vordergründigen Erscheinungen hin, aber ihre eigene Schuld an den Verhältnissen räumen sie nicht ein. Statt sich zu bekehren, stellen die deutschen Bischöfe "die Frage nach neuen Zugangswegen zum Priestertum" (Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde IV,1). Diese verschleiernde Redeweise kann doch wohl nur bedeuten: Abschaffung der priesterlichen Enthaltsamkeit. Auf diese Weise suchen die Bischöfe die Unfähigkeit der nachkonziliaren Kirche zu vertuschen, genügend Priester nach dem Herzen Jesu hervorzubringen.

Das Papier "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" geht wie fast alle Äußerungen der deutschen Bischofskonferenz auf die entscheidenden Ursachen des Priestermangels nicht ein. Die wahren Gründe für den Priestermangel werden verschwiegen, weil sie für die Bichöfe vernichtend wären. Denn sie sind es, die durch Tun und Unterlassen die Hauptschuld am Priestermangel tragen. Darum sei es ihnen an dieser Stelle noch einmal in aller Öffentlichkeit gesagt:

Wenn man den Priestermangel geradezu züchten will, dass muss man mit dem Priestertum so umgehen, wie es die Bischöfe seit Jahrzehnten tun. Sie haben die progressistischen Theologieprofessoren ihre Unheilssaat ausstreuen lassen. Sie haben die Pfarrgemeinderäte ins Leben gerufen, die sich nicht selten als Neben- oder Gegeninstanz zum Priester verstehen. Sie haben weibliche Ministranten eingeführt. Der damalige Bischof von Eichstätt, Karl Braun, bemerkte bei ihrer Zulassung, "die Sorge um Priesterberufe" dürfe dadurch "keinerlei Beeinträchtigung erfahren" (31). 

Die Bischöfe haben sich als unfähig erwiesen, eine zahlenmäßig ausreichende, auf der Höhe ihrer Berufung stehende Priesterschaft heranzubilden. Die hohe Zahl von Pfarrstellen, die nicht mit zölibatären Priestern besetzt werden können, erhebt Anklage gegen die Amtsführung der deutschen Bischöfe.

e)  Mängel in der Ausbildung

Soweit mein Blick reicht, muss ich die Feststellung treffen: Die deutschen Priesterseminare sind fast ausnahmslos ihrer Aufgabe nicht gewachsen (32). In vielen Priesterseminaren erfährt die Berufung junger Männer keine Förderung sondern eine Erschütterung. Wer das Priestertum in der Gesinnung anstrebt, die der regierende Papst (Anm.: Johannes Paul II.) unermüdlich verkündigt und fordert, gerät in Gefahr, unter Druck gesetzt oder entlassen zu werden.

In der Diözese Chur war es vor der Ernennung des Bischofs Haas üblich, dass Priesterkandidaten und angehende Pastoralassistenten gemeinsam in einem Haus untergebracht waren, das trotz dieser Mixtur den Namen Priesterseminar führte.

Beten um Priesternachwuchs ist gut, ist notwendig, ist unerlässlich. Aber Beten allein reicht nicht aus. Es müssen eine Menge anderer Faktoren zusammenkommen, um ein Klima zu schaffen, in dem Berufungen gedeihen können.


(20)  Deutsche Tagespost Nr. 42 vom 5. April 1997 S. 4
(21)  Glaube und Leben vom 12. Mai 1996 S. 2
(22)  Nachdenkliches zum Diakonat der Frau: Internationale katholische Zeitschrift "Communio" 25, 1996, 534-542
(23)  Glaube und Leben Nr. 16 vom 20. April 1997 S.2
(24)  Glaube und Leben Nr. 21 vom 25. Mai 1997 S. 6
(25)  Glaube und Leben Nr. 3 vom 19. Januar 1997 S. 13; Nr. 15 vom 13. April 1997 S. 5
(26)  Deutsche Tagespost Nr. 42 vom 5. April 1997 S. 4
(27)  Deutsche Tagespost Nr. 148 vom 10. Dezember 1996 S. 4; Glaube und Leben Nr. 41 vom 13. Oktober 1996 S. 2, S. 11
(28)  FAZ vom 24. Mai 1996 S. 5; Deutsche Tagespost Nr. 144 vom 30. November 1996 S. 15
(29)  Deutsche Tagespost Nr. 52/53 vom 29. April 1997 S. 7
(30)  Materialdienst 47, 1996, 105
(31)  Pfarramtsblatt 68, 1995,128
(32)  May, das Priestertum in der nachkonziliaren Kirche 10-15


(Anm.: Links wurden von mir hinzugefügt.)

Fortsezung folgt





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