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Freitag, 28. März 2014

Kontinuität im Glauben: Vorbild alte Messe

Im  3. Quartal der Una Voce Korrespondenz 2013 erschien unter der Überschrift "Gedanken zur Reform der Reform" ein Beitrag des Philosophen Prof. Robert Spaemann mit Vorschlägen für eine Annäherung der ordentlichen und der außerordentlichen Form des römischen Messritus (derselbe Artikel erschien am 18. Januar 2014 in der "Tagespost" unter dem Titel "Zurück zu den Zielen der Konzilsväter") .

In diesem Beitrag weist Spaemann darauf hin, dass in der Forma ordinaria, also in der neuen Messe, die seit der Liturgiereform des Jahres 1972 üblich ist, nicht mehr wie bis dahin das große, nicänische Glaubensbekenntnis (s.u.), sondern in den meisten Fällen das kürzere Apostolische Glaubensbekenntnis gesprochen wird.

P. Bernhard Gerstle FSSP griff die Gedanken Spaemanns in seinem geistlichen Wort für den Ruhrgebietsrundbrief der Petrusbruderschaft St. Petrus Februar 2014 auf und schrieb dazu u.a. Folgendes: 
Einen schwerwiegenden Verlust sieht Spaemann darin, dass in den Sonntagsmessen der ordentlichen Form des römischen Ritus kaum noch das große Glaubensbekenntnis von Nicäa gebetet wird, sondern fast nur noch das verkürzte Apostolische Glaubensbekenntnis. Zitat:
Tatsächlich aber ist das große Credo seit über tausend Jahren niemals wichtiger gewesen als heute, niemals aktueller. Die Leugnung der Gottheit Christi ist bereits tief in die theologischen Fakultäten unseres Landes eingedrungen. Im großen Credo aber heißt es von Jesus: "Gott von Gott, Licht von Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit den Vater, durch ihn ist alles geschaffen."
Spaemann fährt weiter fort:
Deutlicher kann die Ablehnung des Arianismus nicht ausfallen, der sich heute sogar unter Christen breitmacht. Andererseits steht das große Credo nach wie vor in den liturgischen Büchern. Die deutschsprachigen Bischöfe müssen dafür Sorge tragen, dass Schluss ist mit der Fernhaltung dieses wundervollen Bekenntnisses. Nur dann bleibt auch die These von der wesentlichen Einheit der beiden Ritusformen mehr als ein leeres Postulat.

Ich selbst habe Papst Benedikt darum gebeten, dafür zu sorgen, dass das Nizäum nicht gänzlich verdrängt wird. Seine Antwort war: "Das ist zu wenig. Das nizänische Glaubensbekenntnis muss wieder das einzige reguläre Credo der Sonntagsmesse sein, auch in Deutschland."
Abschließend regt in dieser Frage Prof. Spaemann an, in der Glaubensverkündigung die Wahrheit von der Gottheit Christi zu vertiefen und die Verirrungen beim Namen zu nennen. Doch was ist, wenn etliche Priester selbst nicht mehr von dieser Wahrheit überzeugt sind?

In meiner Heimatdiözese wurde einmal ein Priester von einem meiner Verwandten zur Rede gestellt, warum er sonntags regelmäßig das Glaubensbekenntnis ausfallen und statt dessen nur noch ein Lied aus dem Gotteslob singen lässt. Er erhielt zur Antwort: "Das kann man doch keinen jungen Leuten mehr zumuten, beispielsweise zu glauben: Geboren aus der Jungfrau Maria!" Diese Antwort spricht Bände und zeigt, was oft hinter dem Verschweigen klarer Glaubensaussagen steht: Der Zweifel oder der Unglaube!
Wir sehen an diesem Beispiel, welche Bedeutung der gebetete Glaube hat, wie er in der Liturgie zum Ausdruck kommt. Spaemann beklagt, dass das Apostolische Glaubensbekenntnis das große Credo von Nizäa verdrängt hat. Doch meine Befürchtung ist, dass inzwischen mehrheitlich sogar das Apostolische Glaubensbekenntnis durch Lieder aus dem Gotteslob, die oft nur rudimentär noch das Glaubensbekenntnis zum Ausdruck bringen, verdrängt worden ist.
Dasselbe gilt auch für den wunderbaren Hymnus des Gloria, der ebenfalls durch kein Gloria-Lied annähernd an Qualität ersetzt werden kann. So wird der Glaube Schritt für Schritt ausgehöhlt. Man könnte noch weiter an Beispielen fortfahren.
Der wahre Glaube ist innerhalb der Kirche in großer Gefahr, keine Frage. Der überlieferte Messritus von 1962 ist eine bedeutende Schutzmauer für die Bewahrung des wahren Glaubens. Für jene, die von einer neuen Kirche mit einem neuen Glauben träumen, ist er freilich auch deshalb ein Stein des Anstoßes. Es geht daher um mehr als Latein und äußere Formen.

In der Tat wird man die neue Messe nicht im katholischen Sinne verstehen, wenn man sich nicht an der alten Form orientiert und durch diese der Schatz des heiligen Messopfers in Erinnerung gerufen wird. Eine Annäherung und Angleichung der neuen an die alte Messe ist deshalb nicht nur wünschenswert, sondern notwendig für das Überleben des überlieferten Glaubens.


CREDO

Ich glaube an den einen Gott, den allmächtigen Vater,
Schöpfer des Himmels und der Erde,
aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge.

Und an den einen Herrn Jesus Christus,
Gottes eingeborenen Sohn. Er ist aus dem Vater geboren vor aller Zeit.
Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott;
gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater.
Durch Ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und um unseres Heiles willen
ist er vom Himmel herabgestiegen.
Er hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist
aus Maria, der Jungfrau; und ist Mensch geworden.
Gekreuzigt wurde Er sogar für uns.
Unter Pontius Pilatus hat Er den Tod erlitten und ist begraben worden.
Er ist auferstanden am dritten Tage, gemäß der Schrift;
Er ist aufgefahren in den Himmel und sitzet zur Rechten des Vaters.
Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, Gericht zu halten über Lebende und Tote
und Seines Reiches wird kein Ende sein.

Ich glaube an den Heiligen Geist, den Herrn und Lebensspender,
der vom Vater und vom Sohne ausgeht.
Er wird mit dem Vater und dem Sohne zugleich angebetet und verherrlicht;
Er hat gesprochen durch die Propheten.
Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.
Ich bekenne die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
Ich erwarte die Auferstehung der Toten
und das Leben der zukünftigen Welt. Amen.


(Nicäno-Konstantinopolitanum)




Weiteres zum Thema "Glaubenskrise":

Die oben verlinkten Berichte von liturgischen Missbräuchen sind nur exemplarisch für die zahlreichen Berichte, die katholische Blogger - oft blutenden Herzens - auf ihren Blogs veröffentlicht haben - wohl mit der berechtigten Hoffnung, dass diesem Treiben irgendwann Einhalt geboten wird...


Das Foto stammt vom Blog des Priesterseminars der FSSP in Wigratzbad: hier

Freitag, 24. Januar 2014

Teil 2: Prof. Robert Spaemann - Plädoyer für die Reform der Liturgiereform

Zurück zu den Zielen der Konzilsväter

Fortsetzung von hier

Teil 2

Ehrfurcht vor dem Mysterium und gesungenes Erstes Hochgebet

Prof. Robert Spaemann nennt weitere - bei unvoreingenommener Bertrachtung sehr einleuchtende - Vorschläge für die Angleichung der neuen und der alten Form des römischen Messritus: das Niederknieen während der Worte "et incarnatus est" bzw. "empfangen durch den Heiligen Geist, geboren aus der Jungfrau Maria"; die Rückbesinnung auf das erste Hochgebet, das zwar lang, in seiner Aussagekraft bezüglich des Wesens der heiligen Messe aber unübertroffen ist (vgl. dazu die "Entdeckungen" von Dr Johannes J. Kreier, Saarbrücken); statt das Hochgebet, wie im Vetus Ordo, in Stille zu beten, soll es erlaubt sein, die Texte des Hochgebets zu singen, wie es auch in der Ostkirche üblich ist.


Symbolischer Friedensgruß für alle - aber nicht mit jedem

Die Ausweitung des Friedensgrußes auf die ganze versammelte Gemeinde (und nicht nur zwischen Priestern und Leviten) sieht Spaemann als geistlichen Gewinn, würden denn die liturgischen Normen eingehalten werden. Er zitiert hierzu die Instruktion "Redemptionis Sacramentum", in der es bezüglich des Austausches des Friedensgrußes heißt: "Es ist angebracht, «daß jeder in schlichter Weise nur seinen Nachbarn den Friedensgruß gibt». «Der Priester kann den Friedensgruß den Dienern geben, bleibt aber immer innerhalb des Presbyteriums, um die Feier nicht zu stören. Dies soll er auch beachten, wenn er aus einem gerechten Grund einigen wenigen Gläubigen den Friedensgruß entbieten will»" (s. Nr. 72). Die Gläubigen sollen demnach den Friedensgruß, den sie von dem einen Nachbarn empfangen haben, an den anderen Nachbarn weitergeben. Händeschütteln, wie es oft üblich ist, ist in der Liturgie nicht vorgesehen.


Latein als Kultsprache und Gregorianischer Choral

Das II. Vatikanum lässt keinen Zweifel daran, dass Latein (auch weiterhin) die Sprache der römischen Liturgie ist. Wenn es auch erlaubte, in Teilen der heiligen Messe - die Konzilsväter dachten dabei an den Wortgottesdienst - die Landessprache zu verwenden, so wurde dennoch vom II. Vatikanum grundsätzlich das Latein wie auch der Gregorianische Choral empfohlen. Spaemann plädiert dafür, den Empfehlungen der Konzilsväter auch für den Novus Ordo zu folgen und wieder mehr den gregorianischen Choral zu pflegen. Inzwischen, so Spaemann, sei die "Actuosa participatio", die tätige Teilnahme aller Gläubigen an der Feier der Messe im Novus Ordo auf ein bescheideneres Niveau gesunken, als sie zu Zeiten des Konzils gewesen sei, wo die ganze Gemeinde "die ihr zukommenden Teile der Messe" beigetragen häte und jeder den Choral hätte mitsingen können.


Keine Verdrängung der liturgischen Texte durch andere Texte oder Lieder, keine Zweigleisigkeit von Priester und Gemeinde

Die Texte der heiligen Messe, "insbesondere des Ordinariums", also der gleichbleibenden Teile der Messe, müssen notwendig vollständig gesprochen werden. Spaemann beklagt, dass im Novus Ordo liturgische Texte durch "Credo-Lieder" verdrängt werden. In der älteren Form (Vetus Ordo) sei dies zwar nicht möglich, weil der Priester sozusagen parallel zum Gesang der Gemeinde die liturgischen Texte darbringt, er tadelte jedoch, dass in der alten Messe manchmal quasi zweigleisig gebetet werde. Einmal von der Gemeinde durch den (längeren) Choralgesang und - fast muss man so sagen - unabhängig davon, der Priester, der die Gebete still betet. Hier müsse in beiden Formen Abhilfe geschaffen werden.


Mundkommunion soll wieder zur Normalform des Kommunionempfangs werden

Weiterhin beklagt Spaemann, dass es zwei Arten des Kommunionempfangs gebe: Mund- und Handkommunion - was dazu führe, sich unmittelbar vor dem innigsten Moment der Messe, der Vereinigung mit unserem Herrn und Heiland, "spirituell outen" zu müssen. Da die Mundkommunion die ordentliche, vorgesehene Weise des Kommunionempfangs war und ist, die Handkommunion "nur" durch ein "Indult" erlaubt wurde, so sehe er, Spaemann, "keine andere Möglichkeit, als die Mundkommunion wieder zur Normalform des Kommunionempfangs zu machen". Der Philosoph räumt aber ein, dass es einer "behutsamen Aufklärung" der Gläubigen durch die Bischöfe" bedürfe und favorisiert die Kelchkommunion, bei der der Priester den Gläubigen die Eucharistischen Gestalten reicht, indem er die Hostie zuvor in das kostbare Blut taucht.


Mutiges Eintreten der Bischöfe gegen Glaubensverfall und falsche Lehren

Soweit die Reformvorschläge von Prof. Robert Spaemann in der "Tagespost" vom 18. Januar 2014: Das alles sind wahrlich Dinge, über die man sprechen sollte, damit die Identität von neuer und alter Messe auf Dauer gewahrt bleibt. Es besteht sonst die große Gefahr, dass sich durch das andere Beten in der neuen Messe auch ein anderer, neuer Glaube manifestiert. Dies ist mitunter schon in großen Teilen der deutschsprachigen Gemeinden latent festzustellen. Symptomatisch tritt dies zutage in der Kontroverse um die Übersetzung des Kelchwortes (pro multis - für viele) oder der Behauptung nicht weniger (viel zu vieler) Priester, das bisherige Messbuch beinhalte eine "falsche Theologie", weil es von einer "Opfer-Theologie" spreche. Die Einflüsse dieser Theologen gehen so weit, dass nun die neue Ausgabe des Römischen Messbuches wegen des Protestes der Priester nicht eingeführt wird. Das sind bedenkliche Zustände und Tendenzen, die um das Heil der Seelen willen, schnellstens enttarnt und wieder neu auf die Erlösungstat Jesu, das Kreuzesopfer hin ausgerichtet werden müssen...



Weiteres zum Thema "Reform der Reform":

 Das Foto zeigt eine Primizmesse im Vetus Ordo in der Kirche St. Maria Maggiore in Rom im Jahre 2013 und stammt vom

Montag, 20. Januar 2014

Teil 1: Prof. Robert Spaemann: Plädoyer für die Reform der Liturgiereform

Zurück zu den Zielen der Konzilsväter
 
Prof. Robert Spaemann mahnt eine längst überfällige Reform der Liturgiereform von 1970 an und damit eine Rückkehr zu den Intentionen der Konzilsväter, die sich von der Reform eine Belebung und Vertiefung der Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie der Kirche erhofften. In einem Beitrag für die katholische Zeitung "Die Tagespost" vom 18. Januar 2014 (Nr. 7) schreibt Spaemann:

"Alte und neue Messe sollen ein Ritus bleiben. Das aber heißt, dass die phänotypische Erscheinung der „neuen Messe“ sich von der der alten nicht so weit entfernen darf, dass die Identität des Ritus unsichtbar wird und nur noch gegen den Augenschein verbal versichert werden kann. Da dieser Zustand aber bereits seit langem eingetreten ist, bedarf es einer Reform der Reform, wie sie Kardinal Ratzinger wiederholt gefordert hatte. Diese Reform wäre zugleich eine Rückkehr zu den Intentionen des Konzils. Keine Neuerung dürfe stattfinden, so dekretierte das Konzil, die nicht durch einen mit Sicherheit zu erwartenden spirituellen Nutzen gerechtfertigt sei."

Spaemann nennt Beispiele, an welchen Stellen der Liturgie eine Reform konkret ansetzen könnte und wo ein großer Nutzen für das mitfeiernde Gottesvolk zu erwarten wäre:

Die Zelebrationsrichtung "ad Deum"

So führt der Philosoph an erster Stelle die Rückbesinnung auf die bis zur Liturgiereform übliche Zelebrationsrichtung der Gemeinde - einschließlich des Priesters - "obviam Christo", dem wiederkehrenden Herrn entgegen, an. Die gemeinsame Blickrichtung entspreche der Liturgiekonstitution des II. Vatikanischen Konzils, dass nämlich "der Priester 'an der Spitze der Gemeinde des wandernden Gottesvolkes' 'in persona Christi' dem Vater gegenübertritt" (vgl. Sacrosanctum Concilium  33). Sollte eine gemeinsame Blickrichtung, aus welchen Gründen auch immer, nicht (mehr) möglich sein, mahnt Spaemann an, wenigstens ein "nicht zu kleines Kreuz" auf dem Altar vor Augen zu haben, wie es seit dem Bemühen von Papst Benedikt XVI. tatsächlich auch schon in einigen Kirchen üblich geworden war.


Gegenseitiges aufeinander hören und bekennen

Kritisch beleuchtet Spaemann die erneuerte Praxis des Bußaktes in der heiligen Messe. Er stellt ein Kommunikationsproblem fest, welches darin besteht, dass alle Anwesenden - zusammen mit dem Priester - das Schuldbekenntnis sprechen - und niemand da ist, der in diesem Augenblick meine Bitten anhört, weil jeder damit beschäftigt ist, die Brüder und Schwestern um Verzeihung zu bitten. "Die Bitte geht ins Leere", so Spaemann. So sei es sinnvoll, zum zweimaligen Confiteor zurückzukommen, bei dem zunächst der Priester den Anwesenden, den Engeln und Heiligen seine Sünden bekennt und um ihr Gebet bittet, bevor sich die anwesende Gemeinde an den Priester, die Engel und Heiligen um Fürbitte wendet. (Eine kleine Parallele könnte man hier zu der Geste von Papst Franziskus erkennen, als er nach seiner Wahl zum Papst bei seiner Präsentation auf der Loggia zunächst tiefgebeugt das Volk um ein Gebet bat, bevor er die Gläubigen segnete. Eine zurecht beeindruckende Geste.)


Kyrie und nicänisches Glaubensbekenntnis

Spaemann plädiert im Weiteren für die Wiederherstellung des dreimal dreifachen Kyrie-Rufes,  unter anderem, weil dieser so "Usus aller katholischer Riten" ist. Beim Credo sei es sinnvoll vom einfacheren Apostolischen Glaubensbekenntnis auf das früher obligatorische "große" bzw. nicäo-konstantinopolitanische Credo umzurüsten, da die genannten Glaubenswahrheiten, zu denen man sich als Christ bekenne, viel deutlicher ausgedrückt sind als im - wenn auch kürzeren - Apostolicum.


Fortsetzung: Teil 2


Weiteres zum Thema "Reform der Reform":

Foto: von hier

Samstag, 27. Juli 2013

P. Bernward Deneke: Participatio actuosa


Noch immer gibt es Katholiken, die es vorziehen, der Heiligen Messe in Schweigen und Sammlung beizuwohnen. Anzeichen der Geschäftigkeit sucht man bei ihnen vergebens. Das Geschehen am Altar aufmerksam verfolgend oder über ihr Buch gebeugt betend, wirken sie in den lebhaften Gottesdiensten wie Inseln inmitten des bewegten Meeres, wie Einsiedler in einer unruhigen Stadt. Kein Wunder, dass solche Personen der „alten Messe“ häufig den Vorzug geben, die ja, in lateinischer Kultsprache (*) zelebriert und aufgrund der vielen leisen Gebete des Priesters weitaus stiller als die neue Form, den Gläubigen nicht auf eine bestimmte Weise der Teilnahme festlegt, sondern ihm Freiraum für Beschaulichkeit gewährt. 

Solche Vorlieben sind allerdings manchen Mitchristen ein Dorn im Auge. Wie kann man so hinter der allgemeinen Entwicklung zurückbleiben und sich dem Fortschritt verweigern? Ging es denn der Liturgischen Bewegung nicht schon in ihren Anfängen, also um die Mitte des 19. Jahrhunderts, darum, die Kluft zwischen Altar und Kirchenschiff zu überbrücken und dem priesterlichen Volk der Getauften einen echten Anschluss an das gottesdienstliche Geschehen zu ermöglichen? Dass die Gläubigen „nicht in der Messe beten, sondern die Messe beten sollen“, ist eine Formulierung, die mit dem heiligen Papst Pius X. (+ 1914) in Verbindung gebracht wird. Und vor allem das Zweite Vatikanische Konzil wollte endgültig jedem frommen Eigenbrötlertum in der Kirchenbank ein Ende setzen: Die Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium (1963) fordert und fördert doch ausdrücklich eine participatio actuosa. Was will das anderes besagen, als dass sich nun alle Anwesenden tätig am Gottesdienst beteiligen sollen, anstatt in abseitiger Passivität ihren devotionalen Vorlieben zu frönen? 

Bald nach dem Konzil wurden aus dem Prinzip der participatio actuosa weitergehende Folgerungen abgeleitet. Eine gesteigerte Aktivität im Sinne von diversen Aktivitäten der Gläubigen entstand. Zu den Diensten der Ministranten und der Musiker (Sänger und Organist), die seit eh und je von Laien verrichtet wurden, traten neue Aufgaben hinzu, so der Vortrag von Lesungen, Fürbitten und Meditationstexten, ja sogar – noch vor einem halben Jahrhundert völlig undenkbar! – das Austeilen der Kommunion durch Personen ohne Weihesakrament. Das alles im Namen der participatio actuosa, der sich jene Ewiggestrigen entziehen möchten... 

Die Frage, ob die participatio actuosa hier richtig verstanden wird und ob sie tatsächlich einen vorwiegend kontemplativen Mitvollzug der Heiligen Messe ausschließt, ist von grundsätzlicher Art. Zunächst kann man sie auf der sprachlichen Ebene beantworten. Die Untersuchung des lateinischen Wortes actuosa ergibt, dass dieses keineswegs gleichbedeutend ist mit activa. Gemeint ist gerade nicht ein äußeres Aktivsein bis hin zum Aktivismus, sondern mehr die erfüllte Innenseite sinnvoller Tätigkeit. 

Dazu treten inhaltliche Überlegungen. Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., gibt zu bedenken, dass beim katholischen Gottesdienst die wesentliche Aktivität nicht aufseiten des Menschen, sondern auf der Seite des Herrn liegt. ER wird unter uns gegenwärtig. ER bringt sich durch die Hände des Priesters dem himmlischen Vater dar als reine, heilige, makellose Opfergabe. ER schenkt sich den Gläubigen im Sakrament. Daraus ergibt sich für Ratzinger, „dass nur die oratio [das Gebet] das Eigentliche ist und dass sie wiederum deshalb wichtig ist, weil sie Raum gibt für die actio Gottes.“ So ist von uns zunächst verlangt, ehrfürchtig vor dem zurückzutreten, was Gott wirkt, um es dann lebendig mitzuvollziehen und gleichsam in Seine Tat einzugehen. Weil dieses erhabene Geschehen der Messe wesentlich geistiger, übernatürlicher Art ist, muss auch der Mitvollzug geistiger und gnadenhafter Art sein. Wahre participatio actuosa geschieht also vor allem im Gebet – und ohne Gebet ist es überhaupt keine Teilnahme und Teilhabe an den heiligen Geheimnissen!

Solche Einsicht entlarvt die Entwicklung, die sich in den letzten Jahrzehnten in den meisten Gotteshäusern abgespielt hat, als Irrweg, und rechtfertigt das Bemühen derjenigen, die in der Heiligen Messe mehr die Kontemplation als die eigene Aktion suchen. Bereits 1947 hat Papst Pius XII. in seiner Liturgie-Enzyklika Mediator Dei den Kern der participatio actuosa auf den Punkt gebracht: „Es sollen alle Gläubigen bedenken, dass es eine ganz hohe Pflicht und große Würde für sie bedeutet, teilzunehmen am eucharistischen Opfer, und zwar nicht müßigen und gleichgültigen Geistes, der sich zerstreut und anderen Dingen nachgeht, sondern so innerlich und selbsttätig, dass sie aufs engste mit dem Hohenpriester sich verbinden.“

P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad
 Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)




(*) Anm. von FW: "Hat die Kirche nicht mit weiser Absicht den Schleier der Kultsprache über die Liturgie gebreitet, weil eben das Mysterium nicht im grellen Lichte des Alltags stehen soll? Ist es deshalb nötig, daß alle Texte verdeutscht werden, alle Riten bis ins letzte sichtbar sind? Geht damit nicht etwas Unersetzliches, eben der Schimmer der Heiligkeit, den das Volk mehr schätzt als Verständlichkeit bis ins letzte, verloren? Die sicher sehr gute Absicht, das Volk zur aktiven Teilnahme an der Liturgie zurückzuführen, darf nicht zur demokratischen Gleichmacherei ausarten." (Odo Kasel) Quelle


Backlink zu diesem Post: 


Weiteres zum Thema "Participatio actuosa":

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Freitag, 12. Juli 2013

Liturgie: übernatürliches Kindsein vor Gott


In der Liturgie wird dem Menschen Gelegenheit geboten, dass er, von der Gnade getragen, seinen eigensten Wesenssinn verwirkliche, dass er ganz so sei, wie er seiner göttlichen Bestimmung gemäß sein sollte und möchte: ein "Kind  Gottes".

In der Liturgie soll er vor Gott "sich seiner Jugend erfreuen" (*Anm. s. u.). Das ist etwas ganz Übernatürliches, gewiss, aber eben deshalb zugleich der innersten Natur entsprechend. Und weil dieses Leben höher ist, als das, wozu die gewöhnliche Wirklichkeit Gelegenheit und Ausdrucksform gibt, so nimmt es sich die entsprechenden Weisen und Gestalten aus jenem Bereich,, in dem es sie allein findet, nämlich der Kunst.

Es spricht in Maß und Melodie; es bewegt sich in feierlicher, gebundener Gebärde; es kleidet sich in Farben und Gewänder, die nicht dem gewöhnlichen Leben angehören; es vollzieht sich in Räumen und Zeiten, die nach erhabeneren Gesetzen gegliedert und aufgebaut sind. Es wird im höheren Sinn ein Kindesleben, in dem alles Bild ist, Reigen und Lied (1).

Das ist die wunderbare Tatsache, die in der Liturgie gegeben ist: Kunst und Wirklichkeit ist eins im übernatürlichen Kindsein vor Gott.


(1)  (...) Die Liturgie nimmt in Wahrheit nicht ihre Formen aus der Kunst, sondern der Kult steht am Anfang, und die Kunst in unserem neuzeitlichen Sinne ist ein aus ihm herausgesondertes Kulturgebilde.

Romano Guardini in: "Vom Geist der Liturgie"; Verlag Herder Freiburg; AD 1957; S. 100/101 (s. Quellen)


*Anm.:
Das Zitat "sich seiner Jugend erfreuen" bezieht sich auf das Stufengebet am Anfang der Hl. Messe: Im Vetus Ordo (der älteren Form) des Römischen Ritus wird zu Beginn der Hl. Messe (außer in Totenmessen und in der Passionszeit) bevor der Priester die Stufen zum Altar enmporsteigt, das sogenannte Stufen- oder Staffelgebet gebetet. Es handelt sich dabei neben dem Schuldbekenntnis (Confiteor) im Wesentlichen um die Verse 1-5 des 42. Psalms. Dabei beten Priester und Ministrant(en) abwechselnd:
P: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Zum Altare Gottes will ich treten.
M: Zu Gott, Der mich erfreut von Jugend auf.
P: Schaff Recht mir, Gott, und führe meine Sache gegen ein unheiliges Volk; von frevelhaften, falschen Menschen rette mich.
M: Gott, Du bist meine Stärke. Warum denn willst Du mich verstoßen? Was muß ich traurig gehen, weil mich der Feind bedrängt?
P: Send mir Dein Licht und Deine Wahrheit, daß sie zu Deinem heiligen Berg mich leiten und mich führen in Dein Zelt.
M: Dort darf ich zum Altare Gottes treten, zu Gott, Der mich erfreut von Jugend auf.
P: Dann will ich Dich mit Harfenspiel lobpreisen, Gott, mein Gott. Wie kannst Du da noch trauern, meine Seele, wie mich mit Kummer quälen?
M: Vertrau auf Gott, ich darf Ihn wieder preisen; Er bleibt mein Heiland und mein Gott.
P: Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste.
M: Wie es war im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
P: Zum Altare Gottes will ich treten.
M: Zu Gott, Der mich erfreut von Jugend auf. (...)

Das Stufengebet ist seit der Litiurgiereform von 1970 für den Novus Ordo (die neue Messordnung) nicht mehr in Gebrauch.

Lateinische Fassung (einschl weiterer Messtexte): bitte hier klicken oder hier!


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Weiteres aus Guardinis "Vom Geist der Liturgie" via "Nikodemus":


Weiters zum Thema "Kindsein":




Freitag, 21. Juni 2013

Spielwiese Messtext

Die Akteure des Freiburger Memorandums "Den notwendigen Aufbruch wagen 2011/2012/2013" haben sich mit einer "ein­dring­li­chen Bitte" an ihren Oberhirten, Erz­bi­schof Dr. Robert Zol­litsch, gewandt, "das der­zeit geplante „Neue Mess­buch“ nicht in Kraft zu setzen" (s. "Erklärung Messbuch")

"Wir kön­nen nur das glaub­wür­dig wei­ter­ge­ben, was wir selbst glauben", schreiben die Herren Priester und Diakone. Und meinen damit, dass die Texte des Messbuchs (z. B. "Opfersprache", wie sie es nennen, und die korrekte Übersetzung von "pro multis") zu den Dingen gehören, die ihrem Glauben widersprechen und die sie aufgrund - wie sie sagen - ihrer "Gewissensentscheidung" nicht den Gläubigen zumuten können oder wollen - eben weil sie nicht ihrem Glauben entsprechen.

Für sie ist also nicht der apostolisch überlieferte Glaube Maßstab, sondern ihr eigener selbstgemachter Obstsalat Auswahl-Glaube. Das spiegelt sich auch in ihrem Unverständnis und im Ungehorsam gegen kirchliche Weisungen bezüglich der Spendung der Sakramente der katholischen Kirche. So halten sie es entgegen dem katholischen Glauben für statthaft, Gläubige, die objektiv in schwerer Sünde leben (in diesem Fall zivil wiederverheiratete Geschiedene) zum Empfang der Hl. Kommunion zu ermutigen ungeachtet des Paulus-Wortes: "Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt" (1.Kor 11,29).

Zuzustimmen ist den Unterzeichnern allerdings in der Forderung nach unmissverständlichen theo­lo­gi­schen For­mu­lie­run­gen, die es schwer machen, diese falsch zu interpretieren. Diese Eindeutigkeit in der Formulierung von kirchlichen Problematiken und den Glauben betreffenden Gegenständen hat etwa seit der Zeit des II. Vatikanums (1962-1965) deutlich abgenommen und mitunter zu Zweideutigkeiten und Verunsicherungen geführt. Das hat sicher auch zu tun mit der Vernachlässigung des präzisen Lateins in der weltkirchlichen Kommunikation.

Wir werden sehen, wie groß die Zahl der Priester und Diakone im Bistum Freiburg ist, die sich nicht mit dem Glauben der katholischen Kirche identifizieren können. Bis jetzt sind es schon 40 (UPDATE: am 17.07.2013 sind es 183 Priester und Diakone der Erzdiözese Freiburg), die ihren Glaubensabfall sogar unterschrieben haben. Und wird ihr Bischof sie weiter in ihrer Zielsetzung unterstützen und die Gläubigen den Wölfen überlassen?



Weiteres zum Thema:



...mit dem seligen Joseph, ihrem Bräutigam...

Am 19. Juni 2013 hat die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung unter dem Datum des 1. Mai 2013, dem Hochfest des hl. Joseph, ein Dekret erlassen, mit dem für die gesamte Weltkirche angeordnet wird, dass in den eucharistischen Gebeten II, III und IV des Missale Romanum (editio typica tertia) ausdrücklich auch der hl. Joseph genannt wird.

Im römischen Kanon der überlieferten Liturgie und dem „Ersten Hochgebet“ des Novus Ordo war dies bereits üblich, in den erst 1969 promulgierten neuen Hochgebeten II-IV noch nicht, obwohl bereits im Jahre 1962 die ausdrückliche Nennung und Einfügung des hl. Josephs in den Messkanon beschlossen worden war. Nach immerhin 44 Jahren wurde diese Anordnung nun auch für die Neue Form des Römischen Ritus umgesetzt, die diesbezüglich bis jetzt auf vorkonziliarem Stand verblieben war. 



Dekret über die Hinzufügung des Namens des hl. Josef in den eucharistischen Gebeten II, III, IV des Missale Romanum

Indem den Heiligen Joseph von Nazareth die Funktion übertragen wurde, Ziehvater Jesu zu sein, wurde er zum Haupt der Familie des Herrn eingesetzt und erfüllte großzügig die ihm aus der Gnade der Heilsökonomie zugewiesene Mission. Da er vollkommen den Anfängen der menschlichen Heilsgeheimnisse zustimmte, ist er zu einem Musterbeispiel für jene wohlgefällige Demut geworden, die das Christentum für große Ziele bestimmt und zum Zeugen für jene allgemeinen, menschlichen und notwendigen Tugenden, um aufrichtige und authentische Nachfolger Christi zu sein.

Durch diese Tugenden hat sich der Gerechte liebevoll um die Mutter Gottes gekümmert und widmete sich mit freudigem Engagement der Erziehung Jesu Christi. So ist er zum Hüter der wertvollsten Schätze von Gott Vater geworden und wurde so immerwährend durch die Jahrhunderte vom Volk Gottes als Hilfe des mystischen Leibes Christi, der die Kirche ist, verehrt.

In der Katholischen Kirche haben die Gläubigen schon immer eine ununterbrochene Verehrung des Heiligen Joseph gezeigt und ständig und feierlich das Gedächtnis des keuschen Ehemanns der Mutter Gottes und des himmlischen Patrons der ganzen Kirche begangen, ja bis zum dem Punkt, dass der Selige Johannes XXIII. während der Zweiten Vatikanischen Konzils verfügte, dass der Namen des Heiligen Josephs in den antiken Römischen Canon aufgenommen werde. Papst Benedikt XVI. hat dankbar die vielen frommen schriftlichen Wünsche aufgegriffen und approbiert, die von vielerlei Orten herkamen und die nun Papst Franziskus bestätigt hat, indem man die Fülle der Gemeinschaft der Heiligen betrachtet, die einst zusammen mit uns Pilger in der Welt waren und die uns nun zu Christus führen und uns mit ihm vereinen.

Unter Berücksichtigung dieses Sachverhaltes ordnet diese Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung kraft der ihr von Papst Franziskus erteilten Fakultät bereitwillig an, dass der Name des Heiligen Joseph, Bräutigam der Seligen Jungfrau Maria, von nun an in den eucharistischen Gebeten II, III und IV des Missale Romanum, editio typica tertia, nach dem Namen der Seligen Jungfrau Maria in folgender Weise hinzugefügt wird: im eucharistischen Hochgebet II: „ut cum beáta Dei Genetríce Vírgine María, beáto Ioseph, eius Sponso, beátis Apóstolis"; im eucharistischen Hochgebet III: „cum beatíssima Vírgine, Dei Genetríce, María, cum beáto Ioseph, eius Sponso, cum beátis Apóstolis"; im eucharistischen Hochgebet IV: „cum beáta Vírgine, Dei Genetríce, María, cum beáto Ioseph, eius Sponso, cum Apóstolis". *

Was die in lateinischer Sprache verfassten Texte betrifft, so werden diese Formeln benutzt, die von nun an als „typisch" deklariert werden. Die Kongregation wird sich im Folgenden selber um die Übersetzungen in die am meisten gebrauchten westlichen Sprachen kümmern; diejenigen Formeln, die in anderen Sprachen abgefasst werden, müssen in Übereinstimmung mit dem Recht von den jeweiligen Bischofskonferenzen erstellt werden und vom Apostolischen Stuhl durch dieses Dikasterium rekognosziert werden.

Ungeachtet gegenteiliger Bestimmungen.

Aus der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, 1. Mai 2013, Heiliger Joseph, der Arbeiter.

Antonio Kard. Cañizares Llovera
Präfekt 



* in deutscher Sprache:

Eucharistisches Hochgebet II:
"mit der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria, dem seligen Joseph, ihrem Bräutigam, mit deinen Aposteln...";

Eucharistisches Hochgebet III:
"mit der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria, mit dem seligen Joseph, ihrem Bräutigam, mit deinen heiligen Aposteln...";

Eucharistisches Hochgebet IV:
"mit der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria, mit dem seligen Joseph, ihrem Bräutigam, mit deinen Aposteln...".


 

Siehe dazu auch den nicht ganz ironiefreien Artikel:



Freitag, 7. Juni 2013

Kardinal Lehmann: Eucharistiefeier nicht mehr unblutige Erneuerung des Kreuzesopfers?

Gestern, am Donnerstag (06.06.2013) fand beim Eucharistischen Kongress (EC) in Köln der "Schülertag" statt. Die am Vormittag von Bischöfen gehaltenen Katechesen fanden allgemein großen Zulauf, sodass sogar, z. B. beim Bischof von Mainz, Karl Kardinal Lehmann, die Kirche Groß St. Martin wegen Überfüllung geschlossen werden musste. 

Die Homepage zum EC berichtet über die Katechese des Mainzer Kardinals jedoch fragwürdige Dinge. So heißt es dort in einem Bericht:
"In seiner Katechese würdigte Lehmann die in den vergangenen Jahrzehnten erreichten neuen theologischen Einsichten zum Verständnis der Eucharistie. So könne man heute nicht mehr sagen, dass es sich um die unblutige Wiederholung des Kreuzesopfers Christi handle. Zugleich sei die Heilige Messe mehr als ein „bloßes Andenken“, eine „einfach nur rückwärtsgewandte Erinnerung“. Eine Einengung sei auch gewesen, „dass man längere Zeit die Eucharistie auf den Empfang durch den Einzelnen einschränkte“. Umso wichtiger sei die Wiederentdeckung ihres „dichten Gemein-schaftscharakters“ und ihrer „kirchenbildenden Wirkung“. Darin liege auch der eigentliche Grund dafür, dass unter den Teilnehmern einer solchen Feier „nichts fundamental Trennendes“ bestehen dürfe."
Möglicherweise handelt es sich hier um ein Missverständnis:
Kardinal Lehmann spricht - wenn er richtig zitiert wurde - von der "unblutigen Wiederholung des Kreuzesopfers Christi". Nun spricht die Lehre der Kirche im Grunde nicht von der "Wiederholung", sondern von der "Vergegenwärtigung" oder "Erneuerung" des Erlösungsopfers auf dem Altar, denn "was sich wiederholt, ist [lediglich] die Gedächtnisfeier, seine »gedenkende Darstellung« (memorialis demonstratio), (4) durch die das einzige und endgültige Erlösungsopfer Christi in der Zeit gegenwärtig wird". (s. u. "Ecclesia de eucharistia")

Hält also der Kardinal hier etwas für überholt, das die Kirche auch "früher" garnicht so gelehrt hat? Das wäre eigentlich nicht nachvollziehbar und unlogisch, denn er behauptet ja, heute handle es sich nicht mehr um das, was es ("früher") gewesen ist. Wahrscheinlicher ist, dass Kardinal Lehmann durchaus die Lehre der Kirche meint, die besagt, dass es sich bei der Eucharistiefeier um die unblutige Erneuerung des Kreuzesopfers Christi handelt. 

Dann stellt sich die schwerwiegende Frage: Handelt es sich bei der Feier der Eucharistie heute nun nicht mehr um die unblutige Erneuerung des Kreuzesopfers Christi? Das hätte weitreichende Folgen. Was immer die Eucharistie dann wäre, sie wäre nicht mehr die katholische Messe. Aber wir können, glaube ich, ganz beruhigt sein. Die Lehre hat sich nicht geändert, noch immer lässt Christus in der eucharistischen Feier das am Kreuz vollzogene Opfer durch die Jahrhunderte fortdauern (vgl. Instruktion der Ritenkongregation vom 25. Mai 1967).

Ist es möglich, dass die neue Messe diese Wahrheit verdunkelt?

Zum Nachlesen, was Kardinal Lehmann (lt. Manuskript, S.6/12) gesagt hat:
Karl Kardinal Lehmann:
Katechese "Brot für das Leben der Welt" in Groß St. Martin (06.06.2013)
Katechese-Video auf domradio.de vom 06.06.2013, s. ab  min 18:50

Zum Vergleich dazu die Enzyklika "Mysterium fidei" von Papst Paul VI. (15.09.1965); v.a. ab Nr. 24.

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Die kirchliche Lehre über das Sakrament der Eucharistie im "Kleinen Katechismus" aus dem Jahre 2006 ist hier nachzulesen.
167. Wo wird das Kreuzesopfer auf unblutige Weise gegenwärtig?
Das Kreuzesopfer wird auf unblutige Weise in der heiligen Messe gegenwärtig.

168. Was ist die heilige Messe?
Die heilige Messe ist das immerwährende Opfer des Neuen Bundes, die unblutige Erneuerung des Kreuzesopfers.

Im Katechismus der katholischen Kirche (KKK) heißt es:

[Das Sakrament der Eucharistie nennt man auch] Gedächtnis des Leidens und der Auferstehung des Herrn. Heiliges Opfer, denn es vergegenwärtigt das einzigartige Opfer Christi, des Erlösers, und schließt die Selbstdarbringung der Kirche mit ein. Oder auch heiliges Meßopfer, „Opfer des Lobes" (Hebr 13,15) [Vgl. Ps 116,13.17], geistiges Opfer [Vgl. 1 Petr 2,5], reines [Vgl. Mal 1.11] und heiliges Opfer, denn es vollendet und überragt alle Opfer des Alten Bundes. (KKK 1330)


Papst Johannes Paul II. sagt in der der Enzyklika "Ecclesia de eucharistia":

Die Kirche lebt unaufhörlich vom Erlösungsopfer. Ihm nähert sie sich nicht nur durch ein gläubiges Gedenken, sie tritt mit ihm auch wirklich in Kontakt. Denn dieses Opfer wird gegenwärtig und dauert auf sakramentale Weise in jeder Gemeinschaft fort, in der es durch die Hände des geweihten Priesters dargebracht wird. Auf diese Weise wendet die Eucharistie den Menschen von heute die Versöhnung zu, die Christus ein für allemal für die Menschen aller Zeiten erworben hat. In der Tat: »Das Opfer Christi und das Opfer der Eucharistie sind ein einziges Opfer«.(1) Das sagte kraftvoll bereits der heilige Johannes Chrysostomus: »Wir opfern immer das gleiche Lamm, und nicht heute das eine und morgen ein anderes, sondern immer dasselbe. Aus diesem Grund ist das Opfer immer nur eines. [...] Auch heute bringen wir jenes Opferlamm dar, das damals geopfert worden ist und das sich niemals verzehren wird«.(2)
Die Messe macht das Opfer des Kreuzes gegenwärtig, sie fügt ihm nichts hinzu und vervielfältigt es auch nicht. (3) Was sich wiederholt, ist die Gedächtnisfeier, seine »gedenkende Darstellung« (memorialis demonstratio), (4) durch die das einzige und endgültige Erlösungsopfer Christi in der Zeit gegenwärtig wird. Der Opfercharakter des eucharistischen Mysteriums kann deswegen nicht als etwas in sich Stehendes verstanden werden, unabhängig vom Kreuz oder nur mit einem indirekten Bezug zum Opfer von Kalvaria.

13. Kraft ihrer innigen Beziehung mit dem Opfer von Golgota ist die Eucharistie Opfer im eigentlichen Sinn, und nicht nur in einem allgemeinen Sinn, als ob es sich um eine bloße Hingabe Christi als geistliche Speise an die Gläubigen handelte. Das Geschenk seiner Liebe und seines Gehorsams bis zur Vollendung des Lebens (vgl. Joh 10, 17-18) ist in erster Linie eine Gabe an seinen Vater. Natürlich ist es Gabe für uns, ja für die ganze Menschheit (vgl. Mt 26, 28; Mk 14, 24; Lk 22, 20; Joh 10, 15), aber dennoch vor allem Gabe an den Vater: »ein Opfer, das der Vater angenommen hat, indem er für die Ganzhingabe seines Sohnes, der "gehorsam wurde bis zum Tod" (Phil 2, 8), die ihm als Vater eigene Gabe zurückschenkte, d.h. ein neues, ewiges Leben in der Auferstehung«.(5)

Indem Christus der Kirche sein Opfer schenkte, wollte er sich auch das geistliche Opfer der Kirche zu eigen machen, die berufen ist, mit dem Opfer Christi auch sich selbst darzubringen. Das lehrt uns das Zweite Vatikanische Konzil im Hinblick auf alle Gläubigen: »In der Teilnahme am eucharistischen Opfer, der Quelle und dem Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens, bringen sie das göttliche Opferlamm Gott dar und sich selbst mit ihm«.(6)


(1) Katechismus der Katholischen Kirche,1367.
(2) Hl. Johannes Chrysostomus, In Epistolam ad Hebraeos homiliae, 17, 3: PG 63, 131.
(3) Vgl.Konzil von Trient, 22. Sitzung, Lehre über das Meßopfer, Kap. 2: DH 1743: »Denn die Opfergabe ist ein und dieselbe; derselbe, der sich damals am Kreuze opferte, opfert sich jetzt durch den Dienst des Priesters; allein die Weise des Opferns ist verschieden«.
(4) Vgl. Pius XII., Enzyklika Mediator Dei (20. November 1947): AAS 39 (1947), 548.
(5) Johannes Paul II., Enzyklika Redemptor hominis (15. März 1979), 20: AAS 71 (1979), 310.
(6) II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 11.


aus der Enzyklika "Ecclesia de eucharistia"; 17.04.2003



Sonntag, 4. November 2012

Fehlentwicklungen nicht dem Konzil anlasten

"Dass die nachkonziliare Liturgieform mit ihren Fehlentwicklungen und Umbrüchen nicht dem Konzil und seiner – nach wie vor noch nicht wirklich umgesetzten – Liturgiekonstitution anzulasten ist, sei ausdrücklich bemerkt.

Die weithin erfolgte Entfernung des Latein und des Gregorianischen Chorals wie auch die nahezu flächendeckende Aufstellung von Volksaltären können sich keinesfalls auf Vorschriften des Konzils berufen.

Die Etablierung von Pfarrgemeinde-, Dekanats- und Diözesanräten hat – wo nicht mit gesundem Hausverstand durchgeführt – zu einer, wie schon Klaus Mörsdorf kritisch bemerkte, Parallelhierarchie, zu einer mit der sakramental-hierarchischen Struktur nicht zu vereinbarenden „Demokratisierung“ der Kirche und damit zu großen Problemen geführt."

Kirchenhistoriker Walter Kardinal Brandmüller im Gespräch mit Guido Horst; Die Tagespost Nr.128, 25.10.2012



Mittwoch, 19. September 2012

Unwissen oder "Kreativität"?

Zur Diskussion über einige sich mancherorts eingeschlichene, unpassende Gewohnheiten im neuen Messritus, betreffend der Aufgaben von Kommunionhelfern, erläutert Admiral auf dem Ministrantenblog "Introibo" die entsprechenden Rubriken:
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