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Dienstag, 30. Juni 2015

Die Enzyklika "Laudato si" in vier Sätzen

 

Wir können nicht eine Spiritualität vertreten, die Gott als den Allmächtigen und den Schöpfer vergisst. Auf diese Weise würden wir schließlich andere Mächte der Welt anbeten oder uns an die Stelle des Herrn setzen und uns sogar anmaßen, die von ihm geschaffene Wirklichkeit unbegrenzt mit Füßen zu treten. 
Die beste Art, den Menschen auf seinen Platz zu verweisen und seinem Anspruch, ein absoluter Herrscher über die Erde zu sein, ein Ende zu setzen, besteht darin, ihm wieder die Figur eines Vaters vor Augen zu stellen, der Schöpfer und einziger Eigentümer der Welt ist. Denn andernfalls wird der Mensch immer dazu neigen, der Wirklichkeit seine eigenen Gesetze und Interessen aufzuzwingen.
Papst Franziskus in der Enzyklika "Laudato si" vom 24. Mai (Pfingstfest) 2015, Nr. 75


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Der italienische Journalist und Blogger Giuseppe Rusconi (www.rossoporpora.org) veröffentlichte am 19. Juni 2015 ein interessantes und aufschlussreiches Interview mit Bischof Mario Toso über die neue Enzyklika. Der 65jährige Salesianer ist ein anerkannter Experte der Soziallehre der Kirche, derzeit Diözesanbischof von Faenza-Modigliana, von 2003 bis 2009 Rektor an der Päpstlichen Salesianer-Universität, anschließend bis Januar dieses Jahres, Sekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, desjenigen Ministeriums, das zuständig war für einen ersten Entwurf der Enzyklika "Laudato si" (eine deutsche Übersetzung des italienischen Textes findet sich hier):


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Die Enzyklika "Laudato si" ist nicht das erste Wort eines Papstes bzw. des katholischen Lehramtes zu Fragen des "Umweltschutzes". Unter anderen hat bereits Papst Benedikt XVI. immer wieder auf die Notwendigkeit der Bewahrung der Schöpfung - nicht zuletzt als Voraussetzung für den individuellen wie sozialen Frieden - hingewiesen.



(eigenes Foto 2015)

Sonntag, 4. Mai 2014

Maiandacht 4. Tag - Des Gottessohnes Mutter und Magd


Sei gegrüßt, heil'ge Mutter,
die du den König geboren,
der da über Erd' und Himmel herrschet,
ewig, ewig!
(Intr. Salva sancta parens)

Mit wahrer väterlicher Liebe denkt Gott-Vater an Maria und hält seinen Gnadenreichtum für sie bereit, damit er sie, wenn sie zur Welt kommt, Kind und Tochter nennen kann.

Auch zur zweiten göttlichen Person wird Maria in ein besonders inniges Verhältnis treten. Das ist ja Gottes ewiger Ratschluss, dass der Sohn Gottes Mensch werden soll, um die Menschen von ihren Sünden zu erlösen und ihnen den Himmel zu öffnen. Dieses Erlösungswerk konnte Gott auf vielerlei Weise vollziehen, er wollte es aber durch die Mitwirkung Mariens. Aus ihr soll einmal der Sohn Gottes Fleisch annehmen. "Das Heilige, das aus dir geboren wird, wird der Sohn Gottes genannt werden."

Nun ist der Sohn Gottes selber allmächtiger Gott und Schöpfer. Er hat die Macht, seine Mutter sich zu erwählen. Unter all den Erdentöchtern, die sein allwissendes Auge in der Ewigkeit schaut, wird nur eine würdig sein: die begnadete, reine Tochter des himmlischen Vaters. Denn er selbst ist der Reinste, und Heiligste. Darum muss alle Sünde ausgeschlossen sein; eine sündhafte Evastochter kann ihm keine heilige Wohnstatt bieten, kann ihm sein reines Erlöserblut nicht mitteilen. So wie in der Natur aus reiner Blüte köstliche Frucht heranreift, so will er aus der reinsten Blüte der Menschheit als köstlichste Frucht seine Menschheit empfangen. 

Er, der Heiligste, will nur die Reinste Mutter nennen können. - Wie eine Mutter das Leben und Wirken ihres Kindes mit ihrer Arbeit und Sorge begleitet, so soll Maria einmal die starke Frau sein, die in starkmütiger Liebe mit ihm seinen Lebensweg geht. Ja, eine Liebe soll dieses Mutterherz besitzen, die es stark macht, ihm Helferin zu sein in seinem Erlösungswerke. Sie wird ihm einst alles schenken, was nur eine Mutter ihrem Kinde zu geben vermag, darüber hinaus soll sie als die getreue, opferbereite Magd des Herrn mitwirken: in Gehorsam seinen Gehorsam gegen den Willen des Vaters begleiten, seine Hingabe für die Menschen teilen, ja bereit sein, in Liebe ihr Kind hinzugeben, auf dass es verblute am Kreuze zum Heile der Menschen.

Wenn das nicht die Pläne des unendlichen Gottes wären, dann würden wir Menschen sagen, es sei unmöglich, dass ein Mensch solch eine Aufgabe erfüllen könne. So aber dürfen wir uns herzlich freuen. Denn in dieser Mutter und Helferin des Herrn hat Gott auch für uns das Heil beschlossen. Maria soll uns den schenken, durch den alles Heil geworden ist. 

Jetzt brauchen wir nicht mehr ängstlich zu fragen: "Kann es Wirklichkeit werden, wozu uns Gott Vater berufen hat?" Wir haben zwar mit Eva das göttliche Leben verloren, konnten nicht mehr Gotteskinder sein - trotz unserer Berufung. Nun aber wird uns Gnade zuteil werden durch die Mutter, die uns Christus geboren hat. Dadurch, dass der Gottessohn Sohn Mariens wurde, ist er unser Bruder geworden in allem uns gleich, mit Ausnahme der Sünde. In Christus können wir in Wahrheit mit Maria Gott unseren Vater nennen.

Weil der Sohn Gottes uns Bruder und Schwester nennen will, darum wählt er den Weg der Erlösung durch Maria. In der Erwählung Mariens sah er auch uns als Kinder seines Vaters, sah uns und bestimmte uns zu Helfern und zu Helferinnen im Reiche Gottes.


Wir beten ein Ave Maria, dass Maria uns helfe, stets wahre Brüder und Schwestern Christi zu sein:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Welcher Mensch kann Gottes Ratschluss wissen?
Oder wer kann gedenken, was Gott will? (Weish 9,13)
Gott hat uns vorherbestimmt zur Kindschaft
durch Jesus Christus. (Eph 1,5)


Gebet:
O Sohn Gottes, König der ewigen Herrlichkeit! Von Ewigkeit her hast du gewollt, dass in deinem Erlöserleben und -wirken Maria dir Mutter und Magd sei. Lass uns durch diese Mutter Maria alle Gnaden der Erlösung zuteil werden, damit wir als deine Brüder und Schwestern hienieden mit dir in Liebe verbunden sind und einst zu dir gelangen; der du lebst und herrschest in Ewigkeit. Amen.


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 19-21; (s. Quellen)



Bild: Gnadenbild Unserer Lieben Frau vom guten Rat im Alten Peter in München

Samstag, 3. Mai 2014

Maiandacht 2. Tag - Ewig erwählt

 
Der Herr besaß mich im Anfang meiner Wege,
ehe er etwas gemacht hat.
Von Ewigkeit her bin ich eingesetzt,
von alters her, vor der Erschaffung der Erde. (Spr 8,22.23)


Es will ein frommer Bildhauer ein schönes Bild der Gottesmutter schnitzen. Da beginnt er nicht sogleich die Arbeit mit dem Schnitzmesser. Nein, er überlegt erst in seinem Verstande, wie das Kunstwerk werden soll. In seinem Geiste sieht er zuerst das Bild vor sich mit allen Feinheiten und Schönheiten, zeichnet es auch wohl auf, und dann kann er nach diesem Bild sein Kunstwerk formen und gestalten. Je mehr es Ähnlichkeit gewinnt mit dem im Geiste geschauten Bildnis, desto schöner wird es werden, desto mehr ihm selber und den Menschen gefallen.

Der heiligste und wunderbarste Künstler ist der dreifaltige Gott selber, der allmächtige Schöpfer des ganzen Weltalls. Die unendliche Liebe drängt ihn dazu, die Welt zu schaffen und seine Liebe den Geschöpfen mitzuteilen. Doch er ist nicht wie ein Mensch, der lange überlegen und nachsinnen muss über sein Werk. Gott ist der Unendliche, Vollkommene; er sieht von Ewigkeit her die Werke seiner Liebe, er sieht die Welt in ihrer Schönheit und Pracht, sieht all die Menschen, die sich daran erfreuen, sein Lob verkünden und seine Allmacht verherrlichen sollen. Er sieht all die Menschen, deren Seelen einst in alle Ewigkeit die Liebe Gottes kosten werden.

Ehedem die Erde wurde und gebildet ward der Erdkreis, ist im Geiste Gottes auch das Bild Evas, der ersten Mutter auf Erden. Aus ihr sollen alle Menschen geboren werden, ihr natürliches Leben erhalten. Eva, von Gott in seiner Liebe geschaffen, wird rein sein und heilig. Und all ihre Kinder sollen heilig sein und gerecht vor Gott. Mutter der Lebendigen wird Eva sein, das vollendete Meisterwerk des göttlichen Künstlers.

In seiner Allwissenheit weiß aber auch Gott von Ewigkeit her, dass der böse Feind kommt und dieses Wunderwerk Gottes verunstaltet. Statt Mutter der Gotteskinder wird Eva nur noch Mutter der Menschenkinder sein können.

Ist nun Gottes Liebe zu Ende? Sollen nun alle Geschöpfe, die seine Liebe rief, verloren sein für die Ewigkeit?

In Gottes ewigem Schöpfungsplan ist das Bild einer zweiten Eva. In der natürlichen Ordnung ist sie zwar nur ein Kind der ersten Eva; wie diese wird sie großem, natürlichen Leid unterworfen sein, das durch die Sünde über die Menschheit gekommen ist. Und doch wird sie sein in Wahrheit die Mutter der Lebendigen. Sie wird all die übernatürlichen Vorzüge der ersten Eva in sich vereinigen, wird heilig und unberührt von aller Sünde mit reinem Herzen Gott dienen. Ja, was Eva verloren hat für alle Menschen, das soll Maria, die zweite Eva, den Menschen wiederbringen. Gnade und Heil und die Hoffnung auf das ewige Glück. Auf Maria werden die Worte der ewigen Weisheit zutreffen: "Wer mich findet, findet das Leben und wird Heil schöpfen von dem Herrn."

Nicht nur Eva und Maria, nein alle Geschöpfe sind im ewigen Weltplan Gottes beschlossen. Eines jeden Menschen Weg hat Gott gezeichnet von Anfang an. Wir alle sind in Gottes Hand seit den Tagen der Ewigkeit. Kinder Evas sind wir zwar, voll Sünde und Fehler, aber doch auch Kinder der zweiten Eva, Kinder Mariens. Durch Eva ist uns der Seele Tod bereitet worden, durch Maria wird uns neues Leben gebracht in ihrem göttlichen Kinde. Unsere Seele soll leben; wenn auch der Leib unter dem Fluch der Sünde steht und sterben muss; die Seele soll leben für alle Ewigkeit. Das ist Gottes Wille. Obwohl wir sündige Menschenkinder sind, hat dennoch Gott von Ewigkeit her den Weg der Gnade für uns bereitet, auf dass wir heilig seien und gerecht vor ihm in Liebe.

Wir beten ein Ave Maria, dass Maria uns helfe, allzeit unserer ewigen Auserwählung zu gedenken:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Nun also Kinder, höret mich:
Glücklich sind, die auf meinen Wegen wandeln.
Höret die Lehre, seid weise und verwerfet sie nicht.
Selig der Mensch, der auf mich höret
und an meinen Türen wachet Tag für Tag! (Spr 8,34)

Gebet:
Ewiger, dreieiniger Gott! Aus Nichts schufst du die ganze Welt. Deine Allmacht schuf die Eva; deine Liebe rief Maria; deine Güte ruft auch uns. So lass uns denn, geborgen in dir, heilig und gerecht sein vor dir in Liebe. Amen!


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 14-16



Bild: Statue der Gottesmutter Maria in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist, München Haidhausen; eigenes Foto

Mittwoch, 12. März 2014

Dämonische Gender-Ideologie

Deutliche Worte findet nach dem Churer Bischof Huonder auch Weihbischof Andreas Laun aus Salzburg zu der die Gesellschaft bedrohende Gender-Theorie. Der Wahnsinn greift immer weiter um sich, sogar an Universitäten ist es Pflicht zu "gendern" - ansonsten setzt man seinen Studienerfolg auf's Spiel. 

Während das Zentralkomitee der Katholiken (ZdK) und manche Ordinate katholischer Bistümer* der vermeintlichen Errungenschaft der modernen Gesellschaft zustimmen und sich immer weiter in die Gender-Abhängigkeit verstricken, werden Kritiker, die vor den Folgen dieser menschenverachtenden und anti-christlichen Bewegung warnen, ignoriert oder mit allen nur möglichen Mitteln - bis hin zu gesetzlichen Regelungen - unterdrückt. Es ist höchste Zeit, sich gegen die Verharmlosung des Gender-Wahnsinns zu Wehr zu setzen und sie in allen Erscheinungsformen vehement abzulehnen.

Weihbischof Laun schreibt unter anderem:
"Papst Franziskus hat auf meine Frage hin gesagt: „Die ‚Genderideologie' ist dämonisch!“ Übertrieben? Nein, weil sie längst auf dem Weg in staatliche Gesetze mit ihrer Unterdrückungsgewalt, die von Gott geschaffene Natur der Menschen vergewaltigt, den Menschen „umformen“ will und damit zeigt: Ihre Vertreter wollen sein wie Gott, indem sie einen neuen, selbst-erfundenen Menschen „machen“ wollen.
Inzwischen haben die slowakischen Bischöfe, die polnischen, die kroatischen, die portugiesischen und einige Bischöfe in Italien und auch Bischöfe aus noch anderen Ländern beschwörend ihre warnende Stimme erhoben! Alle sind sich einig: Gender ist eine ernste Gefahr für die Zivilisation überhaupt, besonders für die Kirche. Drastisch ausgedrückt: Die Gender-Ideologen sind sozusagen geistige „Talibans“, auch wenn sie da und dort noch bürgerlich agierende „Schläfer“ sind, die aber auf ihren Einsatz warten!" (Quelle: kath.net am 11.03.2014)

* und auch der Deutsche Caritasverband, wie die erschreckende empfehlende Werbung für ein Buch über Gender mainstreaming als "Erfolgsfaktor" deutlich macht:


Weiteres zum Thema "Gender-Mainstreaming":
 

Buchempfehlungen:
Manfred Spreng - Harald Seubert (Hrsg. Andreas Späth):
Vergewaltigung der menschlichen Identität - Über die Irrtümer der Gender-Ideologie
ISBN 978-3-9814303-5-6


Gabriele Kuby:
Die globale sexuelle Revolution - Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit
Leseprobe
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Robert Spaemann
ISBN 978-3-86357-032-3

Samstag, 28. September 2013

Gott nach Menschenmaß

Von P. Bernward Deneke  FSSP, Wigratzbad

„Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde.“ Man geht leicht über den Satz hinweg, ohne die provokante Umstellung des Bibelwortes „Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde“ (Gen 1,27) zu bemerken. Derjenige, auf den diese Formulierung zurückgeht, wollte sie aber nicht nur als ein geistreiches Wortspiel verstanden wissen. Ludwig Feuerbach (+ 1872), der atheistische Philosoph und Religionskritiker, brachte mit ihr seine Überzeugung zum Ausdruck, dass Gott keine objektive Wirklichkeit zukommt. 

Seiner Meinung nach ist die Vorstellung von einem höchsten Wesen vielmehr ein Produkt unseres Wunschdenkens; eine Jenseits-Projektion alles dessen, was wir leider so unidealen und unvollkommenen Menschlein für ideal und vollkommen halten. Das, was wir gerne wären, aber nicht sein können, verlagern wir in Gott, das Geschöpf unseres Geistes: die Sehnsucht nach einem unbegrenzten, unendlichen und ewigen Leben, das Verlangen nach Allmacht und Allwissenheit, nach Erhabenheit und Heiligkeit. Gott wäre demnach so etwas wie die verselbständigte Sehnsucht des Menschen. Und daher etwas, das wir, vernünftig geworden, getrost hinter uns lassen dürfen. Im Reifestadium sollte jeder Mensch, meint Feuerbach, den christlichen Glauben als „eine verwelkte schöne Blume, eine abgestreifte Puppenhülle, eine überstiegene Bildungsstufe“ betrachten. 

„Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde.“ So sehr man die Behauptung in ihrem ursprünglichen Verständnis zurückweisen muss, so sehr trifft sie doch auf eine bestimmte Geisteshaltung zu, die uns im neuzeitlichen und modernen Denken begegnet. Sie ist heute nicht nur unter solchen, die dem Christentum fernstehen, sondern auch unter Gläubigen, ja unter Theologen anzutreffen. Freilich besteht zwischen deren Projektionen und der Theorie Feuerbachs der wichtige Unterschied, dass man nun nicht mehr die für uns Menschen unerreichbare Vollkommenheit, sondern die eigenen, unüberwindbaren Unvollkommenheiten in Gott verlegt. 

So lesen sich schon manche Gottesspekulationen idealistischer Philosophen des 19. Jahrhunderts wie ein Entwicklungsroman, der das Werden und Reifen einer noch unvollendeten Persönlichkeit schildert. Da wird ein Wesen nach und nach seiner selbst inne, kommt über Erfahrungen mit sich selbst und der Welt zu sich selbst, erkennt seine eigenen Möglichkeiten und wächst an ihnen – und dieses Wesen, das da vom Kind zum Jugendlichen und schließlich zum Erwachsenen wird, soll Gott sein! Mit dem „seligen und alleinigen Gebieter, dem König der Könige und Herrn der Herren, der allein Unsterblichkeit besitzt und der da wohnt in unzugänglichem Licht, den kein Mensch gesehen hat noch zu sehen vermag“ (1 Tim 6, 15f.), kurzum: mit dem Gott, den uns die Offenbarung vorstellt, hat das alles nichts, aber auch gar nichts zu tun. Und dennoch konnte sich die widersinnige Vorstellung eines „werdenden Gottes“ im Denken vieler verhängnisvoll festsetzen. 

In der Gegenwart werden die Akzente etwas anders gesetzt. Theologen insistieren darauf, der biblischen Schilderung der Heilsgeschichte sei der Gedanke eines überzeitlichen, ewigen Gottes völlig unbekannt. Daher müsse man es nun endlich wagen, derartige Verfremdungen des jüdisch-christlichen Erbes abzutun und sich auf einen Gott besinnen, der mit uns Menschen eine Geschichte durchschreite und der selbst geschichtlich sei. Dass schon Kirchenväter und Denker des Mittelalters durchaus in der Lage waren, den in der Zeit wirkenden Gott mit dem gleichfalls biblisch bezeugten „Vater der Lichter, bei dem es keinen Wandel und keinen Schatten von Veränderung gibt“ (Jak 1,17) zusammenzuschauen, wird dabei geflissentlich übergangen. Offensichtlich ist die Einsicht, dass der Herr der Geschichte selbst über der Geschichte steht, für ein flaches Denken, das alles auf menschliches Maß reduziert, zu hoch und zu tief. 

In diese Zusammenhänge gehört auch die Rede vom „leidenden Gott“. Dass Jesus Christus, der fleischgewordene Logos, in seiner menschlichen Natur für uns gelitten hat, ist wesentlicher Inhalt des christlichen Bekenntnisses. Dass aber Gott selbst seiner göttlichen Natur nach leidet, entspricht weder der Offenbarung noch der gläubigen Vernunft. Zur absoluten Vollkommenheit gehört nun einmal die unbegrenzte Fülle des Lebens und somit die uneingeschränkte, durch nichts zu beeinträchtigende Freude. Daher kann von einem Leiden Gottes, wenn überhaupt, nur in einem übertragenen Sinne gesprochen werden. 

„Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde.“ Keinem aufmerksamen Beobachter wird die Hybris entgehen, die in den beschriebenen Gedankengängen liegt. Es ist der Versuch des geschöpflichen Geistes, sich seines Schöpfers zu bemächtigen und ihn auf die eigene Ebene hinabzuzerren. Ein vergebliches Unterfangen, auf das uns in der Menschwerdung des eingeborenen Sohnes, der allein das wahrhafte Bild des unsichtbaren Gottes ist (Kol 1,15), die verbindliche Antwort gegeben wurde: Er ist herabgestiegen, um uns heraufzuführen zu dem, der uns selbst und unsere Gedankengebilde um Unendlichkeiten überragt.


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers

- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Donnerstag, 12. September 2013

EINER VON UNS - Personenschutz von Anfang an


Doppelter Durchbruch beim EU-Bürgerbegehrens gegen Embryonen-Versuche

Über eine Million Bürger unterstützen EU-weit EINER VON UNS, Deutschland erreicht Quorum von 75.000 Unterschriften

Berlin/Brüssel, 12. September 2013

Das Europäische Bürgerbegehren ONE OF US/EINER VON UNS hat eine Schallmauer durchbrochen: Seit heute unterstützen eine Million Menschen mit ihrer Unterschrift die Forderung nach einem Stopp von EU-Geldern für Embryonenversuche und Klonen. Demnach muss sich die EU-Kommission demnächst mit dem Anliegen befassen.

Die deutsche Koordinatorin der Initiative, Hedwig von Beverfoerde, zeigte sich zufrieden: „Eine Million Unterstützer in ganz Europa ist ein großartiger Schritt zum besseren Schutz des menschlichen Lebens. Es ist ein doppelter Durchbruch, da wir gleichzeitig in Deutschland das Mindestquorum überschritten haben: seit heute unterstützen über 75.000 Deutsche die Initiative.“

In den Ländern Frankreich, Italien, Litauen, Niederlanden, Österreich, Polen, Rumänien, Slowakei, Spanien und Ungarn ist das Quorum schon erreicht worden.

Die Initiative beruft sich auf eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs von 2011. Der hatte festgestellt, dass ein Embryo ab dem Zeitpunkt der Befruchtung als Mensch anerkannt werden muss. „Daraus folgt, daß seine Würde auch von der EU und allen europäischen Institutionen geachtet und seine Unversehrtheit sichergestellt werden muß“, so von Beverfoerde. „Die EU-Finanzierung aller Aktivitäten, bei denen menschliche Embryonen zerstört, d.h. getötet werden, muß unterbunden werden“.

In Deutschland will die Initiative bis zum 1. November weiter aktiv Unterschriften sammeln. Von Beverfoerde sagte: „Als größtes Land in der EU wollen wir mindestens 100.000 Unterschriften erreichen. Es geht darum, mit starker Stimme in Brüssel den Schutz der Würde des Menschen als erstes fundamentales Recht in unserer Gesellschaft einzufordern.“ Zu den Unterstützern der Initiative gehören zahlreiche Prominente aus Politik, Kirche und Gesellschaft.

Bis zum 1. November 2013 können alle Bürger, die in Deutschland gemeldet sind und das aktive Bundeswahlrecht haben, die Initiative online über www.1-von-uns.de oder auf einem offiziellen Unterschriftenformular unterstützen. Kontakt:

Europäisches Bürgerbegehren EINER VON UNS
Hedwig von Beverfoerde
Zionskirchstraße 3
10119 Berlin

Telefon: 030-88626896
Internet: www.1-von-uns.de

Sonntag, 28. Juli 2013

O Gott, immerfort empfange ich mich aus Deiner Hand!

O Gott, Deine Offenbarung ist ein Licht für unseren Geist, dass er verstehe, und ein Ruf an unser Herz, dass es höre und gehorche. So lehre uns, die Botschaft, dass Du den Menschen und mit ihm alle Dinge erschaffen hast, recht in uns aufzunehmen.

Durch Dich sind wir geworden. Wir kommen nicht aus den stummen Elementen, sondern aus der freien Macht Deines herrscherlichen Wortes; nicht aus dem Urgrund der Welt, sondern aus Deiner lichten Wahrheit.

Und durch Dich sind auch alle Dinge geworden. Die Welt ist nicht im eigenen Geheimnis ruhende Natur, sondern Dein Werk. Du hast sie erdacht und hast bewirkt, dass sie sei. Aus Dir hat sie Wirklichkeit und Kraft, Wesen und Sinn, und Du hast über sie das Zeugnis abgelegt, dass sie "gut" ist und "sehr gut,"

Ich glaube, dass alles von Dir geschaffen ist, o Gott lehre mich, diese Wahrheit zu verstehen. Sie ist die Wahrheit des Daseins. Wird sie vergessen, dann sinkt alles ins Unrecht und Torheit. Mein Herz ist einverstanden mit ihr. Ich will nicht aus eigenem Recht leben, sondern freigegeben durch Dich. Nichts habe ich von mir selbst; alles ist Gabe von Dir und wird erst mein, wenn ich es von Dir empfange.

Immerfort empfange ich mich aus Deiner Hand. So ist es, und so soll es sein. Das ist meine Wahrheit und meine Freude. Immerfort blickt Dein Auge mich an, und ich lebe aus Deinem Blick, Du mein Schöpfer und mein Heil. Lehre mich, in der Stille Deiner Gegenwart das Geheimnis zu verstehen, dass ich bin. Und dass ich bin durch Dich, und vor Dir, und für Dich.
Amem.


Romano Guardini: Theologische Gebete; AD1944; S. 13f  (s. Quellen)

Montag, 31. Dezember 2012

Montag, 3. September 2012

Die Engel beten mit uns

September ist auch "Engelmonat". Engel sind "rein geistige Geschöpfe", sie  haben "Verstand und Willen; sie sind personale und unsterbliche (vgl. Lk 20,36) Wesen. Sie überragen alle sichtbaren Geschöpfe an Vollkommenheit".

Engel sind Diener und Boten Gottes und "bis zur Wiederkunft Christi kommt die geheimnisvolle, mächtige Hilfe der Engel dem ganzen Leben der Kirche zugute (vgl. Apg 5, 18-20; 8,26-29; 10,3-8; 12, 6-11; 27,23-25)". (vgl. KKK 327-336)


Der Kirchenvater Origenes (185-254) schreibt über das Wirken der Engel:

"Einer ist es, dessen Gunst wir suchen und zu dem wir flehen müssen, dass er uns gnädig sei: der allmächtige Gott, dessen Gunst durch Frömmigkeit und jegliche Tugend gewonnen wird. Und wie sich der Bewegung eines Körpers die Bewegung seines Schattens anschließt, so folgt auf dieselbe Weise für uns aus der Gunst des allmächtigen Gottes auch die Zuneigung aller Engel und Seelen und Geister, die ihm teuer sind.

Denn diese wissen die Menschen zu erkennen, die sich der Zuneigung Gottes würdig erweisen, und wenden nicht nur ebenfalls den Würdigen ihre Zuneigung zu, sondern wirken auch zusammen mit jenen, die dem allmächtigen Gott dienen wollen, und suchen ihnen eine Gunst zu verschaffen und vereinigen sich mit ihnen in Gebeten und Bitten.

Daher wagen wir zu behaupten: Wenn Menschen, die sich im festen Entschluss das Bessere zum Ziele nehmen. zu Gott beten, dann beten ungezählte Tausende von heiligen Mächten ungerufen mit ihnen. Sie bieten ihre Hilfe an für unser sterbliches Geschlecht und sind mit ihm sozusagen in Angst wegen der Dämonen; denn sie sehen, dass diese mit aller Kraft wider das Heil derer zu Felde ziehen und streiten, die sich Gott ganz weihen und sich um die Feindschaft der Dämonen nicht kümmern.

Diese sind ja von wilder Verbitterung über jeden Menschen erfüllt, der sich auf alle Weise  in Worten und Taten bemüht, mit dem allmächtigen Gott vertraut und vereinigt zu werden durch Jesus, der die Macht unzähliger Dämonen gebrochen hat, als er umherging und alle, "die vom Teufel überwältigt waren" heilte und bekehrte."



Bild: Hl. Messe; gemalt von Pfr. Franz Rudrof


Dienstag, 21. August 2012

Was ist der Mensch?

"Das ist die grundlegende Frage, die man sich stellen muß: Was ist der Mensch? Der Mensch ist ein Wesen, das einen Durst nach Unendlichkeit im Herzen trägt, einen Durst nach Wahrheit – nicht nach einer Teilwahrheit, sondern nach der Wahrheit, die den Sinn des Lebens zu erklären vermag –, denn er ist als Gottes Abbild und ihm ähnlich erschaffen worden.

Dankbar das Leben als unschätzbares Geschenk zu erkennen führt also zur Entdeckung der eigenen inneren Würde und der Unantastbarkeit jedes Menschen. Darum besteht die erste Erziehung darin zu lernen, im Menschen das Bild des Schöpfers zu erkennen, folglich eine hohe Achtung für jedes menschliche Wesen zu hegen und den anderen zu helfen, ein dieser höchsten Würde entsprechendes Leben zu verwirklichen."


Montag, 13. August 2012

Gotteslob

Funny lemur Das Herz, das voll des Lobes ist, begehrt, dass alle Geschöpfe Gott loben. Gott zu loben, dessen wird kein Ende sein, denn das ist unsere Seligkeit. Und mit Recht werden wir ihn loben in der Ewigkeit.


Jan van Rysbroeck in: Die Zierde der geistlichen Hochzeit, S. 75

Foto:  Lemur im Knie Kinderzoo, Rapperswil, Schweiz; Tambako the Jaguar

Montag, 6. August 2012

Gott will dich...


Gott will dich,
und er kennt dich,
dass er dir, wenn du zu ihm aufblickst, eilends hilft.
Berührst du aber die Eitelkeit der Welt,
so eilt er umsonst zu dir.
Wähle also zwischen beidem.

Der Mensch existiert gleichsam an einer Wegkreuzung.
Sucht er im Licht Gottes Heil, so empfängt er dies auch.
Wählt er aber das Böse, so findet er das Strafgericht.

Gott Vater hatte in sich selbst ein solches Entzücken,
dass er die ganze Schöpfung durch sein Wort hervorrief.
Daher gefiel ihm auch seine Schöpfung,
und jedes Geschöpf, das ihn liebend berührt,
nimmt er in seine Arme.




Samstag, 21. Juli 2012

Das Kreuz steht, derweil die Welt sich dreht


„Stat crux, dum volvitur orbis“

Von P. Bernward Deneke FSSP
 
Man kann das Kreuz aus dem öffentlichen Leben verbannen, kann es in Schulen, Gerichten und Amtsgebäuden abmontieren und es von Plätzen und Wegen entfernen. Man kann versuchen, es aus dem Leben zu beseitigen durch wirtschaftlichen und medizinischen Fortschritt, durch Geburtenkontrolle und Manipulation am menschlichen Erbgut.

Man kann das Kreuz selbst in der kirchlichen Verkündigung mit beständigem Halleluja-Tonfall verdrängen, es wie gleichberechtigt zwischen die Symbole anderer Religionen einreihen und seine Darstellungen bis zur Unkenntlichkeit verformen. Dennoch – das Kreuz wird bleiben.

„Stat crux, dum volvitur orbis“, lautet das Motto des Kartäuserordens: „Das Kreuz steht, derweil die Welt sich dreht.“ Und dieser Satz behält seine Gültigkeit unter allen Umständen der Geschichte. „Unter jedem Dach ein Ach, in jedem Häuschen ein Kreuzchen“, sagt der Volksmund. Die Menschheit kann dem Leiden, dem Schmerz und Tod nicht entfliehen, soviel Eifer und Intelligenz sie auch in dieses Bemühen legen mag; denn zu tief ragt das Kreuz hinein in unsere gefallene Natur, und zu hoch ragt es über uns hinauf, seitdem der Sohn Gottes selbst es auf sich genommen hat und sich an ihm erhöhen ließ, um alles an sich zu ziehen (Joh 12,32).

Nur wer sich dieser Wirklichkeit stellt, ist realistisch. Nur im Blicken auf den, den wir durchbohrt haben (vgl. Sach 12,10, Joh 19,37), erschließt sich uns der Sinn unseres Lebens und vor allem der Sinn des Leidens darin. Und nur daraus empfangen wir auch die Kraft, das Schwere und Leidvolle, selbst den Tod zu bewältigen und in Sieg zu verwandeln. Während das Kreuz den Juden als Ärgernis und den Heiden als Torheit erscheint, wird es ja denen, die glauben, Gottes Kraft und Weisheit (vgl. 1 Kor 1,23).

Paulus beteuert, unter den Menschen nichts kennen zu wollen als Jesus, und diesen als den Gekreuzigten (1 Kor 2,2). Vom heiligen Philippus Benitius (+ 1285) erfahren wir, er habe sich sterbend von seinen Mitbrüdern „sein Buch“ erbeten und, als diese nicht begriffen, welches er meinte, auf das Kreuz gewiesen. Es muss sich also in der Kenntnis des Gekreuzigten, in der Lektüre des Kreuzes-Buches eine Wahrheit offenbaren, zu welcher wir auf anderem Wege nicht gelangen können. Welche ist das?

Es ist eine zweifache Wahrheit. Zum einen spricht das Kreuz über uns Menschen und unsere Sünde. Jesus, so fürchterlich zugerichtet, führt uns vor Augen, was unsere Verfehlungen im Kern sind: nicht harmlose Schwächen von im Grunde gutmeinenden Wesen, auch nicht unvermeidbare Betriebsunfälle, die eher der Fehlbarkeit des Schöpfers als dem bösen Willen Seiner Geschöpfe anzulasten wären, sondern Rebellion gegen Gott, der Versuch, Ihn aus unserem Leben und aus der Welt zu vertreiben, Ihn vom Thron zu werfen und zu vernichten. Der Sünder versteht das nicht wirklich, weshalb Jesus betet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34) Doch im Blick auf das Kreuz beginnen wir zu erahnen, was es in Wahrheit um die Sünde ist.

Zugleich und noch mehr spricht das Kreuz aber über Gott, über Seine unfassbare Barmherzigkeit und Güte. Wenn Jesus sagt, dass niemand eine größere Liebe hat, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde (Joh 12,13), dann gilt das ja zuallererst von Ihm selbst. Er aber hat Sein eigenes Wort noch überboten, indem Er das Leben nicht nur für die Freunde, sondern sogar für die Feinde hingab – um sie dadurch zu Freunden zu machen!

In immer neuen Worten besingt die Schrift die Liebe Gottes, die sich am Kreuz offenbart: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen einzigen Sohn hingab, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh 3,16) Und: „Er, der Seines eigenen Sohnes nicht geschont, sondern Ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte Er uns in Ihm nicht alles schenken?“ (Röm 8,32) Diese Liebe, diese Reichtümer Seiner Güte werden uns nirgends sonst so klar gezeigt wie im Geheimnis des Kreuzes.

„Stat crux, dum volvitur orbis. – Das Kreuz steht, derweil die Welt sich dreht“ Wir tun gut daran, die tiefe und hohe Weisheit des alten Kartäuser-Leitspruchs zu bedenken und zu beherzigen. 


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Montag, 20. Februar 2012

Bekenntnis













Ich liebe das Lebendige,
Die Wärme und das Licht,
Das Frohe und das Wendige,
Das Tote lieb ich nicht! -

Drum lieb ich auch den lieben Gott,
Der ewig liebt und flammt! - 
Ich hasse allen trägen Trott,
Der nur vom Teufel stammt! - 

Ich glaube, daß die Todesnot
Nicht endet unsre Frist;
Denn Leben ist des Herrn Gebot,
der selbst das Leben ist!


Harry (Henriette) Weiß von Trostprugg (1896-1979)


Foto: Araber; Tambako the Jaguar

Samstag, 11. Februar 2012

Heiliger Raum

Der natürliche Raum hat Richtungen; die drei, die wir kennen. Sie bedeuten, daß geordneter Raum sei, kein Chaos. Ordnung des Nebeneinander des Über- und Hintereinander. Sie macht, daß unser Leben sich sinnvoll aufbauen und bewegen kann; daß wir Werke aufrichten können, gestalten und wohnen.

Auch der übernatürliche Raum, der heilige, hat eine Ordnung. Sie ist vom Mysterium her begründet.


Die Kirche ist von Westen nach Osten gebaut, zum Aufgang der Sonne hin. Die Sehne des Sonnenbogens läuft durch sie. Sie soll die ersten Strahlen empfangen und die letzten. Christus ist die Sonne der heiligen Welt. Die Richtung seiner Bahn ist die Ordnung des heiligen Raumes, alles Bauens und aller Gestalt, die recht gestellt ist ins ewige Leben.

Wenn das Evangelium gelesen wird, dann wird das Meßbuch nach links gerückt, das ist nach Norden hin, denn der Altar steht ja ostwärts gewendet. Aus dem Süden kommt das heilige Wort und geht nach dem Norden. Das bedeutet nicht nur die geschichtliche Erinnerung, daß es einst vom Mittelmeer heraufkam.

Süden ist Fülle des Lichtes, Gleichnis der übernatürlichen Klarheit, Norden Sinnbild der Kälte und des Dunkels. Aus dem Lichte kommt das Gotteswort; Er, der Licht der Welt ist, und in der Finsternis leuchtet, und in das Dunkel dringt, ob er wohl aufgenommen werde.

Eine dritte Richtung ist die von oben nach unten.Wenn der Priester das Opfer bereitet, dann hebt er Schale und Kelch hinauf. Denn Gott ist "droben", "der Heilige in der Höhe". Hinauf hebt der Bittende Blick und Hand, de profundis "zu den heiligen Höhen". Und wenn der Bischof segnet, oder der Priester bei einer Weihung, dann senken sie die Hand auf das Haupt des Knienden, auf die daliegenden Dinge. Denn alles Geschöpf ist "unten", und der Segen kommt vom Allerhöchsten herab.

Das ist die dritte Richtung des heiligen Raumes.  Die Richtung der Seele: Der Sehnsucht, des Gebetes und des Opfers. Die Richtung Gottes: Der Gnade, der Erfüllung, des Sakraments.

So gehen die drei Richtungen des heiligen Raumes:

Zum Angesicht der aufgehenden Sonne, und die ist Christus. Ihr entgegen geht der Blick des Glaubenden; von ihr her der Strahl des Gotteslichtes in unser Herz. Die große Ostung der Seele und der Herabstieg Gottes.

Die Richtung des Nordens nach dem Süden, wo das Dunkel nach dem Lichte schaut, das im göttlichen Worte strahlt. Das kommt aus dem brennenden Herzen, zu leuchten und zu wärmen.

Und die von unten nach oben: Die Bewegung der Seele in Sehnsucht, Gebet und Opfer, aus der Tiefe zum Thron des allerhöchsten Gottes. Ihr antwortet die Erfüllung, herabkommend in der Gnade, in Segen und Sakrament. 


Romano Guardini: Von heiligen Zeichen; AD 1927  (s. Quellen)


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S. auch die beiden Beiträge  vom Prof. Klaus Gamber über die Gebets-/ Zelebrationsrichtung und dortige weiterführende Links:



Sonntag, 5. Februar 2012

Demut

"Demut ist ein großes Geheimnis. Sie ist eine Tugend, die sich nur im Christlichen ereignet und der alten Philosophie unbekannt war.

Sie ist nicht dasselbe wie Bescheidenheit, die alle edle Größe menschlich auszeichnet, sie ist auch nicht bloß die Bereitschaft, Dienste zu übernehmen, die in ihrer Unauffälligkeit keine äußeren Ehren einbringen, auch nicht bloß die Redlichkeit, keine Selbstbestätigung zu suchen und anderes mehr. Das alles gehört von alters her zur wahren Humanität (...).

Demut als typisch höchste menschlich-christliche Tugend ist die Anerkennung dessen, daß man ein Geschöpf eines persönlichen Gottes ist und daß der Weg und das Ziel, zu dem Gott das vernunftbegabte Geschöpf berufen hat, reine Gnade ist."


Erich Puzik: Über die Kunst, in unserer Welt heilig zu werden, S. 192 f; AD 1982 (s. Quellen)

Foto: Gebete nach der hl. Messe (Leonische Gebete); Lawrence OP

Montag, 12. September 2011

Fest Mariä Namen: Gegrüßet seist Du, Maria

"Ihr wisst, dass Maria sich von Christus fernhielt, als Er Sein Predigtwerk begann; sie mischte sich nicht ein in Sein Werk. Auch nach Seiner Himmelfahrt ist sie als Frau nicht ausgezogen zu Predigt und Lehre, sie nahm nicht Platz auf eines Apostels Stuhl; sie beanspruchte keine Teilhabe am priesterlichen Amt; sie suchte nur ihren Sohn in Demut im täglichen Messopfer jener auf, die, obwohl im Himmel ihre Diener, in der Kirche auf Erden ihre Vorgesetzten waren.

Und nachdem sie und jene diese Schaubühne hienieden verlassen hatten und sie zur Königin zur Rechten ihres Sohnes aufgestiegen war, nicht einmal damals bat sie ihn, ihren Namen bis an das Ende der Welt bekannt zu machen und sie den staunenden Blicken der Welt auszusetzen, vielmehr wartete sie jene Zeit ab, da ihre eigene Verherrlichung notwendig würde um der Seinigen willen.

Er Selber stand ja von Anfang an im Mittelpunkt der Verkündigung der Kirche und war in Seinem Tempel auf den Thron erhoben, denn Er war Gott; es wäre dem lebendigen Orakel der Wahrheit (Anm.: der Kirche) übel angestanden, hätte es den Gläubigen das eigentliche Objekt ihrer Anbetung vorenthalten - anders stand es mit Maria.

Ihr geziemte es, als Geschöpf, als Mutter, als Frau beiseite zu treten und den Platz für den Schöpfer frei zu machen, Dienerin ihres Sohnes zu sein, und den Weg für ihre Verehrung in der Welt eher durch sanfte Überredung zu finden. Erst als Sein Name verunehrt wurde, war es ihre Aufgabe, Ihm ihre Dienste anzubieten; als der Emmanuel verleugnet wurde, trat die Gottesmutter (sozusagen) in den Vordergrund; als Irrlehrer behaupteten, Gott sei nicht Mensch geworden, kam auch die Zeit für ihre eigene Ehrung."



(Hervorhebungen durch Administrator) 
 


Foto: Lawrence OP, Mutter Gottes, London 
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