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Donnerstag, 13. Februar 2014

Brief einer Mutter an den Trierer Oberhirten: "Wie soll man das Heranwachsenden erklären?"

Folgenden Brief (per eMail) schrieb eine Mutter am 07. Februar 2014 an den Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann zu dessen Äußerungen zur kirchlichen Lehre in einem Interview mit der "Allgemeinen Zeitung" (06. Februar 2014):
07. Februar 2014

Sehr geehrter Bischof Ackermann,

als sechsfache Mutter von Kindern, die so langsam in das “heiratsfähige Alter” kommen, nämlich zwischen 14 und 24 Jahre alt, und die daher gerade in einer besonderen Orientierungsphase ihres jungen Lebens sind, protestiere ich auf’s Schärfste gegen Ihre relativierenden Äußerungen zur Sexualmoral der katholischen Kirche!

Wie in der Wormser Zeitung zu lesen ist, sind Sie der Meinung, es sei “nicht mehr zeitgemäß, eine neue Ehe nach einer Scheidung als dauernde Todsünde anzusehen”, und es sei “nicht haltbar, jede Art von vorehelichem Sex als schwere Sünde zu bewerten”. Sie meinen, es gäbe Fälle, in denen vorehelicher Sex “verantwortbar” sei. Es gehe “nicht an, dass es nur das Ideal auf der einen und die Verurteilung auf der anderen Seite” gebe. (Quelle: Wormser Zeitung)

Damit zerstören Sie jeden Versuch, Heranwachsenden die Botschaft des Evangeliums von einem gelingenden Leben nach Gottes Geboten nahezubringen. Zur Erinnerung: Das sechste und neunte Gebot des Dekalogs gebietet uns, in standesgemäßer Keuschheit zu leben und die Ehe nicht zu brechen und zwar weder die eigene, noch die des Anderen. Auch wenn das Wort “Keuschheit” bei deutschen Bischöfen schon lange nicht mehr vorkommt, so bleibt diese Tugend doch als erstrebenswertes Ideal des Christen bestehen um ein Leben in Fülle zu haben.

Und ja, es gibt “nur das Ideal auf der einen und die Verurteilung auf der anderen Seite”, wie es auch in der Enzyklika “Veritatis splendor” sehr differenziert dargelegt ist:

“Die Kirche hat immer gelehrt, daß Verhaltensweisen, die von den im Alten und im Neuen Testament in negativer Form formulierten sittlichen Geboten untersagt werden, nie gewählt werden dürfen. Wie wir gesehen haben, bestätigt Jesus selber die Unumgänglichkeit dieser Verbote: »Wenn du das Leben erlangen willst, halte die Gebote! ... Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen« (Mt 19, 17-18).” (“Veritatis splendor”, Nr. 52)


Ihre Äußerungen ermuntern Jugendliche und Eheleute dazu,  Gottes Gebote geringzuschätzen und zu übertreten und sich dem geistlichen Tod durch schwere (=Tod-)Sünden auszusetzen. Damit gefährden Sie das Seelenheil all derjenigen, die Ihre Worte ernst nehmen und danach handeln, weil sie Ihnen als katholischem Bischof Vertrauen schenken. Aber es ist noch immer so - und wird immer Lehre der Kirche bleiben - dass eine Todsünde daran hindert, am verheißenen Erbe teilzuhaben (d.h. dass sie die ewige Verdammnis nach sich zieht), sollte die Person in dieser Seelenverfassung sterben. Sie übernehmen dafür die Verantwortung und berauben diejenigen Personen des ewigen Glücks? Das ist - für einen katholischen Bischof - ungeheuerlich!

Statt diese Ihre Meinung öffentlich zu machen, sollten Sie eher die Lehre der Kirche darlegen und den Menschen, vor allem den Gläubigen, “reinen Wein” einschenken. Seien Sie ehrlich zu den Leuten und erklären ihnen die frohe Botschaft und dass die Kirche dazu da ist, Sündern, die ihre Schuld bereuen, in Jesu Namen diese Sünden von ihnen zu nehmen und Vergebung zu schenken! Rufen Sie endlich die Menschen zur Umkehr auf, zu Buße und Sühne für die vielen Gott zugemuteten Sünden. Sie kennen doch das Ergebnis der deutschen Bischofskonferenz zur Vatikan-Umfrage zur Ehe- und Familienpastoral. Spätestens da müssten Sie doch erkannt haben, dass die Bischöfe es sträflich vernachlässigt haben, den Gläubigen die katholische Lehre vorzulegen und zu erklären!

Zu der Diskussion um die eingetragene Lebenspartnerschaft von Homosexuellen sagen Sie entgegen der kirchlichen Lehre: …wenn aber durch eine eingetragene Lebenspartnerschaft Treue und Verantwortung gestützt würden, "dann können wir dieses Verantwortungsbewusstsein nicht ignorieren" - und ermutigen dadurch Homosexuelle etc. zu “eingetragenen Lebenspartnerschaften “. Damit ermutigen Sie auch christliche Homosexuelle, solche zivilen, eheähnlichen Verbindungen einzugehen, deren Grund nicht in erster Linie Treue und Verantwortung sind, sondern an erster Stelle homosexuelle Praktiken. Ärgernis und Sünde sind hier doch nicht Treue und Verantwortung, sondern widernatürliche Akte des Geschlechtsverkehrs. Deshalb machen Sie es christlichen, wirklich Gott suchenden Homosexuellen, die ebenso wie alle anderen aufrichtigen Gläubigen versuchen, ein tugendhaftes Leben zu führen, mit Ihren Aussagen unmöglich, Gottes Geboten gemäß zu leben. Was für eine Verantwortung!

Wie sollen wir Eltern die uns von Gott anvertrauten Kinder im Glauben erziehen und von ihnen erwarten, dass sie die Gebote Gottes und der Kirche halten, wenn selbst die Bischöfe diese Gebote relativieren und für angeblich nicht mehr gültig erklären? Sie bringen damit uns und unsere Kinder in große Gewissenskonflikte, da wir Ihnen - trotzdem Sie  katholischer Bischof sind - kein Vertrauen mehr entgegenbringen können.

Ich kann Ihnen nur empfehlen, die Enzyklika “Veritatis splendor” aus dem Jahre 1993 von Papst Johannes Paul II. zu lesen und zu verinnerlichen. Viele Ihrer problematischen Äußerungen werden hier eine Antwort finden.

Von einem katholischen Bischof erwarte ich, dass er den ihm anvertrauten Kirchenvolk den katholischen Glauben authentisch und unverkürzt vorlegt und erklärt, weiterhin, dass er ermutigt, nach diesem Glauben zu leben, der in Jesus Christus der einzige Weg zum ewigen Heil ist. Was ist denn das für eine Einstellung, wie sie in dem Antwortschreiben zum Vatikan-Fragebogen zur Bischofssynode 2014 zu finden ist, dass nämlich die Gläubigen etwas nicht als Sünde sehen (in dem Fall z. B. vorehelichen Geschlechtsverkehr oder auch künstliche Empfängnisverhütung etc.) und die kirchlichen Verantwortlichen erklären dann, dass es nicht mehr zeitgemäß sei, solche  Verhaltensweisen als Sünde zu bezeichnen? Nein, Aufgabe der Verantwortlichen ist es, gerade in solchen Situationen, den irrenden Gläubigen den Weg zu weisen und sie aufmerksam zu machen auf die Blindheit des durch die Sünde bereits verstummten Gewissens!

Ich bitte Sie sehr herzlich, Ihre oben gemachten Aussagen zu widerrufen. Ansonsten sind Sie nicht in der Lage, eine Ortskirche zu führen und zu heiligen, wie es Aufgabe des Bischofs ist. Sollten Sie sich nicht in der Lage sehen, Ihre skandalösen Ausführungen zu widerrufen und im Sinne der Lehre der Kirche richtigzustellen, rufe ich Sie zum Wohle der ganzen Kirche auf, von Ihrem Bischofsamt zurückzutreten! Sie sind kein Zeuge, sondern ein Verachter und Verdreher des Evangeliums, indem Sie die Worte unseres Herrn und Heilandes ins Gegenteil verdrehen.


In Erwartung Ihres Widerrufs oben gemachter Aussagen

mit freundlichen Grüßen

(...)
Empfohlene Lektüre:

Enzyklika “Veritatis splendor”:

Katechismus der katholischen Kirche (KKK): Berufung zur Keuschheit


 »Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, nicht auf dem Weg der Sünder geht, nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, über seine Weisung nachsinnt bei Tag und Nacht« (Ps 1, 1-2). »Die Weisung des Herrn ist vollkommen, sie erquickt den Menschen. Das Gesetz des Herrn ist verläßlich, den Unwissenden macht es weise. Die Befehle des Herrn sind richtig, sie erfreuen das Herz; das Gebot des Herrn ist lauter, es erleuchtet die Augen« (Ps 19, 8-9). (zitiert aus “Veritatis splendor”)

Eine Antwort des Bischofs ist bisher nicht erfolgt. Allerdings erwartet die Verfasserin weniger eine persönliche Antwort als vielmehr ein Bekenntnis Bischof Ackermanns zur unverkürzten Lehre der Kirche...



Weiteres zu den umstrittenen Aussagen Bischof Ackermanns:

Und auch:


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Donnerstag, 9. Januar 2014

Brief an den Nuntius: Fragen

Mit zwei Fragen, die die Glaubwürdigkeit der Kirche in Deutschland betreffen, hat sich Bloggerkollege Johannes ("kircheninterna", "Stop Desinformation") an den Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, gewandt.

Durch exemplarische Zitate aus der Presse belegt und aus eigenen Erfahrungen stellt Johannes fest, dass die Gläubigen in Deutschland permanent mit falschen Lehren über den katholischen Glauben konfrontiert werden und dass diese falschen Lehren oftmals von Priestern propagiert werden, die somit " „'im Auftrag der Kirche' gegen die Lehren dieser Kirche kämpfen".

Johannes fragt:
1. Wie ist es möglich, dass sich, zumindest im deutschsprachigen Raum, ein von der Kirche unabhängiges Lehramt entwickeln konnte?

2. Wie soll man es sich erklären, dass Priester, die ständig gegen die Lehre der Kirche opponieren, ungehindert im Namen eben dieser Kirche ihre Lehren verbreiten dürfen, dass andererseits der Piusbruderschaft, die an allen Lehren und Geboten der Kirche trotz großen Widerstands unerschütterlich festhält, ein Platz in der Kirche verweigert wird? 
Hier der Wortlaut des Briefes vom 31. Dezember 2013 an den Apostolischen Nuntius Erzbischof Nikola Eterović

Man darf gespannt sein, ob der Nuntius eine Erklärung auf die Fragen weiß und ob sich bei manchem Bischof nicht doch die Einsicht durchsetzt, dass es so nicht weitergehen kann. Schon jetzt ist die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche in Deutschland, vor allem deren amtlicher Repräsentanten, kaum noch überzeugend. 


Weiteres zum Thema "Falsche Lehren":

Samstag, 20. Oktober 2012

Katechismus - nein danke? Teil 2


"Wie man feststellen kann, ist die Kenntnis der Glaubensinhalte wesentlich, um die eigene Zustimmung zu geben, das heißt um sich dem, was von der Kirche vorgelegt wird, mit Verstand und Willen völlig anzuschließen. Die Kenntnis des Glaubens führt in das Ganze des von Gott geoffenbarten Heilsgeheimnisses ein. Die gegebene Zustimmung schließt also ein, daß man, wenn man glaubt, freiwillig das gesamte Glaubensgeheimnis annimmt, denn der Bürge für seine Wahrheit ist Gott selbst, der sich offenbart und es ermöglicht, sein Geheimnis der Liebe zu erkennen."

Papst Benedikt XVI. in Porta fidei 10

Liebe Ameleo,
  
zu Deinen Bedenken zum Gebrauch des Katechismus ( I., II., III.) hier nun meine Bemerkungen Teil 2:

Natürlich kann ein Katechismus keine theologische Bibliothek sein (Dein Kritikpunkt der angeblich fehlenden ursprünglichen Quellen).  Die Hl. Schrift und die Kirchenväter, Theologen des Mittelalters, Heiligenbiographien etc. würden den Rahmen sprengen. Diese muss man sich gesondert zu Gemüte führen - wenn das Interesse dafür besteht. (Allerdings gibt es sowohl im KKK als auch im Youcat zahlreiche Hinweise auf entsprechende Quellen).

Zu Deinem "Hauptproblem", dass nämlich KKK und Youcat sich nicht auf wirkliche Anliegen, Lebens- und Glaubensfragen beziehen und keinen Bezug zur Situation des Lesenden nehmen: Das ist nun wieder nicht das Anliegen eines Katechismus, der ja nur den objektiven Sachverhalt mitteilen will.

Willst Du ein Buch, dass auf die jeweilige Situation des Lesers eingeht, so käme möglicherweise eher das kirchliche Gesetzbuch, der Codex Iuris Canonici (CIC) infrage. Hier wird besonders die (vor allem problematische) Situation des Einzelnen angesprochen. Allerdings zweifle ich daran, dass es überhaupt ein Buch gibt, das jeder einzelnen Situation gerecht werden würde...

Auch zum "in Beziehungtreten zum dreieinen Gott", das Du anstatt "Fakten" über Ihn lieber im Katechismus finden würdest: Wiewohl auch der Katechismus im Gebet studiert werden kann, so ist er doch kein spirituelles Hand- oder Gebetbuch. Allerdings findest Du im KKK ein großes Kapitel über das Gebet des Herrn, über das es sich durchaus lohnt Betrachtungen anzustellen. Im Anhang stehen die wesentlichen Gebete, die einem Katholiken dabei helfen können, mit eben diesem dreieinen Gott in Verbindung zu treten.

Das Wissen um die Glaubenswahrheiten und Zusammenhänge derselben führt - entgegen Deiner Befürchtung - nicht zu Rechthaberei, wenn man sich den Inhalt des Buches zu Herzen nimmt, dafür aber zu einem Standpunkt, der den Leser in die Lage versetzt, von der Wahrheit Zeugnis abzulegen und in Dialog mit Andersgläubigen zu treten. Einen eigenen Standpunkt zu vertreten ist keine Rechthaberei, das sei hier noch angemerkt (außer wenn man sie wörtlich nehmen würde).

Auch theologische Spekulationen oder Theorien aller Art sowie theologische Diskussionen sind in einem Katechismus fehl am Platz. Ein Katechismus ist kein Modekatalog für gerade aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse sondern die Zusammenschau der vom Lehramt vorgelegten Lehre der katholischen Kirche. Er stellt die ganze katholische Glaubens- und Sittenlehre, freilich kurzgefasst und knapp, sozusagen "PUR" vor. 

Glauben, lieben und vertrauen... 

Als Alternative zum Katechismuswissen lehren und rezipieren schlägst Du vor:
 "Wichtig finde ich weiterhin zu lernen, die Tiefendimensionen von Bildern und Erzähltem hinter der Oberfläche zu erahnen und zu verstehen, (biblische) Geschichten und bildhafte Vergleiche so zu sehen und zu lesen, wie eine Ikone, bei der das Motiv auf der Oberfläche auf den nicht darstellbaren zu Verehrenden dahinter verweist."

Ich würde mir wünschen, dass Du lernst, auch im Dir oberflächlich erscheinenden Katechismus diese "Tiefendimension zu erahnen und zu verstehen", ihn so "zu sehen und zu lesen, wie eine Ikone, bei der das Motiv auf der Oberfläche auf den nicht darstellbaren zu Verehrenden dahinter verweist": nämlich auf Jesus Christus!

Liebe Ameleo, vielleicht stellst Du einfach falsche Ansprüche an einen Katechismus und erwartest Dinge, die er garnicht leisten will und auch nicht leisten kann. Mein Rat: Vielleicht versuchst Du ihn einfach so zu nehmen wie er ist, zunächst einmal für Dich selbst, um zu erfahren, was überhaupt alles zu unserem Glauben gehört, ganz unabhängig von irgendwelchen subjektiven Erfahrungen.

Nochmals zusammengefasst:

Ein Katechismus ist
  • kein Religionsbuch
  • keine theologische Bibliothek
  • kein Buch über Fallstudien
  • kein CIC
  • keine Hl. Schrift mit biblischen Geschichten
  • kein spirituelles Hand- oder Gebetbuch und
  • kein Ort für theologische Diskussionen und subjektive Befindlichkeiten

All das findet man anderswo. Im Katechismus aber findet man Christus in seiner Lehre, das lebendige Wort Gottes. Er ist der eigentliche Lehrer, der uns den Glauben lehren will. Ist Er nicht wert, geliebt zu werden?

Das soll für's erste als meine Antwort auf Deine Kritik an KKK und Youcat reichen. Empfehlen würde ich Dir sehr gerne die Video-Impulse von Michael Papenkord. Vielleicht kannst Du seine Einstellung zum KKK, die er zum Ausdruck bringt, sogar teilen. Es würde mich freuen.

Liebe Grüße!

Frischer Wind



Kardinal Piacenza: 
Der Katechismus – sichere Norm für die Lehre des Glaubens

vom S.E. Erzbischof Rino Fisichella:
Zur Veröffentlichung von "Fides doctrinam" am 26.01.2013


Weitere Beiträge aus der Blogoezese:

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Katechismus - nein danke? Teil 1

Liebe Ameleo,

gerne antworte ich auf Deine Bedenken zum Gebrauch des Katechismus. Zunächst kurz zu Deinem Kommentar zu meinem Post über die obskuren Falschaussagen des BDKJ-Vorsitzenden aufgrund von Bildungsverweigerung, in welchem ich Dich zitiert hatte mit Deiner Aussage an die Adresse der Blogoezese: "Den Katechismus allerdings dürft ihr gerne behalten!"

I. Du hast mir gestern folgenden Text in der Kombox hinterlassen:
Ameleo schrieb: "Schade, dass du nur auf mich verlinkst. Wie wäre eine direkte, argumentative Auseinandersetzung mit meinen verschiedenen Kritikpunkten an KKK und Youcat? Schade auch, dass du es in deinem Blog bevorzugst, Texte von anderen zu zitieren. Ich würde gerne mehr von deinen ureigenen Gedanken lesen. Ja, das ist anstrengend, wie ich aus eigener Erfahrung weiß."

Dazu meine Antworten:

1. Das IST eine direkte argumentative Auseinandersetzung. Du wirst hier auf meinem Blog (in vorherigen, in diesem und in noch folgenden Posts) Antworten auf alle Deine Kritikpunkte finden. Ich lade Dich ein, die Texte zu lesen. Und nicht nur zu lesen, sondern auch zu beherzigen. Das ist wahrscheinlich nicht so anstrengend, wie eigene Gedanken in Worte zu fassen; vielleicht aber auch anstrengender, weil es möglicherweise Veränderungen von Einstellungen (z. B. zum Katechismus) verursachen wird.

2. Dass ich bevorzuge, "Texte von anderen zu zitieren", liegt am Charakter meines Blogs. Ich habe das damals bei meinem Blogstart auch entsprechend formuliert:
http://frischer-wind.blogspot.de/2011/08/herzlich-willkommen.html

3. Wenn Du mein Blog mitliest, wirst Du meine ureigenen Gedanken entdecken. Alles, was ich poste sind meine ureigenen Gedanken, oder solche, die ich mir zu eigen gemacht habe oder mir zu eigen machen möchte.

Vieles, was ich Dir sagen würde, haben (Dir) auch schon andere gesagt. Zum Thema "Katechismus" verweise ich hier z. B. auf "cordulchen" im Blog "Das JA des Glaubens": http://www.das-ja-des-glaubens.de/?p=125

4.  Ein Problem ist m.E., dass Du versuchst, Glaubenswissen gegen Glaubenserfahrung auszuspielen. Das eine ist aber ohne das andere nicht vollständig. Benedikt von "Zeitfragen" hat dazu vor einigen Tagen auf  "Das Ja des Glaubens" folgenden treffenden Gedanken formuliert:

"Was ist Glaube – Glaubenswissen oder Glaubenserfahrung? Genauso gut könnte man fragen: Was ist Feuer – Brennholz oder Flamme? Ohne Brennholz bleibt der Funke nicht, ohne dem Feuer bleibt das Brennholz sinnlos."   http://www.das-ja-des-glaubens.de/?p=208

Bleibt also festzustellen, dass beides notwendig ist, um ein Ganzes zu ergeben - aber eben AUCH Glaubenswissen. Glaubenserfahrungen aber kannst Du nur machen, wenn Du mit Jesus Christus selbst, mit dem Wort Gottes nämlich, in Kontakt kommst.

5.  Es wäre nicht besonders klug, "Hilfsmittel" wie einen Katechismus einfach abzulehnen. Ich setze "Hilfsmittel" hier in Anführungszeichen, weil ein Katechismus mehr ist als nur ein Hilfsmittel. Es IST einfach so, dass er unseren Glauben, die katholische Lehre, Wort Gottes, enthält und mit vielen Schrift- und anderen Quellenzitaten begründend darstellt. Mehr WILL ein Katechismus nicht leisten.

Natürlich muss man diesem Glaubenswissen (dem Wort Gottes) selbst zustimmen (falls man das Verlangen hat, Seiner Kirche - und damit Ihm selbst - angehören zu wollen). Man muss sich be-lehren lassen wollen. Das fällt natürlich dem einen leichter als einem anderen, ändert aber nichts an der Tatsache an sich.

Zu  glauben kann uns niemand abnehmen und auch niemand aufzwingen. Das müssen wir selbst wollen (und tun). Wie gesagt muss ich aber erst einmal wissen, was und woran ich glaube. Der Glaube kommt ja nicht von mir (oder von Dir), sondern wird mir von Gott durch die lehrende Kirche geschenkt. (s. z. B. den Taufritus). Ich muss also auf Gott HÖREN, auf Sein Wort, auf die Kirche. Stimmt mein Glaube mit dem der Kirche überein, um so besser, sonst aber werde ich mich korrigieren, ändern müssen. Auch das fällt dem einen leichter als dem anderen, ändert aber an der Tatsache an sich nichts.

Letzlich ist das eine Frage des Vertrauens auf Gott und seinen Heilsplan für die Menschen.


II.  Zu Deinen sieben Punkten über die Gründe für Deine Bedenken zum Katechismus:

Meine frühen Erfahrungen mit dem (bzw. ohne) Katechismus sind Deinen sehr ähnlich. Allerdings bin ich nicht in der Diaspora aufgewachsen, sondern im Multi-Kulti-Ballungsraum. Religion war bei uns (unter Heranwachsenden) nie ein Thema. In der Familie schon eher. Meine Eltern haben sich nie darüber beklagt, dass sie den Katechismus auswendig lernen mussten.

Die Antwort auf die erste Katechismusfrage aber haben sie auch immer mal wieder durchblicken lassen. Bei uns hieß sie: "Wozu sind wir auf Erden? Um Gott zu ERKENNEN, ihn zu LIEBEN, ihm zu DIENEN und einst EWIG bei ihm ZU LEBEN." (Grüner Katechismus) Und mit diesem Wissen, ob man es so oder wie Deine Eltern "Damit wir den Willen Gottes tun und dadurch in den Himmel kommen" formuliert, damit ist eigentlich schon das Wesentliche gesagt. Nun geht es darum zu erfahren, was der Wille Gottes denn ist...

ad 2.
Wenn Du verunsichert bist, ob der Katechismus sich auch an Dich richtet, dann höre doch einfach auf den Papst. Der Papst sagt doch: Allen Gläubigen sei das Studium des Katechismus empfohlen. Da muss man dann nicht akribisch suchen, ob vielleicht irgendwo gesagt wird, dass er doch nicht für alle oder nur für manche oder nur für Vorbelastete oder... gemeint ist. Nein, sein Studium ist für ALLE wichtig, damit jeder durch den KKK (oder Youcat) das Wort Gottes hört und erfährt, was Gottes Wille ist. Dafür braucht man auch keinerlei Vorbildung und keine besonderen Sprachkenntnisse.

Im übrigen kann ich mich Deiner Beobachtung, der Youcat besäße eine befremdlich wirkende, durch "binnenkirchliche Formulierungen und Chiffren geprägte Sprache", nun wirklich nicht anschließen. Das Gegenteil ist der Fall, wovon sich jeder durch einen Blick in den Youcat selbst überzeugen kann.

Als "Mitverantwortliche für den Unterricht der Gläubigen" hälst Du die Texte von KKK und Youcat für wenig hilfreich weil die Hauptarbeit nach wie vor an Dir hängenbleiben würde. Nun, ein Katechismus ist kein Religionsbuch, das dem Religionslehrer schon methodisches und didaktisches Material bietet um den Unterricht zu gestalten. Freilich, das ist ein Katechismus nicht. Die Texte des Katechismus bilden die Grundlage für die Katechese. Ein Katechet ist jemand, der den Inhalt des Katechismus vermittelt, jemand, der (somit) das Wort Gottes weitergibt, den Willen Gottes vermittelt. WIE er das vermittelt, bleibt zunächst einmal zweitrangig.

Wenn Du von "ursprünglichen Quellen" sprichst, die Du in der Erwachsenenkatechese lieber direkt statt des Katechismus' verwendest, so würde mich interessieren, was Du damit meinst. Was sind für Dich diese "ursprünglichen Quellen"?


Für jetzt mit freundlichen Grüßen

Frischer Wind 


Katechismus - nein danke? Teil 2


Weiteres zum Thema:
Kardinal Piacenza: 

Dienstag, 7. Februar 2012

Danke, Herr Lammert!

Sehr geehrter Herr Lammert,

am 10. Januar d. J. haben Sie sich selbst als „protestantisch veranlagten Katholiken“ bezeichnet. Dies geschah in Gegenwart des Hamburger Weihbischofs Hans-Jochen Jaschke in der Katholischen Hochschulgemeinde Hamburg und vor etwa 100 jugendlichen Zuhörern. (1)

Aufgrund Ihres Coming out – Bischof Gerhard Ludwig Müller nannte Sie dafür einen „theologisierenden Politiker“, der sich als „protestantisch veranlagter Katholik"  "im Brustton selbstverliebter Ignoranz“  „selbst uraufführt“ -  aufgrund dieses Ausspruchs also sah sich Bischof Müller zu der Nachfrage veranlasst, „was denn unter „Protestantismus“ zu verstehen ist, der den Katholizismus endlich aus dem Mittelalter herausführen und mit der Moderne versöhnen soll“ und damit zu einer angemessenen geradezu apologetisch anmutenden Klarstellung bezüglich Ihres Kirchen- und Kirchenfeindbildes sowie zur richtig verstandenen Ökumene. (2)

Bischof Müller tat das in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz.

Für diese Ehrenrettung des katholischen Kirchenbegriffs sowie der Ökumene (soll sie denn fruchtbar sein), für diese hervorragende Stellungnahme des Regensburger Bischofs, möchte ich Ihnen herzlich danken!

Ohne Sie hätte es ein solches Wort des Bischofs wohl noch lange nicht gegeben.


Mit freundlichen Grüßen

Frischer Wind






s.auch:
Alexander Kissler in VATICAN magazin:

Mittwoch, 23. November 2011

Von Feuerteufeln und Brandmeldern



Sehr geehrter Herr Brüggenjürgen,

mit Ihrem Kommentar „Nicht mit Ruhm bekleckert“ zur Causa WELTBILD stellen Sie in der Hoffnung, dass durch den Verkauf nun „überall wieder Klarheit und Wahrheit“ einziehe, zurecht fest, dass sich alle Beteiligten wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert haben:

Da sei „eine äußerst erfolgreiche kirchliche Unternehmensgruppe, die offensichtlich die Frohe Botschaft des Unternehmensgründers immer mehr aus dem Auge verlor“ und da seien „kirchlich bestellte Aufsichtsräte, die über Jahre ihrer Aufsichtspflicht nur unzureichend nachkamen und sich nur zu gerne im unternehmerischen Erfolg sonnten“. Außerdem, seien da „Bischöfe, die über Jahre viel zu gutgläubig und vielfach uninteressiert wegsahen“.

Nun nennen Sie in Ihrer Liste derer, die seit langem so verantwortungslos und, ich drücke es einmal weltlich aus, vereinsschädigend gehandelt haben, eine weitere Gruppe:

„Da sind ganz ohne Frage jede Menge „völlig Unschuldige“ und „völlig Unbeteiligte“, die die Gunst der Stunde für ihre jeweils eigenen Interessen ausnutzten und ein schmutziges Feuer legten, um dann um so lauter nach der notwendigen Feuerwehr zu rufen.“

Abgesehen von der Frage, welche „jeweils eigenen Interessen“ in dieser „Gunst der Stunde“ (gemeint sind wohl die zurückliegenden zehn Jahre?) verfolgt wurden  (es waren wohl vor allem die Sorge um die Glaubwürdigkeit der Kirche und der Bischöfe) bleibt Folgendes festzustellen:

Nach der Erklärung der Vollversammlung des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD) von gestern (21.11.2011) in Würzburg, die die "verzerrende und unangemessene Weise der publizistischen Auseinandersetzung mit den anstehenden Fragen namentlich in Medien, die der Kirche nahe stehen", bedauerten, ist das ein weiterer Tritt gegen das Schienbein derjenigen, die seit vielen Jahren (!) nach der Feuerwehr rufen, aber bis vor Kurzem noch ignoriert wurden.

Sie verwechseln hier offensichtlich die Feuerteufel mit den Brandmeldern. Das schmutzige Feuer wurde gelegt von denen, die die „Botschaft des Unternehmensgründers immer mehr aus den Augen verloren“ haben und am Brennen wurde es gehalten von denen, die ihrer Aufsichtspflicht nicht nachkamen und denen, die wegsahen oder sich gar am schmutzigen Feuer, das inzwischen zum Flächenbrand werden konnte, sonnten wärmten.

Mit Ihrem Seitenhieb also auf die eigentlichen Helden, die – oft schon seit vielen Jahren – nach der Feuerwehr riefen (vielleicht oft zu leise und zu diskret aus Rücksicht auf den Ruf der Kirche und der Bischöfe?) erweisen Sie weder der Klarheit noch der Wahrheit einen Dienst.

Und ob WELTBILD „ohne Verzug“ veräußert wird und wie lange bis dahin die Bevölkerung weiterhin mit Materialien beliefert wird, die der Intention und dem Auftrag der Katholischen Kirche widersprechen, bleibt abzuwarten.


Mit freundlichen Grüßen

Freitag, 11. November 2011

Radio Vatikan Blog und Weltbild-Skandal

"Schämt euch, Journalisten, schämt euch!"

Als ich heute Morgen (10.11.2011) auf dem Blog von Radio Vatikan im Post von P. Bernd Hagenkord SJ las, an wen sich dieser Zuruf (auch) richtet, war ich doch einigermaßen geplättet:

Unter den Bösewichtern des Journalismus ärgert sich P. Hagenkord ganz besonders über die Herausgeber des "PUR magazins". Er schreibt:
"Noch ein Beispiel gefällig? Das ‚Pur’ Magazin, das sich katholisch nennt, fragt auf der Titelseite ‚Bischöfe als Porno-Produzenten?’, schön mit Fragezeichen versehen, dass das nicht als üble Nachrede zu bezeichnen ist. Meinen die tatsächlich ‚Produzenten’? Doch wohl kaum!"
Das sei "Irreführung" und "unprofessionell", meint P. Hagenkord um den Redakteuren dann noch einmal ein "Schämen Sie sich!" zuzurufen. Dazu gibt es Folgendes zu sagen:


Sehr geehrter Pater Hagenkord,

Wer das "PUR magazin" kennt, weiß, dass dies eine Zeitschrift ist, die kirchlich zwar nicht liberal oder modernistisch einzuordnen, dafür aber rechtgläubig, papsttreu und marianisch ist, also eher konservativ, eben fundiert katholisch. Wer die Müller-Brüder Bernhard und Martin kennt (ich kenne sie nicht gut, aber immerhin persönlich), der weiß, dass sie ihren katholischen Glauben mit Herz und Verstand leben und eine antikirchliche Agitation allein von daher schon unwahrscheinlich ist.

Wenn nun die Redaktion von PUR mit solch einem Titelblatt auffällt, muss man sich fragen, was eigentlich passiert ist. Ich gebe zu, dass auch ich über das Cover einigermaßen befremdet war und es verschämt unter die anderen Zeitungen geschoben habe, um es den Blicken neugieriger Heranwachsender zu entziehen. Und ich dachte: "Ist das nun wirklich nötig?"

Was also war passiert?

Schlägt man das "PUR magazin" November 2011 auf, so fällt einem als erstes folgender groß und in Rot gedruckter Satz auf:
"Es tut weh, die Bischöfe öffentlich so massiv auffordern zu müssen, ihrer Verantwortung nachzukommen."

Das zeigt, dass sich die Redaktion sehr wohl bewusst ist, dass diese Art, auf etwas aufmerksam zu machen, eigentlich die Schmerzgrenze übersteigt. Ist das wirklich nötig?

"Zahlreiche engagierte Katholiken, die schon seit mehr als zehn Jahren ihre Oberhirten so unermüdlich wie erfolglos auf den Skandal WELTBILD aufmerksam machen", sind  entsetzt "ob solcher Scheinheiligkeit" heißt es dann im PURtitel-Beitrag. Gemeint sind hier die Reaktionen der Bischöfe auf die neuerlichen alten Vorwürfe, diesmal durch das Fachmagazin "buchreport", gegen das Gebaren des WELTBILD-Unternehmens. Zehn Jahre?

Der Leser  erfährt (sollte er es noch nicht wissen), dass im Jahr 2008 allen deutschen Diözesanbischöfen eine 70seitige Dokumentation über das fragwürdige Angebot des katholischen WELTBILD Verlages zugesandt wurde. Die Initiative der engagierten Katholiken nannte sich "Katholisches! Weltbild" und forderte die Bischöfe zum sofortigen Handeln auf.

PUR dokumentiert sodann die (Nicht-)Reaktionen der informierten Bischöfe sowie weitere, aus katholisch-christlicher Sicht fragwürdige Machenschaften des WELTBILD Verlags. PUR berichtet auch über einen katholischen Buchhändler, in dessen Straße ein WELTBILD-Laden eröffnet hatte. Der Unternehmer wirft den deutschen Bischöfen - wohl nicht zu Unrecht - Bigotterie vor. Nicht einmal das Sonntagsgebot gelte für den bischöflichen Laden, obwohl sein Ortsbischof, der auch Medienbischof sei, in seinem Fastenhirtenbrief die Gemeinde aufgefordert habe, sich nicht an einem verkaufsoffenen Sonntag zu beteiligen. Er, der Buchhändler, würde sich daran halten, das WELTBILD-Unternehmen nicht.

Nach der Lektüre, die im Übrigen mit interessanten, symbolhaften Fotos von deutschen Bischöfen während des Papstbesuches in Deutschland gespickt ist, kann man eigentlich nur den Kopf schütteln über soviel Ignoranz seitens des deutschen Episkopats. Seit Jahren wissen die Bischöfe nun Bescheid, Köln ist bemüht, aus der Beteiligung auszusteigen, kein anderes Bistum. Alles läuft wie gehabt weiter, nichts ändert sich.

Zehn Jahre? Seit zehn Jahren vertreibt und verbreitet der WELTBILD Verlag im Namen der deutschen Bischöfe, also im Namen der Kirche, "Sexbücher, Gewaltverherrlichung, Esoterik, Magie und Satanismus" sowie "kirchenfeindlichen Schriften", Produkte also, die in eindeutiger Weise dem christlichen Menschenbild und dem katholischen Glauben widersprechen. Durch seine 50prozentige Teilhabe an der Verlagsgruppe Droemer Knaur sind die Bischöfe "nicht bloß Verkäufer sondern auch Produzent" und indirekt Verleger von  Pornoartikeln. Das ist den Bischöfen seit - mindestens - zehn Jahren bekannt. Ist das die Vorstellung der Bischöfe von christlicher Mission und Christsein in der Gesellschaft?

2004 nach dem fragwürdigen Waren-Angebot des WELTBILD Verlags gefragt, antwortete der Bischof von Mainz, Karl Kardinal Lehmann, damals noch Vorsitzender der DBK, im Interview mit dem „Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel“:
„Ob dieses oder jenes Buch nun wirklich den Werten entspricht, die die Kirche fördern möchte - diese Frage sorgt natürlich immer wieder für Diskussionen. Ich denke aber, die Möglichkeit, durch Weltbild mit der ganzen Gesellschaft zu kommunizieren, ist dieses Wagnis wert.“

Nach zehn Jahren also muss man wohl davon ausgehen, dass die übewiegende Zahl der betreffenden Bischöfe die Ausrichtung des WELTBILD Verlags nicht nur billigt, sondern - durch (Re-)Investitionen - auch noch fördert.

Wie, Pater Hagenkord, kann man die Bischöfe dazu bewegen, bei diesem, die Gesellschaft verderbenden, Spiel mitzumachen? Wer trägt die Verantwortung für die zahlreichen Seelen, die nicht nur durch die Produkte des WELTBILD Verlags, sondern auch durch die dadurch entstehende Unglaubwürdigkeit der Kirche Schaden nehmen?

Zehn Jahre? Jetzt reicht es. "Bischöfe als Pornoproduzenten?" Bischöfe, wacht endlich auf und handelt, wie es sich für katholische Männer, Männer Gottes, gehört! Lasst den Mammon und sorgt euch um die Heiligung der euch anvertrauten Seelen!

Jetzt aktuell, am 10.11.2011 bei WELTBILD.de : allein über 1100 Treffer zu "Buddhismus", 3600 Artikel unter dem Stichwort "Esoterik", 3800 Artikel zum Stichwort "Engel", die man dann vielleicht doch besser als "Jahresendfiguren mit Flügeln" bezeichnen sollte, darunter auch dieses Schutzengel-Prachtexemplar...
Update am 06.10.2013: Bücher zu "Buddhismus 908 Treffer; Bücher zu "Esoterik" 1310 Treffer; Bücher zu "Engel" 2611 Treffer; das Prachtexemplar ist noch immer im Angebot;

Mit Vertuschung, Schönreden und Verdrängung des WELTBILD-Skandals ist der Kirche nicht geholfen. Nach den Missbrauchsskandalen und anderen Missständen wie Konkubinat und Ungehorsam gegen das Lehramt seitens nicht weniger Kleriker ist dies für viele Gläubige ein weiterer Anlass, die Kirche nicht mehr ernst zu nehmen.

Also. Diese Vorwürfe an die Adresse unserer Bischöfe, ihr Nichtstun und Zusehen - seit mindestens zehn Jahren! - das rechtfertigt meiner Meinung nach das Titelblatt des "PUR magazins"  Nr. 11. Das ist keine "Irreführung" und schon garnicht "unprofessionell". Ganz im Gegenteil. Die Redakteure des "PUR magazins" nehmen ihre Verantwortung wahr als katholische Christen und Journalisten. Selbst dann, wenn es weh tut, "die Bischöfe öffentlich so auffordern zu müssen", ihrerseits "ihrer Verantwortung nachzukommen". Ein Grund, sich schämen zu müssen, ist das wahrhaftig NICHT!

Was Ihr Post auf dem Blog von Radio Vatikan betrifft, so hätte ich mir etwas mehr Objektivität - vor allem gegenüber Journalisten-Kollegen aus dem eigenen Lager (ist es doch, oder?) - gewünscht. Und vielleicht auch einen Blick nicht nur auf, sodern auch hinter das Titelblatt einer ohne Zweifel katholischen Zeitschrift!

Und was "sauberen Journalismus" betrifft, verweise ich auf  HIER!

Mit freundlichen Grüßen

Frischer Wind

Screenshot PUR magazin, Archiv: Ausgabe November 2011

Weiteres um Thema "Weltbild-Verlag":


Foto: privat










Donnerstag, 13. Oktober 2011

Caritas ohne Beziehung zu Gott?

Eine Antwort auf die These von Prälat Dr. Peter Neher, kirchliche Caritas sei auch ohne eine Beziehung zu Gott möglich


Am 27.September 2011 erschien in der Badischen Zeitung als Reaktion auf die Freiburger Rede des Papstes vom 25.09.2011 ein Interview mit dem Präsidenten des Deutschen Caritas-Verbandes Prälat Dr. Peter Neher (a).

Benedikt XVI. hatte in besagter Rede Folgendes gesagt:

"Um so mehr ist es wieder an der Zeit, die wahre Entweltlichung zu finden, die Weltlichkeit der Kirche beherzt abzulegen. Das heißt natürlich nicht, sich aus der Welt zurückzuziehen, sondern das Gegenteil.

 Eine vom Weltlichen entlastete Kirche vermag gerade auch im sozial-karitativen Bereich den Menschen, den Leidenden wie ihren Helfern, die besondere Lebenskraft des christlichen Glaubens zu vermitteln. "Der Liebesdienst ist für die Kirche nicht eine Art Wohlfahrtsaktivität, die man auch anderen überlassen könnte, sondern er gehört zu ihrem Wesen, ist unverzichtbarer Wesensausdruck ihrer selbst" (Enzyklika Deus caritas est 25).

Allerdings haben sich auch die karitativen Werke der Kirche immer neu dem Anspruch einer angemessenen Entweltlichung zu stellen, sollen ihr nicht angesichts der zunehmenden Entkirchlichung ihre Wurzeln vertrocknen. Nur die tiefe Beziehung zu Gott ermöglicht eine vollwertige Zuwendung zum Mitmenschen, so wie ohne Zuwendung zum Nächsten die Beziehung zu Gott verkümmert."

Der verweltlichte Standpunkt des Caritaspräsidenten

Prälat Dr. Neher verneint jedoch den Zusammenhang der Notwendigkeit einer "tiefen Beziehung zu Gott" und kirchlicher Caritas. Für ihn braucht kirchliche Sozialarbeit dieses "Mehr" durch den gelebten christlichen Glauben nicht.

Allein durch die "konkrete Tat und Begegnung" erfülle die Kirche ihren Auftrag. Auch ohne spezifisch christlichen Hintergrund der Helfer und Einrichtungen sei der "Dienst am Nächsten (...) selbst Ausdruck des Glaubens und der kirchlichen Sendung". „Der Menschen wegen und nicht um ihrer selbst willen hat sich die Kirche sozial zu engagieren und damit implizit einen menschenfreundlichen Gott zu verkünden", so Neher in einem Vortrag bei der Tagung "Religion im öffentlichen Raum" der Adenauerstiftung am 30.08.2011 (b).

Wollte der Papst mit seiner Rede in Freiburg durch die Forderung eines "wahren Humanismus" nicht gerade eine solche Einstellung eines rein mitmenschlichen Humanismus ("der Menschen wegen") in Frage stellen? Wollte er nicht gerade dazu ermutigen, durch Ent-weltlichung zu einer von christlichem Glaubensgeist durchdrungenen, gelebten NächstenLIEBE zu finden

Prälat Dr. Neher wehrt sich deswegen auch gegen den Begriff der "Ent-weltlichung", den der Papst in seiner Rede für caritative Einrichtungen der katholischen Kirche angemahnt hatte. Das Evangelium und die darauf aufbauende Soziallehre der Kirche seien die Fundamente für die Sozialarbeit. Eine Pflicht für die Mitarbeiter, eine lebendige Beziehung zu Gott aufzubauen, den christlichen Glauben selbst zu leben könne daraus aber nicht abgeleitet werden...schließlich dürfe "christlicher Glaube nie auferlegt werden" - und das gelte, so Prälat Dr. Neher, auch für Caritas-Mitarbeiter (a).

Reicht es also aus in Leitlinien und sonstwo zu erklären, das Evangelium und die darauf aufbauende Soziallehre der Kirche seien Fundament des kirchlichen Auftrages, und dieser sei allein durch diese Feststellung schon erfüllt?

Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997)
Die Antwort darauf ist ein eindeutiges: Nein. Vielmehr muss dieses Fundament mit Leben gefüllt werden. Nicht toter Buchstabe gilt hier, sondern aus tiefem Glauben gelebtes Christentum. Wenn hinter christlicher Caritas nicht eine christliche Persönlichkeit steht, die durch ihr Handeln den eigentlichen Wohltäter durchblicken lässt, nämlich Christus, dann ist es eine leere, eine entleerte Caritas, vielleicht eine humanitäre Hilfe aber keine Nächstenliebe im Sinne des Christentums.

Soziale Arbeit, gleich aus welcher Motivation (des einzelnen Mitarbeiters) heraus "sei immer auch Verweis auf einen menschenfreundlichen Gott" meint Neher. Das mag sein, aber das gilt auch für die Sozialarbeit aller anderen Wohlfahrts- und Hilfsorganisationen ohne dass diese einen spezifisch christlichen Charakter hätten.

Der Papst ruft mit seiner Rede von der "Ent-weltlichung" dazu auf, genau dieses spezifisch Christliche, nämlich die christlich motivierte Nächstenliebe in den Formen organisierter kirchlicher Einrichtungen zu verwirklichen.

Der Auftrag der Kirche erfüllt sich erst dann, wenn jeder Mitarbeiter der Caritas, der kirchlich organisierten sozial-karitativen Arbeit, diesen Anspruch und dieses Fundament sich zu eigen gemacht hat und selbst aus diesem Fundament lebt.

Das bedeutet, dass jeder Mitarbeiter kirchlicher Caritas das Evangelium Jesu Christi, das Wort Gottes angenommen haben muss und darum bemüht ist, dieses im eigenen Leben - auch unabhängig und außerhalb der organisierten Caritas - umzusetzen.

Dazu gehören Teilnahme am Leben der Kirche, eine lebendige Beziehung zu Christus, auch durch ein Gebetsleben, Anerkennung der Kirche als dem von Christus selbst gestifteten Heilssakrament und  deren Sendung zum Heile aller Menschen sowie die Bejahung der ganzen unverfälschten Lehre der Kirche.

Hierzu zählen auch regelmäßiger Sakramentenempfang (u. a. Beichte, Kommunion) sowie ein den katholischen Überzeugungen entsprechender Lebenswandel aus tiefster eigener Überzeugung (1) und nicht zuletzt ein Streben nach persönlicher Heiligkeit.

Kamillus v. Lellis (1550-1614); wikipedia
Ein leuchtendes Beispiel dazu geben uns die Mitglieder der Ordensge-meinschaften, die zu eben diesem Zweck gegründet wurden, so z. B. die Kamillianer des hl. Kamillus von Lellis, die Vinzentinerinnen des hl. Vinzenz von Paul, die Missionarinnen der Nächstenliebe der sel. Mutter Teresa von Kalkutta und viele, viele andere.

Erst dann kann "kirchliches Liebeshandeln seine volle Leuchtkraft" behalten und geht nicht einfach auf in eine "Variante im allgemeinen Wohlfahrtswesen" (2).

Um es anders auszudrücken:
Allein - ganz unzweifelbar wichtige - berufliche Kompetenz genügt nicht für wahrhafte Mitarbeiter der Caritas (3), sondern die Nächstenliebe muss "Folge ihres Glaubens" sein, "der in der Liebe wirksam wird" (ebd.).

Für alle Verantwortlichen, Mitarbeiter, Helfer, ob haupt-oder ehrenamtlich, muss es "kennzeichnend sein, daß sie nicht bloß auf gekonnte Weise das jetzt Anstehende tun, sondern sich dem anderen mit dem Herzen zuwenden, so daß dieser ihre menschliche Güte zu spüren bekommt" (4).

Diakonia (Dienst der Liebe) kann nicht losgelöst von den beiden anderen wesenhaften Aufträgen der Kirche gedacht werden: von der Verkündigung von Gottes Wort (kerygma-martyria) und der Feier der Sakramente (leiturgia) (5). Sie, die Diakonia, ist "opus proprium": "ureigenste Aufgabe" der Kirche, von der sie "nie dispensiert werden" kann. (6).


Zeit zu reden - Zeit zu schweigen

Wenn der "Christ weiß, wann es Zeit ist von Gott zu sprechen und wann es recht ist zu schweigen" (a;b), dann in dem Sinne, dass durch sein Schweigen die Liebe derart hervortritt, dass es auch ohne Worte Zeugnis von Gott wird. Das setzt den überzeugten und festen Glauben des Mitarbeiters voraus.

Deswegen ist es "Aufgabe der karitativen Organisationen der Kirche (...), dieses Bewußtsein in ihren Vertretern zu kräftigen, so daß sie durch ihr Tun wie durch ihr Reden, ihr Schweigen, ihr Beispiel glaubwürdige Zeugen Christi werden" (7).

Vinzenz v. Paul (1581-1660)
Was Papst Benedikt XVI. in seiner Ansprache sagt, ist genau dies:
Auch wenn "jede soziale Arbeit immer auch Verweis auf einen menschenfreundlichen Gott ist" (Neher zur BZ), so ist der kirchliche Auftrag zur Caritas ein fundamental anderer:

Nämlich keine "Variante im allgemeinen Wohlfahrtswesen" (8) sondern durch Ent-weltlichung - oder positiv ausgedrückt - durch eine zutiefst in Christus verwurzelte Grundhaltung der Organisation und ihrer Vertreter ein Leuchtturm gelebten Christentums in der Welt zu sein - ganz im Sinne von "caritas urget nos", "die Liebe drängt uns" (Gal 5,14)! (9)

Es reicht also auch nicht aus, "Mitarbeitenden" ein "geistliches Angebot" zu machen, "damit sie ihre eigene Arbeit vor dem Hintergrund eines christlichen Glaubens reflektieren können" und "sprachfähig" anderen gegenüber sind (a). Wird dieser Hintergrund nicht verinnerlicht und sich zu eigen gemacht und gelebt, so ist die Caritas nicht echt sondern vorgegebenes Schein-Christentum - im Grunde: Heuchelei.

Damit aber wird kirchlich organisierte Caritas unglaubwürdig und dem Anspruch, den sie selbst und die Welt an sie stellt, nicht gerecht. Es ist ein Armutszeugnis für den Caritasverband, wenn deren Präsident Prälat Dr. Neher anmahnt (11), dass es seitens der Kirche möglich sein müsse, als Vertreter bzw. Mitarbeiter der Caritas, entgegen dem Glauben zu leben, den sie doch durch ihren Liebesdienst bezeugen sollen.

Es wäre also angebracht, Bewerber für eine Tätigkeit im kirchlich organisierten sozial-karitativen Dienst auf ihre Eignung auch im Hinblick auf ihr christlich-kirchliches Zeugnis zu prüfen und Ausbildung auch in diesem Sinne überzeugender zu gestalten.

Denn mit der "echt religiösen Grundhaltung" (10) ihrer Mitarbeiter, die sich aus dem Glauben heraus zum Liebesdienst, zur Hingabe ihrer selbst an die Armen, Kranken, Benachteiligten und Notleidenden entschließen, steht und fällt die Glaubwürdigkeit der (auch organisierten) christlichen Caritas.

Es mag vielleicht überraschen, aber auch Laien - nicht nur Ordensleute - sind aufgerufen, IN und MIT der Kirche aus tiefer Christusbezogenheit Caritas zu üben. Auch das ist eine Form der Participatio actuosa, eine tätigwerdende Teilnahme der Laien an der Sendung der Kirche.

F.W.


(3)   Deus caritas est 31a
(4)   Deus caritas est 31a
(5)   Deus caritas est 25a
(6)   Deus caritas est 29

(7)   Deus caritas est 31c
(8)   Deus caritas est 31
(9)   Deus caritas est 33
(10)  Deus caritas est 37
(11)  Dr. Neher: "Was das Arbeitsrecht angeht, gerade das Thema Geschiedene/Wiederverheiratete, sage ich ganz offen: Ich hoffe und erwarte, dass sich an dieser Stelle in unserer Kirche etwas bewegt. Menschen müssen die Chance eines neuen Anfangs bekommen."

Weiter Quellen:

Vortrag bei der Tagung "Religion im öffentlichen Raum" der Konrad-Adenauer-Stiftung am 30.08.2011 in Cadenabbia (abzurufen ebd. unter den Downloads)

(alte Adresse: http://www.caritas.de/aspe_shared/download.asp?id=10CBA120C6F459DD000D30B63BAB9D84AB99E5FA040DB1BABA404B8BC469779D1A21FF050619DB535BD2F428B5B7D49C&Description=110830_Caritas%20als%20Tr%E4ger%20des%20Sozialstaates%20-%20Adenauerstiftung&Filename=Vortrag_Neher_Adenauer-Stiftung_300811.pdf)
 
Daraus Zitat von Prälat Dr. Neher:
"Eine für die soziale Arbeit der Kirche äußerst wichtige Aussage steht ebenfalls in "Deus Caritas est": "Der Christ weiß, wann es Zeit ist, von Gott zu sprechen, und wann es recht ist, von ihm zu schweigen und nur einfach die Liebe reden zu lassen." (DCE 31) Weiter heißt es: "Wer im Namen der Kirche karitativ wirkt, wird niemals den anderen den Glauben der Kirche aufzudrängen versuchen." (DCE 31) Diese Aussage ist sowohl für die Arbeit in einer pluralen Gesellschaft wie Deutschland als auch für die internationale Arbeit (insbesondere auch in muslimischen Ländern) von fundamentaler Bedeutung. Der Menschen wegen und nicht um ihrer selbst willen hat sich die Kirche sozial zu engagieren und damit implizit eine menschenfreundlichen Gott zu verkünden.

Der Dienst der Caritas erweist sich damit insbesondere in der Tat und der Begegnung. Damit wird anerkannt, dass die Caritas nicht "ein mehr" braucht, um wirklich kirchlicher Dienst und Ausdruck des Glaubens zu sein. Sondern der konkrete Dienst am Nächsten in seinen vielen Ausdrucksformen in der Caritas ist selbst Ausdruck des Glaubens und der kirchlichen Sendung."

 
Vortrag von Dr. Peter Neher (Tagung "Religion im öffentlichen Raum" der Konrad-Adenauer-Stiftung am 30.08.2011 in Cadenabbia) dokumentiert in:
Religion im öffentlichen Raum
Karlies Abmeier, Michael Borchard, Matthias Riemenschneider, Berlin, 9. Apr. 2013
Herausgeber: Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., ISBN 978-3-506-77593-1




Nebenbei zu (11):

Sehr geehrter Herr Prälat Dr. Neher,

Menschen haben in unserer römisch-katholischen Kirche immer die Chance eines neuen Anfangs - aber immer entsprechend dem Willen Gottes, der allein maßgeblich sein kann (nicht nach ihren eigenen Vorstellungen). Das gilt auch für zivil wiederverheiratete Geschiedene.
Aber: bevor es einen neuen Anfang geben kann, muss erst einmal "das Alte" zu Ende gebracht werden. In Gottes Namen.

MfG
F.W.

Sonntag, 25. September 2011

Brief an Jacqueline

Am 22.09.2011 erschien in "jetzt.de-Süddeutsche Zeitung" ein Interview von Fabian Mader mit der Freiburger Theologie-Studentin Jacqueline Straub. Die junge Frau war der Einladung des Herder-Verlags gefolgt und hatte einen Brief an Papst Benedikt XVI. geschrieben. Dieser und andere Briefe von Freiburger Bürgern an den Papst wurden laut "jetzt.de" am Freitag in Buchform („Freiburg begrüßt Benedikt XVI.")  in Freiburg dem Papst übergeben.

Herausgegeben wurde die Schrift von Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) und Oberbürgermeister Dieter Salomon (Bündnis 90/Die Grünen).

Die Studentin schrieb dem Papst, dass sie gerne Priesterin in der katholischen Kirche werden wolle. Das würde ihren Glauben vollkommen machen, begründet sie ihren Traum. Sie bewundere jeden Pfarrer, der vorne stehe und predige und die Eucharistie feiern dürfe. Sie würde gerne Kinder taufen und Ehen schließen.


Ein Antwort-Brief an Jacqueline:


Liebe Jacqueline,

es ist schön, dass Du Dich auf das Kommen von Papst Benedikt XVI. freust. Ich hoffe, dass Du wirklich Gelegenheit haben wirst, ihn aus nächster Nähe sehen zu können.

In Deinem Brief an den Hl. Vater schreibst Du, dass Du so gerne Priesterin in der katholischen Kirche werden würdest.

Du bist Theologiestudentin im dritten Semester an der Albert- Ludwigs-Universität in Freiburg. Dort, so schreibst Du, wird über Themen wie „Zölibat“ oder auch über „Frauenordination“ - durchaus auch kontrovers – diskutiert. Das ist für angehende römisch-katholische Theologen verständlich. Denn es ist wichtig, Argumente und Beweggründe für die Entscheidungen des Lehramtes der Kirche zu kennen, gerade heute, wo von vielen – Berufenen und Unberufenen - vieles auch dann noch in Frage gestellt wird, wenn das Fragliche schon längst von klugen und für die Wahrheit und Authentizität des Glaubens verantwortlichen Menschen geklärt und ein für allemal beantwortet wurde.

Auch Du bist quasi durch Deinen Brief ein Opfer jener geworden, die gegen alle Vernunft solche Diskussionen weiterführen wollen und andere, die vielleicht nicht so informiert in Glaubensdingen sind, immer wieder verunsichern und durch überflüssige Diskussionen vom eigentlichen Leben des Glaubens fernhalten.

Im Falle der Frage nach der „Frauenordination“ also ist die Sache ja, wie Du selber sicher weißt, endgültig entschieden. Dies hat zuletzt* Kardinal Piacenza, Präfekt der Kleruskongregation, festgestellt, indem er wiederum auf das Apostolische Schreiben "Ordinatio Sacerdotalis" vom 22. Mai 1994 von Johannes Paul II. verwies.

Papst Johannes Paul II. hatte darin festgestellt, "dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben". Früher sagte man in solchen Fällen: Roma locuta – causa finita. Als Lateinerin weißt Du, was das bedeutet.

In der römisch-katholischen Kirche wird es also keine Priesterinnen geben. Aber Du hast es selbst richtig erkannt: „Doch ich weiß, dass dies alles in den Händen Gottes liegt und ich jede Entscheidung seines Vertreters auf Erden für die richtige ansehen werde.“ Und ich weiß, dass Du das im Innnern Deines Herzens auch tust.

Du respektierst „die Meinung des Papstes – er hat die Weltkirche im Blick“, sagst Du im Interview mit jetzt.de. Das allein ist es aber noch nicht. Die Meinung des Papstes ist hier so bedeutsam oder so unbedeutend wie Deine eigene Meinung dazu. Es geht einzig um das, was Christus seiner Kirche aufgegeben hat zu tun, allein das, was ER will.

Wie Benedikt XVI. am 23.09.2011 in Erfurt sagte: „Ein selbst gemachter Glaube ist wertlos. Der Glaube ist nicht etwas, was wir ausdenken und aushandeln. Er ist die Grundlage, auf der wir leben.“ Er ist die Wahrheit. Er ist das Wort Gottes.

Deswegen ist es auch nicht der „Blick auf die Weltkirche“, die den Papst daran hindert, die Erlaubnis zu geben, Frauen zu Priestern zu weihen. Wie schon gesagt: Der Papst ist einzig der Intention Christi verpflichtet. Da kann er weder Kompromisse noch Sonderwege zulassen.

„Zwar mag Deutschland für Frauen als Priesterinnen (…) bereit sein, doch wie sieht es mit anderen Ländern aus? Ist es kirchenrechtlich überhaupt möglich, eine „Sonderregelung" oder gar eine „Vorreiterrolle" für den deutschsprachigen Raum einzuführen?“ schreibst Du in Deinem Brief an Benedikt XVI.. Wenn also der deutschsprachige Raum, besser wohl: bestimmte Kreise des deutschsprachigen Katholizismus, nicht verstehen (wollen), dass die Kirche festgestellt hat, dass sie keine Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, so stimmt in diesen Kreisen etwas nicht bezüglich Ihrer Vorstellung des Glaubens oder des katholischen Kirchenbildes.

Genauso wäre die Zulassung von Frauen zur Priesterweihe daher auch kein Zeichen der „Erneuerung der Kirche“, sondern ein Zeichen der Untreue gegenüber dem Willen ihres Gründers Jesus Christus und damit ein Irrweg der Kirche im deutschsprachigen Raum.

Wenn Du im jetzt.de-Interview äußerst: „Ich bin Katholikin und ich möchte in meiner Kirche etwas ändern“, dann ist das Frauenpriestertum hier sicher nicht das richtige Anliegen. Du sagst, dass Du die Kirche liebst. Vielleicht hast Du tatsächlich eine Berufung zum geistlichen Stand. Ich meine eine Ordensberufung. Davon wird heutzutage wenig gesprochen. Gerade wenn es um die Frauen in der Kirche geht, ist dieser Weg, der Kirche zu dienen und Christus in größerer Nähe nachzufolgen, nie ein Thema. Warum eigentlich nicht?

Es gibt so viele verschiedene Orden und Gemeinschaften, so viele Charismen. Könnte nicht auch für Dich etwas dabeisein? Vielleicht machst Du Dich einmal auf die Suche (z.B. über das Internet). Die Welt ist so klein geworden und überall wirken „alte“ Gemeinschaften und wachsen neue.

Ich wünsche Dir, dass Du Deine Berufung findest, sei es im Ordens- oder als glückliche Frau und Mutter im Ehestand.


Gottes Segen wünscht Dir von Herzen

F.W.


* Update:
Papst Franziskus am 28. Juli 2013 im Interview auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Rio de Janeiro:
"E, con riferimento all’ordinazione delle donne, la Chiesa ha parlato e dice: “No”. "

*Update:
Papst Franziskus am 27. September 2015 bei der Pressekonferenz auf dem Rückflug von Amerika nach Rom:
(...L)e donne sacerdote: questo non può farlo. Il Papa san Giovanni Paolo II, in tempi di discussione, dopo lunga, lunga riflessione, lo ha detto chiaramente. Non perché le donne non hanno la capacità, ma guarda: nella Chiesa sono più importanti le donne che gli uomini, perché la chiesa è donna; è la Chiesa, non il Chiesa; la Chiesa è la sposa di Cristo, e la Madonna è più importante dei Papi, dei vescovi e dei preti.


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Links zur Frage des (Weihe-)Diakonats für Frauen in der katholischen Kirche


Weiteres zum Thema "Frauen-Priester":


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