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Donnerstag, 1. August 2013

Papst Franziskus beim Weltjugendtag: "Seid keine Spießer, seid katholisch!" - oder: Zwischen Papst Franziskus und Prälat Imkamp passt kein Blatt Papier

Während der Ansprache zur Gebetsvigil des Weltjugendtages rief Papst Franziskus am Abend des 27.07.2013 den 600 000 jugendlichen Zuhörern zu:

"Ich weiß, dass ihr guter Boden sein wollt, wirklich Christen, keine Teilzeit-Christen, keine „Spießer“-Christen, die die Nase hoch tragen, so dass sie als Christen erscheinen und im Innern überhaupt nichts tun; keine Fassaden-Christen, diese Christen, die „purer Augenschein“ sind, sondern authentische Christen. Ich weiß, dass ihr nicht in einer haltlosen Freiheit leben wollt, die sich von den Moden und Interessen des Augenblicks treiben lässt. Ich weiß, dass ihr das Große wollt, endgültige Entscheidungen, die vollen Sinn geben."


Dieselbe Botschaft vermittelt auch Prälat Imkamp, Wallfahrtsdirektor von Maria Vesperbild, (nicht nur) mit seinem neuesten Buch, das seit gut einem Monat im Handel ist und nun bereits in zweiter Aufklage vorliegt. Der Titel des Aufrufs zur Neuevangelisierung: "Sei kein Spießer, sei katholisch!"

Man sieht also: Zwischen Papst Franziskus und Prälat Imkamp passt kein Blatt Papier.




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Montag, 24. Juni 2013

Unbarmherziges Kirchenrecht gegen barmherzige Pastoral?

Keineswegs. Mag. theol. Michael Gurtner erklärt den Zusammenhang von Kirchenrecht und Pastoral so:
"Das Dogma geht dem Gesetz voraus und gibt ihm seine Grundgestalt. Nicht der Zeitgeist oder das Mehrheitsvotum bestimmen, was im sakramentalen und dogmatischen Bereich rechtens ist, sondern allein die Wahrheit, welche als solche immer von Gott, dem Schöpfer aller Dinge, entstammt. (...)

Es denkt deshalb falsch, wer meint, das Kirchenrecht sei „Schuld“ an der Praxis, wie sie die Universalkirche im Umgang mit wieder-verheirateten Geschiedenen vorschreibt, um nur ein ständig diskutiertes Beispiel zu benennen. Es ist keine Frage des Kirchenrechtes, sondern der Sakramententheologie, welche dann im Kirchenrecht rezipiert wird und dort ihren rechtlichen Ausdruck findet. (...)

Das Kirchenrecht schützt die Menschen letztlich vor der Willkür Zeitgeistiger, welche die ewigen Wahrheiten Gottes durch den vergänglichen Strömungen des gegenwärtigen Augenblickes ersetzen wollen. Dieses natürliche Recht der Gläubigen ist es auch, welche die Rechtspflege und die Anwendung des Kirchenrechtes nicht zu einer fakultativen Sache macht, sondern zur strengen Pflicht der Verantwortlichen. (...)

Deshalb ist die Anwendung des kirchlichen Rechtes eine zutiefst pastorale Tat, das Recht minderzuachten, zu vernachlässigen oder zu negieren würde bedeuten, ein schlechter Hirte zu sein, die ihm von der Kirche übertragenen Aufgaben zu vernachlässigen und somit zutiefst unpastoral zu handeln.

Im momentanen Wollen einzelner verhaftet zu bleiben wäre oberflächlich und nähme den ernsten Anspruch, welchen das Evangelium an uns stellt – auch im Hinblick auf das Gericht – auf die leichte Schulter. Das Kirchenrecht ist deshalb nicht in Konkurrenz zur Pastoral stehend, sondern gerade deren Hilfsmittel. Denn pastoral zu handeln bedeutet nicht, jedem ungeprüft das zu sagen, zu geben oder zu machen wonach er verlangt, sondern bedeutet das zu tun, was der wahren Lehre der Kirche entspricht und ihm somit zum Heile gereicht, auch wenn das nicht immer das ist, was sich die betreffenden Personen gerade wünschten."


Mag. theol. Michael Gurtner, kath.net, 30.07.2012

Samstag, 2. März 2013

Die Rebellen des Papstes

Screenshot: katholisch.de vom 25.02.2013
"Die Trauer der Rebellen - Benedikt XVI. lässt seine glühendsten Fans führungslos zurück" titelt Ludwig Ring-Eifel, Chef der KNA,  auf dem offiziellen Internet-Portal der deutschen Bischöfe. Da in dem Artikel unter den "glühendsten Fans" aka "Rebellen" solche aufgezählt werden, wie "Papstfans, Lebensschützer, Anhänger der alten lateinischen Messe, Kritiker der Kirchensteuer und Gegner eines 'kirchensteuerfinanzierten liberal-katholischen Establishments'", fühle ich mich irgendwie ein bisschen angesprochen, da all diese Charakteristika tatsächlich auch auf mich und mein kleines unbedeutendes Weblog zutreffen.

Als "Papstfan" würde ich mich wohl nicht bezeichnen, das klingt eher nach Fußball und Personenkult. Wohl aber gehöre ich zu denen,  die dem Stellvertreter Jesu Christi auf Erden als dem Nachfolger des Hl. Petrus und dem damit verbundenen Amt seinen ihm zukommenden Respekt zollen und die ihm als Kinder Gottes und der Kirche in Liebe anhangen.

Immerhin sagt das II. Vatikanum vom Papstamt: "Der Bischof von Rom ist als Nachfolger Petri das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen"(1).  Ja. Und der "Garant für die Wahrheit und die Tradition der Glaubenslehre"(2), der den Blick über den Tellerrand der eigenen Orts- und Gegenwartskirche hinausgehen lässt und dazu führt, dass man diese nicht fälschlich für den Nabel der Welt hält.

So ein Papst ist also durchaus nichts Überflüssiges oder Nebensächliches für einen Katholiken. Er bedeutet die Verbindung mit der Weltkirche aller Zeiten, der die Kirche als die "Sammlungsbewegung des trinitarischen Gottes" anführt.. Eigentlich erstaunlich und interessant, dass es Katholiken gibt, für die "Papsttreue" an sich schon ein Vorwurf bedeutet.

"Die Trauer der Rebellen" kann nur die derjenigen meinen, die gegen von Ring-Eifel genannte Übel im deutschen Verbands- und Kirchensteuerverein "Katholische Kirche" zu Felde ziehen: gegen den anti-römischen Effekt, die Aufweichung des Lebensschutzes, die unverhohlene Ablehnung des römischen Ritus in der außerordentlichen Form (trotz der Bitte um großzügiges Angebot in den Diözesen), das Kleben an der Kirchensteuer und dem Übel des 'kirchensteuerfinanzierten liberal-katholischen Establishments', das aus der Kirche einen Wirtschaftskonzern mit sozialem Engagement (für die gesellschaftliche Akzeptanz) macht, statt einer Heilsgemeinschaft, die sich durch den gemeinsamen apostolischen Glauben verbunden und Gott verpflichtet weiß. Ja, da stehe ich gerne auf der Seite des Papstes, wenn denn Ring-Eifel diese Zustände schon zugibt. Auf Seiten des inzwischen emeritierten und auf Seiten des kommenden Papstes - denn man wird sehen, dass auch der neue Papst katholisch sein wird. In diesem Sinne bin ich gern Kämpfer für Freiheit und Wahrheit, "Rebell" eben, wenn's sein muss ...

Seit es Internet gibt, und die Gläubigen sich selbst von dem überzeugen können, was aus Rom kommt, bzw. was ihnen von den deutschen kirchenamtlichen Funktionären vorenthalten wird, ist es nicht mehr ganz so einfach, die Gläubigen gezielt mit Desinformation zu versorgen. Das sieht Ring-Eifel scheinbar mit Besorgnis. Tja, vorbei die Zeiten des unaufgeklärten, unmündigen, von kirchensteuerfinanzierten liberal-katholischen Medien berieselten Mainstream-Christen. Bekennende Christen orientieren sich in Zeiten von Werteverfall und schwierigen Dialogprozessen im deutschen Gegenwartskatholizismus am leuchtenden Felsen Petri und der unveränderlichen Lehre der Kirche. Das sieht man natürlich nicht gern in Kreisen, die sich mehr Unabhängigkeit und weniger "Bevormundung" von "Rom" wünschen und lieber in Eigenbröteleien schwelgen.

Ich freue mich - dass es wenigstens einige (und gar nicht so wenige!) Persönlichkeiten in Deutschland gibt, die es unternehmen, die Menschen wachzurütteln und zusammen mit Papst und den ihm verbundenen Bischöfen für katholische Positionen stehen, die glauben, was Glaube der katholischen Kirche ist, die guten Willens sind und die sich auch von Mainstream-Medien - und sei es auch der "Mainstream katholischer Publizistik" (L. R.-Ei.) - nicht den Mund verbieten lassen.

Wir brauchen diese Menschen und ich bin dankbar, dass es sie gibt: Matthias Matussek, Roland Noé, Armin (nicht: Arnim!) Schwibach, Gabriele Kuby und Peter Seewald, die Gebrüder Müller, Guido Horst und Paul Badde aber auch noch viele andere, z. B. Alexander Kissler, Michael Hesemann, Martin Lohmann oder auch nur die vielen katholischen Blogger mit ihren katholisch ausgerichteten Blogs. Dank sei Gott für diese Mitarbeiter der Wahrheit, denn jeder gibt auf seine Weise und mit seinem Schwerpunkt ein Zeugnis für den Glauben.

Michael Schneider-Flagmeyer, Vorsitzender der "Aktionsgemeinschaft katholischer Laien und Priester in der Diözese Trier e.V." weiß noch Genaueres über Herrn Ring-Eifel zu berichten; wenig Erbauliches allerdings. In seiner Replik auf zwei Beiträge Ring-Eifels - dem oben genannten und einem Beitrag in der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt", Ausgabe 9/2013 - schreibt M. Schneider-Flagmeyer unter anderem:
Hier halluziniert ganz unüberhörbar der Neid des kirchenamtlichen Nachrichtenchefs, der nicht wahrhaben will, dass seine Mainstreammedien kirchlicher Art der großen Anzahl der Katholiken völlig egal ist, während die “papsttreue katholische Publizistik” einen festen und stetig wachsenden Leserstamm hat, der diese Medien auch im Internet lesen kann, aber der natürlich nicht die Mehrheit der Katholiken repräsentiert. Auch will er glauben machen, dass die deutschen Bischöfe bis auf ganz wenige Ausnahmen die “papsttreue katholische Publizistik” ignorieren. So ganz auf dem Laufenden ist Ring-Eifel hier eher nicht. (mehr)
Schade, Herr Ring-Eifel, aber guter Stil war das nicht gerade. Es ist nicht zu befürchten, dass der Amtsverzicht Benedikt XVI. Auswirkungen auf die papsttreue katholische Publizistik hat. Und auch wenn genannte Katholiken (in Ihrem Jargon) Papstfans sind - Ihr Glaube steht und fällt nicht mit diesem einen Pontifex, sondern hat seinen Urgrund in Jesus Christus, der allein Weg, Wahrheit und Leben ist: gestern, heute und in Ewigkeit.


(1)  Lumen gentium 23
(2)  Bischof Walter Mixa

Was es sonst noch dazu zu sagen gibt:


Donnerstag, 7. Februar 2013

Gott passt sich nicht dem Zeitgeist an

"Die Wahrheit ist schon zu Zeiten von Jesus Christus angeeckt. Leute, die ihn damals gehört haben, haben gesagt: "Seine Rede ist hart. Das ist unmöglich, was er sagt."

Gerade auch zur Scheidung hat er ja was gesagt. Nämlich: "Moses hat Euch wegen Eurer Hartherzigkeit die Scheidung erlaubt." Aber dann hat er betont: Im Anfang – also nach dem Willen Gottes – war es nicht so. Ihr dürft niemanden aus der Ehe entlassen. Gott hat Mann und Frau als Einheit erschaffen. Jesus hat es sogar noch verschärft und gesagt: Wenn Ihr jemanden nur lüstern anschaut, habt ihr die Ehe schon gebrochen. Übrigens stärkte das Scheidungsverbot damals die Rolle der Frau in der Gesellschaft, die im Falle einer Scheidung im sozialen Abseits landete.

Und was haben die Menschen damals zu Jesus gesagt? „Wir können es nicht ertragen, was er lehrt.“ Und sie haben sich von ihm abgewandt.

Insofern hätte man schon damals fragen können: Muss man das nicht dem Zeitgeist anpassen? Ganz klare Antwort – damals und heute: Nein! Die katholische Kirche hat immer dafür zu sorgen, dass die Lehre, die sie zu verkünden hat – und die eine göttliche Lehre ist, weil sie an die Wahrheit Gottes angeknüpft ist – dass diese Lehre immer zeitgerecht vermittelt wird."


Martin Lohmann im merkur-online Interview am 07.02.2013 auf die Frage, ob sich die Kirche nicht dem Mainstream anpassen müsse


Mittwoch, 9. Januar 2013

Mut zum Widerspruch: Sich-schlagen-Lassen für den Glauben der Kirche

"Die Demut des Glaubens, des Mitglaubens mit dem Glauben der Kirche aller Zeiten wird immer wieder in Konflikt geraten mit der herrschenden Klugheit derer, die sich ans scheinbar Sichere halten.

Wer den Glauben der Kirche lebt und verkündet, steht in vielen Punkten quer zu den herrschenden Meinungen gerade auch in unserer Zeit. Der heute weithin bestimmende Agnostizismus hat seine Dogmen und ist höchst intolerant gegenüber all dem, was ihn und seine Maßstäbe in Frage stellt.

Deshalb ist der Mut zum Widerspruch gegen die herrschenden Orientierungen für einen Bischof heute besonders vordringlich. Er muß tapfer sein. Und Tapferkeit besteht nicht im Dreinschlagen, in der Aggressivität, sondern im Sich-schlagen-Lassen und im Standhalten gegenüber den Maßstäben der herrschenden Meinungen.

Der Mut des Stehenbleibens bei der Wahrheit ist unausweichlich von denen gefordert, die der Herr wie Schafe unter die Wölfe schickt. „Wer Gott fürchtet, zittert nicht“, sagt das Buch Jesus Sirach (34,16). Gottesfurcht befreit von der Menschenfurcht. Sie macht frei."





Bild: Ausschnitt aus einem Mosaik der Rosenkranzbasilika in Lourdes

Donnerstag, 2. August 2012

Unbarmherziges Kirchenrecht

Einen äußerst wichtigen Aspekt in gegnwärtigen Diskussionen um Forderungen, die, meistens mit der Begründung, die Gesetze der Kirche würden der heutigen Lebenswirklichkeit nicht mehr gerecht, gestellt werden, hat Mag. theol. Michael Gurtner in einem Beitrag auf kath.net in den Blick genommen.

Es geht um die Bedeutung des Kirchenrechts (CIC), um seinen Anspruch und seine mögliche Anpassung an heutige zeitgeistige Stömungen. Die Forderung mancher Kreise nach einer solchen Anpassung geht oft einher mit dem Ruf nach "Barmherzigkeit" und dem Vorwurf an die Kirche, sie sei unbarmherzig und ihre Ansprüche an die Menschen würden gutgemeinten pastoralen Ansätzen nicht entsprechen. Genau das Gegenteil aber ist der Fall: "Die Gläubigen haben ein natürliches Recht darauf, daß Glaube und Kult in der Kirche rein, vollständig und unverfälscht gepflegt und praktiziert werden" und auch deshalb sei die "Anwendung des kirchlichen Rechtes eine zutiefst pastorale Tat".

Gurtner unterscheidet im Kirchenrecht verschiedene Bereiche: die einen, die das Leben in einer großen Gemeinschaft von Menschen (societas humana) innerweltlich in eine Ordnung bringen und die anderen, "welche direkt oder indirekt die heiligen Sakramente oder die Kirche selbst zum Inhalt haben." Um letztere geht es hier.

Dazu erläutert Mag. Gurtner:

"Das Dogma geht dem Gesetz voraus und gibt ihm seine Grundgestalt. Nicht der Zeitgeist oder das Mehrheitsvotum bestimmen was im sakramentalen und dogmatischen Bereich rechtens ist, sondern allein die Wahrheit, welche als solche immer von Gott, dem Schöpfer aller Dinge, entstammt. Würde man also das Kirchenrecht gegen die dogmatischen Gegebenheiten auszuspielen versuchen, so würde das nichts anderes bedeuten, als sich gegen Gott selbst zu stellen. Nicht weil er das Kirchenrecht als solches eingesetzt hätte, aber doch weil das Kirchenrecht die von Gott geoffenbarten Dinge zu schützen hat."

Und weiter:

"Es denkt deshalb falsch, wer meint, das Kirchenrecht sei „Schuld“ an der Praxis, wie sie die Universalkirche im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen vorschreibt, um nur ein ständig diskutiertes Beispiel zu benennen. Es ist keine Frage des Kirchenrechtes, sondern der Sakramententheologie, welche dann im Kirchenrecht rezipiert wird und dort ihren rechtlichen Ausdruck findet. (...)

Das Kirchenrecht schützt die Menschen letztlich vor der Willkür Zeitgeistiger, welche die ewigen Wahrheiten Gottes durch die vergänglichen Strömungen des gegenwärtigen Augenblickes ersetzen wollen. Dieses natürliche Recht der Gläubigen ist es auch, welche die Rechtspflege und die Anwendung des Kirchenrechtes nicht zu einer fakultativen Sache macht, sondern zur strengen Pflicht der Verantwortlichen."

Gurtner stellt denn auch fest, dass es nicht möglich ist, die Vorschriften des Kirchenrechts durch Mehrheitsbeschlüsse oder aus "pastoralen Erwägungen" ändern zu wollen, da es sich eben nicht um willkürlich von Menschen aufgestellte Regeln, sondern um den Willen und die Gebote Gottes gehe.

"Doch unabhängig davon, ob es Mehrheiten oder Minderheiten sind: Forderungen wie jene nach dem Frauenpriestertum, nach der Abschaffung der Zugangsbedingungen zur Heiligen Kommunion, der Leitung der Pfarreien und anderer kirchlicher Einrichtungen durch Laien, der Sakramentenspendung durch Laien, der Laienpredigt, der kirchenrechtlichen Legitimation einer zweiten Ehe nach Scheidung etc. sind Dinge, welche nicht durch Beschluß geändert werden können. Es handelt sich bei der rechten Handhabung dieser Fragen um ein absolutes Recht der Gläubigen, auf welches sie jedoch auch nicht einfach verzichten können, weil die Sache selbst theologisch gebunden ist" so der Theologe und er resümmiert:

"Deshalb ist die Anwendung des kirchlichen Rechtes eine zutiefst pastorale Tat, das Recht minderzuachten, zu vernachlässigen oder zu negieren würde bedeuten, ein schlechter Hirte zu sein, die ihm von der Kirche übertragenen Aufgaben zu vernachlässigen und somit zutiefst unpastoral zu handeln..."

(Hervorhebungen durch Fettdruck von Admin)
 

Den ganzen Beitrag findet man hier:


Samstag, 7. Juli 2012

Normalität = Heiligkeit


Von P. Bernward Deneke FSSP

Es ist eine der machtvollen Forderungen unserer Tage geworden: „Sei doch normal!“ Fast jeder lässt sich davon beeindrucken; denn wer möchte schon als „abnormal“ gelten und abgestempelt werden?

Unter Normalität versteht man in diesem Zusammenhang das Durchschnittliche. Das, was „man“ eben so tut. Somit regiert ein rein statistischer Wert, der das angebliche oder tatsächliche Verhalten der Mehrheit beschreibt, die Gedanken und Handlungen vieler Menschen. „Bin ich denn normal?“, so fragen sich nicht nur besorgte Jugendliche in der Phase der Identitätssuche. Auch Personen in reiferem Alter kann ein solcher Zweifel verstören und aus der Bahn werfen.

Andererseits lässt sich unter Berufung auf Normalität vieles rechtfertigen. Das Kind, das sich weigert, als einziges aus seiner Schulklasse sonntags mit den Eltern in die Kirche zu gehen; der christlich erzogene junge Mann, der (wie fast alle in seinem Bekanntenkreis) unverheiratet mit seiner Freundin zusammenziehen will; der Angestellte, der nach langem Zureden seiner Kollegen schließlich doch dem Druck des Arbeitgebers nachgibt und falsche Angaben mit seiner Unterschrift bestätigt; die Frau, die sich nach ausführlicher Beratung durch ärztliches Fachpersonal und auf Rat ihrer Freundinnen hin für die Abtreibung ihres wahrscheinlich geschädigten Kindes entscheidet; der kranke alte Mensch, der seinen Willen bekundet, vorzeitig aus dem Leben zu scheiden, weil man das heute so mache: Sie alle ziehen zur Rechtfertigung ihres Handelns vor dem eigenen Gewissen und vor anderen die vermeintliche Normalität heran und verstecken sich hinter ihr.

Als gläubiger Christ könnte man sich nun einfach auf den Standpunkt zurückziehen: „Dann bin ich eben nicht normal!“ Aber das wäre nicht nur allzu demütig, sondern auch wahrheitswidrig, ja unsittlich. Denn auf diese Weise würde man vor einem falschen Begriff von Normalität, letztlich vor einem diabolisch verdrehten Menschenbild einknicken.

Normalität bedeutet: das der Norm Entsprechende, das Gesollte. Dass dieses keineswegs mit dem statistischen Mittelwert des faktisch Gegebenen gleichzusetzen ist, wissen wir aus anderen Bereichen der Wirklichkeit sehr genau. Niemand käme z.B. auf den Gedanken, bei einer Viehseuche die kranken Tiere als die normalen zu bezeichnen, nur weil sie 70% ausmachen. Ebenso denkt und handelt der Mensch auch sonst. Es sei denn, er gerät auf ein Gebiet, auf dem er es aus eigenem Interesse gerne anders hätte… Die Norm nach eigenem Gutdünken zurechtzubiegen, ist aber kein logisches, sondern ein ideologisches Verfahren.

Ein Christ muss deshalb unbedingt an jenem Begriff von Normalität festhalten, der dem gesunden Menschenverstand entspricht und der durch die göttliche Offenbarung noch eine zusätzliche Dimension erhalten hat. Denn in ihr wird uns als Grundlage für menschliche Normalität die Tatsache genannt, dass wir nach Gottes Bild und Gleichnis und auf dieses hin geschaffen sind (Gen 1,27). Die Folgerung daraus: „Seid heilig, denn ich, Jahwe, euer Gott, bin heilig“ (Lev 19,2), und: „Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist“ (Mt 5,48), ist zugleich der Aufruf an uns, „normal“ zu werden.

Durch die Menschwerdung Seines Sohnes hat uns der Vater ein noch klareres Richtmass für Normalität geschenkt: Jesus, von dessen Antlitz die Herrlichkeit Gottes so sehr aufstrahlt (vgl. 2 Kor 4,6), dass Er von sich sagen kann: „Wer mich sieht, sieht den Vater“ (Joh 14,9), und den Paulus daher „das Bildnis des unsichtbaren Gottes“ nennt (Kol 1,15), ist der normale Mensch schlechthin und somit die Norm wahren Menschseins. Und nur in dem Masse, als einer „die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelt und in das gleiche Bild verwandelt wird von Herrlichkeit zu Herrlichkeit“ (2 Kor 3,18), gelangt er auch zur echten Normalität. Es mag kühn klingen, entspricht aber doch den Tatsachen: Die Heiligen, nicht die Sünder und Mittelmäßigen, sind die normalen Menschen!

„Von jedem gibt’s ein Bild des, was er werden soll./Solang er das nicht ist, ist nicht sein Friede voll“, heißt es bei Friedrich Rückert. In diesem Sinne können wir die heutige Forderung durchaus übernehmen und uns sagen: „Sei doch normal!“ Ja, seien wir heilig – und wir werden den Frieden finden! 


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)
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