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Dienstag, 25. November 2014

Die "Frage" des Kardinal Kasper - Parallelen

Kardinal Walter Kasper hat in seiner Rede vom 20.02.2014, wiederholt und unterstrichen durch seine Veröffentlichung "Das Evangelium von der Familie", in zahlreichen Redebeiträgen und Interviews, die "Frage" gestellt, warum die Kirche zivil wiederverheirateten Gläubigen eine Zweitehe und den Empfang der Sakramente (Beichte und Eucharistie) nicht gestatte. Er plädiert aus "Barmherzigkeit"  für die Akzeptanz eines Lebensentwurfs außerhalb der Ordnung Gottes, eine Akzeptanz des gelebten habituellen Ehebruchs, denn dem Menschen müsse eine zweite (dritte, vierte?) Chance eingeräumt werden. Kardinal Kasper ist überzeugt: "Gott tut das".

In einem am 07. Mai 2014 im amerikanischen "Commonweal" erschienenen Interview erklärte Kardinal Kasper seinen großen Respekt gegenüber Gläubigen, die nach einer Trennung und Scheidung von ihrem Ehegatten in einer Lebensgemeinschaft mit einem neuen Partner leben (weil sie sich z. B. aus Sorge für ihre Kinder nicht trennen können), aber in der Art wie Bruder und Schwester, also ohne die geschlechtlichen Akte zu vollziehen, die der Ehe vorbehalten sind. Diese sicher nicht einfache, aber in Ausnahmefällen von der Kirche geduldete und empfohlene Lebensweise erschließt Betroffenen die Möglichkeit, die Sakramente zu empfangen. Kasper nennt diese Lebensweise einen "heroischen Akt", heldenhaft - und dann meint er: Heroismus sei nichts für den durchschnittlichen Christen.
"To live together as brother and sister? Of course I have high respect for those who are doing this. But it’s a heroic act, and heroism is not for the average Christian."

Es sei die Frage erlaubt, ob Kasper der Annahme ist, dass es zwei Klassen von Christen gibt: durchschnittliche und - sagen wir - überdurchschnittliche? Ein Zweiklassenchristentum? Seit mehr als zweitausend Jahren gilt die Lehre Jesu für alle und jeden, dessen Herz sich von der Liebe Gottes berühren lässt und der in die Nachfolge Christi eingetreten ist. Wir alle wissen uns verbunden in dem einen Glauben, in der einen Taufe und in dem einen Herrn (vgl. Eph 4,5). Und alle sind zu Heiligkeit und Vollkommenheit aufgefordert, die allein uns mit Gott verbindet. Es ist ein Ruf an uns alle: "Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist!" (Mt 5,48) und jeder von uns soll "in Gottesfurcht nach vollkommener Heiligung" streben (vgl. 2Kor 7,1 ; und auch 1 Petr 1,14-16).

Kasper widerspricht somit nicht nur der gesamten Tradition der Kirche und ihren Lehräußerungen (zuletzt noch Papst Franziskus hat die allgemeine Berufung aller Gläubigen zur Heiligkeit festgestellt und sie ihnen ans Herz gelegt) sondern auch der Hl. Schrift und dem Wort Gottes. Ebenso widerspricht er dem Wort Christi, der an den Heilsplan Gottes für den Menschen erinnert, der in der Unauflöslichkeit der Ehe besteht: "Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen!" (s. Mt 19,6 und Mk 10,9). Hier gibt es keine Spitzfindigkeiten, kein kasuistisches Geschwurbel. Die Antwort Jesu auf die Frage (!) der Pharisäer ist klar und eindeutig: die Ehescheidung und Wiederverheiratung ist gegen Gottes Willen.

Der ehemalige Rottenburger Diözesanbischof stellt die Frage (!) ob und unter welchen Bedingungen (!) die katholische Kirche im Einzelfall (!) solche Menschen wieder zu den Sakramenten zulassen kann. Kasper sagt in seinem "Evangelium", dass sein Vorschlag für die Akzeptanz einer zweiten Ehe keine Lösung für alle ist, sondern nur in bestimmten Fällen (!) Anwendung finden solle: nämlich bei denen, die "in unseren Gemeinden" leben, d. h. aktiv sind, die sich am Gemeindeleben beteiligen und sich "engagieren" - und die "ein ehrliches Bedürfnis nach den Sakramenten haben".

Aber ist das Engagement in der Gemeinde, das auch in Kuchenbacken, der Mitarbeit im Pfarrgemeinderat, in der Organisation von Gemeindeausflügen bestehehen kann, wirklich ein Kriterium für eine "Absolution" von schwerer Sünde, die - nach kirchlicher Lehre - von Gott trennt? Nun ja, natürlich sind das diejenigen, die wenigstens noch Kirchensteuer (nach einem System, dass es fast ausschließlich in Deutschland gibt) bezahlen... Ist das noch Seelsorge, die das ewige Heil des Einzelnen berücksichtigt? Aber dennoch: allein die Tatsache der Ungleichbehandlung von Gläubigen, die in der Gemeinde aktiv sind und solchen, die es nicht sind, wäre eine willkürliche Ungerechtigkeit.

Sehr interessant und aufschlussreich ist dazu ein Ausschnitt aus Romano Guardinis "Der Herr", in dem er über die Frage der Pharisäer an Jesus nach der Erlaubtheit des Scheidebriefes handelt. Sind hier nicht zahlreiche Parallelen zwischen der Frage der Pharisäer und der "Frage" Kardinal Kaspers augenscheinlich? Aber Guardini erklärt auch, wie der Wille Gottes zu leben ist, nämlich nicht aus menschlicher Kraft und Macht, sondern allein durch die Gnade Gottes, die uns durch das Sakrament geschenkt ist. Es geht um die Begebenheit, die der Evangelist Matthäus im 19. Kapitel, Vers 1 bis 12 berichtet: 



Weiteres zu den Versuchungen des Kardinal Kasper:


Donnerstag, 12. Dezember 2013

Gerechtigkeit und Barmherzigkeit haben sich umarmt...

(Gebet der hl. Katharina von Siena, Fortsetzung von hier)

Unsere Liebe Frau von Guadalupe, ora pro nobis!

Wenn ich nun deinen erhabenen Ratschluss (Anm.: der Menschwerdung Gottes) betrachte, ewige Dreieinigkeit, finde ich, dass du in deinem Lichte den Adel und die Würde des Menschengeschlechtes gesehen hast. Wie die Liebe dich gedrängt hat, den Menschen nach deinem Bilde zu schaffen, so bewegte dich die gleiche Liebe, ihn zu erlösen, als er verloren war.

Du hast bewiesen, dass du den Menschen vor seiner Erschaffung liebtest, da du ihn in Liebe nach dir bilden wolltest. Aber noch größere Liebe hast du gezeigt, als du dich selbst hingabst und dich in die niedrige Hülle  der Menschheit einschlossest. Was kannst du also noch geben, nachdem du dich selbst ganz geschenkt hast? Daher kannst du wahrlich von ihm sagen: Was hätte ich dir tun sollen oder können, was ich nicht getan habe? 

Ich sehe, dass in diesem großen ewigen Ratschluss deine Weisheit erkannt hat, was für das Heil des Menschen notwendig war. Deine Güte hat es so gewollt, deine Macht hat es verwirklicht. In diesem Ratschluss vereinten sich also deine Macht, deine Weisheit und deine Güte für unser Heil.

O ewige Dreieinigkeit!
Durch diesen Ratschluss wollte deine große Barmherzigkeit deinem Geschöpfe Mitleid erweisen. Du, ewige Dreieinigkeit, wolltest an ihm deine Wahrheit offenbaren, indem du ihm ewiges Leben schenktest. Denn dazu hast du es geschaffen, dass es an dir einst Anteil habe und dich besitze.

Doch die Gerechtigkeit erhob Einspruch, denn in deinem erhabenen Ratschluss musste sich neben der Barmherzigkeit auch die Gerechtigkeit zeigen, die dir eigen ist und in Ewigkeit bleibt. Da deine Gerechtigkeit kein Übel ohne Strafe, und auch nichts Gutes unbelohnt lässt, so konnte der Mensch nicht gerettet werden, ohne dass Genugtuung für seine Sünden geleistet wurde. 

Was für ein Mittel hast du nun gefunden, ewige Dreieinigkeit, um deine Wahrheit zu verwirklichen und dem Menschen Barmherzigkeit zu erweisen, ohne deiner Gerechtigkeit die schuldige Genugtuung zu verweigern? Welches Heilmittel hast du ersonnen? Erkenne, wie geeignet das Heilmittel! Du hast dich entschlossen, uns das Wort, deinen eingeborenen Sohn, zu schenken. Er sollte unser Fleisch annehmen, das dich beleidigt hatte. Er sollte mit dieser Menschheit leiden und so deiner Gerechtigkeit genügen, nicht durch die Kraft der Menschheit, sondern durch die Macht der mit ihr vereinten Gottheit. So geschah es. Deine Wahrheit erfüllte sich. Gerechtigkeit und Barmherzigkeit haben sich umarmt.




aus: Katharina von Siena - Gebete; Übertragen und eingeleitet von P. Dr. Joseph Maria Scheller O.P.; Albertus-Magnus Verlag Vechta i.O.; AD 1936, S. 145ff, Von Mariä Verkündigung (s. Quellen)



Freitag, 15. Februar 2013

Wer immer redet, kommt zu keiner Wahrheit


"Das Innere des Geistes lebt von der Wahrheit: dass er erkennt, was ist und was gilt. Diese Wahrheit spricht der Mensch im Worte aus. Je voller ich sie erkenne, desto besser kann ich sie sagen, und desto reicher wird mein Wort. Um aber die Wahrheit erkennen zu können, muss man in der Stille sein. Wer immer redet, kommt zu keiner Wahrheit."

Romano Guardini

Weiteres zum Thema: 


Bild: Glasmalerei von Stained Glass Inc. www.StainedGlassInc.com

Freitag, 8. Februar 2013

Das höchste Werk der Nächstenliebe

In der Heiligen Schrift sehen wir, daß der Eifer der Apostel für die Verkündigung des Evangeliums, die den Glauben weckt, eng mit der liebenden Sorge für den Dienst an den Armen verbunden ist (vgl. Apg 6,1-4).

In der Kirche müssen Kontemplation und Aktion, die in gewisser Hinsicht durch die Gestalten der Schwestern Maria und Marta im Evangelium versinnbildlicht werden, miteinander bestehen und sich gegenseitig ergänzen (vgl. Lk 10,38-42).

Die Beziehung zu Gott hat immer Vorrang, und das wahre Teilen gemäß dem Evangelium muß im Glauben verwurzelt sein (vgl. Katechese bei der Generalaudienz am 25. April 2012). Manchmal neigt man in der Tat dazu, den Begriff „Nächstenliebe“ auf die Solidarität oder die einfache humanitäre Hilfeleistung zu beschränken. Es gilt jedoch zu bedenken, daß das höchste Werk der Nächstenliebe gerade die Evangelisierung, also der „Dienst am Wort“ ist.

Es gibt kein heilsameres und somit wohltätigeres Werk am Nächsten, als das Brot des Wortes Gottes mit ihm zu brechen, ihn an der Frohen Botschaft des Evangeliums teilhaben zu lassen, ihn in die Beziehung zu Gott einzuführen: Die Evangelisierung ist die höchste und umfassendste Förderung des Menschen. 

Papst Benedikt XVI., Botschaft zur Fastenzeit 2013 


Weiteres zum Thema: 



Sonntag, 30. Dezember 2012

Allmächtiger Gott


Mein Herr und mein Gott!
Du bist allmächtig.
Als allmächtigen, gerechten und liebenden Gott bekennen wir Dich.
Du hast die Macht, aus dem Nichts die Welt zu erschaffen, Sichtbares und Unsichtbares.
Du hast die Macht, als Gott aus einer Jungfrau geboren und Mensch zu werden.
Du hast die Macht, Dich als Sohn für uns Menschen als Opfer darzubringen, damit wir von aller Sünde erlöst werden.
Du hast die Macht, Dein Reich unter uns zu errichten und Menschen zu heilen.
Du hast die Macht, immer bei uns zu sein durch den Heiligen Geist und in den Sakramenten, die Du in Deiner vollkommenen Weisheit Deiner Kirche anvertraut hast.
Du hast die Macht, uns Adamskindern in der Taufe durch die Tilgung der Erbsünde und aller persönlichen Sünden und Sündenstrafen* göttliches Leben zu schenken und uns zu Gotteskindern zu machen, so wie es in der Schrift heißt: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben" (Joh 1,12 ), d.h. allen, die Deiner Lehre, Deinem lebendigen Wort, folgen.
Allmächtiger Gott, Du hast die Macht, uns die Kirche zur Mutter zu geben, damit wir an ihrer Hand in Dein Haus geführt werden (vgl. Joh 14,2).
Du hast die Macht, durch Deine Priester Sünden zu vergeben.
Du hast die Macht, durch die Wandlungsworte des Priesters auf dem Altar wieder Fleisch und Blut zu werden und uns teilhaben zu lassen an Deiner Gegenwart und Deinem Opfer.
Du hast die Macht, in uns einzukehren mit Fleisch und Blut in der sakramentalen Kommunion, so dass alle, die göttliches Leben haben, ein Fleisch, lebendige Glieder Deines mystischen Leibes, werden.
Du hast die Macht, uns nach unserem Glauben und unserer werktätigen Liebe zu richten am Ende der Zeiten (vgl. Joh 5,27ff).
Du bist allwissend und in allem vollkommen.
Du bist allmächtig.
Weil Du allmächtig bist, weißt Du, was gut ist für Deine Geschöpfe. Deshalb vertraue ich auf Dich, mein Herr und mein Gott. Ich vertraue auf Deine Vorsehung und vertraue auf Dein lebendiges Wort, das durch Deine Kirche spricht. Ich glaube; stärke meinen Glauben!
Allmächtiger, dreieiniger Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist!
Mein Herr und mein Gott!
Mir bleibt nur, auf die Knie zu fallen, Dir Dank zu sagen und Dich anzubeten.

 
* vgl. Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) 1263
 
(Dies ist ein Beitrag zum Gemeinschaftsblog "Das Ja des Glaubens" zum Thema "Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen, Schöpfer des Himmels und der Erde...")
 

Eucharistie und Menschwerdung (1)


Die Eucharistie ermöglicht uns ein konkreteres Verständnis der Bedeutung und des Wertes der Menschwerdung. Die Gegenwart des Leibes und Blutes Christi, die von den Worten der Konsekration verkündet und als "Geheimnis des Glaubens" begangen wird, führt uns zur Realität der Menschwerdung selbst zurück; diese Realität nahm der Gottessohn als seine eigene, menschliche Wirklichkeit an.

Das Herabsteigen Gottes vom Himmel, um Mensch zu werden und ein menschliches Dasein zu führen, wird in der Eucharistie nachvollzogen. Beim Aussprechen der Worte "Das ist mein Leib", "Das ist der Kelch mit meinem Blut" macht sich der Sohn Gottes, in dessen Namen diese Worte gesprochen werden, auf der Welt gegenwärtig in dem Fleisch, das er seinerzeit von seiner Mutter Maria erhalten hatte. Die Eucharistie aktualisiert die Menschwerdung immer aufs neue.

Die Verbindung zwischen Menschwerdung und Eucharistie wird im Johannesevangelium besonders deutlich. Der Prolog zu diesem Evangelium stellt uns das Wort vor Augen, das Fleisch wurde (vgl. 1,14); dann zitiert der Evangelist die Worte Jesu in seiner Ankündigung der Eucharistie: "Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt" (6,51). 

Der Begriff "Fleisch" zur Bezeichnung zuerst der Menschwerdung und dann der Eucharistie ist kennzeichnend. Es scheint, dass Jesus selbst diesen echt semitischen Begriff während des Letzten Abendmahles verwendete. Später wurde er im Griechischen mit "Leib" übersetzt. Die Jünger hörten Jesus sagen: "Das ist mein Fleisch". Das Fleisch ist eng mit dem Begriff Fleischwerdung verbunden und legt eine enge Verknüpfung zwischen dem Geheimnis des Kommens Christi in diese Welt und dem Geheimnis der Fleischwerdung nahe.


aus: Eucharistie - Sakrament des Neuen Lebens, hrsg. v.d. Theolog.-Histor. Kommission für das Hl. Jahr 2000; Verlag Schnell und Steiner Regensburg AD 1999; S. 17f; (s. Quellen)

(Hervorhebeungen durch Fettdruck von FW)


Fortsetzung: 
Eucharistie und Menschwerdung (2)


Weiteres zum Thema Inkarnation
Ein Kind ist geboren!



Foto: Altar mit Krippe, Pfarrkirche Opfenbach, © FW

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Die Weihnachtsbotschaft: Gott wird Mensch um uns Menschen von Schuld und Sünde zu befreien



Der heilige Apostel und Evangelist Johannes beginnt sein Evangelium mit folgenden Worten, die tief verstehend das Geheimnis der Menschwerdung betrachten und Zeugnis ablegen von der Wesensgleichheit Jesu Christi mit Gott Vater:
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.

Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.

Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. (Joh 1,1-14)

Wenige Sätze später berichtet der Evangelist vom Zeugnis seines Namensvetters Johannes, nämlich des Täufers, der von dem, der Gottes Wort ist und "Fleisch angenommen" hat, bekennt:

"Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. (...) Er ist der Sohn Gottes." (Joh 1,29.34)

Das ist die Botschaft von Weihnachten:
Gott kommt in seine Welt um uns von unseren Sünden zu erlösen, damit wir Menschen wieder Kinder Gottes werden können.


Gott, Du erfreust uns alljährlich durch die Erwartung unsrer Erlösung; so gib denn, dass wir Deinen Eingeborenen, den wir freudig als Erlöser aufnehmen, einstens auch als Richter mit Zuversicht kommen sehen, unseren Herrn Jesus Christus, Deinen Sohn, der mit Dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
(Gebet bei der Laudes zur Vigil vom Fest der Geburt des Herrn)


Donnerstag, 15. November 2012

Kirchliche Verkündigung

Ausdrücklich erklärt das Konzil: "Niemals sollen sie (Anm.: die Priester) ihre eigene Weisheit vortragen, sondern Gottes Wort lehren und alles stets zur Umkehr und zur Heiligkeit bewegen." (1)

Gerade heute müssen wir dies sehr ernst nehmen und uns in der Vorbereitung der Predigt und Katechese immer wieder fragen: ist es wirklich Gottes Wort das ich verkünde, oder ist es menschliche Weisheit, die aber vor Gott nur Torheit ist (1 Kor 1,20). 

Aber wo ist das Kriterium, daß ich Gottes Wort rein und lauter verkünde? Das Kriterium ist die Kirche, die mir das Wort Gottes verdeutlicht. Die Menschen von heute, auch wenn sie nicht theologisch gebildet sind, haben ein feines Gespür dafür, ob ich Gott verkünde oder ob ich mich selbst verkünde, und wer heute meint, alles mit Soziologie erledigen zu können, muss sich sagen lassen: das machen die anderen viel besser.

Die Handauflegung bedeutet somit: Hinausgehen und das Wort Gottes verkünden, gelegen oder ungelegen, jenes Wort, "das wirksam ist und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, das Richter ist über Gedanken und Regungen unseres Herzens" (vgl. Hebr 4,12).



Bischof Dr. Rudolf Graber in der Ansprache bei der Priesterweihe im Regensburger Dom am 28. Juni 1975; in: Rudolf Graber - Froher Glaube; Predigten, Ansprachen, Vorträge; Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1976 (s. Quellen)


Foto: Kanzel im "Allgäuer Dom" in Lindenberg/Allgäu; privat

Sonntag, 11. November 2012

Lieben, Danken, Belehren, Ermahnen, Singen - Tut alles im Namen des Herrn!

Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld!

Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! 

Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht. In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes.

Seid dankbar! Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch.

Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit!

Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt, denn ihr seid in Gottes Gnade.

Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater! 

Kol 3,12-17; heutige Lesung des 5. (nachgeholten) Sonntag nach Erscheinung des Herrn


Freitag, 19. Oktober 2012

Kardinal Newman: Was ist Glaube?



Es ist die Zustimmung zu einer Lehre als wahr, die wir nicht sehen, die wir nicht beweisen können - aus dem Grunde, weil Gott, der nicht lügen kann, sagt, dass sie wahr ist.

Hinzu kommt aber dieses: Da Gott nicht mit Seiner eigenen Stimme sagt, dass sie wahr ist, sondern mit der Stimme seiner Boten, so ist der Glaube die Zustimmung zu dem, was ein Mensch sagt - nicht einfach als Mensch betrachtet, sondern als Träger einer Botschaft, zu der er als Bote, als Prophet, als Gesandter Gottes beauftragt ist.

John Kardinal Newman
Pred. Bd. 11; Sarto Verlag 2002; S. 222


Mittwoch, 17. Oktober 2012

Katechismus? - Nicht so mein Ding!

Vielleicht sagst Du:
"Hach - Katechismus? - Nicht so mein Ding, was da drin steht."

Für den Jünger ist die Frage ja NICHT:
"Ja, was ist eigentlich so MEIN Ding?"

Für den Jünger ist die Frage:
"Um was geht es denn dem Meister?"

Der Jünger fragt nicht: "Was ist MIR wichtig?"
sondern er fragt: "Was ist IHM wichtig?"

Der Jünger sagt nicht: "ICH sage, DAS ist groß und DAS ist klein, DAS ist wichtig und DAS unwichtig",
sondern der Jünger schaut zum Meister und fragt: "Was ist DIR wichtig und was ist DIR nicht so wichtig?" (...)

Also: Hören wir auf den Meister. Hören wir auf den, dem wir ähnlich werden wollen: auch wenn Er durch die verkündende, lehrende Kirche zu uns spricht. (...)

Etwas Wunderbares ist es, wenn wir sehen, wie gemeinsame Lehre ein Weg zur Einheit ist. Wie wir von einer gemeinsamen Lehre zur Einheit kommen. Diese gemeinsame Lehre, das ist auch die Verkündigung, die wir im Katechismus finden. Einheit ist immer auch in gemeinsamer Lehre verwurzelt.
Eine Einheit ohne gemeinsame Lehre gibt es wohl nicht...



Weiteres zum Thema:


Dienstag, 16. Oktober 2012

ICPE: Die Verkündigung des Wortes Gottes

Video-Glaubensimpuls "Zum Jahr des Glaubens":

Michael Papenkordt (Institut für Weltevangelisation ICPE Mission):

"In dieser kurzen vierteiligen Reihe nehmen wir das "Jahr des Glaubens" und das Schreiben "Porta Fidei" von Papst Benedikt XVI. zum Anlaß uns Gedanken zu machen über das Wort Gottes und den Katechismus ... und warum wir ihn nicht lesen.
Es ist unser Gebet, dass diese kurzen Betrachtungen ein wenig dazu beitragen, dass uns das Wort Gottes in seiner ganzen Herrlichkeit immer neu aufstrahlt und formt."

Teil 1  Die Symphonie

Teil 2  Die Tür

Teil 3  Der kleine Junge

Teil 4  Indiana Jones

Herzliche Empfehlung!


Mit Dank für's Posten an das Blog "Anmerkungen donec venias"!

Donnerstag, 27. September 2012

Liturgie - Geschenkte Worte

"Durch die Liturgie setzt Christus in seiner Kirche, mit der Kirche und durch sie das Werk unserer Erlösung fort. Der Herr macht das Geheimnis von Tod und Auferstehung gegenwärtig. Gott selbst also handelt in der Liturgie, und wir sind in sein Handeln miteinbezogen.

Deswegen ist Liturgie immer Ausrichtung auf Gott. Damit Liturgie wirklich Ausrichtung auf ihn sei, Gebet, Begegnung mit ihm, müssen wir hören und antworten.

Die Liturgie schenkt uns die Worte; wir müssen in ihre Bedeutung eintauchen, uns von ihnen formen lassen. Normalerweise ist zuerst der Gedanke und wird dann zum Wort. Hier aber gehen uns die Worte voraus, in denen Jahrhunderte das Beten, die Begegnung mit Gott geformt haben, und wir gehen in diese Worte hinein und werden von diesen Worten umgewandelt und erneuert, hinaufgehoben zu Gott."

 Papst Benedikt XVI. in der Generalaudienz am 26.09.2012




Montag, 20. August 2012

Bernhard von Clairvaux: Selbsterkenntnis

Zum heutigen Namenstag:

Bernhard von Clairvaux:
Gottes Anruf
Wie Gott zum Gewissen spricht
Darin ermahne ich euch: Hört die innere Stimme; seid bestrebt, mehr von innen heraus die Stimme Gottes als von außen die Stimme eines Menschen zu vernehmen. (...)  Es braucht sich in der Tat keiner zu bemühen, dass er diese Stimme zu hören bekommt. Es kostet eher Mühe, die Ohren zu verstopfen, um nicht zu hören

Es ist nicht nur eine Stimme voll Macht, sondern auch ein Lichtstrahl, der den Menschen die Sünden vorhält und die dunklen Winkel erhellt (1Kor 4,5). Es besteht aber nicht der geringste Unterschied zwischen dieser inneren Stimme und dem Lichtstrahl, denn ein und derselbe ist der Sohn Gottes, das Wort des Vaters, der Abglanz der Herrlichkeit.

Denn was anders wird duch jenen Lichtstrahl oder jenes Wort bewirkt als Selbsterkenntnis? Da wird das Buch des Gewissens aufgeschlagen, in der unglücklichen Reihe der Erlebnisse zurückgeblättert, manch traurige Geschichte wieder aufgerollt, der Geist wird licht und vor seinen Augen liegt die Erinnerung offen da.

Höre nur auf dein Inneres, richte die Augen deines Geistes darauf und du wirst selbst erleben, wie es geht, und dadurch lernen. "Denn niemand weiß, was im Menschen ist, als der Geist des Menschen, der in ihm selber ist" (1Kor 2,11).

Wenn Hoffart, wenn Geiz, wenn Neid, wenn Ehrsucht oder ein ähnlicher Schandfleck darin verborgen liegt, kann er dem prüfenden Auge kaum entrinnen. Wenn Unzucht, wenn Raub, wenn Grausamkeit, wenn irgendwie Betrug oder irgendeine Schuld eingelassen wurde, vor diesem inneren Richter wird der Schuldige sich nicht verbergen noch vor ihm leugnen können; denn jener sündhafte Freudenkitzel ging rasch vorüber und die ganze lockende Lust fand ein schnelles Ende.

Aber dafür drückte sie deiner Erinnerung ein bitteres Siegel auf, ließ hässliche Spuren zurück. In diesem Sammelbecken ist aller Schmutz und aller Unrat wie im Kielraum zusammengeflossen. Ein umfangreiches Buch ist das Gewissen, in das alles eingeschrieben ist, und zwar mit dem Griffel der Wahrheit.

Aus: Bernhard von Clairvaux., Die Botschaft der Freude, Benziger Verlag Einsiedeln AD 1953; S. 43-45, gekürzt)

Samstag, 19. Mai 2012

Unser Land braucht einen neuen missionarischen, apostolischen Aufbruch...

aus der Botschaft von Papst Benedikt XVI. zum 98. Deutschen Katholikentag in Mannheim:

Denn nur eine Menschheit, in der die „Zivilisation der Liebe“ herrscht, wird sich eines wahren und bleibenden Friedens erfreuen können. Als Kirche haben wir den Auftrag, den Anspruch und die Botschaft des Evangeliums offen und klar zu verkünden. Der Beitrag aller Getauften zur Neuevangelisierung ist unerlässlich. Auch unser Land braucht einen neuen missionarischen, apostolischen Aufbruch. (...)

Auf sein Wort hin wollen wir aufbrechen.
Habt den Mut, euch an Jesus Christus zu orientieren! Stärkt euch gegenseitig im Glauben! Steht in eurem Freundeskreis, in Schule und Beruf für die Botschaft des Evangeliums ein! Wie Christus die Kirche liebt (vgl. Eph 5,25), wollen auch wir die Kirche lieben. Ja, identifiziert euch mit der Kirche, weil sich Christus mit der Kirche identifiziert, weil sich Christus mit uns identifiziert! Schöpft aus dem Leben und aus der Wahrheit, die uns Christus in der Kirche schenkt! Wir alle wollen diesen Schatz der Liebe Gottes den Menschen in unserem Land bringen. Auf sein Wort hin wollen wir aufbrechen (vgl. Lk 5,5) und so Gottes Aufbruch zu uns Menschen erwidern.



Sonntag, 22. April 2012

Sonntag vom Guten Hirten

Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.

Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt.








Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. 














Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten.
(Joh 10,11-16)











Fotos: Fenster der Kirche St Denys, Northmoor, UK; Lawrence OP

Montag, 12. März 2012

Die Grundlage jeder Erneuerung: Der Glaube (10)

Prof. DDr. Josef Seifert  (1976)

Fortsetzung Teil 10

Unglückseliger Optimismus
C.  Wir haben oben schon festgestellt: Diejenigen, die für die grundlegende Rolle des Glaubensaktes, die der Verherrlichung Gottes, blind sind, verurteilen auch die Lehre von der Notwendigkeit des Glaubens für das ewige Heil als abwegig und grauenvoll. Sie richten den Blick so ausschließlich auf die ewige Seligkeit, daß sie die Vorstellung der Hölle gar nicht vollziehen können; diese schreckliche Realität kann man freilich nur verstehen, wenn man weiß, daß erstes und oberstes Ziel des Menschen die Verherrlichung Gottes ist, und erst das zweite die eigene Seligkeit. Nur dann kann man begreifen, daß die Abwendung von Gott in der schweren Sünde den Verlust der ewigen Glückseligkeit nach sich ziehen kann.

Aber nicht genug damit: Wenn man den ersten und obersten Sinn der Welt, die Verherrlichung Gottes aus den Augen verliert, dann führt der Weg weiter zum Verlust des Glaubens auch an den Himmel. Oder mag man auch noch an den Himmel glauben, so wird doch die unerläßliche Rolle des Glaubens und der Kirche für die Erreichung des ewigen Zieles nicht mehr erkannt.

Man sagt: Gott will jeden Menschen retten, was freilich zutrifft, aber man vergißt oder verschweigt, daß er die Befolgung Seines Wortes oder wenigstens den Durst danach in der Begierdetaufe zur Bedingung der Rettung gemacht hat.

Die Menschen verfallen einem unglückseligen Optimismus, was ihr seliges Heil betrifft, und begreifen nicht mehr, wie schrecklich die Sünde ist. Mehr noch, sie revoltieren gegen alle Gebote, die Schweres von ihnen fordern, wie sie etwa die Enzyklika Humanae Vitae oder die Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe aussprechen. Freilich kann man solche Verpflichtungen nicht verstehen,wenn man sie trennt von dem höchsten Wert der Sittlichkeit: Gott zu gefallen.


Laxismus und Utopismus

D.  In der Folge werden auch alle anderen Dimensionen des religiösen Lebens unterminiert, u. a. besonders der große Auftrag Christi, hinauszugehen in alle Welt und den Samen Seines Wortes auszustreuen. Die übernatürliche Wirkkraft der heiligen Sakramente wird herabgespielt; gesucht und erstrebt wird nur die religiöse "Erfahrung".

Jedwede sittliche Forderung, die sich mit diesem reinen Immanenzdenken nicht verträgt, wird von solchen Menschen sehr bald abgeschüttelt, und schließlich bringen sie es fertig, den Glauben mit marxistischen und revolutionären Utopien gleichzusetzen.

Sie suchen die Verbindung mit Freimaurern und sogar mit Kommunisten und arbeiten mit ihnen zusammen für einen Humanismus, dem buchstäblich alle Elemente des wahren christlichen Humanismus abgehen, wie Henri de Lubac festgestellt hat. Sie setzen ihr Vertrauen auf eine innere Wandlung des Kommunismus - eine Utopie, gegen die Solschenizyn so machtvoll aufgetreten ist - und glauben an die Möglichkeit eines immerwährenden Friedens in der Welt, ja, sie erklären den übernatürlichen Glauben an einen überweltlichen Gott und an ein Leben nach dem Tode für einen platten Unglauben und die atheistische und historizistische Hoffnung auf eine immergeschichtliche Zukunft wird als Glaube proklamiert - so geschehen bei dem Dialog zwischen Marxisten und Katholiken in Salzburg im Jahre 1967.



Schluss folgt


Prof. Josef Seifert:
Die Grundlage jeder Erneuerung: Der Glaube
( Teil  1)    (bitte HIER klicken!)
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Donnerstag, 9. Februar 2012

Gebunden an Wort und Tradition

Der katholische Glaube stellt nicht neben die Autorität des Wortes Gottes auch noch die apostolische und kirchliche Tradition und das Lehramt von Papst und Konzil.

Entscheidend ist vielmehr, dass das Wort Gottes aufgrund der Inkarnation uns nur im Menschenwort gegeben ist. Deshalb bedarf der Mensch als Hörer des Wortes auch der gesamtkirchlichen Überlieferung und der Auslegung in menschlichen Bekenntnisworten und Zeichenhandlungen (Kerygma, Dogma, Sakrament und heiliges Recht).

Darum dient das kirchliche Lehramt dem Wort Gottes, bewahrt es treu und legt es verbindlich aus in der Kraft desselben Geistes, der die Jünger in die volle Wahrheit Christi einführt. (vgl. "Dei verbum" 10)




Dienstag, 22. November 2011

Hirtenwort des Augsburger Bischofs Konrad Zdarsa zum Hochfest Christkönig 2011

Der Bischof von Augsburg, Dr. Konrad Zdarsa, hat in seiner Diözese zum Christ-Königs-Sonntag am vergangenen 20. November ein bemerkenswertes Hirtenwort verlesen lassen. Neben rückblickenden Beobachtungen beim WJT 2011 in Madrid sind auch die Mittel zur modernen Kommunikation Gegenstand seiner Betrachtungen.


Hirtenwort zum Hochfest Christkönig 2011

Liebe Schwestern und Brüder,

in diesem zu Ende gehenden Kirchenjahr sind wir katholische Christen reich beschenkt worden. Es ist mir gar nicht möglich, alles aufzuzählen. Aber aus der vielfältigen Feier des Kirchenjahres, den zahlreichen Gottesdiensten und Feiern anlässlich denkwürdiger Ereignisse in den Gemeinden ragen die diözesanen und überdiözesanen Ereignisse heraus. Ich denke dabei an die Ulrichswoche in unserem Bistum, den Weltjugendtag in Madrid und den Besuch des Heiligen Vaters, Papst Benedikt XVI., in unserem Land. Seine geistliche Botschaft wird uns noch sehr lange beschäftigen müssen.

Unvergesslich wird mir die Vigil zum Weltjugendtag in Madrid bleiben. Auf den ersten Blick schien sie gründlich verhagelt worden zu sein. Aber nach einem verheerenden Gewittersturm, der Elektronik und Programm gehörig durcheinanderbrachte, verharrten an die eineinhalb Millionen Jugendliche mehrere Minuten lang einmütig schweigend und betend vor dem ausgesetzten Allerheiligsten in der Monstranz. Alle Kosten, alle Strapazen, alle Hitze und alle noch so weiten Wege waren nichts gegen diese wunderbare Erfahrung der Einmütigkeit im Gebet.

Ich will nicht verhehlen, dass aufgrund schwerer Organisationsmängel viele unserer Jugendlichen diese Erfahrung nicht machen konnten. Aber ich glaube, dass gerade auch ihr Aufbruch, ihre Geduld und ihr Einsatz gesegnet waren und nicht unwesentlich zum Gelingen dieses geistlichen Treffens beigetragen haben. Bei meinen Katechesen und bei den Eucharistiefeiern mit den Jugendlichen konnte ich das erleben. Hier wie da musste ich an die Gottesbegegnung des Propheten Elias auf dem Berg Horeb denken: Der Herr war nicht im Sturm und nicht im Erdbeben, nicht im Erdbeben und nicht im Feuer.[(1) Aber er sprach zu uns auf vielfältige Weise, vor allem in seinem Wort und Sakrament.

Bei meiner ersten Katechese fragte mich der zuständige Jugendseelsorger, ob ich eine Art Dingsymbol dabei hätte. Damit meinte er ein kleines Bild oder einen Stein, ein Holzkreuz oder ein anderes Symbol, das ich den Jugendlichen hätte in die Hand geben können und mit dem sie sich später an den Inhalt meiner Katechese hätten erinnern können. Ich verfügte aber nicht über ein solches katechetisches Requisit. Ich hatte bei meinen Vorträgen ausschließlich auf das Wort gesetzt.

Später habe ich deshalb die Jugendlichen dazu aufgefordert, ihre Erinnerungen doch auf ein Wort, ja, eine Wortfamilie zu gründen, nämlich auf das Angesprochensein, den Anspruch und auf das Ansprechen.

Darüber, liebe Schwestern und Brüder, möchte ich im Folgenden mit Ihnen nachdenken:

1. Sich von Gott angesprochen wissen.

 Der Brief an die Hebräer aus dem Neuen Testament beginnt mit den Worten:

„Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, …“(2)

Bezogen auf die Existenz unseres Planeten, das Leben auf der Erde, das menschliche Dasein, leben wir, graphisch dargestellt auf dem Zifferblatt einer Uhr, tatsächlich erst seit wenigen Sekunden. Es ist Endzeit – daran hat sich auch nach 2000 Jahren nichts geändert. Es ist Entscheidungszeit – aber nicht verstanden nach der Art von Sekten, die den Menschen mit der Ansage des Weltuntergangs Angst einjagen und sie für sich gewinnen wollen. Es ist Entscheidungszeit in der Ernsthaftigkeit des Glaubens und mit der einzigartigen Chance, die einem jeden Menschen mit der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus angeboten und eröffnet worden ist. Nach der Stunde auf Golgota – so sagt ein Dichter (Stefan Andres) – kann nichts mehr geschehen, was die Welt noch wesentlich verändern könnte.

Gott selber hat uns nämlich unüberbietbar angesprochen in seinem menschgewordenen Sohn. Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.

Wenn wir vor dem Empfang der Hl. Kommunion bitten: - … sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund - sollten wir daran denken: Gott selber ist das Wort, das tröstet und befreit.

Er selbst hat doch den Mose aufgefordert, sein Volk herauszuführen aus Ägypten.

Er selbst hat doch zu seinem Volk gesprochen durch die Befreiung aus dem Sklavenhaus und die Errettung aus der Hand des Pharao beim Durchzug durch das Rote Meer.

Er selbst spricht doch zu uns im Sakrament der Taufe als zu seinen Kindern.

Er selbst spricht doch im Sakrament der Buße das befreiende Wort, das wir uns selbst nicht sagen können.

Wenn Israel beherzigt hätte, dass Gott zuerst zu ihm gesprochen hat als sein Befreier, es hätte sich wohl kaum so schwer getan, den Bund zu halten.

Wenn uns immer und überall bewusst wäre, dass wir Gottes geliebte Kinder sind, wir täten uns wohl auch viel leichter, die Gebote zu befolgen. 


2. Den Anspruch wahrnehmen … 

Aus der tiefgehenden Ansprache des himmlischen Vaters in der Menschwerdung seines Sohnes erwächst für uns der höchste Anspruch unseres Glaubens, wenn wir bekennen: Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit.

Verspüren wir den Anspruch, der für uns daraus ergeht?

Nehmen wir wahr, dass das – im Bild gesprochen – bedeutet, die Hl. Messe Tag für Tag mit dem Brot des eigenen Lebens zu feiern und uns verwandeln zu lassen, um ein „anderer Christus“ für unsere Mitmenschen zu sein? Die Feier der Hl. Eucharistie ist die tiefste Feier des Wortes Gottes. Sie ist die Feier auf dem Wege, die erfüllt ist bei der Wiederkunft des Herrn. Aber dieser Anspruch Gottes ergeht nicht etwa ausschließlich bei der Feier der Eucharistie an uns. Auf viele andere Weise können wir ihn wahrnehmen: Im Gottesdienst und im Gebet, in der Feier der Sakramente, bei der Betrachtung der Hl. Schrift und in jeder Tat der Liebe. Wir müssen uns nur dem Anspruch stellen wollen. Wer sich aber dem Anspruch Gottes stellt, wird daraus Kraft und Zuversicht gewinnen. 


3. … und ansprechend weitergeben.

Wer sich von Gott selber angesprochen weiß, wer seinen Anspruch wahrnimmt und dadurch seinem Leben eine Richtung gibt, kann gar nicht anders, als von dem zu reden, was ihn bewegt.

„Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben.“(3) , bezeugen die Apostel Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat. Und Petrus fordert uns dazu auf: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“(4)

Zwei wesentliche Voraussetzungen sind erforderlich, um dieser Anforderung zu entsprechen. Wir müssen dazu gleichermaßen fähig sein und bereit.

Wer im Dienst der Verkündigung der Kirche steht, weiß um die Schwierigkeit, den Glauben in einer zeitgemäßen Sprache zu verkünden. Wir müssen eine Sprache sprechen, die unsere Mitmenschen verstehen, ohne dass wir unseren Glauben verkürzen und verfälschen. Man muss aber kein studierter Theologe sein, um über ein ausreichendes Glaubenswissen zu verfügen. Der Katechismus der Katholischen Kirche und der neue Jugendkatechismus (YOUCAT) können uns dabei eine starke Hilfe sein.

Den Anspruch Gottes ansprechend weiterzugeben, bedeutet aber nicht nur, jeweils die geeigneten Worte zu finden. Auskunft zu geben von der Hoffnung, die uns beseelt, muss keineswegs nur reden heißen. Unser Herr hat alle seine Reden durch Zeichen und Wunder beglaubigt und bekräftigt. Ein glaubwürdig gelebtes christliches Leben, spricht eine unmissverständliche Sprache, die nicht überhört werden wird.

Noch nie hatten wir solche Möglichkeiten, unseren Glauben in Wort und Schrift zu bilden, zu vertiefen und zu erneuern!

Noch nie war uns wohl solche Freiheit gegeben, in Frieden unserer Sendung nachzugehen und unseren Glauben zu leben und zu bezeugen!

Wenn uns der Apostel dazu auffordert, Auskunft über unsere Hoffnung zu geben, vergisst er nicht hinzuzufügen: „… antwortet aber bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen, …“(5) Wenig später aber erklärt er: Die Taufe „ … ist eine Bitte an Gott um ein reines Gewissen aufgrund der Auferstehung Jesu Christi.“(6) Weil Gott uns zuerst als seine geliebten Kinder angesprochen hat in der Taufe auf den Tod und die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus, können wir seine Liebe ansprechend weitergeben.

Ein kleines, aber besonderes Ereignis in jüngerer Zeit hat mich sogar meine Einstellung zu den Mitteln der modernen Kommunikation überdenken lassen. Ich muss niemandem erklären, dass uns auch damit bei aller möglichen Gefährdung großartige Möglichkeiten eröffnet worden sind, die gute Nachricht von Gott ansprechend weiterzugeben.

Es war auf der Fahrt zur Einführung des neuen Erzbischofs von Berlin. Auf einem Gewerbepark neben der Autobahn. Hoch oben stand es geschrieben. In großen schwarzen Lettern auf weißem Grund. Eine himmlische SMS! Ein göttlicher Twitter! Die Zusage:


ICH HALTE DICH

und unterschrieben:

GOTT

Diese unvermittelte Botschaft aus dem Dunkel der Nacht hat mich sehr bewegt, begeistert und getröstet. Gern möchte ich diesen Trost an jede einzelne, an jeden einzelnen von uns weitergeben. Gott hält Dich! Gott hält Euch!

Dazu segne, beschütze und halte Sie der barmherzige Gott

der + Vater und der + Sohn und der + Heilige Geist. Amen


Augsburg, im November 2011

gez.

+ Konrad Zdarsa

Bischof von Augsburg


(1) 1 Kör 19,11ff
(2)  Hebr 1,1f
(3)  Apg 4,20
(4) 1 Petr 3,15
(5)  1 Petr 3,16
(6)  1 Petr 3,21b


Fotos:  Bischof Dr. Konrad Zdarsa während einer hl. Messe anlässlich einer Orgelweihe, privat

Montag, 8. August 2011

II. Vatikanum: Aktion der Laien bei der Feier der Eucharistie

II. Vat. Konzil
So richtet die Kirche ihre ganze Sorge darauf, daß die Christen diesem Geheimnis des Glaubens nicht wie Außenstehende und stumme Zuschauer beiwohnen; sie sollen vielmehr durch die Riten und Gebete dieses Mysterium wohl verstehen lernen und so die heilige Handlung bewußt, fromm und tätig mitfeiern, sich durch das Wort Gottes formen lassen, am Tisch des Herrenleibes Stärkung finden. Sie sollen Gott danksagen und die unbefleckte Opfergabe darbringen nicht nur durch die Hände des Priesters, sondern auch gemeinsam mit ihm und dadurch sich selber darbringen lernen. So sollen sie durch Christus, den Mittler, von Tag zu Tag zu immer vollerer Einheit mit Gott und untereinander gelangen, damit schließlich Gott alles in allem sei.

aus: II. Vatikanum: Sacrosanctum Concilium - Konstitution über die heilige Liturgie, Nr.48

(Hervorhebungen durch Administrator)
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