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Mittwoch, 2. Dezember 2015

Danke, o Herr, für Dein Priestertum!

Das Stift Heiligenkreuz hat unter dem Titel "How is it to Be Priest?" ein Video mit Statements zum Thema Priestertum gedreht. Priester und Studenten geben Antworten auf die Frage, was es bedeutet, Priester zu sein. Erfrischend und tief.
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Priesterweihe heißt:
Eingetauchtwerden in Ihn, in die Wahrheit.
Ich gehöre auf neue Weise ihm und so den anderen, "damit sein Reich komme". 


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Gebet um gute Priester

Freitag, 6. November 2015

Gebet um gute Priester

Jesus, guter Hirte, Du bist gekommen, um zu suchen und selig zu machen, was verloren war. Du hast das Priestertum der Kirche gestiftet, das Dein Werk für alle Zeiten fortsetzen soll. Wir flehen inständig zu Dir: Sende Arbeiter in Deinen Weinberg. Sende würdige Priester in Deine heilige Kirche. Gib, dass alle, die Du von Ewigkeit her zu Deinem Dienste auserwählt hast, Deinem Rufe folgen. Lass aber keinen Unberufenen sich in Dein Heiligtum eindrängen. Stärke alle Priester in ihrem schweren Beruf. Segne ihre Mühen und Arbeiten. Lass sie das Salz der Erde sein, ein Licht, das allen Gläubigen durch Wort und Beispiel voranleuchtet. Verleihe ihnen Weisheit, Geduld und Festigkeit, damit sie Deine Ehre fördern, Dein Reich in den Herzen der Menschen ausbreiten und die ihnen anvertrauten Seelen zum ewigen Leben führen. Amen.


aus dem alten Speyrer Gesangbuch "Salve Regina"; gefunden auf dem neuen Blog "Feuer und Flamme" von Scriptor flammae


 
Weiteres zum Thema "Gebet um gute Priester":

Donnerstag, 12. März 2015

Alte Menschen können Segen und Stütze für die Jugend sein


Die Berufung der Großeltern, aller alten Menschen ist in besonderer Weise das Gebet. Was für ein großes Geschenk ist ihr Gebet für die ganze Kirche. Großeltern und alte Menschen stützen durch ihr Beten die Jugend und die Erwachsenen, schenken der ganzen Gesellschaft Hoffnung und Trost.

Papst Franziskus bei der Mittwochs-Audienz am 11. März 2015


Bild: Marien-Altar im Dom zu Graz; eigenes Foto

Sonntag, 18. Januar 2015

Neue REGINA-Ausgaben!

Unglaublich, was das Redaktionsteam des mehrsprachigen  REGINA Magazins zustande bringt: Seit August 2014 sind bereits drei neue Ausgaben online:

Thema der neuesten, 106 Seiten umfassenden Sonderausgabe des (englisch-sprachigen) Magazins ist die blühende Dominikanerinnen-Gemeinschaft von Summit im Bundesstaat New Jersey (USA).



"Die Dominikanerinnen von Summit, NJ"
dasselbe als pdf

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Bereits im Oktober 2014 erschien eine umfangreiche Ausgabe des REGINA-Magazins über Frankreich. Auf nicht weniger als 276 Seiten gilt es, prachtvolle Bilder sowie interessante Berichte über ganz besondere Orte, Heilige und die Lebensart Frankreichs zu entdecken. Unbedingt sehenswert, selbst dann, wenn man der englischen Sprache nicht mächtig ist! Die vielen Bilder sprechen schon allein für sich.



REGINA Magazin Frankreich (Volume 10)
dasselbe als pdf


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Auch zu Weihnachten 2014 gab es eine Sonderedition:
234 Seiten Weihnachten in aller Welt




REGINA Magazin Weihnachten 2014 (Volume 11)
dasselbe als pdf



Frühere Ausgaben und Informationen über das REGINA Magazin: hier. 
Und hier (bitte klicken!) die Homepage der Online-Zeitschrift mit vielen Zusatz-Informationen.


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Freitag, 13. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 27: Der Priestermangel (2)

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 27

Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung von hier

Gründe des Priestermangels (Forts.)

c)  Diakonat und Priestertum der Frau

Das Priestertum ebenso wie der Diakonat ist aus inneren Gründen und wegen der ununterbrochenen Tradition zwingend dem Mann vorbehalten (c. 1024). Gegen diesen Bestandteil des göttlichen Rechts  laufen der Progressismus und der Feminismus seit vielen Jahren Sturm.

Die einen fordern (vorläufig) nur den Diakonat, die anderen auch das Priestertum der Frau. Die Zahl der Stimmen, die sich für den Frauendiakonat aussprechen, ist nicht mehr zu zählen. ich nenne den Tübinger Theologen Peter Hünermann und den Bonner Dogmatiker Hans Jorissen (20), Frau Hanna-Renate Laurien (21) und Frau Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz (22) sowie den sogenannten "Katholischen Deutschen Frauenbund" (23).

In Bendorf tagte die Arbeitsgemeinschaft "Feminismus und Kirchen" mit dem Thema "Ekklesia der Frauen" (24). Der Verein "Diakonat der Frau" ist in 17 Diözesen tätig (25). Auf dem Stuttgarter Kongress für den Frauendiakonat verkündete der Tübinger Dogmatiker Hünermann, die Forderung stehe "in Übereinstimmung mit der Deutschen Bischofskonferenz" (26). In der Tat ermutigte Bischof Lehmann Vorstöße für den Diakonat der Frau (27).

Andere gehen weiter. Rita Waschbüsch fordert die Priesterweihe für Frauen (28). Nach Bischof Lehmann ist die Argumentation für den Vorbehalt des Priestertums für den Mann "haltlos und kraftlos" (29). Das heißt doch wohl nichts anderes, als dass die Bestimmung willkürlich ist und in der Luft hängt.

Als die Altkatholiken sogenannte Priesterinnen zu weihen sich anmaßten, schwiegen die Deutsche Bischofskonferenz und ihr ansonsten so beredter Vorsitzender (Anm.: damals: Bischof Karl Lehmann, Mainz). Die "Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands" und der "Katholische Deutsche Frauenbund" sprachen ihre Glückwünsche aus (30). 

Diese Haltung ist konsequent. Wer nicht mehr weiß, was die Weihe im Geweihten wirkt, dem fehlt das Verständnis für den Ausschluss der Frauen vom Priestertum.

d)  Die Schuld der Bischöfe

Der Priestermangel führt die deutschen Bischöfe fortwährend zu neuen Überlegungen, wie die Seelsorge in der Zukunft gewährleistet werden kann, aber er veranlasst sie nicht dazu, die Ursachen des Mangels zu erkennen und zu beseitigen.

Sie weisen auf alle möglichen vordergründigen Erscheinungen hin, aber ihre eigene Schuld an den Verhältnissen räumen sie nicht ein. Statt sich zu bekehren, stellen die deutschen Bischöfe "die Frage nach neuen Zugangswegen zum Priestertum" (Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde IV,1). Diese verschleiernde Redeweise kann doch wohl nur bedeuten: Abschaffung der priesterlichen Enthaltsamkeit. Auf diese Weise suchen die Bischöfe die Unfähigkeit der nachkonziliaren Kirche zu vertuschen, genügend Priester nach dem Herzen Jesu hervorzubringen.

Das Papier "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" geht wie fast alle Äußerungen der deutschen Bischofskonferenz auf die entscheidenden Ursachen des Priestermangels nicht ein. Die wahren Gründe für den Priestermangel werden verschwiegen, weil sie für die Bichöfe vernichtend wären. Denn sie sind es, die durch Tun und Unterlassen die Hauptschuld am Priestermangel tragen. Darum sei es ihnen an dieser Stelle noch einmal in aller Öffentlichkeit gesagt:

Wenn man den Priestermangel geradezu züchten will, dass muss man mit dem Priestertum so umgehen, wie es die Bischöfe seit Jahrzehnten tun. Sie haben die progressistischen Theologieprofessoren ihre Unheilssaat ausstreuen lassen. Sie haben die Pfarrgemeinderäte ins Leben gerufen, die sich nicht selten als Neben- oder Gegeninstanz zum Priester verstehen. Sie haben weibliche Ministranten eingeführt. Der damalige Bischof von Eichstätt, Karl Braun, bemerkte bei ihrer Zulassung, "die Sorge um Priesterberufe" dürfe dadurch "keinerlei Beeinträchtigung erfahren" (31). 

Die Bischöfe haben sich als unfähig erwiesen, eine zahlenmäßig ausreichende, auf der Höhe ihrer Berufung stehende Priesterschaft heranzubilden. Die hohe Zahl von Pfarrstellen, die nicht mit zölibatären Priestern besetzt werden können, erhebt Anklage gegen die Amtsführung der deutschen Bischöfe.

e)  Mängel in der Ausbildung

Soweit mein Blick reicht, muss ich die Feststellung treffen: Die deutschen Priesterseminare sind fast ausnahmslos ihrer Aufgabe nicht gewachsen (32). In vielen Priesterseminaren erfährt die Berufung junger Männer keine Förderung sondern eine Erschütterung. Wer das Priestertum in der Gesinnung anstrebt, die der regierende Papst (Anm.: Johannes Paul II.) unermüdlich verkündigt und fordert, gerät in Gefahr, unter Druck gesetzt oder entlassen zu werden.

In der Diözese Chur war es vor der Ernennung des Bischofs Haas üblich, dass Priesterkandidaten und angehende Pastoralassistenten gemeinsam in einem Haus untergebracht waren, das trotz dieser Mixtur den Namen Priesterseminar führte.

Beten um Priesternachwuchs ist gut, ist notwendig, ist unerlässlich. Aber Beten allein reicht nicht aus. Es müssen eine Menge anderer Faktoren zusammenkommen, um ein Klima zu schaffen, in dem Berufungen gedeihen können.


(20)  Deutsche Tagespost Nr. 42 vom 5. April 1997 S. 4
(21)  Glaube und Leben vom 12. Mai 1996 S. 2
(22)  Nachdenkliches zum Diakonat der Frau: Internationale katholische Zeitschrift "Communio" 25, 1996, 534-542
(23)  Glaube und Leben Nr. 16 vom 20. April 1997 S.2
(24)  Glaube und Leben Nr. 21 vom 25. Mai 1997 S. 6
(25)  Glaube und Leben Nr. 3 vom 19. Januar 1997 S. 13; Nr. 15 vom 13. April 1997 S. 5
(26)  Deutsche Tagespost Nr. 42 vom 5. April 1997 S. 4
(27)  Deutsche Tagespost Nr. 148 vom 10. Dezember 1996 S. 4; Glaube und Leben Nr. 41 vom 13. Oktober 1996 S. 2, S. 11
(28)  FAZ vom 24. Mai 1996 S. 5; Deutsche Tagespost Nr. 144 vom 30. November 1996 S. 15
(29)  Deutsche Tagespost Nr. 52/53 vom 29. April 1997 S. 7
(30)  Materialdienst 47, 1996, 105
(31)  Pfarramtsblatt 68, 1995,128
(32)  May, das Priestertum in der nachkonziliaren Kirche 10-15


(Anm.: Links wurden von mir hinzugefügt.)

Fortsezung folgt





Weiteres zum Thema "Priestermangel": 

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Donnerstag, 12. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 26: Der Priestermangel (1)

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 26

Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


IV. Der Priestermangel

1. Die Tatsache

Den zahlreichen Amtsniederlegungen von Priestern korrespondiert das Ausbleiben von Neuzugängen zum Priestertum. Der Aufbau der anderen Hierarchie vollzieht sich auf dem Hintergrund des notorischen Priestermangels in den deutschen Diözesen, ja er zieht daraus einen Teil seiner Berechtigung und Notwendigkeit.

Der Priestermangel ist eine Tatsache. Ihm voraus geht der Priesterkandidatenmangel. Im Jahre 1995 fand sich in der riesigen Erzdiözese München kein einziger Abiturient, der Priester werden wollte (8). Das Papier "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" spricht vom Mangel an hauptamtlichen kirchlichen Mitarbeitern und an Priestern sowie an Ordensleuten (I,2,4). Der erstere Mangel besteht nicht. Es gibt genügend Laientheologen, die sich um hochdotierte Posten in den deutschen Diözesen bewerben.

Der "Berufsverband der Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten in der Erzdiözese Bamberg" kritisierte die Gebetsinitiative des Erzbischofs Braun für geistliche Berufe. An Nachwuchs für Pastoralreferenten fehle es nicht; lediglich an Priesternachwuchs fehle es wegen der Zulassungsbestimmungen und der Strukturkrise des Amtes (9).

Die Gegner des Priestertums haben begriffen, dass sich ihnen hier die Chance bietet, in die Positionen einzurücken, die durch den Abfall so vieler Priester und das Ausbleiben von Berufungen frei geworden sind. Die am Priestertum bzw. an dessen Voraussetzungen Gescheiterten wittern Morgenluft und sehen ihre Stunde gekommen. Die Bischöfe begründen ihre Förderung der anderen Hierarchie mit dem Fehlen von Priestern.

2. Die Gründe

Die Gründe des Priestermangels sind vielgestaltig. Die Bischöfe sind jedoch mehrheitlich nicht gewillt, jene Gründe zur Kenntnis zu nehmen, die sich aus ihrem Versagen ergeben. Der Erzbischof von Freiburg (Anm.: Oskar Saier) zählte in seinem Brief an die Pfarrgemeinden in der Region Bodensee äußere Gründe für das Ausbleiben des Priesternachwuchses auf (10). Von inneren Gründen verlautete er kein Wort. Ich will sie ihm nennen.

a)  Die Zerstörung des Würdebewusstseins

Ein Hauptgrund für den Priestermangel ist die Zerstörung des Bewusstseins von der hohen Würde und der unersetzlichen Notwendigkeit des Priesterstandes. Der heutige Priestermangel ist also zum erheblichen Teil das Ergebnis des Wirkens der progressistischen Theologen. Ich klage sie an, dass sie zahlreichen Theologie-studierenden den Glauben, die Liebe zur Kirche und den Priesterberuf zerstören.

Wenn es mit dem Priestertum weiter nichts auf sich hat, wenn es sich nicht auf die Stiftung Christi berufen kann, wenn von der Repräsentation Christi nicht die Rede sein kann, dann ist nicht einzusehen, warum man einen Stand erwählen soll, der durch stark erhöhte Ansprüche an seine Glieder gekennzeichnet ist.

Ein gebildeter Laie schrieb dem Bischof von Limburg (Anm.: Franz Kamphaus) am 11. September 1995: "Es gibt noch junge Männer, die sich zum geweihten Seelsorgedienst bereitfinden, aber sie gehen mehrheitlich zu den konservativen Gruppen! Je mehr sie von Bischöfen wie Sie und Ihr Kollege in Augsburg (Anm.: von 1993-2004 Viktor Josef Dammertz OSB) ausgegrenzt werden, um so weniger werden sich für den Diözesandienst entscheiden."

b)  Die Auspowerung des priesterlichen Dienstes

Den theoretischen Kampf gegen Sein und Sendung des Priestertums entspricht dessen Schmälerung in der Praxis. Der priesterliche Stand ist in den letzten 30 (Anm.: nunmehr 47) Jahren regelrecht ausgepowert worden.

Die Anordnungen der Hierarchie haben ihm eine Funktion nach der anderen entzogen und ihm eine andere Hierarchie an die Seite oder besser entgegengestellt. Schon die Einrichtung der Pastoralassistenten war ein Anschlag gegen das katholische Priestertum. Hier wird dem geweihten Seelsorger eine ungeweihte Person an die Seite gestellt, kaum als Mitarbeiter, eher als Aufpasser, Konkurrent und Kritiker.

Viele Priesterkandidaten schauen mit großer Sorge ihrer Tätigkeit entgegen, bei der sie auf Zusammenarbeit mit einem Pastoralassistenten angewiesen sind, und diese Sorge ist berechtigt. Denn die Einstellung so manches Pastoralassistenten ist eine Gefahr für das gedeihliche priesterliche Wirken. In ihnen wuchern Kritiksucht und Ressentiment, Widerstand gegen geistliche Führung und Unwilligkeit zur Unterordnung.

Man mag es hören wollen oder nicht: Die Einführung der Pastoralassistenten und -referenten war ein Schlag gegen das Priestertum. Die Priesterkandidaten beobachten die wachsende Anhebung von deren Stellung mit großer Sorge. Viele von ihnen haben Angst vor der zukünftigen Entwicklung der Kirche (11).

Unter den Laienfunktionären hat ein regelrechter Kompetenzhunger eingesetzt. Die Zahl der Übergriffe in das dem Priester vorbehaltene Gebiet nimmt zu. Die Laienpredigt hat die Herabstufung der Lehrvollmacht der priesterlichen Amtsträger eingeleitet. Die Predigt von hauptamtlichen Laien in Messfeiern ist entgegen der kirchlichen Ordnung an vielen Orten zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Die Entwicklung ging nach der bekannten Salamitaktik vor sich. Das Direktorium für Kindermessen vom 1. November 1973 sah die Übernahme der Ansprache durch  Laien in Messen mit Kindern vor (12). Die Sendung der Pastoralreferenten schließt heute bereits die Beauftragung zum Predigen ein. (13).

In den siebziger Jahren hat man mit der Einführung der Bußandacht das Bußsakrament weithin abgeschafft (14). Heute ist man dabei, mit dem Wortgottesdienst an Sonntagen die Eucharistiefeier zu ersetzten. Der Priester wird in seinen erhabensten Funktionen überflüssig gemacht.

Die bischöflichen Verordnungen haben den Priestern die Kommunionausteiler an die Seite gestellt bzw. sie duch diese ersetzt. Die Mitwirkung der Kommunionhelfer ist wohl überall nur vorgesehen, wenn die Zahl der Mitfeiernden groß ist und wenn dem Zelebranten die Austeilung der Kommunion schwerfällt (15). Doch die enggefassten Bestimmungen (cc 230 §3, 910 §2) bleiben fast überall unbeachtet.

Die bischöflichen Verordnungen haben den Priestern Erstbeicht- und Erstkommunionunterricht weitgehend entwunden. Um die Firmvorbereitung steht es nicht anders. Diese Auspowerung des priesterlichen Dienstes vollzieht sich unter dem Schlagwort "Gemeindekatechese" (16).

Durch die Gottesdienstgestaltung der Liturgiekreise wird dem Priester die Ordnung der Messfeier zum erheblichen Teil aus der Hand genommen. Die Gottesdienste werden weithin von Personen vorbereitet und "gestaltet", die höchstens rudimentär das Wesen der heiligen Messe kennen. Sie gehen dabei vielfach von Vorgaben aus, die für außergottesdienstliche Feiern in Kindergärten oder Altentagesstätten geeignet sein mögen, aber nicht für die Repräsentation des Kreuzesopfers.

Mancherorts wird die feierliche Spendung der Taufe durch Laienfunktionäre vorgenommen. Auch das kirchliche Begräbnis kann unter gewissen Voraussetzungen von diesen gehalten werden, wie überhaupt zahlreiche Segnungen - wie beispielsweise die Segnung der Häuser und Wohnungen - ihnen übertragen wurden.

Durch all diese Entziehungen und Beteiligungen werden neben die in der Hierarchie göttlichen Rechtes stehenden Priester die Funktionäre der anderen Hierarchie gestellt. "Wer Aufgaben abgibt, bekommt sie so schnell nicht wieder. Er schwächt sich damit selbst und verliert an Einfluß" (17).

Zu den von den Bischöfen betriebenen Übertragung von Diensten, die früher dem Priester vorbehalten waren, kommt die widerrechtliche Inbesitznahme priesterlicher Dienste durch Laienfunktionäre.

In den letzten Jahren gingen einzelne Laien dazu über, eigenmächtig den Ritus der Krankensalbung zu vollziehen oder sakramentsähnliche Riten der Salbung mit geweihtem Öl vorzunehmen (18). Nach einer Umfrage im Bistum Basel greifen 57 Prozent der Laientheologen zumindest gelegentlich unbefugt und unermächtiigt in den sakramentalen Bereich über, der dem Priester vorbehalten ist.

In der Aussendungsfeier der Pastoralassistenten wurde eine Parallelliturgie zur Spendung der Priesterweihe eingeführt. In der Schweiz heißen diese Mitglieder der anderen Hierarchie Pfarreileiter bzw. Pfarreileiterinnen. Die Protestantisierung ist in diesem unglücklichen Land noch weiter fortgeschritten als bei uns (19). Dort ist man schon so weit, dass man sich eine "Eucharistiefeier" ohne Priester vorstellen kann.


 (8)   Theologisches 26, 1996, 97
 (9)   Klerusblatt 77, 1997, 102f
(10)  Pfarramtsblatt 70, 1997, 173-175
(11)  Deutsche Tagespost Nr. 135 vom 9. November 1996 S. 5
(12)  Acta Apostolicae Sedis 66, 1974, 30-46, hier 37f (Nr. 24)
(13)  Gottesdienstleitung und gottesdienstliche Verkündigung durch Laien im Bistum Essen vom 2. Juli 1996 (Pfarramtsblatt 69, 1996, 349-351) 3.1
(14)  May, Das verlorene Sakrament 21-23
(15)  Z. B.: Ordnung der Diözese Regensburg für den Dienst des Kommunionhelfers vom 19. November 1991 (Archiv für katholisches Kirchenrecht 160, 1991, 543.548) Nr. 3a
(16)  Gemeinsame Synode 227-275
(17)  Deutsche Tagespost Nr. 45 vom 12. April 1997 S. 9
(18)  Pfarramtsblatt 69, 1996, 317-320 (Rottenburg 9.Juli 1996); 70, 1997, 175-178; Una Voce-Korrespondenz 27, 1997, 249f
(19)   Spagat: Herder-Korrespondenz 51, 1997, 222f




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Mittwoch, 11. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 25: Das Priestertum der Kirche - Feldzug gegen das Priestertum - Der Zusammenbruch im Priesterstand

Prof. Dr. Georg May


Die andere Hierarchie


Teil 25


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


§7 Das Priestertum der Kirche


I.  Die amtliche Lehre

In der Kirche gibt es ein äußeres, sichtbares, von Christus eingesetztes Priestertum, das durch das Sakrament der Weihe übertragen wird.

Der Priester ist der amtliche Verkündiger des Evangeliums; doch ist der Wesenskern des Priestertums nicht die Predigt (D. 961). Dem Amtspriestertum sind die entscheidenden Sakramente des Altares, der Buße und der Letzten Ölung zum Vollzug bzw. zur Spendung vorbehalten. Der Priester handelt in der Person Christi" (Lumen gentium Nr. 10), "in der Person Christi, des Hauptes" (Presbyterorum ordinis Nr. 2). Vor allem spricht er die Wandlungsworte der heiligen Messe im Namen Christi.

Der Priester ist Hirt und Haupt seiner Gemeinde, er hat die Gläubigen zu leiten. Das Priestertum ist gewiss ein Dienst am gläubigen Volk, aber ein Dienst in Vollmacht und Verbindlichkeit.

Die katholische Kirche ist, richtig verstanden, eine Priesterkirche; denn sie kann ohne Priestertum nicht sein, und ihr Wohlsein hängt in hohem Maße von der Zahl und der Qualität der Priester ab.

Der Priester muss zuerst des allgemeinen Priestertums teilhaftig werden, bevor er das Amtspriestertum empfangen kann. Er ist zum Erreichen des Heils auf andere Priester angewiesen. Das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen und das hierarchische Priestertum unterscheiden sich dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach (Lumen gentium Nr. 10).


II.  Der Feldzug gegen das Priestertum

In unserer Kirche hat nun seit geraumer Zeit ein gigantischer Feldzug gegen das Priestertum eingesetzt. Christus sei kein Priester gewesen. Er habe kein Priestertum eingesetzt. In der Urkirche habe es keine Priestertum gegeben. Der Vorsitz der Gemeinde sei bloß menschlichen Rechtes.

So schreibt der Pastoraltheologe Leo Karrer: "Den Amtsträgern kommt somit theologisch kein Mehr zu, das den sogenannten Laien fehlte" (1). Das ist genau der Standpunkt des Protestantismus. Seelsorge ist jetzt nach ihm "ein kommunikativer Prozess zwischen Glaubenden, bei dem ... alle gleichwertige Söhne und Töchter Gottes sind" (2). Gleichwertig gewiss, aber nicht gleichberechtigt. 

Nach den vier Pastoraltheologen Fuchs, Mette, Greinacher und Steinkamp ist für das Neue Testament kennzeichnend, "dass es keine heilsvermittelnden Institutionen und Personen zwischen Gott und den Menschen gibt" (3). Damit entfällt die göttliche Legitimation von Kirche und Priestertum.

Fuchs meint, in Notsituationen könnten auch Ungeweihte "Gemeindeleiter" den Vorsitz bei der "Eucharistiefeier" übernehmen (4). Für Harald Schützeichel bedarf es keiner Priester mehr, "die eine Mittlerfunktion zwischen Gott und dem Volk übernehmen" (5). Die Gemeinde wird zum Träger der Liturgie gemacht, so dass dem Priester nur die Vorsteherschaft oder die Moderation bleibt (6). All das und vieles andere (7) wird von wohldotierten Theologieprofessoren, die teilweise Priester ausbilden, ohne nennenswerte Gegenwehr der Bischöfe unter das Volk gestreut.


III. Der Zusammenbruch im Priesterstand

Begleiterscheinungen oder Wirkung der erwähnten falschen Lehren war der Zusammenbruch der Priesterschaft seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Bischöfe haben auf höherer, die Priester auf niederer Ebene versagt. Die Krise der Priester ist der Hauptgrund für den Aufbau der anderen Hierarchie auf der Ebene der Pfarrei und des Dekanates.

1. Die Flucht aus dem Abendmahlssaal

In den letzten 35 Jahren (Anm.: seit ca. 1962; nunmehr sind es seitdem etwa 50 Jahre) haben sich dramatische Vorgänge in der Priesterschaft abgespielt. Ich erinnere an erster Stelle an die Massenflucht aus unserem Abendmahlssaal. Tausende und Abertausende von Priestern haben ihren heiligen Beruf aufgegeben.

Dieser Exodus ist das Zeichen einer schweren Krise des Priesterstandes. Eine Elite ist abgesunken, ja zerbrochen. Die zahllosen Skandale auf dem Absprung befindlicher und entsprungener Priester haben Achtung und Ansehen des Priesterstandes in der Gesellschaft und beim Kirchenvolk gründlich und nachhaltig zerstört. Bis zur Stunde lassen sich diese Versager vor die Fernsehschirme zerren und versprühen dort ihre albernen Tiraden. Die meisten Menschen bringen den Priestern weder Vertrauen noch Liebe, sondern Befremden, Abneigung und Verachtung entgegen.

2. Die Glaubenskrise

Der Zusammenbruch der Priesterschaft hat seinen Hauptgrund im Verlust eines festen, unerschütterlichen Glaubens. Die allgemeine Glaubenskrise in der Kirche hat zuerst die Theologiestudierenden und die Priester erfasst.

Die Mehrzahl der Priester hat die glaubenswidrigen Aufstellungen der progressistischen Theologen nicht nur ohne Widerstand über sich und das gläubige Volk ergehen lassen, sondern hat sie sich zu eigen gemacht, nicht zuletzt unter dem Einfluß der von den Bischöfen forcierten sogenannten Weiterbildung.

Das Verhalten, besonders das öffentliche und private Reden so manches Geistlichen, zwingt zu dem Schluss, dass ihnen der katholische Glaube zumindest teilweise abhanden gekommen ist. Nicht wenige Kleriker stehen nicht mehr hinter der verbindlichen Glaubenslehre der Kirche. Die irrigen Aufstellungen der modernistischen Theologen haben ihnen den Glauben zerstört.

Vielen Priestern ist die Überzeugung von der Absolutheit und Einzigartigkeit der katholischen Religion abhanden gekommen. Ebenso ist der Glaube an die gottgesetzte Stellung des Priesters als Hirt und Repräsentant Christi ins Wanken geraten.

Es ist immer  das Konzept aller Revolutionäre gewesen, eine Elite an sich selbst unsicher zu machen, um so ihren Sturz herbeizuführen. Es gibt Epochen, in denen der Klerus das Bewusstsein seiner Berufung verliert. In einer solchen leben wir. Dem größten Teil des Klerus sind die Überzeugung und das Erfülltsein von seiner gottgegebenen Würde verlorengegangen. Der ungehemmte ökumenische Betrieb hat ihm den Rest gegeben.

Mit dem Einstimmen in die unheilvolle Verwischung der Grenzen zwischen Wahrheit und Irrtum hat der Klerus seine eigene Position untergraben und der anderen Hierarchie den Weg gebahnt. Es macht ihm deswegen gar nichts aus, mit den ungeweihten Funktionären fremder Religionsgemeinschaften bei geistlichem Tun gemeinsam aufzutreten.

Um die Verwirrung des katholischen Volkes voll zu machen, lassen sich protestantische Geistliche in steigendem Maße mit der Stola sehen. Die Stola ist das Zeichen priesterlicher Vollmacht und Würde. Der protestantische Geistliche hat keine priesterliche Vollmacht und Würde. Darum ist das Anlegen der Stola eine Anmaßung und eine Täuschung. Es ist nicht zuviel gesagt: Der Ökumenismus hat dem katholischen Priester das geistliche Rückrat gebrochen.

Viele Priester sind zudem von Defaitismus erfüllt. Es fehlt ihnen jeder missionarische Schwung. Ihre Verkündigung ist matt und ohne Feuer, bewegt sich in Allgemeinplätzen und dunklen Phrasen. An zahlreichen Stellen sind glaubenswidrige oder ärgerniserregende Äußerungen vom Ambo zu hören.

Die kirchliche Ordnung steht für viele Geistliche lediglich auf dem Papier. Wann immer es ihnen passend erscheint, setzten sie sich darüber hinweg. Bequemlichkeit,  Feigheit und Verlust des Würdebewusstseins lassen die große Mehrzahl der Priester die vorgeschriebene geistliche Kleidung vermeiden. Weil viele Priester ihre Würde vergessen haben, geben sie sich kumpelhaft. Ein geweihter Diener Gottes ist eben nicht ein Mensch wie du und ich. Er hat eine Würde, die ihn trägt und die er zu leben hat.


(1)  Karrer, Schubkraft für die Kirche 139
(2)  Karrer, Schubkraft für die Kirche 136
(3)  Das Neue wächst 164
(4)  Fuchs, Ämter für eine Zukunft der Kirche 1181
(5)  Die Feier des Gottesdienstes. Eine Einführung, Düsseldorf 1996,21
(6)  May, Das Priestertum in der nachkonziliaren Kirche 26f
(7)  May, Das Priestertum in der nachkonziliaren Kirche 20-45





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Donnerstag, 5. Juni 2014

Gebet um würdige Priester

O Gott, der du zur Erhaltung und Verbreitung deiner Kirche das Priestertum eingesetzt hast, wir bitten dich, gib uns würdige Priester. Du hast, o Herr, durch deinen Sohn Jesus Christus zu den Aposteln und in ihrer Person zu uns allen gesagt: 'Die Ernte ist zwar groß, aber der Arbeiter sind wenige; bittet daher den Herrn der der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.'

Siehe, wir kommen deinem Verlangen nach und flehen inständig zu dir: Sende Arbeiter in deine Ernte, sende würdige Priester in deine heilige Kirche! Wähle und rufe du selbst sie aus deinem Volke, damit keiner unberufen sich eindränge, aber auch kein Berufener zurückweiche.

Bilde du selbst durch deine Gnade diejenigen heran, die du zu dem so wichtigen Amt eines Dieners deiner Kirche bestimmt hast, wie du deine Apostel und Jünger mit großer Geduld und Liebe gebildet hast. Lass sie jetzt schon ihre Freude in der Betrachtung deines heiligen Wortes finden, lass sie recht tief in den Geist deines heiligen Gesetzes eindringen, einst deine heilige Lehre mit Eifer und Segen verkünden.

Lass sie Männer werden voll des Heiligen Geistes gleich den Leviten Stephanus und Laurentius; lass sie Tugend und Wissenschaft miteinander verbinden; flöße ihnen eine glühende Liebe zu dir und treue Anhänglichkeit an deine heilige Kirche  ein und an den Felsen Petri, auf dem du sie erbaut hast.

Gib, dass sie unermüdlich in deinem Weinberge arbeiten, erfülle sie mit klugem, ausharrendem Eifer, gib ihnen Sanftmut und Milde gegen Irrende und Schwache. Lass sie in Demut, Gebet und Abtötung den Erfolg ihrer Bemühungen erwarten und nichts suchen, als deine Ehre und das Heil der Seelen.

Um dieses alles bitten wir dich durch den höchsten Hirten unserer Seelen, durch Jesum Christum unseren Herrn . Amen

(aus dem alten Trierer Diözesangebetbuch;
auch zitiert in "Katholischer Volks-Katechismus" von Franz Spirago, S. 764)



Montag, 12. Mai 2014

Maiandacht 12. Tag - Gottes Gnadenruf an die Menschen

 
Gott hat uns errettet
und den heiligen Ruf an uns ergehen lassen.
Das tat er aber nicht unserer Werke wegen, 
sondern nach seinem Ratschluss und seiner Gnade,
die uns in Christus Jesus 
schon vor ewigen Zeiten bestimmt war. (2. Tim 1,9)


Im stillen Kämmerlein zu Nazareth hat sich das große Ereignis vollzogen: Durch Gottes Gnadenwirken und durch Mitwirkung des Menschenherzens hat Maria die große Würde erlangt, einzig und allein unter allen Menschenkindern Mutter des Sohnes Gottes zu werden. Nie, solange die Welt besteht, ist dergleichen geschehen, noch wird es  je wieder geschehen.

Dennoch ist ein Vergleich zulässig: In ähnlicher Weise wiederholt es sich in jedem Menschenleben, dass Gott den Menschen ruft durch seine Gnade; und für jeden Menschen kommt der Augenblick, da er auf diesen Ruf seine Antwort geben muss. So lehrt* uns der Glaube: "Gott gibt jedem Menschen hinreichende Gnade, dass er selig werden kann." 

Der Glaube sagt uns auch, dass wir der Gnade folgen müssen. Wir müssen "ja" sagen auf Gottes Ruf. Ja, ich will mitwirken mit meinen natürlichen Kräften, ich will gehorchen, will folgen! Nur im Zusammenwirken von Natur und Gnade, der menschlichen und der göttlichen Kräfte, erfüllt der Mensch seine Bestuimmung und erreicht sein letztes Ziel.

Nur wenige Menschen werden wie Maria im stillen Kämmerlein betend verweilen können. Das brausende Getriebe der Welt nimmt meist unsere Sinne gefangen. Aber Gott findet den Menschen in stiller Kammer, findet ihn im Getriebe der Welt. Es kommt nur darauf an, dass wir feinhörig sind auf seinen Gnadenruf. Wir dürfen keine taube Ohren, keine verstockten Herzen haben.

Den Apostel Paulus hat der Gnadenruf getroffen vor den Toren von Damaskus, da, wo er am wenigsten daran dachte; den heiligen Franz von Assisi rief Gott mitten im Trubel des Jugendlebens; den heiligen Ignatius fand Gott auf dem stillen Krankenlager nach langem Kriegsleben. (...)

Wie hast du bisher auf den Gnadenruf Gottes geantwortet? Sieh, all die Heiligen haben wie Maria gehandelt. Viele flüchteten wie Paulus und Franziskus und Ignatius in die Einsamkeit, um Gottes Ruf noch deutlicher zu hören und zu erkennen.Sie haben den Ruf ernst genommen und sind ihm gefolgt. So musst auch du Antwort geben, wenn Gott dich ruft.

Er legte in dich hinein ein Streben nach dem Guten, gab dir auch die Kräfte, das zu erreichen, wozu er dich von Ewigkeit her erwählt und bestimmt hat. Auch dein Beruf in der Welt ist gottgewollt, so gut wie der Beruf Mariens zur Gottesmutter. Nun kommt es einzig und allein auf dich an, deine natürlichen Kräfte zu gebrauchen. Gott hat alles getan, dass du dein Ziel erreichst. Nun wirke du mit der Gnade mit. "Wirket, solange es Tag ist", spricht der Herr.

Maria hat zur Botschaft des Engels ihre Zustimmung gegeben, sie hat "ja" gesagt, "mir geschehe nach deinem Worte", und die ganze Welt ist dadurch gerettet. Sage auch du "ja" zu Gottes Gnadenaufruf und du wirst deine Seele retten für alle Ewigkeit.

Wir beten ein Ave Maria, dass Maria uns helfe, immer dem Gnadenruf Gottes zu folgen:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Durch die Gnade Gottes bin ich was ich bin,
und seine Gnade ist in mir nicht unwirksam gewesen. (1 Kor 15,10)
Mein Herz wallt auf zu guter Rede;
ich weih mein Werk dem König. (Psalm 44,2)


Gebet:
Heiliger Gott! Die Jungfrau Maria hat durch Engelsmund deinen Gnadenruf vernommen. Sie ist diesem Ruf gefolgt und Mutter deines Sohnes geworden. Auch uns rufst du durch deine Gnade. Mach uns achtsam auf diesen Ruf, dass wir ihn nicht überhören. Mach uns folgsam diesem Ruf, dass wir in Heiligkeit dir dienen wie Maria.  Und du, Maria, führe uns zu Christus, deinem Sohne, unsern Herrn. Amen.


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 40-42 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)
* s. z. B. die kurzgfasste Glaubenslehre (Nr. 58), verfasst 1940 von Clemens August Kardinal von Galen (Download hier)

Sonntag, 4. Mai 2014

Das Bild vom Guten Hirten

Epistel und Evangelium zeigen uns Christus unter dem Bild des Guten Hirten. Schon der Psalmist (22,1.4) hat einst gesungen: "Der Herr ist mein Hirt, mir wird nichts mangeln...; müsste ich auch wandern im finstern Tal, ich fürchte kein Unglück, denn du bist bei mir. Dein Hirtenstab und dein Stecken sind mein Trost!"

Gott, der Hirte, ist nun sichtbar geworden im Hirten Jesus Christus. Christus nennt sich einfachhin den Hirten. Und wirklich, er ist das sichtbare Urbild des Hirten. Sein Beispiel ist bestimmend geworden für alle Seel-Sorge im Volk und in der Familie, vorab beim Bischof (Hirtenstab) und Pfarrer (Pastor heißt Hirte), aber auch für die Eltern und Erzieher.

Petrus, der erste Oberhirt der Kirche, verlangt (1 Petr 5,2-4): "Weidet die euch anvertraute Herde Gottes, nicht notgedrungen, sondern froh bereit nach Gottes Willen, nicht in schnöder Gewinnsucht, sondern mit Hingabe, nicht als Gewaltherrscher über die euch Anvertrauten, sondern als Vorbilder für die Herde, dann werdet ihr auch, wenn der Erzhirte (Christus) erscheint, den unverwelklichen Kranz der Herrlichkeit empfangen."

Der Hirte Christus ist unerreicht. Ist er einst Richter, so ist er doch nicht bloß gerecht. Er ist barmherzig: Gott ist auf der Suche nach dem Menschen! Bei Mt 9,36 heißt es von Christus, dass ihn "beim Anblick der Volksscharen tiefes Mitleid erfasste; denn sie waren abgehetzt wie Schafe, die keinen Hirten haben". Er sieht den Zustand der Gesamtheit, aber auch den des Einzelnen; er geht dem verlorenen Schaf nach und ruht nicht, bis er es heimgebracht.

Ich erinnere mich an ein altes Gemälde vom Guten Hirten: Er steht vor einem eingerosteten eisernen Tor. Dornen wachsen so dicht daran empor, dass man gleich sieht, wie lange schon niemand hier eingetreten ist. Es ist Nacht. Die Lampe des Hirten beleuchtet seine rechte Hand, die durch das Gestrüpp hindurch am Tor anpocht; die Hand blutet von den Dornen. Hinter dem Tor aber sieht man ein Festgelage. Hell leuchten die Kronleuchter auf den wilden Tanz und die üppige Völlerei. Es geht laut zu da drinnen. Wird einer das Klopfen des Hirten hören, der vor der Türe steht?

Das ist das Bild des Guten Hirten auf der Suche nach dem Menschenherzen! Wie geräuschvoll machen sich nichtige Dinge darin breit! Wie kann es also das Anklopfen des Hirten hören? Darum muss öfter Stille in uns sein... Und diese Stille wird Heimkehr bringen. So sagt denn Petrus (1.2.25 in der Epistel; s.u.): "Ihr gingt einst wie Schafe in die Irre; jetzt aber seid ihr heimgekehrt zu dem Hirten und Hüter eurer Seelen."

Christus als Hirten sehen und selber Hirte sein wollen, dies beides wird von uns verlangt. Darum gilt uns der Wunsch des heiligen Paulus: "Der Gott des Friedens, der den erhabenen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten wiedergebracht..., der möge euch mit allem Guten zur Ausrichtung seines Willens ausrüsten und in euch wirken, was ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus, dem die Ehre gebührt in alle Ewigkeit. Amen."


Heinrich Jansen Cron SJ in: "Weisheit für den Alltag - Aus den Messen eines Jahres"; Verlag Ludwig Auer/Cassianeum Donauwörth; Imprimatur 1954; S. 31/32 (s. Quellen)

 
Lesung vom 2. Sonntag nach Ostern:
Geliebte! Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt. Er hat keine Sünde begangen und in seinem Mund war kein trügerisches Wort. Er wurde geschmäht, schmähte aber nicht; er litt, drohte aber nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter. Er hat unsere Sünden mit seinem Leib auf das Holz des Kreuzes getragen, damit wir tot seien für die Sünden und für die Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt. Denn ihr hattet euch verirrt wie Schafe, jetzt aber seid ihr heimgekehrt zum Hirten und Hüter eurer Seelen. (1 Petri 2,21-25)


Samstag, 12. April 2014

Ehe, Ordensprofess und Priesterweihe: Endgültige Entscheidung

Wie soll sich denn ein Mann – oder besser: ein Jüngling – von 25 Jahren, dem kirchenrechtlichen Mindestalter, endgültig für den Priesterberuf mit allen seinen Konsequenzen entscheiden können? Fehlt es ihm für einen derartigen Schritt nicht an der nötigen Erfahrung? Und was, wenn ihm am Tag nach der Weihe die Frau seines Lebens begegnen würde…? Man kann eine ähnliche Frage auch im Hinblick auf junge Brautleute stellen: Gerade erst – oder nicht einmal – 25 Jahre alt, und schon ein Ja-Wort wagen, das dann binden soll, „bis das der Tod euch scheidet“? Vielleicht lernt man doch später, älter und reifer geworden, einen Menschen kennen, zu dem man eine weitaus tiefere Liebe empfindet, der eine bessere Ergänzung und größere Bereicherung für das eigene Leben darstellt als der Ehepartner – und was dann? 

Freilich fällt es schwer, ein Alter anzugeben, in dem diese Möglichkeit gänzlich ausgeschlossen wäre. Ist man mit 30, 40 oder erst mit 50 Jahren zu einer letzten Verbindlichkeit fähig? Oder überhaupt nie? Das ist die Meinung vieler unserer Zeitgenossen. Sie sagen: Weil wir uns im Strom der Zeit unablässig wandeln und unsere einzige Beständigkeit in der Unbeständigkeit liegt, deshalb macht die Vorläufigkeit allen Erkennens und Erlebens offensichtlich unsere Existenz aus. Und deshalb ist es eine illusorische Vorstellung, dass sich zwei Menschen ein für allemal in der Ehe miteinander verbinden oder dass jemand sich gültig für den geistlichen Stand mit seinen „ewigen Gelübden“, für den Priesterberuf mit seinen Zölibats- und Gehorsamsversprechen entscheiden kann. 

Die Argumentation gegen eine letztverbindliche Wahl erfährt auch soziologische Schützenhilfe: Früher, so sagt man, bestand noch ein sozialer Rahmen, der den Ehen und dem geistlichen Stand von aussen her Festigkeit verlieh, weil Scheitern damals als Schande galt und gesellschaftliche Ächtung nach sich zog. Mittlerweile ist das aber ganz anders geworden, und das Rad der geschichtlichen Entwicklung lässt sich nicht mehr zurückdrehen. Glücklicherweise nicht, fügt man hinzu; denn die heutige Situation wird ja, indem sie die Freiheit der einzelnen Person betont, der Würde des Menschen viel besser gerecht als die repressiven Systeme alter Zeiten… 

Was ist dazu zu sagen? Zunächst ist es wahr, dass man in jungen Jahren – und ebenso in vorgerücktem Alter – manche unausgegorene Wahl treffen kann und wohl auch tatsächlich trifft. Erfreulich, wenn sie sich im nachhinein noch abändern und sogar rückgängig machen lässt. Oft aber liegen solche Entscheidungen, einmal gefällt, außerhalb unserer Verfügungsgewalt. Das gilt vor allem von den wichtigen Weichenstellungen in jungen Jahren, die naturgemäß den Radius unserer Wahlfreiheit einschränken und dadurch dem gesamten Leben seine Richtung geben. Als Beispiel möge ein reich begabtes Kind dienen, das sich im Alter von sechs Jahren durchaus noch zum bedeutenden Atomphysiker, zum Staranwalt oder zum Konzertpianisten entwickeln könnte. Wird es aber von den Eltern frühzeitig auf die musikalische Bahn geführt und setzt es selbst aus freiem Willen seine Zeit und Energie für die Perfektionierung des Klavierspiels ein, dann schwinden die anderen Möglichkeiten nach und nach dahin, und mit 20 Jahren ist es für die Karriere als Atomphysiker oder Anwalt einfach zu spät. 

Ohne Zweifel ist es der Wille des Herrn unseres Lebens, dass wir die Freiheit, die er uns eröffnet, in fruchtbarer Weise nutzen. Das aber kann nicht gelingen, wenn wir uns alle Möglichkeiten offenlassen möchten und dafür, anstatt einen Weg einzuschlagen, auf der Stelle stehenbleiben. Sicherlich erfordern wichtige und folgenreiche Entscheidungen eine gute Überlegung, kompetenten Rat und vor allem Licht und Kraft von oben. Doch ist es nicht einzusehen, weshalb ein junger Mensch noch nicht dazu befähigt sein sollte. Gerade wenn er sich um Gottverbundenheit bemüht, sich von erfahrenen Personen etwas sagen lässt und die Geister, welche ihm Seele und Herz bewegen, aufrichtig prüft, sollte er es bis zu einem hohen Gewissheitsgrad bringen können, dies insbesondere in Dingen, die für die Sinngebung des ganzen Lebens von Gewicht sind. Also vor allem im Bereich der Wahl des Berufes und des Partners. 

Nicht der Mangel an Alter und Lebenserfahrung ist das eigentliche Problem, sondern die fehlende Vorbereitung – man denke an die Art der Ehevorbereitung in vielen kirchlichen Einrichtungen! –, die Unüberlegtheit und das geringe Vertrauen in Gottes Vorsehung. Wer sich von Ihm geführt weiß, dem ist klar, dass ihm nicht nach erfolgter Diakonenweihe (die ja den künftigen Priester bereits zum Zölibat verpflichtet) die „Frau seines Lebens“ begegnen oder nach der Hochzeit ein besserer Partner über den Weg laufen wird. Und wie herrlich ist es doch, wenn gerade ein junger Mensch schon Gott seine ganze Freiheit schenkt… 

P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad



Hinweise:


- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers

- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)
- Foto: Ablegen des Ordensversprechens; Benediktinerabtei Le Barroux (F)

Montag, 24. Februar 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 21: Schäden durch Theologen (Ekklesiologie, Weihepriestertum)

Prof. Dr. Georg May


Die andere Hierarchie

Teil 21

Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung: V. Schäden/ 2. Im Einzelnen

d)  Die Ekklesiologie

Mit größter Schärfe wenden sich viele der progressistischen Theologen gegen die göttliche Verfassung der Kirche, im Besonderen gegen ihre hierarchische Struktur. So verkündet der Tübinger Theologe Greinacher: "Hierarchie als 'heilige Herrschaft' stellt eine nichtchristliche ... strukturelle Häresie in der Kirche dar, die überwunden werden muss" (33). In seinem wütendem Hass versteigt er sich zu der beschimpfenden Äußerung: "Die katholische Kirche ist eines der letzten totalitären Systeme in unserer Weltgesellschaft" (34). Unaufhörlich ist die Autorität der Kirche Gegenstand schlimmer Kritik der progressistischen Theologen.

Ich erinnere an das Buch "Unsere Erfahrung mit der Kirche" (hrsg. von Marianne Müssle, Freiburg 1971), in dem Alfons Auer, Alfons Deissler, Heinrich Fries, Herbert Haag und Bernhard Häring ihre ätzende Lauge ausschütten. Der emeritierte Tübinger Theologe Herbert Haag "lädt" in seinem Buch "Den Christen die Freiheit. Erfahrungen und widerspenstige Hoffnungen", Freiburg 1995, "den Leser ein, den innerlichen Bruch mit der katholischen Kirche zu vollzihen" (35). Keinem dieser Theologen ist von den zuständigen Oberhirten energisch entgegengetreten worden.


e)  Die Lehre vom Weihepriestertum

Eine erstrangige Aufgabe sehen die progressistischen Theologen darin, das Weihepriestertum zu untergraben. Es besteht nicht der geringste Zweifel, dass es Kräfte in unserer Kirche gibt, die das katholische Priestertum zerstören wollen.

Der Bamberger Neutestamentler Hoffmann schreibt: "Die Idee eines von den übrigen Genmeindegliedern 'seinsmäßig' unterschiedenen Klerikerstandes, für den kraft der Weihe der alleinige Führungsanspruch oder eine heilsmittlerische Kompetenz postuliert werden, findet im Zeugnis des neuen Testaments keine Stütze. Im Gegenteil. Er steht zum Neuen Testament in klarem Widerspruch" (36).

Der Papst lehrt unfehlbar, dass die Priesterweihe von Frauen durch das göttliche Recht verboten ist. Das Ersatzlehramt in Bonn und Tübingen und anderswo (37) erklärt das Gegenteil.

Die katholisch-theologische Fakultät Bonn veranstaltete einen Projekttag, dessen Ziel war, die kirchliche Lehre über den Empfänger der Weihe aus den Angeln zu heben (38). Frau Claudia Reimüller gab in einem Interview mit Bischof Lehmann ihren Eindruck wieder: "je besser die Ausbildung in einem Land ist ..., desto weniger Berufungen gibt es." (39). Bemerkenswerterweise ging Lehmann auf diese Äußerung überhaupt nicht ein. Wenn er eine sachgemäße Antwort hätte geben wollen, dann hätte er sagen müssen, dass die theologische Ausbildung in Deutschland weder gut noch besser ist als anderswo. Er hätte vielmehr darauf hinweisen müssen, dass viele an dieser Ausbildung Beteiligte für das Entstehen, Wachsen und Reifen von Priesterberufen nichts tun, sondern all diesem entgegenarbeiten.

Die meisten theologischen Ausbildungsstätten in deutschen Landen sind unfähig, Priesterberufe zu wecken und zu fördern. Diese vielgerühmte Theologie ist steril. Sie ist unfähig, genügend priesterliche Berufe zu fördern, versagt also vor einer Lebensfrage der Kirche. Man kommt um das Urteil nicht herum: Die deutschen theologischen Fakultäten sind nicht mehr in der Lage, ihre entscheidende  Aufgabe, gläubige, gebildete, fromme und kirchentreue Priester auszubilden.



(33)  Greinacher, Vom Masochismus der katholischen Amtskirche 54
(34)  Greinacher, Vom Masochismus der katholischen Amtskirche 53
(35)  Peter Christoph Düren in: Forum Katholische Theologie 13, 1997, 77
(36)  Paul Hoffmann, Das Erbe Jesu und die Macht der Kirche, Mainz 1991, 104
(37)  Herder-Korrespondenz 51, 1997, 414-419
(38)  Una Voce-Korrespondenz 26, 1996, 276f.; Projekttag Frauenordination. Mit Beiträgen von Ernst Dassmann, Walter Fürst, Helmut Merklein, Heinz Waldenfels und Josef Wohlmut. Vorwort: Albert Gerhards, Alfter 1997
(39)  Deutsche Tagespost Nr. 57 vom 10. Mai 1997 S. 4



Samstag, 14. Dezember 2013

Fragwürdige Berufungspastoral

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Kopfschüttelnd lege ich die Hochglanzbroschüre einer diözesanen Stelle für kirchliche Berufe aus der Hand, die ich am Schriftenstand eines Gotteshauses gefunden und mitgenommen habe. Zu meinem eigenen Glück ist es nicht die erste Berührung mit derartigem Informationsmaterial, denn sonst wäre die Enttäuschung weitaus herber ausgefallen. 

Inzwischen aber hat man sich ja schon beinahe daran gewöhnt, dass die Verantwortlichen der Berufungspastoral trotz des immer bedrohlicher werdenden Priestermangels kaum werbende Worte über den heiligen Dienst derer finden, die Paulus „Verwalter und Ausspender der Geheimnisse Gottes“ nennt (1 Kor 4,1). Stattdessen wird das Priestertum ohne nennenswerte Hervorhebung unter andere kirchliche Berufe (Ständiger Diakon, Pastoralassistent/in, Gemeindereferent/in, Katechet/in…) eingereiht. 

Auf dem Hintergrund solcher Gleichmacherei verwundert es nicht, dass die Bilder der Broschüre Priester in Zivil zeigen, die sich demnach auch äußerlich nicht von einem Gemeindereferenten oder einem Religionslehrer unterscheiden – so als existierte die kirchliche Vorschrift über das Tragen geistlicher Kleidung nicht! (Can. 284 des Kirchenrechtes schwächt allerdings das Gesetz leicht ab durch den Zusatz: „gemäß den von der Bischofskonferenz erlassenen Normen und den rechtmäßigen örtlichen Gewohnheiten“.) 

Ganz augenscheinlich rückt man aus grundsätzlichen Erwägungen vom herkömmlichen Bild des römisch-katholischen Priesters ab: „Schaut doch her und seht, wie normal wir inzwischen geworden sind!“ Dabei überlässt man das „klassische Outfit“ des Priesters gerne Filmemachern, die erfolgreich das Klischee des guten alten Pfarrers oder des moralisch labilen Schönlings in Soutane bedienen.

Schwerwiegender freilich ist, dass die amtlichen Heftchen über kirchliche Berufe sich in den meisten Fällen über das Wesentliche des Priestertums nur undeutlich äußern oder gänzlich ausschweigen. In besagter Broschüre einer großen deutschen Diözese ist nicht einmal ein leiser Hinweis auf die vorzüglichste Aufgabe des Priesters zu finden. Da liest man: „Durch die Weihe wirst du für die Menschen in besonderer Weise zu einem Zeugen, dass Jesus Christus mitten unter ihnen lebt. Wie ein Brückenbauer übersetzt du das Evangelium in den Lebensalltag der Menschen. So bist du ihnen Hilfe, die Spur Gottes in ihrem Leben zu finden.“ Das alles ist keineswegs falsch. Aber bringt es denn den Kern des katholischen Priestertums zur Sprache? Mutter Teresa war auch ohne das Weihesakrament eine leuchtende Zeugin für die Gegenwart des Herrn unter den Menschen, und die Übersetzung des Evangeliums in den Lebensalltag gelingt vielen Laien mindestens ebenso gut wie so manchem Diener des Heiligtums (wenn nicht sogar besser). Das unterscheidend Priesterliche muss also anderswo liegen. 

Auch folgende Aufgabenbeschreibung stößt nicht ins Zentrum der Sache vor: „Du leitest und begleitest die Gemeinden in einer Seelsorgeeinheit. Wie Jesus lebst du mit den Menschen, teilst ihre Sorgen, ihre Freuden. Du bist ein Zeuge für den auferstandenen Herrn.“ Weder für die leitende und begleitende Gemeindearbeit noch für das anteilnehmende Leben mit den Menschen bedarf es unbedingt des Weihesakramentes, wie das Beispiel der Diaspora und Tendenzen in der gegenwärtigen Pastoral zur Genüge zeigen. Warum, so fragt man sich, redet eine Diözesanstelle für kirchliche Berufe so nebulös, anstatt katholischen Klartext zu bieten? 

Es wäre z.B. naheliegend gewesen, das letzte Konzil (auf das man sich doch sonst so gerne beruft) anzuführen. Es sagt über die Priester: „Am meisten üben sie ihr heiliges Amt in der eucharistischen Feier aus, wobei sie in der Person Christi handeln und Sein Mysterium verkünden, die Gebete der Gläubigen mit dem Opfer ihres Hauptes vereinigen und das einzige Opfer des Neuen Bundes, das Opfer Christi nämlich, der sich ein für allemal dem Vater als unbefleckte Gabe dargebracht hat, im Messopfer bis zur Wiederkunft des Herrn vergegenwärtigen und zuwenden.“ (LG 28) Zugegeben, diese Konzilsstelle ist nicht gerade einfach. Vor allem aber steht sie dem entgegen, was bestimmte Kreise andauernd als den „Geist des Konzils“ beschwören… 

Nein, von einer solchen „Berufungspastoral“ geht keine gewinnende und begeisternde Kraft aus. Obwohl sie Massen von Geld verschlingt, wird sie den Priestermangel mittels Desinformation eher noch fördern als überwinden. Wir aber hoffen, dass die Gebete und Opfer derer, die den Himmel weiterhin um gute, heiligmäßige Priester bestürmen, sich schlussendlich doch als die größere Macht erweisen werden. 



Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)



Siehe vom gleichen Verfasser:


Geweiht für den Dienst am Volke Gottes

Zum "Jahr des Priesters" 2009/2010  hat die Kongregation für den Klerus ein dreiteiliges Video herausgegeben, indem anhand des Vorbilds des hl. Pfarrer von Ars über das Wesen des Priesters und seinen Dienst am Volk Gottes berichtet wird:

Teil 1


Teil 2


Teil 3

Dienstag, 5. November 2013

Prof. G. May: Die andere Hierarchie - Teil 5: Die Lage (1)

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie

Teil 5


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997



II.  Die Lage

1.  Fakten

Der Heilige Vater (Anm.: d. i. im Jahre 1997: Johannes Paul II.) ist rastlos tätig, vor allem mit Reden und Reisen. Beides macht ihn als Bischof der katholischen Kirche präsent, und dafür ist ihm zu danken.

Von einer kraftvollen und entschiedenen Regierung der Gesamtkirche ist jedoch wenig zu spüren. Es ist eine offenkundige Tatsache, dass der Heilige Vater oft und immer wieder vor Pressionen, die von Ortskirchen ausgingen, zurückgewichen ist. Ich nenne einige Beispiele.

Wider bessere Einsicht ließ sich Paul VI. von Kardinal Döpfner die unselige Handkommunion abtrotzen (3). Man sagte damals, es gehe lediglich um eine disziplinäre Anordnung. In Wirklichkeit stand und steht das Übergehen von der kniend empfangenen Mundkommunion zur stehend empfangenen Handkommunion in engem Zusammenhang zum Glauben. Es sei darum noch einmal ausgesprochen: Die Handkommunion hat sich durchgesetzt, weil der Glaube an den vollen Inhalt des eucharistischen Opfersakramentes bei der großen Mehrheit der Christen zusammengebrochen ist. Ihre Beibehaltung ist ein Element des weitergehenden Abbaus des katholischen Glaubens betreffend das allerheiligsten Sakrament des Altares.

Die sogenammte Würzburger Synode hatte im Januar 1973 die Predigt von Laien in der Eucharistiefeier grundsätzlich gutgeheißen (Die Beteiligung der Laien an der Verkündigung Nr. 3) (4). Im gleichen Jahre 1973 gewährte der Heilige Stuhl den deutschen Bischöfen das Indult, bei der hl. Messe in "außerordentlichen Fällen" die Predigt durch Laien halten zu lassen. (5). Dies geschah, obwohl nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Predigt "ein Teil der liturgischen Handlung" (Sacrosanctum Concilium Nr. 35) ist. Derselbe Priester, der das Opfer Christi darbringt, soll auch die Botschaft des Herrn dem versammelten Volk darbieten. Deswegen ist nicht jeder, der Theologie studiert hat, befähigt, das Wort Gottes zu verkündigen, sondern nur jener, der in der Weihe die besondere Teilhabe am dreifachen Amt Christi erhalten hat (Presbyterorum ordinis Nr. 1).

Das kirchliche Gesetzbuch ist wieder zu gesunden Grundsätzen zurückgekehrt. Die Predigt von Laien in der hl. Messe ist verboten (c. 767). In vielen deutschen Pfarreien schert sich niemand um dieses Verbot. Die Laienpredigt ist zur Regel geworden. Ein Laie fragte: "Wessen Aufgabe ist es eigentlich, dafür zu sorgen, dass solche Anordnungen beachtet werden? Oder haben wir in Deutschland jetzt so etwas wie eine 'Nationalkirche', die sich von Rom abgekoppelt hat und nach eigenen Gesetzen lebt?" (6)

Das Messbuch Pauls VI. kannte lediglich männliche Ministranten (7). Viele Geistliche in Deutschland hielten sich nicht an dieses Gebot und führten weibliche Ministranten ein; die Bischöfe sahen, mit einer einzigen Ausnahme, duldend oder wohlwollend zu. Schließlich wurde, wie so oft, der Missbrauch vom Apostolischen Stuhl sanktioniert, diesmal auf dem Wege einer dubiosen authentischen Interpretation des c. 230 CIC (8). Der Theologe Fries wies triumphierend darauf hin, dass der Heilige Stuhl sich anfangs gegen Ministrantinnen ausgesprochen habe, als sie in Deutschland schon zum gewohnten Erscheinungsbild gehörten, dass sie aber heute "auch im Gefolge des Papstes" auftreten (9).

Das Ökumenische Direktorium vom 14. Mai 1967 (10) ließ interkonfessionelle Gottesdienste am Sonntag nicht zu. Allzu deutlich sind die Gefahren, die von solchen Veranstaltungen ausgehen. Sie sind geeignet, den Rang des Messopfers herabzustufen und die Verpflichtung zum sonntäglichen Messbesuch in Vergessenheit geraten zu lassen.. Doch die protestantischen Religionsverbände und die katholischen Ökumeniker gaben keine Ruhe und gingen gegen das Verbot sonntäglicher ökumenischer Gottesdienste an.

Wiederum gab der Heilige Stuhl nach. Im Ökumenischen Direktorium vom 25. März 1993 (11) ist aus dem Verbot ökumenischer Gottesdienste am Sonntag ein bloßes Abraten von solchen geworden (Nr. 115). Es ist sicher, dass die ökumenisch Beflissenen sich nicht abraten lassen. Die Folgen dieses Einbruchs werden nicht lange auf sich warten lassen. Rang und Wert des hl. Messopfers werden verdunkelt, die Stellung des katholischen Priesters wird eingeebnet, das Gebot, am Sonntag eine hl. Messe mitzufeiern, wird ausgehöhlt.

Das Zweite Vatikanische Konzil kennt nur Priester als für die Ausbildung der Priesterkandidaten geeignete Personen (Optatam totius Nr. 5). Der Heilige Stuhl hat nach dem Konzil angeordnet, dass in theologischen Fakultäten die Professoren für gewöhnlich Priester sein sollen (12). Nichtpriester sollten nur ausnahmsweise zum Lehramt in einer theologischen Disziplin zugelassen werden (13). Diese Vorschrift bleibt in steigendem Maße unbeachtet. Im Fachbereich Katholische Theologie an der Universität Mainz ist das Verhältnis umgekehrt. Acht Nichtgeweihten stehen fünf Priester gegenüber, von denen vier über sechzig Jahre alt sind.

Der Heilige Stuhl hat sich die Entscheidung, ob jemand zum Theologieprofessor auf Lebenszeit ernannt werden kann, vorbehalten (14), und das ist richtig, ja notwendig; denn die Lehre eines Theologieprofessors geht die gesamte Kirche an und wird auch, wenn er über die entsprechende Lobby verfügt, in der gesamten Kirche bekannt gemacht.

Es gibt Fälle, in denen dem Heiligen Stuhl die lehrmäßige Unzuverlässigkeit deutscher Theologiedozenten bekannt war und er die Unbedenklichkeitserklärung nicht geben wollte, er aber durch die massive Intervention deutscher Bischöfe in die Knie gezwungen wurde. Er erteilte das Nihil obstat, und das vorhergesehene Verhalten der betreffenden Professoren trat prompt ein. Wenn der Heilige Stuhl wider Erwarten einmal fest bleibt, erhebt sich sogleich der Protest.

Als der Frankfurter Theologe Siegfried Wiedenhofer nicht das Nihil obstat zur Übernahme eines Lehrstuhls in Graz erhielt, trugen 205 Theologieprofessoren gegen dieses Vorgehen bei den deutschsprachigen Bischöfen Einwände vor (15).

Bischof Lehmann behauptete, "Kirchenleitungen" hätten "vielleicht eine gewisse Neigung zum Misstrauen" und überschätzten auch negative Phänomene. Die lehramtlichen Instanzen sollten bei der Erteilung der Unbedenklichkeitserklärung für Theologen nicht "zu engherzig oder kleinlich" vorgehen (16). Mit dieser Äußerung kann Lehmann nur auf den Heiligen Stuhl zielen. Angesichts der skandalösen Verhältnisse in der deutschen Theologenschaft sind derartige Bemerkungen völlig unangebracht. Sie dienen folglich dazu, die Herrschaft falscher Lehren noch fester zu etablieren.



(3)   Georg May, Die sogenannte Handkommunion. Ein Beitrag zur Praxis der kirchlichen Rechtsetzung in der Gegenwart ( = Schriftenreihe der Una Voce - Deutschland Heft 5/1970), 1.-3. Aufl., Berlin 1970
(4)   Gemeinsame Synode 175f
(5)   Amtsblatt für das Erzbistum München und Freising Jg. 1974 S. 295-298
(6)   Deutsche Tagespost Nr. 24 vom 15. Februar 1997 S. 15
(7)   Missale Romanum ex Decreto Sacrosancti Oecumenici Concilii Vaticani II instauratum Auctoritate Pauli Papae VI promulgatum. Editio typica, Vatikanstadt 1971, 45 Nr. 70
(8)   Wolfgang Waldstein, Eine "authentische Interpretation" zu can. 230 §2 CIC: Archiv für katholisches Kirchenrecht 163, 1994, 406 - 422. Vgl. Ludger Müller, Authentische Interpretationen - Auslegung kirchlicher Gesetze oder Rechtsfortbildung?: Archiv für katholisches Kirchenrecht 164, 1995, 353 - 375, hier 372f
(9)   Glaube und Leben Nr. 47 vom 19. November 1995 S. 10
(10)  Acta Apostolicae Sedis 59, 1967, 574-592
(11)  Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen, Direktorium zu Ausführung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus (= Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 110), Bonn 1993
(12)  Ratio fundamentalis institutionis sacerdotalis, Editio apparata post Codicem Iuris Canonici promulgatum vom 19. März 1985, Rom 1985, Nr. 33
(13)  Dekret der Kongregation für das katholische Bildungswesen vom 20. April 1972 (= Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Heft 9, 2. erg. Aufl., Bonn 1971, 59)
(14)  Apostolische Konstitution "Sapientia Christiam" vom 15. April 1979 Art. 27 §2 1979 Art. 19 §1 (Acta Apostolicae Sedis 71, 1979, 500 - 521, hier 505)
(15)  Glaube und Leben Nr. 42 vom 20. Oktober 1996 S. 2



Fortsetzung folgt in unregelmäßigen Abständen
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