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Samstag, 28. Mai 2022

Augsburger Bischof weiht Diakone in der überlieferten Form der hl. Messe

Am heutigenen Samstag weiht Bischof Bertram Meier zehn junge Männer der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) zu Diakonen. Dr. Bertram Meier ist der erste Diözesanbischof aus Deutschland, der eine Diakonenweihe im alten Ritus, also in der vor der Liturgiereform von 1969 üblichen Form, vornimmt. Die Weihe findet im "Allgäuer Dom", der Kirche St. Peter und Paul zu Lindenberg im Allgäu, statt.

Es ist dem Bischof hoch anzurechnen, dass er - trotz aller Unkenrufe - an die Grenzen seines Bistums geht und die Gemeinschaft derjenigen sucht, die den von vielen so ungeliebten - ja offenbar verhassten - überlieferten Messritus feiern und in diesem auch einen Weg aus der derzeitigen Glaubens- und Kirchenkrise sehen. Der Zustrom von Gläubigen, aus deren Reihen auch zahlreiche geistliche Berufungen erwachsen, gibt ihnen recht.

Bischof Bertram wird sich also aus erster Hand ein Bild machen können, von denen, die von anderen dafür gescholten werden, die Lehre der Kirche auch weiterhin unverkürzt und mutig zu verkündigen und zu leben. Diese Priester, Seminariaten, Familien, Männer, Frauen und Jugendlichen wollen die Kirche nicht ändern wie so viele andere, die - z.B. gerade auf dem "Synodalen Weg" oder auf dem Katholikentag in Stuttgart - ihre ganz eigene Agenda durchzusetzen versuchen.

Die Priesterbruderschaft St. Petrus und die sich ihr anschließenden Gläubigen stehen zur Kirche, von der sie wissen, dass es nicht "ihre" Kirche ist, keine Kirche, die sie je nach Zeitgeist und gerade sich darstellender "Lebenswirklichkeit" der Menschen adaptieren können, sondern dass es die Kirche Jesu Christi ist, von ihm gegründet und vom hl. Geist belebt und geheiligt. ER ist der Herr. Die Kirche der mystische Leib Christi, in der er selbst weiterlebt. Heiligkeit und Heiligung durch die geoffenbarten Gebote Gottes und durch das sakramentale Leben sind Ziel und Zweck der Kirche. Nicht (Ab-)Segnung von "Lebenswirklichkeiten", die neuerdings von manchen als neue Offenbarungsquellen behauptet werden.

Sie stehen zur hierarchischen Verfasstheit der Kirche (vgl Vat.II, LG 3), zu einem Weihepriestertum, das Priesteramt, Lehramt und das Leitungsamt in sich vereint, sie stehen zum Zölibat, der für die Welt ein Skandal, ein unverständliches und unnötiges Opfer darstellt, den Gottgeweihten aber in die Lebensform seines Herrn Jesus Christus hineinnimmt und ihn so noch mehr in seine Nachfolge treten lässt (vgl. Vat. II, Presbyterorum ordinis, III) .

Bischof Bertram ist herzlich willkommen - und es ist ihm zu danken, dass er sich dieser (in vieler Hinsicht bestehenden) Herausforderung stellt. Mögen die über achtzig Priesteramtskandidaten des internationalen Priesterseminars St. Petrus in Wigratzbad, die anwesenden Priester und die zahlreichen zur Diakonenweihe erschienenen Gläubigen den Bischof und das ganze Bistum in ihre Gebete einschließen.


Fotos von der Diakonatsweihe durch Bischof Bertram Meier am 28.05.2022

CNA-Meldung: Bischof Meier weiht zehn Kandidaten der Petrusbruderschaft zu Diakonen

"Priester der Bruderschaft leisten einen wertvollen Beitrag für die Glaubensweitergabe" (CNA vom 04.05.2022)

 

 

O. A. M. D. G.

 

Foto: Fassade der Pfarrkirche St. Peter und Paul, Lindenberg im Allgäu; © FW

Freitag, 13. Februar 2015

14.02.2015: Niedere und Subdiakonatsweihen der Petrusbruderschaft

 

Am kommenden Samstag, den 14. Februar 2015, wird S.E. Bischof Czeslaw Kozon (Bistum Kopenhagen) Seminaristen des Internationalen Priesterseminars der Petrusbruderschaft in Wigratzbad die niederen Weihen und das Subdiakonat erteilen. 
 
Die Zeremonie findet in der Pfarrkirche St Gallus in Gestratz, etwa zwanzig Autominuten (ca. 17 km) von Wigratzbad entfernt, statt und beginnt um 9:30 Uhr.


Herzliche Einladung!



Die niederen Weihen - Einüben des Dienens nach dem Vorbild Jesu (Predigt von Weihbischof Athanasius Schneider, Kasachstan)


Bild: während der Subdiakonatsweihe FSSP am 23.11.2013 in Denton (Quelle)

Samstag, 24. Januar 2015

Primizpredigt: Man kann an das Werk Gottes nicht die Meßlatte des Trends ansetzen

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

„Ist denn da auch etwas los?“ So fragen junge Leute von heute gerne, wenn sie zu einer Veranstaltung eingeladen werden. Dabei verstehen sie unter „etwas los sein“, daß es lebhaft zugehe. Sie wollen etwas ihren Vorstellungen Entsprechendes geboten bekommen. Neudeutsch ausgedrückt: Es soll action geben. Wäre ja auch schrecklich, irgendwo hinein zu geraten, wo man sich langweilen muß!

Und so sehen sich denn auch die Organisatoren großer Veranstaltungen, wenn sie ein eingermaßen modernes Publikum ansprechen wollen, im Vorfeld zu bunten, „aufgegagten“ Werbekampagnen verpflichtet. Das Ereignis selbst muß dann natürlich das Versprochene halten, muß tatsächlich action bieten. - 

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Liebe Gläubige, wie aber verhält es sich mit dieser Veranstaltung? „Was ist hier los?“ Welchen Erlebnis- und Unterhaltungswert hat unsere Nachprimiz? 

Vom Erwartungshorizont trendbewußter Leute von heute aus betrachtet einen denkbar geringen. Oder sagen wir es geradeheraus: Der Unterhaltungswert der Primiz dürfte beinahe gleich null sein. Gewiß, es wird gesungen und Orgel gespielt, eine Rede wird gehalten und ansonsten eine ausgedehnte Zeremonie vollzogen. Aber das wär’s dann auch schon. Mehr „ist“ hier wirklich „nicht los“. 

Nicht einmal die neuen Möglichkeiten, eine Eucharistiefeier für den modernen Menschen ach so interessant zu gestalten, werden ausgenutzt, geschweige denn ausgeschöpft. Keine rhythmusbetonte Musik, kein liturgischer Tanz, keine Showeinlagen, kein Händchenhalten und -schütteln, nicht einmal das Gesicht des Primizianten bekommen wir während eines Großteils der Messe zu sehen. 

Täuschen wir uns also nicht: Die „Welt“ kann mit diesem Ereignis herzlich wenig anfangen. Und wenn der Neupriester ansonsten auch schon vor einer handvoll Gläubigen - oder sogar ohne diese – die Messe ohne große Feierlichkeit hält, dann wird die Angelegenheit für die allermeisten - auch für viele Katholiken - völlig unverständlich... 

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Liebe Gläubige, das sind ja schöne Aussichten zu unserer Feierstunde! Ist das nicht ein gar zu düsteres Bild? Und zugleich ein Anschlag auf die festliche Freude, die uns beseelt, gleich, wenn ich eine solche Einschätzung nicht für mich behalte, sondern gerade hier und heute öffentlich äußere? 

Ich meine: „Nein“. Denn unsere Freude ist ja nicht ein an Äußerlichkeiten entfachtes Feuer. Sie hängt nicht ab von der Mode des Tages und von der Meinung der Mehrheit. Und sie erfaßt uns auch nicht auf dem Weg einer raffinierten Werbepsychologie. Wäre dem so, dann müßten wir freilich um sie bangen. Nun aber speist sich unsere Freude eben doch aus ganz anderen Quellen. Sie hat ihren Grund in einem Geheimnis des Glaubens. 

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Wenn unser Neupriester in etwas mehr als einer halben Stunde sich über den Kelch, gefüllt mit Wein, beugt und die heilige Wandlung vollzieht, dann wird er, uralter Überlieferung entsprechend, in die Worte Jesu die Worte der Kirche einfügen: „Mysterium fidei - Geheimnis des Glaubens“. Damit aber ist nicht nur über die heilige Messe selbst, sondern auch über das ganze Priestertum der Kirche Wichtigstes gesagt. Priestertum und heilige Messe sind mysterium fidei, Geheimnis des Glaubens.

Liebe Gläubige, liegt nicht hier der Grund dafür, daß wir unsere heutige Festfreude nicht so ohne weiteres jedem mitteilen können? Ja, sie bleibt vielen unzugänglich, weil sie nur im Glauben verständlich ist. Nur wer zu dem mysterium fidei sein Ja sagt, wird vom Ereignis der heiligen Messe - und besonders einer Primiz - innerlich berührt, erfaßt, begeistert, ja hingerissen sein. Berührt, erfaßt, begeistert und hingerissen noch weitaus mehr, als irgendein Film- oder Fußball- oder Musikenthusiast es vom Gegenstand seines Kultes je zu sein vermag. Und warum? Weil das, was dieses Glaubensgeheimnis beinhaltet und was sich darin ereignet, jedes Ereignis unendlich weit hinter sich läßt, in dem nur „etwas los ist“. 

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Äußerlich betrachtet finden wir tatsächlich wenig, was uns übermäßig anspricht. Der junge Mann, der vor einigen Monaten zum Priester geweiht wurde, hat sich dadurch nicht sichtlich verändert in Erscheinungsbild, Größe, Sprache und so weiter. Ebenso verändert sich gleich bei der Konsekration nichts an der Erscheinung des Brotes und des Weines, nichts, aber auch rein gar nichts. Für den, der nicht vom Glauben an eine tiefere Wirklichkeit durchdrungen ist, besteht also keinerlei Grund, um Priesterweihe und Meßzelebration groß Aufhebens zu machen. 

Für den aber, der glaubt, der wirklich und tief glaubt, sieht die Sache vollkommen anders aus. Im Licht des Glaubens erkennt er, daß derselbe Mann von vor 20, 10 oder 5 Jahren, von vor 5 oder 3 Monaten seit der Priesterweihe eben doch ein ganz anderer Mensch geworden ist. Die Priesterweihe war seine dritte übernatürliche Verwandlung. 

In der Taufe hatte er, bereits in frühestem Alter, eine erste Verwandlung erfahren: die Verwandlung vom Kind Adams unter dem Fluch der Sünde zum Kind Gottes im Segen der Gnade. Bei der Firmung dann hatte sich, aufbauend auf der ersten, eine zweite Verwandlung ereignet: vom unmündigen Gotteskind zum Zeugen und Streiter Jesu Christi im feurigen Wehen des Heiligen Geistes.

Und in der Priesterweihe nun die dritte Verwandlung: Vom Empfänger der Gnadengaben Gottes ist der Primiziant zusätzlich zu ihrem aktiven Ausspender geworden; vom passiven Glied am geheimnisvollen Leib Christi, der Kirche, zusätzlich zum aktiven Stellvertreter des Hauptes, Jesus selbst; und vom allgemeinen Priester, der sich das von anderen vergegenwärtigte und dargebrachte Opfer Christi zu eigen machen kann, ist er zusätzlich zum amtlichen Priester geworden, der dieses Opfer selbst vergegenwärtigt und darbringt. 

„Zusätzlich“, das will sagen: Er ist geblieben, was er vorher war, und hat doch sozusagen eine neue Qualität erhalten. Als Mensch und katholischer Christ ist er weiterhin auf das Wirken Gottes in der Kirche durch andere Priester angewiesen. So kann er sich beispielsweise weder selbst von seinen Sünden lossprechen noch sich selbst die letzte Ölung spenden. Aber er kann diese Sakramente nun selbst anderen spenden; und er kann in geheimnisvoller Personeinheit mit Christus dessen heiliges Opfer vergegenwärtigen und im Namen der ganzen Kirche Gott darbringen. Und das konnte er vor einigen Monaten noch nicht. 

Liebe Gläubige, das alles ist so schrecklich leicht und schnell dahingesagt. Aber wenn wir es näher bedenken, am besten: betend betrachten, dann kommen wir wohl aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Ja, „Großes hat an ihm getan der Mächtige, und heilig ist Sein Name!“ 

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Und ganz ähnlich verhält es sich mit der heiligen Messe, insbesondere der heiligen Wandlung: Wo unsere körperlichen Augen nichts zu sehen bekommen als ein irdisches Geschehen, einen jungen Mann, umgeben von einigen anderen, der am Altar verschiedene Gebete verrichtet und Handlungen vornimmt, da öffnet sich unsichtbar und doch wirklich der Himmel in seiner ganzen, überwältigenden Herrlichkeit. 

Wo wir bloß eine gewisse Anzahl anderer uns teils bekannter, teils unbekannter Menschen um uns erblicken, da treten in Wahrheit die unermeßlichen Scharen der himmlischen Geister und der Heiligen in ihrer atemberaubenden Vielfalt hinzu. 

Wo wir nur zuerst eine weiße Hostie, dann einen Kelch sehen, die vom Priester emporgehoben werden, da wird unter uns doch Jesus Christus gegenwärtig mit Gottheit und Menschheit, mit Leib und Seele, mit Fleisch und Blut, wahrhaft, wirklich und wesentlich, und aus dem geöffneten Herzen Seines verklärten Leibes fließt der Strom des Erbarmens, Sein unendlich kostbares Blut, hervor.

Und wo unsere leiblichen Ohren nichts vernehmen als vielleicht einige geflüsterte Worte, das Läuten der Glocke und das Rauschen der Gewänder (ja, man sollte ganz still sein in diesem Moment!), da ertönt in Wirklichkeit wiederum wie damals die Stimme des Vaters: Das ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich Mein Wohlgefallen habe, - und die Stimme des Sohnes selbst: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun, und: Mich dürstet (nämlich nach Dir!), und: Siehe da, Deine Mutter, und: Es ist vollbracht, und: Vater, in Deine Hände lege Ich Meinen Geist, - und da ertönt wohl auch das Geschrei der teuflischen Mächte, die sich mit Heulen und Zähneknirschen von ihrem Besieger abwenden, und das Seufzen der Armen Seelen im Fegefeuer, die nach dem erlösenden Blut des Herrn verlangen, und der Klang der Myriaden von Engeln und Heiligen, die vor dem geopferten Lamm das Neue Lied singen. 

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Liebe Gläubige, ist in der Heiligen Messe, ist in dieser Primiz „etwas los“? Ach, es könnte in Wahrheit nirgendwo so viel geschehen wie in dem Augenblick der Wesenverwandlung, des Opfers. Denn wo wir, menschlich betrachtet, nichts sehen und nichts hören als Irdisches, da eröffnet uns der Glaube Auge und Ohr, und wir nehmen eine überirdische Wirklichkeit wahr, die unsere höchsten und kühnsten Vorstellungen um Unendliches überragt. Aber, das sei deutlich gesagt: Es öffnet uns nur der Glaube den Zugang zu alledem. Nur eine Pforte führt hinein in dieses größte aller Geschehen: die Pforte der göttlichen Offenbarung. Und der Schlüssel zu dieser Pforte ist der katholische Glaube.

Ohne Schlüssel gelangen wir also nicht hinein. Wir könnten der heiligen Messe ohne den Schlüssel vielleicht eine kulturelle und ästhetische Wertschätzung wie einer gelungenen Neuinszenierung eines großen Theaterstücks entgegenbringen. Wir könnten eine gewisse Ehrfurcht verspüren wie ein europäischer Tourist vor dem hingebungsvoll zelebrierten Kult eines afrikanischen Stammes. Aber die heilige Messe selbst bliebe uns ohne den Schlüssel des Glaubens doch ein Buch mit Sieben Siegeln. 

Und das nicht bloß ohne den Schlüssel, sondern auch mit einem falschen oder verfälschten Schlüssel. Wenn einige Zinken fehlen oder verbogen sind, gibt das Schloß einfach nicht nach. Und wenn der katholische Glaube in einer mangelhaften oder verbogenen Gestalt vorliegt, dann öffnet sich die Tür zum mysterium fidei eben nicht. 

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Liebe Gläubige, hier genau liegt das Verheerende der innerkirchlichen Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Die Meister vom Schlüsseldienst haben vielfach dabei zugeschaut, wie man den Gläubigen ihren Schlüssel des Glaubens im Namen der Liebe verbog, im Namen der Wissenschaft zerstörte oder im Namen der Freiheit sogar völlig wegzuwerfen riet. Und jetzt stimmen die, die wachen sollten - wenigstens teilweise - in das Klagelied über die schweren Schäden an, die entstanden sind, besonders über den Rückgang des Meßbesuches. 

Als ob es für die Menschen ohne die Klarheit des katholischen Glaubens besonders attraktiv sein könnte an der - oft noch entsakralisierten - Sonntagsmesse teilzunehmen! Muß man nicht volles Verständnis für die Scharen katholisch getaufter Sonntagslangschläfer haben angesichts der Misere in der Glaubensunterweisung? Nein, es macht wirklich nicht gerade Spaß, ohne passenden Schlüssel vor einer verschlossenen Tür zu stehen. Ebenso freudlos ist ein Absitzen der heiligen Messe für den, der nicht mehr im Glauben um ihre Inhalte weiß. Wenn man vor der Tür steht und nicht hinein kann, dann will man auch bald nicht mehr hinein und geht eben ganz weg. 

Lieber Neupriester, Du weißt, was in dieser Beziehung zu tun ist! In dem Maße Du als geweihter Priester nun noch größeren Anteil hast an dem so wichtigen Schlüsseldienst des Glaubens, gelten Dir die Worte des Apostels: „Verkünde das Wort, tritt auf, sei es gelegen oder ungelegen, rüge, ermahne, weise zurecht in aller Geduld und Lehrweisheit; denn es kommen Zeiten (ach, sie sind schon lange gekommen!), da man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich zum Ohrenkitzel nach eigenen Gelüsten Lehrer beschafft. Von der Wahrheit aber wird man das Ohr abwenden und sich Fabeleien zuwenden.“ Diesen Fabeleien wirst Du begegnen durch eine erleuchtete und kraftvolle Verkündigung der Wahrheit des mysterium fidei, dessen sind wir gewiß. 

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Liebe Gläubige, nur mit dem Schlüssel unseres katholischen Glaubens haben wir Zugang zum Verständnis des katholischen Priesters und zum Heiligtum des Meßopfers. Was den Außenstehenden als rückständiger Aberglaube, mit dem ein aufgeklärter Mensch nichts mehr anzufangen weiß, erscheint, als hinterweltlerisches Getue, als folkloristisches Spektakel ohne ernsthaften Anspruch an ernsthafte Menschen, - das ist den Gläubigen das Alpha und Omega, Inbegriff göttlicher Wahrheit und Liebe. 

Und deshalb danken die Gläubigen Jesus für die Einsetzung des Priestertums. Sie nehmen mit ganzem Herzen an den Feierlichkeiten der Priesterweihe teil. Sie erbitten vom Neupriester den so kostbaren Erstlingssegen und küssen seine frischgesalbten Hände, gesalbt, um den Sohn Gottes zu berühren, zu umfassen, als Opfergabe zum Himmel emporzuheben und als himmlische Speise den Gläubigen zu reichen. 

Auf diese Weise entsteht ein enger Zusammenschluß zwischen den Gläubigen und ihren Priestern. Es ist eine Vertrautheit und Liebe, die wiederum nicht vom rein Menschlichen ihren Ausgang nimmt, sondern im Glauben wurzelt. Je tiefer und lebendiger der Glaube, desto inniger das Band, das den Priester und das Kirchenvolk, den Priester und jeden einzelnen Gläubigen umschlingt. 

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Und trotzdem muß auch die andere Seite der Wirklichkeit gesehen werden. So sehr der Neupriester hier und heute die Anteilnahme des Kirchenvolkes erfährt, so sehr er sich über die wundervolle Verbundenheit freut, - so sehr bleibt er doch im tiefsten auch allein. Ja, seit gestern ist seine Einsamkeit bis zu einem Grad angewachsen, der auf dieser Welt nicht seinesgleichen hat. 

Weshalb? Weil er das, was mit ihm geschehen ist, und das, was er heute und morgen und tagtäglich vollzieht, letztlich keinem Menschen mitteilen und so mit niemandem teilen kann. Nicht einmal er selbst begreift ja dieses mysterium fidei, das in seiner Seele seit gestern besteht. Es ist für den Priester selbst viel zu hoch, als daß er es durchschauen könnte. War er sich als Geschöpf und Kind Gottes schon vorher selbst ein Geheimnis, jetzt ist er es noch viel mehr. Und was sich gleich unter seinen Händen ereignen wird, wie vermöchte er das zu erfassen, geschweige denn wirklich auszusprechen?

Ob sich die Wandlung der eucharistischen Gaben für den Zelebranten in erfahrbarer Wundermacht offenbart oder - was vermutlich ein ganzes Leben lang so sein wird - mit dunklem, vielleicht manchmal jeden Gefühls entblößtem Glauben erlebt wird: In beiden Fällen reichen doch keine menschlichen Worte hin, um es einem anderen Menschen auch nur halbwegs mitteilen zu können.

Zwar hat Jesus im Moment Seines Todes den Tempelvorhang zerrissen, so daß wir nun alle durch Sein Blut Zugang zum Allerheiligsten haben und daher den Priester auf Seinem Weg zum Altar Gottes betend und mitopfernd begleiten. Und doch ist er in anderer Hinsicht auch wieder einsam und allein. Einsam und allein wie Moses, der, das Volk zurücklassend, in das Wolkendunkel des Gottesberges aufstieg. Einsam und allein wie der Hohepriester des Alten Bundes, der einmal im Jahr die Schwelle überschritt, die das Heilige vom Allerheiligsten trennte. Einsam und allein wie Zacharias, der Vater des Täufers, da ihm im Tempel die Botschaft vom heiligen Erzengel Gabriel überbracht wurde: Als er wieder herauskam, vermochte er niemandem von dem Geschauten Kunde zu überbringen, denn er war stumm geworden. Hier aber, liebe Gläubige - hier ist unendlich viel mehr als nur ein Engel Gottes! 

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Lieber Neupriester, in einem dunklen, verschwiegenen Raum, in der stillen Nacht des Glaubens, geschieht das Größte, das auf Erden geschehen kann. Würdest Du dieses auch nur ein einziges Mal gläubig und würdig vollziehen, Dein ganzer langer Weg zum heiligen Priestertum, alle Verzichte und Entbehrungen, hätten sich überreich gelohnt. 

Und doch wirst Du diese Freude letztlich mit keinem Menschen hier auf Erden je teilen können. Selbst wenn Deine nächsten Verwandten, Vater und Mutter und Geschwister, die weite Reise nach Europa auf sich genommen hätten: Du stündest doch als ein Einsamer unter dem Kreuz, dem Lebensbaum, der bei der heiligen Wandlung aus Deinen Händen hervorwächst. Diese Einsamkeit muß der Priester aushalten. Er darf vor ihr nicht flüchten in äußere Geschäftigkeiten, nicht in Liebhabereien und Liebeleien, wie es so häufig geschieht. 

Nur einen Menschen gibt es, der ein Höchstmaß an Verstehen für das Tun des Priesters hat. Es ist diejenige, die den Herrn der Welt im heutigen Festgeheimnis als die neue Bundeslade zu Elisabeth getragen hat - und Johannes der Täufer begann im Schoß seiner Mutter sich zu regen und vor Ihm zu tanzen wie einst König David in heiliger Entzückung vor der Lade des alten Bundes. Und es ist die, von der der Herr auch gleich bei der Vergegenwärtigung Seines Opfers vom Kreuz herab zum Priester spricht: Siehe da, Deine Mutter, - und zu der Er, auf den Zelebranten weisend, sagt: Siehe da, Dein Sohn. Diese Mutter, lieber Primiziant, wird Dir heute ganz neu geschenkt. Schenke auch Du Dich ihr ganz neu! 

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Liebe Gläubige, was ist denn bei dieser Feier los? Welche Tricks müssen wir uns einfallen lassen, um die Menschen bei der Stange zu halten? Welche Meßgestaltung ist auf- und anregend genug, um dem modernen Menschen etwas zu sagen?

Angesichts des mysterium fidei wird uns klar, wie verfehlt solche Fragestellungen bereits in ihrem Ansatz sind. Man kann an das Werk Gottes nicht die Meßlatte des Trends ansetzen. Die heilige Messe entzieht sich jeder Bewertung durch die Tagesmeinung. Sie stellt alle Ansprüche an uns und nicht wir an sie.

Nur den einen Anspruch freilich dürfen wir - zwar nicht an die heilige Messe selbst, aber doch an ihre Form - stellen: Daß in ihr das Geheimnis des Glaubens, das Opfer unseres Herrn Jesus Christus, zum Ausdruck komme. Und daß deutlich werde: Der Priester hat hier nicht die Gemeinde mit fröhlichem Gesicht und gutgelaunten Einfällen zu unterhalten, sondern hat für die Versammelten (wie der Hebräerbrief sagt) in das nicht von Menschenhand gemachte Heiligtum Gottes einzutreten, um ihnen eine ewige Erlösung zu erwirken. 

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Lieber Neupriester, dies zu tun, hast Du Dich für die überlieferte, unangepaßte Form der heiligen Messe entschieden. Und Du hast eine gute, hast die beste Wahl getroffen. Aus dieser Liturgie leuchtet das mysterium fidei in ungebrochener Strahlkraft hervor. Viele Menschen, die im echten, katholischen Glauben an das heilige Opfermysterium stehen und folglich auf alle äußere Aktualisierung und Interessantmachung getrost verzichten können, haben in ihr die kostbare Perle gefunden, für die es sich lohnt, vieles, ja alles hinzugeben. 

Gemeinsam mit den Gläubigen, die zu Deiner ersten heiligen Messe gekommen sind, bete ich heute, daß diese traditionelle Meßliturgie, die Meßliturgie Deiner Primiz, auch die Deiner letzten und aller (hoffentlich möglichst vieler) heiligen Messen sei, die Du zwischen der ersten und der letzten zelebrieren darfst. 

Und nun trete gläubigen und glühenden Herzens hin zum Altar und bringe das reine, makellose und heilige Opfer des Neuen und Ewigen Bundes dar, das mysterium fidei zum Lob und Ruhm des Namens Gottes, zum Segen für uns und die ganze heilige Kirche! Amen


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Samstag, 12. Juli 2014

Notizen einer Priesterweihe


Dann ist es vollbracht.
Wir haben einen neuen Priester.
Seine Hände werden entfesselt,
sie gehören nun nicht mehr ihm.
Der stille Jubel der unsichtbaren
Gäste hat sich mit dem des Volkes
und der Geweihten vereint...

Das mystische Erlebnis einer Priesterweihe beschreibt mit wunderbaren Worten der Rezitator, Sprecher und Schriftsteller Uwe Postl aus München. Die "Vorläufigen Notizen einer Priesterweihe" entstanden unter dem Eindruck der Priesterweihe von Christian Jäger FSSP am 19.11.2011 in Bettbrunn und befinden sich in der UNA VOCE Korrespondenz, Ausgabe UVK 2014/1 (S. 157), ebenso wie die postlsche Rezension von Paul Baddes Buch "Raphael - Die Wiederkehr eines Erzengels" (S. 151).

Außerdem erschien in der UVK 2014/2 unter dem Titel "Quo vadis? - Hufspuren der Umkehr eines treulosen Schafes" ein Beitrag von Uwe Postl zur UNA VOCE-Reihe "Bekenntnisse und Wege zur 'Messe aller Zeiten'" (S. 284).

Ebenfalls über die Priesterweihe von Christian Jäger hat der Journalist und Buchautor Alexander Kissler in "Eigentümlich frei" geschrieben: bitte hier klicken!


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Bild: Die Muttter des Neugeweihten entfernt die Binde, mit der dem Priester die Hände gebunden waren (s. Ritus der Priesterweihe); Foto von P. Hubert Bizard FSSP (weitere Fotos von der Priesterweihe in Chartres (F) am 28.06.2014 via flickr bzw. google+: hier und hier)

Dienstag, 24. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 36: Die Pfarrbeauftragten (2); Das Pastoralteam

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 36


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung von hier (Die Pfarrbeauftragten)

III.  Die Unterbauung durch die progressistische Theologie

Die progressistische Theologie lieferte die pseudotheologische Unterbauung dieser neuen Stufe der anderen Hierarchie.

Der Münchner Dogmatiker Peter Neuner sieht hier "ein gemeindeleitendes Amt für Laien" geschaffen, dem nur die Leitung der Eucharistiefeier und die sakramentale Lossprechung fehlen (7). Dem kann nach ihm unschwer abgeholfen werden. Neuner plädiert denn auch dafür, die Pastoralreferenten in der "Gemeindeleitung" zu "ordinieren" (8).

Nach Ottmar Fuchs können und sollen Nichtgeweihte die Gemeindeleitung zur Gänze mit allen Rechten und Pflichten übernehmen (9). Er stellt sich die wünschenswerte Bestellung des Gemeindeleiters wie folgt vor. Dieser wird von unten, von der Gemeinde her beauftragt. "Die kirchliche Leitung" auf Dekanats- oder Diözesanebene "wird solche Beauftragung in der Regel gutheißen und ... bestätigen" (10). Die Vision eines künftigen Amtes von Fuchs bezieht sich auf Männer und Frauen, Verheiratete und Unverheiratete; die bisherigen "Zulassungsbestimmungen" zum Amt sind lediglich disziplinär (11).


Die deutschen Bischöfe befassten sich mit dieser Angelegenheit in dem Papier "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" (pdf). Leider geht ihm die wünschenswerte Klarheit ab. Wenn es darin heißt, alle Christen seien befähigt "zur Mitwirkung am Leitungsdienst" (I,1,1), so ist das schlicht falsch. Das Papier korrigiert sich denn auch bald selbst und sagt ganz richtig: "Der Dienst der Leitung der Gemeinde als sakramentale Repräsentation des Hirtenamtes Jesu Christi ist an die Weihe ... gebunden" (II,1,7). Einen anderen Leitungsdienst als den sakramental begründeten gibt es aber nicht. Es ist daher abwegig, eine neue hierarchische Leitungsstufe aus solchen zu schaffen, denen die sakramentale Weihe fehlt.

Auf das Zweite Vatikanische Konzil kann man sich dabei nicht berufen. Das Konzil spricht nirgends davon, dass Nichtgeweihte Leitungsaufgaben in der Kirche innehaben können (Lumen gentium Nr. 33; Apostolicam actuositatem Nr. 24). Wenn, wie das Papier "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" weiter erklärt, der Hirtendienst der Gemeindeleitung "unlösbar" mit der Leitung der Feier der Eucharistie verbunden ist (II,1,7), dann ergibt sich auch daraus, dass ein Nichtpriester nicht die Gemeindeleitung innehaben kann.

Die Terminologie des Papiers führt in die Irre, und dadurch wird die ganze Sache falsch. Seine Verfasser haben keine klaren Begriffe. So verstehen sie nicht, den Begrff "Leitung" zu definieren. Leitung ist nicht gleich Betätigung. Leiten besagt führen, anordnen, beaufsichtigen. Leitung haben besagt führende Überlegenheit, d. h. weisungsberechtigte Autorität über andere besitzen.

Mitarbeit ist etwas anderes als Leitung. Es ist falsch, wenn das Papier "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" nun die Verkündigung, den Gottesdienst und die Wohlfahrtspflege unter die Überschrift "Leitungsaufgaben" des Pfarrers subsumiert (III,3,1). Alle drei genannten Tätigkeiten sind zwar Aufgaben des Pfarrers, stellen aber als solche keine Leitung dar. Sie bedürfen der Leitung, sind aber selbst von der Leitung verschieden.

Das Papier "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" warnt schließlich davor, die hauptamtlichen Mitarbeiter einer Pfarrei "faktisch in die Rolle der Gemeindeleitung" zu drängen (III,5,4). Aber eben dies geschieht in der Limburger Ordnung und den Ordnungen, die ihr folgen. Hier werden die Laienfunktionäre geradezu von Amtes wegen in die Gemeindeleitung eingesetzt. Es ist keine Frage, dass damit eine neue hierarchische Stufe von Nichtgeweihten aufgebaut wird. Die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Bischof Lehmann bezeichnete das Papier "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" als "Zwischenbilanz", d.h. er rechnete damit, dass die Entwicklung auf Umstülpung der Kirchenverfassung weitergeht, und er ermutigte mit dieser Bezeichnung zu solchen weiteren Verkehrungen.


IV.  Das Pastoralteam

1.  Aufbau

a)  In der Diözese Speyer

Eine andere Weise, den Priesterstand einzuebnen und das Priesteramt zu nivellieren, besteht darin, ihn in ein "Pastoralteam" einzubinden.

Der Speyerer Diözesanpastoralplan führte das "Pastoralteam" ein. Es setzt sich zusammen aus dem Pfarrer oder an dessen Stelle aus einem Diakon oder Laien als Pastoralteamleiter, dem Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates, den Verantwortlichen für die drei Grunddienste (Katechese, Liturgie, Caritas), dem Kaplan, dem Ständigen Diakon, dem Pastoral- oder Gemeindereferenten. Dieses Gremium ist allzuständig. Nach diesem famosen Modell gehen die Grunddienste d. h. praktisch alles, was sich in einer Pfarrei tut, in die Hände der Verantwortlichen, d.h. gewöhnlich von Laien über.

Pastoralteamleiter in Pfarreien ohne Pfarrer ist in der Regel ein Laie. Ihm ist die komplette Seelsorge übertragen, soweit sie nicht an die Weihe gebunden ist. Er plant die gesamte Seelsorgearbeit in der Gemeinde und führt sie durch, wobei ihm die Verantwortlichen der Grunddienste zur Seite stehen.

Eine Aufgabenbeschreibung legt seine (Anm.: des Pastoralteamleiters) Kompetenz und seine Verantwortung fest. Er besitzt volle Handlungsverantwortung. Dem Pfarrer bleiben die Feier der Eucharistie und die Spendung der Sakramente. Er ist unmittelbarer Vorgesetzter des Pastoralteamleiters und nimmt die "Führungsverantwortung" wahr. Man fragt sich, was davon für ihn übrig bleibt. Offenbar das, was darauf folgt: "er leitet die regelmäßigen Dienstbesprechungen und trägt Sorge für die notwendige Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter".

b)  In anderen Diözesen

Das Pastoralteam blieb keine Erfindung des Bistums Speyer. Auch in dem Papier "Pastorale Planung" für Mainz taucht das Pastoralteam auf, in dem Priester, Diakone und Laien Pfarreien "leiten" (Nr. 16). Das Konzept "Pfarreiengemeinschaft als Seelsorgeeinheit", das am 2. Februar 1997 in der Diözese Augsburg in Kraft gesetzt wurde, etabliert ebenfalls in den Pfarreiengemeinschaften ein "Seelsorgetam", das Beratungsgremium und Leitungsteam in einem ist (S. 21).


2. Beurteilung

In der Konstruktion des Pastoralteams wird das priesterliche Haupt der Gemeinde bis zur Unkenntlichkeit in Laienfunktionen eingebunden und nivelliert. Christus wird nicht repräsentiert durch ein Pastoralteam, sondern durch das priesterliche Haupt der Gemeinde. Der Priester ist nicht gleichberechtigtes Mitglid eines Teams; der Priester ist von Gott bestellter Hirt.

Verbindliche Beschlüsse fassen kann nur, wer die entsprechende Vollmacht besitzt. Geistliche Vollmacht besitzt nur ein Kollegium, dessen Mitglieder Träger solcher Vollmacht sind. Die laikalen Mitglieder des Pastoralteams besitzen keine Vollmacht, und damit hat auch das Pastoralteam keine kollektive Leitungsvollmacht. Die Leitungsbefugnis des Priesters breitet sich nicht auf die in dem Team befindlichen Nichtgeweihten aus.

Die Konstruktion des Pastoralteams erweist sich somit als grundsätzlich verfehlt. Damit wird wiederum gegen die Verfassung der Kirche verstoßen, die eben gerade nicht, was die seinshafte Grundlage für geistliche Vollmacht angeht, eine Gesellschaft von Gleichen ist.


( 7)   Herder Korrespondenz 49, 1995, 131
( 8)   Herder Korrespondenz 49, 1995, 131
( 9)   Fuchs, Ämter für eine Zukunft der Kirche 121
(10)  Fuchs, Das kirchliche Amt 86f
(11)  Fuchs, Das kirchliche Amt 85


Übersicht: Zu den bisher erschienenen Fortsetzungen


Relevante Dokumente der Deutschen Bischofskonferenz (DBK):
  • "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" vom 28. September 1995 (pdf)
  • Beschlüsse der Gemeinsamen Synode 1971-1975: "Die pastoralen Dienste in der Gemeinde" (pdf) und "Rahmenordnung für die pastoralen Strukturen und für die Leitung und Verwaltung der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland" (pdf)
  • weitere Downloads zur "Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland 1971-1975" hier (bis ganz nach unten scrollen)

"Mentalitätswandel":

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Montag, 23. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 34: Die Pastoralreferenten (2)

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 34


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997



Fortsetzung von hier

IV.  Tätigkeit

Die Dienstordnung soll den Dienst der Pastoralreferenten regeln. Instruktiv ist ihre Umsetzung in die Praxis. Dabei fallen bestimmte Eigentümlichkeiten auf. 

Einmal ist die Zahl jener Pastoralreferenten hoch, die an Schreibtischen Platz nehmen, Telefone bedienen und Papiere versenden. Man sehe sich daraufhin einmal den Personalschematismus der Diözese Mainz an. Dort haben die beiden Weihbischöfe je einen Pastoralreferenten als Assistenten und der Generalvikar einen solchen als persönlichen Referenten. In den verschiedenen Abteilungen des Ordinariats ist eine beträchtliche Zahl von Pastoralreferenten beschäftigt, die teilweise den Rang eines Ordinariatsrates besitzen.

Auch in den Dekanaten hat man Pastoralreferenten untergebracht. Es erhebt sich die Frage: Was tut ein Pastoralreferent, der als Dekanatsreferent oder als Dekanatsjugendbeauftragter angestellt ist, den ganzen Tag? Einige hat man in den Pfarrverbänden angestellt. Pastoralreferenten werden auch im Schuldienst als Religionslehrer verwendet, und zwar ohne das anderswo erforderliche zweite (oder dritte) Fach. Weitere sind der Seelsorge in Krankenhäusern zugeteilt, in den Mainzer Universitätskliniken allein vier. Im ganzen muss man sagen: In der Diözese Mainz gibt es ein Heer von laikalen Mitarbeitern, seien es Pastoralreferenten oder Gemeinde-referenten.

Zu den beruflichen Aufgabenbereichen, die das Rahmenstatut für Pastoralreferenten (hier als pdf) nennt, sind einige Fragen angebracht. Wie gewinnt und begleitet ein Pastoralreferent, der ja keiner Gemeinde zugeordnet ist, ehrenamtliche Mitarbeiter? Was hat man sich unter "Mitwirkung bei der übergemeindlichen Koordination von Initiativen" vorzustellen? Wie macht ein Pastoralreferent Mitarbeiter fähig zu Glaubensgesprächen und Erwachsene zur religiösen Kindererziehung? 

Welchen Glauben trägt er vor in Glaubensseminaren, und wie legt er die Heilige Schrift aus in Bibelkreisen? Welcher Art ist seine Mitwirkung in der Ehe- und Familienpastoral? Wie fördert er missionarischen Dienst und Pastoral der Fernstehenden? In manchen Diözesen werden in großen Krankenhäusern Priester und Laien als gleichberechtigte "Seelsorger" nebeneinander gestellt. Wie vermag ein Nichtgeweihter gleichberechtigte Seelsorge mit einem Geweihten zu betreiben?

Die Tätigkeit vieler Pastoralreferenten weist schlimme Ausfallerscheinungen auf. Ich will einige von ihnen nennen. Die Verbildung, die sie in ihrer theologischen Ausbildung erfahren haben, wird sich unweigerlich auf ihren Dienst niederschlagen. Dass die Masse der Pastoralreferenten nicht oder nur sehr wenig tut, um die Menschen zum regelmäßigen würdigen Empfang des Bußsakramentes zu führen, ist offenkundig. Damit entfällt ein entscheidendes Element kirchlicher Seelsorge.

Es ist auch sehr zu fragen, ob die Pastoralreferenten bemüht sind, in den Gemeinden Priesterberufe zu wecken und zu fördern. Es steht zu fürchten, dass wegen des bei manchen tiefsitzenden Ressentiments gegen den Klerus weder das eine noch das andere geschieht.

(...) Für die Gewinnung der Abständigen und Abgefallenen geht von den Pastoralreferenten in der Regel kein Impuls aus. Nach dem Papier "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" sollen die Diakone u. a. "helfen, die der Kirche Entfremdeten zu sammeln (II,2,4). Ich frage: Wo und wie oft und mit welchem Einsatz geschieht dies? Das Urteil des Erzbischofs Braun, die Pastoralreferenten leisteten einen "entscheidenden Beitrag für die Entwicklung zu einer mitsorgenden und missionarischen Kirche" (5), ist ein krasses Fehlurteil.

Erfahrene Seelsorger urteilen anders. Ein Mainzer Pfarrer schrieb: "Was machen die eigentlich, die vielen Hauptamtlichen in der Kirche? ... Die Fragen nach den Rechten aller Hauptamtlichen im kirchlichen Dienst sind bis ins letzte Detail ... geklärt. Die Fragen nach den Pflichten bleiben offen" (6). In keinem Fall sind sie mit den Pflichten  des Pfarrers zu vergleichen. Der Satz des Herrn Kronenberg (Anm.: damaliger Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, ZdK): "Je mehr die Laien in der Kirche Verantwortung tragen, um so mehr identifizieren sie sich auch mit der Kirche" (7) ist schlicht falsch. Gerade die laikalen Verantwortungsträger waren es, die das aufrührerische "Kirchenvolksbegehren" ermöglicht und getragen haben.


V.  Auswirkungen

a) Auf die Priester

Die erwähnte Einstellung vieler Pastoralreferenten und Gemeindereferenten hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Priester, mit denen sie zusammenarbeiten sollen.

Wegen der fehlenden Weihe stellt sich leicht ein Gefühl der Unterlegenheit gegenüber dem Priester ein. Dieses Unterlegenheitsgefühl wird dann ebenso leicht kompensiert durch Unwilligkeit, sich unterzuordnen. Die Priester bekommen in den Pastoralreferenten und Gemeindereferenten Mitarbeiter, denen häufig der entscheidende Wille zur Unterordnung unter den Priester fehlt. Die Fälle sind zahlreich, in denen Pastoralreferenten und Gemeindereferenten, bockig und eigensinnig, dem Priester beträchtliche Schwierigkeiten bereiten.

Sie nehmen eine Selbständigkeit in Anspruch, die mit einer gedeihlichen Leitung einer Pfarrei durch das priesterliche Haupt der Gemeinde nicht zu vereinbaren ist. Das Denken vieler Pastoralreferenten und Gemeindereferenten ist auf Besitzstandswahrung und Machterweiterung gerichtet. Ich selbst habe schwerwiegende und andauernde Konflikte zwischen Priestern, die noch um ihre Sendung wissen, und Laienfunktionären erlebt. Immerhin spricht das Papier der deutschen Bischöfe "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" von der "Berufsunzufriedenheit", von Aggressivität und von Depressionen bei vielen hauptamtlichen Laien (I,2,3).

Der Priester, der sich gegen die Anmaßung kirchlicher Laienfunktionäre zur Wehr setzt, gilt als nicht kooperationswillig; er riskiert eine Rüge der geistlichen Behörde oder gar seine Versetzung. Die Klagen der Priester, dass sie an ihrem Bischof keinen Halt haben und keine Unterstützung finden, wenn sie sich gegen Unwilligkeit und Selbstherrlichkeit von Laienmitarbeitern wenden, sind zu häufig, als dass sie allesamt unzutreffend sein könnten. Unter der Vorgabe, ein gedeihliches Miteinander schaffen zu wollen, werden Priester, die noch die richtige Vorstellung von Kirche haben, entweder gleichgeschaltet oder erledigt.

b) Auf die Laien

Die Anstellung zahlreicher hauptamtlicher Laienkräfte in der Seelsorge hat auch Auswirkungen auf die nichtamtlichen Gläubigen. Diese bekommen ein völlig verändertes Bild von der Kirche, das sich zunehmend protestantischen Verhältnissen nähert. Die hierarchische Struktur der Kirche und die sakramentale Weihe der Amtsträger treten immer mehr zurück und werden beiseite geschoben. Der Priester als der Repräsentant Christi und als der in der Vollmacht Christi handelnde Hirt gerät aus dem Blickfeld. Die Gläubigen gewöhnen sich an die laikalen Funktionäre. Das Bemühen um Priesterberufe nimmt weiter ab.

Dazu kommt Folgendes: In dem Maße, wie die Zahl der hauptamtlichen Laien in der Kirche wuchs, ging die Zahl der ehrenamtlich tätigen zurück. Die massenhafte Einstellung von Gemeindereferenten verdrängte systematisch die arbeits- und hilfswilligen Gläubigen in den Gemeinden. Heute werden Leute für die Dienste und Verrichtungen bezahlt, die in der vorkonziliaren Kirche unentgeltlich verrichtet wurden. So kommt man um das Urteil nicht herum: Das Heer der Hauptamtlichen stellt eine Gefahr für die Ehrenamtlichen und für die Charismatiker dar.


VI.  Der Titel "Seelsorger"

Bezeichnend für das Selbstbewusstsein und die Ambitionen der Pastoralreferenten und Gemeinereferenten ist die zunehmende Neigung, sich mit dem Namen von Seelsorgern und Seelsorgerinnen zu schmücken.

Diese Benennung ist neu. Die Seelsorge (cura animarum) war in der Kirche immer Sache des Klerus. Er konnte und sollte sich dabei helfen lassen von Nichtklerikern, und diese tragen dann den Namen von Seelsorgehelfern und -helferinnen. Damit war ihre unterstützende Funktion gegenüber dem Klerus bezeichnet.

Wenn dagegen jetzt die theologisch ausgebildeten Funktionäre den Ausdruck Seelsorger und Seelsorgerinnen für sich usurpieren, wird der wesentliche Unterschied von geweihten Trägern der Seelsorge und deren Helferkreis verwischt und in einer unzulässigen Äquivokation ein und dasselbe Wort für zwei grundlegend verschiedene Personenkreise verwendet. Damit wird nicht der Seelsorge, sondern dem Anspruchsdenken von theologisch ausgebildeten Laienfunktionären gedient.

Die Benennung ist sachlich unzutreffend. Denn der Begriff des Seelsorgers ist dadurch gekennzeichnet, dass er die Gesamtheit der Befugnisse und Dienste, welche die Seelsorge ausmachen, in sich schließt. Seelsorge ist Hirtendienst (c. 515 §1). Wie soll jemand Seelsorger sein, der nicht Hirte ist? Hirte kann man nur sein, wenn man dem Erzhirten Jesus Christus ontisch angeglichen ist. Deswegen muss der Begriff des Seelsorgers auf den Klerus beschränkt bleiben.

In der Diözese Augsburg erklärte der verstorbene Bischof Stimpfle, der Titel Seelsorger sei Priestern vorbehalten. Die Mitarbeit von Laien in der Seelsorge verleihe nicht das Recht, diesen Titel zu führen (8). Bei der Inanspruchnahme des Titels Seelsorger durch Nichtgeweihte ergibt sich die Merkwürdigkeit, dass dies duch dieselben Leute geschieht, die sonst an Stelle von Seelsorge lieber von "Gemeindearbeit" reden.

Es berührt auch eigenartig, dass in diesem Begriff die Seele wieder auftaucht, die ansonsten aus der Theologie und aus der Liturgie beinahe verschwunden ist. Trotz dieser Einwände ist vorauszusehen, dass sich dieser Titel durchsetzen wird. Die Bischöfe werden auch diesmal nachgeben. Für den Pastoralplan Speyer sind die Gemeinde- und Pastoralreferenten bereits "Seelsorger" (9).


(5)  Deutsche Tagespost Nr. 92 vom 3. August 1995 S. 6
(6)  Deutsche Tagespost Nr. 104 vom 29. August S. 9
(7)  Herder Korrespondenz 35, 1981, 134
(8)  Amtsblatt der Diözese Augsburg Nr. 7 vom 30. Mai 1984. Vgl. Ludwig Gschwind, Seelsorger - ein Allerweltsbegriff?: Klerusblatt 77, 1997, 87
(9)  Für die Seelsorge. Pastoralbeilage zum Oberhirtlichen Verordnungsblatt für das Bistum Speyer Heft 1/ 1993 S. 23


Fortsetzung folgt 

Übersicht: Zu den bisher erschienenen Fortsetzungen

Sonntag, 1. Juni 2014

Bilder: Diakonatsweihe Lindau am Fest Maria Königin, 31. Mai 2014

Gestern, am Fest Maria Königin, wurden im Marienmünster zu Lindau zehn Subdiakone zu Diakonen - neun für die Petrusbruderschaft und einen für eine schottische Diözese - geweiht. Es war eine wunderbare, erhebende Liturgie. Weihespender war S. E.Erzbischof Guido Pozzo, Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei und u. a. Konsultor der Kongregation für die Glaubenslehre.

Vor Beginn der Weihezeremonie wandte sich der Pfarrer des Lindauer Münsters, Georg Alois Oblinger, mit einem Grußwort in deutscher und französischer Sprache an die Anwesenden bevor er selbst an der Zeremonie teilnahm. Beides ist nicht selbstverständlich, wird doch die außerordentliche Form des römischen Ritus in vielen Bistümern noch immer stiefmütterlich behandelt - ganz gegen den Willen der letzten Päpste, die dem Usus antiquior, der älteren Form der heiligen Messe, zuletzt durch das Motu proprium Summorum pontificum im Jahr 2007 einen festen Platz neben der ordentlichen Form des römischen Ritus ("neue Messe") eingeräumt und die Bischöfe der ganzen Welt um großzügige Unterstützung der Messe im klassischen Ritus gebeten hatten.

 Hier einige Bilder:




















































Mehr Fotos von den Diakonatsweihen am 31. 05.2014
gibt es hier auf dem Blog der FSSP Wigratzbad

und noch mehr hier via flickr!


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Montag, 24. Februar 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 21: Schäden durch Theologen (Ekklesiologie, Weihepriestertum)

Prof. Dr. Georg May


Die andere Hierarchie

Teil 21

Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung: V. Schäden/ 2. Im Einzelnen

d)  Die Ekklesiologie

Mit größter Schärfe wenden sich viele der progressistischen Theologen gegen die göttliche Verfassung der Kirche, im Besonderen gegen ihre hierarchische Struktur. So verkündet der Tübinger Theologe Greinacher: "Hierarchie als 'heilige Herrschaft' stellt eine nichtchristliche ... strukturelle Häresie in der Kirche dar, die überwunden werden muss" (33). In seinem wütendem Hass versteigt er sich zu der beschimpfenden Äußerung: "Die katholische Kirche ist eines der letzten totalitären Systeme in unserer Weltgesellschaft" (34). Unaufhörlich ist die Autorität der Kirche Gegenstand schlimmer Kritik der progressistischen Theologen.

Ich erinnere an das Buch "Unsere Erfahrung mit der Kirche" (hrsg. von Marianne Müssle, Freiburg 1971), in dem Alfons Auer, Alfons Deissler, Heinrich Fries, Herbert Haag und Bernhard Häring ihre ätzende Lauge ausschütten. Der emeritierte Tübinger Theologe Herbert Haag "lädt" in seinem Buch "Den Christen die Freiheit. Erfahrungen und widerspenstige Hoffnungen", Freiburg 1995, "den Leser ein, den innerlichen Bruch mit der katholischen Kirche zu vollzihen" (35). Keinem dieser Theologen ist von den zuständigen Oberhirten energisch entgegengetreten worden.


e)  Die Lehre vom Weihepriestertum

Eine erstrangige Aufgabe sehen die progressistischen Theologen darin, das Weihepriestertum zu untergraben. Es besteht nicht der geringste Zweifel, dass es Kräfte in unserer Kirche gibt, die das katholische Priestertum zerstören wollen.

Der Bamberger Neutestamentler Hoffmann schreibt: "Die Idee eines von den übrigen Genmeindegliedern 'seinsmäßig' unterschiedenen Klerikerstandes, für den kraft der Weihe der alleinige Führungsanspruch oder eine heilsmittlerische Kompetenz postuliert werden, findet im Zeugnis des neuen Testaments keine Stütze. Im Gegenteil. Er steht zum Neuen Testament in klarem Widerspruch" (36).

Der Papst lehrt unfehlbar, dass die Priesterweihe von Frauen durch das göttliche Recht verboten ist. Das Ersatzlehramt in Bonn und Tübingen und anderswo (37) erklärt das Gegenteil.

Die katholisch-theologische Fakultät Bonn veranstaltete einen Projekttag, dessen Ziel war, die kirchliche Lehre über den Empfänger der Weihe aus den Angeln zu heben (38). Frau Claudia Reimüller gab in einem Interview mit Bischof Lehmann ihren Eindruck wieder: "je besser die Ausbildung in einem Land ist ..., desto weniger Berufungen gibt es." (39). Bemerkenswerterweise ging Lehmann auf diese Äußerung überhaupt nicht ein. Wenn er eine sachgemäße Antwort hätte geben wollen, dann hätte er sagen müssen, dass die theologische Ausbildung in Deutschland weder gut noch besser ist als anderswo. Er hätte vielmehr darauf hinweisen müssen, dass viele an dieser Ausbildung Beteiligte für das Entstehen, Wachsen und Reifen von Priesterberufen nichts tun, sondern all diesem entgegenarbeiten.

Die meisten theologischen Ausbildungsstätten in deutschen Landen sind unfähig, Priesterberufe zu wecken und zu fördern. Diese vielgerühmte Theologie ist steril. Sie ist unfähig, genügend priesterliche Berufe zu fördern, versagt also vor einer Lebensfrage der Kirche. Man kommt um das Urteil nicht herum: Die deutschen theologischen Fakultäten sind nicht mehr in der Lage, ihre entscheidende  Aufgabe, gläubige, gebildete, fromme und kirchentreue Priester auszubilden.



(33)  Greinacher, Vom Masochismus der katholischen Amtskirche 54
(34)  Greinacher, Vom Masochismus der katholischen Amtskirche 53
(35)  Peter Christoph Düren in: Forum Katholische Theologie 13, 1997, 77
(36)  Paul Hoffmann, Das Erbe Jesu und die Macht der Kirche, Mainz 1991, 104
(37)  Herder-Korrespondenz 51, 1997, 414-419
(38)  Una Voce-Korrespondenz 26, 1996, 276f.; Projekttag Frauenordination. Mit Beiträgen von Ernst Dassmann, Walter Fürst, Helmut Merklein, Heinz Waldenfels und Josef Wohlmut. Vorwort: Albert Gerhards, Alfter 1997
(39)  Deutsche Tagespost Nr. 57 vom 10. Mai 1997 S. 4



Donnerstag, 23. Januar 2014

Erzbischof Schick: Reform der Kirche durch Bekehrung, Beichte und Übung der Tugenden

 

Einen dringenden Appell zur Reform der Kirche durch Bekehrung, vor allem durch das Bußssakrament, richtet der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick an alle seine Freunde und Verfolger (fb)
"Machen wir mit bei der Bekehrung. Helfen wir Papst Franziskus sein Reformprogramm umzusetzen. Beten wir wie die Christen in China: 'Herr, erneuere deine Kirche und fange bei mir an'."
Der Bamberger Oberhirte schreibt unter anderem:
"Im Mund Jesu heißt Reform „Bekehrung“. Aber wie und wozu? Alle Reformen der Kirche müssen zu einem Mehr und Intensiver in der Nachfolge Jesu führen. „Wer mein Jünger sein will, …, der folge mir nach.“ Wo Kirche drauf steht, muss Jesus Christus drin sein! Mit IHM wird die Gemeinschaft der Christen heilig und wirkt Gutes für die Menschen und die Schöpfung.
Reformen, die die katholische Kirche braucht, sind Bekehrungen zum Evangelium, zu den Zehn Geboten, dem Hauptgebot der Gottes- und der Nächstenliebe, der Goldenen Regel – „Was du willst, das man dir tut, das tu´ zuerst deinem Nächsten“ –, zu den Seligpreisungen der Bergpredigt.

Reformen, die die katholische Kirche braucht, sind Bekehrungen zu den christlichen Werten und Tugenden. Paulus zählt im Galaterbrief folgende auf: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“ Sie müssen unser Leben bestimmen, von uns Christen angeeignet werden und die Kirche prägen.

Reformen zielen auch auf die Treue zum eigenen Lebensstand und zu den Versprechen ab: die Eheversprechen, die Ordensgelübde, die Versprechen der Priester und Diakone bei der Weihe."

 Der komplette Wortlaut des Aufrufs: hier via kath.net.


Weiteres zu Reformen in der Kirche:



Foto: Buch des Lebens, Evangelium und Dekalog; Detail in der Basilika zu Ottobeuren; privat

Freitag, 8. November 2013

Prof. G. May: Die andere Hierarchie - Teil 7: Die Bischöfe - Rechtliche Stellung

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie
Teil 7

Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997 


§ 3 Die Bischöfe

I. Rechtliche Stellung

1. Die Einzelbischöfe

Die Bischöfe folgen aufgrund göttlicher Einsetzung durch den Heiligen Geist, der ihnen gegeben ist, den Aposteln nach, um selbst Lehrer des Glaubens, Priester des heiligen Gottesdienstes und Diener in der Leitung zu sein (c. 375 §1). Durch die Bischofsweihe wird die Fülle des Weihesakramentes übertragen (Lumen gentium Nr. 21). Um sie unbehindert ausüben zu können, bedarf der Geweihte der kanonischen Sendung. Er vereinigt in seiner Hand die volle Weihegewalt und eine der Primatialgewalt des Papstes untergeordnete Hirtengewalt.

Der Bischof ist aufgrund der Weihe und der kanonischen Sendung Haupt einer Ortskirche, der er im Namen und in der Vollmacht Christi als Hirt, Lehrer und Priester vorsteht. Dem Diözesanbischof kommt in der ihm anvertrauten Diözese die ganze ordentliche, eigenberechtigte und unmittelbare Gewalt, deren Vollzug und Umfang jedoch von der höchsten kirchlichen Autorität geregelt werden (Lumen gentium Nr. 27). Die Oberhirtengewalt ist ordentliche Gewalt, weil sie aus dem Bischofsamt fließt, und sie ist unmittelbare Gewalt, weil sie sich ohne rechtliche Bindung an Zwischenglieder auf alle anvertrauten Gläubigen bezieht. Die Oberhirtengewalt des Bischofs ist territorial begrenzt; sie umfasst alle im Gebiet seiner Diözese wohnhaften Gläubigen. Der Bischof ist das sichtbare Haupt der ihm anvertrauten Gläubigen und verbindet sie zur Einheit. Er hat die Glaubens- und Sittenlehre den Gläubigen darzulegen und zu erklären sowie die Unversehrtheit und Einheit der Glaubenslehre mit geeigneten Mitteln zu schützen (c. 386).

Er leitet die ihm anvertraute Teilkirche mit gesetzgebender, ausführender und richterlicher Gewalt (c. 391 §1); d. h. er ist für die Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung zuständig. Der Bischof hat die Diözese nach außen hin zu vertreten (c. 369); seine Vertretungsmacht teilt er nicht mit anderen. Der Bischof muss die Einheit mit der Gesamtkirche wahren, die gemeinsame Ordnung der ganzen Kirche fördern und auf die Einhaltung aller kirchlichen Gesetze drängen (c. 392 §1). Er hat jedem Missbrauch der kirchlichen Ordnung, vor allem bei der Verkündigung und beim Gottesdienst, zu wehren (c. 392 §2). Der Bischof untersteht in der Ausübung seiner oberhirtlichen Gewalt der Autorität des Papstes; er ist an übergeordnetes Recht gebunden. Zusammenfassend kann man in einem richtigen Sinne sagen: Die katholische Kirche ist eine Bischofskirche.


2. Das Bischofskollegium

Die Bischöfe sind untereinander verbunden. Ihre Gesamtheit bildet das Bischofskollegium. Der Papst ist der Nachfolger Petri und das Haupt des Bischofskollegiums (cc. 330 und 331). Das Bischofskollegium folgt dem Apostelkollegium nach (cc. 336 - 341). In das Bischofskollegium tritt man ein kraft der sakramentalen Konsekration und durch die hierarchische Gemeinschaft mit dem Haupt und den Gliedern dieses Kollegiums. Die Zugrehörigkeit zum Bischofskollegium verlangt ein entsprechendes solidarisches Verhalten.


3. Die Bischofskonferenz

Die Bischöfe treten heute häufiger als vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der Mehrzahl auf, als Bischofskonferenz. Die Bischofskonferenz ist eine kirchliche Einrichtung, in der die Bischöfe einer Region ihren Hirtenauftrag gemeinsam wahrnehmen. (c. 447). Die Weisen ihres Handelns sind verschieden. Sie dient der Information und der Beratung der in ihr versammelten Bischöfe, aber auch der Koordination und der Abstimmung von Tätigkeiten.

Die Bischofskonferenz darf verbindliche Beschlüsse nur in den im Recht genannten oder besonders zugewiesenen Fällen fassen. Institutionen neigen dazu, ihr Personal und ihre Aktivitäten auszuweiten. Die Deutsche Bischofskonferenz hat einen beträchtlichen Apparat geschaffen; er beträgt 300 Personen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat als dauernde Organe den Vorsitzenden, den Ständigen Rat, das Sekretariat und 14 Kommissionen. Dazu treten die zweimaligen Vollversammlungen im Jahr.

An sich wäre es möglich, lediglich die Diözesanbischöfe mit beschließendem Stimmrecht in die Versammlungen der Bischofskonferenz auszustatten. In Deutschland hat man es allen, also auch den Hilfsbischöfen gegeben. Die Zahl der Hilfsbischöfe überschreitet die Zahl der Diözesanbischöfe bei weitem. Die für ihre Diözesen hauptverantwortlichen Oberhirten werden dadurch in die Minderheit gedrängt. Die Kosten der Bischofskonferenz gehen in die Millionen.

Das letzte Wort über Nutzen und Schaden der Bischofskonferenzen neuen Typs ist noch nicht gesprochen. Auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden die Gefahren, welche die Bischofskonferenzen für den Primat  und für die Verantwortung des Einzelbischofs mit sich bringen, deutlich gesehen. Das Konzil sagt daher vorsichtig, dass die Bischofskonferenzen hilfreich sein "können" (Lumen gentium Nr. 23). Die Bischofskonferenzen neuen Typs haben tasächlich mannigfache Nachteile. Die ständigen Organe der Bischofskonferenz (Vorsitzender, Ständiger Rat, Sekretariat, Kommissionen) bringen einmal die Gefahr mit sich, dass immer mehr Angelegenheiten von ihnen angezogen werden.

Es ist eine offenkundige Tatsache, dass die Bischofskonferenzen die Verantwortung des Einzelbischofs lähmen und die Flucht in das Kollektiv begünstigen. Der Einzelbischof wagt kaum mehr, selbstverantwortlich zu entscheiden. Denn in der Bischofskonferenz wird er zur Rede gestellt, wenn er einen Alleingang wagt. Ein Bischof muss aber frei und deckungslos handeln. Er darf sich nicht hinter Mehrheitsbeschlüssen verkriechen. Seine Verantwortung ist eine höchst persönliche und kann ihm von niemandem abgenommen werden.

Für die Richtung, in die Bischofskonferenzen gehen, ist sodann regelmäßig die Einstellung ihres Vorsitzenden entscheidend. Bei ihm laufen die Fäden zusammen, er vermag im Vorfeld der Verhandlungen die Weichen zu stellen. In Deutschland ist offenkundig, dass die Bischöfe in den Versammlungen der Bischofskonferenz auf den progressistischen bzw. liberalen Kurs ihres Vorsitzenden festgelegt werden (Anm.: Vorsitzender der DBK war 1997, also in dem Jahr, in dem diese Schrift herausgegeben wurde (und zwar seit 1987), bis zum Jahr 2008 der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann; aber auch für dessen Nachfolger, Erzbischof Robert Zollitsch von Freiburg dürfte diese Feststellung weiterhin zutreffen).

Dafür kann ich ein bezeichnendes Beispiel berichten. Als ich den gegenwärtigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz einmal darauf hinwies, dass der frühere Bischof von Essen, Hengsbach, großzügig sei im Erteilen der Erlaubnis, die tridentinische Messe zu feiern, entgegnete er mir: "Der kommt ja auch nicht zur Bischofskonferenz." Diese Äußerung kann nur besagen: Wenn der Essener Bischof öfter zur Bischofskonferenz käme, würde man ihm dort seine Großzügigkeit schon ausgetrieben haben.

Die Bischofskonferenzen entwickeln sich auch immer mehr zu pressure groups gegen den Apostolischen Stuhl. Mit dem Einzelbischof vermag der Papst leicht fertig zu werden; gegen eine Bischofskonferenz kann er sich immer weniger durchsetzen. Der Widerspruch beginnt da, wo der Papst spricht und deutsche Bischöfe reden. Ich erwähne ein bezeichnendes Beispiel: Der Papst lehrt die ausnahmslose Geltung der sittlichen Normen über die Empfängnisverhütung. Deutsche Bischöfe lehren das Gegenteil (1).

Unbequeme Entscheidungen werden dagegen von der Bischofskonferenz ab- und dem Heiligen Stuhl zugeschoben. ich erinnere an den Vorbehalt der Priesteweihe an Angehörige des männlichen Geschlechts. Robert Spaemann schreibt richtig: "Allzu oft haben sie (nämlich die Bischöfe) sich durch Rom die Kastanien aus dem Feuer holen lassen, um dann anschließend die wachsende Dominanz der römischen Zentralgwalt zu beklagen" (2).


4. Die Bestellung der Bischöfe

In der lateinischen Kirche ist die fast überall übliche Weise der Bischofsbestellung die freie Ernennung durch den Papst. Nur in wenigen Ländern bestehen mehr oder weniger eingeschränkte Wahlrechte (c. 377 §1).

Seit geraumer Zeit wird nun eine breitere Beteiligung der "Ortskirche" bei der Ernennung von Bischöfen gefordert (3). Dazu sind einige Fragen zu stellen.

Erstens.
Wer ist die "Ortskirche", der mehr Rechte bei der Bestellung von Bischöfen eingeräumt werden sollen? Sind das die frommen Gläubigen, die das Bußsakrament regelmäßig empfangen und die Werktagsmesse besuchen, oder sind das die Berufslaien, die sich fortwährend durch Schwadronieren zu Wort melden? Gehören dazu die stillen, treuen Priester, die sich in der Arbeit für das Heil der Seelen verzehren, oder sind darunter die gremienbeflissenen Geschaftlhuber zu verstehen?

Zweitens.
Woher wissen die an der Mitsprache Beteiligten, wie ein Bischof nach Gottes Willen aussehen muss? Woran nehmen sie das Maß? Sehen sie ihr Bischofsideal in einem Oberhirten, der unermüdlich sein Bistum durch Wort und Weisung, Gottesdienst und Sakrament zum Vollalter Christi führt, oder suchen sie nach einem progressistischen Manager, der den Menschen nach dem Munde redet, einen antirömischen Affekt besitzt und sich von Teufel und Hölle verabschiedet hat?

In manchen Diözesen ist die breitere Beteiligung der "Ortskirche" an der Bischofsbestellung bereits ausgeführt. Der Bischof von Graz-Seckau erließ am 4. Februar 1993 sogar eine Ordnung zur Mitwirkung der "Ortskirche" an der Bischofsbestellung (4). Die "Ortskirche" schrumpft in diesem Papier auf die Delegierten des Domkapitels, des Diözesanrates, und des Priesterrates sowie die Dechanten zusammen. Dabei wird in einem zweifachen Vorschlagsverfahren eine doppelte Kandidatenliste erstellt. Dass die Verschwiegenheit, die dabei zu beobachten ist, gehalten wird, ist illusorisch. Der Apostolische Nuntius wird bei Sedisvakanz von den Stimmenzählern über die Namen der drei Meistgenannten unterrichtet. Diese Mitteilung hat eindeutig den Zweck, den Heiligen Stuhl bei der Bestellung des Bischofs zu praeformieren. Man ahnt, welch ein Sturm der Entrüstung durch die Diözese Graz gehen würde, wenn der Heilige Stuhl keinen der drei Meistgenannten zum Bischof befördern würde. Ich erinnere an die Drohungen, die der Innsbrucker Bischof Stecher ausstieß, falls der Heilige Stuhl nicht die Wünsche der "Ortskirche" berücksichtigen sollte.

Wen werden die befragten Personen für die Besetzung des Bischofsstuhles benennen? Wer bekannt und beliebt ist. Wie wird man bekannt und beliebt? Indem man sich in den liberalen Trend eingliedert. Bekanntsein und Beliebtsein sind kein Maßstab für Qualität. Die "Mitentscheidung der Ortskirche" bei der Ernennung von Bischöfen besagt unter den heutigen Verhältnissen, dass derjenige am meisten Aussicht hat, Bischof zu werden, der den Menschen am besten nach dem Munde redet. Die Personen, die die Masse der Menschen auf dem Bischofsstuhl sehen will, sind in der Regel nicht die Oberhirten, welche die Diözesen brauchen.

Aus diesen Gründen kann vor einer Verbreiterung der Beteiligung an der Auswahl der Bischöfe nur eindringlich gewarnt werden. Wollte man gar die Gesamtheit der Kirchensteuerzahler entscheiden lassen, wer Bischof einer Diözese werden soll, würde man das entscheidende Kirchenamt der Demagogie überantworten. Der Heilige Stuhl hat bei Bischofsernennungen  nicht selten Fehler gemacht, ist getäuscht worden oder hat dem Druck nachgegeben. Was aber bei der Bestellung von Bischöfen durch maßgebenden Einfluß der sogenannten Ortskirchen herauskommen würde, verhielte sich gegenüber diesen Mängeln wie eine Lungentuberkulose zu einem Schnupfen.


(1)  Z. B. Freundeskreis Maria Goretti Informationen 42, 1990, 4f
(2)  Rheinischer Merkur, Nr. 46 vom 17. November 1995 S.26
(3)  Anton Ziegenaus, Zur Kontroverse: Bischofswahl: Forum Katholische Theologie 13, 1997, 176 - 186
(4)  Archiv für katholisches Kirchenrecht 162, 1993, 240f


Fortsetzung folgt in unregelmäßigen Abständen


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