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Sonntag, 13. April 2014

Karwoche - Durchbohrt um unserer Sünden willen

Liturgie und seelisches Miterleben der Fastenzeit erreichen ihren Höhepunkt in der Karwoche (vom Palmsonntag bis zum Samstag vor Ostern). In dieser Woche wird das ungeheure Leiden an Seele und Leib, das Christus durchmachen musste, um die Schuld der Menschheit zu sühnen, anschaulich.

Es ist die Woche, die unsere Erlösung durch den Kreuzestod des Herrn vergegenwärtigt und die darin gipfelt, dass die Katechumenen die heilige Taufe empfangen (in der Täuflingsmesse am Osterfest) bzw. wie es heute ist: dass wir die Taufgnade in uns erneuern. Denn "wir sind durch die Taufe in seinen Tod eingetaucht", sagt Paulus (Röm 6,3), "in seinen Tod hinein begraben" (6,4), "durch die Gemeinschaft mit seinem Tod mit ihm verwachsen und werden es ebenso durch die Auferstehung sein" (6,5). "Alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen... ihr seid alle eins in Christus" (Gal 3,27).

Ohne den Leidenstod des Herrn ist unsere Taufe nicht zu denken. Ein ungeheurer Ernst fällt daher für den reifen Christen über dieses Sakrament. Und das soll es auch sein; das ist der Sinn, wenn in dieser Woche viermal die Leidensgeschichte verkündet wird: am Sonntag nach Matthäus, am Dienstag nach Markus, am Mittwoch nach Lukas, endlich am Karfreitag nach Johannes.

Wir sind "um einen teuren Preis erkauft" (1 Kor 6,20; 7,23). Trauer war immer das vorherrschende Gefühl dieser Woche. Sie bewegte uns Deutschen schon vor mehr als tausend Jahren das Gemüt. Aus jener alten Zeit stammt die Bezeichnung Kar-Woche, die wir heute noch beibehalten haben, obgleich wir das althochdeutsche Wort Kara, d. h. Trauer, sonst nicht mehr gebrauchen.

In der Dichtung Parzifal des Wolfram von Eschenbach (geb. 1165) ist es das Karfreitagserlebnis, das den Helden endlich zu Gott führt. Und wahrlich: Niemand, der sich diesem großartigen und grauenvollen Geschehen aufschließt, geht ohne Erschütterung von dannen.

Aber es soll eine Vernichtung zur Auferstehung sein, ein Tod zur Erlösung,ein Karfreitag vor Ostern. Niemals wird ja auch Ostern ohne Karfreitag, Leben ohne Tod, Ernte ohne Aussaat, Erlösung ohne Taufe sein.

Es hat Begnadete gegeben, die in außerordentlicher Deutlichkeit das Leiden Christi nicht nur nachbetrachtet, sondern geschaut haben, wie z. B. die Dülmener Augustinerin Anna Katharina Emmerick aus Coesfeld i. W. (gest. 1824), deren Visionen der Dichter Klemens Brentano nachgeschrieben und herausgegeben hat. Aber was ist etwas Derartiges gegenüber der Tatsache, dass siebenhundert Jahre vor Christus der Prophet Isaias das Leiden des Gottesknechtes bis in die Einzelheiten hinein schaute und niederschrieb!

In einem der besten theologischen Bücher: Gustav E. Closen, "Wege in die Heilige Schrift" (Regensburg, Pustet) heißt es: "Das berühmteste Dokument der Passionsmystik des Alten Bundes ist neben Psalm 22 (21) das Lied vom leidenden Gottesknecht im 52. und 53. Kapitel des Propheten Isaias. Es ist der Text, von dem Augustinus gefragt: Ist das schon Evangelium oder ist es noch Prophetie?"

Es ist das Lied, von dem der große Bibelkenner Franz Delitzsch meinte: Wie viele sind an diesem goldenen Passional des alttestamentlichen Evangeliums schon die Augen aufgegangen! - Es ist unter dem Kreuz von Golgotha geschrieben (118). Von dieser einfach überwältigenden Vorschau des Leidens Christi bei Isaias stehen in der zweiten Lesung der Karmittwoch-Messe die Verse 53,1-12. Wir wollen sie uns nicht entgehen lassen und womöglich auch die vorhergehenden Vers (ab 52, 13) in der Bibel nachlesen. 

Closen sagt weiter:
"Das klassische Argument des frühen Christentums für die Wahrheit von Jesu Leben, Jesu Sendung und Jesu Werk lautet: Alles dies ist geschehen, damit erfüllt würde, was die Schrift gesagt hat durch den Propheten, wenn er sprach: ... 

Die Brote, die der Herr am See wunderbar vermehrt, und die Fische, die Petrus auf wunderbare Weise fing, existieren nicht mehr. Aber die Textworte, die die Propheten, in der Kraft ihrer wunderbaren prophetischen Inspiration gesprochen und beschrieben, die können wir heute noch gleichsam in die Hand nehmen, betrachten und deuten.

So ist die Prophetie ein Wunder, das in besonderer Weise noch der fernsten Zukunft zur nächsten Gegenwart wird. Wir selber dürfen die Worte des Propheten mit der Wirklichkeit vergleichen und ihre übernatürliche Kraft und Weite feststellen und bewundern" (125).

Hier mögen wenigstens einige Zeilen aus der berühmten uralten Prophetie herausgegriffen sein (Isaias 53, 4-6 und 9-11):
Wir meinten freilich, er sei gestraft,
von Gott gedemütigt und geschlagen.
Dabei war er durchbohrt um unserer Sünden willen,
zermalmt wegen unserer Freveltaten.
Eine Züchtigung, die uns den Frieden brachte, hat ihn getroffen;
durch seine Wunden wurden wir geheilt.
Wie Schäflein hatten wir uns verirrt.
Jeder von uns war seinen eigenen Weg gegangen.
Da legte der Herr die Scvhuld von uns allen auf ihn...
Er hat kein Verbrechen begangen,
keine Lüge ward in seiner Rede gefunden;
doch dem Herrn gefiel es, ihn mit Siechtum zu schlagen.
Wenn er sein Leben als Sühnopfer einsetzt,
soll er zahlreiche Nachkommen sehen und sich langen Lebens erfreuen*,
und durch sein Werk kommt das Vorhaben des Herrn zum Ziel.
Seiner Mühen Früchte wird er schauen,
ganz glückerfüllt durch solche Erkenntnis.
* Da es im ungekürzten Text vorher heißt, er sei gestorben, ist hier gemeint, er solle sich als Auferstandener des ewigen Lebens freuen, glückerfüllt  durch die Erkenntnis, welch wunderbare Früchte sein Leiden gebracht.

Heinrich Jansen Cron SJ in: "Weisheit für den Alltag - Aus den Messen eines Jahres"; Verlag Ludwig Auer/Cassianeum Donauwörth; Imprimatur 1954; S. 25-27 (s. Quellen)


Bild: Jesus als Schmerzensmann und Spottkönig, Ecce Homo; FW

Samstag, 3. September 2011

Kard. Höffner: An den Quellen der Evangelisierung

Wer das Evangelium verkünden will, muss von der Größe und Herrlichkeit Gottes ergriffen sein. Heute wird das Rütteln an den Geboten Gottes von vielen als Emanzipation des mündigen Menschen hingestellt.


Von der Kirche erwartet man, dass sie dieses Nicht-mehr-ernst-nehmen des Willens Gottes permissiv bestätigen soll, etwa - um ein Beispiel zu nennen - durch die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Eucharistie oder durch die Anerkennung des nichtehelichen Zusammenlebens, als ob die voreheliche Keuschheit durch das sündige Verhalten vieler Menschen außer Kraft gesetzt werden könnte.

Was der Prophet Isaias von seinen Zeitgenossen schreibt, trifft auch heute für viele zu. Sie wollen "auf die Weisung Gottes nicht hören", sondern fordern die Propheten auf: "Sagt uns Schmeicheleien... Weicht ab vom Weg, biegt ab vom Pfad. Lasst uns in Ruhe mit dem Heiligen Israels" (Is 30,10-11).

Mir kommen die Verse des polnischen Dichters Jan Twardowski in den Sinn:

"Wenn wir selbst Dich, o Gott, ersonnen hätten,
wärst Du nachsichtiger und geschmeidiger...,
ein Freidenker und ein Liberaler;
wir hätten eine Ethik mit Schuldgefühl,
doch ohne Sünde...


Wenn wir Dich ersonnen hätten,
müsstest Du mit uns rechnen und Dich in Acht nehmen...,
wärest nicht in Betlehem geboren,
sondern in einer Universitätsstadt,
und da wärest Du vollends
ein unmöglicher Gott."


Joseph Kardinal Höffner, (damaliger) Erzbischof von Köln, in:
An den Quellen der Evangelisierung, AD1984
auf die Frage: "Worauf kommt es heute in erster Linie bei der Verkündigung des Evangeliums an?"

(Hervorhebungen durch Administrator)
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