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Samstag, 4. Oktober 2014

Franz von Assisi und die Würde eines Priesters

Die üblichen Anreden der Priester mit 'Hochwürden' oder in England 'Vater' sind Ausdruck der Ehrfurcht vor dem Priester als Träger und Inhaber göttlicher Gewalten. Sie sind unabhängig von der persönlichen Heiligkeit des Priesters. Vorbild mögen hier sein jene Heiligen, die aus Ehrfurcht vor dem geistlichen Stand die Priesterwürde abgelehnt haben, wie einer der größten Heiligen aller Zeiten, Franz von Assisi, der sich nur zum Diakon weihen ließ. Gleichwohl wusste er sehr zu trennen zwischen Amt und Person.

Es ist überliefert, dass er einmal in einen Ort kam, in dem die Sekte der hochmütigen Katharer ihr Unwesen trieb. Unter der Volksmenge befand sich auch der Seelsorger des Ortes; er stand in keinem guten Ruf. Als die Irrlehrer auf diesen Pfarrer hinwiesen und den Heiligen zu einem Verwerfungsurteil über ihn drängen wollten, trat Franz auf den Verblüfften zu, kniete sich vor ihm nieder und küsste ihm die Hände mit den Worten: "Ich weiß nicht, ob diese  Hände unrein sind; aber das weiß ich, sie haben meinen Herrn berührt."

Die Ehrfurcht des Laien vor dem Priester gründet nicht in dessen  subjektiver Heiligkeit, die freilich wünschenswert und strenge Forderung der Kirche ist, sondern wesentlich in seiner objektiven Heiligkeit und Würde als Stellvertreter Christi.


aus Franz Jehle: Reich der Himmel - Idee und Gestalt der Mutter Kirche; Patria-Verlag Bad Ischl; AD 1949, S. 122

Heiliger Franz von Assisi,
bitte für uns!


Bild: Szenen aus dem Leben des hl. Franziskus von Assisi; wikimedia commons

Samstag, 23. August 2014

Die Rettung des Menschen, der in seiner Würde bedroht ist - In Maria erkennen wir Ziel und Sinn unseres irdischen Lebens


In unserer Zeit bewegt sich alles um den Menschen. Menschlichkeit und Mitmenschlichkeit sind die großen Leitworte unserer Zeit. Aber genauer besehen, bleiben es doch nur Worte; denn in Wirklichkeit hat man das Wissen um die Größe und Würde des Menschen verloren. Im Grunde versteht man in der Freizeit-, in der Erlebnis- und Spaßgesellschaft den Menschen vor allem von seiner Fähigkeit her, Lust zu erleben und genießen zu können. Wenn er das noch nicht oder nicht mehr kann, wie im Mutterleib oder im Greisenalter, dann darf man ihn auch beseitigen.

So bestätigt sich bei allem Gerede von Freiheit und Würde des Menschen die Erkenntnis, dass die Gesellschaft dem Menschen die Freiheit und die Würde tatsächlich aberkennt. Deshalb darf man unter christlichem Blickwinkel von der heutigen Zeit sagen: Es geht in ihr um die Rettung des Menschen, der in seiner Würde bedroht ist. Man kann dem Menschen aber seine unbedingte Würde nur erhalten, wenn man ihn von Gott her und auf Gott hin denkt; denn vollkommene, unbedingte Würde kann dem Menschen nur von einem vollkommenen und unbedingten Wesen her kommen. Das freilich ist nur Gott.

An der Gestalt Marias, der in den Himmel Aufgenommenen, geht uns nun aber die höchste Würde des Menschen auf, der von Gott her kommt und für die Vereinigung mit Gott geschaffen ist; denn das selige Einssein mit Gott ist der Himmel. Auf dieses Ziel hin muss auch unser Leben ausgerichtet sein. Sonst gleichen wir Wanderern, die nicht wissen, wohin sie gehen, deren Leben deshalb ziel- und sinnlos wird. Leider leben viele in dem Irrtum, dass der Gedanke an den Himmel das irdische Dasein irgendwie behindere, es schmälere oder es untüchtig mache. Sie lassen sich nicht beeindrucken von dem Wort des Dichters: „Wir bauen hier so feste, und sind doch nichts als Gäste. Doch, wo wir werden ewig sein, da richten wir uns wenig ein“.

Der Blick auf die verherrlichte Gottesmutter, die auch uns das Ziel weist, sollte uns wieder überzeugen: Das Wissen um die zukünftige restlose Gemeinschaft mit dem Herrn ist dem irdischen Dasein nicht hinderlich. Im Gegenteil: Es bewahrt uns vor der Verkrampfung in diese Welt, als ob sie das Ein‑und‑Alles wäre; es gibt uns Kraft, Zuversicht und Hoffnung auf das eigentliche vollendete Leben bei Gott.

Diese Hoffnung sollte am heutigen Festtag (Anm.: Maria Himmelfahrt) mit neuer Kraft in uns aufbrechen; denn Maria zeigt uns nicht nur das Vollendungsziel auf; nach einem uralten marianischen Titel ist sie auch die „Himmelsleiter“, die uns mit dem himmlischen Leben verbindet und uns zum Himmel führt. Vertrauen wir uns heute wieder dieser Leiter an. Dann wird uns dieses Leben gelingen und für uns die Vorstufe zum eigentlichen Leben werden, das uns Maria durch die Gnade Christi schenken will.


aus der Predigt von Leo Kardinal Scheffczyk zum Fest Mariä Himmelfahrt im Jahre 2001 (Quelle: Das Werk FSO)

Montag, 28. Juli 2014

Wahrheit stört sich nicht am Willen - Primat des Logos über das Ethos

 
Die Wahrheit ist Wahrheit, weil sie Wahrheit ist. Es ist an und für sich für sie völlig gleichgültig, was der Wille zu ihr sagt und ob er mit ihr etwas anfangen kann. Der Wille hat die Wahrheit weder zu begründen, noch braucht sie sich vor ihm auszuweisen, sondern er hat sich ihr gegenüber als unzuständig zu bekennen.
Er schafft sie nicht, er findet sie. Er hat anzuerkennen, dass er blind ist und des Lichtes, der Führung, der ordnenden, gestaltenden Macht der Wahrheit bedarf. Er muss grundsätzlich den Primat der Erkenntnis über den Willen, des Logos über das Ethos anerkennen. (... Ein Vorrang der Ordnung also, nicht der Würde, Bedeutung oder gar Häufigkeit.)


Romamo Guardini in: "Vom Geist der Liturgie"; Verlag Herder Freiburg; AD 1957; S. 138/139 (s. Quellen)


Weitere Gedanken zu "Dogma und Tat", zu "Orthodoxie und Orthopraxie", "Logos und Ethos": 


Bild: hl. Bischof Hubertus; Kevelaer; ©  FW

Sonntag, 20. Juli 2014

Zum 20. Juli: Wäre heute Widerstand noch zu erwarten?

Die bewegenden Zeugnisse der Männer des 20. Juli sprechen eine Sprache, die nicht mehr verstanden werden kann, wenn Pflichtbewusstsein mit Untertanengeist gleichgesetzt wird und Ehre mit elitärer Dünkelhaftigkeit, wenn man Toleranz mit regelloser Permissivität verwechselt und patriotische Bindung mit nationalistischer Hybris, wenn Opferbereitschaft in den Ruch des „Fundamentalismus“ gerät und das Nachdenken über das Wirken Gottes in der Geschichte als anachronistische Peinlichkeit erscheint. Denn die politische Tat des Widerstandes, der schwerwiegende, von quälender Gewissensprüfung begleitete Entschluss zum Handeln, ist bei den Widerstandskämpfern des 20. Juli vondiesen Haltungen nicht zu trennen. Wer sie ignoriert oder vergessen will, kann weder begreifen, warum sie handelten, noch ohne argumentative Verrenkungen begründen, was das Gedenken an sie heute – 70 Jahre nach der Tat – noch bedeuten kann.


Stefan Gerber in "Die Tagespost" vom 17.07.2014, S. 9: Vertraute Helden, fremde Helden - Zum Gedenken an die Widerstandskämpfer des 20. Juni1944

Die Frage, ob heute noch Widerstand gegen ein Unrechtsregime, gegen Strukturen der Lüge, zu erwarten wären, muss man sich wohl stellen, denn Tugenden wie Pflichtbewusstsein, eine gesunde Liebe zum Vaterland oder Opferbereitschaft liegen im Moment nicht im Mainstream. Heute lassen sich viele vielleicht nicht mehr vom Nationalsozialismus, dafür aber von anderen, neuen Ideologien blenden - die mittel- und langfristig gesehen nicht weniger menschenverachtend und -entwürdigend sein werden wie dieser - nur vielleicht "leiser" - oder "sanfter". Gender und atheistische Weltanschauungen lassen grüßen. Aber: auch hier wird es so sein, dass es nur einzelne sind, spätere Helden, die die Gefahr nicht nur erkennen, sondern sich auch für die Freiheit und die Würde des Menschen opfern. Hoffen wir, dass es viele sein werden. 

Mittwoch, 11. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 25: Das Priestertum der Kirche - Feldzug gegen das Priestertum - Der Zusammenbruch im Priesterstand

Prof. Dr. Georg May


Die andere Hierarchie


Teil 25


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


§7 Das Priestertum der Kirche


I.  Die amtliche Lehre

In der Kirche gibt es ein äußeres, sichtbares, von Christus eingesetztes Priestertum, das durch das Sakrament der Weihe übertragen wird.

Der Priester ist der amtliche Verkündiger des Evangeliums; doch ist der Wesenskern des Priestertums nicht die Predigt (D. 961). Dem Amtspriestertum sind die entscheidenden Sakramente des Altares, der Buße und der Letzten Ölung zum Vollzug bzw. zur Spendung vorbehalten. Der Priester handelt in der Person Christi" (Lumen gentium Nr. 10), "in der Person Christi, des Hauptes" (Presbyterorum ordinis Nr. 2). Vor allem spricht er die Wandlungsworte der heiligen Messe im Namen Christi.

Der Priester ist Hirt und Haupt seiner Gemeinde, er hat die Gläubigen zu leiten. Das Priestertum ist gewiss ein Dienst am gläubigen Volk, aber ein Dienst in Vollmacht und Verbindlichkeit.

Die katholische Kirche ist, richtig verstanden, eine Priesterkirche; denn sie kann ohne Priestertum nicht sein, und ihr Wohlsein hängt in hohem Maße von der Zahl und der Qualität der Priester ab.

Der Priester muss zuerst des allgemeinen Priestertums teilhaftig werden, bevor er das Amtspriestertum empfangen kann. Er ist zum Erreichen des Heils auf andere Priester angewiesen. Das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen und das hierarchische Priestertum unterscheiden sich dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach (Lumen gentium Nr. 10).


II.  Der Feldzug gegen das Priestertum

In unserer Kirche hat nun seit geraumer Zeit ein gigantischer Feldzug gegen das Priestertum eingesetzt. Christus sei kein Priester gewesen. Er habe kein Priestertum eingesetzt. In der Urkirche habe es keine Priestertum gegeben. Der Vorsitz der Gemeinde sei bloß menschlichen Rechtes.

So schreibt der Pastoraltheologe Leo Karrer: "Den Amtsträgern kommt somit theologisch kein Mehr zu, das den sogenannten Laien fehlte" (1). Das ist genau der Standpunkt des Protestantismus. Seelsorge ist jetzt nach ihm "ein kommunikativer Prozess zwischen Glaubenden, bei dem ... alle gleichwertige Söhne und Töchter Gottes sind" (2). Gleichwertig gewiss, aber nicht gleichberechtigt. 

Nach den vier Pastoraltheologen Fuchs, Mette, Greinacher und Steinkamp ist für das Neue Testament kennzeichnend, "dass es keine heilsvermittelnden Institutionen und Personen zwischen Gott und den Menschen gibt" (3). Damit entfällt die göttliche Legitimation von Kirche und Priestertum.

Fuchs meint, in Notsituationen könnten auch Ungeweihte "Gemeindeleiter" den Vorsitz bei der "Eucharistiefeier" übernehmen (4). Für Harald Schützeichel bedarf es keiner Priester mehr, "die eine Mittlerfunktion zwischen Gott und dem Volk übernehmen" (5). Die Gemeinde wird zum Träger der Liturgie gemacht, so dass dem Priester nur die Vorsteherschaft oder die Moderation bleibt (6). All das und vieles andere (7) wird von wohldotierten Theologieprofessoren, die teilweise Priester ausbilden, ohne nennenswerte Gegenwehr der Bischöfe unter das Volk gestreut.


III. Der Zusammenbruch im Priesterstand

Begleiterscheinungen oder Wirkung der erwähnten falschen Lehren war der Zusammenbruch der Priesterschaft seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Bischöfe haben auf höherer, die Priester auf niederer Ebene versagt. Die Krise der Priester ist der Hauptgrund für den Aufbau der anderen Hierarchie auf der Ebene der Pfarrei und des Dekanates.

1. Die Flucht aus dem Abendmahlssaal

In den letzten 35 Jahren (Anm.: seit ca. 1962; nunmehr sind es seitdem etwa 50 Jahre) haben sich dramatische Vorgänge in der Priesterschaft abgespielt. Ich erinnere an erster Stelle an die Massenflucht aus unserem Abendmahlssaal. Tausende und Abertausende von Priestern haben ihren heiligen Beruf aufgegeben.

Dieser Exodus ist das Zeichen einer schweren Krise des Priesterstandes. Eine Elite ist abgesunken, ja zerbrochen. Die zahllosen Skandale auf dem Absprung befindlicher und entsprungener Priester haben Achtung und Ansehen des Priesterstandes in der Gesellschaft und beim Kirchenvolk gründlich und nachhaltig zerstört. Bis zur Stunde lassen sich diese Versager vor die Fernsehschirme zerren und versprühen dort ihre albernen Tiraden. Die meisten Menschen bringen den Priestern weder Vertrauen noch Liebe, sondern Befremden, Abneigung und Verachtung entgegen.

2. Die Glaubenskrise

Der Zusammenbruch der Priesterschaft hat seinen Hauptgrund im Verlust eines festen, unerschütterlichen Glaubens. Die allgemeine Glaubenskrise in der Kirche hat zuerst die Theologiestudierenden und die Priester erfasst.

Die Mehrzahl der Priester hat die glaubenswidrigen Aufstellungen der progressistischen Theologen nicht nur ohne Widerstand über sich und das gläubige Volk ergehen lassen, sondern hat sie sich zu eigen gemacht, nicht zuletzt unter dem Einfluß der von den Bischöfen forcierten sogenannten Weiterbildung.

Das Verhalten, besonders das öffentliche und private Reden so manches Geistlichen, zwingt zu dem Schluss, dass ihnen der katholische Glaube zumindest teilweise abhanden gekommen ist. Nicht wenige Kleriker stehen nicht mehr hinter der verbindlichen Glaubenslehre der Kirche. Die irrigen Aufstellungen der modernistischen Theologen haben ihnen den Glauben zerstört.

Vielen Priestern ist die Überzeugung von der Absolutheit und Einzigartigkeit der katholischen Religion abhanden gekommen. Ebenso ist der Glaube an die gottgesetzte Stellung des Priesters als Hirt und Repräsentant Christi ins Wanken geraten.

Es ist immer  das Konzept aller Revolutionäre gewesen, eine Elite an sich selbst unsicher zu machen, um so ihren Sturz herbeizuführen. Es gibt Epochen, in denen der Klerus das Bewusstsein seiner Berufung verliert. In einer solchen leben wir. Dem größten Teil des Klerus sind die Überzeugung und das Erfülltsein von seiner gottgegebenen Würde verlorengegangen. Der ungehemmte ökumenische Betrieb hat ihm den Rest gegeben.

Mit dem Einstimmen in die unheilvolle Verwischung der Grenzen zwischen Wahrheit und Irrtum hat der Klerus seine eigene Position untergraben und der anderen Hierarchie den Weg gebahnt. Es macht ihm deswegen gar nichts aus, mit den ungeweihten Funktionären fremder Religionsgemeinschaften bei geistlichem Tun gemeinsam aufzutreten.

Um die Verwirrung des katholischen Volkes voll zu machen, lassen sich protestantische Geistliche in steigendem Maße mit der Stola sehen. Die Stola ist das Zeichen priesterlicher Vollmacht und Würde. Der protestantische Geistliche hat keine priesterliche Vollmacht und Würde. Darum ist das Anlegen der Stola eine Anmaßung und eine Täuschung. Es ist nicht zuviel gesagt: Der Ökumenismus hat dem katholischen Priester das geistliche Rückrat gebrochen.

Viele Priester sind zudem von Defaitismus erfüllt. Es fehlt ihnen jeder missionarische Schwung. Ihre Verkündigung ist matt und ohne Feuer, bewegt sich in Allgemeinplätzen und dunklen Phrasen. An zahlreichen Stellen sind glaubenswidrige oder ärgerniserregende Äußerungen vom Ambo zu hören.

Die kirchliche Ordnung steht für viele Geistliche lediglich auf dem Papier. Wann immer es ihnen passend erscheint, setzten sie sich darüber hinweg. Bequemlichkeit,  Feigheit und Verlust des Würdebewusstseins lassen die große Mehrzahl der Priester die vorgeschriebene geistliche Kleidung vermeiden. Weil viele Priester ihre Würde vergessen haben, geben sie sich kumpelhaft. Ein geweihter Diener Gottes ist eben nicht ein Mensch wie du und ich. Er hat eine Würde, die ihn trägt und die er zu leben hat.


(1)  Karrer, Schubkraft für die Kirche 139
(2)  Karrer, Schubkraft für die Kirche 136
(3)  Das Neue wächst 164
(4)  Fuchs, Ämter für eine Zukunft der Kirche 1181
(5)  Die Feier des Gottesdienstes. Eine Einführung, Düsseldorf 1996,21
(6)  May, Das Priestertum in der nachkonziliaren Kirche 26f
(7)  May, Das Priestertum in der nachkonziliaren Kirche 20-45





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Samstag, 2. November 2013

Katholische Kirche: Vorreiterin gegen Sklaverei

„Die Päpste sind die ersten, die sich - historisch betrachtet - gegen die Sklaverei wandten. Als das Christentum entstand, war Sklaverei eine normale Form menschlicher Existenz. Für Aristoteles war es selbstverständlich, dass es Sklaven gibt. Erst das Christentum sagte, alle Menschen haben dieselbe Würde, weil alle Kinder Gottes sind.

Das II. Vatikanische Konzil denunziert das Problem des Menschenhandels, also die moderne Form der Sklaverei. Johannes Paul II. schrieb einen Brief, in dem er sich über Menschenhandel äußert. Und Papst Franziskus arbeitete in Argentinien mit vielen Hilfsorganisationen zusammen, die versuchten, das Problem einzudämmen. Er kennt diese Probleme wirklich von ganz nahe.“


Bischof Marcelo Sanchez Sorondo, Kanzler der Akademien für Wissenschaft und Sozialwissenschaft am 02.11.2013 (Radio Vatikan)

Donnerstag, 12. September 2013

EINER VON UNS - Personenschutz von Anfang an


Doppelter Durchbruch beim EU-Bürgerbegehrens gegen Embryonen-Versuche

Über eine Million Bürger unterstützen EU-weit EINER VON UNS, Deutschland erreicht Quorum von 75.000 Unterschriften

Berlin/Brüssel, 12. September 2013

Das Europäische Bürgerbegehren ONE OF US/EINER VON UNS hat eine Schallmauer durchbrochen: Seit heute unterstützen eine Million Menschen mit ihrer Unterschrift die Forderung nach einem Stopp von EU-Geldern für Embryonenversuche und Klonen. Demnach muss sich die EU-Kommission demnächst mit dem Anliegen befassen.

Die deutsche Koordinatorin der Initiative, Hedwig von Beverfoerde, zeigte sich zufrieden: „Eine Million Unterstützer in ganz Europa ist ein großartiger Schritt zum besseren Schutz des menschlichen Lebens. Es ist ein doppelter Durchbruch, da wir gleichzeitig in Deutschland das Mindestquorum überschritten haben: seit heute unterstützen über 75.000 Deutsche die Initiative.“

In den Ländern Frankreich, Italien, Litauen, Niederlanden, Österreich, Polen, Rumänien, Slowakei, Spanien und Ungarn ist das Quorum schon erreicht worden.

Die Initiative beruft sich auf eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs von 2011. Der hatte festgestellt, dass ein Embryo ab dem Zeitpunkt der Befruchtung als Mensch anerkannt werden muss. „Daraus folgt, daß seine Würde auch von der EU und allen europäischen Institutionen geachtet und seine Unversehrtheit sichergestellt werden muß“, so von Beverfoerde. „Die EU-Finanzierung aller Aktivitäten, bei denen menschliche Embryonen zerstört, d.h. getötet werden, muß unterbunden werden“.

In Deutschland will die Initiative bis zum 1. November weiter aktiv Unterschriften sammeln. Von Beverfoerde sagte: „Als größtes Land in der EU wollen wir mindestens 100.000 Unterschriften erreichen. Es geht darum, mit starker Stimme in Brüssel den Schutz der Würde des Menschen als erstes fundamentales Recht in unserer Gesellschaft einzufordern.“ Zu den Unterstützern der Initiative gehören zahlreiche Prominente aus Politik, Kirche und Gesellschaft.

Bis zum 1. November 2013 können alle Bürger, die in Deutschland gemeldet sind und das aktive Bundeswahlrecht haben, die Initiative online über www.1-von-uns.de oder auf einem offiziellen Unterschriftenformular unterstützen. Kontakt:

Europäisches Bürgerbegehren EINER VON UNS
Hedwig von Beverfoerde
Zionskirchstraße 3
10119 Berlin

Telefon: 030-88626896
Internet: www.1-von-uns.de

Dienstag, 3. September 2013

Pietro Parolin: Zum richtigen Verständnis von Religionsfreiheit

Am 1. September 2013 ernannte Papst Franziskus den bisherigen  Nuntius des Hl. Stuhls in Venezuela, Pietro Parolin (58), zum neuen vatikanischen Staatssekretär und damit zum Nachfolger von Tarcisio Kardinal Bertone (78).

In einem Vortrag bei der Tagung der Katholischen Akademie, die vom 4. bis zum 7. Oktober 2007 an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom stattfand, sprach Pietro Parolin über den "Stellenwert der Religionsfreiheit aus Sicht der katholischen Kirche". Unter anderem sagte er:
[...D]ie Globalisierung berechtigt nicht dazu, die Frage der Wahrheit in religiösen Dingen beiseite zu schieben und zwar aus dem Grund, dass die Würde des Menschen gewahrt bleiben muss, auf der die religiöse Freiheit ja gründet. Wie jede Freiheit ist die Religionsfreiheit ja auch kein Selbstzweck, sondern sie richtet sich an der Wahrheit aus. Der Mensch kann sich bei den wichtigen Dingen nicht damit zufrieden geben, "als Blinder geboren" zu sein. Die Abkehr von der - auch religiösen - Wahrheit kann nie endgültig sein. Wenn man ein verantwortungsbewusstes Leben führen will, so wird man nicht umhin können, nach der Wahrheit zu suchen, nach der Wahrheit über sich selbst und, als Endzweck des Daseins, nach der Wahrheit über Gott. Das Recht auf Religionsfreiheit bedingt somit die Pflicht, nach der Wahrheit über Gott zu suchen, ohne Zwang und ohne Vorurteile.

Was nicht ohne Folgen für den interreligiösen Dialog bleiben kann, der in der globalisierten Gesellschaft ziemlich aktuell ist. Dieser Dialog wird sehr oft von den unterschiedlichsten Behörden gefördert, die ab und zu den Eindruck erwecken, als ob sie sich davon eine Angleichung der verschiedenen Religionen erhofften oder dass man wenigstens die Unterschiede zwischen ihnen verwischen könnte, um so die schwelenden Konflikte zu beseitigen und die nun schon fanatische Suche nach der Wahrheit zu überwinden. Die Religionen dürfen allerdings bei einem Zusammentreffen nicht auf die Wahrheit verzichten, sondern sie müssen versuchen, diese zu vertiefen. Der Relativismus vereint keineswegs. Der reine Pragmatismus auch nicht. Der Verzicht auf die Wahrheit und auf seine Überzeugung erhebt den Menschen nicht und nähert sie auch nicht einander an, sondern lässt ihn im Bereich des Kalküls und des Egoismus, wodurch er seiner Größe verlustig geht. (weiter)



Pietro Parolin: Der Stellenwert der Religionsfreiheit aus Sicht der katholischen Kirche (Vortrag bei der Tagung der Katholischen Akademie, die vom 4. bis zum 7. Oktober 2007 an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom stattfand); dokumentiert in der Zeitschrift der Katholischen Akademie in Bayern 'zur debatte', 1/2008, S. 6f; zitiert nach "con-spiration" - Hilfreiche Texte


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Freitag, 5. Juli 2013

Die christliche Sicht des Menschen ist ein großartiges ›Ja‹ zur Würde des Menschen - Gender Mainstreaming ist unchristlich



"In der Tat ist die christliche Sicht des Menschen ein großartiges ›Ja‹ zur Würde des Menschen, der zu inniger Gemeinschaft mit Gott berufen ist, zu einer kindlichen Gemeinschaft, demütig und vertrauensvoll. Der Mensch ist kein unabhängiges Individuum noch anonymes Element einer Kollektivität, sondern ein einzigartiger, unwiederholbarer Mensch, der seinem Wesen nach zur Beziehung mit anderen Menschen und zum Gemeinschaftsleben veranlagt ist.

Daher bekräftigt die Kirche ihr großes ›Ja‹ zur Würde und Schönheit der Ehe als dem Ausdruck der treuen und fruchtbaren Verbindung zwischen Mann und Frau. Und ihr ›Nein‹ zu Philosophien wie etwa der »Gender«-Philosophie gründet auf der Tatsache, daß die Wechselseitigkeit von männlich und weiblich Ausdruck der Schönheit der Natur ist, die der Schöpfer gewollt hat."


Papst Benedikt XVI., Ansprache an die Mitglieder der Vollversammlung des Päpstlichen Rats Cor Unum am 19. Januar 2013


 (Hevorhebungen durch Fettdruck durch FW)


Weiteres zum Thema:

Was ist "Gender-Mainstreamig"?



Buchempfehlungen: 

Manfred Spreng - Harald Seubert (Hrsg. Andreas Späth):
Vergewaltigung der menschlichen Identität - Über die Irrtümer der Gender-Ideologie

Gabriele Kuby
Die globale sexuelle Revolution  - Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Robert Spaemann
ISBN 978-3-86357-032-3

Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz
Frau – Männin – Menschin. Zwischen Feminismus und Gender
Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer 2009
Rezension von Barbara von Wulffen, KAS

 

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Samstag, 23. Februar 2013

Distanz und Diskretion


Es „wird alles, was ein jeder tut, treibt, dichtet, ja was er vorhat, in’s Öffentliche geschleppt. Niemand darf sich freuen oder leiden als zum Zeitvertreib der übrigen; und so springt’s von Haus zu Haus, von Stadt zu Stadt, von Reich zu Reich, und zuletzt von Weltteil zu Weltteil...“ 

Nicht ein Zeitkritiker des 20. Jahrhunderts, sondern der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe schrieb diese Worte nieder, und das schon vor bald 200 Jahren (Maximen und Reflexionen Nr. 39). Konnte er damals die Möglichkeiten von Fernsehen und Internet erahnen? Sah er die sensationslüsterne Berichterstattung in den Medien unserer Tage voraus? Die TV-Shows, in denen Menschen ihr Intimstes vor der genussvoll zusehenden Öffentlichkeit ausbreiten? Die Internetforen, die jedem noch so peinlichen und dummen Auftritt ein Podium vor weltweitem Publikum sichern? 

Jedenfalls betrachtete Goethe die Entwicklungen nicht mit Freude. Zu groß dachte er von der Würde des Menschen und dem Adel seines Geistes, als dass er die vulgäre Erniedrigung durch distanzlos-indiskrete Selbst- und Fremdenthüllungen hätte hinnehmen können. 

Bekanntlich war Goethe kein bekenntnis- und kirchentreuer Christ, vielmehr ein überkonfessioneller Freidenker. Dennoch – oder sollte man nicht besser sagen: umso mehr – hat seine Einstellung in diesen Fragen auch für den Katholiken Bedeutung.

Denn die göttliche Offenbarung überbietet doch bei weitem alles, was Dichter und Denker ohne Bezug zum christlichen Glauben vom Menschen, seinem Wesen und seiner Bestimmung erkennen konnten: Dass wir nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen sind (Gen 1,27); dass uns Christus durch Sein Erlösungswerk ein neues, übernatürliches Sein geschenkt hat und wir der göttlichen Natur teilhaftig sind (2 Petr 1,4); dass wir in Ihm, dem eingeborenen Sohn, nicht nur Kinder Gottes heißen, sondern es auch sind (1 Joh 3,1); dass der Heilige Geist uns zu Seinem Tempel konsekriert hat (1 Kor 6,19); dass wir zu Erben des himmlischen Reiches bestimmt sind (Röm 8,17), wo sich unsere eigentliche, ewige Heimat befindet (Phil 3,20) – diese Tatsachen rücken den Menschen noch viel höher, als es der enthusiastische Jubel der Humanisten, Aufklärer und Existenzialisten über Freiheit und Selbstbestimmung des Individuums vermag.

Unsere Auffassung von der menschlichen Natur wirkt sich wie von selbst in unserem Verhalten aus. Folglich müsste uns der Glaube ehrfürchtig stimmen gegenüber dem Persongeheimnis jedes Menschen und uns davor zurücktreten lassen wie vor etwas Heiligem, das es zu hüten gilt, anstatt es der Entweihung preiszugeben. Das wäre eine Diskretion, weit entfernt von wichtigtuerischer Geheimniskrämerei; eine Distanz, die aber doch nichts mit kalter Distanziertheit zu tun hat, sondern im Gegenteil aus liebender Hochachtung vor dem anderen hervorgeht. 

Besonders in der gottesdienstlichen Tradition und in den alten Ordensregeln zeigt sich, wie sehr das katholische (und ebenso das ostkirchliche) Christentum von dieser Haltung geprägt und durchdrungen ist. Die tiefe Reverenz vor Gott findet ihre direkte Entsprechung in einem ehrfürchtig-verhaltenen Umgang mit den anderen Christen, die als Glieder am Mystischen Leib des Herrn hoher Wertschätzung würdig sind. Vom Heiligtum der Kirchen und Klöster aus aber spannt sich der Zirkel bis zu den Enden der Erde und bezieht letztlich alle Menschen in den Kreis solcher Liebe ein, da sie ja vom Schöpfer persönlich gewollt und gerufen sind und der Erlöser für sie Sein kostbares Blut vergossen hat. 

Bedenkt man das, so bemerkt man die Schieflage, in die sich nicht nur die Enthüllungsexzesse der neuheidnischen Medienwelt, sondern auch manche indiskreten und distanzlosen Umtriebe unter Christen begeben. Erinnert sei an die wortreichen Selbstzeugnisse, das verbreitete „Auspacken“ inneren Erlebens und Erfahrens vor anderen. Diese aus dem amerikanischen Pfingstlertum stammende Prozedur hat der scharfzüngige Jesuit Johannes Leppich einst passend als „Seelen-Striptease“ bezeichnet. Anerkannte geistliche Autoren warnen mit Nachdruck davor; denn wie im Winter die Wärme eines Hauses durch die geöffneten Fenster verfliege und die Kälte eindringe, so verliere sich bei ungeschützter Eröffnung des Inneren oft die Gottverbundenheit, Liebe und Demut, während sich Eitelkeit und Selbstüberschätzung einschleiche. Wie anders die adventliche Gottesmutter, die das größte aller Geheimnisse mit demütigem Schweigen umgibt! 

Jedenfalls soll der katholische Mensch in seinem ganzen Wesen und Betragen ein heilsames Gegengewicht zu der distanzlosen und indiskreten Mentalität darstellen, vor der schon Goethe hellsichtig gewarnt hat.

P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

 

Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)
- Bild: Maria, die Knotenlöserin; Augsburg

Samstag, 15. Dezember 2012

Erkenne, o Christ, deine Würde!

Kirchenväter und Menschwerdung Gottes (3)

Leo der Große (um 400-461), Sämtliche Sermonen; Sermo XXI. 1. Predigt auf Weihnachten

 
Laßt uns also, Geliebteste, Gott dem Vater durch seinen Sohn im Heiligen Geiste danken! Hat er doch um seiner reichen Barmherzigkeit willen, mit der er uns liebte, sich unser erbarmt, "und obgleich wir tot waren durch Sünden, uns lebendig gemacht mit Christus"(1), auf daß wir in ihm ein neues Geschöpf, ein neues Gebilde würden.


Laßt uns also ablegen den alten Menschen (2) mit seinen Handlungen und, nachdem wir an der Menschwerdung Christi Anteil erhielten, den Werken des Fleisches entsagen!

Erkenne, o Christ, deine Würde! Kehre nicht, nachdem du der göttlichen Natur teilhaftig geworden, durch entartete Sitten zur alten Niedrigkeit zurück! Denke daran, welchen Hauptes, welchen Leibes Glied du bist! Vergegenwärtige dir, daß du der Macht der Finsternis entrissen und in Gottes lichtvolles Reich versetzt worden bist!

Durch das Sakrament der Taufe wurdest du zu einem Tempel des Heiligen Geistes (3) . Vertreibe nicht durch schlechte Handlungen einen so hohen Gast aus deinem Herzen! Unterwirf dich nicht aufs neue der Knechtschaft des Satans! Ist doch das Blut Christi dein Kaufpreis. Wird dich doch der in Wahrheit richten, der dich in Barmherzigkeit erlöst hat, der mit dem Vater und dem Heiligen Geiste waltet in Ewigkeit. Amen. 

1: Eph 2,5
2: Eph 4,22; Röm 6,4; Kol 3,8;Hebr 12,1
3: vgl.1 Kor 6,19

Quelle: Bibliothek der Kirchenväter


Weitere Kirchenväter zum Thema:
Kirchenväter und Menschwerdung Gottes (1) (2) (4) (5)
(6)
 


Bild: Leo der Große (Papst Leo I.) vor Attila; Initiale (1358), wikipedia

Donnerstag, 1. November 2012

Wir sind Heilige durch die Taufe

"Wir feiern heute das Hochfest Allerheiligen, das uns die Freude darüber auskosten läßt, daß wir zu der großen Familie der Freunde Gottes gehören oder, wie der hl. Paulus schreibt, »Anteil haben am Los der Heiligen, die im Licht sind« (Kol 1,12).

Die Liturgie hält für uns den von Verwunderung erfüllten Ausruf des Apostels Johannes bereit: »Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es!« (1 Joh 3,1).

Ja, heilig werden heißt, voll zu verwirklichen, was wir schon sind, da wir in Christus Jesus zur Würde von Kindern Gottes erhoben wurden (vgl. Eph 1,5; Röm 8,14–17). Mit der Menschwerdung des Sohnes, seinem Tod und seiner Auferstehung hat Gott die Menschheit mit sich versöhnen und sie zur Teilhabe an seinem eigenen Leben öffnen wollen.

Wer an Christus, den Sohn Gottes, glaubt, wird »von oben« von neuem geboren, er ist wie neu gezeugt vom Heiligen Geist (vgl. Joh 3,1–8). Dieses Geheimnis verwirklicht sich im Sakrament der Taufe, durch das die Mutter Kirche die »Heiligen« zur Welt bringt.

Das in der Taufe empfangene neue Leben ist nicht der Verwesung und der Macht des Todes unterworfen. Für den, der in Christus lebt, ist der Tod der Übergang von der irdischen Pilgerschaft zur himmlischen Heimat, wo der Vater alle seine Kinder »aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen« aufnimmt, wie wir heute im Buch der Offenbarung lesen (Offb 7,9)."


Papst Benedikt XVI. anlässlich des Angelus-Gebetes am 01. November 2005


(Hervorhebungen durch Fettdruck von Admin)
Foto: Taufe; privat

Dienstag, 6. September 2011

Erzbischof Franjo Kuharic: Die Wahrheit wird euch frei machen

Aus dem Hirtenwort des (ehem.) Erzbischofs von Zagreb, Franjo Kuharic, AD1973: 

Die Wahrheit wird euch frei machen


(...) Es gibt einige, die unter dem Druck der Konsumgesellschaft und der Freizügigkeit der Lebensauffassung auch an die Kirche die Forderung richten, manche ihrer Prinzipien zu ändern, um sich der Welt von heute anzupassen. Diese Prinzipien, die bis heute als Grundwahrheiten des Lebens Gültigkeit besaßen, sollten - nach Ansicht dieser Leute - dem neuen Lebensstil entsprechend verändert werden, da sich alles, also auch der Mensch ändere.

Diese Forderungen treten vor allem auf dem Gebiet der Sexualität auf, wovon besonders die Jugend und die Familie betroffen sind. Besonders in Ländern mit hohem Lebensstandard bestehen sogar im Bereich der Kirche - obwohl die Kirche selbst ganz klar Stellung bezogen hat - Vorstellungen, welche die Keuschheit vor der Ehe, die Ehemoral, wie sie von der Kirche gelehrt wird, und die Unauflöslichkeit der Ehe in Frage stellen. Ja, es gibt unter ihnen sogar einige, die die Freigabe der Abtreibung verlangen. Viele Theorien öffnen den Weg ins Verderben. Die Heilige Schrift versichert: "Mancher Weg erscheint einem eben, und doch sind es schließlich Wege zum Tode" (Spr. 16,25).

(...) "Die Liebe verlangt Ewigkeit. Eine Liebe, die ein Ende zuließe, wäre eine absurde Liebe. Die wahre Liebe denkt nicht an Verrat und erträgt ihn nicht. Die Brautleute rufen im Augenblick ihrer Eheschließung Gott als Zeugen dafür an, dass ihre Liebe wahr ist und bis zum Tode dauern werde. Gott kann nur als Zeuge für die Wahrheit angerufen werden.

Deshalb sind die treue Liebe und die unauflösliche Ehe der Ausdruck des göttlichen Willens, damit die Würde des Menschen garantiert werde. Gott wünschte in seinem Bund mit dem Volk Gottes das Bild der Festigkeit einer solchen Verbindung. Diese Liebe ist das Abbild der Liebe Christi zur Kirche (Eph 5,29). Jesus Christus hat das klar und deutlich ausgesprochen: "Was aber Gott verbunden hat, das darf desr Mensch nicht trennen" (Mk 10,9).

Zum Schutz dieser Liebe verlangt Jesus folgerichtig die vollkommene Reinheit des Denkens, die Kontrolle über die inneren Gefühle. Das Böse müsse an der Wurzel, im Denken, geheilt werden. Ein anständiges Leben kann nicht aus einem verdorbenen Herzen hervorgehen. Deshalb verbietet Jesus ehebrecherische Gedanken: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: 'Du sollst nicht die Ehe brechen.' Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in Gedanken schon Ehebruch mit ihr begangen" (Mt 5,27).

Das Zweite Vatikanische Konzil lehrt daher folgende Grundwahrheit über die Liebe: "Diese innigste Vereinigung als gegenseitiges Sichschenken zweier Personen wie auch das Wohl der Kinder verlangen die unbedingte Treue der Gatten und fordern ihre unauflösliche Einheit" (Gaudium et spes Nr. 48). "Diese Liebe, die auf gegenseitige Treue gegründet und in besonderer Weise durch Christi Sakrament geheiligt ist, bedeutet unlösliche Treue, die in Glück und Unglück Leib und Seele umfasst". (ebd. Nr. 49).



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Foto: Erzbischof .Franjo Kuharic

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