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Montag, 9. Februar 2015

Von mündigen Laien und doppelzüngigen Verführern

Mag. Michael Gurtner (Salzburg) warnt vor falschen Propheten in und außerhalb der Kirche. Unumwunden benennt er die Gefahren, die ganz aktuell das Leben und das Seelenheil der Gläubigen gefährden: rhetorische Unehrlichkeiten und das Bestreben, die unveränderliche Lehre der Kirche - beispielsweise über die Ehe -  zu untergraben und zu ändern, Umschmeicheln der Gläubigen mit falschen Barmherzigkeitsversprechen oder mit der Anbiederung an ein dem Mainstream angepasstes (atheistisches) Familien- und Gesellschaftsbild - die Wölfe im Schafspelz und Verführer ziehen viele Register.

"Ein undifferenzierter Vertrauensvorschuss an die Theologen und Geistlichen ist derzeit nicht berechtigt und eher als gefährlich einzustufen", gibt Gurtner zu bedenken, mahnt zur Wachsamkeit und zur jeweiligen Prüfung der Vorschläge von Theologen und vom Unglauben infizierten Kirchenmännern.

Der Österreicher macht eine Beschleunigung der "Phalanx jener 'mündigen Laien'" aus, "welche die katholische Ehelehre und das klassische Bild der Kirche von Familie immer lauter verteidigen". Vier Punkte nennt Gurtner, die glaubenstreue, katholische Familien von der Kirche erwarten dürfen:
  1. dass sie die katholische Lehre nicht verwässert und aufweicht, sondern verteidigt und gerade in jenen Zeiten hochhält, in denen sie von außen angegriffen wird
  2. die unverkürzte Darlegung der Lehre Christi
  3. die systematische Begründung: sagen, was die erkannte Wahrheit ist und wie der Erkenntnisgang dorthin sich begründet
  4. den Menschen auch praktische Hilfestellungen geben, wie sie in ihrem eigenen Leben und in ihrer eigenen Familie die katholische Lehre umsetzen können

Ein Auszug aus dem Beitrag von Michael Gurtner auf dem unabhängigen katholischen Nachrichtenportal kath.net am 09.02.2015:
Diejenigen, welche die kirchliche Ehelehre neu (und dabei freilich verändert) schreiben wollen, spielen nur teilweise mit offenen Karten. Sehr oft findet sich auch eine große Unehrlichkeit in ihren Worten mit dem Ziel, die Gegner einer solchen Änderung zu beruhigen und deren Widerstand so zu dämpfen. Klassische anmutende Argumente wie der Gehorsam oder die Leitung der Kirche durch den Heiligen Geist werden dabei gerne ge- und missbraucht, weil sie traditionell klingen, bei den Gegnern der Neuerungen daher einen Beruhigungseffekt haben und vortäuschen, es sei alles mit der bisherigen Lehre der Kirche in bestem Einklang und Harmonie.

Diese Unehrlichkeiten werden sehr gezielt positioniert und wollen suggerieren, man wäre besonders dann ein guter Katholik, wenn man alle angestrebten Änderungen der Kirche abnickt – auch dann wenn sie der Lehre Christi und seines Heiligen Evangeliums widersprechen. Man sagt, die Lehre würde sich nicht ändern, allein die Praxis würde verfeinert, sensibler gehandhabt und das Moment der „Barmherzigkeit“ würde nun erst zu ihrer eigentlichen Bedeutung geführt. Dass man durch eine scheinbare Barmherzigkeit die wirkliche Barmherzigkeit in ein schiefes Licht rückt, stört sie dabei im übrigen nicht weiter. Und natürlich wäre es keine Verarmung, sondern eine Bereicherung, so sagt man, was insofern nicht wirklich verwundert, da jeder Marktschreier seine Ware lobt.

Nur ist die Frage zu stellen, ob diese und ähnliche Behauptungen auch wirklich stimmen? Man versucht mit Salamitaktik und Beschwichtigungsrhetorik, der es an Wahrheit oftmals ermangelt, den Widerstand zu reduzieren und so neuen, unwahren Lehren bzw. Praxis die Wege zu bahnen...
Der ganze lesenswerte Beitrag befindet sich HIER.


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Weiteres zum Thema "Glaubensabfall innerhalb der katholischen Kirche":



Bild: Wolf im Schafspelz; von der Website "Courageous priest"

Freitag, 23. Januar 2015

Stürmisches Herbstwetter auf der außerordentlichen Bischofssynode - Eine Zusammenfassung mit Ausblick von P. Markus Christoph SJM

"Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen" (Mt 16,18) 

Nichts hat die katholische Nachrichtenwelt im Oktober 2014 so sehr bewegt wie die außerordentliche Bischofssynode in Rom. Die Nachrichten überschlugen sich: »Glaubenskrise in der Bischofssynode«, kommentiert Msgr. Christoph Casetti, Bischofsvikar von Chur.(1) »Eine Dekonstruktion der katholischen Kirche«, wittert der Freiburger Professor (em.) Hubert Windisch. (2) »Bischofssynode hat Johannes Paul II. ausgeschlossen!« (3), kritisiert Kardinal Meisner. Was war los in Rom? »Wir werden einen Schritt auf Schwule zumachen«, erklärt Kardinal Kasper laut einer Schlagzeile.(4) Und die Piusbruderschaft antwortet: »Bischofssynode zu Familie hat Tor zur Hölle geöffnet«.(5) Hier eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten (und unglaublichsten) Ereignisse. 


1. Kardinal Kaspers Vorstoß im Februar 2014 

Als Vorbereitung auf die Bischofssynode im Oktober bat Papst Franziskus Kardinal Walter Kasper, beim Kardinalskonsistorium im Februar 2014 in Rom ein Referat zum Thema »Das Evangelium von der Familie« zu halten. Im Rahmen dieser Rede schlug Kasper vor, in bestimmen Fällen wiederverheiratete Geschiedene zur heiligen Kommunion zuzulassen.(6)

Bereits 1993 hat Kardinal Kasper, damals Diözesanbischof von Rottenburg-Stuttgart, zusammen mit Bischof Karl Lehmann (Mainz) und Erzbischof Oskar Saier (Freiburg) im Alleingang für ihre Bistümer den Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene genehmigt.(7) Diese Erlaubnis stand (und steht) im klaren Widerspruch zur Lehre der Kirche. 1981 hatte Papst Johannes Paul ausdrücklich erklärt: »Die Kirche bekräftigt […] ihre auf die Heilige Schrift gestützte Praxis, wiederverheiratete Geschiedene nicht zum eucharistischen Mahl zuzulassen. Sie können nicht zugelassen werden« (Familiaris Consortio, 84 (8)). So wies der Papst 1993 die Glaubenskongregation an – damals unter Leitung von Kardinal Joseph Ratzinger ‒, durch ein Schreiben, das sich ausschließlich mit diesem Thema beschäftigte und die Gründe für die Unmöglichkeit der Kommunionzulassung umfassend darlegte, die Initiative von Kasper, Lehmann und Saier unmissverständlich zurückzuweisen.(9) Roma locuta, causa finita… hätte man meinen sollen. 

Vor diesem Hintergrund legt Kardinal Kasper überraschender Weise seine von der Kirche bereits abgelehnten Thesen von 1993 dem Kardinalskollegium im Februar 2014 noch einmal vor. Ebenfalls überrascht, dass Papst Franziskus anschließend Kaspers Position nicht korrigiert und bislang zu diesem Thema keine eigene Stellung bezogen hat. 


2. Eine Bischofssynode wird zensiert 

Die Bischofssynode zum Thema »Familienpastoral« tagt vom 5. bis 19. Oktober 2014. Anders als bei bisherigen Synoden werden die Wortmeldungen der Teilnehmer nicht veröffentlicht. Stattdessen bringt das vatikanische Presseamt täglich eine inhaltliche Zusammenfassung der geführten Debatten. Auf Grundlage dieser Berichte entsteht in der Öffentlichkeit der Eindruck, die Synode dränge mit großer Mehrheit auf eine Änderung der bisherigen Glaubenspraxis der Kirche zu Ehe und Familie.

Doch im Laufe der Sitzungen kritisieren immer mehr Teilnehmer die offiziellen Pressemitteilungen: Sie würden den wirklichen Diskussionsverlauf einseitig gefärbt darstellen, so der Vorwurf. So habe z.B. ein Synodale in der Aula erklärt, der Vorschlag Kaspers sei als »Medizin schlimmer als die Krankheit« selbst. Solche Beiträge werden jedoch von den täglichen Communiqués des vatikanischen Presseamtes nicht berücksichtigt. Hochrangige Teilnehmer fordern die Veröffentlichung des Wortlauts der einzelnen Redebeiträge. Kardinal Gerhard Ludwig Müller: »Alle Christen haben das Recht über die Wortmeldungen ihrer Bischöfe informiert zu sein.«(10) Trotzdem bleibt es bei der Zensur. 

Es verwundert, dass man gerade im Fall einer Bischofssynode zum brisanten Thema Ehe und Familie von der bisherigen Gepflogenheit einer möglichst umfassenden Transparenz abweicht und sich damit dem Vorwurf einer tendenziösen Informationspolitik aussetzt. 


3. Ein inakzeptabler Zwischenbericht 

Nach der ersten Sitzungswoche legt am 13. Oktober Kardinal Peter Erdö der Öffentlichkeit einen Zwischenbericht mit ersten Ergebnissen vor, die sog. Relatio post disceptationem.(11) Dieser Bericht weicht in mehreren Punkten deutlich von der katholischen Lehre ab. So wird z.B. die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur heiligen Kommunion als möglich beschrieben (Nr. 47); außerdem wird gefordert, die Kirche habe die sexuelle Orientierung von Homosexuellen »zu akzeptieren und wertzuschätzen« [englisch: »accepting and valuing«] (Nr. 50). Weihbischof Athanasius Schneider über den Bericht: »Es ist zum ersten Mal in der Kirchengeschichte, dass ein solch häretischer Text als Dokument einer offiziellen Versammlung von Bischöfen unter der Leitung des Papstes veröffentlicht wurde, auch wenn der Text nur einen vorläufigen Charakter hatte.«(12)

Bei der Pressekonferenz, die zur Vorstellung des Berichts einberufen wurde, entsteht der Eindruck, dass Kardinal Erdö, der als Generalrelator der Synode offiziell als Autor der Relatio post disceptationem gilt, mit dem Inhalt selbst nicht uneingeschränkt einverstanden ist. Als er von Journalisten bezüglich der Aussagen zur Homosexualität befragt wird, betont er, den Text nicht selber geschrieben zu haben und verweist auf den Sondersekretär Bruno Forte: »Der, der den Text redigiert hat, der muss wissen, was zu sagen ist.«(13)


4. »Rebellion« führender Kirchenmänner 

Nach der besagten Pressekonferenz von Kardinal Erdö distanzieren sich mehrere hochrangige Synodalen umgehend vom Zwischenbericht, der die wirkliche Position der Mehrheit der Bischofsynode nicht widerspiegeln würde. Kardinal Raymond Burke spricht direkt von »Manipulation der Informationen«. Offensichtlich funktioniere im Apparat der Synode etwas nicht, wenn »nur eine Meinung betont wird, anstatt getreu die verschiedenen dargelegten Positionen wiederzugeben. Das besorgt mich sehr, weil eine beträchtliche Zahl der Bischöfe die Ideen einer Öffnung nicht akzeptiert, aber nur wenige davon erfahren.«(14) Auch Erzbischof Stanisław Gądecki von Posen, Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz, kritisiert den Zwischenbericht scharf. Der Text sei für viele Bischöfe nicht akzeptabel und entferne sich von der Lehre des heiligen Johannes Pauls II.; stattdessen hätten Spuren einer gegen die Ehe gerichteten Ideologie Eingang in den Text gefunden.(15) Kardinal George Pell erklärte, das Dokument sei »tendenziös und unvollständig«. Drei Viertel der Synodalen, die sich nach der Veröffentlichung des Zwischenberichtes mit einem Redebeitrag zu Wort gemeldet hatten, hätten Probleme mit diesem Text bekundet, so Pell.(16) Und der südafrikanische Kardinal Wilfried Napier stellt fest: »Was ein oder zwei Leute sagten, das wurde großteils als die Meinung der ganzen Synode vorgestellt (und jedenfalls wurde es so von den Medien übernommen). Und das macht die Leute sehr wütend.«(17)


5. Ein nichts sagendes (und damit gleichzeitig viel sagendes) Abschlussdokument 

Nach der Veröffentlichung des Zwischenberichtes arbeiten die Synodenväter in zehn separaten Arbeitsgruppen und diskutieren den Bericht intern. Als bekannt wird, dass auch die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppen nicht veröffentlicht werden sollen, kommt es zum offenen Protest. Schließlich wird der Publikation zugestimmt. Die Berichte der Arbeitsgruppen zeigen, dass die Relatio post disceptationem auch innerhalb der Arbeitsgruppen heftig kritisiert wurde.

Am 18. Oktober wird das Abschlussdokument der Synode präsentiert, das sich nun deutlich vom Zwischenbericht abhebt.(18) In der Abstimmung der Synode über den Abschlusstext verfehlt sowohl der Absatz zur Frage der Kommunionzulassung von wiederverheirateten Geschiedenen, als auch der Text zum Umgang mit Homosexualität die nötige 2/3-Mehrheit. Damit zählen die beiden Passagen offiziell nicht zum Abschlussbericht. Allerdings gibt Papst Franziskus die Anordnung, alle Absätze um der Transparenz willen zu publizieren, jeweils mit Angabe der konkreten Anzahl von Ja- und Neinstimmen. Auf diese Weise werden die betreffenden Absätze doch bekannt, die eine abgeschwächte Fassung des Zwischenberichts darstellen. In der Frage der Kommunionzulassung wird z.B. erklärt, einige Teilnehmer bestünden auf der aktuellen Regelung, während andere eine Öffnung wünschten; deshalb sei eine weitere theologische Vertiefung der Frage nötig (unklar bleibt, was an der Problematik nach jahrzehntelanger Diskussion weiter vertieft werden kann). 

Insgesamt ist das Papier in seiner approbierten Form eine ausgesprochen nichtssagende Erklärung. Von neuen pastoralen Ansätzen, wie man das katholische Verständnis von Sexualität und Familie in der heutigen Zeit positiv vermittelt könnte, findet sich keine Spur ‒ obwohl die Synode ursprünglich mit dieser Zielsetzung zusammengetreten war. 


6. Nach der Synode: Was gilt jetzt noch? 

Die Bischofsversammlung hat für massive Verwirrung gesorgt und die Ereignisse rund um die Synode zeigen deutlich, dass innerkirchliche Kräfte stark auf eine Änderung der bisherigen katholischen Glaubenspraxis drängen. Was gilt nun aktuell? Was hat sich durch die Synode geändert?
  1. Kurz gesagt: NICHTS. Die Synode hat die Lehre der Kirche in keinem Punkt verändert. Zu einer solchen Änderung wäre eine Bischofssynode auch nicht in der Lage. Sie ist lediglich ein Beratungsgremium für den Papst, ohne eigene Entscheidungskompetenz. Kardinal Müller, Präfekt der Glaubenskongregation: »Die Kirche kann nicht ändern, was von der Lehre Christi stammt, weder vor noch nach der Synode«.(19)
  2. Im Fall der wiederverheirateten Geschiedenen gilt also weiterhin: Sie können zur heiligen Kommunion nicht zugelassen werden. Zwar hat die Synode gezeigt, dass eine Gruppe von Teilnehmern die Zulassung fordert, trotzdem ist die bisherige Regelung, die vom Lehramt bereits wiederholt formuliert und bekräftigt wurde, auch in Zukunft gültig. 
  3. Auch die bisherige Lehre zur Homosexualität bleibt unverändert. Homosexuelle Lebensgemeinschaften widersprechen dem Plan Gottes für die menschliche Sexualität und verstoßen gegen das natürliche Sittengesetz. Den betroffenen Menschen (nicht aber der Homosexualität an sich) ist mit Takt und Wertschätzung zu begegnen. 
Kurz: Die Unmöglichkeit der Kommunionzulassung und die negative Bewertung der praktizierten Homosexualität sind also auch in Zukunft gültig. Beide Punkte stehen für die Kirche unveränderlich fest, da sich beide unmittelbar aus den Worten Jesu bzw. aus der Heiligen Schrift herleiten. So kann in diesen Punkten die bisherige Lehre der Kirche weder durch eine Synode, noch durch ein Konzil, noch durch einen Papst geändert werden. 


7. Ausblick: Beten! Opfern!! Vertrauen!!! 

Nach der Synode ist vor der Synode. Für Herbst 2015 hat Papst Franziskus eine Fortsetzung der Bischofssynode zum gleichen Thema einberufen. In der Zwischenzeit sollen die Themen der offenen Fragen reflektiert und vertieft werden. 

Wie wird es konkret weitergehen? Nach menschlichem Ermessen steht uns ein medial turbulentes Jahr bevor. Die Fraktion, die eine Änderung der kirchlichen Lehre fordert, wird durch Erklärungen, Artikel und Interviews versuchen, ihre Positionen weiter zu verbreiten und zu untermauern. Dies ist umso leichter möglich, weil sich für die entsprechende Passagen im Abschlussdokument zwar keine ausreichende Mehrheit gefunden hat, aber der Absatz, in dem beide Positionen gleichwertig referiert werden, trotzdem publiziert wurde, statt eine klare Position für die katholische Praxis zu beziehen. Es ist zu erwarten, dass bis zum Herbst 2015, dem Termin der Fortsetzung der Synode, die Uneinigkeit und Unsicherheit unter den Gläubigen noch weiter steigen wird.  
Aber der Heilige Geist wird ja sicher für gute Ergebnisse der Bischofssynode 2015 sorgen, oder? Wir dürfen darauf hoffen und wir sollen darum beten, aber es gibt keine absolute Garantie, dass jede Bischofssynode gute Früchte bringt und den katholischen Glauben treu bewahrt. Warum? Bischofssynoden sind lediglich ein Beratungsgremium für den Papst und haben deshalb nicht an der päpstlichen Unfehlbarkeit teil. Darum können solche Beratungskreise dem Papst auch falsch raten, wie aus der Geschichte bekannt ist. So hat z.B. 1965 die von Paul VI. eingesetzte Kardinalskommission per Mehrheitsbeschluss dem Papst empfohlen, den Gebrauch künstlicher Verhütungsmittel unter bestimmen Voraussetzungen zu erlauben. Dann griff ganz offensichtlich der Heilige Geist ein und Papst Paul VI. verteidigte wenig später mit der Enzyklika Humanae Vitae (1968) die katholische Lehre (nämlich das Verbot der Pille) gegen den ausdrücklichen Rat der Mehrheit seiner Kardinäle. 

Darum könnte auch 2015 die Bischofssynode theoretisch Ergebnisse verabschieden, die dem katholischen Glauben widersprechen. Bischöfe und Versammlungen von Bischöfen sind nicht gegen Irrtum gefeit. So stellt Kardinal Müller im Rückblick auf die Synode 2014 ernüchtert fest: »Leider gibt es Vertreter der Kirche, darunter sogar Bischöfe, die sich irgendwie von der säkularisierten Gesellschaft blenden lassen haben, von der sie so beeinflusst sind, dass sie vom Hauptthema oder der Lehre der Kirche, die auf der Offenbarung gründet, abgekommen sind.«(20) Und Weihbischof Schneider ermutigt die Gläubigen: »Die katholische Jugend muss zu sich sagen: Ich lehne die Angleichung an den neuheidnischen Geist dieser Welt ab, selbst wenn einige Bischöfe und Kardinäle diesen Geist verbreiten. Ihre trügerische und perverse Verwendung der göttlichen Barmherzigkeit akzeptiere ich nicht.«(21) 

Aber wenigstens Papst Franziskus wird am Ende eine gute Entscheidung treffen, oder? Selbst diese Frage lässt sich nicht einfach mit »Ja« beantworten. Der Papst lehrt in bestimmten Fällen unfehlbar die Wahrheit, nämlich immer dann, wenn er offiziell unter Berufung auf seine Autorität als Bischof von Rom und Nachfolger des heiligen Petrus den katholischen Glauben auslegt. In diesem speziellen Fall verkündet er unfehlbar die Wahrheit. Auf diese Weise hat z.B. Papst Johannes Paul II. 1994 unfehlbar bestätigt, dass Frauen nicht zu Priesterinnen geweiht werden können.(22) Niemals. Bei seinen gewöhnlichen Reden, Ansprachen und Predigten war Johannes Paul II. nicht unfehlbar, d.h. theoretisch könnten ihm in einzelnen Sätzen Fehler unterlaufen sein. Dasselbe gilt von jedem Papst, auch von Papst Franziskus. Nach der Bischofsversammlung im Herbst 2015 wird er ein »Nachsynodales Schreiben« verfassen, das nur dann unfehlbare Autorität besäße, wenn er sich ausdrücklich auf seine Unfehlbarkeit berufen würde. Tatsächlich ist es theoretisch möglich, dass ein Papst in einem solchen Schreiben eine Position bezieht, die gegen den katholischen Glauben steht (z.B. die Zulassung zum Kommunionempfang von Menschen, die bewusst in der Ablehnung eines Gebotes Gottes leben). Ein solcher Fall würde weder die päpstliche Unfehlbarkeit widerlegen, noch verlöre der Papst dadurch sein Amt – wenngleich sich die Kirche freilich in einer einigermaßen prekären Situation befände.

Was tun…? Damit wird deutlich, wie dringend nötig unser Gebet für die Bischöfe, für die Synode, für den Heiligen Vater ist. »Bittet, und ihr werdet empfangen« (Joh 16,24). Jeder ist gefordert, durch sein Gebet und Opfer einen Beitrag für die Bischofssynode im Herbst zu leisten. Beten wir bei jeder Heiligen Kommunion inständig für unseren Papst, um Führung durch den Heiligen Geist in allen anstehenden Fragen; beten wir im täglichen Rosenkranz für den Heiligen Vater; tragen wir unsere (all)täglichen Mühen und Kreuze in Geduld und Liebe, für gute Entscheidungen von Papst Franziskus, stets im festen Vertrauen, dass der Herr seine Kirche lenken und regieren wird. Wenn das feste, gläubige Gebet Berge versetzen kann, um wie viel mehr wird es den Heiligen Geist auf den Bischof von Rom und Stellvertreter Christi herabrufen.


(1)  http://kath.net/news/48119 (Zugriff 04.11.2014).
(2)  http://kath.net/news/47944 (Zugriff 04.11.2014).
(3)  http://kath.net/news/48026 (Zugriff 04.11.2014).
(4)  Vgl. http://www.welt.de/kultur/article133534038/Wir-werden-einen-Schritt-auf-Schwule-zumachen.html
(5)  www.kath.net/news/48104 (Zugriff 04.11.2014).
(6)  Vgl. Walter Kardinal Kasper, Das Evangelium von der Familie. Die Rede vor dem Konsistorium, Herder: Freiburg im Br. 2014.
(7)  Vgl. das Schreiben Grundsätze für eine seelsorgliche Begleitung von Menschen aus zerbrochenen Ehen und von Wiederverheirateten Geschiedenen in der Oberrheinischen Kirchenprovinz vom Juli 1993. Im Internet auf http://www.weinzweb.de/TexteHJ/OberrhBischWdvgeschGrundsaetze.pdf (Zugriff 04.11.2014).
(8)  Vgl. http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/apost_exhortations/documents/hf_jp-ii_exh_19811122_familiaris-consortio_ge.html (Zugriff 04.11.2014). (9)  Glaubenskongregation, Schreiben an die Bischöfe der Katholischen Kirche über den Kommunionempfang von wiederverheirateten geschiedenen Gläubigen (1994); vgl. http://www.doctrinafidei.va/documents/rc_con_cfaith_doc_14091994_rec-holy-comm-by-divorced_ge.html (Zugriff 04.11.2014).
(10)  http://www.northjersey.com/news/top-vatican-cardinal-wants-family-speeches-public-1.1105947 (Zugriff 04.11.2014)
(11)  Vgl. http://press.vatican.va/content/salastampa/en/bollettino/pubblico/2014/10/13/0751/03037.html (Zugriff 04.11.2014)
(12)  http://torontocatholicwitness.blogspot.de/2014/11/breaking-news-bishop-schneider-speaks.html (Zugriff 05.11.2014)
(13)  http://vaticaninsider.lastampa.it/en/the-vatican/detail/articolo/sinodo-famiglia-36916/. Ebenso auf http://rorate-caeli.blogspot.com/2014/10/cardinal-on-his-own-reports-paragraphs.html. Auch von anderer Seite wird der gleiche Sachverhalt bestätigt: http://www.ilfoglio.it/articoli/v/122032/blog/la-relatio-di-luned-lha-scritta-bruno-forte-svela-nel-briefing-il-cardinale-assis.htm (Zugriff jeweils am 04.11.2014).
(14)  http://www.ilfoglio.it/articoli/v/121861/rubriche/raymond-leo-burke/burke-manipolazione-informativa-sinodo-fede-non-si-decide-ai-voti.htm (Zugriff 04.11.2014).
(15)  Vgl. http://de.radiovaticana.va/news/2014/10/14/synode:_erzbischof_gadecki_distanziert_sich_von_%E2%80%9Erelatio%E2%80%9C/ted-830892(Zugriff 04.11.2014).
(16)  Vgl. http://www.thetablet.co.uk/news/1282/0/cardinal-pell-says-synod-s-relatio-document-is-tendentious-and-incomplete-and-is-being-revised (Zugriff 04.11.2014).
(17)  Vgl. http://www.news.va/en/news/card-napier-synod-document-highlights-all-main-con (Zugriff 04.11.2014).
(18)  Vgl. http://www.dbk.de/presse/details/?presseid=2669&cHash=f83a8d54f1d58194e5e726eaad691fe1 (Zugriff 07.11.2014).
(19)  http://torontocatholicwitness.blogspot.de/2014/10/breaking-news-caridnal-muller-speaks.html (Zugriff 05.11.2014).
(20)  http://torontocatholicwitness.blogspot.de/2014/10/breaking-news-caridnal-muller-speaks.html (Zugriff 05.11.2014).
(21)  http://torontocatholicwitness.blogspot.de/2014/11/breaking-news-bishop-schneider-speaks.html (Zugriff 05.11.2014).
(22)  vgl. http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/apost_letters/1994/documents/hf_jp-ii_apl_19940522_ordinatio-sacerdotalis_ge.html (Zugriff 05.11.2014).



Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Verfassers Dr. Markus Christoph SJM; Quelle: Der Ruf des Königs, 4. Quartal 2014


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Weitere Informationen zur Bischofssynode 2014/15:

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Dienstag, 9. Dezember 2014

Die Unveränderlichkeit des Dogmas

Die Glaubenslehre, wie sie Gott geoffenbart hat, ist nicht dem menschlichen Geist als eine Erfindung der Philosophie übergeben, die der Mensch mit seinem Verstand weiter ausbilden soll, sondern als göttlicher Schatz der Braut Christi anvertraut, zur treuen Bewahrung und unfehlbaren Erklärung. Deshalb ist auch für die heiligen Dogmen immer der Sinn festzuhalten, den die heilige Mutter, die Kirche, einmal erklärt hat. Niemals darf man unter dem Schein oder dem Vorwand eines tieferen Verständnisses davon abweichen (Vatikanum, Dei Filius, cap. IV.). 

Die Entwicklung unserer Begriffe, auch in Glaubenssachen, wird dadurch keineswegs behindert, sondern unterstützt und gefördert. Das Vatikanische Konzil fährt deshalb fort: Es mögen also im Laufe der Zeiten und Jahrhunderte Verständnis, Wissenschaft und Weisheit wachsen und mächtig fortschreiten, sowohl bei den einzelnen, als auch bei der Gesamtheit, in jedem Menschen und in der ganzen Kirche, aber innerhalb des zuständigen Bereiches, im gleichen Dogma, im gleichen Sinn und in der gleichen Ansicht.
 
Pius X.: Enzyklika »Pascendi Dominici gregis« (über die Lehren der Modernisten) von 1907, Nr. 27

Samstag, 19. April 2014

Wahrhaft auferstanden!

In der Ostkirche ist es üblich, sich zum Osterfest mit der Freudenbotschaft zu begrüßen: „Christus ist auferstanden“ (griechisch: „Christos anesti“; russisch: „Christos woskres“). Der Angesprochene antwortet darauf: „Er ist wahrhaft auferstanden“ (griech. „alithos anesti“; russ. „woistinu woskres“). Dieser Dialog hat seine Grundlage im Neuen Testament. Als die Emmausjünger von ihrem denkwürdigen Osterweg wieder nach Jerusalem zurückkehren, vernehmen sie dort aus dem Mund der Apostel, was sie selbst bereits erkennen durften: Jesus ist „wahrhaft“ auferstanden (Lk 24,34).

Die Schilderungen des leeren Grabes und der Erscheinungen des Herrn rücken das Wort wahrhaft in helles Licht. Demnach ist es nicht genug, sich die Auferstehung als eine bloß innerliche Erfahrung der Jünger zu denken. Auch ein gruppendynamisches Erleben reicht für dieses wahrhaft nicht aus. So sehr die Evangelisten das Geistige, Übernatürliche des Geschehens betonen, so sehr legen sie doch auch auf die geradezu handgreifliche Realität des auferstandenen Herrn Wert.

Zwar vermag Er durch verschlossene Türen zu gehen (Joh 20,19). Aber Er ist kein „Gespenst“, vielmehr hat Er berührbares Fleisch und Gebein (Lk 24,39), wovon sich der skeptische Thomas ja überzeugen soll (Joh 20,27). Sogar Speisen nimmt der Auferstandene zu sich: Einen gebratenen Fisch verzehrt Er demonstrativ vor den Augen der Apostel (Lk 24,42f.), und vermutlich geschieht das nicht nur einmal, denn später wird Petrus im Haus des römischen Hauptmanns Kornelius bezeugen, mit dem Auferstandenen gegessen und getrunken zu haben (Apg 10,41).

„Christus ist auferstanden. Ja, Er ist wahrhaft auferstanden.“ Das Wörtchen wahrhaft hat es gerade heute „in sich“. Während sich in der frühen Kirche manche Kreise schwertaten zu glauben, dass der ewige Gottessohn wahrhaft gelitten habe, bereitet es Theologen der Gegenwart größere Probleme, die Auferstehung als wirkliches Ereignis zu betrachten. Sinngemäß hat einer von ihnen festgestellt: „Man kann doch nicht in einer Welt leben, die durch die Naturwissenschaft entzaubert ist, kann doch nicht hochkomplizierte Maschinen bedienen und die Möglichkeiten der modernsten Datenverarbeitung ausnutzen – und dann daran glauben, dass ein Toter reanimiert aus dem Grab ersteht!“ Meine Frage: Warum denn eigentlich nicht?

Gewiss, man liegt falsch, sieht man die Auferstehung als eine Reanimation an, vergleichbar der eines klinisch Toten. Jesus ist auch nicht in das vorherige Leben zurückgekehrt, sondern hat sich den Seinen als der verklärte Herr gezeigt. Aber es entspricht nicht dem Evangelium, dieses zentrale Ereignis nur als ein rein innerliches „Widerfahrnis“ der Apostel zu verstehen. Wer – wie manche prominenten Theologen – erklärt, die Auferstehung habe „in den Glauben der Jünger hinein“ stattgefunden; es sei dies die plötzliche Erfahrung gewesen, dass die „Sache Jesu“ mit Seinem Tod nicht vorüber sei, sondern irgendwie weitergehe, der sagt entschieden zu wenig!

Leider aber ist diese Entwirklichung der Auferstehung nur allzu verbreitet. Und sie hinterlässt ihre Spuren im gesamten Glaubensdenken und Glaubensleben der Christen. Denn wenn Jesus nicht wahrhaft auferstanden ist, wenn Sein Grab nicht leer war und Er nicht wirklich den Aposteln erschienen ist, dann stellt sich doch die Frage: Wie steht es denn anderswo mit dem Wörtchen wahrhaft? Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Kirche lehrt uns, Christus sei wahrhaft im allerheiligsten Sakrament des Altares gegenwärtig. Schwer zu glauben, wenn Er nicht wahrhaft auferstanden sein soll!

Der heilige Paulus hat im 15. Kapitel des Ersten Korintherbriefes für alle Zeiten gültig die Konsequenz einer Leugnung der wirklichen Auferstehung beschrieben: „Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist damit unsere Predigt nichtig, und nichtig ist euer Glaube. Dann stehen wir als falsche Zeugen Gottes da, weil wir gegen Gott bezeugen, Er habe Christus auferweckt, während Er Ihn doch gar nicht auferweckt hat!“ (14f.) Der Völkerapostel weist auch darauf hin, dass wir ohne die Auferstehung Jesu noch in unseren Sünden wären (17). Das ist logisch: Ohne wahrhafte Auferstehung keine wahrhafte Reinigung unseres Herzens! Nach Paulus wären wir sogar die „bedauernswertesten unter allen Menschen“ (19), betrogene Betrüger, die ihre Hoffnung auf eine Chimäre setzen und andere ebenfalls dazu verführen. Wenn Er nicht auferstanden ist, werden auch wir nicht auferstehen; „dann lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.“ (32)

Um so freudiger werden wir beim diesjährigen Osterfest wieder einander unseren festen Glauben bekennen:

 „Christus ist auferstanden. – Ja, Er ist wahrhaft auferstanden!“




P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad


Hinweise: 
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers 
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)
- Foto: Deckengemälde der Pfarrkirche St. Margareta in Heimenkirch (Allgäu)




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Liebe Freunde, Kommentatoren, 
Leser und Besucher meines Blogs,
Ihnen/ Euch allen ein frohes und gesegnetes Osterfest 
in der Freude des wahrhaft auferstandenen Herrn!

Ihr/ Euer 
Frischer Wind



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Samstag, 22. Februar 2014

Apologetik - Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt!

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Sofern man sie überhaupt noch kennt und nennt, ist ihr einstiger Ruhm längst verblichen, ihr Ruf geschädigt. Die Apologetik blickt auf bessere Tage zurück: Damals, als es den Theologen, den Predigern und eifrigen Laien ein Herzensanliegen war, Glaube und Kirche zu verteidigen, stand sie hoch im Kurs. Jetzt aber haben die meisten Katholiken wenig bis kein Verständnis für Religionsgefechte, und wären sie auch nur geistiger Art. Viele sehen die verschiedenen Weltanschauungen ohnehin gleich gültig an und sind selbst gleichgültig. Maßlos bewundern sie die moderne Kultur und Wissenschaft. Deshalb sind sie auf Angleichung und Anpassung bedacht, nicht auf Abgrenzung gegenüber heutigen Strömungen.

Andere, durchaus gläubige Zeitgenossen vertreten die Meinung, die christliche Wahrheit liege auf einer Ebene, zu der dem menschlichen Verstand jeder Zugang verwehrt sei. Deswegen sei das Argumentieren für und wider Gott, Christus, Kirche von vornherein zum Scheitern verurteilt. Oft ist auch zu hören, für unsere Religion sei eine Verteidigungshaltung schädlich. Man solle doch gefälligst vom Theologengezänk Abstand nehmen und den Glauben einfach nur positiv vertreten, vor allem aber: ihn leben!

Und doch bleibt die Tatsache bestehen, dass die Christen von frühesten Zeiten an Apologetik betrieben haben. Vertraut war ihnen die Aufforderung des Apostels Petrus, „immerdar bereit zu sein zur Apologia (das griechische Wort bedeutet „Verteidigung“) jedem gegenüber, der von uns Rechenschaft verlangt über die Hoffnung, die in uns ist“  (1 Petr 3,15). Juden und Heiden verlangten solche Rechenschaft, die einen vor der Autorität des Alten Testamentes, die anderen vor der Vernunft. Daher sahen sich die Christen vor die doppelte Aufgabe gestellt, einerseits Jesus anhand der Heiligen Schriften als den verheißenen Messias zu erweisen, andererseits die Vernünftigkeit ihrer Religion aufzuzeigen.

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich dann eine Apologetik, eine wissenschaftliche Verteidigung des Glaubens, herausgebildet. Sie war bemüht, in einem streng systematischen Verfahren Argumente zu Beweisen zusammenzuschmieden und diese aneinander zu reihen. Dadurch sollte eine Kette entstehen, an der sich der Mensch gleichsam entlanghangeln kann von der Erkenntnis des Daseins Gottes bis zur Menschwerdung des Sohnes, ja bis hin zur einen und einzig wahren Kirche.

Vor solcher Logik, solchem Anspruch überkommt heutige Menschen, auch katholische Christen, ein tiefes Unwohlsein. Den Frommen unter ihnen fehlt darin vor allem die Komponente der Gnade. Ist es denn nicht – so lautet ihr Einwand – ein unverdientes Geschenk des Himmels, wenn jemand zum Glauben an Christus findet: „Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht“ (Joh 6,44)? In der Apologetik scheint an die Stelle des unbegreiflichen Waltens Gottes unser eigenes Denken zu treten, scheint göttliche durch menschliche Logik ersetzt zu sein.

Doch trifft dieser Vorwurf auf seriöse katholische Apologeten nicht zu. Sie lassen den Glauben als gottgeschenktes Gnadenlicht stehen. Daher erliegen sie nicht dem Wahn, mit ihren Beweisverfahren allein auch nur einen einzigen Menschen bekehren zu können. Zugleich wissen sie aber auch, dass ihre Überlegungen und Widerlegungen, ihre historischen und philosophischen Argumente manchem suchenden Geist den Weg zu Gott bahnen, befestigen und absichern können. Wäre das völlig unmöglich, so hätte der christliche Glaube offensichtlich keine Verbindung zum natürlichen Leben und Denken der Menschen. Er gliche dann jenen esoterischen Geheimlehren, in die man angeblich nur als Eingeweihter Einsicht gewinnt, weil sie sich nach außen weder erklären können noch wollen. Von derlei irrationalen Vorstellungen ist unsere Religion denkbar weit entfernt.

Apologetik hat aber eine wichtige Funktion nicht nur gegenüber Un- und Irrgläubigen, sondern auch für diejenigen, die bereits zum Glauben gelangt sind. Inmitten der Angriffe und Anfechtungen, denen wir heutzutage ausgesetzt sind, tut es gut, sich an klare und feste Erkenntnisse zu erinnern, die selbst nicht dem Glauben angehören, aber ihn bestätigen. Für sich alleine genommen mögen diese oft keinen zwingenden Beweis darstellen. Doch weisen sie sämtlich in dieselbe Richtung und verbinden sich so miteinander zu einer großen Sicherheit – ähnlich den vielen, einzeln zerreißbaren Haaren, die gemeinsam zu einem dicken und schweren, unzerreißbaren Seil werden (so der selige John Henry Newman).

Jedenfalls besteht kein Grund, die Apologetik zu verachten. Im Gegenteil: Nun ist es an der Zeit, sie wieder zu Ehren und zum Einsatz zu bringen. Die Menschen haben ein Recht darauf, dass wir ihnen Rechenschaft von unserer Hoffnung geben. Nichts anderes will und tut die Apologetik.



Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Donnerstag, 19. September 2013

Zeit zur Umkehr - Die Kirche ist unendlich weiser als wir

Uns ist es (außer durch ein übernatürliches Ereignis) nicht möglich, nur aufgrund eigener Erfahrungen ein rechtes Bild des geoffenbarten Glaubens und der einen Kirche Jesu Christi zu erhalten. Das anzunehmen, wäre Größenwahnsinn (zumindest maßlose Selbstüberschätzung) oder aber Naivität und eine sehr unrealistische Einschätzung unser selbst.

Wir sind angewiesen auf das Zeugnis und die Überlieferung der Apostel und der Gläubigen, die uns im Glauben vorangegangen sind. So wie der Apostel Paulus sagt, dass er das weitergebe, was er empfangen habe (1 Kor 15,3), genauso ist es an uns, das Erbe unverfälscht und in Ehrfurcht vor der Offenbarung Gottes, die unveränderliche Wahrheit ist, weiterzugeben.

Christus hat seine Kirche auf Petrus gegründet und ihm die Schlüssel des Himmelreiches übergeben. Er hat Seiner Kirche den Hl. Geist zugesagt, der Seine Kirche alles lehren und an das erinnern werde, was Er gesagt habe. (vgl. Joh 14,26) Durch ihn lebt die Kirche und spendet das göttliche Leben, das wir Gnade nennen. Zu unserem Heil ist die Kirche des lebendigen Gottes als "Säule und zum Fundament der Wahrheit" gestiftet.  (vgl. 1 Tim 3,15)

Nicht einmal mehr katholische Theologen und Theologinnen kennen die fundamentalen Glaubenswahrheiten. Religionslehrer und Religionslehrerinnen wissen nicht (oder, was noch schlimmer ist: wollen nicht wissen), dass Jesus Christus nach unserem Bekenntnis die katholische Kirche gestiftet hat. Sie bezweifeln, oder noch schlimmer sie bestreiten, dass Christus seine Kirche hierarchisch verfasst hat, dass Christus selbst der Urheber und Stifter der sieben Sakramente ist, einschließlich auch des Sakramentes der Priesterweihe.

Selbst katholische Religionslehrer und Religionslehrerinnen verachten das Sakrament der Buße, von dem Timothy Kardinal Dolan (New York) sagt, dass es die Evangelisierer evangelisiere, weil es uns sakramental mit Jesus in Verbindung bringe und uns zur Herzensbekehrung aufrufe. Weiterhin glauben viele von ihnen nicht mehr, dass das Ehesakrament unauflöslich ist, dass homo- und überhaupt außereheliche sexuelle Beziehungen schwer sündhaft sind und sie relativieren den Schülern gegnüber die Lehre der Kirche und tun so, als sei das irgendein Hirngespinst irgendwelcher alter Männer im weitentfernten Vatikan.

Was soll man da erst von "nicht-theologisierten" Laien erwarten? Der Begriff "Laie", das sei in diesem Zusammnhang vermerkt, hat in der Kirchensprache nichts mit Unkenntnis oder mangelnder Befähigung zu tun, sondern steht lediglich dem Begriff des Weihestandes gegenüber, der aus den Laien zu deren Dienst von Gott herausgerufen ist. Kein Grund also für Minderwertigkeitskomplexe, die heute soviele - aber eben ungerechtfertigt - in Bezug auf Kirche plagen.

Viele Theologen und Theologinnen glauben auch nicht an die immerwährende tatsächliche Jungfrauenschaft Mariens, die sie lieber als "einfache Frau aus dem Volke" bezeichnen wollen, und deren Verehrung sie als ungerechtfertigt ansehen. Sie leugnen die Erbsünde und den Teufel und sind daher nicht in der Lage, die Gefahren, die ihnen durch die angeschlagene Natur und durch die "Fallstricke Satans" drohen und sind so völlig hilflos ihrer eigenen "Erfahrung" ausgeliefert.

Am schlimmsten aber ist, dass gerade diese falschinformierten und ahnungslosen Menschen diejenigen Hilfsmittel ablehnen, die die Kirche ihnen und allen Mensche guten Willens anbietet, um ihr Wissensdefizit auszugleichen und zu glauben, was die Kirche glaubt. Freilich kann man niemanden zum Glauben zwingen. Dann aber sollte man sich fragen, ob man wirklich guten Gewissens die Missio canonica erfüllen und im Namen des Bischofs Kindern und Jugendlichen den authentischen Glauben, nämlich den, der im Katechismus nachzulesen ist, vorenthalten darf.

+      +      +
"Unsere Aufgabe ist es, als Christen von Gott zu sprechen. Dazu bedarf es der persönlichen Identifikation mit dem Herrn, aber auch der inneren Aneignung all dessen, was wir im Credo der Kirche bekennen. Wer den Glauben liebt, wird auch alles tun, um ihn immer besser kennen zu lernen. Man kann nur lieben, was man kennt. Mangelndes Glaubenswissen war immer schon der beste Nährboden für Aberglauben und Irrglauben. Deshalb sind Bildung und Fortbildung im Glauben gerade heute für uns alle, für Priester wie Laien, von unerlässlicher Bedeutung. Denn nur „die Kenntnis des Glaubens führt in das Ganze des von Gott offenbarten Heilsgeheimnisses ein“ (Benedikt XVI.).

Der Katechismus der katholischen Kirche, „eine der wichtigsten Früchte des II. Vatikanischen Konzils“, ist deshalb für uns ein „wertvolles und unentbehrliches Mittel“ (Benedikt XVI.), damit wir auf Grund der Kenntnis der Glaubensinhalte auch unsere eigene Zustimmung dazu geben können.

Wenn Sie, liebe Schwestern und Brüder, den Katechismus zur Hand nehmen, werden Sie sehen, dass Sie dadurch Ihr Glaubenswissen erweitern und vertiefen. Das wird Ihnen helfen, in Ihrer Familie, in Ihrer Pfarrgemeinde, in Ihren Verbänden und Gemeinschaften, sich mit Sachkenntnis auf dem Fundament der Heiligen Schrift und der Lehre der Kirche mit anderen in Fragen des Glaubens auszutauschen und so Ihren Glauben glaubwürdig zu bezeugen."

Bischof Wilhelm Schraml (Passau) in seinem Hirtenbrief zum "Jahr des Glaubens", 21.09.2012

Video-Katechese: 3MC - 3 Minute Catechism (deutsch)
Katechismus der katholischen Kirche (KKK)

Kompendium (Katechismus in Frage-und-Antwort-Form)

YOUCAT - Mehr als ein Katechismus

Foto: Taufbecken des Limburger Doms; © FW

Montag, 16. September 2013

Zur Frage: Was ist katholisch? (3) - Alles oder Nichts


Der heilige Geist führt ein in alle Wahrheit des Glaubenslebens. (...) Die katholische Ideenwelt als Offenbarungsgut ist etwas Einheitliches, Geschlossenes, Ganzes, Unteilbares. "Der katholische Glaube", sagt Benedikt XV. in seiner Programmenzyklika*, "ist von so eigener Art und Natur, dass man ihm nichts hinzufügen, nichts von ihm wegnehmen kann. Entweder nimmt man ihn ganz an oder man lehnt ihn ganz ab."

Hier, in Beziehung auf das von Gott Geoffenbarte und von der Kirche zu glauben Vorgestellte, gibt es darum keine Parteien, keine Schulen, keine Richtungen. Hier gilt nur das Ja und das Nein, Alles oder Nichts. Man ist entweder ganz katholisch oder man ist es überhaupt nicht. Man glaubt alle geoffenbarte Wahrheit oder man glaubt keine.

Der Grund für dieses Alles oder Nichts liegt im Motiv des Glaubens. Wir glauben, d. h. wir halten die geoffenbarten Lehren für wahr, nicht weil die Wissenschaft uns unwiderlegliche Beweise für sie erbracht, nicht weil sie uns durch ihre Vernünftigkeit, Schönheit und Wichtigkeit einleuchten und begeistern, sondern einzig und allein und ausschließlich, weil der Heilige Geist, die ewige und unfehlbare Wahrheit, sie uns mitgeteilt hat.

Das Wesentliche, das Ausschlaggebende und darum Entscheidende bei jedem übernatürlichen Glaubensakte, bei dem des Gelehrten wie dem des Kindes, ist die Zustimmung auf Grund der göttlichen Autorität. Ich glaube. Warum? Der Heilige Geist hat es gesagt! Das gilt für jeden einzelnen Glaubensartikel wie für die Summe aller Glaubenswahrheiten. Das letzte Motiv ist immer das gleiche. Der Heilige Geist hat es gesagt!

In der Allwissenheit und unfehlbaren Wahrhaftigkeit des Heiligen Geistes beruht also aller göttliche Glaube (Anm.: die erste göttliche Tugend). Ist diese Allwissenheit und unfehlbare Wahrhaftigkeit des Heiligen Geistes einmal erschüttert, ist sie in einem einzigen Falle nicht mehr imstande, mich zur Zustimmung zu einer Glaubenslehre zu bewegen, dann fällt eben der Grund zum göttlichen Glauben dahin, ich kann überhaupt nicht mehr göttlich glauben. Ich glaube somit alle Wahrheit oder ich glaube keine. Ich bin ganz katholisch oder ich bin es überhaupt nicht. Es kommt im Glaubensleben alles an auf unsere Stellung zum Heiligen Geiste. Er führt ein in alle Wahrheit.


Robert Mäder in "Der Heilige Geist - Der dämonische Geist"; Verlag St. Michael Goldach; AD 1969; S. 62f (s. Quellen)



vgl. Papst Franziskus in der Enzyklika "Lumen fidei", Nr. 48:
Da der Glaube einer ist, muss er in seiner ganzen Reinheit und Unversehrtheit bekannt werden. Gerade weil alle Glaubensartikel in Einheit verbunden sind, bedeutet, einen von ihnen zu leugnen, selbst von denen, die weniger wichtig zu sein scheinen, gleichsam dem Ganzen zu schaden. Jede Epoche macht die Erfahrung, dass einzelne Aspekte des Glaubens leichter oder schwieriger angenommen werden können: Deswegen ist es wichtig, wachsam zu sein, damit das ganze Glaubensgut weitergegeben wird (vgl. 1 Tim 6,20), damit in angemessener Weise auf alle Aspekte des Bekenntnisses des Glaubens bestanden wird. Insofern die Einheit des Glaubens die Einheit der Kirche ist, heißt etwas vom Glauben wegnehmen in der Tat etwas von der Wahrheit der Gemeinschaft wegnehmen. 

Bild: Hl. Geist; östl. Kirchenfenster in St. Etheldreda's in London; Lawrence OP, flickr


Weiteres zum Thema:



Samstag, 14. September 2013

Was wären wir ohne das kirchliche Lehramt?

In einem interessanten Artikel befasst sich Pater Engelbert Recktenwald FSSP mit dem Verhältnis von Tradition und Lehramt in der kaholischen Kirche und dem Traditionsbegriff als solchem.

Er erklärt den Unterschied zwischen göttlicher Tradition (göttlichen Ursprungs) und kirchlicher Tradition (menschlichen Ursprungs), die in der öffentlichen Diskussion oft nicht voneinander unterschieden werden (s. Piusbruderschaft), wodurch es dann zu folgenschweren Missverständnissen kommen kann.
Die göttliche Tradition verpflichtet die Gläubigen aller Orte und Zeiten unwandelbar zum Glaubensgehorsam, die kirchliche Tradition bindet die Gläubigen solange, wie sie von der kirchlichen Autorität aufrechterhalten wird.
Nur die göttliche Tradition ist Glaubensquelle. (...) Ein Abfall von dieser Tradition oder ein Bruch mit dieser Tradition würde - immer, aber auch nur dann - einen Abfall oder einen Bruch mit dem Glauben darstellen.

Weiter schreibt P. Recktenwald über die göttliche Tradition:
Sie wurde mündlich weitergegeben in der Verkündigung und Predigttätigkeit der Apostel. Der hl. Paulus schreibt, dass der Glaube vom Hören komme: “Fides ex auditu” (Röm 10,17).

Aber selbstverständlich wurde die mündliche Überlieferung auch immer wieder schriftlich fixiert, und zwar zweifach: in der Hl. Schrift und außerhalb der Hl. Schrift. Die Hl. Schrift, also die Bücher des Neuen Testaments, sind schriftlicher Niederschlag der Tradition, und zwar geschrieben unter dem inspirierenden Beistand des Hl. Geistes. Aber auch danach ging es weiter mit dem schriftlichen Niederschlag der Tradition. Was gehört alles dazu? Unter anderem:

1. Die Glaubensbekenntnisse (Symbola), besonders das Apostolische, das Athanasianische und das Nizänisch-Konstantinopolitanische Glaubensbe-kenntnis: das erste beten wir vor dem Rosenkranz, das letztere in der hl. Messe.
2. Die Liturgien.
3. Die Konzilien und die Erlässe der Päpste.
4. Die Schriften der Kirchenväter.

Alle diese Schriften sind je auf ihre Weise Zeugnisse oder Dokumente oder Urkunden der Tradition. Wenn man also wissen will, was zur Tradition gehört, muss man auf diese Zeugnisse zurückgreifen.

Aber nicht alles, was in der Hl. Schrift und anderen Quellen zu finden ist, so P. Recktenwald, gehöre zu den Offenbarungswahrheiten, vielmehr enthielten diese Quellen auch kirchliche Traditionen. Deshalb sei es notwendig, Kriterien zu kennen, um zwischen den einen und den anderen unterscheiden zu können. Aber selbst solche Kriterien vermögen oftmals nicht eindeutig alles zu erfassen, was zur eindeutigen Beurteilung der Aussagen vonnöten wäre und könnte zu unterschiedlichen Beurteilungen führen. Hier sei nun das kirchliche Lehramt gefragt, das, geleitet durch den Heiligen Geist, letztgültig entscheiden könne:
Um zu einem endgültigen Urteil zu kommen, bedarf es deshalb einer göttlich legitimierten Entscheidungsinstanz, und das ist das kirchliche Lehramt. Es bedarf eines Urteils, das kein Privaturteil ist, sondern ein offizielles und autoritatives Urteil, also das Urteil einer sichtbaren, d.h. öffentlich greifbaren Instanz, die über den Parteien einer theologischen Kontroverse steht und von Gott eingesetzt und legitimiert ist. Genau das ist der Sinn des kirchlichen Lehramtes. (...)
Das kirchliche Lehramt ist die nächste und unmittelbare Glaubensregel, Schrift und Tradition sind entferntere Glaubensregeln.

Mit Glaubensregel ist hier die Norm gemeint, nach der wir unterscheiden können, was zum Glauben gehört und was nicht. Wir wissen, dass wir alles glauben müssen, was Gott geoffenbart hat, und wenn wir die Tugend des Glaubens besitzen, wollen wir auch alles glauben, was Gott geoffenbart. Aber woher wissen wir, was zum Offenbarungsgut gehört? Dazu können wir Schrift und Tradition befragen. Aber diese beiden sind nur die entferntere Glaubensregel, weil sie selber der Auslegung bedürfen. Viele Stellen, Passagen und Lehren der Hl. Schrift können verschieden verstanden und gedeutet werden, und die Geschichte zeigt uns, dass dies auch tatsächlich oft geschah und geschieht. Wer entscheidet, welches die richtige Auslegung ist? Damit in einer geschichtlich konkreten Auseinandersetzung eine Entscheidung möglich ist, bedarf es einer Entscheidungsinstanz, die hic et nunc eingreifen, Stellung beziehen und einen Richterspruch fällen kann. Das ist das lebendige Lehramt. (...)
Natürlich ist das Lehramt seinerseits rückgebunden an Schrift und Tradition. Es steht, wie das II. Vatikanum sagt, unter dem Wort Gottes, nicht über ihm. Das I. Vatikanum lehrt: “Die Glaubenslehre, die Gott geoffenbart hat, wurde dem menschlichen Geist nicht wie eine philosophische Erfindung zur Vervollkommnung vorgelegt, sondern als göttliches Gut der Braut Christi übergeben, damit sie dieselbe treu bewahre und irrtumslos erkläre. Deshalb muß auch immer jener Sinn der Glaubenswahrheiten beibehalten werden, der einmal von der heiligen Mutter der Kirche dargelegt worden ist; nie darf man von diesem Sinn unter dem Schein und Namen einer höheren Erkenntnis abweichen...” (...)
In dem Moment, wo die Glaubensquelle, sei es die Schrift, sei es die Tradition, dem Privaturteil des Einzelnen unterworfen wird, wird sie der Subjektivität unterworfen. Die protestantischerseits ins Feld geführte Berufung auf den Heiligen Geist, der dem Einzelnen bei der Lektüre der Schrift beisteht, nützt nichts, sobald eine Streitfrage über das rechte Verständnis entsteht. Da sich beide Parteien auf den Heiligen Geist berufen und es außerhalb des Einzelnen keine Entscheidungsinstanz mehr gibt, kann es auch keine Vermittlung und keine Beilegung des Streits geben. Der Glaube bleibt der Subjektivität des Einzelnen überlassen. Nur wenn es außerhalb des Einzelnen eine Entscheidungsinstanz gibt, nämlich ein göttlich eingesetztes und legitimiertes Lehramt, können die Glaubensquellen dem demütigenden Schicksal, Spielball subjektiver Auslegungen zu sein, entrissen werden.
So lehrt das I. Vatikanum:
"Weil der römische Bischof durch das göttliche Recht des apostolischen Vorrangs an der Spitze der gesamten Kirche steht, lehren und erklären wir auch: Der römische Bischof ist oberster Richter aller Gläubigen, und man kann in allen Streitsachen, die kirchlicher Untersuchung zustehen, an dieses Gericht Berufung einlegen. Über das Urteil des Apostolischen Stuhles jedoch darf niemand aufs neue verhandeln, da es keine höhere Amtsgewalt gibt, und niemandem ist es erlaubt, über dieses Gericht zu richten."
Das kirchliche Lehramt, so das Fazit, ist unabdingbar, um die Einheit im Glauben zu bewahren. Schrift und Tradition sind dem kirchlichen Lehramt unterworfen - auch und gerade deswegen, weil das kirchliche Lehramt "unter dem Wort Gottes, nicht über ihm" steht und jede Willkür ausgeschlossen ist. Es ist die von Gott eingesetzte legitimierte Entscheidungsinstanz. Für den Gläubigen ist es die erste und nächste Glaubensregel (regula proxima), aus der er sicher den authentischen Glauben erkennen kann. 

Sehr herzliche Leseempfehlung für den gesamten Text!


Zitate P. Recktenwalds aus einem Vortrag vom 11. November 2012 in Trier, gehalten auf Einladung des Trierer Initiativkreises; veröffentlicht in UNA VOCE Korrespondenz 1. Quartal 2013, S. 59 ff


 +      +      +

So steht denn fest, Brüder, und haltet euch an die Überlieferungen, die ihr mündlich oder schriftlich von uns empfangen habt.


Weiteres zum Thema "Hl. Schrift, Tradition, kirchliches Lehramt":

Auch noch von P. Engelbert Recktenwald FSSP: 


Montag, 5. August 2013

Abt Martin Werlen von Einsiedeln: Es gibt nur eine Kirche - und die ist katholisch!


Recht hat er! Wenigstens in diesem Punkt. Und dennoch vertritt er eine Irrlehre...

Und auch wenn er in der SonntagsZeitung vom 04. August 2013 schreibt: "(...) von Kirchen im Plural sollten wir konsequent nur mehr sprechen, wenn wir die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche meinen" entspricht das dem, was die Kirche lehrt (nämlich die sog. Teil- oder Ortskirchen der römisch-katholischen Kirche). Allerdings fangen hier schon Zweideutigkeiten an, denn er meint damit nicht (nur) die Teil- oder Ortskirchen, sondern auch die Gemeinschaften anderer christlicher Bekenntnisse... Das widerspricht der katholischen Lehre (s. u.).

Völlig korrekt, wenn er schreibt:
"Paulus prägte das Bild: Kirche ist Leib Christi. Damit wird klar, warum es nicht mehrere Kirchen geben kann. Es gibt nur eine Kirche, wie es nur einen Leib Christi gibt. Und diese Kirche ist katholisch - der Begriff leitet sich vom Griechischen ab und bedeutet ursprünglich 'allumfassend'."
Recht hat er aber auch, wenn er mit dem II. Vatikanischen Konzil feststellt, dass die Spaltung der Kirche und das Gehen eigener Wege dem Willen Christi widerspricht und ein Ärgernis für die Welt und ein Schaden für die heilige Sache ist (vgl. Dekret "Ut redintegratio", Vorwort).

Schwieriger, um nicht zu sagen: falsch, wird es, wenn der Abt von Einsiedeln behauptet, dass die römisch-katholische Kirche Konfession lediglich eine der unzähligen Abspaltungen von der einen Kirche Jesu Christi sei. Tatsächlich: er behauptet, die heilige Mutter Kirche sei überhaupt keine Kirche, sondern nur eine von vielen "Konfessionen", die alle gemeinsam "das Profil der einen Kirche" suchen würden. Werlen geht hier den umgekehrten Weg als die, die gleich allen Konfessionen ein "Kirche-Sein" zusprechen. Sagen jene, die (römisch-) katholische Kirche ist eine unter vielen anderen Kirchen - ohne Alleinstellungsmerkmal - so bestreitet Werlen für alle christlichen Glaubensge-meinschaften, einschließlich der (römisch-) katholischen, wirklich die im Glaubensbekenntnis genannte Kirche zu sein.

Sehr befremdlich sein Aufruf an die Gläubigen, auch die katholische Kirche nicht mehr Kirche zu nennen, weil auch sie angeblich das "Profil der einen Kirche" suchen müsse:
"Wir alle - zu welcher Konfession auch immer wir gehören - müssen heute miteinander das Profil der einen Kirche suchen. Dafür müssen wir alle immer neu reformiert werden. Tragen wir zu dieser unaufschiebbaren Aufgabe bei, indem wir nicht mehr von Kirche schreiben und sprechen, wenn wir eine Konfession meinen!"

Richtig ist, dass es "zur Trennung recht großer Gemeinschaften von der vollen Gemeinschaft der katholischen Kirche [kam], oft nicht ohne Schuld der Menschen auf beiden Seiten". "Wer an Christus glaubt und in der rechten Weise die Taufe empfangen hat, steht dadurch in einer gewissen, wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche". Die "katholische Kirche betrachtet sie (Anm.die Getrennten) als Brüder". Die Überwindung der nicht-katholischen Merkmale, die der vollkommenen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche entgegenstehen und die Rückkehr zur Einheit im Glauben ist das Ziel der "Ökumenischen Bewegung". (vgl UR 3)

Werlen kann sich mit seiner These, es gebe keine Kirchen außer "der einen" (offenbar noch nicht real existierenden) Kirche, deren Profil von allen "Konfessionen", darunter auch der, die sich zur Zeit (römisch-) "katholische Kirche" nenne, gesucht werde, weder auf das II. Vatikanische Konzil, noch auf die Tradition der Kirche und ihr Lehramt berufen. Vielmehr ist seine Behauptung eine irrige Lehre, der in zahlreichen Dokumenten des Lehramtes ausdrücklich widersprochen wird.

Aber hören wir dazu noch Erzbischof Guido Pozzo, der vor wenigen Tagen wieder zum Sekretär der unter der Glaubenskongregation stehenden Kommission "Ecclesia Dei" enannt wurde (aus einem Vortrag aus dem Jahre 2010):
5. Um eine authentische Interpretation des Konzils auf der Linie einer Entwicklung in der wesentlichen Kontinuität mit der traditionellen Lehre der Kirche wiederzugewinnen, ist es notwendig zu unterstreichen, daß die Elemente der „Heiligung und der Wahrheit“, die die anderen Kirchen oder Gemeinschaften mit der katholischen Kirche gemeinsam haben, zusammen die Basis für die gegenseitige kirchliche Gemeinschaft und das Fundament bilden, das diese Kirche beziehungsweise Gemeinschaften in wahrhafter, authentischer und wirklicher Weise charakterisiert.

Es wäre dennoch für die Vollständigkeit notwendig hinzuzufügen, daß, insofern jene etwas zu eigen haben, das nicht von der katholischen Kirche geteilt wird und das so diese Gemeinschaften von ihr trennt, diese Gemeinschaften als Nicht-Kirche kennzeichnet. Jene also sind „Werkzeuge des Heils“ (UR 3) für jenen Teil, den sie mit der katholischen Kirche gemeinsam haben und ihre Gläubigen können das Heil erlangen, indem sie diesem gemeinsamen Teil folgen; für jenen Teil jedoch, der der katholischen Kirche fremd oder ihr entgegengesetzt ist, sind sie nicht Werkzeuge des Heils (außer es handelt sich um das unüberwindbar irrende Gewissen; in diesem Fall ist ihr Irrtum nicht ihnen zuzuschreiben, obgleich man dennoch das Gewissen als irrend bezeichnen muß) [vgl. z. B. das Faktum der Weihe von Frauen zum Priestertum oder Episkopat oder die Weihe von homosexuellen Personen in gewissen anglikanischen oder altkatholischen Gemeinschaften].

6. Das II. Vaticanum lehrt, daß alle Getauften als solche in Christus eingegliedert sind (UR 3), aber zugleich stellt es fest, daß man nur von einer aliqua communio, etsi non perfecta, zwischen den an Christus glaubenden und getauften Nicht-Katholiken einerseits und der katholischen Kirche andererseits sprechen könne (UR 3).

Die Taufe begründet das sakramentale Band der Einheit der Glaubenden in Christus. Dennoch ist sie per se sozusagen nur der Beginn und Anfang, weil die Taufe innerlich danach strebt, das ganze Leben in Christus zu erlangen. Deshalb ist die Taufe auf das unversehrte Bekenntnis des Glaubens hingeordnet, auf die vollständige Gemeinschaft in der von Christus gewollten Institution des Heils, die die Kirche ist, und schließlich auf die vollständige Einfügung in die eucharistische Gemeinschaft (UR 22).

Es ist also evident, daß die Zugehörigkeit zur Kirche nicht vollständig bewahrt sein kann, wenn das Leben der Taufe ein objektiv defektes und verfälschtes sakramentales und doktrinelles Gefolge hat. Eine Kirche ist im vollen Sinne nur da auszumachen, wo sich die notwendigen und unverzichtbaren „heiligen“ Elemente vereint finden, die sie als Kirche begründen: Die apostolische Sukzession (die die Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri einschließt), die Sakramente, die Heilige Schrift. Wenn eines dieser Elemente fehlt oder mangelhaft vorhanden ist, wird die kirchliche Wirklichkeit in Proportion zum entsprechenden Mangel verfälscht.
Insbesondere kann der Begriff „Kirche“ legitim auf die getrennten Ostkirchen angewandt werden, hingegen nicht auf die Gemeinschaften, die aus der Reformation hervorgegangen sind, weil bei jenen das Fehlen der apostolischen Sukzession und der Verlust des größten Teils der Sakramente und speziell der Eucharistie, einen wesentlichen Teil ihrer Kirchlichkeit verwunden und schwächen (cf. Dominus Iesus, 16 e 17).


Man vergleiche die Behauptung des Einsiedelner Abtes Martin Werlen mit den Ausführungen des kirchlichen Lehramtes in den Dokumenten der Kongregation für die Glaubenslehre:

Siehe auch:

 +      +      +


Die einzige Kirche Christi

Eine einzige ist die Kirche, »die unser Heiland nach seiner Auferstehung der Hirtensorge Petri übertragen hat (vgl. Joh 21, 17), in der er ihm und den anderen Aposteln ihre Ausbreitung und Leitung anvertraute (vgl. Mt 18, 18 ff.) und sie für immer zur Säule und zum Halt der Wahrheit machte (vgl. 1 Tim 3, 15)«.

Diese Kirche Christi, »in dieser Welt als Gesellschaft verfaßt und geordnet, ist verwirklicht in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger Petri und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird«.3 Diese Erklärung des II. Vatikanischen Konzils wird vom selben Konzil durch die Worte erläutert, nach denen man »nur... durch die katholische Kirche Christi, die das allgemeine Mittel des Heiles ist, Zutritt zu der ganzen Fülle der Heilsmittel haben kann«4 und daß dieselbe katholische Kirche »mit dem ganzen Reichtum der von Gott geoffenbarten Wahrheit und der Gnadenmittel beschenkt ist«,5 mit dem Christus die messianische Gemeinde ausstatten wollte.

Das schließt nicht aus, daß sie während ihrer irdischen Pilgerschaft »Sünder in ihrem eigenen Schoße umfaßt. Sie ist zugleich heilig und stets der Reinigung bedürftig«.6 Ferner sind »außerhalb ihres Gefüges«, namentlich in den Kirchen oder kirchlichen Gemeinschaften, die nicht in vollkommener Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen, »vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden, die als der Kirche Christi eigene Gaben auf die katholische Einheit hindrängen«.7

Aus diesem Grund »müssen die Katholiken die wahrhaft christlichen Güter aus dem gemeinsamen Erbe, die sich bei den von uns getrennten Brüdern finden, mit Freude anerkennen und hochschätzen«.8 Sie sollen sich in gemeinsamem Bemühen um Läuterung und Erneuerung für die Wiederherstellung der Einheit aller Christen einsetzen,9 damit sich der Wille Christi erfüllt und die Trennung der Christen nicht weiter ein Hindernis für die Verkündigung des Evangeliums in der Welt darstellt.10

Dennoch müssen dieselben Katholiken bekennen, daß sie durch das Geschenk der göttlichen Gnade zu jener Kirche gehören, die Christus gegründet hat und die von den Nachfolgern Petri und der übrigen Apostel geleitet wird. Diese sind die Träger der unverfälschten, lebendigen und ursprünglichen Ordnung und Lehre der apostolischen Gemeinde, die das unvergängliche Erbe der Wahrheit und Heiligkeit darstellt.11

Darum ist es den Gläubigen nicht erlaubt, sich die Kirche Christi so vorzustellen, als ob sie nichts anderes sei als irgendeine Summe – geteilt zwar, aber doch noch irgendwie eins – von Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften; noch steht es ihnen frei anzunehmen, daß die Kirche Christi heute nirgends mehr wirklich existiert, so daß sie nur noch als ein Ziel aufgefaßt werden kann, das alle Kirchen und Gemeinschaften zu suchen haben.


3 II. Vat. Konzil: Dogm. Konst. über die Kirche Lumen Gentium, Nr. 8; Constitutiones Decreta Declarationes, editio Secretariae Generalis, Typis Polyglottis Vaticanis, 1966, S. 104 f.
4 II. Vat. Konzil: Dekret über den Ökumenismus Unitatis redintegratio, Nr. 3; Const. Decr. Decl., S. 250.
5 Ebd., Nr. 4; Const. Decr. Decl., S. 252.
6 II. Vat. Konzil: Dogm. Konst. über die Kirche Lumen Gentium, Nr. 8; Const. Decr. Decl., S. 106.
7 Ebd.; Const. Decr. Decl., S. 105.
8 II. Vat. Konzil: Dekret über den Ökumenismus Unitatis redintegratio, Nr. 4; Const. Decr. Decl, S. 253.
9 Vgl. ebd., Nr. 6-8; Const. Decr. Decl., S. 255-258.
10 Vgl. ebd., Nr. 1; Const. Decl. Decl., S. 243.
11 Vgl. Paul VI., Enzykl. Ecclesiam suam, AAS 56 (1964), S. 629.

aus: Erklärung der Kongregation für die Glaubenslehre "Mysterium Ecclesiae"



 Hervorhebungen durch Fettdruck von FW

Mittwoch, 10. Juli 2013

Das Dogma ist unabhängig von der Glaubenserfahrung des Einzelnen



 "Glaubenswissen darf nicht gegen Glaubenserfahrung ausgespielt werden. (...) Glaubenserfahrung und Glaubenswissen müssen im Gleichgewicht sein. Die persönliche religiöse Erfahrung kann nie ein Dogma relativieren."


Prälat Wilhelm Imkamp (Maria Vsperbild) in "Sei kein Spießer, sei katholisch"; Kösel-Verlag München; AD 2013; S. 84/85 (s. Quellen)



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Weiteres zum Thema "Verhältnis von Dogma und persönlicher Meinung":

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