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Dienstag, 2. September 2014

GLORIA Augsburg: Kirchenbedarf von A - Z, christliche Persönlichkeiten und Glaubenskultur

Kirchen-Messe GLORIA: Die besondere Messe für Christen

Vom 23.-25. Oktober öffnet in der Augsburger Schwabenhalle die 15. Kirchen-Messe "GLORIA" ihre Pforten. Die einzige Fach- und Publikumsmesse für Kirchenbedarf im deutschen Sprachraum wurde im vergangenen Jahr von mehr als 3.300 Priestern und Gläubigen besucht. Es spreche sich herum, dass die GLORIA einen besonderen Charakter habe, sagt Projektleiterin Bettina Reiter. "Weihrauchduft, Glocken- und Orgelklang erfüllen den Raum, Morgen- und Mittagsgebete segnen Aussteller und Besucher, spannende Gespräche mit christlichen Persönlichkeiten und die vielfältigen Angebote der Aussteller inspirieren zu einer Vertiefung des christlichen Lebens."

Zum Sehen und Ausprobieren findet man auf der GLORIA zum Beispiel Elektronische Orgeln, Glocken, Kirchbänke, Beschallungs- und Tontechnik, Kelche, Paramente und andere Erzeugnisse zur Ausstattung von Kirchen und Klöstern. Fachleute für die Restauration alter Fenster und Türen, für Holzgestaltung oder Denkmalpflege, nehmen sich Zeit zum Gespräch mit Pfarrern, Mesnern oder anderen interessierten Besuchern.

Auch für den einzelnen Gläubigen ist die GLORIA eine Fundgrube und Inspiration für das Leben als Christ im Alltag. Er kann sich an den mehr als hundert Messeständen zum Beispiel über Pilgerreisen, Ikonenmalerei, Bildungsangebote oder neue Entwicklungen der Begräbnis- und Trauerkultur informieren, Kerzen, Devotionalien, religiöse Kunst, Musik und Literatur erwerben oder mit Mitarbeitern christlicher Radio- und Fernsehsender sprechen. Auch Klosterprodukte und Erzeugnisse des fairen Handels spielen auf der ökumenisch ausgerichteten Kirchenmesse traditionell eine wichtige Rolle.

Bunt, spannend, inspirierend – das Begleitprogramm der GLORIA

Auf dem "Kirchplatz"-Podium inmitten der Ausstellungshalle präsentiert die Messe ein durchgängiges und abwechslungsreiches Programm. Dort können sich die Besucher von den Lebensberichten bekannter christlicher Persönlichkeiten unterhalten und inspirieren lassen. Zu den Gesprächsgästen gehören etwa der Bestsellerautor und äthiopische Prinz Asfa-Wossen Asserate, die Sängerin Patricia Kelly, der Weihbischof des Bistums Rottenburg-Stuttgart, Thomas Maria Renz und der Altabt des Klosters Heiligenkreuz bei Wien, Gregor Henckel-Donnersmarck, der vor seinem Eintritt in den Orden in der Wirtschaft Karriere gemacht hatte. 

Die GLORIA möchte aber nicht nur eine "Wohlfühl-Parallelwelt" für Gläubige aus den deutschsprachigen Ländern sein, sondern den Blick auch in die Weltkirche richten. So spricht schon am Eröffnungstag der Vorsitzende der pakistanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Joseph Coutts, über die explosive Lage in seinem Land. Der Erzbischof von Karachi ist aus Anlass des Sonntags der Weltmission mit dem Internationalen Katholischen Missionswerk "Missio" unterwegs. Der Geschäftsführende Präsident der Päpstlichen Stiftung "Kirche in Not", Johannes Freiherr von Heereman, wird von seiner Reise ins irakische Kurdengebiet berichten. Michael Ragg von der Agentur "Ragg´s Domspatz", der das Begleitprogramm im Auftrag der Messe zusammengestellt hat, zeigt Bilder der ersten Begegnungsreise des Bayerischen Pilgerbüros zu den Christen in China. Angela Jacobi, Preisträgerin der "Goldenen Bild der Frau", gibt Einblick in den Kampf der Christen für Gleichberechtigung in Burma.

Als Publikumsmagnet erwies sich schon im letzten Jahr die weltweit renommierte Psychologin Elisabeth Lukas. Die bekannteste Nachfolgerin des Begründers der Logotherapie, Viktor Frankl, kann man gleich an zwei Messetagen hören. Am Freitag spricht sie über "Quellen sinnvollen Lebens – Woraus wir Kraft schöpfen können". Am Samstag ist sie Gesprächsgast einer live vor dem GLORIA-Publikum produzierten Rundfunksendung zum Thema "Rendezvous mit dem Leben – wie wir unserem Ängsten trotzen und das Leben meistern".

Das GLORIA-Programm dient auch der weiterführenden Information und dem vertieften Nachdenken über Fragen, die sich in der Vielfalt der Messestände widerspiegeln. In lebendig moderierten Gesprächen mit führenden Fachleuten geht es etwa um Trends bei Pilgerreisen oder bei der Beerdigungs- und Trauerkultur, um die Restaurierung historischer Fenster und Türen an Kirchbauten oder die Bedeutung der Kirchenglocken. Zum Verweilen laden das GLORIA-Café und der große Kunst-Platz ein. Besonderer Blickfang wird eine Miniaturkapelle des Unternehmers Thomas Villing sein, der mit seinen kleinen Kapellen und Bildstöcken für Haus und Garten helfen will, Glaubenszeugnis in der Welt von heute zu geben. 

Konzerte der namhaften christlichen Liedermacher Siegfried Fietz und Andi Weiss, Lesungen christlicher Schriftsteller und die Präsentation christlicher Kunst runden ein Begleitprogramm ab, das nach Überzeugung der Messeleitung verstärkt auch Pfarreien dazu anregen wird, einen Tagesausflug zur GLORIA zu unternehmen.

Für die geistliche Mitte der ökumenischen Kirchenmesse sorgen das tägliche Morgenlob und Mittagsgebet auf der "Kirchplatz"-Bühne, das abwechselnd von katholischen, evangelischen und orthodoxen Geistlichen geleitet wird. Am Eröffnungstag gestalten Bischofsvikar Prälat Bertram Meier vom Bistum Augsburg und der evangelische Regionalbischof Michael Grabow mit einem ökumenischen Morgenlob gemeinsam den Auftakt. Nach dem Besucheranstieg im vergangenen Jahr soll die GLORIA 2014 einen weiteren großen Schritt machen auf dem Weg zu einer Messe für christliche Lebenskultur, die ihren festen Platz im Kalender vieler engagierter Christen und sinnsuchender Menschen findet.

Erstmals gibt es, begleitend zur GLORIA, auch einen Fachkongress "Zukunft der Kirchenimmobilien". Der Kongress unterstützt Kirchenverantwortliche bei der Verwaltung und Betreuung kirchlicher Liegenschaften. Bei der Kongress-Premiere am 23. Oktober steht die "Architektur, Umnutzung und Nutzungserweiterung sakraler Gebäude" im Mittelpunkt. Außerdem werden gelungene Beispiele kirchlicher Immobilienverwaltung vorgestellt und ausgezeichnet. 

Die Kirchenmesse in der Halle 1 der Messe Augsburg, der Schwabenhalle, Am Messezentrum 5, 86159 Augsburg, dauert vom 23.-25. Oktober, ist am Donnerstag und Freitag von 9-17 Uhr, am Samstag vom 9-16 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet zehn Euro, ermäßigt 8 Euro. Kinder unter vierzehn Jahren zahlen keinen Eintritt.

 

Weitere Informationen:


Berichte von der GLORIA 2013 (Auswahl):

Samstag, 15. Juni 2013

Polyphone Wahrheit

Die Ein- und Vielstimmigkeit des Zeugnisses

Die Wahrheit sei symphonisch, sagte der Schweizer Theologe Hans Urs von Balthasar (+1988), und man muss ihm darin zustimmen. Bereits die Heilige Schrift trägt uns ja das inspirierte Wort Gottes in einem großen Chor unterschiedlicher Chronisten, Propheten, Psalmisten und Weisheitslehrer, Evangelisten und Apostel vor. Später dann schwillt der Gesang zu schier unglaublicher Vielfalt an, wenn durch die Epochen und Kulturräume der Geschichte hin die Kirchenväter und Kirchenlehrer, die Päpste und Konzilien, die Theologenschulen und die Mystiker ihre Stimmen erheben. 

Die Wahrheit muss symphonisch und polyphon sein, weil sie katholisch, allumfassend ist. Eine einzelne Stimme reicht nicht aus, solche Fülle angemessen zu verkünden. Es bedarf der verschiedenen und durchaus auch gegensätzlichen Stimmen, die sich aber – wie in einer kunstvollen Fuge Johann Sebastian Bachs – zur höheren Einheit zusammenfinden und verbinden. 

Ganz anders freilich liegt die Sache, wenn aus den Kontrasten und Kontrapunkten des Chorwerkes Widersprüche werden; wenn sich die einzelnen Stimmen emanzipieren, aus der Gestimmtheit und dem Rhythmus des Ganzen ausscheren; wenn sich die Spannungen nicht mehr in Harmonie auflösen wollen, sondern in trotziger Dissonanz verharren. Unter solchen Umständen noch von der „Polyphonie der Wahrheit“ zu sprechen, wäre völlig verfehlt. Auch die komplexeste Komposition bewahrt ihre Authentizität nur durch die Treue zur Partitur. Und wie könnte man das Chaos als Kosmos, den Unsinn als Logos bezeichnen? 

Leider geschieht aber genau dies immer wieder. Innerkirchlich wird nicht selten ein Pluralismus gerühmt, der schon längst nicht mehr von dem gemeinsamen Zeugnis für die eine geoffenbarte Wahrheit Gottes beseelt ist. Aus dem Stimmenwirrwarr kann man so ziemlich alles heraushören. Jeder findet etwas, das seinen Wünschen und Vorstellungen entgegenkommt. Auch an Wahrem und Gutem fehlt es durchaus nicht. Doch der Chor als Gesamtheit legt kein eindeutiges Zeugnis mehr ab. So verkommt die Polyphonie zur formlosen Masse, in der das Klare verschwimmt und das Leuchtende trübe wird. 

Ein bezeichnendes Beispiel für das falsche Verständnis von Mehrstimmigkeit der christlichen Botschaft war die Reaktion vieler Theologen auf die Idee eines „Katechismus der Katholischen Kirche“ und die harsche Kritik, welche dessen Veröffentlichung im Jahr 1992 begleitete. Es sei heute nicht mehr möglich und auch gar nicht wünschenswert, ein einziges Werk als Richtschnur für die Glaubens- und Sittenlehre weltweit darzubieten, wurde der römischen Kirchenleitung damals entgegengehalten; vielmehr gelte es, dem Pluralismus theologischer Richtungen der Gegenwart Rechnung zu tragen. So als gebe es keine gültige und verbindliche Offenbarung Gottes an alle Menschen, und als wäre die von Paulus angemahnte Einheit in dem einen Leib, dem einen Geist, dem einen Herrn, dem einen Glauben, der einen Taufe, dem einen Gott und Vater aller (vgl. Eph 4,3 ff.) nicht zu erstreben! 

Wie sehr die kirchliche Verkündigung durch das widersprüchliche Stimmengewirr geschwächt wird, das kann und muss der treue Katholik fast andauernd erfahren. Priester, die bestimmte „unzeitgemäße“ Wahrheiten ansprechen, werden von kritischen Zuhörern auf prominente Theologen oder Mitbrüder verwiesen, die darüber exakt das Gegenteil sagen. Eltern erleben es, wie ihren Kindern vom (kirchlich beauftragten!) Religionslehrer, ja zuweilen auch vom Pfarrer das ausgeredet wird, was sie ihnen in Übereinstimmung mit dem Katechismus beigebracht haben. 

Um nur einige Stichworte zu nennen: jungfräuliche Empfängnis, Sühnetod und Auferstehung des Herrn; „Letzte Dinge“, vor allem Gericht, Fegefeuer und Verdammnis; Existenz von Engeln und Dämonen; Einzigkeit und Heilsnotwendigkeit der Kirche Jesu Christi; Messopfer und eucharistische Realpräsenz; Sonn- und Feiertagspflicht; Notwendigkeit der persönlichen Beichte; Bedingungen für die Kommunionwürdigkeit; christliche Sexualmoral, insbesondere Selbstbefriedigung, vorehelicher Geschlechtsverkehr, Empfängnisverhütung und Homosexualität... – Alles das sind Bereiche, in denen der lehramtskonforme Glaubenszeuge rasch zum Exoten oder zum unbelehrbaren Fundamentalisten abgestempelt wird. Und obgleich seine Stimme doch genau dem Text der göttlichen und kirchlichen Partitur entspricht, wird sie im Namen des Pluralismus von den Organen der Falschsänger übertönt.

Selbstverständlich sind wir für die Mehrstimmigkeit der Wahrheit. Wir wünschen uns nichts sehnlicher, als dass die verschiedenartigen Stimmen jeweils auf ihre Weise zu dem gewaltigen Hymnus zusammentönen, in dem sich farbig und vielgestaltig die Wahrheit Gottes kundtut. Aber es muss eben wirklich die Wahrheit Gottes, nicht das Wunschdenken der Menschen sein. Gerade in dieser vielstimmigen Einstimmigkeit des authentischen Zeugnisses lag immer die Kraft der heiligen Kirche. Möge sie uns durch eine vom Geist Gottes erleuchtete und gestärkte Leitung, die auch vor notwendigen Säuberungen nicht zurückschreckt, wiedergeschenkt werden!


P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad



Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Donnerstag, 6. Juni 2013

Zeugnis des Glaubens an die hl. Eucharistie von Johannes Paul II.



Erlaubt mir, meine lieben Brüder und Schwestern, daß ich mein Zeugnis des Glaubens an die heiligste Eucharistie mit inniger Begeisterung ablege, um euch im Glauben zu begleiten und zu stärken.
 »Ave, verum corpus natum de Maria Virgine, vere passum, immolatum, in cruce pro homine!«. (Anm.: „Sei gegrüßt, wahrer Leib, geboren von Maria, der Jungfrau, der wahrhaft litt und geopfert wurde am Kreuz für den Menschen!")
Hier ist der Schatz der Kirche, das Herz der Welt, das Unterpfand des Ziels, nach dem sich jeder Mensch, und sei es auch unbewußt, sehnt; ein großes Geheimnis, das uns überragt und die Fähigkeit unseres Geistes gewiß auf die harte Probe stellt, über den Augenschein hinauszugehen.

Hier täuschen sich unsere Sinne – »visus, tactus, gustus in te fallitur«, heißt es im Hymnus Adoro te devote – , doch der Glaube allein genügt uns, der verwurzelt ist im Wort Christi, das uns von den Aposteln überliefert wurde. Erlaubt mir, daß ich – wie Petrus am Ende der eucharistischen Rede im Johannesevangelium – im Namen der ganzen Kirche und im Namen eines jeden von euch zu Christus sage: »Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens« (Joh 6, 68).


aus der Enzyklika "Ecclesia de eucharistia" von Papst Johannes Paul II.; 17.04.2003
 

 
Foto: Kral Verlag Abensberg

Dienstag, 16. April 2013

BXVI.: Wie geht Verkündigung?

Am Schluß soll wenigstens noch ein kurzes Wort über die Verkündigung, die Evangelisierung stehen (...). Ich finde, daß die wesentlichen Elemente des Vorgangs der Evangelisierung sehr sprechend in der Erzählung des heiligen Johannes von der Berufung zweier Täuferjünger erscheinen, die zu Jüngern Jesu Christi werden (Joh 1, 35 – 39).

Da ist zunächst der einfache Akt der Verkündigung. Johannes der Täufer zeigt auf Jesus hin und sagt: „Seht, das Lamm Gottes!“ Der Evangelist erzählt wenig später ein ähnliches Geschehen. Diesmal ist es Andreas, der zu seinem Bruder Simon sagt: „Wir haben den Messias gefunden“ (1, 41). Das erste und grundlegende Element ist die schlichte Verkündigung, das Kerygma, das seine Kraft aus der inneren Überzeugung des Verkündigers schöpft.

In der Erzählung von den zwei Jüngern folgt dann das Hören und das hinter Jesus Hergehen, das noch nicht Nachfolge, sondern eher eine heilige Neugier, eine Suchbewegung ist. Beide sind ja Menschen, die Suchende sind, Menschen, die über den Alltag hinaus in der Erwartung Gottes leben – in der Erwartung, daß er da ist und daß er sich zeigen wird. Von der Verkündigung angerührt, wird ihr Suchen konkret. Sie wollen den näher kennenlernen, den der Täufer als Lamm Gottes bezeichnet hatte.

Der dritte Akt kommt dadurch in Gang, daß Jesus sich umwendet, sich ihnen zukehrt und sie fragt: „Was sucht ihr?“ Die Antwort der beiden ist wiederum eine Frage, die die Offenheit ihres Wartens anzeigt, die Bereitschaft zu neuen Schritten. Sie fragen: „Rabbi, wo wohnst du?“ Jesu Antwort: „Kommt und seht!“ ist eine Aufforderung mitzugehen und im Mitgehen mit ihm sehend zu werden.
 
Das Wort der Verkündigung wird da wirksam, wo im Menschen die hörende Bereitschaft für die Nähe Gottes da ist; wo der Mensch innerlich auf der Suche und so unterwegs zum Herrn hin ist. Dann trifft ihn die Zuwendung Jesu ins Herz hinein, und dann wird die Begegnung mit der Verkündigung zur heiligen Neugier, Jesus näher kennenzulernen. Dieses Mitgehen führt dorthin, wo Jesus wohnt, in die Gemeinschaft der Kirche, die sein Leib ist. Es bedeutet Eintreten in die Weggemeinschaft der Katechumenen, die zugleich Lern- und Lebensgemeinschaft ist, in der wir im Mitgehen Sehende werden.

„Kommt und seht!“ Dieses Wort, das Jesus zu den beiden suchenden Jüngern sagt, sagt er auch zu den suchenden Menschen von heute.


Papst Benedikt XVI. (inzwischen emeritus) in der Ansprache am 21.12.2012 
 

Bild: Kreuzigung Christi; Isenheimer Altar, Detail; Matthians Grunewald (16. Jh.); gemeinfrei

Samstag, 13. April 2013

Abenteuerliches Herz

„Lebe wild und gefährlich!“ „Dein Leben sei ein Abenteuer!“ Sätze wie diese wurden jungen Menschen vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gerne mit auf den Weg gegeben. „Wild und gefährlich leben“, das galt als das Gegenstück zur spießbürgerlichen Existenz, also zu jenem braven Dasein, das weithin auf den immer gleichen Gleisen dahinläuft, voraussehbar und langweilig, da ihm das Aufregende, Unberechenbare, Gefährliche fehlt. Das „abenteuerliche Herz“ (Ernst Jünger) aber will nicht bloß vor sich hin vegetieren, sondern sehnt sich nach einer Fülle an Erlebnis und Erfahrung. Es kann sich mit der ruhigen Wohlanständigkeit, den Konventionen und Sicherheitsbedürfnissen der Allermeisten nicht abfinden und gibt dem Riskanten selbst dann den Vorzug, wenn es zum Scheitern führt. Lieber ein heroischer Untergang als ein kümmerliches Überleben!

Mit dieser Auffassung war oft die Meinung verbunden, gerade christliches Leben sei eine Ausgeburt und typische Erscheinungsweise des verachteten Spießertums. Das verwundert nicht auf dem Hintergrund des Kulturprotestantismus jener Zeit, der es sich zum vorrangigen Ziel gesetzt hatte, anständige Bürger für den Staat heranzuziehen. Über einen engen, auf das Diesseits ausgerichteten Moralismus hinaus war von diesem Christentum nicht viel zu erwarten. Aber auch die Katholiken wurden von den Angriffen der jungen Wilden nicht verschont. Allsonntäglich fromm zur Kirche gehen zu müssen, um eine Heilige Messe „mit Andacht zu hören“; religiöse Pflichten gehorsam einzuhalten und zu erfüllen; schwere und auch lässliche Sünden tunlichst zu vermeiden; nicht hoch hinaus zu wollen, sondern immer schön recht demütig bleiben zu sollen: Was wäre daran wohl abenteuerlich zu nennen, wo doch alles ausgeschlossen ist, was Spannung verheißen könnte?

Allerdings hätten sich die Kritiker christlich-katholischen Lebens schnell eines Besseren belehren können. Ein Blick in das Neue Testament, zumal die Apostelgeschichte oder die Paulusbriefe (beispielhaft: die autobiographischen Bemerkungen des Völkerapostels in 2 Kor 11,23-12,10), ein wenig Einsicht in die frühkirchlichen Märtyrerakten, etwas Lektüre wirklichkeitsnaher (also nicht nur klischeehaft-erbaulicher) Darstellungen von Heiligenleben und vor allem: nur ein Quentchen eigener Erfahrung des Ringens im Einsatz für das Reich Gottes in uns und um uns – das müsste eigentlich schon ausreichen, jedem dieser vorschnellen Beurteiler klar zu machen, dass es dem Gläubigen um ganz anderes als ein Dasein eng umzirkelter Sittsamkeit und selbstgenügsamer Frömmigkeit geht.

Man braucht dem Christenleben nicht nachträglich und künstlich den Anstrich des Heroischen und Gefahrvollen zu geben. Die Reisen und Kämpfe eines Paulus, Athanasius und Franz Xaver, der totale Einsatz einer Katharina von Siena und Birgitta von Schweden, das Blutzeugnis von Stephanus und Ignatius von Antiochien, von Agnes und Caecilia bis zu Maximilian Kolbe und den ungezählten Märtyrern junger und jüngster Zeit, aber auch das Durchwandern schwerster Prüfungsnächte im Leben eines Wüstenvaters Antonius, eines Johannes vom Kreuz und einer Theresia von Lisieux – alles das gibt Zeugnis vom hohen Abenteuerpotential gelebten Glaubens.

Mit Fug und Recht kann man sagen: Wo der Anruf Gottes aufgenommen wird, da hört ein spießig-kleinkariertes Leben auf. Es beginnt ein Leben in Fülle, wie es der Herr selbst verheißen hat (Joh 10,10). Weil dieses jedoch von den Mächten des unerlösten Ego, von der häufig verdorbenen Umgebung und von unsichtbaren Feinden, also von „Fleisch, Welt und Teufel“, bedroht wird, steht es immer im Zeichen des Kampfes. Zuerst muss das Erdreich des Herzens gepflügt und umgebrochen, Schädliches und Hinderliches gejätet, ausgerissen und vernichtet werden. Dabei bewahrheitet sich das Sprichwort: „Sich selbst bekriegen, der schwerste Krieg – sich selbst besiegen, der herrlichste Sieg.“ Sodann stößt der Christ auch mit der Welt und ihren völlig anders gearteten Maßstäben zusammen, erlebt Un- und Missverständnis, Spott, versteckte und offene Feindschaft. Nur ein starkes und weites Herz übersteht solches, ohne dabei durch Verhärtung, Verbitterung oder Vergiftung geschädigt zu werden. Und nicht zuletzt stehen dem Jünger des Herrn die Fallstricke Satans, seine Lockungen und Quälereien bevor.

Fades Christenleben? Es ist ein Teil der Propaganda des Lügners von Anbeginn, die Sünde als das Interessante, die Tugend als das Langweilige hinzustellen. Tatsächlich aber ist Sünde nicht das Vitamin, sondern eher ein Narkotikum der Seele, ein Betäubungsgift, das dem Herzen den Schwung nimmt und es in gefährlichen Schlaf versetzt, während die echte Tugend von Kraft und Saft strotzt, dem Dasein Farbe und Profil verleiht und es in Spannung hält. Ein abenteuerliches Herz kennt die Wahrheit des Verses von Angelus Silesius: „Wer nicht gekämpft, trägt auch die Kron des ewgen Lebens nicht davon.“ Und es beherzigt daher die Mahnung der heiligen Theresia von Avila: „Die ihr Soldaten Christi seid, ruhet nicht, ruhet nicht, denn es gibt keinen Frieden auf Erden!“

  P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS) 
- Bild: Messfeier am Amazonas; ca. 1957

Sonntag, 31. März 2013

Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden!

 Kein Mythos.
Wirklichkeit, die uns Augenzeugen versichert haben!



"Lass also zu, dass der auferstandene Jesus in dein Leben eintritt, nimm ihn auf als Freund, mit Vertrauen:

Er ist das Leben!

Wenn du bis jetzt fern von ihm warst, tu einen kleinen Schritt: Er wird dich mit offenen Armen empfangen. Wenn du gleichgültig bist, akzeptiere das Risiko: Du wirst nicht enttäuscht sein. Wenn es dir schwierig erscheint, ihm zu folgen, hab’ keine Angst, vertrau’ dich ihm an, sei sicher, dass er dir nahe ist, er ist auf deiner Seite und wird dir den Frieden geben, den du suchst, und die Kraft, so zu leben, wie er will."

Papst Franziskus; Predigt bei der Vigilfeier zur Osternacht; 30.03.2013




Weiteres zum Thema:
Katechese bei der Generalaudienz am 03.04.2013


Foto: Darstellung des auferstandenen Christus in der Marienbasilika in Kevelaer;  © FW

Mittwoch, 27. März 2013

Von der Schönheit und Schlichtheit Jesu und der Kirche sprechen...

„Was uns vor der Arroganz und dem Stolz des Triumphalismus schützt, ist die Anerkennung dessen, was uns Papst Paul VI. in Evangelii nuntiandi gelehrt hat. Die Kirche selbst hat stets das Bedürfnis, evangelisiert zu werden! Das gibt uns die Demut, anzuerkennen, dass nemo dat quod non habet (Anm.: man nicht geben kann, was man nicht hat) – dass die Kirche das tiefe Bedürfnis nach innerer Umkehr hat“. So der Erzbischof von New York, Kardinal Timothy Michael Dolan, in einer Ansprache (17. Februar 2012) zur Eröffnung des Tages des Gebets und der Reflexion, den der Papst aus Anlass des Konsistoriums vom 18. Februar 2012 für die Mitglieder des Kardinalskollegiums und die neuen Kardinäle angesetzt hat.
Dann erzählte er zum Thema der christlichen Freude folgende Episode: „Ein Aids-Kranker, der im Haus Gift of Peace (Geschenk des Friedens) der Missionarinnen der Nächstenliebe in der Erzdiözese Washington – der Diözese von Kardinal Donald Wuerl – im Sterben lag, bat darum, getauft zu werden. Als ihn der Priester um ein Zeichen für seinen Glauben bat, antwortete er mit schwacher Stimme: “Ich weiß nur, dass ich unglücklich bin, die Schwestern dagegen glücklich sind, auch wenn ich sie beleidige und anspucke. Gestern habe ich sie endlich gefragt, warum sie so glücklich sind. ‚Jesus‘ haben sie mir geantwortet. Ich will diesen Jesus, damit auch ich glücklich sein kann.” Ein echter Glaubensakt, nicht wahr?“
Am Schluss seiner Ausführungen sagte der Kardinal dann: „Ihnen, Heiliger Vater, und meinen Mitbrüdern herzlichen Dank dafür, dass Sie mein fürchterliches Italienisch ertragen haben! Als mich Kardinal Bertone gebeten hat, Italienisch zu sprechen, war mir das sehr, sehr peinlich, denn mein Italienisch ist nicht besser als das eines Kleinkindes. Dann aber fiel mir ein, dass mein erster Bischof, als ich als frischgeweihter Priester sechsjährigen Kindern Katechismus-Unterricht geben musste, zu mir gesagt hat: “Was wird dir jetzt wohl deine ganze Theologie nützen, wenn du wie ein Kind vom Glauben sprechen ­musst!”. Vielleicht sollten wir abschließend gerade diesen Denkanstoß geben: wir müssen wieder wie die Kinder die ewige Wahrheit sagen, einfach wie sie von der Schönheit und Schlichtheit Jesu und seiner Kirche sprechen“.

Der Beitrag des Kardinals stand am 18. Februar 2012 im Osservatore Romano zu lesen (Titel: Der Welt wie die Kinder vom Glauben sprechen).
Quelle: 30Giorni: 01/02-2012

In dieser Begebenheit wird deutlich, wie gut und wichtig es ist, dass kirchliche Caritas von Menschen ausgeübt wird, die selbst gläubige Christen sind und durch ihr Tun außer fachlicher Kompetenz auch die Freude am Glauben weitergeben. Ohne diesen spezifisch christlichen Hintergrund im Vollzug der Nächstenliebe bleibt die Sendung der Kirche unerfüllt: Dann würde auch kirchlich organisierte Caritas zu einer bloßen humanitären Wohlfahrtsorganisation.


Weiteres zum Thema:
BXVI.: Kirchliche Caritas ist mehr als eine Variante im allgemeinen Wohlfahrtswesen (11.11.2012)

Papst Franziskus:
"Wir können gehen, wie weit wir wollen, wir können vieles aufbauen, aber wenn wir nicht Jesus Christus bekennen, geht die Sache nicht. Wir werden eine wohltätige NGO, aber nicht die Kirche, die Braut Christi." (Quelle)


Samstag, 2. März 2013

Die Tugend der Tapferkeit - oder: der Starkmut


Von Pater Bernward Deneke  FSSP, Wigratzbad

„Glauben Sie mir, lieber Mitbruder.“ Der betagte Priester, ein emeritierter Universitätsprofessor und bewährter Zeuge für den unverfälschten katholischen Glauben, sprach eindringlich, fast feierlich zu mir. „Glauben Sie mir: Eines werden Sie unter den Geistlichen nur sehr selten finden, und das ist – Mut. Es sucht doch letztlich fast jeder seine warme Ecke, in der er in Ruhe gelassen wird.“ 

Diese Worte, vor vielen Jahren gesprochen, klingen in meinem Geist bis heute nach. Sie gehören zu der Art von Aussagen, bei denen es nicht nur auf den Inhalt ankommt, sondern auch darauf, wer sie gemacht hat. Und wenn es sich dabei, wie in unserem Fall, um einen Streiter handelt, der in der krisendurchschüttelten Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil unermüdlich für die Wahrheit eingestanden ist, der dabei schwere persönliche Nachteile auf sich genommen hat und viele Enttäuschungen erleben musste, der aber dennoch ungebrochen und aufrecht blieb, dann gewinnen die Worte erheblich an Gewicht. 

Die Tugend des Mutes, auch Starkmut oder Tapferkeit genannt, ist tatsächlich ebenso wichtig wie selten. Und das nicht nur unter Klerikern. Als Kinder Adams sind wir doch alle zunächst einmal geneigt, das Angenehme dem Unangenehmen vorzuziehen, selbst dann, wenn die Stimme der Einsicht und des Gewissens von uns verlangt, in einen Kampf auszuziehen, also die warme Ecke mit der umtosten Front zu vertauschen. 

Nach dem heiligen Thomas von Aquin besteht die Tugend des Starkmutes aus zwei Elementen, einem aktiven, ja „aggressiven“, und einem passiven. „Ardua aggredi et sustinere – Schwieriges in Angriff nehmen und durchstehen“, so bringt der Kirchenlehrer die Sache auf den Punkt. Der Tapfere ist demnach ein Mensch, der vor anspruchsvollen, riskanten Aufgaben nicht kneift, der sie vielmehr entschlossen angeht.

Und er ist einer, der das begonnene Unternehmen durchsteht, sich dabei nicht durch Hindernisse, Gefahren und Niederlagen entmutigen lässt. Der schließlich auch bereit ist, geduldig für das hohe Ziel seines Einsatzes zu leiden. Erstaunlich, aber wahr: Das geduldige Leiden – nicht nur das tapfere Streiten – ist eine Erscheinungsform des Starkmutes, und zwar eine besonders anspruchsvolle und kostbare! 

Allerdings tritt die Tugend der Tapferkeit niemals allein auf. Als eine der vier Kardinaltugenden wirkt sie stets mit den drei anderen, also mit der Klugheit, der Gerechtigkeit und der Mäßigkeit, zusammen. Friedrich Schiller hat in seinem berühmten Gedicht „Die Glocke“ die Auswirkungen einer unerleuchteten, ungezügelten Entladung von Kraft überaus anschaulich im Bild des Glockengusses dargestellt: 
Der Meister kann die Form zerbrechen
mit weiser Hand, zur rechten Zeit,
doch wehe, wenn in Flammenbächen
das glühnde Erz sich selbst befreit!

Blindwütend mit des Donners Krachen
zersprengt es das geborstne Haus,
und wie aus offnem Höllenrachen
speit es Verderben zündend aus;
wo rohe Kräfte sinnlos walten,
da kann sich kein Gebild gestalten …

Wie für die anderen Tugenden gilt eben auch für die Tapferkeit der Grundsatz „In medio stat virtus“: Die Tugend steht in der Mitte zwischen Extremen. In unserem Fall ist es die Mitte zwischen der Tollkühnheit und der Feigheit. 

Nicht wenige junge oder innerlich junggebliebene Christen träumen von großen Taten für das Reich Gottes, von mutigem Einsatz bis zur höchsten Aufgipfelung des Starkmutes, dem Martyrium. Freilich ist zu bedenken, dass die Würfel in Sachen Tapferkeit nicht erst da fallen, wo es um Bekennermut und Heldentum vor den Menschen geht.

Die Entscheidung fällt weitaus früher: Im Bereich unseres ganz persönlichen und weithin verborgenen Lebens erweist es sich, ob wir ein abenteuerliches Herz haben, das die Trägheit unserer Natur überwindet und uns auf das Gute hin in Bewegung setzt, oder ob wir uns von den tausenderlei Schwierigkeiten, Bedenken und Befürchtungen davon abhalten lassen.

Es ist jedenfalls schwer vorstellbar, dass ein Christ sich vor der Welt durch heroisches Zeugnis auszeichnen wird, der nicht bereit ist, den Kampf gegen die widerspenstige Kraft in sich zu führen, die der Volksmund so anschaulich den „inneren Schweinehund“ nennt. Dem behäbigen Egoisten fehlt die anspornende Erkenntnis: „Sich selbst bekriegen: der schwerste Krieg – sich selbst besiegen: der herrlichste Sieg.“ 

Wer realistisch seine hohe Berufung als Christ und die feindlichen Mächte in sich und um sich herum erwägt, der könnte in Resignation und Verzweiflung sinken: „Bin ich nicht viel zu schwach schon für die Aufgabe, mein eigenes Leben dem Leben meines Herrn gleichförmig zu machen, geschweige denn für einen erfolgreichen Einsatz in der Welt?“ Hier ergeht an alle Menschen guten Willens die frohe Botschaft: Wir haben nicht allein zu streiten! Gott kommt uns mit Seiner Stärke zu Hilfe; ja Er will Seine Kraft gerade in unserer Schwachheit zur Vollendung bringen (vgl. 1 Kor 12,9).

Deshalb haben wir im Sakrament der Firmung die Sieben Gaben des Heiligen Geistes empfangen, unter denen auch die der Stärke ist. Der Geist Gottes also hilft unserer Schwachheit auf (vgl. Röm 8,26). Das freilich entbindet uns nicht vom eigenen Einsatz. Aber die Kraft von oben macht es uns sehr viel leichter, die warme Ecke der Ängstlichen und Trägen zu verlassen, um Zeugen zu werden für Gottes Reich.




 Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Samstag, 15. Dezember 2012

Priesterkleidung

Ein Leserbrief von Pater Rodrigo Kahl OP


(...) Die Priesterkleidung – ich spreche von der Soutane und der Ordenskutte – ist ein Kommunikationsmittel ersten Ranges. Nach jeder etwas längeren Reise mit der Deutschen Bahn kehrt der Priester beschenkt nach Hause zurück. Wieso beschenkt? Weil ihn die Reaktionen der Menschen unterwegs von der Wichtigkeit und Sinnhaftigkeit des eigenen Berufs erneut überzeugt haben.

Nicht nur Gespräche sind es, zu denen es fast immer (!) kommt, sondern auch vielfache andere Signale von Interesse und Dankbarkeit bezeugen klar, daß ein Mensch in dieser (!) Kleidung irgendetwas in den Mitreisenden anspricht. Um das zu erfahren, genügt schon ein Gang durch den Großraumwagen der Bahn. Natürlich gibt es auch Gleichgültigkeit. Aggressivität kommt äußerst selten vor. Aber auch wenn so etwas häufiger wäre, würde das nicht ebenfalls zum priesterlichen Verständnis beitragen? Muß es nicht auch Widerspruch geben?

Noch intensiver lassen sich Erfahrungen beim Autostopp machen, der gewiß nicht jedermanns Sache ist. Ich empfehle jedem priesterlichen Mitbruder, der Zweifel am Sinn seines Berufes hat, die Soutane anzuziehen und einmal von Hamburg nach München oder von Köln nach Berlin zu trampen. Er wird mit Menschen in Kontakt kommen, die noch nie in ihrem Leben in einem Pfarrhaus oder an einer Klosterpforte waren. Für nicht wenige ist es überhaupt das einzige Mal im Leben, daß sie mit einem katholischen Geistlichen sprechen. Es sind also keineswegs nur die guten Katholiken, die den Priester (in Soutane oder Kutte) im Auto mitnehmen. Nein, es sind Menschen jeder Konfession und Weltanschauung, die für eine solche Stunde im Auto dankbar sind, bei denen nicht sie, sondern der Priester derjenige ist, der etwas erbittet. Und er wird tatsächlich beschenkt, nicht nur daß er soundso viel Kilometer mitgenommen wird, sondern daß er in seinem priesterlichen Beruf gefragt, gefordert und bestätigt wird. „Es wird immer Menschen geben, die für Dein Priestertum dankbar sein werden“ schrieb mir die Lehrerin zur Primiz, bei der ich als Kind eingeschult worden war.

Es gibt Gegenden, wo man den Eindruck der absoluten Abwesenheit des Christentums hat, so als habe es das nie gegeben. In einem Bus – irgendwo zwischen Eisleben und Halle – setzt sich ein etwa Siebzehnjähriger neben einen Mann, der eine Mönchskutte trägt. Fragen und Gegenfragen. Es stellt sich heraus, daß der junge Mann noch nie in seinem Leben auch nur ein einziges Gebet gesprochen hat. Aber Fragen brachen in ihm auf, als er den Mitfahrenden in dieser Kleidung sah. – Wenn ich Bischof von Magdeburg wäre, würde ich meine Priester ermutigen, die Soutane zu tragen: ab und zu, etwa an Sonntagen, warum nicht auch grundsätzlich immer? Die Soutane in Sachsen-Anhalt? Ein unvorstellbarer Gedanke! Wirklich? Vielleicht hat sie aber dort einen noch fruchtbareren Boden als in durch und durch katholisch geprägten Landschaften wie Vorarlberg, Tirol oder Oberbayern. Die Namen all dieser Länder sind austauschbar.

Die Soutane ist das eigentliche Kleid des Priesters. Das schmucke Silberkreuzchen am dunklen Anzug macht zwar auch den Priester erkennbar, ist aber in keiner Weise mit der Soutane als dem Zeichen der Weihe an Gott vergleichbar. Es geht eben nicht nur um die Erkennbarkeit auf der Straße, sondern darum, die Weihe an Gott im Zeichen zu leben. Das gilt auch dann, wenn der Priester allein ist. Für manche Situationen bietet sie sich geradezu an. Am Morgen beim Breviergebet von Matutin und Laudes, vor dem Kreuz, in guter Haltung. Jeder merkt, daß das Beten besser wird. Auch bei der Heiligen Lesung, oder wenn der Priester – besonders an Sonn- und Feiertagen – die Mahlzeit einnimmt: warum dann nicht die Kleidung tragen, die nach wie vor die eigentliche des Priesters ist: die Soutane? Warum nicht bei Einladungen, bei Hausbesuchen? Wir Priester müssen etwas tun gegen die zersetzende Säkularisierung unseres heiligen Berufes. Unsere Weihe an Gott in diesem Zeichen zu leben, hilft uns und den Menschen.



"Die Tagespost", 13.12.2012
Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers


Weiteres zum Thema Priestertum:



Mittwoch, 31. Oktober 2012

Halloween

Heute vor genau zwei Jahren:

Der erste Beitrag aus der Serie "Sanguis martyrum" von Olaf Tannenberg:

Das Geiseldrama von Bagdad am Vorabend zu Allerheiligen 2010

Credo - Gott ist!



nach Dr. S.M. Lockridge (07.03.1913 – 04.04.2000), Pastor der Calvary Baptist Church

Dienstag, 30. Oktober 2012

Tapferkeit und Martyrium


Das Martyrium ist die eigentliche und höchste Tat der Tapferkeit. Die Bereitschaft zum Martyrium ist die Wesenswurzel aller christlichen Tapferkeit. Es gibt keine christliche Tapferkeit ohne diese Bereitschaft.

Josef Pieper in: Das Viergespann - Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maß; Kösel-Verlag München; AD 1964, S. 166

Die Todesbereitschaft ist also eines der Fundamente christlichen Lebens. Aber: "Unsere Lehre verbietet, dass einer sich selbst melde." (hl. Cyprian, + 258 als Martyrer)
nach Josef Pieper (ebd.)

Sonntag, 28. Oktober 2012

"Ja, ich bin ein König!"



Pilatus sagte zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme. 

Sonntag, 7. Oktober 2012

Gebet zum Jahr des Glaubens (1)

Gebet zur Neu-Evangelisierung
(z. B. vor der Schriftlesung):

Himmlischer Vater,

Gieße Deinen Heiligen Geist in meine Seele ein, um mich von diesen Worten der Heiligen Schrift inspirieren zu lassen.

Erwecke in meiner Seele den Wunsch, meinen Glauben zu erneuern und meine Beziehung zu Deinem Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, zu vertiefen, so dass ich Seine Frohe Botschaft wirklich zu  glauben und zu leben vermag.

Öffne mein Herz, um das Evangelium zu hören und schenke mir den Mut, die Frohe Botschaft anderen zu verkünden.

Gieße Deinen Geist aus, so dass ich gestärkt werden möge, um hinaus zu gehen und das Evangelium im meinem täglichen Leben durch Worte und Taten zu bezeugen.

In Momenten des Zögerns erinnere mich:

Wenn nicht ich, wer wird dann das Evangelium verkünden?

Wenn nicht jetzt, wann wird dann das Evangelium verkündet werden?

Wenn nicht die Wahrheit des Evangeliums, was Anderes sollte ich dann verkündigen?

Gott, unser Vater, ich bitte Dich, lass mich durch den Heiligen Geist den Ruf der Neu-Evangelisierung hören, meinen Glauben zu vertiefen, mit noch mehr Mut das Evangelium zu verkünden und Zeugnis abzulegen von der rettenden Gnade Deines Sohnes, Jesus Christus, der mit Dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes, EIN Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.




+     +     +     +     +     +     +

Gebet zum Jahr des Glaubens (2)

von Reinhard Kardinal Marx,
Erzbischof von München und Freising

Herr Jesus Christus,
Sohn des allmächtigen Gottes, geboren
von der Jungfrau Maria und deshalb der
Bruder aller Menschen. Du lädst uns ein,
Dir zu glauben, auf Dich zu vertrauen,
mit Dir zu gehen und bei Dir zu bleiben
und so den Weg zu finden in die unendliche
und unzerstörbare Liebe Gottes,
Deines Vaters.

Wir danken Dir, dass Du am Kreuz
Deine Arme für alle ausgebreitet hast
und uns alle an Dich ziehst. Bei Dir und
mit Dir lernen wir glauben, hoffen und
lieben! Du zeigst uns, wie die „Tür des
Glaubens“ geöffnet werden kann. Du
sagst: „Hab keine Furcht! Glaube nur!“
Du tröstest und ermutigst uns, wenn
unser Glaube klein und schwach ist wie
ein Senfkorn.

Hilf uns in diesem Jahr des Glaubens,
dass aus diesem Senfkorn immer wieder
in der Gemeinschaft aller Glaubenden
ein großer Baum wächst, der Raum
gibt für die Vielfalt der Wege zu Gott,
Deinem Vater. Wir wissen: wir können
unseren Glauben und den Glauben der
Kirche nicht machen, es ist ein Geschenk
Deiner Gnade, dass wir glauben können.

Und um diese Gnade bitten wir Dich:
Stärke uns durch den Hl. Geist, dass wir
als Kirche überzeugend diesen Glauben
leben und so eine Einladung an alle
werden, Dich zu finden und mit Dir zu
gehen zum Vater. Lass uns in diesem
Jahr die Freude des Glaubens entdecken
und leben und miteinander bezeugen im
geistlichen Gespräch, im Gebet, in der
Feier der heiligen Geheimnisse. Mit den
Jüngern bitten wir: „Herr, stärke unseren
Glauben!“


Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof



Mittwoch, 19. September 2012

Eine schonungslose Diagnose...

Jahr des Glaubensder gegenwärtigen kirchlichen Situation stellt Walter Kardinal Brandmüller in der Predigt der Abschlussmesse zum Kongress „Freude am Glauben“ am 16.9.2012 in Aschaffenburg:

Dieses „Jahr des Glaubens“ hat der Heilige Vater uns, der ganzen Kirche wie eine lebensrettende Medizin verordnet. Dieser „Verordnung“ geht die Diagnose voraus, daß die Katholiken – ich sage bewusst nicht: die Kirche – namentlich in Mitteleuropa von einem tiefgreifenden Glaubensschwund befallen sind. Über die Symptome dieser existenzbedrohenden Krankheit ist schon vieles gesagt worden, was hier nicht zu wiederholen ist.

Eines ist aber klar: In diesem Zustand der Lähmung und Schwäche, in dem zumal der deutsche Katholizismus sich seit Jahrzehnten dahinschleppt, sind wir nicht in der Lage, den elementaren Sendungsauftrag zu erfüllen: Geht, verkündet das Evangelium, macht alle Menschen zu meinen Jüngern, denn: wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet!

Vom Dialog ist im ganzen Evangelium mit keinem Wort die Rede. Zeugnis geben vom Heil, das Christus gebracht hat, Verkündigung seiner Botschaft - das ist das Gebot auch unserer geschichtlichen Stunde.

(Wortlaut der ganzen Predigt: hier)


Mittwoch, 12. September 2012

Nicht-katholische Märtyrer?

Einen bemerkenswerten Vorschlag zu mehr bewusster Ökumene macht Pater Klaus Mertes SJ auf der Diskussionsplattform kreuz-und-quer.de. In einem Kommentar zu seinem Beitrag über die "Ökumene der Martyrer" schlägt er vor, "die nicht-katholischen Martyrer mit in das katholische Hochgebet hineinzunehmen, wenn an die Gemeinschaft der Heiligen gedacht wird".

Aber ist das nicht längst schon Realität? Und in der Tat, ja, das ist es. Wenn Menschen ihr Leben für Christus hingeben, wenn sie verurteilt und hingerichtet werden, weil sie z. B. "Fragen der praktisch-ethischen Forderungen des Christentums" (s. Tegeler Briefe)  besprochen und versucht haben diesem Anspruch gerecht zu werden, mögen sie protestantisch (wie Helmuth Graf von Moltke, dessen Beispiel Mertes anführt), oder katholisch (wie der Jesuit Alfred Delp) gewesen sein, so zählen sie, nach dem, was wir erkennen können, zur Schar derer, die in die Gemeinschaft der Heiligen, das ist in die triumphierende Kirche des Himmels, eingegangen sind.

"Es ist billig und heilsam, die Reichtümer Christi und das Wirken der Geisteskräfte im Leben der anderen anzuerkennen, die für Christus Zeugnis geben, manchmal bis zur Hingabe des Lebens: Denn Gott ist immer wunderbar und bewunderungswürdig in seinen Werken." (II. Vat., Unitatis redintegratio 4)

"So gesehen gibt es im Land der Reformation seit dem 10. Januar 1945 eine von Gott gewirkte Einheit der Christen, hinter die Christen nicht mehr zurückkehren können", schreibt Klaus Mertes. In Wahrheit aber besteht diese Einheit der Christen seit es die Kirche gibt und auch äußerliche Spaltungen vermögen diese Einheit nicht zu zerstören: in der EINEN, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. (vgl. KKK 819/820)

Fazit: In diesem Sinne sind auch "nicht-katholischen Martyrer" katholische Martyrer und als solche sind auch sie stets hineingenommen in das katholische eucharistische Hochgebet.



und auch:
Vortrag von Prof. Joseph Schumacher, Freiburg im Br.:



Mittwoch, 4. Juli 2012

Deutschland schafft das Judentum ab

Nach einem Urteil des Kölner Landgerichts ist die Beschneidung (Brit Mila) von Jungen ein krimineller Akt. Demnach ist es jüdischen Eltern nun nicht mehr möglich, ihre Kinder, so wie es ihnen ihr Glaube vorschreibt, in ihre eigene Religionsgemeinschaft  aufnehmen zu lassen. Die Kinder würden somit aus ihrem familiären und gesellschaftlichen Umfeld isoliert.


Neben dem Philosophen und Publizisten Josef Bordat machte denn auch der Neutestamentler Klaus Berger in einem Beitrag für die "Tagespost" auf die Bedeutung eines solchen Urteils für Juden, aber auch für Christen aufmerksam. Sein Resumee:

"Die Kirchen haben die Kriminalisierung der Beschneidung verurteilt – Dem kann man sich auch aus neutestamentlicher Sicht nur anschließen." (DT)

Klaus Berger in dem lesenswerten Beitrag in der DT:
"Die Beschneidung ist hier also nicht eine fromme Marotte, sondern die sichtbare Begründung der jüdischen Identität. Eben weil Beschneidung keine Akt krimineller Aggressivität ist, wird sie schon vor 2000 Jahren rundum therapeutisch verstanden: Als Befreiung von körperlicher Unvollkommenheit (!), von überflüssiger Lust, von einer Höhle für Keime und Dreck.
Die unaufgeklärte Aufklärung richtet sich seit dieser Zeit gegen die Beschneidung, weil man hier grundsätzlich nicht verstanden hat, dass eine Religion sichtbare und leibhaftige Folgen haben kann.
Die sogenannten Aufklärer meinen, Religion sei eine private und rein innerliche, eben geistige Angelegenheit. Jede Art von physischen Folgen wird abgelehnt. Und das Christentum des Apostels Paulus, dem die Abschaffung der Beschneidung dabei unterstellt wird (wie wir sahen, zu Unrecht), gilt als erster Schritt in diese reine Geistigkeit.

Viel richtiger lagen dabei Alte Kirche und mittelalterliche Theologen, die die Beschneidung als Proto-Sakrament ansahen. Denn alle Sakramente sind wie die Beschneidung sichtbare Zeichen, die am Leib vollzogen werden, sei es durch Wassertaufe, Salbung, Handauflegung, Ringetauschen oder Schuldbekenntnis wie vor dem Richter bei der Beichte.

Denn bei der Beschneidung wird nur ein (im übrigen unnützes) Stückchen Körper geopfert, die Taufe geht viel weiter. Denn sie ist ihrer Substanz nach genau das, was man heute als „Schein-Hinrichtung“ bezeichnet. Paulus spricht hier von der Wassertaufe als einem Mitgekreuzigtwerden. Denn das Untertauchen des Kindes (und des Täuflings allgemein) steht für Ersäufen (Luther: „Ersäufen des Alten Adam“). Wie bei der Beschneidung endet die Zeremonie auch hier im Guten, aber im Kern geht es um etwas, das dem Tod ähnlich ist.

Es war Merkmal der religiös unmusikalisch gebliebenen Aufklärung aller Jahrhunderte, diese provozierenden Aspekte entweder zu übersehen oder herunterzuspielen. Da besteht dann ein Scheingegensatz zwischen „seelisch-geistigem“ Gehalt und den physischen Folgen."

Tagespost vom 30.06.2012, Nr.78


Weiteres zum Thema:
  1. Financial Times zum Urteil des Landgerichts Köln (25.06.2012)
  2. Landgericht Köln verbietet das Judentum in Deutschland (29.06.2012)
  3. Josef Bordat (JoBo72): Was auffällt
  4. Josef Bordat: Beschneidung in Judentum und Islam (03.07.2012)
  5. Meisner: Beschneidungsurteil ist 'Eingriff in die Religionsfreiheit' (9.06.12)
  6. Kölner Beschneidungs-Urteil weiter in der Kritik (02.07.2012)
  7. Wider die Zwangsmissionierung zur gott- und religionslosen Gesellschaft (29.07.2012)
  8. Jüdische Allgemeine: Religion stört  (09.08.2012)
  9. Der israelische Oberrabbiner Jona Metzger in Berlin zum Kölner Urteil (21.08.2012)
  10. Prof. Klaus Berger: Der Sinn der Beschneidung: Mit Leib und Seele Gott gehören (06.07.2012)

Bemerkenswert:

Und noch ein interessanter Link mit der Fragestellung, ob die Abschaffung des "Festes der Beschneidung des Herrn" (Oktavtag von Weihnachten) durch die Liturgiereform von 1970 sinnvoll war:






Mittwoch, 6. Juni 2012

Zur Geburt eines Martyrers

Ich habe das Video gesehen, von dem katholisches.de   hier  berichtet.
Es handelt sich um einen Film, in dem das Martyrium eines Tunesiers zu sehen ist, der vom Islam zum Christentum konvertierte und sich hatte taufen lassen. Weil er sich weigerte, dem Christentum abzuschwören, wurde ihm unter Schmähgesängen gegen den christlichen Glauben vor laufender Kamera mit einem Messer der Kopf abgeschnitten.

+   +   +     R. I. P.    +   +   +  


"Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen."  (Matth 10,32)

Als Mutter wäre ich stolz darauf, auf Erden einen Sohn gehabt zu haben, der bereit war, für seinen Glauben an Jesus Christus in den Tod zu gehen und der nun in ewiger Glückseligkeit Gott schauen wird.
Beten wir auch für die verblendeten, fanatisierten Täter um Bekehrung.

Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann.  (Matth 10,28)


In der Generalaudienz am 26. Oktober 2011, unmittelbar vor der Begegnung in Assisi, sagte Papst Benedikt XVI.:
"Der hl. Johannes Chrysostomus kommentiert in einer seiner Predigten: »Solange wir Lämmer sind, siegen wir. Mögen auch unzählige Wölfe uns umgeben, wir siegen doch und gewinnen die Oberhand. Wenn wir dagegen selbst zu Wölfen werden, unterliegen wir; es fehlt uns dann eben die Hilfe des Hirten« (In Matthaeum homiliae 33,1: PG 57,389).

Die Christen dürfen nie der Versuchung nachgeben, Wölfe unter Wölfen zu werden; Christi Reich des Friedens breitet sich nicht durch Macht, durch Kraft, durch Gewalt aus, sondern durch die Selbsthingabe, durch die Liebe, die bis zum Äußersten geht, auch gegenüber den Feinden.

Jesus überwindet die Welt nicht mit Waffengewalt, sondern durch die Kraft des Kreuzes, die wahrhaft den Sieg gewährt. Und für den, der Jünger des Herrn, sein Gesandter, sein will, hat dies zur Folge, daß er auch zum Leiden und zum Martyrium, zur Hingabe des Lebens für ihn bereit sein muß, damit das Gute, die Liebe, der Frieden in der Welt triumphieren können"

Bild: Himmelsleiter; Ikone aus dem 12.Jh.

Dienstag, 15. Mai 2012

Wider die "neue Religion" der negativen Toleranz

"Es breitet sich eine neue Intoleranz aus, das ist ganz offenkundig. Es gibt eingespielte Maßstäbe des Denkens, die allen auferlegt werden sollen. Diese werden dann in der sogenannten negativen Toleranz verkündet. Also etwa, wenn man sagt, der negativen Toleranz wegen darf es kein Kreuz in öffentlichen Gebäuden geben. Im Grunde erleben wir damit die Aufhebung der Toleranz, denn das heißt ja, dass die Religion, dass der christliche Glaube sich nicht mehr sichtbar ausdrücken darf.

Wenn man beispielsweise im Namen der Nichtdiskriminierung die katholische Kirche zwingen will, ihre Position zur Homosexualität oder zur Frauenordination zu ändern, dann heißt das, dass sie nicht mehr ihre eigene Identität leben darf, und dass man stattdessen eine abstrakte Negativreligion zu einem tyrannischen Maßstab macht, dem jeder folgen muss. Das ist dann anscheinend die Freiheit – allein schon deshalb, weil es die Befreiung vom Bisherigen ist.

In Wirklichkeit jedoch führt diese Entwicklung mehr und mehr zu einem intoleranten Anspruch einer neuen Religion, die vorgibt, allgemein gültig zu sein, weil sie vernünftig ist, ja, weil sie die Vernunft an sich ist, die alles weiß und deshalb auch den Raum vorgibt, der nun für alle maßgeblich werden soll. Dass im Namen der Toleranz die Toleranz abgeschafft wird, ist eine wirkliche Bedrohung, vor der wir stehen.

Die Gefahr ist, dass die Vernunft – die sogenannte westliche Vernunft – behauptet, sie habe nun wirklich das Richtige erkannt, und damit einen Totalitätsanspruch erhebt, der freiheitsfeindlich ist. Ich glaube, diese Gefahr müssen wir sehr nachdrücklich darstellen. Niemand wird gezwungen, Christ zu sein. Aber niemand darf gezwungen werden, die „neue Religion“ als die allein bestimmende und die ganze Menschheit verpflichtende leben zu müssen."

Benedikt XVI. in "Licht der Welt"  Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit; Ein Gespräch mit Peter Seewald; Herder Verlag GmbH Freiburg im Br.; AD 2010, S. 71f


(Hervorhebungen durch Administrator)
Foto: Gridonegipfel; Acp

Mittwoch, 2. Mai 2012

Blogoezese hat enormes Potenzial

Dr. Norbert Kebekus von Sende-Zeit.de in einem Interview vom 24.04.2012 mit explizit.net über das Thema Internetseelsorge:

"Generell wird das, was man meist mit dem Stichwort "Web 2.0" bzw. "Social Media" bezeichnet, noch weiter an Bedeutung gewinnen. Gekennzeichnet ist dieser Trend durch zwei Phänomene: die Beteiligung bzw. Partizipation der User, die eben nicht mehr nur passive Konsumenten bleiben, und die Vernetzung.
Für die Kirche bedeutet das, dass sich neben den "Profis" noch mehr engagierte Gläubige einbringen und Zeugnis von ihrem Glauben geben, ob nun in Blogs, bei Facebook oder wo auch immer.

Es gibt bereits eine höchst lebendige katholische Bloggerszene, die sich selbst augenzwinkernd "Blogözese" nennt. Viele Gläubige sind bei Facebook oder anderen Plattformen aktiv und untereinander vernetzt.

Was man früher mit dem etwas angestaubten Begriff "Laienapostolat" bezeichnete, kommt hier neu zur Geltung. Diese Vernetzung und diese Partizipation realisiert sich zum großen Teil außerhalb fester Organisationen wie Verbänden oder Räten, aber sie hat enormes Potenzial."

Dr. Norbert Kebekus leitet seit 1998 die Internetseelsorge der Erzdiözese Freiburg

(Hervorhebungen von Administrator)
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