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Sonntag, 8. Juni 2014

Das Heilig-Geist-Fenster von St. Peter in Rom


Allen, die hier vorbeipilgern,
ein gnadereiches, frohes Pfingstfest!




"Beim Rundgang durch die Petersbasilika werden die Besucher von einzelnen Kunstwerken, so von der Pietà des Michelangelo, der Petrusstatue oder dem Baldachin, der sich über dem Hauptaltar wölbt, vor aber allem von der gewaltigen Kuppel über dem Apostelgrab gefesselt.² Aufgrund des außergewöhnlichen Raumeindrucks wird jedoch leicht ein scheinbar kleines, aber sehr wichtiges Detail übersehen, das zum Interpretationsschlüssel der gesamten Basilika werden könnte. Ich denke an das Heilig-Geist-Fenster, das sich ganz hinten als Abschluss der Längsachse in der halbrunden Apsis befindet.³" (weiterlesen)

2 Durchmesser der Kuppel: 42,34 m, Höhe: 141,50 m.
3 Spannweite der Taube im Heilig-Geist-Fenster:1,62 m.

aus einer Predigt von Kurienbischof Dr. Josef Clemens anlässlich einer Firmspendung in der dt. kath. Gemeinde in Peking VR China am 12.05.2013



Samstag, 24. Mai 2014

Maiandacht 24. Tag - Königliches Priestertum

 
Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen,
der auf euch herabkommt.
Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem, 
in ganz Judäa und Samaria,
ja, bis an die Grenzen der Erde. (Apg 1,8)


Gar lang ist es her seit den Tagen des Erdenlebens Christi, des Hohenpriesters. Viele Jahrhunderte sind vergangen, seit Maria betend den Heiligen Geist herabflehte auf die auserwählten Apostel des Herrn, dass sie in der Kraft dieses Geistes sich einsetzten für ein rastloses, schaffensfrohes Bauen an Christi Reich.

Doch nicht nur für ein kurzes Menschenalter hat Christus sein Reich, die Kirche, gestiftet. Sie soll die Jahrtausende überdauern und nicht vergehen, ehe die Erde vergeht. Darum lautet Christi letzter Auftrag: "Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium allen Völkern."

Auch an uns hat der Herr bei diesem Wort gedacht. Denn in seiner göttlichen Allwissenheit schaute er kommende Zeiten und Geschlechter, schaute uns, heils- und erlösungsbedürftig, und in seiner Allgüte wollte er auch uns gerettet wissen. Von ganzem Herzen sagen wir Dank dafür, dass er seine Boten auch in unser Land den, Weg finden ließ, dass wir - wir selbst - nun zu den Erlösten gehören, die, auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft, zu Kindern Gottes geworden sind.

Auserwählt sind wir aber auch zu Streitern im Heerbann Christi. Das Gebet Mariens, der Königin der Apostel, galt auch uns, wollte auch uns das Pfingstwunder erflehen. Ja, den Aposteln hat der Herr uns zugesellt durch die Eingießung des heiligen Geistes in unsere Seele. Uns Kinder Gottes hat der Herr stark gemacht zum Kampf: in der heiligen Firmung, dem Sakrament der Stärkung im Heiligen Geiste.

Sieh, einst knieten wir vor dem Bischof, dem Nachfolger der Apostel, dem Stellvertreter Christi, knieten vor ihm in heiliger Ergriffenheit. Und er legte uns seine Apostelhände auf, betete über uns und salbte uns mit dem Chrisam des Heiles im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Da ist der Heilige Geist in unsere Seele gekommen, - nicht sichtbar wie einst bei den Aposteln, - aber doch wahrhaft mit den Feuersgluten seiner Liebe und Kraft; all seine Gnaden und Gaben hat er uns geschenkt. Warum? 

Wir sollen jetzt Apostel sein! Wir sollen heute, in unserem Leben, die Arbeit der Apostel fortsetzen. Gewiss, nicht alle führt Gottes Geist hinaus in die Welt der Heiden, nicht alle beruft er zu dem besonderen Priester- und Aposteldienst, aber doch schickt er jeden aus als seinen Apostel und Helfer. Er schickt uns zu den Menschen, mit denen wir zusammen leben, mit denen wir zusammen arbeiten und schaffen, mit denen wir Freud und Leid gemeinsam teilen.

Eine wahrhaft priesterliche, apostolische Aufgabe ist uns da zugefallen: Das Reich Christi zu erhalten und zu vermehren, auf dass es immer mehr wachse in den Seelen der Menschen. Das meint der Apostel Petrus, wenn er uns zuruft: "Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliche Priestertum, ein heiliger Stamm, ein zu eigen erworbenes Volk; ihr sollt die Wundertaten dessen verkünden, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht geführt hat." (1 Petr 2,9)

Sind wir uns dieser Berufung und Begnadigung bewusst? Ist unser Leben wirklich ein Apostel- und Kämpferleben? Handeln wir aus dem Gedanken heraus, überall dienende Aufbauarbeit zu leisten im Sinne des  Welterlösers? Stellen wir uns ganz dem Heiligen Geiste zur Verfügung. Lassen wir uns von ihm leiten auf seinen Wegen; all unser Wirken gehöre ihm!

Seien wir bereit, ihm zu dienen, wie und wo immer es sei, ob nun große, weltbewegende Taten oder nur die stille unscheinbare Arbeit im Alltag des Lebens. Und wenn es nur unser stilles Beten im Dienste des Herrn wäre - es ist doch von höchstem Werte. Maria wirkte und betete nur in der Stille und ist doch der Apostel Königin.

Wir beten gemeinsam ein Ave Maria und bitten die Königin der Apostel, dass sie uns wahren apostolischen Mut und Eifer erflehen wolle:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.


Sende aus deinen Geist und alles wird neu geschaffen
und du wirst das Angesicht der Erde erneuern!

Komm, o Geist der Heiligkeit, 
aus des Himmels Herrlichkeit 
sende deines Lichtes Strahl.

O du Licht der Herrlichkeit,
mach dir unser Herz bereit,
dring in unsere Seelen ein.
(aus der Pfingstmesse)


Gebet:
O Gott, du hast uns in der heiligen Firmung das Siegel aufgedrückt und das Pfand des Heiligen Geistes in unsere Herzen gegeben. Auf die Fürbitte der Königin der Apostel verleihe uns die Gnade, dass wir in demselben Geiste das, was recht ist, verstehen, und für die Wahrheit deiner Lehre mutvoll Zeugnis ablegen durch ein heiliges Leben. Durch Christus, deinen Sohn, unsern Herrn, der mit dir in der Einheit desselben Heiligen Geistes lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.



Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 72-75 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)



Foto: Firmung 2011 in Schellenberg, FL; FW

Samstag, 11. Januar 2014

Ein „nicht jugendfreies Sakrament“?

Zur Frage des Firmalters 

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Ein Pfarrer erzählte mir, wie es ihm gelang, einem jungen Erwachsenen die längst vergessene Firmung ins Gedächtnis zurückzurufen. Er stellte ihm die Frage: „Können Sie sich nicht erinnern, einmal in der Kirche einem Mann begegnet zu sein, der so ähnlich aussah wie Sankt Nikolaus und Ihnen die Hand auf den Kopf gelegt hat?“ Im Geist des Befragten dämmerte es. Ja, da war tatsächlich so etwas gewesen! Die entsprechende Situation erstand, wenn auch reichlich verblasst, vor seinem inneren Auge. Eine spätere Überprüfung brachte die Bestätigung: Die Firmung hatte vor etwa fünfzehn Jahren stattgefunden. 

Man wird solche Vergesslichkeit nicht als ideales Ergebnis der Katechese rühmen können. Die Firmung sollte doch gründlich vorbereitet und festlich vollzogen werden, damit sie dem Gedächtnis zeitlebens tief eingeschrieben bleibt. So tief wie der Seele das unauslöschliche Prägemal! Das ist aber bei vielen Katholiken nicht der Fall. 

Deshalb wurde in jüngster Zeit eine Praxis ersonnen und mancherorts eingeführt, die einen bewussteren Empfang der Firmung fördern will. Unter den Neuerungen brachte besonders ein Punkt lebhafte, teilweise heftige Auseinandersetzungen mit sich: die Festlegung des Firmalters auf 18 Jahre in einigen Diözesen. Unvermeidlich, dass unter den Gegnern alsbald ironische Redensarten wie die vom „nicht jugendfreien Sakrament“ aufkamen. Die Befürworter hingegen wiesen auf Beispiele wie das eingangs erwähnte hin: Wenn die Firmung keine markanteren Spuren als eine diffuse Erinnerung an den nikolausähnlichen Mann hinterlasse, dann sei die Anhebung des Firmalters dringend geboten, zumal dem Christen in unserer Zeit mehr denn je das selbständige Zeugnis abverlangt werde. 

Es fällt nicht schwer, derartige Gedanken nachzuvollziehen. Manches scheint ernsthaft für eine spätere Firmung zu sprechen. Und dennoch widerspricht sie sowohl dem Recht als auch dem Sakramentsverständnis und der pastoralen Weisheit der Kirche. 

Das kirchliche Gesetzbuch nennt als Voraussetzungen, um gefirmt werden zu können, den „Vernunftgebrauch“ und verlangt, dass der Kandidat „gehörig unterrichtet und recht disponiert ist und die Taufversprechen zu erneuern vermag“ (can. 889 § 2) – ein Anforderungsprofil, das zunächst eher ein höheres Alter nahezulegen scheint. Ist das Glaubensverständnis eines jungen Erwachsenen nicht gereifter als das eines Kindes an der Schwelle zum Jugendalter? Kann man die brav aufgesagte Taufgelübdeerneuerung eines Zwölfjährigen überhaupt ernstnehmen? 

Doch das Kirchenrecht wird deutlicher. „Die Gläubigen sind verpflichtet, dieses Sakrament rechtzeitig zu empfangen“, schärft can. 890 ein, und um gar keine Zweifel darüber, was mit „rechtzeitig“ gemeint sei, aufkommen zu lassen, heißt es im darauffolgenden can. 891: „Das Sakrament der Firmung ist den Gläubigen um das Unterscheidungsalter zu spenden, wenn nicht die Bischofskonferenz ein anderes Alter festgesetzt hat oder Todesgefahr besteht oder nach dem Urteil des Spenders ein schwerwiegender Grund etwas anderes anrät.“ Das „Unterscheidungsalter“ (das insbesondere zur Unterscheidung der Eucharistie von gewöhnlichem Brot befähigt) beginnt nach kirchlichem Sprachgebrauch nicht mit 18, sondern eher mit sieben Jahren. Hierzulande haben sich die Bischöfe für ein Firmalter um zwölf Jahre ausgesprochen. Eine bedeutend spätere Spendung zur Vorschrift zu machen, ist also gegen das Kirchenrecht. 

Auch das katholische Sakramentsverständnis hat etwas dagegen einzuwenden. Zunächst müssen wir uns darüber klar sein, dass diese Mündigkeits-Problematik bis ins Zeitalter der Aufklärung hinein weitgehend unbekannt war. Die Ostkirchen halten ohnehin an der ursprünglichen Praxis der christlichen Initiation (Einweihung) fest und spenden die grundlegenden Sakramente Taufe, Firmung und Kommunion auch beim Säugling in direkter Abfolge. Er wird sich später an die Firmung nicht einmal als an eine Begegnung mit einem nikolausähnlichen Mann erinnern können... 

Die westliche Christenheit hat das Sakrament auf ein späteres Datum verschoben und schließlich hinter die Erstkommunion gerückt, um seine Beziehung zu dem entsprechenden Lebensabschnitt zu betonen: Wie die Taufe als übernatürliche Wiedergeburt der natürlichen Geburt folgt, so die Firmung als Begabung und Stärkung mit dem Heiligen Geist dem Erwachen der Vernunft.

Weil in diesem Alter auch die Auseinandersetzungen mit dem glaubensfeindlichen Geist beginnen, hebt die Kirche mit Recht die Pflicht zur rechtzeitigen Firmung hervor. Der junge Mensch braucht den Heiligen Geist heute eher früher als später! Und er braucht dazu eine verbindliche, eingehende, geisterfüllte Katechese. Darin bestünde eine wahrhaft zeitnahe Sakramentenpastoral. 




Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS) 


Weiteres zum Thema "Firmung":


Buchempfehlung:

Das "Kleine Rituale" 1962 enthält die Texte in deutsch und lateinisch von u. a. Taufe, Firmung, Krankenkommunion, Krankensalbung, Sterbegebete, Beerdigung, kirchlicher Trauung nach den liturgischen Büchern von 1962 - und vieles mehr... Das Büchlein kann - auch in höherer Stückzahl - kostenlos bestellt werden. Spenden zur Deckung der Druckkosten werden gerne entgegengenommen. (weitere Infos: bitte hier klicken!)





Bild: Himmel der Kanzel in der Klosterbasilika von Ottobeuren; privat

Dienstag, 21. Mai 2013

Bischof Konrad Zdarsa: Wahrhaft Geistbegabte bezeugen ihren Glauben durch ihr Kommen

Predigt S. E. des hwst. Herrn Bischofs von Augsburg, Dr. Konrad Zdarsa in Maria Vesperbild am Pfingstsonntag, den 19.05.2013: 


Liebe Schwestern und Brüder in Christus! 

Verwöhnte Kinder sind wir. –  Bis in den Wortklang hinein erinnere ich mich an die Äußerung meines viel älteren belgischen Mitbruders und späteren Kardinals. Ich hatte ihm vom Lebensstandard und den Verhältnissen in der DDR erzählt, nachdem wir gemeinsam im belgischen Gent miteinander zum Einkaufen gewesen waren. 

Verwöhnte Kinder sind wir, - das möchte ich aber gar nicht nur auf Wohlstand und materielle Lebensverhältnisse angewandt haben. Nicht weniger deutlich könnten wir nämlich zu einer solchen Selbsteinschätzung kommen, wenn wir an die Verkündigung und das Wirken der Päpste in den vergangenen Jahrzehnten zurückdenken. Wir könnten uns in der Tat als verwöhnte Kinder vorkommen angesichts der richtungweisenden Predigten und Enzykliken der Päpste, soweit ich mich erinnern kann. 

Nach wie vor stehe ich zu dem, was ich in meiner Not unmittelbar nach der Rücktrittsankündigung Papst Benedikt XVI. gerade einmal zu sagen wusste. Und dass es jetzt gelte, über seine Botschaft an uns nachzudenken. 

Natürlich wurde ich kürzlich bei einem Schulbesuch von Schülern der 9. und 10. Klasse auch über Papst Franziskus befragt und ob von ihm möglicherweise Entscheidungen zu Fragen zu erwarten wären, die zur Zeit vorwiegend im deutschen Sprachraum nahezu permanent thematisiert werden. In diesem Zusammenhang erklärte ich den Schülern zunächst einmal, dass viele solcher Fragen, die bei uns als so bedeutsam und dringlich hingestellt werden, in anderen Ländern oder gar in Übersee, nur ungläubiges Kopfschütteln und Unverständnis hervorrufen würden. Ich erklärte ihnen aber auch, dass der neue Papst, der sich uns zuerst als Bischof von Rom vorgestellt hat, dennoch der Nachfolger des Apostels Petrus ist und weit mehr als nur ein Primus inter pares. Dass der Bischof von Rom seit Anfang der Kirche bei allen möglichen Differenzen zwischen den Ortskirchen das letztentscheidende Wort zu sagen hat. Dass er vor allem auf das achten und entscheiden muss, was Vorrang für die Einheit einer Weltkirche hat und nicht nur für eine Teilkirche, die sich möglicherweise immer noch für den Nabel der Welt hält. Denn wenn es im vergangenen März nur um die Ernennung eines neuen Jurisdiktionsträgers für die römische Diözese gegangen wäre und nicht um den Papst der Katholischen Kirche, hätten die Kardinäle nicht bis ans Ende der Welt gehen müssen, wie Papst Franziskus selbst sagte, um ihn im Hl. Geist für das höchste Amt der Kirche zu wählen. 

Pfingsten ist die Vollendung von Ostern, die Entfaltung der Gabe des Hl. Geistes, die der auferstandene Herr den Seinen nach dem Zeugnis des Johannes noch am Tag der Auferstehung selbst verliehen hat. 

Darum stehen die Liturgischen Texte dieses Hochfestes der Kirche nicht im geringsten Widerspruch zueinander. Was die Versammlung der Apostel empfangen hat, wird kraft ihrer Vollmacht zur Sündenvergebung zur Gemeinschaft aller, die den Geist empfangen haben und zum prophetisch-priesterlich-königlichen Volk Gottes geworden sind. 

„Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt“, heißt es in der Lesung aus der Apostelgeschichte und wird im ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther wiederholt und entfaltet: „Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie, und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.“ 

Ich muss mich immer wieder an unseren Reiseführer in Israel vor mehr als 20 Jahren erinnern. An den heiligen Stätten wurde er nicht müde zu beteuern: „Man muss die Bibel richtig lesen!“ Das gilt gewiss nicht nur für die Reisenden, die das Heilige Land besuchen, sondern für alle und jeden, der sich einmal auf den Pilgerweg des Glaubens gemacht hat. Das gilt nicht weniger für alle Verkündigung im Gottesdienst der Kirche. Es mag unser Dilemma und ein Zeichen unserer Begrenztheit sein, dass wir am Tisch des Wortes immer nur abschnittweise, auswahlweise und stückweise teilhaben. Darum darf erst recht alle Verkündigung der Kirche nicht mit dem Vortrag der Lesungen, des Evangeliums und der Predigt abgeschlossen sein. Sie muss Anstoß sein, dem Inhalt nachzugehen, darüber nachzusinnen um ihn schließlich zu beherzigen und so den Schatz des Wortes zu erschließen und zu bewahren. 

Die Pfingsterzählung des Evangelisten Lukas am Anfang der Apostelgeschichte will weit mehr sein als eine minutiöse aber letztlich doch distanzierte Schilderung dessen, was sich da an jenem 50. Tag nach Ostern in Jerusalem abgespielt und wie es sich im Einzelnen zugetragen hat. Seit Tausenden von Jahren haben die Christen aller Zeiten die gewaltige Bildsprache von der österlich-pfingstlichen Frucht einer neuen Gesellschaft noch lange nicht ausgeschöpft. 

Jeder der zusammengeströmten Menge in Jerusalem hörte sie – so wird es uns berichtet – „… in seiner Sprache reden“. Und noch einige Zeilen davor „… alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“. 

Da ist noch von keinem einzigen Wort, geschweige denn von einer Predigt des Petrus die Rede. Zunächst nämlich kommt es darauf an, dass sich die Gläubigen wie die Jüngerschar alle am gleichen Ort befinden. Dass sie damit die Bereitschaft signalisieren, sich vom Heiligen Geist erfüllen zu lassen, um ihre Stimme überhaupt so erheben zu können, wie es ihnen der Geist eingibt. 

Diese Forderung ist keineswegs nur an die gerichtet, die gerade noch zur Pfarrgemeinde zählen, sondern an jeden von uns. Auch die zum innersten Kreis der Jüngerschaft gehören, sind nicht davor gefeit, sich gegen diese grundlegende Voraussetzung für die Begabung mit dem Heiligen Geist zu verfehlen, wie uns am Beispiel des Apostels Thomas gezeigt wird. 


Liebe Schwestern und Brüder, liebe Firmbewerber, 

wahrhaft Geistbegabte bezeugen ihren Glauben, ihre Bereitschaft, sich mit den Gaben des Geistes ausrüsten zu lassen, durch ihr Kommen, durch ihr Dasein und ihre Anwesenheit. Die messianische Gemeinde ist nicht nur eine geistliche, sondern eine leibhafte Realität, in der die Anwesenheit eines jeden unbedingt zählt. Jeder, der nicht zur Versammlung der Gemeinde kommt, liefert sich dem Widersacher aus, schreibt der Hl. Ignatius von Antiochia am Ende der neutestamentlichen Zeit. 

An jedem Sonn- und Feiertag werden wir aufs Neue vor die Entscheidung gestellt, ob wir uns als Geisterfüllte immer tiefer mit dem Menschensohn verbinden lassen oder wieder ein Stück mehr von ihm abfallen wollen. Für den, der vom Geist begabt und von ihm erfüllt ist, kann es dabei keinen Stillstand, keinen Status quo geben. Wir kommen Christus näher oder wir fallen von ihm ab. Dazwischen ist nichts. Und erst dann, wenn wir überhaupt dazu bereit sind, werden wir einem jedem Rede und Antwort stehen können, der nach der Hoffnung fragt, die uns erfüllt.[1] 

Den meist noch jungen Firmbewerbern sage ich immer wieder: Was Gott in der Taufe an Euch begonnen hat, soll im Firmsakrament vollendet, gefestigt und besiegelt werden. Gott will Euch stärken mit den Gaben des Heiligen Geistes. In Euch soll eine Fähigkeit grundgelegt werden, damit Ihr Eure Aufgaben im rechten Geist und mit der rechten Gesinnung erfüllen könnt, eine Fähigkeit, die Euch keine Macht der Welt mehr nehmen kann. Aber eine Fähigkeit – so müssen wir am heutigen Pfingsttag hinzufügen – die von vornherein nicht zur Anwendung und zum Zuge kommen kann, wenn Ihr Euch dieser großen Gabe nicht bewusst seid oder ihrer fortan nicht mehr gedenkt. Sich der Gabe des Geistes, des großen Geschenks von Gott bewusst zu bleiben, bedeutet jedoch nicht, sogleich in einen ungebremsten Aktionismus zu verfallen. Seiner ganz persönlichen Verantwortung, die ihm aus dieser Gabe Gottes erwächst, wird damit dennoch keiner von uns enthoben. 

„Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.“[2] – wird uns von der Gottesmutter wiederholt am Anfang des Evangeliums nach Lukas verkündet. Wortlos stand sie zuletzt unter dem Kreuz und ließ sich von ihrem sterbenden Sohn der Obhut des Jüngers anvertrauen. 

Weltweit ehrt das gläubige Gottesvolk die Gottesmutter an unzähligen Wallfahrts- und Gnadenstätten als Leidensmutter mit dem toten Sohn auf dem Schoß. Sie hat ausgehalten und Situationen durchgestanden, die den Verheißungen, die einst an sie ergangen waren, ganz und gar entgegenstanden. Zu Recht bezeichnet sie die Kirche als die Braut des Heiligen Geistes. Noch im Tod hält sie dem Bräutigam die Treue. Die bleibende Gebetsgemeinschaft mit den übrigen Getreuen aber macht die Geistbegabte wiederum empfänglich für die Gabe des Heiligen Geistes. 

Kann sich denn ein höherer Anspruch für uns ergeben als der aus ihrem Vorbild? Kann denn aber zugleich ein tieferer Trost für uns erwachsen? Manch einer mag sich vielleicht bessere Zeiten vorstellen können als die, die unsere Kirche gegenwärtig durchleben muss. Uns als verwöhnte Kinder anzusehen, haben wir dennoch keinen Grund, weil das der Selbstbezichtigung als gedankenlose, undankbare, lieblose Blagen gleichkäme. 

Denn nach wie vor sind wir Kinder Gottes, sind reich von Gott Beschenkte und im Heiligen Geist Hochbegabte. Gerüstet und befähigt zu jeder guten Tat und für jede Prüfung und Bewährung unseres Glaubens. Wir sollten keine Gelegenheit versäumen, uns vor aller Welt als solche zu erweisen. Amen.


[1] Vgl. 1Petr 3,15
[2] Lk 2,19


Bilder vom Pfingstfest in Maria Vesperbild: hier!


Hinweise:
Es gilt das gesprochene Wort.
Quelle: Wallfahrtsdirektion Maria Vesperbild (Ziemetshausen)



Foto: Bischof Dr. Konrad Zdarsa von Augsburg (2009); BOGoerlitz; wikipedia 

Samstag, 2. März 2013

Die Tugend der Tapferkeit - oder: der Starkmut


Von Pater Bernward Deneke  FSSP, Wigratzbad

„Glauben Sie mir, lieber Mitbruder.“ Der betagte Priester, ein emeritierter Universitätsprofessor und bewährter Zeuge für den unverfälschten katholischen Glauben, sprach eindringlich, fast feierlich zu mir. „Glauben Sie mir: Eines werden Sie unter den Geistlichen nur sehr selten finden, und das ist – Mut. Es sucht doch letztlich fast jeder seine warme Ecke, in der er in Ruhe gelassen wird.“ 

Diese Worte, vor vielen Jahren gesprochen, klingen in meinem Geist bis heute nach. Sie gehören zu der Art von Aussagen, bei denen es nicht nur auf den Inhalt ankommt, sondern auch darauf, wer sie gemacht hat. Und wenn es sich dabei, wie in unserem Fall, um einen Streiter handelt, der in der krisendurchschüttelten Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil unermüdlich für die Wahrheit eingestanden ist, der dabei schwere persönliche Nachteile auf sich genommen hat und viele Enttäuschungen erleben musste, der aber dennoch ungebrochen und aufrecht blieb, dann gewinnen die Worte erheblich an Gewicht. 

Die Tugend des Mutes, auch Starkmut oder Tapferkeit genannt, ist tatsächlich ebenso wichtig wie selten. Und das nicht nur unter Klerikern. Als Kinder Adams sind wir doch alle zunächst einmal geneigt, das Angenehme dem Unangenehmen vorzuziehen, selbst dann, wenn die Stimme der Einsicht und des Gewissens von uns verlangt, in einen Kampf auszuziehen, also die warme Ecke mit der umtosten Front zu vertauschen. 

Nach dem heiligen Thomas von Aquin besteht die Tugend des Starkmutes aus zwei Elementen, einem aktiven, ja „aggressiven“, und einem passiven. „Ardua aggredi et sustinere – Schwieriges in Angriff nehmen und durchstehen“, so bringt der Kirchenlehrer die Sache auf den Punkt. Der Tapfere ist demnach ein Mensch, der vor anspruchsvollen, riskanten Aufgaben nicht kneift, der sie vielmehr entschlossen angeht.

Und er ist einer, der das begonnene Unternehmen durchsteht, sich dabei nicht durch Hindernisse, Gefahren und Niederlagen entmutigen lässt. Der schließlich auch bereit ist, geduldig für das hohe Ziel seines Einsatzes zu leiden. Erstaunlich, aber wahr: Das geduldige Leiden – nicht nur das tapfere Streiten – ist eine Erscheinungsform des Starkmutes, und zwar eine besonders anspruchsvolle und kostbare! 

Allerdings tritt die Tugend der Tapferkeit niemals allein auf. Als eine der vier Kardinaltugenden wirkt sie stets mit den drei anderen, also mit der Klugheit, der Gerechtigkeit und der Mäßigkeit, zusammen. Friedrich Schiller hat in seinem berühmten Gedicht „Die Glocke“ die Auswirkungen einer unerleuchteten, ungezügelten Entladung von Kraft überaus anschaulich im Bild des Glockengusses dargestellt: 
Der Meister kann die Form zerbrechen
mit weiser Hand, zur rechten Zeit,
doch wehe, wenn in Flammenbächen
das glühnde Erz sich selbst befreit!

Blindwütend mit des Donners Krachen
zersprengt es das geborstne Haus,
und wie aus offnem Höllenrachen
speit es Verderben zündend aus;
wo rohe Kräfte sinnlos walten,
da kann sich kein Gebild gestalten …

Wie für die anderen Tugenden gilt eben auch für die Tapferkeit der Grundsatz „In medio stat virtus“: Die Tugend steht in der Mitte zwischen Extremen. In unserem Fall ist es die Mitte zwischen der Tollkühnheit und der Feigheit. 

Nicht wenige junge oder innerlich junggebliebene Christen träumen von großen Taten für das Reich Gottes, von mutigem Einsatz bis zur höchsten Aufgipfelung des Starkmutes, dem Martyrium. Freilich ist zu bedenken, dass die Würfel in Sachen Tapferkeit nicht erst da fallen, wo es um Bekennermut und Heldentum vor den Menschen geht.

Die Entscheidung fällt weitaus früher: Im Bereich unseres ganz persönlichen und weithin verborgenen Lebens erweist es sich, ob wir ein abenteuerliches Herz haben, das die Trägheit unserer Natur überwindet und uns auf das Gute hin in Bewegung setzt, oder ob wir uns von den tausenderlei Schwierigkeiten, Bedenken und Befürchtungen davon abhalten lassen.

Es ist jedenfalls schwer vorstellbar, dass ein Christ sich vor der Welt durch heroisches Zeugnis auszeichnen wird, der nicht bereit ist, den Kampf gegen die widerspenstige Kraft in sich zu führen, die der Volksmund so anschaulich den „inneren Schweinehund“ nennt. Dem behäbigen Egoisten fehlt die anspornende Erkenntnis: „Sich selbst bekriegen: der schwerste Krieg – sich selbst besiegen: der herrlichste Sieg.“ 

Wer realistisch seine hohe Berufung als Christ und die feindlichen Mächte in sich und um sich herum erwägt, der könnte in Resignation und Verzweiflung sinken: „Bin ich nicht viel zu schwach schon für die Aufgabe, mein eigenes Leben dem Leben meines Herrn gleichförmig zu machen, geschweige denn für einen erfolgreichen Einsatz in der Welt?“ Hier ergeht an alle Menschen guten Willens die frohe Botschaft: Wir haben nicht allein zu streiten! Gott kommt uns mit Seiner Stärke zu Hilfe; ja Er will Seine Kraft gerade in unserer Schwachheit zur Vollendung bringen (vgl. 1 Kor 12,9).

Deshalb haben wir im Sakrament der Firmung die Sieben Gaben des Heiligen Geistes empfangen, unter denen auch die der Stärke ist. Der Geist Gottes also hilft unserer Schwachheit auf (vgl. Röm 8,26). Das freilich entbindet uns nicht vom eigenen Einsatz. Aber die Kraft von oben macht es uns sehr viel leichter, die warme Ecke der Ängstlichen und Trägen zu verlassen, um Zeugen zu werden für Gottes Reich.




 Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Donnerstag, 20. September 2012

Ihr sollt ein Segen sein...

Die Kraft göttlichen Segens hat er denen verliehen, die an seiner Stelle stehen:
Aus dem Geheimnis der christlichen Ehe hat sie der Vater, hat sie die Mutter. Aus dem Geheimnis der Weihe hat sie der Priester.
Aus dem Geheimnis der Taufe und dem königlichen Priestertum der Firmung heraus wird sie dem gegeben, der "Gott liebt aus seinem ganzen Herzen, aus seinem ganzen Gemüte und aus allen seinen Kräften, und seinen Nächsten wie sich selbst". Diesen allen hat Gott die Gewalt gegeben zum Segnen mit seinem eigenen Leben ...

Romano Guardini in : Von heiligen Zeichen; Matthias-Grünewald-Verlag Mainz; AD 1927



Mittwoch, 13. Juni 2012

Firmung in Ingolstadt am 17.06.2012

Am Sonntag, den 17. Juni 2012 um 10.00 Uhr

wird S.Ex. Bischof em. Dr. Walter Mixa

in der Kapelle des Canisius-Konviktes,
 Ingolstadt, Konviktstr.1,

das Sakrament der Firmung spenden.



Die Stiftung befindet sich im Herzen der Ingolstädter Innenstadt,
gegenüber der Kirche "Zur Schönen Unserer Lieben Frau" (Münster).
Parkplätze finden Sie im benachbarten Parkhaus.

An der Harderstraße halten die Omnibusse der
Linien 10 und 11 der Ingolstädter Verkehrsgesellschaft.
Von dort kann die Canisiusstiftung zu Fuß erreicht werden.
+    +    + 

Mittwoch, 28. September 2011

Höre, Kirche in Deutschland, Christus spricht durch den Papst zu dir!

Foto: Lawrence OP; Christus, St. Praxedis, Rom
Liebe Freunde!

Mit Paulus wage ich euch zuzurufen: Macht meine Freude dadurch vollkommen, daß ihr fest in Christus geeint seid! Die Kirche in Deutschland wird die großen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft bestehen und Sauerteig in der Gesellschaft bleiben, wenn Priester, Gottgeweihte und christgläubige Laien in Treue zur jeweils spezifischen Berufung in Einheit zusammenarbeiten; wenn Pfarreien, Gemeinschaften und Bewegungen sich gegenseitig stützen und bereichern; wenn die Getauften und Gefirmten die Fackel des unverfälschten Glaubens in Einheit mit dem Bischof hochhalten und ihr reiches Wissen und Können davon erleuchten lassen. 
Die Kirche in Deutschland wird für die weltweite katholische Gemeinschaft weiterhin ein Segen sein, wenn sie treu mit den Nachfolgern des heiligen Petrus und der Apostel verbunden bleibt, die Zusammenarbeit mit den Missionsländern in vielfältiger Weise pflegt und sich dabei auch von der Glaubensfreude der jungen Kirchen anstecken läßt.

Papst Benedikt XVI. am 25.09.2011 in der Predigt während der Hl. Messe in Freiburg 

(Hervorhebungen durch Administrator)
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