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Samstag, 30. November 2013

Erzbruderschaft vom Tode des hl. Josef - Ein Gebetsapostolat für die Sterbenden



Zum Abschluss des Allerseelenmonats November möchte ich die Gunst der (letzten November-) Stunde nutzen und auf eine Gebetsgemeinschaft hinweisen, die ein sehr wichtiges Apostolat verrichtet: nämlich das Gebet und das Aufopfern guter Werke für eine gute Sterbestunde bzw. einen guten Tod der Sterbenden: Es handelt sich um die Erzbruderschaft vom Tode des hl. Josef, (oder auch "Gebetsgemeinschaft des hl. Josef vom guten Tod") der bekanntlich der Pflegevater Jesu Christi war und der Patron der Sterbenden ist. Vielleicht kann sich auch der ein oder andere Leser dieser Zeilen dazu entschließen, diese Initiative zu unterstützen und Mitglied der Erzbruderschaft zu werden...

Um die Gebetsgemeinschaft sorgt sich das Kloster St. Trudbert in der Schwarzwald-Gemeinde Münstertal. Auf der Homepage der Schwestern kann man sich über die Geschichte und den Gründer der Bruderschaft, Don Luigi Guanella, informieren. Luigi Guanella wurde am 13. Oktober 2013 in Rom heilig gesprochen. Die am 17. Februar 1913 von Papst Pius X. kanonisch anerkannte und dann schnell wachsende Pia unio (Fromme Vereinigung) war bereits sehr bald in der ganzen Welt verbreitet.

Auf der Homepage von St. Trudbert heißt es:
Das oberste Ziel unserer Bruderschaft ist es, durch das Gebet „die Fürsprache des Heiligen Josef, des Patrons der Sterbenden, die Gnade eines guten Todes für diejenigen in aller Welt“  zu erlangen, die dem Heimgang nahe sind. Außer den täglichen Gebeten und Fürbitten sowie der „Immerwährenden heiligen Messe“ für die Sterbenden, ist ein weiteres wichtiges  Ziel die Verbreitung der Verehrung und der Nachahmung der Tugenden des Heiligen Josef. Die „Pia Unione“ möchte eine größtmögliche Anzahl von Gläubigen im Gebet vereinen und außerdem die barmherzigen Werke der „Opera Don Guanella“ zu Gunsten der Behinderten, der Waisen und derjenigen unterstützen, die in Armut leben. Die Pia Unione ist, wie auch die Werke von Don Guanella, in der ganzen Welt verbreitet.

Die Mitglieder der Gebetsgemeinschaft beten zweimal täglich (sinnvollerweise morgens und abends) folgendes Gebet:

Heiliger Josef, Nährvater Jesu Christi und
wahrer Bräutigam der seligsten Jungfrau Maria,
bitte für uns und für die Sterbenden an diesem Tag / in dieser Nacht!


Nähere Informationen, ein Flyer über die Pia Unio zum pdf-Dowload oder Ausdruck sowie das Anmeldeformular sind hier auf den Seiten des Klosters St. Trudbert zu finden.





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von Bloggerkollege Richelieu88, der im Januar 2014 seine Tante dort besucht hat.




Bild: Tod des hl. Josef; Holzrelief; Beichtkapelle Kevelaer; eigenes Foto

Mittwoch, 20. November 2013

Die Gerechtigkeit des Fegefeuers - Ein Klartext von Benedikt XVI.


Nur Gott kann Gerechtigkeit schaffen. Und der Glaube gibt uns die Gewißheit: Er tut es. Das Bild des Letzten Gerichts ist zuallererst nicht ein Schreckbild, sondern Bild der Hoffnung, für uns vielleicht sogar das entscheidende Hoffnungsbild. Aber ist es nicht doch auch ein Bild der Furcht? Ich würde sagen: ein Bild der Verantwortung. Ein Bild daher für jene Furcht, von der der heilige Hilarius sagt, daß all unsere Furcht in der Liebe ihren Ort hat.[1] 

Gott ist Gerechtigkeit und schafft Gerechtigkeit. Das ist unser Trost und unsere Hoffnung. Aber in seiner Gerechtigkeit ist zugleich Gnade. Das wissen wir durch den Blick auf den gekreuzigten und auferstandenen Christus. Beides – Gerechtigkeit und Gnade – muß in seiner rechten inneren Verbindung gesehen werden. Die Gnade löscht die Gerechtigkeit nicht aus. Sie macht das Unrecht nicht zu Recht. Sie ist nicht ein Schwamm, der alles wegwischt, so daß am Ende dann eben doch alles gleich gültig wird, was einer auf Erden getan hat. Gegen eine solche Art von Himmel und von Gnade hat zum Beispiel Dostojewski in seinen Brüdern Karamasow mit Recht Protest eingelegt. Die Missetäter sitzen am Ende nicht neben den Opfern in gleicher Weise an der Tafel des ewigen Hochzeitsmahls, als ob nichts gewesen wäre.

Ich möchte an dieser Stelle einen Text von Platon zitieren, der eine Vorahnung des gerechten Gerichts ausdrückt, die in vielem auch für den Christen wahr und heilsam bleibt. Er spricht – gewiß in mythologischen Bildern, die aber unzweideutig Wahrheit sichtbar machen – davon, daß am Ende die Seelen nackt vor dem Richter stehen werden. Nun zählt nicht mehr, was sie einmal in der Geschichte gewesen waren, sondern nur das, was sie in Wahrheit sind. "Da hat er (der Richter) vielleicht die Seele eines [...] Königs oder Herrschers vor sich und sieht gar nichts Gesundes an ihr. Er findet sie durchgepeitscht und voll von Narben, die von Meineid und Ungerechtigkeit stammen [...] und alles ist schief voll Lüge und Hochmut, und nichts ist gerade, weil sie ohne Wahrheit aufgewachsen ist. Und er sieht, wie die Seele durch Willkür, Üppigkeit, Übermut und Unbesonnenheit im Handeln mit Maßlosigkeit und Schändlichkeit beladen ist. Bei diesem Anblick aber schickt er diese sofort in den Kerker, wo sie die verdienten Strafen erdulden soll [...] Manchmal aber sieht er eine andere Seele vor sich, eine, die ein frommes und ehrliches Leben geführt hat [...]; er freut sich über sie und schickt sie gewiß auf die Inseln der Seligen." [2]

Jesus hat uns zur Warnung im Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus (Lk 16, 19-31) das Bild einer solchen von Übermut und Üppigkeit zerstörten Seele gezeigt, die selbst einen unüberbrückbaren Graben zwischen sich und dem Armen geschaffen hat: den Graben der Verschlossenheit in den materiellen Genuß hinein, den Graben der Vergessenheit des anderen, der Unfähigkeit zu lieben, die nun zum brennenden und nicht mehr zu heilenden Durst wird. Dabei müssen wir festhalten, daß Jesus in diesem Gleichnis nicht von dem endgültigen Geschick nach dem Weltgericht handelt, sondern eine Vorstellung aufnimmt, die sich unter anderem im frühen Judentum findet und einen Zwischenzustand zwischen Tod und Auferstehung meint, in dem das endgültige Urteil noch aussteht.

45. Diese frühjüdische Vorstellung vom Zwischenzustand schließt die Auffassung ein, daß die Seelen nicht einfach nur in einer vorläufigen Verwahrung weilen, sondern schon Strafe erfahren, wie es das Gleichnis vom reichen Prasser zeigt, oder aber auch schon vorläufige Formen der Seligkeit empfangen. Und endlich fehlt nicht der Gedanke, daß es in diesem Zustand auch Reinigungen und Heilungen geben kann, die die Seele reif machen für die Gemeinschaft mit Gott.

Die frühe Kirche hat solche Vorstellungen aufgenommen, aus denen sich dann in der Kirche des Westens allmählich die Lehre vom Fegefeuer gebildet hat. Wir brauchen hier nicht auf die komplizierten historischen Wege dieser Entwicklung zu blicken; fragen wir einfach danach, worum es in der Sache geht.

Die Lebensentscheidung des Menschen wird mit dem Tod endgültig – dieses sein Leben steht vor dem Richter. Sein Entscheid, der im Lauf des ganzen Lebens Gestalt gefunden hat, kann verschiedene Formen haben. Es kann Menschen geben, die in sich den Willen zur Wahrheit und die Bereitschaft zur Liebe völlig zerstört haben. Menschen, in denen alles Lüge geworden ist; Menschen, die dem Haß gelebt und die Liebe in sich zertreten haben. Dies ist ein furchtbarer Gedanke, aber manche Gestalten gerade unserer Geschichte lassen in erschreckender Weise solche Profile erkennen. Nichts mehr wäre zu heilen an solchen Menschen, die Zerstörung des Guten unwiderruflich: Das ist es, was mit dem Wort Hölle [3] bezeichnet wird. Auf der anderen Seite kann es ganz reine Menschen geben, die sich ganz von Gott haben durchdringen lassen und daher ganz für den Nächsten offen sind – Menschen, in denen die Gottesgemeinschaft jetzt schon all ihr Sein bestimmt und das Gehen zu Gott nur vollendet, was sie schon sind.[4]

46. Aber weder das eine noch das andere ist nach unseren Erfahrungen der Normalfall menschlicher Existenz. Bei den allermeisten – so dürfen wir annehmen – bleibt ein letztes und innerstes Offenstehen für die Wahrheit, für die Liebe, für Gott im tiefsten ihres Wesens gegenwärtig. Aber es ist in den konkreten Lebensentscheidungen überdeckt von immer neuen Kompromissen mit dem Bösen – viel Schmutz verdeckt das Reine, nach dem doch der Durst geblieben ist und das doch auch immer wieder über allem Niedrigen hervortritt und in der Seele gegenwärtig bleibt.

Was geschieht mit solchen Menschen, wenn sie vor den Richter hintreten? Ist all das Unsaubere, das sie in ihrem Leben angehäuft haben, plötzlich gleichgültig? Oder was sonst? Der heilige Paulus gibt uns im Ersten Korinther-Brief eine Vorstellung von der unterschiedlichen Weise, wie Gottes Gericht auf den Menschen je nach seiner Verfassung trifft. Er tut es in Bildern, die das Unanschaubare irgendwie ausdrücken wollen, ohne daß wir diese Bilder auf den Begriff bringen könnten – einfach weil wir in die Welt jenseits des Todes nicht hineinschauen können und von ihr keine Erfahrung haben.

Zunächst sagt Paulus über die christliche Existenz, daß sie auf einen gemeinsamen Grund gebaut ist: Jesus Christus. Dieser Grund hält stand. Wenn wir auf diesem Grund stehengeblieben sind, auf ihm unser Leben gebaut haben, wissen wir, daß uns auch im Tod dieser Grund nicht mehr weggezogen werden kann. Dann fährt Paulus weiter: "Ob aber jemand auf dem Grund mit Gold, Silber, kostbaren Steinen, mit Holz, Heu oder Stroh weiterbaut: das Werk eines jeden wird offenbar werden; jener Tag wird es sichtbar machen, weil es im Feuer offenbart wird. Das Feuer wird prüfen, was das Werk eines jeden taugt. Hält das stand, was er aufgebaut hat, so empfängt er Lohn. Brennt es nieder, dann muß er den Verlust tragen. Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch" (3,12-15). In diesem Text zeigt sich auf jeden Fall, daß die Rettung der Menschen verschiedene Formen haben kann; daß manches Aufgebaute niederbrennen kann; daß der zu Rettende selbst durch "Feuer" hindurchgehen muß, um endgültig gottfähig zu werden, Platz nehmen zu können am Tisch des ewigen Hochzeitsmahls.

47. Einige neuere Theologen sind der Meinung, daß das verbrennende und zugleich rettende Feuer Christus ist, der Richter und Retter. Das Begegnen mit ihm ist der entscheidende Akt des Gerichts. Vor seinem Anblick schmilzt alle Unwahrheit. Die Begegnung mit ihm ist es, die uns umbrennt und freibrennt zum Eigentlichen unserer selbst. Unsere Lebensbauten können sich dabei als leeres Stroh, als bloße Großtuerei erweisen und zusammenfallen. Aber in dem Schmerz dieser Begegnung, in der uns das Unreine und Kranke unseres Daseins offenbar wird, ist Rettung. Sein Blick, die Berührung seines Herzens heilt uns in einer gewiß schmerzlichen Verwandlung "wie durch Feuer hindurch". Aber es ist ein seliger Schmerz, in dem die heilige Macht seiner Liebe uns brennend durchdringt, so daß wir endlich ganz wir selber und dadurch ganz Gottes werden.

So wird auch das Ineinander von Gerechtigkeit und Gnade sichtbar: Unser Leben ist nicht gleichgültig, aber unser Schmutz befleckt uns nicht auf ewig, wenn wir wenigstens auf Christus, auf die Wahrheit und auf die Liebe hin ausgestreckt geblieben sind. Er ist im Leiden Christi letztlich schon verbrannt. Im Augenblick des Gerichts erfahren und empfangen wir dieses Übergewicht seiner Liebe über alles Böse in der Welt und in uns. Der Schmerz der Liebe wird unsere Rettung und unsere Freude. Es ist klar, daß wir die "Dauer" dieses Umbrennens nicht mit Zeitmaßen unserer Weltzeit messen können. Der verwandelnde "Augenblick" dieser Begegnung entzieht sich irdischen Zeitmaßen – ist Zeit des Herzens, Zeit des "Übergangs" in die Gemeinschaft mit Gott im Leibe Christi.[5]

Das Gericht Gottes ist Hoffnung, sowohl weil es Gerechtigkeit wiewohl weil es Gnade ist. Wäre es bloß Gnade, die alles Irdische vergleichgültigt, würde uns Gott die Frage nach der Gerechtigkeit schuldig bleiben – die für uns entscheidende Frage an die Geschichte und an Gott selbst. Wäre es bloße Gerechtigkeit, würde es für uns alle am Ende nur Furcht sein können. Die Menschwerdung Gottes in Christus hat beides – Gericht und Gnade – so ineinandergefügt, daß Gerechtigkeit hergestellt wird: Wir alle wirken unser Heil "mit Furcht und Zittern" (Phil 2, 12). Dennoch läßt die Gnade uns alle hoffen und zuversichtlich auf den Richter zugehen, den wir als unseren "Advokaten", parakletos, kennen (vgl. 1 Joh 2, 1).

48. Noch ein Motiv muß hier Erwähnung finden, weil es für die Praxis christlichen Hoffens Bedeutung hat. Wiederum schon im Frühjudentum gibt es den Gedanken, daß man den Verstorbenen in ihrem Zwischenzustand durch Gebet zu Hilfe kommen kann (z.B. 2 Makk 12, 38- 45; 1. Jahrhundert v. Chr.). Die entsprechende Praxis ist ganz selbstverständlich von den Christen übernommen worden, und sie ist der Ost- und Westkirche gemeinsam. Der Osten kennt kein reinigendes und sühnendes Leiden der Seelen im "Jenseits", wohl aber verschiedene Stufen der Seligkeit oder auch des Leidens im Zwischenzustand. Den Seelen der Verstorbenen kann aber durch Eucharistie, Gebet und Almosen "Erholung und Erfrischung" geschenkt werden.

Daß Liebe ins Jenseits hinüberreichen kann, daß ein beiderseitiges Geben und Nehmen möglich ist, in dem wir einander über die Grenze des Todes hinweg zugetan bleiben, ist eine Grundüberzeugung der Christenheit durch alle Jahrhunderte hindurch gewesen und bleibt eine tröstliche Erfahrung auch heute. Wer empfände nicht das Bedürfnis, seinen ins Jenseits vorangegangenen Lieben ein Zeichen der Güte, der Dankbarkeit oder auch der Bitte um Vergebung zukommen zu lassen?

Nun könnte man weiterfragen: Wenn das "Fegefeuer" einfach das Reingebranntwerden in der Begegnung mit dem richtenden und rettenden Herrn ist, wie kann dann ein Dritter einwirken, selbst wenn er dem anderen noch so nahesteht? Bei solchem Fragen sollten wir uns klarmachen, daß kein Mensch eine geschlossene Monade ist. Unsere Existenzen greifen ineinander, sind durch vielfältige Interaktionen miteinander verbunden. Keiner lebt allein. Keiner sündigt allein. Keiner wird allein gerettet. In mein Leben reicht immerfort das Leben anderer hinein: in dem, was ich denke, rede, tue, wirke. Und umgekehrt reicht mein Leben in dasjenige anderer hinein: im Bösen wie im Guten. So ist meine Bitte für den anderen nichts ihm Fremdes, nichts Äußerliches, auch nach dem Tode nicht. In der Verflochtenheit des Seins kann mein Dank an ihn, mein Gebet für ihn ein Stück seines Reinwerdens bedeuten.

Und dabei brauchen wir nicht Weltzeit auf Gotteszeit umzurechnen: In der Gemeinschaft der Seelen wird die bloße Weltzeit überschritten. An das Herz des anderen zu rühren, ist nie zu spät und nie vergebens. So wird ein wichtiges Element des christlichen Begriffs von Hoffnung nochmals deutlich. Unsere Hoffnung ist immer wesentlich auch Hoffnung für die anderen; nur so ist sie wirklich auch Hoffnung für mich selbst.[6] Als Christen sollten wir uns nie nur fragen: Wie kann ich mich selber retten? Sondern auch: Wie kann ich dienen, damit andere gerettet werden und daß anderen der Stern der Hoffnung aufgeht? Dann habe ich am meisten auch für meine eigene Rettung getan.


[1] Vgl. Tractatus super Psalmos, Ps 127, 1-3: CSEL 22, 628- 630.
[2] Gorgias 525a-526c.
[3] Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1033-1037.
[4] Vgl. ebd., Nr. 1023-1029.
[5] Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1030-1032.
[6] Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1032.



Benedikt XVI.  in der Enzyklika "Spe salvi" vom 30.11.2013



Weiteres zum Thema "Purgatorium (Fegefeuer)":

 

Dienstag, 19. November 2013

Einfach so in die Ewigkeit stolpern?

Nicht nur eine Sterbehilfe, die ihren Fokus allein auf das Diesseits richtet, setzt alles daran, die Ewigkeitsperspektive auszublenden, sondern auch die innerkirchliche Mentalität einer Sorglosigkeit gegenüber dem ewigen Heil, die auch nur die leiseste Andeutung der schrecklichen Möglichkeit, ewig verdammt zu werden, verpönt.

Wenn, was die Ewigkeit betrifft, sowieso alles in Butter ist, dann kann es beim Sterben nur darum gehen, es möglichst kurz und schmerzlos zu machen. Während man früher in der Allerheiligen-Litanei darum betete, vor einem plötzlichen, unvorhergesehenen Tod bewahrt zu werden, wird derselbe von vielen zeitgenössischen Christen geradezu gewünscht. Man will sterben, ohne viel davon mitzubekommen. So stolpert man unversehens in die Ewigkeit, ohne einen Gedanken darauf zu verschwenden, wieviel wichtiger als jede irdische Sorge die Vorbereitung auf die Ewigkeit ist.


P. Engelbert Recktenwald FSSP über "Würdevolles Sterben" im "Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt, 23/17.11.2013


Heiliger Josef, Nährvater Jesu Christi
und wahrer Bräutigam der allerseligsten Jungfrau Maria,
bitte für uns und die Sterbenden an diesem Tag!
Amen.


Weiteres zum Thema "Sterbestunde":


    Sonntag, 17. November 2013

    Volkstrauertag 2013



    Im Gedenken an alle Kriegsopfer

    R. I. P.



    Sonntag, 10. November 2013

    P. Bernward Deneke in k-tv: "Ars moriendi"


    Clamormeus hat schon darauf hingewiesen und ich möchte ebenfalls nicht versäumen, auf die interessanten Exerzitienvorträge über die "Ars moriendi" in den kommenden Wochen, passend zum Allerseelenmonat November, aufmerksam zu machen:

    Vortragsreihe von Pater Bernward Deneke FSSP:
    1. Ars moriendi – Die Kunst zu sterben
    2. Das Geheimnis des Todes
    3. Die gute Sterbestunde
    4. Die kirchliche Sterbebegleitung
    5. Hinter dem Schleier

    Sendetermin jeweils:
    • samstags um 12 Uhr

    Wiederholungen der Sendung jeweils:
    • sonntags      um 13.30 Uhr
    • montags      um 9 Uhr
    • dienstags     um 12 Uhr
    • donnerstags um 20 Uhr
    • freitags       um 10 Uhr

    Weitere Sendungen und Infos siehe  k-tv-Programmheft November 2013


    eigenes Foto

    Samstag, 23. März 2013

    Ars moriendi - Die Kunst des Sterbens

    Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

    Es ist schon eine merkwürdige Kunst, über die zwar mitunter viel gesprochen wird, in der aber kein auf Erden Lebender wirklich erfahren ist. Eine Kunst, die zwar über lange Zeit hin ein-, doch nur einziges Mal ausgeübt werden kann. Die Rede ist von der ars moriendi, der Kunst des Sterbens, die ihren Namen dem Traktat "De arte moriendi" des Pariser Universitätskanzlers Johannes Gerson (+ 1429) verdankt. Hätte er sein Buch doch nach seinem Hinscheiden geschrieben, wir dürften ihn als Experten betrachten! Nun aber verhält es sich leider so, dass alle, die mehr oder minder Kluges über dieses Thema zu sagen wissen, den eigenen Tod noch vor sich haben, während wir die Verstorbenen, die wahrhaft Wissenden, darüber nicht befragen können.

    Sterbekunst? Den heutigen Menschen erinnert der Ausdruck vielleicht an die Übung des Memento mori, des Todesgedenkens, wie sie vor allem in Klöstern strenger Observanz gepflegt wurde und hier und da noch gepflegt wird. „Finsteres Mittelalter“ also. In der Gegenwart dürfte diese düstere Angelegenheit allenfalls bei manchen melancholischen Künstlernaturen und einigen todesverliebten Gruftis der Gothic-Szene Anhänger finden. Was aber soll der gewöhnliche, bodenständige Christenmensch damit anfangen? „Man bemüht sich halt, ein braves Leben zu führen. Der Tod wird dann schon von selbst kommen…“

    Doch wer sich die Angelegenheit näher und im Licht des Glaubens ansieht, wird sein Befremden bald aufgeben. Was könnte es denn Wichtigeres geben als einen guten Tod? Von der Sterbestunde hängt nun einmal unsere ganze Ewigkeit ab. Deshalb bitten wir ja in der Allerheiligenlitanei, Gott möge uns vor einem plötzlichen und unvorhergesehenen Tode bewahren. Gewiss, unser gütiger Herr ist kein böswilliger Fallensteller, der einen Menschen ausgerechnet im schlechtesten Augenblick vor Sein Gericht zerren will. Für gewöhnlich wird die letzte Etappe eines Erdenweges wohl eine Art Summe des vorangegangenen Lebens sein. Und dennoch ist es nicht an uns, diese Rechnung selbst zu machen und uns mit Blick auf bisher Vollbrachtes in der Sicherheit zu wiegen, es werde schon alles sein gutes Ende nehmen. Das wäre nicht christliche Hoffnung, sondern Vermessenheit.

    Daher bedarf es einer Vorbereitung auf den Tod. Eben einer ars moriendi. Zu den klassischen Texten dieser Kunst gehören die „Anselmischen Fragen“, so genannt, weil sie lange Zeit dem heiligen Benediktiner, Bischof und Kirchenlehrer Anselm von Canterbury (+ 1109) zugeschrieben wurden. Es sind Fragen, mit denen sich der Mönch – und, die zweite Frage ausgenommen, jeder Mensch – leicht in die Situation seines Sterbens versetzen kann. Wie gut für ihn, wenn er jeweils mit einem beherzten „Ja“ antworten kann! Die Fragen lauten:
     Freust du dich, dass du im christlichen Glauben sterben wirst?
    • Freust du dich, als Mönch zu sterben?
    • Bekennst du, dass du so schlecht gelebt hast, dass du dafür ewige Strafe verdient hättest?
    • Bereust du dies?
    • Hast du den Willen, dich zu bessern, wenn du Zeit hättest?
    • Glaubst du, dass der Herr Jesus Christus für dich gestorben ist?
    • Dankst du Ihm für die Gnade?
    • Glaubst du, dass du nur durch Seinen Tod gerettet werden kannst?
    Im Anschluss an diese Fragen hat man später 12 Punkte der Ermutigung und Selbstprüfung für das Sterben zusammengestellt. Sich regelmäßig über sie zu besinnen, gehört wesentlich zur ars moriendi. Es sind: 

    (1)  Treue zum Glauben der Kirche und 
    (2)  Freude darüber, in diesem Glauben zu sterben; 
    (3)  Gedenken der begangenen Sünden, 
    (4)  Erweckung von Reue und Schmerz sowie 
    (5)  Wille zu Busse und Besserung; 
    (6)  Blick auf das alleinseligmachende Kreuz mit 
    (7)  festem Vertrauen auf den Heilstod Jesu; 
    (8)  Bereitschaft, denen, die mir Unrecht taten, zu vergeben, und 
    (9)  auch selbst andere um Vergebung zu bitten für das Unrecht, das ich ihnen angetan, verbunden mit
    (10) dem Vorsatz, allen Schaden wiedergutzumachen;
    (11) aufrichtige Beichte und
    (12) willige Annahme von Schmerzen, Krankheit und Tod.

    Welche Kluft tut sich auf zwischen solchen ernsthaften Überlegungen und der Mentalität, mit der man dem Sterben in unserer Zeit weithin begegnet – oder vielmehr ausweicht! Dieses seltsame Wechselspiel von ängstlicher Verdrängung des Todes auf der einen Seite, Banalisierung und Sensationsgier auf der anderen Seite: Ist es nicht das glatte Gegenteil der ars moriendi? Und damit übrigens auch der echten ars vivendi, der Lebenskunst, die nur dann gelingen kann, wenn sie das Ende des Weges stets mitbedenkt und die Schritte weise und froh Gott entgegenlenkt.


    Hinweise:
    - mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
    - der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS) 
     


    Samstag, 10. November 2012

    Extra Ecclesiam nulla salus (1)

    Von P. Bernward Deneke FSSP

    „Außerhalb der Kirche kein Heil.“ An dieser Aussage haben sich seit Menschengedenken die Geister gerieben und die Gemüter erhitzt. Maßlos scheint der Anspruch, bedrückend die Konsequenz zu sein. Man sieht vor sich das Bild der Arche, die einsam über die Sintflut dahinfährt. Sie ist zwar nicht so klein wie die des Noah; eine beträchtliche Anzahl von Menschen hat in ihr Platz gefunden. Aber was ist mit den anderen? Sie bilden die massa damnata, die Masse, die dem endgültigen Verderben ausgeliefert ist... 

    Der heutige Katholik – und übrigens nicht erst er – hat Schwierigkeiten mit solchen Vorstellungen. Sie kommen ihm arrogant und unmenschlich vor. Er kann und will, wenn er viele Menschen außerhalb der Kirche betrachtet, einfach nicht annehmen, diese seien alle so schlecht, dass sie Verwerfung und Hölle verdient hätten. Nicht zu vergessen die Aussage des Völkerapostels Paulus über den allgemeinen Heilswillen: „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2,4). Wie sollte das zusammengehen mit einer allein-seligmachenden Kirche, einer einzigen Arche des Heils? 

    Daher ist man schon seit einiger Zeit dazu übergegangen, den Satz „Extra Ecclesiam nulla salus“ zumindest mit einem Fragezeichen zu versehen, häufiger aber noch ihn in sein Gegenteil zu wenden: Außerhalb der Kirche ist sehr wohl Heil! Überhaupt sind die Theologen davon abgekommen, anderen christlichen Konfessionen und nichtchristlichen Religionen ihren Wert als Heilswege abzusprechen. Diese enthalten doch so viel Ehrenwertes und Kostbares, das uns mit Hochachtung statt mit Verachtung erfüllen muss! Und weshalb sollten nicht auch humanistische Atheisten, die oft weitaus angenehmer und hilfsbereiter sind als manche bigotten Katholiken, zur Vollendung in Gott finden können? 

    Gewichtige Fragen und Einwände wie diese werden der Lehre von der heilsnotwendigen Kirchenzugehörigkeit schon seit geraumer Zeit entgegengeworfen. Dennoch hält das römische Magisterium an ihr fest. So führt auch der 1992 veröffentlichte sog. Weltkatechismus das Wort „Außerhalb der Kirche kein Heil“ – das übrigens auf eine ähnliche Formulierung in einem Brief des heiligen Cyprian von Karthago (+ 258) zurückgeht – an, ohne Fragezeichen, aber nicht ohne nachfolgende Erklärung (Nr. 846).

    Damit stellt sich der Katechismus in eine kontinuierliche Linie, die sich über die einschlägigen Aussagen des neuzeitlichen, mittelalterlichen und antiken Lehramtes der Kirche zurückverfolgen lässt bis zu Worten der Apostel und des Herrn selbst. Man denke hier nur an die Strenge des Taufbefehls (Mk 16,16: „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden, wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“). Oder daran, dass sich an der Haltung gegenüber den Gesandten, d.h. den konkreten Kirchenvertretern, die Stellung zu Jesus entscheidet (Lk 10,16: „Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verwirft, der verwirft mich; wer aber mich verwirft, der verwirft den, der mich gesandt hat.“). 

    Bevor wir in der Fortsetzung dieses Artikels auf die Frage nach der Rettung von Menschen außerhalb der sichtbaren Kirche eingehen werden, müssen wir uns darüber klarwerden, weshalb denn die Zugehörigkeit zu ihr durch Taufe, Glauben und Anerkennung der Amtsträger heilsnotwendig sein soll. Ist es nicht reichlich willkürlich, ausgerechnet solche Bedingungen aufzustellen? Ist nicht das Herz des Menschen entscheidend, sein guter Wille, seine Lebensweise – mehr die Orthopraxie als die Orthodoxie, d.h. mehr das rechte Tun als die Rechtgläubigkeit? 

    In derartigen Gedanken verkennt man Jesus Christus, die Kirche und die Verbindung beider. Zu Nikodemus spricht der Herr das geheimnisvolle Wort: „Niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel, außer dem, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, dem Sohn des Menschen, der im Himmel ist.“ (Joh 3,13) Das heißt doch, dass unter allen Menschen nur Er selbst aus dieser Welt in die himmlische Herrlichkeit aufsteigen konnte. Wer daher zum Vater gelangen will, der vermag es ausschließlich durch Ihn (Joh 14,6), ja in Ihm. Er muss, wie Paulus erklärt, durch die Taufe in Christus hinein sterben, um in Ihm zu leben und mit Ihm aufzuerstehen (vgl. Röm 6). 

    Die Weise aber, wie wir in Ihm sein und leben können, ist keine andere als die der Zugehörigkeit zu Seiner Kirche, mit der sich Jesus so sehr gleichsetzt, dass Er dem Kirchenverfolger Paulus zuruft: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ (Apg 9,4) Weil die Kirche wahrhaft Sein Leib ist, deshalb wird nur, wer diesem eingegliedert ist, auch durch, mit und in ihm auferstehen zum ewigen Heil. 

    Wollte die Kirche den anstößigen Satz „Extra Ecclesiam nulla salus“ aufgeben, so käme das nicht nur einem Verrat an der eigenen Lehrüberlieferung gleich. Es wäre darüber hinaus eine Verleugnung ihres eigenen Wesens und letztlich dessen, der ihr Haupt und dessen Leib sie ist. Daher gilt, bei aller Erklärungsbedürftigkeit dieser Formulierung, weiterhin und für alle Zeiten, dass außerhalb der Kirche kein Heil ist!


    Fortsetzung:
    Extra Ecclesiam nulla salus (2)

    Hinweise:
    - mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
    - der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

    Samstag, 11. August 2012

    Eine einmalige Chance (Anmerkung zur Reinkarnation)

    Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

    Hebr 9,27 – eine kleine Katechese über das Sterben

    Oft erkennen wir staunend die Aktualität und Tragweite einzelner Schriftstellen. Sie scheinen wie für unsere Zeit geschrieben, um Antwort auf brennende Fragen zu geben. Ein Beispiel dafür ist der 27. Vers aus dem 9. Kapitel des Hebräerbriefes. Herausgelöst aus dem Satzgefüge, das ihn mit dem darauffolgenden Vers verbindet, lautet er: „Es ist den Menschen bestimmt, einmal zu sterben, und dann kommt das Gericht.“

    Schon beim ersten Hinschauen ist ersichtlich, welche ehernen Wahrheiten hier angesprochen werden, nämlich Tod und Gericht. Sie gehören dem Themenkreis der sogenannten Letzten Dinge an, der in der durchschnittlichen Verkündigung und im Denken vieler Christen recht unterbelichtet ist. Allein schon deshalb steht die Bedeutung von Hebr 9,27 außer Frage.

    Betrachten wir den Vers aber genauer, dann fällt unser Blick bald auf die Worte „bestimmt“ und „einmal“, die uns zunächst eher nebensächlich vorkommen, die aber auf dem Hintergrund gewisser Entwicklungen und Diskussionen der Gegenwart ihre ganze Brisanz offenbaren.

    1) Da ist zunächst die Aussage, es sei uns „bestimmt“, zu sterben. Man fragt sich: Ist der Tod denn wirklich eine unüberwindbare Bestimmung? Oder wird es der rasant fortschreitenden Wissenschaft gelingen, den Menschen in seinem Erbgut derart zu perfektionieren, dass er eines Tages nicht mehr dem Gesetz des Sterben-Müssens unterliegt? Lange schon geistert dieser Traum durch die Geschichte, jetzt aber scheint seine Erfüllung in greifbare Nähe gerückt zu sein.

    Hebr 9,27 erstickt solche falschen Hoffnungen im Keim. Die Formulierung „Es ist dem Menschen bestimmt“ verweist eindeutig auf den Herrn und Schöpfer, der als einziger eine solche Bestimmung verfügen kann. Zwar ist der Tod nicht Gottes Werk, sondern das Ergebnis des menschlichen Abfalls von Seinem Willen, der „Sold der Sünde“ (Röm 6,23). Aber seither steht das Gesetz des Todes unverrückbar da, und jeder Versuch, es außer Kraft zu setzen, ist und bleibt nach Aussage der Schrift zum Scheitern verurteilt. Zu unserem eigenen Glück! Denn die Unsterblichkeit der Menschen würde die gefallene Welt zweifelsohne in eine unerträgliche Hölle verwandeln...

    2) Die zweite vieldiskutierte Frage wird in Hebr 9,27 mit dem Wort „einmal“ angesprochen. Man darf es nicht verstehen wie in dem Satz: „Ich gehe einmal nach Rom und besichtige den Petersdom“ (was ja nicht ausschließt, dass man Rom auch noch weitere Male besucht). Vielmehr ist „einmal“ hier eindeutig gleichbedeutend mit „ein einziges Mal“. Das ergibt sich ebenso aus der Wortwahl des griechischen Urtextes wie aus dem Zusammenhang, in dem die Aussage steht: „Und gleichwie es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, und dann kommt das Gericht, so wurde auch Christus ein einziges Mal geopfert, um die Sünden vieler hinwegzunehmen...“

    Folglich erteilt das Wörtchen „einmal“ den fernöstlich und esoterisch inspirierten Vorstellungen von Seelenwanderung und Wiederverkörperung (Reinkarnation), die derzeit auch unter Christen grassieren, eine Absage. Ein einziges Mal – und nicht einige Male – stirbt der Mensch, um danach vor das persönliche Gericht Gottes zu treten! Diese Einmaligkeit hat auch Papst Johannes Paul II. in seinem Apostolischen Schreiben Tertio Millenio Adveniente vom 10. November 1994 in Erinnerung gerufen: "Die christliche Offenbarung schließt Reinkarnation aus und spricht von einer Vollendung, die im Laufe eines einzigen Erdendaseins zu verwirklichen der Mensch berufen ist." (Nr. 9)

    Viele Argumente stehen gegen die Reinkarnation. So könnte man nicht mehr von der Identität und Individualität der menschlichen Person sprechen, wenn sich ein und dieselbe Seele im Laufe der Zeit als Krieger unter Dschingis Khan, als Stoffhändler zur Zeit Alexanders des Großen, als Hofdame Kleopatras, als Sklavin eines Kalifen von Bagdad, als buddhistischer Mönch in Tibet und augenblicklich als Schreiber dieser Zeilen verkörpern würde.

    Vor allem aber nimmt die Vorstellung der Reinkarnation der menschlichen Existenz den Ernst sittlicher Verantwortung und Verbindlichkeit. Denn da sich unser Leben in immer neuen Anläufen abspielen würde, entstünde eine Lage, vergleichbar der eines Schülers, der darum weiss, dass er die Schulklasse beliebig oft (und in verschiedener Gestalt) durchlaufen kann, bis er irgendwann einmal das Klassenziel erreicht hat.

    Dadurch verlieren die einzelnen Hausaufgaben und Prüfungen ihre Bedeutung. Ebenso hätten menschliche Verfehlungen, ja selbst die schlimmsten Verbrechen angesichts der Wiederverkörperung letztlich kein Gewicht, sondern würden gänzlich relativiert. Was könnte dem gesunden Menschenverstand und der christlichen Sichtweise von unserem Leben radikaler widersprechen? Somit enthält der Vers Hebr 9,27 eine ganze Katechese über die Letzten Dinge: „Es ist den Menschen bestimmt, einmal zu sterben, und dann kommt das Gericht.“


    Hinweise:
    - mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
    - der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)  

    Donnerstag, 17. November 2011

    Kirchhofsweihe

    NOVEMBERGEDANKEN  -  Kultur des Todes

    Am Tage, bevor ein Platz zu einer christlichen Begräbnisstätte eingeweiht wird, werden auf demselben fünf Kreuze aufgepflanzt, eines in der Mitte, welches höher ist als die übrigen, sodann noch vier andere an den äußersten Enden des Platzes. Vor jedem dieser fünf Kreuze wird ein Leuchter ausgestellt, der so beschaffen ist, daß man drei Lichter darauf befestigen kann.

    Friedhof in sw.Katarzyny, Polen

    Nachdem am Tage der Einweihung diese Lichter, fünfzehn an der Zahl, angezündet sind, betet der Priester in der Litanei von allen Heiligen und in einem besonderen Gebete, daß Gott diesen Kirchhof reinigen, segnen, heiligen und weihen wolle, und daß alle Leichname, welche hier ruhen, am großen Tage des Gerichtes mit allen seligen Geistern vereint die Freuden des ewigen Lebens erlangen mögen. (...)

    In den Lichtern mögen wir ein Sinnbild der Gebete erblicken, welche der Priester bei der Einweihung und welche später die Gläubigen auf diesem Platze verrichten, um dadurch den hier Ruhenden die Anschauung der ewigen Herrlichkeit zu erwerben.

    Die Kreuze bedeuten zunächst, daß der Boden von nun an zu christlichem Gebrauche bestimmt sei und von der Kirche in Besitz genommen werde; sodann wird auch sinnbildlich dadurch angedeutet, daß die hierher zur Ruhe Gebrachten von dem Gekreuzigten ihr Heil und ihre Seligkeit erwarten, auf seine Verdienste vertrauen und gleichsam unter dem Schatten des Kreuzbaumes, dem großen Tag der Auferstehung entgegenharren wollen.


    entnommen aus: "Die Schönheit der katholischen Kirche", Gregorius Rippel (1681-1729), Heinrich Himioben, AD 1841, Hugo Pfeil AD 1930 (s. Quellen), S. 340/341 (auch als Google ebook online lesbar)
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