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Mittwoch, 12. Februar 2014

Erwachen zur heiligen Messe

Wir (...) müssen in erster Linie die heiligen Dogmen wieder gründlich erfassen und die Dinge wieder auf ihren Ursprung zurückführen. Die heilige Messe und all das Göttliche, das sie umkleidet, stellt uns wieder an den rechten Platz und sagt uns, was wir sind und was wir werden müssen und wie dies einzig geschehen kann. Danken wir's dem lieben Gott, es geht heute ein erfreuliches Erwachen zur heiligen Messe durch die katholische Welt. Die Vorurteile gegen die sogenannte liturgische Bewegung sind im Schwinden begriffen. Das Misstrauen war ja begreiflich und vielfach berechtigt.

Schon die nicht sehr glücklich gewählte Bezeichnung dieser Strömung führte zu Missbräuchen. Den Schwerpunkt auf "Bewegung" legend, erging man sich, oder noch schlimmer, gefiel man sich in möglichst ausgiebigem äußerlichem Tun, ohne von der Seele des Geschehens erfasst zu werden. Gemeinschaftsmessen ohne Kenntnis unseres Lebens in Christus, Opfergang ohne Wissen um die Beziehungen unseres Opfers zu Christi Opfer, Geringschätzung des Privatgebetes und der Volksandachten, pietätloses Verdrängen tief eingewurzelter frommer Bräuche im kirchlichen Leben: solche und ähnliche Auswüchse konnten nicht gebilligt werden und mussten dem nüchtern Überlegenden doch zu denken geben.

Aber da, wo die liturgische Bewegung richtig verstanden und gepflegt wird, ist sie das Werk des Heiligen Geistes, der Seine Kirche leitet und ihr immer die nötigen Sicherungen gegen die Gefahren der Zeit verleiht. Sie ist ja nichts anderes als das Erwachen der Herzen zur erbarmenden Heilstat Christi, wie sie - einmal im Judenlande sichtbar vollzogen - jetzt unter dem Schleier des Geheimnisses im Kult der heiligen Kirche unsichtbar gegenwärtig gesetzt wird.

Sie ist das Bestreben, durch tätige Anteilnahme am heiligen Opfer möglichst tief in diesen Akt Christi aufgenommen und durch Ihn in den neuen Menschen verwandelt zu werden.


aus: "Eucharistie und Erziehung"; Päpstliche Theodosius-Buchdruckerei Ingenbohl, S.6/7

 

Weiteres zum Thema "Participatio actuosa":


Samstag, 27. Juli 2013

P. Bernward Deneke: Participatio actuosa


Noch immer gibt es Katholiken, die es vorziehen, der Heiligen Messe in Schweigen und Sammlung beizuwohnen. Anzeichen der Geschäftigkeit sucht man bei ihnen vergebens. Das Geschehen am Altar aufmerksam verfolgend oder über ihr Buch gebeugt betend, wirken sie in den lebhaften Gottesdiensten wie Inseln inmitten des bewegten Meeres, wie Einsiedler in einer unruhigen Stadt. Kein Wunder, dass solche Personen der „alten Messe“ häufig den Vorzug geben, die ja, in lateinischer Kultsprache (*) zelebriert und aufgrund der vielen leisen Gebete des Priesters weitaus stiller als die neue Form, den Gläubigen nicht auf eine bestimmte Weise der Teilnahme festlegt, sondern ihm Freiraum für Beschaulichkeit gewährt. 

Solche Vorlieben sind allerdings manchen Mitchristen ein Dorn im Auge. Wie kann man so hinter der allgemeinen Entwicklung zurückbleiben und sich dem Fortschritt verweigern? Ging es denn der Liturgischen Bewegung nicht schon in ihren Anfängen, also um die Mitte des 19. Jahrhunderts, darum, die Kluft zwischen Altar und Kirchenschiff zu überbrücken und dem priesterlichen Volk der Getauften einen echten Anschluss an das gottesdienstliche Geschehen zu ermöglichen? Dass die Gläubigen „nicht in der Messe beten, sondern die Messe beten sollen“, ist eine Formulierung, die mit dem heiligen Papst Pius X. (+ 1914) in Verbindung gebracht wird. Und vor allem das Zweite Vatikanische Konzil wollte endgültig jedem frommen Eigenbrötlertum in der Kirchenbank ein Ende setzen: Die Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium (1963) fordert und fördert doch ausdrücklich eine participatio actuosa. Was will das anderes besagen, als dass sich nun alle Anwesenden tätig am Gottesdienst beteiligen sollen, anstatt in abseitiger Passivität ihren devotionalen Vorlieben zu frönen? 

Bald nach dem Konzil wurden aus dem Prinzip der participatio actuosa weitergehende Folgerungen abgeleitet. Eine gesteigerte Aktivität im Sinne von diversen Aktivitäten der Gläubigen entstand. Zu den Diensten der Ministranten und der Musiker (Sänger und Organist), die seit eh und je von Laien verrichtet wurden, traten neue Aufgaben hinzu, so der Vortrag von Lesungen, Fürbitten und Meditationstexten, ja sogar – noch vor einem halben Jahrhundert völlig undenkbar! – das Austeilen der Kommunion durch Personen ohne Weihesakrament. Das alles im Namen der participatio actuosa, der sich jene Ewiggestrigen entziehen möchten... 

Die Frage, ob die participatio actuosa hier richtig verstanden wird und ob sie tatsächlich einen vorwiegend kontemplativen Mitvollzug der Heiligen Messe ausschließt, ist von grundsätzlicher Art. Zunächst kann man sie auf der sprachlichen Ebene beantworten. Die Untersuchung des lateinischen Wortes actuosa ergibt, dass dieses keineswegs gleichbedeutend ist mit activa. Gemeint ist gerade nicht ein äußeres Aktivsein bis hin zum Aktivismus, sondern mehr die erfüllte Innenseite sinnvoller Tätigkeit. 

Dazu treten inhaltliche Überlegungen. Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., gibt zu bedenken, dass beim katholischen Gottesdienst die wesentliche Aktivität nicht aufseiten des Menschen, sondern auf der Seite des Herrn liegt. ER wird unter uns gegenwärtig. ER bringt sich durch die Hände des Priesters dem himmlischen Vater dar als reine, heilige, makellose Opfergabe. ER schenkt sich den Gläubigen im Sakrament. Daraus ergibt sich für Ratzinger, „dass nur die oratio [das Gebet] das Eigentliche ist und dass sie wiederum deshalb wichtig ist, weil sie Raum gibt für die actio Gottes.“ So ist von uns zunächst verlangt, ehrfürchtig vor dem zurückzutreten, was Gott wirkt, um es dann lebendig mitzuvollziehen und gleichsam in Seine Tat einzugehen. Weil dieses erhabene Geschehen der Messe wesentlich geistiger, übernatürlicher Art ist, muss auch der Mitvollzug geistiger und gnadenhafter Art sein. Wahre participatio actuosa geschieht also vor allem im Gebet – und ohne Gebet ist es überhaupt keine Teilnahme und Teilhabe an den heiligen Geheimnissen!

Solche Einsicht entlarvt die Entwicklung, die sich in den letzten Jahrzehnten in den meisten Gotteshäusern abgespielt hat, als Irrweg, und rechtfertigt das Bemühen derjenigen, die in der Heiligen Messe mehr die Kontemplation als die eigene Aktion suchen. Bereits 1947 hat Papst Pius XII. in seiner Liturgie-Enzyklika Mediator Dei den Kern der participatio actuosa auf den Punkt gebracht: „Es sollen alle Gläubigen bedenken, dass es eine ganz hohe Pflicht und große Würde für sie bedeutet, teilzunehmen am eucharistischen Opfer, und zwar nicht müßigen und gleichgültigen Geistes, der sich zerstreut und anderen Dingen nachgeht, sondern so innerlich und selbsttätig, dass sie aufs engste mit dem Hohenpriester sich verbinden.“

P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad
 Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)




(*) Anm. von FW: "Hat die Kirche nicht mit weiser Absicht den Schleier der Kultsprache über die Liturgie gebreitet, weil eben das Mysterium nicht im grellen Lichte des Alltags stehen soll? Ist es deshalb nötig, daß alle Texte verdeutscht werden, alle Riten bis ins letzte sichtbar sind? Geht damit nicht etwas Unersetzliches, eben der Schimmer der Heiligkeit, den das Volk mehr schätzt als Verständlichkeit bis ins letzte, verloren? Die sicher sehr gute Absicht, das Volk zur aktiven Teilnahme an der Liturgie zurückzuführen, darf nicht zur demokratischen Gleichmacherei ausarten." (Odo Kasel) Quelle


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Dienstag, 23. Oktober 2012

Martin Mosebach: Participatio actuosa

Der Publizist Martin Mosebach über einen Aspekt der "participatio actuosa", der tätigen Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie, die heutzutage oft einseitig als aktivistisches äußeres Ausführen einer sichtbaren Tätigkeit, als ein äußeres "Sich-Einbringen" in des Gottesdienst, definiert wird:

"Die vielberufene "tätige Teilnahme" der Gemeinde an der Feier der Heiligen Messe wird in der Tradition der Katholischen Kirche keineswegs so eng definiert, wie es inzwischen üblich geworden ist. "Tätig teilnehmen" kann der Gläubige auf viele Weisen. Er kann mit dem Priester gemeinsam Schritt für Schritt auf die Höhepunkte der Geheimnisse zuschreiten und sein Beten ebenso wie die Gebete des Priesters den überlieferten Haltungen unterwerfen.

Er kann aber auch das Werk Christi, das sich in der Heiligen Messe vollzieht, einfach betrachten, womöglich sogar, ohne die Gebete der Liturgie im einzelnen mitzubeten, sondern das sich vor seinen Augen entfaltende Wunder in Einsamkeit stumm anbeten.

Es gehört zu den großen Paradoxa der heiligen Messe, daß sie in ihrer liturgischen Strenge das unliturgische, das radikal persönliche betrachtende Gebet in besonderer Weise möglich macht."

Martin Mosebach in "Häresie der Formlosigkeit"; Carl Hanser Verlag München AD 2007; S. 127/128 (s. Quellen)


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Bild: Quelle

Mittwoch, 25. Juli 2012

Mitvollzug der Liturgie mit und in Jesus Christus


In Bezug auf den Mitvollzug der Liturgie, und hier besonders auf den Mitvollzug der Heiligen Messe, schreibt der Philosoph Dietrich von Hildebrand:
Nur der Gottmensch Jesus Christus kann Gott auf angemessene Weise anbetend lieben. Er allein ist ganz heilig, nur er verherrlicht in ganz angemesener Weise durch seine Heiligkeit Gott, und nur er allein kann endlich Gott angemessen loben und preisen.

Der letzte übernatürliche Sinn jedes Menschen ist darum die Umgestaltung in Christus. Nur aus ihm, mit ihm und in ihm können wir Gott angemessen anbetend lieben und Gott loben, und nur in dem Maße können wir auch heilig werden, als nicht mehr wir selbst leben, sondern Christus in uns, beziehungsweise als das uns in der Taufe eingepflanzte göttliche Leben zur vollen Entfaltung in uns kommt.

Daß Christus in uns nachgebildet wird, ist das Wesen aller Heiligung. Dieses in Christus Umgestaltetwerden schließt aber nicht nur die liebende Anbetung des Vaters mit Christus und in Christus ein, sondern auch den Mitvollzug des Opfers Christi und das Mitsprechen des "Wortes", des allein gültigen Lobes und der Verherrlichung, das Christus zu seinem himmlischen Vater spricht.

Wir dürfen schon in unserer Gebrechlichkeit und Unvollkommenheit in das Lob der Engel einstimmen, weil wir als Glieder des mystischen Leibes Christi mit dem Haupte beten. Und wir werden in Christus mehr und mehr umgestaltet, je mehr wir diesen zentralen Teil des Lebens Christi, die ausdrückliche Verherrlichung des Vaters in dem "laudare", ganz mitvollziehen.

Ja wir wachsen in die anbetende Liebe Christi zum Vater gerade auch dadurch hinein, daß wir diese erhabene Frucht seiner anbetenden Liebe, das laudare und glorificare, bewußt mitvollziehen.
aus Dietrich von Hildebrand: Liturgie und Persönlichkeit, S. 22 (s. Quellen)


Mittwoch, 23. Mai 2012

Authentische Teilnahme der Gläubigen an der Messfeier

Auf den Hinweis von sacerdos viennensis bei Echo Romeo zur Diskussion um die "tätige", "wirksame" oder wie es in dem Apostolischen Schreiben Benedikt XVI. heißt: "authentische" Teilnahme der Gläubigen an der Heiligen Messe, hier nun im Folgenden die diesbezüglich wichtigsten Passagen aus dem nachsynodalen apostolischen Schreiben Sacramentum caritatis vom 22. Februar 2007:

(Die Fußnoten führen durch Anklicken zum Originaldokument von vatican.va, sind aber auch hier unterhalb des Synodentextes angeführt.)

Actuosa participatio

Authentische Teilnahme

52. Das Zweite Vatikanische Konzil hatte zu Recht mit besonderer Eindringlichkeit von der aktiven, vollen und fruchtbaren Teilnahme des ganzen Gottesvolkes an der Eucharistiefeier gesprochen. [155] Sicherlich hat die in diesen Jahren verwirklichte Erneuerung beachtliche Fortschritte in der von den Konzilsvätern gewünschten Richtung begünstigt. Dennoch dürfen wir nicht über die Tatsache hinwegsehen, daß sich dabei gelegentlich eine mangelnde Einsicht gerade in den eigentlichen Sinn dieser Teilnahme gezeigt hat. Darum muß geklärt werden, daß mit diesem Begriff nicht eine einfache äußere Aktivität während der Feier gemeint ist.

In Wirklichkeit ist die vom Konzil erwünschte aktive Teilnahme in viel wesentlicherem Sinn zu verstehen, angefangen von einer tieferen Bewußtheit des Mysteriums, das gefeiert wird, und seiner Beziehung zum täglichen Leben. Die Empfehlung der Konzilskonstitution Sacrosanctum Concilium, welche die Gläubigen aufruft, der eucharistischen Liturgie nicht „wie Außenstehende und stumme Zuschauer“ beizuwohnen, sondern „die heilige Handlung bewußt, fromm und tätig“ mitzufeiern, [156] ist nach wie vor voll gültig.

Das Konzil fuhr fort, indem es die Überlegungen entfaltete: Die Gläubigen sollen „sich durch das Wort Gottes formen lassen“ und „am Tisch des Herrenleibes Stärkung finden. Sie sollen Gott danksagen und die unbefleckte Opfergabe darbringen nicht nur durch die Hände des Priesters, sondern auch gemeinsam mit ihm und dadurch sich selber darbringen lernen. So sollen sie durch Christus, den Mittler, von Tag zu Tag zu immer vollerer Einheit mit Gott und untereinander gelangen.“ [157]


Teilnahme und priesterlicher Dienst

53. Die Schönheit und die Harmonie der liturgischen Handlung finden einen bedeutungsvollen Ausdruck in der Ordnung, in der jeder berufen ist, aktiv teilzunehmen. Das verlangt die Anerkennung der verschiedenen hierarchischen Rollen, die in die Zelebration selbst einbezogen sind. Es ist hilfreich, daran zu erinnern, daß die aktive Teilnahme an ihr nicht unbedingt mit der Ausübung eines besonderen Dienstes zusammenfällt.

Nicht dienlich ist der aktiven Teilnahme der Gläubigen vor allem eine Verwirrung, die auf der Unfähigkeit beruht, in der kirchlichen Gemeinschaft die verschiedenen Aufgaben zu unterscheiden, die jedem zukommen. [158] Im besonderen ist es notwendig, daß bezüglich der spezifischen Aufgaben des Priesters Klarheit herrscht. Wie die Tradition der Kirche bestätigt, ist er in unersetzlicher Weise derjenige, welcher der gesamten Eucharistiefeier vorsteht, vom Eröffnungsgruß bis zum Schlußsegen. Kraft der heiligen Weihe, die er empfangen hat, vertritt er Jesus Christus, das Haupt der Kirche, und in der ihm eigenen Weise auch die Kirche selbst. [159]

Jede Feier der Eucharistie wird vom Bischof geleitet, „entweder von ihm selbst oder durch die Priester als seine Helfer“. [160] Eine Hilfe hat er im Diakon, dem in der Feier einige spezifische Aufgaben zukommen: Bereitung des Altars, Assistenz des Priesters, Verkündigung des Evangeliums, eventuell die Predigt, Führung der Gemeinde bei den Fürbitten, Austeilung der Kommunion. [161] Im Zusammenhang mit diesen, an die Weihe gebundenen Diensten stehen andere liturgische Dienste, die lobenswerterweise von Ordensleuten und entsprechend vorbereiteten Laien ausgeübt werden. [162]  (...)


Persönliche Bedingungen für eine „actuosa participatio“

55. Bei der Erörterung des Themas der actuosa participatio der Gläubigen am heiligen Ritus haben die Synodenväter auch die persönlichen Bedingungen hervorgehoben, die für jeden erforderlich sind, um fruchtbar teilnehmen zu können. [168]

Ein Element dabei ist sicherlich der Geist fortwährender innerer Umkehr, der das Leben aller Gläubigen kennzeichnen muß. Man kann sich keine aktive Teilnahme an der eucharistischen Liturgie erwarten, wenn man nur oberflächlich dabei ist, ohne zuvor das eigene Leben überprüft zu haben. Eine solche innere Bereitschaft wird gefördert zum Beispiel durch Sammlung und Schweigen, zumindest einige Momente vor Beginn der Liturgie, durch Fasten und, wenn nötig, durch die sakramentale Beichte. Ein mit Gott versöhntes Herz befähigt zu wahrer Teilnahme.

Im besonderen muß man die Gläubigen daran erinnern, daß eine actuosa paticipatio an den heiligen Mysterien nicht zu realisieren ist, wenn man nicht zugleich versucht, aktiv am kirchlichen Leben in seiner Ganzheit teilzunehmen, was auch den missionarischen Einsatz einschließt, die Liebe Christi in die Gesellschaft hineinzutragen.

Zweifellos ist die volle Teilnahme an der Eucharistie dann gegeben, wenn man auch selbst die Kommunion empfängt. [169] Trotzdem muß darauf geachtet werden, daß diese richtige Aussage bei den Gläubigen nicht zu einem gewissen Automatismus führt, so als habe man, nur weil man sich während der Liturgie in der Kirche befindet, das Recht oder vielleicht sogar die Pflicht, zum eucharistischen Mahl zu gehen.

Auch wenn es nicht möglich ist, die sakramentale Kommunion zu empfangen, bleibt die Teilnahme an der heiligen Messe notwendig, gültig, bedeutungsvoll und fruchtbar. Unter diesen Umständen ist es gut, das Verlangen nach der vollen Vereinigung mit Christus zu pflegen, zum Beispiel mit der Praxis der geistlichen Kommunion, an die Johannes Paul II. erinnert [170] und die von heiligen Lehrmeistern des geistlichen Leben empfohlen wird. [171]

(Hervorhebungen durch Fettdruck von Administrator)

Anmerkungen:
[155]Vgl. Konst. über die heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium, 14-20; 30f; 48f; Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Instruktion Redemptionis Sacramentum (25. März 2004), 36-42: AAS 96 (2004), 561-564.
[156]Nr. 48.
[157]Ebd.
[158]Vgl. Kongregation für den Klerus und andere Dikasterien der Römischen Kurie, Instr. zu einigen Fragen über die Mitarbeit der Laien am Dienst der Priester Ecclesiae de mysterio (15. August 1997): AAS 89 (1997), 852-877.
[159]Vgl. Propositio 33.
[160]Allgemeine Einführung in das Römische Meßbuch, 92.
[161]Vgl. Ebd., 94.
[162]Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret über das Laienapostolat Apostolicam actuositatem, 24; Allgemeine Einführung in das Römische Meßbuch, Nr. 95-111; Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Instr. Redemptionis Sacramentum (25. März 2004), 43-47: AAS 96 (2004), 564-566; Propositio 33: „Diese Ämter müssen einem spezifischen Mandat gemäß und den wirklichen Erfordernissen der feiernden Gemeinde entsprechend eingeführt werden. Die mit diesen liturgischen Laiendiensten beauftragten Personen müssen sorgsam ausgewählt, gut vorbereitet und mit einer ständigen Weiterbildung begleitet werden. Ihre Ernennung muß auf Zeit erfolgen. Sie müssen in der Gemeinde bekannt sein und von ihr auch eine dankbare Anerkennung empfangen.“
[168]Vgl. Propositio 35; Zweites Vatikanisches Konzil, Konst. über die heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium, 11.
[169]Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, 1388; Zweites Vatikanisches Konzil, Konst. über die heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium, 55.
[170]Vgl. Enzyklika Ecclesia de Eucharistia (17. April 2003), 34: AAS 95 (2003), 456.
[171]Darunter zum Beispiel Thomas von Aquin, Summa Theologiae, III, q. 80, a. 1,2; Theresia von Jesus, Weg der Vollkommenheit, Kap. 35. Die Lehre ist vom Konzil von Trient maßgebend bestätigt worden: 13. Sitzung, Kap. VIII.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Caritas ohne Beziehung zu Gott?

Eine Antwort auf die These von Prälat Dr. Peter Neher, kirchliche Caritas sei auch ohne eine Beziehung zu Gott möglich


Am 27.September 2011 erschien in der Badischen Zeitung als Reaktion auf die Freiburger Rede des Papstes vom 25.09.2011 ein Interview mit dem Präsidenten des Deutschen Caritas-Verbandes Prälat Dr. Peter Neher (a).

Benedikt XVI. hatte in besagter Rede Folgendes gesagt:

"Um so mehr ist es wieder an der Zeit, die wahre Entweltlichung zu finden, die Weltlichkeit der Kirche beherzt abzulegen. Das heißt natürlich nicht, sich aus der Welt zurückzuziehen, sondern das Gegenteil.

 Eine vom Weltlichen entlastete Kirche vermag gerade auch im sozial-karitativen Bereich den Menschen, den Leidenden wie ihren Helfern, die besondere Lebenskraft des christlichen Glaubens zu vermitteln. "Der Liebesdienst ist für die Kirche nicht eine Art Wohlfahrtsaktivität, die man auch anderen überlassen könnte, sondern er gehört zu ihrem Wesen, ist unverzichtbarer Wesensausdruck ihrer selbst" (Enzyklika Deus caritas est 25).

Allerdings haben sich auch die karitativen Werke der Kirche immer neu dem Anspruch einer angemessenen Entweltlichung zu stellen, sollen ihr nicht angesichts der zunehmenden Entkirchlichung ihre Wurzeln vertrocknen. Nur die tiefe Beziehung zu Gott ermöglicht eine vollwertige Zuwendung zum Mitmenschen, so wie ohne Zuwendung zum Nächsten die Beziehung zu Gott verkümmert."

Der verweltlichte Standpunkt des Caritaspräsidenten

Prälat Dr. Neher verneint jedoch den Zusammenhang der Notwendigkeit einer "tiefen Beziehung zu Gott" und kirchlicher Caritas. Für ihn braucht kirchliche Sozialarbeit dieses "Mehr" durch den gelebten christlichen Glauben nicht.

Allein durch die "konkrete Tat und Begegnung" erfülle die Kirche ihren Auftrag. Auch ohne spezifisch christlichen Hintergrund der Helfer und Einrichtungen sei der "Dienst am Nächsten (...) selbst Ausdruck des Glaubens und der kirchlichen Sendung". „Der Menschen wegen und nicht um ihrer selbst willen hat sich die Kirche sozial zu engagieren und damit implizit einen menschenfreundlichen Gott zu verkünden", so Neher in einem Vortrag bei der Tagung "Religion im öffentlichen Raum" der Adenauerstiftung am 30.08.2011 (b).

Wollte der Papst mit seiner Rede in Freiburg durch die Forderung eines "wahren Humanismus" nicht gerade eine solche Einstellung eines rein mitmenschlichen Humanismus ("der Menschen wegen") in Frage stellen? Wollte er nicht gerade dazu ermutigen, durch Ent-weltlichung zu einer von christlichem Glaubensgeist durchdrungenen, gelebten NächstenLIEBE zu finden

Prälat Dr. Neher wehrt sich deswegen auch gegen den Begriff der "Ent-weltlichung", den der Papst in seiner Rede für caritative Einrichtungen der katholischen Kirche angemahnt hatte. Das Evangelium und die darauf aufbauende Soziallehre der Kirche seien die Fundamente für die Sozialarbeit. Eine Pflicht für die Mitarbeiter, eine lebendige Beziehung zu Gott aufzubauen, den christlichen Glauben selbst zu leben könne daraus aber nicht abgeleitet werden...schließlich dürfe "christlicher Glaube nie auferlegt werden" - und das gelte, so Prälat Dr. Neher, auch für Caritas-Mitarbeiter (a).

Reicht es also aus in Leitlinien und sonstwo zu erklären, das Evangelium und die darauf aufbauende Soziallehre der Kirche seien Fundament des kirchlichen Auftrages, und dieser sei allein durch diese Feststellung schon erfüllt?

Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997)
Die Antwort darauf ist ein eindeutiges: Nein. Vielmehr muss dieses Fundament mit Leben gefüllt werden. Nicht toter Buchstabe gilt hier, sondern aus tiefem Glauben gelebtes Christentum. Wenn hinter christlicher Caritas nicht eine christliche Persönlichkeit steht, die durch ihr Handeln den eigentlichen Wohltäter durchblicken lässt, nämlich Christus, dann ist es eine leere, eine entleerte Caritas, vielleicht eine humanitäre Hilfe aber keine Nächstenliebe im Sinne des Christentums.

Soziale Arbeit, gleich aus welcher Motivation (des einzelnen Mitarbeiters) heraus "sei immer auch Verweis auf einen menschenfreundlichen Gott" meint Neher. Das mag sein, aber das gilt auch für die Sozialarbeit aller anderen Wohlfahrts- und Hilfsorganisationen ohne dass diese einen spezifisch christlichen Charakter hätten.

Der Papst ruft mit seiner Rede von der "Ent-weltlichung" dazu auf, genau dieses spezifisch Christliche, nämlich die christlich motivierte Nächstenliebe in den Formen organisierter kirchlicher Einrichtungen zu verwirklichen.

Der Auftrag der Kirche erfüllt sich erst dann, wenn jeder Mitarbeiter der Caritas, der kirchlich organisierten sozial-karitativen Arbeit, diesen Anspruch und dieses Fundament sich zu eigen gemacht hat und selbst aus diesem Fundament lebt.

Das bedeutet, dass jeder Mitarbeiter kirchlicher Caritas das Evangelium Jesu Christi, das Wort Gottes angenommen haben muss und darum bemüht ist, dieses im eigenen Leben - auch unabhängig und außerhalb der organisierten Caritas - umzusetzen.

Dazu gehören Teilnahme am Leben der Kirche, eine lebendige Beziehung zu Christus, auch durch ein Gebetsleben, Anerkennung der Kirche als dem von Christus selbst gestifteten Heilssakrament und  deren Sendung zum Heile aller Menschen sowie die Bejahung der ganzen unverfälschten Lehre der Kirche.

Hierzu zählen auch regelmäßiger Sakramentenempfang (u. a. Beichte, Kommunion) sowie ein den katholischen Überzeugungen entsprechender Lebenswandel aus tiefster eigener Überzeugung (1) und nicht zuletzt ein Streben nach persönlicher Heiligkeit.

Kamillus v. Lellis (1550-1614); wikipedia
Ein leuchtendes Beispiel dazu geben uns die Mitglieder der Ordensge-meinschaften, die zu eben diesem Zweck gegründet wurden, so z. B. die Kamillianer des hl. Kamillus von Lellis, die Vinzentinerinnen des hl. Vinzenz von Paul, die Missionarinnen der Nächstenliebe der sel. Mutter Teresa von Kalkutta und viele, viele andere.

Erst dann kann "kirchliches Liebeshandeln seine volle Leuchtkraft" behalten und geht nicht einfach auf in eine "Variante im allgemeinen Wohlfahrtswesen" (2).

Um es anders auszudrücken:
Allein - ganz unzweifelbar wichtige - berufliche Kompetenz genügt nicht für wahrhafte Mitarbeiter der Caritas (3), sondern die Nächstenliebe muss "Folge ihres Glaubens" sein, "der in der Liebe wirksam wird" (ebd.).

Für alle Verantwortlichen, Mitarbeiter, Helfer, ob haupt-oder ehrenamtlich, muss es "kennzeichnend sein, daß sie nicht bloß auf gekonnte Weise das jetzt Anstehende tun, sondern sich dem anderen mit dem Herzen zuwenden, so daß dieser ihre menschliche Güte zu spüren bekommt" (4).

Diakonia (Dienst der Liebe) kann nicht losgelöst von den beiden anderen wesenhaften Aufträgen der Kirche gedacht werden: von der Verkündigung von Gottes Wort (kerygma-martyria) und der Feier der Sakramente (leiturgia) (5). Sie, die Diakonia, ist "opus proprium": "ureigenste Aufgabe" der Kirche, von der sie "nie dispensiert werden" kann. (6).


Zeit zu reden - Zeit zu schweigen

Wenn der "Christ weiß, wann es Zeit ist von Gott zu sprechen und wann es recht ist zu schweigen" (a;b), dann in dem Sinne, dass durch sein Schweigen die Liebe derart hervortritt, dass es auch ohne Worte Zeugnis von Gott wird. Das setzt den überzeugten und festen Glauben des Mitarbeiters voraus.

Deswegen ist es "Aufgabe der karitativen Organisationen der Kirche (...), dieses Bewußtsein in ihren Vertretern zu kräftigen, so daß sie durch ihr Tun wie durch ihr Reden, ihr Schweigen, ihr Beispiel glaubwürdige Zeugen Christi werden" (7).

Vinzenz v. Paul (1581-1660)
Was Papst Benedikt XVI. in seiner Ansprache sagt, ist genau dies:
Auch wenn "jede soziale Arbeit immer auch Verweis auf einen menschenfreundlichen Gott ist" (Neher zur BZ), so ist der kirchliche Auftrag zur Caritas ein fundamental anderer:

Nämlich keine "Variante im allgemeinen Wohlfahrtswesen" (8) sondern durch Ent-weltlichung - oder positiv ausgedrückt - durch eine zutiefst in Christus verwurzelte Grundhaltung der Organisation und ihrer Vertreter ein Leuchtturm gelebten Christentums in der Welt zu sein - ganz im Sinne von "caritas urget nos", "die Liebe drängt uns" (Gal 5,14)! (9)

Es reicht also auch nicht aus, "Mitarbeitenden" ein "geistliches Angebot" zu machen, "damit sie ihre eigene Arbeit vor dem Hintergrund eines christlichen Glaubens reflektieren können" und "sprachfähig" anderen gegenüber sind (a). Wird dieser Hintergrund nicht verinnerlicht und sich zu eigen gemacht und gelebt, so ist die Caritas nicht echt sondern vorgegebenes Schein-Christentum - im Grunde: Heuchelei.

Damit aber wird kirchlich organisierte Caritas unglaubwürdig und dem Anspruch, den sie selbst und die Welt an sie stellt, nicht gerecht. Es ist ein Armutszeugnis für den Caritasverband, wenn deren Präsident Prälat Dr. Neher anmahnt (11), dass es seitens der Kirche möglich sein müsse, als Vertreter bzw. Mitarbeiter der Caritas, entgegen dem Glauben zu leben, den sie doch durch ihren Liebesdienst bezeugen sollen.

Es wäre also angebracht, Bewerber für eine Tätigkeit im kirchlich organisierten sozial-karitativen Dienst auf ihre Eignung auch im Hinblick auf ihr christlich-kirchliches Zeugnis zu prüfen und Ausbildung auch in diesem Sinne überzeugender zu gestalten.

Denn mit der "echt religiösen Grundhaltung" (10) ihrer Mitarbeiter, die sich aus dem Glauben heraus zum Liebesdienst, zur Hingabe ihrer selbst an die Armen, Kranken, Benachteiligten und Notleidenden entschließen, steht und fällt die Glaubwürdigkeit der (auch organisierten) christlichen Caritas.

Es mag vielleicht überraschen, aber auch Laien - nicht nur Ordensleute - sind aufgerufen, IN und MIT der Kirche aus tiefer Christusbezogenheit Caritas zu üben. Auch das ist eine Form der Participatio actuosa, eine tätigwerdende Teilnahme der Laien an der Sendung der Kirche.

F.W.


(3)   Deus caritas est 31a
(4)   Deus caritas est 31a
(5)   Deus caritas est 25a
(6)   Deus caritas est 29

(7)   Deus caritas est 31c
(8)   Deus caritas est 31
(9)   Deus caritas est 33
(10)  Deus caritas est 37
(11)  Dr. Neher: "Was das Arbeitsrecht angeht, gerade das Thema Geschiedene/Wiederverheiratete, sage ich ganz offen: Ich hoffe und erwarte, dass sich an dieser Stelle in unserer Kirche etwas bewegt. Menschen müssen die Chance eines neuen Anfangs bekommen."

Weiter Quellen:

Vortrag bei der Tagung "Religion im öffentlichen Raum" der Konrad-Adenauer-Stiftung am 30.08.2011 in Cadenabbia (abzurufen ebd. unter den Downloads)

(alte Adresse: http://www.caritas.de/aspe_shared/download.asp?id=10CBA120C6F459DD000D30B63BAB9D84AB99E5FA040DB1BABA404B8BC469779D1A21FF050619DB535BD2F428B5B7D49C&Description=110830_Caritas%20als%20Tr%E4ger%20des%20Sozialstaates%20-%20Adenauerstiftung&Filename=Vortrag_Neher_Adenauer-Stiftung_300811.pdf)
 
Daraus Zitat von Prälat Dr. Neher:
"Eine für die soziale Arbeit der Kirche äußerst wichtige Aussage steht ebenfalls in "Deus Caritas est": "Der Christ weiß, wann es Zeit ist, von Gott zu sprechen, und wann es recht ist, von ihm zu schweigen und nur einfach die Liebe reden zu lassen." (DCE 31) Weiter heißt es: "Wer im Namen der Kirche karitativ wirkt, wird niemals den anderen den Glauben der Kirche aufzudrängen versuchen." (DCE 31) Diese Aussage ist sowohl für die Arbeit in einer pluralen Gesellschaft wie Deutschland als auch für die internationale Arbeit (insbesondere auch in muslimischen Ländern) von fundamentaler Bedeutung. Der Menschen wegen und nicht um ihrer selbst willen hat sich die Kirche sozial zu engagieren und damit implizit eine menschenfreundlichen Gott zu verkünden.

Der Dienst der Caritas erweist sich damit insbesondere in der Tat und der Begegnung. Damit wird anerkannt, dass die Caritas nicht "ein mehr" braucht, um wirklich kirchlicher Dienst und Ausdruck des Glaubens zu sein. Sondern der konkrete Dienst am Nächsten in seinen vielen Ausdrucksformen in der Caritas ist selbst Ausdruck des Glaubens und der kirchlichen Sendung."

 
Vortrag von Dr. Peter Neher (Tagung "Religion im öffentlichen Raum" der Konrad-Adenauer-Stiftung am 30.08.2011 in Cadenabbia) dokumentiert in:
Religion im öffentlichen Raum
Karlies Abmeier, Michael Borchard, Matthias Riemenschneider, Berlin, 9. Apr. 2013
Herausgeber: Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., ISBN 978-3-506-77593-1




Nebenbei zu (11):

Sehr geehrter Herr Prälat Dr. Neher,

Menschen haben in unserer römisch-katholischen Kirche immer die Chance eines neuen Anfangs - aber immer entsprechend dem Willen Gottes, der allein maßgeblich sein kann (nicht nach ihren eigenen Vorstellungen). Das gilt auch für zivil wiederverheiratete Geschiedene.
Aber: bevor es einen neuen Anfang geben kann, muss erst einmal "das Alte" zu Ende gebracht werden. In Gottes Namen.

MfG
F.W.

Sonntag, 7. August 2011

"Tätige Teilnahme"

gemeinsamer Dienst, tätige Teilnahme aller am "Opus Dei"

"Das II. Vatikanische Konzil hat uns als einen Leitgedanken für die Gestaltung der Liturgie das Wort von der participatio actuosa, der tätigen Teilnahme aller am "Opus Dei", also am gottesdienstlichen Geschehen vorgegeben. Dies mit vollem Recht; der Katechismus der katholischen Kirche macht uns darauf aufmerksam, daß das Wort uns vom gemeinsamen Dienst spricht, sich also auf das ganze Volk bezieht (KKK1069). Aber worin besteht diese tätige Teilnahme? Was muß man da tun? Leider ist das Wort sehr schnell in einem äußerlichen Sinn mißverstanden und die Notwendigkeit eines allgemeinen Agierens daraus abgeleitet worden, als ob möglichst viele möglichst oft für alle sichtbar in Aktion treten müßten. Das Wort "Teilnahme" (oder auch "Teilhabe") verweist aber auf eine Haupthandlung, an der alle teil-haben sollen.

(...) Wir müssen darum bitten, daß es unser Opfer werde, daß wir selbst, wie wir sagten, "logisiert", logos-gemäß und so wahrer Leib Christi werden: Darum geht es. Und das muß erbetet werden. Diese Bitte selbst ist ein Weg, ein Unterwegssein unserer Existenz in die Inkarnation und in die Auferstehung hinein. In dieser eigentlichen "Aktion", in diesem betenden Zugehen auf Teilhabe gibt es keinen Unterschied zwischen Priester und Laien.(...) Es geht darum, daß letztlich der Unterschied zwischen der actio Christi und der unseren aufgehoben werde. Daß es nur noch eine actio gebe, die zugleich die seine und die unsrige ist - die unsrige dadurch, daß wir mit ihm "ein Leib und ein Geist" geworden sind. Die Einzigartigkeit der eucharistischen Liturgie besteht eben darin, daß Gott selbst handelt und daß wir in dieses Handeln Gottes hineingezogen werden. Alles andere ist demgegenüber sekundär."


aus: Joseph Kardinal Ratzinger: Der Geist der Liturgie - Eine Einführung, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau, A.D.2000; 2. Kapitel: Der Leib und die Liturgie

(Hervorhebungen durch Fettdruck von Administrator)



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