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Mittwoch, 30. Oktober 2013

Der sicherste Schutz vor der Versuchung des Klerikalismus

Frage eines japanischen Geistlichen an Papst Benedikt XVI.:

Das priesterliche Vorbild, das Sie, Heiliger Vater, uns in diesem Jahr vorgeschlagen haben, nämlich der Pfarrer von Ars, stellt in den Mittelpunkt des Lebens und Dienstes die Eucharistie, die sakramentale und persönliche Beichte und die Liebe zu einem würdig gefeierten Gottesdienst. Ich habe die strenge Armut des hl. Johannes Maria Vianney vor Augen und zugleich seine Leidenschaft für kostbares liturgisches Gerät. Wie können wir diese grundlegenden Dimensionen unserer priesterlichen Existenz leben, ohne in einen Klerikalismus oder eine Realitätsferne zu verfallen, an der die Welt von heute Anstoß nehmen würde?

Benedikt XVI.: Danke! Nun, Sie fragen, wie man die zentrale Stellung der Eucharistie leben kann, ohne sich in einem rein kultischen Leben zu verlieren, das dem alltäglichen Leben der anderen fremd wäre. Wir wissen, daß der Klerikalismus in allen Jahrhunderten und auch heutzutage eine Versuchung für die Priester war und ist; um so wichtiger ist es, die rechte Weise für die Feier der Eucharistie zu finden, die sich nicht vor der Welt verschließt, sondern vielmehr für die Bedürfnisse der Welt offen ist. Wir müssen uns vor Augen halten, daß sich in der Eucharistie dieses große Drama Gottes vollzieht, der aus sich heraustritt, und – wie es im Brief an die Philipper heißt – sich erniedrigte, den Menschen gleich wurde und gehorsam war bis zum Tod am Kreuz (vgl. Phil 2).

Das Abenteuer der Liebe Gottes, der aus sich heraustritt, sich entäußert, um bei uns zu sein, wird in der Eucharistie vergegenwärtigt. Die große Tat, das große Abenteuer der Liebe Gottes besteht in der Demut Gottes, der sich für uns hingibt. In diesem Sinn kann die Eucharistie als Eingangstor zu diesem Weg Gottes angesehen werden.

Der hl. Augustinus sagt im 10. Buch von De Civitate Dei: »Hoc est sacrificium Christianorum: multi unum corpus in Christo«, was soviel bedeutet wie: das Opfer der Christen besteht darin, durch die Liebe Christi in der Einheit des einen Leibes Christi vereint zu sein. Das Opfer besteht eben darin, aus sich herauszugehen, sich in die Gemeinschaft des einen Brotes, des einen Leibes hineinnehmen zu lassen und so in das große Abenteuer der Liebe Gottes einzutreten. Wir sollen die Eucharistie immer so feiern, leben und meditieren, daß sie diese Schule der Befreiung vom eigenen »Ich« wird: in das eine Brot eingehen, das das Brot aller ist und das uns im einen Leib Christi vereint. Und daher ist die Eucharistie wesensmäßig ein Akt der Liebe, der uns zu jener Wirklichkeit der Liebe gegenüber den anderen verpflichtet: daß nämlich das Opfer Christi die Gemeinschaft aller in seinem Leib ist.
 
Auf diese Weise sollen wir also die Eucharistie verstehen lernen, was das genaue Gegenteil von Klerikalismus und Ichverschlossenheit ist. Denken wir dabei auch an Mutter Teresa, die in diesem Jahrhundert, in unserer Zeit wirklich ein großartiges Vorbild für eine Liebe war, die aus sich herausgeht, die jede Art von Klerikalismus und Weltfremdheit übersteigt, die auf die am stärksten ausgegrenzten Menschen, die Armen und Sterbenden zugeht und sich ganz in der Liebe zu den Armen und Ausgegrenzten hinschenkt. Aber Mutter Teresa, die uns dieses Beispiel vorgelebt hat und die Gemeinschaft, die ihren Spuren folgt, sah stets als wichtigste Voraussetzung für deren Gründung die Anwesenheit eines Tabernakels an.

Ohne die Gegenwart der Liebe Gottes, der sich hinschenkt, wäre die Verwirklichung dieses Apostolats nicht möglich gewesen, und es wäre auch nicht möglich gewesen, in dieser Selbstentäußerung zu leben; nur wenn sie sich auf diese Selbsthingabe an Gott, auf dieses Abenteuer Gottes, diese Demut Gottes einlassen, konnten und können sie auch heute diesen großen Akt der Liebe, der Offenheit für alle vollbringen.

In diesem Sinn würde ich sagen: Die Eucharistie in ihrem ursprünglichen Sinn, in ihrer wahren Tiefe zu leben, ist eine Schule des Lebens, es ist der sicherste Schutz vor jeder Versuchung des Klerikalismus. 


Gespräch von Papst Benedikt XVI. mit Priestern anlässlich des internationalen Priestertreffens am 10. Juni 2010 auf dem Petrersplatz


Sarkophargträger im Limburger Dom; eigenes Photo

Donnerstag, 4. Juli 2013

Schein und Sein...


  
Man ist das, was man vor Gott ist,
nicht mehr und nicht weniger.

Hl. Pfarrer von Ars




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Samstag, 10. März 2012

Der Bauer von Ars

von  P. Bernward Deneke FSSP

Der heilige Pfarrer von Ars geht durch seine Kirche. In einer Bank nimmt er, wie so oft schon, einen einfachen Bauern wahr, der stundenlang dort verweilt, ohne Buch oder Rosenkranz in den Händen, aber den Blick unablässig zum Altar gewandt. Der Pfarrer fragt ihn: „Was tust du denn hier die ganze Zeit über?“ Die Antwort: „Ich schaue Ihn an, und Er schaut mich an. Das ist genug.“

Ein erstaunliches Wort. Wenn wir bedenken, wie wir auch spannender Unterhaltung recht bald einmal überdrüssig werden! Doch über lange Zeit hin einfach nur zum Altar zu schauen und daran Genüge zu finden, und das nicht nur ein einziges Mal, sondern immer wieder, während vieler Wochen, Monate, Jahre – das ist mehr als ungewöhnlich.

Hinzu kommt, dass dieser einfache Mann eigentlich niemanden sehen kann, den er anschaut und von dem er angeschaut wird. Seine Antwort legt keine visionären Erlebnisse nahe, und auch für die Vermutung, der Bauer huldige vielleicht unbewusst einer Art fernöstlicher Versenkungsmystik, gibt es keinen Grund. Die knappe Auskunft: „Ich schaue Ihn an, Er schaut mich an“ lässt vielmehr erkennen, dass er sich einer wirklichen Person zuwendet. Diese nimmt er zwar nicht mit leiblichen Augen wahr, doch die gläubigen „Augen des Herzens“ (Eph 1,18) erkennen Ihn ganz deutlich: Jesus Christus, gegenwärtig im Sakrament des Altares. ER – und niemand sonst – ist es, von dem der Bauer derart in Bann geschlagen ist, dass er stundenlang an seinem Platz in der Kirche ausharrt.

In unseren Tagen blickt man gerne auf die „Tabernakelfrömmigkeit“ früherer Zeiten herab. Spöttisch lächelnd werden gewisse Redensarten der letzten Jahrhunderte (wie die vom „Gefangenen des Tabernakels“, den wir besuchen und trösten sollen) als Beispiele einer längst überwundenen Haltung angeführt. Spätestens die liturgischen Reformen der 60er und 70er Jahre hätten dem ein Ende bereitet, und man richte bei der Eucharistie die Aufmerksamkeit jetzt nicht mehr isoliert auf die Realpräsenz Jesu, sondern im Sinne einer ausgewogenen „theologischen Einbettung“ lege man den Akzent verstärkt auf die kirchlich-gemeinschaftliche Dimension.

Ob es sich hierbei um Erfolgsnachrichten handelt? Ich wage daran zu zweifeln. Denn wenn es stimmt, dass im Altarsakrament derjenige gegenwärtig ist, vor dessen himmlischem Thron Tag und Nacht das Dreimalheilig der Engel erklingt und die Erlösten anbetend niederfallen (vgl. Apk 4) – wie könnte man dann als gläubiger Mensch achselzuckend über diese Tatsache hinweggehen oder sie mit einem distanziert-sachlichen Hinweis auf eine ausgewogene „theologische Einbettung“ an den Rand schieben?

Glücklicherweise entspricht die Behauptung, die „Tabernakelfrömmigkeit“ gehöre der Vergangenheit an, auch gar nicht den Tatsachen. Zwar ist das Bewusstsein von der Realpräsenz im Kirchenvolk leider weithin verschwunden; mancherorts beugen die Gottesdienstbesucher beim Betreten der Kirche kaum noch die Knie, von einem anbetenden Verweilen vor dem Allerheiligsten ganz zu schweigen. Aber gleichzeitig zeichnet sich ein entgegengesetzter Trend ab: Zahlreiche Menschen, darunter viele junge, verspüren die Anziehungskraft, die von Jesus im Sakrament ausgeht, und suchen in wachsendem Maße die eucharistische Anbetung.

Allerdings findet der Bauer von Ars auch unter ihnen für gewöhnlich wenige Nachahmer. In öffentlichen Anbetungsstunden wird oft pausenlos laut, manchmal sehr laut gebetet und nur selten eine Unterbrechung von einigen Minuten einberaumt. (Mehr könne man den Gläubigen nicht zumuten, lautet die vielsagende Erklärung.) Auch diejenigen, die eine stille Anbetung aufsuchen, haben selbst vor dem ausgesetzten Sakrament nichts Eiligeres zu tun, als sogleich den Rosenkranz oder ein Gebetbuch zu zücken. Nichts gegen den Rosenkranz und Gebetbücher. Aber wäre es denn nicht angemessen, das unaussprechliche Geheimnis zunächst einmal schweigend zu ehren, um so in die Tiefe einer lebendigen Begegnung mit dem Herrn zu gelangen?

Wir sollten lernen, die Stätte seiner Gegenwart als einen Ort wahrer Freiheit zu betrachten, an dem wir uns auch von religiösem Pflichtdruck („...was ich noch alles zu beten habe!“) freimachen dürfen. Wenn wir gläubig zu Jesus aufblicken und uns von ihm angesehen wissen, führt er uns heraus aus dem unruhigen Auf-und-ab einer zerrissenen Welt, hinein in die Geheimnisse der Welt Gottes. Und stärkt uns gerade dadurch für unsere Aufgabe in dieser Welt. Warum sollten nicht auch wir eines Tages mit jenem Bauern sprechen können: „Ich schaue Ihn an, Er schaut mich an. Das ist genug“?  



Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Samstag, 21. Januar 2012

Der größte Schatz einer Pfarrei



„Ein guter Hirte, ein Hirte nach dem Herzen Gottes, ist der größte Schatz, den der liebe Gott einer Pfarrei gewähren kann, und eines der wertvollsten Geschenke der göttlichen Barmherzigkeit.“ 


Hl. Johannes Maria Vianney,
Pfr. von Ars



Foto:
P. Stefan Reiner FSSP bei des Spendung des Primiz-Segens, 06. Juli 2008, Neckarsulm  
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