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Dienstag, 4. März 2014

Kleine Konversation über Philosophie, Erkenntnis und Wahrheit

Was ist Philosophie?

Dem Wortsinn nach ist Philosophie die Liebe zur Weisheit, Streben nach Weisheit. Derjenige ist Philosoph, der weise zu werden sucht und zur Erreichung des Zieles seine ganze Kraft einsetzt.

Der Name Philosophie soll, wie Heraklides, ein Schüler Platos, sagt, zuerst von Pythagoras gebraucht worden sein. Er habe nicht sophos genannt werden wollen, weil Gott allein sophos = weise sei, sondern nur Philosophos, Freund der Weisheit, Liebhaber der Weisheit, weil der Mensch immer nur im Streben nach Weisheit begriffen sei.

Was sagen Plato, Arisoteles und der heilige Thomas dazu?

Schon bei Plato und Aristoteles findet sich der Gedanke ausgesprochen, dass die Menschen aus Verwunderung über die Erscheinungen, die ihnen in der Welt entgegentraten, deren Ursachen sie aber nicht kannten, zu philosophieren angefangen hätten, womit das Ziel der Philosophie klar angedeutet ist: zu den Gründen oder Ursachen der Erscheinungen, ja bis zu den letzten und höchsten Möglichkeiten vorzudringen...

Was ist scientia?

Die scientia, das Wissen oder die Wissenschaft, kann in einem doppelten Sinne genommen werden, nämlich im Sinne von wissenschaftlicher Erkenntnis überhaupt und im Sinne von wissenschaftlicher Disziplin. Man versteht unter wissenschaftlicher Erkenntnis die Erkenntnis der Dinge oder Erscheinungen in ihrem Grunde oder in ihrer Ursache, vorausgesetzt, dass die Erkenntnis auf Evidenz beruht und sicher und gewiss ist. - Cognitio certa et evidens rerum per causas.

Wenn etwas nicht mehr einfach unserer Erkenntnis (nur) vorschwebt, sondern wenn wir erkennen, warum es so sei und so sein müsse, und wenn diese Erkenntnis evident und gewiss ist, können wir sagen, dass wir eine wissenschaftliche Erkenntnis von dieser Sache haben. - Scire est rerum cognoscere causas.

Was ist der Unterschied zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und Glaubenserkenntnis:

Der Glaube ist die sichere Erkenntnis einer Wahrheit auf eine für diese Wahrheit Bürgschaft leistende Autorität hin.

Das Wissen dagegen beruht auf der Beweisführung durch welche die Wahrheit eines Satzes zur Evidenz  gebracht und dadurch für unsere Erkenntnis gesichert wird.

Welche Aufgabe hat die Philosophie in Bezug auf die Offenbarung (Gottes)?

Sie besteht darin, dass sie den menschlichen Geist der christlichen Wahrheit wissenschaftlich zuführt. Sie soll nämlich die innere Übereinstimmung dessen, was die Vernunft lehrt, mit den Lehren der Offenbarung nachweisen und dadurch den menschlichen Geist dahin führen, dass er die Erkenntnis der christlichen Wahrheit als die höchste Vollendung seiner Erkenntnis erfasse und hochachte.

Können sich Vernunft und Offenbarungserkenntnisse, also wissenschaftliche und Glaubenserkenntnisse widersprechen?

Wahrheiten, die aus der Vernunft erschlossen werden und Offenbarungswahrheiten können nicht miteinander in Widerspruch stehen, weil beide aus einer Quelle, nämlich aus Gott als der absoluten Wahrheit und Wahrhaftigkeit stammen. Es kann also nicht etwas philosophisch wahr sein, was nach dem Glauben falsch ist, und umgekehrt, eine Wahrheit kann nicht der anderen widersprechen. Der Widerspruch würde ja zuletzt auf Gott fallen, weil eben alle Wahrheit in Gott gründet.

Und wenn es nun doch zu einem Zwiespalt kommt?

Irren ist menschlich. Kommt die Philosophie in ihren Forschungen auf ein Resultat, das mit dem Offenbarungsinhalt in Widerspruch steht, sei es, dass dieser Widerspruch offen daliegt, oder dass die kirchliche Autorität erklärt, es sei das bezügliche Resultat mit dem Offenbarungsinhalte nicht vereinbar, so hat die Philosophie dieses Resultat als falsch zu verlassen und den Prozess der Schlussfolgerung zu revidieren, um den Fehler zu entdecken.

Andererseits ist es auch möglich, dass der Grund des Zwiespalts nich so offen zutage liegt, sondern einer langwierigen Suche und Diskussion bedarf. Es kann sich dabei auch ergeben, dass ein zu enges oder zeitbedingtes Verstehen von Glaubenswahrheit der Grund des scheinbaren Zwiespaltes ist. Dann muss auf ein besseres, umsichtigeres Verständnis des Glaubens oder bestimmter Offenbarungswahrheiten Mühe verwendet werden, als deren Frucht sich die Auflösung des Zwiespalts und Übereinstimmung von Vernunft und Glaube ergeben werden.

Aber duch die Anerkennung der göttlichen Offenbarung als das leitende Prinzip wird die Energie der philosophischen Forschung keineswegs beeinträchtigt, sondern sogar erhöht, weil die Vernunft, an das leitende Prinzip sich haltend, in ihren Forschungen viel energischer und sicherer zuwege gehen kann, als wenn sie derselben entbehrt. Ein Beispiel: Denken wir nur an die Unsicherheit, mit welcher die antike Philosophie, weil ihr jenes leitende Prinzip der göttlichen Offenbarung mangelte, gerade in Bezug auf die höchsten Wahrheiten herumtastete.

In welchem Verhältnis stehen Philosophie und Theologie zueinander?

Beide stehen sich als selbständige Wissenschaften gegenüber, so zwar, dass keine in der anderen aufgehoben werden darf. Denn jede hat ihr eigenes Erkenntnisprinzip. Die Theologie die Offenbarung, die Philosophie die Vernunft und Vernunftprinzipien. Jede hat ihren eigenen Wahrheitskreis: die Theologie die geoffenbarten, die Philosophie die Vernunftswahrheiten. Jede hat ihre eigene Methode: Die Theologie nimmt ihre Beweise aus den Offenbarungsquellen, die Philosophie aus der Vernunft. 

Allerdings greifen beide insoweit ineinander, als die Offenbarung auch solche Wahrheiten in ihrem Inhalte einschließt, welche an und für sich genommen Vernunftwahrheiten sind. Die Theologie hat christliche Mysterien zum Inhalt, an welche die Vernunft für sich allein nicht heranreicht. Z. B: können die Geheimnisse der allerheiligsten Dreifaltigkeit und der Transsubstantiation (Wesensverwandlung) in der heiligen Messe nicht von dr Vernunft, also nicht von der Philosophie erkannt werden. Da ist Christus, der Herr, der Weg, die Wahrheit und das Leben.



nach: Johannes Derksen "Der getreue Verwalter"; St. Benno-Verlag GmbH Leipzig; Imprimatur 1959; S. 126-130 (leichte stilistische Änderungen)



Foto:  Marmor-Büste des Aristoteles, römische Kopie nach dem griechischen Bronze-Original von Lysippos, um 330 vor Chr. Der Alabaster-Mantel ist eine Ergänzung in der Moderne.; Giovanni Dall'Orto

Freitag, 21. Februar 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 19: Die Bischöfe und die Theologieprofessoren

Prof. Dr. Georg May


Die andere Hierarchie

Teil 19


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


IV.  Die deutschen Bischöfe und die Theologieprofessoren

1.  Gespräche

Seit vielen Jahren führen deutsche Bischöfe und vor allem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (Anm.: das war im Jahre 1997 der Mainzer Bischof Karl Lehmann) Gespräche mit Vertretern der theologischen Fakultäten. Welches Ergebnis haben diese Gespräche gezeitigt? Sind die falschlehrenden Theologen zur Wahrheit zurückgekehrt? Haben die zur Rebellion aufrufenden Theologen sich zum Gehorsam bekehrt?

Jeder weiß, dass weder das eine noch das andere geschehen ist. Aber wozu dann die Gespräche, wenn das Grundlegende nicht geschieht? Die Beschäftigung mit Zweit- und Drittrangigem rechtfertigt die Gespräche nicht. Vor allem ist die entscheidende Frage: Sind es Gespräche unter Gleichen, oder bleiben die Bischöfe in diesen Gesprächen Inhaber des Lehramtes und Wahrer von Lehre und Ordnung der Kirche? Sprechen dort Kollegen miteinander, oder nehmen die Bischöfe ihre Verantwortung für die Glaubenshinterlage wahr?

Angesichts dieser ergebnislosen Gespräche zeigt sich erneut: Es waren krasse Fehlentscheidungen des Heiligen Stuhles, Theologieprofessoren zu Bischöfen zu machen. Ihre mannigfache Verflechtung mit den Personen, denen sie jahre- oder jahrzehntelang als Kollegen verbunden waren, lähmt die Aufsicht, die sie über sie zu führen haben, mit all den verhängnisvollen Folgen, die sich aus dem Schleifenlassen der Zügel ergeben.

Den Professoren-Bischöfen geht regelmäßig auch das Gespür dafür ab, welche verheerenden Folgen in der Praxis verkehrte Aufstellungen und intellektuelle Spielereien von Theologen haben können. Sie begreifen nicht die grundsätzlich verschiedenen Ebenen akademischer Gedankenspiele und der Führung von Menschen. Sie verstehen nicht oder wollen nicht verstehen, welche Auswirkungen scheinbar geringfügige Abweichungen in der Lehre für das Leben in den Gemeinden haben.

Die sündhafte Solidarität mit ihren Universitätskollegen steht ihnen vor der pflichtmäßigen Verantwortung für ihre Gläubigen. Sie fürchten für ihren wissenschaftlichen Nimbus, wenn sie es unternähmen, den Glauben mit jenen Mitteln zu schützen, die allein wirksam sind. Sie sind die Hauptverantwortlichen dafür, dass die Zersetzung des Glaubens von Jahr zu Jahr ständig weiter fortgeschritten ist.


2. Berater der Bischöfe

Die deutschen Bischöfe ziehen Theologen als ihre Berater heran. Die Deutsche Bischofskonferenz hat für ihre Kommissionen eine große Zahl von Theologen ausgewählt. Von der Beratung hängt viel ab. Denn die Berater gelten als Fachleute, deren Ansichten achtungsvolles Schweigen gebührt.

Wie sehen nun diese Berater aus? Die Deutsche Bischofskonferenz zieht als Berater fast nur solche Theologen heran, die im progressistischen Trend mitlaufen. Ich erwähne ein krasses Beispiel. Zu den theologischen Beratern der Deutschen Bischofskonferenzgehörte viele Jahre Franz Böckle, einer der agilsten Kämpfer gegen die Sexualethik der Kirche und Vertreter einer völlig falschen Moral (9). Ein anderes Beispiel: Der Frankfurter Theologe Siegfried Wiedenhofer, dem der Apostolische Stuhl das Nihil obstat verweigerte, "hat öfter Aufträge der Deutschen Bischofskonferenz übernommen" (10).

Da die Bischofskonferenz sich zumeist an die falschen Berater hält, braucht man sich über die Richtung, in die ihre Beschlüsse gehen, nicht zu wundern. Der Münchener Moraltheologe Johannes Gründel rechtfertigte das Ausstellen von Beratungsscheinen, aufgrund derer Abtreibungen straflos vorgenommen werden können (11). Von diesem Gutachten ließ und lässt sich die Deutsche Bischofskonferenz bestimmen. Das Lehramt wird so vom Ersatzlehramt weitgehend beeinflußt, ja gelenkt.



  (9)  May, Der Glaube der nachkonziliaren Kirche 214, 257
(10)  Mieth, Ein Dokument voller Widersprüche 119 A.1
(11)  Der Fels 28, 1997, 181. Vgl. Elisabeth Backhaus: Theologisches 7/8, 1992, 317; Der Fels 23,1992, 129; 25, 1994,127





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Samstag, 18. Januar 2014

Der Segen von Humanae vitae

Von Pater Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad  

Für viele Katholiken war der 25. Juli 2008 kein Grund zum Feiern, jährte sich an diesem Tag doch zum vierzigsten Male die Veröffentlichung der Enzyklika Humanae vitae Papst Pauls VI., die seinerzeit einen wahren Sturm der Entrüstung entfesselte. Empörte Reaktionen innerhalb und außerhalb der Kirche, düstere Prognosen für die Zukunft einer sich dem Fortschritt verweigernden Institution und auch die gehässigen Bezeichnungen „Pillenenzyklika“ (für das Schreiben) und „Pillenpaul“ (für den Verfasser) sind in Erinnerung geblieben. 

Was wirft man Humanae vitae denn vor? Einmischung in den Bereich der Wissenschaft, für den die Kirche keine Kompetenz besitze, und in den Bereich des Gewissens, für den nicht sie, sondern der Mensch selbst verantwortlich sei. 

Auf die Seite der Wissenschaft schlug sich während der Debatten über künstliche Empfängnisverhütung der belgische Kardinal Léon-Joseph Suenens, als er die Kirchenleitung davor warnte, „einen zweiten Fall Galilei zu riskieren“. Noch heute wird Paul VI. dafür kritisiert, dass er auf die von ihm selbst einberufene Expertenkommission aus Biologen, Medizinern, Psychologen, Sozialwissenschaftlern und Theologen nicht hörte, die sich am 26. Juni 1966 mit 64 gegen 4 Stimmen für die Pille und andere Verhütungsmittel ausgesprochen hatte. Kann man als Papst so mit Wissenschaftlern umgehen, ohne sich den Ruf starrsinniger Ignoranz einzuhandeln? 

Allerdings ist seither viel Wasser den Tiber hinuntergeflossen, der zweite Fall Galilei blieb aus, und auch Wissenschaftler haben mittlerweile die schwerwiegenden gesundheitlichen, sozialen und psychologischen Folgen der Anti-Baby-Pille zur Kenntnis nehmen müssen. Von dem demographischen, moralischen und religiösen Desaster, das die Verhütungsmentalität bewirkt hat, einmal ganz zu schweigen!

Während die Unterstellung, Humanae vitae sei wissenschaftsfeindlich, insgesamt verklungen ist, ertönt der andere Vorwurf bis heute: Rom knechte mit seiner rigorosen Sexualmoral die Gewissen der Gläubigen. Anstatt mündigen Christen in dem sehr sensiblen und intimen Bereich von Liebe und Geschlechtlichkeit ein persönliches Urteil zuzutrauen, rücke die Kirchenleitung ihnen mit Sündendrohungen zu Leibe. 

Leider haben indirekt sogar ganze Bischofskonferenzen dieser Kritik beigepflichtet, so die deutsche in der Königsteiner Erklärung vom 30.8.1968 und die österreichische in der Mariatroster Erklärung vom 23.9.1968. In beiden Dokumenten wird die Möglichkeit offengelassen, sich in Fragen der Empfängnisverhütung gegen die lehramtliche Verlautbarung auf das Gewissen zu berufen. Das steht aber in Widerspruch zur Lehre des letzten Konzils (GS 50 u. 51) und der Enzyklika Humanae vitae (Nr. 10), nach welcher die Eheleute „bei der Aufgabe, das Leben weiterzugeben, keineswegs ihrer Willkür folgen dürfen, gleichsam als hinge die Bestimmung der sittlich gangbaren Wege von ihrem eigenen und freien Ermessen ab; vielmehr sind sie verpflichtet, ihr Verhalten auf den göttlichen Schöpfungsplan auszurichten, der einerseits im Wesen der Ehe selbst und ihrer Akte zum Ausdruck kommt, den andererseits die beständige Lehre der Kirche kundtut.“ 

Ist nicht gerade dies der Auftrag der Kirche: das beständig durch den Hang zu Wunschdenken und eigenmächtiger Vorentscheidung, durch Verwirrung und Verdunklung gefährdete Gewissen mit dem Licht der Wahrheit zu erleuchten, um so den Menschen auf den Weg des Heils zu führen? Das ist nicht Knechtung, sondern Befreiung des Gewissens! 

Übrigens halten sich nicht nur Eheleute, sondern auch Priester für befugt, ihr Gewissen gegen die Enzyklika ins Feld zu führen. „Sollte man mir abverlangen, im Beichtstuhl Humanae vitae zu vertreten – ich könnte es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, überhaupt noch Beichte zu hören“, bekannte mir gegenüber ein Pfarrer. Als bestünde für ihn, den Vertreter der Kirche, nicht genau diese Pflicht: entweder die katholische Moral zu vertreten oder von der Führung der Menschen, die ihm Gott durch die Kirche anvertraut, Abstand zu nehmen. 

Der katholische Philosoph Dietrich von Hildebrand, der Humanae vitae schon im Erscheinungsjahr als „Zeichen des Widerspruchs“ bezeichnete, hat Recht behalten. Tatsächlich scheiden sich die Geister an der hohen Auffassung vom Menschen, von der Ehe und der Geschlechtlichkeit, die die Kirche vertritt. Während aber diejenigen, die sich im Bereich der Geschlechtlichkeit den Einflüsterungen des Zeitgeistes öffnen, in ein undurchschaubares Wirrwarr geraten, finden die, welche ihr Gewissen nach der Stimme des Guten Hirten und Seines Stellvertreters ausrichten, auch inmitten von Bedrängnissen Glück und Frieden für sich selbst und ihre Familien. 

Wir haben also Grund zum dankbaren Gedenken an den 25. Juli 1968!


 Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS) 




Bachlink zu diesem Post (Lektüre sehr empfehlenswert): 

Grundlagen:

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Bischof Vitus Huonder (Chur) im Interview mit der "Tagespost" vom 15.01.2014:

"Die Morallehre der Kirche ist gedeckt durch das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe. Es ist die Aufgabe der Kirche, dieses allgemeine Gebot auf bestimmte Fragestellungen hin authentisch auszulegen. Was die Familienplanung betrifft, ist die Haltung der Kirche lebens- und schöpfungsfreundlich. Sie bejaht die natürliche Empfängnisregelung. Sie lehrt die vor Gott verantwortete Elternschaft für den Umgang mit der Fruchtbarkeit. Das entspricht zutiefst der Würde des Menschen."

"Wenn die Menschen erkennen, was die Kirche wirklich lehrt und sich nicht nur von Schlagworten beeinflussen lassen, ist es oft so, dass sie mehr über den Glauben wissen wollen. Sie spüren, dass in der Lehre der Kirche die Liebe Gottes durchscheint, die dem Menschen hilft, seine Würde zu leben. Sie erkennen, dass der unverkürzte Anspruch des Glaubens nötig ist, um in dieser Würde zu wachsen. Der Glaube ist ja kein niederschwelliges Kundenangebot. Er ist ein Aufruf zur Bekehrung: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15), sagt uns Jesus."

Freitag, 20. Dezember 2013

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 16: Die Theologieprofessoren - Lehramt und Theologie

Prof. Dr. Georg May


Die andere Hierarchie
Teil 16


 Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997



§ 6  Die Theologieprofessoren

Die andere Hierarchie ist vielgestaltig. Sie tritt bald in Einzelpersonen, bald in Gremien, bald in Gruppen in Erscheinung. Besondere Beachtung verdient das Neben- und Ersatzlehramt der Theologieprofessoren.


I.  Lehramt und Theologie

1. Lehramt

Was zu glauben und zu tun ist, bestimmt Gott. Er macht uns seinen Willen kund durch den menschgewordenen Gottessohn. Jesus Christus hat seine Lehre der von ihm gegründeten Kirche anvertraut. In der Kirche gibt es ein Lehramt, das von Amtes wegen und mit Autorität die verbindliche Lehre vorträgt (Dignitatis humanae Nr. 14). Die Träger dieses Lehramtes sind die Bischöfe mit dem Papst an der Spitze (Lumen gentium Nr. 22). Die Gläubigen schulden ihm religiösen Gehorsam des Verstandes und des Willens (LG 25).

Die Autorität des Lehramtes geht auf die Sendung Christi und der Apostel zurück; sie gründet im Sakrament und im Amt (LG 21 und 22). Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil verkündet Christus den Völkern vorzüglich durch den Dienst der Bischöfe Gottes Wort (LG 21). Sie haben die Aufgabe Christi, des Lehrers, inne. Die Bischöfe sind authentische, d. h. mit der Autorität Christi ausgerüstete Lehrer (LG 25). Mögen sie noch so sehr versagen, sie bleiben Inhaber des Lehramtes. Es ist den Gläubigen unbenommen, ihnen ihr Versagen vorzuhalten. Aber damit werden sie nicht aus der Unterstellung unter das Lehramt entlassen, wann immer dieses seiner gottgesetzten Aufgabe nachkommt.

Man kann sich auf das gesunde Lehramt gegen das kranke Lehramt berufen, aber an das Lehramt bleibt der katholische Christ gebunden. Die Vollmacht, authentische Urteile über die Glaubenslehre abzugeben, erwächst nicht aus der thologischen Bildung, die jemand genossen hat, sondern aus der Befugnis des kirchlichen Amtes. Wer dies bestreitet, unterstellt die Amtsträger den Theologen und liefert sie damit der Vielfalt der theologischen Meinungen aus. Dem Lehramt ist das autoritative, d. h. verbindlich urteilende und gegebenenfalls richtende Zeugnis des Glaubens anvertraut.

Es ist falsch, die Aufgabe des Lehramtes auf das Bemühen um friedlichen Umgang von Christen unterschiedlicher Auffassung einzuschränken, wie es Ottmar Fuchs tut, der dem Lehramt die Hauptaufgabe zuweist, Konsens und Koexistenzmöglichkeiten bei Dissens zu suchen (1). Das Lehramt besitzt jurisdiktionelle Befugnisse, die es berechtigen, Weisungen zu geben und Gehorsam zu fordern. Im Lehramt verbinden sich priesterliche Vollmacht und Hirtengewalt.

Das Lehramt hat die heilige Pflicht, die Glaubenshinterlage unversehrt zu bewahren. Das Zweite Vatikanische Konzil schreibt den Bischöfen die Aufgabe zu, "die ihrer Herde drohenden Irrtümer" wachsam fernzuhalten (LG 25). Sie dürfen also zu Irrlehren nicht schweigen oder sie verharmlosen. Die hartnäckige Leugnung oder Bezweiflung einer mit göttlichem und katholischem Glauben zu glaubenden Wahrheit ist Häresie (c. 751). Wer dies tut, ist ein Häretiker. Er verfällt ohne weiteres der Exkommunikation (c. 1364 §1). Den Eintritt dieser Strafe von Amtes wegen festzustellen, ist Sache der Oberhirten.


2.  Theologie

Theologische Arbeit ist wissenschaftlicher Dienst am Glauben. Sie hat die Lehre aus dem Glauben und für den Glauben vorzutragen. Die theologische Wissenschaft leistet den Trägern des Lehramtes einen gewichtigen Dienst, indem sie die Glaubenslehre aus den Urkunden der Offenbarung erhebt und rational durchdringt.

Die Autorität der Theologen beruht auf der Kraft ihrer Erkenntnis und der Übereinstimmung ihrer Lehre mit dem Glauben der Kirche. Ihnen kommt weder Weisungsrecht noch Leitungsbefugnis zu. Die Theologen sind außerstande, den Glauben verbindlich vorzulegen. Ihnen fehlt das Amtscharisma, und deswegen können sie niemals als gleichberechtigte Partner des Lehramtes auftreten. Es ist falsch, wenn Greinacher die Forderung erhebt, "dass eine Entscheidung in Fragen des Glaubens und der Sitte nur im Einvernehmen von theologischer Wissenschaft und kirchlichem Lehramt gefunden werden kann" (2). Theologie und Lehramt können nicht auf derselben Ebene der Parität stehen. Vielmehr bedarf der Theologe zur Erfüllung seiner Aufgabe der kanonischen Sendung, die ihm von den Trägern des Lehramtes erteilt und u. U. entzogen wird.

Der Glaube kommt nicht aus der Theologie, sondern aus der glaubenden und lehrenden Kirche. Die Theologie empfängt den Glauben vom lebendigen Zeugnis, hinter dem die kirchliche Lehrautorität steht. Deswegen muss sie ihre Lehre stets in der Bindung an die Vorgaben des Lehramtes vortragen. Eine Theologie, die sich diesen Bindungen entzieht, ist unfähig, den Dienst am Glauben zu leisten. Das heißt: Sie hebt sich selbst als Glaubenswissenschaft auf.


(1)  Fuchs, Zwischen Wahrhaftigkeit und Macht 183
(2)  Norbert Greinacher, Kirchliches Lehramt und Theologen: Theologische Quartalsschrift 160, 1980, 139







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Freitag, 27. September 2013

Alles zur größeren Ehre Gottes und zum Wohle des Menschen


Erkennen und Wissen um die irdischen Dinge ist an sich nicht verwerflich, ziert sogar den Menschen, wenn es auf die rechte Art, auf dem Wege der Wahrheit gesucht und zu dem rechten Zwecke, zur größeren Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen verwandt wird.



aus: Weisheit des Herzens; Kernsprüche Adolf Kolpings, AD 1955 (s.Quellen)





(eigenes Foto)

Montag, 17. Juni 2013

Gott oder Atheismus, was ist vernünftiger?

Glaube und Vernunft. Schön erklärt:

  


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Weiteres zum Thema:


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Donnerstag, 22. November 2012

Der Glaube ist der Maßstab für das, was gut ist

"Wissenschaft erweitert die Vernunft, hilft uns, die Welt zu erkennen, zu verstehen. Aber der Glaube gibt uns die Maßstäbe der Menschlichkeit, des Menschseins, die Maßstäbe dafür, was dem Menschen gut ist und was in sich gut ist und so die Pathologien der Wissenschaft überwindet, die ihrerseits die Pathologien der Religion überwinden kann. Beide gehören zusammen als gemeinsamer Weg zum Licht Gottes, das er uns in der Offenbarung aufgetan hat."

Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 21.11.2012


Freitag, 9. November 2012

Die Wahrheit ist mehr als Naturwissenschaft


“Der Mensch muss sich offen halten für den Gedanken, dass die Naturwissenschaft nicht die ganze Wahrheit über die Natur aussagt.”

Hans Jonas (Philosoph, 1903-1993)

Foto: Sunset; privat

Wissenschaft stärkt Glauben an eine Existenz über den Tod hinaus


„Alles, was Wissenschaft mich lehrte und noch lehrt, stärkt meinen Glauben an ein Fortdauern unserer geistigen Existenz über den Tod hinaus.“
Wernher von Braun (1912 - 1977) deutscher, später amerikanischer Physiker u. Raketeningenieur


Foto: Grab des 1977 an Krebs verstorbenen Wissenschaftlers mit dem Hinweis auf den 19. Psalm

Donnerstag, 8. November 2012

Auch Logik und Wissenschaft beruhen auf Glauben

Logik und Wissenschaft beruhen auf Glauben, nämlich auf dem Glauben an die Gültigkeit von Axiomen. Ein Axiom ist eine nicht beweisbare Grundlage einer Wissenschaft; so beruhen Logik, Mathematik, Physik und so weiter auf Axiomen. Das Wort Axiom kommt aus dem Griechischen àxios für würdig: ein Axiom ist würdig, geglaubt zu werden.

Wie jede Wissenschaft bedarf auch die Theologie der Axiome. Ein fundamentales Axiom der christlichen Theologie heißt: Gott ist die Liebe. Anerkennt man dieses Axiom, so steht aus logischen Gründen jene Religion Gott am nächsten, die das höchste Liebesgebot hat.

Und diese Religion ist das Christentum mit seinem Gebot der Liebe bis hin zur Feindesliebe um des Feindes willen: "Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen" (Mt 5,44). Und es ist gerade dieses Gebot, das dem Christen verbietet, Anhänger anderer Religionen geringzuschätzen. Seine Missionsmaxime heißt: Achte einen jeden Menschen, deinen Glauben aber lebe.

Max Thürkauf in: New Age und die moderne Wissenschaft; Johannes-Verlag Leutesdorf; 4.Aufl. AD 1995, S. 28f  (s. Quellen)


Montag, 12. Dezember 2011

Licht

St. Peter; Rom; Foto: Tambako the Jaguar

In allem Streben und Forschen suche ich hinter dem Geheimnis des Lichtstrahls ehrfürchtig das Geheimnis des göttlichen Geistes.




Max Planck (1858 - 1947), Begründer der Quantentheorie

Freitag, 9. Dezember 2011

Was IST der Mensch?


"Die Grundfrage für den Menschen ist nicht, ob er geeignet sei, apersonale Güter hervorzubringen, sondern was er IST, welche persönlichen Werte er verwirklicht, also seine Tugend, seine Heiligkeit. Vor allem aber ist zu fragen, wie weit Christus in ihm aufleuchtet, wie weit er sagen kann: "Ich lebe, doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir" (Gal 2,20).

Letzthin zählt, was ein Mensch als Persönlichkeit ist, und nicht, was er für Wissenschaft, Kunst, Kultur, Politik, Technik, Wirtschaft oder für sein Land geleistet hat. Die Pesönlichkeit als solche ist in den Augen Gottes wichtiger als alle apersonalen Güter, die zu schaffen sie fähig und gerufen ist."

Dietrich von Hildebrand in "Heiligkeit und Tüchtigkeit", S.16f  (s. Quellen)



 Foto: Joseph Shaw

Die Erstberufung des Menschen

Franz v. Assisi; Guido di Graziano

"Seine (des Menschen) wahre Berufung ist die Heiligkeit, die Gottähnlichkeit, die volle Entfaltung des in der Taufe empfangenen göttlichen Lebens.

Seine höchste Bestimmung ist die Umgestaltung in Christus. Darin ist nicht nur eingeschlossen, daß er dem natürlichen Sittengesetz entspreche, sondern unvergleichlich höhere, übernatürliche Tugenden verkörpere, d. h. heilig werde.

Verglichen mit dieser Berufung sind die edelsten Begabungen, das Schaffen der höchsten apersonalen Güter nur zweitrangig. Fotschreitende Beherrschung der Natur, Erfindungen, große wissenschaftliche Leistungen, kulturelle Betätigungen, selbst künstlerische Meisterwerke, so bedeutend sie alle in sich sind, so sehr sie die Größe des Menschen bezeugen, sie machen nicht seine Erstberufung aus. Kein Vorzug in diesen Bereichen läßt sich überhaupt mit dem Wert vergleichen, den ein Heiliger verkörpert."


Dietrich von Hildebrand in "Heiligkeit und Tüchtigkeit", S.16 (s. Quellen)

Mittwoch, 7. Dezember 2011

* * * * Empfangen von der Jungfrau Maria * * * *



"Liebe Freunde,
die Wissenschaft hat es mit dem Alten zu tun. Wissenschaftliche Erklärungen sind Rückführung von Unbekanntem auf Bekanntes, vom Neuen auf Altes. Darum gibt es keine wissenschaftliche Erklärung des Auftretens von Neuem, vom Leben, vom Empfinden, von Bewusstsein. All diese Phänomene sind, wie uns die Physiker sagen, extrem unwahrscheinlich. Aber sie sind wirklich.

Wenn uns also Fachleute sagen, die jungfräuliche Mutterschaft Marias sei sehr unwahrscheinlich, so sagen sie uns nichts Interessantes. Dieses Ereignis ist sogar extrem unwahrscheinlich, ähnlich wie das Auftreten von Leben im Universum. Aber deswegen ist es doch wirklich.

„Empfangen von der Jungfrau Maria“, indem wir das bekennen, bekennen wir, dass es in der Geschichte der Menschheit das Neue gibt, das nicht nur eine Variante des Alten ist.

In der Apokalypse des Johannes sagt der, der auf dem Thron sitzt: „Siehe, ich mache alles neu“ (Apk 21,5). Christlicher Glaube ist der Glaube an die Wirklichkeit des Neuen, an die reale Möglichkeit des neuen Anfangs. Mit der jungfräulichen Empfängnis Jesu hat dieses Neue begonnen.

Worin besteht dieses Neue? Das Evangelium nennt dieses Neue das „Reich Gottes“, die Königsherrschaft Gottes."


aus einer Predigt von Prof. Robert Spaemann in der Ev. Stadtkirche Darmstadt am 7. März 2004 im Rahmen einer Predigtreihe über das Apostolische Glaubensbekenntnis (ganze Predigt: bitte hier klicken)


Hervorhebungen (kursiv) durch Administrator

Donnerstag, 1. September 2011

Cathedra und Katheder

von
Joseph Kardinal Höffner, (damaliger) Erzbischof von Köln 

aus:
Unbehagen an der Kirche?


Zehnte Frage:

Muss die Zusammenarbeit zwischen dem kirchlichen Lehramt und der theologischen Wissenschaft zum Nutzen der Glaubensvertiefung und Glaubensverkündigung nicht beträchtlich verstärkt werden?

Antwort:

Diese Frage ist uneingeschränkt zu bejahen. Papst und Bischöfe sollen sich, wie das Zweite Vaticanum sagt, um die "rechte Erhellung und angemessene Darstellung" der Glaubenswahrheiten "mit geeigneten Mitteln" eifrig mühen (LG 25). Dabei mag die theologische Wissenschaft einen unverzichtbaren Dienst zu leisten; ist es doch Aufgabe, "auf eine tiefere Erfassung und Auslegung der Heiligen Schrift hinzuarbeiten, damit so gleichsam auf Grund wissenschaftlicher Vorarbeit das Urteil der Kirche reift" (DV 12).

Dennoch darf man kirchliches Lehramt und theologische Wissenschaft nicht miteinander verwechseln. Garant der Wahrheit des Glaubens ist die Cathedra des heiligen Petrus, nicht der Katheder des Professors. Diese Erkenntnis ist besonders heute wichtig, da in der Öffentlichkeit vielfach nicht zwischen katholischen und nichtkatholischen Gelehrten unterschieden wird und leider auch nicht mehr alle katholischen Theologieprofessoren in wichtigen Glaubensfragen einer Meinung sind, wenn auch jene, die abweichen, nur eine kleine Minderheit darstellen.

Nicht selten wird versucht, die Vielfalt der einander widersprechenden Meinungen mit dem Modewort vom theologischen "Pluralismus" verständlich zu machen. Es hat in der Kirche zu allen Zeiten verschiedene theologische Richtungen gegeben, die den einen und selben Glauben auf verschiedene Weise auszulegen versuchten, zum Beispiel die theologischen Schulen der Franziskaner, Dominikaner, und Jesuiten. Das ist berechtigt und bei der unergründlichen Tiefe der Glaubensgeheimnisse, mit denen sich die Theologie befasst, verständlich.

Jedoch darf die Verschiedenheit der Auslegung nicht soweit gehen, dass die vom kirchlichen Lehramt in einer endgültigen Entscheidung als letztverbindlich verkündigten Glaubens- und Sittenlehren geleugnet, oder umgedeutet und verfälscht werden. Würde der Pluralismus sich nicht mehr an das Urteil des kirchlichen Lehramtes gebunden wissen, so stünde er außerhalb der Kirche.


Foto: Père Igor, Saint-Pantaly-d'Ans, Dordogne, Frankreich

 (Hervorhebungen durch Administrator)
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