Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, nicht auf dem Weg der Sünder geht, nicht im Kreis der Spötter sitzt,sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht.Er
ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der zur rechten
Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er
tut, wird ihm gut gelingen.Nicht so die Frevler: Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.Darum werden die Frevler im Gericht nicht bestehen noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, der Weg der Frevler aber führt in den Abgrund.
Ihr aber, liebe Brüder, denkt an die Worte, die von den Aposteln Jesu Christi, unseres Herrn, im Voraus verkündet worden sind,als sie euch sagten: Am Ende der Zeit wird es Spötter geben, die sich von ihren gottlosen Begierden leiten lassen.Sie werden die Einheit zerstören, denn es sind irdisch gesinnte Menschen, die den Geist nicht besitzen.
Ihr
aber, liebe Brüder, gründet euch auf euren hochheiligen Glauben, und
baut darauf weiter, betet in der Kraft des Heiligen Geistes,haltet fest an der Liebe Gottes und wartet auf das Erbarmen Jesu Christi, unseres Herrn, der euch das ewige Leben schenkt.
Erbarmt euch derer, die zweifeln;rettet
sie, entreißt sie dem Feuer! Der anderen aber erbarmt euch voll Furcht;
verabscheut sogar das Gewand eines Menschen, der der Sünde verfallen
ist.
Jesus (Josua, Jeshua, Jehoschua) bedeutet „Gott ist Hilfe, Heil, Großmut, Rettung“. Der Name des Kindes wurde sowohl der Jungfrau Maria als auch dem heiligen Joseph, dem Ehemann Mariens, durch einen Boten Gottes vekündet. "[...E)s ist uns Menschen kein
anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden
sollen." (Apg 4,12)
Der heilige Lukas berichtet in seinem Evangelium von der Verkündigung der Menschwerdung Gottes (1,26-33):
Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaretzu
einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt,
der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel trat bei ihr ein und sagte: "Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir." Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.Da sagte der Engel zu ihr: "Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben."
Der Evangelist Matthäus schildert, wie Gott durch seinen Engel in einem Traumgesicht zu Josef spricht (1,18-25):
Mit der
Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef
verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie
ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes.Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.
Während
er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum
und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau
zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen
Geist.Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat:Seht,
die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und
man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit
uns.
Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.Er erkannte sie aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus.
Der oben abgebildete Wandbehang stellt im Zentrum den frühchristlichen griechischen Schriftzug ΙΧΘΥΣ dar, dessen Bedeutung "Fisch" ist und dessen Lettern die Anfangsbuchstaben des urchristlichen Glaubensbekenntnisses bilden, das Jesus Christus als Retter und Erlöser bezeugt:
Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir
heißen Kinder Gottes und wir sind es. Die Welt erkennt uns nicht, weil
sie ihn nicht erkannt hat. (...) Daran kann man die Kinder Gottes und
die Kinder des Teufels erkennen: Jeder, der die Gerechtigkeit nicht tut
und seinen Bruder nicht liebt, ist nicht aus Gott. (1. Joh 3,1.2.10)
Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben,die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.Und
das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben
seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom
Vater, voll Gnade und Wahrheit. (Joh 1,9-14)
Die Heilige Schrift macht einen Unterschied zwischen der "Welt" und den Kindern Gottes. Ganz eindeutig umfasst die Gemeinschaft der Kinder Gottes nicht alle Menschen, die auf Erden leben. Die Schrift nennt die Kriterien, die den Kindern Gottes eigen sind: Kind Gottes ist allein derjenige, der Jesus Christus aufgenommen hat, an Seinen Namen glaubt, aus Gott geboren, sprich: getauft ist, der Gerechtigkeit übt und seinen Bruder liebt.
Der Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) bestätigt, dass die Gotteskindschaft Frucht der göttlichen Gnade, verliehen durch die Sakramente der heiligen Kirche, ist:
KKK 1129 Die Kirche
sagt, daß die Sakramente des Neuen Bundes für die Gläubigen heilsnotwendig sind
[Vgl. K. v. Trient: DS 1604]. Die „sakramentale Gnade" ist die jedem
Sakrament eigene, durch Christus gespendete Gnade des Heiligen Geistes. Dieser
heilt und verwandelt alle, die ihn empfangen, indem er sie dem Sohn Gottes
gleichgestaltet. Die Frucht des sakramentalen Lebens besteht darin, daß der
Geist der Gotteskindschaft den Gläubigen Anteil an der göttlichen Natur schenkt
[Vgl. 2 Petr 1,4.], indem er sie mit der Lebenskraft des einzigen Sohnes, des
Erlösers, vereint.
Die Umgestaltung in Christus, die Anteilnahme des Menschen am göttlichen Leben als Sohn oder Tochter Gottes beginnt mit der heiligen Taufe. Damit ist der Same gelegt für das Heranwachsen im Glauben und wie es Lebensaufgabe des Getauften ist, sich ganz und immer mehr in Christus, den einzigen Sohn Gottes, umzuwandeln und so wie er den Willen des himmlischen Vaters zu erfüllen, ist es die Aufgabe der Kirche, den Menschen, nachdem sie als Mutter diese durch die Taufe Gott dem Vater als neue Kinder geboren hat, nun für das Wachstum im Glauben und die Nachfolge Christi auszustatten, zu beschützen und durch Erneuerung oder Vermehrung des göttlichen Lebens zu nähren.
KKK 1213 Die
heilige Taufe ist die Grundlage des ganzen christlichen Lebens, das Eingangstor
zum Leben im Geiste [vitæ spiritualis ianua] und zu den anderen Sakramenten.
Durch die Taufe werden wir von der Sünde befreit und als Söhne Gottes
wiedergeboren; wir werden Glieder Christi, in die Kirche eingefügt und an ihrer
Sendung beteiligt [Vgl. K. v. Florenz: DS 1314; CIC, cann.
[link] 204, § 1; [link] 849;
CCEO, can. 675, § 1]: „Die Taufe ist das Sakrament der Wiedergeburt durch das
Wasser im Wort" (Catech. R. 2,2,5).
So hat Gott sich aus Heiden und Juden ein Volk geschaffen und die "einst ein Nicht-Volk waren, sind jetzt Gottes Volk" (1 Petr 2,9-10). Auch hier wird deutlich, dass es einen Unterschied gibt zwischen denen, die Gottes Volk angehören, weil sie durch Teilhabe am göttlichen Leben seine Kinder sind, und den übrigen Menschen, nämlich denen, die noch in Finsternis und ohne (christliche) Hoffnung leben.
Die Dogmatische Konstitution Lumen gentium des 2. Vatikanischen Konzils schreibt im Kapitel 9 über das Volk Gottes sehr deutlich:
Diesen neuen Bund hat Christus gestiftet, das Neue Testament nämlich
in seinem Blute (vgl. 1 Kor 11,25). So hat er sich aus Juden und Heiden
ein Volk berufen, das nicht dem Fleische nach, sondern im Geiste zur Einheit
zusammenwachsen und das neue Gottesvolk bilden sollte. Die an Christus glauben,
werden nämlich, durch das Wort des lebendigen Gottes (vgl. 1 Petr 1,23)
wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nicht
aus dem Fleische, sondern aus dem Wasser und dem Heiligen Geist (vgl. Joh
3,5-6), schließlich gemacht zu "einem auserwählten Geschlecht, einem königlichen
Priestertum ..., einem heiligen Stamm, einem Volk der Erwerbung ... Die einst
ein Nicht-Volk waren, sind jetzt Gottes Volk" (1 Petr 2,9-10).
Dieses messianische Volk hat zum Haupte Christus, "der hingegeben worden ist
wegen unserer Sünden und auferstanden ist um unserer Rechtfertigung willen" (Röm
4,25) und jetzt voll Herrlichkeit im Himmel herrscht, da er den Namen über allen
Namen erlangt hat. Seinem Stande eignet die Würde und die Freiheit der Kinder
Gottes, in deren Herzen der Heilige Geist wie in einem Tempel wohnt. Sein Gesetz
ist das neue Gebot (vgl. Joh 13,34), zu lieben, wie Christus uns geliebt
hat. Seine Bestimmung endlich ist das Reich Gottes, das von Gott selbst auf
Erden grundgelegt wurde, das sich weiter entfalten muß, bis es am Ende der
Zeiten von ihm auch vollendet werde, wenn Christus, unser Leben (vgl. Kol
3,4), erscheinen wird und "die Schöpfung selbst von der Knechtschaft der
Vergänglichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes befreit wird" (Röm
8,21).
So ist denn dieses messianische Volk, obwohl es tatsächlich nicht alle
Menschen umfaßt und gar oft als kleine Herde erscheint, für das ganze
Menschengeschlecht die unzerstörbare Keimzelle der Einheit, der Hoffnung und des
Heils. Von Christus als Gemeinschaft des Lebens, der Liebe und der Wahrheit
gestiftet, wird es von ihm auch als Werkzeug der Erlösung angenommen und als
Licht der Welt und Salz der Erde (vgl. Mt 5,13-16) in alle Welt gesandt. (Hervorhebungen in Fettdruck von mir)
Nach christlichem Verständnis ist also keineswegs das Volk Gottes gleichbedeutend mit der gesamten Menschheit und nicht jeder Mensch ist schon Kind Gottes. Vielmehr fordert Gott unser Erkennen und unsere Entscheidung, diesem seinem Volk, dem mystischen Leib, angehören und Kind Gottes werden zu wollen. Diese Entscheidung kann nur im Herzen und in aller Freiheit aus Liebe zu Gott getroffen werden.
Was aber uns alle, die gesamte Menschheit, im Innersten verbindet, ist die Gott-Ebenbildlichkeit, in der Gott uns erschaffen hat (vgl. Gen 1,26). Daher eignet jedem Menschen von Beginn an die ihm eigene Würde und Unantastbarkeit seines Lebens. Jeder Mensch, alle Menschen, sind dazu berufen, Gott zu suchen, ihn zu erkennen und nach seinem Willen und seinen Geboten zu leben. In diesem natürlichen Sinne sind wir alle blutsverwandt und stammen von gemeinsamen natürlichen Eltern ab. In diesem Sinne betrachten wir uns als (natürliche) Brüder und Schwestern.
Davon unterschieden ist die übernatürliche Verwandtschaft durch dieselbe gemeinsame Gesinnung, denselben Glauben an den einzigen Erlöser Jesus Christus. In Gott sind wir wahrhaft eine Familie, Brüder und Schwestern; wir haben Gott durch Teilhabe der Sohnschaft Jesu Christi zum Vater und die Kirche, die uns durch die Taufe zu neuem, ewigen Leben gebiert, zur Mutter. (Vgl. Johannes Chrysostomos, Kommentar zum Römerbrief 20. Homilie,Kap. 8: "Bei Christen gilt Blutsverwandtschaft nichts (für ihr ewiges Heil), sondern da gibt es nur eine geistige Verwandtschaft....")
Diese verschiedenen Ebenen des Miteinander-Verwandtseins, die natürliche einerseits und die übernatürliche andererseits, sollte man niemals verwechseln oder durcheinanderbringen...
Gar Herrliches spricht man von dir, Maria! Denn Großes hat an dir getan, der mächtig ist. (Communio Fest Mariä Empfängnis) Du bist der Ruhm Jerusalems, die Freude Israels, die Ehre unseres Volkes. (Judith 15,10)
Damit die Menschen recht tief das Elend erkennen sollten, in das die Sünde sie führte, hat Gott die Menschen Jahrtausende warten und beten lassen, bis er seinen Erlösungsplan verwirklichte. Aber er ließ die Menschheit nicht ohne frohe Hoffnung. Vielmals hat er zu ihr gesprochen und ihr den kommenden Erlöser verkündet. Auf diese Weise hat er ihre Sehnsucht geweckt nach dem ewigen Glück und den Abscheu gegen die Sünde vertieft. In Weissagungen und Vorbildern hat er den Menschensohn und sein Werk vorherverkündet.
Mit der Erlösung auf's innigste verbunden ist die Mutter des Gottessohnes. Das Kind soll ja in den Händen seiner Mutter der Welt dargeboten werden. Darum soll auch Maria, die im ewigen Weltenplan Gottes Beschlossene, den Menschen nahegebracht werden, bevor sie zur Welt kommt.
Schon zu den ersten Menschen hat Gott gesprochen von der Frau und dessen Feindschaft mit der teuflischen Schlange. Unklar noch und in weiter Ferne erscheint den Menschen das Bild des Erlösers und seiner Mutter, die wir die Schlangenzertreterin nennen. Dieses Bild wird klarer und deutlicher bei den Propheten: "Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sein Name wird sein: Emanuel, Gott mit uns." (Isaias 7,14)
Das königliche Geschlecht Davids ist ausersehen, diese Jungfrau hervorzubringen. Hier ist der Wurzelstock, aus dem das edle Reis hervorsprießen soll. So innig ist die Verbindung zwischen der Mutter und ihrem Kinde, dass die alten Erklärer der Heiligen Schrift Maria selbst das edle Reis nennen, das uns das Blümlein, den Heiland bringt.
Es ist von großer Bedeutung, dass Gott das Geschlecht Davids zum Königsgeschlecht erhebt. Wenn auch die Herrschaft von ihm genommen wird, dann wird doch bleiben das Ansehen dieses Geschlechtes bei den Menschen und die Treue dieses Geschlechtes zu Gott. So soll von Natur aus schon ein königlicher Adel auf Maria liegen, auf ihr, die einmal die Königin aller Könige und Herrscher sein wird.
Edle, hohe Frauen sind Vorbilder dieser höchsten Frau, die uns das Heil bringen soll. Judith, die Starke, bringt Heil und Erlösung von dem Feind, der die heilige Stadt bedroht; Esther in ihrer Schönheit und Anmut wird durch ihre Fürsprache die Retterin ihres Volkes von dem drohenden Untergang. Darum lehrt uns die Kirche das Lob Mariens verkünden mit den Worten: "Stark wie Judith, schön wie Esther."
Sieh, Gott hat das Leben Mariens nicht nur geplant, sondern auch vorbereitet. So ist es mit jedem Menschenleben. Auch wir waren von Ewigkeit her ein Gedanke Gottes, auch unser Leben hat er vorbereitet, ehe wir zur Welt kamen. Vater und Mutter hat er uns erwählt, von denen wir nicht nur das leibliche Leben empfangen, sondern von denen wir auch manche gute geistige Anlagen geerbt haben.
Es lohnt sich schon darüber nachzudenken, wie Gott für uns gesorgt hat, ehe unser Leben begann. (...) An unser ewiges Seelenheil hat Gott gedacht, dass er Priester berief, die uns die Gnade Gottes vermitteln sollten. (...) Für all diese Gaben und Wohltaten wollen wir Gott danken und mit Maria beten: "Hochpreiset meine Seele den Herrn!"
Wir beten ein Ave Maria, dass Maria uns helfe, uns der Gaben Gottes würdig zu erweisen:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
Wie groß sind deine Werke, o Herr! Alles hast du mit Weisheit gemacht. Du tust auf deine Hand, und alles wird gesättigt mit Gutem. (aus Psalm 103)
Gebet:
Allweiser und allgütiger Gott! Sei gelobt und gepriesen für alle Werke deiner Huld! Mariens irdischen Lebensweg hast du vorbereitet; für uns alle sorgtest du, ehe wir das Licht der Welt erblickten. Wir danken dir dafür von Herzen. Auf die Fürbitte der reinsten Jungfrau und Mutter wollest du gnädig all unsere Wege behüten und uns nach deinem Willen führen. Amen!
Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes;
A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.; AD 1935; S. 24-26 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)
Bild: Stammbaum Mariens (Wurzel Jesse); Wandgemälde im Dom zu Limburg; eigenes Foto
Was sollten der Präsident der USA, der Topmanager eines Pharmakonzerns, die Kulturbeauftragte einer Bank und ein neugewählter Bischof haben? Die Antwort ist einfach: Visionen! Denn ohne sie wird man heute nichts mehr, erreicht man nichts, bringt man nichts weiter.
Wir leben in einem visionären Zeitalter, überall begegnen uns Visionen. Bei Martin Luther King lautete die Losung noch eher bescheiden: I have a dream. Jetzt aber reicht das nicht mehr aus. Nicht Träume, Visionen müssen es sein. Und wem keine gegeben sind, der macht sie sich eben selbst – oder lässt sie sich von anderen entwerfen. „Wir haben eine Vision für die nächsten Jahre entwickelt“, heißt es in so profanen Zusammenhängen wie der Marktstrategie einer Brauerei oder der Müllentsorgung.
Der Wandel des Wortes Vision ist erstaunlich. Ursprünglich im religiösen, ja mystischen Bereich beheimatet, ist es inzwischen fast gleichbedeutend mit den Worten „Strategie“, „Programm“ und „Plan“ geworden, nur dass es ihnen gegenüber einen hohen, feierlichen Ton anschlägt.
Selbst unter Christen verbindet man mit Visionen immer seltener übernatürliche Schauungen der Glaubensgeheimnisse. Ist z.B. davon die Rede, ein Bischof habe Visionen, wer stellt sich dann wohl einen Kirchenmann vor, der im einsamen Beten ergriffen die Welt Gottes schaut? Fast niemand. Nur bestimmten Kreisen bleibt es vorbehalten, noch heute unter Visionen zuallererst die himmlischen Gesichte begnadeter Seher zu verstehen. So krause und unglaubwürdig vieles davon auch sein mag, es kommt dennoch der eigentlichen Bedeutung von Vision näher als der augenblicklich moderne Gebrauch des Wortes.
In der Heiligen Schrift spielt das Thema eine bedeutende Rolle. Das Alte Testament beschreibt, zumal in den prophetischen Büchern, eine nahezu unüberschaubare Fülle von eindrucksvollen, zuweilen dunklen und schwer verständlichen Schauungen. Im Neuen Testament hört das keineswegs auf. Petrus weist in seiner ersten Predigt am Pfingsttag mit den Worten des Propheten Joel darauf hin: „In den letzten Tagen wird es geschehen, spricht der Herr: Da will ich von meinem Geist ausgießen über alles Fleisch, und ihre Söhne und ihre Töchter werden weissagen, und die Jünglinge werden Gesichte schauen, und Greise werden Träume haben.“ (Joel 3,1; Apg 2,17)
Später wird Petrus durch eine dreimalige, eher unangenehme Vision darüber belehrt, dass er nichts von dem, was Gott für rein erklärt hat, unrein nennen soll (Apg 10,11-16). Im Heiligen Geist sieht der Erzmartyrer Stephanus „die Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen“ (Apg 7,55f.). Paulus wird auf dem Weg nach Damaskus durch eine leuchtende Vision Jesu Christi hingestreckt und bekehrt (Apg 9,4ff; 22,6ff; 26,13ff.), später sogar „bis zum dritten Himmel entrückt“, wo er „unsagbare Worte“ vernimmt, „die einem Menschen auszusprechen versagt sind“ (2 Kor 12,2-4). Von der Apokalypse des Johannes, in der zwischen der erschütternden Christusvision zu Beginn und der Schau des himmlischen Jerusalem am Ende eine Reihe gewaltiger Gesichte steht, braucht hier gar nicht gesprochen zu werden.
Allen diesen Visionen ist eines gemeinsam: Sie sind nicht Menschenwerk, nicht vom Schauenden erdacht, entworfen und entwickelt, sondern stammen von oben. Sie handeln auch von dem, „was droben ist“, nämlich von Gottes Wesen, Willen und Werken. Und sie haben sich bewährt, indem sie der Prüfung des Glaubens und des Lebens standhielten und Frucht trugen für das Reich des Herrn. So sollte es während der ganzen Geschichte der Christenheit bleiben: Immer wieder hat es wirkliche Visionäre gegeben; gottverbundene Beter, denen unverdienterweise die Wahrheiten der Offenbarung in ihrer Herrlichkeit und Lebendigkeit gezeigt wurden und die daraus oft auch Aufträge für die Kirche empfingen.
Denken wir nur an die heilige Juliana von Lüttich (1193-1258), der bereits in jungen Jahren das merkwürdige Bild der Mondscheibe mit einem schwarzen Streifen gezeigt wurde. Erst später erklärte ihr eine Stimme, das Geschaute stehe für den Kreis des Kirchenjahres, in dem noch eine Lücke klaffe: das fehlende Fest zu Ehren des Allerheiligsten Altarsakramentes! Die Botschaft, die Juliana der kirchlichen Hierarchie zu künden hatte, brachte ihr vor allem Spott und Ablehnung, Leiden und Vertreibung ein. Aber ihre Vision bestand den Härtetest; noch zu Lebzeiten der Heiligen wurde in Lüttich 1246 das erste Fronleichnamsfest gefeiert. Bald sollte es sich über den ganzen Erdkreis ausdehnen.
Die vorsichtige, prüfende Haltung der Kirche gegenüber derartigen Phänomenen ist notwendig und hat sich zigfach bewährt. Sie entspricht der Aufforderung des Völkerapostels, prophetische Rede, die ja oft die Folge echter Schauungen ist, nicht zu verachten, alles zu prüfen, das Gute aber zu behalten (1 Thess 5,20f.). Umso wichtiger ist es, die besonderen Gaben Gottes nicht mit jenen „Visionen“ zu verwechseln, die heute leichtfertig in aller Munde sind.
Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt,damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen.Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater.Daher bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn; bist du aber Sohn, dann auch Erbe, Erbe durch Gott.
Paulus in dem Brief an die Galater, Kap. 4, 4-7 (aus der Lesung zum Sonntag in der Oktav von Weihnachten, s. Schott-Messbuch)
Brüder! Ihr wisset, die Stunde ist da, vom Schlafe aufzustehen, denn jetzt ist unser Heil näher als damals, als wir zum Glauben kamen. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag [Christi] bricht an: lasset uns also ablegen die Werke der Finsternis und anziehen die Waffen des Lichtes. Wie am Tage lasset uns ehrbar wandeln: nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Zank und Eifersucht. Vielmehr ziehet an den Herrn Jesus Christus.
Aus dem Brief des Apostel Paulus an die Römer; Röm 13,11-14; Lesung zum 1. Adventsonntag
Eigntlich hat wohl niemand wirklich etwas anderes erwartet: Nachdem der ehemalige Erzbischof von Freiburg, Robert Zollitsch, seine Exerzitien beendet hat, hatte er nun Gelegenheit, auf den Brief der Glaubenskongregation vom 21. Oktober 2013 zu antworten, in dem er dazu aufgefordert wurde, die Anfang Oktober veröffentlichte sogenannte "Freiburger Handreichung" zurückzunehmen und zu überarbeiten. Die "Handreichung
für die Seelsorge zur Begleitung von Menschen in Trennung, Scheidung und nach ziviler Wiederverheiratung" ist laut Glaubenskongregation in mehreren Punkten nicht mit der Lehre der katholischen Kirche zu vereinbaren.
Erzbischof Zollitsch stellte sich bei der Herbstvollversammlung des Diözesanrates demonstrativ vor die Handreichung, die auch noch immer auf der Homepage der Freiburger Familienpastoral einzusehen ist. Er scheint den Ernst der Lage nicht einzusehen, dass in diesem Fall die Einheit im Glauben mit der katholischen Kirche nicht nur aufs Spiel gesetzt, sondern aufgekündigt wurde.
Für die Glaubwürdigkeit der Kirche ist das ein weiterer herber Schlag, denn wie sollen Eltern und glaubenstreue Priester Kindern und Heranwachsenden die Sakramente, hier insbesondere das der Ehe und des Altares, erklären und vorstellen, wenn selbst ein Bischof mit zahlreichen seiner Priester und Gläubigen diese Sakramente in Frage stellt und im Grunde genommen banalisiert und relativiert? Unter solchen Umständen ist eine fruchtbare Weitergabe des Glaubens nicht mehr möglich.
"Das Maß der Festigkeit unseres Glaubens, auf persönlicher und gemeinschaftlicher
Ebene, ist auch unsere Fähigkeit, ihn an andere weiterzugeben, ihn zu
verbreiten, ihn in der Liebe zu leben und unter allen zu bezeugen, denen wir
begegnen und die mit uns den Weg des Lebens teilen."
Regina Einig und Guido Horst im Gespräch mit Erzbischof Gerhard Ludwig Müller für "Die Tagespost" am 11.10.2012:
DT: Exzellenz, (...) wie bewerten Sie (...) die Überlegungen einiger deutscher Bischöfe, den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen neu zu regeln?
Erzbischof G.L. Müller: Die (...) Frage, die Sie ansprechen, betrifft die Tatsache, dass man nur im Stand der heiligmachenden Gnade zur heiligen Kommunion gehen kann, wenn man also frei ist von persönlichen schweren Sünden und sich in seinem Lebensstand in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche befindet.
Die Ehe ist nach Gottes Gebot eine sakramentale Wirklichkeit, die nicht einfach nur von der persönlichen Befindlichkeit der Partner, von Mann und Frau, abhängt. Deshalb ist, auch wenn das manchmal falsch dargestellt wird, die Zulassung oder Nichtzulassung zur Kommunion nicht Belohnung oder Strafe, sondern ergibt sich aus der Natur des Sakramentes selber. Die gültig geschlossene sakramentale Ehe begründet ein ontologisches und in der Wirklichkeit der Gnade bestehendes Band. Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Deshalb ist, solange die erste Ehe gültig besteht, ein neuer Lebensbund nicht möglich.
So ist auch die Rede von den „wiederverheirateten Geschiedenen“ theologisch ungenau. Es gibt ja keine Scheidung und es gibt auch keine Wiederheirat – es sei denn, dass der Partner verstorben ist. Hier wird also ein zivilrechtlicher Begriff manchmal vermischt mit der kirchlichen und theologischen Begrifflichkeit. Ich habe das auch kürzlich bei der Bischofskonferenz gesagt.
Unsere Hauptanstrengungen müssen sich darauf richten, dass das Wesen der Ehe richtig verstanden wird, dass Ehe gelingt im Sinn des Wohls der Ehepartner, vor allem auch der Kinder. Erst von da aus können wir dann über pastorale Maßnahmen zu Gunsten der Menschen sprechen, die sich in einer irregulären Situation befinden.
Wichtig ist auch, das Wohl der Kinder im Auge zu behalten, das vom Gesetzgeber und unserer Gesellschaft zu gering veranschlagt wird. Denn jedes Kind hat ein natürliches, in seiner unveräußerlichen Menschenwürde begründetes Recht, bei den eigenen Eltern zu leben. Es wird immer nur ausgegangen von dem Befinden der einzelnen Erwachsenen.
DT: Welchen Spielraum haben dann die deutschen Bischöfe, wenn sie die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen immer wieder auf Nummer eins der Tagesordnung setzen?
Erzbischof G.L. Müller: Einen „Spielraum“ gibt es hier nicht, weil es nichts zu spielen gibt und weil die Sache sehr ernst ist. Somit können die Rollen nicht dergestalt verteilt werden, dass aus einzelnen Ländern sogenannte „Vorstöße“ kommen, die nicht mit dem Glauben übereinstimmen und eine pastorale Praxis vorschlagen, die im Widerspruch zum Glauben und zum Leben der Kirche steht. Dann wird die Glaubenskongregation in die Rolle des Bremsers und des Neinsagers hineinmanövriert. Diese Strategie schadet der Kirche schwer, vor allem wenn die veröffentlichte Meinung als Druckmittel benutzt wird. Stattdessen sind alle Bischöfe auf ihren katholischen Glauben festgelegt.
Das, was die Glaubenskongregation sagt, ist nicht willkürlich und von irgendwelchen „engen und strengen“ Vorstellungen her entwickelt worden, sondern die deutliche Erinnerung an das, was für uns alle – Bischöfe, Priester, Ordensleute und jeden Getauften – gültig ist. Jesus hat die Trennung rechtmäßiger Ehegatten der „Hartherzigkeit“ überführt. Man muss nicht erst die Glaubenskongregation fragen, um zu wissen, was katholisch ist.
Objektiv findet sich der katholische Glaube dargelegt in der Heiligen Schrift, in der Tradition, in der Liturgie und im Glaubensbekenntnis. Wir sind nur da, um es immer wieder neu in Erinnerung zu rufen.
Ihr seid von
Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit
aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld!Ertragt
euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas
vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!
Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht.In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes.
Seid dankbar!Das
Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. Belehrt und
ermahnt einander in aller Weisheit! Singt Gott in eurem Herzen Psalmen,
Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt, denn ihr seid in Gottes
Gnade.Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater!
Lesung zum 5. nachgeholten Sonntag nach Erscheinung (Vetus Ordo)
In einem interessanten Artikel befasst sich Pater Engelbert Recktenwald FSSP mit dem Verhältnis von Tradition und Lehramt in der kaholischen Kirche und dem Traditionsbegriff als solchem.
Er erklärt den Unterschied zwischen göttlicher Tradition (göttlichen Ursprungs) und kirchlicher Tradition (menschlichen Ursprungs), die in der öffentlichen Diskussion oft nicht voneinander unterschieden werden (s. Piusbruderschaft), wodurch es dann zu folgenschweren Missverständnissen kommen kann.
Die göttliche Tradition verpflichtet die Gläubigen aller Orte und Zeiten unwandelbar zum Glaubensgehorsam, die kirchliche Tradition bindet die Gläubigen solange, wie sie von der kirchlichen Autorität aufrechterhalten wird.
Nur die göttliche Tradition ist Glaubensquelle. (...) Ein Abfall von dieser Tradition oder ein Bruch mit dieser Tradition würde - immer, aber auch nur dann - einen Abfall oder einen Bruch mit dem Glauben darstellen.
Weiter schreibt P. Recktenwald über die göttliche Tradition:
Sie wurde mündlich weitergegeben in der Verkündigung und Predigttätigkeit der Apostel. Der hl. Paulus schreibt, dass der Glaube vom Hören komme: “Fides ex auditu” (Röm 10,17).
Aber selbstverständlich wurde die mündliche Überlieferung auch immer wieder schriftlich fixiert, und zwar zweifach: in der Hl. Schrift und außerhalb der Hl. Schrift. Die Hl. Schrift, also die Bücher des Neuen Testaments, sind schriftlicher Niederschlag der Tradition, und zwar geschrieben unter dem inspirierenden Beistand des Hl. Geistes. Aber auch danach ging es weiter mit dem schriftlichen Niederschlag der Tradition. Was gehört alles dazu? Unter anderem:
1. Die Glaubensbekenntnisse (Symbola), besonders das Apostolische, das Athanasianische und das Nizänisch-Konstantinopolitanische Glaubensbe-kenntnis: das erste beten wir vor dem Rosenkranz, das letztere in der hl. Messe.
2. Die Liturgien.
3. Die Konzilien und die Erlässe der Päpste.
4. Die Schriften der Kirchenväter.
Alle diese Schriften sind je auf ihre Weise Zeugnisse oder Dokumente oder Urkunden der Tradition. Wenn man also wissen will, was zur Tradition gehört, muss man auf diese Zeugnisse zurückgreifen.
Aber nicht alles, was in der Hl. Schrift und anderen Quellen zu finden ist, so P. Recktenwald, gehöre zu den Offenbarungswahrheiten, vielmehr enthielten diese Quellen auch kirchliche Traditionen. Deshalb sei es notwendig, Kriterien zu kennen, um zwischen den einen und den anderen unterscheiden zu können. Aber selbst solche Kriterien vermögen oftmals nicht eindeutig alles zu erfassen, was zur eindeutigen Beurteilung der Aussagen vonnöten wäre und könnte zu unterschiedlichen Beurteilungen führen. Hier sei nun das kirchliche Lehramt gefragt, das, geleitet durch den Heiligen Geist, letztgültig entscheiden könne:
Um zu einem endgültigen Urteil zu kommen, bedarf es deshalb einer göttlich legitimierten Entscheidungsinstanz, und das ist das kirchliche Lehramt. Es bedarf eines Urteils, das kein Privaturteil ist, sondern ein offizielles und autoritatives Urteil, also das Urteil einer sichtbaren, d.h. öffentlich greifbaren Instanz, die über den Parteien einer theologischen Kontroverse steht und von Gott eingesetzt und legitimiert ist. Genau das ist der Sinn des kirchlichen Lehramtes. (...)
Das kirchliche Lehramt ist die nächste und unmittelbare Glaubensregel, Schrift und Tradition sind entferntere Glaubensregeln.
Mit Glaubensregel ist hier die Norm gemeint, nach der wir unterscheiden können, was zum Glauben gehört und was nicht. Wir wissen, dass wir alles glauben müssen, was Gott geoffenbart hat, und wenn wir die Tugend des Glaubens besitzen, wollen wir auch alles glauben, was Gott geoffenbart. Aber woher wissen wir, was zum Offenbarungsgut gehört? Dazu können wir Schrift und Tradition befragen. Aber diese beiden sind nur die entferntere Glaubensregel, weil sie selber der Auslegung bedürfen. Viele Stellen, Passagen und Lehren der Hl. Schrift können verschieden verstanden und gedeutet werden, und die Geschichte zeigt uns, dass dies auch tatsächlich oft geschah und geschieht. Wer entscheidet, welches die richtige Auslegung ist? Damit in einer geschichtlich konkreten Auseinandersetzung eine Entscheidung möglich ist, bedarf es einer Entscheidungsinstanz, die hic et nunc eingreifen, Stellung beziehen und einen Richterspruch fällen kann. Das ist das lebendige Lehramt. (...)
Natürlich ist das Lehramt seinerseits rückgebunden an Schrift und Tradition. Es steht, wie das II. Vatikanum sagt, unter dem Wort Gottes, nicht über ihm. Das I. Vatikanum lehrt: “Die Glaubenslehre, die Gott geoffenbart hat, wurde dem menschlichen Geist nicht wie eine philosophische Erfindung zur Vervollkommnung vorgelegt, sondern als göttliches Gut der Braut Christi übergeben, damit sie dieselbe treu bewahre und irrtumslos erkläre. Deshalb muß auch immer jener Sinn der Glaubenswahrheiten beibehalten werden, der einmal von der heiligen Mutter der Kirche dargelegt worden ist; nie darf man von diesem Sinn unter dem Schein und Namen einer höheren Erkenntnis abweichen...” (...)
In dem Moment, wo die Glaubensquelle, sei es die Schrift, sei es die Tradition, dem Privaturteil des Einzelnen unterworfen wird, wird sie der Subjektivität unterworfen. Die protestantischerseits ins Feld geführte Berufung auf den Heiligen Geist, der dem Einzelnen bei der Lektüre der Schrift beisteht, nützt nichts, sobald eine Streitfrage über das rechte Verständnis entsteht. Da sich beide Parteien auf den Heiligen Geist berufen und es außerhalb des Einzelnen keine Entscheidungsinstanz mehr gibt, kann es auch keine Vermittlung und keine Beilegung des Streits geben. Der Glaube bleibt der Subjektivität des Einzelnen überlassen. Nur wenn es außerhalb des Einzelnen eine Entscheidungsinstanz gibt, nämlich ein göttlich eingesetztes und legitimiertes Lehramt, können die Glaubensquellen dem demütigenden Schicksal, Spielball subjektiver Auslegungen zu sein, entrissen werden.
So lehrt das I. Vatikanum:
"Weil der römische Bischof durch das
göttliche Recht des apostolischen Vorrangs an der Spitze der gesamten
Kirche steht, lehren und erklären wir auch: Der römische Bischof ist
oberster Richter aller Gläubigen, und man kann in allen Streitsachen,
die kirchlicher Untersuchung zustehen, an dieses Gericht Berufung
einlegen. Über das Urteil des Apostolischen Stuhles jedoch darf niemand
aufs neue verhandeln, da es keine höhere Amtsgewalt gibt, und niemandem
ist es erlaubt, über dieses Gericht zu richten."
Das kirchliche Lehramt, so das Fazit, ist unabdingbar, um die Einheit im Glauben zu bewahren. Schrift und Tradition sind dem kirchlichen Lehramt unterworfen - auch und gerade deswegen, weil das kirchliche Lehramt "unter dem Wort Gottes, nicht über ihm" steht und jede Willkür ausgeschlossen ist. Es ist die von Gott eingesetzte legitimierte Entscheidungsinstanz. Für den Gläubigen ist es die erste und nächste Glaubensregel (regula proxima), aus der er sicher den authentischen Glauben erkennen kann.
Zitate P. Recktenwalds aus einem Vortrag vom 11. November 2012 in Trier, gehalten auf Einladung des Trierer Initiativkreises; veröffentlicht in UNA VOCE Korrespondenz 1. Quartal 2013, S. 59 ff
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So steht denn fest, Brüder, und haltet euch an die Überlieferungen, die ihr mündlich oder schriftlich von uns empfangen habt.
Was erwarten wir, wenn wir im kirchlichen Rahmen zu einem „Meditationskurs“ eingeladen werden? Wohl kaum eine spezifisch christliche Angelegenheit. Lesen wir dann auch noch, die Teilnehmer sollten bitteschön in leichter Kleidung und mit Wolldecke erscheinen, so fällt es uns nicht mehr schwer, uns die Art von Meditation auszumalen, die da geübt wird.
Häufig handelt es sich um ein Gebräu aus fernöstlichen, nicht selten auch esoterischen Praktiken, versehen mit einem ordentlichen Schuss Psychologie und einigen christlichen Elementen. Das Ziel dabei ist nicht etwa ein vertiefter, verlebendigter Glaube an den dreifaltigen Gott und ein würdiger Wandel vor Ihm. Vielmehr geht es um „Selbsterfahrung“, „Selbstfindung“, „Selbstwerdung“ und manches andere mehr, das mit dem vielbeschworenen Selbst des Menschen (nicht zu verwechseln mit dem Ich!) zu tun hat. Selbstbeschäftigung eben.
„Gott“ kommt in solchem Meditieren meist nur in ent-dogmatisierter Form vor, als unaussprechlicher Grenzwert der Erfahrung vielleicht, als kosmische Energie oder tiefstes Innen unseres Selbst. Der Heiligen Schrift bedient man sich, um ihre Bilder im Sinne von Archetypen zu betrachten oder einzelne ihrer Worte als Mantra vor sich hinzuraunen. Von Orientierung an der göttlichen Offenbarung und dem Glaubensgut der Kirche aber kann nicht die Rede sein.
Bedauerlich, dass „Meditation“ heute fast automatisch in diesem Sinne verstanden wird, denn ursprünglich ist sie ein durchaus legitimes Kind der christlichen Tradition, mehr noch: eine Übung, welcher in der Geschichte der Spiritualität und auch der Theologie ein Ehrenplatz gebührt.
Zunächst fällt ja auf, dass „meditatio“ eine lateinische (und nicht etwa eine altindische) Vokabel ist. Wenn ein katholischer Vertreter fernöstlicher Versenkungsmystik Meditation als einen „Vorgang in unseren Tiefenschichten, im Innersten unseres Inneren“ beschreibt, so mag das recht spirituell klingen, lässt sich aber sprachlich keineswegs untermauern. Denn nach der knappen Auskunft eines lateinischen Wörterbuches bedeutet das Zeitwort „meditari“ nicht etwa – wie oft zu lesen oder zu hören ist – „sich in seine Mitte (lat. „medium“) versenken“, sondern schlicht und ergreifend „nachsinnen, sich vorbereiten, einüben“.
In der lateinischen Bibel finden wir das Wort „meditatio“ oftmals im Zusammenhang mit dem Gesetz des Herrn: Über dieses sinnt der gottesfürchtige, fromme Mensch nach und übt sich darin ein (vgl. z.B. Ps 118 in der Vulgata). So ist auch das christliche Meditieren ursprünglich ein betrachtendes Einüben des Wortes Gottes, um es in wachsendem Masse zu verstehen und es im eigenen Leben Fleisch werden zu lassen. Urbild solcher Meditation ist nicht etwa die im Lotussitz kauernde Gestalt des Buddha, sondern Maria, die hellwache, lauschende Jungfrau, die alle Worte und Ereignisse des Heilsgeschehens in ihrem Herzen bewahrt und erwägt (Lk 2,19 u. 51), dabei gleichsam im Sprung ist, jeden Wink des göttlichen Willens zu befolgen.
Das christliche Mönchtum brachte die Meditation im Zusammenhang mit der „lectio divina“, der geistlichen Schriftlesung, zu hoher Blüte und Entfaltung. Im 12. Jahrhundert hat der Kartäusermönch Guigo die Weise, in der das geschehen kann, beschrieben. Sie besteht aus vier Schritten, nämlich:
1) lectio: aufmerksame Lesung des heiligen Textes Wort für Wort
2) meditatio: geistige Durchdringung des Gelesenen und Aufnahme in das Herz
3) oratio: betende Darbringung der empfangenen Worte vor Gott
4) contemplatio: ruhiges, beschauliches Verweilen im Licht des Betrachteten
Viele gläubige Menschen haben durch diese Weise des Betens ihre Liebe zu Gott beflügelt und zugleich eine Schriftkenntnis erworben, die uns heute nahezu unvorstellbar scheint. Ohne die lebenslang gepflegte „lectio divina“ sind heilige Kirchenlehrer wie Bernhard von Clairvaux, Thomas von Aquin und Bonaventura gar nicht denkbar.
Umso bedauerlicher ist es, dass man in der Neuzeit das reiche Erbe christlicher Meditation zunächst durch Betrachtungsmethoden ersetzte, die sich oft einseitig an den Verstand, den Willen oder das Gefühl richten, um dann im späten 20. Jahrhundert fast alles der Überschwemmung durch die Fluten fernöstlicher Religiosität preiszugeben. Seither fühlt man sich leider, wenn von „Meditation“ die Rede ist, eher auf hinduistische, buddhistische oder esoterische Pfade gesetzt als auf den Weg, der Jesus selbst ist (Joh 14,6). Für die Klöster und katholischen Bildungseinrichtungen wäre hier viel zu tun...
Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS) - Bilder: aus dem Bildband "Überall bist du zu Hause"
Im Klösterle gibt es keine Marienstatue, dafür ist das Altarbild eine Darstellung der Mutter Christi als "Unbefleckte Empfängnis" (zum Vergrößern, bitte das Bild anklicken). Dass Maria durch Christus quasi "vorerlöst" wurde und Gott sie aufgrund der Verdienste Jesu Christi schon seit der Empfängnis im Schoße ihrer Mutter Anna von der Erbsünde befreit hatte, ist eines der vier Mariendogmen der katholischen Kirche.
Evangelium zum Fest Maria Königin (31. Mai):
In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaretzu
einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt,
der aus dem Hause Davids stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel trat bei ihr ein und sagte: "Gegrüßet seist du, voll der Gnade! Der Herr ist mit dir; du bist gebenedeit unter den Frauen."Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
Da sagte der Engel zu ihr: "Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben."
„Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind“, lässt Goethe seinen von Ungewissheit geplagten Faust sprechen. Der Ostermorgen geht leuchtend auf, Glocken und frohe Gesänge künden von Christi Auferstehung. Doch der gelehrte Mann kann den Weg zu den Wundertaten Gottes, die das einfache Volk gläubig annimmt, nicht finden: „Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“
Was hätte dem gequälten Sucher in solcher Lage wohl ein durchschnittlicher Vertreter der heutigen Theologie gesagt, welche Hilfestellungen ihm geboten, um zur Einsicht in die Glaubwürdigkeit des Evangeliums mit seiner Kunde von der Auferstehung zu gelangen?
Naheliegend wäre es jedenfalls, unter anderen wichtigen Gründen auch die Wunder des Herrn zu erwähnen. Sie sind nicht „des Glaubens liebstes Kind“, sondern werden im Evangelium vielmehr als gewichtige Glaubwürdigkeitsmotive gewertet, die dem eigentlichen Glaubensakt vorausgehen und ihn stärken; denn in den Zeichen, die Jesus wirkt, offenbart sich Seine Überlegenheit über die sonst geltenden Gesetze, hier greift Er mit einzigartiger Macht in den Gang der Dinge ein: „Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, den Armen wird das Evangelium verkündet, und selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt.“ (Mt 11,5f.) Daraus schließt unser Verstand wie von selbst: Solches kann niemand wirken, wenn nicht Gott mit Ihm ist (Joh 3,2), ja Er selbst Gott ist! Jesu Auferstehung ist dann der letzte und stärkste Erweis Seiner wahren Gottheit, auf welcher der ganze christliche Glaube gründet.
Ausführungen dieser Art also dürfte man sich von den Theologen auch unserer Zeit erwarten, verbunden mit Argumenten für die historische Vertrauenswürdigkeit der Evangelien und ihrer Wunderberichte. Aber wer sich mit derartigen Hoffnungen an die Lektüre entsprechender Bücher begibt, der wird oft ein „blaues Wunder“ erleben. Zwar betrachten viele heutige Schriftgelehrte das Wunder wieder als ein Kind des Glaubens (und weniger als eine Hilfe zu ihm hin). Doch wird es dabei eher wie ein ungeliebtes, gerade noch geduldetes Stiefkind behandelt!
Diese Behauptung ist nicht aus der Luft gegriffen und keine Unterstellung. Wenden wir uns nur einem Werk aus der Feder eines der berühmtesten deutschsprachigen Theologen der Gegenwart zu. Als Walter Kasper sein „Jesus der Christus“ im Jahr 1974 veröffentlichte, war noch nicht abzusehen, dass aus dem Professor ein Diözesanbischof, dann sogar ein Kurienkardinal werden würde. In seinem erfolgreichen Buch, das bis heute zahlreiche Auflagen erlebte (ich zitiere die 11. Auflage, Mainz 1992), kommt er zu dem Ergebnis, „dass wir viele Wundergeschichten der Evangelien als legendarisch bezeichnen müssen.“ Namentlich „das Wunder der Rettung aus dem Sturm, die Verklärungsszene, das Wandeln auf dem See, die Speisung der 4000 bzw. 5000 und der Fischzug des Petrus“ seien als „Rückprojektionen von Ostererfahrungen in das irdische Leben Jesu bzw. als vorausgenommene Darstellungen des erhöhten Christus“ zu betrachten. (S. 106)
Halten wir hier kurz inne. Das will doch wohl sagen, diese Geschehnisse, die das Christusbild der Gläubigen aller Zeiten wesentlich prägten, hätten sich nicht wirklich ereignet. Sie wären vielmehr nachträglich erfunden und in die Schilderung des Lebens Jesu eingeflochten. Im Glanz der österlichen Ereignisse (die für den Theologen Kasper und seine Kollegen nochmals ein eigenes Problem darstellen) sei der jungen Kirche plötzlich auch das vorösterliche Auftreten des Herrn wie verklärt erschienen. Daher das Bedürfnis nach Wundergeschichten, die zeigen sollten, dass Er schon damals ganz einzigartig war.
Und nochmals der spätere Kardinal: „Erst recht wollen die Geschichten von der Totenerweckung der Jairustochter, des Jüngling von Naim und des Lazarus Jesus als den Herrn über Leben und Tod herausstellen.“ (S.106) Die drei Berichte von Totenerweckungen sind also in Wirklichkeit keine Berichte, sondern legendarische Geschichten, die einen konkreten Zweck verfolgen. Und die drei beschriebenen Wunder dürfen wir folglich nicht als historische Fakten ansehen. Fragt sich nur, wie sie dann dennoch „Jesus als den Herrn über Leben und Tod herausstellen“ können, wenn Er doch in Wahrheit keinen einzigen Toten erweckt hat. Wunderliche Logik!
Eine bestimmte Art heutiger Theologie legt den Gedanken nahe, dass man seine Schwierigkeiten habe mit einem Gott, der souverän über der Weltordnung thront und Seine Herrlichkeit in staunenswerten Taten zeigt. Und folglich auch mit dem Gottessohn Jesus Christus, der nach den Evangelien immer wieder in wunderbaren Zeichen Seine göttliche Sohnesherrlichkeit vor der Welt geoffenbart hat.
Dieses Denken ist aber eine Sackgasse. Aus ihr führt nur der Glaube heraus, der die Wunder Jesu nicht als „Rückprojektionen“ der nachösterlichen Gemeinde betrachtet, sondern als tatsächliche vorösterliche Ereignisse, bereits vorausweisend auf die größte Wundertat des Herrn, Seine glorreiche Auferstehung. Diesem Glauben ist das Wunder keineswegs liebstes Kind, aber er nimmt es ernst als eine Offenbarung der Allmacht Gottes und Seines menschgewordenen Sohnes.
"[Einer der ältesten literarischen Kämpen für christliche Religion und Sitte] war der Apostelschüler Quadratus, der nach dem Zeugnis des Eusebius ums Jahr 125 dem Kaiser Hadrian eine Schutzschrift überreichte, "weil böse Männer die unsrigen zu belästigen versuchten". Diese früheste Apologie ist leider längst verloren gegangen bis auf einen von Eusebius aufbewahrten Satz, wonach bis in Quadratus Zeit herein von Christus Geheilte und Erweckte noch am Leben waren."
Bibliothek der Kirchenväter: Einleitung zur Apologie des Aristides von Athen; S.5; Hervorhebungen durch Fettdruck von FW (s. Quellen)
"Dieses Buch [versteht sich] als dringender Appell zu einer Reformation besonderer Art, nämlich zu einer Reformation der sogenannten historisch-kritischen liberalen Exegese."
In der heutigen Tagespredigt empfahl der Hl. Vater, untenstehenden Text aus der Apostelgeschichte zu lesen und für die Priester und Bischöfe zu beten, damit sie stets Hirten bleiben und nicht zu Wölfen werden. Franziskus sagte:
„Lest diesen schönen Abschnitt und betet dabei, betet für die Bischöfe und Priester. Wir brauchen das so sehr, um treu zu bleiben, um Männer zu sein, die über die Herde und auch über uns selbst wachen, die Wache halten, Männer, deren Herz stets auf ihre Herde ausgerichtet ist“.
Gebt Acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, damit ihr als Hirten für die Kirche Gottes sorgt, die er sich durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben hat.
Ich weiß: Nach meinem Weggang werden reißende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht schonen. Und selbst aus eurer Mitte werden Männer auftreten, die mit ihren falschen Reden die Jünger auf ihre Seite ziehen. Seid also wachsam und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht aufgehört habe, unter Tränen jeden einzelnen zu ermahnen.
Und jetzt vertraue ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an, das die Kraft hat, aufzubauen und das Erbe in der Gemeinschaft der Geheiligten zu verleihen. Silber oder Gold oder Kleider habe ich von keinem verlangt; ihr wisst selbst, dass für meinen Unterhalt und den meiner Begleiter diese Hände hier gearbeitet haben. In allem habe ich euch gezeigt, dass man sich auf diese Weise abmühen und sich der Schwachen annehmen soll, in Erinnerung an die Worte Jesu, des Herrn, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.
Nach diesen Worten kniete er nieder und betete mit ihnen allen. Und alle brachen in lautes Weinen aus, fielen Paulus um den Hals und küssten ihn; am meisten schmerzte sie sein Wort, sie würden ihn nicht mehr von Angesicht sehen. Dann begleiteten sie ihn zum Schiff.
2.Teil einer Predigt (ausschnittweise) von Prof. Georg May über die Unveränderlichkeit und Ewigkeit Gottes:
Mit der Unvergänglichkeit und der Unveränderlichkeit Gottes eng verbunden ist die Ewigkeit.
Was besagt Ewigkeit? Ewigkeit besagt unendliche Dauer. Ewigkeit
bedeutet, es gibt kein Früher und kein Später, es gibt keinen Anfang und
kein Ende. Diese Ewigkeit ist Gott eigen. Und deswegen hat die
Theologie in einem glücklichen Ausdruck Gott nunc stans genannt.
Das bedeutet zu deutsch „das stehende Jetzt“. In Gott ist nicht ein
Voranschreiten über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sondern in Gott ist alles Gegenwart. In Gott gibt es kein Früher und kein Später, keinen Anfang und kein Ende, sondern nur ein stehendes Jetzt. Gott ist ewig. Er war immer, er ist immer, und er wird immer sein. Auch diese Eigenschaft Gottes ist ausgesagt worden vom IV. Laterankonzil und vom I. Vatikanischen Konzil.(...)
Auch die Ewigkeit Gottes ist in der Heiligen Schrift
deutlich ausgesagt, vor allem im 90. Psalm: „Ehe denn die Berge
entstanden und Erde und Welt du hervorgebracht, von Ewigkeit zu Ewigkeit
bist du, o Gott.“ Auf die Befragung seiner Gegner sagt Jesus: „Ehe
Abraham ward, bin ich.“ Nicht „war“ ich. „Ehe Abraham ward, bin ich.“
Damit ist die absolute Anfangslosigkeit Gottes, des göttlichen Wesens,
dargestellt. Und auch die Kirchenväter haben sie verteidigt gegen die
sterblichen Götter. (...)
Nein, meine lieben Freunde, Gott ist
ewig, weil er unveränderlich ist. Er ist ewig, weil er die Fülle des
Seins besitzt, weil er der actus purus ist. Er ist ewig, weil er
in keiner Weise eine Abfolge der Zeiten in sich geschehen lassen kann.
„Vor mir sind tausend Jahre wie ein Tag,“ sagt die Heilige Schrift.
(...)
Gott ist ewig, weil er die Fülle des Seins ist, weil er der absolut vollkommene Gott
ist, der nicht in irgendeiner Weise zunehmen oder abnehmen kann.
„Willst du ewige Freude, so halte dich an den Ewigen!“ mahnen uns die
geistlichen Schriftsteller. Das ist also der Heilssinn der Ewigkeit
Gottes. Nicht daß wir uns davor fürchten oder daß wir die Ewigkeit wegen
ihrer Unbegreiflichkeit verwerfen, nein, daß wir sagen: Hier habe ich
einen Stand, den mir niemand erschüttern kann. Willst du ewige Freude,
halte dich an den Ewigen! So wie die Veränderlichkeit eine Gefahr ist,
so ist die Unveränderlichkeit Gottes ein Schutz. Menschen ändern sich,
verlassen einen, Gott ist unveränderlich und bleibt derselbe. Menschen
vergehen, kommen und gehen, Gott, er bleibt derselbe. Willst du ewige
Freude, so halte dich an den Ewigen!
(...)
Geboren
– gestorben! Das ist das Lebenslied eines jeden Menschen. (...) Ganz
anders die Lebensmelodie Gottes. Sie wird in der Kirche fortwährend laut
in den Schlußformeln der Gebete: Qui vivis et regnas per omnia saecula saeculorum – der du lebst und herrschest von Ewigkeit zu Ewigkeit.
„Mein Gott, laß mich dich immer besser erkennen, damit ich dich immer mehr liebe und dir immer treuer folge.“
Dieses Gebet läßt der heilige Ignatius von Loyola alle die sprechen, die mit seinem Exerzitienbüchlein in der Hand Exerzitien machen. „Herr, mein Gott, laß mich dich immer besser erkennen, damit ich dich immer mehr liebe und dir immer treuer folge.“
Wie soll man Gott lieben, wie soll man ihm folgen, wenn man ihn nicht kennt? (...) Am heutigen Sonntag wollen wir fragen, was es heißt, wenn wir Gott den Unveränderlichen und den Ewigen nennen. Wir wollen also die Unveränderlichkeit und die Ewigkeit Gottes vor unserem geistigen Auge vorüberziehen lassen.
Unveränderlich bedeutet den Gegensatz von veränderlich. Veränderlich ist, was von einem Zustand in den anderen übergeht. Das Wasser beispielsweise kann vom flüssigen Zustand in den festen übergehen, dann nennt man es Eis, oder es kann in den gasförmigen übergehen, dann nennt man es Wasserdampf. Und so ist bei allem Endlichen, bei allen Geschöpfen eine Veränderung möglich und tatsächlich.
Diese Veränderlichkeit wird von Gott bestritten. Gott ist unveränderlich. Das IV. Laterankonzil und das I. Vatikanische Konzil nennen Gott incommutabilis – unveränderlich. Die Lehre der Kirche hat ihre feste Basis in der Heiligen Schrift. Im Jakobusbrief heißt es von Gott: „Bei ihm ist kein Wechsel und kein Schatten der Veränderlichkeit.“ Und besonders deutlich spricht ein Psalm, nämlich der Psalm 102. Da heißt es von dem Himmel: „Die Himmel, das Werk deiner Hände, sie werden vergehen, du aber bleibst. Sie alle altern wie ein Gewand, du wechselst sie wie ein Kleid. Sie zerfallen, du aber bleibst derselbe. Deine Jahre haben kein Ende.“
Gott ist der Unveränderliche, so haben dann die theologischen Überlegungen der Kirchenväter ergeben, weil er die absolute Fülle des Seins in sich birgt. Er ist der actus purus – die reine Aktualität, also ohne Potentialität, ohne Möglichkeit, die dann zur Wirklichkeit werden kann. Er ist schon die vollendete Seinswirklichkeit. Er ist so vollkommen, daß jede Veränderlichkeit als Unvollkommenheit von ihm bestritten werden muß. Er ist das Sein selbst, und was sich verändert, geht ja von einem Zustand zum anderen über, hört also auf, zu sein, was es war und fängt an, zu sein, was es nicht war. Das ist bei Gott unmöglich, weil er das absolute, das vollkommene Sein, weil er die Seinsfülle selber ist. „Ich bin der Ich bin.“ Was heißt das anders, sagt Augustinus, als: Ich kann mich nicht ändern?
Die Unveränderlichkeit Gottes besagt aber nicht Starrheit oder Unlebendigkeit. Nein, keineswegs. Wiederum Augustinus: „Gott weiß im Ruhen zu handeln und im Handeln zu ruhen.“ Gott nimmt nicht zu und nimmt nicht ab. Gott lernt nicht und vergißt nicht. Gott erwirbt nicht und verliert nicht. Er ist unveränderlich.
Diese Unveränderlichkeit Gottes ist ein Grund, weswegen wir auf Gott bauen können, ja bauen müssen. Seine Unveränderlichkeit ist die Basis für eine Eigenschaft Gottes, die wir seine Treue nennen. Gott bleibt treu. Menschen ändern sich. Die Treulosigkeit ist an der Tagesordnung. Gott bleibt treu wegen seiner Unveränderlichkeit.
Früher sagte man: „Der alte Gott lebt.“ Gott ist nicht alt. Aber derselbe Gott lebt. Er war immer, und er wird sich nicht ändern, er hält seine Gesinnungen durch, auch wenn er Werke nach außen setzt. Das könnte nämlich ein Einwand sein: Aber Gott hat doch die Welt geschaffen, er ist doch ein Mensch geworden. Hat er sich da nicht geändert? Weltschöpfung wie Menschwerdung beruhen auf ewigen Ratschlüssen Gottes. Und diese Ratschlüsse sind mit Gottes Wesen identisch. Was in der Zeit geschieht, das ist die Wirkung dieser Ratschlüsse. Die Veränderlichkeit besteht also nicht in Gott, sondern in den Wirkungen nach außen, in den Werken. (...)
Diese Unveränderlichkeit Gottes ist von so großer Bedeutung, daß für sie Martyrer gestorben sind. Von manchen Martyrern haben wir die Akten des Prozesses, dem sie unterworfen wurden, Martyrerakten, und so auch vom heiligen Karpus; sie gehören zu den ältesten Martyrerakten, die wir überhaupt besitzen. Der Prokonsul, also der kaiserliche Beamte, forderte ihn auf zu opfern, den Göttern zu opfern, und da antwortete Karpus: „Diesen Göttern opfere ich nicht. Sie haben ja auch nicht Himmel und Erde erschaffen.“ „Aber es ist Pflicht, zu opfern, der Kaiser hat es befohlen.“ „Nicht opfern die Lebendigen den Toten.“ „So meint ihr also, unsere Götter seien tot?“ Da antwortete Karpus: „Willst du etwas hören? Diese sogenannten Götter waren niemals richtige, lebendige Wesen. Darum konnten sie nicht einmal wirklich sterben. Unser Gott aber ist zeitenlos und hat die Jahrtausende erschaffen. Unvergänglich, unvergänglich ist er und bleibt in Ewigkeit immer der gleiche. Er nimmt nicht ab und nimmt nicht zu. Die Götzen aber sind von den Menschen geformt und gehen unter im Zeitenlauf.“ Für dieses Bekenntnis ist Karpus in den Tod gegangen.
2. Teil (über die Ewigkeit Gottes) folgt
Predigt von Prof. Georg May 11.02.1990; Hervorhebungen durch Fettdruck von FW
Die ganze Predigt ist hier nachzulesen.
Zur Predigtsammlung von Prof. Georg May: hier entlang