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Dienstag, 2. Dezember 2014

Die Freiheit des Menschen, den Glauben der Kirche abzulehnen


Eine Wahrheit, die man in den Auseinandersetzungen innerhalb und außerhalb der Kirche nie vergessen sollten:

Unser Glaube grenzt niemanden aus und diskriminiert niemanden. Aber aus ihm ergeben sich, wie schon zur Zeit der Apostel, immer auch klare Positionen. Positionen, die eine persönliche Entscheidung verlangen und zu denen die Menschen auch auf Distanz gehen können.

Es gehört zur Freiheit des Menschen, den Glauben der Kirche ablehnen zu können. Wenn dies geschieht, handelt es sich nicht um Ausgrenzung, sondern um eine Gewissensentscheidung. Und wenn die Kirche dennoch weiter ihren Glauben unverkürzt verkündigt, ohne ihn der Zeit anzupassen oder „weichzuspülen“, dann gehört dies nicht nur zum Auftrag, sondern auch zur Freiheit der Kirche – „gelegen oder ungelegen“, wie Paulus sagt.

Was ich damit sagen will: bei aller pastoralen Sanftmut oder Achtsamkeit darf es am Ende nicht darauf hinauslaufen, dass wir unsere eigene Freiheit, unseren Auftrag zur Glaubensverkündigung einschränken, nur weil heute vielleicht eine Mehrheit unsere Botschaft nicht mehr hören mag.



Weitere Informationen zu der Auseinandersetzung des Churer Bischofs mit der "Allianz" von Glaubensabtrünnigen


Bild: Bischofssynode; Relief in den Vatikanischen Gärten; eigenes Foto

Samstag, 5. Juli 2014

Amtspflichten

"Die besten Regeln nützen aber  nichts, wenn nicht jene, denen es obliegt, für ihre Befolgung zu achten, entschieden und beharrlich des eigenen Amtes walten."

Pius XII. am 10.09.1957 in der Ansprache an die Teilnehmer der Generalkongregation des Jesuitenordens; zitiert nach "Soziale Summe Pius XII."; A.F. Lutz, J.F. Groner; Paulusverlag Freiburg Schweiz; AD 1961


Weiteres zum Thema "Amtspflichten": 

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Dienstag, 17. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 31: Der Pfarrer

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 31


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung von hier

§ 8  Der Pfarrer

I.  Rechtliche Stellung

Das Urbild des Priesters ist der Pfarrer. Der Pfarrer ist der eigene Hirt der ihm übertragenen Pfarrei, der die Seelsorge der ihm anvertrauten Gemeinde unter der Autorität des Diözesanbischofs ausübt, zu dessen Teilhabe am Dienst Christi er berufen ist. Er leistet für seine Gemeinde die Dienste des Lehrens, Heiligens und Leitens, wobei andere Priester oder Diakone mitarbeiten und Laien ihren Beitrag leisten (c. 519).

Der Pfarrer muss immer Priester sein (c.521 §1), denn nur ein Priester kann Christus als Hirten repräsentieren und die durch die Christusrepräsentation bedingten Dienste leisten. Insofern er Priester ist, gehört er als eine Stufe zu der Hierarchie göttlichen Rechts.

Die Priester sind nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil Väter in Christus (Lumen gentium Nr. 28). Diese Vaterschaft ist geistlicher Art und besagt die autoritative Stellung und die lebensspendende Aufgabe. Die Verleihung des Pfarramtes steht dem Diözesanbischof zu, und zwar grundsätzlich ohne rechtliche Bindung bei der Auswahl der Person (c. 523). Der Oberhirte hat sich dabei einerseits an der Zahl und Qualität der zur Verfügung stehenden Kleriker, andererseits an den Bedingungen und Bedürfnissen der zu besetzenden Stellen zu orientieren.

Die pfarrlichen Pflichten sind außerordentlich umfangreich (cc. 528-535). Dem Pfarrer ist die Sorge für die Verkündigung des Wortes Gottes aufgetragen. Mittel dazu sind Predigt und Katechese, Religionsunterricht und Unterweisung der Jugend.

Dem Pfarrer besonders anempfohlen sind die Abständigen und Abgefallenen sowie die nichtkatholischen Christen. Er muss die Eucharistie zum Mittelpunkt des pfarrlichen Lebens machen. Er hat Sorge für häufigen würdigen Empfang der Sakramente des Altares und der Buße zu tragen. 

Er muss seine Gläubigen kennen, besuchen und mit ihnen Freude und Leid teilen. Er muss sie stärken und zurechtweisen. Er muss sich der Kranken und Sterbenden annehmen. Der Pfarrer soll seine Liebe den Armen, Betrübten und Einsamen zuwenden, Gatten und Eltern und Familien bei der Erfüllung ihrer Pflichten unterstützen.

Im Besonderen sind ihm aufgetragen die Spendung der Taufe, der Firmung und der Krankensalbung, die Assistenz bei der Eheschließung und das christliche Begräbnis sowie die Eucharistiefeier an Sonn- und Feiertagen. Bei allen Rechtsgeschäften vertritt der Pfarrer die Pfarrei (c. 532). Wenn er handelt, dann handelt durch ihn die Pfarrei, d. h. die Gemeinde; er ist deren Repräsentant.


II.  Die heutige Lage

Jeder Priester wird grundsätzlich für die Seelsorge geweiht. Der Prototyp des Seelsorgers ist der Pfarrer. Das Amt des Pfarrers ist außerordentlich anspruchsvoll und verlangt vollen Einsatz.

Der Pfarrer, der seine Aufgabe richtig versteht, ist sozusagen immer im Dienst; er hat kein Privatleben. Es ist nun offensichtlich, dass heute nicht wenige Pfarrer bei ihrer Amtsführung bedenkliche Schwächen zeigen, erheblich mehr als etwa vor 40 (Anm.: nunmehr etwa 57) Jahren. Die pfarrlichen Pflichten werden von manchen Seelsorgern wenig ernst genommen. Die Spendung des Bußsakramentes wird vernachlässigt und hat an manchen Orten beinahe aufgehört.

In nicht wenigen Pfarreien liegt die priesterliche Sorge um Kranke und Sterbende darnieder. Laien überbringen bettlägrigen Kranken die Kommunion, doch von der vorhergehenden Beichte ist keine Rede. Aus der Krankensalbung ist an manchen Orten eine Gesunden- bzw. Altensalbung geworden. 

Man kann nur staunen, wie großzügig heute manche Pfarrer ihre Residenzpflicht auslegen. Sie lassen den Sonntagsgottesdienst ausfallen, um mit einer Gruppe der Pfarrei eine Exkursion in die Toskana oder anderswohin zu unternehmen.

Die Verkündigung liegt weithin im Argen. Aus Predigern sind Vorleser geworden. Die kirchliche Lehre wird an vielen Stellen verbogen oder abgeschwächt. Die erschütternden Wahrheiten unseres Glaubens bleiben weithin ungesagt. Die kirchliche Moral des Geschlechtlichen wird den Gläubigen vorenthalten. Es kommt vor, dass junge Männer und Frauen des Entsetzens voll sind über das, was sie von Pfarrern und anderen kirchlichen Funktionären an Abwegigem bei der Ehevorbereitung zu hören bekommen.

Im Klerus herrscht weithin Entmutigung und Erschlaffung. Die Pfarrer sind davon an erster Stelle betroffen. Missionarische Seelsorge, die auf Gewinnung neuer Kirchenglieder und Rückholung verlorener Gläubiger gerichtet ist, geschieht in den wenigsten Pfarreien. Viele Pfarrer streben zum frühestmöglichen Zeitpunkt die Pensionierung an.

In manchen Diözesen besteht der Eindruck, dass Pfarrer von der Diözesanleitung zum Amtsverzicht gedrängt werden, um auf diese Weise den Priestermangel zu verstärken und laikale Ersatzpersonen in die pfarrlichen Positionen einzuschleusen. Die Schwäche des Pfarrerstandes war eine Voraussetzung für die Etablierung der anderen Hierarchie auf der Ebene der Pfarrei.


Fortsetzung folgt


Übersicht: Zu den bisher erschienenen Fortsetzungen


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Samstag, 14. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 29: Der ökumenische Betrieb

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 29

Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung von hier

V.  Der ökumenische Betrieb

Ein wahres Verhängnis für das katholische Priestertum war die Eröffnung des ökumenischen Betriebs durch das Zweite Vatikanische Konzil. Hier wurde eine Lawine losgetreten, die das Priestertum zu vernichten droht.

Man versteht, weshalb die Modernisten und Progressisten allesamt fanatische Ökumeniker sind. Denn ihre geistige Heimat ist der Protestantismus. Je mehr Gemeinsamkeit mit dieser Religion hergestellt wird, um so geringer muss das katholische Wesen der Kirche werden. Je protestantischer die Kirche wird, um so leichter lassen sich ihre Aufstellungen vertreten und um so selbstverständlicher werden die chaotischen Verhältnisse, in welche die sogenannten Reformen sie hineingestoßen haben.

Wenn Bischof Lehmann erklärt, die Chancen für die Wiedervereinigung der Kirche seien heute so groß "wie noch nie in der Geschichte" (37), dann hat er recht.

Noch nie war der Klerus für den Protestantismus so anfällig wie heute. Noch nie war der Widerstand gegen die Protestantisierung so gering wie heute. Die allermeisten Katholiken wissen nicht mehr, was katholisch ist und weshalb sie katholisch bleiben sollen. Die Masse der katholischen Christen mag sich erst recht nicht mehr als katholisch bekennen und will sich nicht mehr als katholisch behaupten. Sie will sein wie die anderen, untertauchen in der Menge entkirchlichter und entchristlichter Zeitgenossen.

Der ökumenische Betrieb trifft das katholische Priestertum in der Wurzel. Im Namen des Ökumenismus zwingen die deutschen Bischöfe ihre Priester, mit nichtkatholischen Religionsdienern in gemeinsamen Gottesdiensten zusammenzuwirken. Auf diese Weise verwirren sie die Gewissen, verdunkeln den Glauben und fördern den Übergang zum Protestantismus.

Die Entwicklung ist auch hier, wie vorauszusehen war, über die bischöflichen Vorgaben hinausgegangen. Kanzeltausch und Interzelebration sind in deutschen Landen keine Seltenheit mehr. Ich kenne einen katholischen Pfarrer, der den Vorabendgottesdienst am Samstag von einer protestantischen Pastorin halten ließ. Niemals ist etwas Ernsthaftes geschehen, um die Missbräuche zu unterbinden. Man bedenke, was hier geschieht: Der katholische Priester, der mit dem nichtkatholischen Religionsdiener bei religiösem Tun gemeinsam auftritt, begibt sich damit eines Stückes seiner Identität.

Der protestantische Pfarrer ist unserer Achtung gewiss. Aber eines dürfen Sie nicht tun, meine Herren Bischöfe! Stellen Sie ihn nicht auf dieselbe Ebene wie den katholischen Priester, denn dahin gehört er nicht. Er ist ein mit gewissen religiösen Funktionen betrauter Laie, aber kein seinsmäßig Christus, dem Priester, verähnlichter Vollzieher unsagbarer Geheimnisse. Hören Sie auf mit dem Ökumenismus, der den Priesternachwuchs erdrosselt, dem geweihten Priester das Würdebewusstsein raubt und das gläubige Volk in die totale Verwirrung führt! Der Teil des katholischen Volkes, der sich den Glauben bewahrt hat will den geweihten Priester haben, nicht den protestantischen Religionsdiener!

Viele Priester haben keine Einwände, wenn die Kirche immer mehr nach dem protestantischen Vorbild umgestaltet wird. Sie spüren, wie die Kirche immer mehr in protestantisches Fahrwasser abdriftet, und sie helfen dabei kräftig mit, denn das Leben wird bequemer.

Die Moral ist schon auf weite Strecken protestantisiert. Von der Glaubenslehre bröckelt ein Gegenstand nach dem anderen ab. Der Empfang des Bußsakramentes hat weithin aufgehört. Viele Priester haben in  Lehre und Lebenswandel das protestantische Vorbild weitgehend übernommen.

Die katholische Wahrheit bleibt häufig ungesagt oder wird verkehrt, die protestantischen Irrtümer werden nicht aufgezeigt. Die Kirche wird geschmäht, über den Protestantismus darf nur Gutes geäußert werden.

Ein beträchtlicher Teil des Klerus ist damit beschäftigt, die Gläubigen in die protestantischen Hürden zu treiben. Die Haltung gegenüber dem Protestantismus ist bei der Mehrheit die konstante Bereitschaft zur Kapitulation. Das Ringen um den katholischen Abschluss von Mischehen, um die katholische Taufe und Erziehung der Kinder und um die Beheimatung der Mischehen in der katholischen Kirche hat fast überall aufgehört.


(37)  Materialdienst 47, 1996, 43; L'Osservatore Romano Nr. 8 vom 23. Februar 1996 S. 4


Fortsetzung folgt




Weiteres zum Thema "Protestantisierung":


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Sonntag, 4. Mai 2014

Das Bild vom Guten Hirten

Epistel und Evangelium zeigen uns Christus unter dem Bild des Guten Hirten. Schon der Psalmist (22,1.4) hat einst gesungen: "Der Herr ist mein Hirt, mir wird nichts mangeln...; müsste ich auch wandern im finstern Tal, ich fürchte kein Unglück, denn du bist bei mir. Dein Hirtenstab und dein Stecken sind mein Trost!"

Gott, der Hirte, ist nun sichtbar geworden im Hirten Jesus Christus. Christus nennt sich einfachhin den Hirten. Und wirklich, er ist das sichtbare Urbild des Hirten. Sein Beispiel ist bestimmend geworden für alle Seel-Sorge im Volk und in der Familie, vorab beim Bischof (Hirtenstab) und Pfarrer (Pastor heißt Hirte), aber auch für die Eltern und Erzieher.

Petrus, der erste Oberhirt der Kirche, verlangt (1 Petr 5,2-4): "Weidet die euch anvertraute Herde Gottes, nicht notgedrungen, sondern froh bereit nach Gottes Willen, nicht in schnöder Gewinnsucht, sondern mit Hingabe, nicht als Gewaltherrscher über die euch Anvertrauten, sondern als Vorbilder für die Herde, dann werdet ihr auch, wenn der Erzhirte (Christus) erscheint, den unverwelklichen Kranz der Herrlichkeit empfangen."

Der Hirte Christus ist unerreicht. Ist er einst Richter, so ist er doch nicht bloß gerecht. Er ist barmherzig: Gott ist auf der Suche nach dem Menschen! Bei Mt 9,36 heißt es von Christus, dass ihn "beim Anblick der Volksscharen tiefes Mitleid erfasste; denn sie waren abgehetzt wie Schafe, die keinen Hirten haben". Er sieht den Zustand der Gesamtheit, aber auch den des Einzelnen; er geht dem verlorenen Schaf nach und ruht nicht, bis er es heimgebracht.

Ich erinnere mich an ein altes Gemälde vom Guten Hirten: Er steht vor einem eingerosteten eisernen Tor. Dornen wachsen so dicht daran empor, dass man gleich sieht, wie lange schon niemand hier eingetreten ist. Es ist Nacht. Die Lampe des Hirten beleuchtet seine rechte Hand, die durch das Gestrüpp hindurch am Tor anpocht; die Hand blutet von den Dornen. Hinter dem Tor aber sieht man ein Festgelage. Hell leuchten die Kronleuchter auf den wilden Tanz und die üppige Völlerei. Es geht laut zu da drinnen. Wird einer das Klopfen des Hirten hören, der vor der Türe steht?

Das ist das Bild des Guten Hirten auf der Suche nach dem Menschenherzen! Wie geräuschvoll machen sich nichtige Dinge darin breit! Wie kann es also das Anklopfen des Hirten hören? Darum muss öfter Stille in uns sein... Und diese Stille wird Heimkehr bringen. So sagt denn Petrus (1.2.25 in der Epistel; s.u.): "Ihr gingt einst wie Schafe in die Irre; jetzt aber seid ihr heimgekehrt zu dem Hirten und Hüter eurer Seelen."

Christus als Hirten sehen und selber Hirte sein wollen, dies beides wird von uns verlangt. Darum gilt uns der Wunsch des heiligen Paulus: "Der Gott des Friedens, der den erhabenen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten wiedergebracht..., der möge euch mit allem Guten zur Ausrichtung seines Willens ausrüsten und in euch wirken, was ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus, dem die Ehre gebührt in alle Ewigkeit. Amen."


Heinrich Jansen Cron SJ in: "Weisheit für den Alltag - Aus den Messen eines Jahres"; Verlag Ludwig Auer/Cassianeum Donauwörth; Imprimatur 1954; S. 31/32 (s. Quellen)

 
Lesung vom 2. Sonntag nach Ostern:
Geliebte! Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt. Er hat keine Sünde begangen und in seinem Mund war kein trügerisches Wort. Er wurde geschmäht, schmähte aber nicht; er litt, drohte aber nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter. Er hat unsere Sünden mit seinem Leib auf das Holz des Kreuzes getragen, damit wir tot seien für die Sünden und für die Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt. Denn ihr hattet euch verirrt wie Schafe, jetzt aber seid ihr heimgekehrt zum Hirten und Hüter eurer Seelen. (1 Petri 2,21-25)


Freitag, 21. Februar 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 19: Die Bischöfe und die Theologieprofessoren

Prof. Dr. Georg May


Die andere Hierarchie

Teil 19


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


IV.  Die deutschen Bischöfe und die Theologieprofessoren

1.  Gespräche

Seit vielen Jahren führen deutsche Bischöfe und vor allem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (Anm.: das war im Jahre 1997 der Mainzer Bischof Karl Lehmann) Gespräche mit Vertretern der theologischen Fakultäten. Welches Ergebnis haben diese Gespräche gezeitigt? Sind die falschlehrenden Theologen zur Wahrheit zurückgekehrt? Haben die zur Rebellion aufrufenden Theologen sich zum Gehorsam bekehrt?

Jeder weiß, dass weder das eine noch das andere geschehen ist. Aber wozu dann die Gespräche, wenn das Grundlegende nicht geschieht? Die Beschäftigung mit Zweit- und Drittrangigem rechtfertigt die Gespräche nicht. Vor allem ist die entscheidende Frage: Sind es Gespräche unter Gleichen, oder bleiben die Bischöfe in diesen Gesprächen Inhaber des Lehramtes und Wahrer von Lehre und Ordnung der Kirche? Sprechen dort Kollegen miteinander, oder nehmen die Bischöfe ihre Verantwortung für die Glaubenshinterlage wahr?

Angesichts dieser ergebnislosen Gespräche zeigt sich erneut: Es waren krasse Fehlentscheidungen des Heiligen Stuhles, Theologieprofessoren zu Bischöfen zu machen. Ihre mannigfache Verflechtung mit den Personen, denen sie jahre- oder jahrzehntelang als Kollegen verbunden waren, lähmt die Aufsicht, die sie über sie zu führen haben, mit all den verhängnisvollen Folgen, die sich aus dem Schleifenlassen der Zügel ergeben.

Den Professoren-Bischöfen geht regelmäßig auch das Gespür dafür ab, welche verheerenden Folgen in der Praxis verkehrte Aufstellungen und intellektuelle Spielereien von Theologen haben können. Sie begreifen nicht die grundsätzlich verschiedenen Ebenen akademischer Gedankenspiele und der Führung von Menschen. Sie verstehen nicht oder wollen nicht verstehen, welche Auswirkungen scheinbar geringfügige Abweichungen in der Lehre für das Leben in den Gemeinden haben.

Die sündhafte Solidarität mit ihren Universitätskollegen steht ihnen vor der pflichtmäßigen Verantwortung für ihre Gläubigen. Sie fürchten für ihren wissenschaftlichen Nimbus, wenn sie es unternähmen, den Glauben mit jenen Mitteln zu schützen, die allein wirksam sind. Sie sind die Hauptverantwortlichen dafür, dass die Zersetzung des Glaubens von Jahr zu Jahr ständig weiter fortgeschritten ist.


2. Berater der Bischöfe

Die deutschen Bischöfe ziehen Theologen als ihre Berater heran. Die Deutsche Bischofskonferenz hat für ihre Kommissionen eine große Zahl von Theologen ausgewählt. Von der Beratung hängt viel ab. Denn die Berater gelten als Fachleute, deren Ansichten achtungsvolles Schweigen gebührt.

Wie sehen nun diese Berater aus? Die Deutsche Bischofskonferenz zieht als Berater fast nur solche Theologen heran, die im progressistischen Trend mitlaufen. Ich erwähne ein krasses Beispiel. Zu den theologischen Beratern der Deutschen Bischofskonferenzgehörte viele Jahre Franz Böckle, einer der agilsten Kämpfer gegen die Sexualethik der Kirche und Vertreter einer völlig falschen Moral (9). Ein anderes Beispiel: Der Frankfurter Theologe Siegfried Wiedenhofer, dem der Apostolische Stuhl das Nihil obstat verweigerte, "hat öfter Aufträge der Deutschen Bischofskonferenz übernommen" (10).

Da die Bischofskonferenz sich zumeist an die falschen Berater hält, braucht man sich über die Richtung, in die ihre Beschlüsse gehen, nicht zu wundern. Der Münchener Moraltheologe Johannes Gründel rechtfertigte das Ausstellen von Beratungsscheinen, aufgrund derer Abtreibungen straflos vorgenommen werden können (11). Von diesem Gutachten ließ und lässt sich die Deutsche Bischofskonferenz bestimmen. Das Lehramt wird so vom Ersatzlehramt weitgehend beeinflußt, ja gelenkt.



  (9)  May, Der Glaube der nachkonziliaren Kirche 214, 257
(10)  Mieth, Ein Dokument voller Widersprüche 119 A.1
(11)  Der Fels 28, 1997, 181. Vgl. Elisabeth Backhaus: Theologisches 7/8, 1992, 317; Der Fels 23,1992, 129; 25, 1994,127





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Freitag, 14. Februar 2014

Ganz ehrlich: Wo katholisch draufsteht muss auch katholisch drin sein

In einem kath.net-Beitrag hat Michael Gurtner die Situation der katholischen Kirche in der Schweiz analysiert. Sein Fazit zu den von dortigen Kirchengegnern erhobenen Vorwürfen gegen den glaubenstreuen Bischof von Chur, Vitus Huonder: Es geht nur vordergründig um die Person des Churer Bischofs, vielmehr aber geht es um die Ablehnung der katholischen Lehre in breiten Teilen des Kichenvolkes, das längst ein eher protestantisches, denn katholisches Kirchenbild vertritt und keinen sensus Ecclesiae mehr aufbringen kann. Diese (leider großen?) Teile des Kirchenvolks haben die Einheit im Glauben mit der Kirche Jesu Christi aufgegeben:
"Als abschließende Zusammenfassung müssen wir nach einer Zusammenschau der Vorwürfe und Wünsche der gegen Exzellenz Huonder protestierenden Gruppen leider feststellen, daß hinter diesen Protesten im letzten ein aggressives Ablehnen der katholischen Lehre steht. Diese Ablehnung hat nur äußerlich mit dem regierenden Bischof zu Chur zu tun, doch im letzten geht es nicht um ihn, sondern um den katholischen Glauben selbst. Man gibt vor, den Bischof abzulehnen, weil man nicht offen sagt, daß man die katholische Kirche und deren Glaubenslehre ablehnt. Deshalb muß eine Person herhalten, wo eigentlich das große Gesamt der katholischen Lehre gemeint ist.

Der brennende Zorn entlädt sich in einer aggressiven, feindseligen und vollkommen unfairen Art und Weise deshalb am Bischof, weil er genau jenen Glauben der Kirche vertritt, den die protestierenden Gruppen ablehnen. Sie teilen in weiten und wesentlichen Teilen nicht mehr den katholischen Glauben, und so müssen sie sich im Grunde die ehrliche Frage stellen, ob sie selbst, ganz persönlich, wirklich noch katholisch sind. Viele von ihnen sind es vermutlich leider nicht mehr! Denn zum Katholischsein gehört auch der katholische Glaube wie ihn die Kirche immer lehrte, und ist nicht auf einen Verwaltungsakt, den Eintrag in einer Liste oder die Entrichtung der geforderten Kirchensteuer reduzierbar."
Michael Gurtner in seinem kath.net-Beitrag: Man sagt 'Bischof Huonder' und meint 'katholische Kirche' (14.02.2014)

Aber seien wir ehrlich: Auch in Deutschland ist die Situation nicht viel anders - nur, dass es hierzulande nicht einen Bischof zu geben scheint, der die Standfestigkeit und den Mut eines Bischof Huonder aufbringt und der sich (in aller Liebe und mit aller Geduld wie dieser) den glaubenszerstörenden Machenschaften der Vertreter einer "neuen Kirche" entgegenstellt und in aller Treue zu Jesus Christus und der römisch-katholischen Kirche sein Hirtenamt ausübt.

Jeder Bischof hat das Recht und die Pflicht den unverkürzten und authentischen von der Kirche überlieferten Glauben zu verkünden und zu verteidigen. Das Bischofsamt berechtigt nicht dazu, die Lehre der Kirche in Frage zu stellen oder zu relativieren (wie dies z. B. der Münchener Kardinal Marx, der Freiburger Erzbischof em. Zollitsch oder vor wenigen Tagen erst wieder der Trierer Bischof Ackermann - u.a. - taten). Der Inhaber des Bischofsamtes ist an Christi Wort und Weisung gebunden.

Was für die von der Kirche entsandten Glaubensboten gilt, das gilt auch für die Bischöfe: "Sie sollen nicht ihre eigene Person oder ihre persönlichen Ideen (vgl. 2 Kor 4,5) predigen, sondern ein Evangelium, dessen absoluter Herr und Besitzer weder jene noch sie selbst sind, um darüber nach ihrem eigenen Gutdünken zu verfügen, wohl aber sind sie dessen Diener, um es in vollkommener Treue weiterzugeben." (Evangelium nuntiandi Nr. 15)

Gläubige, die, besiegelt mit der Taufe, den katholischen Glauben angenommen haben, finden diesen Glauben nur in der katholischen Kirche. Dieser authentische Glaube ist dem Gläubigen sozusagen in die Wiege gelegt worden; er war schon da, bevor der einzelne Gläubige ihn als die Verheißung seines Heiles annahm. Weder "reformorientierte" Kirchenmitglieder noch Bischöfe können ihnen diesen Glauben nehmen. Es gibt genügend andere Gemeinschaften oder Vereine, in denen ein anderer Glaube gepredigt wird und wo all das, was diese "reformorientierten" Kirchenmitglieder oder untreuen Bischöfe verkünden, längst schon verwirklicht ist. Mögen sie sich doch diesen anderen Gemeinschaften zuwenden in aller Ehrlichkeit sich selbst, ihrem Gewissen, und allen Gläubigen gegenüber. Den treuen Gläubigen aber mögen sie den katholischen Glauben, wie er durch das Lehramt der Kirche verkündet wird, lassen, denn diese haben keine andere Heimat als die beim Herrn in Seiner heiligen Kirche!


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Freitag, 20. Dezember 2013

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 16: Die Theologieprofessoren - Lehramt und Theologie

Prof. Dr. Georg May


Die andere Hierarchie
Teil 16


 Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997



§ 6  Die Theologieprofessoren

Die andere Hierarchie ist vielgestaltig. Sie tritt bald in Einzelpersonen, bald in Gremien, bald in Gruppen in Erscheinung. Besondere Beachtung verdient das Neben- und Ersatzlehramt der Theologieprofessoren.


I.  Lehramt und Theologie

1. Lehramt

Was zu glauben und zu tun ist, bestimmt Gott. Er macht uns seinen Willen kund durch den menschgewordenen Gottessohn. Jesus Christus hat seine Lehre der von ihm gegründeten Kirche anvertraut. In der Kirche gibt es ein Lehramt, das von Amtes wegen und mit Autorität die verbindliche Lehre vorträgt (Dignitatis humanae Nr. 14). Die Träger dieses Lehramtes sind die Bischöfe mit dem Papst an der Spitze (Lumen gentium Nr. 22). Die Gläubigen schulden ihm religiösen Gehorsam des Verstandes und des Willens (LG 25).

Die Autorität des Lehramtes geht auf die Sendung Christi und der Apostel zurück; sie gründet im Sakrament und im Amt (LG 21 und 22). Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil verkündet Christus den Völkern vorzüglich durch den Dienst der Bischöfe Gottes Wort (LG 21). Sie haben die Aufgabe Christi, des Lehrers, inne. Die Bischöfe sind authentische, d. h. mit der Autorität Christi ausgerüstete Lehrer (LG 25). Mögen sie noch so sehr versagen, sie bleiben Inhaber des Lehramtes. Es ist den Gläubigen unbenommen, ihnen ihr Versagen vorzuhalten. Aber damit werden sie nicht aus der Unterstellung unter das Lehramt entlassen, wann immer dieses seiner gottgesetzten Aufgabe nachkommt.

Man kann sich auf das gesunde Lehramt gegen das kranke Lehramt berufen, aber an das Lehramt bleibt der katholische Christ gebunden. Die Vollmacht, authentische Urteile über die Glaubenslehre abzugeben, erwächst nicht aus der thologischen Bildung, die jemand genossen hat, sondern aus der Befugnis des kirchlichen Amtes. Wer dies bestreitet, unterstellt die Amtsträger den Theologen und liefert sie damit der Vielfalt der theologischen Meinungen aus. Dem Lehramt ist das autoritative, d. h. verbindlich urteilende und gegebenenfalls richtende Zeugnis des Glaubens anvertraut.

Es ist falsch, die Aufgabe des Lehramtes auf das Bemühen um friedlichen Umgang von Christen unterschiedlicher Auffassung einzuschränken, wie es Ottmar Fuchs tut, der dem Lehramt die Hauptaufgabe zuweist, Konsens und Koexistenzmöglichkeiten bei Dissens zu suchen (1). Das Lehramt besitzt jurisdiktionelle Befugnisse, die es berechtigen, Weisungen zu geben und Gehorsam zu fordern. Im Lehramt verbinden sich priesterliche Vollmacht und Hirtengewalt.

Das Lehramt hat die heilige Pflicht, die Glaubenshinterlage unversehrt zu bewahren. Das Zweite Vatikanische Konzil schreibt den Bischöfen die Aufgabe zu, "die ihrer Herde drohenden Irrtümer" wachsam fernzuhalten (LG 25). Sie dürfen also zu Irrlehren nicht schweigen oder sie verharmlosen. Die hartnäckige Leugnung oder Bezweiflung einer mit göttlichem und katholischem Glauben zu glaubenden Wahrheit ist Häresie (c. 751). Wer dies tut, ist ein Häretiker. Er verfällt ohne weiteres der Exkommunikation (c. 1364 §1). Den Eintritt dieser Strafe von Amtes wegen festzustellen, ist Sache der Oberhirten.


2.  Theologie

Theologische Arbeit ist wissenschaftlicher Dienst am Glauben. Sie hat die Lehre aus dem Glauben und für den Glauben vorzutragen. Die theologische Wissenschaft leistet den Trägern des Lehramtes einen gewichtigen Dienst, indem sie die Glaubenslehre aus den Urkunden der Offenbarung erhebt und rational durchdringt.

Die Autorität der Theologen beruht auf der Kraft ihrer Erkenntnis und der Übereinstimmung ihrer Lehre mit dem Glauben der Kirche. Ihnen kommt weder Weisungsrecht noch Leitungsbefugnis zu. Die Theologen sind außerstande, den Glauben verbindlich vorzulegen. Ihnen fehlt das Amtscharisma, und deswegen können sie niemals als gleichberechtigte Partner des Lehramtes auftreten. Es ist falsch, wenn Greinacher die Forderung erhebt, "dass eine Entscheidung in Fragen des Glaubens und der Sitte nur im Einvernehmen von theologischer Wissenschaft und kirchlichem Lehramt gefunden werden kann" (2). Theologie und Lehramt können nicht auf derselben Ebene der Parität stehen. Vielmehr bedarf der Theologe zur Erfüllung seiner Aufgabe der kanonischen Sendung, die ihm von den Trägern des Lehramtes erteilt und u. U. entzogen wird.

Der Glaube kommt nicht aus der Theologie, sondern aus der glaubenden und lehrenden Kirche. Die Theologie empfängt den Glauben vom lebendigen Zeugnis, hinter dem die kirchliche Lehrautorität steht. Deswegen muss sie ihre Lehre stets in der Bindung an die Vorgaben des Lehramtes vortragen. Eine Theologie, die sich diesen Bindungen entzieht, ist unfähig, den Dienst am Glauben zu leisten. Das heißt: Sie hebt sich selbst als Glaubenswissenschaft auf.


(1)  Fuchs, Zwischen Wahrhaftigkeit und Macht 183
(2)  Norbert Greinacher, Kirchliches Lehramt und Theologen: Theologische Quartalsschrift 160, 1980, 139







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Donnerstag, 5. Dezember 2013

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 14: Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (1)

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie

Teil 14


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997



§ 5  Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken

I.  Struktur

Besondere Aufmerksamkeit beim Aufbau der anderen Hierarchie muss dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken zugewendet werden. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken wird als der vom Willen der Bischöfe getragene Zusammenschluss der Laienkräfte des deutschen Laienkatholizismus bezeichnet (1).

Das Gremium soll Meinungsbildung und Aktion der Katholiken koordinieren und Aufgaben der Katholiken in der Gesellschaft wahrnehmen. Diesem Zweck dient ein beträchtlicher Apparat. Das Zentralkomitee hat einen Präsidenten, mehrere Vizepräsidenten, einen geistlichen Assistenten, einen Generalsekretär und Mitglieder. Die Letzteren sind zusammengesetzt aus Vertretern der diözesanen Räte, der zentralen Organisationen sowie weiteren Einzelpersonen.

Unter diesen ist auf gewisse Personen hinzuweisen, die teilweise seit Jahrzehnten dieses Gremium zieren. Ich erinnere etwa an Frau Hanna-Renate Laurien, die engagierte Streiterin gegen die kirchliche Lehre von der geschlechtlichen Sittlichkeit und von dem Vorbehalt der sakramentalen Weihe für den Mann. Seit Döpfners Zeiten erfreut sie sich in den tonangebenden Kreisen des deutschen Katholizismus höchster Wertschätzung. In Münster erhielt sie die Ehrendoktorwürde der katholisch-theologischen Fakultät. Die Dame sprach auf der Mainzer Diözesan-Familienwallfahrt nach Marienthal am 22. Juni 1997 über das Thema "Brauchen wir eine neue Synode" (Anm.: Frau Hanna-Renate Laurien verstarb am 12.03.2010, R.I.P.). Unter den Mitgliedern befinden sich auch mehrere Priester; ich erwähne den Augsburger Fachmann für Homosexualität der Priester Hanspeter Heinz.*

Das Zentralkomitee hat zehn Kommissionen gebildet. Sein Generalsekretariat zählt einen Generalsekretär, einen Assistenten, einen Rektor, einen Geschäftsführer sowie zwei Abteilungen mit je mehreren Referaten. In Berlin unterhält es eine Geschäftsstelle. Wer die Kosten dieses Apparates aufbringt, ist mir nicht bekannt.

Als eine Art Zusammenfassung des deutschen Katholizismus hat das Zentralkomitee seinen Partner in der Bischofskonferenz oder, besser gesagt, stellt es sich neben die Bischofskonferenz. Tatsächlich besteht ja ein gemeinsames Gremium beider. (...) (Anm.: Neuester Stand der Mitglieder: hier)



* Mitbegründer der unabhängigen, nicht-katholischen Schwangerschaftsberatung "Donum vitae"; Mitglied der Vollversammlung des ZdK (seit 1974 Leiter des Gesprächskreises "Juden und Christen"



II.  Vertretung ohne Legitimation


Das Zentralkomitee gibt fortwährend Erklärungen zu allen möglichen Gegenständen des gesellschaftlichen und des kirchlichen Lebens ab. Wenn diese Meinungsäußerungen und Stellungnahmen überhaupt einen Sinn haben sollen, dann den, sich als Vertretung der Katholiken zu äußern. So werden sie auch durchweg in der Öffentlichkeit verstanden.

Dieses Unterfangen ist jedoch eine pure Anmaßung. Das Gremium ist nicht legitimiert, im Namen der deutschen Katholiken zu sprechen. Als Frau Waschbüsch ein protestantisch-katholisches Abendmahl forderte, fragte ein Leser: "In welchem Auftrag und mit welcher Legitimation verkündet sie solche Weisheiten? Spricht sie aus mangelnder Kenntnis des theologisch-religiösen Grundwissens oder hofft sie auf einen weiteren Abbau der katholischen Lehre von Weihesakrament, Opfercharakter der hl. Messe und der Realpräsenz in den eucharistischen Gestalten?" (3) "Welcher rechtgläubige katholische Christ fühlt sich durch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken noch vertreten?" (4) fragte eine Dame.

Das Zentralkomitee ist ein völlig unautorisiertes Gremium, das keinerlei Befugnis hat, amtliche Erklärungen zu kirchlichen Gegenständen abzugeben. Im Namen der Kirchenglieder können allein die geweihten Hirten der Kirche sprechen. Wenn das Zentralkomitee in Konkurrenz zu ihnen tritt, etabliert es sich als ein Bestandteil der anderen Hierarchie neben der legitimen Hierarchie.


III.  Ausfälle

Das Zentralkomitee fasst unaufhörlich Beschlüsse zu verschiedensten Punkten. Ich übergehe hier die Äußerungen zu politischen und gesellschaftlichen Fragen und wende mich allein den Stellungnahmen zu kirchlichen Gegenständen zu.

Darin tummelt sich das Zentralkomitee mit großem Eifer. Ein bayerischer Priester sprach richtig von einer "Umkehrung der Rollen". Während sich die Bischöfe mit gesellschaftspolitischen Fragen befassten, diskutierten Laiengremien innerkirchliche Fragen (5). Bei diesem Beginnen steht das Zentralkomitee an der Spitze. Statt sich gegen die zunehmenden Schmähungen Gottes und der Kirche in der Gesellschaft zu wenden (6), schürt es mit seinen unangebrachten Äußerungen den innerkirchlichen Streit. Seinen Erklärungen ist gemeinsam, dass sie sich stets für die angenehme und bequeme Lösung anstehender Fragen ausspechen. Dabei stellt es sich nicht selten gegen Lehre und Ordnung der Kirche. (...)

Das Zentralkomitee verwechselt die Kirche mit einer Verbandsdemokratie. Es ist ganz richtig bemerkt worden, dass im Zentralkomitee "eine Tendenz zu einer deutschen Nationalkirche zu erkennen" ist, "die päpstlichen Festlegungen nur noch im jeweils genehmen Umfang zustimmt" (13). Leander Zirkelbach schrieb richtig, man kenne beim Zentralkomitee "schon lange kein katholisches Profil mehr" (14). Ein Leser stellte lapidar fest: "Es verschwendet Kirchensteuergelder und erzeugt Missmut gegen die Kirche und gegen den Heiligen Vater" (15).  (Fortsetzung)



 (1)  B. Hanssler, Zentralkomitee der deutschen Katholiken: LThK X, 2. Aufl., 1965, 1349f
 (2)  Materialdienst 48, 1997, 59
 (3)  Deutsche Tagespost Nr. 17 vom 6. Februar 1997 S. 9
 (4)  Deutsche Tagespost Nr. 82 vom 8. Juli 1997 S. 9
 (5)  Deutsche Tagespost Nr. 34 vom 18. März 1997 S. 4
 (6)  Deutsche Tagespost Nr. 68 vom 5. Juni 1997 S. 9
(13)  Informationen aus Kirche und Welt Nr. 6/97 S. 1
(14)  Deutsche Tagespost Nr. 155/156 vom 28. Dezember 1996 S. 13
(15)  Deutsche Tagespost Nr. 153 vom 23. Dezember 1995 S. 9



Übersicht: Zu den bisher erschienenen Fortsetzungen

Samstag, 30. November 2013

Prof. G. May: Die andere Hierarchie - Teil 13: Diözesanforum und Pastoralgespräche

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie

Teil 13


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997



IV.  Diözesanforum und Pastoralgespräche

1.  Struktur

Die vielen Räte, die im Zuge der nachkonziliaren Strukturveränderungen geschaffen wurden, reichten anscheinend nicht aus, um dem Bedürfnis nach Reden Genüge zu tun. Viele deutsche Bischöfe riefen in ihrer Blindheit und Schwäche weitere Plattformen für Rederei ins Leben, die sogenannten Diözesanforen und Pastoralgespräche. Diese neuen Einrichtungen wurden geschaffen, um die strengeren Bestimmungen bezüglich der Diözesansynoden zu umgehen.

Ich erwähne das Diözesanforum in der Diözese Freiburg * (9). Das Diözesanforum ist nach der Satzung ein weiteres "Beratungsgremium". Darin vereinigen sich die Mitglieder der drei diözesanen Räte (Priesterrat, Diözesanpastoralrat und Diözesanrat der Katholiken), die Regionaldekane und die Dekane sowie berufenen Mitglieder und verantwortliche Mitarbeiter bei der Leitung der Diözese unter Vorsitz des Bischofs zur gemeinsamen Beratung. Das Diözesanforum soll dazu beitragen, das Leben in der Erzdiözese Freiburg auf der Grundlage des Glaubens zu erneuern und pastorale Orientierungen für die Evangelisierung zu erarbeiten (§1). Das Diözesanforum berät in Plenarsitzungen, Arbeitsgrupen und Kommissionen (§11). Auf die zahlreichen Einzelheiten der Ausgestaltung braucht hier nicht eingegangen zu werden. Die Ordnungen der Diözesanforen in den übrigen Diözesen sind von der Freiburger Satzung nicht wesentlich verschieden (10).


2.  Kritik

a) Einberufung

Schon die Einberufung dieser Foren war eine typische Fehlentscheidung von Bischöfen, die ihrer Führungsaufgabe nicht gewachsen sind.

Die Foren sind vom Ansatz her verfehlt. Sie vernachlässigen die grundlegende hierarchische Struktur der Kirche. Sie erwecken den falschen Anschein, als gebe es in der Kirche eine gleichberechtigte Mitbestimmung demokratisch legitimierter Kirchenglieder, die in Konkurrenz zu den Hirten der Kirche treten. Denn jedes Mitglied dieser Foren kann, wenn es genügend Unterstützung findet, Anträge einbringen und darüber abstimmen lassen. Mögen die so zustande gekommenen Beschlüsse auch lediglich als Voten oder Meinungsbilder firmieren, so erwecken  sie doch den Anschein, dadurch werde von Amts wegen etwas bewegt. Das Ergebnis einer Abstimmung steht als ein Faktum und lässt sich nicht mehr beseitigen.

Der Apostolische Stuhl hat die Gefahren, die der Kirche heute von Diözesansynoden und Diözesanforen drohen, erkannt. Die Instruktion vom 19. März 1997 (11) über die Diözesansynoden hebt hervor, dass der Bischof der einzige Repräsentant der Diözese ist, der ihr als sichtbares Prinzip der Einheit vorsteht. Die Synode als "Vertretung des Volkes Gottes" dem Bischof entgegenzusetzen, steht im Widerspruch zur hierarchischen Verfassung der Kirche. Der Heilige Stuhl hat in dieser Instruktion den lediglich beratenden Charakter von Diözesansynoden deutlich herausgestellt. Es handelt sich dabei nicht um ein sogenanntes Repräsentativorgan des Volkes Gottes, das dem Bischof entgegengestellt wird (Anm.: ebd. Nr. 1). Für die Diözesanforen gilt dasselbe.

Die Einberufung der Foren wird u. a. damit begründet, die Ansichten, die im Volke Gottes umlaufen, der "Diözesanleitung" zu Gehör zu bringen. Diese Begründung ist fadenscheinig. Um den Bischof über den Zustand und die Stimmungslage unter den nachkonziliaren Katholiken zu unterrichten, benötigt er kein aufwändiges Diözesanforum. Dazu braucht er nur die kirchlichen Statistiken anzusehen und Kontakt mit den Menschen zu halten. Wie die Masse der nachkonziliaren Katholiken denkt und was sie will, das ist jedem aufmerksamen und ehrlichen Seelsorger klar. Sie sind durch das geprägt, was die Systemveränderer unter den Theologen seit 35 Jahren in sie hineingerufen haben; nur das kann bei den Diözesanforen wieder an die Oberfläche kommen.

Manche Bischöfe meinen, in diesen Gesprächsrunden werde "Dampf abgelassen". Das soll wohl heißen, wenn man die Leute nur reden lasse, seien sie zufrieden, und die Lage werde sich beruhigen. Dieses Bild ist falsch gewählt. In den Diözesanforen werden nicht berechtigte Anliegen zur Sprache gebracht, sondern dort wird die Agitation der theologischen Falschlehrer auf einer anderen, nunmehr amtlichen Ebene fortgesetzt. Die Atmosphäre wird nicht gereinigt, sondern aufgeheizt. Der endlose Prozess des Redens führt keine einzige Frage einer sachgerechten Lösung zu, vermehrt vielmehr die Konfusion und stärkt die destruktiven Elemente. Das Gespräch klärt nichts, aber verwirrt viele. Die Kirche ist kein Sprechsaal, in dem alle, auch die abweichendsten und verworrensten Ansichten vor der Öffentlichkeit ausgebreitet werden können. Die Kirche ist der Hort der Wahrheit und der Einheit. In ihr haben allein die Wahrheit und die Ordnung Existenzberechtigung.


b)  Gegenstände

Was in den Diözesanforen zur Sprache kommen würde, war klar, bevor sie einberufen wurden. Ich habe jeweils vor ihrer Eröffnung vertrauten Freunden die Gegenstände benannt, die dort aufs Tapet gebracht werden würden, und ich bin jedesmal in vollem Umfang bestätigt worden.

Ich zähle die Punkte auf, welche diese unseligen Veranstaltungen beschäftigen: Frauenordination, Abschaffung des Zölibats der Priester, Weihe verheirateter Männer, unbeschränkte Laienpredigt, Beteiligung der Gemeinden an der Bischofswahl, unterschiedslose Zulassung von Todsündern zur hl. Kommunion (wiederverheiratete Geschiedene), beliebige Empfängnisverhütung (12), Freigabe vorehelicher Sexualität, Billigung nichtehelicher Lebensgemeinschaften, Aufwertung der Homosexualität, ökumenische Exzesse jeder Art (13), gemeinsame Gottesdienste am Sonntagmorgen, Interkommunion.

Mit all diesen Punkten griffen die Foren auf Gegenstände über, für die sie keine Kompetenz haben. Die Appelle der Bischöfe, sich auf Vorschläge und Forderungen zu beschränken, die auf der Ebene des Bistums verwirklicht werden können, blieben erwartungsgemäß ohne jeden Erfolg. Zahlreiche Texte dieser Foren und Gespräche stehen im offenen Widerspruch zu Lehre und Ordnung der Kirche. An nicht wenigen Stellen ist der Affront gegen das Lehramt des Papstes mit den Händen zu greifen (14). Die Gremien wehren  die Angriffe auf die Lehre der Kirche nicht nur nicht ab, sie verstärken sie "medienwirksam durch Voten, die teilweise in eklatantem Widerspruch zum Lehramt der Kirche stehen und schwächen dadurch... den gesamten deutschen Katholizismus zusätzlich von innen" (15).

Nach der Instruktion vom 19. März 1997 darf der Bischof auf Diözesansynoden keine Diskussion über Positionen zulassen, die zur beständigen Lehre der Kirche in Widerspruch stehen oder über die andere kirchliche Autoritäten zu befinden haben. Ebensowenig dürfen derartige Gegenstände in der Form von "Voten" zur Abstimmung gebracht werden. Für die Diözesanforen kann nichts anderes gelten. Manche Gläubigen hegen den Verdacht, dass einigen Bischöfen die gegen Lehre und Ordnung der Kirche gerichteten Anträge und Beschlüsse mancher Diözesanforen gar nicht unwillkommen sind.

Für das Bistum Münster wurde beobachtet, dass im Vorfeld des Forums ausdrücklich über die Bistumszeitung für "die antirömischen Positionen" geworben wurde (16). Teilweise machte sich auf den Foren eine radikale, ja rabiate Laientheologie bemerkbar mit scharfer Aggression gegen Klerus und Hierarchie. Joseph Overath bezeichnet richtig das Kölner Pastoralgespräch als "das Kirchenvolksbegehren auf einer 'höheren' Ebene" (17). Indem man zwischen Voten und Meinungsbildern unterschied, machte man den untauglichen Versuch, die Auflehnung gegen Lehre und Ordnung der Kirche zu verharmlosen.

Insgesamt kann man nur staunen, was für phrasenreiche Dokumente auf den Foren verabschiedet wurden. Die wirklich dringenden, ja unerlässlichen Fragen wurden kaum irgendwo angegangen, geschweige denn mit hilfreichen Vorschlägen beantwortet. Soweit überhaupt Brauchbares zur Sprache kam, war es schon vorher bekannt und wurde versucht umzusetzen. Beachtet wurde aber nicht das Richtige und Vernünftige, sondern das Falsche und Unvernünftige.


c)  Triumph der anderen Hierarchie

Die Diözesanforen sind ein zeitraubendes und kräftezehrendes, völlig überflüssiges, aber um so gefährlichereres Palaver von Leuten, die mehrheitlich weder die wahre Lage der Kirche noch die wirklichen Ursachen der Kirchenkrise zu erkennen imstande oder gewillt sind. Zu selbständiger Beantwortung der aufgeworfenen Fragen sind die Mitglieder nicht in der Lage.

Die Diözesanforen wirken daher lediglich als Lautverstärker jener zersetzenden Ansichten, die seit über 35 Jahren von missvergnügten, verirrten, dem Protestantismus zuneigenden Theologen mit voller Unterstützung der Massenmedien in das Volk hineingerufen werden. Die Diözesanforen sind weithin Tummelplätze und Spielwiesen jener Kräfte, welche die Kirche ihres katholischen Charakters entkleiden wollen; die gutwilligen Gläubigen fungieren dabei als "nützliche Idioten". Walter Hoeres sprach in bezug auf die Diözesanforen richtig von dem "Dauergerede", "das die innerkirchliche Glaubenskrise... lautstark verdeckt" (18).

Was die Foren hervorgebracht haben, sind Berge von Papier. Was sie bewirkt haben, ist Vermehrung der Unzufriedenheit und Gereiztheit, Verminderung der Bereitschaft zu Dienst und Gehorsam, Verbreitung des Verdrusses an Kirche und Religion. Die Diözesanforen und Pastoralgespräche verstärken die Verwirrung und treiben die Verirrungen weiter. Sie sind zu ihrem Teil dafür verantwortlich, dass das Kirchenvolk immer mehr katholischem Denken entfremdet wird. Die Gespräche haben den einzigen Vorteil, aller Welt zu zeigen, dass die Mehrheit der deutschen katholiken unkirchlich und papstfeindlich eingestellt ist. Die Diözesanforen zeigen aber auch den Mitgliedern der kirchlichen Hierarchie, wohin man kommt, wenn man immer neue Plattformen für die Angehörigen der anderen Hierarchie schafft.


 
 * Dem Freiburger "Diözesanforum" entspricht in etwa die derzeitige Freiburger "Diözesanversammlung"
( 9)   Archiv für katholisches Kirchenrecht 160, 1991, 135-140. Vgl. Dokumentation zum Freiburger Diözesanforum. Heft 1: Die Voten. Heft 2: Vorlagen der Kommissionen für die abschließende Sitzungsperiode vom 25. bis 29. Oktober 1992
(10)  Presseamt des Erzbistums Köln im Auftrag ders Diözesanpastoralrates, Arbeitsergebnis des Pastoralgesprächs im Erzbistum Köln, Köln 1994; Pastorales Forum 19.-21. Juni 1944. Dokumentation mit Vorlagen zur 4. Sitzung (München); Beschlüsse des Pastoralforums 1994/95 (erster Teil), Regensburg (Pfarramtsblatt 69, 1996, 306-314); Presseamt des Erzbistums Köln, Schlussvoten und Meinungsbilder. Pastoralgespräch im Erzbistum Köln,  Köln 1996
(11)  L'Osservatore Romano Nr. 29 vom 18. Juli 1997 S. 8-12. Vgl. Herder-Korrespondenz 51, 1997, 426
(12)  In München und in Augsburg lehnten die Beteiligten eine Empfehlung der Natürlichen Familienplanung ab.
(13)  Das Diözesanforum Münster ermutigte die Gatten von Mischehen, sie könnten "aufgrund ihrer Gewissensentscheidung an Abendmahl und Eucharistie der jeweils gastgebenden Kirche teilnehmen". Eine Dreiviertelmehrheit sprach sich für die "Entflechtung von Priesteramt und Zölibat", d.h. für die Beseitigung des Zölibats, aus (Informationen aus Kirche und Welt. Hrsg.: Initiativkreis katholische Laien und Priester in der Diözese Augsburg e.V. Nr.  4/97 S. 3)
(14)  Joseph Overath, Petrusamt und Kölner Pastoralgespräch. Theologisches 26, 1996, 185-192.
(15)  Deutsche Tagespost Nr. 45 vom 12. April vom 12. April 1997 S. 9
(16)  Deutsche Tagespost Nr. 52/53 vom 29. April 1997 S. 13
(17)  Overath, Petrusamt und Kölner Pastoralgespräch 192
(18)  Walter Hoeres, Im Bündel billiger. Foren und Moderatoren: Theologisches 26, 1996,  444-448, hier 444



Fortsetzung folgt in unregelmäßigen Abständen

Samstag, 16. November 2013

Prof. G. May: Die andere Hierarchie - Teil 11: Das Rätesystem auf Ebene des Bistums - Der Priesterrat

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie
Teil 11


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997




§ 4  Das Rätesystem auf der Ebene des Bistums

Weil die maßgebenden Glieder der Hierarchie, die Bischöfe, in erschütterndem Ausmaße vor ihrer Aufgabe versagt haben, kam es zum Entstehen einer anderen Hierarchie. Ich meine das Rätesystem. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde vom Pfarrgemeinderat über den Dekanatsrat sowie das Zentralkomitee bis zum Päpstlichen Laienrat eine ungeheure Organisation von Gremien geschaffen, die sich neben die Hierarchie göttlichen Rechtes setzt und eine Aktivität entfaltet, die in Konkurrenz, teilweise in Gegensatz zu jener tritt.


I.  Der Priesterrat

1.  Rechtliche Ausgestaltung

Im bischöflichen Bereich entstand zuerst der Priesterrat. Er wurde vom Zweiten Vatikanischen Konzil etabliert, offenbar als Konzession an die demokratische Bewegung in der Öffentlichkeit. Der Priesterrat ist nach dem Priesterdekret "Presbyterorum ordinis" Nr. 7 in jeder Diözese pflichtmäßig einzurichten. Er soll die Priesterschaft der Diözese repräsentieren und den Bischof in der Leitung der Diözese beraten. Das Wort "repräsentieren" bedeutet an dieser Stelle soviel wie sichtbar machen, darstellen, vertreten.

Die Grundordnung des Priesterrates ist in den cc. 495-502 CIC niedergelegt. Dazu treten die Satzungen der einzelnen diözesanen Priesterräte (1). Der Priesterrat ist "ein Kreis von Priestern, der als Repräsentant des Presbyteriums gleichsam Senat des Bischofs ist". Die Aufgabe besteht darin, den Bischof bei der Leitung der Diözese nach Maßgabe des Rechtes zu unterstützen (c. 495 §1). Der Diözesanbischof ist der Vorsitzende des Priesterrates (c. 500 §1). Dieser kann nicht ohne den Bischof handeln (c. 500 §3).

Dem Priesterrat "obliegt die Sorge um Dienst und Leben der Priester, um den Priesternachwuchs sowie die Aus- und Weiterbildung der Priester". Er hat die Aufgabe, "über die pastorale Tätigkeit in der Diözese zu beraten und sie zu fördern". Der Priesterrat hat lediglich beratende Funktion. Der Bischof muss ihn aber bei Angelegenheiten von größerer Bedeutung anhören und in wenigen, vom Recht festgelegten Fällen sogar seine Zustimmung einholen. Nicht zu verstehen ist, dass nach dem Würzburger Statut dem Priesterrat auch Nichtpriester, nämlich Diakone und ein Theologiestudent angehören (2). Die Mitgliedschaft im Priesterrat ist zeitlich begrenzt. Der gesamte Rat oder ein Teil muss innerhalb von fünf Jahren erneuert werden (c. 501 §1).


2. Beurteilung

Zur Beurteilung der neuen Einrichtung ist folgendes zu bemerken. Ich halte sie für überflüssig und schädlich. Dass sich der Bischof mit seinen Priestern besprechen soll, ist unbestritten. Doch dafür gibt es viele Möglichkeiten. Einmal soll der Bischof engen Kontakt nicht bloß zu einigen, sondern zu allen Priestern und jedem einzelnen pflegen. Er ist der Seelsorger seiner Seelsorger. Von ihnen kann er erfahren, wie die Lage und was zu tun ist. Freilich muss er sich dazu in seiner Diözese aufhalten und nicht fortwährend auf Reisen oder in Konferenzen sein. Der Diözesanbischof, der seine Pflicht erfüllt, hat andauernde,  unmittelbare Verbindung mit seinen Priestern; er benötigt keine Vermittlungsstelle in Gestalt des Priesterrates. Er ist in seinem Bistum anwesend und besucht Pfarrei um Pfarrei, hört selbst die Priester an und vernimmt ihre Anliegen.

Sodann soll der Bischof in die Dekanatskonferenzen gehen. Hier hat er die Priester eines überschaubaren Teils seiner Diözese vor sich und kann sich über regionale Fragen und Desiderate unterrichten.

Weiter gibt es die Konferenz der Dekane. Wenn diese ihr Amt richtig verstehen und verwalten, dann bündeln sich in ihnen gleichsam die Anregungen und Wünsche, Probleme und Schwierigkeiten der Diözese. Von ihnen kann der Diözesanbischof Informationen und Beratung empfangen.

Schließlich besitzt der Bischof in seinem Domkapitel ein qualifiziertes Beratungsorgan. Sein unschätzbarer Vorteil liegt darin, dass es nicht auf Wahl oder Wiederwahl angewiesen und daher unabhängig ist. Von ihm kann und muss der Bischof Dinge hören, die er vielleicht nicht hören will. Außerdem sammeln sich in den Domkapiteln die Nachrichten aus der gesamten Diözese. Seine Mitarbeiter erwerben durch ihre regelmäßige jahrzehntelange Tätigkeit eine umfassende Kenntnis der diözesanen Angelegenheiten und eine breitgestreute Erfahrung bei ihrer Behandlung, die den temporären Angehörigen des Priesterrates unmöglich sind.

Den meisten Mitgliedern der Priesterräte fehlen Vorbildung und Kompetenz zur Beratung in den Fragen, die anstehen, wie sie den jahrzehntelang in der Verwaltung der Diözese tätigen Domkapitularen eigen sind. Den Mitgliedern des Priesterrates, die von Wahlperiode zu Wahlperiode wechseln, fehlt die bleibende Verantwortung. Der vielbeschäftigte Seelsorger hat gar keine Zeit, sich um Angelegenheiten, die seinen Sprengel übersteigen, zu kümmern; einen Überblick über die gesamte Diözese zu gewinnen ist ihm unmöglich.

Der Priesterrat ist auch in der Regel kein Querschnitt der Priesterschaft eines Bistums, sondern überwiegend eine Ansammlung von Klerikern, die meinen, Zeit für die mehrfach im Jahre abgehaltenen Sitzungen erübrigen zu können. Gerade die wertvollsten Seelsorger, die sich im unermüdlichen Dienste der ihnen anvertrauten Gläubigen verzehren, bleiben den Priesterräten regelmäßig fern.

Sodann sammeln sich im Priesterrat nicht ganz selten unzufriedene Elemente der Priesterschaft einer Diözese und bilden evtl. dessen Mehrheit oder jedenfalls dessen agilsten Teil. Es gibt Priesterräte, in denen progressistisch aufgeheizte Geistliche, welche die katholische Orientierung verloren haben, den Ton angeben; sie benutzen ihre Position, um die kirchliche Entwicklung in Richtung auf den Protestantismus voranzutreiben.

Ich fasse mein Urteil dahin zusammen: Der Priesterrat ist kein Fundament, auf dem sich etwas Solides erbauen ließe, sondern Treibsand, der von den Fluten der Zeitströmung hin- und herbewegt wird. In den Sitzungen wird viel Zeit vertan, unerleuchtete Meinungen melden sich häufig zu Wort. Der bürokratische Aufwand, den Priesterräte verursachen, ist beträchtlich. Ich komme um das Urteil nicht herum: Der Priesterrat ist eine eklatante Fehlkonstruktion.


(1)  Z. B. Statut des Priesterrates im Bistum Erfurt vom 15. Mai 1995 (Archiv für katholisches Kirchenrecht 164, 1995, 158-160); Satzung des Priesterrates des Erzbistums Hamburg vom 4. Dezember 1995 (Pfarramtsblatt 69, 1996, 61-63)
(2)  Statut des Priesterrates der Diözese Würzburg vom 17. Juni 1996 (Pfarramtsblatt 69, 1996, 268-273) Art. 2



Fortsetzung folgt in unregelmäßigen Abständen

Montag, 11. November 2013

Prof. G. May: Die andere Hierarchie - Teil 9: Die Rede von der "Mitte" und von der Polarisierung


Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie
Teil 9


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997



III. Die Rede von der "Mitte"

1.  Die Bischöfe

Die meisten Bischöfe berufen sich in ihrem Verhalten darauf, dass sie in der "Mitte" stünden. Nach dieser Selbsteinschätzung gibt es Linke und Rechte in der Kirche. Als Rechter wird heute bezeichnet, wer sich den katholischen Glauben ungeschmälert bewahrt hat und ihn so lebt, wie es vor 50 (Anm.: munmehr ca. 70) Jahren die ganze Kirche tat; dadurch ist er plötzlich zum Rechten, Rechtskonservativen oder gar Rechtsextremen geworden. Die genannte Selbsteinschätzung der Bischöfe ist eine Prüfung wert.

Wie steht es um die "Mitte"? Zunächst einmal: Bei vielen Gegenständen gibt es überhaupt keine Mitte, sondern nur richtig oder falsch, ein Ja oder ein Nein. So gibt es keine Mitte zwischen katholisch und nichtkatholisch. Die Mitte wäre hier das Jein, das sich nicht entscheiden kann und hin- und herschwankt wie ein Schilfrohr. Bei in sich schlechten Handlungen gibt es ebenfalls keine Mitte. Ein Mensch verhält sich entweder keusch oder unkeusch. Wo ist die Mitte zwischen Gläubigen und Ungläubigen? Vermutlich, wo die Halb- oder Viertelgläubigen sind.

Sodann: Nach allen Erfahrungen der Geschichte sammeln sich in der Mitte jene, die man als Anpasser und Mitläufer bezeichnet. In der Mitte befindet sich, wer den Mantel nach dem Winde hängt. In der Mitte sind jene, die den Opportunismus zu ihrem Leitprinzip erhoben haben. In der Mitte stehen die, welche dem Hang zur Bequemlichkeiten nachgeben. 

In den Parlamenten der Französischen Revolution saßen jene Abgeordneten in der Mitte, die jeweils mit denen stimmten, die sie als die mächtigste Partei ansahen; diese Mitte trug verdientermaßen den Namen le marais, d.h. der Sumpf. Wer klaren Entscheidungen ausweicht, mag sich in der Mitte befinden, aber es ist dies der Platz der Unentschiedenheit und der halben Maßnahmen. Von dem französischen König Ludwig XVI. heiß es: "Unentschlossen wie immer, tut er das Mittlere, das sich in der Politik jederzeit als das Fehlerhafteste erweist" (Stefan Zweig).

Was sich heute als Mitte ausgibt, das sind jene, die sich in den Trend der Protestantisierung eingegliedert haben; das sind jene, die der Selbstzerstörung der Kirche tatenlos zusehen; das sind jene, die sich vor Gott und der Geschichte durch Feigheit und Katzbuckeln schuldig gemacht haben. Die MItte zwischen heiß und kalt ist lau. Von den Lauen aber steht geschrieben: "Weil du lau bist und nicht warm noch kalt, will ich dich ausspeien aus meinem Munde" (Apk 3,16). (...)


IV.  Die Rede von der Polarisierung

Die in der "Mitte" stehenden  deutschen Bischöfe reden oft von der angeblichen Polarisierung der Gläubigen, die vermieden werden müsse.

Polarisierung heißt Herausstellung der Gegensätze in einer Gesellschaft. Sie setzt mindestens zwei Pole, also sich gegenüberstehende Fronten, voraus. Ich sehe aber in der Öffentlichkeit der katholischen Kirche fast nur eine einzige Front, die der Progressisten unterschiedlichster Couleur, die von Küng bis Lehmann reicht. Die wenigen Gläubigen, die sich gegen die Einheitsfront der Progressisten stellen, sind schwach, ja, ohnmächtig. Ihnen wird fortwährend von progressistischen Blättern wie der "Herder-Korrespondenz" bescheinigt, dass sie eine verschwindende Minderheit sind. Ich wünschte, dass sie in der Lage wären, eine starke Front gegen Abfall und Zersetzung aufzubauen.

Denn soviel ist klar: Die Polarisierung ist Pflicht, wo es darum geht, dem Irrtum die Wahrheit entgegenzusetzen. Die Polarisierung ist Pflicht, wenn die Unordnung durch die Ordnung korrigiert werden muss. Der Friede in der Kirche kann nicht auf dem Grabe des Glaubens und des Rechtes errichtet werden. Bei dieser Art von Polarisierung wissen wir uns in guter Gesellschaft. Jesus selbst hat polarisiert, indem er seine Botschaft unverfälscht vortrug. Das hatte die Wirkung, dass viele sagten: "Das ist eine harte Rede, wer kann sie hören?"

Es ist geradezu die Eigenart der Botschaft Jesu, polarisierend zu wirken. Sie scheidet die Anhänger von den Gegnern. Die Spaltung der Kirche, und zwar in grundwesentlichen Fragen des Glaubens, der Ordnung und des Gottesdienstes, ist eine Tatsache, die durch keine Vertuschung aus der Welt geschafft wird. Bei dem dadurch anhebenden Kampf wollen wir auf der richtigen Seite stehen.



Fortsetzung folgt in unregelmäßigen Abständen

Samstag, 9. November 2013

Prof. G. May: Die andere Hierarchie - Teil 8: Die Bischöfe - Versagen

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie
Teil 8

Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


II. Versagen

Es erhebt sich die Frage, wie die Bischöfe den oben erwähnten Aufgaben ihres Amtes nachkommen. Die Antwort kann nur lauten: dei meisten von ihnen mehr schlecht als recht.

Es ist eine offenkundige und unbestreitbare Tatsache: Die Bischöfe sind die Hauptverantwortlichen für den unaufhörlichen dramatischen Niedergang der Kirche. Selten in der Geschichte hat eine Führungsschicht in so ungeheurem Ausmaße versagt wie die Mehrheit des Bischofskollegiums nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Um in der Nähe zu bleiben: Die deutschen Bischöfe haben sich als unfähig erwiesen, die letztlich entscheidenden Aufgaben der katholischen Kirche in Deutschland adäquat zu lösen: den Glauben zu erhalten und zu verbreiten, die Sitten zu heben und bessern, den Gottesdienst zu fördern und zu schützen.

Es schadet ihrer Autorität enorm, dass sie sich bis zur Stunde weigern, das Chaos, das in der Kirche auch durch ihr Tun und Unterlassen heraufbeschworen wurde, realistisch zu schildern. Sie sind nicht gewillt, die Selbstzerstörung der Kirche beim Namen zu nennen. Die Bischöfe, an der Spitze der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, entschuldigen sich fortwährend wegen angeblicher oder wirklicher Fehler vergangener Generationen. Viel mehr angebracht wäre ein offenes Bekenntnis des eigenen Versagens. An einem sochen aber fehlt es bis zur Stunde.


1.  Die Lage des Glaubens

Die deutschen Bischöfe haben seit Jahrzehnten versäumt, das eine Notwendige, das schlechthin Unentbehrliche zu tun, nämlich den katholischen Glauben in Fülle und Reinheit zu verkündigen, zu erhalten, zu schützen und zu verbreiten.

Walter Hoeres hat zu recht festgestellt: "Allenthalben werden institutionelle Besitzstände verteidigt, aber nicht mehr das, wozu diese Institutionen doch allein da sind: der ganze und unverfälschte Glaube" (5).

Die Bischöfe sprechen fortwährend von der Weitergabe des Glaubens. Ich vermisse, dass sie präzesieren, welcher Glaube weitergegeben werden soll, jener, den die Urkunden der Lehrverkündigung enthalten, oder der andere, den die Masse der Theologen und Katecheten vorträgt. Es ist ebenso sinnlos, die Gemeindemitglieder aufzufordern, ihren Glauben zu bekennen, wenn der Inhalt dieses Glaubens nicht mehr feststeht. Bischof Lehmann stellte "erstaunliche Erschütterungen" im Glaubensbewusstsein fest. Dagegen müsse man aufzeigen, wie man heute den Glauben verstehen muss, ohne Überzeugungen preiszugeben (6). Wann zeigt er uns diese Kunst?

Sehr schwer wiegen die wiederholten Kapitulationen der deutschen Bischöfe vor dem Protestantismus. Ich erinnere beispielsweise an die Auslieferung der Mischehenfamilien an die Irrlehre (7) und die Gestattung sogenannter ökumenischer Gottesdienste an Sonntagen (Anm.: vgl. "Erklärung der Deutschen Bischöfe bezüglich ökumenischer Gottesdienste" vom 24. Februar 1994; KA 1994 Nr. 63). Mit diesen und anderen unseligen Handlungen haben sie ihre Führungsunfähigkeit und Schwäche vor aller Welt dokumentiert. Die Deutsche Bischofskonferenz unterhält ein Institut für den Ökumenismus. Warum errichtet sie keine Einrichtung für die Bekehrung der Abgefallenen?

Die deutschen Bischöfe waren auch nicht fähig, die Auffassung des Protestantismus von Ehe und Eheschließung zu begreifen und adäquat in Normen umzusetzen ((8). Mit dem von ihnen geförderten ökumenischen Betrieb lenken sie immer mehr katholische Christen in die protestantischen Hürden. Es gibt verbotene Interkommunion und Interzelebration. Die Bischöfe wissen davon, aber lassen in der Regel den zerstörerischen Aktivitäten ihren Lauf (9).

Mit ihrem "Hirtenwort" zum Kommunionempfang der wiederverheirateten Geschiedenen (Anm.: 1993) haben die oberrheinischen Bischöfe und ihre bischöflichen Sympathisanten eklatant gegen die Pflicht, die Unversehrtheit und Einheit der Glaubenslehre zu schützen (c. 386 §2), verstoßen. Der Heilige Stuhl hat die in diesem Schreiben vertretenen Ansichten als unzutreffend zurückgewiesen. Das hindert deutsche Bischöfe nicht, weiter auf der falschen Auffassung zu verharren und die Seelsorger entsprechend zu instruieren (10). Im zweiten Band des von den deutschen Bischöfen herausgegebenen Erwachsenenkatechismus wird die verkehrte Ansicht in verklausulierter Form dem gesamten katholischen Volk der Bundesrepublik Deutschland vorgelegt (11). Giovanni Sala fragt daher mit Recht, ob dieser ominöse Katechismus "den Auftakt zu einer Regionalisierung von Glaube und Moral in der Katholischen Kirche markieren" werde (12).


2.  Die Lage von Frömmigkeit und Sittlichkeit

Die deutschen Bischöfe haben sich auch als unfähig erwiesen, die Frömmigkeit im Kirchenvolk nachhaltig zu fördern, zu beleben und zu stützen.

Wer die heutige religiöse Praxis in den meisten Gemeinden beobachtet und mit jener vor 40 (Anm.: nunmehr etwa 60) Jahren vergleicht, erkennt den erschreckenden Abstieg, der sich vollzogen hat. Die deutschen Bischöfe haben sich weiter als unfähig erwiesen, überall die Abhaltung gotteswürdiger Gottesdienste zu gewährleisten. Das Material, das über skandalöse gottesdienstliche Veranstaltungen vorliegt, ist enorm. Niemals ist etwas Durchgreifenderes geschehen, um diesem Zustand abzuhelfen.

Die deutschen Bischöfe haben sich ebenso als unfähig erwiesen, die Sittklichkeit im katholischen Volk auf einem hohen Stand zu halten. Die Verhältnisse vor allem im Bereich der geschlechtlichen Sittlichkeit, sind bedrückend. Die deutschen Bischöfe haben sich auch als unfähig erwiesen, die Jugend für Gott, Kirche und Priestertum zu begeistern. Was sich in den Resten sogenannter katholischer Jugend tut, ist meist deprimierend. Die skandalösen Vorgäng und Zustände im Bund der katholischen Jugend (13) haben niemals ein energisches Durchgreifen der Bischöfe ausgelöst.

Die deutschen Bischöfe haben sich schließlich als unfähig erwiesen, den Geist des Apostolats in den Gläubigen zu entfachen und zu erhalten. Die völlige Unfähigkeit der katholischen Kirche in Deutschland, Mission zu treiben, hat sich mit erschütternder Deutlichkeit beim Fall der Mauer gezeigt.

Die Bischöfe sind auch verantwortlich für das unglaublich bornierte Verhalten gegenüber jenen Priestern, die in gläubigen Gruppierungen wie der Petrus-Bruderschaft und den Dienern Jesu und Mariens herangebildet werden. Sie liefen die Gemeinden lieber Vertretern der anderen Hierarchie aus, als dass sie diese Priester in den Gemeinden arbeiten lassen. Sie laden damit eine schwere Schuld auf sich.


3.  Das Fehlen des Kampfesmutes

Dem deutschen Katholizismus fehlt, soweit er von den Bischöfen geführt wird, jeder kämpferische Zug. Dieser Mangel hat in erster Linie darin seinen Grund, dass die allermeisten Bischöfe nichts mehr fürchten als den Kampf. Ihre Hauptmaxime scheint zu sein: Nur keine Auseinandersetzungen! Nur keine Konflikte!

Christ sein heißt jedoch Kämpfer sein. Wer in der Nachfolge des Herrn steht, muss gegen Satan und Sünde kämpfen; er muss erforderlichenfalls auch gegen die irdischen Dienstmänner des Teufels zu Felde ziehen. Entschiedenheit zeigen die Bischöfe, wenn es um Asylanten oder Landminen geht. In den Lebensfragen der Kirche sind sie von lähmender Nachgiebigkeit. Wann sind die Bischöfe jemals aufgestanden gegen die Gehässigkeiten, die der "Spiegel" Jahr für Jahr über die Kirche ausschüttet? Äußerst selten hat ein deutscher Bischof auf die sich mehrenden Anschläge gegen den Glauben, die Sittenlehre und die Ordnung der Kirche angemessen reagiert. Wenn überhaupt etwas geschah, kam das Handeln regelmäßig zu spät, wurden halbe Maßnahmen getroffen und blieb die Konsequenz aus.

Die Strategie der Konfliktvermeidung, des Erhalts der Kirchensteuer und der Anpassung an den Demokratismus ließ die notwendigen Maßnahmen nicht zu. Die Bischöfe haben ein famoses Mittel, um Ruhe zu haben: Sie erfüllen die Wünsche derer, die heute das große Wort in Kirche und Welt führen. Sie wollen es nicht Gott, sondern den Menschen recht machen. Auf diese Weise entgeht man Kämpfen. Die führenden Männer der Kirche haben sich jahrzehntelang der Welt angebiedert. Heute erhalten sie die Quittung: Die Welt steht ihr gleichgültig gegenüber oder missbraucht sie allenfalls für weltliche Zwecke.


 (5)  Walter Hoeres, Die Macht des Schicksals: Theologisches 26, 1996, 275 - 277, hier 275
 (6)  Allgemeine Zeitung vom 14. Juni 1996 S. 15; Glaube und Leben Nr. 20 vom 19. Mai 1996 S. 11
 (7)  Georg may, Ein Dokument der Kapitulation: Una Voce- Korrespondenz 15, 1985, 267 - 270
 (8)  Georg May, Mängel im Ehevorbereitungsprotokoll der deutschen Bischöfe: Theologisches 24, 1994, 175 - 194
 (9)  Z. B.: Una Voce- Korrespondenz 27, 1997, 250f
(10) Giovanni Sala, Vom Sinn und Unsinn einer "differenzierten" Betrachtung in der Moral. Zu einer neuen Pastoral für wiederverheiratete Geschiedene: Forum Katholische Theologie 11, 1995, 17 - 53; Freundeskreis Maria Goretti Information 60, 1996, 43 - 47
(11) Katholischer Erwachsenen-Katechismus II, 351f
(12) Giovanni Sala, Die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener und die "Königsteiner Erklärung" im Katholischen Erwachsenen-Katechismus: Forum Katholische Theologie 12, 1996, 16 - 35, hier 35
(13) Freundeskreis Maria Goretti Information 62, 1997, 23, 30f, 56; Otto Maier, "Ganz sicher nicht katholisch!" Ein Weißbuch über den BDKJ und seine Mitgliederverbände, Meckenheim, Lippstadt 1997




Fortsetzung folgt in unregelmäßigen Abständen

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