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Sonntag, 24. November 2013

Viva Christo Rey! - Es lebe Christus, der König!

Die Sonntagslesung: Kraft für unser Zeugnis im Alltag

Zu den Lesungen des Christkönigssonntags (Lesejahr C)

Von Manfred Hauke  

2 Sam 5,1–3; Kol 1,12–20; Lk 23,35–43

Wer sich über den Ursprung und den Sinn des Christkönigsfestes kundig machen möchte, dem sei ein 2011 entstandener Film empfohlen: „For Greater Glory – The True Story of Christiada“. Es geht darin um den bewaffneten Aufstand der „Christeros“, der katholischen Christen in Mexiko, die sich 1926–29 der eigenen Regierung widersetzten. Auslöser der „Christiada“ war die grausame Kirchenverfolgung in Mexiko, die von den dortigen Freimaurern angezettelt worden war. Zahlreiche Priester und Laien kamen bei der Verfolgung ums Leben. Die laizistische Regierung verstand sich selbst als Quelle jeglichen Rechtes, dem sich auch die Kirche zu beugen hätte. Kirchliche Güter wurden enteignet, katholische Schulen geschlossen, der Religionsunterricht verboten. Zeitweise waren fast alle Bischöfe aus ihrem Amt entfernt, und der größte Teil des Klerus saß im Gefängnis. Die mexikanische Kirchenverfolgung ist in ihrer Brutalität nur vergleichbar mit den Blutorgien der Kommunisten in der Sowjetunion und in Spanien.

Der auf wahren Begebenheiten beruhende Film beschreibt aus der Perspektive eines Jugendlichen namens José, wie Soldaten des Freimaurerregimes den alten Priester seines Dorfes grausam ums Leben bringen, die Kirche zerstören. Daraufhin schließt sich José den „Christeros“ an. Die Widerständigen werden von einem General geleitet, der selbst Freimaurer ist, aber nicht dulden will, dass seiner gläubigen Frau und seiner Tochter die Freiheit verwehrt wird, ihren Glauben öffentlich zu bekennen. Seine Logenbrüder sind darüber entsetzt; die General führt die „Christeros“ zu beachtlichen Erfolgen, kommt aber im Kampf um; vor seinem Tod bekehrt er sich zum katholischen Glauben. Die Regierung der USA äußert ihr Entsetzen über die blutige Verfolgung der Katholiken, liefert aber dem mexikanischen Präsidenten Flugzeuge, um den Volksaufstand niederzuringen. Dafür erhält sie Konzessionen zur Förderung von Erdöl. Der Film endet mit dem Tod des 14-jährigen José: er widersteht schmeichelhaften Versprechungen, die ihm den Glaubensabfall nahelegen; grausam gefoltert stirbt er am Ende mit dem Bekenntnis zu Christus dem König.

„Christiada“ findet zahlreiche Interessenten im Internet, wird aber von den einschlägigen Lobbys der Filmindustrie boykottiert. Darüber beschwerte sich beispielsweise der Chefredakteur der katholischen Tageszeitung im Tessin angesichts der Ablehnung des Filmfestivals von Locarno, den filmtechnisch glänzend inszenierten und prominent besetzten Film beim Wettbewerb in Erwägung zu ziehen.

Am 23. November 1927 starb in Mexico City ein junger Jesuitenpater, der 1988 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochene Miguel Agustin Pro. Er war fälschlicherweise der Teilnahme an einem Attentat beschuldigt worden und wurde ohne gerichtliches Verfahren erschossen. Er starb mit den Worten: „Viva Cristo Rey!“ – „Es lebe Christus der König!“ Die letzten Worte von Pater Pro (aber auch des gläubigen Jungen im Film „Christiada“) betonen, dass keine staatliche Macht sich anmaßen darf, die Rechte Gottes beiseitezustellen.

Die Kirchenverfolgung in Mexiko gehört zur Vorgeschichte der Enzyklika „Quas primas“ von Papst Pius XI. aus dem Jahr 1925, der damit das Christkönigsfest einführte. Der Papst wendet sich darin gegen den Laizismus, der die Rechte Gottes und den Anspruch Christi an die Gesellschaft leugnet. Pius XI. schreibt: „Die Pest unserer Zeit ist der sogenannte Laizismus mit seinen Irrtümern und gottlosen Absichten.“ Dagegen betont er die Bedeutung der Herrschaft Christi, die von jedem Einzelnen anzuerkennen ist, aber auch an Staat und Politik ihren Anspruch stellt. Auch das Zweite Vatikanische Konzil erwähnt die „moralische Pflicht der Menschen und der Gesellschaften gegenüber der wahren Religion und der einzigen Kirche Christi“ (Dekret über die Religionsfreiheit, 1).

Von diesem Ziel sind wir meilenweit entfernt. Denken wir nur an den Entwurf der Verfassung für die Europäische Gemeinschaft, worin die Bedeutung des Glaubens an Gott und das Christentum nicht einmal erwähnt werden. In China werden die Belange der sogenannten „patriotischen Kirche“ von staatlichen Funktionären geleitet, die den Kontakt mit dem Heiligen Vater unterbinden. Selbst in einem zivilisierten Staat wie der Schweiz müssen wir erleben – so vor einigen Jahren bezüglich der Pfarrei von Röschenz im Bistum Basel – wie sich ein staatliches Gericht anmaßt, die inneren Angelegenheit der Kirche zu beurteilen.

Angesichts dieser betrüblichen Situationen ist es hilfreich, mit Papst Pius XI. und der Liturgie des kommenden Sonntags die Bedeutung Christi des Königs näher zu bedenken. Die Grundlagen der königlichen Herrschaft Christi werden tiefgründig dargelegt in der heutigen Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser. Jesus Christus ist seiner Gottheit nach der ewige Sohn des himmlischen Vaters. In ihm und durch ihn ist alles geschaffen. Seiner Menschheit nach ist er am Kreuz für uns gestorben, um uns mit Gott zu versöhnen. Darum hat Christus, so betont der heilige Paulus, in allem den Vorrang.

Was der Kolosserbrief in seinem grandiosen Christushymnus betont, formuliert auf eine systematischere Weise auch Papst Pius XI. in seiner Christkönigsenzyklika. Jesus hat einen absoluten Anspruch auf unser Leben: aufgrund der Gottessohnschaft und aufgrund der Erlösung. Weil er der Mensch gewordene Sohn Gottes ist, gebührt nur ihm der erste Platz in unserem Leben. Gleichzeitig hat er uns durch sein menschliches Leben und Sterben von den Mächten des Bösen befreit und uns dazu berufen, in der Freundschaft mit Gott für immer glücklich zu sein.

Bei staatlichen Vollmachten unterscheiden wir Gesetzgebung, Rechtsprechung und Regierung. Während in einem Staat zu Recht die Gewaltentrennung üblich ist, gehen für Christen alle Gewalten von Christus aus: von ihm stammen die Gesetze, die unser Leben als Christen bestimmen; er wird uns und die gesamte Menschheit einmal dem Gericht unterwerfen; er ist auch der Souverän der Kirche, denn in der Hierarchie von Papst und Bischöfen zeigt sich die Nachfolge der Apostel. „Apostel“ aber heißt nichts anderes als „Gesandter“ Christi, ein Gesandter, in dem Christus selbst sein Heilswerk vergegenwärtigt. Die Kirche ist darum keine Demokratie und auch keine Monarchie, sondern eine Theokratie (eine Gottesherrschaft) oder (genauer) eine „Christokratie“, eine Herrschaft Christi.

Der Kolosserbrief betont die universale Herrschaft Christi, durch den der gesamte Kosmos geschaffen worden ist. Sein kosmisches Königtum ist freilich gegenwärtig noch verborgen. Diese Verborgenheit zeigt sich sehr deutlich im Evangelium des heutigen Festes. Jesus ist wirklich ein König, der König der Welt, aber sein Königreich greift nicht zu den Mitteln weltlicher Staaten. Seine Herrschaft wird ausgebreitet durch die Kraft der göttlichen Liebe, versinnbildlicht Heiligsten Herzen Jesu. Darum ist die Aufschrift INRI, „Jesus Nazarenus Rex Judaeorum“, an das Kreuz geheftet, das dem ersten Anschein nach gerade für das Scheitern Christi steht. Auch der Weg der Kirche in dieser Welt hat teil an diesem scheinbaren Scheitern. Durch die gesamte Geschichte hindurch ist die Gemeinschaft der Kirche immer wieder verfolgt und an den Rand gedrängt worden. Und doch haben kein Hitler, kein Stalin und keine Freimaurerloge es geschafft, die Kirche auszulöschen. Sie können es auch gar nicht, denn Christus hat verheißen: „Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen!“ (Mt 16) Sie können es nicht, denn der gekreuzigte Christus ist von den Toten auferstanden, und die Macht des Auferstandenen wirkt auf vielfache Weise in der gesamten Geschichte.

Das Christkönigsfest hat ganz konkrete Folgen für unser Leben. Wenn wir feststellen, dass Güte, Wahrheit und Gerechtigkeit an den Rand gedrängt werden, dann dürfen wir deshalb nicht verzweifeln und verbittern. Das letzte Wort hat Christus der König. Darum wollen auch wir Güte, Wahrheit und Gerechtigkeit leben, selbst wenn wir damit in dieser Welt Nachteile in Kauf nehmen. Wir bekennen uns zu Christus dem König, wenn wir ihn in allen Dingen an die erste Stelle setzen, nicht nur im inneren Herzenskämmerlein, sondern auch in der Öffentlichkeit. Wenn wir in diesem Leben seine Königsherrschaft anerkennen, werden auch wir einmal wie der reuige Schächer im Evangelium die verheißungsvollen Worte hören: „Amen, ich sage dir, heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“.





Hinweis:

Am Christkönigsfest (nach dem Novus Ordo) endet das von Papst Benedikt ausgerufene "Jahr des Glaubens". 
Hl. Messe zum Abschluss des Jahres des Glaubens in Rom  -

Live ab 10:30 Uhr 

z. B. über
oder

+      +      +

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Die Menschwerdung - größter Beweis für die Liebe Gottes

Kirchenväter und Menschwerdung Gottes (5) 

Theodoret von Cyrus (393-460): Von der göttlichen Vorsehung 10

Die Menschwerdung unseres Erlösers ist der größte Beweis der Vorsorge Gottes. Weder Himmel noch Erde, weder Meer noch Luft, weder Sonne noch Mond und Sterne, noch die ganze durch ein bloßes Wort oder vielmehr noch vor dem Worte durch den bloßen Willen hervorgebrachte sichtbare und unsichtbare Schöpfung geben uns einen so starken Beweis von Gottes Güte wie die Tatsache, dass der eingeborene Sohn Gottes selbst, der Gottgleiche, der Abglanz der göttlichen Herrlichkeit, das Ebenbild der göttlichen Natur, der im Anfang bei Gott und selbst Gott war, durch den alles gemacht worden ist: dass dieser, sage ich, Knechtsgestalt annahm, menschenähnlich ward, sich im Äußeren wie ein gewöhnlicher Mensch benahm, auf Erden erschien, mit den Menschen verkehrte und unsere Schwachheiten und Gebrechen auf sich nahm.

Dieses Ereignis erklärt Paulus für den auffallendsten Beweis der Liebe Gottes mit den Worten: "Gott gab uns seine Liebe zu uns dadurch zu erkennen, dass Christus für uns starb zu einer Zeit, da wir noch Sünder waren." (Röm 5,8) Und an einem andern Ort sagt er: "Wenn er seines eigenen Sohnes nicht geschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht alles übrige schenken?" (Röm 8,32) Mit ihm stimmt auch der gottbegeisterte Johannes ein: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn dahingab, damit jeder, der an ihn glaubt, vom Untergang errettet werde und das ewige Leben habe." (Joh 3,17)

Er sorgt also nicht auf gewöhnliche Art für die Menschen: er sorgt für sie, weil er sie liebt. Und so sehr liebt er sie, dass er seinen eingeborenen Sohn, der eines Wesens mit ihm ist, den er vor dem Morgenstern gezeugt, den er bei der Weltschöpfung zum Gehilfen nahm, als Arzt und Heiland für sie hingab und sie um seinetwillen an Kindes Statt annahm.


aus "Texte der Kirchenväter" 2; Kösel Verlag München;  AD 1963; S.68/69 (s. Quellen)


Weitere Kirchenväter zum Thema:
Kirchenväter und Menschwerdung Gottes (1) (2) (3) (4)
(6)

Sonntag, 16. Dezember 2012

3. Advent: Gaudete!


Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!
Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe!
Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren.


Sonntag, 11. November 2012

Lieben, Danken, Belehren, Ermahnen, Singen - Tut alles im Namen des Herrn!

Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld!

Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! 

Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht. In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes.

Seid dankbar! Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch.

Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit!

Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt, denn ihr seid in Gottes Gnade.

Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater! 

Kol 3,12-17; heutige Lesung des 5. (nachgeholten) Sonntag nach Erscheinung des Herrn


Sonntag, 8. Juli 2012

Wahre Freundschaft (3)





Gottes Güte ist größer als alle Sünden, die wir begehen können.
Gott vergisst unseren Undank, wenn wir in uns gehen
und zu seiner Freundschaft zurückkehren wollen.


Hl. Teresa von Avila
in: Das Leben der hl. Teresa von Jesus 19,13

Donnerstag, 16. Februar 2012

Ich lobe Dich, Herr...


Ich lobe Dich, Herr,
errettet durch Deine Barmherzigkeit.

Ich lobe Dich, Herr,
geehrt durch Deine Erniedrigung.

Ich lobe Dich, Herr,
geführt durch Deine Milde.

Ich lobe Dich, Herr,
regiert durch Deine Weisheit.

Ich lobe Dich, Herr,
beschirmt durch Deine Gewalt.

Ich lobe Dich, Herr,
geheiligt durch Deine Gnade.

Ich lobe Dich, Herr,
erleuchtet durch Dein inneres Licht.

Ich lobe Dich, Herr,
erhöht durch Deine Güte.


Mittwoch, 25. Januar 2012

Der kämpfende Mensch (7)

Josef Seifert  (1975)

Fortsetzung, Teil 7

Es ist bedenkenswert, daß gerade in unserer Zeit eine Heilige zur Kirchenlehrerin erhoben wurde - Katharina von Siena -, die immer wieder darauf hingewiesen hat, daß das Stillschweigen und die Feigheit angesichts der in der Kirche und Gesellschaft grassierenden Irrtümer und Übel die größte Grausamkeit ist.

Plato hat seiner Zeit und Gesellschaft eine Diagnose gestellt, die wir weitgehend auf die unsere übertragen können. Wenn man kranken Kindern, so schreibt er, einmal einen Arzt schickt, der sie schneidet und brennt und so vom Geschwür befreit, und einmal einen Koch, der sie mit Süßigkeiten verwöhnt und so ihre Krankheit nur verschlimmert, so werden sie, wenn man sie gewähren läßt, den Koch mit Triumpfgeschrei empfangen, den Arzt aber aus der Stadt treiben.

Nicht anders machen es, sagt Plato, erwachsene Bürger: Den Philosophen, der die Ungerechtigkeiten aufdeckt, werden sie hinaustreiben und vielleicht sogar außerhalb der Stadt ans Kreuz schlagen, den Sophisten aber, der sie in schönen Illusionen wiegt, werden sie mit lautem Jubel begrüßen.

Wenn wir uns solcherart klarmachen, "was am Menschen ist", so werden wir immun sein gegen diesen falschen Vorwurf der Lieblosigkeit. Gewiß müssen wir uns beim Kampf gegen Übel und Irrtümer vor Lieblosigkeit in der Art und Weise des Vorgehens hüten, aber wir können uns deswegen nicht vom Kampf selbst dispensieren.

Wir müssen ihn angehen und führen aus der Liebe zu Gott, aus der Liebe zum Herzen Jesu, in dem sich Gottes Liebe zu jedem von uns so überwältigend geoffenbart hat; unser Kampf muß - in der Teilhabe an diese Liebe - sich von Bitterkeit und Feindseligkeit fernhalten, er muß ein lichtvoller Kampf sein, der von Güte beherrscht und von Sanftmut durchdrungen ist.

Das ist gewiß nicht leicht, aber besser ist es, überhaupt zu kämpfen als den Kampf zu unterlassen, weil wir ihn doch nicht völlig fehlerlos führen können.

Ein falscher Friede

Ebenso wie das Wort Liebe scheint auch das Wort Friede gegen Kampf und Kampfgeist zu sprechen. Ein Urwort des Evangeliums ist der Friede, und schon im Alten Testament wird im Messias der große Friedensbringer erwartet, der dann selber sagt: " Meinen Frieden hinterlasse ich euch...". So ist in der Tat die Friedensliebe für jeden Christen unerläßlich, und "selig sind die Friedfertigen".

Aber auch hier muss man näher zusehen, worin der Friede Christi ("nicht, wie die Welt ihn gibt") wirklich besteht, um nicht der Täuschung zu verfallen und einen unverträglichen Gegensatz zwischen Kampfgeist und Friedensliebe aufzustellen.

Wirklicher Friede im Menschen und zwischen den Menschen ist nur möglich als Ausstrahlung des Friedens Gottes. Der Friede ist unmöglich im Bösen, unmöglich in der Unwahrheit, in der Lüge. Der Friede ist die "Ruhe in der Ordnung", wie Augustinus sagt.

Die berühmte Stelle in seinen "Bekenntnissen" (X,27), wo er davon spricht, daß Gott geleuchtet, und endlich seine Blindheit verscheucht, daß Gott gerufen, und endlich seine Taubheit durchdrungen habe, schließt mit den Worten: " Et exarsi in pacem" - "Und ich bin entbrannte in Sehnsucht nach deinem Frieden".

Aber dieser Friede entspringt der wahren Ordnung, der Ordnung, in der der Mensch Gott anerkennt und über alles liebt, der Ordnung, in der er alle Güter in ihrer Rangstufung sieht. Letztendlich ist der Friede die Ausstrahlung der Harmonie, des inneren Lichtes, der inneren Schönheit, die im Guten liegt; dazu gehört als letztes Element auch die Geborgenheit in Gott, in dem lebendigen, liebenden Gott, der uns erlöst hat; denn selbst die Schau einer platonischen Ideenwelt des Guten würde allein nie den Frieden bringen; ja, auch die Erkenntnis Gottes könnte uns keinen letzten Frieden schenken, wären wir nicht durch die Erlösung der heiligmachenden Gnade Gottes und der Gemeinschaft mit ihm teilhaftig geworden.

Es gibt aber auch einen falschen, nur scheinbaren Frieden: die Eintracht mit dem Bösen, und im Bösen, dem u. U. ein friedliches Nichtstun entspringt. "Mag etwas falsch sein, mag etwas schlecht sein - nur den Frieden halten!" Dieser Friede ist der radikale Gegensatz zum wahren Frieden.

Hier gilt das Wort des Herrn: "Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert." Hier ist das Wort des hl. Johannes, des "Liebesjüngers", der Häretikern gegenüber sogar den Gruß verbietet - dann, wenn er als Ausdruck der Übereinstimmung gewertet werden kann (2Joh 10).

Die radikale Ablehnung eines solchen Friedens mit den Bösen wird verständlich, wenn wir bedenken, daß das Böse der radikale Widerspruch zum wirklichen Frieden ist, da es keinerlei Harmonie, sondern die tiefste Disharmonie ist, die sich überhaupt im Kosmos findet, der Widerspruch gegen Gott selbst.

Wer Frieden hält mit den Bösen bzw. ihrem bösen Verhalten zustimmt, der vermehrt nur den Unfrieden in der Welt. Der Kampf gegen das Böse und gegen den Irrtum ist darum notwendige Konsequenz aus der wahren Friedensliebe. Der Kampf gegen den Unfrieden ist Kampf für den Frieden.

Wir dürfen natürlich nicht den Kampf in sich, abgesehen von seinem Anlaß und seiner Zielrichtung, als einen Wert ansehen.

Es kann vorkommen, daß eine Art militärisch-männliches Ideal von Kampfgeist und Heldenmut den Menschen so einnimmt, daß ihm der Kampf an sich Spaß macht und er die brennende Sehnsucht nach dem Frieden verliert, die allein zum Kampf berechtigt.

Der Kampf des Christen ist nur echt, wenn er getragen ist von der Sehnsucht nach dem ewigen Leben, wo alle Gründe für den Kampf entfallen und jede Disharmonie aufgehoben ist im Frieden Gottes.


Schluß folgt


Prof. Josef Seifert: Der kämpfende Mensch ( Teil 1)    (bitte HIER klicken!)
                                                                 ( Teil 2)    (bitte HIER klicken!)
                                                                 ( Teil 3)    (bitte HIER klicken!)
                                                                 ( Teil 4)    (bitte HIER klicken!)
                                                                 ( Teil 5)    (bitte HIER klicken!)
                                                                 ( Teil 6)    (bitte HIER klicken!)
                                                     ( Teil 8, Schluß)    (bitte HIER klicken!)


Über den Philosophen Josef Seifert (geb. 1945) bei wikipedia (bitte HIER klicken!)


 (Hervorhebungen durch Administrator) 

Sonntag, 15. Januar 2012

Den Irrenden lieben, den Irrtum bekämpfen



Liebet die irrenden Menschen; aber bekämpfet mit tödlichem Hasse ihren Irrtum! Ohne Überhebung sonnt euch im Besitze der Wahrheit; streitet für sie in Milde und Güte! Betet für eure Gegner, deren Auffassung ihr zurückweist und schlagend widerlegt!


Augustinus (354-430); C.lit. Petil. 1, 31
zitiert aus: Wahrheit und Liebe, Auswahl aus den Schriften des hl. Augustinus; AD 1954 (s. Quellen)

Foto: Hl. Georg; Lawrence OP

Sonntag, 8. Januar 2012

Fest der Hl. Familie Jesus, Maria und Josef




Brüder!

Als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte ziehet an mitleidiges Erbarmen, Güte, Demut, Bescheidenheit, Geduld.

Ertraget einander und verzeiht einander, wenn einer sich über den anderen zu beklagen hat.

Wie der Herr euch vergeben, so sollt auch ihr tun.

Vor allem aber habt die Liebe,
sie ist das Band der Vollkommenheit.

 Und der Friede Christi frohlocke in euren Herzen;
denn dazu seid ihr ja als ein Leib berufen.

 Zeiget euch dankbar.

In reicher Fülle wohne Christi Wort in Euch.

Belehret und mahnet einander in aller Weisheit. 

Preiset Gott dankbaren Herzens mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Gesängen.

Alles was ihr tut in Wort oder Werk, 

tut alles im Namen des Herrn Jesus Christus und danket Gott dem Vater durch ihn.


Lesung zum Fest der hl. Familie (Schott-Messbuch)

Sonntag, 2. Oktober 2011

Gedanken (nicht nur) zu Erntedank

Dietrich v. Hildebrand (1889 - 1977)
"In der echten Dankbarkeit gegen Gott wird der Mensch schön. Er tritt aus der Immanenz, aus der Enge der Ichbezogenheit heraus und geht in der beseligenden Hingabe an Gott, den Inbegriff aller Herrlichkeit, in das Reich der Güte ein. Er wird groß und weit; er wird frei. Die selige, sieghafte Freiheit erblüht in seiner Seele.

Diese Dankbarkeit ist auch zutiefst mit der Demut verknüpft. Der Dankbare ist sich der Tatsache bewusst, dass er ein Bettler vor Gott ist und kein Recht besitzt, auf dem er Gott gegenüber bestehen kann, dass alles Geschenk der Güte Gottes ist und er Gott gegenüber keine Forderung stellen kann."


aus: Dietrich von Hildebrand, Über die Dankbarkeit, AD1980 (s. Quellen)

 (Hervorhebungen durch Administrator)

Freitag, 30. September 2011

Horch, horch - Wer da?




Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freuet euch!
Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.
Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren.
Schließlich, Brüder: Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht!
Was ihr gelernt und angenommen, gehört und an mir gesehen habt, das tut!

(NT, Brief des hl. Apostel Paulus an die Philipper 4,4-9)

Freitag, 16. September 2011

Gewissen und Wahrheit - Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor?

(Nur irgendwie anders...)
Peter Seewald im Gespräch mit Kardinal Ratzinger:
  
"Sind Sie ein Mann des Gewissens?

Thomas Morus (1801-1890)
Ich versuche es zu sein. Ich wage nicht zu behaupten, daß ich es bin. Aber das scheint mir schon ganz wichtig, daß man nicht die Billigung oder auch das nette Gruppenklima über die Wahrheit stellt. Das ist immer eine große Versuchung. Natürlich kann der Gewissensappell in Rechthaberei umschlagen, daß man glaubt, in allem dagegen sein zu müssen. Aber im richtigen Sinn verstanden ist ein Mensch, der auf das Gewissen hört und für den dann das Erkannte, Gute über der Billigung und der Akzeptanz steht, für mich wirklich ein Ideal und eine Aufgabe. Und Gestalten wie Thomas Morus, Kardinal Newman und andere große Zeugen – wir haben die großen Verfolgten des Naziregimes, zum Beispiel Dietrich Bonhoeffer – sind für mich große Vorbilder.

Allerdings, so haben Sie einmal festgehalten, müsse ein solcher Mann »den Vorrang der Wahrheit vor der Güte« betonen. Keine ungefährliche Einstellung, denke ich. Würde dies nicht dem Bild des Großinquisitors entsprechen, wie Dostojewski es gezeichnet hat?

John Fisher (1469-1525)
Da muß man natürlich schon den ganzen Kontext lesen. Güte ist da im Sinn einer falschen Gutmütigkeit verstanden, »ich will keinen Ärger haben«. Das ist eine Einstellung, die es sehr häufig gibt, die gerade auch im politischen Bereich zu beobachten ist, daß man »es sich nicht verderben« will. Bevor man Ärger schafft und Ärger hat, ist man lieber bereit, auch Falsches, Unlauteres, Unwahres, Ungutes in Kauf zu nehmen. Man ist bereit, sich Wohlbefinden, Erfolg, öffentliches Ansehen und Billigung von seiten der herrschenden Meinung durch den Verzicht auf Wahrheit zu erkaufen. Ich wollte mich nicht gegen Güte im allgemeinen wenden. Wahrheit kann nur mit Güte überhaupt erfolgreich sein und siegen. Was ich meinte, war eine Karikatur der Güte, die aber doch ziemlich verbreitet ist. Daß man unter dem Vorwand der Güte das Gewissen vernachlässigt; daß man die Akzeptanz und Vermeidung von Ärger, das bequeme Weitergehen, das Gutangesehensein und das Gutmütigsein der Wahrheit überordnet.


aus:  Joseph Kardinal Ratzinger, Salz der Erde, Christentum und katholische Kirche an der Jahrtausendwende; Ein Gespräch mit Peter Seewald; s. Quellen
(Hervorhebungen durch Administrator) , Fotos: Lawrence OP 

 
Dazu empfehle ich ein hervorragendes, kurzes aber kerniges Posting des Philosophen Josef Bordat (JoBo72), das man, wie ich finde, unbedingt gelesen haben sollte (vor allem unsere lieben Politiker sollten es zur Kenntnis nehmen): 

Der kleine Unterschied - zum Thema Kirche und Politik
darin heißt es z.B.:

"Sie (Anm.: die Kirche) hat ein Menschenbild und zieht daraus ethische Konsequenzen, die zu einer Morallehre werden, die für jeden, der Kirchenmitglied ist, verbindlich ist."

"Die Kirche aber hat eine Morallehre, die nicht in die polis durchgreift (und das auch gar nicht beabsichtigt), sondern nur für diejenigen gültig ist, die Mitglied der Kirche sind."

"Dass die Kirche ihre Lehre für wahr hält, dürfte dagegen nicht verwundern, denn wenn man etwas glaubt, sollte man es zumindest für wahr halten und nicht für falsch..."

"Dass die Kirche ihre Wahrheit nach außen auch entsprechend als Wahrheit vertritt, sollte daher auch nicht verwundern. Aber die Kirche zwingt Niemanden, sich an ihre Lehre zu halten, noch nicht einmal die eigenen Mitglieder." 


(Hervorhebungen durch Administrator)
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