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Samstag, 23. Februar 2013

Distanz und Diskretion


Es „wird alles, was ein jeder tut, treibt, dichtet, ja was er vorhat, in’s Öffentliche geschleppt. Niemand darf sich freuen oder leiden als zum Zeitvertreib der übrigen; und so springt’s von Haus zu Haus, von Stadt zu Stadt, von Reich zu Reich, und zuletzt von Weltteil zu Weltteil...“ 

Nicht ein Zeitkritiker des 20. Jahrhunderts, sondern der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe schrieb diese Worte nieder, und das schon vor bald 200 Jahren (Maximen und Reflexionen Nr. 39). Konnte er damals die Möglichkeiten von Fernsehen und Internet erahnen? Sah er die sensationslüsterne Berichterstattung in den Medien unserer Tage voraus? Die TV-Shows, in denen Menschen ihr Intimstes vor der genussvoll zusehenden Öffentlichkeit ausbreiten? Die Internetforen, die jedem noch so peinlichen und dummen Auftritt ein Podium vor weltweitem Publikum sichern? 

Jedenfalls betrachtete Goethe die Entwicklungen nicht mit Freude. Zu groß dachte er von der Würde des Menschen und dem Adel seines Geistes, als dass er die vulgäre Erniedrigung durch distanzlos-indiskrete Selbst- und Fremdenthüllungen hätte hinnehmen können. 

Bekanntlich war Goethe kein bekenntnis- und kirchentreuer Christ, vielmehr ein überkonfessioneller Freidenker. Dennoch – oder sollte man nicht besser sagen: umso mehr – hat seine Einstellung in diesen Fragen auch für den Katholiken Bedeutung.

Denn die göttliche Offenbarung überbietet doch bei weitem alles, was Dichter und Denker ohne Bezug zum christlichen Glauben vom Menschen, seinem Wesen und seiner Bestimmung erkennen konnten: Dass wir nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen sind (Gen 1,27); dass uns Christus durch Sein Erlösungswerk ein neues, übernatürliches Sein geschenkt hat und wir der göttlichen Natur teilhaftig sind (2 Petr 1,4); dass wir in Ihm, dem eingeborenen Sohn, nicht nur Kinder Gottes heißen, sondern es auch sind (1 Joh 3,1); dass der Heilige Geist uns zu Seinem Tempel konsekriert hat (1 Kor 6,19); dass wir zu Erben des himmlischen Reiches bestimmt sind (Röm 8,17), wo sich unsere eigentliche, ewige Heimat befindet (Phil 3,20) – diese Tatsachen rücken den Menschen noch viel höher, als es der enthusiastische Jubel der Humanisten, Aufklärer und Existenzialisten über Freiheit und Selbstbestimmung des Individuums vermag.

Unsere Auffassung von der menschlichen Natur wirkt sich wie von selbst in unserem Verhalten aus. Folglich müsste uns der Glaube ehrfürchtig stimmen gegenüber dem Persongeheimnis jedes Menschen und uns davor zurücktreten lassen wie vor etwas Heiligem, das es zu hüten gilt, anstatt es der Entweihung preiszugeben. Das wäre eine Diskretion, weit entfernt von wichtigtuerischer Geheimniskrämerei; eine Distanz, die aber doch nichts mit kalter Distanziertheit zu tun hat, sondern im Gegenteil aus liebender Hochachtung vor dem anderen hervorgeht. 

Besonders in der gottesdienstlichen Tradition und in den alten Ordensregeln zeigt sich, wie sehr das katholische (und ebenso das ostkirchliche) Christentum von dieser Haltung geprägt und durchdrungen ist. Die tiefe Reverenz vor Gott findet ihre direkte Entsprechung in einem ehrfürchtig-verhaltenen Umgang mit den anderen Christen, die als Glieder am Mystischen Leib des Herrn hoher Wertschätzung würdig sind. Vom Heiligtum der Kirchen und Klöster aus aber spannt sich der Zirkel bis zu den Enden der Erde und bezieht letztlich alle Menschen in den Kreis solcher Liebe ein, da sie ja vom Schöpfer persönlich gewollt und gerufen sind und der Erlöser für sie Sein kostbares Blut vergossen hat. 

Bedenkt man das, so bemerkt man die Schieflage, in die sich nicht nur die Enthüllungsexzesse der neuheidnischen Medienwelt, sondern auch manche indiskreten und distanzlosen Umtriebe unter Christen begeben. Erinnert sei an die wortreichen Selbstzeugnisse, das verbreitete „Auspacken“ inneren Erlebens und Erfahrens vor anderen. Diese aus dem amerikanischen Pfingstlertum stammende Prozedur hat der scharfzüngige Jesuit Johannes Leppich einst passend als „Seelen-Striptease“ bezeichnet. Anerkannte geistliche Autoren warnen mit Nachdruck davor; denn wie im Winter die Wärme eines Hauses durch die geöffneten Fenster verfliege und die Kälte eindringe, so verliere sich bei ungeschützter Eröffnung des Inneren oft die Gottverbundenheit, Liebe und Demut, während sich Eitelkeit und Selbstüberschätzung einschleiche. Wie anders die adventliche Gottesmutter, die das größte aller Geheimnisse mit demütigem Schweigen umgibt! 

Jedenfalls soll der katholische Mensch in seinem ganzen Wesen und Betragen ein heilsames Gegengewicht zu der distanzlosen und indiskreten Mentalität darstellen, vor der schon Goethe hellsichtig gewarnt hat.

P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

 

Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)
- Bild: Maria, die Knotenlöserin; Augsburg

Montag, 7. Januar 2013

Politische Korrektheit als neue Form der Sklaverei

"Der Humanismus hat nicht zu einer Humanisierung geführt, sondern eine Welt geschaffen, die immer brutaler wird. Die Diktatur der politischen Korrektheit zwingt uns, was pervers ist, nicht mehr pervers zu nennen.

Kopulierende Paare auf karnevalesken Straßenumzügen, sagt man uns, seien Ausdruck der Lebensfreude. Menschen, die öffentlich sadomasochistische Praktiken ausüben und ihre „Lustsklaven“ wie Köter an einer Halsbandleine hinter sich herzerren, begrüßt der Berliner Bürgermeister als Symbol der Freiheit.

Kritik daran wird von interessierter Seite sofort niedergebrüllt. In unserer Gesellschaft hat sich ein Klima entwickelt, in dem es eine offene Diskussion kaum noch geben kann. Es genügt, reflexartig den politischen Gegner als fortschrittsfeindlich, ausländerfeindlich oder homophob (und neuerdings auch als „katholisch“) zu qualifizieren, mit anderen Worten, als politisch suspekt.

Dank dieser perfiden Art der Diffamierung wird eine Voreingenommenheit produziert, die jegliche Form der Kritik unmöglich macht, mehr noch, sie kriminalisiert. Ein Klima der Denunziation ist entstanden. Jeder Kritiker wird mit Anschuldigungen, die bis zu unbewiesenen Verleumdungen gehen, am Pranger der medialen Öffentlichkeit mundtot gemacht.

Damit wird ein faschistoides System eines moralischen und kulturellen Relativismus zementiert, das nicht zum Zusammenhalt von Menschen beiträgt, sondern zur Entsolidarisierung. Was eine auf Denunziation aufgebaute Gesellschaft anrichtet, haben die Diktaturen des 20. Jahrhunderts gezeigt. Doch die Diktatur des Relativismus kommt nicht mit Stiefeltritten und Marschliedern daher. Sie baut vielmehr auf eine repressive Bürokratie, die leise, fast unmerklich, aber nichtsdestoweniger totalitär, bestimmt, was politisch korrekt ist."


Burkhardt Gorissen stellt in seinem Beitrag "Vorsätze, Wünsche, Sklaven" die Frage nach neuen Formen der Sklaverei (der komplette Artikel ist nachzulesen in "Die Tagespost"vom 03.01.2013, im Feuilleton auf S. 9.)


Burkhardt Gorissen war elf Jahre lang Freimaurer und wandte sich im April 2008 wegen weltanschaulicher Unvereinbarkeit mit dem Christentum von der Freimaurerei ab.


Auch noch interessant:




Samstag, 1. September 2012

Schämen? Warum denn?

"...hallo, BDKJ, SCHÄMT IHR EUCH EIGENTLICH NIE?" fagt Elsa aus schon lange gegebenem Anlass.

Schämen? Warum denn?

Das ist doch genau das, was Thierse, Lammert, Schavan, Jauch, Richard von Weizsäcker, Z.. usw. jetzt wissen wollen bzw. wir alle doch schon lange wissen: die deutschkatholische Kirche ist schon längst mit der evangelisch- feministisch- ökologisch- befreiungstheologisch- menschlich-allumfassenden (= katholischen) Einheitsbreikirche zusammengewachsen. Endlich Einheit, wie Jesus sich das gewünscht hat (ich überlasse es anderen, zu klären, welcher Jesus das war).

Nein, obengenannte ehrenwerte Genderschaften erfinden ja nichts Neues. Sie stellen nur fest. Und was verbunden ist, soll der Mensch nicht trennen.

Endlich Eins-Sein. So wie es in "normalen" (?) Gemeinden (ev.= kath.) längst üblich ist: gemeinsame "Gottesdienste" (oder vielleicht doch eher sich selbst) feiern; sich gegenseitig zum Mahl Gastfreundschaft gewähren (z.B. Bruchsal)  (dort übrigens auch eine aufschlussreiche Mess-"Katechese" des vom Bistum Freiburg bezahlten und unterstützten ökumenischen Basisseelsorgers Dr. Jörg Sieger, der im Übrigen auch (!) vieles Schöne und Richtige schreibt).

Wenn im Namen der Deutschen Bischofskonferenz solche "Gebete", wie das der evangelischen ("Gott-ist-tot"-) Theologin Dorothee Sölle oder pantheistisch oder sonstwie seltsam unkatholisch-anmutende Initiativen ideell und finanziell gefördert werden, dann ist es wirklich wahr, was uns froh verkündet wird: Das Einheitsreich ist nahe und schon mitten unter uns.

Wie könnten wir diese Falschheit ertragen, dass noch äußerlich und mit manchen Deckmäntelchen die alten verkrusteten Strukturen der hierarchiehörigen fundamentalistisch-gestrigen dogmatischen "Amtskirche" künstlich aufrecht erhalten werden? Was für eine unerträgliche Verlogenheit (s. min 44:00)! Und zwar vor allem in "konservativen Kreisen" der katholischen Kirche und bei anderen Fundamentalisten.

Wo die Lebenswirklichkeit aller Gläubigen und sonstigen Bundesbürger schon längst anders aussieht: Nämlich so, wie Jesus das wollte: durchgegendert, frei von jeglichen natürlichen, göttlichen oder kirchlichen Ge- und Verboten, die irgendwann einmal den Sinn hatten, das Leben der Menschen erträglich zu machen und auf Gott hin auszurichten. Wir stellen (endlich) fest: der Gott der "Amtskirche" wusste doch nicht, was gut für uns ist.

Nur die momentane Verliebtheit untereinander soll das alleinige Kriterium in "Kirche", Gesellschaft und für politisches Handeln sein. Dann wird man endlich auch in der "Kirche" öffentlichen Sündern, die sowieso keine sind, und anderen "Normalos", die am lautesten schreien und allen anderen, die eine andere Meinung als die ihre vertreten, gleich mit der Nazi-Keule (s. min. 19:00) winken, gerecht, weil sie so positive, konservative Werte leben indem sie bewusst weiterhin Gott beleidigen, nur eben mit Gutheißung des deutschen Episkopates. Das ist die Realität. Warum also heucheln, dass es anders wäre? Recht haben Volker Beck, Thierse (ZdK) und Co. (1).

Jetzt sind wir ENDLICH so weit, dass es zuallererst um den Menschen und NUR um den Menschen geht, so wahr es überhaupt einen "Gott" gibt. Andere wissen, dass dieser Gott "nicht weit weg ist" (womit sie durchaus recht haben), sondern dass er/sie überall in der Schöpfung wiederzufinden ist. An einen "schöpfenden" Gott, versteht sich, glauben wir, nicht an einen (er-)schaffenden. Einen, von dem wir es nicht nötig haben, dass er uns und unser Tun, geschweige denn unser Essen segnet. (2)

Wir werden (endlich) in einer Gesellschaft leben, in der Mann mit Mann, Frau mit Frau, jeder Mann mit vielen Frauen oder frau mit vielen Männern, oder durcheinander miteinander in "Ehe" leben können. Auch Mann oder Frau mit kleineren und größeren Kindern (ja, der Staat muss ALLEN gerecht werden, und ja, selbstverständlich nur gewaltfrei und einvernehmlich), mit Pferden oder Pinguinen (s. min 47:00) Hühnern und anderem Getier (dem nach manchem "katholischen" Theologen die gleiche Würde aneignet wie dem Menschen und das ebenso in den Himmel kommt (3)) und was man sich sonst noch (nicht) vorstellen kann.

Vom Sakrament der christlich-katholischen Ehe, das im Bewusstsein, Abbild Christi und seiner Kirche zu sein, gelebt wird (Eph 5,21-33), spricht ohnehin in "engagierten" Kreisen, kaum noch jemand. Wäre auch peinlich in Zeiten, wo die Kirchenspaltung de facto überwunden und die Ehe gelebtermaßen ein weltlich Ding ist.

Und alle werden vom Staat Schutz genießen und gefördert werden vor allem dann, wenn sie auch noch Kinder "aufziehen", selbstverständlich mithilfe von Kita und Ganztagsschule. Dass auch der Inzest-Paragraph abgeschafft werden sollte, wie Volker Beck in einer Talk-Show vorschlägt (s. h 1:00), um auch Lebensgemeinschaften von Eltern-/Kind-Verhältnissen staatlich fördern zu können, ist dabei eher nebensächlich aber konsequent. Paradiesische Zustände! Auch für Kinder?

Das wird einige Arbeitsplätze schaffen, denn der Staat wird einiges mehr an Personal aufwenden müssen, um die ganzen vielseitigen und vernetzten "Familien"-Bande seiner Bürger zu verwalten. Wer das zahlen wird? Das dürfte noch eines der geringeren Problemchen sein...

Große Errungenschaften, Fortschritt der Menschheit, das ist es, was wir alle wollen! Also dann: Ökumene jetzt!



(1) Und ja, man kann Gott tatsächlich beleidigen, denn jede Sünde ist eine Beleidigung Gottes, nur dass der dann nicht schmollt, sondern: gerecht wird er sein...

Initiative "Restlos leben", empfohlen über das Portal Internet-Seelsorge.de der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (KAMP) der Diözese Freiburg
 
 (3)  Nach Anpassung des Grundgesetzes in diesem Sinne könnte man ein Wahlrecht für Tiere diskutieren...



    Heiliger Erzengel Michael, streite für uns!

    Montag, 12. März 2012

    Die Grundlage jeder Erneuerung: Der Glaube (10)

    Prof. DDr. Josef Seifert  (1976)

    Fortsetzung Teil 10

    Unglückseliger Optimismus
    C.  Wir haben oben schon festgestellt: Diejenigen, die für die grundlegende Rolle des Glaubensaktes, die der Verherrlichung Gottes, blind sind, verurteilen auch die Lehre von der Notwendigkeit des Glaubens für das ewige Heil als abwegig und grauenvoll. Sie richten den Blick so ausschließlich auf die ewige Seligkeit, daß sie die Vorstellung der Hölle gar nicht vollziehen können; diese schreckliche Realität kann man freilich nur verstehen, wenn man weiß, daß erstes und oberstes Ziel des Menschen die Verherrlichung Gottes ist, und erst das zweite die eigene Seligkeit. Nur dann kann man begreifen, daß die Abwendung von Gott in der schweren Sünde den Verlust der ewigen Glückseligkeit nach sich ziehen kann.

    Aber nicht genug damit: Wenn man den ersten und obersten Sinn der Welt, die Verherrlichung Gottes aus den Augen verliert, dann führt der Weg weiter zum Verlust des Glaubens auch an den Himmel. Oder mag man auch noch an den Himmel glauben, so wird doch die unerläßliche Rolle des Glaubens und der Kirche für die Erreichung des ewigen Zieles nicht mehr erkannt.

    Man sagt: Gott will jeden Menschen retten, was freilich zutrifft, aber man vergißt oder verschweigt, daß er die Befolgung Seines Wortes oder wenigstens den Durst danach in der Begierdetaufe zur Bedingung der Rettung gemacht hat.

    Die Menschen verfallen einem unglückseligen Optimismus, was ihr seliges Heil betrifft, und begreifen nicht mehr, wie schrecklich die Sünde ist. Mehr noch, sie revoltieren gegen alle Gebote, die Schweres von ihnen fordern, wie sie etwa die Enzyklika Humanae Vitae oder die Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe aussprechen. Freilich kann man solche Verpflichtungen nicht verstehen,wenn man sie trennt von dem höchsten Wert der Sittlichkeit: Gott zu gefallen.


    Laxismus und Utopismus

    D.  In der Folge werden auch alle anderen Dimensionen des religiösen Lebens unterminiert, u. a. besonders der große Auftrag Christi, hinauszugehen in alle Welt und den Samen Seines Wortes auszustreuen. Die übernatürliche Wirkkraft der heiligen Sakramente wird herabgespielt; gesucht und erstrebt wird nur die religiöse "Erfahrung".

    Jedwede sittliche Forderung, die sich mit diesem reinen Immanenzdenken nicht verträgt, wird von solchen Menschen sehr bald abgeschüttelt, und schließlich bringen sie es fertig, den Glauben mit marxistischen und revolutionären Utopien gleichzusetzen.

    Sie suchen die Verbindung mit Freimaurern und sogar mit Kommunisten und arbeiten mit ihnen zusammen für einen Humanismus, dem buchstäblich alle Elemente des wahren christlichen Humanismus abgehen, wie Henri de Lubac festgestellt hat. Sie setzen ihr Vertrauen auf eine innere Wandlung des Kommunismus - eine Utopie, gegen die Solschenizyn so machtvoll aufgetreten ist - und glauben an die Möglichkeit eines immerwährenden Friedens in der Welt, ja, sie erklären den übernatürlichen Glauben an einen überweltlichen Gott und an ein Leben nach dem Tode für einen platten Unglauben und die atheistische und historizistische Hoffnung auf eine immergeschichtliche Zukunft wird als Glaube proklamiert - so geschehen bei dem Dialog zwischen Marxisten und Katholiken in Salzburg im Jahre 1967.



    Schluss folgt


    Prof. Josef Seifert:
    Die Grundlage jeder Erneuerung: Der Glaube
    ( Teil  1)    (bitte HIER klicken!)
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    Sonntag, 5. Februar 2012

    Demut

    "Demut ist ein großes Geheimnis. Sie ist eine Tugend, die sich nur im Christlichen ereignet und der alten Philosophie unbekannt war.

    Sie ist nicht dasselbe wie Bescheidenheit, die alle edle Größe menschlich auszeichnet, sie ist auch nicht bloß die Bereitschaft, Dienste zu übernehmen, die in ihrer Unauffälligkeit keine äußeren Ehren einbringen, auch nicht bloß die Redlichkeit, keine Selbstbestätigung zu suchen und anderes mehr. Das alles gehört von alters her zur wahren Humanität (...).

    Demut als typisch höchste menschlich-christliche Tugend ist die Anerkennung dessen, daß man ein Geschöpf eines persönlichen Gottes ist und daß der Weg und das Ziel, zu dem Gott das vernunftbegabte Geschöpf berufen hat, reine Gnade ist."


    Erich Puzik: Über die Kunst, in unserer Welt heilig zu werden, S. 192 f; AD 1982 (s. Quellen)

    Foto: Gebete nach der hl. Messe (Leonische Gebete); Lawrence OP

    Montag, 23. Januar 2012

    Der kämpfende Mensch (5)

    Josef Seifert  (1975)

    Fortsetzung, Teil 5

    Gottesstaat und Teufelstaat

    Augustinus hat ein großes Panorama dieses Kampfes in seinem Werk "De civitate Dei" entworfen; er spricht von den zwei Städten oder Reichen, die sich erbittert bekämpfen, freilich nicht so, daß sie sich säuberlich und sichtbar voneinander grtrennt gegenüberstehen, sondern so, daß Gottesstaat und Weltstaat nebeneinander und durcheinander existieren, wobei der Gegensatz und der Riß durch die sichtbaren Gemeinschaften, ja durch den einzelnen Menschen hindurchgeht, bis das Weltgericht die endgültige und ewige Scheidung bringt.

    Letztes Ziel und Grundgesetz des Gottesstaates ist der "amor Dei usque ad contemptum sui", wie Augustinus es einmal ausdrückte: "die Liebe zu Gott, bis zur Verachtung seiner selbst, bis zur Absage an sich selbst", dort nämlich, wo man in Widerstreit zu Gott gerät. Im Staat des Teufels hingegen herrscht ein "amor sui usque ad comtemptum Dei", eine perverse Selbstliebe, die bis zur Verachtung, bis zum Haß gegen Gott geht.

    Wenn wir von diesem Glauben, von diesem durch Vernunft und Erfahrung überreich bestätigten Glauben ausgehen, so begreifen wir den ungeheuren, den absoluten Ernst des Kampfes, in den wir hineingestellt sind.

    Es ist einmal der Ernst des Sittlichen an sich, über das schon Sokrates sagt, daß die Ungerechtigkeit ein größeres Übel ist als alle anderen Übel; selbst wenn man aus der Stadt gestoßen und gekreuzigt oder in Pech gesotten würde, so sei das besser als Unrecht zu tun, als sich des sittlich Bösen schuldig zu machen; und umgekehrt ist das größte Gut für den Menschen eben das sittlich Gute, das an den unendlich guten und heiligen Gott rührt.

    Gut und Böse sind auch mit den unvermeidlichen Folgen verknüpft, die sich für den Menschen aus seiner Einstellung zu Gut und Böse ergeben, weil er sich darin zugleich für Gott oder gegen Gott entscheidet: zu ewigem Heil oder Unheil.

    So ist das größte Gut des Menschen: im Guten veharren und ewiges Heil in Gott, das größte Übel: im Bösen verharren und ewige Verdammnis.

    Wir sollten nicht meinen, daß dieser Kampf zwischen Licht und Finsternis, zwischen Haß und Liebe für uns bereits entschieden sei. Jeder von uns, der sich ehrlich erforscht, muß sehen, wie tief das "Unkraut", die Saat des bösen Feindes, in ihm Wurzeln geschlagen hat und wie er eben keineswegs immun ist gegen die Ansteckung durch die "Weltbeherrscher dieser Finsternis". Nein, der Krieg geht weiter, in all seiner Härte und Heimtücke, solange wir leben.

    Bedenken wir recht: es ist etwas Ungeheuerliches, daß der Mensch, das begrenzte, endliche, in allem abhängige Geschöpf einem unendlichen überlegenen Gott gegenübersteht, den er in Ehrfurcht und Hingabe anerkennen und anbeten soll, dem er sich aber auch, wie die Engel, wie jede geschaffenen Person, verweigern kann, indem er sich gegen ihn entscheidet: diese Urmöglichkeit ist ihm gegeben.

    Es ist ihm möglich, sich selbst vorzuziehen, sein eigenes Glück, seine eigene Befriedigung, seine eigene Lust und Macht und Ehre, und Gott, der ihn an seinem Glück zu hindern scheint, während er ihn tatsächlich nur an der Vergötzung des eigenen Ich in Begehrlichkeit und Stolz hindert, zu vernachlässigen, abzulehnen, zu beneiden, schließlich sogar zu hassen. So kann jeder geschaffene Geist in einem nur der göttlichen Allwissenheit ganz offenbaren Geheimnis sich gegen Gott und sein eigenes wahres Glück wenden.

    Wir müssen uns klarmachen, wie tief dieser Kampf geht und wie allseitig er uns in Anspruch nimmt. Denken wir etwa an den höchsten guten Akt, den wir setzen können, den der Liebe zu Gott, und an all das, was ihm widerstreitet in uns: an Eitelkeit, an Ruhmsucht, an Hichmut, an Stolz, oder an Gleichgültigkeit, an Undankbarkeit gegen den uns unendlich liebenden Gott.

    Oder denken wir an das andere Grundgebot, das der Nächstenliebe - wir sehen, wie seine Erfüllung von tausend Gefahren bedroht ist. Wir könnten auch im einzelnen die Zehn Gebote oder die drei übernatürlichen Tugenden durchgehen, um zu erkennen, welche Scharen von Feinden, welche Schwaden von Verlockungen in uns gegen sie zum Kampf antreten und wie sehr diese Mächte in der Welt herrschen - Christus sagt ja nicht umsonst, daß Satan der Fürst dieser Welt ist.

    "Ich habe den guten Kampf gekämpft", sagt der hl. Paulus am Ende seines Lebens (2 Tim 4,7), den guten Kampf, den jeder Christ bestehen muß. Ziel diese Kampfes ist das Suchen und Festhalten der Wahrheit, die Erfüllung "jeglicher Gerechtigkeit", des sittlichen Guten, und dadurch die Rettung des Menschen, die zwar durch Gott geschieht, aber nicht ohne unsere Mitwirkung.

    "Der dich geschaffen hat ohne dich, rechtfertigt dich nicht ohne dich", sagt Augustinus. Aber alles das gipfelt in der Verherrlichung Gottes, und darauf vor allem mußalles Ringen und Kämpfen unseres Lebens gerichtet sein, wie denn auch das in der Kirche fortdauernde Opfer Christi zuerst und über allem der Verherrlichung Gottes dient.

    Für den "modern" empfindenden Menschen dürfte hier ein Hinweis nicht unangebracht sein. Die Forderung nach der Verherrlichung Gottes entspringt in keiner Weise einer Art "Selbstsucht" oder "Ruhmsucht" Gottes; sie wurzelt vielmehr in der metaphysischen Grundbeziehung des "Gebührens".

    Wie schon einem hohen Kunstwerk Bewunderung und edlen Menschen Achtung und Liebe gebühren, auf Grund ihres Wertes, ihrer in sich ruhenden Kostbarkeit, so gebührt es est recht und über allem Gott, dem unendlich Guten und Urquell alles geschöpflich Guten, "alle Ehre und Herrlichkeit", Anbetung und Liebe "über alles".

    Ferner: Nur, wenn wir diesen ersten Zweck und Sinn der Schöpfung, die Verherrlichung Gottes, frei vollziehen, können wir durch Gott "belohnt" und beseligt werden; wie denn schon das Glück menschlicher Liebe voraussetzt, daß wir den andern in Ehrfurcht anerkennen und um seiner selbst willen lieben. (1)

    Der böse Kampf des Teufels und seiner Helfershelfer, zielt auf die Unterdrückung der Wahrheit, die Entmutigung und Verzweiflung an der Wahrheit, auf den Sturz des Menschen in die Sünde und richtet sich letzten Endes gegen die Verherrlichung Gottes.

    So nimmt es nicht Wunder, wenn er sich mit aller Kraft gegen das Zentrum der Verherrlichung, des Lobes, der Danksagung wendet, gegen die hl. Eucharistie. Wenn der Teufel es fertig brächte, durch Verführung zu Unglauben, Gleichgültigkeit, Entweihung, Blasphemie dieses unsagbare Geheimnis der Liebe und der Verherrlichung Gottes sozusagen in sein Gegenteil zu verkehren, dann wäre der letzte Sinn des Universums überhaupt getroffen.

    Wir sehen deshalb auch, wie wenig wir mit einem "humanistischen" Marxismus zusammengehen können, denn sein (übrigens nicht nur sein) Humanismus gipfelt ja im Menschen; sein Ideal ist eine Menschheit, die ihren inn in sich selber trägt, aus der also der wahre letzte Sinn vollkommen eliminiert ist.

    Und wenn es wirklich eine rein "humanitäre" Gesellschaft geben könnte, eine im bloß-menschlichen Sinn perfekte Welt (es wird sie nie geben!) - sie wäre unbedingt abzulehnen.

    Wir sollten also den guten Kampf rückhaltlos kämpfen, allem Bösen und Falschen, aber auch allen letztlich unmöglichen Kompromissen zwischen "Gott und dem Mammon" widersagen, mögen wir selbst auch noch so geneigt sein, wenigstens hier und da Kompromisse zu schließen.

    Jeder Kompromiß, jede noch so harmlos scheinende Verwischung der elementaren Gegensätze nutzt nur dem "Vater der Lüge", dem "Menschenmörder von Anbeginn". "Seid also wachsam" - nicht umsonst trifft uns diese Mahnung in so vielen Variationen im Wort des Herrn und der Apostel. Es ist wahrhaftig "Zeit, vom Schlafe aufzustehen" und wachen Geistes sich in den Kampf zu werfen, wo immer wir gefordert sind.


    (1)  vgl. Dietrich von Hildebrand: Ethik, Kap. 18: "Die Beziehung des Gebührens"

    Fortsetzung folgt


    Prof. Josef Seifert: Der kämpfende Mensch ( Teil 1)    (bitte HIER klicken!)
                                                                     ( Teil 2)    (bitte HIER klicken!)
                                                                     ( Teil 3)    (bitte HIER klicken!)
                                                                     ( Teil 4)    (bitte HIER klicken!)
                                                                     ( Teil 6)    (bitte HIER klicken!)
                                                                     ( Teil 7)    (bitte HIER klicken!)
                                                         ( Teil 8, Schluß)    (bitte HIER klicken!) 

    Über den Philosophen Josef Seifert (geb. 1945) bei wikipedia (bitte HIER klicken!)


     (Hervorhebungen durch Administrator) 

    Dienstag, 20. September 2011

    Erwachsen im Glauben sein - Wahrheit tun in der Liebe

    Aus der Predigt von Joseph Kardinal Ratzinger, damaliger Dekan des Kardinalskollegiums, während der Papstmesse am 18.04.2005, anlässlich des Konklaves, aus dem er als Papst Benedikt XVI. hervorging:

    "Wir sollen nicht Kinder im Zustand der Unmündigkeit bleiben. Was heißt, unmündige Kinder im Glauben sein? Der hl. Paulus antwortet: Es bedeutet, »ein Spiel der Wellen zu sein, hin- und hergetrieben von jedem Widerstreit der Meinungen…« (Eph 4, 14). Eine sehr aktuelle Beschreibung! 

    Wie viele Glaubensmeinungen haben wir in diesen letzten Jahrzehnten kennengelernt, wie viele ideologische Strömungen, wie viele Denkweisen… Das kleine Boot des Denkens vieler Christen ist nicht selten von diesen Wogen zum Schwanken gebracht, von einem Extrem ins andere geworfen worden: vom Marxismus zum Liberalismus bis hin zum Libertinismus; vom Kollektivismus zum radikalen Individualismus; vom Atheismus zu einem vagen religiösen Mystizismus; vom Agnostizismus zum Synkretismus, und so weiter. Jeden Tag entstehen neue Sekten, und dabei tritt ein, was der hl. Paulus über den Betrug unter den Menschen und über die irreführende Verschlagenheit gesagt hat (vgl. Eph 4,14).  

    Einen klaren Glauben nach dem Credo der Kirche zu haben, wird oft als Fundamentalismus abgestempelt, wohingegen der Relativismus, das sich »vom Windstoß irgendeiner Lehrmeinung Hin-und-hertreiben-lassen«, als die heutzutage einzige zeitgemäße Haltung erscheint. Es entsteht eine Diktatur des Relativismus, die nichts als endgültig anerkennt und als letztes Maß nur das eigene Ich und seine Gelüste gelten läßt. 

    Wir haben jedoch ein anderes Maß: den Sohn Gottes, den wahren Menschen. Er ist das Maß des wahren Humanismus. »Erwachsen« ist nicht ein Glaube, der den Wellen der Mode und der letzten Neuheit folgt; erwachsen und reif ist ein Glaube, der tief in der Freundschaft mit Christus verwurzelt ist. Diese Freundschaft macht uns offen gegenüber allem, was gut ist und uns das Kriterium an die Hand gibt, um zwischen wahr und falsch, zwischen Trug und Wahrheit zu unterscheiden.

    Diesen erwachsenen Glauben müssen wir reifen lassen, zu diesem Glauben müssen wir die Herde Christi führen. Und dieser Glaube – der Glaube allein – schafft die Einheit und verwirklicht sich in der Liebe.

    Dazu bietet uns der hl. Paulus – im Gegensatz zu den ständigen Sinnesänderungen derer, die wie Kinder von den Wellen hin- und hergeworfen werden – ein schönes Wort: die Wahrheit tun in der Liebe, als grundlegende Formel der christlichen Existenz.

    In Christus decken sich Wahrheit und Liebe. In dem Maße, in dem wir uns Christus nähern, verschmelzen auch in unserem Leben Wahrheit und Liebe. Die Liebe ohne Wahrheit wäre blind; die Wahrheit ohne Liebe wäre wie »eine lärmende Pauke« (1 Kor 13,1)."


    Die vollständige Predigt ist HIER nachzulesen.
    (Hervorhebungen durch Administrator)


    Foto: Lawrence OP; Petrus-Statue in St.Peter, Rom
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