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Dienstag, 10. Februar 2015

Das Erlebnis der Innewerdung katholischer Fülle (Pfr. Georg Klünder)


Am Tage nach Allerseelen 1943 stand ich vor der Westfassade der Kathedrale von Rouen. Die scheidende Sonne des Spätherbstes überzog das verwitterte Gestein, während die modernen Gebäude, die den Kirchplatz säumten, im grauen Schatten des Novembernachmittags blieben, mit einem matt leuchtendem Glanz, der eine doppelte Steigerung hervorrief: einerseits wurde das Unendlichkeitsbegehren, das sich in der gotischen Entstofflichung des Steins ausspricht, noch erhöht, andererseits wurde die Seins- und Gnadenunerschöpflichkeit des Ewigen in einem überwältigenden Bilde zu realer Anschauung gebracht.

Mein Auge stieg an den Skulpturen der Torbögen empor bis zu den höchsten Ziertürmchen und Kreuzblumen, über deren Hintergrund der schlanke Vierungsturm wie ein ehernes Memento emporragte.

Ich versuchte, das Ganze der konstruktiven Bauglieder mit einem einzigen Blick zu umfassen und den Gedanken dieser gewaltigen architektonischen Planung in einer anhaltenden, eindringlichen Schau nachzuerleben. Mich überkam eine "nüchterne Trunkenheit", eine überrationale Klarheit des Geistes, die fürchten musste, das Erkannte, wenn es gesagt ist, mit Schatten zu belasten.

Während ich an meiner grüngrauen Montur* herabblickte und unseres Jahrhunderts Not und Armut mir sinnfällig vor die Augen drang, fragte ich mich, wieder in andächtigem Anblick von Pfeilern, Bögen und Maßwerken: Welche geistige Wirklichkeit muss die Leute der Bauhütte einst besessen haben, als sie ans Werk gingen? Und dann war es klar: der Generalnenner, auf den sich die Jenseitsrichtung der aufstrebenden Linien, die maßstrenge Einteilung der Räume und die tiefe Symbolik der Formen vereinigen, ist die Fülle. Sie wussten etwas von der Fülle, die Gott ist, von der Fülle, mit der er unter uns bleiben will bis ans Ende der Welt.

Was ich in dieser Stunde innerlich erfuhr, war, mag es auch die Betrachtung eines Kunstwerkes ausgelöst haben, kein ästhetischer Rausch und auch nicht ein solcher der Macht. Es war eine letzte, überrationale Einsicht in den Zusammenhang von Gott und Welt. Die Fülle, deren ich inne wurde, war ja nicht fossile Masse mit der dumpfen Lockung des Machttriebes; sie war Ordnungsfülle, gebändigt in edle Maße, und drängte zu theologisch-rationaler Erfassung.


*  Anmerkung: Der Autor befand sich als deutscher Soldat in Frankreich.


Pfarrer Dr. Georg Klünder über den Moment der Innewerdung katholischer Fülle, die er im Protestantischen so sehnlich vermisste. Aus: Bekenntnis zur katholischen Kirche - Die evangelischen Theologen Pfarrer Giebner, Dr. Klünder, Pfarrer Goethe und Professor Dr. Schlier rechtfertigen ihren Weg zum katholischen Glauben; Echter Verlag Würzburg, AD 1955, Hrsg. Karl Hardt; S. 70/71 (s. Quellen)


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Heimkehr eines weiteren, ehemals evangelischen Pfarrers in die Una Sancta:




Bild: Westfassade der Kathedrale zu Rouen, Normandie (F); tk; wikimedia commons

Samstag, 20. Dezember 2014

Bischofsportal "katholisch.de": Gott will neben Ehe auch Vielfachbeziehungen

Achtung, liebe Katholiken, Gott will nicht nur Ehe, sondern sexuelle Vielfalt! Nur "Konservative innerhalb wie außerhalb der Kirche" sehen heute die Konstellation Vater, Mutter, Kind als die "einzig mögliche Kernzelle jeder Gesellschaft" an. Das behauptet jedenfalls auf katholisch.de Uwe Bork, seines Zeichens Leiter der Fernsehredaktion "Religion, Kirche und Gesellschaft" des Südwestrundfunks (SWR).

Katholisch.de, das "Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland", torpediert die kirchliche Lehre über die Ehe. Der Gott Jahwe, so will Bork den Lesern in dem Gastbeitrag weismachen, konnte "sich nämlich durchaus unterschiedliche Beziehungsformen für seine Kinder vorstellen" - nach allem was die Bibel nahelege. Im Alten Testament finde "sich kein Beleg dafür, dass allein die eheliche Beziehung zwischen einem einzigen Mann und einer einzigen Frau dem Willen Gottes" entspreche. Offensichtlich ist Bork da doch einiges verborkgen geblieben...

Familie aus Mann und Frau und Kind(ern) sei nur konkrete historische Konstellation, entstanden im Laufe der Jahrhunderte, aus reinem Pragmatismus. Könnte es nicht sein, dass die Menschheit, zumindest das auserwählte Volk Gottes, sich - nach vielfachem Ungehorsam gegen Gott und daraus resultierendem Unheil - an den ursprünglichen Plan Gottes, der schon den Stammeltern Adam und Eva verkündet war, zurück erinnerten? Hat nicht zuletzt Jesus, der Christus, die Auserwählten darauf hingewiesen, dass Gott die Verbindung zwischen Mann und Frau (Ehe) gesegnet hat und "Vielfachbeziehungen" schon "im Anfang" nicht nach Gottes Willen waren (vgl. Mt 19,8)? Und wäre sonst nicht auch Gottes Gebot aus dem Dekalog "Du wirst die Ehe nicht brechen!" völlig sinnlos (vgl. Mose 5)?

Bork versteigt sich zu folgender völlig sinnfreier Behauptung ("fett" von mir):
"Die Bibel geht also erstaunlich pragmatisch mit der Frage menschlicher Beziehungen um. Wenn sie uns in der Weihnachtsgeschichte Vater, Mutter und Kind als zentrales Trio vorstellt, bildet sie damit nur eine konkrete historische Konstellation ab. Sie mag für die menschliche Gesellschaft die sinnvollste sein und ihr am meisten Stabilität verleihen, als einzige gottgewollt ist sie nicht. Das ließe sich allenfalls behaupten, wenn man auch Gott zubilligte, erst durch Schaden klug zu werden und nur schrittweise zu einem Optimum vorzudringen."

Na, und heute sind wir eben schon wieder über diese konkrete historische Erscheinungsform der Familie hinweg, der Pragmatismus lehrt uns heute anderes - wirklich, oder doch nicht? Würde nicht vielen, vielen Menschen, Männern, Frauen und Kindern viel Leid und Elend erspart bleiben, wenn sie nach den Geboten Gottes leben würden? Wenn sie, sollten sie vom rechten Weg abgekommen sein, umkehren und sich von Neuem auf Gottes Wege in der Nachfolge Christi machen?

Gott hat den Menschen als Mann und Frau erschaffen und beide aufeinander hingeordnet. Er hat ihre Verbindung gesegnet (bei Christgläubigen gar zum Sakrament erhoben) und sie dazu befähigt, an seinem Schöpfungswerk mitzuwirken und neues Leben zu schaffen. Und er hat die Menschen immer wieder (auch und vor allem im Alten Testament) davor gewarnt, die Ehe, in deren Schutz die Kinder heranwachsen und die ein Abbild darstellt der Liebe Gottes zu seinem Volk, zu brechen.

Ach ja! Natürlich darf für Bork auch ein bestätigendes Zitat des derzeitigen Papstes Franziskus nicht fehlen, der angeblich sagte, dass eine Familie eine Familie sei (tatsächlich sagte er: "Familie ist Familie!"). Man könne "nicht von einer konservativen oder einer progressiven Familie" reden - und "Worte voller Offenheit" habe hier der Papst gesagt und könnte möglicherweise "Ähnliches" wie er selbst damit gemeint haben, nämlich: Familie sei "Familie jeglicher Spielart". Genau das aber meinte Franziskus nicht, denn aus dem Zusammenhang geht klar hervor, dass der Papst jegliche zeitgeistige "Spielart" ausschließt und "Familie" ganz im Sinne des herkömmlichen Familienbegriffes definiert wissen will. Das Zitat im Zusammmenhang:
"Die Familie ist ein anthropologisches Faktum und folglich eine soziale, kulturelle etc. Gegebenheit. Wir können sie nicht mit ideologischen Begriffen beurteilen, die lediglich in einem Augenblick der Geschichte Geltung haben und dann hinfällig werden. Man kann heute nicht von einer konservativen oder progressiven Familie sprechen: Familie ist Familie! Lasst euch nicht danach oder nach anderen ideologischen Kriterien beurteilen. Die Familie besitzt in sich eine Kraft. "

Die Frage ist, was das Portal der deutschen Bischöfe mit solcherart von Beiträgen beabsichtigt. Man sieht natürlich das Fähnchen, welches in den Gender-Mainstream-Wind gehängt wird; Gender Mainstreaming (GM) ist die alles durchdringende Ideologie, die derzeit dabei ist, eine neue Gesinnungsdiktatur in Europa zu schaffen. Und auch innnerhalb der (deutschen) Kirche finden die Ideologen willige Gehilfen - sogar unter Priestern und Hauptamtlichen. Gerade aber die der Wahrheit verpflichtete katholische Kirche ist ein Bollwerk gegen zeitgeistige Irrtümer, wie sie die Irrlehre des GM ist. Dass die deutsche Kirche sich hier ausklinkt und ihren Auftrag der Verkündigung der Frohen Botschaft verrät, verwundert, ehrlich gesagt, nicht wirklich, ist aber dennoch bedauernswert.


Außerdem zum Artikel von Uwe Bork auf katholisch.de:

Weiteres zum Thema "Desinformation auf katholisch.de" und "GM": 

Die kirchliche Lehre über die Familie:

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Donnerstag, 20. November 2014

Die Kirche ist der Ort, wo man den Tod überwindet

Gerade fand ich auf dem leider seit November 2011 nicht mehr wietergeschriebenen Blog von P. Willibrord Driever OSB (Abtei St. Ottilien/ Rom) folgenden Eintrag über eine wunderbare Wahrheit des katholischen Glaubens:

Das etwas andere Kirchenbild

Vor einigen Tage habe ich eine Wallfahrt gemacht zum Grab des heiligen Pater Pio in San Giovanni Rotondo. Ich habe mir sehr viel Zeit genommen, um die Mosaiken auf dem Weg zur Unterkirche und in der Unterkirche zu betrachten. Dabei half mir eine Schrift: Marko I. Rupnik, "Der Weg zum Palast des Königs im Himmel": Eine Erklärung der Mosaiken.

Mehrere Bilder haben mich persönlich angesprochen. Bei einem Bild jedoch dachte ich an so manche schriftliche und mündliche Diskussion in Deutschland über das, was die Leute sagen, was die Kiche sei...

Es ging um das folgende Bild und die Beschreibung:

"CHRISTUS KOMMT DUCH DIE GESCHLOSSENE TÜR UND HAUCHT DEN JÜNGERN DEN HEILIGEN GEIST EIN FÜR DIE VERGEBUNG DER SÜNDEN.
Durch die Vergebung der Sünden lässt und der Heilige Geist in der Kirche an der Auferstehung Christi teilhaben.
Die Kirche ist der Ort, wo man den Tod überwindet. Dank der Sündenvergebung, die dir Verbindung mit Gott wieder herstellt und uns mit Christus vereint, wechseln wir von einer vom Tod verdorbenen Zeit zu einem unvergänglichen Leben. Mit der Sündenvergebung mittels des Heiligen Geistes gelangen wir mit Christus und in Christus zur ewigen Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott."

Soweit der Text.

Was mich beeindruckte:
1. diese fraglose Selbstverständlichkeit der Aussage.
2. diese unschuldige Unbekümmertheit.
3. dieses Nicht-Problematisieren.
4. die Glaubenssicherheit, die sich darin verbirgt und offenbart.
5. die Dankbarkeit für diese von Gott geschenkte sakramentale Realität.
6. der Blick auf das Wesentliche.
7. die Klarheit der Erkenntis der Vernunft im Licht des Glaubens.

Was mich besonders angesprochen hatte, war der Satz: "Die Kirche ist der Ort, wo man den Tod überwindet."

Es kam der Wunsch auf: Mögen doch alle, die von der Kirche und über die Kirche reden, sich ärgern, auf ihre Sünden und Fehler hinweisen und deswegen austreten... von diesem Mysterium eine Ahnung bekommen.
Mögen doch Zeugen auftreten, die dieses Mysterium bezeugen.

Danke, P. Willibrord, für die Mitteilung dieser Gedanken!


Weiteres zum Dienst der Kirche für einen jeden Menschen:


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Sonntag, 20. Juli 2014

GOTT ist da! Er ist mitten unter uns!



In jeder katholischen Kirche wohnt GOTT.
Er ist da. Er ist bei uns.
Er wartet darauf, dass wir zu IHM kommen.
Anbeten. Danken. Innehalten.
Er ist für uns da
Immer.
GOTT ist da.


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Mittwoch, 2. Juli 2014

Pfr. Michael Theuerl: Pladoyer für die sakramental-hierarchisch verfasste Kirche

Der Priester Michael Theuerl, Pfarrer der Pfarrei Sanctissima Eucharistia in Teltow, hat mit Datum vom 29.05.2014 (und einen kurzen Anhang vom 03.06.2014) einen offenen Brief an den Bischof von Berlin,  Rainer Maria Kardinal Woelki, geschrieben. In diesem Schreiben warnt er vor der Aufgabe der hierarchischen Verfasstheit der katholischen Kirche durch eine Säkularisierung der Kirche einerseits und einer Klerikalisierung der Laien andererseits und plädiert für eine Umkehr. Pfr. Theuerl schreibt unter anderem:
In der neuen „kooperativen Pastoral“ einer geschwisterlichen Kirche seien alle Seelsorgerinnen und Seelsorger. Der Runde Tisch – ein politisches, weltliches Modell – soll an die Stelle der katholischen Kirche treten. Auf allen Ebenen der Kirche laufen Bemühungen, dieses neue Kirchenmodell durchzusetzen.

Man kann es als die Grundhäresie der westlichen Kirche bezeichnen: die theoretische und faktische Abschaffung des Hirtenamtes, des Apostolischen Amtes und der sakramental-hierarchischen Grundstruktur, die zum Wesen der göttlichen Stiftung Kirche gehört und ohne die man nicht mehr von Katholischer Kirche sprechen kann. 
Genauso wie wir argumentieren, dass mit der Aufwertung der „Homo-Ehe“ die Ehe und Familie relativiert und letztlich zerstört wird, muss man sagen, dass mit der angeblichen Aufwertung der Laien das Apostolische Amt relativiert und die Ortskirche zu Grunde gerichtet wird. Man kann nicht etwas zugestehen, was dem anderen objektiv nicht gegeben ist.

Die Feststellungen von Pfr. Theuerl decken sich mit denen des Kirchenrechtlers Prof. em. Georg May (Mainz), die dieser bereits im Jahre 1997 in dem auch als Buch veröffentlichten Vortrag über "die andere Hierarchie" äußerte und der (nicht als Einziger) vor einer Protestantisierung der katholischen Kirche warnte - freilich ohne bei Bischöfen und Funktionären der Kirche in Deutschland Gehör zu finden.

Mit der "anderen Hierarchie" ist gemeint die Etablierung einer Parallelstruktur von Laien auf allen Ebenen - neben der in der Kirchenverfassung verankerten Hierarchie göttlichen Rechts, die durch geweihte Amtsträger, nämlich durch den Priester bzw. den Bischof als Haupt und Hirte der Gemeinde, verwirklicht ist (vgl. z. B. hier).

Der Priester aus dem Bistum Berlin schreibt weiter:
Letztlich wird die Einbindung des Priesters in eine sog. Pastoral des Runden Tisches zum Ende des Priestertums führen, denn welcher Priester oder Priesterkandidat möchte sich ständig herumärgern mit Leuten, die auch jetzt schon ihre „Informationen“ und „Ideen“ aus Internetforen (auch kirchenfeindlichen) beziehen und einbringen werden; man denke nur an „Kinderkirche“, Liturgiekreise, Kampf um die Durchsetzung des Diakonats der Frau …

Es macht keinen Sinn, schon beim Stand 2014, wo viele sich nicht mehr einig darüber sind, was katholischer Glaube ist, solche Runden Tische zu organisieren, wo offensichtlich zusehends die gemeinsame Basis schwindet und man nicht bereit ist, sich am Katechismus und an der Lehre der Kirche zu orientieren.

Man mag noch so oft betonen, das Hirtenamt werde nicht beschädigt – das Gegenteil ist der Fall bei der „Pastoral des Runden Tisches“. Denn schon rein menschlich wird der Pfarrer auf Dauer sich nicht gegen die Leute am Tisch stellen wollen. Bestenfalls wird er die Rolle als Moderator einnehmen. Das ist aber nicht das Hirtenamt. De facto liegt eine Amtsbehinderung des Pfarrers durch selbstgeschaffene Strukturen vor, die dem Kirchenrecht widersprechen. Jeder, der ein bisschen Ahnung von den jetzigen Problemen beim Personal in den Pfarreien hat, weiß, dass der beabsichtigte Plan rein psychologisch niemals funktionieren wird und darüber hinaus dem Wesen der Kirche widerspricht.

Das Resultat wird kein anderes sein als Streit, Sich Zurückziehen, Dienst nach Vorschrift, Verantwortungslosigkeit oder Burn out und gänzliches Weggehen. Man kann nicht in protestantischen (?) Strukturen katholisch bleiben, selbst dann nicht, wenn die Leute alle ganz nett sind.

Auch dies entspricht dem, wovor Prof. May immer wieder seine Stimme erhob (vgl. z. B. hier). Die neugeschaffenen Strukturen, die es so auch nur in der deutschen bzw. deutschsprachigen Kirche gibt, sind mit dem Kirchenrecht und der hierarchischen Verfassung der Kirche nicht vereinbar. 

Bis jetzt hat sich an der Situation nichts geändert, außer, dass man den falschen Weg noch immer weiter gegangen ist. Es wird Zeit sich zu besinnen und sich endlich aus dieser Schieflage zu befreien. 

Pfr. Theuerl sieht denn auch eine Lösung der zweifelsohne verfahrenen Situation: eine Re-form die sich an der Form orientiert, wie sie war, bevor die große Verwirrung begann:

Man muss nicht neue Strukturen (Pastoraler Raum) oder neue Titel (Pfarrvikar, der nicht mit dem gleichnamigen Titel im CIC identisch ist!) erfinden – Eigenschöpfungen, theologisch und kirchenrechtlich nicht vorgesehen – , sondern man kann ganz normal alle katholischen Strukturen und Titel verwenden, z. B. auch für das Gebiet eines Dekanates: Es gibt einen Pfarrer, mehrere Kapläne, die sich wieder Helfer suchen, sie vor Ort schicken und Anweisungen geben (dazu braucht man keine Pastoralreferenten, die sich im Vespermantel auf den Priestersitz setzen und sich freuen, einen Gottesdienst „selbständig“ zu leiten – nein da betet man Rosenkranz, Laudes, Vesper, oder eine Andacht aus dem Gotteslob, um den falschen Eindruck zu vermeiden, Gottesdienst sei Gottesdienst).

In den Zeiten der Verfolgung in Russland haben sich gläubige Laien beim Vorbeten, Beerdigen, Taufen … immer als Provisorium, als Platzhalter für den Priester verstanden. Dass das hier heute auch so ist, kann man bezweifeln. Auch eine Pfarrei mit über 36.000 Katholiken kann man auf katholische Weise leiten.

Auch der Hinweis und die Beherzigung der Konzilstexte, wie auch der "Instruktion zu einigen Fragen über die Mitarbeit von Laien am Dienst der Priester"von 1997, können hier, wie Pfr. Theuerl anmerkt, hilfreich sein, um zum katholischen Wesen des Priestertums und zu einer Normalität kirchlicher Verhältnisse zurückzufinden. "Bei allen theologischen Fragen", so Theuerl,"muss man zuerst die Dogmatik bedenken (was ist Sache) und dann erst die Pastoraltheologie (was kann man damit machen); nicht die Frage: Wie bekommen wir alle unter einen Hut, sondern zuerst die Frage: Wo liegt der Hut." 

Oder wie es Michael Karger einmal ausdrückte: "Wenn sich die Pastoral ihre eigene Lehre schafft, wird dies mit der völligen Preisgabe des definierten Glaubens enden. Das Christentum würde zur reinen Lebenspraxis herunternivelliert. Das Handeln kann aber niemals Quelle der Wahrheit sein."

Und fast wörtlich kommt Theuerl zum gleichen Schluss wie der Kirchenrechtler May. Theuerl: "Aber selbst wenn das Verhältnis nicht sonderlich belastet ist, muss man sagen, dass man niemals auf Dauer falsche Strukturen mit guten Leuten retten kann." Und May: "Ich kann und will nicht über die Mitglieder in der Kirche den Stab brechen. Unter ihnen befinden sich zweifellos viele gutwillige, wohlmeinende Personen, welche die Intention haben, der Kirche einen Dienst zu leisten. Doch ein falsches Modell wird durch die gute Absicht von Personen, die in dieses eingefügt sind, nicht richtig."

Schließlich kommt Theuerl zum Wesentlichen: "Die Kirche wird von Christus (nicht durch menschliches Engagement) aufgebaut durch die Eucharistie: Der eucharistische Leib baut den mystischen Leib – die Kirche – auf. Der Mensch ist vor Gott ein Empfangender; Der Glaube kommt vom Hören, nicht vom Machen." Die Kirche lebe aus der Eucharistie und den Sakramenten und sei nicht Menschenwerk, "die würdige Feier der Hl. Messe" sei das Wesentliche.

Ein durch und durch lesenswerter und wichtiger Brief mit besorgniserregenden Beobachtungen zum Zustand der Kirche in Deutschland, offen und mutig vorgetragen von einem Priester, der aus eigener Erfahrung weiß, dass "man als Christ seinen Weg oft allein gehen muß und daß man verlogenen Dialogversuchen eine klare Absage erteilen muß". Ein Brief mit auch ohne großen Aufwand und ohne viel Bürokratie realisierbaren Vorschlägen, um die Misere endlich zu beenden. Noch ist es vielleicht an der Zeit, bevor es zu einem großen Schisma in der deutschen Kirche kommt (das freilich latent schon längst vorhanden ist).

Möge der Brief bei seinem Adressaten (und vielleicht auch bei anderen Verantwortungsträgern in der Kirche) nicht auf taube Ohren stoßen, sondern aufrichtig zu Einsichten führen, die wiederum dazu führen mögen, offensichtlich falsche Wege zu verlassen und mutig auf den richtigen Weg zurückzueilen, damit das Volk Gottes nicht mehr herumirren muss, sondern sicher und bald das Ziel seiner Pilgerschaft erreichen kann...


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Leseempfehlung:

Weitere Kommentare katholischer Blogs zum offenen Brief von Pfr. Theuerl:

Weiteres zum Thema "Demokratie und Hierarchie in der Kirche":


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Dienstag, 1. Juli 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 41: Der Grundirrtum und die einzelnen Mängel des Rätesystems in der Kirche

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 41


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung von hier

III.  Der Grundirrtum und die einzelnen Mängel

1.  Der Grundirrtum

Der Grundirrtum der Rätestruktur besteht in Folgendem: Die Räte verletzen die unersetzbare Stellung und die unübertragbare Verantwortung der geweihten Hirten. Nur wer die im Weihesakrament vermittelte besondere personale Prägung besitzt, vermag in dem hierarchisch strukturierten Gottesvolk in der Rolle des Hauptes zu stehen, Beschlüsse zu fassen und Weisungen zu erteilen.

Es ist irrig, dem Bischof lediglich die Letztverantwortung zuzugestehen. Als Vorsteher seiner Diözese ist er deren Haupt und trägt die Erst- und Hauptverantwortung. Es ist ebenso irrig, dem Priester allein die Letztverantwortung zuzusprechen. Der Priester ist das Haupt seiner Gemeinde und hat die entscheidende Verantwortung.

Wenn man Gremien schafft, dann gebührt dem zuständigen Hirten in allen der Vorsitz. Die dem neuen Gottesvolk eigene hierarchische Struktur fordert zwingend, dass Räte Beschlüsse in Angelegenheiten des amtlichen Pflichtenkreises der geweihten Hirten nur mit deren Zustimmung fassen können.

Die geistlichen Hirten Mehrheitsentscheidungen von Räten zu unterwerfen, heißt die Kirchenverfassung umstülpen. Der geweihte Hirt und er allein vertritt seine Gemeinde. Wenn er sich bei dieser Vertretung der Zustimmung eines Gremiums versichert, wird seiner Vertretungsmacht nichts Wesentliches hinzugefügt; wenn diese Zustimmung fehlt, wird ihr nichts genommen. Dagegen ist eine Vertretungsbefugnis des Gemeinderates, die nicht von der Hauptstellung des Pfarrers getragen und gedeckt ist, unmöglich.

2.  Die einzelnen Mängel

a) Die Auswahl der Personen

Ich kann und will nicht über die Mitglieder in der Kirche den Stab brechen. Unter ihnen befinden sich zweifellos viele gutwillige, wohlmeinende Personen, welche die Intention haben, der Kirche einen Dienst zu leisten. Doch ein falsches Modell wird durch die gute Absicht von Personen, die in dieses eingefügt sind, nicht richtig.

Außerdem sind es häufig nicht die bewährten und frommen Christen, die in den Räten den Ton angeben. Vielmehr sammeln sich in ihnen nicht selten die Elemente, die auf Anpassung an die aus den Fugen geratene Welt spezialisiert sind. Sie stehen unter dem Einfluß der progressistischen Theologie, die an dem seit 35 (Anm.: nunmehr etwa 52 Jahren) anhaltenden unaufhaltsamen Niedergang der Kirche größte Schuld trägt, und machen sich zu Vollstreckungsgehilfen von deren verwirrten Ansichten.

Den allermeisten Mitgliedern der Räte fehlt es sodann an den fachlichen Voraussetzungen zur Beratung und Entscheidung der anstehenden Fragen. Reden sollte nur, wer etwas zu sagen hat. Mitreden kann nur, wer mitzudenken vermag. In den Räten darf jeder sprechen, der eine Stimme hat. 

Jeder Betrieb, der im Wettbewerb überleben will, benötigt zu seiner Leitung hochqualifizierte Fachleute. In den Räten aber wirkt jedes Mitglied auch ohne Nachweis von Kompetenz an Entscheidungen über schwierigste Fragen von Lehre und Ordnung der Kirche mit. So ist es dahin gekommen, dass die Unreife und die Unzuständigkeit in der Kirche das große Wort führen.

Dazu kommt, dass die religiösen und sittlichen Voraussetzungen der Ratsmitglieder in der Regel nicht hoch angesetzt sind. Zum Beispiel fehlen Väter und Mütter, die sich durch gute Erziehung einer kinderreichen Familie qualifiziert haben und eine vorbildliche christliche Haltung an den Tag legen, fast immer. Um so mehr sind Leute anzutreffen, die eine Schlagseite zum Protestantismus haben. Es ist sogar "die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, dass die Gläubigen mehr oder weniger von solchen vertreten werden, die nur dem Schein nach katholisch sind" (10). In der Regel steht das Maß ihrer Kritik in umgekehrtem Verhältnis zu ihrem apostolischen Zeugnis.

b) Die Rederei

In allen Räten, Gremien und Versammlungen wird geredet und debattiert. Die andere Hierarchie ist eine Stufung von Rednern, nicht eine Gliederung von Zeugen. Die meisten Gremien planen Seelsorge, aber betreiben sie nicht. Rederei, Geschwätz und Schaumschlägerei sind kein christliches Zeugnis. 

Es war der Grundsatz Pius' XI.: Wenig reden, viel tun (Parlare poco e fare molto). In dem Maße, in dem das Priestertum herabgedrückt wurde, hat man die neue Klasse der Plauderer emporgehoben. Der Prinz Eugen pflegte zu sagen, dass, wenn ein General keine Lust habe, etwas zu unternehmen, es dafür kein besseres Mittel gebe, als einen Kriegsrat zu halten. "Ein Ausschuss ist eine Gruppe Unvorbereiteter, die von den Unwilligen ernannt werden, damit sie das Unnötige tun" (Frederich L. Allen).

c) Fehlen von Autorität und Verantwortung

Vor allem aber fehlt es den Mitgliedern der Gremien an Autorität und an der Verantwortung. Autorität ist die legitime Macht einer Person oder einer Gruppe, der andere Gehorsam und Unterordnung schulden. Die Gremien der anderen Hierarchie gehören nicht zu der Hierarchie göttlichen Rechtes, die nach dem Willen Christi die Kirche zu leiten hat. Ihre Beschlüsse sind daher von keiner Rechtsmacht getragen und unverbindlich.

Verantwortung besagt die Verpflichtung, in einem Bereich, der einem übertragen ist, das Gute und Rechte zu fördern und das Schlimme und Unrechte zu beseitigen. Verantwortung besagt auch, dass man für Erfolg oder Misserfolg haftbar ist. Wer Verantwortung für etwas hat, muss für seine Handlungen und Versäumnisse und deren Folgen einstehen.

Es ist viel davon die Rede, dass in den Räten Verantwortung ausgeübt werde. Wann und wo ist jemals ein Rat wegen seiner Tätigkeit oder Untätigkeit regresspflichtig gemacht worden? Verantwortung besagt, dass man sich vor einer Instanz rechtfertigen muss. Vor wem haben die Mitglieder der Räte sich jemals rechtfertigen müssen? In einem Gremium, in dem die Mehrheit entscheidet, besteht keine Möglichkeit, jemanden zur Rechenschaft zu ziehen. Seine Mitglieder handeln nach dem Grundsatz: Wenn alle irren, kann niemandem ein Vorwurf gemacht werden.

d) Anmaßung

Die Räte könnten und sollten die Sache Gottes in der Welt betreiben. Sie könnten und sollten der Stimme des Glaubens in der Gesellschaft Gehör verschaffen. Die Räte könnten und sollten in dem überschaubaren Bereich, dem sie zugeordnet sind, für die Umsetzung der Anordnungen und Weisungen der kirchlichen Hierarchie Sorge tragen. Sie könnten und sollten gewiss in diesem Sektor auch Anregungen und Vorschläge machen. Sie könnten und sollten aber vor allem den Amtsträgern bei ihren vielfältigen Aufgaben zur Hand gehen.

Doch all dies geschieht in den seltensten Fällen. Die sogenannte Laienarbeit besteht ganz überwiegend nicht im Zeugnis für Christus in der Welt, sondern in dem Mitmischen in kirchlichen, häufig sogar klerikalen Angelegenheiten.

Der Sitzungskatholizismus ist ohne jeden missionarischen Schwung. Ein erheblicher Teil der Räte emanzipiert sich sogar von Lehre und Ordnung der Kirche, betreibt Destruktion an Glaube und Recht, sät Misstrauen und Unzufriedenheit mit der Kirche. Sie wollen bestimmen, was heute noch geglaubt werden kann und was angeblich nicht mehr nachzuvollziehen ist. In den Räten hat in aller Regel jene Proposition Aussicht auf Annahme, die dem glaubensmäßigen und ethischen Minimum näher steht als jede andere.

Das Rätesystem ist das Mittel, durch das sich der Lange Marsch des Progressismus durch die Institutionen der katholischen Kirche vollzieht. Die Räte verbünden sich dabei mit den Medien. Wie diese fast überall eingestellt sind, bedarf keiner Erklärung. Wann immer es mit den Demokratisierern gegen die Hierarchie der Kirche geht, blasen sie zum Angriff. Die Gremien, Sitzungen und Entschließungen des deutschen Katholizismus  sind so auf weite Strecken Kampfinstrumente gegen Lehre und Ordnung der Kirche geworden.

Der deutsche Katholizismus löst sich in ein nebulöses Gebilde von Rede und Gegenrede auf, in dem die Stimme der Wahrheit kaum mehr zu vernehmen ist. Mit dem Rätesystem ist der Konflikt zwischen der alten und der neuen Hierarchie vorprogrammiert, immer vorausgesetzt, dass die alte Hierarchie noch weiß, was ihres Amtes ist, und ihre Pflicht tut.

e) Leerlauf

Das krebsartige Wachstum der Organisationsstrukturen im deutschen Katholizismus steht in einem umgekehrten Verhältnis zu ihrer Fruchtbarkeit. Die Räte und Gremien halten sich weitgehend durch Selbstbeschäftigung in Atem. Alle Räte haben eine Satzung, eine Wahlordnung, und eine Geschäftsordnung. Alle Räte haben Mitglieder, Organe und Einrichtungen, also Vollversammlung, Vosrstand, Ausschüsse und eine Geschäftsstelle. Alle Räte produzieren Papier, das jedem Mitglied zugehen muss.

Das Rätesystem erzeugt einen unheimlichen Leerlauf und bringt einen gigantischen Verschleiß von Zeit, Kraft und Geld mit sich, der in keinem Verhältnis zu dem dadurch erzielten Erfolg steht. Durch die Räte und ihr Wirken ist noch niemend in seinem Glauben gestärkt, in seiner Liebe zur Kirche gefestigt, in seinem sittlichen Kampf ermutigt, in seiner Frömmigkeit gefördert worden. Vielmehr ist von alledem das Gegenteil eingetreten.


(10)  Mörsdorf, Die andere Hierarchie 475


Fortsetzung folgt

Übersicht: Zu den bisher erschienenen Fortsetzungen 


Weiters zum Thema "Hierarchische und demokratische Strukturen in der Kirche":

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Samstag, 14. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 29: Der ökumenische Betrieb

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 29

Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung von hier

V.  Der ökumenische Betrieb

Ein wahres Verhängnis für das katholische Priestertum war die Eröffnung des ökumenischen Betriebs durch das Zweite Vatikanische Konzil. Hier wurde eine Lawine losgetreten, die das Priestertum zu vernichten droht.

Man versteht, weshalb die Modernisten und Progressisten allesamt fanatische Ökumeniker sind. Denn ihre geistige Heimat ist der Protestantismus. Je mehr Gemeinsamkeit mit dieser Religion hergestellt wird, um so geringer muss das katholische Wesen der Kirche werden. Je protestantischer die Kirche wird, um so leichter lassen sich ihre Aufstellungen vertreten und um so selbstverständlicher werden die chaotischen Verhältnisse, in welche die sogenannten Reformen sie hineingestoßen haben.

Wenn Bischof Lehmann erklärt, die Chancen für die Wiedervereinigung der Kirche seien heute so groß "wie noch nie in der Geschichte" (37), dann hat er recht.

Noch nie war der Klerus für den Protestantismus so anfällig wie heute. Noch nie war der Widerstand gegen die Protestantisierung so gering wie heute. Die allermeisten Katholiken wissen nicht mehr, was katholisch ist und weshalb sie katholisch bleiben sollen. Die Masse der katholischen Christen mag sich erst recht nicht mehr als katholisch bekennen und will sich nicht mehr als katholisch behaupten. Sie will sein wie die anderen, untertauchen in der Menge entkirchlichter und entchristlichter Zeitgenossen.

Der ökumenische Betrieb trifft das katholische Priestertum in der Wurzel. Im Namen des Ökumenismus zwingen die deutschen Bischöfe ihre Priester, mit nichtkatholischen Religionsdienern in gemeinsamen Gottesdiensten zusammenzuwirken. Auf diese Weise verwirren sie die Gewissen, verdunkeln den Glauben und fördern den Übergang zum Protestantismus.

Die Entwicklung ist auch hier, wie vorauszusehen war, über die bischöflichen Vorgaben hinausgegangen. Kanzeltausch und Interzelebration sind in deutschen Landen keine Seltenheit mehr. Ich kenne einen katholischen Pfarrer, der den Vorabendgottesdienst am Samstag von einer protestantischen Pastorin halten ließ. Niemals ist etwas Ernsthaftes geschehen, um die Missbräuche zu unterbinden. Man bedenke, was hier geschieht: Der katholische Priester, der mit dem nichtkatholischen Religionsdiener bei religiösem Tun gemeinsam auftritt, begibt sich damit eines Stückes seiner Identität.

Der protestantische Pfarrer ist unserer Achtung gewiss. Aber eines dürfen Sie nicht tun, meine Herren Bischöfe! Stellen Sie ihn nicht auf dieselbe Ebene wie den katholischen Priester, denn dahin gehört er nicht. Er ist ein mit gewissen religiösen Funktionen betrauter Laie, aber kein seinsmäßig Christus, dem Priester, verähnlichter Vollzieher unsagbarer Geheimnisse. Hören Sie auf mit dem Ökumenismus, der den Priesternachwuchs erdrosselt, dem geweihten Priester das Würdebewusstsein raubt und das gläubige Volk in die totale Verwirrung führt! Der Teil des katholischen Volkes, der sich den Glauben bewahrt hat will den geweihten Priester haben, nicht den protestantischen Religionsdiener!

Viele Priester haben keine Einwände, wenn die Kirche immer mehr nach dem protestantischen Vorbild umgestaltet wird. Sie spüren, wie die Kirche immer mehr in protestantisches Fahrwasser abdriftet, und sie helfen dabei kräftig mit, denn das Leben wird bequemer.

Die Moral ist schon auf weite Strecken protestantisiert. Von der Glaubenslehre bröckelt ein Gegenstand nach dem anderen ab. Der Empfang des Bußsakramentes hat weithin aufgehört. Viele Priester haben in  Lehre und Lebenswandel das protestantische Vorbild weitgehend übernommen.

Die katholische Wahrheit bleibt häufig ungesagt oder wird verkehrt, die protestantischen Irrtümer werden nicht aufgezeigt. Die Kirche wird geschmäht, über den Protestantismus darf nur Gutes geäußert werden.

Ein beträchtlicher Teil des Klerus ist damit beschäftigt, die Gläubigen in die protestantischen Hürden zu treiben. Die Haltung gegenüber dem Protestantismus ist bei der Mehrheit die konstante Bereitschaft zur Kapitulation. Das Ringen um den katholischen Abschluss von Mischehen, um die katholische Taufe und Erziehung der Kinder und um die Beheimatung der Mischehen in der katholischen Kirche hat fast überall aufgehört.


(37)  Materialdienst 47, 1996, 43; L'Osservatore Romano Nr. 8 vom 23. Februar 1996 S. 4


Fortsetzung folgt




Weiteres zum Thema "Protestantisierung":


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Montag, 12. Mai 2014

ProFemina/Projekt 1000plus: Caritasverband duldet keine Konkurrenz - Bistum Eichstätt unterstützt die christliche Initiative

Der von den deutschen Bischöfen anerkannte Verein für Wohlfahrtspflege, der Deutsche Caritasverband e.V., will finanzielle Unterstützung des unabhängigen Vereins ProFemina/ Projekt 1000plus und damit den Einsatz gegen Abtreibung und der Beratung von Frauen in Schwangerschaftskonflikten durch Spenden von katholischen Gemeindemitgliedern verhindern. Dazu schrieben der Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes, Prof. Georg Cremer, und die Abteilungsleiterin Soziales und Gesundheit, Theresia Wunderlich, mit Datum vom 08. Mai 2014 an die Direktor(innen) der Diözesan-Caritasverbände (Quelle: kath.net am 12.05.2014):
"Unserer Ansicht nach besteht keine Notwendigkeit, einem außenstehenden Verein in kirchlichen Strukturen die Möglichkeit einer Werbeplattform für das Einwerben von Spendenmitteln zu geben..."
so die Caritas-Verantwortlichen. Und auch:
"Bereits 2010 gab es Bestrebungen seitens des Vereins [Anm. d. Red.: 1000plus], Beratungskooperationspartnerschaften mit Schwangerschafts-beratungsstellen in Trägerschaft von Caritas und SkF auf den Weg zu bringen. Damals haben wir Sie gebeten darauf hinzuwirken, keine förmlichen Kooperationsvereinbarungen abzuschließen."

Durch das Schreiben wird deutlich, dass es dem Caritasverband nicht um die Sache, nämlich den Schutz der ungeborenen Kinder und deren Familien geht und um Zusammenarbeit aus christlicher Verantwortung, sondern allein um das Monopol der Beratungstätigkeit und der Sammlung von Spendengeldern für den eigenen Verein. 

ProFemina e.V./ Projekt 1000plus ist eine sehr medienwirksam auftretende und erfolgreiche Initiative von Christen verschiedener Konfessionen, die ganz im Sinne der Kirche (vgl. Stellungnahme von Weihbischof Renz) für das Lebensrecht ungeborener Kinder eintritt und Hilfen für Mutter und Kind bereit hält. So wurden im Jahre 2013 im Rahmen des Projekts 1000plus insgesamt 1.987 Frauen beraten.

Ebenso wie beim (ungleich größeren) "Deutschen Caritasverband e.V." handelt es sich bei ProFemina e.V./ Projekt 1000plus um eine gemeinnützige Interessengruppe, die "ausschließlich und unmittelbar steuerbegünstigten mildtätigen und gemeinnützigen Zwecken im Sinne der §§ 51 ff. Abgabenordnung dient." Einziger Unterschied (neben der Größe) ist die kirchliche Anerkennung des "Deutschen Caritasvebands e. V. " durch die Deutsche Bischofskonferenz, was aber inzwischen kein Hinweis mehr ist auf eine dem Glauben entsprechende Ausübung der Caritas.

Letztere muss wohl eher infrage gestellt werden, halten sich viele von der offiziellen Caritas getragene Einrichtungen ganz offensichtlich in manchen Dingen nicht an kirchliche Normen - mit der Folge der Unglaubwürdigkeit der Kirche. So muss daran erinnert werden, dass auch in katholischen Krankenhäusern Frauen z. B. nach einer Vergewaltigung präventiv die sogenannte "Pille danach" angeboten wird, um eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden, allerdings mit der Inkaufnahme einer möglichen Frühabtreibung des bereits lebenden Kindes. (s. hierzu auch das Buch "Heillos" von Michael Halbfas "Über das Paradox katholischer Krankenhäuser")
Ein Frauenarzt über das Paradox katholischer Krankenhäuser

Dieser Text stammt von der Webseite http://www.publik-forum.de/Magazin/Edition des Internetauftritts von Publik-Forum
Ein Frauenarzt über das Paradox katholischer Krankenhäuser

Dieser Text stammt von der Webseite http://www.publik-forum.de/Magazin/Edition des Internetauftritts von Publik-Forum

Auch hält es der Präsident des Caritasverbandes, Dr. Peter Neher, für möglich, kirchliche Caritas ohne christlichen Hintergrund (z. B. in Bezug auf die Weltanschauung der in der Pflege tätigen Mitarbeiter), ohne ein Verwurzeltsein im Glauben, zu leisten. Eine Einstellung, der das päpstliche Lehramt  in zahlreichen Verlautbarungen immer wieder die genuine Handlungsweise der Kirche aus dem Glauben heraus, um Christi willen, entgegengesetzt hat.

Außerdem neigt der "Deutsche Caritasverband e.V." der familienfeindlichen Gender-Mainstreaming-Ideologie zu, wie verschiedene Veröffentlichungen auf der Homepage des Verbandes offenlegen. Gender mainstreaming will eine Basis schaffen "für politische, strukturelle und organisatorische Veränderungen" und traditionelle Strukturen (z. B. die christliche Familie) auflösen. Die deutschen Bischöfe schweigen dazu, obwohl sie über die mit dem Christentum nicht kompatible Gender-Ideologie informiert sind.

Es gibt also keinen ersichtlichen Grund, warum Gläubige den trotz Anerkennung durch die deutschen Bischöfe in mancher Hinsicht unkirchlich agierenden Caritasverband durch Spenden unterstützen sollen, den christlich motivierten Verein ProFemina jedoch nicht. Ja, möglicherweise sind die Zuwendungen für den Verein ProFemina/1000plus besser angelegt, wenn der Spender eine genuin und authentisch christliche Initiative unterstützen möchte. 

Als mündiger Laie sehe ich mich durchaus in der Lage, zu entscheiden, welchen Verein ich als gläubige Katholikin guten Gewissens ideell und finanziell unterstützen möchte. Konkret werde ich nach dem oben genannten Brief vom 08. Mai 2014 bei der nächsten Caritas-Haussammlung davon absehen, den "Deutschen Caritasverband e.V." weiterhin wie bisher mit einer Spende zu unterstützen. Stattdessen werde ich den Betrag einer Initiative zukommen lassen, die zuverlässig und ohne Wenn und Aber im kirchlichen Sinne Wohlfahrtspflege betreibt: z. B. ProFemina e.V./ 1000plus.


noch mehr Poster: hier bei 1000plus!

P. S.:
Heute vormittag wurde bekannt, dass das Bistum Eichstätt die Initiative ProFemina e.V./ Projekt 1000plus in ihren Werbemaßnahmen unterstützt und den Pfarrern grünes Licht für Informationsveranstaltungen in ihren Räumlichkeiten gegeben hat:
Bischof Hanke:
„1000plus macht gute Arbeit, es steckt sogar viel Ehrenamt drinnen. Die Mitarbeiter dieser Organisation sollen Zugang zu den Pfarreien haben und ihr Projekt vorstellen können.“



Stellungnahmen weiterer Bistümer:


Weiteres zu ProFemina e.V./ Projekt 1000plus:

Montag, 5. Mai 2014

Christen im Nazi-Regime: Im Andenken an die Bekenner und Martyrer und ihr Vorbild für unsereiner...

Neues Blog: 

Einen interessanten Themen-Blog im doppelten Wortsinne hat sich der katholische Bloggerkollege Konstantin (bisher: Die auswärtigen Missionen) vorgenommen. Er will Fakten und Hintergründe über die Verfolgung der katholischen Kirche im Nazi-Regime aufarbeiten und Quellen zugänglich machen. Vor allem werden uns heutigen Christen die Martyrer und Verfolgten des damaligen Regimes als Vorbilder vorgestellt, die mutig trotz aller Verwirrung, Schikanen, Verleumdungen und Repressalien, ja oft trotz Folter und Leiden bis in den Tod, ihrem katholischen Glauben treu geblieben sind. Keine hundert Jahre ist es her, dass hier in unserem Land diese Dinge geschehen konnten - wie noch immer und immer wieder in anderen Teilen der Welt, oft räumlich gar nicht weit von uns entfernt. Konstantin stellt fest:
"Es ist nicht unwahrscheinlich, dass einige, wenn nicht alle Katholiken, die heute leben, eines Tages vor ähnliche Entscheidungen gestellt werden, wie es die Katholiken im Dritten Reich wurden. Mögen die Märtyrer bei Gott für uns Fürsprache halten, damit auch wir dann bereit sein mögen, lieber alles zu verlieren, als Christus zu verleugnen!"

Ein interessantes und wichtiges Thema, gerade in einer Zeit wie der heutigen, in der auf's Neue die Meinungsfreiheit eingeschränkt und die Religionsfreiheit bedroht wird, wie nicht zuletzt die diktatorisch der europäischen bzw. der Welt-Bevölkerung aufgezwungene und bereits ins tägliche Alltagsleben sich auswirkende Gender- und Anti-Lebens-Ideologie beweist.

Danke also für das Aufgreifen des Themas und die Aufbereitung als Blog-Format!


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Literatur-Auswahl zum Thema "Kirche unter dem Nationalsozialismus":

  • Papst Pius XI.: Enzyklika "Mit brennender Sorge" vom 14. März 1937
  • Georg May: Kirchenkampf oder Katholikenverfolgung? (Christiana Verlag 1991)
  • GR Johannes Würth: Priester im Dritten Reich (Christiana Verlag 1992)
  • Dr. Bernhard Opfermann: Das Bistum Fulda im Dritten Reich (Verlag Parzeller Fulda 1987)
  • Walter Adolph: Im Schatten des Galgens - Darstellung und Dokumente zum Gedächtnis der Blutzeugen in der nationalsozialistischen Kirchenverfolgung (Morus Verlag Berlin 1952)
  • Dietrich von Hildebrand: Memoiren und Aufsätze gegen den Nationalsozialismus 1933-1938 (Matthias Grünewald Verlag Mainz 1994)
  • Dr. Franz König: Ganz in Gottes Hand - Briefe gefallener und hingerichteter Katholiken 1939-1945 (Herder Verlag Wien 1957)



Zu neuen ideologischen Gefahren:

Samstag, 12. April 2014

Papst Franziskus fordert von Theologen offenes und unabgeschlossenes Denken für ein "Mehr" an Gott und der Wahrheit

Am vergangenen Donnerstag, den 10. April 2014 empfing Papst Franziskus Mitglieder des Zusammenschlusses der jesuitischen Hochschulen und Institute in Rom in Audienz. Er mahnte eine "Theologie auf Knien" an, d. h. er forderte, dass Theologen und Studenten Gott anbeten und ihm die Ehre geben. Ansonsten würden sie in einen "verabscheuungswürdigen Narzissmus" enden, der eine schlimme Krankheit in der Kirche sei.

Der Heilige Vater verwies auch auf eine Aussage des Kirchenvaters Vinzenz von Lerins, der das Verständnis der katholischen legitimen Dogmenentwicklung erklärt. Solch einer Entwicklung, solchem Fortschritt gegenüber müsse der Theologe immer ein offenes und damit unabgeschlossenes Denken entgegenbringen, das immer offen ist gegenüber dem ,Mehr’ an Gott und der Wahrheit.*

Im Folgenden die Ausführungen des heiligen Vinzenz von Lerins, deren erster (Halb-)Satz Papst Franziskus in seiner Ansprache zitierte (Vinzenz hatte gerade den Fortschritt im Glauben anhand des Wachsens und Reifens während eines Menschenlebens erklärt):
So muß auch die Lehre der christlichen Religion diesen Gesetzen des Fortschrittes folgen, daß sie mit den Jahren gefestigt, mit der Zeit erweitert und mit dem Alter verfeinert werde, dabei jedoch unverdorben und unversehrt bleibe und in dem gesamten Umfang ihrer Teile, sozusagen an allen ihr eigentümlichen Gliedern und Sinnen, vollständig und vollkommen sei, außerdem keine Veränderung zulasse, keine Beeinträchtigung ihrer Eigentümlichkeit und keine Veränderung ihres Wesens erleide.(...)

Was also in dieser Pflanzung der Kirche Gottes durch den Glauben der Väter gesät worden ist, das soll durch den Fleiß der Kinder ausgebildet und gepflegt werden, es soll blühen und gedeihen, wachsen und zur Vollendung kommen. Denn es gehört sich, daß jene alten Lehrsätze einer himmlischen Philosophie im Verlaufe der Zeit weiter ausgebildet, gefeilt und geglättet werden; aber es ist unzulässig, daß sie verändert, unzulässig, daß sie entstellt, unzulässig, daß sie verstümmelt werden; sie mögen an Deutlichkeit, Licht und Klarheit gewinnen, aber sie müssen ihre Vollständigkeit, Reinheit und Eigentümlichkeit behalten. == 
[31] Denn wenn einmal eine solche Willkür gottlosen Betruges zugelassen würde, so würde, ich sage es mit Schrecken, die größte Gefahr der Zerstörung und Vernichtung der Religion die Folge sein. Denn wird einmal auch nur ein kleiner Teil der katholischen Glaubenslehre aufgegeben, so wird auch ein anderer und dann wieder ein anderer und zuletzt einer nach dem anderen wie gewohnheits- und rechtmäßig aufgegeben werden. Wenn aber die einzelnen Teile verworfen werden, was anders wird dann die letzte Folge sein, als daß das Ganze zugleich verworfen wird?
Auf der anderen Seite aber muß, wenn man anfängt, Neues mit Altem, Auswärtiges mit Einheimischem, Unheiliges mit Heiligem zu vermengen, diese Unsitte auf das Ganze hinübergreifen, so daß hernach nichts in der Kirche unberührt, nichts unverletzt, nichts unversehrt, nichts makellos gelassen wird, vielmehr in der Folgezeit dort eine Schandstätte gottloser und häßlicher Irrtümer ist, wo vorher ein Heiligtum keuscher und unversehrter Wahrheit war. Aber diesen Frevel möge von den Herzen der Seinigen die Barmherzigkeit Gottes abwenden, dieser Wahn möge vielmehr den Gottlosen überlassen bleiben!

[32] Die Kirche Christi aber, die eifrige und sorgsame Wächterin der bei ihr hinterlegten Glaubenslehren, ändert an ihnen niemals etwas, nimmt nichts hinweg und tut nichts hinzu; sie schneidet Notwendiges nicht ab und fügt Überflüssiges nicht bei; sie läßt das Ihrige nicht fahren und eignet sich Fremdes nicht an; sie ist vielmehr mit aller Sorgfalt nur darauf bedacht, das Alte treu und weise zu verwalten, und zwar das, was von alters her ungeformt und keimhaft überliefert war, genauer zu gestalten und zu feilen, was schon gehörig ausgedrückt und entwickelt war, zu kräftigen und zu sichern, was schon klar- und festgestellt war, zu bewahren.
Was hat sie denn auch je anderes durch die Beschlüsse der Konzilien bezweckt, als daß das, was früher mit Einfalt hingenommen wurde, später mit mehr Bestimmtheit geglaubt werde; was früher lässiger gepredigt wurde, später nachdrücklicher verkündigt werde; was man früher ruhig bewahrte, später sorgsamer ausgebildet werde?
Das und nichts anderes, sage ich, hat die katholische Kirche immer, durch die Neuerungen der Häretiker veranlaßt, mit ihren Konzilsbeschlüssen erreicht, daß sie das, was sie früher von den Vorfahren nur durch mündliche Überlieferung empfangen hatte, später den Nachkommen auch schriftlich und urkundlich hinterließ, indem sie in wenige Worte vieles zusammenfaßte und oft zum Zwecke des klareren Verständnisses einen nicht neuen Glaubenssinn mit einem passenden neuen Ausdruck bezeichnete (1) .
 
(1)  der Verfasser denkt an Ausdrücke wie "wesensgleich" und „Gottesgebärerin"


aus: Bibliothek der Kirchenväter; Vinzenz von Lerin: Commonitorium 23

* Ein Beispiel hierzu wäre das zuletzt von Pius XII. im Jahre 1954 verkündete Dogma der Himmelfahrt Mariens, das sich aus dem "Keim" des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau und Gottesmutter Maria stringent herleiten lässt. Hätten die Theologen in dieser Sache nicht "weitergedacht", sondern sich in ihrem Kenntnisstand verschlossen, so wäre es vielleicht niemals zu diesem Dogma gekommen.

Gleichzeitig widerspricht diese Erläuterung des katholischen Prinzips der Dogmenentwicklung denjenigen, die behaupten, dass nur solche Dogmen anerkannt werden sollten, die sich unmittelbar aus der Hl. Schrift ableiten lassen, nicht aber solche, die nur mittelbar ableitbar sind oder der mündlichen Tradition entspringen.



Samstag, 1. Februar 2014

„Stille Post“ - oder: Die Spielregeln Gottes

So heißt ein Spiel, das sich seit unvordenklichen Tagen nicht nur unter Kindern großer Beliebtheit erfreut. Die Teilnehmer – je mehr an der Zahl, desto reizvoller – bilden einen Kreis. Einem von ihnen wird ein Satz oder auch nur ein längeres Wort ins Ohr geflüstert, damit er das Gehörte seinem Nachbarn auf dieselbe Weise weitergebe, und so geht es von Mund zu Ohr, bis wieder der Ausgangspunkt erreicht ist. Oft stellt sich schon auf halber Strecke Ratlosigkeit ein: Man hat nicht recht verstanden, die Worte ergeben keinen Sinn, sind vielleicht nicht einmal als Worte zu erkennen. Wird dann das Schlussergebnis dieses Traditionsprozesses bekanntgegeben und mit dem ursprünglich Gesagten verglichen, so entsteht allgemeine Verblüffung und Belustigung. Wie konnte nur auf derart kurzer Strecke eine Botschaft bis zur Unkenntlichkeit entstellt werden? Und was würde bei hunderten oder sogar tausenden von übermittelnden Zwischengliedern aus ihr? 

Nicht selten begegnet man der Auffassung, so ähnlich sei es mit der Weitergabe des Glaubens geschehen. Oder sollte man besser sagen: des jesuanischen Anliegens? Denn am Anfang der Entwicklung, als deren vorläufiges Endprodukt allgemein die Kirche gelte, habe ja gar keine Lehre im Sinne von Katechismus und Dogmatik gestanden. Vielmehr sei die Kirche selbst ein tragisches Missverständnis. Alfred Loisy, der Patriarch des theologischen Modernismus, hat im Jahr 1902 diese Sichtweise in die berühmten Worte gefasst: „Jesus verkündete das Gottesreich, es kam die Kirche.“ 

Ursprünglich war also alles ganz anders gedacht. Dem genialen Mann aus Nazareth schwebte etwas vor, das leider nicht eingetroffen ist, das aber nach der Katastrophe von Golgotha seine Eigendynamik entwickelte und in der Weitergabe von Mensch zu Mensch, von Gemeinde zu Gemeinde nach dem Stille-Post-Prinzip ständige Umformungen erfuhr. Es entstand sehr bald schon jene Amtskirche, die um des Erhaltes ihrer Macht willen in wachsendem Masse dafür sorgen musste, die Erinnerung an die eigentlichen jesuanischen Anliegen zu vertilgen und den Menschen stattdessen ein Christentum aus Dogmen, Verboten und Rechtsnormen aufzuerlegen... 

Soweit in simplifizierter Form die Unheilsgeschichte, die im Namen des Heils angezettelt worden sein soll. Demnach wäre die Kirche selbst Ergebnis eines Irrtums und hätte diesen zu eigenen Gunsten gleichsam zementiert. Man müsste hinter sie zurück zu den reinen, unverfälschten Quellen. Wie die Mitspieler im Stille-Post-Kreis anstatt auf das zu hören, was ihnen der Nachbar zuraunt, besser denjenigen befragen sollten, von dem die Worte ausgegangen sind, hätten die Menschen sich innerhalb der Weitergabe des Glaubens dem Ursprung zuzuwenden, um dort den Sinn der Botschaft zu erfahren. 

Das klingt plausibel. Doch merkwürdigerweise herrscht ausgerechnet unter denen, die dieses Verfahren für sich in Anspruch nehmen, die denkbar größte Uneinigkeit. Jede Freikirche, jedes Splittergrüppchen, jede christliche Sekte beruft sich auf die Bibel als das lauterste Wort Gottes, und dabei finden alle diese Gemeinschaften zumeist weniger zueinander, als dass sie sich immer noch weiter aufspalten. Und weshalb das? Weil die Heilige Schrift selbst schon Ergebnis eines Traditionsvorgangs (und nicht etwa dessen Ausgangspunkt) ist. Und weil sie der Auslegung bedarf. 

Hier nun die katholische Lösung des Problems, die ebenso einfach wie überzeugend und einleuchtend ist; fassen wir sie, obwohl der Vergleich in vielem hinkt, in das Bild des genannten Stille-Post-Spiels: In Jesus Christus nimmt Gott selbst die erste Stelle des Kreises ein, den Sein Wort nun bis zum letzten Glied durchlaufen soll. Da der Erlöser der Menschen aber um unser Irren und Wirren weiß, hat Er dafür gesorgt, dass die ersten Hörer des Wortes dieses richtig und vollständig verstanden haben. Und Er hat einzelne Mitspieler beauftragt, den Vorgang der Weitergabe immer wieder zu überprüfen. Sie sollen das im Umlauf befindliche Wort mit dem der ersten Hörer vergleichen und nötigenfalls korrigierend eingreifen. 

Gewiss fehlen in dieser Veranschaulichung wichtige Elemente. Der Grundriss aber ist insgesamt stimmig: Aufbauend auf dem apostolischen Erbe der ersten Zeugen sorgt das kirchliche Lehramt mit göttlicher Vollmacht für die rechte Weitergabe des Offenbarungsgutes. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Wort auch dann, wenn es bis zum letzten Hörer gelangt ist, noch mit dem anfänglich Gesagten und Gemeinten identisch ist. Ja, wenn sich dann einst der Kreis wieder bei Demjenigen schließt, der selbst Alpha und Omega, Anfang und Ende zugleich ist (Apk 1,8), wird Er sich erheben und Seine Wahrheit unverhüllt bekunden. Und alle Mitspieler guten Willens, die aufmerksam lauschten, die sich überprüfen ließen und getreu weitergaben, werden dann erleichtert aufatmen: Ja, genau das ist das Wort, das auch ich gehört und gläubig angenommen habe!

Pater Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad




Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im
Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)  

Bild: Sukzession; Wandmalerei in einer Seitenkapelle der Basilika in Ottobeuren; eigenes Foto 

Mittwoch, 29. Januar 2014

REGINA Magazin sucht Übersetzer


Für die deutsche Ausgabe des REGINA Magazins sucht die Redaktion dringend Übersetzer. Das katholische Internet-Life-Style-Magazin erscheint quartalsweise als englische, spanische und deutsche Ausgabe. Interessierte Sprachkundige mögen sich bitte an die Herausgeber wenden unter der eMail:
Editor.Regina@gmail.com


 Weihnachtsausgabe 2013, Vol5 (s. o.): bitte hier klicken!



Bild: Cover der  REGINA-Weihnachtsausgabe 2013

Freitag, 22. November 2013

Was ist ein Bischof?

Weihbischof Dominikus Schwaderlapp erklärt, was das Bischfsamt bedeutet:




Vgl. im Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) Nr. 1555ff.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Die katholische Kirche: der Ort, an welchem der ganze Glaube verkündet wird

Zusammenfassung der Ansprache des Hl. Vaters bei der Generalaudienz am 09.10.2013



Zitate von Papst Franziskus bei seiner freien Ansprache auf dem Petersplatz via kath.net: bitte hier klicken.

Montag, 1. Juli 2013

Katholisch sein ist ein Vergnügen

40 Presse-Teams bei der Vorstellung des neuen Buches von Prälat Wilhelm Imkamp bei der Bundespressekonferenz in Berlin. Eine Reportage:





Weitere Informationen finden ie hier!


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Freitag, 24. Mai 2013

Zur Frage: Was ist katholisch? (2)

Das aus dem Glauben geborene Kirchenrecht (Codex Iuris Canonici CIC) führt aus:

Can.209 — § 1. Die Gläubigen sind verpflichtet, auch in ihrem eigenen Verhalten, immer die Gemeinschaft mit der Kirche zu wahren.


Can.750 -§ 1. Kraft göttlichen und katholischen Glaubens ist all das zu glauben, was im geschriebenen oder im überlieferten Wort Gottes als dem einen der Kirche anvertrauten Glaubensgut enthalten ist und zugleich als von Gott geoffenbart vorgelegt wird, sei es vom feierlichen Lehramt der Kirche, sei es von ihrem ordentlichen und allgemeinen Lehramt; das wird ja auch durch das gemeinsame Festhalten der Gläubigen unter der Führung des heiligen Lehramtes offenkundig gemacht; daher sind alle gehalten, diesen Glaubenswahrheiten entgegenstehende Lehren jedweder Art zu meiden.


§ 2. Fest anzuerkennen und zu halten ist auch alles und jedes, was vom Lehramt der Kirche bezüglich des Glaubens und der Sitten endgültig vorgelegt wird, das also, was zur unversehrten Bewahrung und zur getreuen Darlegung des Glaubensgutes erforderlich ist;

daher widersetzt sich der Lehre der katholischen Kirche, wer diese als endgültig zu haltenden Sätze ablehnt.

Can. 751 — Häresie nennt man die nach Empfang der Taufe erfolgte beharrliche Leugnung einer kraft göttlichen und katholischen Glaubens zu glaubenden Wahrheit oder einen beharrlichen Zweifel an einer solchen Glaubenswahrheit; Apostasie nennt man die Ablehnung des christlichen Glaubens im ganzen; Schisma nennt man die Verweigerung der Unterordnung unter den Papst oder der Gemeinschaft mit den diesem untergebenen Gliedern der Kirche.

Can. 752 — Nicht Glaubenszustimmung, wohl aber religiöser Verstandes- und Willensgehorsam ist einer Lehre entgegenzubringen, die der Papst oder das Bischofskollegium in Glaubens- oder Sittenfragen verkündigen, wann immer sie ihr authentisches Lehramt ausüben, auch wenn sie diese Lehre nicht definitiv als verpflichtend zu verkünden beabsichtigen; die Gläubigen müssen also sorgsam meiden, was ihr nicht entspricht. 


Hervorhebungen durch Fettdruck durch FW 





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Samstag, 2. März 2013

Die Rebellen des Papstes

Screenshot: katholisch.de vom 25.02.2013
"Die Trauer der Rebellen - Benedikt XVI. lässt seine glühendsten Fans führungslos zurück" titelt Ludwig Ring-Eifel, Chef der KNA,  auf dem offiziellen Internet-Portal der deutschen Bischöfe. Da in dem Artikel unter den "glühendsten Fans" aka "Rebellen" solche aufgezählt werden, wie "Papstfans, Lebensschützer, Anhänger der alten lateinischen Messe, Kritiker der Kirchensteuer und Gegner eines 'kirchensteuerfinanzierten liberal-katholischen Establishments'", fühle ich mich irgendwie ein bisschen angesprochen, da all diese Charakteristika tatsächlich auch auf mich und mein kleines unbedeutendes Weblog zutreffen.

Als "Papstfan" würde ich mich wohl nicht bezeichnen, das klingt eher nach Fußball und Personenkult. Wohl aber gehöre ich zu denen,  die dem Stellvertreter Jesu Christi auf Erden als dem Nachfolger des Hl. Petrus und dem damit verbundenen Amt seinen ihm zukommenden Respekt zollen und die ihm als Kinder Gottes und der Kirche in Liebe anhangen.

Immerhin sagt das II. Vatikanum vom Papstamt: "Der Bischof von Rom ist als Nachfolger Petri das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen"(1).  Ja. Und der "Garant für die Wahrheit und die Tradition der Glaubenslehre"(2), der den Blick über den Tellerrand der eigenen Orts- und Gegenwartskirche hinausgehen lässt und dazu führt, dass man diese nicht fälschlich für den Nabel der Welt hält.

So ein Papst ist also durchaus nichts Überflüssiges oder Nebensächliches für einen Katholiken. Er bedeutet die Verbindung mit der Weltkirche aller Zeiten, der die Kirche als die "Sammlungsbewegung des trinitarischen Gottes" anführt.. Eigentlich erstaunlich und interessant, dass es Katholiken gibt, für die "Papsttreue" an sich schon ein Vorwurf bedeutet.

"Die Trauer der Rebellen" kann nur die derjenigen meinen, die gegen von Ring-Eifel genannte Übel im deutschen Verbands- und Kirchensteuerverein "Katholische Kirche" zu Felde ziehen: gegen den anti-römischen Effekt, die Aufweichung des Lebensschutzes, die unverhohlene Ablehnung des römischen Ritus in der außerordentlichen Form (trotz der Bitte um großzügiges Angebot in den Diözesen), das Kleben an der Kirchensteuer und dem Übel des 'kirchensteuerfinanzierten liberal-katholischen Establishments', das aus der Kirche einen Wirtschaftskonzern mit sozialem Engagement (für die gesellschaftliche Akzeptanz) macht, statt einer Heilsgemeinschaft, die sich durch den gemeinsamen apostolischen Glauben verbunden und Gott verpflichtet weiß. Ja, da stehe ich gerne auf der Seite des Papstes, wenn denn Ring-Eifel diese Zustände schon zugibt. Auf Seiten des inzwischen emeritierten und auf Seiten des kommenden Papstes - denn man wird sehen, dass auch der neue Papst katholisch sein wird. In diesem Sinne bin ich gern Kämpfer für Freiheit und Wahrheit, "Rebell" eben, wenn's sein muss ...

Seit es Internet gibt, und die Gläubigen sich selbst von dem überzeugen können, was aus Rom kommt, bzw. was ihnen von den deutschen kirchenamtlichen Funktionären vorenthalten wird, ist es nicht mehr ganz so einfach, die Gläubigen gezielt mit Desinformation zu versorgen. Das sieht Ring-Eifel scheinbar mit Besorgnis. Tja, vorbei die Zeiten des unaufgeklärten, unmündigen, von kirchensteuerfinanzierten liberal-katholischen Medien berieselten Mainstream-Christen. Bekennende Christen orientieren sich in Zeiten von Werteverfall und schwierigen Dialogprozessen im deutschen Gegenwartskatholizismus am leuchtenden Felsen Petri und der unveränderlichen Lehre der Kirche. Das sieht man natürlich nicht gern in Kreisen, die sich mehr Unabhängigkeit und weniger "Bevormundung" von "Rom" wünschen und lieber in Eigenbröteleien schwelgen.

Ich freue mich - dass es wenigstens einige (und gar nicht so wenige!) Persönlichkeiten in Deutschland gibt, die es unternehmen, die Menschen wachzurütteln und zusammen mit Papst und den ihm verbundenen Bischöfen für katholische Positionen stehen, die glauben, was Glaube der katholischen Kirche ist, die guten Willens sind und die sich auch von Mainstream-Medien - und sei es auch der "Mainstream katholischer Publizistik" (L. R.-Ei.) - nicht den Mund verbieten lassen.

Wir brauchen diese Menschen und ich bin dankbar, dass es sie gibt: Matthias Matussek, Roland Noé, Armin (nicht: Arnim!) Schwibach, Gabriele Kuby und Peter Seewald, die Gebrüder Müller, Guido Horst und Paul Badde aber auch noch viele andere, z. B. Alexander Kissler, Michael Hesemann, Martin Lohmann oder auch nur die vielen katholischen Blogger mit ihren katholisch ausgerichteten Blogs. Dank sei Gott für diese Mitarbeiter der Wahrheit, denn jeder gibt auf seine Weise und mit seinem Schwerpunkt ein Zeugnis für den Glauben.

Michael Schneider-Flagmeyer, Vorsitzender der "Aktionsgemeinschaft katholischer Laien und Priester in der Diözese Trier e.V." weiß noch Genaueres über Herrn Ring-Eifel zu berichten; wenig Erbauliches allerdings. In seiner Replik auf zwei Beiträge Ring-Eifels - dem oben genannten und einem Beitrag in der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt", Ausgabe 9/2013 - schreibt M. Schneider-Flagmeyer unter anderem:
Hier halluziniert ganz unüberhörbar der Neid des kirchenamtlichen Nachrichtenchefs, der nicht wahrhaben will, dass seine Mainstreammedien kirchlicher Art der großen Anzahl der Katholiken völlig egal ist, während die “papsttreue katholische Publizistik” einen festen und stetig wachsenden Leserstamm hat, der diese Medien auch im Internet lesen kann, aber der natürlich nicht die Mehrheit der Katholiken repräsentiert. Auch will er glauben machen, dass die deutschen Bischöfe bis auf ganz wenige Ausnahmen die “papsttreue katholische Publizistik” ignorieren. So ganz auf dem Laufenden ist Ring-Eifel hier eher nicht. (mehr)
Schade, Herr Ring-Eifel, aber guter Stil war das nicht gerade. Es ist nicht zu befürchten, dass der Amtsverzicht Benedikt XVI. Auswirkungen auf die papsttreue katholische Publizistik hat. Und auch wenn genannte Katholiken (in Ihrem Jargon) Papstfans sind - Ihr Glaube steht und fällt nicht mit diesem einen Pontifex, sondern hat seinen Urgrund in Jesus Christus, der allein Weg, Wahrheit und Leben ist: gestern, heute und in Ewigkeit.


(1)  Lumen gentium 23
(2)  Bischof Walter Mixa

Was es sonst noch dazu zu sagen gibt:


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