Posts mit dem Label Papst werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Papst werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 25. Mai 2025

Gebet für den Papst

 

Jesus, höchstes und unsichtbares Oberhaupt der Kirche! Du hast den Heiligen Vater, den Papst, zu deinem sichtbaren Stellvertreter auf Erden erwählt. Auch ihm gelten deine Worte: "Du bist der Fels, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Alles, was du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst wird auch im Himmel gelöst sein."

Unvergleichlich groß ist die Würde und Macht, die du in seine Hände gelegt hast; doch heftig und vielfältig sind auch die Nachstellungen, die der Feind alles Guten der Kirche und ihrem Oberhaupte bereitet.

Darum bitten wir dich, ewiger Hoherpriester, für unseren Heiligen Vater. Bewahre und beschirme ihn in allen Gefahren und lass ihn nicht in die Hände seiner Feinde fallen. Erleuchte ihn durch das Licht deines Heiligen Geistes und stärke ihn durch den Beistand deiner Gnade, damit er deine Kirche in Weisheit, Gerechtigkeit und Kraft regiere und die Herde, die du ihm anvertraut hast, zum ewigen Leben führe. Amen.


entnommen aus dem Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Münster; Verlag Aschendorf, Münster i. W.; AD 1939, S.388


+      +      +

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Papst Franziskus wird heute 78!

Herzlich gratuliere ich Papst Franziskus zu seinem heutigen 78. Geburtstag. Möge Gott, der Herr, ihn segnen und der Heilige Geist ihn erleuchten, damit er im neuen Lebensjahr, das ihn, schon jetzt absehbar, vor viele wichtige Entscheidungen stellen wird, den Willen Gottes erkennen möge und ihm die Fähigkeit verliehen werde, stets gemäß dem Willen Gottes und zum Heil der Kirche und der Seelen zu wirken:
Gebet für den Papst

Jesus, höchstes und unsichtbares Oberhaupt der Kirche! Du hast den Heiligen Vater, den Papst, zu deinem sichtbaren Stellvertreter auf Erden erwählt. Auch ihm gelten deine Worte: "Du bist der Fels, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Alles, was du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst wird auch im Himmel gelöst sein."

Unvergleichlich groß ist die Würde und Macht, die du in seine Hände gelegt hast; doch heftig und vielfältig sind auch die Nachstellungen, die der Feind alles Guten der Kirche und ihrem Oberhaupte bereitet.

Darum bitten wir dich, ewiger Hoherpriester, für unseren Heiligen Vater. Bewahre und beschirme ihn in allen Gefahren und lass ihn nicht in die Hände seiner Feinde fallen. Erleuchte ihn durch das Licht deines Heiligen Geistes und stärke ihn durch den Beistand deiner Gnade, damit er deine Kirche in Weisheit, Gerechtigkeit und Kraft regiere und die Herde, die du ihm anvertraut hast, zum ewigen Leben führe. Amen.


entnommen aus dem Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Münster; Verlag Aschendorf, Münster i. W.; AD 1939, S.388



+      +      +

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Worte der Päpste zum Rosenkranzgebet (3) - Johannes Paul II.

Zum Rosenkranz-Monat Oktober

Papst Johannes Paul II.


Der Rosenkranz der Jungfrau Maria (Rosarium Virginis Mariae), der sich allmählich im zweiten Jahrtausend unter dem Wehen des Geistes Gottes entwickelt hat, ist ein durch das Lehramt empfohlenes beliebtes Gebet vieler Heiliger. In seiner Schlichtheit und Tiefe bleibt der Rosenkranz auch in dem soeben begonnenen dritten Jahrtausend ein Gebet von großer Bedeutung und ist dazu bestimmt, Früchte der Heiligkeit hervorzubringen.
 
Dieses Gebet reiht sich gut ein in den geistigen Weg des Christentums, das nach zweitausend Jahren nichts von der Frische des Ursprungs verloren hat und das sich durch den Geist Gottes gedrängt fühlt, "hinauszufahren" ("duc in altum!"), um der Welt wieder und wieder Christus zuzurufen, noch mehr ihn "hinauszurufen": Christus, als den Herrn und Erlöser, als "den Weg, die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6), als "das Ziel der menschlichen Geschichte, der Punkt, auf den hin alle Bestrebungen der Geschichte und Kultur konvergieren". (1)

Tatsächlich ist der Rosenkranz, wenn auch von seinem marianischen Erscheinungsbild her charakterisiert, ein zutiefst christologisches Gebet. In der Nüchternheit seiner Teile vereinigt er in sich die Tiefe der ganzen Frohen Botschaft, für die er gleichsam eine Kurzfassung (2) ist. In ihm erklingt das Gebet Marias, ihr unaufhörliches Magnificat durch das Werk der erlösenden Menschwerdung, die in ihrem jungfräulichen Schoß ihren Anfang nahm.

Mit dem Rosenkranz geht das christliche Volk in die Schule Mariens, um sich in die Betrachtung der Schönheit des Antlitzes Christi und in die Erfahrung der Tiefe seiner Liebe einführen zu lassen. In der Betrachtung der Rosenkranzgeheimnisse schöpft der Gläubige Gnade in Fülle, die er gleichsam aus den Händen der Mutter des Erlösers selbst erhält.


(1) Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes, 45.
(2) Paul VI., Marialis cultus (2. Februar 1974) 42: AAS 66 (1974), 153; vgl. OR dt., Nr. 20 (1974), 8.



Ebd. (unter Nr. 41 und 42)

Eine Familie, die vereint betet, bleibt eins. Seit altersher wird der Rosenkranz in besonderer Weise als Gebet gepflegt, zu dem sich die Familie versammelt. Indem die einzelnen Familienmitglieder ihren Blick auf Jesus richten, werden sie befähigt, sich stets aufs Neue in die Augen zu schauen, miteinander zu sprechen, füreinander einzustehen, sich gegenseitig zu vergeben und in einem durch den Heiligen Geist belebten Liebesbündnis wieder neu zu beginnen. (...)

Die Familie, die zusammen den Rosenkranz betet, gibt ein wenig das Klima des Heimes von Nazareth wieder: sie stellt Jesus in den Mittelpunkt, sie teilt mit ihm Freud und Schmerz, sie legt Bedürfnisse und Vorhaben in seine Hände, von ihm schöpft sie Hoffnung und Kraft für den Lebensweg. (...)

Das Rosenkranzgebet für die Kinder, und noch wichtiger mit den Kindern, – wobei sie vom zartesten Alter an zu dieser täglichen Atempause des ,"betenden Innehaltens" in der Familie erzogen werden – ist sicher nicht die Patentlösung für jedes Problem, aber es ist eine geistliche Hilfe, die nicht unterschätzt werden darf.


am 16. 10.2002 bei der Generalaudienz

Gibt es für die anspruchsvolle, aber außerordentlich wertvolle Aufgabe, das Antlitz Christi mit Maria zu betrachten, vielleicht ein besseres Mittel als das Rosenkranzgebet? Wir müssen die tiefe Mystik wiederentdecken, die in der Einfachheit dieses in der Volksfrömmigkeit so beliebten Gebets enthalten ist.

Dieses Mariengebet ist in der Tat seiner Struktur nach vor allem eine Betrachtung der Geheimnisse des Lebens und des Werkes Christi. Indem wir das "Gegrüßet seist du Maria" wiederholen, können wir die wesentlichen Ereignisse der Sendung des Gottessohnes auf Erden, die uns vom Evangelium und von der Tradition überliefert wurden, eingehend betrachten.



am 21.02.2003

Allen möchte ich empfehlen, das Gebet des heiligen Rosenkranzes auf persönlicher und gemeinschaftlicher Ebene zu verstärken, um vom Herrn die Gnaden zu erlangen, derer die Kirche und die Menschheit ganz besonders bedürfen. Ich lade wirklich alle ein: die Kinder und Erwachsenen, die Jungen und die Alten, die Familien, die Pfarrgemeinden und die Ordensgemeinschaften.

Unter den vielen Anliegen möchte ich auf das des Friedens hinweisen. Der Krieg und die Ungerechtigkeiten haben ihre Wurzel im geteilten Herzen. »Wer das Christusgeheimnis verinnerlicht, und genau darauf zielt der Rosenkranz ab, eignet sich das Geheimnis des Friedens an und macht es zu seinem Lebensentwurf« (Rosarium Virginis Mariae, 40).

Wenn der Rosenkranz unseren Lebensrhythmus bestimmt, wird er zu einem bevorzugten Mittel, das in den Herzen der Menschen, in den Familien und unter den Völkern Frieden schafft. Mit Maria können wir von Jesus, dem Sohn, alles erlangen. Von Maria gestützt, werden wir nicht zögern, uns hochherzig für eine umfassende Verkündigung des Evangeliums bis an die Enden der Erde zu widmen.




Im Apostolischen Schreiben Rosarium Virginis Mariae habe ich erklärt, warum der Rosenkranz seiner Natur nach ein auf den Frieden ausgerichtetes Gebet ist – und zwar nicht nur weil wir, von der Fürsprache Marias unterstützt, inständig um ihn bitten, sondern auch weil wir durch ihn zusammen mit dem Geheimnis Jesu auch seinen Friedensplan in uns aufnehmen.

Durch den ruhigen Rhythmus bei der Wiederholung des "Ave Maria" schenkt der Rosenkranz unserer Seele Frieden und öffnet sie zugleich der heilbringenden Gnade.



Weiteres zum Thema "Rosenkranz":


    Donnerstag, 13. März 2014

    Papst Franziskus: "Betet für mich!"

    Heute jährt sich zum ersten Mal der Tag, an dem der Kardinal von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio, zum Papst gewählt wurde. Die Twitter-Botschaft von Papst Franziskus zum heutigen Tag:


    Gebete für den Heiligen Vater:

    Gott, Du Hirt und Lenker aller Gläubigen, schau gnädig herab auf Deinen Diener Franziskus, den Du zum Hirten Deiner Herde bestellt hast; lass ihn, wir bitten Dich, durch Wort und Beispiel die, denen er vorsteht, fördern, auf dass er mit der ihm anvertrauten Herde zum ewigen Leben gelange. Durch unsern Herrn Jesus Christus, Deinen Sohn, der mit Dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen 
    (aus dem Schott-Volksmessbuch S. [113f])


    Zur Gottesmutter Maria:

    Zu dir nehme ich meine Zuflucht, Maria.
    Dir bringe ich mein Gebet dar, für die Kirche, die süße Braut deines vielgeliebten Sohnes und für seinen Stellvertreter auf Erden. Wende ihm das nötige Licht zu, um mit Klugheit die wirksamste Art und Weise für die Erneuerung der heiligen Kirche zu erkennen. Lass auch sein Volk mit ihm vereint bleiben und im Herzen mit ihm übereinstimmen, damit es sich niemals gegen sein Oberhaupt auflehnt! Mir scheint, ewiger Gott, dass du aus ihm einen Amboss gemacht hast, auf den jeder mit Wort und Tat, soweit er nur kann, einhämmert...


    Hl. Georg, bitte für ihn!
    Hl. Maria, Mutter Gottes, bitte für ihn!
    Hl. Franziskus von Assisi, bitte für ihn!

     
    Ein Jahr Papst Franziskus:

     
    +      +      +

    Freitag, 20. Dezember 2013

    Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 17: Die Theologieprofessoren (2)

    Prof. Dr. Georg May


    Die andere Hierarchie

    Teil 17


    Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997



    II.  Die Ursurpation des Ersatzlehramtes

     1.  Ansprüche und Forderungen

    Neben und über dem autorisierten Lehramt der Bischöfe hat sich nun seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil das unautorisierte Lehramt der progressistischen Theologen etabliert.

    Es beansprucht nicht weniger, als die Inhalte der Glaubens- und Sittenlehre, aber auch der kirchlichen Disziplin zu erheben, und es erwartet von den Bischöfen, dass sie seinen Vorgaben folgen. Es will nicht etwa bloß den Trägern des Lehramtes einen technischen Dienst erweisen, es will vielmehr bestimmen, was sie zu lehren haben. Die Anmaßung dieser Leute geht so weit, dass sie erwarten, Papst und Bischöfe würden sich von ihnen sagen lassen, wie die Person Jesu, seine Reden und Taten, sein Tod und seine Auferstehung zu verstehen seien. Nicht die Schrift, nicht die Tradition, nicht das Lehramt soll bestimmen, was zu glauben ist, sondern was das Theologenkartell von der Schrift noch übrig lässt.

    Sie rufen nach Freiheit der Wissenschaft, verwechseln aber diese mit dem Recht auf unkirchliche Agitation. Die Aufforderung an das Lehramt, seine Entscheidungen "in argumentativer Weise" vorzutragen und auf "die Macht der Wahrheit und die Kraft der Argumente" zu vertrauen (3), läuft ins Leere. Denn einmal wird jedem Argument, welches das Lehramt vorbringt, ein Gegenargument entgegengestellt, und selbstverständlich finden die aufsässigen Theologen ihre Argumente stichhaltiger als die Argumente des Lehramtes.

    Sodann ist es mit der "Macht der Wahrheit" in einem Bereich, welche der Empirie und dem Experiment entzogen ist, nicht weit her. Die Behauptung, dass sich die Wahrheit des Glaubens aus eigener Kraft, ohne administrative Maßnahmen, durchsetzt, ist erwiesenermaßen falsch. Der Irrtum auf Erden ist unbesiegbar. Denn die Mehrheit der Menschen zieht den bequemen Irrtum der harten Wahrheit vor. Es trifft auch nicht zu, dass sich die theologische Wissenschaft selbst korrigiert. Vielmehr tritt ohne das Regulativ des Lehramtes eine falsche Meinung neben die andere.


    2.  Verteilung von Gunstbezeugungen

    Die Inhaber des Ersatzlehramtes verteilen ihre Gunst je nach dem Verhalten der Träger des Lehramtes. Die Bischöfe können auf Nachsicht rechnen, auch wenn sie sich noch so deutlich als ihrem Amt nicht gewachsen darstellen, solange sie den Vorgaben des theologischen Establishements von München bis Münster folgen.

    Diese Theologen vergelten den Bischöfen die Venachlässigung ihrer Pflichten, Aufsicht zu üben und den Glauben zu schützen, mit der Verleihung des Titels eines Ehrendoktors der Theologie. Ich verweise auf die Herren Lettmann in Münster und Wetter in München. Die Träger des Lehramtes stoßen dagegen sogleich auf unerbittliche Kritik, wenn sie dem Ersatzlehramt nicht folgen. Erst recht gerät der Papst in dessen Feuer, wenn er unbequeme Wahrheiten verkündet oder lästige Forderungen erhebt. 

    In Deutschland besteht beispielsweise eine regelrechte Ablehnungsfront gegen die verbindliche Lehre von der geschlechtlichen Sittlichkeit. Das Ersatzlehramt hat sich gegen das Lehramt durchgesetzt (4) (Anm.: siehe dazu z. B. auch die Theologenantwort zur Forderung einer "neuen Sexualmoral der Kirche" vom Advent (18.12.) 2013).

    Die Träger des Ersatzlehramtes wissen, dass sie unangreifbar sind, sobald sie in Massen auftreten. So bedienen sie sich der Zusammenschlüsse und der Unterschriftenaktionen, um den Trägern des Lehramtes vor Augen zu führen, was sie zu lehren haben. Von 1965 bis 1993 gab es wenigstens 37 öffentliche Erklärungen katholischer Theologen (5). In fast allen wurde gegen die Ordnung der Kirche oder gegen Maßnahmen der kirchlichen Autorität Protest erhoben.

    Ein Skandal ersten Ranges war die sogenannte Kölner Erklärung von 163 aufständischen Theologen im Jahre 1988 (6). Hier wurde der Öffentlichkeit einmal durch die Masse der Namen vorgeführt, wohin es mit der katholischen Theologie in Deutschland gekommen ist. Eine angemessene Reaktion auf dieses unerhörte Papier seitens der katholischen Hierarchie erfolgte nicht. (Anm.: Ein weiteres Beispiel ist das Theologen-Memorandum aus dem Jahre 2011, unterzeichnet von 311 Theologieprofessoren und -professorinnen - davon 240 aus dem deutschsprachigen Raum -, dem ebenfalls von bischöflicher Seite keine Konsequenzen folgten; im Gegenteil fanden einige der deutschen Bischöfe in den lehramtswidrigen Forderungen einen legitimen "Dialogbeitrag".)

    Die Fortsetzung der Kölner Erklärung mit anderen Mitteln war die Gründung der Europäischen Gesellschaft für katholische Theologie. Ihre Mitglieder können jederzeit zu ähnlichen Erklärungen aufgerufen werden. Gesellschaften für katholische Theologie aus mehreren Kontinenten schlossen sich zu einem internationalen Netzwerk zusammen (7). Der etwa fällig werdende nächste Protest kann dank dieser Vernetzung unschwer die ganze Erde erfassen.


    (1)  Fuchs, Zwischen Wahrhaftigkeit und Macht 183
    (2)  Norbert Greinacher, Kirchliches Lehramt und Theologen: Theologische Quartalschrift 160, 1980, 139
    (3)  Kern, Die Theologie und das Lehramt 235
    (4)  May, Der Glaube der nachkonziliaren Kirche 201-203
    (5)  Norbert Greinacher, Cui bono? Über Vergeblichkeit und Nutzen öffentlicher Erklärungen von Theologinnen und Theologen, in: Häring, Kuschel, Hans Küng 129-160, hier 136-153
    (6)  May, Gefahren, die der Kirche drohen 45-48
    (7)  Herder-Korrespondenz 50, 1996,486





    Weiteres zum Thema "Theologie vs Lehramt der Kirche":


    +      +      +

    Mittwoch, 18. Dezember 2013

    Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 15: Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (2)

    Prof. Dr. Georg May

    Die andere Hierarchie

    Teil 15


    Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997

     
    IV.  Kollusion mit Lehmann

    Solange die deutschen Bischöfe liberale Positionen vertreten, betätigt sich das Zentralkomitee als ihr eifriger Parteigänger. Wenn es wittert, dass sie Stellung gegen Rom beziehen könnten, ist es sogleich eilfertig zur Stelle, um ihnen Schützenhilfe zu leisten.

    So stellte sich das Zentralkomitee mit großer Mehrheit hinter den fatalen Hirtenbrief der oberrheinischen Bischöfe, wollte also auch in schwerer Sünde hartnäckig und reuelos Verweilende zum Empfang der heiligen Kommunion zugelassen wissen, und wandte sich damit gegen den Papst und die Lehre der Kirche (16) .

    Dem Stellvertreter Christi auf Erden machte das Zentralkomitee klar, dass ein Zurück hinter die Königsteiner Erklärung für die deutschen Katholiken undenkbar sei. (17). Damit wurde die verbindliche kirchliche Lehre vom sittlich Bösen in einem bestimmten Punkt außer Kraft gesetzt.

    Das Zentralkomitee sprach sich für Abendmahlsgemeinschaft mit Personen aus, die weder zur katholischen Kirche gehören noch den Glauben der Kirche an das eucharistische Opfersakrament teilen (18). Es legt sich die Frage nahe, wie es um den Eucharistieglauben derer steht, die eine solche Forderung erheben.

    Eines aber ist deutlich erkennbar: Hier spricht das oberste Organ der anderen Hierarchie in Deutschland im Gegensatz zu dem Glauben, den die gottgesetzte Hierarchie verkündigt. Das Zentralkomitee ist in hohem Grade dafür mitverantwortlich, dass die katholischen Frauen gegen Lehre und Ordnung der Kirche aufgebracht wurden (19).

    Gewöhnlich bezieht der radikale Laienkatholizismus seine Munition aus klerikalen Fabriken. Man erinnere sich, dass das ominöse Dialogpapier des Zentralkomitees aus einer Kommission hervorging, in welcher der Augsburger Pastoraltheologe Hanspeter Heinz des Vorsitz hatte (20).

    Immer wieder driften die Stellungnahmen des kirchlichen Lehramtes und des Zentralkomitees auseinander. Was die Hierarchie göttlichen Rechts verkündet, das verwirft die angemaßte Hierarchie menschlichen Rechtes. Doch gibt es Mitglieder der Hierarchie, denen gewisse Erklärungen der anderen Hierarchie sehr gelegen kommen.

    Meisterlich bediente sich Bischof Lehmann des Zentralkomitees in seinem Streit mit dem Apostolischen Stuhl wegen des Verbleibens  in der Abtreibungsberatung (21). Da fungierte diese famose Versammlung als Lautverstärker für den liberalen Lehmannkurs. Ein aufmerksamer Christ schrieb in Bezug auf die Erteilung von Beratungsscheinen, "dass sich die Bischöfe nur allzu gerne ihre eigene Überzeugung durch die Laiengremien bestätigen lassen, um dadurch um so wirksamer das Lehramt der Kirche in Frage zu stellen" (22).

    Welcher Konformismus im Zentralkomitee besteht, ist aus der Tatsache zu erkennen, dass seine Mitglieder den Beschluss, in der staatlichen Abtreibungsberatung zu bleiben, einstimmig fassten. Drohend kündete der Generalsekretär des Zentralkomitees, Kronenberg, den unter Berufung auf das Gewissen erfolgenden Ungehorsam an. Der neue Präsident (Anm.: Prof. Hans Joachim Meyer) wandte sich deswegen warnend an den Heiligen Stuhl (23). Zu dem Fall Kronenberg schrieb eine Dame: "Welch eine Arroganz! Keine Loyalität, keine Treue zu Rom.., sondern ein Feldherrngefühl mit erhobener Fahne: Hier spricht das Zentralkomitee für die Bischöfe und für die deutschen Katholiken" (24).

    Herr Kronenberg, Herr Meyer! Ein Bischof, der dem Apostolischen Stuhl in einer Frage der Sittlichkeit nicht folgen kann, hat die Pflicht zurückzutreten. Wir warten schon lange auf solche Rücktritte. Da hilft keine Berufung auf die Verantwortung gegenüber seiner Diözese. Diese Verantwortung kann und darf er nicht entgegen der Verantwortung des für die gesamte Kirche verantwortlichen Oberhauptes ausüben. Wenn er sie nicht mit ihm zusammen ausüben will, gegen ihn darf er sie nicht ausüben.

    Das Zentralkomitee folgt der deutschen Bischofkonferenz, solange sich diese in liberale Richtung bewegt. Es versagt ihr die Gefolgschaft, wenn sie unbequeme Lehren und Positionen einschärft. Gelegentlich geht es weiter, als die deutschen Bischöfe im Augenblick zu gehen bereit sind.

    Am 18. November 1994 fasste das Zentralkomitee mit großer Mehrheit den Beschluss, der Papst solle die Verbindung von Ehelosigkeit und Priestertum neu bedenken und die Weihe Verheirateter ermöglichen (25). Das heißt nicht mehr und nicht weniger als: der Papst solle das Gesetz des Zölibats aufheben. Die Behauptung des Zentralkomitees, es stehe nicht die Abschaffung des Zölibats in Rede, ist lächerlich. Wer hier Ausnahmen anstrebt, bringt das ganze Gesetz, das eben für jeden Priester den Zölibat vorschreibt, zu Fall. Wieder klappte das Zusammenspiel von Zentralkomitee und Vorsitzendem der Bischofskonferenz. Lehmann machte sich zum Boten dieses Gremiums und überbrachte dem Papst dessen Wunsch nach Beseitigung des Zölibats (26).

    Doch nicht alle Bischöfe Deutschlands sind auf der Linie Lehmanns. Auf ihr Verlangen hin musste der Vorsitzende ein Papier verfassen lassen, welches das Komitee in seine Schranken verwies. Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz brachte sein Bedauern über die Erklärung des Zentralkomitees zum Ausdruck und warf ihm mit Recht vor, es wecke bei den Gemeinden falsche Erwartungen und verunsichere Priester und Seminaristen (27). Das war etwas, aber nicht viel. Zu ernstem Vorgehen gegen die Eskapaden des Zentralkomitees reicht es bei den deutschen Bischöfen nicht. Ganz richtig wurde "die liebenswürdige, geduldige, ja bisweilen weiche Haltung" der Bischöfe "gegenüber den Kapriolen des Zentralkomitees" gerügt (28).

    Kardinal Meisner hielt dem Zentralkomitee richtig vor, in der Zölibatsfrage sei zur Zeit "nicht so sehr die Diskussion fällig, als vielmehr Bekehrung, Bekehrung zum Himmelreich und seiner Gerechtigkeit, und alles andere, auch zölibatäre Priesterberufungen, werden uns dazugegeben werden" (29) (Anm.: vgl. auch hier). Das Zentralkomitee zeigte sich davon unberührt. Es bekehrte sich nicht, sondern beharrte bei seinem Kurs. Kaum war der neue Präsident des Zentralkomitees, Hans Joachim Meyer, in seine Position eingerückt, startete er die erste Attacke gegen den Zölibat. Meyer forderte auch, möglichst bald Frauen zu Diakonen zu weihen. Auf diesen ersten Schritt müsse die Priesterweihe von Frauen folgen (30).


    V.  Auflösung

    Wenn das Zentralkomitee überhaupt einen Sinn haben soll, dann kann er nur darin bestehen, den Glauben in die Gesellschaft zu tragen. Seine Aufgabe ist es nicht, die Lehre der Kirche zu formulieren, sondern ihr in der Öffentlichkeit seine Stimme zu verleihen.

    Das Gremium hat nicht Lehrdokumente zu verfassen, sondern die von der kirchlichen Autorität verbindlich vorgelegten Lehrdokumente in die Praxis umzusetzen. Es wäre die Aufgabe des Zentralkomitees, katholische Grundsätze in der Öffentlichkeit zu vertreten und zu verteidigen. Auf dem Boden von Lehre und Ordnung der Kirche hätte es seine Stimme in der Gesellschaft zu erheben. Aber das geschieht nicht. Das Zentralkomitee sollte die Einheit des Geistes unter den deutschen Katholiken zu bewahren suchen. Doch dazu ist es nicht gewillt. Zum Vorbereitungskomitee des sogenannten Katholikentages 1998 gehören die Initiative "Kirche von unten" und die Initiative "Wir sind Kirche", also zwei subversive Bewegungen (31).

    Frau Nelly Friedrichs, die erste Vorsitzende des Vereins katholischer deutscher Lehrerinnen, schrieb in Bezug auf das Zentralkomitee: "Kirchenkritik und antirömische Affekte helfen weder der Kirche noch den Menschen, ebensowenig wie populistisch begründete Pseudoreformen" (32).

    Insgesamt muss man feststellen: Das Zentralkomitee stiftet mehr Schaden als Nutzen. An eine Reform dieses Gremiums zum Besseren glaube ich nicht. Es sollte sich selbst auflösen.


    VI.  Die Verbände

    Zu der anderen Hierarchie gehören auch die Vorsitzenden von Verbänden, die sich katholisch nennen. Bei manchen von ihnen sind dieserhalb Zweifel angebracht. Auch sie nehmen lehramtliche Kompetenz in Anspruch.

    Se fordern mehr Demokratie in der Kirche (33). Sie erheben den Anspruch, Künder einer veränerten Moral, vor allem auf sexuellem Gebiet zu sein (34). Das "Kirchepolitische Positionspapier des BDKJ der Diözese Mainz" forderte: "Keine Ge- und Verbote mehr bezüglich Verhütung, vorehelichem Geschlechtsverkehr, Selbstbefriedigung, Homosexualität" (35). Hier wird nicht weniger als der Umsturz der göttlich sanktionierten Sittenlehre verlangt. (Anm.:Aktuell s. Stellungnahme des ZdK vom 16.12.2013)

    Der BDKJ veranstaltete auch eine Unterschriftenaktion gegen die Lehre und Ordnung der Kirche, wonach die Priesterweihe den Männern vorbehalten ist und bleiben muss. Die Reaktion von Bischof Lehmann gegen diesen Akt offener Rebellion war wie immer schwach und unangemessen (36).

    Die Delegierten der Hauptversammlung der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands warnten vor dem Ausstieg der Kirche aus dem staatlichen Beratungssystem (37). Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands weiß besser als der Papst, wie man - in Bezug auf die Schwangerenberatung - den Verlust an Glaubwürdigkeit" der Kirche aufhalten kann (38).

    Es ist offenkundig: Die andere Hierarchie ist voll in Aktion. Ihre unaufhörlichen Unternehmungen erreichen das letzte Dorf und treten in Konkurrenz zu Lehre und Weisung der legitimen Hierarchie, deren Stimme häufig nur schwach und undeutlich zu vernehmen ist.


    (16)  Materialdienst 46, 1995, 22
    (17)  Herder-Korrespondenz 49,1995, 590
    (18)  Deutsche Tagespost Nr. 10 vom 21. Januar 1997 S. 4; Der Fels 28, 1997, 229f
    (19)  Vgl. die entsprechenden Passagen aus dem Papier "Dialog statt Dialogverweigerung" (Herder-Korrespondenz 46, 1992, 499)
    (20)  Herder-Korrespondenz 46, 1992, 497
    (21)  FAZ Nr. 120 vom 27. Mai 1997 S. 8
    (22)  Deutsche Tagespost Nr. 52/53 vom 29. April 1997 S. 13
    (23)  Allgemeine Zeitung (Mainz) Nr. 132 vom 11. Juni 1997 S.2
    (24)  Deutsche Tagespost Nr. 66 vom 31. Mai 1997 S. 5
    (25)  Materialdienst 46, 1995, 21
    (26)  Allgemeine Zeitung (Mainz) Nr. 276 vom 27. November 1995 S. 2
    (27)  Pfarramtsblatt 68, 1995, 39; Materialdienst 46, 1995, 22
    (28)  Deutsche Tagespost Nr.
    (29)  Deutsche Tagespost Nr.
    (30)  FAZ Nr. 172 vom 28. Juli 1997 S.5
    (31)  Der Fels 28, 1997, 230
    (32)  Der Fels 27, 1996, 57
    (33)  Glaube und Leben vom 28. April 1996 S. 2; Deutsche Tagespost Nr. 48 vom 20 April 1996 S. 15; Nr 84 vom 15. Juli 1995 S. 15
    (34)  Sex-Splitter, Würzburg 1996. Vgl. Deutsche Tagespost Nr. 24 vom 24. Februar 1996 S.4
    (35)  Freundeskreis Maria Goretti Information 48, 1992, 40
    (36)  Materialdienst 46, 1995, 22f
    (37)  Deutsche Tagespost Nr. 66 vom 31. Mai 1997 S.9
    (38)  Deutsche Tagespost Nr. 68 vom 5. Juni 1997 S.9




    Übersicht: Zu den bisher erschienenen Fortsetzungen
     

    Freitag, 13. Dezember 2013

    Gebet für den Papst und die Nächsten

    Fortsetzung (Teil 4) des Gebetes der hl. Katharina von Siena zum Geheimnis der Menschwerdung Gottes (Mariä Verkündigung):


    Zu dir nehme ich meine Zuflucht, Maria.
     
    Dir bringe ich mein Gebet für die süße Braut deines vielgeliebten Sohnes und für seinen Stellvertreter auf Erden dar. Wende ihm das nötige Licht zu, um mit Klugheit die wirksamste Art und Weise für die Erneuerung der heiligen Kirche zu erkennen. Lass auch sein Volk mit ihm vereint bleiben und im Herzen mit ihm übereinstimmen, damit es sich niemals gegen sein Oberhaupt auflehnt! Mir scheint, ewiger Gott, dass du aus ihm einen Amboss gemacht hast, auf den jeder mit Wort und Tat, soweit er nur kann, einhämmert.

    Weiter bitte ich dich für jene, für die ich besondere Vorliebe hege, und die du mir nach meinem Verlangen anvertraut hast. Entflamme ihr Herz und lasse seine Glut nicht erkalten, sondern entzünde und durchglühe es in der Liebe zu dir und zum Nächsten! Mögen sie so zur Zeit der Prüfung wohl versehen sein für sich und andere!

    Ich bitte dich für die, die du mir gegeben hast, obwohl ich sie niemals zum Guten, sondern nur zum Bösen führte. Anstatt für sie ein Spiegel aller Tugenden zu sein, habe ich ihnen das Beispiel grenzenloser Nachlässigkeit gegeben. Doch heute bitte ich kühn; denn es ist der Tag der Gnade. Ich weiß, o Maria, dass dir nichts verweigert werden kann. O Maria, heute hat dein Erdreich für uns den Heiland hervorsprießen lassen.

    Gesündigt habe  ich, o Herr; erbarme dich meiner!

    Süßeste unaussprechliche Liebe! O Maria, du bist gebenedeit unter allen Weibern für alle Zeit. Heute hast du uns von deinem Besten gegeben. Heute hat sich die Gottheit mit unserer Menschheit vereint und einverleibt, und so innig, dass weder der Tod noch unsere Undankbarkeit sie künftig trennen kann.

    Immer blieb die Gottheit vereint, im Grabe mit dem Leibe Christi und in der Unterwelt mit seiner Seele und zugleich mit Leib und Seele im auferstandenen Christus. So eng und innig ist diese Vereinigung, dass, selbst wenn sie niemals unterbrochen wäre, sie ewig unauflöslich bliebe. So geschehe es!


    aus: Katharina von Siena - Gebete; Übertragen und eingeleitet von P. Dr. Joseph Maria Scheller O.P.; Albertus-Magnus Verlag Vechta i.O.; AD 1936, S. 153ff, Von Mariä Verkündigung (s. Quellen)


    Teil 1, Teil 2 und Teil 3 des Gebetes



    Donnerstag, 14. November 2013

    Prof. G. May: Die andere Hierarchie - Teil 10: Der Ungehorsam gegenüber dem Vicarius Christi

    Prof. Dr. Georg May
     

    Die andere Hierarchie

    Teil 10


    Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997




    VI.  Der Ungehorsam gegenüber dem Vicarius Christi

    Die Ergebenheit mancher deutscher Bischöfe gegenüber dem Nachfolger Petri ist nicht über jeden Zweifel erhaben. Es liegt zuviel Tun und Unterlassen vor, das diesen Zweifel nährt.

    Ich erinnere an die schwache Reaktion auf die sogenannte Kölner Erklärung (37). Keinem Unterzeichner dieses unerhörten Papiers wurde auch nur ein Haar gekrümmt. Ich erinnere an die laue Haltung vieler Oberhirten angesichts des sogenannten Kirchenvolksbegehrens. Es fehlte angeblich nicht an Bischöfen, die erklärten dieses Papier unterschreiben zu können.

    Ich erinnere an die verkehrten Beschlüsse von Königstein und Würzburg (38). Wer mit der verbindlichen Moral der katholischen Kirche so umgeht, wie die deutschen Bischöfe es in Königstein und Würzburg getan haben, der verspielt seine lehramtliche Autorität.

    Ich erinnere schließlich an die Beratungsscheine bei Schwangerschaftsabtreibung. Der Sprecher der deutschen Bischofskonferenz, Rudolf Hammerschmidt, erklärte, er halte es nicht für ausgeschlossen dass einige deutsche Bischöfe sich gegen den Papst stellen könnten, wenn "Rom" einen Ausstieg der Kirche aus dem staatlichen Beratungssystem fordere (39). Hier wurde in drohendem Ton die Rebellion angekündigt, wenn der Stellvertreter Christi etwas anordnen sollte, was gewissen deutschen Bischöfen nicht ins Konzept passt.

    Eine besondere Rolle spielte bei all diesen Vorgängen Bischof Lehmann. Er galt als der "Kissinger" der Würzburger Synode, er verteidigt bis zur Stunde die Königsteiner Erklärung, er ist ein vehementer Anwalt der Schwangerenberatung mit Ausstellung des Beratungsscheines. Als der Mediziner Wilhelm von Eiff, der die kirchliche Lehre von der Empfängnisverhütung unaufhörlich attackiert, 75 Jahre alt wurde, erhielt er von Lehmann ein lobendes Glückwunschschreiben (40). Ich stelle die Frage: Kennt Lehmann die Lehre von den fremden Sünden, deren man sich schuldig macht, wenn man das böse Tun anderer lobt?

    Lehmann empfahl, den Streit um das Priesteramt der Frau "vorerst" ruhen zu lassen (41). Ich frage wiederum: Warum nur "vorerst"? Wann soll es damit weitergehen? Und warum? Ist die Entscheidung nicht längst gefallen? Soll sie also revidiert werden? In Gegenwart von Bischof Lehmann sprach der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch beim Aschermittwoch der Künstler über Gott, der mit der Kirche wenig zu tun habe, sich vielmehr gelegentlich gar über die "Faxen" des Papstes ärgere, deren er allmählich überdrüssig sei (42). Lehmann legte keine Verwahrung ein.

    Alle diese und viele andere Äußerungen und Handlungen zeigen, dass deutsche Bischöfe ihrer Unterstellung unter den Heiligen Vater nicht gerecht werden. Sie mögen sich aber merken: Wenn sie ihre Loyalität gegenüber dem Papst verletzen, entfällt die Loyalität der katholischen Christen ihnen gegenüber.


    (37)  May, Gefahren, die der Kirche drohen 60-68
    (38)  May, Der Glaube in der nachkonziliaren Kirche 204-208
    (39)  KNA 94/Mittwoch, 21. Mai 1997; Deutsche Tagespost Nr. 62 vom 22. Mai 1997 S. 5; Nr. 63 vom 24. Mai 1997 S. 4
    (40)  Deutsche tagespost Nr. 107 vom 5. September 1996 S. 9
    (41)  FAZ Nr. 98 vom 28. April 1997 S. 4
    (42)  Allgemeine Zeitung vom 14. Februar 1997

    (Hervorhebung durch Fettdruck von FW)


    VII.  Einige Fragen

    Ich richte an dieser Stelle folgende Fragen an die deutschen Bischöfe:

    Sie verwenden sich für die Schwachen in der Gesellschaft. Wann treten Sie für die Schawachen in der Kirche ein? Sie fordern zum Schutz der Minderheiten im Volk auf. Wann stellen Sie sich vor die Minderheit in der Kirche, der am klatholischen Glauben noch etwas liegt? Sie öffnen die Kirche für Orthodoxe, Protestanten und Mohammedaner. Wann lassen Sie die dem klassischen römischen Ritus verpflichteten Priester und Gläubigen ungestört den Kult in den Gotteshäusern ausüben?

    Sie stellen Ihre Bildungshäuser und Pfarrzentren Agitatoren gegen Glaube und Ordnung der Kirche zur Verfügung. Wann gewähren Sie denen, die Glaube und Ordnung in der Kirche verteidigen, eine Heimstatt in Ihren Gebäuden? Sie betreiben Gemeinschaft mit Schismatikern und Häretikern unter der Flagge des Ökumenismus. Wann zeigen Sie den Mitgliedern der Priesterbruderschaft St. Pius' X. das gleiche Entgegenkommen? Sie beweisen eine Engelsgeduld mit irrlichternden Theologen. Wann haben Sie Verständnis für jene kritischen Katholiken, welche die Zerstörung des Glaubens durch diese Theologen beklagen? Sie haben Mitgefühl mit Aisdskranken und Homosexuellen.. Wann bringen Sie Verständnis für Anhänger der Verwendung der lateinischen Sprache im Gottesdienst der Kirche? Ein elementares Erfordernis der gerechtigkeit ist die Glaichbehandlung. Wann werden Sie dieses endlich den treuen Gläubigen gewähren, welche die Selbstzerstörung der Kirche nicht mitmachen können?


    Schluss (des §3)

    Durch Tun und Unterlassen haben die deutschen (und andere) Bischöfe in den letzten Jahren fortwährend an Autorität verloren. Ihre Untätigkeit angesichts horrender Missstände, ihre Vernachlässigung des Wesentlichen zugunsten zweitrangiger Dinge und ihre Begünstigung des zerstörerischen Progressismus haben das hierarchische Prinzip in der Kirche verdunkelt. Durch immer weiteres Nachgeben haben sie die zersetzenden Kräfte ermutigt. Die Bischöfe mögen sich eines merken: "Jede Elite, die nicht bereit ist, durch Kampf  ihre Positionen zu verteidigen, befindet sich in voller Dekadenz; es bleibt ihr nichts andders übrig, als ihren Platz einer anderen Elite zu überlassen, welche die ihr fehlenden mannhaften Eigenschaften besitzt" (Vilfredo Pareto). So ist es tatsächlich in der Kirche gekommen.

    Der durch das Versagen der Bischöfe freigewordene Raum ist durch andersartige Kräfte besetzt worden. "Das Fehlen legaler Hierarchien erleichtert den Aufstieg der Skrupellosen" (Gómez Dávila). In unglaublicher Kurzsichtigkeit haben sie jenen Personen Positionen eingeräumt, deren Wirken auf den Umsturz der Kirchenverfassung gerichtet ist. Sie haben die Einrichtungen geschaffen, die unaufhörlich an ihrer Entmachtung arbeiten. Das Versagen der legalen Hierarchie hat den Aufbau der anderen Hierarchie hervorgebracht.



    Fortsetzung folgt in unregelmäßigen Abständen



    Predigten von Prof. Georg May: bitte hier klicken!


    +     +      +

    Freitag, 8. November 2013

    Prof. G. May: Die andere Hierarchie - Teil 7: Die Bischöfe - Rechtliche Stellung

    Prof. Dr. Georg May

    Die andere Hierarchie
    Teil 7

    Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997 


    § 3 Die Bischöfe

    I. Rechtliche Stellung

    1. Die Einzelbischöfe

    Die Bischöfe folgen aufgrund göttlicher Einsetzung durch den Heiligen Geist, der ihnen gegeben ist, den Aposteln nach, um selbst Lehrer des Glaubens, Priester des heiligen Gottesdienstes und Diener in der Leitung zu sein (c. 375 §1). Durch die Bischofsweihe wird die Fülle des Weihesakramentes übertragen (Lumen gentium Nr. 21). Um sie unbehindert ausüben zu können, bedarf der Geweihte der kanonischen Sendung. Er vereinigt in seiner Hand die volle Weihegewalt und eine der Primatialgewalt des Papstes untergeordnete Hirtengewalt.

    Der Bischof ist aufgrund der Weihe und der kanonischen Sendung Haupt einer Ortskirche, der er im Namen und in der Vollmacht Christi als Hirt, Lehrer und Priester vorsteht. Dem Diözesanbischof kommt in der ihm anvertrauten Diözese die ganze ordentliche, eigenberechtigte und unmittelbare Gewalt, deren Vollzug und Umfang jedoch von der höchsten kirchlichen Autorität geregelt werden (Lumen gentium Nr. 27). Die Oberhirtengewalt ist ordentliche Gewalt, weil sie aus dem Bischofsamt fließt, und sie ist unmittelbare Gewalt, weil sie sich ohne rechtliche Bindung an Zwischenglieder auf alle anvertrauten Gläubigen bezieht. Die Oberhirtengewalt des Bischofs ist territorial begrenzt; sie umfasst alle im Gebiet seiner Diözese wohnhaften Gläubigen. Der Bischof ist das sichtbare Haupt der ihm anvertrauten Gläubigen und verbindet sie zur Einheit. Er hat die Glaubens- und Sittenlehre den Gläubigen darzulegen und zu erklären sowie die Unversehrtheit und Einheit der Glaubenslehre mit geeigneten Mitteln zu schützen (c. 386).

    Er leitet die ihm anvertraute Teilkirche mit gesetzgebender, ausführender und richterlicher Gewalt (c. 391 §1); d. h. er ist für die Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung zuständig. Der Bischof hat die Diözese nach außen hin zu vertreten (c. 369); seine Vertretungsmacht teilt er nicht mit anderen. Der Bischof muss die Einheit mit der Gesamtkirche wahren, die gemeinsame Ordnung der ganzen Kirche fördern und auf die Einhaltung aller kirchlichen Gesetze drängen (c. 392 §1). Er hat jedem Missbrauch der kirchlichen Ordnung, vor allem bei der Verkündigung und beim Gottesdienst, zu wehren (c. 392 §2). Der Bischof untersteht in der Ausübung seiner oberhirtlichen Gewalt der Autorität des Papstes; er ist an übergeordnetes Recht gebunden. Zusammenfassend kann man in einem richtigen Sinne sagen: Die katholische Kirche ist eine Bischofskirche.


    2. Das Bischofskollegium

    Die Bischöfe sind untereinander verbunden. Ihre Gesamtheit bildet das Bischofskollegium. Der Papst ist der Nachfolger Petri und das Haupt des Bischofskollegiums (cc. 330 und 331). Das Bischofskollegium folgt dem Apostelkollegium nach (cc. 336 - 341). In das Bischofskollegium tritt man ein kraft der sakramentalen Konsekration und durch die hierarchische Gemeinschaft mit dem Haupt und den Gliedern dieses Kollegiums. Die Zugrehörigkeit zum Bischofskollegium verlangt ein entsprechendes solidarisches Verhalten.


    3. Die Bischofskonferenz

    Die Bischöfe treten heute häufiger als vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der Mehrzahl auf, als Bischofskonferenz. Die Bischofskonferenz ist eine kirchliche Einrichtung, in der die Bischöfe einer Region ihren Hirtenauftrag gemeinsam wahrnehmen. (c. 447). Die Weisen ihres Handelns sind verschieden. Sie dient der Information und der Beratung der in ihr versammelten Bischöfe, aber auch der Koordination und der Abstimmung von Tätigkeiten.

    Die Bischofskonferenz darf verbindliche Beschlüsse nur in den im Recht genannten oder besonders zugewiesenen Fällen fassen. Institutionen neigen dazu, ihr Personal und ihre Aktivitäten auszuweiten. Die Deutsche Bischofskonferenz hat einen beträchtlichen Apparat geschaffen; er beträgt 300 Personen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat als dauernde Organe den Vorsitzenden, den Ständigen Rat, das Sekretariat und 14 Kommissionen. Dazu treten die zweimaligen Vollversammlungen im Jahr.

    An sich wäre es möglich, lediglich die Diözesanbischöfe mit beschließendem Stimmrecht in die Versammlungen der Bischofskonferenz auszustatten. In Deutschland hat man es allen, also auch den Hilfsbischöfen gegeben. Die Zahl der Hilfsbischöfe überschreitet die Zahl der Diözesanbischöfe bei weitem. Die für ihre Diözesen hauptverantwortlichen Oberhirten werden dadurch in die Minderheit gedrängt. Die Kosten der Bischofskonferenz gehen in die Millionen.

    Das letzte Wort über Nutzen und Schaden der Bischofskonferenzen neuen Typs ist noch nicht gesprochen. Auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden die Gefahren, welche die Bischofskonferenzen für den Primat  und für die Verantwortung des Einzelbischofs mit sich bringen, deutlich gesehen. Das Konzil sagt daher vorsichtig, dass die Bischofskonferenzen hilfreich sein "können" (Lumen gentium Nr. 23). Die Bischofskonferenzen neuen Typs haben tasächlich mannigfache Nachteile. Die ständigen Organe der Bischofskonferenz (Vorsitzender, Ständiger Rat, Sekretariat, Kommissionen) bringen einmal die Gefahr mit sich, dass immer mehr Angelegenheiten von ihnen angezogen werden.

    Es ist eine offenkundige Tatsache, dass die Bischofskonferenzen die Verantwortung des Einzelbischofs lähmen und die Flucht in das Kollektiv begünstigen. Der Einzelbischof wagt kaum mehr, selbstverantwortlich zu entscheiden. Denn in der Bischofskonferenz wird er zur Rede gestellt, wenn er einen Alleingang wagt. Ein Bischof muss aber frei und deckungslos handeln. Er darf sich nicht hinter Mehrheitsbeschlüssen verkriechen. Seine Verantwortung ist eine höchst persönliche und kann ihm von niemandem abgenommen werden.

    Für die Richtung, in die Bischofskonferenzen gehen, ist sodann regelmäßig die Einstellung ihres Vorsitzenden entscheidend. Bei ihm laufen die Fäden zusammen, er vermag im Vorfeld der Verhandlungen die Weichen zu stellen. In Deutschland ist offenkundig, dass die Bischöfe in den Versammlungen der Bischofskonferenz auf den progressistischen bzw. liberalen Kurs ihres Vorsitzenden festgelegt werden (Anm.: Vorsitzender der DBK war 1997, also in dem Jahr, in dem diese Schrift herausgegeben wurde (und zwar seit 1987), bis zum Jahr 2008 der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann; aber auch für dessen Nachfolger, Erzbischof Robert Zollitsch von Freiburg dürfte diese Feststellung weiterhin zutreffen).

    Dafür kann ich ein bezeichnendes Beispiel berichten. Als ich den gegenwärtigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz einmal darauf hinwies, dass der frühere Bischof von Essen, Hengsbach, großzügig sei im Erteilen der Erlaubnis, die tridentinische Messe zu feiern, entgegnete er mir: "Der kommt ja auch nicht zur Bischofskonferenz." Diese Äußerung kann nur besagen: Wenn der Essener Bischof öfter zur Bischofskonferenz käme, würde man ihm dort seine Großzügigkeit schon ausgetrieben haben.

    Die Bischofskonferenzen entwickeln sich auch immer mehr zu pressure groups gegen den Apostolischen Stuhl. Mit dem Einzelbischof vermag der Papst leicht fertig zu werden; gegen eine Bischofskonferenz kann er sich immer weniger durchsetzen. Der Widerspruch beginnt da, wo der Papst spricht und deutsche Bischöfe reden. Ich erwähne ein bezeichnendes Beispiel: Der Papst lehrt die ausnahmslose Geltung der sittlichen Normen über die Empfängnisverhütung. Deutsche Bischöfe lehren das Gegenteil (1).

    Unbequeme Entscheidungen werden dagegen von der Bischofskonferenz ab- und dem Heiligen Stuhl zugeschoben. ich erinnere an den Vorbehalt der Priesteweihe an Angehörige des männlichen Geschlechts. Robert Spaemann schreibt richtig: "Allzu oft haben sie (nämlich die Bischöfe) sich durch Rom die Kastanien aus dem Feuer holen lassen, um dann anschließend die wachsende Dominanz der römischen Zentralgwalt zu beklagen" (2).


    4. Die Bestellung der Bischöfe

    In der lateinischen Kirche ist die fast überall übliche Weise der Bischofsbestellung die freie Ernennung durch den Papst. Nur in wenigen Ländern bestehen mehr oder weniger eingeschränkte Wahlrechte (c. 377 §1).

    Seit geraumer Zeit wird nun eine breitere Beteiligung der "Ortskirche" bei der Ernennung von Bischöfen gefordert (3). Dazu sind einige Fragen zu stellen.

    Erstens.
    Wer ist die "Ortskirche", der mehr Rechte bei der Bestellung von Bischöfen eingeräumt werden sollen? Sind das die frommen Gläubigen, die das Bußsakrament regelmäßig empfangen und die Werktagsmesse besuchen, oder sind das die Berufslaien, die sich fortwährend durch Schwadronieren zu Wort melden? Gehören dazu die stillen, treuen Priester, die sich in der Arbeit für das Heil der Seelen verzehren, oder sind darunter die gremienbeflissenen Geschaftlhuber zu verstehen?

    Zweitens.
    Woher wissen die an der Mitsprache Beteiligten, wie ein Bischof nach Gottes Willen aussehen muss? Woran nehmen sie das Maß? Sehen sie ihr Bischofsideal in einem Oberhirten, der unermüdlich sein Bistum durch Wort und Weisung, Gottesdienst und Sakrament zum Vollalter Christi führt, oder suchen sie nach einem progressistischen Manager, der den Menschen nach dem Munde redet, einen antirömischen Affekt besitzt und sich von Teufel und Hölle verabschiedet hat?

    In manchen Diözesen ist die breitere Beteiligung der "Ortskirche" an der Bischofsbestellung bereits ausgeführt. Der Bischof von Graz-Seckau erließ am 4. Februar 1993 sogar eine Ordnung zur Mitwirkung der "Ortskirche" an der Bischofsbestellung (4). Die "Ortskirche" schrumpft in diesem Papier auf die Delegierten des Domkapitels, des Diözesanrates, und des Priesterrates sowie die Dechanten zusammen. Dabei wird in einem zweifachen Vorschlagsverfahren eine doppelte Kandidatenliste erstellt. Dass die Verschwiegenheit, die dabei zu beobachten ist, gehalten wird, ist illusorisch. Der Apostolische Nuntius wird bei Sedisvakanz von den Stimmenzählern über die Namen der drei Meistgenannten unterrichtet. Diese Mitteilung hat eindeutig den Zweck, den Heiligen Stuhl bei der Bestellung des Bischofs zu praeformieren. Man ahnt, welch ein Sturm der Entrüstung durch die Diözese Graz gehen würde, wenn der Heilige Stuhl keinen der drei Meistgenannten zum Bischof befördern würde. Ich erinnere an die Drohungen, die der Innsbrucker Bischof Stecher ausstieß, falls der Heilige Stuhl nicht die Wünsche der "Ortskirche" berücksichtigen sollte.

    Wen werden die befragten Personen für die Besetzung des Bischofsstuhles benennen? Wer bekannt und beliebt ist. Wie wird man bekannt und beliebt? Indem man sich in den liberalen Trend eingliedert. Bekanntsein und Beliebtsein sind kein Maßstab für Qualität. Die "Mitentscheidung der Ortskirche" bei der Ernennung von Bischöfen besagt unter den heutigen Verhältnissen, dass derjenige am meisten Aussicht hat, Bischof zu werden, der den Menschen am besten nach dem Munde redet. Die Personen, die die Masse der Menschen auf dem Bischofsstuhl sehen will, sind in der Regel nicht die Oberhirten, welche die Diözesen brauchen.

    Aus diesen Gründen kann vor einer Verbreiterung der Beteiligung an der Auswahl der Bischöfe nur eindringlich gewarnt werden. Wollte man gar die Gesamtheit der Kirchensteuerzahler entscheiden lassen, wer Bischof einer Diözese werden soll, würde man das entscheidende Kirchenamt der Demagogie überantworten. Der Heilige Stuhl hat bei Bischofsernennungen  nicht selten Fehler gemacht, ist getäuscht worden oder hat dem Druck nachgegeben. Was aber bei der Bestellung von Bischöfen durch maßgebenden Einfluß der sogenannten Ortskirchen herauskommen würde, verhielte sich gegenüber diesen Mängeln wie eine Lungentuberkulose zu einem Schnupfen.


    (1)  Z. B. Freundeskreis Maria Goretti Informationen 42, 1990, 4f
    (2)  Rheinischer Merkur, Nr. 46 vom 17. November 1995 S.26
    (3)  Anton Ziegenaus, Zur Kontroverse: Bischofswahl: Forum Katholische Theologie 13, 1997, 176 - 186
    (4)  Archiv für katholisches Kirchenrecht 162, 1993, 240f


    Fortsetzung folgt in unregelmäßigen Abständen


      +      +      +

        Donnerstag, 7. November 2013

        Prof. G. May: Die andere Hierarchie - Teil 6: Die Lage (2)

        Prof. Dr. Georg May

        Die andere Hierarchie
        Teil 6


        Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


        Fortsetzung: II. Die Lage - 1. Fakten

        Dem Papst steht es zu, Bischöfe zu ernennen bzw. ihre Wahl zu bestätigen (c. 377 §1). Im größten Teil Deutschlands wählen die Domkapitel aus einer Dreierliste, die der Heilige Stuhl vorlegt, den Diözesanbischof. Der Papst hat es also in der Hand, wer auf die Liste kommt. Vorher gehen Vorschläge der deutschen Bischöfe bzw. Domkapitel für angeblich zum Bischofsamt geeignete Personen an den Heiligen Stuhl. Die Auswahl der Bischofskandidaten durch den heiligen Stuhl ist nun nicht über jeden Zweifel erhaben. Es ist bekannt, dass der Heilige Stuhl gegen gewisse Personen, die von deutschen Bischöfen bzw. Domkapiteln als Bischofskandidaten vorgeschlagen wurden, starke Bedenken gehabt hat, dass er sie aber auf wiederholtes Drängen bestimmter Bischöfe zurückstellte und ihrer Bestallung zum Diözesanbischof zustimmte. Die Folgezeit hat gezeigt, wie berechtigt die Bedenken waren.

        In der deutschsprachigen Schweiz haben die Domkapitel noch weitergehende, längst antiquierte und äußerst gefährliche Rechte (17). Dem Heiligen Stuhl bleibt nur die Möglichkeit, den Gewählten zu bestätigen oder abzulehnen. Angesichts der gereizten antirömischen Stimmung und der schismatschen Zuckungen in diesem Land wagt es aber der Papst nicht mehr, einen Kandidaten zu verwerfen. Die Bestätigung der Wahl des Kurt Koch zum Bischof von Basel, der noch im Jahre 1992 eine Lobrede auf Hans Küng hielt, war ein regelrechter Skandal, ein echtes Ärgernis. Wiederum hatte der Heilige Stuhl Drohungen nachgegeben.

        In den Bischofskonferenzen neuen Stils (cc. 447 - 459) hat sich der Papst die pressure groups geschaffen, deren er nicht mehr Herr wird. Um den offenen Konflikt zu vermeiden, geht der Heilige Stuhl mit ihnen, vor allem mit der deutschen, äußerst nachsichtig um. Dies geschieht auch da, wo energisches Handeln dringend gefordert wäre. So hat der Heilige Stuhl niemals erkennbar etwas Energisches gegen die Lehrabweichungen von der kirchlichen Sexualmoral in Deutschland getan. Die völlig unkatholische Königsteiner Erklärung wird in unserem Land nach wie vor gegen die gesamtkirchliche Lehre ins Feld geführt (18). So wird das katholische Volk eines ganzen Landes im Irrtum gehalten.

        Ganz schlimm steht es um das Schicksal der Lehräußerungen des Apostolischen Stuhles. Ich erwähne einige Beispiele.

        -  Am 8. April 1979  richtete Johannes Paul II. ein Schreiben an die Priester der Kirche. Wenig später erschien ein Machwerk gewisser Theologen, in dem die Lehre des Papstes zerpflückt oder zerrissen wurde (19).

        -  Der Papst unterbreitete in der Enzyklika "Veritatis splendor" vom 6. August 1993 lichtvoll die Grundsätze katholischer Sittlichkeit (20). Sogleich fielen die dissentierenden Moraltheologen über diese Lehrvorlage her und kritisierten sie in Grund und Boden (21).

        -   Die Kongregation für die Glaubenslehre legte eine Instruktion über die kirchliche Berufung des Theologen vor (22). Augenblicklich traten deutsche Theologen zum Angriff gegen dieses Dokument an (23).

        Die Bischöfe der Oberrheinischen Kirchenprovinz ließen ein Papier ausgehen, in dem sie sich außerstande zeigten, die kirchlichen Grundsätze über die Spendung der Sakramente auf betimmte Personengruppen richtig anzuwenden. (24). Die Kongregation für die Glaubenslehre wies die falschen Ansichten der oberrheinischen Bischöfe zum Kommunionempfang von Personen, die hartnäckig im Zustand der schweren Sünde verharren, zurück (25).

        Sofort traten sogenannte fortschrittliche Theologen den Falsches lehrenden Bischöfen zur Seite (26). Diese selbst sind weit davon entfernt, sich der Weisung des Apostolischen Stuhles eindeutig zu beugen (27). Der Heilige Stuhl hat auf den ominösen zweiten Brief der Bischöfe nicht reagiert. Es ist offensichtlich, dass in Deutschland kaum jemand daran denkt, sich vom Heiligen Stuhl zur Ordnung rufen zu lassen. Die Kommunionausteilung an Kommunionunwürdige geht munter weiter.

        Es ist stets das gleiche Bild. Wann immer der Papst persönlich oder durch das Stellvertreterorgan der Römischen Kurie Lehre und Ordnung der Kirche vorträgt, findet er unter den progressistischen und modernistischen Theologen heftigen Widerstand. Man sucht seine Lehre als die private Meinung eines Mannes hinzustellen und ihn dadurch von der Kirche zu isolieren. In Wirklichkeit spricht im Papst, der die gesunde Lehre vorträgt, die gesamte Kirche, insofern sie der Weisung des Heiligen Geistes folgt.


        2. Bewertung

        Die angeführten Beispiele zeigen, dass der Apostolische Stuhl wider bessere Erkenntnis zurückweicht, wenn nur gehöriger Druck auf ihn ausgeübt wird, oder zwar die richtige Lehre neben die fasche setzt, aber die falsche Lehre nicht zum Verschwinden bringt. Gutwillige meinen, der Apostolische Stuhl sei nicht von den Exzessen unterrichtet, die sich in den meisten deutschen Diözesen zutragen. Diese Meinung ist mit Sicherheit falsch. Der Heilige Stuhl ist unterrichtet; es sind ungezählte Briefe wacher und verantwortungsbewusster Christen nach Rom gegangen, viele haben sich an den Apostolischen Nuntius gewandt und ihre Beschwerden vorgebracht. Doch alle diese Vorstellungen blieben ohne erkennbares Echo.

        So nimmt es nicht wunder, dass der Heilige Stuhl seit geraumer Zeit als erpressbar gilt.Wenn es nur gelingt, genügend Massen der Theologenschaft oder des Kirchenvolkes in Bewegung zu bringen für eine gewünschte Änderung in Lehre und Ordnung der Kirche, dann gibt, so ist man heute überzeugt, der Papst nach. Nichtkatholische Religionsgemeinschaften haben diesen Mechanismus erkannt und bauen auf ihn. Als die Altkatholiken es unternahmen, Frauen die sogenannte Priesterweihe zu erteilen, wiesen sie triumphierend auf die vielen Fälle hin, in denen die katholische Kirche Positionen geändert hatte, die sie zuvor als unaufgebbar bezeichnet hatte.

        Diese Nachgiebigkeit hat schlimme Folgen. Durch sein fortwährendes Zurückweichen vor dem Druck von unten begibt sich der Heilige Stuhl immer mehr seiner Autorität. Eine Obrigkeit, die Gesetze erlässt, aber ihre Übertretung folgenlos hinnimmt, verspielt ihre Macht. Eine Obrigkeit, die unsicher ist und schwankt, zerstört sich selbst und bereitet anderen Mächten das Feld. "Jede Politik halte ich für eine bessere als eine schwankende", sagte richtig Bismarck. Wer sich erpressen lässt, findet durch Nachhgeben keine Ruhe. Jede Konzession löst neue Forderungen aus. "Schrittweises Zurückweichen ist oft schlimmer als ein Sturz" (Maria von Ebner-Eschenbach).

        Am Heiligen Stuhl meint man, mit Übersehen, Dulden und Konnivenz den Bruch mit den "Ortskirchen", wie man heute sagt, vermieden zu haben. Ich erlaube mir an ein Wort zu erinnern, das der Priester Maury zu Beginn der Französischen Revolution sprach: "Die oft der Schwäche nahekommende Milde ist es, die stets die Aufstände und Rebellionen dreist und keck macht." Eines ist sicher: Eine Autorität, die sich derer nicht mehr zu erwehren weiß, die sie und die ihnen anvertraute Institution zu zerstören suchen, gibt sich selbst auf.


        (17)  Heinz Maritz, Das Bischofswahlrecht in der Schweiz (= Münchner Theologische Studien, III. Kanonistische Abteilung, 36. Bd.), St. Ottilien 1977
        (18)  Dietmar Mieth, Geburtenregelung. Ein Konflikt in der katholischen Kirche, Mainz 1990; Giovanni Sala, Die Königsteiner Erklärung 25 Jahre danach: Forum Katholische Theologie 10, 1944, 97 - 123
        (19)  Georg Denzler (Hrsg.), Priester für heute. Antworten auf das Schreiben Papst Johannes Paul II. an die Priester. Mit Dokumentation des Papstschreibens vom 8. April 1979, München 1980
        (20)  Enzyklika "Veritatis splendor" vom 6. August 1973 (Acta Apostolicae Sedis 85, 1993, 1133 - 1228)
        (21)  Dietmar Mieth (Hrsg.), Moraltheologie im Abseits? Antwort auf die Enzyklika "Veritatis Splendor" (Quaestiones disputatae 153), Freiburg i.Br. 1994
        (22)  Instruktion "Domum veritatis" vom 24. Mai 1990 (Acta Apostolicae Sedis 82, 1990, 1550 - 1570)
        (23)  Peter Hünermann, Dietmar Mieth (Hrsg.), Streitgespräch um Theologie und Lehramt. Die Instruktion über die kirchliche Berufung des Theologen in der Diskussion, Frankfurt a. M. 1991
        (24)  Die Bischöfe der Oberrheinischen Kirchenprovinz, Zur seelsorglichen Begleitung von Menschen aus zerbrochenen Ehen, Geschiedenen und Wiederverheirateten Geschiedenen. Einführung, Hirtenwort und Grundsätze, Freiburg i.Br., Mainz, Rottenburg 1993
        (25)  Kongregation für die Glaubenslehre, Schreiben über den Kommunionempfang von wiederverheirateten geschiedenen Gläubigen vom 14. September 1994 (Acta Apostolicae Sedis 86, 1994, 974 - 979)
        (26)  Theodor Schneider (hrsg.), Geschieden - wiederverheiratet - abgewiesen? Antworten der Theologie (= Quaestiones disputatae 157), Freiburg i. Br. 1995
        (27)  Die Bischöfe der Oberrheinischen Kirchenprovinz, Zur Seelsorge mit Wiederverheirateten geschiedenen im Oktober 1994, Freiburg i. Br., Mainz, Rottenburg 1994



        Fortsetzung folgt in unregelmäßigen Abständen

        Montag, 7. Oktober 2013

        Gutes Gedächtnis? - Zum Papst-Interview in "La Repubblica"

        Wie John L. Allen Jr. vom National Catholic Reporter (NCR) am 05. 10.2013 berichtet, widerspricht Kardinal Dolan der Darstellung der Abläufe während des Konklaves am 13. März 2013, wie sie im Interview des 89-jährigen Eugenio Scalfari mit Papst Franziskus dargestellt werden. Das Interview war am 01. Oktober 2013 in der linksliberalen Zeitung "La Repubblica" erschienen, deren Gründer der Antiklerikale Scalfari ist. Nach Angaben von Scalfari gegenüber dem "Figaro" hatte er das sich über gut drei Zeitungsseiten erstreckende veröffentlichte Gespräch mit dem Oberhaupt der katholichen Kirche ohne Tonbandaufnahmen und auch ohne schriftliche Notizen allein aus dem Gedächtnis verfasst.

        In dem Interview wird Papst Franziskus mit der Aussage zitiert, er habe sich während des Konklaves nach seiner Erwählung und vor der Annahme seiner Wahl zum Nachfolger von Benedikt XVI. in ein Nebenzimmer der Sixtinischen Kapelle, in der das Konklave stattfand, zurückgezogen, wo er eine Art mystisches Erlebnis gehabt habe. Der am Konklave beteiligte new Yorker Kardinal Timothy Dolan dagegen sagte, der damalige Kardinal Jorge Maria Bergoglio habe die Sixtinische Kapelle "keineswegs vor der Annahme verlassen".

        Der italienische Vatikan-Kenner und Journalist Andrea Tornielli hatte schon am 2. Oktober auf seinem Blog neben anderen Auffälligkeiten angemerkt, es sei bekannt, dass es keine Zimmer in der Nähe des genannten Balkons gebe, wie es aber im Interview geschildert ist. Das lasse die Vermutung zu, so Tornielli, dass das Interview keine exakte wortwörtliche Wiedergabe des Gesprächs zwischen Scalfari und Papst Franziskus sei.

        Mehr als ein an der Papstwahl beteiligter Kardinal habe ihm bestätigt, so Tornielli, dass Jorge M. Bergoglio zwischen seiner Wahl zum Papst und seiner Annahme derselben nicht die Sixtinische Kapelle verlassen habe. Erst nach der mündlichen Annahme und der Unterzeichnung der Urkunde sowie der Anfertigung des Protokolls sei er in die "Kammer der Tränen" geführt worden.

        Der Pressesprecher des Vatikans, Federico Lombardi,  hatte am Morgen des 2. Oktober gegenüber einem Journalisten gesagt, dass seines Wissens der Text des Scalfari-Interviews  von "La Repubblica" überarbeitet worden sei.

        Summa summarum: Der Text des Interviews ist deshalb - um es mit den Worten des "Figaro" zu sagen - interessant, aber nicht unbedingt wörtlich zu nehmen...

          


        Weitere Quellen:


        Außerdem:



        Mittwoch, 28. August 2013

        Papsttreue


        Wer dem Papst treu bleibt, erfährt, dass von seinem Amt Kraft und Sicherheit, Trost und Mut, Licht und Orientierung ausgehen. Franziskus [von Assisi] wusste, dass er nur dann segensreich für die Kirche wirken kann, wenn er den Segen des Papstes hat. Katharina von Siena nannte ihn den “süßen Christus auf Erden”. Ignatius von Loyola hat sich und seinen neuen Orden demütig dem Papst untergeordnet und sich in einer Zeit der Untreue in besonderer Weise auf die Treue zum Papst verpflichtet.

        Viele Glieder der Kirche haben im Laufe der Jahrhunderte ihre Treue zum Nachfolger des Apostelfürsten auch durch Leiden und Martyrium zum Ausdruck gebracht. Sie wussten, dass der Glaube an die Kirche und an den Nachfolger des Petrus gebunden bleiben muss: “Verharrt im wahren Glauben und gründet euer Leben auf den Fels der Kirche, das heißt auf das Bekenntnis des Apostelfürsten” (Gregor der Große).

        Die zweitausendjährige Kirchengeschichte sagt uns, dass die Größe des Petrusamtes trotz der menschlichen Schwäche einzelner Päpste nicht vermindert wurde. Zugleich sehen wir, dass Gott durch den Dienst der Päpste Großes für die Kirche und für die Welt gewirkt hat.

        Wir dürfen dankbar sein, dass es Petrus, den Felsen, gibt: im Auf und Ab der Geschichte; im Kampf zwischen Lüge und Wahrheit und zwischen Liebe und Hass, der die Zeiten durchzieht; im Kommen und Gehen von Meinungen, Ideologien, politischen Systemen, von Völkern, Reichen und Mächten.

        Petrus vergegenwärtigt Jesus Christus, den Herrn der Geschichte, der die Zeiten überdauert. Er verleiht der Kirche Beständigkeit und zugleich immer neue Lebenskraft und Dynamik.

        Das Petrusamt ist nicht eine menschliche Erfindung, sondern geht auf göttliche Einsetzung zurück. Es “ist nicht auf menschliche Fähigkeiten und Kräfte gegründet, sondern auf das Gebet Christi, der den Vater darum bittet, dass der Glaube des Simon ‘nicht erlischt’ (Lk 22,32).


        Bild: Schlüsselübergabe an Petrus; Pietro Perugino (1481-82)
        Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...