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Samstag, 14. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 28: Der Priestermangel (3) - Die Zölibatsdiskussion und Diffamierungen des Priesterstandes

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 28

Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung von hier

Gründe des Priestermangels (Forts.)

f)  Die Zölibatsdiskussion

Seit 35  (Anm.: nunmehr 52) Jahren wird die ausnahmslose priesterliche Lebensform des ehelosen, keuschen Lebens in Frage gestellt. Es gibt eine regelrechte Kampagne gegen den Zölibat (33).

Die Priesterkandidaten wissen nicht mehr, wieviel der Kirche die Enthaltsamkeit wert ist, es ist ihnen ungewiss, wohin der Weg in dieser Frage gehen wird. Viele Bischöfe haben sich an der Verunsicherung der Priesterkandidaten mitschuldig gemacht.

Um ein Beispiel zu erwähnen: Der Bischof von Linz (Anm.: Maximilian Aichern war damals Bischof von 1981-2005) erhofft eine "Erweiterung" der "Zulassungsbestimmungen" zum Priestertum (34). Das kann doch wohl nur heißen: Der Zölibat muss fallen. Nach meiner Schätzung gibt es in der Deutschen Bischofskonferenz eine überwältigende Mehrheit, die bereit ist, verheiratete Männer zu Priestern zu weihen. Damit würde das Ende des zölibatären Priestertums eingeläutet.

Ein Teil des Klerus ist zölibatsmüde. Er träumt von den Freuden der Ehe, weil er das Glück in seinem heiligen Tun nicht mehr findet. Mit dieser Unzufriedenheit an seinem zölibatären Status züchtet er die eigene Geringschätzung und die heimliche Genugtuung seiner Gegner.

Es sind falsche Freunde der Priester, die sagen: Lasst sie doch heiraten. Die so sprechen, wissen, dass mit dem Zölibat mehr fällt als das Gesetz geschlechtlicher Enthaltsamkeit. Der Zölibat weist auf die besondere Verähnlichung mit Jesus Christus hin, die der Priester im Weihesakrament erfahren hat.

Aber eben diese einzigartige Prägung des Priesters ist den Progressisten zuwider. Deshalb soll der Zölibat, in dem sie ihren Ausdruck findet, verschwinden. Der Zölibat unterstreicht, weil sein Träger auf irdische Vaterschaft verzichtet, die geistliche Vaterschaft des Priesters. Aber gerade die Vaterschaft des Priesters ist den Systemveränderern verhasst. Darum soll der Zölibat, der sie deutlich macht, fallen.

Der Hass gegen den Zölibat bezieht seine Wucht aus der Ideologie des Demokratismus, die nicht dulden will, dass führende Persönlichkeiten zu einer besonderen Lebensweise verpflichtet werden. Die Zölibatsgegner spüren auch instinktiv, dass es mit einem verheirateten Klerus noch bequemer in der Kirche würde, als es seit dem Konzil ohnehin ist. Sie rechnen damit, dass verheiratete Geistliche die göttlichen Normen über die Ehe, Gebrauch der Ehe und Unauflöslichkeit der Ehe nach ihrem eigenen Bedürfnis zurechtbiegen würden.

Ich bin überzeugt, dass diese Erwartung zutrifft. Manche raten von der Diskussion über den Zölibat zur Aktion überzugehen. Nach Fuchs ist es kein Problem, verheiratete Priester jetzt schon zum "pastoralen Dienst" aufzunehmen; das ist nach ihm der Gehorsam, "den sie (sc. die Bischöfe) der pastoralen Verantwortung schuldig sind" (35).

g)  Die Diffamierung des Priesterstandes

Noch ein letzter Grund für das Ausbleiben des Priesternachwuchses sei erwähnt: Es ist eine Tatsache, dass der Priesterstand nicht mehr auf der sittlichen Höhe steht, die er vor 40 (Anm.: nunmehr ca. 57) Jahren einnahm. Zu viele Abfälle und Skandale haben das gläubige Volk in seinem Vertrauen zum Priestertum erschüttert und den Feinden der Kirche willkommenes Material zur Schmähung geliefert.

Doch damit nicht genug. Es war stets ein wirksames Mittel aller Feinde der Kirche, die Fehler, Mängel und Schwächen der Geistlichen zu brandmarken, aber auch zu übertreiben, um auf diese Weise den Glauben und die Autorität der Kirche zu treffen Diese Methode wird heute von allen Massenmedien angewandt.

Namentlich gescheiterte und ausgebrochene Priester fallen mit immer neuen Verdächtigungen und Verleumdungen über die Priesterschaft her. Um ihr eigenes Versagen zu kaschieren, geben sie ihre ehmaligen Mitbrüder als Heuchler, die ein Doppelleben führen, aus. Dabei werden teilweise horrende Zahlen genannt, die völlig aus der Luft gegriffen sind und jeder empirischen Basis entbehren.

Selten und schwach sind die berufenen Schützer des Priesterstandes, die Bischöfe, gegen diese unerhörten Schmähungen aufgestanden. Die Diffamierung des gesamten Priesterstandes durch den Augsburger Pastoraltheologen Hanspeter Heinz (36) blieb folgenlos; dem Verleumder wurde kein Haar gekrümmt. Heiz trug seine Ungeheuerlichkeiten sinnigerweise in der von den Jesuiten herausgegebenen Zeitschrift "Stimmen der Zeit" vor.

Die Theologiestudierenden kennen die Situation der Diffamierung und Verdächtigung der Priesterschaft. Dass sie dadurch nicht zum Streben nach dem Priestertum ermutigt werden, liegt auf der Hand.


(33) May, das Priestertum in der nachkonziliaren Kirche45-56; derselbe, Priester und priesterliche Lebensform 82-119
(34) Amtsblatt 140, 1994, 64-66 (22. Mai 1994
(35) Fuchs, Ämter für eine Kirche der Zukunft 137
(36) Hanspeter Heinz, Homosexualität und geistliche Berufe. Ein pastoraltheologischer Zugang: Stimmen der Zeit 214, 1996, 681-692; derselbe, Weder Schuld noch Schande: Herder-Korrespondenz 51, 1997, 460-464



Fortsetzung folgt



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Scott Hahn :
Sankt Ulrich Verlag Augsburg





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Mittwoch, 11. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 25: Das Priestertum der Kirche - Feldzug gegen das Priestertum - Der Zusammenbruch im Priesterstand

Prof. Dr. Georg May


Die andere Hierarchie


Teil 25


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


§7 Das Priestertum der Kirche


I.  Die amtliche Lehre

In der Kirche gibt es ein äußeres, sichtbares, von Christus eingesetztes Priestertum, das durch das Sakrament der Weihe übertragen wird.

Der Priester ist der amtliche Verkündiger des Evangeliums; doch ist der Wesenskern des Priestertums nicht die Predigt (D. 961). Dem Amtspriestertum sind die entscheidenden Sakramente des Altares, der Buße und der Letzten Ölung zum Vollzug bzw. zur Spendung vorbehalten. Der Priester handelt in der Person Christi" (Lumen gentium Nr. 10), "in der Person Christi, des Hauptes" (Presbyterorum ordinis Nr. 2). Vor allem spricht er die Wandlungsworte der heiligen Messe im Namen Christi.

Der Priester ist Hirt und Haupt seiner Gemeinde, er hat die Gläubigen zu leiten. Das Priestertum ist gewiss ein Dienst am gläubigen Volk, aber ein Dienst in Vollmacht und Verbindlichkeit.

Die katholische Kirche ist, richtig verstanden, eine Priesterkirche; denn sie kann ohne Priestertum nicht sein, und ihr Wohlsein hängt in hohem Maße von der Zahl und der Qualität der Priester ab.

Der Priester muss zuerst des allgemeinen Priestertums teilhaftig werden, bevor er das Amtspriestertum empfangen kann. Er ist zum Erreichen des Heils auf andere Priester angewiesen. Das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen und das hierarchische Priestertum unterscheiden sich dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach (Lumen gentium Nr. 10).


II.  Der Feldzug gegen das Priestertum

In unserer Kirche hat nun seit geraumer Zeit ein gigantischer Feldzug gegen das Priestertum eingesetzt. Christus sei kein Priester gewesen. Er habe kein Priestertum eingesetzt. In der Urkirche habe es keine Priestertum gegeben. Der Vorsitz der Gemeinde sei bloß menschlichen Rechtes.

So schreibt der Pastoraltheologe Leo Karrer: "Den Amtsträgern kommt somit theologisch kein Mehr zu, das den sogenannten Laien fehlte" (1). Das ist genau der Standpunkt des Protestantismus. Seelsorge ist jetzt nach ihm "ein kommunikativer Prozess zwischen Glaubenden, bei dem ... alle gleichwertige Söhne und Töchter Gottes sind" (2). Gleichwertig gewiss, aber nicht gleichberechtigt. 

Nach den vier Pastoraltheologen Fuchs, Mette, Greinacher und Steinkamp ist für das Neue Testament kennzeichnend, "dass es keine heilsvermittelnden Institutionen und Personen zwischen Gott und den Menschen gibt" (3). Damit entfällt die göttliche Legitimation von Kirche und Priestertum.

Fuchs meint, in Notsituationen könnten auch Ungeweihte "Gemeindeleiter" den Vorsitz bei der "Eucharistiefeier" übernehmen (4). Für Harald Schützeichel bedarf es keiner Priester mehr, "die eine Mittlerfunktion zwischen Gott und dem Volk übernehmen" (5). Die Gemeinde wird zum Träger der Liturgie gemacht, so dass dem Priester nur die Vorsteherschaft oder die Moderation bleibt (6). All das und vieles andere (7) wird von wohldotierten Theologieprofessoren, die teilweise Priester ausbilden, ohne nennenswerte Gegenwehr der Bischöfe unter das Volk gestreut.


III. Der Zusammenbruch im Priesterstand

Begleiterscheinungen oder Wirkung der erwähnten falschen Lehren war der Zusammenbruch der Priesterschaft seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Bischöfe haben auf höherer, die Priester auf niederer Ebene versagt. Die Krise der Priester ist der Hauptgrund für den Aufbau der anderen Hierarchie auf der Ebene der Pfarrei und des Dekanates.

1. Die Flucht aus dem Abendmahlssaal

In den letzten 35 Jahren (Anm.: seit ca. 1962; nunmehr sind es seitdem etwa 50 Jahre) haben sich dramatische Vorgänge in der Priesterschaft abgespielt. Ich erinnere an erster Stelle an die Massenflucht aus unserem Abendmahlssaal. Tausende und Abertausende von Priestern haben ihren heiligen Beruf aufgegeben.

Dieser Exodus ist das Zeichen einer schweren Krise des Priesterstandes. Eine Elite ist abgesunken, ja zerbrochen. Die zahllosen Skandale auf dem Absprung befindlicher und entsprungener Priester haben Achtung und Ansehen des Priesterstandes in der Gesellschaft und beim Kirchenvolk gründlich und nachhaltig zerstört. Bis zur Stunde lassen sich diese Versager vor die Fernsehschirme zerren und versprühen dort ihre albernen Tiraden. Die meisten Menschen bringen den Priestern weder Vertrauen noch Liebe, sondern Befremden, Abneigung und Verachtung entgegen.

2. Die Glaubenskrise

Der Zusammenbruch der Priesterschaft hat seinen Hauptgrund im Verlust eines festen, unerschütterlichen Glaubens. Die allgemeine Glaubenskrise in der Kirche hat zuerst die Theologiestudierenden und die Priester erfasst.

Die Mehrzahl der Priester hat die glaubenswidrigen Aufstellungen der progressistischen Theologen nicht nur ohne Widerstand über sich und das gläubige Volk ergehen lassen, sondern hat sie sich zu eigen gemacht, nicht zuletzt unter dem Einfluß der von den Bischöfen forcierten sogenannten Weiterbildung.

Das Verhalten, besonders das öffentliche und private Reden so manches Geistlichen, zwingt zu dem Schluss, dass ihnen der katholische Glaube zumindest teilweise abhanden gekommen ist. Nicht wenige Kleriker stehen nicht mehr hinter der verbindlichen Glaubenslehre der Kirche. Die irrigen Aufstellungen der modernistischen Theologen haben ihnen den Glauben zerstört.

Vielen Priestern ist die Überzeugung von der Absolutheit und Einzigartigkeit der katholischen Religion abhanden gekommen. Ebenso ist der Glaube an die gottgesetzte Stellung des Priesters als Hirt und Repräsentant Christi ins Wanken geraten.

Es ist immer  das Konzept aller Revolutionäre gewesen, eine Elite an sich selbst unsicher zu machen, um so ihren Sturz herbeizuführen. Es gibt Epochen, in denen der Klerus das Bewusstsein seiner Berufung verliert. In einer solchen leben wir. Dem größten Teil des Klerus sind die Überzeugung und das Erfülltsein von seiner gottgegebenen Würde verlorengegangen. Der ungehemmte ökumenische Betrieb hat ihm den Rest gegeben.

Mit dem Einstimmen in die unheilvolle Verwischung der Grenzen zwischen Wahrheit und Irrtum hat der Klerus seine eigene Position untergraben und der anderen Hierarchie den Weg gebahnt. Es macht ihm deswegen gar nichts aus, mit den ungeweihten Funktionären fremder Religionsgemeinschaften bei geistlichem Tun gemeinsam aufzutreten.

Um die Verwirrung des katholischen Volkes voll zu machen, lassen sich protestantische Geistliche in steigendem Maße mit der Stola sehen. Die Stola ist das Zeichen priesterlicher Vollmacht und Würde. Der protestantische Geistliche hat keine priesterliche Vollmacht und Würde. Darum ist das Anlegen der Stola eine Anmaßung und eine Täuschung. Es ist nicht zuviel gesagt: Der Ökumenismus hat dem katholischen Priester das geistliche Rückrat gebrochen.

Viele Priester sind zudem von Defaitismus erfüllt. Es fehlt ihnen jeder missionarische Schwung. Ihre Verkündigung ist matt und ohne Feuer, bewegt sich in Allgemeinplätzen und dunklen Phrasen. An zahlreichen Stellen sind glaubenswidrige oder ärgerniserregende Äußerungen vom Ambo zu hören.

Die kirchliche Ordnung steht für viele Geistliche lediglich auf dem Papier. Wann immer es ihnen passend erscheint, setzten sie sich darüber hinweg. Bequemlichkeit,  Feigheit und Verlust des Würdebewusstseins lassen die große Mehrzahl der Priester die vorgeschriebene geistliche Kleidung vermeiden. Weil viele Priester ihre Würde vergessen haben, geben sie sich kumpelhaft. Ein geweihter Diener Gottes ist eben nicht ein Mensch wie du und ich. Er hat eine Würde, die ihn trägt und die er zu leben hat.


(1)  Karrer, Schubkraft für die Kirche 139
(2)  Karrer, Schubkraft für die Kirche 136
(3)  Das Neue wächst 164
(4)  Fuchs, Ämter für eine Zukunft der Kirche 1181
(5)  Die Feier des Gottesdienstes. Eine Einführung, Düsseldorf 1996,21
(6)  May, Das Priestertum in der nachkonziliaren Kirche 26f
(7)  May, Das Priestertum in der nachkonziliaren Kirche 20-45





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Dienstag, 15. April 2014

Kardinal Kasper verteidigt gegenüber dem Ehepaar Martin seinen "Weg der Buße" ohne Reue und Umkehr

Am 10/12. März 2014 äußerten sich Norbert und Renate Martin (Vallendar) in der "Tagespost" erneut zu der nun in Schriftform in einem kleinen Bändchen vorliegenden Rede "Das Evangelium von der Familie" von Walter Kardinal Kasper, die dieser Ende Februar auf Geheiß von Papst Franziskus und im Hinblick auf die sich mit dem Thema Ehe und Familie befassende, außerordentliche Bischofssynode im Oktober 2014 vor dem Kardinalskonsistorium vorgetragen hatte.

Norbert und Renate Martin kommen aus der Schönstattbewegung und sind seit 1982 Mitglieder des "Päpstlichen Rates für die Familie" in Rom. Sie äußerten sich schon mehrmals zu den verschiedenen Vorstößen von Theologen und/oder Bischöfen gegen die Unversehrtheit der katholischen Ehelehre, z. B. im September 2011 zu Vorstellungen des damaligen Erzbischofs von Freiburg, Robert Zollitsch oder im Zusammenhang mit der vom Vatikan initiierten Fragebogenaktion im Februar diesen Jahres u. a. über die Gefahr falscher Erwartungen und entsprechend zu erwartender Enttäuschungen, die Veröffentlichungen wie z. B. der "Freiburger Handreichung" zur Pastoral für zivil wiederverheiratete Geschiedene bei manchen Gläubigen hervorrufen müssen. Die Martins sehen für so Enttäuschte die Gefahr einer Verstärkung der Distanzierung von der Kirche und den Grund für eine weitere Entkirchlichung.

Norbert und Renate Martin stellen fest, dass Kardinal Kasper "[e]indrucksvolle Worte findet (...) über die Bedeutung des Glaubens für die Ehe als Sakrament und als Grundlage für ein christliches Familienleben. Kenntnisreich und differenziert seien seine Überlegungen, um "nach neuen und bisher auch nicht genügend bedachten Wegen zu suchen". Zweifellos sagt Kardinal Kasper in seiner Rede viel Gutes, Schönes und Wahres zur christlichen Ehe, was aus kirchlischer Sicht unstrittig ist.

Dennoch steckt der Teufel im Detail. Neben dem vielen Richtigen ging der Kardinal auch auf das Problem der zivil wiederverheirateten Geschiedenen ein. Das Ehepaar Martin kann dem Lösungsansatz von Kardinal Kasper nicht zustimmen, der den zivil wiederverheirateten Geschiedenen den Zugang zu den Sakramenten, hier vor allem zum Bußsakrament eröffnen soll. Vor allem stellen sie die Frage "ob – umgekehrt wie es der Autor vorschlägt – nicht die Wahrheit das hermeneutische Prinzip für die Barmherzigkeit" darstelle. "Das Barmherzigkeitsverständnis in Kardinal Kaspers Vortrag wirft Fragen auf" titelt die "Tagespost" denn auch. Kasper schlägt vor, Betroffene unter bestimmten Bedingungen und nach einer gewissen Bußzeit zu den Sakramenten zuzulassen.

Die Martins erinnern an die Synode im Jahr 1980 und das nachsynodale Schreiben "Sacramentum caritatis" aus dem Jahre 2007 Nr. 29, in denen bereits die Problematik diskutiert und entschieden bzw. der kirchliche Standpunkt bestätigt und bekräftigt wurde, dass zivil wiederverheiratete Geschiedene nicht zu den Sakramenten zugelassen werden können, "… weil der Status und die Lebenslage (der wiederverheirateten Geschiedenen) objektiv jener Liebesvereinigung zwischen Christus und seiner Kirche widersprechen, die in der Eucharistie bedeutet und verwirklicht wird". Zum Empfang der Absolution ist der aufrichtige Vorsatz notwendig, sich zukünftig von Sünden zu enthalten und Gelegenheiten zur Sünde zu meiden, was bedeuten würde, die unrechtmäßige eheähnliche Gemeinschaft mit einem anderen Partner aufzugeben. Ist der/die Betroffene dazu nicht bereit, wäre eine solche Beichte ungültig und eine Lossprechung nicht möglich. Hier trifft das Wort des Herrn an die Ehebrecherin zu: "Gehe hin und sündige nicht mehr!"

In der Ausgabe der "Tagespost" vom 15. April 2014 antwortet Kardinal Kasper in einem ausführlichen Leserbrief auf die kritische Hinterfragung seines Vorschlags bezüglich der Möglichkeit für zivil wiederverheiratete Geschiedene, die Absolution im Bußsakrament und im Anschluss daran - nach einer bestimmten Zeit der Buße - auch die heilige Kommunion empfangen zu können. Er nimmt vor allem Bezug auf die Äußerungen von Norbert und Renate Martin am 12. März 2014  in der "Tagespost".

Aber auch in seinem Leserbrief wirft Kardinal Kasper noch mehr Fragen auf als er beantwortet. So schreibt er: "Es geht nicht um eine generelle Lösung der sehr unterschiedlichen Situationen (S. 57f). Schon gar nicht geht es darum, abzusegnen was in einer kirchenfernen Gesellschaft weithin geschieht. Es geht um Christen, welche in unseren Pfarreien und Einrichtungen leben und teilweise engagiert tätig sind oder um solche, die bei uns Rat und Hilfe suchen, nachdem sie in ihrer Ehe gescheitert sind, ein Zurück in die gescheiterte Ehe wie ein Ausstieg aus der neuen Situation ohne neue Schuld nicht möglich sind, die aber gerade in dieser schwierigen Situation die heilende und stärkende Kraft der Sakramente suchen und ernsthaft danach verlangen (S. 65f; 81f)."

Heißt das nun, Kasper meine, engagierte Pfarreiangehörige hätten eine andere Behandlung verdient als andere Gläubige? Ändert allein das Verlangen nach der heilenden und stärkenden Kraft der Sakramente - aber unabhängig von dem ernsthaften Vorhaben einer Umkehr und Abwendung von der Sünde - , ändert also allein das Verlangen schon den "Status" dieser Gläubigen und erlaubt eine Dispens vom Ausschluss von den Sakramenten? Sind Gläubige, die nicht in Pfarreien engagiert sind, Gläubige zweiter Klasse, denen nicht dieselben Möglichkeiten offenstehen, wie "engagierten" Gläubigen?

Was bedeutet, dass ein Zurück in die gescheiterte Ehe nicht ohne "neue Schuld" möglich ist? Und dass ein Ausstieg aus der neuen Situation ohne "neue Schuld" nicht möglich ist? Meint Kardinal Kasper, dass die Fortsetzung der "neuen Situation" - sprich: einer unrechtmäßigen, kirchlich gesehen ungültigen "Ehe" - keine neue Schuld bedeutet? Wie kann man logisch behaupten, das Eheband mit dem (ersten) Ehepartner bleibe bestehen, wenn man gleichzeitig duldet, dass eine weitere "Ehe" mit einem anderen Partner gelebt wird? Ist das nicht Bigamie - oder gar - bei einer weiteren zivilen Ehescheidung und Wiederverheiratung, serielle Polygamie? Warum sind dann andere außereheliche aber eheähnliche Verhältnisse nicht erlaubt, es besteht doch kein wesentlicher Unterschied zu einer Zweit"ehe"?

Kardinal Kasper kommt wieder auf seine entscheidende Frage zu sprechen: "Der entscheidende Satz dazu lautet im Vortrag: 'Die Buße und das Sakrament der Buße sind der Weg, um beide Aspekte zu verbinden: die Verpflichtung auf das Wort des Herrn und die nie endende Barmherzigkeit Gottes' (S..65). Es stellt sich die Frage, auf welche die Kritiker bisher nicht geantwortet haben: Darf man in einer solchen Situation, in der ein Pönitent ehrlich bereut und den guten Wille bezeugt, nach besten Kräften aus dem Glauben zu leben, die Absolution verweigern? Ist es bei Gott denkbar, dass jemand in ein Loch fällt, aus dem es keinerlei Ausweg gibt? Wenn das bei Gott unmöglich ist, warum dann nicht auch in der Kirche, die sich doch im Zweiten Vatikanischen Konzil als universales Sakrament des göttlichen Heils definiert hat? Gilt also das Bekenntnis von der Vergebung der Sünden, wie es im Credo steht? (S. 64f)"

Darauf ist klar zu antworten: Selbstverständlich gilt das Bekenntnis von der Vergebung der Sünden. Aber diese Sünden müssen als solche vom Pönitenten (an-)erkannt sein, um vergeben werden zu können. "Darf man in einer solchen Situation, in der ein Pönitent ehrlich bereut und den guten Wille bezeugt, nach besten Kräften aus dem Glauben zu leben, die Absolution verweigern?" Bereut der Pönitent ehrlich und bezeugt guten Willen sich künftiger Sünden (hier also des Ehebruchs) zu enthalten, kann der Beichtvater ihm gerechterweise die Absolution nicht verweigern. Ist er aber willens, das ehebrecherische Verhältnis, die zivil geschlossene Zweitehe, wie eine eheliche Gemeinschaft fortzuführen und so immer wieder Ehebruch gegenüber seinem (ersten) Ehepartner zu begehen, dann muss der Beichtvater ihm die Absolution verweigern, da hier kein wirklich guter Wille vorliegt, nach besten Kräften aus dem Glauben zu leben.

Der Ausweg besteht immer in der Umkehr: Der Umkehr hin zu einem Leben nach dem Willen Gottes, d.h. nach Gottes Geboten. Der Ausweg ist also die Loslösung von der Sünde des Ehebruchs. Diesen Weg kann man, wenn man ehrlich ist, nicht verleugnen oder ausschließen, nur weil er nicht bequem ist. Ganz sicher verlangt diese Umkehr eine tiefe Einsicht, Liebe und Vertrauen in Gott und die Kirche, die den Umkehrwilligen auf seinem sicher nicht einfachen Weg begleitet. Dennoch darf man gewiss sein, dass Gott aus dieser Situation tiefen Frieden erwachsen lässt und alles zum Guten wendet.

Schließlich bestätigt sich die Fragwürdigkeit des Barmherzigkeitsverständnisses bei Kasper, die Herr und Frau Martin in ihrem Beitrag vermuteten. Kasper schreibt in Entgegnung zu dem Schreiben der Martins: "Vollends entlarvend finde ich den letzten Einwand, dass sich diejenigen, welche sich nach einer Scheidung redlich und treu an die Weisung der Kirche gehalten haben, sich als Dummköpfe vorkommen, würde ein Wiederverheirateter von der Kirche „vom Ehebruch faktisch freigesprochen.“ Ganz abgesehen davon dass die Absolution nicht vom Ehebruch, sondern von der Schuld des Ehebruchs freispricht, würde sich ein solcher „Dummkopf“ in der Tat wirklich dumm in die Rolle des brav im Hause gebliebenen älteren Sohnes im Gleichnis Jesu begeben, der dem barmherzigen Vater Vorwürfe macht, weil er dem verlorenen Sohn Barmherzigkeit zuteil werden lässt (Lk 15,11–32). Wer so argumentieren würde, hat von Gottes Barmherzigkeit noch gar nichts verstanden."

Kasper merkt offensichtlich nicht, dass die Sache hier ganz anders liegt als bei Rückkehr des verlorenen Sohnes. Der Pönitent, der an seiner zivilen Zweitehe festhalten will, würde dem verlorenen Sohn gleichen, der nach Hause kommt, um den Vater dazu zu nötigen, seinen liderlichen Lebenswandel und die Verschwendung seines Vermögens gutzuheißen. Dass er von zu Hause fortgegangen war, das bedauerte er, nicht jedoch das, was er dann erlebte und tat. Er fordert vom Vater weitere Gelder, um seinen Lebensstandard weiterzuleben. Der Vater ist ihm voll Freude entgegengelaufen und wollte ihn umarmen, aber der Sohn zeigte keine Einsicht, dass sein Lebenswandel nicht gut war. Der Vater schickt seinen Sohn wieder fort und geht voller Trauer zurück in sein Haus, darauf hoffend, dass sein verlorener Sohn doch noch irgendwann, bevor er in der Fremde stirbt, seinen Fehler einsieht und voller Scham und Reue zu ihm zurückkehrt, damit er ihm verzeihen kann...

Und in der Tat würde sich der ältere Sohn wie ein Dummkopf vorgekommen sein, wenn sein Vater dem heimgekehrten Sohn freundlich zugestimmt und seinen schlechten Lebenswandel gutgeheißen hätte; wenn er ihm weiteres Vermögen mitgegeben hätte, das eigentlich sein Erbteil  gewesen wäre. Er hätte das Handeln des Vater wohl nicht verstanden und hätte wahrscheinlich an seinem Verstand gezweifelt. Aber Gott sei Dank nimmt das Gleichnis Jesu vom verlorenen Sohn eine andere Wendung...




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Mittwoch, 12. Februar 2014

Das Zeugnis ehelicher Treue auch nach einer Trennung von Tisch und Bett

Endlich spricht auch hierzulande jemand (die Päpste Benedikt XVI. und Franziskus und viele andere haben es natürlich schon längst getan) auch von den Leiden und dem Zeugnis derjenigen, die nach einer gescheiterten Ehe dennnoch nicht das Ehegelöbnis brechen sondern daran festhalten - auch in schlechten Tagen - und damit in der Kirche und in der Welt Zeugnis ablegen für die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe und die permanente Treue Gottes.

Prälat Wilhelm Imkamp lenkt den Blick auf das, was - zumindest im deutschsprachigen Raum - kaum und wenn, dann nur als bloße Erwähnung oder von vornherein als "unzumutbar" - thematisiert wird: das Treuezeugnis derer, die - von einem Ehepartner enttäuscht - feststellen mussten, dass ein eheliches Zusammenleben nicht mehr möglich ist und deshalb in zivilrechtlicher Ehescheidung oder in "Trennung von Tisch und Bett" leben. Möglicherweise wurde von einer Seite die Ehe ge-brochen - zer-brechen kann die christlich gültig geschlossene, sakramentale Ehe nicht, es sei denn durch den Tod eines Ehepartners (vgl. KKK* 1649)

Das Zeugnis der verlassenen Eheleute, allein zu bleiben und nicht nach einem gescheiterten Eheleben auch noch die Ehe zu brechen indem sie eine neue geschlechtliche, eheähnliche Verbindung eingehen, verdient Respekt und alle Hilfe der Mitchristen und kann, wie es auch Prälat Imkamp erlebt hat, andere geistlich bereichern. Auch nach einem gescheiterten Eheleben ist der Weg zum ewigen Heil derjenige der Liebe zu Gott und zu den Menschen, der sich zuallererst darin zeigt, weiterhin zu glauben und die Gebote Gottes zu halten. Übrigens - um manch falscher Vorstellung zu begegnen: In Trennung lebenden Eheleuten ist es (nur aufgrund der Trennung) von der Kirche nicht versagt, die Sakramente, insbesondere die der Buße und der Eucharistie zu empfangen (ganz anders als bei solchen Eheleuten, die in einer neuen geschlechtlichen Verbindung leben und damit die Ehe brechen; vgl. KKK1650).


Hier der Standpunkt von Prälat Wilhelm Imkamp, Wallfahrtsdirektor von Maria Vesperbild:

Bertolt Brechts "Moritat von Mackie Messer" endet in der Filmfassung mit der Strophe: "Denn die einen sind im Dunkeln / Und die andern sind im Licht / Und man siehet die im Lichte / Die im Dunkeln sieht man nicht."

Sie kommen nicht vor, man sieht sie nicht, man hört sie nicht, sie haben keine Lobby und sind nicht populär, sie leben das Opfer ihres Lebens buchstäblich im Dunkeln. Auch im Dunkeln einer innerkirchlichen Diskussion: Die Frauen und Männer - es sind gar nicht so wenige - die sich oft unter schweren Qualen entschieden haben, nach einer gescheiterten Ehe in Treue zu Gottes Geboten, so wie sie vom Lehramt der Kirche in eindeutiger Kontinuität vorgelegt werden, auf eine zweite Partnerschaft zu verzichten; häufig verlassen, oft alleinerziehend, haben sie attraktive Angebote“ abgelehnt! Schon als junger Kaplan fühlte ich mich vor solchen Lebenszeugnissen klein, ganz klein, aber auch geistlich bereichert.

Die Leidenserfahrung dieser tiefgläubigen Menschen wird durch das Schweigen und Beschweigen von Priestern, Moraltheologen, Religionslehrern und auch Bischöfen erheblich verstärkt. Für die Menschen, die den einfacheren Weg einer Zweit-, Dritt- oder Viertehe gegangen sind, häufig aus Schwäche, oft aber einer Schwäche, die mit Trotz verbunden, im Bewusstsein zu einer Mehrheit zu gehören, auf sakramentale Anerkennung pocht, gilt: Und man siehet die im Licht"! Für die Treuen in ihrem Lebensopfer dagegen gilt: Die im Dunkeln sieht man nicht"!

Die schwierigere, aber konsequentere Alternative wird seit Jahrzehnten, wenigstens im deutschen Sprachraum, in einer populistischen Pastoraltheologie nur noch unter Betroffenheits- und Empörungsritualen erwähnt und in der Seelsorge einfach weggedrückt. Auch und vor allem bezeugen die jetzt so hochgelobten jüngsten Umfrageergebnisse ein flächendeckendes Versagen bei der Vermittlung des Glaubenswissens.


Von Prälat Wilhelm Imkamp; katholisch.de/ Standpunkt vom 12.02.2014
 * KKK = Katechismus der katholischen Kirche




Mittwoch, 15. Mai 2013

Papst Franziskus ruft auf zu Gebet für Priester und Bischöfe

In der heutigen Tagespredigt empfahl der Hl. Vater, untenstehenden Text aus der Apostelgeschichte zu lesen und für die Priester und Bischöfe zu beten, damit sie stets Hirten bleiben und nicht zu Wölfen werden. Franziskus sagte:
„Lest diesen schönen Abschnitt und betet dabei, betet für die Bischöfe und Priester. Wir brauchen das so sehr, um treu zu bleiben, um Männer zu sein, die über die Herde und auch über uns selbst wachen, die Wache halten, Männer, deren Herz stets auf ihre Herde ausgerichtet ist“. 

Aus der Apostelgeschichte 20,28-38:
Gebt Acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, damit ihr als Hirten für die Kirche Gottes sorgt, die er sich durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben hat.

Ich weiß: Nach meinem Weggang werden reißende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht schonen. Und selbst aus eurer Mitte werden Männer auftreten, die mit ihren falschen Reden die Jünger auf ihre Seite ziehen. Seid also wachsam und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht aufgehört habe, unter Tränen jeden einzelnen zu ermahnen.

Und jetzt vertraue ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an, das die Kraft hat, aufzubauen und das Erbe in der Gemeinschaft der Geheiligten zu verleihen. Silber oder Gold oder Kleider habe ich von keinem verlangt; ihr wisst selbst, dass für meinen Unterhalt und den meiner Begleiter diese Hände hier gearbeitet haben. In allem habe ich euch gezeigt, dass man sich auf diese Weise abmühen und sich der Schwachen annehmen soll, in Erinnerung an die Worte Jesu, des Herrn, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.

Nach diesen Worten kniete er nieder und betete mit ihnen allen. Und alle brachen in lautes Weinen aus, fielen Paulus um den Hals und küssten ihn; am meisten schmerzte sie sein Wort, sie würden ihn nicht mehr von Angesicht sehen. Dann begleiteten sie ihn zum Schiff.




Bild: Hl. Apostel Paulus; Paolo Veneziano, Mitte 14. Jh.

Dienstag, 13. September 2011

Erzbischof Zollitsch und Prof. Lüdicke zum ersten...

Da ein lieber Mitblogger (Vincentius Lerinensis) darum bittet, EB Zollitsch guten Willen und professorales Ausdruckkauderwelsch zu Gute zu halten, wozu ich durchaus gewillt bin, muss ich aber nun doch weiter ausholen. Da mir die Kommentarfunktion zu wenige Möglichkeiten gibt (Textgestaltung etc.pp) werde ich dies nun - notgedrungen - als (zwei oder mehrere) Post(s) veröffentlichen. Ich empfehle in diesem Zusammenhang auch die Gedanken von Catocon.

Wir wollen Erzbischof Zollitsch diesen guten Willen nicht absprechen, er beteuert ja immer wieder, dass er die Unauflöslichkeit der Ehe nicht in Frage stellen will. Die Zukunft wird zeigen, was er wirklich will. Im „Mannheimer Morgen“ (Ausgabe von gestern, 12.09.2011) wird er so zitiert:

"Das schmälert auch nicht das klare Bewusstsein, dass die Ehe unauflöslich ist". In der Seelsorge stelle sich aber die Frage nach einem "theologisch verantwortungsvollen und pastoral angemessenen Umgang. Darüber gilt es offen und unaufgeregt zu beraten."

Allerdings kann man in dieser Sache (Seelenheil der Betroffenen, Verlust der heiligmachenden Gnade, unwürdiger Sakramentenempfang) auch keine faulen Kompromisse schließen.

Und wenn darüber „beraten“ werden soll, wie mit dem Personenkreis der „wiederverheirateten Geschiedenen" "theologisch verantwortungsvoll und pastoral angemessenen" umgegangen werden soll (war das bisher nicht der Fall?), dann zeigt sich schnell, dass darüber nicht zu beraten ist, ohne in der einen oder anderen Weise die Unauflöslichkeit der (zuerst eingegangenen) Ehe in Frage zu stellen. Es kann ja wohl nicht ernsthaft jemand behaupten, eine „Zweitehe“ sei akzeptabel, obwohl die erste weiter besteht. Das wäre dann nämlich (sozusagen serielle) Polygamie.


Prof. Klaus Lüdicke (Jg. 1943), emeritierter Professor für Kirchenrecht, Münster

Wenn der emeritierte Münsteraner Kirchenrechtler Klaus Lüdicke behauptet*, schon heute sei es in der Realität der Normalfall, Gläubigen, die in einer neuen Ehe lebten, die Kommunion nicht zu verweigern und im gleichen Atemzug an die Bereitschaft der Kirche appelliert, diese Praxis auch amtlich zu akzeptierendann wäre genau das solch ein fauler Kompromiss.

Denn allein durch die Tatsache, dass in der „pastoralen“ Praxis manche Geistliche – im Ungehorsam gegen bestehendes Recht und gegen die katholische Auffassung des Ehesakramentes – quasi eine „Zweitehe“ akzeptieren, ist dieses „Problem“ nicht (auch pastoral nicht) gelöst.

"Die Verbundenheit des Menschen mit Gott (ist) in der Eucharistie ein weit höherer Wert (...) als die Frage, ob sein Leben in Punkto Sexualmoral hundertprozentig in Ordnung ist", behauptet Lüdicke und versucht damit ein Sakrament gegen das andere auszuspielen

Es geht eben nicht nur darum, dass "in Punkto Sexualmoral das Leben der Betroffenen nicht hundertprozentig in Ordnung ist", es geht darum, dass hier das sakramentale, unauflösliche Band der Ehe in Frage gestellt und missachtet wird. Das ist eine völlig andere Dimension.
  
Lüdicke hält es für höchst fraglich, ob die neu eingegangene Lebensbeziehung "auch theologisch begründet als schwere Sünde, als bewusste Absage an Gott und als Selbstausschluss von den Sakramenten" bezeichnet werden könne. 

Das aber ist moraltheologisch so klar wie eindeutig:
Willigt der Betroffene wider besseres Wissen (was aufgrund der von ihm gewünschten kirchlichen Bindung - und nicht zuletzt auch durch die in den letzten Jahrzehnten immer wieder in der Öffentlichkeit geführten Diskussionen) vorausgesetzt werden kann, so ist objektiv der Tatbestand der schweren Sünde erfüllt. Fraglich ist also höchstens, wie Lüdicke dazu kommt, dies de facto in Frage zu stellen bzw. anzuzweifeln.

Wie stellt Lüdicke sich eine Lösung vor?
"Die Kirche kann die neue Beziehung positiv begleiten, zumal in ihr die christlichen Ehewerte oft ernsthafter gelebt werden: der Wille zur Dauer, die Treue zueinander, die Offenheit für die Familie und das beiderseitige Wohl."

Ja, geht's noch?, möchte man fragen. Es ist geradezu ein Hohn zu behaupten, das christliche Ehewerte im Konkubinat "oft ernsthafter gelebt werden" und dass das ein Grund für die Kirche sei, diese Beziehung "positiv" zu begleiten. Der "Wille zur Dauer, die Treue zueinander, die Offenheit für die Familie und das beiderseitige Wohl", welchen Wert hätten sie, wenn sie bewusst im Unwillen zur Dauerhaftigkeit der Ehe, auf Untreue, Ablehnung - zumindest des Ehepartners - und auf hartnäckigem Widerstand gegen die kirchliche Ehelehre gründen? Wie könnte die Kirche ihre Zustimmung geben, zu einer Verbindung, die völlig ihrem Bild (auch in Bezug auf Christus und die Kirche, vgl. Eph 5,25ff) und ihrer Vision einer christlichen Ehe widerspricht?

Fazit: Es wäre eine Lösung, die auf Unwahrheit, Untreue und fortgesetzter Unordnung beruht. Eine "theologisch verantwortungsvolle und pastoral angemessene" Lösung sieht anders aus.


* Anm.: Zitate Lüdickes stammen aus dem Interview der KNA (Ludwig Ring-Eifel) mit Klaus Lüdicke, publiziert online auf "katholisch.de" ca. 02.09.2011, heute nurmehr verfügbar bei gloria.tv.



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