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Mittwoch, 24. September 2014

Fragwürdige Pro-Abtreibungsargumente

Anlässlich der Entscheidung der spanischen Regierung, ungeborene Kinder auch weiterhin nicht durch entsprechende Gesetze vor der Gefahr durch Abtreibung zu schützen, hat Josef Bordat "Argumentationsfiguren" der Abtreibungsbefürworter zusammengefasst und das Notwendige dazu gesagt.

In aller Kürze wird die Oberflächlichkeit und Fragwürdigkeit dieser Argumente sichtbar. Opfer sind Hunderttausende unschuldiger Kinder, die im Mutterleib getötet werden und denen das Recht zu leben aus - seien wir doch ehrlich - überwiegend egoistischen Motiven, oder aus manglelnder Wertschätzung eines Menschenlebens, vorenthalten wird... Wie ist das in unserer "modernen" Zeit und in einer angeblich solidarischen Gesellschaft möglich?

Die wesentlichen Argumentationsfiguren der Abtreibungsbefürworter:
1. „Recht auf Abtreibung“
2. „Selbstbestimmungsrecht der Frau über ihren Körper“
3. „Entscheidungsfreiheit“
4. „Religiöser Fundamentalismus“
5. „Moderne“ / „21. Jahrhundert“
Herzliche Leseempfehlung! - wie auch für den aufschlussreichen bordatschen Artikel über "Gewalt aus Notwehr und die Problematik ihrer diskursiven Rechtfertigung" (hier).

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Kleiner Mensch im Bauch:


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Sonntag, 20. Juli 2014

Zum 20. Juli: Wäre heute Widerstand noch zu erwarten?

Die bewegenden Zeugnisse der Männer des 20. Juli sprechen eine Sprache, die nicht mehr verstanden werden kann, wenn Pflichtbewusstsein mit Untertanengeist gleichgesetzt wird und Ehre mit elitärer Dünkelhaftigkeit, wenn man Toleranz mit regelloser Permissivität verwechselt und patriotische Bindung mit nationalistischer Hybris, wenn Opferbereitschaft in den Ruch des „Fundamentalismus“ gerät und das Nachdenken über das Wirken Gottes in der Geschichte als anachronistische Peinlichkeit erscheint. Denn die politische Tat des Widerstandes, der schwerwiegende, von quälender Gewissensprüfung begleitete Entschluss zum Handeln, ist bei den Widerstandskämpfern des 20. Juli vondiesen Haltungen nicht zu trennen. Wer sie ignoriert oder vergessen will, kann weder begreifen, warum sie handelten, noch ohne argumentative Verrenkungen begründen, was das Gedenken an sie heute – 70 Jahre nach der Tat – noch bedeuten kann.


Stefan Gerber in "Die Tagespost" vom 17.07.2014, S. 9: Vertraute Helden, fremde Helden - Zum Gedenken an die Widerstandskämpfer des 20. Juni1944

Die Frage, ob heute noch Widerstand gegen ein Unrechtsregime, gegen Strukturen der Lüge, zu erwarten wären, muss man sich wohl stellen, denn Tugenden wie Pflichtbewusstsein, eine gesunde Liebe zum Vaterland oder Opferbereitschaft liegen im Moment nicht im Mainstream. Heute lassen sich viele vielleicht nicht mehr vom Nationalsozialismus, dafür aber von anderen, neuen Ideologien blenden - die mittel- und langfristig gesehen nicht weniger menschenverachtend und -entwürdigend sein werden wie dieser - nur vielleicht "leiser" - oder "sanfter". Gender und atheistische Weltanschauungen lassen grüßen. Aber: auch hier wird es so sein, dass es nur einzelne sind, spätere Helden, die die Gefahr nicht nur erkennen, sondern sich auch für die Freiheit und die Würde des Menschen opfern. Hoffen wir, dass es viele sein werden. 

Mittwoch, 21. Mai 2014

Maiandacht 21. Tag - Maria, Mittlerin des Heiles

Lasst uns beim Kreuze Jesu stehen mit Maria, seiner Mutter,
deren Herz das Schmerzensschwert durchdrungen. 
(Invitatorium zum Fest der sieben Schmerzen Mariens)

Leibhaftig starb der Herr am Kreuze,
in ihrem Herzen starb mit ihm die Mutter.
(nach dem hl. Bernhard, Sermo de duodecim stellis)




Gehen wir heute noch einmal nach Golgatha. Der Heiland hängt am Kreuze, blutüberströmt, schmerzgepeinigt. Nun naht das Ende des Weges, den er gegangen zur Befreiung der Menschen von Sünde und Schmach. Das Erlösungswerk soll seinen Abschluss finden: es ist vollbracht!

Der Kreuzestod Christi wird alle Sündenschuld tilgen und die Menschen wieder zu dem machen, was ihre Bestimmung war von Anbeginn: waren sie doch erschaffen als Kinder Gottes. Der Mensch hat die Gebote des Schöpfers nicht geachtet, sich von Gott abgewandt und seine Vaterliebe verschmäht.

Damit er wieder zurückfinden kann zu seinem himmlischen Vater und wieder ein Kind der Gnade zu werden vermag, musste nach Gottes Ratschluss diese Golgathastunde kommen, um die Menschen zu entsühnen; darum musste der Heiland als Mittler zwischen Gott und der Menschheit den Opfertod sterben am Kreuzesstamm.

Dem Heiland zur Seite aber steht seine Mutter! Untrennbar gehören sie seither zusammen: Mutter und Sohn, - Sohn und Mutter. Das Opfer des Sohnes wird auch zu einem geistigen Opfer der Mutter. Die Qual, die den Körper des Sohnes martert und seine Seele erbeben lässt, diese Qual fühlt auch der Mutter Herz, dass es wund und weh wird in geistigem Mitleiden.

Gleichwie aber der Heiland trotz all seiner Pein nur das eine Ziel kennt, den Willen des Vaters zu erfüllen und für die Sünden der Menschheit genugzutun, so ist auch Maria bereit, sich dem Erlösungswillen Gottes zu beugen -  auch dann, wenn es ihrem Mutterempfinden unendlich schwer wird. Sie Lässt sich nicht vom Schmerz und Leid niederdrücken.

Ihre Liebe zu Gott und ihr Einssein mit seinem Willen lässt sie vielmehr auch das Schwerste freudig ertragen. Auch jetzt unter dem Kreuze ihres Sohnes lässt die Liebe sie von neuem das Wort sprechen, das als Leitstern über ihrem ganzen Leben steht: "Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach seinem Wort."

Einst in Nazareth bedeutete dies Wort den Beginn des Erlösungswerkes, - jetzt auf Kalvaria ist es das Zeichen, dass die Gottesmutter mitwirkt in der Stunde, da es seiner Vollendung entgegengeht. Groß ist darum der Anteil Mariens an der Erlösungstat Christi.

Wie einst im Paradiese die Frau dem Adam zur Gehilfin gegeben war, - die freilich durch eigene Schuld Gehilfin ward zum Unheil der Menschen, - so findet auch der Erlöser in einer neuen Eva eine dienende Gehilfin, die ihm in Wahrheit wird eine Mithelferin zum Heile der Menschen, die ihm zur Seite steht bei seinem Opfer für die Wiedererlangung der Gotteskindschaft.

So können wir denn Maria nennen: Die Mittlerin des Heiles! Blicken wir dankend zu ihr auf, die mitgeholfen hat, dass Gott sich wieder in Vatergüte zu uns neigen kann! Auch an uns wendet sie sich, bittend, dass auch wir dem Heiland Helferdienste leisten wollten. Muss doch unser Herz erfüllt sein von tiefer heiliger Freude, dass wir berufen sind, helfen zu dürfen.

Doch vergiss nicht, meine Seele: des Heilandes Helfer sein heißt nichts anderes, als teilhaben an seinem Opferweg. Sieh nur auf Maria. Ihr ganzes Leben war ein Heilandsdienst, doch musste sie erst zur Schmerzensmutter werden, bevor du sie als Mittlerin des Heiles grüßen kannst. Sei dir bewusst, dass im Dienste des Herrn das eigene Ich zurücktreten muss. 

Wer dem Heiland helfen will, muss sich beugen unter Gottes Willen. Sieh, Evas Stolz und Überheblichkeit bewirkte den Bannfluch über die Menschheit; Marias selbstloser, opferbereiter Wille zum Dienen ward den Menschen zum Heil und Segen. (...) Tragen auch wir mutig unser Kreuz, es ist unser Anteil am Kreuze des Herrn.

Wir beten ein Ave Maria und danken der Gottesmutter für ihre Mitwirkung beim Erlösungswerke:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Wer mich findet, findet das Leben
und schöpft das Heil vom Herrn. (Spr 6,35)
Durch dich, o Jungfrau Maria, schöpfen wir das Heil
aus den Wunden Christi.
(Brevier am fest der sieben Schmerzen Mariens)


Gebet:
O Gott, du hast gewollt, dass die jungfräuliche Mutter Maria deinem eingeborenen Sohne dienende Mithelferin sei beim Erlösungswerke. Lass uns durch die Vermittlung dieser Mutter und Magd das Heil erlangen und selig werden. Durch denselben Christus, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 64-67 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)




Maiandacht 20. Tag - Maria, Königin der Märtyrer

Neben dem Kreuz unseres Herrn Jesus Christus stand die heilige Maria,
des Himmels schmerzensreiche Königin und Herrin der Welt.
O ihr alle, die ihr vorübergeht, schaut,
ob ein Schmerz ist wie der meine.
(Traktus zum Fest der sieben Schmerzen Mariens)


Lasst uns heute noch ein wenig verweilen bei der Mutter unter dem Kreuze. Das menschliche Leid ihres Mutterherzens lasst uns schauen. Wenn man wohl meint, die Gottesliebe habe es der Mutter leicht gemacht, das Opfer des Verzichtes und der Hingabe ihres Kindes zu bringen, dann darf man doch nicht vergessen, dass Maria auch als Mutter denkt und fühlt und liebt. Liebe aber bringt Leid; um so tiefer schmerzt es, je größer die Liebe ist. Und Mariens Liebe war die größte und tiefste Liebe, mit der je ein Mensch geliebt hat; war ihre Christusliebe doch zugleich Gottes- und Mutterliebe, zugleich auch Urquell ihrer nie versiegenden Liebe zu den Menschen.

Welch tiefes Weh sollte der Gottesmutter aus dieser Liebe erwachsen! Nie freilich werden wir Mariens Weh und Schmerz ganz zu erfassen vermögen. Nur ahnen können wir die Not und die Betrübnis ihres Mutterherzens, angefangen von dem Mutterleid um ihr Kind an der Krippe zu Betlehem bis zur Stunde, da der Gesandte des Herrn seine Missionstätigkeit begann und sie, seine Mutter, so völlig zurücktreten musste.

Und doch stand ihr da das größte Leid noch bevor. Nach grausamer Misshandlung und Verspottung ward der Gottessohn zum Tode verurteilt, zum schmachvollen Kreuzestod. Gleich dem schlimmsten Verbrecher musste er sein Marterwerkzeug selbst zur Richtstätte tragen. Tief, ganz tief bohrt sich das Schwert der Schmerzen in der Mutter Seele, als sie ihren Sohn auf diesem seinen schwersten Gang sah, - als sie ihm gegenüberstand und doch nicht helfen konnte, - als sie dann seine unerträglichen Qualen am Kreuzesholze sehen musste und seine unendliche, drückende Seelenpein, - als sie ihm nicht einmal die geringste Linderung geben konnte in seiner Todesnot!

Todestraurig war da auch der Mutter Herz. "O ihr alle, die ihr vorübergeht, schauet, ob ein Schmerz ist wie der meine." Verstehst du, meine Seele, was das heißen will? Sieh die Schmerzensmutter mit dem Leichnam ihres Sohnes in den Armen! Fürwahr, keines Menschen Weh und Not kann sich je mit dem Leid der Gottesmutter messen! Groß wie das Meer ist ihr Schmerz!

Und doch stieg nie eine Klage aus der Seele Mariens. In ihrer völligen Gottgehörigkeit kannte sie nur das eine: es geschehe der Wille des Herrn. Das war und blieb ihre Seelenhaltung auch in den Stunden, da das Leid zutiefst auf sie einstürmte. So ist Maria geworden die Königin aller Leidtragenden, aller Kreuzträger, die Mutter der Schmerzen, die Königin der Märtyrer, d. i. Königin all derer, die heldenmütig für Christus Zeugnis ablegen im Leid.

Meine Seele! Muss Maria auch um dich Leid tragen, da du Christus von neuem kreuzigst durch die Sünde? Lehnst du dich auf gegen das Kreuz, das Gott dir schickt? Oder bist du schon Gott und seinem heiligen Willen so hingegeben, dass du jegliche Fügung aus seiner Hand hinnehmen kannst, ohne zu murren und zu klagen?

Wahre Gottesliebe verlangt von dir, dass du selbst im schwersten Leid nicht zweifelst an Gottes Vatergüte, sondern glaubst, dass er dich liebt und dir diese Prüfung schickt, damit du dich in der Liebe bewährst. Du musst zeigen, dass es dir ernst ist mit der Nachfolge dessen, der da spricht: "Wer mein Jünger werden will, verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir." (Luk 9,23)

Kreuzträger zu sein ist unser aller Aufgabe! Wir wollen sie erfüllen nach bestem Können, - jeder an seinem Platze. Maria aber, die Königin der Märtyrer, die die Kraft fand, alles Schwere stark und freudig zu tragen, möge auch uns die Kraft erflehen.

Wir beten ein Ave Maria, dass wir wie Maria alles Leid starkmütig tragen:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.


Heil'ge Mutter, drück die Wunden,
die dein Sohn am Kreuz empfunden,
tief in meine Seele ein.
Ach, das Blut, das er vergossen,
ist für mich dahingeflossen;
lass mich teilen seine Pein.
(Sequenz zum Fest der sieben Schmerzen Mariens)


Gebet:
Es trete für uns ein, so bitten wir dich, Herr Jesus Christus, jetzt und in der Stunde unseres Todes, bei deiner Güte die allerseligste Jungfrau Maria, deine Mutter, deren heiligste Seele in der Stunde deiner Leiden das Schmerzensschwert durchdrang. Der du lebst und herrschest in Ewigkeit. Amen.
(Kirchengebet; Votivmesse von den sieben Schmerzen Mariens)


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 62-64 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)



Bild: Pieta (Maria mit ihrem toten Sohn ); Beichtkapelle Kevelaer; FW

Montag, 19. Mai 2014

Maiandacht 18. Tag - Höchste Liebe


Gott ist die Liebe;
wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott 
und Gott bleibt in ihm. (1 Joh 4,16)
Wer sollte uns trennen von der Liebe Christi? (Röm 8,35)
Stark wie der Tod ist die Liebe. (Hohes Lied 7,6)


Des Herrn irdische Laufbahn neigt sich zum Ende. Er muss hinaufgehen nach Jerusalem, um dort viel zu leiden. Auch für Mariens Opferkraft kommt nun bald die letzte Prüfung. Vor dem letzten Gang nach Jerusalem hat der Herr wohl Abschied genommen von seiner Mutter. Wie groß der Trennungsschmerz der heiligsten Mutter um ihr göttliches Kind gewesen ist, lässt sich nur schwer ermessen an der Größe der Liebe, die beide miteinander verbindet. Es möchte Kindesliebe der Mutter den Anblick des Leidens ersparen, - der Heiland nimmt vorher Abschied, - aber die Mutterliebe mag das Kind nicht allein lassen in seinem Leiden.

Die Mutterliebe führt Maria hinauf nach Jerusalem, führt sie unter das Kreuz. Nichts bleibt da der Mutter erspart. Sie muss all das Leid sehen, mit dem man ihr Kind quält, muss Hammerschläge hören, mit denen man seine Hände und Füße ans Kreuz heftet, muss still duldend unter dem Kreuzesbalken stehen.

Wenn sie auch hundertmal hätte rufen wollen: "Nehmt mich statt Seiner", es hätte nichts genützt. Maria muss die letzte Entsagung, das größte Opfer bringen, das je von ihr verlangt worden ist: sie muss vollständig verzichten auf ihr schuldloses, heiliges, göttliches Kind. Still und ergeben hat sie auch dieses Opfer gebracht.

Woher schöpfte Maria die Kraft für dieses Opfer? Die Quelle dieser Kraft ist eine Liebe, die alle irdische Liebe, selbst Mutterliebe, übersteigt. Es ist die vollkommene Liebe zu Gott. Diese Liebe macht die Seele eins mit Gott, vollkommen eins im Wollen, Denken und Fühlen. Die Seele, die Gott wahrhaft liebt, kennt und will nichts anderes als einzig den Willen Gottes.

Maria aber weiß um den Willen Gottes, des Vaters, dass der Sohn Gottes leiden und sich hinopfern soll als Sühnopfer für die Menschen. Mutterliebe möchte dem Kinde alles Leid ersparen, - Gottesliebe macht Maria bereit, standhaft unter dem Kreuze zu stehen, mutig und kraftvoll alles hinzugeben gemäß dem Willen des Vaters.

Die Gottesliebe macht Maria auch vollkommen eins in der Gesinnung mit dem leidenden Christus, so dass sie seine Opfergesinnung, seinen Opferwillen teilt. Was Christus dem Vater darbringt als Opfergabe, - sich selbst, - das gibt auch Maria freiwillig in die Hände des Vaters zurück: Christus, den Herrn, - ihr Kind. Da ist kein Widerstreit in ihrem Herzen zwischen Mutterliebe und Gottesliebe. In voller Einmütigkeit mag sie mit ihrem Kinde zum Vater rufen: "In deine Hände empfehle ich seinen Geist."

O Gottesliebe, wie soll ich dich begreifen in deinem Wirken! Alles vermag der Mensch, wenn er nur Gott vollkommen liebt. "Stark wie der Tod ist die Liebe."

Nun komm, meine Seele und stell dich zu Maria unter das Kreuz. Bewundere ihre Liebe! Bewundern? Nicht nur das: suche ihre Liebe deinen Kräften gemäß nachzuahmen. Für jeden Menschen gilt nämlich das Gebot: "Du sollst Gott den Herrn lieben aus deinem ganzen Herzen..." Das heißt auch für dich, dass du dich bemühen sollst, mit Gott eins zu werden in der Gesinnung bis zur vollkommenen Hingabe deiner selbst an ihn und seinen Willen.

Durch die Vereinigung mit Gott in der vollkommenen Liebe ist eine wahre göttliche Gesinnung in dir. Diese Gesinnung, diese Liebe drängt dich, alle Vollkommenheiten Gottes in möglichst hohem Maße an dir zu verwirklichen. Weil Gott, mit dem du durch die Liebe vereint bist, heilig ist, willst auch du heilig sein. Darum willst du lieber auf alle Erdendinge verzichten, als durch die Sünde eine Trennung von Gott zu dulden; so stark ist die Liebe.

Das ist die Liebe, die da geht über alles, von der der Apostel Paulus spricht: "Wenn ich mit Engel- und Menschenzungen redete, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich wie eine klingende Schelle... Und wenn ich allen Glauben hätte, so dass ich Berge versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich nichts."

Wir beten ein Ave Maria, dass wir wie Maria Gott über alles lieben:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Gib, o Mutter, Quell der Liebe,
dass ich mich mit dir betrübe,
dass ich fühl die Schmerzen dein;
dass mein Herz von Lieb' entbrenne,
Nur nach Jesus ich mich sehne,
dass ich liebe Gott allein.
(Sequenz zum Fest der sieben Schmerzen Mariens)


Gebet:
O Gott der Liebe! Um der Liebe deines Sohnes und seiner heiligsten Mutter willen: verleihe uns die Gnade, dich über alles vollkommen zu lieben. Durch denselben Christus, unsern Herrn. Amen.


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 56-59 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)



Samstag, 17. Mai 2014

Maiandacht 17. Tag - Maria, die opferstarke Magd des Herrn


Siehe, dieser ist bestimmt zum Fall 
und zur Auferstehung vieler in Israel
und zum Zeichen, dem man widersprechen wird.
Ein Schwert wird deine eigene Seele durchdringen,
auf dass die Gedanken vieler offenbar werden. 
(Luk 2, 34.35)


Magd sein bedeutet, dass jemand seine Kräfte in den Dienst eines anderen stellt. Magd des Herrn sein will sagen, dass Maria ganz Gott angehören, dass sie all ihre Kräfte und Fähigkeiten in seinen Dienst stellen will. Bei Maria ist das eine völlige Hingabe ihrer selbst an Gott.

So tritt zu der Unterwerfung im Glauben, zu der Zuversicht auf Gottes Vorsehung die frohe, opferstarke Bereitschaft hinzu, alles zu tun und zu tragen, was der Herr will. Wer dem Herrn dient, muss sich selbst und all seinen Wünschen entsagen können, muss bereit sein, jedes Opfer zu bringen, das von ihm verlangt wird. Das war der Opferwille der Gottesmutter. Ein Doppeltes schließt er in sich: sich selbst hingeben an Gott und hingeben das, was ihr lieber ist als das eigene Leben: ihr göttliches Kind. Sieh, wie dieser starkmütige Opferwille Mariens sich zeigt.

Den Gesetzen getreu schreitet Maria hinauf zum Tempel. Außer dem greisen Simeon und der Prophetin Anna weiß niemand in Jerusalem um das göttliche Geheimnis, das sie in ihren Armen trägt. In den Augen der Welt ist es ein Tempelgang, den jede Mutter mit ihrem Erstgeborenen Knäblein macht.

Aber Maria weiß, dass es für sie mehr bedeutet; sie weiß, dass sie mit dem Paar Turteltauben ihr Kind nicht loskaufen kann, um es für sich zu besitzen. Für sie ist die Aufopferung Jesu im Tempel schon der Anfang des Verzichtes. Sie darf nur hüten und pflegen, was Gott ihr in seiner Vatergüte geschenkt hat. Der himmlische Vater wird dieses Kind wieder von ihr zurückfordern: es ist und bleibt sein Kind, sein Eigentum. Von diesem Kinde spricht der greise Simeon: "Dieser ist bestimmt zum Falle und zur Auferstehung vieler in Israel." Diese Hingabe, dieses Zurückgeben an Gott wird von der Mutter viel Kraft verlangen, unter Weh und Leid nur wird sie es vollbringen können.

"Deine Seele wird ein Schwert durchdringen." So groß wird das Leid sein. Warum so groß? Weil dieses Hingeben Trennung bedeutet und Loslösung. Auf die menschlichen Banden zwischen Mutter und Kind muss Maria immer mehr verzichten. Christus gehört dem Vater. Darum muss Maria iher Kind aufopfern, damit Christus, dem Willen des Vaters gemäß, - sich für uns opfern und uns gehören kann.

Diese Loslösung wird deutlich zwölf Jahre später, wiederum im Tempel, im Hause des Vaters. Maria möchte noch Mutterrechte geltend machen; die Antwort aber lautete: "Wusstet ihr nicht, dass ich in dem aufgehen muss, was meines Vaters ist?" Immer mehr muss die Person Mariens zurücktreten.

Auf der Hochzeit zu Kana erkennt sie, dass nicht sie es ist, die die Stunde für des Herrn Wundermacht bestimmt: es ist allein der Vater. Und wiederum, da Maria und die Anverwandten Jesus während seines öffentlichen Wirkens aufsuchen und jemand ihm meldet: "Siehe, deine Mutter und deine Brüder*) sind draußen und wollen dich sprechen", da ruft er aus: "... Wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter!"

Den Höhepunkt der Loslösung und Entsagung aber erlebt Maria unter dem Kreuze, da sie ihr Kind im Tode hingeben muss und an seiner Stelle uns  als ihre Kinder empfängt. Und starkmütig hat Maria jedes Opfer vollbracht. Sie ist fürwahr die opferstarke Magd des Herrn geworden.

Siehe, meine Seele, wenn du nur ein wenig der Gottesmutter ähnlich werden willst in ihrem dienenden Magdtum, dann musst auch du entsagen können. Über dir und deinem Willen muss immer Gottes Wille stehen. Du musst auch den irdischen Dingen entsagen können, wenn sie dich von Gott trennen oder dir hinderlich sind im Dienste Gottes. 

Löse dich los von allem, was du ungeordnet liebst auf Erden, von eitlem Geld und Gut, von Ehre und Ansehen. Besser ist es, von den Menschen verachtet zu werden, dafür aber in Gottes Ehrendienst zu stehen. Maria findest du nicht, wenn der Heiland geehrt wird, aber in Verachtung und Schmach war sie bei ihm. In dem Maße, als du entsagst, wirst du empfänglich für die Gnade Gottes.

Wir beten ein Ave Maria, um wahre Opferkraft zu erlangen:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Keiner von euch kann mein Jünger sein, 
der nicht all seinem Besitztum entsagt. (Luk 14,33)
Jeder, der Haus, Bruder, Schwester, Vater, Mutter, 
Kind und Acker um meines Namens willen verlässt,
wird alles hundertfach wiedererhalten und das ewige Leben erben. (Mt 19,39)


Gebet:
Göttlicher Heiland! Deine heiligste Mutter hat uns ein Beispiel gegeben, wie wir allem Irdischen entsagen, uns selbst verleugnen und dir nachfolgen sollen. Siehe, wir haben den guten Willen, in Selbstverleugnung und Abtötung dir nachzufolgen. Aber du kennst unsere Schwachheit. So bitten wir dich denn: Komm du unserer Schwachheit zu Hilfe. Sei du unser Lehrmeister, wir wollen deine Jünger sein. Amen.

*) "Brüder des Herrn" sind nicht leibliche Brüder, sondern nahe Verwandte, die man früher als Brüder bezeichnete. So werden z. B. zwei Jünger, Jakobus und Joseph, die Söhne des Kleophas, "Brüder des Herrn" genannt. (Anm.: Eine Erklärung dazu siehe auch hier bei Dr. Ludwig Neidhart)


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 53-56 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)


Sonntag, 11. Mai 2014

Maiandacht 10. Tag - Heilige Jugendweihe

 
Ich sprach zum Herrn: Mein Gott bist du,
mein Gut, mein einzig Gut bist du!
Mein Anteil ist der Herr,
Er ist mein Erbe auf ewig! (Psalm 15,2.5)


Aus dem heiligen Jugendleben der Gottesmutter erzählt uns die Überlieferung eine besondere Begebenheit, an die wir uns am Feste Mariä Opferung erinnern. Die Eltern, Joachim und Anna, führen ihr Kind nach Jerusalem zum Tempel Gottes. Die Eltern selbst bringen ihr Kind Gott dar, so wie sie es versprochen hatten. Sie weihen es Gott, d. h. es soll ganz Gott gehören, sein Eigentum sein.

Für Maria ist dieser Gang zum Tempel ein Ereignis, an dem sie auch persönlich nicht nur dem Leibe, sondern auch der Seele nach innigen Anteil nimmt. Wenn auch noch Kind, wenn auch noch die von den Eltern Geführte und Dargebotene, so ist sie doch auch selber schon die Darbietende. Ihre heilige Seele, die sich so oft im Gebete Gott erschlossen hat, will selber an heiliger Opferstätte sich Gott weihen.

Diese Weihe bedeutet mehr als nur eine Hingabe an Gott mit dem Willen. Nicht umsonst nennen wir diese Weihe eine Opferung. Darin kommt zum Ausdruck, dass  Gott diese Weihe annimmt. Es wird damit gewissermaßen eine Umänderung vollzogen in dem natürlichen Sein. Gott nimmt alle natürlichen Kräfte, die Maria ihm darbietet, in seine Dienste auf. Das aber ist der tiefste Sinn dessen, was wir Jungfräulichkeit nennen, dass ein Mensch mit allen seinen natürlichen und übernatürlichen Kräften ganz und ohne Vorbehalt Gott dienen, ja Gott ganz gehören will. Das ist der Wille, der über allen irdischen Sorgen und Arbeiten nur eine höchste Sorge und Arbeit kennt: wie Leib und Seele Gott gefallen. Maria spricht gleichsam: "Siehe, ich komme, o Gott, dass ich deinen Willen erfülle." 

Noch weiß Maria nicht, was Gott Großes an ihr getan hat und noch tun will. Noch glaubt sie, in eheloser Jungfräulichkeit Gott ihr Leben hindurch dienen zu können. Aber es liegt schon in dieser Opferung, in dieser heiligen Jugendweihe die Bereitschaft, den göttlichen Willen zu erfüllen in allem. Sie will restlos und selbstlos Gott gehören und ihm dienen.

Das auf Gebet und Gehorsam gegründete Jugendleben führt auch jetzt noch leicht dahin, sich Gott in der Jugend ganz zu weihen. Denn die jugendliche Seele, durch die Taufe von der Erbsünde befreit, spürt noch nicht sehr die bösen Folgen der Sünde. Rein und unbeschwert schwingt sich die Seele leicht zu Gott empor. Wenn doch alle Eltern es verständen, ihre Kinder hinzuführen zu Gott, dem Heiland der Liebe!

Der heilige Vater, Papst Pius X., hat in eindringlichen Worten allen Erziehern, besonders den Eltern, es ans Herz gelegt, ihre Kinder in zarter Jugend schon hinzuführen zum Tische des Herrn. Man könnte den Weißen Sonntag mit Recht einen Tag heiliger Jugendweihe nennen. Unschuldige Kinderseelen eilen hin zum göttlichen Kinderfreund. "Lasset die Kinder zu mir kommen," , so hat er sebst gesprochen. Und die Kinder kommen gern. Gern legen sie ihr Gelöbnis in die Hände des Priesters, ihre Jugend, ja ihr ganzes Leben Gott zu weihen.

Denke daran, meine Seele, wie du einst feierlich versprochen hast: "Ich glaube. Ich widersage." Mit freiem Willen weihtest du dich Gott, und er nahm deine Weihe an. er selber senkte sich in Brotsgestalt in deine Seele, berührte dich, ließ deinen Leib und deine Seele seine heilige Gegenwart empfinden. Seitdem will Gott selber dein Helfer sein in allen Gefahren, die einmal deiner Jugend drohen.

Nun sei du wiederum stark, halte dein Versprechen, dein Gelöbnis. Sei wie Maria bereit, Gottes Willen zu erfüllen, Gott allein zu dienen und ihn zu lieben aus deinem ganzen Herzen, mit deinem ganzen Gemüte und mit allen deinen Kräften.

Wir beten ein Ave Maria, dass Maria Herz und Sinn aller Jugendlichen zu Gott lenke und unsere katholische Jugend vor der Sünde bewahre:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret es ihnen nicht,
denn ihrer ist das Himmelreich. (Matth 19,14)
Zum Altare Gottes lasst uns treten,
zu Gott, der uns erfreut von Jugend auf. (Psalm 42,4)


Gebet:
Göttlicher Kinderfreund, du hast gesagt: "Lasset die Kinder zu mir kommen!" Wir bitten dich von Herzen: Ziehe die Seelen aller Kinder und Jugendlichen an dich, in deine heilige Nähe. Lass uns alle als deine Kinder wie Maria in der Reinheit des Herzens dich lieben und mit Maria in kindlicher Liebe dir dienen und ganz dir angehören. Amen.


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 34-37; (s. Quellen)

Dienstag, 10. September 2013

Geduld und Ausdauer! Fahren wir fort mit dem Gebet!

Dank und Aufruf des Hl. Vaters zur Fortsetzung des Betens und Opferns für den Frieden

"Ich möchte allen danken, die sich auf verschiedene Weise der Fasten- und Gebetswache von gestern Abend angeschlossen haben. Ich danke den vielen Menschen, die das Opfer ihrer Leiden eingebracht haben. Ich danke den Vertretern des öffentlichen Lebens wie auch den Mitgliedern anderer christlicher Gemeinschaften oder anderer Religionen, Männern und Frauen guten Willens, die aus diesem Anlass Momente des Gebetes, des Fastens und des Nachdenkens gehalten haben. 

Doch der Einsatz geht weiter: Fahren wir fort mit dem Gebet und mit Werken des Friedens! Ich fordere euch auf, weiterhin dafür zu beten, dass die Gewalt und die Zerstörung in Syrien sofort aufhöre und mit neuem Eifer für eine gerechte Lösung des brudermörderischen Konflikts gearbeitet werde. Lasst uns auch für die anderen Länder des Nahen Ostens beten, besonders für den Libanon, dass er zu der ersehnten Stabilität finde und weiterhin ein Vorbild des Zusammenlebens sei; für den Irak, dass die sektiererische Gewalt der Versöhnung Platz mache; und für den Friedensprozess zwischen Israeliten und Palästinensern, dass er entschieden und mutig voranschreite. Und beten wir für Ägypten, dass alle Ägypter – Muslime und Christen – sich bemühen, gemeinsam die Gesellschaft aufzubauen zum Wohl der gesamten Bevölkerung. 

Die Suche nach dem Frieden ist langwierig und erfordert Geduld und Ausdauer! Fahren wir fort mit dem Gebet!"


Papst Franziskus nach dem Angelus-Gebet am 08.09.2013; die Ansprache vor dem Angelus-Gebet (in italienischer Sprache, da leider noch (?) nicht ins Deutsche übersetzt): hier!)

Donnerstag, 29. August 2013

Von der Nächstenliebe


In einer Stunde der Begeisterung oder in plötzlicher Aufwallung des Mitleids ein Almosen geben, das ist nichts Großes. Wer sich dessen rühmt, weiß nichts von opfernder Liebe.

Aber das stille, tapfere Durchhalten in der Hilfsbereitschaft, immer wieder geduldig hinhören, wenn der Ruf zum Helfen ertönt, immer offene Augen und ein gebefrohes Herz haben, auch wenn es uns selbst einmal schlecht geht, das ist echte christliche Nächstenliebe, wie wir sie unermüdlich und in freudiger Selbstverständlichkeit einsetzen wollen im Dienste unserer notleidenden Brüder und Schwestern.


aus einem Schulheft aus dem Jahre 1947



Sonntag, 21. Oktober 2012

Hl. Anna Schäffer, bitte für uns! (2)

Kurz-Videos zur heute heiliggesprochene
Anna Schäffer (18.02.1882 - 05.10.1925) aus Mindelstetten:


  









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Donnerstag, 21. Juni 2012

Zum Nachdenken - Gemeinschaft


Keiner von uns weiß, wie tief er
aus der Kraft der Gnade lebt, die ihm durch andere zuströmt;
aus dem verborgenen Gebet der stillen Herzen;
aus dem lösenden Opfer der Unbekannten;
aus der stellvertretenden Sühne derer, die sich für die Geschwister einsetzen.
Das ist eine Gemeinschaft tiefster Kräfte.


Romano Guardini, in: Vom Sinn der Kirche, S. 106





Samstag, 16. Juni 2012

Die Ehe: ein „weltlich Ding“?

P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Es wird viel geklagt über den Niedergang von Ehe und Familie in unserer Zeit. Dabei stellt sich die Frage, womit dieser denn begonnen habe: Mit der fortschreitenden Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft als Quasi-Ehe? Oder bereits mit der Einführung der sogenannten Familienplanung, der Empfängnisverhütung und Abtreibung? Lagen die Anfänge der Krise wohl in den späten 60ern des letzten Jahrhunderts, in der tsunamiartig hereinbrechenden „Sexwelle“ und der Propaganda für „freie Liebe“? Oder ereignete sich der Sündenfall für Ehe und Familie schon viel früher, nämlich mit der staatlichen Erlaubnis der Ehescheidung?

Man wird wohl noch weiter zurückgehen müssen, und zwar bis ins 16. Jahrhundert, die Zeit der Glaubensspaltung. Denn unter den Lehren der selbsternannten Reformatoren war auch die, es gebe nicht sieben, sondern nur zwei Sakramente: Taufe und Abendmahl. Somit wäre die Ehe kein Sakrament. Nach Martin Luthers berühmter Formulierung ist sie „ein äusserlich, weltlich Ding wie Kleider, Speise, Haus und Hof, weltlicher Obrigkeit unterworfen“.

Erinnern wir uns: Der heilige Paulus sieht in der Verbindung von Mann und Frau und ihrem Ein-Fleisch-Werden ein „grosses Geheimnis“ (im griechischen Urtext steht hier das Wort mystérion, in der lateinischen Übertragung sacramentum); dieses sei zu verstehen im Hinblick auf Christus und die Kirche (Eph 5,32). Mit vollem Recht hat Glaubensüberlieferung darin eine Grundlage für die Sakramentalität der Ehe gefunden. Ein Sakrament ist ja ein sichtbares Zeichen, das auf eine unsichtbare Wirklichkeit verweist, deren spezifische Gnade vermittelt und seinen Ursprung in Jesus Christus und seinem Heilswerk hat.

So steht die Ehe von Mann und Frau für eine höhere Vermählung: diejenige des Herrn mit seiner Braut, der Kirche, mit der er im Geheimnis des Opfers und der Kommunion ein einziger Leib, „der mystische Leib Christi“, wird. Darüber hinaus erkennen bedeutende Theologen in der ehelichen Verbindung und ihrer Fruchtbarkeit im Kind sogar ein fernes Abbild der innergöttlichen, trinitarischen Liebe...

Braut und Bräutigam werden im Sakrament an diese Ur-mysterien gleichsam wie an einen Stromkreis angeschlossen, und so empfangen sie aus göttlicher Quelle die Würde und Weihe eines sakramentalen, heiligen Standes, die Kraft tiefster, unauflöslicher Einheit, den bleibenden Segen für das gemeinsame Leben und die Erziehung der Nachkommenschaft sowie jegliche Gnade, derer sie inmitten der vielfältigen Anfechtungen bedürfen.

Aus solcher Perspektive wird deutlich, welchen Absturz die Ehe durch die Degradierung zu einem „äusserlich, weltlich Ding wie Kleider, Speise, Haus und Hof“ nimmt. Beraubt ist sie nun ihrer ganzen Höhendimension und heiligen Symbolik als gnadengewirktes Ebenbild göttlicher Wirklichkeit. Wo aber die heilige Symbolik schwindet, dringt nur allzu schnell unheilige Diabolik ein... Ehemann- und Ehefrausein, Vater- und Muttersein sind jetzt nicht mehr ein sakramental-kirchlicher Stand, nicht mehr ein Weg der persönlichen Heiligkeit und der gegenseitigen Heiligung zur Auferbauung des Gottesreiches, stattdessen nurmehr eine rein bürgerliche Angelegenheit, am Ende ein gesellschaftliches Rollenspiel.

Mit der Entsakralisierung der Ehe musste auch der Sinn für den Zusammenhang von Liebe und Opfer schwinden. Christliche Eheleute, einst vermählt unter dem Zeichen des Kreuzes, sollten um die Kraft wissen, die ihnen gerade aus der Vereinigung ihrer Leiden und Nöte mit denen des Herrn erwächst. Hingegen erblicken Personen, die nur durch ein „äusserlich, weltlich Ding“ zusammengehalten werden, im Opfer für gewöhnlich eine finstere, lebensfeindliche, zerstörerische Macht; vor dieser ergreift man am besten die Flucht, wäre es auch zugleich die Flucht von der Seite des Lebenspartners...

Ja, auch die unauflösliche Einheit der Eheleute wurde durch die Lehre der Glaubensneuerer des 16. Jahrhunderts zerstört. Stiftete das Sakrament eine Verbindung, die ein Abbild der unverbrüchlichen Treue zwischen dem gottmenschlichen Bräutigam und der bräutlichen Kirche ist und die daher jedem menschlichen Zugriff entzogen bleibt, so wurde die Ehe nun zu einer unsicheren, den menschlichen Schwankungen unterworfenen Angelegenheit. Denn nach der konsequenten Auffassung der Reformatoren ist grundsätzlich jede Ehe auflösbar.

Auf diesem Hintergrund zeichnet sich ab, wie die schwere Krise von Ehe und Familie behoben werden kann und muss. Nicht mit äußerlichen und weltlichen Mitteln allein, denn sie ist nach Gottes Willen kein „äußerlich, weltlich Ding“! Mögen daher die Ehe- und Paarberatungen und -therapien wie Pilze aus dem Boden spriessen: Rettung ist von dort her nicht zu erwarten. Statt politischer, sozialer und psychologischer Massnahmen tut vor allem das Eine not: Zurück zum Sakrament! Zurück zur hohen Auffassung von dieser heiligen Institution! Und zurück zu den Quellen der Gnade, die dort erleuchtend, kräftigend, helfend und vollendend fließen, wo die Ehe von Mann und Frau sich an ihr Urbild, die Vereinigung Jesu mit seiner geliebten Braut, bindet: im Sakrament der Ehe!


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

 

Sonntag, 26. Februar 2012

Ganz Dein, o Herr!



Herr, da bin ich!
Alles für Dich, mein Herr und mein Gott!
Mein Herr, ohne Dich kann ich nichts, mit Dir vermag ich alles!
Herr, lass mich dienen, wie Du gedient,
leiden, wie Du gelitten,
lieben, wie Du geliebt hast.
Herr, lass mich werden, wie Du mich gedacht.
Was willst Du, das ich tue? 
Herr, mache mit mir, was Du willst.


Donnerstag, 29. Dezember 2011

Gebet für und um Priester

Herr Jesus, Du wurdest geboren, um von der Wahrheit Zeugnis zu geben, und Du liebst jene bis ans Ende, die Du erwählt hast:
Erhöre gnädig unser Gebet für unsere Hirten.

Du, der Du alles weißt, weißt ja auch, dass sie Dich lieben und dass sie alles vermögen in Dir, der sie stärkt. Heilige sie in der Wahrheit und erfülle sie mit demselben Geist, den Du Deinen Aposteln verliehen hast, damit Er sie in allem Dir gleichgestalte.

Nimm an das Zeugnis ihrer Liebe, so wie Du das dreifache Bekenntnis des Petrus angenommen hast.
Und damit der Heiligsten Dreifaltigkeit überall und ohne Unterlass ein reines Opfer dargebracht werde, vermehre ihre Zahl und bewahre sie in Deiner Liebe.

Der Du lebst und herrschest mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.


Gebet der Konfraternität der Priesterbruderschaft St. Petrus


Weitere Informationen über die Gebets- und Opfergemeinschaft von Laien und Priestern für die Mitglieder und Anliegen der Petrusbruderschaft finden Sie HIER (bitte klicken)

Montag, 5. Dezember 2011

Stille

"In der Stille geschehen ja die großen Dinge.

Nicht in Lärm und Aufwand der äußeren Ereignisse, sondern in der Klarheit des inneren Sehens, in der leisen Bewegung des Entscheidens, im verborgenen Opfern und Überwinden: wenn das Herz durch die Liebe berührt, die Freiheit des Geistes zur Tat gerufen und sein Schoß zum Werke befruchtet wird.

Die leisen Mächte sind die eigentlich starken."




Romano Guardini in: Der Herr, Betrachtungen über die Person und das Leben Jesu Christi; AD 1937 (s. Quellen)
  
Bild: Filippino Lippi (1457-1504): Maria während der Verkündigung; Rom

Dienstag, 22. November 2011

Im Dienst der Wahrheit

"Das Evangelium, mit dem Wir betraut sind, ist auch Wort der Wahrheit. Eine Wahrheit, die frei macht  (vgl. Joh 8, 32 ) und die allein den Frieden des Herzens vermittelt, das ist es, was die Menschen suchen, wenn Wir ihnen die Frohbotschaft verkünden: Wahrheit über Gott, Wahrheit über den Menschen und seine geheimnisvolle Bestimmung, Wahrheit über die Welt; eine schwierige Wahrheit, die wir im Worte Gottes suchen und von der, noch einmal gesagt, gilt, daß Wir weder ihre Meister noch ihre Besitzer sind, sondern nur die Verkünder, die Diener.

Evangelistar von Speyer, um 1220
Von jedem Träger der Evangelisierung wird erwartet, daß er die Wahrheit verehrt, um so mehr als ja die Wahrheit, die er vertieft oder mitteilt, nichts anderes ist als die geoffenbarte Wahrheit und damit, mehr als jede andere, Teil jener Ur-wahrheit, welche Gott selber ist.

Der Prediger des Evangeliums muß also jemand sein, der selbst um den Preis persönlichen Verzichtes und gar Leidens immer die Wahrheit sucht, die er den anderen übermitteln soll. Er wird die Wahrheit niemals verraten noch verbergen, um den Menschen zu gefallen, ihr Staunen zu erregen oder sie zu schockieren, weder durch Originalität noch im Drang nach Geltung.

Er verweigert sich der Wahrheit nicht. Er verdunkelt die geoffenbarte Wahrheit nicht, weil er zu träge wäre, sie zu suchen, oder aus Bequemlichkeit oder auch aus Furcht. Er versäumt nicht, sie zu studieren. Er dient ihr großzügig, ohne sie zu vergewaltigen. Die Hirten des Gottesvolkes, unser pastoraler Dienst drängt uns, die Wahrheit zu hüten, zu verteidigen und zu verkünden, ohne auf etwaige Opfer zu schauen.

Wie viele hervorragende und heilige Hirten haben uns nicht ein in vielen Fällen sogar heroisches Beispiel dieser Wahrheitsliebe hinterlassen! Der Gott der Wahrheit erwartet von uns, daß Wir ihm wachsame Verteidiger sind und ergebene Verkünder.

Lehrer, die ihr ja seid, Theologen, Exegeten und Historiker, das Werk der Evangelisierung bedarf eurer unermüdlichen Forschungsarbeit wie auch eurer Aufmerksamkeit und eures feinen Gespürs in der Übermittlung der Wahrheit, der eure Studien euch näherbringen, die aber immer größer ist als des Menschen Herz, denn sie ist die Wahrheit Gottes selbst.

Eltern und Erzieher, eure Aufgabe – die die vielfältigen gegenwärtigen Konflikte wahrhaftig nicht leicht machen – ist es, euren Kindern und Schülern bei der Entdeckung der Wahrheit zu helfen, einschließlich der religiösen und geistlichen Wahrheit."



aus der Enzyklika "Evangelii nuntiandi"  (über die Evangelisation in der Welt von heute) von Papst Paul VI.; 08.Dezember 1975 

Hervorhebungen von Administrator


Sonntag, 16. Oktober 2011

KIRCHE

Foto: Lawrence OP
Keiner von uns weiß, wie tief er aus der Kraft der Gnade lebt, die ihm durch andere zuströmt;

aus dem verborgenen Gebet der stillen Herzen;

aus dem lösenden Opfer der Unbekannten;

aus der stellvertretenden Sühne derer, die sich für die Geschwister einsetzen.

Das ist eine Gemeinschaft tiefster Kräfte.


Romano Guardini, Vom Sinn der Kirche

Zitiert aus: Romano Guardini; Gehalten von Gottes Hand (s. Quellen)

Samstag, 15. Oktober 2011

Zum Nachdenken - Caritas (3)


Nirgends ist die göttliche Wahrheit überredender, gewinnender als im Munde der sich aufopfernden, hilfreichen Liebe.


Adolf Kolping

Montag, 15. August 2011

Ablass aktuell

Die Kirche bietet den Teilnehmern am Weltjugendtag in Madrid (16.-21. August 2011) die Möglichkeit, einen vollkommenen Ablass der zeitlichen Sündenstrafen - unter den üblichen Bedingungen - zu erhalten. Ausführlich erklärt die Seite des WJT dieses Gnadengeschenk an die Gläubigen. Alle anderen Katholiken, die nicht in Madrid dabei sind, haben die Möglichkeit, durch einen Teilablass zumindest einen Teil der Sündenstrafen zu tilgen - ebenfalls unter den üblichen Bedingungen. Dafür sollen die Gläubigen - egal wo sie sind - dafür beten, dass der Heilige Geist in den Jugendlichen die Nächstenliebe erwecke und ihnen Kraft zur Glaubensverkündigung schenke.

Ablässe - das sei ja finsteres Mittelalter! meinen einige, die kein Verständnis für die Freiheit der Kirche haben. Freiheit, um aus dem Gnadenschatz der Kirche, dem sog. Thesaurus ecclesiae, auszuteilen. Warum diese Ablehnung, fragt man sich. Ist die Kirche nicht in der Lage, hat sie keine Vollmacht (mehr), Ablässe zu gewähren? Oder gibt es nach Auffassung dieser Stimmen keine Sündenstrafen mehr, die getilgt werden müssten? Oder gibt es erst garkeine Sünde mehr, die eine ungeordnete, schädliche Bindung an die Geschöpfe hinterlassen würde, die dann der Läuterung bedürfen würde (vgl. KKK 1472, Kompendium zum KKK, Nr. 312), denn nichts Unreines wird ins Himmelreich eingehen (Offb 21,27)? Hier gibt offensichtlich viel Unwissenheit und auch Missverständnisse.


In dem Büchlein "Die Ablassgebete der katholischen Kirche" schreibt Arnold Guillet:

Der Gnadenschatz der Kirche ist unerschöpflich, denn die Kirche wurde von Jesus Christus gestiftet, dem Sohn des lebendigen Gottes, der von sich gesagt hat: "Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden."

Der oberste Verwalter des Gnadenschatzes der Kirche ist der Papst als Nachfolger des hl. Petrus, dem Christus die Schlüsselgewalt übergeben hat mit den Worten: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel und was du lösen wirst auf Erden wird gelöst sein im Himmel." (Mt 16,18). (...)

Die Lehre vom Ablass wurde von Papst Clemens VI. in der Bulle UNIGENITUS vom 27. Januar 1343 festgelegt. Clemens sagt: "Der Schatz der Erlösung ist dem heiligen Petrus , dem Inhaber der himmlischen Schlüsselgewalt, sowie seinen Nachfolgern auf Erden übergeben worden mit dem Auftrag, diesen Schatz zum Wohl der Gläubigen zu verteilen... besonders den Sündern, die ihre Vergehen bereut und bekannt haben, sei es zum vollständigen oder teilweisen Nachlass ihrer Sündenstrafen." (Ende des Zitats aus der Schrift von Guillet)

Nun, noch immer übertreten wir Menschen die Gebote Gottes (wer wollte das bestreiten?), wir sündigen und müssen deswegen früher oder später nicht nur unsere Schuld, sondern auch unsere Sündenstrafen abbüßen.
Noch immer ist die Kirche, der mystische Leib Christi, dazu bevollmächtigt, aus ihrem Gnadenschatz zum Wohl der Gläubigen auszuteilen. Und das nicht nur zu besonderen Anlässen, wie jetzt zum WJT, sondern auch ganz gewöhnlich im täglichen Leben: durch viele Handlungen, (kleine) Opfer und Gebete, für die die Kirche Ablässe gewährt (siehe  z.B. obengenanntes Buch von A.Guillet). Nur wissen viele Gläubige von diesen Angeboten der göttlichen Barmherzigkeit nichts oder zu wenig.

So erhält der Gläubige z.B. einen Teilablass, wenn er das Allerheiligste Altarsakrament zur Anbetung aufsucht.  Verweilt er mindestens eine halbe Stunde anbetend beim eucharistischen Herrn, so kann er - bei richtiger Disposition und immer unter den üblichen Vorraussetzungen (s. unten) - möglicherweise auch einen vollkommenen Ablass erhalten.

Ein weiteres Beispiel: Für das Rosenkranzgebet erhält man einen Vollablass, wenn es in einer Kirche oder öffentlichen Kapelle, in der Familie, in einer religiösen Gemeinschaft oder einer Gebetsgemeinschaft verrichtet wird; ansonsten erhält man, so man will, einen Teilablass.

Ebenso gilt das für das Beten einer  Kreuzwegandacht und dem andächtigen Lesen oder Hören der Hl. Schrift für mindestens eine halbe Stunde. Am besten nimmt man sich schon morgens vor, dass man alle Ablässe, die man am jeweiligen Tag erhalten könnte, erhalten will.

Ablässe sind also sehr aktuell und zeitgemäß. Vielleicht sogar aktueller als im Mittelalter, da in unserem Alltag Gott nicht mehr so präsent ist wie damals. Ablässe sind wie die positive Verstärkung eines Lehrers oder die Motivation eines Coaches und wollen dem Gläubigen helfen, den Alltag zu heiligen und auf seinem Weg zu Gott mit größerer Liebe voranzugehen.



Linkliste zum Thema "Ablass"



Bild: Christus, Agnus Dei - Quelle der 7 Sakramente (Kevelaer)

Sonntag, 7. August 2011

"Tätige Teilnahme"

gemeinsamer Dienst, tätige Teilnahme aller am "Opus Dei"

"Das II. Vatikanische Konzil hat uns als einen Leitgedanken für die Gestaltung der Liturgie das Wort von der participatio actuosa, der tätigen Teilnahme aller am "Opus Dei", also am gottesdienstlichen Geschehen vorgegeben. Dies mit vollem Recht; der Katechismus der katholischen Kirche macht uns darauf aufmerksam, daß das Wort uns vom gemeinsamen Dienst spricht, sich also auf das ganze Volk bezieht (KKK1069). Aber worin besteht diese tätige Teilnahme? Was muß man da tun? Leider ist das Wort sehr schnell in einem äußerlichen Sinn mißverstanden und die Notwendigkeit eines allgemeinen Agierens daraus abgeleitet worden, als ob möglichst viele möglichst oft für alle sichtbar in Aktion treten müßten. Das Wort "Teilnahme" (oder auch "Teilhabe") verweist aber auf eine Haupthandlung, an der alle teil-haben sollen.

(...) Wir müssen darum bitten, daß es unser Opfer werde, daß wir selbst, wie wir sagten, "logisiert", logos-gemäß und so wahrer Leib Christi werden: Darum geht es. Und das muß erbetet werden. Diese Bitte selbst ist ein Weg, ein Unterwegssein unserer Existenz in die Inkarnation und in die Auferstehung hinein. In dieser eigentlichen "Aktion", in diesem betenden Zugehen auf Teilhabe gibt es keinen Unterschied zwischen Priester und Laien.(...) Es geht darum, daß letztlich der Unterschied zwischen der actio Christi und der unseren aufgehoben werde. Daß es nur noch eine actio gebe, die zugleich die seine und die unsrige ist - die unsrige dadurch, daß wir mit ihm "ein Leib und ein Geist" geworden sind. Die Einzigartigkeit der eucharistischen Liturgie besteht eben darin, daß Gott selbst handelt und daß wir in dieses Handeln Gottes hineingezogen werden. Alles andere ist demgegenüber sekundär."


aus: Joseph Kardinal Ratzinger: Der Geist der Liturgie - Eine Einführung, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau, A.D.2000; 2. Kapitel: Der Leib und die Liturgie

(Hervorhebungen durch Fettdruck von Administrator)



Weiteres zum Thema "Participatio actuosa":


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