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Dienstag, 18. November 2014

Bischof Oster: Glaubensmangel führt zur Entfremdung von Gott und zu Unverständnis für ein Leben aus dem Glauben


Seit gut einem halben Jahr ist der Salesianer Don Boscos und Dogmatiker Dr. Stefan Oster Bischof des Bistums Passau. Seitdem meldet sich der derzeit jüngste deutsche Oberhirte immer wieder mit deutlichen Klartexten zu Wort, sei es in Predigten oder in kurzen schriftlichen Erklärungen zu derzeit diskutierten und hinterfragten Haltungen und Lehren der Kirche.

Nun hat sich Bischof Oster zur Sexualmoral der Kirche geäußert: Er sei wiederholt - auch auf FB - gefragt worden, wie er denn zu den verschiedenen Spielarten der sexuellen Praxis der Menschen stünde. Er folge, so Oster, in seiner Antwort mit Überzeugung der Position der Kirche...

Bischof Oster führt die Schwierigkeiten, die viele Gläubigen mit einem Leben nach Gottes Geboten und der Lehre der Kirche haben, zurück auf einen Mangel an christlichem Glauben, Mangel an realer Erfahrung von Bekehrung und Verwandlung in den "neuen Menschen" und einer nicht vollzogenen konkreten Erneuerung des Lebens in der Nachfolge Christi. Bischof Oster schreibt:

Der Glaube daran, dass Gott in Christus wirklich da ist, dass er uns real und schon in diesem Leben, berühren, heilen, verwandeln kann in neues, besseres, gottbezogenes und gottgefälliges Leben, dieser Glaube scheint, in unseren Breiten in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr zu verdunsten. Wie viele glauben wirklich noch, dass Christus das Leben eines Einzelnen tatsächlich im Hier und Jetzt spürbar erneuern kann? Wie viele glauben wirklich noch, dass sie durch Christus „neu geboren“ (Joh 3,3) sind, tatsächlich „neue Schöpfung“ (2 Kor 5,17) sind? Und zwar so, dass sie es an realen und konkreten Lebensvollzügen festmachen können? Die Schrift ist aber voll davon, dass die Brüder und Schwestern jetzt wo sie, den Glauben angenommen haben, ihrem alten Leben entronnen sind, ihrer Gefangenschaft in solchen Bedürfnissen, Trieben und Egoismen, die auf alles mögliche, aber nicht auf Gott hin orientiert waren (vgl. 1 Petr 1,14; 2 Petr 1,9, Hebr 10,32; 1 Thess 1,9; Kol 3,7; Eph 4,17-­‐20 u.a.).

Wer hat in volkskirchlichen Breiten, in denen der Glaube von Jahr zu Jahr, von Generation zu Generation schwindet, denn noch die reale Erfahrung von Bekehrung und wer hätte konsequent auch noch zusätzlich das Bestreben, kraft einer geduldigen, beständigen, alltäglichen Bekehrung mit der Hilfe Gottes ein neuer Mensch, ein echter Christ zu werden? Einer, der Gott, der Christus kennt, der ihm wirklich nachfolgen, der sein Kreuz tragen will? Einer, der von ihm die Fülle und die Freude erwartet und diese nicht leicht verwechselt mit den Freuden, die nur diese´Welt gibt?,All das ist Kern einer christlichen Anthropologie und des christlichen Menschenbildes, von dem wir – ohne diesen Kern wahrzunehmen -­‐ all zu schnell und damit oft auch allzu weich gespült in unserem gesellschaftlichen Diskurs reden.

Bischof Oster entlarvt auch das Gerede von einem anspruchs-losen Gott und seiner bedingungs-losen Erlösung des Menschen aus seiner misslichen Lage, aus  der Verstrickung in Sünde und Schuld. Es reicht nicht aus, zu wissen und wahrzunehmen, dass Gott uns Erlösung geschenkt hat. Der Mensch muss die Erlösung auch annehmen, indem er sich bekehrt und umwandeln lässt. Nicht Gott muss sich dem Menschen anpassen, sondern der Mensch ist gerufen, Gottes Anspruch zum Heil(ig)-Werden ernstzunehmen. Das heißt nicht, dass Gott zwingt - nein, seine Liebe ist absichtslos -, aber wenn der Mensch ergriffen ist von der Liebe Gottes, so ist ihm Gottes Gesetz und Wille das Mittel, um dem Geliebten nahe zu sein, sich Gottes Willen anzugleichen und heil(ig) zu werden:

Wer hätte denn noch wirklich Ehrfurcht vor der Gegenwart Gottes in einem Gotteshaus? Wer fällt hier wirklich angesichts seiner Gegenwart noch voller ernsthafter Demut auf die Knie, weil er weiß, wer Gott ist und wer er selbst im Verhältnis zu diesem Gott ist? Und wer blendet umgekehrt nicht gerne die Tatsache aus, dass der vermeintlich so liebe Jesus in etwa einem Drittel seiner Worte im Neuen Testament Gerichtsworte spricht oder Gerichtsgleichnisse erzählt? Es sind Worte, in denen er den Menschen zur Entscheidung auffordert für ihn und zwar ganz und entschieden. Wer müht sich denn noch „mit Furcht und Zittern“ (Phil 2,12) um sein Heil, wie es Paulus nahe legt, weil nach der Schrift und aus der Sicht Jesu völlig ohne Zweifel die Möglichkeit besteht, auch verloren zu gehen? Viel mehr aber noch ist Paulus von der Hoffnung getragen, dass er, der Allmächtige, uns aus Liebe zu neuen Menschen machen will und schon damit begonnen hat.
In dem Augenblick aber, wo alle diese Erfahrungen eben keine mehr sind, nicht mehr nachvollziehbar sind, nicht mehr im Kirchenvolk erlebt, erzählt, tradiert werden, in dem Augenblick kann es im Grunde auch gar nicht mehr sein, dass wir einen Anspruch von Gott selbst an uns wahrnehmen. Einen Anspruch von dem, der uns heiligen will. Der Anspruch wird verdünnt und reduziert auf ein nur mehr gedachtes Gesetz, und von hier ist der nächste Schritt nur ein ganz kleiner, der dann sagt: „Das gedachte Gesetz hat sich die Kirche aus-­‐gedacht, um uns zu knechtenUnd jetzt wo die Zeiten sich ändern, muss sie das Gesetz auch ändern!“ Der Anspruch,in der Kirche durch Gottes Gegenwart geheiligt zu werden, ist fast gänzlich in Vergessenheit geraten. Gutes Leben ist jetzt, was alle gut finden; die Gesellschaft als Messlatte für einen, hoffentlich nicht allzu zu anspruchsvollen Humanismus. Und nur die Kirche ist dann schlecht und von gestern, weil sie uns unser gutes, heutiges Leben nicht gönnt!
Säkularisierung bedeutet auch, "dass der innere Abstand der Menschen von Gott heute offenbar wieder größer geworden" sei. Dies bedeute eine Entfremdung von Gott, die aus Osters Sicht durch Bekehrung und erneute Hinwendung zum Gott des Lebens und das Bekenntnis zum menschgewordenen Gott in Jesus Christus überwunden werden kann.

Osters Bekenntnis im Hinblick auf die Sexuallehre der Kirche ist eindeutig:

[M]enschliche Sexualität [ist] in diese Bewegung der Heilung und Heiligung mit hineingenommen und bleibt gerade nicht davon unberührt. Und von diesem Anspruch her gibt es von Gott bejahte und konkret vollzogene sexuelle Aktivität in ihrer ganzheitlichen Zielrichtung auch nur ganz oder gar nicht. Das heißt nur und ausschließlich in einer Ehe zwischen einem Mann und einer Frau, mit der Offenheit auf Lebensweitergabe, mit Verbindlichkeit und Treue und der Sorge um das gegenseitige Wohl der Ehepartner – bis zum Lebensende wenigstens eines der Partner.
Und:
Analoges zu dem, was eben über christliche Ehe gesagt wurde, gilt nun aber auch für diejenigen, die an Christus glauben, die seine Realpräsenz in unserer Welt bejahen, und beispielsweise keinen Partner finden oder etwa einen gleichgeschlechtlichen Partner ersehnen, weil sie Menschen mit homosexuellen Neigungen  sind. (...)

Ehrlicher, tiefer Glaube kann also beispielsweise dem Single helfen, ein froher Single zu bleiben und er kann dem Menschen mit homosexueller Neigung helfen, auch ohne die volle sexuelle Erfahrung erfüllt zu leben bzw. sich von Gott in ein Leben hinein führen zu lassen, das seinem Willen entspricht. Und er kann auch einem von seinem Partner getrennt lebenden Verheirateten die Kraft geben, diese Situation mit ihm zu tragen.

Damit bestätigt Bischof Oster die Feststellung Kardinal Scheffczyks in dessen Auseinandersetzung um Eucharistie, Ehesakrament und Zulassung zur Kommuniomn, dass es hier um eine Frage des Glaubens und des Unglaubens - bzw. des Glaubensmangels - geht. Was Scheffczyk mit Blick auf die Frage der Unauflöslichkeit der Ehe sagt, beklagt Oster in Bezug auf die Gesamthaltung des weitgehend von Gott entfremdeten Menschen zur Lehre der Kirche. Kardinal Scheffczyk schrieb in seiner Untersuchung "Eucharistie und Ehesakrament" Folgendes:

Wenn die Kirche dieser Haltung stattgeben und die Kommuniongemeinschaft erlauben würde, gäbe es in der Kirche Eheleute, die die Unauflöslichkeit der Ehe mit allen ihren bisweilen bis zur menschlichen Tragik reichenden Konsequenzen um der göttlichen Wertordnung willen festhalten, und andere, die überzeugt einer anderen Wertordnung folgen.

Hier stehen sich tatsächlich nicht mehr zwei verschiedene Gewissensentscheidungen gegenüber (was auch schon für das Wesen der Kirche manche peinliche Frage zuließe), sondern zwei veschiedene Wert- und Glaubensordnungen. Es stehen sich im Grunde Glaube und Unglaube (oder Glaubensmangel) gegenüber.

Die Kirche kann es nicht zulassen, daß in ihr völlig verschiedene Wertordnungen Geltung haben und verschiedene Glaubensauffassungen gleichberechtigt nebeneinander stehen. Es ist dann nicht nur die Gefahr gegeben, daß die leichtere Praxis zahlenmäßig die Oberhand gewinnt, sondern daß aus dem materiellen Unglauben ein formaler wird.

Die Kirche könnte sich aber auch bei Gleichstellung des Glaubens mit dem materiellen Unglauben nicht mehr als Gemeinschaft der Glaubenden, der an einem Glauben Festhaltenden (vgl. Eph 4,5) bezeichnen.

Es lohnt sich, die "unzeitgemäßen Gedanken" des Bischofs von Passau in voller Länge zu lesen (ebenso wie die Lektüre von Kardinal Scheffczyk). Es wird sich zeigen, ob Bischof Oster seine Überzeugung auch gegen eine Bischofskonferenz, deren Bischöfe in der Mehrheit den Positionen Kardinal Walter Kaspers zustimmen und das Problem des Unglaubens bei Kirchenvolk und -leitung nicht sieht oder sehen wollen, durchsetzen kann. Vielleicht aber finden nun auch andere Bischöfe wieder Mut und folgen seinem guten Beispiel, die Lehre der Kirche authentisch zu verkünden, so wie es ihre Aufgabe wäre.


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Sonntag, 3. August 2014

Stefan Oster: Erwachsenenkatechese gegen Glaubenserosion

Stefan Oster, der noch neue Bischof von Passau, sieht als vorrangiges Bedürfnis der Gemeinden ein Engagement in der Erwachesenen-Katechese. Hier sollen Menschen die Möglichkeit bekommen, zu erfahren, "von Person zu Person", was der Glaube der Kirche überhaupt sei. Bischof Oster fasst das Defizit in eine Frage: "Hat die Pfarrei eine Möglichkeit, wo jemand von außen kommt und sagt: 'Ich möchte eigentlich mal wissen und lernen, was ihr glaubt. Wo erfahre ich denn das?'" Die landläufige Antwort auf diese Frage, nämlich: "Ja dann geh doch in die Kirch'" hält Oster für unzureichend. Das sei zwar wichtig, aber die Erfahrung zeige, dass Menschen 20, 30, 40 Jahre lang in die Kirche gehen, aber am Ende sei "das Glaubenswissen trotzdem nicht da".

Der Passauer Oberhirte sieht die Kirche des Westens in einem "großen Transformationsprozess", auch wenn in Passau die Kirche als Volkskirche - zumindest von den Strukturen und den Prozentzahlen her - noch sehr stark sei, so sei er überzeugt: was heute "klassischerweise Pfarrei" und "Pfarreileben" heiße, sei in der Übergangsphase und vermutlich gehe das "nicht mehr lange genau so weiter". Er meine, es brauche Gruppierungen, Orte, kleine Zentren, in denen intensiver Glaube, wo geistliches Leben und Auseinandersetzung mit dem Glauben stattfinde und so Glauben erlebt und erfahren werden könne.

"Etwas karikierend" sagte Bischof Oster, es sei nicht das Idealbild von christlichem Gemeindeleben, einmal in der Woche in die Kirche zu gehen und an einem Abend der Woche vielleicht noch zum Frauenbund oder zum Kegelabend. Das biblische Modell des Gemeindelebens sei 1. gemeinsames Leben und 2. ein Leben, in dem Ernst damit gemacht wird, dass Christus gegenwärtig ist".

Eines seiner tiefsten Anliegen sei das "Beten lernen", so Stefan Oster und erinnerte an die Bitte der Jünger an Jesus, er möge ihnen das Beten lehren. Dabei gehe es um das "Hineinfinden in eine tiefere Gottesbeziehung" kraft des Gebetes. "Lernen wir in unseren Gemeinden beten?" fragt er denn und "Helfen wir miteinander Beten-Lernen?"

Der Priester sei Priester, damit jeder andere seine priesterliche Berufung kennenlerne und vertiefe, aus der Taufe lebe und anfange, selber ein verkündigender Mensch zu werden.


Samstag, 26. Juli 2014

Bischof Stefan Oster antwortet - Überbevölkerung, Empfängnisverhütung, Aids und Hilfe für Aidskranke

Der neue Passauer Bischof Stefan Oster möchte - sofern es seine Zeit erlaubt - auf seinem Facebook-Account zukünftig auch auf Fragen antworten, die den Glauben betreffen. Bischof Oster erklärt in klarer und unzweideutiger Weise die Positionen und die Beweggründe der Kirche für dieselben. Das ist es, was heute in der Kirche (in Deutschland) weitgehend fehlt: Hier wird kein angeblicher "Vertrauensverlust" bejammert und durch Anbiederung neues Vertrauen erwartet, sondern hier wird Hand an den Pflug gelegt, der Same des Glaubens gesät und die heilbringende Lehre der Kirche verkündet. Bischof Oster lädt zum Mitdenken und zum Verstehen-Wollen ein. So kann sich jeder, der nach der Wahrheit sucht, ein Bild machen und der Einladung zum Glauben folgen. 

Dieses Beispiel zur Neuevangelisierung zeigt auch, dass wir keine material- und zeitaufwändigen "Pastoralpläne", oder große teure Projekte zur Zur-Schau-Stellung von Zeitgemäßheit der Kirche brauchen, sondern dass es darauf ankommt, von dem Zeugnis zu geben, was die Kirche in ihrer Weisheit lehrt  und worauf es ankommt - um der Erlösung durch Jesus Christus teilhaftig zu werden. So kann also der, welcher sucht, auch finden:

Von der Facebook-Seite von Bischof Stefan Oster am 26. Juli 2014:

Liebe Facebook-Freunde, damit auf dieser Seite nicht nur Bilder eines lächelnden Bischofs zu sehen sind, würde ich gerne immer wieder einmal, sofern es meine Zeit erlaubt, auch Inhalte des Glaubens diskutieren: Hier eine Frage, die Herr (xy) weiter unten schon einmal gepostet hat.
"............ zum nächsten thema = empfängnisverhütung im allgemeinen und kondome im besonderen. ich lebe im winterhalbjahr in kapstadt und habe einen bescheidenen beitrag dazu geleistet, ein hospiz für aidskranke ( i temba labanthu ) mit aufzubauen. ich habe auch den katholischen pfarrer kennengelernt, der aus seinem amt entfernt wurde, weil er den gebrauch von kondomen empfohen hat gegen diese krankheit. warum macht die katholische amtskirche sowas ? die erde bekommt immer mehr menschen, die sie überhaupt nicht ernähren kann. "macht euch die erde untertan", gehört dazu auch nicht das wissen, wie man beides steuern oder verhindern kann ? sie waren doch auch nicht immer bischof und mönch .......... haben sie immer auf die empfängnisfreien tage der frau geachtet ? haben sich millionen von menschen immer in der gewalt, darauf zu achten und sich nicht mit aids anzustecken, aids-kranke kinder in die welt zu setzen oder sie in der wachstumsphase elendig verhungern zu lassen ?"

Dazu nun im Folgenden der Versuch einer Antwort:

(...), Sie sprechen aus meiner Sicht drei Themen an, die man auseinanderhalten muss, die Sie aber in Ihrer Frage zu einer einzigen vermengen: Es geht erstens um Überbevölkerung und die Möglichkeit der Empfängnisverhütung und zweitens um den Umgang mit Aids im Zusammenhang mit der katholischen Lehre zur Verhütung, drittens um die Frage: Wer kümmert sich eigentlich um Aids-Kranke? 

Zum ersten Thema: Wenigstens in unseren Breiten hat die freie und ständige Verfügbarkeit von künstlichen Verhütungsmitteln seit etwa 50 Jahren unter anderem dazu geführt, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit sehr problemlos die Erzeugung von Nachkommenschaft vom geschlechtlichen Akt getrennt werden konnte. Damit ging zugleich die Möglichkeit einher, Sexualität und damit auch den Sexualpartner viel leichter als bisher zu einem bloßen Instrument der eigenen Befriedigung zu machen und damit den geschlechtlichen Akt zu ent-personalisieren. Das muss nicht automatisch so sein, aber ich bin der Meinung, dass die Menschen insgesamt für die gewonnene Freiheit durch Verhütungsmittel in diesem Bereich einen hohen, aus meiner Sicht zu hohen Preis bezahlt haben. Nur einige der negativen Folgen: Die Geburtenrate sinkt beständig, die Pornoindustrie wächst beständig, der Druck auf junge Menschen, möglichst schnell zu sexuell aktiven Wesen heranzuwachsen und darin Erfahrungen zu machen, wächst beständig; das Selbstwertgefühl, derer die nicht mitmachen wollen oder können, sinkt; die Zahl zerbrochener Beziehungen wegen übersteigerten sexuellen Erwartungen wächst; die Zunahme von Beziehungsstörungen und Suchtverhalten wg. Pornografiekonsum wächst etc, etc. Unser Volk jedenfalls wird auch nicht größer, sondern kleiner und überaltert deutlich. Vielleicht nicht nur, aber auch eine Folge der Möglichkeit, Sexualität jederzeit verfügbar zu machen. 

Die katholische Lehre zum Thema besteht übrigens nicht zuerst aus Normen oder gar Verboten, sondern zuerst aus der Überzeugung und Erfahrung, dass die Begegnung mit Christus zu einem Leben befähigt, das den anderen Menschen und das Geschenk der Sexualität zutiefst ernst nimmt und in seiner Tiefe bejaht. Die Erfahrung aus der Beziehung mit Christus und die daraus folgende Befähigung zu einem neuen Leben ist das erste im christlichen Glauben und die Basis von allem, nie die Regel als Regel oder das Verbot als Verbot. Aber ich nehme nun an, der Inhalt der Regeln ist uns oft in erster Linie deshalb nicht mehr einsichtig, weil wir nicht mehr ahnen, was „Begegnung mit Christus“ wirklich bedeutet und welch lebensverändernde Kraft darin liegt. 

Das heißt aber: Wo Menschen wirklich aus dem Glauben an Christus versuchen, ihr Leben zu leben, kann das zu einem verantworteten Umgang mit dem anderen Menschen und mit der eigenen Sexualität und der der anderen führen. Und diese gelebte Verantwortung, die begleitet ist vom Segen Gottes, wird dann weder ein Problem für die Überbevölkerung, noch trägt sie zum Aussterben eines Volkes bei. 

Zweitens: Aids und Verhütung. Uns ist (hoffentlich) klar, dass ein Leben aus dem Glauben der beste Schutz vor Aids wäre! Denn wenn die Partner warten würden mit der vollzogenen Sexualität bis zur Ehe und dann in der Ehe ihre Sexualität als Geschenk leben würden und könnten in Treue und Verbindlichkeit, dann würde sich Aids nicht verbreiten. Aber wieder: der Glaube, das konkret gelebte Vertrauen in Christus ist dafür Voraussetzung, nicht einfach eine Norm, die sagt: „Du sollst nicht...“. Immer geht es zuerst um den vertrauensvollen Glauben an Christus. Eine aus dem Glauben gelebte Sexualität wäre so gesehen also der beste Schutz gegen die Ausbreitung von Aids (und hier dürfte man die Lehre des Glaubens der Kirche durchaus einmal würdigen). 

Andererseits: Nun nehmen wir an, ein Mensch will oder kann seine Sexualität nicht aus dem leben, was der Glaube ihm sagt und als Erfahrung schenkt. Er entscheidet sich also zum Beispiel promiskuitiv zu leben. Warum in aller Welt glauben Sie nun,(...), dieser Mensch lebt zwar im Blick auf Sexualität nicht, was der Glaube sagt, aber zweitens verzichtet er auf ein Kondom, weil er gehört hat, dass der Papst da was dagegen hat? Entschuldigung, wenn das Ihr Gedanke wäre, und vor allem auf Afrika bezogen wäre, dann wäre er subtil rassistisch! Denn dann würden Sie dem „armen Schwarzen“ einfach nicht zutrauen, dass er denken kann. Der „Arme“ hätte nach so einem Vorbehalt halt seine Triebe nicht im Griff, aber trotzdem zieht er sich keinen Gummi über, weil er Angst hätte, gegen das Gebot des Papstes zu verstoßen und damit zu sündigen???? Also bitte! Das kann doch nicht Ihr Ernst sein? 

Deshalb: Wenn ich einen Menschen kennen würde, der sich grundsätzlich nicht für den Glauben und die Sexualmoral der kath. Kirche interessiert und sich deshalb für einen freizügigen Lebensstil entscheidet, dem würde ich selbstverständlich raten, wenigstens andere nicht zu gefährden, indem er sich und die anderen so gut es geht schützt. Aber das ist doch eine ganz andere Ebene und auch nicht die, um die es in diesen Fragen primär geht. 

Primär geht es nämlich gar nicht um ein Ja oder Nein zu Kondomen, sondern um die Frage und um die Entscheidung: Lebe ich mein Leben auch als geschlechtliches Wesen aus dem Glauben oder nicht? Und wenn ich es so leben will und kann, dann eben auch mit der Konsequenz, dass ich mit meinem Partner zusammen einübe Sexualität als leib-seelische Ganzheit zu erfahren und ja, einzuüben!. Und Ganzheit bezieht sich eben auch auf gegenseitige Verantwortung füreinander, auf das Kennenlernen von Zyklen und Zeiträumen, auf die Offenheit für die Empfängnis von Leben und vieles mehr. Und das verantwortete, gemeinsame Einüben eines solchen sexuellen Lebens macht diese Erfahrung dann auch nicht ärmer, sondern reicher und tiefer, letztlich also: humaner!
Tut mir leid, wenn die Antwort wieder etwas komplexer ist. Aber die Dinge sind selten so einfach, wie sie uns medial bisweilen vorgegeben werden.... 

Drittens: Danke ausdrücklich für Ihre Sorge um die Aids-Kranken; was für ein schönes Zeichen aus dem Glauben. Nun aber: Wenn Sie in Afrika in die Landschaften gehen, in denen Aids grassiert, dann fragen Sie doch bitte mal nach, welche religiösen Gruppen sich hier am meisten engagieren. Ich wette, Sie finden eine große Mehrheit von Christen unter diesen Leuten. Sehr oft sind es Ordensleute, die aufgrund ihres eigenen Lebensstils sicher am wenigsten zur Verbreitung von Aids beigetragen haben, die aber weil sie an Christus in der Kirche glauben, oft am allermeisten für die Eindämmung der Krankheit und die Pflege der Betroffenen tun. Auch hier bitte ich einmal mehr: genau hinsehen. Der Glaube der Kirche verschärft nicht das Problem, sondern wenn er ernsthaft gelebt wird, schenkt er klare Lösungsoptionen. Und obendrein: er löst nicht nur Probleme, sondern im Glauben sind wir sogar erlöst in Christus! 

 
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Die Offenheit und Selbstverständlichkeit, mit der der Oberhirte von Passau die Lehre der katholischen Kirche darlegt, zeigt Wirkung: Sie trifft auf Unverständnis bzw. Ablehnung bestimmter Gruppierungen der Gesellschaft. Allerdings hatten die Kritiker (die Juso-Hochschulgruppe und der Juso-Stadtverband Passau) die Ausführungen des Bischofs wohl nur oberflächlich gelesen. In der Folge unterstellen sie dem Bischof von Passau Behauptungen, die dieser garnicht getan hat - womit die Kritik unbegründet ist:

In der über die Pressestelle des Bistums Passau abgegebenen Antwort des Bischofs auf die Kritik der Jusos heißt es gegenüber der "Passauer Neue Presse":
"Bischof Oster antwortete zum Thema auf einen Frager, der ausdrücklich den Zusammenhang zwischen Empfängnisverhütung und der Weitergabe von Aids betraf. Es ging nicht um sonstige Übertragungsmöglichkeiten von Aids, die daher auch nicht bestritten werden. Hier lohnt genaues Lesen..."

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