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Donnerstag, 14. Juli 2016

Predigt zum 25jährigen Weihejubiläum von P. Hans-Achim Räder am 12. Juni 2016

von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad


„Ist das Leben nicht schön?“ Das ist der deutsche Titel eines amerikanischen Films aus dem Jahr 1946, dessen Originaltitel lautet It’s a Wonderful Life.

Der Inhalt des Streifens: Ein Mann und Familienvater namens George hat sein Leben völlig dem selbstlosen und oft kämpferischen Einsatz für andere gewidmet. Aufgrund eines Vorfalles gerät er ausgerechnet am Heiligabend in eine tiefe Krise und verzweifelt am Sinn seines Daseins. Die Lage treibt ihn bis zum Selbstmord. 

Bevor er sich aber tatsächlich von der Brücke in den eisigen Fluss stürzt, sieht er einen anderen Mann, der gerade von irgendwoher in das Wasser gefallen ist und um Hilfe schreit. George, der Freund und Helfer aller Notleidenden, vergisst seinen eigenen, finsteren Vorsatz. Er springt dem Mann nach und rettet ihn. 

Nachher erfährt er von dem Fremden, dieser sei sein Schutzengel. Eine scheinbar absurde Aussage, die George verständlicherweise nicht glauben kann und will. Bis der Fremde dann mit ihm eine merkwürdig-irreale und doch ganz realistische Tour unternimmt: Er führt George durch seine Stadt und zeigt ihm, wie es um sie und die für ihn wichtigen Menschen – seine Ehefrau eingeschlossen – jetzt bestellt wäre, hätte er dort nie gelebt und gewirkt.

Ich erspare mir Einzelheiten und sage nur so viel: Was George da schaut, erschüttert und entsetzt ihn. Und es schenkt ihm neue Einsicht in den Sinn seines Lebens, seines Kämpfens. Dieser fremde Mann, der so plötzlich verschwindet, wie er gekommen war, ist tatsächlich sein Schutzengel! Alles ändert sich nun zum Guten, und es kommt zum unvermeidlichen Happy End. Man feiert glücklich Weihnachten, glücklicher denn je. It’s a wonderful life!

*

„Ist das Leben nicht schön?“ Heute, anläßlich eines 25. Weihejubiläums, können wir auch fragen: „Ist das Priesterleben nicht schön?“ Obwohl unser lieber und hochverehrter Pater Hans-Achim Räder sich offensichtlich nicht in einer ähnlichen Krise wie jener George befindet und keine Neigung verspüren dürfte, seinem menschlichen und priesterlichen Leben ein abruptes Ende zu setzen: Der Gedanke daran, wie es hier ohne das vierteljahrhundertlange Wirken eines treuen Priesters aussehen würde, ist durchaus lohnend.

Unser Blick mag die mehr quantitative Seite überschauen: Die Zahl der Heiligen Messen liegt bei täglicher Zelebration nach 25 Jahren weit über 9000. Was das Bußsakrament betrifft, so ist die Summe gar nicht zu ermitteln. Unser Jubilar verbringt wöchentlich viele, viele Stunden im Beichtstuhl und kommt dadurch auf eine kaum noch zu schätzende Anzahl.

Wir könnten auch versuchen, die Menge anderer priesterlicher Tätigkeiten zu erfassen: Taufen, Eheschließungen, Krankenkommunionen und Versehgänge, Personen- und Sachsegnungen, nicht zu vergessen die Predigten und die seelsorglichen Gespräche, zudem die Unterrichtsstunden für unsere Seminaristen. Wir sehen jedenfalls, was allein in quantitativer Hinsicht fehlen würde, wäre P. Räder nicht seit 25 Jahren als Priester tätig.

Und in qualitativer Hinsicht? Hier müssten wir wirklich begreifen können, was es denn bedeutet, mehr als neuntausendmal die Konsekrationsworte gesprochen und die „reine, heilige, makellose Opfergabe“ dargebracht zu haben „zum Lob und Ruhme des Namens Gottes, zum Segen für uns und die ganze Heilige Kirche“.

Wir müssten wahrhaft verstehen, was es heißt, abertausendemale jenes „Et ego te absolvo“ gesprochen zu haben, das die versklavende Macht der Sünde bricht und dem Menschen die Würde und Freiheit eines Gotteskindes zurückschenkt. Wir müssten es erfassen können – und können es doch nicht ganz.

Eine gewisse Vorstellung von der Höhe, der Tiefe und der Weite eines solchen Wirkens aber haben wir bereits. Ja: „Ist das Priesterleben nicht schön?“

*

Ausgerechnet zum heutigen Festtag schenkt uns die kirchliche Liturgie das Evangelium vom wunderbaren Fischfang. Die Verbindung selbst zum Beispiel aus dem amerikanischen Film ist unschwer zu erkennen. Auch Petrus und die anderen Apostel dürfen erfahren, dass kein Grund zur Verzweiflung besteht. Der Herr greift da, wo sich die Vergeblichkeit menschlichen Sich-Abmühens zeigt, mit Phantasie, ja mit göttlichem Humor ein. Dass jetzt plötzlich ein großer Fischfang bevorstehen soll, scheint ebenso unglaubwürdig zu sein wie die Behauptung eines beinahe ertrunkenen Mannes, er sei mein Schutzengel!

Aber in anderer Hinsicht passt das Evangelium gleichfalls zu den vorausgegangenen Gedanken. Ein Priester hat es nun einmal nicht nur mit Fischen, er hat es auch mit Netzen zu tun. Sein Wirken knüpft vielfältige Netze, in denen Menschen miteinander verbunden werden. Der Radius reicht dabei weiter, als wir es uns zunächst denken mögen. 

Da nimmt beispielsweise jemand die Gelegenheit des Bußsakramentes wahr. Der Priester kann ihm in persona Christi die Lossprechung spenden. Darüber hinaus lässt der Heilige Geist ihn Worte sprechen, die gute Aufnahme im Herzen des Beichtenden finden und sein Leben tiefgehend verändern. 

Dieser wird nun für seine Umgebung zum Segen und trägt – ob er es weiß oder nicht – dazu bei, dass sich auch andere Gott neu zuwenden. Und sie stecken vielleicht wiederum andere an, und so ziehen sich die Fäden vom Beichtstuhl bis in Fernen, die wir nur erahnen, nicht kennen können. 

Könnte der Schutzengel eines treuen Priesters, der in schwerer Lage an seinem Beruf zweifelt, ihm nicht genau diese Zusammenhänge zeigen, um ihn wieder mit Freude erkennen zu lassen, wofür er da ist? Die Außenstehenden sehen das manchmal deutlicher als der Priester selbst.

*

Ja, was würde Wigratzbad und uns doch fehlen, wenn hier nicht allmorgendlich um 5.40 Uhr die früheste Messe durch Pater Räder zelebriert würde? Wenn das Licht an seinem Beichtstuhl nicht leuchten und uns die wartende Liebe des himmlischen Vaters zeigen würde? Wenn der Jubilar nicht mit Rat und Tat so vielen, die hierher kommen, beistehen und sie mit dem berühmten Satz verabschieden würde: „Ich gebe Ihnen noch den Segen“? 

Und wie groß wäre der Verlust für die Stätte der Gottesmutter, wäre nicht dieser Priester unter uns, der keine Gelegenheit umgeht, die Heilige Messe zu Ehren Mariens zu zelebrieren, ihr zum Lob Lieder anstimmen zu lassen und die Gläubigen anzueifern, sie anzurufen!

Das sind nur einige wenige Hinweise. Sie mögen uns mit Dankbarkeit erfüllen. Mit Dankbarkeit gegenüber Gott, der seinen Priester berufen, geweiht, mit reichen Gaben und mit Eifer ausgestattet hat. Und auch mit Dankbarkeit gegenüber dem Diener selbst, der sich zur Verfügung gestellt und der Gnade seiner Weihe, seiner Sendung treu geblieben ist. Gott vergelte es und segne Deinen weiteren Weg überreich, lieber hochwürdiger Jubilar!

Jetzt aber geht das Wirken weiter. Gleich wird wieder durch die heiligsten Worte der Gottmensch selbst unter uns gegenwärtig sein und sich durch die Hände des Priesters dem himmlischen Vater darbringen. Und dann warten auch heute Menschen auf die befreienden, lebenspendenden Worte: Ego te absolvo. P. Räder wird die Netze wieder auswerfen. So soll es lange noch weitergehen bis zum verdienten himmlischen Ruhestand.

Ist das Priesterleben nicht schön? Ja, it’s a wonderful life!

Montag, 13. Mai 2013

Magische Segnungen?

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

File:A Cross of Candle Light.jpgWer sie sucht, der findet sie schnell: die angeblichen Relikte eines magischen Weltbildes in den Traditionen der Kirche. Fast möchte es scheinen, deren Gebräuche seien mehr ein Gebräu aus heidnischem Erbe und mittelalterlich-dörflichem Volksglauben als der Ausdruck echten Christentums in der klaren Gestalt klassisch-römischer Katholizität. 

Mit den sieben Sakramenten mag sich der aufgeklärte Christ des neuen Jahrtausends noch abfinden. Wenn sie seiner Meinung nach auch keineswegs auf Jesus selbst zurückgehen, so haben sie doch ein beträchtliches Alter für sich und verdienen daher Respekt. Außerdem kann man diesen Riten sehr leicht ein anderes, für den heutigen Menschen akzeptableres Verständnis geben. Das hat uns die neuere Theologie ja mit ihren existentialistischen, soziologischen und tiefenpsychologischen Ansätzen zur Genüge vorgeführt. 

Aber im Bereich der Sakramentalien wird es damit schwerer. Die Weihe von Epiphaniewasser, von Agathabrot oder von Kräutern am Fest Mariae Himmelfahrt, der Blasius- und Maurussegen, gar der Exorzismus wider den Satan und die gefallenen Engel: Alles das sperrt sich doch massiv dagegen, in die entzauberte und technisierte Welt der Gegenwart eingefügt zu werden. Was können unsere Zeitgenossen, die tagtäglich stundenlang vor dem Computer sitzen, mit derartigen Handlungen anfangen? 

Wenn z.B. in der Kerzensegnung des alten Rituale Romanum darum gebeten wird, den Kerzen möge die aus dem Kreuz Christi stammende Kraft eingegossen werden, damit sie die Dämonen mit ihren Beunruhigungen und Belästigungen vertreibe, dann scheinen doch eindeutig magische Vorstellungen vorzuliegen: dass ein Gegenstand durch einen Beschwörungsritus gleichsam mit göttlicher Macht „aufgeladen“ wird, um diese auf seine Umgebung „auszustrahlen“. Mit solchen teufelvertreibenden Kerzen und anderen segenbringenden, unheilbannenden Gegenständen sei man nicht mehr weit entfernt vom abergläubischen Vertrauen auf Talismane, ja selbst vom Unwesen der Zauberei, sagen die Kritiker. 

Doch stimmt das denn auch? Es sei zugegeben, dass man die Sakramentalien grob sinnlich oder abergläubisch missverstehen kann. Wer etwa meint, die Kraft eines Segens oder die Echtheit einer Reliquie mit Wünschelrute und Pendel feststellen zu können, der bewegt sich auf den Pfaden der Vulgär-Esoterik, die geistige Wirkungen auf verborgene Energieströme und -schwingungen zurückführen will. Doch dürften solche Anschauungen unter Katholiken eher selten sein. 

Die kirchliche Auffassung ist in Wahrheit das Gegenteil magischen Denkens. Der Magier versucht dort, wo er mit natürlichen Vermögen nicht weiterkommt, durch Beschwörungen und rituelle Handlungen außerordentliche Kraftwirkungen aus dem Reich der Geister, der Verstorbenen oder geheimnisvoller Naturmächte hervorzurufen. Die Kirche hingegen ruft die Macht Gottes, des Schöpfers und Erlösers, auf Menschen und Dinge herab. Ihm ist jegliche Kreatur unterworfen; jederzeit kann er sich daher ihrer für seine Ziele bedienen. Zwar lässt sich Gottes Wirken nicht durch einen bestimmten Ritus erzwingen. Weil aber in den Sakramentalien die Kirche (und in ihr der Gottessohn selbst) den himmlischen Vater bittet, deshalb dürfen wir darauf vertrauen, dass die erbetene Wirkung auch eintrifft – ein Vertrauen, das so oft schon wunderbar bestätigt wurde. 

Die Wirkung der Sakramentalien hat mit Zauber rein gar nichts zu tun. Weder umgibt einen gesegneten Gegenstand eine Art Lichthülle, vor der die finsteren Mächte die Flucht ergreifen müssten, noch fließen aus ihm irgendwelche Energieströme oder Strahlenbündel, die den Teufeln Furcht einjagen. Vielmehr ist es die gütige Hand Gottes, die sich bergend und schützend über das Gesegnete legt und sich seiner bedient; jene Hand, die er uns im Kreuzesopfer seines Sohnes entgegenstreckt. 

Daher werden Menschen und Dinge in der christlichen Tradition stets mit dem Zeichen des Kreuzes gesegnet. Das kommt auch in unserem Wort „segnen“ zum Ausdruck: Es stammt von dem lateinischen Wort „signare“, und das bedeutet „mit einem Zeichen versehen, (be)zeichnen, siegeln, versiegeln“, kirchenlateinisch sogar „das Zeichen des Kreuzes machen“. Wo etwas gesegnet wird, erhält es demnach Anteil am Kreuz Christi, wird mit dem erlösenden Opfer verbunden und in das Werk der Heiligung einbezogen. 

Die Einwirkung, die hier geschieht, ist also wesentlich anderer Art als die von der Zauberei angestrebte. Und doch erfüllt sich in ihr jene Sehnsucht, die, verschüttet und umklammert von magisch-dämonischen Vorstellungen, auch solchen verfehlten Praktiken noch zugrunde liegt: die Sehnsucht nach dem verwandelnden, heilenden und heiligenden Eingriff Gottes in seine Schöpfung. 

In den „starken“ Segnungen des alten Rituale Romanum wird dieser Eingriff klar benannt und dargestellt. Ihre ungeschmälerte Wucht lässt keinen Zweifel daran, dass Gott machtvoll über die Dinge dieser Welt herrscht und sie in seine Werke einbezieht. Die Segnungen tragen daher ebenso zur Zerstörung der Hirngespinste eines unerleuchteten Aberglaubens von vorgestern bei wie zur Überwindung der heutigen Illusion, die Welt sei technisch beherrschbar. 

Es ist bemerkenswert, dass manche unserer Zeitgenossen in den kirchlichen Sakramentalien Magie wittern, während sie gleichzeitig Meditationsübungen, Energieübertragungspraktiken oder der „Kraft des positiven Denkens“ vertrauen, ohne sich über die eindeutig magischen Elemente dieser Modeerscheinungen auch nur Gedanken zu machen. Als gläubige Menschen aber werden wir ohne ängstliche Vorbehalte, vielmehr mit Freude und Zuversicht Segen und Schutz aus diesem herrlichen Schatz der Kirche empfangen.



Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS) 

- Foto: Wing-Chi Poon; wikimedia commons



Weiteres zum Thema:

Christlicher Glaube und Dämonenlehre; L’Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nummer 27, 4. Juli 1975, SS. 6-8 (Erster Teil), Nummer 28, 11. Juli 1975, SS. 8-10 (Zweiter Teil)

Samstag, 20. April 2013

Der Teufel und das Weihwasser

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Sprichwörtliche Redensarten haben oft mehr Tiefgang, als es auf den ersten Blick scheinen mag. So läppisch sie zunächst daherkommen, so reich sind sie für den, der genauer hinhört, an menschlicher, ja an christlicher Weisheit.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Formulierung, jemand fliehe etwas „wie der Teufel das Weihwasser“. Hier wird man an volkstümlich-fromme Geschichten erinnert, in denen der Leibhaftige sich an sein Opfer heranmacht, dann aber das Weite suchen muss, da man geweihtes Wasser nach ihm spritzt. Die Vorstellung eines gehörnten Wesens mit Pferdefuß und Schwefelgestank, das vor dem feuchten Element die Flucht ergreift, amüsiert eher, als dass sie zu ernsthaften Gedanken über die kirchlichen Sakramentalien anregen würde. Näher besehen aber ist die Angelegenheit alles andere als lächerlich.

Wasser hat ja in der Heilsgeschichte eine besondere Bedeutung. Schon am Anfang schwebte der Geist Gottes über den Wassern (Gen 1,2). Im Paradies flossen Ströme kreuzförmig in alle vier Himmelsrichtungen (Gen 2,10). Mit Wasser hat Gott später, als die Sünde überhand nahm, die Erde gereinigt (Gen 7), und durch das Wasser des Roten Meeres hindurch sein Volk befreit, während er die Verfolger unter den zusammenstürzenden Fluten begrub (Ex 13-14). Das sind sprechende Bilder für die Taufe, in der die Sünde vertilgt und der Mensch aus der Hand des Feindes errettet wird, um nun dem Gelobten Land entgegenzugehen!

Auf der Wüstenwanderung schlug Moses für das dürstende Volk Wasser aus dem Felsen (Ex 17) und deutete damit bereits auf das Geheimnis der Erlösung hin: „Der Felsen aber war Christus“, schreibt Paulus (1 Kor 10,4). Wer denkt da nicht an Wasser und Blut aus dem durchbohrten Herzen des Gekreuzigten (Joh 19,34)? Auch das Rinnsal, das der Prophet Ezechiel im Tempel aus der rechten Seite des Altares entspringen und vom Heiligtum in die Welt hinausfließen sah, Gesundung und Lebenskraft bringend (Ez 47), verweist auf die fruchtbare Quelle des Erlöserherzens, das sich auf dem Altar des Kreuzes verströmte und seither auf unseren Altären immer wieder verströmt.

Im Neuen Testament kommt Wasser nicht nur im Zusammenhag mit der Taufe Jesu vor. Wir erfahren auch von der Verwandlung des Wassers in Wein bei der Hochzeit zu Kana (Joh 2), die ein Sinnbild für das gesamte Erlösungswerk ist, und von der Begegnung des Herrn mit der samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen. Ihr verheißt er eine Quelle lebendigen Wassers, die hinübersprudelt in das ewige Leben (Joh 4,14). Ganz ähnlich beim Laubhüttenfest zu Jerusalem: „Wer dürstet, komme zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, aus dessen Inneren werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen.“ (Joh 7,37f.) Im letzten Kapitel des Neuen Testamentes ist nochmals von dem „Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall“ (Apk 22,1) die Rede, und wir werden aufgefordert, „lebendiges Wasser umsonst“ zu empfangen (22,17). So ist das Thema „Wasser“ tatsächlich von den ersten bis zu den letzten Zeilen der Schrift gegenwärtig.

Diese Zusammenhänge kennt der Widersacher nur zu gut. Und deshalb ist er „wasserscheu“, schweift er doch gerne durch öde, wasserlose Gegenden (Mt 12,43). Ja, er hat bereits eine tiefe Abneigung gegen das natürliche, klare und reine Wasser, das der heilige Franziskus von Assisi in seinem Sonnengesang als „Schwester Wasser“ anredet, „so nützlich und demütig, so köstlich und keusch“. Die Abneigung steigert sich aber zu Hass und Furcht, wenn dieses Element auch noch einen besonderen Segen empfängt. Dann ist es nicht mehr bloß ein sinniges Symbol für die Taufe und Gnade, sondern trägt etwas von der reinigenden und heiligenden Kraft des Erlösungswerkes in sich. Vereint mit dem Blut Jesu und dem Heiligen Geist ist das Wasser bestimmt, das göttliche Leben fortzuzeugen: „Drei sind es, die Zeugnis geben: der Geist, das Wasser und das Blut, und diese drei sind eins.“ (1 Joh 5,7f.)

Die Exorzismen über das Wasser und das ihm beigegebene Salz in der alten Form der Wasserweihe unterstreichen zudem die Tatsache, dass durch dieses sakramentale Zeichen „jede Feindseligkeit des unreinen Geistes gebannt, der Schrecken der giftigen Schlange verjagt und der hilfreiche Beistand des Heiligen Geistes“ herbeigerufen werden soll (Rituale Romanum VII,2). Unzählige Male hat sich das im Leben heiliger und weniger heiliger Christen bestätigt.

Mögen also glaubens- und kirchenferne Zeitgenossen (und leider auch manche „aufgeklärten“ Katholiken) skeptisch die Stirne runzeln, es bleibt doch wahr, was der Volksmund sagt: Der Teufel flieht das Weihwasser! 


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)  


Weiteres zum Thema:


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