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Freitag, 8. März 2013

Kirche ist...

"Kirche ist nicht eine Organisation, nicht eine Vereinigung für religiöse oder humanitäre Zwecke, sondern ein lebendiger Leib, eine Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern im Leib Jesu Christi, der uns alle verbindet. In einer Zeit, in der so viele vom Niedergang der Kirche sprechen, ist es beglückend, sie so zu erleben und die Kraft ihrer Wahrheit und Liebe geradezu mit Händen berühren zu können. Wir sehen, daß die Kirche heute lebt!"

Papst (em.) Benedikt  XVI. bei seiner letzten Generalaudienz am 27.02.2013

Und am nächsten Tag, am 28. März, dem Tag seines Amtsverzichts, sagte Benedikt XVI. bei der Verabschiedung vom Kardinalskollegium:

Ich möchte euch einen einfachen Gedanken weitergeben, der mir sehr am Herzen liegt: ein Gedanke über die Kirche, über ihr Geheimnis, das für uns alle – so können wir sagen – Grund und Leidenschaft des Lebens darstellt. Ich stütze mich dabei auf Worte von Romano Guardini, die er gerade in jenem Jahr geschrieben hat, in dem die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils die Konstitution Lumen gentium verabschiedeten, in seinem letzten Buch, auch mit einer persönlichen Widmung an mich; deshalb sind mir die Worte dieses Buches besonders teuer.

Guardini sagt: Kirche »ist keine erdachte und konstruierte Institution […], sondern ein lebendiges Wesen […] Sie lebt durch die Zeit weiter; werdend wie alles Lebendige wird; sich wandelnd […] dennoch im Wesen immer die gleiche und ihr Innerstes ist Christus.« Das scheint mir auch gestern auf dem Petersplatz unsere Erfahrung gewesen zu sein: zu sehen, daß die Kirche ein lebendiger, vom Heiligen Geist belebter Leib ist und daß sie wirklich aus der Kraft Gottes lebt. Sie ist in der Welt, aber sie ist nicht von der Welt: sie gehört Gott, Christus, dem Heiligen Geist. Das haben wir gestern gesehen.

Deshalb ist auch ein anderes berühmtes Wort von Guardini wahr und vielsagend: »Die Kirche erwacht in den Seelen.« Die Kirche lebt, wächst und erwacht in den Seelen, die – wie die Jungfrau Maria – das Wort Gottes aufnehmen und es durch das Wirken des Heiligen empfangen; sie bieten Gott ihr eigenes Fleisch an und gerade in ihrer Armut und Demut werden sie fähig, Christus heute in der Welt zu gebären. Durch die Kirche bleibt das Geheimnis der Menschwerdung für immer gegenwärtig.




Freitag, 22. Februar 2013

Die Demut des Glaubens

Der Gekreuzigte ist die wahre Weisheit (3)

Fortsetzung von hier

Der erste Platz, auf den wir uns (...) zu setzen meinten, hat uns nicht gut getan. Die Seele muss wieder atmen lernen. Der innere Mensch muss wieder wachsen, und auch in der Kirche gilt das. Denn auch in ihr gibt es zu viel Aktion, zu viel Politik und zu wenig Innerlichkeit. Auch in ihr ist Innerlichkeit als Flucht verdächtigt worden.

Wie aber wächst der innere Mensch? Paulus sagt uns dazu dreierlei. An erster Stelle ist der Glaube nötig, der die Tür für Christus auftut, so dass er mit seiner heilenden Kraft hereintreten kann. Glaube ist im tiefsten ein Akt der wahren Demut: Ich anerkenne, dass mein eigenes Denken und Können nicht ausreicht. Ich unterwerfe mich dem Herrn und lasse mir von ihm sagen, was ich nur durch ihn erkennen kann.

Dieses Kleinwerden vor Gott ist zugleich eine Sache der Ehrlichkeit: Ich kann eben nicht auskommen ohne Gott, weder im Bereich des Erkennens noch im Bereich des Tuns. Nur indem ich mich beuge, fange ich an, wahr zu werden; nur so wird mein Leben recht. Denn mit der Demut zieht auch Güte in mein Herz ein, die Fähigkeit, den anderen anzunehmen, ihm zu helfen und mir helfen zu lassen.

Jesus hat die Kleinen seliggepriesen; sie haben gesehen, was den Weisen und Verständigen verborgen blieb (Mt 11,25; Lk 10,21). Wenn die Größe des Verstandes zur Selbstherrlichkeit wird, die sich nicht mehr beugen kann vor dem größeren Gott, dann führt sie zur Blindheit dem Wesentlichen gegenüber.

Wir wollen den Herrn bitten, dass er uns diese rettende Demut des Glaubens schenkt, die der erste und grundlegende Schritt unserer inneren Gesundung ist. Demut des Glaubens aber heißt: Gott so annehmen, wie er sich zeigt. Er zeigt sich uns in der verwundeten und zerschlagenen Gestalt der Kirche.

Nicht wir entscheiden, was letztlich der Sinn der Schrift ist, nicht wir entscheiden, was Offenbarung ist. Die Kirche lehrt es uns. Demut vor Gott bliebe abstrakt, wenn wir schließlich selbst bestimmen würden, was Gott sagt und wo Gott ist. Nein, Gottes Sohn hat Leib angenommen in Christus, und seine Leibhaftigkeit bleibt die Jahrhunderte hindurch ganz real in der Kirche.

Das ist der Skandal für unseren Verstand. Wir möchten es besser wissen, aber nur im Mitglauben mit der Kirche glauben wir wirklich. Nur so beugen wir uns vor dem größeren Gott, der gerade im Kleinwerden groß ist. (weiterlesen)



Joseph Kardinal Ratzinger in einer Predigt vom 24.09.1995 in der Benediktinerabtei Sainte-Madeleine in Le Barroux anlässlich eines feierlichen Pontifikalamtes im alten Ritus (Teil 1, 2, 4, 5)



 Hervorhebung durch Fettdruck von FW

Sonntag, 30. Dezember 2012

Eucharistie und Menschwerdung (1)


Die Eucharistie ermöglicht uns ein konkreteres Verständnis der Bedeutung und des Wertes der Menschwerdung. Die Gegenwart des Leibes und Blutes Christi, die von den Worten der Konsekration verkündet und als "Geheimnis des Glaubens" begangen wird, führt uns zur Realität der Menschwerdung selbst zurück; diese Realität nahm der Gottessohn als seine eigene, menschliche Wirklichkeit an.

Das Herabsteigen Gottes vom Himmel, um Mensch zu werden und ein menschliches Dasein zu führen, wird in der Eucharistie nachvollzogen. Beim Aussprechen der Worte "Das ist mein Leib", "Das ist der Kelch mit meinem Blut" macht sich der Sohn Gottes, in dessen Namen diese Worte gesprochen werden, auf der Welt gegenwärtig in dem Fleisch, das er seinerzeit von seiner Mutter Maria erhalten hatte. Die Eucharistie aktualisiert die Menschwerdung immer aufs neue.

Die Verbindung zwischen Menschwerdung und Eucharistie wird im Johannesevangelium besonders deutlich. Der Prolog zu diesem Evangelium stellt uns das Wort vor Augen, das Fleisch wurde (vgl. 1,14); dann zitiert der Evangelist die Worte Jesu in seiner Ankündigung der Eucharistie: "Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt" (6,51). 

Der Begriff "Fleisch" zur Bezeichnung zuerst der Menschwerdung und dann der Eucharistie ist kennzeichnend. Es scheint, dass Jesus selbst diesen echt semitischen Begriff während des Letzten Abendmahles verwendete. Später wurde er im Griechischen mit "Leib" übersetzt. Die Jünger hörten Jesus sagen: "Das ist mein Fleisch". Das Fleisch ist eng mit dem Begriff Fleischwerdung verbunden und legt eine enge Verknüpfung zwischen dem Geheimnis des Kommens Christi in diese Welt und dem Geheimnis der Fleischwerdung nahe.


aus: Eucharistie - Sakrament des Neuen Lebens, hrsg. v.d. Theolog.-Histor. Kommission für das Hl. Jahr 2000; Verlag Schnell und Steiner Regensburg AD 1999; S. 17f; (s. Quellen)

(Hervorhebeungen durch Fettdruck von FW)


Fortsetzung: 
Eucharistie und Menschwerdung (2)


Weiteres zum Thema Inkarnation
Ein Kind ist geboren!



Foto: Altar mit Krippe, Pfarrkirche Opfenbach, © FW

Samstag, 15. Dezember 2012

Erkenne, o Christ, deine Würde!

Kirchenväter und Menschwerdung Gottes (3)

Leo der Große (um 400-461), Sämtliche Sermonen; Sermo XXI. 1. Predigt auf Weihnachten

 
Laßt uns also, Geliebteste, Gott dem Vater durch seinen Sohn im Heiligen Geiste danken! Hat er doch um seiner reichen Barmherzigkeit willen, mit der er uns liebte, sich unser erbarmt, "und obgleich wir tot waren durch Sünden, uns lebendig gemacht mit Christus"(1), auf daß wir in ihm ein neues Geschöpf, ein neues Gebilde würden.


Laßt uns also ablegen den alten Menschen (2) mit seinen Handlungen und, nachdem wir an der Menschwerdung Christi Anteil erhielten, den Werken des Fleisches entsagen!

Erkenne, o Christ, deine Würde! Kehre nicht, nachdem du der göttlichen Natur teilhaftig geworden, durch entartete Sitten zur alten Niedrigkeit zurück! Denke daran, welchen Hauptes, welchen Leibes Glied du bist! Vergegenwärtige dir, daß du der Macht der Finsternis entrissen und in Gottes lichtvolles Reich versetzt worden bist!

Durch das Sakrament der Taufe wurdest du zu einem Tempel des Heiligen Geistes (3) . Vertreibe nicht durch schlechte Handlungen einen so hohen Gast aus deinem Herzen! Unterwirf dich nicht aufs neue der Knechtschaft des Satans! Ist doch das Blut Christi dein Kaufpreis. Wird dich doch der in Wahrheit richten, der dich in Barmherzigkeit erlöst hat, der mit dem Vater und dem Heiligen Geiste waltet in Ewigkeit. Amen. 

1: Eph 2,5
2: Eph 4,22; Röm 6,4; Kol 3,8;Hebr 12,1
3: vgl.1 Kor 6,19

Quelle: Bibliothek der Kirchenväter


Weitere Kirchenväter zum Thema:
Kirchenväter und Menschwerdung Gottes (1) (2) (4) (5)
(6)
 


Bild: Leo der Große (Papst Leo I.) vor Attila; Initiale (1358), wikipedia

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Christus ist der heute Lebendige!


"Die Kirche feiert nicht irgendwelche vergangenen Dinge, sondern in der Liturgie ist das Handeln Gottes gegenwärtig und begegnen wir der Gegenwart seines Handelns.
Und Liturgie wiederum ist nicht eine Privatveranstaltung irgendeiner Gruppe, sondern sie ist die Gemeinschaft mit Christus. Sie umspannt Himmel und Erde, die Gläubigen aller Orte und aller Zeiten.
Nie ist eine Gemeinde nur sie allein, die Liturgie »macht«. Die Liturgie wird uns geschenkt, sie ist gerade das Heraustreten aus dem, was wir selber machen, in die große Gemeinschaft aller Gläubigen, die große Gemeinschaft des Leibes Christi hinein, der alle Zeiten umspannt."
Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 03. Oktober 2012



Freitag, 22. Juni 2012

Gütergemeinschaft



„Da alle Gläubigen einen einzigen Leib bilden, wird das Gut des einen dem anderen mitgeteilt ... Somit muß man glauben, ... daß in der Kirche eine Gütergemeinschaft besteht ... Das wichtigste unter allen Gliedern der Kirche aber ist Christus, denn er ist das Haupt...

Also wird das Gut Christi allen Christen mitgeteilt, so wie die Kraft des Hauptes allen Gliedern, und diese Mitteilung geschieht durch die Sakramente der Kirche" (Thomas v. A., symb. 10).

„Die Einheit des Geistes, durch den [die Kirche] geleitet wird, bewirkt, daß das, was sie empfangen hat, allen gemeinsam ist" (Catech. R. 1,10,24).

Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) 947


Bild: Leonhard Thoma, Herz Jesu Bild

Montag, 21. Mai 2012

II. Vaticanum: Der Begriff "HIERARCHIE" in den Konzilsdokumenten


"Nach Ausweis der Geschichte ist die Christenheit bereits in den ersten Jahrzehnten eine sichtbar organisierte Gemeinschaft, in der alle Autorität, die ausgeübt und anerkannt wird, den Aposteln zusteht. Ihr Dasein und ihre Organisation verdankt sie in keiner Weise der Gemeinschaft, sondern Gott und Christus.

Die Kirche des Evangeliums ist nicht demokratisch oder monarchisch organisiert, sondern hierarchisch. Sie heißt darum Hierarchie = heilige Ordnung." 

Bernhard van Acken, Konvertiten-Katechismus, Verlag Bonifacius-Druckerei Paderborn AD 1952, S.77 (s. Quellen)



 
Fazit:

Die Begriffe HIERARCHIE bzw. HIERARCHISCH (sowie einmal der Begriff HIERARCHE) kommen in den Konzilsdokumenten insgesamt 64mal vor, davon 23mal in der Dogmatischen Konstitution über die Kirche Lumen Gentium (LG) und 19mal in dem Dekret Apostolicam Actuositatem (AA) über das Laienapostolat.

Die Konzilsväter lassen keinen Zweifel daran, dass die von Christus gegründete katholische Kirche eine mit hierarchischen Organen ausgestattete Gesellschaft ist und nicht verschieden vom mystischen Leib Christi. Kirche als sichtbare Versammlung und gleichzeitig geistliche Gemeinschaft, die irdische Kirche und die mit himmlischen Gaben beschenkte Kirche sind nicht zwei verschiedene Größen sondern bilden eine einzige komplexe Wirklichkeit (vgl. LG8)

Neben den hierarchischen Organen, die der Heilige Geist dazu bestellt hat, die Kirche Gottes zu leiten, sind die Laien Teilhabende am geheimnisvollen Leib Christi indem sie am hierarchischen Apostolat, der Ausbreitung des Reiches Gottes teilnehmen und so zur Ausbreitung, zum Wachstum und zur Vollendung des Volkes Gottes beitragen.

Samstag, 14. Januar 2012

„Ecclesia semper reformanda“

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad


Drei Worte, ein Programm.
In deutscher Sprache:
„Die Kirche ist immer zu reformieren.“
Oft gibt man als Autor der Formulierung den heiligen Augustinus an; aber in dessen Werken kommt sie so nicht vor. Tatsächlich stammt die Forderung „Ecclesia semper reformanda“ aus der calvinistischen Theologie des beginnenden 17. Jahrhunderts.

Sie drückt das reformatorische Grundanliegen aus, die Kirche müsse sich in allen Bereichen, in ihrer Verkündigung, in der Disziplin und im Lebensstil ihrer Vertreter immer neu vom Wort Gottes richten und erneuern lassen.

Wer als Katholik die Parole „Ecclesia semper reformanda“ gebraucht, sollte daher nicht vergessen, woher sie stammt. Er sollte auch bedenken, dass sie ursprünglich im antikatholischen Sinne verwendet wurde. Nach Meinung der Protestanten waren es nun einmal die „Papisten“, die sich weder in der Kirchenordnung noch im persönlichen Leben am Wort Gottes ausrichteten. Eine innerkatholische Erneuerung wie die im Anschluss an das Trienter Konzil (1545-1563) ließ man nicht gelten, weil diese sich anstatt auf die Bibel allein auch auf die kirchliche Tradition, also auf „Menschenwerk“, stützte.

In unseren Tagen wird die Forderung nach beständiger Reform von verschiedenen Kreisen innerhalb der Kirche erhoben, vor allem von denjenigen, die sich selbst als Anhänger eines vital-fortschrittlichen Katholizismus betrachten. In ihrem Mund wird die Aussage „Ecclesia semper reformanda“ zu einer Absage an alles Rückschrittliche, also an die „konservativen“, „restaurativen“ oder gar „reaktionären Elemente“.

Dem Lebendigen sei es eigen, sich immerfort zu entwickeln, so lautet ihre Argumentation. Es müsse sich beständig seiner sich wandelnden Umwelt anpassen. Nur auf diese Weise verliere es nicht den Anschluss an den allgemeinen Fortschritt. Wer am Alten festhalte und sich dem Neuen gegenüber verschließe, der unterbinde den Prozess des Lebens. Daher sei andauernde Veränderung eine Lebensnotwendigkeit, die Verhinderung solcher Dauerreform hingegen eine echte Existenzbedrohung für die Kirche.

An diesen Gedankengängen ist durchaus manches richtig. Wenn die Kirche der geheimnisvolle Leib Jesu Christi ist, dann macht sie gewiss, ähnlich dem natürlichen Leib des Menschen, Veränderungen durch. Gerade aus dem Auftrag, aller Kreatur das Evangelium zu verkünden (vgl. Mk 16,15), ergibt sich eine gewisse Anpassung an die Zeitumstände.

Insbesondere muss die Kirche auch die aktuellen Krankheiten der Welt erkennen, um sich selbst gegen sie wappnen und sie heilen zu können. Insofern bedarf sie also, um das Wort des seligen Papstes Johannes XXIII. aufzugreifen, eines „aggiornamento“, einer Aktualisierung für den gegenwärtigen Tag (beim Computer würde man von einem „Update“ sprechen).

Dennoch verkennt das bleibende Wesen der Kirche, wer ihre ständige Veränderung zum Prinzip erhebt. Ein Leib bleibt doch in allen Phasen des Lebens wesentlich mit sich identisch und macht keine Umwandlungen in völlig andere Gestalten durch. Auch gilt von der Stiftung Jesu Christi, dass sie nach seinen Worten zwar in der Welt, nicht aber von der Welt ist (vgl. Joh 17,14ff.). So nimmt die Kirche an der Überlegenheit ihres verherrlichten Herrn über alles Vergängliche teil und stellt dem Zeitlichen das Bild der Ewigkeit Gottes vor Augen. Daher scheidet eine Dauerreform im Sinne von unablässiger Veränderung aus.

Und dennoch ist eine Interpretation des „Ecclesia semper reformanda“ im einwandfrei katholischen Sinne möglich. Sie ergibt sich aus der Tatsache, dass die Kirche von den Unvollkommenheiten und Sünden ihrer Glieder verunstaltet wird. Der geheimnisvolle Leib Christi trägt eben manches an sich, das in Wahrheit nicht zu ihm gehört, sondern seinem Wesen widerspricht und es wie Staub und Schmutz überlagert, ja zuweilen wie ein hässlicher Aussatz entstellt. In ihren schlimmsten Tagen gleicht die Kirche eher dem gegeißelten und gekreuzigten als dem verklärten Herrn auf Tabor!

Aber nicht nur in schwerster Krise, sondern auch in gewöhnlichen Zeiten bedarf sie stets einer Erneuerung. „Ich bin der wahre Weinstock“, spricht der Herr, „und mein Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg, und jede, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringe.“ (Joh 15,1 f.) Diese Reinigung vollzieht sich tatsächlich ohne Unterlass, denn immer gibt es Gläubige, die das Sakrament der Busse empfangen und an der Besserung ihres Lebens ernsthaft arbeiten.

Übrigens hat das Zweite Vatikanische Konzil eine vorsichtige Übernahme der Forderung „Ecclesia semper reformanda“ versucht. In der Kirchenkonstitution „Lumen gentium“ ist zu lesen, Gott stärke seine Kirche „auf ihrem Weg durch Prüfungen und Trübsal (...), damit sie in der Schwachheit des Fleisches nicht abfalle von der vollkommenen Treue, sondern die würdige Braut ihres Herrn verbleibe und unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes nicht aufhöre, sich selbst zu erneuern, bis sie durch das Kreuz zum Lichte gelangt, das keinen Untergang kennt.“ (LG Nr. 9)
Wer wollte dem „Ecclesia semper reformanda“ in diesem Sinne widersprechen?


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Backlink: Zwischen Kirche, Kreuz und Kreuzkümmel - Ein falsch verstandenes "Ec­cle­sia sem­per re­for­man­da"?




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Samstag, 7. Januar 2012

Kirchenreform

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

In unseren Tagen ist wieder viel von Reform der Kirche die Rede. Man beklagt den Reformstau, der an die Stelle des Konzilsaufbruchs der 60er und 70er Jahre getreten sei. Die kirchliche Hierarchie wird in solchen Zusammenhängen gerne als ein reformfeindlicher Altherrenclub dargestellt, während die (zumeist auch nicht mehr ganz jungen) Kritiker aus den Reihen der Theologenschaft und des Klerus wie mutige Vorkämpfer einer notwendigen Erneuerung erscheinen.


Jedenfalls fällt dem Kundigen auf, welchen Wandel das Anforderungsprofil eines Reformers seit einigen Jahrzehnten in der öffentlichen Meinung durchgemacht hat. Durfte einstmals als Reformer gelten, wer kompromisslos zur ursprünglichen Strenge mahnte, so nennt man jetzt einen Reformer, wer nachgiebige Erleichterungen fordert und fördert.

In sogenannten fortschrittlichen Milieus schiebt man sich gerne gegenseitig das hohe Lob zu, Reform zu betreiben und reformerisch zu sein, auch dann, wenn die Ideen und Ziele völlig zeitgeistkonform und daher nach dem Geschmack der angepassten Mitläufer glaubens- und sittenferner Trends sind.

Folglich hat auch das Wort „Reform“ gegenüber früheren Zeiten einen anderen Klang erhalten. Tönte es ehedem beunruhigend in den Ohren der Bequemen, der Lauen und der Lasterhaften, so verstört es heutzutage die eifrigen, um Glaubenstreue bemühten Katholiken. Was ist ihnen nicht in der jüngeren Vergangenheit alles als Reform aufgetischt worden! Obwohl es sich bei solcher Titulierung eigentlich um einen leicht durchschaubaren Etikettenschwindel handelt, beschleicht viele Gutgesinnte daher bei der Ankündigung von Reformen dennoch eine sorgenvolle Ahnung.

Folglich tut eine Begriffsklärung not. Gerade wer mit „Reform“ noch immer Namen wie Gregor der Große, Bernhard von Clairvaux, Franz von Assisi, Katharina von Siena, Ignatius von Loyola, Theresia von Avila, Karl Borromäus, Petrus Canisius oder Pius X. verbindet, will es nicht einfach so hinnehmen, dass dieselbe Vokabel jetzt plötzlich einen geradezu gegenteiligen Sinn haben soll.

Um also der begrifflichen Unschärfe zu entgehen, befragen wir das Wort „Reform“ nach seiner eigentlichen Bedeutung. Und, siehe da, schon beim ersten flüchtigen Blick gibt es uns etwas preis, das so gar nicht zu den Konzepten der selbsternannten Reformer unserer Tage passen will: „Re-form“ besagt ganz offensichtlich ein Zurück zur ursprünglichen Form. Wer „Reform“ sagt, dem schwebt das Wesen eines Gegenstandes, gleichsam sein Idealbild, vor; diesem soll die Realität, da sie sich davon entfernt hat, wieder angenähert werden.

Eine gelungene Definition von „Reform“ bietet der Priester und Theologieprofessor Georg May, der als mutiger Streiter für den katholischen Glauben und die Kirche Berühmtheit erlangt hat. Unter einer Reform ist nach ihm „die planmässige, die Kontinuität wahrende Umgestaltung und Verbesserung von Einrichtungen, Zuständen und Gesinnungen, die der Erneuerung bedürftig sind“ zu verstehen: „Reform ist in ihrem Wesen Vervollkommnung und besagt, dass einem Menschen, einem Ding oder einer Einrichtung die rechte Gestalt gegeben bzw. wiedergegeben wird.“ (Echte und unechte Reform, Wien 1978, 5f.)

Man könnte diese kompakte Beschreibung nun zerlegen und jeden ihrer Einzelteile zum Gegenstand einer eigenen Betrachtung machen. Als Ergebnis träte dann auch deutlich hervor, wie wenig das Reform-Palaver unserer Tage damit zu tun hat. Gehört es nicht selbst zu jenen Krankheitssymptomen (oder Krankheitsherden?), um deren Abstellung sich der wirkliche Reformer bemühen müsste?

Kirchliche Reform ist tatsächlich ein Gebot der Stunde. Aber eben eine Reform, die das authentische Wesen der Kirche als Braut und geheimnisvoller Leib Christi, als Fortsetzung seines Lehr-, Hirten- und Priesteramtes klarer hervortreten lässt. Also eine Reform der Glaubenstreue anstelle der Umdeutung des Gotteswortes und seiner Verwässerung durch modische Ideologien. Eine Reform des Gehorsams und der Disziplin im Gegensatz zu dem Aufbegehren gegen Gebot und Ordnung, Tradition und Obrigkeit. Eine Reform der christlichen Konsequenz statt der Aufweichung und der Anpassung bis zur Gleichförmigkeit mit der Welt. Eine Reform heiligen Eifers statt des müden Skeptizismus und der Bequemlichkeit... So ließe sich noch seitenlang fortfahren.

Eines ist sicher: Wer Jesus Christus und seine eine, heilige, katholische und apostolische Kirche liebt, der will sie vor Pseudo-Reformen bewahrt sehen, während er ihr in unseren Tagen nichts Besseres zu wünschen vermag als eine wirkliche und wirksame Reform.


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Sonntag, 7. August 2011

"Tätige Teilnahme"

gemeinsamer Dienst, tätige Teilnahme aller am "Opus Dei"

"Das II. Vatikanische Konzil hat uns als einen Leitgedanken für die Gestaltung der Liturgie das Wort von der participatio actuosa, der tätigen Teilnahme aller am "Opus Dei", also am gottesdienstlichen Geschehen vorgegeben. Dies mit vollem Recht; der Katechismus der katholischen Kirche macht uns darauf aufmerksam, daß das Wort uns vom gemeinsamen Dienst spricht, sich also auf das ganze Volk bezieht (KKK1069). Aber worin besteht diese tätige Teilnahme? Was muß man da tun? Leider ist das Wort sehr schnell in einem äußerlichen Sinn mißverstanden und die Notwendigkeit eines allgemeinen Agierens daraus abgeleitet worden, als ob möglichst viele möglichst oft für alle sichtbar in Aktion treten müßten. Das Wort "Teilnahme" (oder auch "Teilhabe") verweist aber auf eine Haupthandlung, an der alle teil-haben sollen.

(...) Wir müssen darum bitten, daß es unser Opfer werde, daß wir selbst, wie wir sagten, "logisiert", logos-gemäß und so wahrer Leib Christi werden: Darum geht es. Und das muß erbetet werden. Diese Bitte selbst ist ein Weg, ein Unterwegssein unserer Existenz in die Inkarnation und in die Auferstehung hinein. In dieser eigentlichen "Aktion", in diesem betenden Zugehen auf Teilhabe gibt es keinen Unterschied zwischen Priester und Laien.(...) Es geht darum, daß letztlich der Unterschied zwischen der actio Christi und der unseren aufgehoben werde. Daß es nur noch eine actio gebe, die zugleich die seine und die unsrige ist - die unsrige dadurch, daß wir mit ihm "ein Leib und ein Geist" geworden sind. Die Einzigartigkeit der eucharistischen Liturgie besteht eben darin, daß Gott selbst handelt und daß wir in dieses Handeln Gottes hineingezogen werden. Alles andere ist demgegenüber sekundär."


aus: Joseph Kardinal Ratzinger: Der Geist der Liturgie - Eine Einführung, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau, A.D.2000; 2. Kapitel: Der Leib und die Liturgie

(Hervorhebungen durch Fettdruck von Administrator)



Weiteres zum Thema "Participatio actuosa":


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