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Freitag, 18. April 2014

Freitag des Leidens und Sterbens unseres Herrn

Karfreitag  -  Passion

Hymnen an die Kirche 
I

Deine Stimme spricht zu meiner Seele:
Fürchte dich nicht vor meinen goldnen Kleidern
und erschrick dich nicht vor den Strahlen meiner Kerzen,
Denn sie sind alle nur Schleier meiner Liebe,
sie sind alle nur wie zärtliche Hände über meinem Geheimnis!
Ich will sie fortziehen, weinende Seele, damit
du erkennst, daß ich dir nicht fremd bin:

Wie sollte eine Mutter nicht ihrem Kind gleichen?
Alle deine Schmerzen sind in mir!
Ich bin aus Leiden geboren,
ich bin aufgeblüht
aus fünf heiligen Wunden,
Ich bin gewachsen am Baum der Schmach, ich
bin erstarkt am bittren Wein der Tränen —
Ich bin eine weiße Rose in einem Kelch voll Blut!
Ich lebe aus dem Leid, ich bin eine Kraft aus dem Leid,
ich bin eine Herrlichkeit aus dem Leid:
Komm an meine Seele und sei daheim!


II

Und deine Stimme spricht:
Ich weiß um dein Erschauern vor dem Glück,
ich weiß um dein Erblassen vor den Stunden, die Purpur tragen.
Ich weiß um dein Grauen vor allen Bechern der Fülle,
Ich weiß noch um dein Zittern vor der liebsten Seele!
Denn deine Tiefe wird vom Glück verwundet:
es greift in sie hinab mit kalten Händen,
Es löscht alle deine Träume, es löscht dein Verlangen aus wie großes Verzagen.
Es sinkt auf deine Sinne wie Gestein der Schuld.
Es sinkt auf deine Seele wie Todesduft welker Kräuter.
Es hüllt dich von Kopf bis zu den Füßen in Schmerz ein,
da bist du vor Glück geborgen durch Glück —
Da wird all dein Leid ewig.


III

Und deine Stimme spricht:
Ich will das Geheimnis deines Leidens deuten,
du Zarte, du Scheue, du Verwandte meiner Seele, du Geliebte:
Ich bin es, die in deinen Tiefen weint!
Ich habe an dir gebildet tausend Jahre und länger,
ich habe alle deine Väter und Mütter mit dem Kreuz gesegnet.
Schmerzen und Wunden hast du mich gekostet,
unter Dornen hab' ich deine Hände aus der Welt gelöst.
Du hast mich Einsamkeit gekostet,
du hast mich dunkles Schweigen gekostet, viele Menschenleben.
Du hast mich Habe und Blut gekostet,
du hast mich die Erde unter meinen Füßen gekostet,
du hast mich eine ganze Welt gekostet!
Du bist fein geworden, Seele, du bist wie ein
seidener Flachs geworden, an dem man lange spann:
Du bist wie ein leichter Faden, der nicht mehr haftet.
Siehe, du fliegst dahin durch die Fluren des Lebens,
du fliegst dahin durch alle blühenden Gelände der Welt.
Aber ihrer keines wird dich halten, du Heimatlose,
du fahrende Seele meines Leids!


IV

Und deine Stimme spricht:
Ich will ein Gloria singen, dass die Wipfel meiner
Türme mit den Glocken rauschen:
Alles Leid der Erde lobe den Herrn!
Es lobe ihn das Verarmte und Verbannte,
es lobe ihn das Enttäuschte und Enterbte,
es lobe ihn alles Nie-Gestillte!
Es lobe ihn die lichte Qual des Geistes
und die dunkle Qual der Natur!
Es lobe ihn die heil'ge Qual der Liebe!
Es lobe ihn die Einsamkeit der Seele, es lobe ihn
die Gefangenschaft der Seele!
Es lobe ihn das Weh der Schuld, es lobe ihn das
Weh der Vergängnis, es lobe ihn noch das bittre Weh des Todes!
Siehe, ich streife allen Schmuck von meinen
Altären, alles Linnen darauf soll abblühen
wie die Lieblichkeit der Wiesen!
Alle Bilder darauf sollen ihr Gesicht verhüllen!
Ich will meinen letzten Trost auslöschen: ich
will meines Herrn Leib hinwegtragen,
damit meine Seele ganz zu Nacht wird.
Denn das Leid der Erde ist selig geworden, weil es geliebt wurde:
Siehe das Holz des Kreuzes, woran das Heil der Welt hing!


V

Und deine Stimme spricht:
Ich streife meine Schuhe von den Füßen,
ich streife mein Endliches ab und trete auf ein Land ohne Grenzen:
Brechet auf alle dunklen Brunnen meines Lebens!
Fliegt herzu alle meine Nächte,
ihr schwarzen Vögel der Schuld, fallt auf mich herab mit ausgestreckten Schwingen:
Ich will in mein tiefstes Leid eingehen, dass ich meinen Gott finde!
Denn groß ist das Leiden in der Welt, gewaltig ist es und unendlich.
Es hat umfangen, an dem Himmel und Erde zerschellen,
es hat ausgehalten das Gewicht der ewigen Liebe!
Heiliger Gott, heiliger Starker, heil'ger Unendlicher,
Du Gott unter meiner Sünde, du Gott unter meiner Schwachheit,
du Gott unter meinem Tode:
Ich bette meinen Mund auf deine Wunden —
Herr, ich bette meine Seele auf dein Kreuz!



Gertrud von Le Fort, Hymnen an die Kirche, München 1924 / 1946, S. 40 – 44

Sonntag, 6. Januar 2013

Es führt drei König Gottes Hand




Es führt drei König Gottes Hand
mit einem Stern aus Morgenland
zum Christkind durch Jerusalem
zur Davids Stadt nach Bethlehem.
Gott, führ auch uns zu diesem Kind
und mach aus uns sein Hofgesind!

Aus Morgenland in aller Eil
sie reisten weit, viel hundert Meil.
Sie zogen hin zu Land und See,
berauf, bergab, druch Reif und Schnee.
Zu dir, o Gott, die Pilgerfahrt
uns dünke nie zu schwer und hart.

Sie kehrten bei Herodes ein,
am Himmel schwand des Sternes Schein;
doch wie zum Kind sie eilig gehen,
den Stern sie auch von neuem sehn.
Gott, laß das Licht der Gnad uns schaun,
auf deine Führung fest vertraun!

Und überm Haus wo´s Kindlein war
stand still der Stern, so wunderbar,
da knien sie und weih´n dem Kind
Gold, Weihrauch, Myrrh´zum Angebind.
Gott, nimm von uns als Opfergut
Herz, Leib und Seele, Ehr und Blut!

Durch Weihrauch stellten fromm sie dar,
daß dieses Kind Gott selber war;
die Myrrh´auf seine Menschheit wies,
das Gold die Königswürde pries.
O Gott, halt uns bei dieser Lehr,
dem Irrtum und dem Abfall wehr!



Friedrich von Spee-Langenfeld (1591-1635)



Mittwoch, 21. November 2012

Bedenkenswert...



„Armer Christ" sprach einst ein Atheist,
„wie du doch betrogen bist,
wenn der Himmel eine Fabel ist."
"Atheist", so sprach der Christ,
„wie erst du betrogen bist,
wenn die Hölle keine Fabel ist.“

Friedrich Rückert (1788-1866)


+     +     + 

Damit es nicht zu Missverständnissen kommt:

Dass die Hölle keine Fabel ist, sondern ein "Nebenaspekt" des christlichen Glaubens und der Gerechtigkeit Gottes, den zu Verschweigen aber nicht ganz ehrlich (oder feige) wäre, steht außer Frage. Sie bildet aber nicht den Kern der christlichen Botschaft. Dieser ist vielmehr die Erlösung der Menschheit und jedes einzelnen Menschen von Sünde und Tod, die Berufung zu ewiger Glückseligkeit, Frieden und Liebe in der Gegenwart und Anschauung Gottes. Dazu ruft uns Gott zur Umkehr von allem Bösen, und zur Hinwendung zu Ihm als unserem Schöpfer und Vater, der uns als seine Kinder liebt. Einzig, er wartet auf unser "Ja" zum Glauben an Ihn. (Vgl. KKK 1033ff)

Papsttreuer hat dazu einen Post geschrieben: bitte HIER klicken!


Buchempfehlung dazu:

von Klaus Einsle LC



Weiteres zum Thema:

Josef Bordat:

Herbstbild

Was sagt der Herbst der Ros' ins Ohr,
Daß sie die Munterkeit verlor?

Er mahnt sie an die Nichtigkeit
Der Treue, die der Lenz ihr schwor.

Sie reißt entzwei den Schleier, den
Sie nahm, als er zur Braut sie kor;

Und wie sie bleich vom Throne sinkt,
Erseufzt der Nachtigallen Chor.

Wer brach entzwei das Lilienschwert?
So blank geschliffen war's zuvor.

Die Tulp' entfloh so eilig, daß
Den Turban sie am Weg verlor.

Beschämt senkt der Jasmin sein Haupt,
Weil ihm der Ost die Locken schor.

Es streut der Wind mit voller Hand
Von Bäumen Blättergold empor.

Das dürre Laub schwirrt durch die Luft
Wie Fledermäus' aus Gräbertor.

Das Totenlied der Schöpfung spielt
Der Herbstwind auf geknicktem Rohr.

Die finstre Tanne trägt den Schnee
Wie weißen Bund ums Haupt ein Mohr.

Der Berg nahm weißen Hermelin,
Weil ihm die nackte Schulter fror.

O sieh des Jahrs Verwüstung an
und hole frischen Wein hervor!

Die Sonne sandt' uns, eh sie wich,
Den jungen Most ins Haus zuvor,

Daß er uns leucht' an ihrer Statt,
Wann ihre Kraft dämpft Wolkenflor.

Sieh, wie des Wintergreises Grimm
Des Frühlingskindes Hauch beschwor.

Er weckt im Bechertönen ein'
Verzaubert' Nachtigallenchor,

Und trunkne Blicke sich ergehn
Auf schöner Wangen Rosenflor.

Du trink', und seufz' im Winter nicht;
Denn auch im Frühling seufzt ein Tor.



Friedrich Rückert (1788-1866)

Mittwoch, 5. September 2012

Heimweg zur Kirche

WER errettet meine Seele vor den Worten der Menschen?
Sie tönen aus der Ferne wie Posaunen,
aber wenn sie nahe kommen, tragen sie nur Schellen.
Sie drängen sich hervor mit Fahnen und Wimpeln,
aber wenn der Wind aufsteht, zerflattert ihr Gepränge.
Höret, ihr Lauten und Vermeßnen,
ihr Wetterflücht‘gen des Geistes
und ihr Kinder eurer Willkür:
Wir sind verdurstet bei euren Quellen,
wir sind verhungert bei eurer Speise,
wir sind blind geworden bei euren Lampen!
Ihr seid wie eine Straße, die nie ankommt,
ihr seid wie lauter kleine Schritte um euch selber!
Ihr seid wie ein treibendes Gewässer,
immer ist in eurem Munde euer eignes Rauschen!
Ihr seid heute eurer Wahrheit Wiege,
und morgen seid ihr auch ihr Grab!
Wehe euch, die ihr uns mit Händen greifet:
eine Seele kann man nur mit Gott fangen!
Wehe euch, die ihr uns mit Bechern tränket:
einer Seele soll man die Ewigkeit geben!
Wehe, die ihr euer eitles Herz lehrt!
Ein Priester am Altar hat kein Antlitz, und die Arme,
die den Herrn erheben, sind ohne Schmuck noch Staub,
Denn wen Gott reden heißt, den heißt er schweigen,
und wen sein Geist entzündet, der erlischt.

Gertrud von le Fort, Hymnen an die Kirche
 

Dr. Renate Krüger: 
Versuch über die „Hymnen an die Kirche“ von Gertrud von le Fort

Montag, 13. Februar 2012

Hoffnung













Und dräut der Winter noch so sehr
Mit trotzigen Gebärden,
Und streut er Eis und Schnee umher,
Es muß doch Frühling werden.

Und drängen die Nebel noch so dicht
Sich vor den Blick der Sonne,
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Wonne.

Blast nur ihr Stürme, blast mit Macht,
Mir soll darob nicht bangen,
Auf leisen Sohlen über Nacht
Kommt doch der Lenz gegangen.

Da wacht die Erde grünend auf,
Weiß nicht, wie ihr geschehen,
Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf,
Und möchte vor Lust vergehen.

Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar
Und schmückt sich mit Rosen und Ähren,
Und läßt die Brünnlein rieseln klar,
Als wären es Freudenzähren.

Drum still! Und wie es frieren mag,
O Herz, gib dich zufrieden;
Es ist ein großer Maientag
Der ganzen Welt beschieden.

Und wenn dir oft auch bangt und graut,
Als sei die Höll' auf Erden,
Nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muß doch Frühling werden.


                 Emanuel Geibel (1815-1884)


Mittwoch, 1. Februar 2012

Weihelied zum Ziel und Ende

Herr, Gott, dich will ich preisen,
Solang mein Odem weht,
O hör auf meine Weisen,
O sieh auf mein Gebet.
Bin ich im Himmel oben,
Da lern ich andern Sang,
Da will ich hoch dich loben
Mein ewig Leben lang.



Jetzt lass dir wohlgefallen
Mein treu einfältig Lied
Muss doch ein Kindlein lallen,
Wenn es die Mutter sieht.
Nun hab ich auch gesehen,
Wie du so väterlich,
Will nun nichts mehr verstehen
Als dich, mein Vater, dich.



Ich saß in meiner Kammer,
Sah trüb ins Leben hin,
Die Seele rang in Jammer,
Voll Sorge war mein Sinn;
Da floss ein heilig Sehnen
Mir in das öde Herz,
Da brach mein Blick in Tränen
Und schaute himmelwärts.



Da war dein Himmel offen,
Stern traf in Augenstern,
Mein Glauben, Lieben, Hoffen
Fand Gnade vor dem Herrn.
Das Lied, das ich verschwiegen,
Das Lied, das leis ich sang,
Sah ich die Engel wiegen
In Davids Harfenklang.



Und sah, den ich gerühret
Mit meinem Lerchensang,
Zum Herrn von mir geführet
Auf einem Dornengang.
Er sang mit mir zusammen
Mit selgem Flug und Fall,
In Gottes Liebesflammen,
Trotz Lerch, trotz Nachtigall!




Clemens Brentano ( 1778- 1842)

Sonntag, 22. Januar 2012

Oh wunderbares, tiefes Schweigen...



Oh wunderbares, tiefes Schweigen,
wie einsam ist`s doch auf der Welt!
Die Wälder nur sich leise neigen,
als ging der Herr durchs stille Feld.

Ich fühl mich recht wie neu erschaffen.
Wo ist die Sorge, wo die Not?
Was mich noch gestern wollt erschlaffen-
ich schäm mich des im Morgenrot.

Die Welt mit ihrem Gram und Glücke
will ich, ein Pilger, frohbereit
betreten nur wie eine Brücke
zu Dir, Herr, übern Strom der Zeit.

Joseph von Eichendorff (1788-1857)


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