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Samstag, 19. Juli 2014

Die Kirche ist für das Heil notwendig

Es ist - selbst für Gläubige - heute oft schwierig, Glaubenswahrheiten, die eigentlich ganz klar und eindeutig sind, zu erkennen und auszusagen. Das liegt vor allen Dingen daran, dass in unseren satten und reichen Breitengraden seit Jahrzehnten die Katechese, d. h. die Weitergabe des Glaubensgutes, weitestgehend zum Erliegen gekommen ist. Katechismusunterricht in der Pfarrei, in dem systematisch Kinder und Jugendliche über ihren katholischen Glauben unterrichtet und zu einem Leben aus dem Glauben heraus angeleitet und motiviert werden, gibt es schon lange nicht mehr und der schulische Religionsunterricht besteht zum großen Teil aus vergleichender Religionenkunde und einer Art Ethikunterricht, in dem die Lehre der Kirche zumeist nur unter anderem und am Rande vorkommt.

Ein Beispiel für die Ratlosigkeit in Glaubensaussagen ist die Frage, ob es für den Menschen zur Erlangung des ewigen Heils notwendig ist, der (sichtbaren) katholischen Kirche anzugehören. Ebenso ratlos sind viele Gläubige, wenn es darum geht, zu beschreiben, was es heißt, der katholischen Kirche anzugehören; wer gehört zur katholischen Kirche und in welcher Weise oder in welcher aussagbaren "Intensität" ist jemand (Mit-)Glied der einzigen Kirche Jesu Christi, die allein vom Papst und den mit ihm verbundnen Bischöfen geleitete (römisch-)katholische Kirche ist?

Um so dankbarer sind wir Gläubigen, wenn auch heute von berufener Seite diese Glaubenswahrheiten deutlich und unmissverständlich ausgesprochen, dargelegt und bekräftigt werden, denn die Lehren aus dem Katechismus und aus älteren - wenn auch deswegen keineswegs ungültigen - Aussagen bedürfen immer wieder einer wiederholenden Aktualisierung.

Dr. Gero P. Weishaupt hat nun anhand des 14. Artikels der dogmatischen Konstitution "Lumen gentium" des II. Vatikanums die Lehre der Kirche zusammengefasst und unmissverständlich dargelegt:

Lumen gentium, Artikel 14

Die Kirche ist für das Heil notwendig.
In Artikel 14 von Lumen gentium sprechen die Konzilsväter zum einen von der Heilsnotwendigkeit der Kirche, wobei deutlich ist, dass das Zweite Vatikanische Konzil den ekklesiologischen Grundsatz „Außerhalb der Kirche kein Heil“ (Extra Ecclesiam nulla salus) nicht preisgegeben hat; er gilt nach wie vor, ohne Abstriche. Zum anderen thematisieren die Konzilsväter die Bedingungen für die volle Zugehörigkeit zur einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, wie wir sie im Credo bekennen.

Hohe Lehrautorität des Konzils

Zur Erlangung des Heils ist die Zugehörigkeit zur sichtbaren (!!!) Kirche notwendig. Diese Aussage der Konzilsväter ist zwar kein Dogma, aber dennoch von hoher lehrmäßiger Autorität, wenn sie formulieren: „Gestützt auf die Heilige Schrift und die Tradition, lehrt (docet) sie (die Heilige Synode = das Zweite Vatikanische Konzil), dass diese pilgernde Kirche zum Heil notwendig ist“. Mit dem Verb „docet” (= sie lehrt) deuten die Konzilsväter unmissverständlich an, dass sie eine Lehre verkünden, die die Gläubigen fest annehmen und bewahren müssen (vgl. firmiter amplectenda ac retinenda), da die Lehre von der Heilsnotwendigkeit der Kirche aufs engste mit der Offenbarung zusammenhängt. Die Heilsnotwendigkeit ergibt sich aus der Gegenwart Christi in der Kirche, der der einzige „Mittler und Weg zum Heil“ ist. Die Kirche ist der mystische Leib Christi, seine Gegenwartsweise in der jeweiligen Zeit, in die die Kirche hineingestellt ist. Über die Kirche, durch die Kirche und in der Kirche begegnet der Mensch Christus selber. Durch die Taufe wird der Mensch in die Kirche und durch sie in Christus einverleibt. Darum gibt es für den, der wirklich erkannt hat, dass ihm durch die Kirche die Gnade Gottes geschenkt ist, keinen anderen Weg zum Heil. Wer allerdings ohne Schuld außerhalb der Kirche steht, kann bei einem nötigen Bemühen, ein rechtes Leben zu führen, im Hinblick auf den allgemeinen Heilswillen Gottes das Heil erlangen. Denn wenngleich die Kirche heilsnotwendig und der ordentliche Heilsweg ist, ist Gott in seiner Allmacht nicht an sie gebunden. Darum gibt es – unter dem genannten Umstand – auch außerhalb der sichtbaren Struktur Heil.

Gestufte Zugehörigkeit zur einen wahren Kirche Christi

Die volle Zugehörigkeit zur sichtbaren Kirche formulieren die Konzilsväter im Sinne des heiligen Rorbert Bellarmin (1542-1621) anhand der drei Bande des Glaubensbekenntnisses (vinculum professionis fidei), der Sakramente (vinculum sacramentorum) und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft (vinculum ecclesiastici regiminis et communionis). Wer den  katholischen Glauben bekennt, die sieben Sakramente der Kirche anerkennt, sich unter die hoheitliche Leitung der Kirche stellt und mit der Gemeinschaft der Kirche verbunden ist, gehört ganz zur sichtbaren Katholischen Kirche. Im Blick auf die anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften und im Blick auf die Möglichkeit von Rechtsverlusten in der Kirche wird damit im Umkehrschluss auch eine unvollkommene bzw. unvollständige Zugehörigkeit zur einen Kirche Christi, die einzig und allein in der Römisch Katholischen Kirche, in ihren sichtbaren Strukturen, in ihrer Fülle, so sie wir sie im Credo der Kirche bekennen, „subsistiert“ (vgl. Lumen gentium, Art. 8) ausgesagt. Eine besondere Gruppe stellen die Katechumenen dar. Sie sind, auch wenn noch nicht sakramental durch die Taufe mit Christus und der Kirche vereint, durch ihren Willen in die Kirche aufgenommen zu werden, mit ihr verbunden. Der kirchliche Gesetzgeber hat dies gewürdigt: Katechumenen haben ein Recht auf ein katholisches Begräbnis. Weil die Katechumenen bereits durch ihr Verlangen, die Taufe zu empfangen und so Glieder der Kirche zu werden, mit der Kirche bereits verbunden sind, werden sie hinsichtlich des Begräbnisses den Gläubigen gleichgestellt (vgl. can. 1183 § 1 CIC/1983).

Lumen gentium, Artikel 14

Den katholischen Gläubigen wendet die Heilige Synode besonders ihre Aufmerksamkeit zu. Gestützt auf die Heilige Schrift und die Tradition, lehrt sie, daß diese pilgernde Kirche zum Heile notwendig sei. Christus allein ist Mittler und Weg zum Heil, der in seinem Leib, der Kirche, uns gegenwärtig wird; indem er aber selbst mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont hat (vgl. Mk 16,16; Joh 3,5), hat er zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die die Menschen durch die Taufe wie durch eine Türe eintreten, bekräftigt. Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten. Jene werden der Gemeinschaft der Kirche voll eingegliedert, die, im Besitze des Geistes Christi, ihre ganze Ordnung und alle in ihr eingerichteten Heilsmittel annehmen und in ihrem sichtbaren Verband mit Christus, der sie durch den Papst und die Bischöfe leitet, verbunden sind, und dies durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft. Nicht gerettet wird aber, wer, obwohl der Kirche eingegliedert, in der Liebe nicht verharrt und im Schoße der Kirche zwar „dem Leibe”, aber nicht „dem Herzen” nach verbleibt. Alle Söhne der Kirche sollen aber dessen eingedenk sein, daß ihre ausgezeichnete Stellung nicht den eigenen Verdiensten, sondern der besonderen Gnade Christi zuzuschreiben ist; wenn sie ihr im Denken, Reden und Handeln nicht entsprechen, wird ihnen statt Heil strengeres Gericht zuteil.“


Zur Diskussion in der Blogoezese, ob die Zugehörigkeit zur (römisch-katholischen) Kirche heilsnotwedig ist:

Siehe auch: 


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Samstag, 28. Juni 2014

Es gibt kein richtiges Leben im falschen

Ein Gastbeitrag von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

„Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ Vor einigen Jahren, als in der Presse von einer „Lockerung des Kondomverbotes“ durch Papst Benedikt XVI. die Rede war, gewann dieser wohl berühmteste Satz des Philosophen Theodor W. Adorno neue Brisanz. Übertragen in die Sphäre des Religiös-Sittlichen, erinnert er uns daran, daß geringfügige Verbesserungen, die im Kontext der schweren Sünde geschehen, noch keinen Wandel zum Guten bewirken. Hinter einem falschen Vorzeichen ist eben kein richtiges, kein Gott gefälliges Leben möglich.

Das klingt reichlich abstrakt; deshalb sei es an dem erwähnten Beispiel erläutert. Benedikt XVI. hatte in seinem Interviewbuch „Licht der Welt“ mit Recht darauf hingewiesen, daß es einen gewissen Fortschritt bedeutet, wenn ein HIV-infizierter Mensch, anstatt jegliche Verantwortlichkeit für die Gesundheit seiner Sexualpartner von sich zu weisen, Maßnahmen zu deren Schutz ergreift. Damit hat der Papst allerdings nicht behauptet, die Verwendung von Präservativen sei erlaubt im Sinne von „sittlich gut“. Vielmehr haben wir seine Aussage so zu verstehen, daß der Gedanke an das Wohl des Mitmenschen innerhalb der dunklen Abgründe von Unmoral und Perversion einen Schimmer von Menschlichkeit darstellt. Ja, es könnte sich dabei durchaus um den Anfang eines Umdenkens handeln – aber leider auch um den letzten noch verbliebenen Rest von Anständigkeit...

Besser als das Heer oberflächlicher Journalisten, das auf spannende Nachrichten und reißerische Schlagzeilen aus ist, haben die glaubens-, moral- und hierarchiekritischen Kreise in der Kirche diese Nuance in Benedikts Worten verstanden. Sogleich bemäkelten sie nämlich, es gehe dem Papst gar nicht um eine neue Positionierung in Fragen der Sexualmoral. Der von ihm angeführte Extremfall habe mit dem Leben der gewöhnlichen Menschen wenig zu tun. Für diese bestehe doch weiterhin die strenge Weisung, die natürliche Hinordnung der geschlechtlichen Vereinigung auf das Kind nicht unnatürlich zu unterbinden. Also noch immer ein „Kondomverbot“ (um das sich freilich diejenigen, die am lautesten darüber klagen, am wenigsten scheren dürften!). -

Zurück zu Adornos Satz über die Unmöglichkeit, innerhalb eines falschen ein richtiges Leben zu führen. Welches die Kennzeichen eines solchen „falschen Lebens“ sind, sagt uns die Heilige Schrift mit göttlicher Verbindlichkeit; einer Verbindlichkeit, an die sich die Kirche für immer gebunden weiß. Im Epheserbrief warnt der heilige Paulus davor, „dahinzuleben wie die Heiden in der Nichtigkeit ihres Sinnes: Verdunkelt sind sie in ihrem Denken, dem Leben Gottes entfremdet wegen der Verständnislosigkeit in ihrem Innern, wegen der Verstocktheit ihres Herzens. Haltlos geworden, gaben sie sich der Ausschweifung hin, um unersättlich jeder Art von Unreinheit nachzugehen.“ (4,17-19)

Für den Völkerapostel ist dieses „falsche Leben“ näherhin gekennzeichnet durch die „Werke des Fleisches“, deren Aufzählung er mit „Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung“ beginnt, um am Ende das harte Wort auszusprechen: „Davon sage ich im voraus, wie ich es schon früher sagte: Die solches treiben, werden das Reich Gottes nicht erben.“ (Gal 5,19-21) Nicht anders lesen wir im Epheserbrief: „Kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger ... hat Anteil am Reiche Christi und Gottes“ (4,6); oder in der Apokalypse des Johannes, in der die „Unzüchtigen“ am Ende außerhalb der heiligen Stadt bleiben müssen (22,15) und ihren Anteil empfangen werden „in dem See, der von Feuer und Schwefel brennt, das ist der zweite Tod“ (21,8).

Daher der dringliche Aufruf des heiligen Paulus: „Fliehet die Unzucht! Jede Sünde, die ein Mensch sonst begeht, ist außerhalb des Leibes, wer aber Unzucht treibt, der sündigt gegen seinen eigenen Leib. Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt? Ihn habt ihr von Gott und gehört also nicht euch selbst.“ (1 Kor 6,18-19) Daher soll unter Christen „von Unzucht und jeder Art von Unreinheit oder Gier nicht einmal die Rede sein, wie es Heiligen geziemt, und ebenso wenig von schamlosen Dingen“ (Eph 5,3 f.).

Stellen wir auf dem Hintergrund dieser Schriftstellen die Frage nach dem Gebrauch von Präservativen, dann besteht kein Zweifel mehr daran, welcher Art von Leben sie angehören: dem falschen, nicht dem richtigen. Schon die Aufmachung dieser Produkte läßt keinen Zweifel daran – man bemerkt es sogleich bei einem flüchtigen Blick auf einen Kondomautomaten! Und wenn man den Herstellern nachforscht, landet man alsbald in der menschenverachtenden, eiskalt kommerzialisierten Pornowelt, jenem glitzernden Eintrittstor zur Hölle...

Weil sie uns davor mehr als vor allem anderen bewahren will, kann die Kirche keine Kompromisse mit dem falschen Leben eingehen, das dem endgültigen Untergang geweiht ist.


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Die Taten eines Menschen sind die Konsequenzen aus seinen Grundsätzen; 
sind die Grundsätze falsch, dann werden die Taten nicht richtig sein.

sel. Bernhard Lichtenberg


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Sonntag, 25. Mai 2014

Maiandacht 25. Tag - Maria, Königin des Himmels

 
Aufgenommen ist Maria in den Himmel,
es freuen sich die Engel,
lobpreisend singen sie dem Herrn.
Maria, die Jungfrau, ist aufgenommen 
ins himmlische Brautgemach,
allwo trohnet sternenumstrahlt der König der Könige.

(Brevier am Fest Mariä Himmelfahrt)


Über das Leben der lieben Gottesmutter senkt sich der Abend hernieder. Nach langem Lebensleid darf Maria heimgehen ins himmlische Vaterhaus. Sie, die so oft den Ruf Gottes vernommen zu Arbeit und Leid, hört jetzt die Einladung ihres Kindes: "Veni sponsa!" Komm, du meine Braut, und empfange die Krone, die dir bereitet ist von Anbeginn!

Die heilige Schrift erwähnt nicht mehr den Tod der Mutter des Herrn. Aber das ist gewiss: Maria ist gestorben. Sie ist zwar ohne Sünde; darum stand sie nicht unter dem Gesetz des Todes. Sie wäre würdig gewesen, zu Gott zu gehen, ohne den Tod zu kosten. Aber wie hätte des Herrn Mutter und demütige Magd über ihrem Sohn und Meister stehen wollen, der am Kreuz sein Leben hingegeben hatte.

Und ein zweites ist lebendiges Glaubensgut der Christenheit: Mariens Leib ist nach dem Tode in den Himmel aufgenommen worden. Nicht nur die Seele geht heim, sondern auch der Leib, aus dem Christus, der Sohn Gottes, Fleisch angenommen hat. So geziemte es sich für Christi irdische Wohnstatt. 
"Ihr keuscher Leib, der Gott gebar,
kein Raub für die Verwesung war.
Ihr Sohn, der Tod und Grab besiegt,
er lässt im Grab' die Mutter nicht."

Wenn uns ein Liebes stirbt und wir können am Sterbebett weilen, dann achten wir auf alles, was in der letzten Stunde geschieht; alle Worte des Sterbenden bewahren wir in treuer Hut. Wir erzählen es gern den Angehörigen, wie der Vater, die Mutter oder sonst ein lieber Mensch von hinnen gegangen ist. Wir hätten gern auch Kunde, wie Maria, die reinste Gottesmutter gestorben ist. Es ist uns nichts berichtet. Und doch wissen wir genug von ihrem Tod.

Es heißt ja: Wie man lebt, so stirbt man. Der Tod ist die Krönung des Lebens, das man auf Erden geführt hat. Mariens Leben ist ein Leben der Liebe und der Sehnsucht gewesen. Ihr Tod ist darum die Krönung aller Liebe und Sehnsucht ihres Herzens. Die Liebe drängt nach Vereinigung mit Gott, nach einer Vereinigung, die nicht nur in der Gnade besteht, sondern Gott schauen lässt von Angesicht zu Angesicht.

Wenn schon der Apostel Paulus ausruft: "Ich wünsche aufgelöst zu werden und bei Christus zu sein" (Phil 1,23), wieviel mehr wird Maria gewünscht und gebetet haben, bei Christus zu sein, bei Christus ihrem Sohne. Für Maria hat darum der Tod alle Schrecken verloren. Ihr Tod ist ein Sterben in Freude und Seligkeit. Jetzt geht ihr Glaube über in Schauen; was sie ersehnt, wird zum ewigen Besitz. Aus dem Schatten des irdischen Lebens geht sie heim zum Licht, aus der Fremde zur Heimat. Aus der Bewährung im Leben führt sie Gott heim zur Verklärung und Herrlichkeit. Mit Recht mögen wir ausrufen: "Tod, wo ist dein Stachel? Tod, wo ist dein Sieg?"

Siehe, meine Seele, auch für dich kommt einst der Tag, da Gott dich ruft aus dieser Zeitlichkeit. "Es ist dem Menschen einmal gesetzt zu sterben, und danach kommt das Gericht." (Hebr 9,27) Sterben ist ein ernstes Wort. Sterben ist schwer. Die Seele trennt sich vom Leibe. Die Einheit, die zwischen beiden bestanden hat das ganze Leben hindurch, hört auf. Das geht nicht ohne Schmerz, auch nicht ohne Angst: es ist ja die letzte Entscheidung nahe, die letzte Bewährung im Gerichte.

Meine Seele, kannst du ohne Schrecken an deinen Tod denken? Wenn Gott dich heute, diese Nacht, vor seinen Richterstuhl riefe, wie würde dann die Entscheidung ausfallen? Es hängt ganz von dir ab. Nur die Sünde bringt  Angst und Schrecken. Wenn du aber die Sünde meidest und dich bemühst, heilig zu leben, dann wird auch für dich der Tod etwas Beseligendes, Freudiges mit sich tragen. Im Tode öffnet sich dir das Tor, dass du hindurchschreitest zu Gott. 

Dein Todestag ist der eigentliche Geburtstag; er bringt dir die Erfüllung der Erlösung; er ist Heimkehr ins Vaterhaus. Ein neues Leben beginnt, ein Leben der Wonne und Seligkeit, die kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gedrungen ist. Wie man lebt, so stirbt man. Auf ein heiliges Leben folgt ein heiliges Sterben. Wer wie Maria in seinem Leben Gott liebt und ihm ganz dient, der wird auch wie Maria sterben.

Wir beten gemeinsam ein Ave Maria, dass wir mit Maria leben und wie sie einst sterben mögen:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Selig bist du, Jungfrau und Gottesmutter Maria, 
weil du dem Herrn geglaubt hast!
Erfüllt hat sich in dir, was dir ist gesagt worden.
Sieh, über die Chöre der Engel bist du erhoben!
Bitte du für uns beim Herrn, unserm Gott!
(Responsorium zum Fest Mariä Himmelfahrt)


Gebet:
Jesus, du Sohn Gottes und Sohn der Jungfrau Maria, durch den Heimgang deiner heiligsten Mutter wollest du uns verleihen, dass wir bei unserm Sterben selig ins Haus der Herrlichkeit deines Vaters heimkehren. Der du lebst und herrschest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 75-78 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)


Dienstag, 19. November 2013

Einfach so in die Ewigkeit stolpern?

Nicht nur eine Sterbehilfe, die ihren Fokus allein auf das Diesseits richtet, setzt alles daran, die Ewigkeitsperspektive auszublenden, sondern auch die innerkirchliche Mentalität einer Sorglosigkeit gegenüber dem ewigen Heil, die auch nur die leiseste Andeutung der schrecklichen Möglichkeit, ewig verdammt zu werden, verpönt.

Wenn, was die Ewigkeit betrifft, sowieso alles in Butter ist, dann kann es beim Sterben nur darum gehen, es möglichst kurz und schmerzlos zu machen. Während man früher in der Allerheiligen-Litanei darum betete, vor einem plötzlichen, unvorhergesehenen Tod bewahrt zu werden, wird derselbe von vielen zeitgenössischen Christen geradezu gewünscht. Man will sterben, ohne viel davon mitzubekommen. So stolpert man unversehens in die Ewigkeit, ohne einen Gedanken darauf zu verschwenden, wieviel wichtiger als jede irdische Sorge die Vorbereitung auf die Ewigkeit ist.


P. Engelbert Recktenwald FSSP über "Würdevolles Sterben" im "Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt, 23/17.11.2013


Heiliger Josef, Nährvater Jesu Christi
und wahrer Bräutigam der allerseligsten Jungfrau Maria,
bitte für uns und die Sterbenden an diesem Tag!
Amen.


Weiteres zum Thema "Sterbestunde":


    Donnerstag, 7. November 2013

    Die letzten Dinge: Was tut die Kirche für die Verstorbenen? Und warum tut sie das?

    Das Sterben eines Christen war - und sollte sein - eine Art Gottesdienst. Was tut die Kirche, was können wir für die Sterbenden und die Verstorbenen tun? Über die Sterbestunde, das persönliche Gericht, das Purgatorium (Fegefeuer) und Himmel und Hölle.

    Der Münchner Pastoraltheologe Prof. Dr. Andreas Wollbold über die letzten Dinge und die Fürsorge der Kirche für die Toten. Ein Klarsprechtext.




    Weiteres zum Thema "Tod und Ewiges Leben":


      von P. Martin Ramm FSSP

      Freitag, 13. September 2013

      Heiliger Geist und Kirche


      "Der Heilige Geist ist und wirkt in der Kirche. Wer darum gegen die Kirche ist, ist gegen den Heiligen Geist, die Seele der Kirche. Das ist der Grund, weshalb außer der Kirche kein Heil ist, weil es kein Heil außer dem Heiligen Geist gibt. Es gibt kein größeres Unglück auf Erden, als außer der Kirche und somit außer dem Heiligen Geist zu stehen."


      Robert Mäder in "Der Heilige Geist - Der dämonische Geist"; Verlag St. Michael Goldach; AD 1969; S. 57 (s. Quellen)


      Freitag, 26. April 2013

      Glauben katholisch

      "Glauben" - im katholischen Sinne - was heißt das?

      Hier einmal konkret die Definition des katholischen Glaubens-Begriffs:
      "Der Glauben, der der Anfang des menschlichen Heils ist, bekennt die katholische Kirche als eine übernatürliche Tugend durch die wir auf Antrieb und mit dem Beistand der Gnade Gottes glauben, dass das von ihm Geoffenbarte wahr ist, nicht weil wir die innere Wahrheit der Dinge mit dem natürlichen Licht der Vernunft durchschauten, sondern auf die Autorität des offenbarenden Gottes selbst hin, der weder täuschen noch getäuscht werden kann".
      I. Vatikanisches Konzil 1870; NR 31; DS 3008

      Gegenstand des Glaubens ist Folgendes:
      "Mit göttlichem und katholischem Glauben ist also all das zu glauben, was im geschriebenen oder überlieferten Wort Gottes enthalten ist und von der Kirche in feierlichem Entscheid oder durch gewöhnliche und allgemeine Lehrverkündigung als von Gott geoffenbart zu glauben vorgelegt wird."
      I. Vatikanisches Konzil 1870; NR 34; DS 3011

      Zum gegenwärtigen "Jahr des Glaubens" hat der Heilige Vater Papst em. Benedikt XVI. den Gläubigen bezüglich des Glaubens der Kirche und jedes Einzelnen Folgendes ans Herz gelegt:


      „Caritas Christi urget nos“ (2 Kor 5,14): Die Liebe Christi ist es, die unsere Herzen erfüllt und uns dazu drängt, das Evangelium zu verkünden. Heute wie damals sendet er uns auf die Straßen der Welt, um sein Evangelium allen Völkern der Erde bekanntzumachen (vgl. Mt 28,19). 
      Mit seiner Liebe zieht Jesus Christus die Menschen aller Generationen an sich: Zu allen Zeiten ruft er die Kirche zusammen und vertraut ihr die Verkündigung des Evangeliums mit einem Auftrag an, der immer neu ist. Darum ist auch heute ein überzeugterer kirchlicher Einsatz für eine neue Evangelisierung notwendig, um wieder die Freude am Glauben zu entdecken und die Begeisterung in der Weitergabe des Glaubens wiederzufinden.
      Im täglichen Wiederentdecken der Liebe Gottes schöpft der missionarische Einsatz der Gläubigen, der niemals nachlassen darf, Kraft und Stärke. Der Glaube wächst nämlich, wenn er als Erfahrung einer empfangenen Liebe gelebt und als Erfahrung von Gnade und Freude vermittelt wird. Er macht fruchtbar, weil er das Herz in der Hoffnung weitet und befähigt, ein Zeugnis zu geben, das etwas zu bewirken vermag: Er öffnet nämlich Herz und Sinn der Zuhörer, damit sie die Einladung des Herrn, seinem Wort zuzustimmen und seine Jünger zu werden, annehmen.
      Die Gläubigen „werden stärker, indem sie glauben“, bezeugt der heilige Augustinus.[1] Der heilige Bischof von Hippo hatte gute Gründe, sich so auszudrücken. Wie wir wissen, war sein Leben eine ständige Suche nach der Schönheit des Glaubens, bis sein Herz in Gott Ruhe fand.[2] Seine zahlreichen Schriften, in denen die Bedeutung des Glaubensaktes und die Wahrheit des Glaubens erklärt werden, bleiben bis in unsere Tage ein Erbe unvergleichlichen Reichtums und ermöglichen immer noch vielen Menschen auf der Suche nach Gott, den rechten Weg zu finden, um zur „Tür des Glaubens“ (vgl. Apg 14,27) zu gelangen.
      Nur glaubend also wächst der Glaube und wird stärker; es gibt keine andere Möglichkeit, Gewißheit über das eigene Leben zu haben, als sich in ständig zunehmendem Maße den Händen einer Liebe zu überlassen, die als immer größer erfahren wird, weil sie ihren Ursprung in Gott hat. (...)
      Wir wünschen uns, daß dieses Jahr in jedem Gläubigen das Verlangen wecke, den Glauben vollständig und mit erneuerter Überzeugung, mit Vertrauen und Hoffnung zu bekennen. Es wird eine günstige Gelegenheit sein, um auch die Feier des Glaubens in der Liturgie zu verstärken, besonders in der Eucharistie, die der „Höhepunkt [ist], dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt“.[3]
      Zugleich wünschen wir uns, daß das Zeugnis des Lebens der Gläubigen an Glaubwürdigkeit gewinnt. Die Inhalte des Glaubens, der bekannt, gefeiert, gelebt und im Gebet ausgedrückt wird, wiederzuentdecken [4] und über den Glaubensakt selbst nachzudenken, ist eine Verpflichtung, die jeder Gläubige übernehmen muß, vor allem in diesem Jahr. (Porta fidei 7; 9)


      [1] De utilitate credendi, 1,2.

      [2] Vgl. Augustinus, Bekenntnisse, I,1.
      [3] Zweites Vatikanisches Konzil, Konstitution über die heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium
      [4] Vgl. Johannes Paul II., Apostol. Konstitution Fidei depositum (11. Okt. 1992): AAS 86 (1994), 116.

      Weiteres zum Thema:


      Hymne "Credo Domine" zum Jahr des Glaubens (Aufnahme von der Messe zur Eröffnung des Jahr des Glaubens am 11.10.2012 in Rom):





      Dienstag, 26. März 2013

      Im Kreuz ist Heil


      Wir aber sollen uns rühmen im Kreuze unseres Herrn Jesus Christus.
      In Ihm ist uns Heil geworden
      und Auferstehung und Leben;
      durch Ihn sind wir erlöst und befreit.

      Der Herr sei uns gnädig und segne uns;
      Er lasse Sein Angesicht über uns leuchten
      und ebarme sich unser.
      Amen


      Antiphon zum Introitus am Dienstag der Karwoche (Gal 6,14/ Ps 66,2); Schott-Volksmessbuch 1957

      Sonntag, 13. Januar 2013

      Taufe

      Heute, am Fest der Taufe des Herrn, taufte Papst Benedikt XVI. in der Sixtinischen Kapelle zwanzig Kinder von vatikanischen Angestellten und Mitarbeitern (Bericht und Zusammenfassung der Predigt von Armin Schwibach hier auf kath.net).

      Die Wirkungen der Taufe:

      "Die Taufe bewirkt die Vergebung der Erbsünde, aller persönlichen Sünden und der Sündenstrafen. Sie schenkt Anteil am göttlichen Leben der Dreifaltigkeit durch die heiligmachende Gnade, die Gnade der Rechtfertigung, die den Täufling in Christus und in seine Kirche eingliedert.

      Sie gibt Anteil am Priestertum Christi und bildet die Grundlage der Gemeinschaft mit allen Christen. Sie spendet die göttlichen Tugenden und die Gaben des Heiligen Geistes. Der Getaufte gehört für immer Christus an: Er ist mit dem unauslöschlichen Siegel Christi (Charakter) bezeichnet." (Kompendium zum KKK 263)

      Mit der Taufe wird der Täufling in die Gemeinschaft der Gläubigen, den mystischen Leib Christi, die katholische Kirche, aufgenommen.

      "Der Herr selbst sagt, dass die Taufe heilsnotwendig ist (vgl. Joh 3,5). Darum hat er seinen Jüngern den Auftrag gegeben, das Evangelium zu verkünden und alle Völker zu taufen (vgl. Mt 28, 19-20; AG 5). Die Taufe ist für jene Menschen heilsnotwendig, denen das Evangelium verkündet worden ist und die Möglichkeit hatten, um dieses Sakrament zu bitten (vgl. Mk 16,16). Die Kirche kennt kein anderes Mittel als die Taufe, um den Eintritt in die ewige Seligkeit sicherzustellen. Darum kommt sie willig dem vom Herrn erhaltenen Auftrag nach, allen, die getauft werden können, zur „Wiedergeburt aus Wasser und Geist" zu verhelfen. Gott hat das Heil an das Sakrament der Taufe gebunden..." (vgl. KKK 1257)






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      Samstag, 12. Januar 2013

      Seniorenheime

      Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

      Eigentlich sollten uns die Verkehrtheiten, in die der menschliche Geist verfällt, wenn er gegen Ursprung und Ziel rebelliert, nicht verwundern. Und dennoch geschieht es immer wieder, daß wir von Einfällen erfahren, die uns in ihrer Verkommenheit unglaublich erscheinen. So erging es mir, als ich von einem Projekt erfuhr, das seit einigen Jahren in dänischen Seniorenheimen durchgeführt wird: Ich wollte und konnte diese Ausgeburt kranker Hirne zunächst nicht für wahr halten. Und doch entsprach die Nachricht den Tatsachen. 

      Dänische Heimleiter hatten sich nämlich überlegt, wie sie die Lebensqualität der alten Menschen heben, sie besser unterhalten und rundum zufriedenzustellen könnten, und waren dabei in ihren Gedankengängen auf die schlüpfrigen Pfade der Erotik gelangt. Mit dem Ergebnis, daß in den entsprechenden Häusern nun regelmäßig pornographische Filme vorgeführt und sexuelle Dienstleistungen für die Bewohner angeboten werden – selbstverständlich durch „Fachpersonal“... Auf Einzelheiten sei hier verzichtet. Jedenfalls sehen sich die Leiter der Seniorenheime in ihrer Initiative bestätigt. Die Bewohner seien jetzt viel lebhafter und wacher, die Kommunikation unter ihnen habe sich verbessert, Streitigkeiten, früher an der Tagesordnung, kämen seither nicht mehr vor.

      Gesetzt den Fall, diese Auswertung und propagandistische Empfehlung des Projektes „Sex im Altenheim“ entspräche den Tatsachen: Auch dann bestünde für uns kein Grund zur Freude, handelt es sich hierbei doch um nichts weiter als um Verführung zur Unzucht, zu einer schweren Sünde also, die nach dem mahnenden Wort des heiligen Paulus vom Reich Gottes ausschließt (vgl. Gal 5,19-22). Näher bedacht, erkennen wir darin einen raffinierten Angriff auf die Menschen an der Schwelle zum Jenseits. Offensichtlich sollen diese auf alle nur erdenkliche Weise von einer Hinwendung zu ihrem Schöpfer und Herrn, von Gebet und Besinnung, Umkehr und Buße abgehalten werden. Schwer vorstellbar, daß lüsterne Greise ein starkes Verlangen nach Reinheit und Heiligkeit in sich tragen...

      Das dänische Unternehmen gibt zu wichtigen Gedanken auch über unsere Seniorenheime Anlass. Als Priester muß ich es öfters erleben, welch traurigen, bisweilen beklemmenden Anblick das Innere vieler dieser Häuser bietet. Da verbringen Menschen, die ein verehrungswürdiges Alter erreicht haben, häufig einen einsamen und trüben Lebensabend fernab von der Familie. Auch solche, die durchaus noch dazu in der Lage wären, finden sich selten zu Gesprächen oder gemeinschaftlichen Aktivitäten zusammen. Zwar organisieren die meisten Heime lobenswerterweise gelegentliche Ausflüge, Spielnachmittage, Sing- und Gymnastikkreise. Tiefere Erfüllung aber und innerer Zusammenhalt unter den alten Menschen sind von diesen Veranstaltungen kaum zu erwarten. 

      Allenfalls die flimmernden Bilder des unentwegt laufenden Fernsehapparates bringen eine gewisse Abwechslung in das ereignislos verlaufende Leben, ohne freilich die Aufmerksamkeit auf Dauer fesseln zu können. Mehrmals hatte ich bei priesterlichen Besuchen in Seniorenheimen zunächst einmal eine geschwätzige Talkshow oder eine Seifenoper abzuschalten und dann den alten Menschen, der inmitten dieser optischen und akustischen Berieselung eingeschlafen war, zu wecken, bevor an die Spendung der heiligen Sakramente zu denken war. 

      Unter religiösem Gesichtspunkt sind auch diese Einrichtungen, obwohl weit entfernt vom Ungeist jener dänischen Heime, alles andere als günstig. Eine betagte Dame, die früher täglich die heilige Messe besuchte und ein frommes Leben führte, gestand mir, im Seniorenheim das Beten völlig verlernt zu haben. Das ist unter den gegebenen Umständen nicht weiter erstaunlich, aber dennoch tieftraurig. Ausgerechnet am Ende des Erdenweges sollte die zeitlebens treu geübte Betrachtung der Rosenkranzgeheimnisse dem leeren Blick auf die Mattscheibe weichen? 

      Hieraus ergibt sich als eine hochwichtige Forderung unserer Zeit: Wir brauchen katholische Altenheime. Ich denke an Häuser wie das Kurhaus Marienburg in St. Pelagiberg (Schweiz, Kanton Thurgau), wo die Bewohner täglich an der (traditionellen!) Heiligen Messe und an einer Sakramentsandacht teilnehmen können, wo regelmäßige Gelegenheit zur Beichte besteht, wo die Kapelle mit dem eucharistischen Herrn auch außerhalb der Gottesdienstzeiten zum einsamen und gemeinsamen Gebet einlädt und das Hinscheiden zumeist unter priesterlichem Beistand stattfindet. Welcher Schatz und Segen wären derartige Seniorenheime nicht nur für die Bewohner selbst, sondern darüber hinaus für die ganze Kirche, deren Anliegen von einem Heer eifriger und meistens leidender Beter vor Gott hingetragen würde!




      Hinweise:
      - mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
      - der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)
      - Bild:  Papst Johanes XXIII.

      Mittwoch, 2. Januar 2013

      Das wahre aggiornamento des Heils


      "Mit dem Heute der Geburt Jesu beginnt die Verkündigung, das wahre aggiornamento des Heils für jedermann. (...)

      Nach Betlehem aufzubrechen, bedeutet für uns aber auch, unser Glaubenswissen zu vertiefen, das Glaubensbekenntnis zu erneuern und mutig unseren Glauben zu bekennen. An der Krippe unseres Herrn wird es uns geschenkt, zu sehen und zu hören, zu staunen und gläubig zu bekennen. Dort werden wir dazu ausgerüstet und befähigt, weiterzugeben, was wir zuvor empfangen haben, und immer mehr und besser zu dem zu werden, was wir durch unsre Taufe schon geworden sind. (...)
       
      Es ist an der Zeit, nicht nur die leiblichen Werke der Barmherzigkeit, sondern auch die geistigen zu propagieren und einzufordern."


      aus der Predigt des Augsburger Bischofs Konrad Zdarsa am Weihnachtsfest, 25.12.2012;

      vollständiger Wortlaut der Predigt: Menschwerdung Gottes 2012


      Montag, 26. November 2012

      "Wer nicht glaubt, wird verdammt werden!"

      Der göttliche Skandal

      (...) Durch alle Jahrtausende stehen die Gläubigen - Priester wie Laien - unter dem Königtum Christi, unter seinem Hohepriestertum.

      Das Ärgernis, das Jesus Christus für seine Zeit darstellte, geht von ihm über auch auf den jüngsten Kaplan, der sich auf die Kanzel stellt.

      Oft sieht er auf den Kirchenbänken neben den Heiligen auch die flauen Sonntagsspießer mit ihren eingefrorenen Herzen, ein paar Dreigroschenmetaphysiker und eitle Allround-Typen, die ihn nur kritisieren wollen.

      Er bebt, wenn er an ihr ewiges Leben denkt, das sie verschüttet, zertrampelt, verludert haben und will sie wachrütteln, herausreißen aus ihrer Gleichgültigkeit:
      "Wer nicht glaubt, wird verdammt werden!"
      Und sie schauen zu ihm auf. Sie empören sich innerlich. Mit Höllenpredigten lassen sie sich in ihrer Gemütsruhe nicht anrempeln - im Zeitalter der Toleranz.

      Nach dem Gottesdienst gehen ein paar anderweitig orientierte Brüder auf ihn zu. Sie stellen ihn zur Rede wegen seiner inquisitorischen Ausführungen.

      Der Kaplan schlägt die Heilige Schrift auf. Sie ist Gottes Wort. Von der Bergpredigt des hl. Matthäus bis zur Geheimen Offenbarung des hl. Johannes zeigt er ihnen die unwiderruflichen Sätze von der Verdammung derer, die sich gegen Gott stellen.

      Und der Kaplan beruft sich auf die Bischöfe, die ihm die Hand aufgelegt haben, damit er dieses heilige Evangelium verkündet.


      Manche Grauköpfe, die sich diesen Übereifer anhören, sind mehr als doppelt so alt wie er. Das lassen sie sich von ihm nicht bieten.

      Der Diözesanbischof bekommt eine Beschwerde wegen dieses geistlichen Neulings in der Gemeinde mit seinen intoleranten Ansichten.

      Doch der Bischof bestätigt die Worte des Kaplans mit der Autorität derer, die ihm die Hand aufgelegt haben.

      Und der Pöbel, der die "Schwarzen" möglichst klein sehen möchte, gibt sich nicht zufrieden. Er spürt den Vorgängen nach, die ja schließlich schuld sind an der Anmaßung jenes Kaplans.

      Im spanischen Bürgerkrieg wurden solche Bischöfe aus den Gräbern gerissen. Man stellte ihre Skelette höhnisch vor steinerne Stufen und zog sie dort zur "Rechenschaft".

      Um jedes Skelett hing die offene Stola, das Zeichen priesterlicher Gewalt. Der Sprache nicht mehr fähig standen sie vor dem Geifer der haßerfüllten Revolutionäre - im Tode noch Zeugen und Bekenner ihres Glaubens.

      Auch diese toten Bischöfe sind nicht der Ursprung jener heiligen Intoleranz, mit der sie ihre Botschaft verkündeten. Wenn sie reden könnten, sie würden in heiliger Sicherheit hinweisen auf die ununterbrochene Kette der Bischöfe, die bis zu den ersten Aposteln zurückreicht: bis zu jenen Aposteln, denen Christus selbst die Macht und die Amtsgewalt gegeben hat.

      Aber nicht nur in eine dunkle Vergangenheit geht dieser Weg: vom Kaplan, zum Bischof, zu den Aposteln.

      Er führt auch in die Zukunft, in den Jüngsten Tag hinein. Dort wird der Pöbel schweigen vor jenem Jesus Christus, der auf Erden wie seine Apostel verfolgt wurde, der aber in der Ewigkeit der Weltenrichter sein wird.

      Und dann wird der göttliche Hohepriester jene Worte des Evangeliums sprechen, die in seinem Auftrag verkündet wurden.


      Pater Leppich in: Atheistenbrevier; Verlag Butzon u. Bercker Kevelaer; AD 1967; S. 147-149 (s. Quellen)


      Weiteres zum Thema: 

      Samstag, 17. November 2012

      „Auferstehungsfeiern“

      Mancher Katholik erlebt Erstaunliches, wenn er eine kirchliche Trauerfeier besucht. Erwartete er eine Totenmesse mit ernstgestimmten Gesängen, zelebriert in schwarzer Farbe, so überraschen ihn nun weiße Gewänder und Alleluja-Rufe. Ob er in den falschen Gottesdienst geraten ist? Nein. Anstelle einer Totenmesse wird hier eben eine „Auferstehungsfeier“ gehalten!

      Diese gehört zu den jüngeren Ergebnissen liturgisch-pastoraler Produktion. Mit Windeseile hat sie sich ausgebreitet und dabei viele Überbleibsel des traditionellen Totenkultes verdrängt. Dass es sich dabei nicht nur um neue Schläuche für den alten Wein, sondern auch um einen ganz anderen Inhalt handelt, offenbart sich bei näherer Beschäftigung. Man nehme z.B. zur Kenntnis, was in der Handreichung einer Schweizer Durchschnittspfarrei zu lesen ist: 

      „Die Praxis zeigt, dass die Trauerfamilien in der Regel den Schwerpunkt der Abdankungsfeier auf den irdischen Tod oder die himmlische Auferstehung legen. Die erstgenannten Trauergottesdienste sind geprägt von der Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen. Die zweitgenannte Auferstehungsfeier durchzieht der frohmachende Gedanke über die Auferstehung des Verstorbenen im Reich Gottes, die uns Jesus zugesagt hat. In letzter Zeit ist festzustellen, dass die Variante der Auferstehungsfeier den Anliegen der Trauerfamilien mehr entspricht als ein klassischer Trauergottesdienst. Der Gedanke, den Tod als Auferstehung ins Ewige Leben zu feiern, nimmt den christlichen Glauben sehr ernst.“ 

      Auffällig ist hierbei, dass es nach Meinung der Verfasser des Textes entweder um den irdischen Tod eines Menschen und, damit verbunden, um den Verlustschmerz der Hinterbliebenen oder um die Freude über die Auferstehung des Verstorbenen geht. Wen wundert es, wenn die Trauerfamilie unter solchen Voraussetzungen die zweite Variante wählt? Es feiert sich nun einmal besser im Blick auf die Himmelsfreuden eines geschätzten Menschen als im Gedanken an den eigenen Schmerz!

      Merkwürdig allerdings, dass die Perspektive, in der die katholische Kirche bisher den Tod eines Menschen gesehen hat, gar nicht zur Wahl steht, sondern gänzlich ausgeblendet wird. Diese Perspektive, ausgeprägt in der traditionellen Totenliturgie, entspricht dem christlichen Realismus. Sie richtet ihr Hauptaugenmerk nicht auf die Trauer, die Verwandte und Freunde des Verstorbenen erfüllt, und auch nicht auf dessen Auferstehung, so als hätte sie sich bereits ereignet (denn darüber besitzen wir weder Erfahrungswissen noch Glaubensgewissheit). Vielmehr wendet sich die genuin katholische Sichtweise der Lage des aus der Welt geschiedenen Menschen zu, so wie sie entsprechend der göttlichen Offenbarung ist. 

      Und wie ist diese Lage? Hoffnungsvoll in dem Maße, als der Verstorbene ein Leben im wahren Glauben und in der Liebe geführt hat – und ernst, insofern er das nicht tat. Das klingt einfach, beinahe zu einfach. Aber es ist doch weitaus anspruchsvoller und glaubwürdiger als jene schlechte Vereinfachung, die meint, hinwegsehen zu dürfen über die klare Schriftlehre von Gericht und möglicher Verwerfung, über die Tatsache, dass nichts Unreines zu Gott eingehen kann (Apk 21,27), und über die Notwendigkeit einer jenseitigen Läuterung für viele.

      In der Auferstehungsfeier geht man ohne weiteres von der Beseligung des Verstorbenen, ja offensichtlich aller Verstorbenen aus. Oder sollte es etwa vorkommen, dass man im Falle eines abständigen Christen, eines Menschen, der objektiv in schwerer Sünde lebte, die „frohmachende“ Variante verweigert und anstelle des Alleluja dann doch wieder das düstere Dies irae anstimmt? Wohl kaum.

      Im Alten Testament wird Judas der Makkabäer dafür gerühmt, dass er zur Entsühnung der Gefallenen seines Heeres Opfer darbringen ließ: „Damit handelte er sehr schön und edel; denn er dachte an die Auferstehung. Hätte er nicht erwartet, dass die Gefallenen auferstehen werden, wäre es nämlich überflüssig und sinnlos gewesen, für die Toten zu beten. (...) Ein heiliger und frommer Gedanke ist es daher, die Toten zu entsühnen, damit sie von der Sünde befreit werden.“ (2 Makk 12,43ff.).

      Ebenso zeugt es vom Glauben an die Auferstehung, wenn die Kirche für die Verstorbenen das heilige Messopfer darbringt. Aber es ist dies ein Auferstehungsglaube, der den Eintritt in die unermessliche Glorie des Himmels nicht als Barmherzigkeits-Automatismus betrachtet, sondern zugleich auch die untrügliche Gerechtigkeit des Richters bedenkt.

      Das sühnende, erlösende Opfer Jesu Christi durch eine Art Heiligsprechungsfeier zu ersetzen, bedeutet letztlich, der Seele des lieben Verstorbenen die größte Wohltat vorzuenthalten. Daher ist und bleibt die ernste Totenmesse schlussendlich auch für die Hinterbliebenen so viel tröstlicher als die Feier einer Hoffnung, die sich bei genauerem Hinsehen oft als vermessene Illusion entpuppt.


      P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad 


      Hinweise:
      - mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
      - der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS) 



      Foto: FSSP

      Samstag, 10. November 2012

      Extra Ecclesiam nulla salus (2)

      Von P. Bernward Deneke FSSP

      Wer sich mit der Frage beschäftigt, ob es eine Heilsmöglichkeit auch für solche gibt, die außerhalb der Kirche stehen, wird früher oder später auf den Namen des Amerikaners Leonard Feeney (1897-1978) stoßen. Dieser hochbegabte, eifrige Priester, der zunächst Jesuit war und später eine eigene Gemeinschaft gründete, beobachtete bereits in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts einen erschreckenden, Klerus wie Kirchenvolk umfassenden Verfall des Katholizismus. 

      Er begab sich auf die Suche nach den Ursachen und gelangte bald zu der Erkenntnis, die Schuld daran trage das Vergessen, ja die Verdrängung und Leugnung eines wesentlichen Glaubenssatzes, der da lautet:

      „Extra Ecclesiam nulla salus – Ausserhalb der Kirche kein Heil.“

      Weil man die Kirche nicht mehr als absolut heilsnotwendig ansehe, stattdessen davon ausgehe, dass auch Nichtkatholiken und Ungetaufte auf außerordentlichen Wegen in den Himmel gelangen können; weil man also nicht mehr ernst mache mit dem Dogma von der alleinseligmachenden Kirche, deshalb erlahme und erschlaffe alles, das katholische Sendungsbewusstsein und der Missionsgeist gingen verloren und man arrangiere sich mit der Welt zum eigenen Untergang. 

      Pater Feeney erstrebte daher, die verlorene Lehre wieder ins Bewusstsein der Gläubigen zu heben, so klar und kompromisslos, wie sie ursprünglich gemeint gewesen sei. Seine Interpretation war die denkbar strengste: Er wandte sich nicht nur gegen die Auffassung, Menschen guten Willens, die unverschuldet und in unüberwindlicher Unwissenheit außerhalb der Kirche stehen, könnten das Heil erlangen, sondern lehnte sogar die „Bluttaufe“ der ungetauften Märtyrer und die „Begierdetaufe“ der ohne Wassertaufe verstorbenen Katechumenen (Taufbewerber) ab. 

      Inmitten des schrankenlosen Heilsoptimismus, der sich inzwischen der meisten Katholiken und sehr vieler kirchlicher Würdenträger bemächtigt hat, empfinden wir diese Meinung als unvorstellbar hart. Aber auch schon in den 40er Jahren konnte sich das römische Lehramt in ihr nicht wiederfinden. Es verurteilte sie daher in einem Brief des Heiligen Offiziums vom 8. August 1949 an den Erzbischof von Boston, in dessen Sprengel die Gründung Pater Feeneys lag. Das Dokument betont einerseits die volle Gültigkeit des „Extra Ecclesiam nulla salus“, doch verteidigt es andererseits die Begierdetaufe im engeren wie im weiteren Sinne: Nicht nur der ausdrückliche Wunsch, getauft zu werden, sondern auch das implizite, unbestimmte Verlangen eines Menschen, der in Unkenntnis der wahren Religion aufrichtig nach Gott und nach Gleichförmigkeit mit Seinem Willen sucht, kann durch die Gnade zu einer Zugehörigkeit zum Mystischen Leib Jesu Christi und somit zum Heil führen. 

      Das ist keine „neue Lehre“, wie manche Anhänger Pater Feeneys bis heute argwöhnen. Bereits der selige Papst Pius IX., der nicht gerade im Ruf steht, den Glauben der Kirche modernistisch verwässert zu haben, fügte in einem Brief an die italienischen Bischöfe vom 10. August 1863 der Verurteilung des Indifferentismus, d.h. der Meinung, die Religionszugehörigkeit sei im Hinblick auf das ewige Heil gleichgültig, eine Erklärung bei, nach welcher Menschen in unüberwindlicher Unwissenheit, die sich um Gottgefälligkeit bemühen, kraft des göttlichen Lichtes und der Gnadenwirkung das ewige Heil erlangen können.

      Dennoch, so der Papst, bleibe es katholisches Dogma, dass außerhalb der Kirche niemand gerettet werde. Wie für das Heilige Offizium unter Pius XII. besteht somit gleichfalls für Pius IX. kein Widerspruch zwischen dem „Extra Ecclesiam nulla salus“ und der Rettung solcher, die der Kirche nicht sichtbar angehören. Der Grund dafür ist einfach: Diese Menschen sind dennoch, wenn auch geheimnisvoll-unsichtbar, der Kirche angegliedert. Sie werden also nicht nur durch sie, durch ihr Gebet und ihre Gnadenvermittlung, sondern wahrhaft in ihr, als ihre verborgenen Glieder, gerettet. 

      Man kann unter den lehramtlichen Äußerungen noch viel weiter zurückgehen als nur bis ins 19. Jahrhundert, um die mögliche Rettung scheinbar Außenstehender zu rechtfertigen. Letztlich ist es die Heilige Schrift selbst, die hier klare Hinweise gibt. Denken wir nur daran, dass sich nach Jesu Worten beim Endgericht herausstellen wird, wie viele Ihm Gutes getan haben, ohne darum zu wissen, und deshalb unter die Geretteten gezählt werden (Mt 25,31 ff); oder an die Ausführungen des heiligen Paulus über das dem menschlichen Herzen eingeschriebene Gesetz, dem gehorsam folgend auch die Heiden für gerecht befunden werden (vgl. Röm 2,12 ff).

      Sollte es dem allweisen, allgütigen, allmächtigen Gott nicht möglich sein, in den Tiefen der Herzen Ansatzpunkte für Seine heiligende, rettende Gnade zu finden und Menschen guten Willens auf die Ihm eigene, wunderbare Weise mit dem Mystischen Leib Seines Sohnes, unseres einzigen Erlösers, zu verbinden? 

      Die Apostel und ihre Nachfolger haben zweifelsohne von Jesus den Auftrag erhalten, allen die Wahrheit von der heilsnotwendigen Kirche ohne Konzessionen zu verkünden. Sie wussten und wissen aber auch darum, dass Gottes Erkennen und Wirken unendlich viel weiter reicht als das Erkennen und Wirken jedes Menschen. Daher dürfen wir uns weder anmaßen, Sein verbindliches Wort aufzuweichen, noch Seinem Wirken Grenzen zu setzen. 


      Hinweise:
      - mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
      - der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

      Extra Ecclesiam nulla salus (1)

      Von P. Bernward Deneke FSSP

      „Außerhalb der Kirche kein Heil.“ An dieser Aussage haben sich seit Menschengedenken die Geister gerieben und die Gemüter erhitzt. Maßlos scheint der Anspruch, bedrückend die Konsequenz zu sein. Man sieht vor sich das Bild der Arche, die einsam über die Sintflut dahinfährt. Sie ist zwar nicht so klein wie die des Noah; eine beträchtliche Anzahl von Menschen hat in ihr Platz gefunden. Aber was ist mit den anderen? Sie bilden die massa damnata, die Masse, die dem endgültigen Verderben ausgeliefert ist... 

      Der heutige Katholik – und übrigens nicht erst er – hat Schwierigkeiten mit solchen Vorstellungen. Sie kommen ihm arrogant und unmenschlich vor. Er kann und will, wenn er viele Menschen außerhalb der Kirche betrachtet, einfach nicht annehmen, diese seien alle so schlecht, dass sie Verwerfung und Hölle verdient hätten. Nicht zu vergessen die Aussage des Völkerapostels Paulus über den allgemeinen Heilswillen: „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2,4). Wie sollte das zusammengehen mit einer allein-seligmachenden Kirche, einer einzigen Arche des Heils? 

      Daher ist man schon seit einiger Zeit dazu übergegangen, den Satz „Extra Ecclesiam nulla salus“ zumindest mit einem Fragezeichen zu versehen, häufiger aber noch ihn in sein Gegenteil zu wenden: Außerhalb der Kirche ist sehr wohl Heil! Überhaupt sind die Theologen davon abgekommen, anderen christlichen Konfessionen und nichtchristlichen Religionen ihren Wert als Heilswege abzusprechen. Diese enthalten doch so viel Ehrenwertes und Kostbares, das uns mit Hochachtung statt mit Verachtung erfüllen muss! Und weshalb sollten nicht auch humanistische Atheisten, die oft weitaus angenehmer und hilfsbereiter sind als manche bigotten Katholiken, zur Vollendung in Gott finden können? 

      Gewichtige Fragen und Einwände wie diese werden der Lehre von der heilsnotwendigen Kirchenzugehörigkeit schon seit geraumer Zeit entgegengeworfen. Dennoch hält das römische Magisterium an ihr fest. So führt auch der 1992 veröffentlichte sog. Weltkatechismus das Wort „Außerhalb der Kirche kein Heil“ – das übrigens auf eine ähnliche Formulierung in einem Brief des heiligen Cyprian von Karthago (+ 258) zurückgeht – an, ohne Fragezeichen, aber nicht ohne nachfolgende Erklärung (Nr. 846).

      Damit stellt sich der Katechismus in eine kontinuierliche Linie, die sich über die einschlägigen Aussagen des neuzeitlichen, mittelalterlichen und antiken Lehramtes der Kirche zurückverfolgen lässt bis zu Worten der Apostel und des Herrn selbst. Man denke hier nur an die Strenge des Taufbefehls (Mk 16,16: „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden, wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“). Oder daran, dass sich an der Haltung gegenüber den Gesandten, d.h. den konkreten Kirchenvertretern, die Stellung zu Jesus entscheidet (Lk 10,16: „Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verwirft, der verwirft mich; wer aber mich verwirft, der verwirft den, der mich gesandt hat.“). 

      Bevor wir in der Fortsetzung dieses Artikels auf die Frage nach der Rettung von Menschen außerhalb der sichtbaren Kirche eingehen werden, müssen wir uns darüber klarwerden, weshalb denn die Zugehörigkeit zu ihr durch Taufe, Glauben und Anerkennung der Amtsträger heilsnotwendig sein soll. Ist es nicht reichlich willkürlich, ausgerechnet solche Bedingungen aufzustellen? Ist nicht das Herz des Menschen entscheidend, sein guter Wille, seine Lebensweise – mehr die Orthopraxie als die Orthodoxie, d.h. mehr das rechte Tun als die Rechtgläubigkeit? 

      In derartigen Gedanken verkennt man Jesus Christus, die Kirche und die Verbindung beider. Zu Nikodemus spricht der Herr das geheimnisvolle Wort: „Niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel, außer dem, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, dem Sohn des Menschen, der im Himmel ist.“ (Joh 3,13) Das heißt doch, dass unter allen Menschen nur Er selbst aus dieser Welt in die himmlische Herrlichkeit aufsteigen konnte. Wer daher zum Vater gelangen will, der vermag es ausschließlich durch Ihn (Joh 14,6), ja in Ihm. Er muss, wie Paulus erklärt, durch die Taufe in Christus hinein sterben, um in Ihm zu leben und mit Ihm aufzuerstehen (vgl. Röm 6). 

      Die Weise aber, wie wir in Ihm sein und leben können, ist keine andere als die der Zugehörigkeit zu Seiner Kirche, mit der sich Jesus so sehr gleichsetzt, dass Er dem Kirchenverfolger Paulus zuruft: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ (Apg 9,4) Weil die Kirche wahrhaft Sein Leib ist, deshalb wird nur, wer diesem eingegliedert ist, auch durch, mit und in ihm auferstehen zum ewigen Heil. 

      Wollte die Kirche den anstößigen Satz „Extra Ecclesiam nulla salus“ aufgeben, so käme das nicht nur einem Verrat an der eigenen Lehrüberlieferung gleich. Es wäre darüber hinaus eine Verleugnung ihres eigenen Wesens und letztlich dessen, der ihr Haupt und dessen Leib sie ist. Daher gilt, bei aller Erklärungsbedürftigkeit dieser Formulierung, weiterhin und für alle Zeiten, dass außerhalb der Kirche kein Heil ist!


      Fortsetzung:
      Extra Ecclesiam nulla salus (2)

      Hinweise:
      - mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
      - der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

      Montag, 10. September 2012

      Extra Ecclesiam nulla salus

      "Das II. Vaticanum greift den Satz „Extra Ecclesiam nulla salus“ auf, wendet sich aber damit audrücklich an die Katholiken und schränkt seine Geltung auf diejenigen ein, die um die Heilsnotwendigkeit der Kirche wissen.

      Das Konzil meint, daß dieser Satz auf der von Christus bekräftigten Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe basiert (LG 14). So sieht sich das Konzil in Kontinuität mit der Lehre Pius’ XII., betont aber deutlicher den ursprünglich paränetischen (Anm: ermahnenden) Charakter des Satzes. (...)

      Die Gaben, die Gott allen Menschen anbietet, um sie zum Heil zu führen, gründen nach dem Konzil auf seinem universalen Heilswillen (LG 2; 3; 16; AG 7). Die Tatsache, daß auch die Nichtchristen auf das Volk Gottes hingeordnet sind, gründet darauf, daß die universale Berufung zum Heil die Berufung aller Menschen zur katholischen Einheit des Volkes Gottes einschließt (LG 13). Das Konzil meint, daß die intime Beziehung zwischen diesen beiden Berufungen auf der einzigartigen Mittlerschaft Christi gründet, „der in seinem Leib, der Kirche, uns gegenwärtig wird “ (LG 14). 

      So erhält der Satz „Extra Ecclesiam nulla salus“ seinen ursprünglichen Sinn zurück, nämlich die Mitglieder der Kirche zur Treue zu ermahnen (1). Nachdem dieser Satz in das allgemeinere „Extra Christum nulla salus“ aufgenommen worden ist, steht er nicht mehr im Widerspruch zur Berufung aller Menschen zum Heil."


      (1)  Vgl. Origines, In Jesu Nave 3,5 (SC 71, 142ff.); Cyprian, De cath. unit. 6 (CSEL 3/1, 214-215); Ep. 73,21 (CSEL 3/2, 795).


      Samstag, 12. Mai 2012

      Ave Maria, Gottesgebärerin, Muttergottes!

       
      Gegrüßet seist du, Maria,
      Urheberin des Lebens;
      du hast das Heil wieder aufgebaut,
      den Tod überwunden,
      die Schlange zertreten,
      nach der sich Eva,
      von Stolz gebläht,
      erhobenen Hauptes ausgestreckt.


      Du hast sie zertreten, da du gebarst
      den Gottessohn, durch den Heiligen Geist
      dir eingehaucht. - Sei gegrüßt,
      du süße, du liebevolle Mutter!


      Du hast der Welt Deinen Sohn geboren,
      vom Himmel gesandt, dir eingehaucht
      durch Gottes Heiligen Geist.





      Hl. Hildegard von Bingen (1089-1179)



      Bild: Ausschnitt einer Ikonostase; Luciantodoran; wikimedia commons

      Sonntag, 8. April 2012

      Das Grab ist leer...

      Von P. Bernward Deneke FSSP

      Zunächst ein etwas boshafter Witz: Ein Jesuit, so wird erzählt, war mit archäologischen Arbeiten in Jerusalem beschäftigt. Eines Tages erschien er unerwartet und in sichtlicher Aufregung bei seinem Ordensgeneral in Rom. Er habe ihm eine vertrauliche, überaus folgenreiche Mitteilung zu machen. Um nähere Auskunft gebeten, sagte er, bei den Ausgrabungen sei er mit seinem Team auf das Grab Jesu gestoßen. Alle Indizien sprächen dafür, dass es sich bei diesem – und nicht bei dem allgemein verehrten – um die letzte Ruhestätte des Herrn handle. Der Ordensgeneral zeigte sich lebhaft interessiert: „Und? Können Sie noch mehr darüber berichten?“ Die Antwort des Archäologen: „Ja, halten Sie sich bitte fest: Das Grab ist nicht leer. Wir haben die Überreste Jesu gefunden!“ Darauf sagte der Ordensgeneral erstaunt und nachdenklich zugleich: „So hat dieser Jesus von Nazareth also tatsächlich gelebt...“ ---

      Nein, ganz so schlimm ist die Lage wohl doch nicht. Daran, dass Jesus existiert hat, zweifelt nur eine verschwindend kleine Minderheit. Aber was das leere Grab, was die wahrhafte, Seele und Leib umfassende Auferstehung des Herrn betrifft, so gibt es unter vielen Theologen einen traurigen Konsens. Ich selbst hörte einmal einen Professor für Fundamentaltheologie sagen: „Mich erfasst Zorn, wenn man an Ostern in der Kirche noch immer singt: Das Grab ist leer, der Held erwacht, der Heiland ist erstanden. So etwas geht heute einfach nicht mehr!“ (Es handelt sich um ein beliebtes rheinländisches Osterlied.) Und ein berühmter, jüngst verstorbener Dominikanerpater bekannte, sein Glaube hätte keine Schwierigkeiten damit, wenn man eines Tages die leiblichen Überreste Jesu finden würde.

      Auch auf die Gefahr hin, als kleingläubig eingestuft zu werden, muss ich im Blick auf mich das Gegenteil gestehen: Mein Glaube hätte sehr wohl Schwierigkeiten damit! Denn dieser Glaube besteht weder in einem subjektiven Gefühl, das sich um reale Fakten nicht schert, noch in einem philosophischen, besser: ideologischen System, das allen Widersprüchen unerschütterlich trotzt, weil es die wirklichen Geschehnisse der äußeren Welt nach eigenem Maß und zur Bestätigung seiner selbst zurechtbiegt.

      Mein Glaube beruht vielmehr auf dem Zeugnis, das Gott von Seinem Sohn abgelegt hat (1 Joh 5,9). Er beruht auf dem sorgfältig geprüften und als zuverlässig erwiesenen Zeugnis derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind (Lk 1,1ff.), die das menschgewordene Wort mit Augen gesehen und betrachtet, die es gehört und mit eigenen Händen betastet haben (1 Joh 1,1ff.).

      Und was sagen uns diese Zeugen? Dass die Frauen das Grab Jesu am frühen Morgen des Ostertages leer vorfanden und ihnen ein Engel die Botschaft von der Auferstehung verkündete (Mk 16,1ff.; Mt 28,1ff.; Lk 24,1ff.). Dass Maria Magdalena vor dem offenen Grab stand, dass sie sodann Petrus und Johannes eilends davon in Kenntnis setzte und dass diese beiden Apostel ihren berühmten Wettlauf zu der Stätte veranstalteten, in der sie nur die Tücher des Gekreuzigten vorfanden (Joh 20,1ff.). Die Evangelisten wollen, indem sie das alles beschreiben, Tatsachen berichten, daran kann mit Blick auf die Texte und ihre literarische Gattung kein ernsthafter Zweifel bestehen.

      Umso erstaunlicher, dass sich ausgerechnet Theologen bestrebt zeigen, dem christlichen Glauben sein historisches Fundament zu entziehen und damit übrigens auch die Existenzberechtigung ihrer eigenen Wissenschaft in Frage zu stellen. Wie kommen sie nur dazu? Haben sie etwa – wie der eingangs erwähnte Jesuit – die leiblichen Überreste des Herrn gefunden? Oder liegen ihnen wenigstens stichhaltige Texte vor, durch welche die Überlieferung vom leeren Grab Lügen gestraft würde? Keineswegs. Daher geht man nicht fehl, in den betreffenden Aussagen über das Oster-geheimnis den Unglauben am Werk zu sehen; den Unglauben, der das Zeugnis, das Gott im Wunder der Auferstehung von Seinem Sohn abgelegt hat, nicht annimmt und dadurch letztlich Gott selbst zum Lügner macht (1 Joh 5,10).

      Wir aber dürfen in der ruhigen Gewissheit eines Glaubens leben, der auf Tatsachen beruht, die so stark und hart sind, dass sie auch den härtesten Grabesfelsen aufsprengen. Niemals wird man Jesu leibliche Überreste finden, denn: „Er ist nicht hier. Er ist auferstanden, wie Er gesagt hat.“ (Mt 28,6)



      Hinweise:
       - mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
       - der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS) 



      Verankert in der Geschichte - Ein Kommentar von Catocon

      Paulus im 1. Brief an die Korinther

      Dienstag, 27. März 2012

      Wen also sollte ich fürchten?

      Lesung am Dienstag nach dem ersten Passionssonntag:
      Daniel in der Löwengrube





      So harre des Herrn und handle männlich;
      sei starken Herzens und harre des Herrn!
      (Psalm 26,14)

      Der Herr ist mein Licht und mein Heil:
      wen sollte ich fürchten?



      Introitus des Messformulars vom Dienstag nach dem ersten Passionssonntag (a.o. Ritus)

      Foto: Priorat der Dominikaner in Hawkesyard in Staffordshire
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