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Montag, 21. Juli 2014

Kardinal Marx beauftragt Petrusbruderschaft mit Seelsorge an der Damenstiftskirche in München



Endlich ist es soweit: Kardinal Reinhard Marx beruft die Priestersbruderschaft St. Petrus (FSSP) zur Seelsorge an der Münchner Damenstiftskirche St. Anna. Damit kommt nach P. Ludwig Hagel, der bereits seit einigen Jahren in München tätig ist, ein zweiter Priester der Petrusbruderschaft in die bayrische Landeshauptstadt. Der Distriktobere der FSSP für den deutschsprachigen Raum, P. Axel Maußen:
Mit Freude geben wir bekannt, dass unsere Gemeinschaft zum 1. September 2014 im Auftrag der Erzdiözese München und Freising die komplette Seelsorge der bereits seit vielen Jahren an der Münchner Damenstiftskirche bestehenden Gottesdienstgemeinde übernehmen wird. Damit wird sich auch das Angebot an hl. Messen in der außerordentlichen Form an dieser Kirche wesentlich verbessern. So wird täglich eine Messfeier im alten Ritus angeboten werden. P. Christian Jäger ist mit dieser Aufgabe betraut worden. Er wird direkt bei der Kirche Wohnung nehmen und somit unsere erste offizielle Niederlassung auf Münchner Stadtgebiet begründen.
Gottesdienstzeiten ab 1. September 2014: 
Sonn- und feiertags: 9.30 Uhr
Montag: 8.00 Uhr
Dienstag bis Freitag: 17.30 Uhr
Samstag: 8.00 Uhr

Weitere Informationen bei P. Christian Jäger FSSP, Tel. 09446/9911051.
(Info s. auch hier und bei clamormeus: "einfach entfachend!!!")

Donnerstag, 17. Juli 2014

Wechsel an der Spitze der SJM


Vor wenigen Tagen hat das Generalkapitel der Servi Jesu et Mariae (SJM) als Nachfolger von P. Anton Bentlage den 46-jährigen P. Paul Schindele zum neuen Generaloberen gewählt. Die Diener Jesu und Mariens, so die Übersetzung des Ordensnamens, betreuen im deutschsprachigen Raum und teilweise darüber hinaus Kinder und Jugendliche, die in der Katholischen Pfadfinderschaft Europas organisiert sind. Zudem sind sie in vielen anderen Seelsorgsbereichen tätig (s. hier).

In einem auf der Website des Ordens am 11. Juli 2014 veröffentlichten Interview wünscht sich P. Schindele für die Zukunft:
"An erster Stelle: Wachstum unserer Kongregation an Heiligkeit. Je mehr jeder Einzelne mit Christus verbunden ist, je mehr er hier seine wichtigste und schönste Berufung sieht, desto erfüllter wird sein eigenes Leben sein, desto besser wird sich die SJM als Gemeinschaft entwickeln, desto besser werden wir auch für die Kirche und für alle Menschen wirken können."
In der Tat, was kann es Wesentlicheres geben?

Frischer Wind gratuliert P. Schindele zur Wahl und wünscht Gottes Segen für seine neue Aufgabe als Generaloberer der SJM!


Bild: KPE-Banner; sperber.tv (via fb)

Montag, 23. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 34: Die Pastoralreferenten (2)

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 34


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997



Fortsetzung von hier

IV.  Tätigkeit

Die Dienstordnung soll den Dienst der Pastoralreferenten regeln. Instruktiv ist ihre Umsetzung in die Praxis. Dabei fallen bestimmte Eigentümlichkeiten auf. 

Einmal ist die Zahl jener Pastoralreferenten hoch, die an Schreibtischen Platz nehmen, Telefone bedienen und Papiere versenden. Man sehe sich daraufhin einmal den Personalschematismus der Diözese Mainz an. Dort haben die beiden Weihbischöfe je einen Pastoralreferenten als Assistenten und der Generalvikar einen solchen als persönlichen Referenten. In den verschiedenen Abteilungen des Ordinariats ist eine beträchtliche Zahl von Pastoralreferenten beschäftigt, die teilweise den Rang eines Ordinariatsrates besitzen.

Auch in den Dekanaten hat man Pastoralreferenten untergebracht. Es erhebt sich die Frage: Was tut ein Pastoralreferent, der als Dekanatsreferent oder als Dekanatsjugendbeauftragter angestellt ist, den ganzen Tag? Einige hat man in den Pfarrverbänden angestellt. Pastoralreferenten werden auch im Schuldienst als Religionslehrer verwendet, und zwar ohne das anderswo erforderliche zweite (oder dritte) Fach. Weitere sind der Seelsorge in Krankenhäusern zugeteilt, in den Mainzer Universitätskliniken allein vier. Im ganzen muss man sagen: In der Diözese Mainz gibt es ein Heer von laikalen Mitarbeitern, seien es Pastoralreferenten oder Gemeinde-referenten.

Zu den beruflichen Aufgabenbereichen, die das Rahmenstatut für Pastoralreferenten (hier als pdf) nennt, sind einige Fragen angebracht. Wie gewinnt und begleitet ein Pastoralreferent, der ja keiner Gemeinde zugeordnet ist, ehrenamtliche Mitarbeiter? Was hat man sich unter "Mitwirkung bei der übergemeindlichen Koordination von Initiativen" vorzustellen? Wie macht ein Pastoralreferent Mitarbeiter fähig zu Glaubensgesprächen und Erwachsene zur religiösen Kindererziehung? 

Welchen Glauben trägt er vor in Glaubensseminaren, und wie legt er die Heilige Schrift aus in Bibelkreisen? Welcher Art ist seine Mitwirkung in der Ehe- und Familienpastoral? Wie fördert er missionarischen Dienst und Pastoral der Fernstehenden? In manchen Diözesen werden in großen Krankenhäusern Priester und Laien als gleichberechtigte "Seelsorger" nebeneinander gestellt. Wie vermag ein Nichtgeweihter gleichberechtigte Seelsorge mit einem Geweihten zu betreiben?

Die Tätigkeit vieler Pastoralreferenten weist schlimme Ausfallerscheinungen auf. Ich will einige von ihnen nennen. Die Verbildung, die sie in ihrer theologischen Ausbildung erfahren haben, wird sich unweigerlich auf ihren Dienst niederschlagen. Dass die Masse der Pastoralreferenten nicht oder nur sehr wenig tut, um die Menschen zum regelmäßigen würdigen Empfang des Bußsakramentes zu führen, ist offenkundig. Damit entfällt ein entscheidendes Element kirchlicher Seelsorge.

Es ist auch sehr zu fragen, ob die Pastoralreferenten bemüht sind, in den Gemeinden Priesterberufe zu wecken und zu fördern. Es steht zu fürchten, dass wegen des bei manchen tiefsitzenden Ressentiments gegen den Klerus weder das eine noch das andere geschieht.

(...) Für die Gewinnung der Abständigen und Abgefallenen geht von den Pastoralreferenten in der Regel kein Impuls aus. Nach dem Papier "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" sollen die Diakone u. a. "helfen, die der Kirche Entfremdeten zu sammeln (II,2,4). Ich frage: Wo und wie oft und mit welchem Einsatz geschieht dies? Das Urteil des Erzbischofs Braun, die Pastoralreferenten leisteten einen "entscheidenden Beitrag für die Entwicklung zu einer mitsorgenden und missionarischen Kirche" (5), ist ein krasses Fehlurteil.

Erfahrene Seelsorger urteilen anders. Ein Mainzer Pfarrer schrieb: "Was machen die eigentlich, die vielen Hauptamtlichen in der Kirche? ... Die Fragen nach den Rechten aller Hauptamtlichen im kirchlichen Dienst sind bis ins letzte Detail ... geklärt. Die Fragen nach den Pflichten bleiben offen" (6). In keinem Fall sind sie mit den Pflichten  des Pfarrers zu vergleichen. Der Satz des Herrn Kronenberg (Anm.: damaliger Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, ZdK): "Je mehr die Laien in der Kirche Verantwortung tragen, um so mehr identifizieren sie sich auch mit der Kirche" (7) ist schlicht falsch. Gerade die laikalen Verantwortungsträger waren es, die das aufrührerische "Kirchenvolksbegehren" ermöglicht und getragen haben.


V.  Auswirkungen

a) Auf die Priester

Die erwähnte Einstellung vieler Pastoralreferenten und Gemeindereferenten hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Priester, mit denen sie zusammenarbeiten sollen.

Wegen der fehlenden Weihe stellt sich leicht ein Gefühl der Unterlegenheit gegenüber dem Priester ein. Dieses Unterlegenheitsgefühl wird dann ebenso leicht kompensiert durch Unwilligkeit, sich unterzuordnen. Die Priester bekommen in den Pastoralreferenten und Gemeindereferenten Mitarbeiter, denen häufig der entscheidende Wille zur Unterordnung unter den Priester fehlt. Die Fälle sind zahlreich, in denen Pastoralreferenten und Gemeindereferenten, bockig und eigensinnig, dem Priester beträchtliche Schwierigkeiten bereiten.

Sie nehmen eine Selbständigkeit in Anspruch, die mit einer gedeihlichen Leitung einer Pfarrei durch das priesterliche Haupt der Gemeinde nicht zu vereinbaren ist. Das Denken vieler Pastoralreferenten und Gemeindereferenten ist auf Besitzstandswahrung und Machterweiterung gerichtet. Ich selbst habe schwerwiegende und andauernde Konflikte zwischen Priestern, die noch um ihre Sendung wissen, und Laienfunktionären erlebt. Immerhin spricht das Papier der deutschen Bischöfe "Der pastorale Dienst in der Pfarrgemeinde" von der "Berufsunzufriedenheit", von Aggressivität und von Depressionen bei vielen hauptamtlichen Laien (I,2,3).

Der Priester, der sich gegen die Anmaßung kirchlicher Laienfunktionäre zur Wehr setzt, gilt als nicht kooperationswillig; er riskiert eine Rüge der geistlichen Behörde oder gar seine Versetzung. Die Klagen der Priester, dass sie an ihrem Bischof keinen Halt haben und keine Unterstützung finden, wenn sie sich gegen Unwilligkeit und Selbstherrlichkeit von Laienmitarbeitern wenden, sind zu häufig, als dass sie allesamt unzutreffend sein könnten. Unter der Vorgabe, ein gedeihliches Miteinander schaffen zu wollen, werden Priester, die noch die richtige Vorstellung von Kirche haben, entweder gleichgeschaltet oder erledigt.

b) Auf die Laien

Die Anstellung zahlreicher hauptamtlicher Laienkräfte in der Seelsorge hat auch Auswirkungen auf die nichtamtlichen Gläubigen. Diese bekommen ein völlig verändertes Bild von der Kirche, das sich zunehmend protestantischen Verhältnissen nähert. Die hierarchische Struktur der Kirche und die sakramentale Weihe der Amtsträger treten immer mehr zurück und werden beiseite geschoben. Der Priester als der Repräsentant Christi und als der in der Vollmacht Christi handelnde Hirt gerät aus dem Blickfeld. Die Gläubigen gewöhnen sich an die laikalen Funktionäre. Das Bemühen um Priesterberufe nimmt weiter ab.

Dazu kommt Folgendes: In dem Maße, wie die Zahl der hauptamtlichen Laien in der Kirche wuchs, ging die Zahl der ehrenamtlich tätigen zurück. Die massenhafte Einstellung von Gemeindereferenten verdrängte systematisch die arbeits- und hilfswilligen Gläubigen in den Gemeinden. Heute werden Leute für die Dienste und Verrichtungen bezahlt, die in der vorkonziliaren Kirche unentgeltlich verrichtet wurden. So kommt man um das Urteil nicht herum: Das Heer der Hauptamtlichen stellt eine Gefahr für die Ehrenamtlichen und für die Charismatiker dar.


VI.  Der Titel "Seelsorger"

Bezeichnend für das Selbstbewusstsein und die Ambitionen der Pastoralreferenten und Gemeinereferenten ist die zunehmende Neigung, sich mit dem Namen von Seelsorgern und Seelsorgerinnen zu schmücken.

Diese Benennung ist neu. Die Seelsorge (cura animarum) war in der Kirche immer Sache des Klerus. Er konnte und sollte sich dabei helfen lassen von Nichtklerikern, und diese tragen dann den Namen von Seelsorgehelfern und -helferinnen. Damit war ihre unterstützende Funktion gegenüber dem Klerus bezeichnet.

Wenn dagegen jetzt die theologisch ausgebildeten Funktionäre den Ausdruck Seelsorger und Seelsorgerinnen für sich usurpieren, wird der wesentliche Unterschied von geweihten Trägern der Seelsorge und deren Helferkreis verwischt und in einer unzulässigen Äquivokation ein und dasselbe Wort für zwei grundlegend verschiedene Personenkreise verwendet. Damit wird nicht der Seelsorge, sondern dem Anspruchsdenken von theologisch ausgebildeten Laienfunktionären gedient.

Die Benennung ist sachlich unzutreffend. Denn der Begriff des Seelsorgers ist dadurch gekennzeichnet, dass er die Gesamtheit der Befugnisse und Dienste, welche die Seelsorge ausmachen, in sich schließt. Seelsorge ist Hirtendienst (c. 515 §1). Wie soll jemand Seelsorger sein, der nicht Hirte ist? Hirte kann man nur sein, wenn man dem Erzhirten Jesus Christus ontisch angeglichen ist. Deswegen muss der Begriff des Seelsorgers auf den Klerus beschränkt bleiben.

In der Diözese Augsburg erklärte der verstorbene Bischof Stimpfle, der Titel Seelsorger sei Priestern vorbehalten. Die Mitarbeit von Laien in der Seelsorge verleihe nicht das Recht, diesen Titel zu führen (8). Bei der Inanspruchnahme des Titels Seelsorger durch Nichtgeweihte ergibt sich die Merkwürdigkeit, dass dies duch dieselben Leute geschieht, die sonst an Stelle von Seelsorge lieber von "Gemeindearbeit" reden.

Es berührt auch eigenartig, dass in diesem Begriff die Seele wieder auftaucht, die ansonsten aus der Theologie und aus der Liturgie beinahe verschwunden ist. Trotz dieser Einwände ist vorauszusehen, dass sich dieser Titel durchsetzen wird. Die Bischöfe werden auch diesmal nachgeben. Für den Pastoralplan Speyer sind die Gemeinde- und Pastoralreferenten bereits "Seelsorger" (9).


(5)  Deutsche Tagespost Nr. 92 vom 3. August 1995 S. 6
(6)  Deutsche Tagespost Nr. 104 vom 29. August S. 9
(7)  Herder Korrespondenz 35, 1981, 134
(8)  Amtsblatt der Diözese Augsburg Nr. 7 vom 30. Mai 1984. Vgl. Ludwig Gschwind, Seelsorger - ein Allerweltsbegriff?: Klerusblatt 77, 1997, 87
(9)  Für die Seelsorge. Pastoralbeilage zum Oberhirtlichen Verordnungsblatt für das Bistum Speyer Heft 1/ 1993 S. 23


Fortsetzung folgt 

Übersicht: Zu den bisher erschienenen Fortsetzungen

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 33: Die Pastoralreferenten (1)

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 33


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung von hier

§  10  Die Pastoralreferenten

I.  Entstehung und Beurteilung

1. Entstehung

In Deutschland gibt es seit etwa 30 (Anm.: in Deutschland seit 1971) den neuen Beruf des Pastoralassistenten bzw. -referenten. Diese neue Klasse spielt bei der Etablierung der anderen Hierarchie eine gewichtige Rolle. Auf das Zweite Vatikanische Konzil kann man sich dabei nicht berufen. Das Konzil hat nicht im Traum an das Heer von Pastoralassistenten und -referenten gedacht, das die deutschen Diözesen aus Kirchensteuermitteln unterhalten.

Der Grund seiner Entstehung ist in der Hauptsache der folgende: Viele Theologiestudierende wollten ursprünglich Priester werden. Aber die widrigen Umstände in der nachkonziliaren Kirche allgemein und an den theologischen Bildungsstätten im Besonderen haben sie um ihre Berufung gebracht. Nach der Beendigung ihres Theologiestudiums standen sie vor der Frage, wie es beruflich weitergehen sollte. Hätten sie einen nichttheologischen Beruf ergriffen, hätten sie dort als theologisch gebildete Laienapostel segensreich in der Welt wirken können. Doch zum Übergang in einen Beruf, in dem sie ihre bisher erworbenen Kenntnisse nicht hätten verwerten können, war die Mehrzahl nicht bereit.

Da kamen ihnen die deutschen Bischöfe zu Hilfe. Sie schufen den neuen Beruf des theologisch gebildeten Laien im Kirchendienst. Er wurde erstrangig in der Absicht ins Leben gerufen, für Theologiestudierende, die das Ziel des Priestertums aufgegeben hatten oder an den Zulassungsbedingungen für das Priestertum gescheitert waren, eine einträgliche Beschäftigung zu finden. Es ist statistisch erwiesen, dass zahlreiche Pastoralassistenten ursprünglich Priester werden wollten. (1). (A)

2. Beurteilung

Doch dieser Wechsel des Berufszieles ist vielen nicht gut bekommen. Wie so mancher von denen, die an der Hürde des Priestertums gescheitert waren, dem dienstlich übergeordneten Priester begegnen würde, ließ sich ahnen, und diese Ahnung hat nicht getrogen. Es gilt dies auch weithin für jene, die nach absolviertem Theologiestudium in Berufe der Erwachsenenbildung oder der Medienlandschaft übergegangen sind, sie arbeiten häufig in unkirchlichem oder kirchenfeindlichem Sinne.

Martin Kriele schreibt von vielen Theologiestudierenden, die ihr Ziel, Priester zu werden, aufgegeben haben, dass sie ihre "Aggressionen gegen die Kirche nach außen" tragen, dass sie das Ziel verfolgen, das Lehramt "ins Lächerliche zu ziehen", um damit "die christliche Lehre, die das Lehramt bewahrt und verkündigt, in ihrem Kern zu treffen" (2).

Die Einführung der Pastoralreferenten war die Eröffnung eines Weges, der eine Sackgasse darstellt. Sie hat dem Priestermangel nicht abgeholfen; sie hat ihn vermehrt. Statt zu überlegen, wie dem Priestermangel beizukommen ist, haben die Bischöfe einen (untauglichen) Ersatz für die fehlenden Priester geschaffen. Die Einführung der Pastoralreferenten und -referentinnen ist eine der vielen Fehlentscheidungen, die den deutschen Bischöfen anzulasten sind.

Die Pastoralreferenten mögen ein kirchlicher Beruf sein, ein geistlicher Beruf sind sie nicht. Dazu fehlt ihnen die Weihe oder das Gelübde bzw. Versprechen. Der Pastoralreferent ist eine Fehlkonstruktion.


II.  Ausbildung

Das Rahmenstatut und die Rahmenordnung für die Pastoralreferenten in den Bistümern der Bundesrepublik Deutschland stammen vom 10. März 1987. Dazu treten Statut und Ordnung der jeweiligen Diözese (3). (Anm.: Das Rahmenstatut vom 10. März 1987 wurde ersetzt durch die "Rahmenstatuten und -ordnungen für Gemeinde- und Pastoral-Referenten/Referentinnen" vom 01. Oktober 2011, hier als pdf.)

Das von den deutschen Bischöfen erlassene Rahmenstatut ist ein phrasenreiches Dokument, das den Bezug zur Wirklichkeit verloren hat. Dieses Urteil gilt sowohl für die Ausbildung als auch für die Tätigkeit der Pstoralreferenten.

Die Pastoralreferenten absolvieren ein normales Theologiestudium an einer deutschen katholisch-theologischen Fakultät oder Hochschule. Es ist indes eine Illusion, zu meinen, sie seien allesamt gediegen für ihre Tätigkeit ausgebildet. Wer die Entwicklung der Theologenausbildung in den letzten 40 (Anm.: ca. 60) Jahren beobachtet hat, weiß, dass fortwährend weitere Abstriche gemacht und Erleichterungen gewährt wurden.

Diese angeblich so gut ausgebildeten Theologen wissen zwar über modernste Hypothesen der Schrifterklärung Bescheid, aber die Heilige Schrift selbst kennen sie zumeist nicht. Dazu kommt, das weitgehende Defizit an aszetischer und spiritueller Formung. Wer Disziplin und Frömmigkeit nicht spätestens im Priesterseminar gelernt hat, der lernt sie meist überhaupt nicht mehr. Man kann aber nicht einen anspruchsvollen kirchlichen Beruf ausüben, ohne gediegene und bewährte sittliche und religiöse Haltung.

Weiter ist die kirchliche Gesinnung bei nicht wenigen defizitär. Es fehlt ihnen ja die sakramentale Weihe, die sie unaufhebbar an Christus und die Kirche bindet. Der Mangel dieser ontischen Verwurzelung kann durch nichts wettgemacht werden. Daraus resultiert auch die weithin verbreitete Beamtenmentalität. In einem unkündbaren Verhältnis gesichert, versieht man seinen Job ohne den hohen persönlichen Einsatz, der vom Priester zu erwarten ist. (B)


III.  Die Dienstordnung

Fast alle Diözesen haben Dienstordnungen für Pastoralreferenten erlassen. Sie unterscheiden sich nicht grundsätzlich, doch in manchen Einzelheiten. ich erwähne im Folgenden die Dienstordnung der Diözese Eichstätt (4). Da wird sogleich hervorgehoben, dass die Pastoralreferenten "eigenverantwortlich" wirken. Offensichtlich kennt man die Empfindlichkeit dieser Damen und Herren, die allergisch gegen die Unterstellung unter einen Pfarrer sind. Nach dem Rahmenstatut für Pastoralreferenten ist ihre spezifische Aufgabe "die eigenverantwortliche Übernahme einzelner pastoraler Sachgebiete". Dementsprechend sollen sie nicht in Pfarreien, sondern nur in Pfarrverbänden oder größeren Seelsorgeeinheiten zum Einsatz kommen.

Die Dienstordnung für Eichstätt sieht den Einsatz von Pastoralreferenten auf der Ebene der Diözese, des Dekanates, des Pfarrverbandes oder einer anderen überpfarrlichen Seelsorgeeinheit vor. Die Beauftragung in einer Pfarrei kommt danach nicht in Frage.

Als ihr eigentliches Arbeitsfeld gilt die sogenannte kategoriale Seelsorge, die sich an Menschen in besonderen Bezügen wendet. Sie stehen "im Dienst der Evangelisierung der Gemeinden und der Gesellschaft". Evangelisierung heißt Gewinnung für die Heilsbotschaft Christi und Verwurzelung in derselben. Im Einzelnen werden ihnen als mögliche Aufgabenfelder alle jene zugewiesen, die früher Kapläne übernommen haben, die sie aber teilweise nur in verstümmelter Form bearbeiten können, weil ihnen die Weihe fehlt. Es ist auch die "Übernahme einzelner Aufgaben des kirchlichen Amtes" vogesehen. Dazu rechnet u. a. der Predigtdienst. Richtmaß der Dienstzeit des Pastoralreferenten ist die Wochenarbeitszeit, wie sie für den öffentlichen Dienst festgelegt ist. Er hat einen vollen freien Tag in der Woche und einen freien Samstag/ Sonntag im Monat.

Vom Pfarrer ist in der ganzen Dienstordnung nicht mit einem einzigen Wort die Rede. An mehreren Stellen erscheint mit dunklen Worten der "unmittelbare Dienstvorgesetzte". Nirgends wird gesagt, dass dies der Pfarrer sein könnte.


(1)  Herder Korrespondenz 51, 1997, 38
(2)  Martin Kriele, Anthroposophie und Kirche 134
(3)  z. B.: Statut und Ordnung für Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten im Bistum Osnabrück vom 9. Juni 1992 (Pfarramtsblatt 65, 1992, 271-286)
(4)  Dienstordnung für Pastoralreferenten und Pastoralreferentinnen in der Diözese Eichstätt vom 1. Mai 1995 (Pfarramtsblatt 68, 308-314)

(A)  Anm.: hierzu s. auch: Beschluss der Gemeinsamen Synode z. B. unter 1.1.2
(B) Anm.: zu den selbstformulierten Perspektiven des Berufsbildes Pastoralreferent/-in siehe z. B. die "perspektivischen Überlegungen" des BV der PR in der Erzdiözese Köln (formuliert 2009). Dort heißt es z. B.:
unter Nr. 2: "... als „theologische Experten“ wollen wir auch teilhaben können an der Gesamtentwicklung der Pastoral im Erzbistum. Als Laien und theologische Fachmänner und Fachfrauen wollen wir unsere Kompetenzen einbringen können:- In der Verwaltung des Erzbistums – in der Leitung und inhaltlichen Arbeit von Abteilungen und Stabsstellen mit pastoralen Aufgaben- An besonderen Orten der Pastoral..."
"Wir setzen uns ein für eine klare und kooperative Leitung.- In der geistlichen Leitung, Begleitung und Weiterbildung von kirchlichen Gruppen und Gremien auf verschiedenen Ebenen-..."
unter Nr. 3: "Um als Pastoralreferentin – referent gut arbeiten zu können, brauchen wir Pfarrer, die unsere Charismen und Talente ernstnehmen und uns den Raum geben, eine Balance zwischen Aktion und Ruhe zu halten. Wir sind nicht allverfügbar." 
unter Nr. 4: Pastoralreferentinnen und –referenten sind aufgrund ihrer bischöflichen Beauftragung und ihrer Kompetenzen in verschiedenen Formen der Kooperation an der Leitung eines Seelsorgebereiches zu beteiligen. Entsprechend gemeinsam entwickelter inhaltlicher Schwerpunktsetzungen der Pastoral übernehmen sie verantwortliche, eigenständige Leitung in Teilbereichen. Diese ist durch Delegation übertragen.


Fortsetzung folgt



Dienstag, 17. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 31: Der Pfarrer

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 31


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung von hier

§ 8  Der Pfarrer

I.  Rechtliche Stellung

Das Urbild des Priesters ist der Pfarrer. Der Pfarrer ist der eigene Hirt der ihm übertragenen Pfarrei, der die Seelsorge der ihm anvertrauten Gemeinde unter der Autorität des Diözesanbischofs ausübt, zu dessen Teilhabe am Dienst Christi er berufen ist. Er leistet für seine Gemeinde die Dienste des Lehrens, Heiligens und Leitens, wobei andere Priester oder Diakone mitarbeiten und Laien ihren Beitrag leisten (c. 519).

Der Pfarrer muss immer Priester sein (c.521 §1), denn nur ein Priester kann Christus als Hirten repräsentieren und die durch die Christusrepräsentation bedingten Dienste leisten. Insofern er Priester ist, gehört er als eine Stufe zu der Hierarchie göttlichen Rechts.

Die Priester sind nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil Väter in Christus (Lumen gentium Nr. 28). Diese Vaterschaft ist geistlicher Art und besagt die autoritative Stellung und die lebensspendende Aufgabe. Die Verleihung des Pfarramtes steht dem Diözesanbischof zu, und zwar grundsätzlich ohne rechtliche Bindung bei der Auswahl der Person (c. 523). Der Oberhirte hat sich dabei einerseits an der Zahl und Qualität der zur Verfügung stehenden Kleriker, andererseits an den Bedingungen und Bedürfnissen der zu besetzenden Stellen zu orientieren.

Die pfarrlichen Pflichten sind außerordentlich umfangreich (cc. 528-535). Dem Pfarrer ist die Sorge für die Verkündigung des Wortes Gottes aufgetragen. Mittel dazu sind Predigt und Katechese, Religionsunterricht und Unterweisung der Jugend.

Dem Pfarrer besonders anempfohlen sind die Abständigen und Abgefallenen sowie die nichtkatholischen Christen. Er muss die Eucharistie zum Mittelpunkt des pfarrlichen Lebens machen. Er hat Sorge für häufigen würdigen Empfang der Sakramente des Altares und der Buße zu tragen. 

Er muss seine Gläubigen kennen, besuchen und mit ihnen Freude und Leid teilen. Er muss sie stärken und zurechtweisen. Er muss sich der Kranken und Sterbenden annehmen. Der Pfarrer soll seine Liebe den Armen, Betrübten und Einsamen zuwenden, Gatten und Eltern und Familien bei der Erfüllung ihrer Pflichten unterstützen.

Im Besonderen sind ihm aufgetragen die Spendung der Taufe, der Firmung und der Krankensalbung, die Assistenz bei der Eheschließung und das christliche Begräbnis sowie die Eucharistiefeier an Sonn- und Feiertagen. Bei allen Rechtsgeschäften vertritt der Pfarrer die Pfarrei (c. 532). Wenn er handelt, dann handelt durch ihn die Pfarrei, d. h. die Gemeinde; er ist deren Repräsentant.


II.  Die heutige Lage

Jeder Priester wird grundsätzlich für die Seelsorge geweiht. Der Prototyp des Seelsorgers ist der Pfarrer. Das Amt des Pfarrers ist außerordentlich anspruchsvoll und verlangt vollen Einsatz.

Der Pfarrer, der seine Aufgabe richtig versteht, ist sozusagen immer im Dienst; er hat kein Privatleben. Es ist nun offensichtlich, dass heute nicht wenige Pfarrer bei ihrer Amtsführung bedenkliche Schwächen zeigen, erheblich mehr als etwa vor 40 (Anm.: nunmehr etwa 57) Jahren. Die pfarrlichen Pflichten werden von manchen Seelsorgern wenig ernst genommen. Die Spendung des Bußsakramentes wird vernachlässigt und hat an manchen Orten beinahe aufgehört.

In nicht wenigen Pfarreien liegt die priesterliche Sorge um Kranke und Sterbende darnieder. Laien überbringen bettlägrigen Kranken die Kommunion, doch von der vorhergehenden Beichte ist keine Rede. Aus der Krankensalbung ist an manchen Orten eine Gesunden- bzw. Altensalbung geworden. 

Man kann nur staunen, wie großzügig heute manche Pfarrer ihre Residenzpflicht auslegen. Sie lassen den Sonntagsgottesdienst ausfallen, um mit einer Gruppe der Pfarrei eine Exkursion in die Toskana oder anderswohin zu unternehmen.

Die Verkündigung liegt weithin im Argen. Aus Predigern sind Vorleser geworden. Die kirchliche Lehre wird an vielen Stellen verbogen oder abgeschwächt. Die erschütternden Wahrheiten unseres Glaubens bleiben weithin ungesagt. Die kirchliche Moral des Geschlechtlichen wird den Gläubigen vorenthalten. Es kommt vor, dass junge Männer und Frauen des Entsetzens voll sind über das, was sie von Pfarrern und anderen kirchlichen Funktionären an Abwegigem bei der Ehevorbereitung zu hören bekommen.

Im Klerus herrscht weithin Entmutigung und Erschlaffung. Die Pfarrer sind davon an erster Stelle betroffen. Missionarische Seelsorge, die auf Gewinnung neuer Kirchenglieder und Rückholung verlorener Gläubiger gerichtet ist, geschieht in den wenigsten Pfarreien. Viele Pfarrer streben zum frühestmöglichen Zeitpunkt die Pensionierung an.

In manchen Diözesen besteht der Eindruck, dass Pfarrer von der Diözesanleitung zum Amtsverzicht gedrängt werden, um auf diese Weise den Priestermangel zu verstärken und laikale Ersatzpersonen in die pfarrlichen Positionen einzuschleusen. Die Schwäche des Pfarrerstandes war eine Voraussetzung für die Etablierung der anderen Hierarchie auf der Ebene der Pfarrei.


Fortsetzung folgt


Übersicht: Zu den bisher erschienenen Fortsetzungen


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Mittwoch, 30. April 2014

Gute Hirten rügen

 
Zum Fest der heiligen Katharina von Siena ein kleiner Ausschnitt aus "Il Libro", dem "Buch der göttlichen Vorsehung" der Heiligen, auch kurz "Dialog" genannt. Es handelt sich dabei um ein Zwiegespräch zwischen Gott und der Seele, "in Jahren der Meditation erworbene tiefe mystische Erkenntnisse", die Katharina Dritten diktiert hat.


Caterina von Siena - Gespräch von Gottes Vorsehung; Johannes Verlag Einsiedeln; AD 1964; S. 154-156

(Gott spricht zur Seele:)
Und weil sie (Anm.: die heiligmäßigen Priester) vor allem an sich selber die Gerechtigkeit erfüllten, darum verlangten sie sie auch von ihren Untergebenen: sie wollten sie ein Leben im Guten führen sehen, und rügten sie ohne jede knechtische Furcht, denn sie achteten nicht ihrer selbst, sondern waren allein auf Meine Ehre und das Heil der Seelen bedacht wie echte Hirten, Nachfolger des Guten Hirten, Meiner Wahrheit*, den ich euch gab, damit Er euch Schafe weide und nach Meinem Willen Sein Leben für euch hingebe. Sie folgten seinen Spuren, und deshalb wiesen sie die Glieder zurecht und ließen sie nicht wegen mangelnder Rüge verfaulen, sondern pflegten mit dem Balsam der Milde und mit der Schärfe des ausglühenden Feuers liebevoll die Sündenwunden durch Verweis und Buße, je nach Schwere der Schuld.

In diesem Amt des Rügens und Wahrheitsagens fürchteten sie sich nicht vor dem Tod. Weil sie frei waren vom Gift der Sündenschuld, darum wohnte die Gerechtigkeit in ihnen und ließ sie männlich und ohne jede Furcht ermahnen.

Und wisse: aus keinem anderen Grund ist soviel Finsternis und Spaltung in die Welt gekommen zwischen Laien und Ordensleuten, zwischen Klerikern und Hirten der Heiligen Kirche, als weil die Gerechtigkeit erlosch und die Finsternis der Ungerechtigkeit hereinbrach.

Kein Amt kann weder nach weltlichem noch nach göttlichem Recht ohne die heilige Gerechtigkeit im Stand der Gnade ausgeübt werden, denn wer nicht gerügt wird und nicht rügt, ist wie ein Glied, an dem die Fäulnis angesetzt hat: wenn ein schlechter Arzt ihm nur Balsam aufstreicht, ohne zuvor die Wunde auszubrennen, greift die Fäulnis auf den ganzen Körper über und er geht zugrunde.

So handelt der kirchliche Amtsträger oder sonstige Vorgesetzte, denen Menschen unterstellt sind: wenn sie bemerken, dass ein ihnen untergebenes Glied von der Fäulnis der Sünde angesteckt ist, und dann nur den Balsam der Schmeichelei anwenden ohne Rüge, wird es nie gesunden, sondern die übrigen Glieder anstecken, die mit ihm im gleichen Leib und unter dem gleichen Hirten verbunden sind.

Ist einer aber ein guter Seelenarzt wie jene ruhmvollen Hirten, dann wird er den Balsam nicht ohne das Feuer der Strafe anwenden. Gesetzt aber, das Glied verharrt eigensinnig im bösen Tun, dann wird er es aus der Gemeinschaft entfernen, damit es die anderen nicht mit der Fäulnis der Todsünde verseuche.

Heutzutage verfährt man nicht so; die Hirten tun, als sähen sie nichts. Weißt du warum? Weil die Wurzel der Eigensucht in ihnen lebendig ist, woraus ihnen die verkehrte knechtische Furcht erwächst: aus Angst, ihren Posten, die irdischen Besitztümer oder geistlichen Würden zu verlieren, rügen sie nicht; sie verhalten sich wie Blinde und erkennen daher nicht, wie man sein Amt versieht. Denn verstünden sie, dass man es kraft heiliger Gerechtigkeit versieht, so ließen sie diese nicht fahren. Da sie aber des wahren Lichtes beraubt sind, werden sie von der sinnlichen Leidenschaft und der Gier nach Herrschaft und geistlichen Würden irregeführt.

Ferner scheuen sie sich zu rügen, weil sie selbst an den gleichen Mängeln oder noch schlimmeren kranken und sich in die Schuld verstrickt fühlen; so verlieren sie Kühnheit und Freimut; gefesselt durch knechtische Furcht tun sie, als merkten sie nichts. Sogar wenn sie sehen, rügen sie nicht, lassen sich vielmehr mit Schmeicheleien und zahlreichen Geschenken fesseln und erfinden Ausreden, um nicht zu strafen. An solchen erfüllt sich das Wort Meiner Wahrheit im Evangelium: Sie sind Blinde und Führer von Blinden, und wenn ein Blinder einen andern Blinden führt, dann fallen beide in die Grube (Mt 15,14).


* Gott nennt seinen Sohn, unseren Herrn und Erlöser Jesus Christus in den Offenbarungen an Katharina mehrmals "Meine Wahrheit"


Weitere Postings zur hl. Caterina von Siena:

 

Samstag, 27. April 2013

Entpastoralisierungspastoral


Das Wort Pastoral erweckt bei vielen Christen Widerwillen. Rief es früher allzu liebliche Bilder wach: der Schäfer, der, umgeben von seiner blökenden Herde, in idyllischer Landschaft die Flöte spielt –, so denkt man heute eher an endlos diskutierende Pastoralgremien, die unablässig papierne Berge mit neuen und bald schon wieder veralteten Projekten und Programmen produzieren. Welcher Mensch ist durch diese zeit- und kostenaufwändigen Unternehmungen in seinem Glauben tiefer, in der Gottes- und Nächstenliebe hingebungsvoller geworden? Und wo ist die Gemeinde, die aufgrund solcher Pastoralstrategien einen Anstieg an Messbesuchern, gar an Beichtenden und Rosenkranzbetern verzeichnen kann? Man wird vergeblich danach suchen. Und dennoch wird die eingeschlagene Marschroute weiterverfolgt. Ohne Rücksicht auf Verluste. 

Sie hat die pastorale Situation völlig verändert. Die Gläubigen sehen sich nun nicht mehr einem geweihten Mann gegenüber, der als Lehrer, Priester und Hirte für sie zuständig und vor Gott verantwortlich ist. Stattdessen haben sie es mit einer Gruppe zu tun, in der verschiedene Personen ihre Kompetenzen wahrnehmen. Das mag auf den ersten Blick als Erleichterung erscheinen: Auf mehrere Schultern verteilt, ist die Last nicht so schwer. Wer jedoch die Realität der „konkreten Pastoral vor Ort“ (so der modische Kirchenjargon) kennt, der weiß, dass das Gegenteil der Fall ist. Die Zustände sind für diejenigen, denen es weniger um den Aperitif nach dem Familiengottesdienst oder den Makrameekurs am Mittwochabend als um das geistliche und sakramentale Leben geht, geradezu unerträglich. 

Da ist außerhalb der eng bemessenen Sprechzeiten (“Das Pfarrbüro hat geöffnet von … bis …“) niemand teleonisch erreichbar, am Abend ohnehin nicht, und die Notnummer, die der Anrufbeantworter angibt, möchte man, da man sich nicht in allerhöchster Lebensgefahr befindet, dann doch nicht wählen. Wer weiß, welches Mitglied des Pastoralteams dadurch in seiner Feierabendruhe gestört würde? – Der neu zugezogene Katholik erhält von der Gemeinde einen Brief, in dem ihm unter anderem das Gespräch mit einem zuständigen Laien angeboten wird. Ist es nur konservative Verbohrtheit, wenn der Empfänger dankend ablehnt, weil er doch lieber den Herrn Pfarrer kennengelernt hätte? – Liegt jemand im Krankenhaus, so erhält er Besuch von der gewiss sehr engagierten Frau Soundso. Sie bringt die Kommunion mit sich, aber beichten kann man bei ihr natürlich nicht, und wegen des damit verbundenen Aufwandes scheut sich der Patient, eigens den Priester rufen zu lassen. --- 

Inzwischen dürfte vielen Gläubigen klargeworden sein, dass das hier zugrundeliegende Konzept von Pastoral eine Art Gegenentwurf zum traditionellen Verständnis kirchlichen Hirtendienstes darstellt. „Pastor“ bedeutet ja Hirte. Das Hirtenamt hat zunächst der Bischof inne. Durch Weihe und Sendung verleiht er dem Priester Anteil an der Leitungsvollmacht. Dieser ist also nicht nur ein mit einer Aufgabe betrauter Funktionär, sondern der sakramental geprägte, mit göttlicher Zuständigkeit begabte Repräsentant Jesu Christi, des Lehrers, Priesters und eben auch des guten Hirten. 

Es spricht übrigens nichts dagegen, geeignete, d.h. glaubensstarke, kirchentreue und übernatürlich gesinnte Laien in das apostolische Wirken des Priesters einzubeziehen. Im Gegenteil: Hatte schon der heilige Papst Pius X. dafür geworben, so ist das heute, hundert Jahre später, mehr denn je vonnöten. Aber dabei muss doch klar sein, dass der Einsatz dieser Personen auf einer anderen Ebene als der des Priesters liegt. Und das nicht nur im gottesdienstlich-sakramentalen Bereich, in dem der Geweihte nach wie vor einige Worte mehr sprechen kann als der Nichtgeweihte, sondern auch in Belangen der Führung und Leitung… 

Davon entfernt sich die gegenwärtige Pastoral vielfach in auffälliger Weise, indem sie die Zuständigkeiten der Pfarrer beschneidet. Diese, nur mehr Mitglieder eines aus haupt-, neben- und ehrenamtlichen Personen zusammengesetzten Teams, haben gewiss ihr verbürgtes Mitspracherecht; doch halten sie sich erfahrungsgemäß eher zurück, um jeden Anschein klerikalistischer Bevormundung der Laien zu vermeiden, und belassen es dabei, vorsichtig und höflich ihre Ansichten als eine Meinung unter anderen Meinungen in die Diskussion einzubringen. 

Eine Pastoral, die solche Tendenzen fördert und den von Gott und der Kirche übertragenen Dienst des „Pastors“ verkürzt, darf man mit Fug und Recht als „Entpastoralisierungspastoral“ bezeichnen. „Ja, aber der Priestermangel macht es doch nötig“, lautet der übliche Einwand. Der Priestermangel ist fürwahr besorgniserregend. Aber dadurch, dass die Geweihten aus ihrem ureigensten Bereich verdrängt werden, hilft man ihm sicher nicht ab, sondern fördert ihn nur noch. Ob das vielleicht beabsichtigt ist? 


P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)  



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Samstag, 12. Januar 2013

Seniorenheime

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Eigentlich sollten uns die Verkehrtheiten, in die der menschliche Geist verfällt, wenn er gegen Ursprung und Ziel rebelliert, nicht verwundern. Und dennoch geschieht es immer wieder, daß wir von Einfällen erfahren, die uns in ihrer Verkommenheit unglaublich erscheinen. So erging es mir, als ich von einem Projekt erfuhr, das seit einigen Jahren in dänischen Seniorenheimen durchgeführt wird: Ich wollte und konnte diese Ausgeburt kranker Hirne zunächst nicht für wahr halten. Und doch entsprach die Nachricht den Tatsachen. 

Dänische Heimleiter hatten sich nämlich überlegt, wie sie die Lebensqualität der alten Menschen heben, sie besser unterhalten und rundum zufriedenzustellen könnten, und waren dabei in ihren Gedankengängen auf die schlüpfrigen Pfade der Erotik gelangt. Mit dem Ergebnis, daß in den entsprechenden Häusern nun regelmäßig pornographische Filme vorgeführt und sexuelle Dienstleistungen für die Bewohner angeboten werden – selbstverständlich durch „Fachpersonal“... Auf Einzelheiten sei hier verzichtet. Jedenfalls sehen sich die Leiter der Seniorenheime in ihrer Initiative bestätigt. Die Bewohner seien jetzt viel lebhafter und wacher, die Kommunikation unter ihnen habe sich verbessert, Streitigkeiten, früher an der Tagesordnung, kämen seither nicht mehr vor.

Gesetzt den Fall, diese Auswertung und propagandistische Empfehlung des Projektes „Sex im Altenheim“ entspräche den Tatsachen: Auch dann bestünde für uns kein Grund zur Freude, handelt es sich hierbei doch um nichts weiter als um Verführung zur Unzucht, zu einer schweren Sünde also, die nach dem mahnenden Wort des heiligen Paulus vom Reich Gottes ausschließt (vgl. Gal 5,19-22). Näher bedacht, erkennen wir darin einen raffinierten Angriff auf die Menschen an der Schwelle zum Jenseits. Offensichtlich sollen diese auf alle nur erdenkliche Weise von einer Hinwendung zu ihrem Schöpfer und Herrn, von Gebet und Besinnung, Umkehr und Buße abgehalten werden. Schwer vorstellbar, daß lüsterne Greise ein starkes Verlangen nach Reinheit und Heiligkeit in sich tragen...

Das dänische Unternehmen gibt zu wichtigen Gedanken auch über unsere Seniorenheime Anlass. Als Priester muß ich es öfters erleben, welch traurigen, bisweilen beklemmenden Anblick das Innere vieler dieser Häuser bietet. Da verbringen Menschen, die ein verehrungswürdiges Alter erreicht haben, häufig einen einsamen und trüben Lebensabend fernab von der Familie. Auch solche, die durchaus noch dazu in der Lage wären, finden sich selten zu Gesprächen oder gemeinschaftlichen Aktivitäten zusammen. Zwar organisieren die meisten Heime lobenswerterweise gelegentliche Ausflüge, Spielnachmittage, Sing- und Gymnastikkreise. Tiefere Erfüllung aber und innerer Zusammenhalt unter den alten Menschen sind von diesen Veranstaltungen kaum zu erwarten. 

Allenfalls die flimmernden Bilder des unentwegt laufenden Fernsehapparates bringen eine gewisse Abwechslung in das ereignislos verlaufende Leben, ohne freilich die Aufmerksamkeit auf Dauer fesseln zu können. Mehrmals hatte ich bei priesterlichen Besuchen in Seniorenheimen zunächst einmal eine geschwätzige Talkshow oder eine Seifenoper abzuschalten und dann den alten Menschen, der inmitten dieser optischen und akustischen Berieselung eingeschlafen war, zu wecken, bevor an die Spendung der heiligen Sakramente zu denken war. 

Unter religiösem Gesichtspunkt sind auch diese Einrichtungen, obwohl weit entfernt vom Ungeist jener dänischen Heime, alles andere als günstig. Eine betagte Dame, die früher täglich die heilige Messe besuchte und ein frommes Leben führte, gestand mir, im Seniorenheim das Beten völlig verlernt zu haben. Das ist unter den gegebenen Umständen nicht weiter erstaunlich, aber dennoch tieftraurig. Ausgerechnet am Ende des Erdenweges sollte die zeitlebens treu geübte Betrachtung der Rosenkranzgeheimnisse dem leeren Blick auf die Mattscheibe weichen? 

Hieraus ergibt sich als eine hochwichtige Forderung unserer Zeit: Wir brauchen katholische Altenheime. Ich denke an Häuser wie das Kurhaus Marienburg in St. Pelagiberg (Schweiz, Kanton Thurgau), wo die Bewohner täglich an der (traditionellen!) Heiligen Messe und an einer Sakramentsandacht teilnehmen können, wo regelmäßige Gelegenheit zur Beichte besteht, wo die Kapelle mit dem eucharistischen Herrn auch außerhalb der Gottesdienstzeiten zum einsamen und gemeinsamen Gebet einlädt und das Hinscheiden zumeist unter priesterlichem Beistand stattfindet. Welcher Schatz und Segen wären derartige Seniorenheime nicht nur für die Bewohner selbst, sondern darüber hinaus für die ganze Kirche, deren Anliegen von einem Heer eifriger und meistens leidender Beter vor Gott hingetragen würde!




Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)
- Bild:  Papst Johanes XXIII.

Freitag, 4. Januar 2013

Neue Homepage der Personalpfarrei "Hl. Maximilian Kolbe" in Zürich

Am 22. Februar 2012 hatte der Churer Bischof Vitus Huonder in seinem Bistum zwei Personalpfarreien für die außerordentliche Form des römischen Ritus errichtet, nämlich in Zürich die Pfarrei "Hl Maximilian Kolbe" und in Oberarth die Pfarrei "Maria Immaculata" (siehe auch hier).

Nun hat die Zürcher Personalpfarrei "Hl. Maximilian Kolbe", deren Seelsorge der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) anvertraut ist, eine eigene Homepage mit zahlreichen Veranstaltungs- und Informations-angeboten:





Herzliche Empfehlung!

(Dank an "Pro Spe Salutis" für den Hinweis!)

Samstag, 15. Dezember 2012

Priesterkleidung

Ein Leserbrief von Pater Rodrigo Kahl OP


(...) Die Priesterkleidung – ich spreche von der Soutane und der Ordenskutte – ist ein Kommunikationsmittel ersten Ranges. Nach jeder etwas längeren Reise mit der Deutschen Bahn kehrt der Priester beschenkt nach Hause zurück. Wieso beschenkt? Weil ihn die Reaktionen der Menschen unterwegs von der Wichtigkeit und Sinnhaftigkeit des eigenen Berufs erneut überzeugt haben.

Nicht nur Gespräche sind es, zu denen es fast immer (!) kommt, sondern auch vielfache andere Signale von Interesse und Dankbarkeit bezeugen klar, daß ein Mensch in dieser (!) Kleidung irgendetwas in den Mitreisenden anspricht. Um das zu erfahren, genügt schon ein Gang durch den Großraumwagen der Bahn. Natürlich gibt es auch Gleichgültigkeit. Aggressivität kommt äußerst selten vor. Aber auch wenn so etwas häufiger wäre, würde das nicht ebenfalls zum priesterlichen Verständnis beitragen? Muß es nicht auch Widerspruch geben?

Noch intensiver lassen sich Erfahrungen beim Autostopp machen, der gewiß nicht jedermanns Sache ist. Ich empfehle jedem priesterlichen Mitbruder, der Zweifel am Sinn seines Berufes hat, die Soutane anzuziehen und einmal von Hamburg nach München oder von Köln nach Berlin zu trampen. Er wird mit Menschen in Kontakt kommen, die noch nie in ihrem Leben in einem Pfarrhaus oder an einer Klosterpforte waren. Für nicht wenige ist es überhaupt das einzige Mal im Leben, daß sie mit einem katholischen Geistlichen sprechen. Es sind also keineswegs nur die guten Katholiken, die den Priester (in Soutane oder Kutte) im Auto mitnehmen. Nein, es sind Menschen jeder Konfession und Weltanschauung, die für eine solche Stunde im Auto dankbar sind, bei denen nicht sie, sondern der Priester derjenige ist, der etwas erbittet. Und er wird tatsächlich beschenkt, nicht nur daß er soundso viel Kilometer mitgenommen wird, sondern daß er in seinem priesterlichen Beruf gefragt, gefordert und bestätigt wird. „Es wird immer Menschen geben, die für Dein Priestertum dankbar sein werden“ schrieb mir die Lehrerin zur Primiz, bei der ich als Kind eingeschult worden war.

Es gibt Gegenden, wo man den Eindruck der absoluten Abwesenheit des Christentums hat, so als habe es das nie gegeben. In einem Bus – irgendwo zwischen Eisleben und Halle – setzt sich ein etwa Siebzehnjähriger neben einen Mann, der eine Mönchskutte trägt. Fragen und Gegenfragen. Es stellt sich heraus, daß der junge Mann noch nie in seinem Leben auch nur ein einziges Gebet gesprochen hat. Aber Fragen brachen in ihm auf, als er den Mitfahrenden in dieser Kleidung sah. – Wenn ich Bischof von Magdeburg wäre, würde ich meine Priester ermutigen, die Soutane zu tragen: ab und zu, etwa an Sonntagen, warum nicht auch grundsätzlich immer? Die Soutane in Sachsen-Anhalt? Ein unvorstellbarer Gedanke! Wirklich? Vielleicht hat sie aber dort einen noch fruchtbareren Boden als in durch und durch katholisch geprägten Landschaften wie Vorarlberg, Tirol oder Oberbayern. Die Namen all dieser Länder sind austauschbar.

Die Soutane ist das eigentliche Kleid des Priesters. Das schmucke Silberkreuzchen am dunklen Anzug macht zwar auch den Priester erkennbar, ist aber in keiner Weise mit der Soutane als dem Zeichen der Weihe an Gott vergleichbar. Es geht eben nicht nur um die Erkennbarkeit auf der Straße, sondern darum, die Weihe an Gott im Zeichen zu leben. Das gilt auch dann, wenn der Priester allein ist. Für manche Situationen bietet sie sich geradezu an. Am Morgen beim Breviergebet von Matutin und Laudes, vor dem Kreuz, in guter Haltung. Jeder merkt, daß das Beten besser wird. Auch bei der Heiligen Lesung, oder wenn der Priester – besonders an Sonn- und Feiertagen – die Mahlzeit einnimmt: warum dann nicht die Kleidung tragen, die nach wie vor die eigentliche des Priesters ist: die Soutane? Warum nicht bei Einladungen, bei Hausbesuchen? Wir Priester müssen etwas tun gegen die zersetzende Säkularisierung unseres heiligen Berufes. Unsere Weihe an Gott in diesem Zeichen zu leben, hilft uns und den Menschen.



"Die Tagespost", 13.12.2012
Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers


Weiteres zum Thema Priestertum:



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