Posts mit dem Label Christentum werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Christentum werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 9. Januar 2015

"Charlie Hebdo" - aber kein Ende

Viel ist gesagt und geschrieben worden bezüglich des Terroranschlags auf die Redaktion des französischen Satireblattes "Charlie Hebdo" am vergangenen 07. Januar 2015 in Paris. Aber was kann man vielmehr dazu schreiben, als dass dies ein geplanter, brutaler Überfall war, bei dem zwölf Menschen ermordet und elf teilweie schwer verletzt wurden, verübt von (wahrscheinlich) zwei irregeleiteten weil islamistischen Attentätern, die sich für die Morde auf Gott und den Islam berufen. Und: dass das Ziel des Anschlags ein Satiremagazin und seine Redakteure und Herausgeber waren, die es sich zum Beruf gemacht hatten, die Religion und damit gezielt deren Anhänger und das ihnen Heilige zu verspotten, lächerlich zu machen und jede Respektlosigkeit gegen Andersdenkende und Andersgläubige, seien es Juden, Katholiken oder Moslems, zu Papier zu bringen. 

Kann in einer Gesellschaft friedlich miteinander gelebt werden, wenn einige Mitbürger den Lebensinhalt anderer und deren Wichtigstes und Heiligstes, nämlich ihren Glauben und ihre Religion, immer wieder verspotten, demontieren, in den Dreck ziehen? Welche Auswirkungen haben diese Bilder auf Kinder und Heranwachsende? Oder ist das vielleicht bereits einkalkuliert und beabsichtigt und kommt so manchem vielleicht gerade gelegen? Haben wir auch in dieser Hinsicht nicht eine Verantwortung für die nachkommenden Generationen?

Nach dem Anschlag haben viele Medien, Magazine, Blogs satirische Zeichnungen von "Charlie Hebdo" gezeigt: mit der Absicht, das, was die Attentäter verabscheuten, nun erst recht in der Öffentlichkeit zu verbreiten. Ist das eine angemessene Reaktion? Ich meine nicht, denn es bestätigt Moslems in den morgenländischen Gegenden in der Meinung, dass Europa islamfeindlich ist.

Dieses "Jetzt erst recht" vermehrt die Demütigungen der Gläubigen und die Preisgabe und Entheiligung ihres Glaubens... und so steigern die genannten Medien, Magazine und Blogs den Hass der Moslems nicht nur auf die Europäer, sondern allgemein auf das Christentum, dessen Dekadenz diese in Europa bestätigt sehen. 

Aber "Charlie Hebdo" hetzt nicht nur gegen den Islam und seine Vertreter, sondern auch (u. a.) gegen das Christentum. Egal ob die Allerheiligste Dreifaltigkeit (Gott), der Papst oder die Mutter Gottes, "Charlie Hebdo" ist nichts heilig und verunglimpft unerschrocken, aggressiv und respektlos. Auch das ist eine Form der Gewalt. Gewalt und Rücksichtslosigkeit, die sich hinter dem Label der Kunst, der Freiheit oder der freien Meinungsäußerung versteckt. Und das gelingt in unserer Gesellschaft immer öfter und verletzender.

Als katholischer Christ heiße ich weder das eine gut, noch kann ich mich mit dem anderen solidarisieren. Ich bin für ein friedliches Miteinander, indem jeder seine Meinung sagen und seine Argumente vorbringen, nicht aber das Heiligste des anderen lächerlich machen darf.

Dazu ein Gastkommentar von Klaus Peter Kuhn, der exakt auch meine Ansicht dazu wiedergibt:
Ich bin nicht "Charlie"!
Nach dem Terrorangriff auf die französische Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" hört man aus der ganzen Welt: "Ich bin Charlie". Auch von "traditionellen" Christen. 

Sicherlich, es war ein ungeheuerlicher Terrorakt! Aus christlicher Sicht ist dies nicht zu rechtfertigen, doch: muss man sich deshalb mit der Zeitschrift identifizieren? Die Zeitschrift agitierte gegen die Religion. Sie machte sich vor allem über die großen Religionen, das Judentum, das Christentum und den Islam, lustig. Das Niveau war dabei oftmals unterhalb der Gürtellinie.

In den ersten Nachrichten, in den Stunden nach dem brutalen Überfall auf die Redaktion des Satireblattes, wurde die Redaktion als "respektlos nach allen Seiten" bezeichnet. Diese Einschätzungtrifft wohl zu. Nun fordert man Respekt für diese Respektlosen, ja nicht nur das, sogar Solidarität, das Einstehen für die Ideale dieser Zeitschrift. Kann man als Christ das tun?

Für Christen sollten die Zehn Gebote maßgebend sein. Dem wird jeder Christ auf den ersten Blick zustimmen, doch wie sieht es aus, wenn wir fragen, wie wir zu den ersten drei dieser Gebote stehen? Stellen wir wirklich keine anderen Götter neben Gott? Seien es Geld, Macht, Ehre?

Schauen wir auf das dritte Gebot und die Zahl der sonntäglichen Gottesdienstbesucher, so stellen wir fest: den wenigsten Christen ist dieses Gebot ein Anliegen, sonst gingen sie ja in den Gottesdienst. Und nun das zweite Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren. Das ist uns aufgetragen. Wenn Nichtgläubige das nicht praktizieren, so ist das eine Sache. Aber wenn Christen sich mit diesen gotteslästerlichen Idealen solidarisieren, so ist dies eine ganz andere Sache.

Der Katechismus der katholischen Kirche lehrt (Nr. 1868):

Die Sünde ist eine persönliche Handlung. Wir haben aber auch eine Verantwortung für die Sünden anderer Menschen, wenn wir daran mitwirken,
- indem wir uns direkt und willentlich daran beteiligen,
- indem wir sie befehlen, zu ihnen raten, sie loben oder gutheißen,
- indem wir sie decken oder nicht verhindern, obwohl wir dazu verpflichtet sind und
- indem wir Übeltäter schützen.“

Bis zur Liturgiereform, in traditionellen Kreisen auch heute noch, wurde / wird am Herz-Jesu-Fest das Sühnegebet zum heiligsten Herzen Jesu gebetet. Darin heißt es: „ … insbesondere wollen wir gutmachen … die Entheiligung der Sonn- und Feiertage, die abscheulichen Fluchworte gegen Dich und Deine Heiligen…“. Wie können also traditionelle Katholiken sich mit einer derartigen Zeitschrift solidarisieren? Damit diese Zeitschrift nicht untergeht? Keine Sorge, ermordet wurden Redakteure aber nicht die Zeitschrift. Die lebt weiter, wird noch aggressiver, gehässiger und das in einer wahrscheinlich höheren Auflage. Die Verunglimpfung Gottes wird noch wachsen. Aber das müssen Christen nicht noch fördern.

Klaus Peter Kuhn
+      +      +


Siehe dazu auch die Beiträge anderer Blogger:

und auch:


Informationen über den Islam, die "Religion des Friedens":

+      +      +

Freitag, 31. Januar 2014

Weltversteher

 

Man versteht die Welt nicht, wenn man das Christentum nicht versteht, und man versteht das Christentum nie hinreichend tief, wenn man nicht das Leben und Walten der Kirche versteht.

 Adolf Kolping 


Zum Nachdenken




Bild: Deckengemälde in der Benediktinerabtei Ottobeuren; eigenes Foto

Samstag, 30. November 2013

Weihnachtsmann und Weihnachtskrieg


Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Vor einigen Jahren hat der amerikanische Nachrichtensprecher Bill O`Reilly einen "War on Christmas", einen „Krieg um Weihnachten“ angekündigt. Sein Kampf gilt den „professionellen Atheisten und Christen-Hassern“, deren Ziel es sei, das Christentum „aus Amerika zu entfernen und uns in eines dieser sinnentleerten Länder zu verwandeln, wie es sie in Westeuropa gibt.“ (SZ, 20.12.2005) Inbegriff des verfälschten Christfestes ist für den streitbaren Amerikaner wie auch für viele Gläubige der „sinnentleerten Länder Westeuropas“ der Weihnachtsmann, jener wohlgenährte, bärtige Alte in rot-weißem Gewand mit Bommelmütze. 

Seine Ursprünge liegen in der Gestalt des heiligen Bischofs Nikolaus von Myra, dessen besondere Mildtätigkeit ihren Niederschlag in einer Fülle von Legenden gefunden hat. Hochverehrt und innig geliebt in der Christenheit, ist er schon seit unvordenklicher Zeit Mittelpunkt vielfältiger Volksbräuche. Doch nach und nach muß das authentische Bild des großen Bekenners verlorengegangen sein, der in der Christenverfolgung um 310 noch für seine unbeugsame Glaubenstreue Gefangenschaft und Folter auf sich genommen hatte und später auf dem Konzil von Nizäa (325) den Irrlehrer Arius auf das heftigste bekämpft, ihn sogar öffentlich geohrfeigt haben soll. Harter Kampf für die Wahrheit und sanfte Güte schließen einander nicht aus... 

Jedenfalls verwandelte sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert der beliebte Heilige in den beleibten Weihnachtsmann, und dieser verdrängte nicht nur den heiligen Bischof, sondern in zunehmendem Maße auch das Christkind. Bald schon sollte er, nicht mehr St. Nikolaus oder der Gottessohn es sein, der die Menschen mit guten Gaben beschenkte. So dichtete bereits um 1840 August Heinrich Hoffmann von Fallersleben den Liedtext:

Morgen kommt der Weihnachtsmann,/ 
Kommt mit seinen Gaben:/ 
Trommel, Pfeife und Gewehr,/ 
Fahn und Säbel und noch mehr,/ 
Ja ein ganzes Kriegesheer,/ 
Möcht’ ich gerne haben...

(Daß in einer späteren Umdichtung aus den Kriegsspielzeugen „bunte Lichter, Silberzier,/ Kind und Krippe, Schaf und Stier,/ Zottelbär und Panthertier“ wurden, entbehrt nicht einer gewissen Komik!)

Die Werbung des Getränkeunternehmens „Coca Cola“ seit dem Jahr 1931 tat das Übrige, dem Siegeszug des Nikolaus-Surrogates internationale, ja globale Dimensionen zu sichern. Einmal auf dieses Niveau herabgesunken, dauerte es nicht mehr lange, bis aus dem noch einigermaßen ernsten und würdevollen Weihnachtsmann schließlich eine spaßige Witzfigur wurde, die in Cartoons bevorzugt als besoffener oder lüsterner Greis in verfänglichen Situationen dargestellt wird. Bar jedes höheren Bezugs, ist er jetzt vor allem für die profitable Nutzung des ehemals christlichen Festes von Bedeutung, wie aus den sinnigen Worten eines Handels-Verbandsprechers zum gut angelaufenen Weihnachtsgeschäft hervorgeht: „Der Weihnachtsmann hält den Schutzschirm über den Einzelhandel.“ (Die Welt, 1.12.2008) Vom Christkind hätte man das vermutlich nicht behauptet. 

Der Protest gläubiger Christen konnte und durfte nicht ausbleiben. In zwei wichtigen Anliegen hat er sich artikuliert: zur Ehrenrettung des verfälschten, verkitschten Nikolaus und zur Wiederherstellung des Weihnachtsfestes mit seinem zentralen Inhalt, der Geburt Jesu Christi. Die erste Richtung vertritt z.B. das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken mit der großangelegten Aktion „Weihnachtsmannfreie Zone“. Hier werden Informationen über das Leben des heiligen Nikolaus, aber auch Plakate und Aufkleber angeboten, auf denen ein typisches Bild des Weihnachtsmannes mit dickem Rot durchgestrichen ist; darüber sind die Worte „Weihnachtsmannfreie Zone!“ zu lesen. 

Noch grundsätzlicher ist das Anliegen derer, die um des Geheimnisses der Christgeburt willen den falschen Zauber der Warenwelt bekämpfen. Auch von dieser Seite (z.B. dem Innsbrucker Verein Pro Christkind) werden Aufkleber ähnlicher Aufmachung unter das Volk gebracht, auf denen über dem durchgestrichenen Weihnachtsmann steht: „Wir glauben ans Christkind“

Niemand ist verpflichtet, sich einem dieser Vereine anzuschließen oder einen solchen Aufkleber an seinem Auto anzubringen. Doch dürfen wir nicht hinter dem Berg halten mit unserer Ablehnung der leider so massenwirksamen Schändung heiliger Gestalten und höchster christlicher Feste. Wir können uns nicht aus dem Geschehen heraushalten, das der amerikanische Nachrichtensprecher als „Krieg um Weihnachten“ bezeichnete. Wenigstens in unserem Einflussbereich muss klar sein, wer darin den Endsieg davonträgt: Wie David den Riesen Goliath zu Fall brachte, wird die Wahrheit des Christkindes die mächtig aufgeblasene Mär vom Weihnachtsmann zum Platzen bringen. 

 


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Dienstag, 26. November 2013

"Die Freude des Evangeliums" - Apostolisches Schreiben von Papst Franziskus


Heute erschien das 1. Apostolische Schreiben von Papst Franziskus "Evangelii gaudium" (hier via kathtube im ausdruckbaren pdf.-Format).

"Lernen wir indessen von den Heiligen, die uns vorangegangen sind und die die jeweiligen Schwierigkeiten ihrer Zeit angepackt haben. Deswegen schlage ich euch vor, dass wir einen Moment innehalten, um einige Motivationen wiederzugewinnen, die uns helfen, sie heute nachzuahmen." (Evangelii gaudium Nr. 263)



Siehe auch:

Samstag, 2. November 2013

Katholische Kirche: Vorreiterin gegen Sklaverei

„Die Päpste sind die ersten, die sich - historisch betrachtet - gegen die Sklaverei wandten. Als das Christentum entstand, war Sklaverei eine normale Form menschlicher Existenz. Für Aristoteles war es selbstverständlich, dass es Sklaven gibt. Erst das Christentum sagte, alle Menschen haben dieselbe Würde, weil alle Kinder Gottes sind.

Das II. Vatikanische Konzil denunziert das Problem des Menschenhandels, also die moderne Form der Sklaverei. Johannes Paul II. schrieb einen Brief, in dem er sich über Menschenhandel äußert. Und Papst Franziskus arbeitete in Argentinien mit vielen Hilfsorganisationen zusammen, die versuchten, das Problem einzudämmen. Er kennt diese Probleme wirklich von ganz nahe.“


Bischof Marcelo Sanchez Sorondo, Kanzler der Akademien für Wissenschaft und Sozialwissenschaft am 02.11.2013 (Radio Vatikan)

Samstag, 12. Oktober 2013

Die Bedeutung der Philosophie für das Christentum



 Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad 

Wozu noch Philosophie, wo wir doch durch den Glauben über alles letztlich Entscheidende unterrichtet sind? Die Frage ist nicht unerheblich. Sie wird manchmal im Hinblick auf die Studien der angehenden Priester gestellt. Denn diese haben ja, bevor sie sich vorwiegend in die Glaubenswissenschaft, die Theologie, vertiefen, zunächst einen Kurs der Philosophie zu durchlaufen. Philosophie aber bedeutet, sich mittels der Vernunft – und nicht anhand der göttlichen Offenbarung – den wesentlichen Themen zuzuwenden, z.B. dem Sein und der Wahrheit der Dinge, der Natur des Menschen, dem sittlich Guten und nicht zuletzt dem Dasein und Sosein Gottes. 

Weshalb denn, so fragt man, müssen sich die künftigen Geistlichen in ihrer Ausbildung mit den Auffassungen eines Platon und Aristoteles befassen, obwohl uns Jesus längst den Weg gewiesen, die Wahrheit gelehrt und das Leben geschenkt hat – Er, der selbst „Weg, Wahrheit und Leben“ ist (Joh 14,6)? Der heilige Thomas von Aquin stellt einmal fest, nach der christlichen Offenbarung sei der schlichte, ungelehrte, aber gläubige Mensch nun besser über die höchsten und wichtigsten Dinge unterrichtet, als es in vorchristlicher Zeit die größten Denker waren. Eine Bemerkung, die mit dem Wort des Herrn zusammenstimmt: „Ich preise Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass Du dies vor Weisen und Klugen verborgen, es aber den Unmündigen geoffenbart hast. Ja, Vater, so ist es wohlgefällig vor Dir!“ (Mt 11,25f.) 

Ist es da nicht unnötig, sich nochmals suchend an die bedauernswerten „Weisen und Klugen“ zu wenden? Kann man als Katholik so tun, als hätte man das alle menschliche Vernunft hell überstrahlende Licht des Glaubens nicht empfangen? Und erweisen die Tatsachen solche Studien nicht überdies als gefährlich, da schon viele junge Menschen der Faszination philosophischer Systeme erlegen sind, die mit dem Christentum unvereinbar sind, oder, infiziert durch die alles hinterfragende Skepsis gewisser Philosophen, erheblichen Schaden an ihrer vertrauensfrohen Gläubigkeit genommen haben? Wer die Folgeschäden einer Theologie kennt, welche uns die Offenbarung Gottes im Geiste Kants, Hegels, Heideggers oder Sartres erklären wollte, der wünscht sich wohl eine Ausbildung, die mehr an der herrlichen Aussage des heiligen Bernhard von Clairvaux über die Bücher der Weltweisen ausgerichtet ist: „Sie schmecken mir nicht, weil ich darin nicht den Namen Jesu lese...“ 

Die Antwort auf diese Fragen kann kurz ausfallen: Das Studium der Philosophie ist für die künftigen Verkünder des Gotteswortes nicht nur hilfreich, sondern geradezu notwendig. Das geht aus vielen lehramtlichen Äußerungen insbesondere der letzten 150 Jahre hervor, die sich in der Enzyklika Papst Johannes Pauls II. mit dem bezeichnenden Titel „Fides et ratio - Glaube und Vernunft“ (1998) und in ungezählten Aussagen seines Nachfolgers Benedikt XVI. fortsetzen. Immer hat die Kirche daran festgehalten, dass die christliche Offenbarung keine esoterische, von der sonstigen Wirklichkeit abgetrennte Gedankenwelt ist, zu der es keinen anderen Zugang als eine höhere Erleuchtung, einen blinden Glaubensakt oder ein mysteriöses Einweihungsritual gibt. Vielmehr stammt alle Wahrheit, die diesseitige wie die jenseitige, aus derselben Quelle, nämlich aus Gott. Und folglich kann es keinen Widerspruch zwischen einer gesunden Philosophie und den Inhalten unseres Credo geben. Die Glaubensgeheimnisse sind gewiss übervernünftig, aber niemals unvernünftig. Um das zu erweisen und den Glauben gegen den Vorwurf der Unvernunft zu verteidigen, braucht der Theologe die Philosophie. 

Sie übernimmt Vermittlerdienste, indem sie den menschlichen Geist zu den Grundfragen führt und erste gültige Antworten gibt. Ein Beispiel: Nach biblischer Lehre ist Gottes Dasein eine Wahrheit, die nicht erst durch die Offenbarung, sondern bereits mit der Vernunft einsichtig ist: „Aus der Größe und Schönheit der Geschöpfe wird durch Vergleichung deren Schöpfer erschaut“ (Weish 13,5), dessen unsichtbares Wesen „an Seinen Werken durch die Vernunft erkannt wird“ (Röm 1,20). Indem der Philosoph Wege natürlicher Gotteserkenntnis aufzeigt, geleitet er den Menschen an die Schwelle des Glaubens. Ähnliches spielt sich auf anderen Gebieten ab: Die menschliche Vernunft stellt Fragen, findet erste Antworten und gelangt schließlich, bewegt von der Gnade und belehrt von der christlichen Verkündigung, zur übernatürlichen Erkenntnis. 

Nur eine Einschränkung muss gemacht werden: Nicht alles, was sich als „Philosophie“ ausgibt, ist für dieses Unternehmen geeignet. Es bedarf einer Philosophie, die tatsächlich „Liebe zur Weisheit“ (so die Übersetzung des griechischen Wortes) ist; die sich der Wirklichkeit staunend zuwendet und sie ehrfürchtig ausdrückt, anstatt sie den eigenen Vorstellungen oder zeitgeistigen Ideologien zu unterwerfen. Daher verweist das kirchliche Lehramt immer wieder auf das Vorbild des heiligen Thomas von Aquin. Hätte man das in den letzten Jahrzehnten beherzigt, das Philosophiestudium der künftigen Theologen wäre ganz unproblematisch.


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Samstag, 28. September 2013

Ganz und ungeteilt...


Wer das Christentum nimmt, der muss es ganz und ungeteilt nehmen, der darf kein Tüttlein verschmähen von dem, was dazu gehört, und, bei Licht besehen, gehört so ziemlich alles dazu.


aus: Weisheit des Herzens; Kernsprüche Adolf Kolpings, AD 1955 (s.Quellen)




(eigenes Foto)

Dienstag, 24. September 2013

Zum Nachdenken - Egoismus



Das können wir doch nicht leugnen,
dass der Egoismus sich in demselben Maße verbreitet hat,
als der Glaube an das lebendige Christentum schwächer geworden ist.

Adolf Kolping (1813 -1865)


aus: Weisheit des Herzens; Kernsprüche Adolf Kolpings, AD 1955 (s.Quellen)
(Altarkreuz im Limburger Dom; eigenes Foto)

Sonntag, 8. September 2013

Die Antwort auf die Frage nach dem Weg des Friedens: Das Kreuz - Ein leidenschaftlicher Appell für den Frieden



Wenn der Mensch nur an sich selber denkt, an die eigenen Interessen, und sich in den Mittelpunkt stellt, wenn er sich von den Götzen der Herrschaft und der Macht betören lässt, wenn er sich an die Stelle Gottes setzt, dann zerstört er alle Beziehungen, richtet er alles zugrunde und öffnet der Gewalt, der Gleichgültigkeit und dem Konflikt Tor und Tür.

Genau das will der Abschnitt aus dem Buch Genesis, in dem der Sündenfall des Menschen geschildert wird, uns begreifen lassen: Der Mensch gerät in Konflikt mit sich selbst, bemerkt, dass er nackt ist, und versteckt sich, weil er Angst hat (vgl. Gen 3,10) – Angst vor dem Blick Gottes. Er beschuldigt die Frau, die doch Fleisch von seinem Fleisch ist (vgl. V. 12); er zerbricht die Harmonie mit der Schöpfung und erhebt schließlich die Hand gegen seinen Bruder, um ihn zu töten. Können wir das als einen Übergang von der Harmonie zur „Disharmonie“ bezeichnen? Können wir das sagen, dass man von der Harmonie zur Disharmonie übergeht? Nein, es gibt keine „Disharmonie“: Entweder herrscht Harmonie, oder man fällt ins Chaos, wo Gewalt, Streit, Auseinandersetzung und Angst herrschen. (...)

Nach dem Chaos der Sintflut hat es aufgehört zu regnen, ein Regenbogen erscheint, und die Taube bringt einen Olivenzweig. Ich denke heute auch an jenen Olivenbaum, den wir mit den Vertretern der verschiedenen Religionen im Jahr 2000 in Buenos Aires auf der Plaza de Mayo gepflanzt haben mit der Bitte, dass nie wieder Chaos sei, mit der Bitte, dass kein Krieg mehr sei, mit der Bitte um Frieden.

Und an diesem Punkt frage ich mich:
Ist es möglich, den Weg des Friedens einzuschlagen? Können wir aus dieser Spirale des Schmerzes und des Todes aussteigen? Können wir wieder lernen, mit unseren Schritten die Wege des Friedens zu verfolgen?

Indem ich unter dem mütterlichen Blick des „Salus popoli romani“, der Königin Friedens, die Hilfe Gottes anrufe, will ich antworten: Ja, es ist für alle möglich! Heute Abend möchte ich, dass wir von allen Enden der Erde aus rufen: Ja, es ist möglich für alle! Mehr noch: Ich möchte, dass jeder von uns – vom Kleinsten bis zum Größten, bis hin zu denen, die berufen sind, die Nationen zu regieren – antwortet: Ja, wir wollen es!

Mein christlicher Glaube drängt mich, auf das Kreuz zu schauen. Wie wünschte ich mir, dass für einen Augenblick alle Menschen guten Willens auf das Kreuz schauten! Dort kann man die Antwort Gottes ablesen: Dort wurde auf die Gewalt nicht mit Gewalt reagiert, auf den Tod nicht mit der Sprache des Todes geantwortet. Im Schweigen des Kreuzes verstummt das Getöse der Waffen und kommt die Sprache der Versöhnung, des Verzeihens, des Dialogs und des Friedens zu Wort. Ich möchte heute Abend den Herrn bitten, dass wir Christen und die Brüder und Schwestern der anderen Religionen, alle Menschen guten Willens mit Nachdruck rufen: Gewalt und Krieg sind niemals der Weg des Friedens! 


Papst Franziskus in der Homilie am 07.09.2013 bei der vierstündigen Gebetswache für den Frieden in Syrien und in der ganzen Welt

Samstag, 13. April 2013

Abenteuerliches Herz

„Lebe wild und gefährlich!“ „Dein Leben sei ein Abenteuer!“ Sätze wie diese wurden jungen Menschen vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gerne mit auf den Weg gegeben. „Wild und gefährlich leben“, das galt als das Gegenstück zur spießbürgerlichen Existenz, also zu jenem braven Dasein, das weithin auf den immer gleichen Gleisen dahinläuft, voraussehbar und langweilig, da ihm das Aufregende, Unberechenbare, Gefährliche fehlt. Das „abenteuerliche Herz“ (Ernst Jünger) aber will nicht bloß vor sich hin vegetieren, sondern sehnt sich nach einer Fülle an Erlebnis und Erfahrung. Es kann sich mit der ruhigen Wohlanständigkeit, den Konventionen und Sicherheitsbedürfnissen der Allermeisten nicht abfinden und gibt dem Riskanten selbst dann den Vorzug, wenn es zum Scheitern führt. Lieber ein heroischer Untergang als ein kümmerliches Überleben!

Mit dieser Auffassung war oft die Meinung verbunden, gerade christliches Leben sei eine Ausgeburt und typische Erscheinungsweise des verachteten Spießertums. Das verwundert nicht auf dem Hintergrund des Kulturprotestantismus jener Zeit, der es sich zum vorrangigen Ziel gesetzt hatte, anständige Bürger für den Staat heranzuziehen. Über einen engen, auf das Diesseits ausgerichteten Moralismus hinaus war von diesem Christentum nicht viel zu erwarten. Aber auch die Katholiken wurden von den Angriffen der jungen Wilden nicht verschont. Allsonntäglich fromm zur Kirche gehen zu müssen, um eine Heilige Messe „mit Andacht zu hören“; religiöse Pflichten gehorsam einzuhalten und zu erfüllen; schwere und auch lässliche Sünden tunlichst zu vermeiden; nicht hoch hinaus zu wollen, sondern immer schön recht demütig bleiben zu sollen: Was wäre daran wohl abenteuerlich zu nennen, wo doch alles ausgeschlossen ist, was Spannung verheißen könnte?

Allerdings hätten sich die Kritiker christlich-katholischen Lebens schnell eines Besseren belehren können. Ein Blick in das Neue Testament, zumal die Apostelgeschichte oder die Paulusbriefe (beispielhaft: die autobiographischen Bemerkungen des Völkerapostels in 2 Kor 11,23-12,10), ein wenig Einsicht in die frühkirchlichen Märtyrerakten, etwas Lektüre wirklichkeitsnaher (also nicht nur klischeehaft-erbaulicher) Darstellungen von Heiligenleben und vor allem: nur ein Quentchen eigener Erfahrung des Ringens im Einsatz für das Reich Gottes in uns und um uns – das müsste eigentlich schon ausreichen, jedem dieser vorschnellen Beurteiler klar zu machen, dass es dem Gläubigen um ganz anderes als ein Dasein eng umzirkelter Sittsamkeit und selbstgenügsamer Frömmigkeit geht.

Man braucht dem Christenleben nicht nachträglich und künstlich den Anstrich des Heroischen und Gefahrvollen zu geben. Die Reisen und Kämpfe eines Paulus, Athanasius und Franz Xaver, der totale Einsatz einer Katharina von Siena und Birgitta von Schweden, das Blutzeugnis von Stephanus und Ignatius von Antiochien, von Agnes und Caecilia bis zu Maximilian Kolbe und den ungezählten Märtyrern junger und jüngster Zeit, aber auch das Durchwandern schwerster Prüfungsnächte im Leben eines Wüstenvaters Antonius, eines Johannes vom Kreuz und einer Theresia von Lisieux – alles das gibt Zeugnis vom hohen Abenteuerpotential gelebten Glaubens.

Mit Fug und Recht kann man sagen: Wo der Anruf Gottes aufgenommen wird, da hört ein spießig-kleinkariertes Leben auf. Es beginnt ein Leben in Fülle, wie es der Herr selbst verheißen hat (Joh 10,10). Weil dieses jedoch von den Mächten des unerlösten Ego, von der häufig verdorbenen Umgebung und von unsichtbaren Feinden, also von „Fleisch, Welt und Teufel“, bedroht wird, steht es immer im Zeichen des Kampfes. Zuerst muss das Erdreich des Herzens gepflügt und umgebrochen, Schädliches und Hinderliches gejätet, ausgerissen und vernichtet werden. Dabei bewahrheitet sich das Sprichwort: „Sich selbst bekriegen, der schwerste Krieg – sich selbst besiegen, der herrlichste Sieg.“ Sodann stößt der Christ auch mit der Welt und ihren völlig anders gearteten Maßstäben zusammen, erlebt Un- und Missverständnis, Spott, versteckte und offene Feindschaft. Nur ein starkes und weites Herz übersteht solches, ohne dabei durch Verhärtung, Verbitterung oder Vergiftung geschädigt zu werden. Und nicht zuletzt stehen dem Jünger des Herrn die Fallstricke Satans, seine Lockungen und Quälereien bevor.

Fades Christenleben? Es ist ein Teil der Propaganda des Lügners von Anbeginn, die Sünde als das Interessante, die Tugend als das Langweilige hinzustellen. Tatsächlich aber ist Sünde nicht das Vitamin, sondern eher ein Narkotikum der Seele, ein Betäubungsgift, das dem Herzen den Schwung nimmt und es in gefährlichen Schlaf versetzt, während die echte Tugend von Kraft und Saft strotzt, dem Dasein Farbe und Profil verleiht und es in Spannung hält. Ein abenteuerliches Herz kennt die Wahrheit des Verses von Angelus Silesius: „Wer nicht gekämpft, trägt auch die Kron des ewgen Lebens nicht davon.“ Und es beherzigt daher die Mahnung der heiligen Theresia von Avila: „Die ihr Soldaten Christi seid, ruhet nicht, ruhet nicht, denn es gibt keinen Frieden auf Erden!“

  P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS) 
- Bild: Messfeier am Amazonas; ca. 1957

Montag, 25. Februar 2013

Neuheit christlicher Freiheit: Wahl zwischen Ehe und Ehelosigkeit um der größeren Liebe willen

"Paulus macht sich freilich keine romantischen Illusionen; er ist realistisch genug, um die konkreten Schwierigkeiten des ehelichen Lebens zu sehen. Er spricht von irdischen Nöten, die es mit sich bringt (1 Kor 7,28), und er weiß, dass die neue Schöpfung in dieser Welt nur gebrochen und nie ungeteilt (1 Kor 7,34) Wirklichkeit werden kann. Die ganze und ungeteilte Hingabe an die „Sache des Herrn“ ist nach ihm in der freigewählten Jungfräulichkeit möglich (1 Kor 7,25-38). Sie ist ein eigenes Charisma (1 Kor 7,7), ein neben der Ehe anerkannter eigener Stand.

Dass Frauen und Männer aus bisherigen sozialen Rollenzwängen ausbrechen können und ihr Frau- und ihr Mannsein in neuer Weise leben können, die nicht Eigenbrötelei und nicht individualistisches Junggesellentum ist, ist Ausdruck der Neuheit christlicher Freiheit, die in der Liebe wirksam wird (Gal 5,6). Sie erlaubt, ganz für den Herrn und ganz für andere da zu sein. Diese Befreiung aus sozialen Zwängen hat in der jungen Christenheit offensichtlich viele Frauen vor allem aus höheren Ständen angezogen und zum Christentum hingezogen.

Die Möglichkeit des um der größeren Liebe willen freigewählten Unverheiratetseins hat Rückwirkungen für ein neues Verständnis des Verheiratetseins. Das Verheiratetsein ist nun ebenfalls nicht mehr ein naturnotwendiger biologischer oder soziokultureller Zwang, sondern eine Lebenswahl, die der Freiheit der Kinder Gottes entspringt, und die Ehe wird zu einer Institution der christlichen Freiheit. Dabei sind beide Stände, Ehe und Jungfräulichkeit gegenseitig aufeinander verwiesen. Sie stützen sich gegenseitig, oder beide geraten gemeinsam in Krise, wie wir es gegenwärtig leider erleben... "


Walter Kardinal Kasper; aus dem sehr beachtenswerten Vortrag zum Thema: "Das Zusammenwirken von Frauen und Männern im Dienst und Leben der Kirche“ am 20.02.2013 in Trier





Samstag, 26. Januar 2013

Kirche und Karneval


Im Laufe der christlichen Jahrtausende ist der Schatz an liturgischen Festen stetig gewachsen. Dabei hat die Kirche ihre wahrhaft katholische Überlegenheit oft gerade darin erwiesen, dass sie Bräuche, die dem Heidentum entstammten, ihrem eigenen Kult einverleibte.

Gewiss mussten diese Traditionen zuerst von allen irrigen, abergläubischen und krausen Elementen gereinigt werden, um eine geeignete Ausdrucksform für christliche Glaubensgeheimnisse sein zu können. War das aber geschehen, so bestand kein Grund mehr, sich über den heidnischen Ursprung solcher Feste und Bräuche zu beunruhigen. 

Es bereitet uns z.B. keine Schwierigkeiten, dass Weihnachten seinen Platz bei der winterlichen Sonnenwende gefunden hat, da es ja wirklich den Aufgang des wahren Lichtes bedeutet. Ebenso wenig stören wir uns daran, dass Ostern bei uns mit dem Frühlingsanfang zusammenfällt, hat doch der Gekreuzigte und Auferstandene mit Sünde, Tod und Teufel die eigentliche, tiefste Kälte und Finsternis besiegt und der Kreatur Keime zu neuem Leben, neuem Erblühen verliehen.

Die heidnischen Kulte, die diese Etappen des Jahreszyklus einst markierten, sind also nun im christlichen Mysterium überwunden und überhöht worden. Bei anderen unserer Feste und Bräuche stößt man ebenfalls, gräbt man nur tief genug, auf vorchristliche Ursprünge ähnlich den Resten römischer Tempel, auf denen die Christenheit dem wahren Gott Kirchen erbaute. 

Auch in unseren Tagen gibt es das Bemühen, den liturgischen Reichtum zu vermehren, und wieder greift man auf heidnisches Erbe zurück: Fastnacht zieht in unsere Gotteshäuser ein! Karnevalistische Aufzüge machen längst nicht mehr vor dem Kirchenportal halt, sondern marschieren oft in grell-bunter Aufmachung und mit Trara, lärmend und lachend hinein in den geweihten Raum. Die Gestaltung des Gottesdienstes hat sich dem natürlich anzupassen; denn in einem fastnachtlich geschmückten Rahmen und vor maskierter Gemeinde wirken der streng liturgisch gewandete Geistliche und die messbuchgetreu gehaltene Liturgie nun einmal reichlich deplaziert. Versteht sich von selbst, dass von der Predigt bei derartigen Feiern anderes erwartet wird als Lehre, Ermahnung und Erbauung. 

Aber vielleicht sollte man die Fastnachts-Unruhe an heiliger Stätte einfach durchhalten? Es bedarf nun einmal einiger Zeit, bis die Assimilation heidnischen Erbes – in diesem Fall der alten Wintervertreibung und Begrüßung des wiederkehrenden Frühlings, durchsetzt mit Spuren des germanischen Julfestes und der römischen Saturnalien – in das kirchliche Leben geglückt ist. Dann aber wird das „Fest des heiligen Karneval“ seinen Platz innerhalb des liturgischen Jahres mit friedlicher Selbstverständlichkeit behaupten… 

Allerdings hatte die Fastnacht schon in die christliche Kultur Einzug gehalten, bevor man an Narrenmessen und dergleichen überhaupt nur zu denken wagte. Darauf weist auch die Deutung von „Fas(t)nacht“ als „Nacht vor dem Fasten“ hin (eine andere ist die von mittelhochdeutsch „vasen“ = „umherschwärmen, ausgelassen sein“). Dem entspräche auch die Herleitung des „Karneval“ von „carne vale“ = „Fleisch, lebe wohl!“, die sich neben derjenigen von „carrus navalis“ = „Schiffswagen“ gut behaupten kann und ausserdem zu dem Fastnachtsschlager passt: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei…“ 

Karneval als betont weltliche Feierlichkeit unter Christen, bei der man sich vor der vierzigtägigen Fastenzeit noch einmal, gleichsam „zum Abgewöhnen“, den Genüssen des Lebens überließ, sich verkleidete und der Ausgelassenheit frönte, hat es also auch früher schon gegeben, und es ist bemerkenswert, dass sich hier gerade katholische Gegenden – in Deutschland Köln und Mainz – besonders hervortaten.

Die Kirche betrachtete das Treiben mit einem wohlwollenden und einem gestrengen Auge. So wäre es mancherorts undenkbar gewesen, dass nicht auch der Herr Pfarrer in Form einer geist- und humorvollen Büttenrede (freilich: außerhalb des Gotteshauses!) seiner karnevalistischen Pflicht entsprochen hätte. Zugleich aber sühnte man an den drei wildesten Tagen anbetend vor dem Allerheiligsten, die Priester erhielten für die Beichte weitreichende Absolutionsvollmachten und die Gläubigen besondere Ablässe für den Kirchenbesuch. 

In dieser Haltung erkennen wir die Weisheit der Kirche. Der Versuch hingegen, die Fastnacht zu „liturgiesieren“, ist in jeder Hinsicht verfehlt. Im Heiligtum hat das karnevalistische Treiben nichts zu suchen. Die unblutige Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Jesu Christi zur spaßigen Veranstaltung zu machen, bedeutet nicht, Heidnisches christlich zu überhöhen, sondern das Christentum neuheidnisch zu erniedrigen!


P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad 


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)




Foto: Narrensprung in Weingarten; Andreas Praefcke; wikimedia commons


Mittwoch, 26. Dezember 2012

Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen

 

Quelle: hier

(Vergrößern der Schrift durch Drücken der Taste "Strg" und gleichzeitigem Scrollen mittels Maus-Rädchen. Zurückstellung auf "normale" Größe durch Drücken der Taste "Strg" und gleichzeitigem Drücken der Taste "0 (Null)".)



Hl. Stephanus, bitte für uns
und für alle verfolgten und bedrängten Christen!


"Die Christen haben in der öffentlichen Meinung des Westens schlechte Karten. Sie werden gesehen, in der Geschichte, als Kreuzzügler, als Reaktionäre, als im Inneren repressiv, als eine überwundene Kulturstufe. Christen haben wenig Chancen, als Opfer dazustehen, sie werden allenfalls achselzuckend als Kollateralschäden wahrgenommen in einer insgesamt so erfreulichen Entwicklung wie dem Aufstand der arabischen Gesellschaften gegen ihre Diktatoren. Da muss man diesen kleinen Schönheitsfehler, dass die Christen dabei ihre Existenz verlieren werden, einfach hinnehmen." 




Open Doors Weltverfolgungsindex 2012:




Aktuelle Berichte über Misshandlungen von Christen anlässlich des Weihnachtsfestes 2012:

Weiteres zum Thema Christen in Bedrängnis:
(teils via Elsa mit Dank!)

Hilfswerke:

Montag, 17. Dezember 2012

Vakuum

"Die organisierte Religion erfindet keinen Aberglauben, sie hält ihn im Zaum. Sobald organisierter Glaube zerstört wird, wird er von dem unmöglichsten Aberglauben überwuchert, von dem es jetzt wie Maden in den Wunden des Christentums wimmelt."

Fürstin Gloria von Thurn und Taxis
am 24.03.2011 in Berlin bei "DisputBerlin"
(YouTube-Video bei ca. min 34,27)

Samstag, 17. November 2012

Das Handeln kann niemals Quelle der Wahrheit sein

"Im dritten programmatischen Artikel von Rainer Bucher, Pastoraltheologe in Graz, wird behauptet, dass bereits die Aussage, dass es sich beim Konzil „bloß“ um ein „Pastoralkonzil“ gehandelt habe, eine „Leugnung“ des Konzils darstellt. Seine pastorale Ausrichtung sei doch gerade der entscheidende Methodenwechsel.

Durch die „innere Durchdringung von Dogmatik und Pastoral“ sei ein neues Verhältnis von Leben und Lehre entstanden: Es könne keine Theologie mehr unabhängig von der Lebenspraxis geben. Darin bestehe der „zentrale Fortschritt des ganzen Konzils. Dies werde auch durch den Titel „Pastoralkonstitution“ unterstrichen, sind doch Konstitutionen „im Sprachgebrauch des modernen Staatsrechts verfassungsgebende Texte.“

Was einst mit den Begriffen „Orthodoxie“ gegen „Orthopraxie“ ausgefochten wurde, wird hier wieder aufgewärmt. Wenn sich die Pastoral ihre eigene Lehre schafft, wird dies mit der völligen Preisgabe des definierten Glaubens enden. Das Christentum würde zur reinen Lebenspraxis herunternivelliert. Das Handeln kann aber niemals Quelle der Wahrheit sein."


Michael Karger in einer kritischen Würdigung des Sonderhefts "Konzil im Konflikt" der Herder Korrespondenz (Spezial) 2/2012, Die Tagespost Nr. 137, 15. November 2012


Weiteres zum Thema:

Donnerstag, 8. November 2012

Auch Logik und Wissenschaft beruhen auf Glauben

Logik und Wissenschaft beruhen auf Glauben, nämlich auf dem Glauben an die Gültigkeit von Axiomen. Ein Axiom ist eine nicht beweisbare Grundlage einer Wissenschaft; so beruhen Logik, Mathematik, Physik und so weiter auf Axiomen. Das Wort Axiom kommt aus dem Griechischen àxios für würdig: ein Axiom ist würdig, geglaubt zu werden.

Wie jede Wissenschaft bedarf auch die Theologie der Axiome. Ein fundamentales Axiom der christlichen Theologie heißt: Gott ist die Liebe. Anerkennt man dieses Axiom, so steht aus logischen Gründen jene Religion Gott am nächsten, die das höchste Liebesgebot hat.

Und diese Religion ist das Christentum mit seinem Gebot der Liebe bis hin zur Feindesliebe um des Feindes willen: "Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen" (Mt 5,44). Und es ist gerade dieses Gebot, das dem Christen verbietet, Anhänger anderer Religionen geringzuschätzen. Seine Missionsmaxime heißt: Achte einen jeden Menschen, deinen Glauben aber lebe.

Max Thürkauf in: New Age und die moderne Wissenschaft; Johannes-Verlag Leutesdorf; 4.Aufl. AD 1995, S. 28f  (s. Quellen)


Mittwoch, 7. November 2012

Die Flucht vor dem Gewissen

Das Gewissen, auf das sich die "mündig gewordenen Menschen" beziehen, besteht - auch wenn sie es nicht wahrhaben wollen - in den Geboten Gottes, die in eines jeden Menschen Herz eingeschrieben sind. Sie merken daher, wenn sie mit ihrer genussorientierten Lebensführung etwas Böses tun - sie merken, wenn sie sündigen.

Das Gewissen sagt ihnen auch, dass der Mensch für seine Sünden zur Rechenschaft gezogen wird. Rechenschaft aber kann nur von einer Person gefordert werden, und die Rechenschaft über das ganze Leben eines Menschen nur von einer Person, die absolut gerecht ist und hoch über allem menschlichen Dasein steht: Gott.

Wenn sich nun jemand dem Gericht über seine Lebensführung entziehen und aus welchen Gründen auch immer trotzdem religiös sein will, muss er sich einer Religion anschließen, die keinen persönlichen Gott kennt. Also wenden sich die "New Age"-Anhänger fernöstlichen Religionen zu.

Begreiflicherweise müssen sie jene Religion ganz besonders ablehnen, in welcher der Eine Gott als ein Dreieiner in den Personen Vater, Sohn und Heiliger Geist wirkt und der überdies in seiner zweiten Person Mensch geworden ist: das Christentum.

Max Thürkauf in: New Age und die moderne Wissenschaft; Johannes-Verlag Leutesdorf; 4.Aufl. AD 1995, S. 13 (s. Quellen)

Montag, 10. September 2012

Die Wahrheitsfrage



"Die Ausklammerung des Diskurses über die Wahrheit führt zur oberflächlichen Gleichstellung aller Religionen, die so im Grunde ihres Heilspotentials entledigt werden. Die Behauptung, daß alle wahr sind, ist gleichbedeutend mit der Erklärung, daß alle falsch sind. Die Wahrheitsfrage zu opfern ist mit der christlichen Sicht unvereinbar."

Internationale Theologenkommission, Das Christentum und die Religionen, 30.09.1996 (ganzer Text: bitte HIER klicken!)


Foto: Deckengewölbe der Crypta von Santa Cecilia in Trastevere, Rom; Lawrence OP

Donnerstag, 26. Juli 2012

Reform oder Häresie?

Dieser Blogger ist ZdK-Allergiker mit Formlosigkeits-intoleranz!
(z. B.)
"Die Frage, ob eine Bewegung, eine Richtung, eine Partei mit dem Geiste Christi und der Lehre seiner heiligen Kirche verträglich ist, kann nicht danach beantwortet werden, wie sich die Vertreter derselben expressis verbis formal zum Christentum und zur Kirche stellen.

Die meisten Häresien haben sich zunächst nicht als Gegner der Kirche, sondern als "Reformatoren" aufgespielt. Sie haben material Sätze aufgestellt, die der wahren Lehre Christi widersprachen und ein Ethos gepflegt, das mit dem Geiste Christi unverträglich war, dabei aber beides als das wahre Christentum, ja oft als die eigentliche und ursprüngliche Lehre der Kirche hingestellt.

Wenn also die subjektive Meinung über die Verträglichkeit ihrer Thesen mit der christlichen Lehre aus dem Munde häretischer Theologen oder primär religiös interessierter häretischer Laien keinerlei Gewähr bietet für ihre dogmatisch einwandfreie Natur, so hat erst recht die Versicherung der Führer einer politischen Bewegung, die von der Lehre der Kirche und dem Geist Christi so viel verstehen und wissen wie der Esel vom Harfenspiel, nicht die geringste Bedeutung für die Frage, wie sich ein Katholik zu diesen Bewegungen stellen muss..."


Dietrich von Hildebrand in der Zeitschrift "Der christliche Ständestaat" Nr. 45, 14.10.1934, im Aufsatz "Ceterum censeo...!" bzgl. der Frage, ob der Nationalsozialismus mit dem Christentum vereinbar ist (ist aber genauso anwendbar auf heutige Bewegungen innerhalb und außerhalb der Kirche); publiziert in: DvH Memoiren und Aufsätze gegen den Nationalsozialismus 1933-1938 (s. Quellen)

Donnerstag, 12. Juli 2012

"Titanic" oder doch lieber katholisch?

Eine Anmerkung zur "Titanic"- Geschmacklosigkeit

Es stellt sich die Frage, wo man dem Frieden und einer wahren Mitmenschlichkeit wohl näher kommt:
auf der "Titanic" oder im "Schiff Petri", sprich der katholischen Kirche...


 
(Es ist unerläßlich), "daß die sozialen Kommunikationsmittel leidenschaftlich den Menschen als Person verteidigen und seine Würde vollkommen achten." 

Papst Benedikt XVI.(WKM 2008, 4)


Lieber katholisch.
 

Hintergrund:

Vatikan hat Erfolg: Gericht stoppt Satiremagazin 'Titanic' (10. Juli 2012)
‚Satire’, Karikatur und Zynismus: der Anfang des Christentums (11.7.2012)
Die dumm-dreiste Behauptung eines dt. Journalistenverbandes (11.7.2012)
Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...