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Samstag, 18. März 2017

Ein Jahr "Amoris laetitia" - ein Jahr des Ringens um die authentische Interpretation des Schreibens

Eines ist klar: Es gibt für Katholiken weder Ehescheidung noch eine zweite oder weitere Eheschließung (nach einer gültig geschlossenen und vollzogenen Ehe): solange der Ehepartner lebt. Schon die alten Propheten sahen in der Ehe ein Abbild des Bundes zwischen Gott und seinem Volk.

Der Völkerapostel Paulus beschreibt die Ehe  als Abbild Christi und seiner Kirche (vgl. Eph 5,32) und niemals würde Christus sich von seiner Kirche trennen, oder eine Andere zur Braut nehmen. Die katholische, sakramentale Ehe ist kein Ideal, sondern eine Wirklichkeit - so wie ein getaufter Mensch eine neue Schöpfung ist. "Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden." (2. Kor. 5,17)

Jesu Worte zur Ehescheidung und Heirat eines bzw. einer Anderen sind unmissverständlich und gelten auch heute noch (s. Lk 16,18, Mt 5,31ff, Mk 10,11). Niemand kann Jesu Wort relativieren, auch nicht mit dem Verweis auf seine (Pseudo-)Barmherzigkeit. Denn Gottes Gesetz ist Barmherzigkeit und Wahrheit - wie sollte seine Nichtbeachtung oder Verkehrung denselben Anspruch erheben können?


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Verlorene Einheit in der Lehre durch AL

Die sog. Exhortation (Mahnschreiben) von Papst Franziskus wurde am 19. März 2016 veröffentlicht. Das päpstliche Dokument ist großenteils Frucht der beiden vorausgegangenen Bischofssynoden 2014 und 2015 zum Thema Ehe und Familie. Hier der Wortlaut von "Amoris laetitia", zu deutsch: "Die Freude der Liebe".

Während sich zahlreiche - "liberale" wie "konserative" - Gläubige und Theologen darüber einig sind, dass "Amoris Laetitia" einen Bruch mit der bisherigen Lehre der Kirche darstellt - vor allem über die Eucharistie, die Ehe und das Bußsakrament, bis hin zu einem anderen "Verständnis von Kirche" (Magnus Striet)  (s. z. B. hier oder hier) -, versuchen nicht wenige glaubenstreue Gläubige, Priester, Bischöfe und Kardinäle, "Amoris laetitia" (AL) im Lichte der Tradition des Lehramtes zu lesen und zu deuten. Letztere Lesart ist denn auch die einzige, die - ohne Rücknahme, Konkretisierung oder Korrektur des Textes - die Glaubwürdigkeit der Kirche nicht infrage stellen würde.

Dass dies kein leichtes Unterfangen ist, wird deutlich, wenn man z. B. die klaren, in der 2000jährigen Tradition der Kirche wurzelnden Ausführungen von Weihbischof Athanasius Schneider (Astana/ Kasachstan) zur Problematik von AL und seine Bitte an den Heiligen Vater um eine authentische, dem Willen Gottes entsprechende verbindliche Interpretation liest:

"Amoris laetitia": Klärungsbedarf zur Vermeidung einer allgemeinen Verwirrung (April 2016) (auch: hier) (als Broschüre zu bestellen bei der Priesterbruderschaft St. Petrus, z. B. hier im Online-Shop; Update: leider vergriffen seit Nov. 2017)

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Papst Franziskus äußert sich zum Verständnis von AL

Die Behauptung, dass Papst Franziskus sich nicht zum Streit um die Auslegung einiger Aussagen von "Amoris laetitia" geäußert habe, ist falsch. Abgesehen von der denk- und merkwürdigen Aussage über Kritiker - jene ("einige") würden "es noch immer nicht verstehen" (vgl. hier und hier) -  hat Franziskus wenigstens zwei Male klar formuliert, welche Interpretation für die umstrittenen Formulierungen aus AL, die die Möglichkeit des Sakramentenempfangs für zivil wiederverheiratete Geschiedene betreffen, gelten soll:

1. sagte Franziskus am 16. April 2016 während der Pressekonferenz auf dem Rückflug von Lesbos auf die Frage des Journalisten des Wall Street Journal, Francis Rocca, ob es neue, konkrete Möglichkeiten in Bezug auf die Disziplin, die den Zugang der wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten regelt, gebe - oder nicht gebe:
"Ich könnte sagen: „Ja“ und nichts weiter. Aber das wäre eine zu enge Antwort. Ich empfehle Ihnen allen, die Präsentation zu lesen, die Kardinal Schönborn gehalten hat, der ein großer Theologe ist. Er ist Mitglied der Kongregation für die Glaubenslehre und kennt die Lehre der Kirche gut. In jener Präsentation wird Ihre Frage ihre Antwort finden. Danke."
Dort resümiert Kardinal Schönborn: "Im Sinne dieser 'via caritatis' (AL 306) sagt der Papst dann schlicht und einfach in einer Fußnote (351), dass auch die Hilfe der Sakramente in gewissen Fällen gegeben werden kann, wenn 'irreguläre' Situationen vorliegen."

Franziskus bestätigt durch sein "Ja" gegenüber dem Journalisten Rocca und dem Verweis zu den durch ihn autorisierten Aussagen von Kard. Schönborn die - bis dahin unmögliche - kasuistisch begründete Möglichkeit, dass Personen, die in irregulären Verhältnissen leben, guten Gewissens die Sakramente empfangen können (vgl. dazu die Ausführungen von Ludwig Gerhard Kardinal Müller in Oviedo s. unten).

2. beglückwünschte er am 05. September 2016 schriftlich die argentinischen Bischöfe zu ihrer Richtlinie zur situationsbedingten (kasuistisch begründeten) Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion und nannte diese eine den vollen Sinn erfassende Auslegung des VIII. Kapitels von AL. Und wörtlich: "Es gibt keine anderen Auslegungen."
Update Dezember 2017: Die Richtlinien der argentinischen Bischöfe sowie die Bestätigung ihrer Auslegung von Amoris Laetitia durch den päpstlichen Brief (Epistula Apostolica) vom 05.09.2016 fanden nun Eingang in die Oktober-Ausgabe des Jahres 2016 der Acta Apostolicae Sedis (AAS), des Amtsblatts des Apostolischen Stuhls (S. 1072 - 1075). Als zusätzliche und unmissverständliche Manifestation der Bedeutung beider Dokumente weist Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Namen des Papstes darauf hin, der Papst (Pontifex Maximus) habe bestimmt, dass beide Dokumente dem authentischen Lehramt zuzuschreiben sind (AAS Seite 1075, datiert vom 05. Juni 2017).
Einen umfassenden Kommentar dazu findet man auf dem Blog von vatican-history - inclusive zahlreicher weiterführender Links: siehe hier.


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Amoris laetitia und kein Ende

Seit dem Erscheinen von "Amoris laetitia" im März 2016 nimmt die Diskussion um die Interpretation des Textes kein Ende. Fast täglich gibt es - auch fast ein Jahr nach der Veröffentlichung - noch immer neue Statements, in denen AL von interessierter Seite entweder als vermeintlicher Aufbruch in eine neue Ära des kirchlichen Verständnisses von Ehe und Familie, also als Änderung der Doktrin - oder zumindest der Pastoral, wenn dies möglich wäre - gedeutet und gefeiert wird, oder aber als Bestätigung der bisherigen Lehrverkündigungen.

Das große Problem von "Amoris laetitia" besteht nicht darin, dass es (auch) im Sinne der Tradition und in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche gelesen und verstanden werden kann, sondern darin, dass AL durch mangelnde Eindeutigkeit, unklare Formulierungen und Zweideutigkeiten unterschiedlich - und eben auch in Widerspruch zur Lehre der Kirche verstanden werden könnte. Dies bedeutet Verunsicherung bzw. Verwirrung unter den Gläubigen sowie in der pastoralen Anwendung von AL und somit eine Gefahr für das Heil der Seelen.






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Aus dem Redemanuskript des Vortrags "Was dürfen wir von der Familie erwarten?", den Kard. Müller am 04. Mai 2016 im Priesterseminar von Oviedo (Spanien) gehalten hat:

"Der Grundsatz ist, dass niemand ein Sakrament – die Eucharistie – wirklich empfangen wollen kann, ohne gleichzeitig den Willen zu haben, den anderen Sakramenten, darunter dem Ehesakrament, gemäß zu leben. Wer auf eine dem Eheband entgegengesetzte Art und Weise lebt, widersetzt sich dem sichtbaren Zeichen des Ehesakraments. Was seine Existenz im Leib betrifft, macht er sich zum „Gegenzeichen“ der Unauflöslichkeit, auch wenn ihn subjektiv keine Schuld trifft.

Gerade deshalb, weil sich sein Leben im Leib dem Zeichen entgegenstellt, kann er nicht am höchsten eucharistischen Zeichen teilhaben, in dem sich die menschgewordene Liebe Jesu manifestiert, indem er die Kommunion empfängt. Würde ihn die Kirche zur Kommunion zulassen, so würde sie das begehen, was Thomas von Aquin „Falschheit in den sakramentalen Zeichen“ nennt.(1)

Dies ist keine überzogene Schlussfolgerung der Lehre, sondern die Grundlage selbst der sakramentalen Verfassung der Kirche (...). Die Kirche kann diese Architektur nicht verändern, weil sie von Jesus selbst stammt, weil die Kirche hier entstand und sich hierauf stützt, um auf den Wassern der Sintflut zu fahren. Die Disziplin in diesem bestimmten Punkt zu ändern, einen Widerspruch zwischen Eucharistie und Ehesakrament zuzulassen, würde notwendigerweise bedeuten, das Glaubensbekenntnis der Kirche zu ändern. Denn sie lehrt und übt die Harmonie zwischen allen Sakramenten, die sie von Jesus empfangen hat. Über den Glauben an die unauflösliche Ehe – nicht als fernstehendes Ideal, sondern als konkrete Handlungsweise – ist Märtyrerblut vergossen worden."
 (1) Vgl. Thomas von Aquin, S.Th. III q. 68 a. 4 co.

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Linkliste zum Nachsynodalen Apostolischen Schreiben "Amoris Laetitia":



Correctio filialis de haeresibus propagatis
 
August/ September 2017: Veröffentlichung einer "Correctio filialis de haeresibus propagatis", einer "Zurechtweisung wegen verbreiteter Irrlehren", die gläubige Katholiken an Papst Franziskus gerichtet hatten, dieser jedoch nicht willens war zu beantworten. Mit der Correctio gibt es einen weiteren Versuch von katholischen Gläubigen, Papst Franziskus für die Zweifelhaftigkeit der in Amoria Laetitia gemachten Aussagen zu sensibilisieren und die daraus erfolgenden Gefahren für den Glauben und für das Seelenheil der Gläubigen aufzuzeigen.

Die "Correctio filialis" steht in der Nachfolge der Mahnschrift von Weihbischiof Schneider (Astana) (auch: hier) sowie der "Dubia"-Note von fünf Kardinälen, die ebenfalls an Papst Franziskus adressiert ist und ebenfalls von diesem (bis jetzt) nicht beantwortet wurde.



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Pater Engelbert Recktenwald FSSP: Amoris laetitia und das Gewissen (soundcloud Februar 2017)



Verwirrung und Widersprüchliches durch Amoris laetitia:


Weiterführende Links:

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Montag, 24. November 2014

Weihbischof Athanasius Schneider über die Außerordentliche Bischofssynode 2014

Das folgende Interview, das Bischof Athanasius Schneider, Weihbischof der Erzdiözese der Allerheiligsten Jungfrau Maria in Astana, Kasachstan, Dr. Isabella Parowicz gab, wurde in der polnischen Zeitschrift Polonia Christiana veröffentlicht.

1. Exzellenz, was ist Ihre Meinung zur jüngsten Synode über die Familie? Was ist deren Botschaft für die Familie?

Während der Synode gab es Augenblicke offensichtlicher Manipulation seitens einiger Geistlicher, die Schlüsselpositionen in der Redaktions- und Leitungssturktur der Synode einnahmen. Der Zwischenbericht (Relatio post disceptationem) war eindeutig ein vorgefertigter Text ohne Bezug zu den tatsächlichen Aussagen der Synodenväter. In den Abschnitten über Homosexualität, Sexualität und "wiederverheiratete Geschiedene" und deren Zulassung zu den Sakramenten vertrat der Text eine radikale, neuheidnische Ideologie. Das ist das erste Mal in der Kirchengeschichte, dass ein solcher heterodoxer Text als Dokument einer offiziellen Versammlung katholischer Bischöfe unter der Leitung eines Papstes veröffentlicht wurde, unbeschadet der Tatsache dass der Text nur einen vorläufigen Charakter besaß.

Dank sei Gott und den Gebeten der Gläubigen auf der ganzen Welt, dass eine konsistente Anzahl von Synodenvätern diese Agenda entschlossen abgelehnt hat, die den verdorbenen und heidnischen Mainstream unserer Zeit widerspiegelt, der weltweit durch politischen Druck und durch die fast allmächtigen offiziellen Massenmedien durchgesetzt wird, die den Prinzipien der weltweiten Gender-Ideologie-Partei loyal sind.

Eine solches, wenn auch nur vorläufiges Synodendokument ist eine wirkliche Schande und ein Hinweis auf das Ausmaß, in dem der Geist der antichristlichen Welt in so wichtige Ebenen des Lebens der Kirche eingedrungen ist. Dieses Dokument wird für künftige Generationen und für die Historiker ein schwarzer Flecken sein, der die Ehre des Apostolischen Stuhls beschmutzt hat.

Glücklicherweise ist die Schlussbotschaft der Synodenväter ein echt katholisches Dokument, das die göttliche Wahrheit über die Familie ausdrückt, ohne über die tieferen Wurzeln der Probleme zu schweigen, das heisst, über die Realität der Sünde. Es gibt echt Mut und Trost für katholische Familien. Ich zitiere: "Wir denken an die vom Leben auferlegten Lasten und Leiden, die durch ein Kind mit besonderen Bedürfnissen entstehen kann, durch schwere Krankheit, durch die Schwierigkeiten des Alters oder durch den Tod eines geliebten Menschen. Wir bewundern die Treue so vieler Familien, die diese Leiden mit Mut, Glauben und Liebe ertragen. Sie betrachten sie nicht als eine ihnen auferlegte Last, sondern als etwas, in dem sie sich selber geben und die Leiden Christi in der Schwachheit des Fleisches sehen.

Die eheliche Liebe, die einzigartig und unauflösliche ist, hält trotz vieler Schwierigkeiten durch. Sie ist eines der schönsten und zugleich am weitesten verbreiteten Wunder. Diese Liebe breitet sich durch Fruchtbarkeit und Zeugung aus. Sie umfasst nicht nur die Zeugung von Kindern, sondern auch die Gabe des göttlichen Lebens in der Taufe, die religiöse Unterweisung und die Ausbildung der Kinder...

 Die Anwesenheit der Familie von Jesus, Maria und Joseph in deren bescheidenem Haus schwebt über euch".

2. Wer eine Änderung der kirchlichen Lehre zu moralischen Fragen (z.B. Zulassung „wiederverheirateter Geschiedener“ zur Heiligen Kommunion oder eine Form der Zulassung homosexueller Lebensgemeinschaften) erwartet hat, wurde wahrscheinlich durch die Schlussrelatio enttäuscht. Existiert aber nicht die Gefahr, dass eine Infragestellung und Diskussion von Dingen, die für die Lehre der Kirche grundlegend sind, zukünftig die Türen für schwere Missbräuche und für ähnliche Versuche einer Revision der kirchlichen Lehre öffnen können?

Es geht um ein göttliches Gebot, in unserem Fall um das sechste Gebot, um die absolute Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe. Eine von Gott bestimmte Regel, d.h. dass jene, die sich im Zustand schwerer Sünde befinden, nicht zur Heiligen Kommunion zugelassen werden können, wird durch den heiligen Paulus in seinem durch den Heiligen Geist inspirierten Brief in 1. Korinther 11,27-30 gelehrt. Darüber kann man nicht abstimmen, so wie man niemals über die Gottheit Christi abstimmen könnte.

Eine Person, die sich in einem unauflöslichen sakramentalen Eheband befindet und ungeachtet dessen eine dauerhafte eheähnliche Lebensgemeinschaft mit einer anderen Person unterhält, ist durch göttliches Gesetz vom Empfang der Heiligen Kommunion ausgeschlossen. Würde man das nicht beachten, so käme das einer von der Kirche öffentlich gemachten Erklärung gleich, durch die man auf verwerfliche Weise eine Leugnung der Unauflöslichkeit der christlichen Ehe legitimieren und gleichzeitig das sechste Gebot Gottes "Du sollst nicht ehebrechen" aufheben würde.

Keine menschliche Institution, nicht einmal der Papst oder ein Konzil, besitzen die Autorität und Kompetenz, eines der zehn Gebote oder die göttlichen Worte Christi auf irgendeine, auch nicht geringste oder indirekte Weise aufzuheben: "Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“ (Mt 19,6).

Ungeachtet dieser leuchtenden Wahrheit, die immer und gleichbleibend - weil unveränderlich - durch alle Zeiten vom kirchlichen Lehramt bis in unsere Tage, zum Beispiel in "Familiaris consortio" vom heiligen Johannes Paul II, im Katechismus der Katholischen Kirche und von Papst Benedikt XVI. gelehrt wurde, hat man auf der Synode über die Frage der Zulassung sogenannter "wiederverheirateter Geschiedener" zur Heiligen Kommunion abgestimmt. Diese Tatsache ist schwerwiegend und verrät eine Haltung der klerikalen Arroganz gegenüber der göttlichen Wahrheit des Wortes Gottes.

Der Versuch, über die göttliche Wahrheit und über das göttliche Wort abzustimmen, ist jener unwürdig, die als Vertreter des Lehramtes das Depositum fidei als gute und treue Verwalter (vgl. Math 24,45) eifrig weitergeben müssen. Durch die Zulassung "wiederverheirateter Geschiedener" zur Heiligen Kommunion etablieren diese Bischöfe nach eigenem Gutdünken eine neue Tradition und übertreten damit das Gebot Gottes, so wie Christus einst die Pharisäer und Schriftgelehrten deswegen tadelte (vgl. Mt 15,3). Noch schwerwiegender ist die Tatsache, dass diese Bischöfe versuchen, ihre Untreue gegenüber dem Worte Christi durch Argumente wie "pastorale Notwendigkeit", "Barmherzigkeit", "Offenheit für den Heiligen Geist" zu legitimieren.

Außerdem haben sie keine Angst und keine Skrupel, die wahre Bedeutung dieser Wörter in einem gnostischen Sinn zu verdrehen, indem sie zugleich jene, die ihnen widersprechen und das unveränderliche göttliche Gebot und die nicht vom Menschen gemachte Tradition verteidigen, als starr, skrupelhaft oder traditionalistisch etikettieren.

Während der großen arianischen Krise des 4. Jahrhunderts wurden die Verteidiger der Gottheit des Gottessohnes auch als "unnachgiebig" oder als "Traditionalisten" gebrandmarkt. Der heilige Athanasius wurde sogar von Papst Liberius exkommuniziert. Der Papst begründete das mit dem Argument, dass Athanasius mit den orientalischen Bischöfen, die meist Häretiker oder Halb-Häretiker waren, nicht in Gemeinschaft war. Basilius der Große erklärte in dieser Situation folgendes: "Nur eine Sünde wird heute hart bestraft: die aufmerksame Beachtung der Überlieferungen unserer Väter. Aus diesem Grund werden die Guten aus ihren Positionen verdrängt und in die Wüste geschickt“ (Ep. 243).

Die Bischöfe, welche die heilige Kommunion für "wiederverheiratete Geschiedene" befürworten, sind die neuen Pharisäer und Schriftgelehrten, weil sie das Gebot Gottes vernachlässigen, indem sie damit zur Tatsache beitragen, dass aus dem Leib und dem Herzen der "wiederverheirateten Geschiedenen" weiterhin „Ehebruch hervorgeht" (Mt 15,19). Sie wollen nämlich damit eine äußerlich "saubere“ Lösung und in den Augen derer, welche die Macht haben (die Massenmedien, die öffentliche Meinung), „sauber“ dastehen. Wenn sie allerdings einst vor dem Richterstuhl Christi erscheinen, werden sie sicherlich zu ihrer Bestürzung diese Worte Christi hören: „Was zählst du meine Satzungen auf, was redest du von meinem Bund, da du doch Zucht hasst und meine Worte hinter dich wirfst? ... Du hast deinen Anteil an den Ehebrechern“ (Ps 50/49,16-18).

Der Schlussbericht der Synode enthält leider auch den Absatz mit der Abstimmung über eine Zulassung „wiederverheirateter Geschiedener“ zur Heiligen Kommunion. Auch wenn er die erforderlichen zwei Drittel der Stimmen nicht erreichte, bleibt die Sorgen und erstaunliche Tatsache, dass die absolute Mehrheit der anwesenden Bischöfe zugunsten einer Zulassung "wiederverheirateter Geschiedener“ zur Heiligen Kommunion abgestimmt hat, ein trauriges Spiegelbild der geistlichen Qualität des katholischen Episkopats in unseren Tagen.

Darüber hinaus ist traurig, dass dieser Absatz, der die erforderliche qualitative Mehrheit nicht erreichte, in der Schlussrelatio verblieben ist und für eine weitere Diskussion an alle Diözesen gesendet wird. Das wird die Verwirrung in der Lehre bei Priestern und Gläubigen sicherlich nur erhöhen, weil dadurch der Eindruck erweckt wird, dass die göttlichen Gebote und die göttlichen Worte Christi und die des Apostels Paulus menschlicher Entscheidungsfindung zur Verfügung gestellt werden. Ein Kardinal, der offen und nachdrücklich eine Zulassung „wiederverheirateter Geschiedener“ zur Heiligen Kommunion und sogar die schändlichen Aussagen des Zwischenberichtes über homosexuelle "Ehe" unterstützte, zeigte sich mit dem Schlussbericht unzufrieden und erklärte, ohne zu erröten: "Das Glas ist halb voll" und sagte sinngemäß, dass man daran arbeiten müsse, damit das Glas im nächsten Jahr auf der Synode ganz voll sei.

Wir müssen aber fest glauben, dass Gott die Pläne der Unehrlichkeit, der Untreue und des Verrats zu Nichte machen wird. Christus hält unfehlbar das Steuerrad des Bootes seiner Kirche inmitten eines so großen Sturms. Wir glauben und vertrauen dem eigentlichen Lenker der Kirche, unserem Herrn Jesus Christus, der die Wahrheit ist.

3. Wir erleben derzeit eine massive Aggression gegen die Familie. Diese Aggression wird im Bereich der Wissenschaft von einer enormen Verwirrung bezüglich des Menschen und der menschlichen Identität begleitet. Leider gibt es Vertreter der kirchlichen Hierarchie, die bei der Erörterung dieser Fragen Meinungen äußern, die der Lehre des Herrn widersprechen. Wie sollen wir mit den Menschen, die Opfer dieser Verwirrung werden, sprechen, um ihren Glauben zu stärken und sie zum Heil zu führen?

In dieser außerordentlich schwierigen Zeit reinigt Christus unseren katholischen Glauben, damit die Kirche durch diese Prüfung noch heller leuchte und wirklich Licht und Salz für die fade neuheidnischen Welt sei dank der Treue und dem reinen, einfachen Glauben zunächst der Gläubigen, der Kleinen in der Kirche, der "Ecclesia docta" (der lernenden Kirche), die in unseren Tagen die "Ecclesia docens" (die lehrende Kirche, das heißt, das Lehramt) stärken wird, so wie während der großen Glaubenskrise im vierten Jahrhundert, zu welcher der selige Kardinal John Henry Newman schreibt:

"Das ist eine sehr bemerkenswerte Tatsache, die aber eine Moral enthält. Vielleicht wurde sie zugelassen, um der Kirche, die genau in dieser Zeit aus ihrem Zustand der Verfolgung hervorkam, die große Lehre des Evangeliums einzuprägen, dass nicht die Weisen und Mächtigen, sondern die Unbedeutenden, die Ungelernten und die Schwachen die wahre Stärke der Kirche darstellen. Das Heidentum wurde vor allem von den einfachen Gläubigen gestürzt. Die Gläubigen haben unter der Leitung des Athanasius und der ägyptischen Bischöfe, und an einigen Orten unterstützt von ihren Bischöfen und Priestern, den schlimmsten Häresien widerstanden und sie aus dem heiligen Bereich ausgemerzt. ... In dieser Zeit der immensen Verwirrung wurde das Dogma der Göttlichkeit unseres Herrn verkündet, durchgesetzt, bewahrt. Menschlich gesprochen wurde sie weit mehr von der "Ecclesia docta" als von der "Ecclesia docens" bewahrt. Die Gesamtheit der Bischöfe war ihrer Aufgabe untreu geworden, während die Gesamtheit der Laien treu zur Taufe stand. Bald erklärte der Papst, bald ein Patriarch, ein Metropolit oder sonst ein wichtiger Bischof oder ein Generalkonzil, was man nicht hätte sagen sollen oder sie taten, was die offenbarte Wahrheit verdunkelte und kompromittierte. Auf der anderen Seite war das christliche Volk unter der Leitung der Vorsehung die kirchliche Stärke eines Athanasius, Hilarius, Eusebius von Vercelli und anderer großer und einsamer Bekenner, die ohne die Gläubigen gescheitert wären" (Arians of the Fourth Century, SS. 446, 466).


Wir müssen gewöhnliche Katholiken ermutigen, dem Katechismus, in dem sie unterwiesen wurden, den klaren Worten Christi im Evangelium und dem ihnen überlieferten Glauben ihrer Väter und Vorväter treu zu bleiben. Wir müssen Studienzirkel und Vorträge über die beständige Lehre der Kirche zu Fragen der Ehe und Keuschheit organisieren und dazu vor allem junge Menschen und Ehepaare einladen. Wir müssen die große Schönheit eines Lebens in Keuschheit, die große Schönheit der christlichen Ehe und Familie, den großen Wert des Kreuzes und des Opfers in unserem Leben aufzeigen. Wir müssen das Beispiel der Heiligen sowie beispielhafter Personen darstellen, die zeigten, dass sie, obwohl sie die gleichen Versuchungen des Fleisches, die gleiche Feindseligkeit und den gleichen Spott der heidnischen Welt erlitten, dennoch mit der Gnade Christi ein glückliches Leben in Keuschheit, in einer christlichen Ehe oder in der Familie führten. Der Glaube, der reine und vollständige katholische und apostolische Glauben, wird die Welt überwinden (vgl. 1. Joh 5,4).


Wir müssen Gruppen von Jugendlichen mit reinen Herzen, Familiengruppen und Gruppen katholischer Ehepaare, die ihren Eheversprechen verpflichtet sind, gründen und fördern. Wir müssen Kreise organisieren, die zerbrochenen Familien und alleinerziehenden Müttern moralisch und materiell helfen, Gruppen, die mit Gebet und Rat getrennte Paare unterstützen, Gruppen und Personen, die "wiederverheirateten Geschiedenen“ helfen, einen Prozess der ernsthaften Umkehr zu beginnen, indem sie in Demut ihre sündhafte Lage erkennen und mit der Gnade Gottes die Sünden verlassen, die das Gebot Gottes und die Heiligkeit des Sakraments der Ehe verletzen.

Wir müssen Gruppen schaffen, die Personen mit homosexuellen Tendenzen sorgsam helfen, den Weg der christlichen Bekehrung zu beschreiten, den glücklichen und schönen Pfad eines keuschen Lebens und ihnen schließlich in diskreter Weise eine psychologische Heilung anbieten. Wir müssen unseren Zeitgenossen in der neuheidnischen Welt die befreiende Gute Nachricht der Lehre Jesu Christi vor Augen führen und verkünden, dass das Gebot Gottes, auch das sechste Gebot, weise und schön ist: "Das Gesetz des Herrn ist vollkommen. Es erquickt die Seele: das Zeugnis des Herrn ist zuverlässig. Es macht den Einfältigen weise. Die Satzung des Herrn sind richtig, sie erfreuen das Herz: das Gebot des Herrn ist lauter, es erleuchtet die Augen" (Ps 19/18,7-8).

4. Während der Synode, bemängelten Erzbischof Gądecki von Posen und einige andere bedeutende Prälaten öffentlich, dass die Ergebnisse der Diskussionen von der immerwährenden Lehre der Kirche abwichen. Gibt es eine Hoffnung, dass es inmitten dieser Verwirrung, ein Erwachen der Mitglieder des Klerus und jener Gläubigen geben wird, die sich bisher nicht bewusst waren, dass es im Inneren der Kirche Leute gibt, welche die Lehre des Herrn untergraben?

Es gereicht dem polnischen Katholizismus sicherlich zur Ehre, dass der Präsident des katholischen Episkopats, Seine Exzellenz Erzbischof Gądecki mit Klarheit und Mut die Wahrheit Christi über die Ehe und die menschliche Sexualität verteidigt hat. Dadurch offenbarte er sich als ein wahrer geistlicher Sohn des heiligen Johannes Paul II.

Kardinal George Pell bezeichnete die liberale sexuelle Agenda und die angebliche barmherzige und seelsorgerische Förderung einer Zulassung „wiederverheirateter Geschiedener“ zur heiligen Kommunion während der Synode sehr treffend als Spitze des Eisbergs und als eine Art Trojanisches Pferd in der Kirche.

Dass es mitten im Schoß der Kirche Leute gibt, welche die Lehre des Herrn untergraben, wurde für die ganze Welt dank des Internets und der Arbeit einiger katholischen Journalisten offensichtlich, denen nicht gleichgültig war, was mit dem katholischen Glauben geschieht, der für sie ein Schatz Christi ist. Ich war erfreut, dass einige katholische Journalisten und Internet-Blogger sich als gute Soldaten Christi benahmen und die öffentliche Aufmerksamkeit auf die klerikale Agenda einer Unterminierung der beständigen Lehre unseres Herrn hinlenkten. Kardinäle, Bischöfe, Priester, katholische Familien, katholische Jugendliche müssen klar sagen: Ich weigere mich, mich dem neuheidnischen Geist dieser Welt anzupassen, auch wenn dieser Geist von einigen Bischöfen und Kardinälen verbreitet wird. Ich werde deren trügerische und abwegige Instrumentalisierung der heiligen Barmherzigkeit Gottes und deren Behauptung eines "neuen Pfingsten" nicht akzeptieren. Ich weigere mich, vor das Standbild des Götzen der Gender-Ideologie, der Zweitehe und des Konkubinats Weihrauchkörner zu streuen. Auch wenn mein Bischof das machen würde, ich werde es nicht tun. Mit der Gnade Gottes werde ich lieber leiden, als die ganze Wahrheit Christi über die menschliche Sexualität und die Ehe zu verraten.

Die Zeugen werden die Welt überzeugen, nicht die Lehrer, sagt der Selige Paul VI. in "Evangelii nuntiandi". Die Kirche und die Welt brauchen dringend unerschrockene und lautere Zeugen der ganzen Wahrheit der Gebote und des Willens Gottes und der ganzen Wahrheit der Worte Christi über die Ehe. Moderne klerikale Pharisäer und Schriftgelehrte, jene Bischöfe und Kardinäle, die vor die Standbilder der neuheidnischen Götzen der Gender-Ideologie und des Konkubinat Weihrauchkörner streuen, werden sicherlich niemanden überzeugen, an Christus zu glauben oder bereit zu sein, das Leben für Christus hinzugeben.

Es ist tatsächlich so: "Veritas Domini manet in aeternum" (Ps 116: „Die Wahrheit des Herrn bleibt auf ewig“) und "Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit" (Hebr 13,8) und "die Wahrheit wird euch frei machen" (Joh 8,32). Dieser letzte Satz war eine der Lieblings-Bibelzitate des heiligen Johannes Paul II., des Papstes der Familie. Wir können hinzufügen: Die geoffenbarte und unveränderlich überlieferte göttliche Wahrheit über die menschliche Sexualität und die Ehe wird den Seelen innerhalb und außerhalb der Kirche wahre Freiheit bringen.

Inmitten einer Krise der Kirche und des schlechten Beispiels einiger Bischöfe seiner Zeit hinsichtlich der Lebensführung und der Lehrverkündigung, tröstete der heilige Augustinus die einfachen Gläubigen mit den Worten: "Was auch immer wir Bischöfe sein mögen, ihr seid sicher, die ihr Gott zum Vater und seine Kirche zur Mutter habt"(Contra litteras Petiliani III, 9,10).

+ Athanasius Schneider, Weihbischof der Erzdiözese der Allerheiligsten Jungfrau Maria zu Astana, Kasachstan


Dieses Interview würde in der jüngsten Ausgabe des Magazins “Polonia Christiana” (Nr. 41/2014) publiziert. Die Fragen stelle Frau Dr. Isabella Parowicz. Die deutsche Übersetzung wurde von Bischof Schneider durchgesehen.

(In englischer Sprache erschienen in "Polonia Christiana" am 05.11.2014.) 


Weitere Informationen und Stimmen zur Außerordentlichen Bischofssynode 2014 über die Familie:



eigenes Foto:  © FW

Dienstag, 8. April 2014

Liturgische Tagung in Herzogenrath war "dreitägiges Feuerwerk"

Als dreitägiges Feuerwerk, das hochkarätige Referenten abbrannten, beschreibt "clamormeus" die Eindrücke zur 16. Kölner Liturgischen Tagung, die in der vergangenen Woche vom 02.-05. April in Herzogenrath bei Aachen stattfand. Sein humorvoller Kommentar zu den "traumhaft katholischen Verhältnissen" - selbst während der Kaffeepausen:
"[D]er ganze katholische Zoo war vertreten, und selbst das Gedränge in den Kaffeepausen wurde Phase, Vorrübergang. Die Geweihten so zahlreich vertreten, daß man zum Beispiel eine Beichte bei einem Priester, den man in der Tür streifte, beginnen hätte können, sie beim nächsten, auf den man sanft geschubst wurde fortsetzen und die Absolution von einem dritten empfangen, der es mit einem gleichzeitig geschafft hatte, die Thermoskannen zu erreichen. Wenn das keine "differentia specifica" ist! Traumhaft katholische Verhältnisse also - selbst noch im Foyer!"

Und hier der vollständige Bericht auf "einfach entfachend"!

Die auf der Tagung vorgetragenen Referate werden in den nächsten Ausgaben der UNA VOCE Korrespondenz veröffentlicht. Hefte der UVK können hier erworben werden. Mehr Infos über das Apostolat der UNA VOCE: bitte hier klicken.



Weitere Artikel über die 16. Kölner Liturgische Tagung:


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Samstag, 26. Oktober 2013

Die niederen Weihen - Einüben des Dienens nach dem Vorbild Jesu

Seit der Reform der Bestimmungen zu den Weihestufen im Jahre 1973 durch das Motu proprio Ministeria quaedam von Papst Paul VI. gibt es sie nicht mehr: die Tonsur, die niederen Weihen und den Subdiakonat. Lediglich der Akolyth und der Lektor blieben als "Dienste" erhalten, die nun nicht mehr nur den Kandidaten für das Weihesakrament vorbehalten sind, sondern auch von Laien nach einer Beauftragung durch den Bischof erfüllt werden können.

Die Priester- und Ordensgemeinschaften, die die alten Traditionen fortführen und deshalb an den liturgischen Büchern von vor 1973 verpflichtet sind, sie bilden auch ihre Priesterkandidaten nach diesen alten Traditionen aus. Hier gibt es sie nach wie vor: die Tonsur als Eintritt in den Klerikerstand, die niederen Weihen und den Subdiakonat als erste Stufe der "Höheren Weihen", dem dann der Diakonat und die Priesterweihe folgen. Die niederen Weihen sind ein stufenweises Aufsteigen und Hineinwachsen in den Dienst des Priesters.

Predigt von Weihbischof Athanasius Schneider (Bistum Astana, Kasachstan) bei der Feier der Niederen Weihen und der Subdiakonatsweihen in Wigratzbad am 9. Februar 2013:

Gelobt sei Jesus Christus! 

Liebe Weihekandidaten, liebe Brüder und Schwestern im Herrn! In dieser heiligen Feier werden die Weihen des Ostiariers (Türhüter), des Lektors (Vorleser), des Exorzisten, des Akolythen (Lichtträger) und des Subdiakons erteilt. Diese Weihen werden schon von den ältesten Zeiten in der Kirche erteilt, vom 2. - 3. Jahrhundert an. Es sind gleichsam fünf heilige Stufen vor dem eigentlichen Sakrament der Weihen des Diakons und dann des Priesters. Die ganze Bedeutung dieser niederen Weihen und des Subdiakonates liegt darin, auf das Priestertum Jesu hinzuweisen.

Weil sie niedere Weihen, untergeordnete Dienste sind, weisen sie erst recht auf das Weihepriestertum hin. Denn Jesus, der eigentliche Priester, ist gekommen, um zu dienen. Er hat sich dafür gering und niedrig gemacht. Um diese Wahrheit uns und allen Priestern so tief wie möglich ins Bewusstsein einzuprägen, hatte sich Jesus beim Letzten Abendmahl, als Er das Priestertum des Neuen Bundes stiftete, sich selbst vor den Aposteln hingekniet und ihnen die Füsse gewaschen (vgl. Joh. 13, 5). Die verborgene, kostbare geistliche Perle des Priesterseins ist das Dienen, das Gering- und Niedrigsein. So sollte ein Priester sein, um eben Jesus, den Diener aller darzustellen, um immer weniger sich selbst und immer mehr Jesus darzustellen im priesterlichen Wirken, und an erster Stelle in der Feier des heiligen Messopfers.

Eindrucksvoll und reichhaltig stellen die einzelnen Stufen der Niederen Weihen und der Subdiakonat diese Wahrheit des Priestertums Jesu dar! Jesus gibt durch die Priesterweihe den Menschen Seine göttliche Macht, die eucharistische Wandlung zu vollziehen und Sünden nachzulassen. Mit welchen Vollmachten wird hier ein armer, schwacher, sündiger Mensch ausgestattet! Mit welch göttlicher Pädagogik hat der Heilige Geist in der Kirche die Übertragung dieser Vollmachten vorbereitet! Diese Vorbereitung geschieht allmählich, von Stufe zu Stufe, sechs Stufen bis zum Priestertum. Der künftige Priester soll lernen wirklich zu dienen, kein Dienst soll ihm zu gering sein. Die Ausführung der kleinen und niederen Dienste während der Liturgie soll eine Ehre, ein Privileg sein, sie gehören auch zum Weihepriestertum, wenn auch nicht in notwendiger, so doch in höchst angemessener Weise.

Und so schauen wir die einzelnen Stufen an:

Der Ostiarier soll die Türen der Kirche hüten. Er soll die treue Sorge um das Haus Gottes bei Tag und Nacht haben. Die katholische Kirche ist hier auf dieser Welt wahrlich das Haus Gottes und die Pforte des Himmels. Es ist dem Priester wesentlich, die Zierde des Hauses Gottes zu lieben (vgl. Ps. 25), in dem zu sein, was seinem himmlischen Vater gehört, wie es der zwölfjährige Jesus tat (vgl. Lk. 2, 49). Den Eifer für die Würde des Gotteshauses haben, wie es Jesus hatte, als er die Händler aus dem Tempel hinaustrieb (vgl. Joh. 2, 17). Jesus war ein wahrer Ostiarier und ist das höchste Vorbild für sie.

Der Lektor soll das Wort Gottes, mit Ausnahme des Evangeliums, in der Liturgie vorlesen. Das Wort Gottes ist ja so heilig, dass nicht jedermann für seinen feierlichen Vortrag geeignet ist. Der Vorleser muss nicht nur im Vortragen geschult sein, sondern noch vielmehr ein geistlicher Mensch sein. Ist er das nicht, wird der Vortrag der Höhe des Wortes Gottes nicht würdig sein. Jesus selbst hatte in der Synagoge den Dienst des Vorlesers ausgeübt (vgl. Lk. 4, 16). Das Vortragen des Wortes Gottes ist etwas Heiliges, ist zutiefst auch priesterlicher Dienst, weil Jesus selber das höchste Vorbild des Lektors ist.

Der Exorzist weist darauf hin, dass es zu den eigentlichen Aufgaben des Priesters gehört, die bösen Geister auszutreiben und zwar mit der Gewalt Jesu selbst, denn Jesus ist gekommen, um die Werke des Teufels zu zerstören (vgl. 1 Joh. 3, 8). Ferner weist die Exorzistenweihe darauf hin, dass das Leben des wahren Christen, und erst recht des Priesters, ein geistlicher Kampf ist, aber nicht gegen die Menschen, sondern gegen die Sünde und die Einflüsse des Teufels. Christsein, Priestersein heißt, den guten Kampf des Glaubens kämpfen (vgl. 1 Tim. 6, 12) gegen das Ich und die dreifache Begierden des Fleisches, der Augen und des Stolzes (vgl. 1 Joh. 2, 16). Jesus ist das höchste Vorbild des Exorzisten.

Der Akolyth trägt in der Liturgie das Licht und weist daraufhin, das Christus das wahre Licht der Welt ist (vgl. Joh. 8, 12) und ferner, dass das christliche und priesterliche Leben ein Leben im geistigen Licht sein soll und die Finsternis des Unglaubens und der Sünde in die eigene Seele nicht hereinlassen soll. "Wandelt als Kinder des Lichtes" (Eph. 5, 8) - das gilt in erster Linie vom Priester. Er erreicht mehr durch die geistliche Ausstrahlung seines Lebens als durch seine Worte. Ferner verrichtet der Akolyth den bescheidenen Altardienst wie ihn die Messdiener auch tun. Und somit kommt der Akolyth immer näher dem eigentlichen Priesterdienst der Darbringung des Opfers Jesu. Jesus ist das höchste Vorbild des Akolythen, weil er das Licht ist, weil er selbst den bescheidensten Dienst tat, weil er das einzige wahre Opfer ist.

Der Subdiakon ist ein unmittelbarer und untergeordneter Helfer des Diakons und des Priesters. Er darf schon direkt am Altar stehen, Patene und Kelch berühren und darf den Manipel tragen, ein liturgisches Gewandstück, das dem Bischof, dem Priester und dem Diakon gemeinsam ist. Der Subdiakon zeigt darauf hin, dass das Priestertum unwiderruflich ist, dass es kein Beruf ist, sondern eine Seinsweise des Lebens, ja eine ewige Seinsweise. Deswegen hatten früher die Subdiakone die lebenslängliche Ganzhingabe an Gott im Zölibat versprochen. Der Subdiakonat versinnbildet schon das ganze Ja zum Ruf Christi. Jesus selbst ist das höchste Vorbild des Subdiakons, weil Jesus sich in allem dem Willen des Vaters untergeordnet hat. Er, der Sohn Gottes, war sogar Maria und Josef untertan. Jesus ist Gottes Ja zu uns, das höchste Vorbild für das "Adsum" der Geweihten. 

Liebe Weihekandidaten, durch die heutigen Weihen befindet ihr euch nun gleichsam auf heiligen Stufen inmitten der Kirche. Es sind Stufen, die zum Heiligtum des Priestertums Jesu führen, die von der Erde zu Gott führen. Möge euch die Engelsleiter, wie sie uns Gott in der Heiligen Schrift zeigte (vgl. Gen. 28, 12; Joh. 1, 51), in euren Diensten vor Augen sein. Durch euer Leben und durch euren Dienst seid ihr gleichsam solche Engel auf den einzelnen Weihestufen, die die Anliegen der Menschen zu Gott hinauftragen und dessen Gnaden zu den Menschen herabbringen. Brüder und geliebte Weihekandidaten, vergesst nicht: Wie süss ist es doch, dem Herrn zu dienen! Amen.


Weitere Predigt von Weihbischof Athanasius Schneider:


s. auch:
Die Weihestufen
Von P. Sven Leo Conrad FSSP



Fotos: Fenster in der Kirche St. Johann Baptist in München-Haidhausen; Details (eigene Fotos)

Sonntag, 23. Juni 2013

Die Heilige Messe – unser göttlicher Schatz


Predigt von Weihbischof Athanasius Schneider (Astana/Kasachstan) am 09.06.2013 in Saarlouis anlässlich des einjährigen Bestehens des Apostolates im Canisianum:


Das heiligste, größte, wunderbarste und göttlichste Werk der ganzen Schöpfung ist das Heilige Messopfer. Die Heilige Messe ist ihrem Wesen nach dasselbe wie das Heilige Opfer von Golgotha. Jedes Mal, wenn wir daran teilnehmen, nehmen wir geistigerweise, aber wirklich zugleich am Opfer auf Golgotha und an der Anbetung Christi durch den Himmel teil. Wenn wir eine Kirche betreten, um an der Heiligen Messe teilzunehmen, stehen wir auf Golgotha und auch in Gegenwart des geöffneten Himmels. 

Daher ist die Heilige Messe der größte Schatz der Kirche und jedes Katholiken. Für ihren größten Schatz opfern die Menschen alles, was sie besitzen, ja sogar alles, was sie sind, um diesen Schatz zu verteidigen und an ihm teilzuhaben. 

Der selige Kardinal John Henry Newman schrieb. 
„Für mich ist nichts so trostreich, so durchdringend, so erregend, so überwältigend wie die Messe, die bei uns gefeiert wird. Ich könnte immer an der Messe teilnehmen, ohne zu ermüden. Das ist nicht ein rein formaler Ablauf von Worten – es ist eine große Handlung, die größte Handlung, die es auf Erden geben kann. Es ist nicht nur eine Anrufung, sondern, wenn ich so sagen darf, das Herbeirufen des Ewigen. Vor dem, was hier auf dem Altar in Fleisch und Blut gegenwärtig wird, verneigen sich die Engel, und es lässt die Teufel erzittern. Dies ist das erschütternde Ereignis, welches das Ziel und die Ausdeutung eines jeden Teils der Messfeier bildet. … Bei dieser Feier sind kleine Kinder zugegen und alte Männer, arme Arbeiter und Seminaristen, Priester, die sich auf die Messe vorbereiten, Priester, die ihre Danksagung halten, unschuldige Mädchen sind hier und reumütige Sünder. Aber aus diesen so unterschiedlichen Geistern erhebt sich ein einziger eucharistischer Lobgesang, und die erhabene Handlung ist ihr Maß und Ziel.“
(John Henry Cardinal Newman, Loss and Gain. The story of a convert, London 1906, S. 327-329, Worte von Mr. Willis in Kardinal Newmans erstem Roman). 

Eines der bewegendsten und ruhmreichsten Beispiele der Ehrfurcht vor der Eucharistie sind die sogenannten „verborgenen Heiligen der Messe“ aus der Zeit der Verfolgung der irischen Katholiken, wie es Pater Augustin OFMCap beschrieb:
„Nach einer Rundreise durch Irland veröffentlichte der berühmte Graf Montalembert 1829 in Paris einige sehr interessante Briefe, in denen er beschrieb, was er in diesem Land gesehen und empfunden hatte. ‚Ich werde nie die erste Messe vergessen’, sagt er, ‚an der ich in einer Kapelle auf dem Land teilnahm. Ich ritt bis zum Fuß eines Hügels, dessen unterer Teil dicht mit Eichen und Tannen bewachsen war, und stieg vom Pferd, um den Hügel zu ersteigen. Ich hatte gerade einige Schritte des Weges zurückgelegt, als meine Aufmerksamkeit von der Gestalt eines Mannes angezogen wurde, der unter den Tannen kniete. Nach und nach wurden auch andere Personen in der gleichen Haltung sichtbar. Und je höher ich stieg, desto größer wurde die Zahl dieser knienden Bauern. Schließlich, als ich die Spitze des Hügels erreicht hatte, erblickte ich ein kreuzförmiges Gebäude, mehr schlecht als recht aus Steinen errichtet, ohne Mörtel, mit Stroh gedeckt. Darum herum kniete eine Menge robuster, kräftiger Männer, alle barhäuptig, obwohl es in Strömen regnete und der Boden unter ihnen völlig aufgeweicht und sumpfig war.
Überall herrschte tiefe Stille. Es war die katholische Kapelle von Blarney (in Waterloo), und der Priester las gerade die Messe. Ich erreichte die Tür im Augenblick der Erhebung der Hostie, und da lag diese fromme Versammlung mit dem Gesicht zur Erde auf dem Boden ausgestreckt. Ich versuchte unter das Dach der von Anbetern völlig überfüllten Kapelle zu gelangen. Es gab keine Sitze, keinen Schmuck, der Boden war nicht einmal gepflastert, sondern aus Erde, feucht und steinig, das Dach war verfallen, und statt Wachskerzen brannten Talglichter auf dem Altar. Als das Heilige Opfer beendet war, stieg der Priester auf sein Pferd und ritt davon. Dann erhoben sich die Gottesdienstbesucher von den Knien und gingen langsam heimwärts. Viele verharrten noch längere Zeit im Gebet, im Morast kniend, in diesem stillen Raum, den die armen, gläubigen Menschen in der Zeit vergangener Verfolgung gewählt hatten.’“
(Father Augustin OFMCap, Ireland’s Loyalty to the Mass, Edinburgh 1933, SS. 194-197). 

Die höchste Wirklichkeit der Heiligen Messe ist Christus selbst, wahrhaft gegenwärtig in seinem geopferten und verherrlichten Leib in der kleinen konsekrierten Hostie. Jeder Gläubige muss, wenn er sich dem göttlichen Leib Christi im Augenblick der Heiligen Kommunion nähert, Ihm gegenüber nicht nur die innere Reinheit der Seele bezeigen, sondern auch die äußere Anbetung des Leibes und Ihn begrüßen, indem er niederkniet und in einer Haltung der Demut und geistlicher Kindschaft den Mund öffnet und zulässt, dass er gleichsam von Christus „genährt“ wird durch die Hand des Priesters, der in der Heiligen Messe in persona Christi handelt.

Wahre Größe zeigt sich darin, dass sie sich klein macht, sich niederbeugt. Ein Beispiel solcher Demut gegenüber dem Eucharistischen Herrn in der Heiligen Kommunion können wir bei König Heinrich VII. von England sehen, das der heilige Kardinal John Fisher in der Grabrede für den König bezeugte:
„Er empfing das Altarssakrament mit so großer Ehrerbietung, dass alle Anwesenden darüber erstaunt waren. Denn sofort bei seinem Eintreten in die Kapelle, in der das Sakrament aufbewahrt wurde, nahm er seine Kopfbedeckung ab, kniete sich hin und kroch andächtig auf den Knien voran, bis er zu dem Platz gelangte, an dem er das Sakrament empfing.
Zwei Tage vor seinem Tod war der König so schwach, dass er es nicht noch einmal empfangen konnte. Dennoch wünschte er, die Monstranz zu sehen, in der es aufbewahrt wurde. Sein guter Beichtvater war so gütig und brachte es zu ihm, wie es angemessen war. Der König küsste es mit solcher Ehrerbietung, schlug sich immer wieder an die Brust, mit so lebhaftem, lebendigem Ausdruck, mit einem so sehnsuchtsvollen Herzen machte er dort seine demütige Verneigung und küsste nicht die Stelle selbst, an der sich der heilige Leib unseres Herrn befand, sondern den untersten Teil, den Fuß der Monstranz, so dass alle, die um ihn herum standen, sich kaum der Tränen und des Weinens erwehren konnten“
(M. Macklem, The Life of John Fisher, Ottawa 1968, S. 20-21). 

Der heilige Peter Julian Eymard sagte: 
„Hat Jesus nicht ein Anrecht auf noch größere Verehrung in seinem Sakrament, da er doch darin seine Opfer vervielfacht und sich selbst immer mehr erniedrigt? Ihm gebühren die feierliche Verehrung, die Herrlichkeit, der Reichtum und die Schönheit des Kultes! Gott legte den mosaischen Kult bis ins kleinste Detail fest, obgleich er doch nur ein Symbol war. In den Jahrhunderten des Glaubens war man überzeugt, niemals genug tun zu können, um den Glanz der Eucharistischen Verehrung zu vergrößern. Diese Wunder waren das Werk des Glaubens. Die Anbetung und Verehrung Jesu Christi sind das Maß des Glaubens eines Volkes. Lasst uns darum Jesus in der Eucharistie Ehre zollen. Er ist ihrer würdig, Er hat ein Anrecht darauf.“
(The Real Presence. Eucharistic Meditations, New York 1938, S. 144.147).

Weiter sagte derselbe Heilige:
“Die Katholiken haben reichlich Grund zu erröten wegen ihres Mangels an Respekt in Gegenwart unseres Herrn. Betritt eine Synagoge; wenn du anfängst zu reden oder dich nicht angemessen verhältst, wirst du aus der Synagoge hinausgewiesen. Bevor du eine Moschee betrittst, wird von dir verlangt, dass du die Schuhe ausziehst. Die Juden und Moslems haben nichts Wirkliches in ihren Gebetshäusern, wir Katholiken dagegen haben alles.
Dennoch übertrifft die Ehrfurcht der Juden und der Moslems bei weitem die Ehrfurcht der Katholiken. Warum tun wir unserem Herrn Dinge an, die uns selbst zutiefst beleidigen würden, wenn man sie uns antäte? Warum sind wir weniger empfindsam, wenn es um die Ehre des eucharistischen Herrn geht, als wenn es um unsere eigene kleine Ehre geht? Lasst uns also dem Herrn aus unserem Gefühl der Ehrerbietung einen Akt der Anbetung darbringen, sobald wir in seine Gegenwart kommen. Ja, unsere größten Sünden gegen den Glauben kommen vom Mangel an Ehrfurcht vor Jesus in der Eucharistie.“ (Op. cit., S. 161-162). 

Lasst uns den Eucharistischen Herrn mit Liebe empfangen, in der Reinheit des Herzens, lasst uns mit einer Geste der Anbetung niederknien. Lasst uns den Eucharistischen Herrn empfangen mit einer Geste der Demut und des Kleinseins, indem wir unseren Mund öffnen und den Allerheiligsten, den König des Weltalls, in der kleinen heiligen Hostie empfangen. O Herr, wenn wir Dich in der Eucharistie empfangen, dann haben wir alles und es fehlt uns nichts! Amen.



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Donnerstag, 13. Juni 2013

Bilder: Weihbischof Athanasius Schneider bei der Petrusbruderschaft in Saarlouis

Am Sonntag, den 09. Juni 2013, feierte die Gemeinde der Petrusbruderschaft in Saarlouis ihr einjähriges Bestehen und die Errichtung des neuerworbenen Hochaltares. Die festliche Messe im Canisianum zelebrierte der aus Kasachstan stammende Weihbischof Athanasius Schneider (Bistum Astana).

Bilder vom 09. Juni 2013:































































Fotos: © Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP)
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