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Mittwoch, 24. Dezember 2014

Nun kommt er bald, der Ersehnte!

Nun kommt er bald, der Ersehnte! Die Adventszeit geht zuende, der Heilige Abend und die Heilige Nacht kündigen sich an. Fast vier Wochen lang haben wir uns eingestimmt auf Sein Kommen, seine Ankunft unter uns Menschen, in dieser Welt.

Wir können es nicht begreifen, aber es ist von Gott geoffenbart und uns versichert worden: Jesus, Sohn der Jungfrau Maria und Pflegesohn des heiligen Joseph, ist der Christus, der Gesalbte, der Messias, der menschgewordene Gott, Gottes Sohn. 

Er kommt nicht, um mit uns Mensch zu sein, nicht deshalb, um alles zu erfahren, was dem Menschen widerfahren kann, nicht nur, um sich mit uns Menschen, mit mir ganz persönlich "solidarisch" zu zeigen. Nein, das ist viel zu wenig und trifft auch den Kern der Sache nicht: Jesus Christus wird Mensch, um uns das ewige Leben zu schenken. Immanuel: Gott ist mit uns. Denn bevor Christus kam und das Erlösungswerk vollbrachte, waren wir tot durch Sünde und Schuld, getrennt von Gott und einzig mit der Hoffnung auf den Einen, der uns Menschen den Zugang zum Reiche Gottes wieder möglich machen würde, den Erlöser, den Heiland, den Retter.

"Für uns Menschen und um unseres Heiles willen ist er vom Himmel herabgestiegen, er hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist aus Maria, der Jungfrau, und ist Mensch geworden", so beten wir im Glaubensbekenntnis. "Um unseres Heiles willen": das ist der Grund unserer Freude! Und Grund zum Danken. Welch ein Geschenk!

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Samstag, 13. Dezember 2014

Zeit der Heiligung

Der Heilige Geist hat den vollkommenen Menschen Jesus im Schoß der Jungfrau geformt, und er ist es denn auch, der den wunderbaren Plan Gottes im Menschen zu Erfüllung bringt. Dazu verwandelt er zunächst das Herz und dann, von diesem Mittelpunkt ausgehend, alles übrige.

So kommt es, daß in jedem einzelnen das ganze Schöpfungs- und Erlösungswerk zusammengefaßt wird, das Gott, Vater und Sohn und Heiliger Geist, vom Anfang bis zum Ende des Kosmos und der Geschichte vollbringt.

Und wie in der Menschheitsgeschichte das erste Kommen Christi im Mittelpunkt und seine glorreiche Wiederkunft am Ende steht, so ist jede persönliche Existenz berufen, sich während der irdischen Pilgerreise auf geheimnisvolle und vielfältige Art an ihm zu messen, um in der Stunde seiner Rückkehr »in ihm« gefunden zu werden.

Die selige Gottesmutter und treue Jungfrau leite uns dazu an, aus dieser Adventszeit und aus dem gesamten neuen Kirchenjahr eine Zeit echter Heiligung zu machen zum Lob und Ruhme Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

 
Papst Benedikt XVI. in der Predigt zum Advent am 25.11.2005


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Freitag, 23. Mai 2014

Maiandacht 23. Tag - Maria, Königin der Apostel

 Alleluja! Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis!
Kommet, lasst uns ihn anbeten. Alleluja. (Invit. Pfingsten)
Komm, Heiliger Geist, und erfülle die Herzen deiner Gläubigen
und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!
(All. Vers Pfingsten)


Das letzte Wort des Herrn an seine Mutter: "Siehe da deinen Sohn", ist wie ein letztes Vermächtnis, ein heiliges Erbe. All die Menschen auf dem weiten Erdenrund sind der Mutter anvertraut, das ganze zukünftige Gottesreich ist ihrer betenden Muttersorge überlassen. Göttliches Leben hat Maria vom Himmel empfangen, dieses Leben hat sie der Welt geboren, nun muss sie mütterlich sorgen, dass alle Menschen dieses Leben in Fülle besitzen.

Nun, da des Herrn Leben vollendet ward, da er den Auftrag des Vaters erfüllt hat und von den Seinen gegangen ist, bleibt Maria zurück, die Mutter. Um sie scharen sich die wenigen Getreuen, die voll Trauer sind, dass ihr Herr und Meister sie verlassen hat. Jetzt mag die Mutter sie trösten und auch ihnen Mutter der Gnade werden.

Wie eigenartig ist es doch, dass uns nichts erzählt wird von Mariä Osterfreude, - von ihrer Freude und Seligkeit, dass ihr Kind auferstanden ist in Glorie und Herrlichkeit. Hingegen da, wo die Jünger in Not sind, ist die Mutter bei ihnen. Mitten unter den Aposteln weilt sie betend im Saale zu Jerusalem. "Sie alle verharrten in Gemeinschaft mit den Frauen, mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern einmütig im Gebete." (Apg 1,14)

Ja betend, das ist die Art, wie Maria, die Mutter der Gnade, zum ersten Mal Vermittlerin der Erlösungsfrucht wird für die Apostel selbst.

Waren die Apostel denn nicht erlöst? Gewiss! Aber ihre Seelen waren noch erdwärts gerichtet. Noch haben sie nicht erkannt, dass Christi Reich nicht von dieser Welt ist. Mutlosigkeit hält sie gefangen. Noch harren und warten sie auf das große Geschenk, das der Herr ihnen senden will; sie warten auf den Tröster, den heiligen Geist, der sie alle Wahrheit lehren soll.

Der Herr ist nicht mehr bei ihnen, aber seine Mutter, die dem Herrn geholfen hat beim Erlösungsopfer durch ihr Mitleiden. In Gebet und Flehen will sie jetzt wiederum mithelfen, dass die Erlösung vollendet werde in den Aposteln. Sie betet, dass ihr Sohn den Tröster sende, den Heiligen Geist, damit er die Seelen der Jünger licht mache zum wahren Erkennen ihres Apostelamtes.

Und dann ist die Stunde da, wo der Heilige Geist sich in Feuersgestalt herabsenkt auf die Apostel. Seine göttliche Kraft macht sie sicher und stark; nun ziehen sie sich nicht mehr scheu zurück. Mutig treten sie hin vor die Menge der Harrenden, verkünden ihnen das Reich dessen, der gekreuzigt ward für das Heil der ganzen Welt.

So sichtbar teilt der Heilige Geist sich den Aposteln mit, dass sie alle Zagheit und Schwachheit vergessen. Nur noch ein Wille beseelt sie: Die Welt erobern für Christus! Nur noch eins kennen sie: Den letzten Auftrag des Herrn zu erfüllen, hinauszugehen in alle Welt. Allen Menschen wollen sie die Frohbotschaft der Erlösung bringen, auf dass sich alle taufen lassen im Namen des dreifaltigen Gottes und Kinder seiner Gnade werden.

Jetzt erst, erfüllt vom Heiligen Geiste, begreift die Apostelschar, dass Gott sie erwählt hat zu ganz besonderem Dienste. Ja dienen, das wollen sie! Jetzt erst erfassen sie, was es eigentlich heißt: Apostel Christi zu sein, - berufen, in völliger Selbstlosigkeit zu schaffen für das Reich Gottes als Gottgesandte.

 Mitten unter ihnen aber steht die Gottesmutter, die wir ehren und preisen als die "Königin der Apostel". Freilich ist sie nicht Apostel in der Weise wie die Zwölf. Sie hat nicht den Auftrag, hinauszugehen in die Welt und das Evangelium zu predigen. Aber ihre Seele ist ganz durchdrungen von der Sorge um das Reich ihres Sohnes. Ihre Gesinnung ist ganz die eines Apostels. Sie lebt nur für Christus und sein Reich in der Welt.

Mit ihrem Gebet, mit ihrer Muttersorge begleitet sie das Wirken der Apostel. betend und lehrend, tröstend und helfend steht sie ihnen zur Seiet, auf dass sie nicht erlahmen, sondern als Christi Boten hinausziehen: standhaft in der Verfolgung, mutig in allem Kampf, treu bis zum letzten Augenblick ihres Lebens. Dass Christi Reich wachse, ist Sorge der Apostel, ist höchste Sorge der Mutter, der Königin der Apostel.

Wir beten ein Ave Maria zum Lobpreis der Apostelkönigin:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.


Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes 
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
(2. Kor 13,13)
Du Königin der Apostel, bitte für uns!


Gebet:
Heiliger Geist! Du hast in der Seele der Gottesmutter jene Gesinnung bewirkt, die sie zur Königin der Apostel gemacht hat. Auf ihr Gebet hast du auch die Seelen der Apostel mit dem Licht deiner Weisheit erhellt und mit der Kraft deiner Liebe gestärkt. Du hast ihre Arbeit im Reiche Christi mit deiner Gnade gesegnet. Gib allen apostolisch gesinnten Seelen deine Gnade und Kraft, damit ihr Wirken in dir stets beginne und durch dich vollendet werde. Der du mit dem Vater und dem Sohne als gleicher Gott lebst und herrschest in Ewigkeit. Amen.



Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 69-72 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)



Bild: Geistsendung am Pfingsttag; um 1545; wikimedia commons

Donnerstag, 22. Mai 2014

Maiandacht 22. Tag - Maria, Mutter der göttlichen Gnade

Ich bin die Mutter der schönen Liebe 
und der Gottesfurcht,
der Erkenntnis und der heiligen Hoffnung.
Bei mir ist alle Gnade des Lebens und der Wahrheit,
bei mir alle Hoffnung des Lebens und der Tugend.
(Jes Sir 24,18))


Der Sündenschuld Nachtdunkel lag über der Menschheit. Da kam die Stunde, die Gott durch ewigen Ratschluss erwählt, dass "in die Finsternis das licht leuchte". Und der Engelsbote brachte das demutsvolle Ja-Wort der Jungfrau zurück, die zur Mutter des Lichtes, zur Mutter des Messias erkoren war: Maria ward Christusträgerin!

Doch zu Größerem noch hat Gott sie bestimmt: Christusbringerin sollte sie sein! Christusbringerin in vielfachem Sinne. Denn Christusbringerin wurde Maria nicht nur in jener Stunde, da sie der Welt den Heiland gebar, - Christusbringerin wurde sie in besonderer Weise unter dem Kreuz des Erlösers, da sie sich seinem Opfer zur Tilgung der Sündenschuld anschloss. - Christusbringerin war sie fortan die Jahrhunderte hindurch. Sie ist es auch heute noch, da sie einem jeden den Heiland und in ihm und durch ihn die Frucht seiner Erlösungstat, die Fülle der Gnaden bringen will.

So wird Maria als Christusträgerin zur Mutter der göttlichen Gnade. Froh wollen wir sie grüßen mit diesem Namen, der uns so vieles zu sagen hat. Denn zunächst nennen wir Maria Mutter der Gnade, weil sie den ihr Kind nennen durfte, der da ist Urquell aller Gnaden!

Mutter der göttlichen Gnade ist Maria aber auch darum, weil sie der nach Erlösung verlangenden Menschheit in ihrem Sohne die verlorene Gnade wiedergeschenkt hat. Denn das war des Heilandes Sendung: die der Sünde verfallenen Menschen wieder zu Kindern Gottes zu machen, auf dass sie seine Gnaden empfangen könnten.

Mariens Anteil an dem großen Geschehen des Heilswerkes aber ist so groß, dass wir sie preisen dürfen als helfende Weggeleiterin Christi, als dienende Miterwerberin der Frucht der Erlösung, als Mutter der Erlösungsgnade.

Für alle Zeiten ist Maria vom Lebens- und Opferweg des Heilandes nicht wegzudenken. Wie bei der heiligen Messe der Diakon dem Priester zur Seite steht in der Bereitung und Darbringung des heiligen Opfers, ihm aber auch zur Seite steht in der Austeilung der heiligen Geheimnisse, ja selber den Menschen die Opferfrucht, den Leib des Herrn reichen darf, - so ist gewissermaßen Maria Christi Diakon gewesen bei der Darbringung des Kreuzesopfers.

Darum hat sie Gottes Allweisheit auch zum Diakon bestellt in der Verwaltung und Austeilung des erworbenen Gnadenschatzes. Somit nimmt sie teil an der Begnadigung und Heiligung jeder einzelnen Seele. Einem jeden Menschen kann sie so zur Gnadenvermittlerin werden, sie, die Mutter der göttlichen Gnade.

Auch für dich, o Mensch, ist Maria zur Mutter der Gnade geworden; denn auch für dich ward das Erlösungswerk vollbracht. Auch dir will Maria Gnadenvermittlerin sein. Denn, soll dich dein Erdenweg hinführen zur Vollendung bei Gott, bist auch du der Gnade bedürftig. So öffne denn die Tore deiner Seele weit, ganz weit, auf dass Maria dir Christus bringe, Christus und seine Gnade.

Doch damit allein dürfen wir es nicht genug sein lassen. Wir selbst müssen mithelfen, dass die Gnade in uns auch wirksam werde. Wir dürfen unsere Mitwirkung nicht versagen, wenn der Heiland uns teilnehmen lassen will an dem erworbenen Gnadengut, dass es uns heilige und forme. Nehmen wir darum gerne am heiligen Opfer teil, treten wir oft hin zum Tisch des Herrn. Er selbst will zu uns kommen und uns mit Gnade erfüllen.

Du aber sei dir bewusst, dass jede Gnade eine Aufgabe in sich schließt: sie wird dir ja gegeben, dass du sie auswertest in deinem Ringen um Läuterung und Selbstheiligung, dass du sie ausnutzest, Christus gleichförmig zu werden in deinem Leben. Der feste Wille, zu diesem Ziele allzeit mitzuwirken mit der göttlichen Gnade, das sei deine Antwort auf alle Segnungen, die dir geschenkt werden in Christus Jesus durch Maria.

Wir beten ein Ave Maria, dass Maria sich uns immer als Mutter der Gnade erweise:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Schmücke dein Brautgemch, Sion,
nimm auf Christus den König!
Umfange Maria, die da ist die Pforte des Himmels,
denn sie trägt den König der Glorie des neuen Lichtes.
(Ant. zur Prozession am Fest Mariä Lichtmess)


Gebet:
König der Herrlichkeit, Christus! König des Lichtes und der Gnade! In deiner Güte hast du deine heiligste Mutter zur Vermittlerin deiner Gnaden bestellt. Lass uns durch diese Mutter der Gnade zum Lichte deiner Herrlichkeit gelangen. Der du lebst und herrschest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.



Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 67-69 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)








Dienstag, 6. Mai 2014

Maiandacht 6. Tag - Vorherverkündet in der Zeit

 
Gar Herrliches spricht man von dir, Maria!
Denn Großes hat an dir getan, der mächtig ist. 
(Communio Fest Mariä Empfängnis)

Du bist der Ruhm Jerusalems, die Freude Israels,
die Ehre unseres Volkes. (Judith 15,10)


Damit die Menschen recht tief das Elend erkennen sollten, in das die Sünde sie führte, hat Gott die Menschen Jahrtausende warten und beten lassen, bis er seinen Erlösungsplan verwirklichte. Aber er ließ die Menschheit nicht ohne frohe Hoffnung. Vielmals hat er zu ihr gesprochen und ihr den kommenden Erlöser verkündet. Auf diese Weise hat er ihre Sehnsucht geweckt nach dem ewigen Glück und den Abscheu gegen die Sünde vertieft. In Weissagungen und Vorbildern hat er den Menschensohn und sein Werk vorherverkündet.

Mit der Erlösung auf's innigste verbunden ist die Mutter des Gottessohnes. Das Kind soll ja in den Händen seiner Mutter der Welt dargeboten werden. Darum soll auch Maria, die im ewigen Weltenplan Gottes Beschlossene, den Menschen nahegebracht werden, bevor sie zur Welt kommt.

Schon zu den ersten Menschen hat Gott gesprochen von der Frau und dessen Feindschaft mit der teuflischen Schlange. Unklar noch und in weiter Ferne erscheint den Menschen das Bild des Erlösers und seiner Mutter, die wir die Schlangenzertreterin nennen. Dieses Bild wird klarer und deutlicher bei den Propheten: "Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sein Name wird sein: Emanuel, Gott mit uns." (Isaias 7,14)

Das königliche Geschlecht Davids ist ausersehen, diese Jungfrau hervorzubringen. Hier ist der Wurzelstock, aus dem das edle Reis hervorsprießen soll. So innig ist die Verbindung zwischen der Mutter und ihrem Kinde, dass die alten Erklärer der Heiligen Schrift Maria selbst das edle Reis nennen, das uns das Blümlein, den Heiland bringt.

Es ist von großer Bedeutung, dass Gott das Geschlecht Davids zum Königsgeschlecht erhebt. Wenn auch die Herrschaft von ihm genommen wird, dann wird doch bleiben das Ansehen dieses Geschlechtes bei den Menschen und die Treue dieses Geschlechtes zu Gott. So soll von Natur aus schon ein königlicher Adel auf Maria liegen, auf ihr, die einmal die Königin aller Könige und Herrscher sein wird.

Edle, hohe Frauen sind Vorbilder dieser höchsten Frau, die uns das Heil bringen soll. Judith, die Starke, bringt Heil und Erlösung von dem Feind, der die heilige Stadt bedroht; Esther in ihrer Schönheit und Anmut wird durch ihre Fürsprache die Retterin ihres Volkes von dem drohenden Untergang. Darum lehrt uns die Kirche das Lob Mariens verkünden mit den Worten: "Stark wie Judith, schön wie Esther."

Sieh, Gott hat das Leben Mariens nicht nur geplant, sondern auch vorbereitet. So ist es mit jedem Menschenleben. Auch wir waren von Ewigkeit her ein Gedanke Gottes, auch unser Leben hat er vorbereitet, ehe wir zur Welt kamen. Vater und Mutter hat er uns erwählt, von denen wir nicht nur das leibliche Leben empfangen, sondern von denen wir auch manche gute geistige Anlagen geerbt haben.

Es lohnt sich schon darüber nachzudenken, wie Gott für uns gesorgt hat, ehe unser Leben begann. (...) An unser ewiges Seelenheil hat Gott gedacht, dass er Priester berief, die uns die Gnade Gottes vermitteln sollten. (...) Für all diese Gaben und Wohltaten wollen wir Gott danken und mit Maria beten: "Hochpreiset meine Seele den Herrn!"

Wir beten ein Ave Maria, dass Maria uns helfe, uns der Gaben Gottes würdig zu erweisen:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
 
Wie groß sind deine Werke, o Herr!
Alles hast du mit Weisheit gemacht.
Du tust auf deine Hand,
und alles wird gesättigt mit Gutem. (aus Psalm 103)


Gebet:
Allweiser und allgütiger Gott! Sei gelobt und gepriesen für alle Werke deiner Huld! Mariens irdischen Lebensweg hast du vorbereitet; für uns alle sorgtest du, ehe wir das Licht der Welt erblickten. Wir danken dir dafür von Herzen. Auf die Fürbitte der reinsten Jungfrau und Mutter wollest du gnädig all unsere Wege behüten und uns nach deinem Willen führen. Amen!


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 24-26 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)



Bild: Stammbaum Mariens (Wurzel Jesse); Wandgemälde im Dom zu Limburg; eigenes Foto

Sonntag, 4. Mai 2014

Maiandacht 4. Tag - Des Gottessohnes Mutter und Magd


Sei gegrüßt, heil'ge Mutter,
die du den König geboren,
der da über Erd' und Himmel herrschet,
ewig, ewig!
(Intr. Salva sancta parens)

Mit wahrer väterlicher Liebe denkt Gott-Vater an Maria und hält seinen Gnadenreichtum für sie bereit, damit er sie, wenn sie zur Welt kommt, Kind und Tochter nennen kann.

Auch zur zweiten göttlichen Person wird Maria in ein besonders inniges Verhältnis treten. Das ist ja Gottes ewiger Ratschluss, dass der Sohn Gottes Mensch werden soll, um die Menschen von ihren Sünden zu erlösen und ihnen den Himmel zu öffnen. Dieses Erlösungswerk konnte Gott auf vielerlei Weise vollziehen, er wollte es aber durch die Mitwirkung Mariens. Aus ihr soll einmal der Sohn Gottes Fleisch annehmen. "Das Heilige, das aus dir geboren wird, wird der Sohn Gottes genannt werden."

Nun ist der Sohn Gottes selber allmächtiger Gott und Schöpfer. Er hat die Macht, seine Mutter sich zu erwählen. Unter all den Erdentöchtern, die sein allwissendes Auge in der Ewigkeit schaut, wird nur eine würdig sein: die begnadete, reine Tochter des himmlischen Vaters. Denn er selbst ist der Reinste, und Heiligste. Darum muss alle Sünde ausgeschlossen sein; eine sündhafte Evastochter kann ihm keine heilige Wohnstatt bieten, kann ihm sein reines Erlöserblut nicht mitteilen. So wie in der Natur aus reiner Blüte köstliche Frucht heranreift, so will er aus der reinsten Blüte der Menschheit als köstlichste Frucht seine Menschheit empfangen. 

Er, der Heiligste, will nur die Reinste Mutter nennen können. - Wie eine Mutter das Leben und Wirken ihres Kindes mit ihrer Arbeit und Sorge begleitet, so soll Maria einmal die starke Frau sein, die in starkmütiger Liebe mit ihm seinen Lebensweg geht. Ja, eine Liebe soll dieses Mutterherz besitzen, die es stark macht, ihm Helferin zu sein in seinem Erlösungswerke. Sie wird ihm einst alles schenken, was nur eine Mutter ihrem Kinde zu geben vermag, darüber hinaus soll sie als die getreue, opferbereite Magd des Herrn mitwirken: in Gehorsam seinen Gehorsam gegen den Willen des Vaters begleiten, seine Hingabe für die Menschen teilen, ja bereit sein, in Liebe ihr Kind hinzugeben, auf dass es verblute am Kreuze zum Heile der Menschen.

Wenn das nicht die Pläne des unendlichen Gottes wären, dann würden wir Menschen sagen, es sei unmöglich, dass ein Mensch solch eine Aufgabe erfüllen könne. So aber dürfen wir uns herzlich freuen. Denn in dieser Mutter und Helferin des Herrn hat Gott auch für uns das Heil beschlossen. Maria soll uns den schenken, durch den alles Heil geworden ist. 

Jetzt brauchen wir nicht mehr ängstlich zu fragen: "Kann es Wirklichkeit werden, wozu uns Gott Vater berufen hat?" Wir haben zwar mit Eva das göttliche Leben verloren, konnten nicht mehr Gotteskinder sein - trotz unserer Berufung. Nun aber wird uns Gnade zuteil werden durch die Mutter, die uns Christus geboren hat. Dadurch, dass der Gottessohn Sohn Mariens wurde, ist er unser Bruder geworden in allem uns gleich, mit Ausnahme der Sünde. In Christus können wir in Wahrheit mit Maria Gott unseren Vater nennen.

Weil der Sohn Gottes uns Bruder und Schwester nennen will, darum wählt er den Weg der Erlösung durch Maria. In der Erwählung Mariens sah er auch uns als Kinder seines Vaters, sah uns und bestimmte uns zu Helfern und zu Helferinnen im Reiche Gottes.


Wir beten ein Ave Maria, dass Maria uns helfe, stets wahre Brüder und Schwestern Christi zu sein:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Welcher Mensch kann Gottes Ratschluss wissen?
Oder wer kann gedenken, was Gott will? (Weish 9,13)
Gott hat uns vorherbestimmt zur Kindschaft
durch Jesus Christus. (Eph 1,5)


Gebet:
O Sohn Gottes, König der ewigen Herrlichkeit! Von Ewigkeit her hast du gewollt, dass in deinem Erlöserleben und -wirken Maria dir Mutter und Magd sei. Lass uns durch diese Mutter Maria alle Gnaden der Erlösung zuteil werden, damit wir als deine Brüder und Schwestern hienieden mit dir in Liebe verbunden sind und einst zu dir gelangen; der du lebst und herrschest in Ewigkeit. Amen.


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 19-21; (s. Quellen)



Bild: Gnadenbild Unserer Lieben Frau vom guten Rat im Alten Peter in München

Sonntag, 9. März 2014

Zum 1. Fastensonntag: Wozu kam Christus in die Welt?

Es ist sehr wichtig, die rechte Grundauffassung von der Aufgabe und Sendung Jesu Christi zu haben. Der Engel Gabriel hatte ihn angekündigt als den Messias, der "sein Volk erlösen wird von seinen Sünden" (Mt 1,21), und Johannes der Vorläufer rief ihn aus als "das Lamm  Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt" (Jo 1,27). Und nicht anders.

Die Kirche beginnt die eigentliche Fastenzeit damit, uns das tiefste Wesen des Erlösers wieder ins Gedächtnis zu rufen im heutigen Evangelium. Gerade dieses scheint für die Katechumenen wichtig, die in alter Zeit zu Ostern das heilige Sakrament der Taufe im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes empfingen; auf sie war (und ist) ja deshalb die Liturgie eigens ausgerichtet. Sie ist gewissermaßen ein Lehrgang des Glaubens, der auch für Jung und Alt von heute noch sehr zeitgemäß geblieben ist. So viel Verkehrtes und Verwaschenes über die Aufgabe und Sendung Christi und seiner heiligen Kirche dringt ja überall ein.

Das Bild Christi als Erlösers von den Sünden, vorab von der Erbsünde, und als Wiederbringers der Gnade Gottes zum ewigen Leben wird uns heute dargestellt in den bekannten Versuchungen Jesu (Mt 4, 1-11). Es sind nämlich drei falsche Messiasvorstellungen, die Satan gern in Christus verwirklicht sähe und die alle drei nicht nur den Menschen jener Zeit tief in der Vorstellung saßen. 

Der Apostel Matthäus weiß sehr wohl, warum er diese Versuchungen Jesu so ausführlich an den Anfang seines Evangeliums stellt, und auch die Kirche hat ihre Absicht, wenn sie die Fastenzeit damit beginnt. Man kann nicht aufbauen, wenn das Fundament nicht fest ist! Die Versuchungen zeigen uns deutlich Christus als den, der er war. Das allein ist ihr Zweck; denn an sich und innerlich konnte der Gott-Mensch mit Versuchungen nichts zu tun haben. Aber eben diese Versuchungen würden einmal auch die unsern sein.

So ließ er sie an sich herankommen; darum erfahren wir von ihnen; wir sollen seinem Vorbild in solcher Lage folgen. "Darum musste er in allem seinen Brüdern gleich werden, damit er barmherzig wurde und ein treuer Hoherpriester vor Gott, um die Sünden des Volkes zu versöhnen; denn darin, worin er selbst gelitten hat und versucht worden ist, kann er auch denen, die versucht werden, helfen" (Hebr 2,17-18).

Wir wollen aber auch lernen, welche Messiasideen falsch sind und wozu Christus in Wirklichkeit allein gekommen ist.

Nach den vierzig Fasttagen hungerte ihn in der Wüste. Da kam der Versucher zum ersten Male: "Wenn du der Sohn Gottes bist, befiehl, dass diese Steine da Brot werden" (Mt 4,3).

Es ist eine falsche Auffassung, dass der Messias gekommen wäre, Armut und Hunger aus dieser Welt fortzunehmen! Einst, nach der Salbung in Bethanien, wird er den Jüngern sagen: "Arme werdet ihr allzeit unter euch haben!" (Mt 26,11). Nein, darum geht es dem Erlöser nicht. Er hat ganz andere Sorgen. Erst müssen einmal die Menschen für das Wort Gottes geöffnet werden. Vergessen wir das nicht!

Der Erlöser ist nicht als sozialer Reformator gekommen. Er kam auch nicht, um die Sensationslust der Menschen zu befriedigen. Die wundersüchtigen und "adventistischen" Hoffnungen wird er enttäuschen. Satan, fromm, wie er sich gelegentlich geben kann, nimmt eine Schriftstelle in den Mund: "Gott hat doch deinetwegen seinen Engeln befohlen, dich auf ihren Händen zu tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößest" (Ps 91,11-12). Aber das Leben des Reiches Gottes spielt sich nicht in Sensationen ab, sondern in der Stille und Kraft der Herzen, auch nicht in der Leidlosigkeit weder des geschichtlichen noch des geheimnisvoll fortlebenden Christus, d. h. der Kirche. Wir, die Glieder dieser heiligen Kirche, müssen das immer wieder lernen.

Und dann als Versuchung die Macht über die Reiche dieser Welt. "Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest" (Mt 4,10). Aber Christus ist auch nicht als politischer Herrscher gekommen. Alle politischen Messiashoffnungen seiner und späterer Zeiten hat er zunichte gemacht mit der Antwort, die das Anerbieten Satans überhört: "Weg mit dir Satan!" (Mt 4,10). Vor Pilatus wird er noch einmal betonen: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" (Joh 18,51). Auch diese Wahrheit dürfen wir niemals vergessen, um so weniger, als wir mit beiden Füßen auf dem wirklichen Boden dieser Welt zu stehen haben, wenn wir Christen sein wollen: in der Welt, aber nicht von der Welt.

Das sind drei wichtige Linien im Bilde Christi, die uns durch durch diese Versuchungen verdeutlicht werden, gerade jetzt am Beginn der Fastenzeit. Sie soll ja an Hand seiner Gestalt und Gnade eine Zeit der Besinnung und Erneuerung sein, damit wir für Ostern bereitet sind. So sagt die Epistel: "Wir mahnen euch, ihr möchtet nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangen... Seht, jetzt ist die Gnadenzeit, jetzt ist der Tag des Heils" (2 Kor 6,1-2). (...)

Wir sollten in Ansehung der rechten Wertordnung uns ganz öffnen dem Herrn, der gekommen ist, uns zu erlösen von unsern Sünden und uns selig zu machen. Darum wollen wir im Gebet und Sakrament die Verbindung mit ihm suchen und finden, die uns ein reines Gewissen, ein starkes Herz und ein hoffnungsvolles Wesen erwirkt. "Mit seinen Fittichen wird dich der Herr umschatten, und unter seinen Flügeln wirst du Hoffnung haben; mit einem Schild umgeben wird dich seine Treue" (Ps 90,4-5; Communio).

Dann können wir im Schlussgebet zuversichtlich bitten: Deines Sakramentes heilige Opferspeise erneuere uns, Herr. Sie reinige uns von der alten Schuld, damit wir zur Teilnahme am Geheimnis unseres Heils, d. h. zur österlichen Auferstehung gelangen.


Heinrich Jansen Cron SJ in: "Weisheit für den Alltag - Aus den Messen eines Jahres"; Verlag Ludwig Auer/Cassianeum Donauwörth; Imprimatur 1954; S. 11-14 (s. Quellen)



Weitere Betrachtungen zur Fastenzeit von H. Jansen Cron SJ:



Montag, 20. Januar 2014

Heilig machende Gnade



Der Kern christlichen Lebens liegt darin, dass der Mensch in sich selbst das Schöpfungswerk des Vaters und das Erlösungswerk des Sohnes zur Vollendung und zur Frucht kommen lässt in der Heiligung durch den Heiligen Geist. Ja, das Leben des Christen ist eine Teilhabe am Leben des dreieinigen Gottes selbst. Dies Teilhaben des Menschen am Leben des dreieinigen Gottes ist: die heilig machende Gnade.


aus Josef Pieper/Heinz Raskop: Katholische Christenfibel; Verlag J.P. Bachem Köln; AD 1940; S. 54 (s. Quellen)




Foto: Aufstieg zur Pforte der Basilika von Ottobeuren; privat 

Freitag, 27. Dezember 2013

Laßt uns frohlocken: Jesus Christus vernichtet Sünde und Tod!

Kirchenväter und die Menschwerdung Gottes (8)
Leo der Grosse († 461): 1. Predigt auf Weihnachten (Sermo XXI)

Laßt uns frohlocken, Geliebteste; denn heute ist uns der Heiland geboren! Darf doch dort keine Trauer aufkommen, wo das Leben selbst zur Welt kommt, das die Furcht vor dem Tode benimmt und uns durch die Verheißung ewigen Lebens mit Freude erfüllt.

Niemand wird von der Teilnahme an dieser Jubelfeier ausgeschlossen, alle haben den gleichen Grund, in festlicher Stimmung zu sein; denn da unser Herr, der die Sünde und den Tod vernichtet, niemand findet, der ohne Schuld ist, so kommt er, um alle zu befreien. Es jauchze der Heilige, weil er sich der Siegespalme naht; es frohlocke der Sünder, weil ihm Verzeihung winkt, und neuer Mut belebe den Heiden, weil ihn das Leben ruft!

Denn nachdem sich die Zeit erfüllt, welche die unerforschliche Tiefe des göttlichen Ratschlusses dazu bestimmte, nahm der Sohn Gottes die Natur des Menschengeschlechtes an, das wieder mit seinem Schöpfer versöhnt werden sollte, damit der Teufel, der den Tod in die Welt gebracht, gerade durch die menschliche Natur, die er bezwungen hatte, wieder bezwungen würde.



Weitere Kirchenväter zum Thema:
Kirchenväter und Menschwerdung Gottes
(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7)




Bild: Stained glass windows in the Mausoleum of the Roman Catholic Cathedral of Our Lady of the Angels, Los Angeles, California; originally created in the 1920s for Saint Vibiana Cathedral, Los Angeles; wikimedia commons

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Die Macht und Freiheit des Menschen: Gott hat uns ohne uns erschaffen, doch er befreit uns nicht ohne uns


Fortsetzung (Teil 3) des Gebetes der hl. Katharina von Siena zum Geheimnis der Menschwerdung Gottes (Mariä Verkündigung):

O Maria, schau dieses Wort, wie es dir anvertraut wird und dir einwohnt! Trotzdem bleibt es nicht vom Vater getrennt, so wie auch das Wort, das der Mensch im Geiste bildet, keineswegs aufhört, im Innern zu sein, obgleich es nach außen anderen mitgeteilt wird. Darin zeigt sich die Würde des Menschen, für den Gott so viele große Dinge getan hat.

In dir, o Maria, zeigt sich die Macht und Freiheit des Menschen. Nach der Beratschlagung des erhabenen göttlichen Ratschlusses wurde der Engel zu dir gesandt, um dir das Geheimnis des göttlichen Ratschlusses zu verkünden und deine Zustimmung einzuholen. Der Sohn Gottes stieg nicht eher in deinen Schoß herab, bevor du nicht mit deinem Willen zugestimmt hattest. Er wartete an der Pforte deines Willens, ob du ihm öffnen würdest, wenn er zu dir kommen wollte. 

Er wäre dort nicht eingetreten, wenn du ihm nicht geöffnet hättest, als du sprachst: "Sieh, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Worte" (Luk 1,38). Hier zeigt sich offen Macht und Freiheit des Willens, ohne den weder Gutes noch Böses zustande kommen kann. Weder ein Teufel noch ein Geschöpf kann ihn zur Todsünde zwingen, wenn er nicht will, wie auch niemand ihn nötigen kann, das Unvollkommenere zu tun, wenn er sich weigert. 

Der Wille des Menschen ist also frei, da niemand ihn weder zum Guten noch zum Bösen ohne seine Zustimmung zwingen kann.

O Maria! Die ewige Gottheit klopfte an deine Pforte. Wenn du ihr nicht die Türe deines Willens geöffnet hättest, wäre Gott nicht in dir Mensch geworden. Schäme dich also, meine Seele, wenn du siehst, wie Gott in Maria einen Bund mit dir geschlossen hat. Heute zeigt er dir, wie du nicht ohne dich gerettet wirst, wenn er dich auch ohne dich erschaffen hat. Denn heute klopft er an die Tür des Willens Mariens und erwartet, dass sie ihm öffnet.

O Maria, meine süßeste Liebe!
In dich hat sich das Wort eingeprägt, das uns die Lehre des Lebens gab. Du bist die Tafel, in die er diese Lehre eingrub.

Wie ich sehe, war dieses Wort, kaum, dass es in dich eingeschrieben war, nicht ohne heilige Begierde nach dem Kreuze. Kaum war es in dir empfangen, so wurde es schon von dem Verlangen ergriffen,  für das Heil des Menschen zu sterben, für den es in dir Fleisch annahm. Daher war es ein Kreuz für ihn, dieses Verlangen so lange Zeit zu tragen, weil er gewünscht hätte, es gleich verwirklicht zu sehen.


aus: Katharina von Siena - Gebete; Übertragen und eingeleitet von P. Dr. Joseph Maria Scheller O.P.; Albertus-Magnus Verlag Vechta i.O.; AD 1936, S. 151ff, Von Mariä Verkündigung (s. Quellen)


Teil 1, Teil 2 und Teil 4 des Gebetes



Weiteres zur und von der hl. Katharina von Siena:



Samstag, 20. April 2013

Der Teufel und das Weihwasser

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Sprichwörtliche Redensarten haben oft mehr Tiefgang, als es auf den ersten Blick scheinen mag. So läppisch sie zunächst daherkommen, so reich sind sie für den, der genauer hinhört, an menschlicher, ja an christlicher Weisheit.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Formulierung, jemand fliehe etwas „wie der Teufel das Weihwasser“. Hier wird man an volkstümlich-fromme Geschichten erinnert, in denen der Leibhaftige sich an sein Opfer heranmacht, dann aber das Weite suchen muss, da man geweihtes Wasser nach ihm spritzt. Die Vorstellung eines gehörnten Wesens mit Pferdefuß und Schwefelgestank, das vor dem feuchten Element die Flucht ergreift, amüsiert eher, als dass sie zu ernsthaften Gedanken über die kirchlichen Sakramentalien anregen würde. Näher besehen aber ist die Angelegenheit alles andere als lächerlich.

Wasser hat ja in der Heilsgeschichte eine besondere Bedeutung. Schon am Anfang schwebte der Geist Gottes über den Wassern (Gen 1,2). Im Paradies flossen Ströme kreuzförmig in alle vier Himmelsrichtungen (Gen 2,10). Mit Wasser hat Gott später, als die Sünde überhand nahm, die Erde gereinigt (Gen 7), und durch das Wasser des Roten Meeres hindurch sein Volk befreit, während er die Verfolger unter den zusammenstürzenden Fluten begrub (Ex 13-14). Das sind sprechende Bilder für die Taufe, in der die Sünde vertilgt und der Mensch aus der Hand des Feindes errettet wird, um nun dem Gelobten Land entgegenzugehen!

Auf der Wüstenwanderung schlug Moses für das dürstende Volk Wasser aus dem Felsen (Ex 17) und deutete damit bereits auf das Geheimnis der Erlösung hin: „Der Felsen aber war Christus“, schreibt Paulus (1 Kor 10,4). Wer denkt da nicht an Wasser und Blut aus dem durchbohrten Herzen des Gekreuzigten (Joh 19,34)? Auch das Rinnsal, das der Prophet Ezechiel im Tempel aus der rechten Seite des Altares entspringen und vom Heiligtum in die Welt hinausfließen sah, Gesundung und Lebenskraft bringend (Ez 47), verweist auf die fruchtbare Quelle des Erlöserherzens, das sich auf dem Altar des Kreuzes verströmte und seither auf unseren Altären immer wieder verströmt.

Im Neuen Testament kommt Wasser nicht nur im Zusammenhag mit der Taufe Jesu vor. Wir erfahren auch von der Verwandlung des Wassers in Wein bei der Hochzeit zu Kana (Joh 2), die ein Sinnbild für das gesamte Erlösungswerk ist, und von der Begegnung des Herrn mit der samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen. Ihr verheißt er eine Quelle lebendigen Wassers, die hinübersprudelt in das ewige Leben (Joh 4,14). Ganz ähnlich beim Laubhüttenfest zu Jerusalem: „Wer dürstet, komme zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, aus dessen Inneren werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen.“ (Joh 7,37f.) Im letzten Kapitel des Neuen Testamentes ist nochmals von dem „Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall“ (Apk 22,1) die Rede, und wir werden aufgefordert, „lebendiges Wasser umsonst“ zu empfangen (22,17). So ist das Thema „Wasser“ tatsächlich von den ersten bis zu den letzten Zeilen der Schrift gegenwärtig.

Diese Zusammenhänge kennt der Widersacher nur zu gut. Und deshalb ist er „wasserscheu“, schweift er doch gerne durch öde, wasserlose Gegenden (Mt 12,43). Ja, er hat bereits eine tiefe Abneigung gegen das natürliche, klare und reine Wasser, das der heilige Franziskus von Assisi in seinem Sonnengesang als „Schwester Wasser“ anredet, „so nützlich und demütig, so köstlich und keusch“. Die Abneigung steigert sich aber zu Hass und Furcht, wenn dieses Element auch noch einen besonderen Segen empfängt. Dann ist es nicht mehr bloß ein sinniges Symbol für die Taufe und Gnade, sondern trägt etwas von der reinigenden und heiligenden Kraft des Erlösungswerkes in sich. Vereint mit dem Blut Jesu und dem Heiligen Geist ist das Wasser bestimmt, das göttliche Leben fortzuzeugen: „Drei sind es, die Zeugnis geben: der Geist, das Wasser und das Blut, und diese drei sind eins.“ (1 Joh 5,7f.)

Die Exorzismen über das Wasser und das ihm beigegebene Salz in der alten Form der Wasserweihe unterstreichen zudem die Tatsache, dass durch dieses sakramentale Zeichen „jede Feindseligkeit des unreinen Geistes gebannt, der Schrecken der giftigen Schlange verjagt und der hilfreiche Beistand des Heiligen Geistes“ herbeigerufen werden soll (Rituale Romanum VII,2). Unzählige Male hat sich das im Leben heiliger und weniger heiliger Christen bestätigt.

Mögen also glaubens- und kirchenferne Zeitgenossen (und leider auch manche „aufgeklärten“ Katholiken) skeptisch die Stirne runzeln, es bleibt doch wahr, was der Volksmund sagt: Der Teufel flieht das Weihwasser! 


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)  


Weiteres zum Thema:


Dienstag, 12. Februar 2013

Einig, heilig, katholisch und apostolisch...

Wir glauben an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche, die von Jesus Christus auf dem Felsen gegründet wurde, der Petrus ist. Sie ist der mystische Leib Christi, von ihm sowohl als sichtbare Gemeinschaft mit hierarchischem Aufbau wie auch als geistige Gemeinschaft eingesetzt.

Sie ist die Kirche hier auf Erden, das pilgernde Gottesvolk. Und sie ist die Kirche, die beschenkt ist mit himmlischen Gütern – der Same und keimhafte Anfang des Reiches Gottes, durch das sich Werk und Leiden der Erlösung in der Geschichte fortsetzen und das seine Vollendung finden wird jenseits aller Zeitlichkeit, in der ewigen Herrlichkeit (1).

Der Herr Jesus Christus läßt Seine Kirche in der Zeit Gestalt annehmen durch die Sakramente, die aus Seiner göttlichen Fülle (2) hervorgehen. Durch sie haben die Glieder der Kirche Anteil am Geheimnis Seines Todes und Seiner Auferstehung in der Gnade des Heiligen Geistes, der Leben und Tun verleiht (3).

Die Kirche ist deshalb heilig, auch wenn sich in ihrer Mitte Sünder befinden, weil sie selbst kein anderes Leben besitzt als das der Gnade. Das heißt, daß sich ihre Glieder heiligen, wenn sie an ihrem Leben teilnehmen, und daß sie, wenn sie ihr Leben preisgeben, der Sünde und Unordnung verfallen, die den Glanz ihrer Heiligkeit verdunkeln. Deshalb leidet und büßt die Kirche für diese Verfehlungen. Sie hat die Gewalt, ihre Gläubigen davon zu heilen: durch das Blut Christi und die Gabe des Heiligen Geistes.

Sie ist dem Geiste nach Erbin der göttlichen Verheißungen und Tochter Abrahams, durch jenes Israel, dessen heilige Schriften sie in Liebe bewahrt und dessen Patriarchen und Propheten sie in Ehrfurcht gedenkt.

Sie ist auf die Apostel gegründet und gibt im Nachfolger des heiligen Petrus und in den Bischöfen, die sich in Gemeinschaft mit ihm befinden, deren immerdar lebendiges Wort und deren Hirtengewalt durch die Jahrhunderte weiter.

Unter dem immerwährenden Beistand des Heiligen Geistes hat die Kirche die Aufgabe, jene Wahrheit zu bewahren, zu lehren, auszulegen und in der Welt zu verkündigen, die Gott in verhüllter Weise durch die Propheten und in ihrer ganzen Fülle durch unseren Herrn Jesus Christus geoffenbart hat.

(1)  Vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konstitution Lumen gentium, 8.50.
(2)  Vgl. ebd. 7.11.  
(3)  Vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konstitution Sacrosanctum Concilium, 5.6; vgl. II.
Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen gentium, 7.12.50. 




(Anläßlich der 1900-Jahr-Feier des Martyriums der heiligen Apostel Petrus und Paulus in Rom hat Paul VI. ein Jahr des Glaubens ausgerufen. Zum Abschluß dieses Jahres verkündete er am 30. Juni 1968 ein Glaubensbekenntnis,  das "Credo des Gottesvolkes")


siehe auch:

Mittwoch, 23. Januar 2013

BXVI.: »Ich glaube an Gott.« Was heißt das?

"An Gott glauben heißt mit ihm verbunden sein, seine Offenbarung annehmen und mit Freude seinem Wort gehorchen und den Weg gehen, den es zeigt.

Der Glaube ist ein personaler Akt. Gott kommt dem Menschen entgegen, der auf den Anruf antwortet. So ist der Glaube zugleich Geschenk und Aufgabe, göttliche Gnade und menschliche Antwort, ein Dialog der Liebe, in dem Gott zu den Menschen wie zu Freunden redet.

Wie können wir das Sprechen Gottes hören? Die ganze Bibel berichtet davon, wie sich Gott dem Menschen mitteilt, und ist selbst Mitteilung Gottes an uns. Sie lehrt uns glauben, indem sie uns zeigt, wie Gott in der Geschichte oft verborgen, geheimnisvoll, unter Schmerzen sein Erlösungswerk fortführt. Sie erzählt von den Menschen, die er anrührt und die sich ihm anvertrauen, bis zur Fülle der Offenbarung in Jesus Christus."

Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 23.01.2013




Sonntag, 6. Januar 2013

Es führt drei König Gottes Hand




Es führt drei König Gottes Hand
mit einem Stern aus Morgenland
zum Christkind durch Jerusalem
zur Davids Stadt nach Bethlehem.
Gott, führ auch uns zu diesem Kind
und mach aus uns sein Hofgesind!

Aus Morgenland in aller Eil
sie reisten weit, viel hundert Meil.
Sie zogen hin zu Land und See,
berauf, bergab, druch Reif und Schnee.
Zu dir, o Gott, die Pilgerfahrt
uns dünke nie zu schwer und hart.

Sie kehrten bei Herodes ein,
am Himmel schwand des Sternes Schein;
doch wie zum Kind sie eilig gehen,
den Stern sie auch von neuem sehn.
Gott, laß das Licht der Gnad uns schaun,
auf deine Führung fest vertraun!

Und überm Haus wo´s Kindlein war
stand still der Stern, so wunderbar,
da knien sie und weih´n dem Kind
Gold, Weihrauch, Myrrh´zum Angebind.
Gott, nimm von uns als Opfergut
Herz, Leib und Seele, Ehr und Blut!

Durch Weihrauch stellten fromm sie dar,
daß dieses Kind Gott selber war;
die Myrrh´auf seine Menschheit wies,
das Gold die Königswürde pries.
O Gott, halt uns bei dieser Lehr,
dem Irrtum und dem Abfall wehr!



Friedrich von Spee-Langenfeld (1591-1635)



Samstag, 8. Dezember 2012

Unbefleckt empfangene Mutter vom Sieg,

bitte für uns! 



In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Vater im Himmel, zu danken und das Werk deiner Liebe zu rühmen. Denn du hast Maria vor der Erbschuld bewahrt, du hast sie mit der Fülle der Gnade beschenkt, da sie erwählt war, die Mutter deines Sohnes zu werden.

In unversehrter Jungfräulichkeit hat sie Christus geboren, der als schuldloses Lamm die Sünde der Welt hinwegnimmt. Sie ist Urbild und Anfang der Kirche, der makellosen Braut deines Sohnes.

Vor allen Heiligen ist sie ein Vorbild der Heiligkeit, ihre Fürsprache erfleht uns deine Gnade durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn preisen dich Himmel und Erde, Engel und Menschen und singen wie aus einem Munde das Lob deiner Herrlichkeit: 


Heilig, heilig, heilig,
Herr, Gott der Heerscharen.
Himmel und Erde sind erfüllt von Deiner Herrlichkeit!
Hosanna in der Höhe!

Hochgelobt sei, der da kommt, im Namen des Herrn!
Hosanna in der Höhe! 








Dienstag, 20. November 2012

Bewahrung der Eucharistie vor Subjektivismen

Die Feier der Eucharistie ist nicht etwas von Menschen Gemachtes, sondern von Christus Vorgegebenes und Angeordnetes. So sehr in ihren Riten und Gebeten die gläubige Frömmigkeit der  Christen in  nun bald zwei Jahrtausenden ihren Niederschlag gefunden hat, so sehr ist die heilige Messe in ihrem Kern unserem Zugriff entzogen.

Sie ist organisch gewachsen und hat sich gewiss in den verschiedenen Kulturbereichen und Völkern zu verschiedenen Formen entwickelt, wie etwa in der römischen und in der griechischen Liturgie.

Aber der Kern ist die Feier des Todes und der Auferstehung unseres Herrn. Das Thema der heiligen Messe wird nicht von uns geschaffen, sondern ist uns unantastbar und unveränderlich vorgegeben.

In der heiligen Messe findet zugleich das gemeinsame Glauben und Beten der Kirche ihren Ausdruck. Auch darum sind alle die heilige Eucharistie Feiernden an jene Form gebunden, die für die ganze Kirche festgelegt ist. 

Die Gestaltung des heiligen Messopfers kann nicht dem Erfindungsreichtum einzelner oder einer Gruppe anheimgegeben werden. Nur indem wir alle uns an die gegebene liturgische Form halten, wird sie vor jedem Subjektivismus bewahrt und die feiernde Gemeinde vor solchen Subjektivismen geschützt.

Bischof Franz Hengsbach (Essen) in "Opfer - Gesetz des Lebens"; Verlag Wort und Werk, Nettetal AD 1984; S. 62 (s. Quellen)


Sonntag, 28. Oktober 2012

Der König und sein Reich


"Im Gespräch zwischen Jesus und Pilatus geht es um das Königtum Jesu und so um das Königtum, das "Reich" Gottes. Gerade im Gespräch Jesu mit Pilatus wird sichtbar, dass es keinen Bruch zwischen der galiläischen Verkündigung Jesu - Reich Gottes - und seinen Jerusalemer Predigten gibt.

Das Zentrum der Botschaft ist bis ans Kreuz hin - bis zur Kreuzesinschrift - das Reich Gottes, das neue Königtum, für das Jesus steht. Dessen Zentrum aber ist die Wahrheit. Das von Jesus in Gleichnissen und zuletzt ganz offen vor dem weltlichen Richter verkündigte Königtum ist eben das Königtum der Wahrheit.
Um das Aufrichten dieses Königtums als die wahre Befreiung des Menschen geht es."


Joseph Ratzinger, Benedikt XVI. in:
Jesus von Nazareth, Band II; S. 218 (s. Quellen)


Hervorhebung durch Fettdruck von Admin

Samstag, 27. Oktober 2012

Die eine und einzige Kirche (II)

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad 

Brautschaft

Die „Männerkirche“...! Gerne macht man es der katholischen Kirche zum Vorwurf, sie sei männlich dominiert und unterdrücke den größeren, den weiblichen Teil ihrer Mitglieder. Jedoch ist der Ausdruck „Männerkirche“ nicht nur lieblos, er ist auch falsch. Zwar stimmt es, dass die amtliche Repräsentation Jesu Christi – des Gottessohnes, der als Mensch und Mann gekommen ist – von Männern ausgeübt wird. Die Kirche selbst aber ist weiblich. Hier legt die Sprache die richtige Spur: Die griechischen Bezeichnungen ekklesía (die von Gott aus der Welt herausgerufene Gemeinde; daher lat. ecclesia, ital. Chiesa, span. iglesia...) und kyriaké (die dem Kyrios, dem Herrn Angehörende; daher engl. church, niederl. Kerk, dt. Kirche) sind feminine Worte. Und sie sind es nicht zufällig.

Der tiefere Grund dafür liegt in der Tatsache, daß die Kirche wesenhaft die Braut Jesu Christi ist. Er selbst bezeichnet sich als Bräutigam (Mk 2,19 f.), und Sein Vorläufer, Johannes der Täufer, sieht sich als „Freund des Bräutigams“ und Brautführer, der sich freut, das Volk zu Ihm zu geleiten (Joh 3,29 f.). Vor allem Paulus vertieft diese Sichtweise der Kirche: Er eifert mit der Eifersucht Gottes um die Gemeinden, um sie als reine Jungfrau Christus zu übereignen (2 Kor 11,2). Er ist es auch, der die eheliche Verbindung von Mann und Frau als ein sakramentales Abbild der Verbindung Jesu mit Seiner Braut, der Kirche, beschreibt: Die Eheleute werden ein Fleisch, sowie auch die bräutliche Kirche mit ihrem Herrn ein Fleisch wird (vgl. Eph 5,21-33). Die Kirche – Braut und Leib des Herrn!

Was aber folgt daraus für unser Thema, die Einzigkeit der Kirche? Jemand hat es einmal auf die reichlich provokante Formel gebracht: „Unser Herr ist gekommen, sich eine Braut zu nehmen, nicht sich einen Harem zu erwerben.“ So unpassend diese Worte angesichts der Geheimnisse unseres Glaubens auch sein mögen, sie erhellen doch auf ihre Weise den Sachverhalt, dass das Urbild der christlichen Ehe keine andere als eine monogame Verbindung sein kann, dass es also neben der einen Kirche Jesu Christi keine anderen Kirchen gibt, die beanspruchen können, Seine Braut zu sein.

Zum Verständnis hilft uns ein Blick in die Heilsgeschichte. Gott hatte sich zunächst ein Volk aus allen anderen zum Eigentum erwählt und mit ihm einen exklusiven Bund geschlossen. Dieser aber war im Lauf der Zeit immer wieder gebrochen worden. Durch den Mund der Propheten rügte Gott solche Treulosigkeit als „Hurerei“ (vgl. Jer 2,20 ff.; Hos 2,4 ff. u.a.) und stellte schon lange vor der Ankunft Seines Sohnes einen neuen und ewigen Bund in Aussicht (Jes 55,3). In diesem werde Er selbst sich als Gemahl Seines Volkes annehmen und Sion, zu dem nun alle Völker strömen würden (Jes 2,2), neu erbauen (Jes 54,4 ff.).

Das ist durch das Erlösungswerk Jesu Christi Wirklichkeit geworden. Sein neues Volk unterliegt nun nicht mehr den Beschränkungen durch Fleisch und Blut, sondern umfasst Menschen von allen Enden der Erde. Aber dieses Volk ist dennoch eine klar bestimmte Größe, da es aus genau denjenigen besteht, die getauft sind „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19) und somit wiedergeboren aus dem Wasser und dem Geist (Joh 3,5), die den wahren Glauben bekennen und sich als lebendige Steine über dem apostolischen Felsen (Mt 16,18) auf dem Fundament Christi (1 Kor 3,11) zu einem geistigen Tempel, einem heiligen Priestertum erbauen lassen (1 Petr 2,5). Taufe, Glaube und Anerkennung der apostolischen Oberhirten sind seit eh und je Bedingungen für die Kirchenzugehörigkeit.

Dass sich die katholische Kirche als die eine und einzige Kirche Jesu Christi versteht, liegt somit ganz in der Kontinuität, die zwischen dem Alten und dem Neuen Bund besteht. Und übrigens ist es auch von der Kirche selbst her betrachtet mehr als verständlich, wenn sie keine anderen Gemeinschaften als ebenbürtig anerkennt. Welche Braut würde denn wohl sagen, neben ihr sei der Bräutigam durchaus auch anderen Frauen in gleicher Liebe zugetan, und das sei gut so...?

Die Folgen aus dem Identitätsverlust vieler Katholiken, zur einen und einzigen Kirche des Herrn zu gehören, können kaum ermessen werden. Von hier aus verliert sich alles ins Unbestimmte und Unverbindliche. Gott aber will gerade das Bestimmte und Verbindliche, sonst hätte Er sich in der Geschichte des Heils und in Seiner Offenbarung anders gezeigt. Daher brauchen wir Katholiken heute wieder ein klareres Bewusstsein von der Brautschaft der Kirche. Nein, nicht „Männerkirche“, sondern Braut des Herrn!


1. Teil:

Mittwoch, 30. Mai 2012

Maria, Repräsentantin der Menschheit und der ganzen Schöpfung

"Das Dogma von der Immaculata bedeutet die Verkündigung dessen, was der Mensch als noch nicht gefallene Kreatur war; es bedeutet das unentweihte Antlitz des Geschöpfes, das göttliche Ebenbild im Menschen.

Ist die Immaculata das unentweihte göttliche Ebenbild der Menschheit, so ist die Jungfrau der Verkündigungsszene deren Repräsentantin. In dem demütigen "fiat", mit dem sie dem Engel antwortet, hängt das Geheimnis der Erlösung von der Kreatur her. Denn zu seiner Erlösung hat der Mensch Gott gegenüber nichts einzusetzen als die Bereitschaft der unbedingten Hingebung.

Das Passiv-Empfangende des Weiblichen, in dem die antike Philosophie das rein Negative sah, erscheint in der christlichen Gnadenordnung als das Positiv-Entscheidende: das marianische Dogma bedeutet, auf eine kurze Formel gebracht, die Lehre von der Mitwirkung der Kreatur bei der Erlösung."


Gertrud von le Fort, Die ewige Frau AD 1950 (1934)  (s. Quellen)



Foto: Kirche OurLady and the English Martyrs in Cambridge (UK): Lawrence OP
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