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Sonntag, 18. Januar 2015

Gute und böse Islamophobie

Mir scheint, dass die Ereignisse der letzten Zeit uns lehren, eine gute und eine böse Islamophobie zu unterscheiden. Die gute Islamophobie besteht in der Verhöhnung des Islams durch Karikaturen, wie sie Charlie Hebdo praktiziert hat. Böse Islamophobie liegt dann vor, wenn Christen eine schleichende Islamisierung Europas befürchten. Die gute Islamophobie ist gut, weil sie von links kommt und alle Religionen verächtlich macht. Die böse Islamophobie ist böse, weil sie einen Unterschied zwischen den Religionen macht. Tolerant ist, wer alle Religionen für falsch hält. Intolerant ist, wer alle Religionen außer einer für falsch hält.


Pater Engelbert Recktenwald FSSP auf seinem Blog "Das Portal zur katholischen Geisteswelt"

(Anmerkung: Besser wäre es, das Wort "Islamphobie" durch "Islamkritik" zu ersetzen.)


Siehe auch:

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Dienstag, 2. Dezember 2014

Das eine nützt nichts ohne das andere: Kenntnis der Glaubenslehren UND gute Taten


Zum Wesen der Religion gehören fromme Lehren und gute Handlungen. Weder sind Gott Lehren angenehm, welchen nicht gute Taten folgen; noch will Gott Taten, welche nicht aus frommen Lehren entspringen.

Was nützt denn einerseits Gottesgelehrtheit dem, der schändliche Unzucht treibt? Was nützt andererseits strenge Enthaltsamkeit dem, der Gott nicht kennt und ihn lästert? Der höchste Besitz ist also Kenntnis der Glaubenslehren, absolut notwendig ist eine keusche Seele.


Kirchenvater Cyrill von Jerusalem (+ 387); IV. Katechese für die Täuflinge; Bibliothek der Kirchenväter


 Bild: Standbild des Hl. Petrus; Vatikanische Gärten, eigenes Foto

Freitag, 8. August 2014

Zum Nachdenken - Hauskirche (3)

 
Mir kommt's vor,
dass zum guten Teil unsere Männer nicht das sind, was sie sein sollen,
weil es ihnen an tüchtigen Müttern gefehlt hat
und an tüchtigen Hausfrauen fehlt.


 aus: Weisheit des Herzens; Kernsprüche Adolf Kolpings, AD 1955 (s.Quellen)


Montag, 27. Januar 2014

Familie braucht Glauben



Nehmt die Religion aus dem Familienleben,
und ihr versetzt ihm den Todesstoß.


 Adolf Kolping 

Zum Nachdenken


Bild: Engel; Basilika zu Ottobeuren; eigenes Foto

Sonntag, 13. Oktober 2013

Das spezielle Privileg der Kirche

Einst war es, wie wir in den Psalmen und bei den Propheten lesen, für die Gläubigen eine Quelle der Verunsicherung, wenn sie sahen, dass die Bösen dort erfolgreich waren, wo die Diener Gottes anscheinend versagten. So ist es auch zur Zeit des Evangeliums. Und trotzdem hat die Kirche ein spezielles Privileg, das keine andere Religion hat, nämlich das Wissen, dass sie schon bei der ersten Ankunft Christi gegründet worden ist und nicht vergehen wird, bevor er wiederkommt.

Trotzdem hat es in allen Generationen den Anschein, dass sie zu Grunde geht und ihre Feinde triumphieren. Dem Kampf zwischen Kirche und Welt ist folgendes eigentümlich: Die Welt gewinnt scheinbar immer die Oberhand über sie, aber tatsächlich es die Kirche, die gewinnt. Ihre Feinde halten sie für überwunden und triumphieren fortwährend; ihre Glieder verlässt oft der Mut. Die Kirche aber bleibt... Reiche werden und verfallen; Nationen wachsen und schwinden; Dynastien kommen und gehen; Fürsten werden geboren und sterben; Koalitionen, Parteien, Bündnisse, Berufe, Zünfte, Institutionen, Philosophien, Sekten und Häresien entstehen und vergehen. Sie alle haben ihre Zeit, die Kirche aber ist ewig. Und trotzdem haben sie offensichtlich zu ihrer Zeit eine große Bedeutung...

Im Augenblick stellt vieles unseren Glauben auf die Probe. Wir sehen nicht, wie die Zukunft sein wird. Wir sehen nicht, dass das, was jetzt erfolgreich erscheint und sich aufbläht, nicht lange währt. Heute sehen wir, dass Philosophien, Sekten und Clans aufblühen und sich verbreiten. Die Kirche macht einen armseligen und ohnmächtigen Eindruck... Bitten wir Gott, dass er uns belehrt.

Es tut uns Not, von ihm belehrt zu werden, denn wir sind gar blind. Als Christi Worte die Apostel einmal auf die Probe stellten, baten sie ihn: „Stärke unseren Glauben“ (Lk 17,5). Kommen wir ehrlichen Sinnes zu ihm: wir kennen uns nicht; wir bedürfen seiner Gnade. Wie sehr uns die Welt auch verwirrt..., kommen wir zu ihm mit reiner, aufrichtiger Gesinnung! Bitten wir ihn demütig, dass er uns zeigt, was wir nicht verstehen, dass er unser Herz demütigt, wenn es sich versteift, dass er es uns schenkt, ihn zu lieben und ihm willig zu gehorchen, wenn wir auf der Suche sind. 


aus den „Sermons on Subjects of the Day, n°6, Faith and Experience, 2.4“ des seligen John Henry Newman, Theologe, Kardinal Gründer des Oratoriums in England; (Hervorhebung im Text durch Fettdruck von FW)


Heilige Maria,  Mutter der Kirche und unsere Mutter,
bitte für uns!
  

 (Hervorhebung im Text durch Fettdruck von FW)

Dienstag, 3. September 2013

Pietro Parolin: Zum richtigen Verständnis von Religionsfreiheit

Am 1. September 2013 ernannte Papst Franziskus den bisherigen  Nuntius des Hl. Stuhls in Venezuela, Pietro Parolin (58), zum neuen vatikanischen Staatssekretär und damit zum Nachfolger von Tarcisio Kardinal Bertone (78).

In einem Vortrag bei der Tagung der Katholischen Akademie, die vom 4. bis zum 7. Oktober 2007 an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom stattfand, sprach Pietro Parolin über den "Stellenwert der Religionsfreiheit aus Sicht der katholischen Kirche". Unter anderem sagte er:
[...D]ie Globalisierung berechtigt nicht dazu, die Frage der Wahrheit in religiösen Dingen beiseite zu schieben und zwar aus dem Grund, dass die Würde des Menschen gewahrt bleiben muss, auf der die religiöse Freiheit ja gründet. Wie jede Freiheit ist die Religionsfreiheit ja auch kein Selbstzweck, sondern sie richtet sich an der Wahrheit aus. Der Mensch kann sich bei den wichtigen Dingen nicht damit zufrieden geben, "als Blinder geboren" zu sein. Die Abkehr von der - auch religiösen - Wahrheit kann nie endgültig sein. Wenn man ein verantwortungsbewusstes Leben führen will, so wird man nicht umhin können, nach der Wahrheit zu suchen, nach der Wahrheit über sich selbst und, als Endzweck des Daseins, nach der Wahrheit über Gott. Das Recht auf Religionsfreiheit bedingt somit die Pflicht, nach der Wahrheit über Gott zu suchen, ohne Zwang und ohne Vorurteile.

Was nicht ohne Folgen für den interreligiösen Dialog bleiben kann, der in der globalisierten Gesellschaft ziemlich aktuell ist. Dieser Dialog wird sehr oft von den unterschiedlichsten Behörden gefördert, die ab und zu den Eindruck erwecken, als ob sie sich davon eine Angleichung der verschiedenen Religionen erhofften oder dass man wenigstens die Unterschiede zwischen ihnen verwischen könnte, um so die schwelenden Konflikte zu beseitigen und die nun schon fanatische Suche nach der Wahrheit zu überwinden. Die Religionen dürfen allerdings bei einem Zusammentreffen nicht auf die Wahrheit verzichten, sondern sie müssen versuchen, diese zu vertiefen. Der Relativismus vereint keineswegs. Der reine Pragmatismus auch nicht. Der Verzicht auf die Wahrheit und auf seine Überzeugung erhebt den Menschen nicht und nähert sie auch nicht einander an, sondern lässt ihn im Bereich des Kalküls und des Egoismus, wodurch er seiner Größe verlustig geht. (weiter)



Pietro Parolin: Der Stellenwert der Religionsfreiheit aus Sicht der katholischen Kirche (Vortrag bei der Tagung der Katholischen Akademie, die vom 4. bis zum 7. Oktober 2007 an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom stattfand); dokumentiert in der Zeitschrift der Katholischen Akademie in Bayern 'zur debatte', 1/2008, S. 6f; zitiert nach "con-spiration" - Hilfreiche Texte


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Dienstag, 18. Juni 2013

Redefreiheit?


"Niemals ist über das Wesen des Menschen so wenig diskutiert worden wie heute, da zum ersten Mal jedermann darüber reden darf. Die alte Einschränkung bedeutete, dass nur die Rechtgläubigen über Religion reden durften. Die moderne Freiheit bedeutet, dass niemand mehr darüber reden darf."


G.K.Chesterton in "Ketzer"; Insel Verlag Berlin 2012, S. 14

Dienstag, 29. Januar 2013

Wahre Freundschaft (4)

 
Wie köstlich ist eine Freundschaft, deren Band die Liebe, die Frömmigkeit, die Religion ist!

Vollkommen ist sie, weil sie von Gott kommt und zu ihm hinführt; vollkommen, weil sie Gott zum Beweggrund und Inhalt hat; vollkommen, weil sie in Gott von ewiger Dauer ist. Wie schön ist es, auf Erden so zu lieben, wie man im Himmel liebt!

Ich rede hier nicht vom einfachen Wohlwollen, das uns mit allen Menschen verbinden soll, ich rede von jener tieferen Freundschaft, durch die sich Menschen in Gott verbinden, einander ihre guten Gedanken und Wünsche aussprechen und in Gott ein Herz und eine Seele werden...

Franz von Sales in: Philothea; Verlag Ars sacra München AD 1961; S. 116f

Heiliger Franz von Sales, bitte für uns!



Bild: hl. Franz von Sales (1567-1622)

Montag, 17. Dezember 2012

Vakuum

"Die organisierte Religion erfindet keinen Aberglauben, sie hält ihn im Zaum. Sobald organisierter Glaube zerstört wird, wird er von dem unmöglichsten Aberglauben überwuchert, von dem es jetzt wie Maden in den Wunden des Christentums wimmelt."

Fürstin Gloria von Thurn und Taxis
am 24.03.2011 in Berlin bei "DisputBerlin"
(YouTube-Video bei ca. min 34,27)

Donnerstag, 22. November 2012

Der Glaube ist der Maßstab für das, was gut ist

"Wissenschaft erweitert die Vernunft, hilft uns, die Welt zu erkennen, zu verstehen. Aber der Glaube gibt uns die Maßstäbe der Menschlichkeit, des Menschseins, die Maßstäbe dafür, was dem Menschen gut ist und was in sich gut ist und so die Pathologien der Wissenschaft überwindet, die ihrerseits die Pathologien der Religion überwinden kann. Beide gehören zusammen als gemeinsamer Weg zum Licht Gottes, das er uns in der Offenbarung aufgetan hat."

Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 21.11.2012


Donnerstag, 8. November 2012

Auch Logik und Wissenschaft beruhen auf Glauben

Logik und Wissenschaft beruhen auf Glauben, nämlich auf dem Glauben an die Gültigkeit von Axiomen. Ein Axiom ist eine nicht beweisbare Grundlage einer Wissenschaft; so beruhen Logik, Mathematik, Physik und so weiter auf Axiomen. Das Wort Axiom kommt aus dem Griechischen àxios für würdig: ein Axiom ist würdig, geglaubt zu werden.

Wie jede Wissenschaft bedarf auch die Theologie der Axiome. Ein fundamentales Axiom der christlichen Theologie heißt: Gott ist die Liebe. Anerkennt man dieses Axiom, so steht aus logischen Gründen jene Religion Gott am nächsten, die das höchste Liebesgebot hat.

Und diese Religion ist das Christentum mit seinem Gebot der Liebe bis hin zur Feindesliebe um des Feindes willen: "Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen" (Mt 5,44). Und es ist gerade dieses Gebot, das dem Christen verbietet, Anhänger anderer Religionen geringzuschätzen. Seine Missionsmaxime heißt: Achte einen jeden Menschen, deinen Glauben aber lebe.

Max Thürkauf in: New Age und die moderne Wissenschaft; Johannes-Verlag Leutesdorf; 4.Aufl. AD 1995, S. 28f  (s. Quellen)


Mittwoch, 7. November 2012

Die Flucht vor dem Gewissen

Das Gewissen, auf das sich die "mündig gewordenen Menschen" beziehen, besteht - auch wenn sie es nicht wahrhaben wollen - in den Geboten Gottes, die in eines jeden Menschen Herz eingeschrieben sind. Sie merken daher, wenn sie mit ihrer genussorientierten Lebensführung etwas Böses tun - sie merken, wenn sie sündigen.

Das Gewissen sagt ihnen auch, dass der Mensch für seine Sünden zur Rechenschaft gezogen wird. Rechenschaft aber kann nur von einer Person gefordert werden, und die Rechenschaft über das ganze Leben eines Menschen nur von einer Person, die absolut gerecht ist und hoch über allem menschlichen Dasein steht: Gott.

Wenn sich nun jemand dem Gericht über seine Lebensführung entziehen und aus welchen Gründen auch immer trotzdem religiös sein will, muss er sich einer Religion anschließen, die keinen persönlichen Gott kennt. Also wenden sich die "New Age"-Anhänger fernöstlichen Religionen zu.

Begreiflicherweise müssen sie jene Religion ganz besonders ablehnen, in welcher der Eine Gott als ein Dreieiner in den Personen Vater, Sohn und Heiliger Geist wirkt und der überdies in seiner zweiten Person Mensch geworden ist: das Christentum.

Max Thürkauf in: New Age und die moderne Wissenschaft; Johannes-Verlag Leutesdorf; 4.Aufl. AD 1995, S. 13 (s. Quellen)

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Katechismus - nein danke? Teil 1

Liebe Ameleo,

gerne antworte ich auf Deine Bedenken zum Gebrauch des Katechismus. Zunächst kurz zu Deinem Kommentar zu meinem Post über die obskuren Falschaussagen des BDKJ-Vorsitzenden aufgrund von Bildungsverweigerung, in welchem ich Dich zitiert hatte mit Deiner Aussage an die Adresse der Blogoezese: "Den Katechismus allerdings dürft ihr gerne behalten!"

I. Du hast mir gestern folgenden Text in der Kombox hinterlassen:
Ameleo schrieb: "Schade, dass du nur auf mich verlinkst. Wie wäre eine direkte, argumentative Auseinandersetzung mit meinen verschiedenen Kritikpunkten an KKK und Youcat? Schade auch, dass du es in deinem Blog bevorzugst, Texte von anderen zu zitieren. Ich würde gerne mehr von deinen ureigenen Gedanken lesen. Ja, das ist anstrengend, wie ich aus eigener Erfahrung weiß."

Dazu meine Antworten:

1. Das IST eine direkte argumentative Auseinandersetzung. Du wirst hier auf meinem Blog (in vorherigen, in diesem und in noch folgenden Posts) Antworten auf alle Deine Kritikpunkte finden. Ich lade Dich ein, die Texte zu lesen. Und nicht nur zu lesen, sondern auch zu beherzigen. Das ist wahrscheinlich nicht so anstrengend, wie eigene Gedanken in Worte zu fassen; vielleicht aber auch anstrengender, weil es möglicherweise Veränderungen von Einstellungen (z. B. zum Katechismus) verursachen wird.

2. Dass ich bevorzuge, "Texte von anderen zu zitieren", liegt am Charakter meines Blogs. Ich habe das damals bei meinem Blogstart auch entsprechend formuliert:
http://frischer-wind.blogspot.de/2011/08/herzlich-willkommen.html

3. Wenn Du mein Blog mitliest, wirst Du meine ureigenen Gedanken entdecken. Alles, was ich poste sind meine ureigenen Gedanken, oder solche, die ich mir zu eigen gemacht habe oder mir zu eigen machen möchte.

Vieles, was ich Dir sagen würde, haben (Dir) auch schon andere gesagt. Zum Thema "Katechismus" verweise ich hier z. B. auf "cordulchen" im Blog "Das JA des Glaubens": http://www.das-ja-des-glaubens.de/?p=125

4.  Ein Problem ist m.E., dass Du versuchst, Glaubenswissen gegen Glaubenserfahrung auszuspielen. Das eine ist aber ohne das andere nicht vollständig. Benedikt von "Zeitfragen" hat dazu vor einigen Tagen auf  "Das Ja des Glaubens" folgenden treffenden Gedanken formuliert:

"Was ist Glaube – Glaubenswissen oder Glaubenserfahrung? Genauso gut könnte man fragen: Was ist Feuer – Brennholz oder Flamme? Ohne Brennholz bleibt der Funke nicht, ohne dem Feuer bleibt das Brennholz sinnlos."   http://www.das-ja-des-glaubens.de/?p=208

Bleibt also festzustellen, dass beides notwendig ist, um ein Ganzes zu ergeben - aber eben AUCH Glaubenswissen. Glaubenserfahrungen aber kannst Du nur machen, wenn Du mit Jesus Christus selbst, mit dem Wort Gottes nämlich, in Kontakt kommst.

5.  Es wäre nicht besonders klug, "Hilfsmittel" wie einen Katechismus einfach abzulehnen. Ich setze "Hilfsmittel" hier in Anführungszeichen, weil ein Katechismus mehr ist als nur ein Hilfsmittel. Es IST einfach so, dass er unseren Glauben, die katholische Lehre, Wort Gottes, enthält und mit vielen Schrift- und anderen Quellenzitaten begründend darstellt. Mehr WILL ein Katechismus nicht leisten.

Natürlich muss man diesem Glaubenswissen (dem Wort Gottes) selbst zustimmen (falls man das Verlangen hat, Seiner Kirche - und damit Ihm selbst - angehören zu wollen). Man muss sich be-lehren lassen wollen. Das fällt natürlich dem einen leichter als einem anderen, ändert aber nichts an der Tatsache an sich.

Zu  glauben kann uns niemand abnehmen und auch niemand aufzwingen. Das müssen wir selbst wollen (und tun). Wie gesagt muss ich aber erst einmal wissen, was und woran ich glaube. Der Glaube kommt ja nicht von mir (oder von Dir), sondern wird mir von Gott durch die lehrende Kirche geschenkt. (s. z. B. den Taufritus). Ich muss also auf Gott HÖREN, auf Sein Wort, auf die Kirche. Stimmt mein Glaube mit dem der Kirche überein, um so besser, sonst aber werde ich mich korrigieren, ändern müssen. Auch das fällt dem einen leichter als dem anderen, ändert aber an der Tatsache an sich nichts.

Letzlich ist das eine Frage des Vertrauens auf Gott und seinen Heilsplan für die Menschen.


II.  Zu Deinen sieben Punkten über die Gründe für Deine Bedenken zum Katechismus:

Meine frühen Erfahrungen mit dem (bzw. ohne) Katechismus sind Deinen sehr ähnlich. Allerdings bin ich nicht in der Diaspora aufgewachsen, sondern im Multi-Kulti-Ballungsraum. Religion war bei uns (unter Heranwachsenden) nie ein Thema. In der Familie schon eher. Meine Eltern haben sich nie darüber beklagt, dass sie den Katechismus auswendig lernen mussten.

Die Antwort auf die erste Katechismusfrage aber haben sie auch immer mal wieder durchblicken lassen. Bei uns hieß sie: "Wozu sind wir auf Erden? Um Gott zu ERKENNEN, ihn zu LIEBEN, ihm zu DIENEN und einst EWIG bei ihm ZU LEBEN." (Grüner Katechismus) Und mit diesem Wissen, ob man es so oder wie Deine Eltern "Damit wir den Willen Gottes tun und dadurch in den Himmel kommen" formuliert, damit ist eigentlich schon das Wesentliche gesagt. Nun geht es darum zu erfahren, was der Wille Gottes denn ist...

ad 2.
Wenn Du verunsichert bist, ob der Katechismus sich auch an Dich richtet, dann höre doch einfach auf den Papst. Der Papst sagt doch: Allen Gläubigen sei das Studium des Katechismus empfohlen. Da muss man dann nicht akribisch suchen, ob vielleicht irgendwo gesagt wird, dass er doch nicht für alle oder nur für manche oder nur für Vorbelastete oder... gemeint ist. Nein, sein Studium ist für ALLE wichtig, damit jeder durch den KKK (oder Youcat) das Wort Gottes hört und erfährt, was Gottes Wille ist. Dafür braucht man auch keinerlei Vorbildung und keine besonderen Sprachkenntnisse.

Im übrigen kann ich mich Deiner Beobachtung, der Youcat besäße eine befremdlich wirkende, durch "binnenkirchliche Formulierungen und Chiffren geprägte Sprache", nun wirklich nicht anschließen. Das Gegenteil ist der Fall, wovon sich jeder durch einen Blick in den Youcat selbst überzeugen kann.

Als "Mitverantwortliche für den Unterricht der Gläubigen" hälst Du die Texte von KKK und Youcat für wenig hilfreich weil die Hauptarbeit nach wie vor an Dir hängenbleiben würde. Nun, ein Katechismus ist kein Religionsbuch, das dem Religionslehrer schon methodisches und didaktisches Material bietet um den Unterricht zu gestalten. Freilich, das ist ein Katechismus nicht. Die Texte des Katechismus bilden die Grundlage für die Katechese. Ein Katechet ist jemand, der den Inhalt des Katechismus vermittelt, jemand, der (somit) das Wort Gottes weitergibt, den Willen Gottes vermittelt. WIE er das vermittelt, bleibt zunächst einmal zweitrangig.

Wenn Du von "ursprünglichen Quellen" sprichst, die Du in der Erwachsenenkatechese lieber direkt statt des Katechismus' verwendest, so würde mich interessieren, was Du damit meinst. Was sind für Dich diese "ursprünglichen Quellen"?


Für jetzt mit freundlichen Grüßen

Frischer Wind 


Katechismus - nein danke? Teil 2


Weiteres zum Thema:
Kardinal Piacenza: 

Montag, 10. September 2012

Die Wahrheitsfrage



"Die Ausklammerung des Diskurses über die Wahrheit führt zur oberflächlichen Gleichstellung aller Religionen, die so im Grunde ihres Heilspotentials entledigt werden. Die Behauptung, daß alle wahr sind, ist gleichbedeutend mit der Erklärung, daß alle falsch sind. Die Wahrheitsfrage zu opfern ist mit der christlichen Sicht unvereinbar."

Internationale Theologenkommission, Das Christentum und die Religionen, 30.09.1996 (ganzer Text: bitte HIER klicken!)


Foto: Deckengewölbe der Crypta von Santa Cecilia in Trastevere, Rom; Lawrence OP

Sonntag, 26. August 2012

Häresie pur

Von Weihbischof Andreas Laun (Salzburg)

"Es müsse erkannt werden, dass die Fülle der Heilsmittel durch nichtchristliche Religionen nicht weniger vermittelt werden kann als durch die christlichen Kirchen, lautete die These Schmidt-Leukels - (Anm.: in einem Vortrag bei den Salzburger Hochschulwochen 2003). (...)

Die These ist folgerichtig gedacht: Wenn das Heil gleich-gut bei anderen Religionen zu haben ist, warum sollte man jemand "bekehren" wollen? Wahrhaft überflüssig. Was Schmidt-Leukel hier vorgetragen hat, ist Häresie pur, allerdings Häresie von heute, dem Zeitgeist entsprechend. Das macht sie nicht besser, sondern wegen der Unterstützung durch die öffentliche Meinung nur noch verführerischer, maskiert mit einer hohlen "Demut", die nicht ist, was sie vorgibt zu sein. Demut gegenüber Nichtchristen heißt, die eigenen Sünden und Halbheiten bekennen, nicht, Fehler Gottes zu behaupten: als hätte Seine Offenbarung gar nicht stattgefunden und darum sei die jüdisch-christliche Religion auch nicht besser als "andere Religionen".

Jesus Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Es gibt keine zwei oder mehr Wege, es gibt keine doppelte oder vielfältige Wahrheit, es gibt kein Doppelleben - es gibt nur einen Weg, eine Wahrheit, ein Leben. Jesus ist der Einzige, der vom Vater gekommen ist und wirklich Kunde gebracht hat. Die anderen Religionen suchen Gott, in Jesus hat Gott selbst die Initiative ergriffen. Dass das Leben, das vom Kreuz ausströmt, auch die Nicht-Christen erreicht, ist ebenso wahr wie dass auch in anderen Religionen Wahres zu finden ist. Das erkennt man, indem man sie mit der Lehre der heiligen, katholischen Kirche vergleicht."

Ganzer Beitrag:

(Hervorhebungen durch Fettdruck von Admin)

Und auch:
O glückliche Häresie! (Frischer Wind vom 24.02.2012) 

Sonntag, 29. Juli 2012

Wider die Zwangsmissionierung zur gott- und religionslosen Gesellschaft

Laut einer Pressemeldung wird sich am 23. August 2012 der unabhängige Deutsche Ethikrat mit der Beschneidung von minderjährigen Jungen aus religiösen Gründen beschäftigen.
Nach dem Urteil des Landgerichts Köln im Juni d.J., wonach die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen für rechtswidrig und strafbar erklärt worden war, gab es in der Bevölkerung darüber kontroverse Debatten.

Ingo Langner schreibt in der "Tagespost" Nr. 30 vom 28. Juli 2012 wie folgt:
"(...) Wohlgemerkt: „im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“ heißt es in der Präambel (des Dt. Grundgesetzes). Hier ist also keine Rede davon, dass sich die Bundesrepublik auf jene säkularen, dezidiert atheistisch geprägten Ideen gründet, die seit der Französischen Revolution den ins Gnadenlose tendierenden Anspruch erheben, die allein seligmachende Menschenrechtsweltanschauung zu sein. Die, unter der Tarnkappe „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“, schon im vierten Revolutionsjahr die Ideologie für ein Terrorregime abgab, dessen blutiges Symbol bis heute die Guillotine ist und mit der die „Feinde der Republik“ massenhaft geköpft worden sind. Und „Feind“ war jeder, der sich weigerte, die „Errungenschaften der Revolution“ zu akzeptieren. Zu denen übrigens, wie sollte es anders sein, auch eine christenfeindliche „Göttin der Vernunft“ gehörte.

In der nämlichen Lage scheint sich heute Deutschland zu befinden. Zumindest, was die Geistesverfassung jener angeht, die es – aus welchen fadenscheinigen „Menschenrechts-gründen“ auch immer – für nötig befinden, zwei großen und uralten Weltreligionen vorzuschreiben, nach welchen religiösen Grundsätzen sie ihre Söhne zu erziehen haben. (...)

Den Säkularen geht es um die intellektuelle Diskurshoheit in dieser Republik, also um geistige Alleinherrschaft. Sie allein wollen festlegen, was religiöse Menschen zu tun und zu lassen haben. Um dieses totalitäre Gebaren zu rechtfertigen, ist ihnen jedes Argument recht. Scheinbar geht es ums
Kindeswohl, scheinbar geht es um körperliche und seelische Unversehrtheit, scheinbar will man muslimische und jüdische Jungen vor lebenslangen Traumata bewahren.

Doch in Wirklichkeit ertragen all diese „Gutmenschen“ es nicht, dass es innerhalb ihrer schönen neuen und ach-so-toleranten Welt immer noch gottgläubige Menschen gibt. Denn ihrer materialistischen Weltanschauung zufolge hätte die Religion im angeblich so „hellstrahlenden Lichte der aufgeklärten Vernunft“ längst auf dem Abfallhaufen der Geschichte gelandet sein müssen. Ist sie aber nicht, und das macht sie kirre. (...)"

Man kann nur dafür rechten und beten, dass unsere Volksvertreter sich zu den Wurzeln des Grundgesetzes bekennen und der Zwangsmissionierung zur gott- und religionslosen Gesellschaft Einhalt gebieten.


Weiteres zum Thema:
Deutschland schafft das Judentum ab (04.07.2012)

Mittwoch, 4. Juli 2012

Deutschland schafft das Judentum ab

Nach einem Urteil des Kölner Landgerichts ist die Beschneidung (Brit Mila) von Jungen ein krimineller Akt. Demnach ist es jüdischen Eltern nun nicht mehr möglich, ihre Kinder, so wie es ihnen ihr Glaube vorschreibt, in ihre eigene Religionsgemeinschaft  aufnehmen zu lassen. Die Kinder würden somit aus ihrem familiären und gesellschaftlichen Umfeld isoliert.


Neben dem Philosophen und Publizisten Josef Bordat machte denn auch der Neutestamentler Klaus Berger in einem Beitrag für die "Tagespost" auf die Bedeutung eines solchen Urteils für Juden, aber auch für Christen aufmerksam. Sein Resumee:

"Die Kirchen haben die Kriminalisierung der Beschneidung verurteilt – Dem kann man sich auch aus neutestamentlicher Sicht nur anschließen." (DT)

Klaus Berger in dem lesenswerten Beitrag in der DT:
"Die Beschneidung ist hier also nicht eine fromme Marotte, sondern die sichtbare Begründung der jüdischen Identität. Eben weil Beschneidung keine Akt krimineller Aggressivität ist, wird sie schon vor 2000 Jahren rundum therapeutisch verstanden: Als Befreiung von körperlicher Unvollkommenheit (!), von überflüssiger Lust, von einer Höhle für Keime und Dreck.
Die unaufgeklärte Aufklärung richtet sich seit dieser Zeit gegen die Beschneidung, weil man hier grundsätzlich nicht verstanden hat, dass eine Religion sichtbare und leibhaftige Folgen haben kann.
Die sogenannten Aufklärer meinen, Religion sei eine private und rein innerliche, eben geistige Angelegenheit. Jede Art von physischen Folgen wird abgelehnt. Und das Christentum des Apostels Paulus, dem die Abschaffung der Beschneidung dabei unterstellt wird (wie wir sahen, zu Unrecht), gilt als erster Schritt in diese reine Geistigkeit.

Viel richtiger lagen dabei Alte Kirche und mittelalterliche Theologen, die die Beschneidung als Proto-Sakrament ansahen. Denn alle Sakramente sind wie die Beschneidung sichtbare Zeichen, die am Leib vollzogen werden, sei es durch Wassertaufe, Salbung, Handauflegung, Ringetauschen oder Schuldbekenntnis wie vor dem Richter bei der Beichte.

Denn bei der Beschneidung wird nur ein (im übrigen unnützes) Stückchen Körper geopfert, die Taufe geht viel weiter. Denn sie ist ihrer Substanz nach genau das, was man heute als „Schein-Hinrichtung“ bezeichnet. Paulus spricht hier von der Wassertaufe als einem Mitgekreuzigtwerden. Denn das Untertauchen des Kindes (und des Täuflings allgemein) steht für Ersäufen (Luther: „Ersäufen des Alten Adam“). Wie bei der Beschneidung endet die Zeremonie auch hier im Guten, aber im Kern geht es um etwas, das dem Tod ähnlich ist.

Es war Merkmal der religiös unmusikalisch gebliebenen Aufklärung aller Jahrhunderte, diese provozierenden Aspekte entweder zu übersehen oder herunterzuspielen. Da besteht dann ein Scheingegensatz zwischen „seelisch-geistigem“ Gehalt und den physischen Folgen."

Tagespost vom 30.06.2012, Nr.78


Weiteres zum Thema:
  1. Financial Times zum Urteil des Landgerichts Köln (25.06.2012)
  2. Landgericht Köln verbietet das Judentum in Deutschland (29.06.2012)
  3. Josef Bordat (JoBo72): Was auffällt
  4. Josef Bordat: Beschneidung in Judentum und Islam (03.07.2012)
  5. Meisner: Beschneidungsurteil ist 'Eingriff in die Religionsfreiheit' (9.06.12)
  6. Kölner Beschneidungs-Urteil weiter in der Kritik (02.07.2012)
  7. Wider die Zwangsmissionierung zur gott- und religionslosen Gesellschaft (29.07.2012)
  8. Jüdische Allgemeine: Religion stört  (09.08.2012)
  9. Der israelische Oberrabbiner Jona Metzger in Berlin zum Kölner Urteil (21.08.2012)
  10. Prof. Klaus Berger: Der Sinn der Beschneidung: Mit Leib und Seele Gott gehören (06.07.2012)

Bemerkenswert:

Und noch ein interessanter Link mit der Fragestellung, ob die Abschaffung des "Festes der Beschneidung des Herrn" (Oktavtag von Weihnachten) durch die Liturgiereform von 1970 sinnvoll war:






Sonntag, 17. Juni 2012

Die Religion der Liebe

"Jesus caritas est. Jesus, der Gottessohn und Menschensohn, ist die Liebe. Aus Liebe schuf er die Erde. Aus Liebe schuf er den Menschen.

Aus Liebe wurde er einer von uns. Aus Liebe machte er aus uns etwas von Ihm. Menschlicher Bruder von uns geworden, wurden wir göttliche Brüder von Ihm.

Einem jeden von uns lief er nach. Dem Kranken. Dem Verirrten. Dem Kind. Und gab sein Leben für uns hin. Und wohnte in Hunderttausenden unserer Tabernakel. Und wurde uns eucharistische Speise. Jesus caritas est! Jesus ist die Liebe.

Daraus folgt: die Religion Jesu Christi ist die Religion der Liebe. Die Moral Jesu Christi ist die Moral der Liebe. Die Liebe ist das einzige Gesetz des Christentums..."



Foto: Lawrence OP

Samstag, 21. April 2012

Wahrheit ist nicht auf Zustimmung angewiesen

Der Schriftsteller und Büchnerpreisträger Martin Mosebach (Jg. 1951) äußert sich in einem Interview mit "welt-online" auf die Frage, ob die Religionen angesichts des wachsenden Atheismus attraktiv genug sind für die Menschen, u. a. über das Wesen der "Wahrheit":

Mosebach: Zuerst muss ich sagen: Ich habe ganz andere Erfahrungen. Ich habe viele Menschen kennengelernt, die sich haben taufen lassen. Aber wir müssen sowieso anders über Religion sprechen. Entweder die Religion besitzt die Wahrheit über das Wesen des Menschen, seine Herkunft und sein Ziel – oder sie besitzt sie nicht.

Und wenn sie diese Wahrheit besitzt, muss man nicht über sie sprechen wie über eine Kaufhoffiliale, die Kunden verliert, sodass sich der Filialleiter fragt, woran das wohl liegen kann. Die Wahrheit unterliegt nicht einer Mehrheitsabstimmung. Es ist gut für den, der sie erkennt, es ist schlecht für den, der sie nicht erkennt. Die Wahrheit ist auf Zustimmung nicht angewiesen.


Das ganze Interview: bitte HIER klicken!

Samstag, 14. April 2012

Vernunftgemäßer Glaube

Von P. Bernward Deneke FSSP

Der englische Schriftsteller und Konvertit G. K. Chesterton (+ 1936) hat es meisterhaft verstanden, in seinen Father-Brown-Geschichten kriminalistischen Scharfsinn mit Heiterkeit zu verbinden. Sein Held, der kleine und rundliche Priester-Detektiv Father Brown, bringt aber immer wieder auch manches Bedenkenswerte zu Fragen der Weltanschauung und des Glaubens zur Sprache.

Einmal (in der Erzählung „Das blaue Kreuz“) ist er einem Dieb auf der Spur. Dabei kommt er mit einem Priester ins Gespräch, der sich nicht nur äußerlich, durch seine große, schlanke Gestalt, sondern auch inhaltlich von Father Brown unterscheidet. In der Unterredung sagt er nämlich angesichts des sternenübersäten Himmels: „Ach ja, die modernen Ungläubigen rufen ihre Vernunft an. Wer aber kann diese Millionen von Welten anschauen und nicht empfinden, dass es über uns wunderbare Universen geben mag, in denen Vernunft vollkommen unvernünftig ist?“

Das mag vielen frommen Lesern so recht aus dem Herzen gesprochen sein. Ja, die Ungläubigen beten ihre Vernunft an, wir aber werfen sie in der Kraft unseres Glaubens vom Sockel! Um so erstaunter ist man dann, die Antwort des Father Brown zu erfahren: „Nein, Vernunft ist immer vernünftig, selbst in der letzten Vorhölle, jenem verlorenen Grenzland der Dinge. Ich weiß, dass viele der Kirche vorwerfen, sie setze die Vernunft herab, aber es ist genau umgekehrt. Auf Erden räumt nur allein die Kirche der Vernunft ihre wahre Hoheit ein.“

Die Standpunkte, die hier aufeinanderprallen, liegen seit den Anfängen der Kirche miteinander im Kampf. Dass dieser Streit in unseren Tagen wieder aufgeflammt ist, daran trägt der gegenwärtige Denkerpapst Benedikt XVI. ein gerütteltes Maß an „Mitschuld“. Er, der oft von der Vernunftgemäßheit des Glaubens spricht, wendet sich ja gegen den Vorwurf, die religiösen Menschen verweigerten sich der Vernunft, und zeigt, wie er auf diejenigen zurückfällt, die ihn erheben. Denn ist es nicht wahre Unvernunft, die ersten und letzten Fragen von vornherein aus dem Kreis des Denkens auszublenden? Papst Benedikt XVI. steht offensichtlich mehr auf der Seite des Father Brown, der die Vernunft in Schutz nimmt, als auf der seines Mitbruders.

Vernunftgemäßer Glaube: In dieser Formel ergeht zugleich eine Absage an die vernünftelnde Religionsfeindschaft und an die religiöse Vernunftfeindschaft, die wir aus Äußerungen wie den folgenden kennen: „Der Glaube ist Sache des Herzens, nicht des Kopfes.“ „Nicht groß darüber nachdenken – einfach glauben!“ „Echter Glaube ist nun einmal unvernünftig.“ (Übrigens lautet schon ein alter, fälschlicherweise dem Kirchenschriftsteller Tertullian zugeschriebener Spruch: „Credo quia absurdum – Ich glaube, weil es absurd ist.“)

Nicht nur die aufgeklärten Verächter der Religion, sondern auch die gläubigen Verächter der Vernunft sind es also, die von Father Brown und Benedikt XVI. kritisiert werden. Damit liegen der fiktive Priester-Detektiv und der heutige Papst, dieses ungleiche Paar, ganz auf der Linie des ersten Papstes und seiner Forderung, wir Christen sollten stets bereit sein zur Verantwortung gegenüber jedem, der Rechenschaft fordert über die in uns lebende Hoffnung (1 Petr 3,15); denn solche Rechenschaft ist ja nur möglich auf der Basis einer gemeinsamen Vernunft. Man findet dasselbe Anliegen bei den frühen Apologeten, z.B. dem heiligen Martyrer Justinus, der den christlichen Glauben gegenüber der römischen Staatsmacht mit rationalen, philosophischen Argumenten verteidigte, bevor er ihn um das Jahr 165 mit seinem eigenen Blut bezeugte.

Die Kirche hält die Vernunft in Ehren, weil diese wie der Glaube aus Gott stammt. Der richtige Vernunftgebrauch führt daher nicht von Gott weg, sondern zu Ihm hin. Und deshalb ist das Christentum kein irrationales, hermetisch abgeriegeltes, esoterisches System, sondern ein Heiligtum, dessen Schwelle man mit der Vernunft erreichen kann – hinüber gelangt man allerdings erst in der Gnade des Glaubens!

Übrigens überführt Father Brown am Ende der Geschichte seinen Gesprächspartner als Dieb, entlarvt ihn darüber hinaus als falschen Priester. Auf dessen erstaunte Frage, woran er das denn erkannt habe, gibt der Priester-Detektiv die schlichte Antwort: „Sie haben die Vernunft angegriffen – das ist schlechte Theologie.“


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS) 



Auch noch zum Thema "Glaube und Vernunft" oder auch "Was ist 'vernünftig'?":


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