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Donnerstag, 17. April 2014

Will Kardinal Kasper die Sexualmoral der Kirche revolutionieren?

Bloggerkollege Michael Schäfer (Theodor) von "Summa summarum" hat einen offenen Brief an Kardinal Kasper gschrieben und ihm einige wesentliche Fragen bezüglich des "Evangeliums von der Familie" gestellt. Dann beschreibt er die drastischen Konsequenzen für die Kirche, wenn diese den Vorstellungen des Kardinals folgen würde:
"Erlauben Sie mir abschließend noch einen Blick auf die systematischen Folgen der von Ihnen vorgeschlagenen geänderten Praxis im Umgang mit den Wiederverheirateten Geschiedenen. Mir scheint es so zu sein, dass die Kirche nur die Wahl hat, den Vollzug der „Akte, die Eheleuten vorbehalten sind“ außerhalb der sakramentalen Ehe weiterhin als Ehebruch zu betrachten (mit den bisherigen Folgen) oder eine moralische Legitimität solcher Akte auch außerhalb dieser Ehe für grundsätzlich möglich zu halten.

Diese moralische Legitimität muss dann an etwas anderem als der sakramentalen Ehe festgemacht werden, z.B. am Bestehen einer „personalen Liebesbeziehung“, eines Sachverhaltes, der nicht mehr den Charakter eines öffentlichen Vertrages hat, sondern letztlich nur vor dem „forum internum“ überprüft werden kann. Mir ist nicht klar, mit welchem Argument man anderen Formen der außerehelichen „gelebten Sexualität“ eine so verstandene Legitimität grundsätzlich absprechen wollte. Die Forderung des Zweiten Vatikanischen Konzils nach einer „sauberen Brautzeit“ (Gaudium et Spes 49) wäre keine schlechthin verpflichtende Norm mehr.

In der Konsequenz würde die Kirche dann auf die Verkündigung einer verbindlichen Sexualmoral im überkommenen Sinne ganz verzichten. Ihre Lehre wäre dann nicht mehr Verkündigung eines objektiven „Gebotes vom Herrn“ (1 Kor 7,10), sondern „Orientierungshilfe“ für eine subjektive Gewissensentscheidung, die von ihr in jedem Fall zu respektieren wäre."

Diese Erkenntnis ist erschütternd und zeigt, wie selbst auf hoher hierarchischer Ebene der Glaube in Gefahr gebracht wird. Der Dogmatiker Leo Kardinal Scheffczyk, der nachgewiesen hat, dass es sich bei der Frage der Zulassung von zivil wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten (ob Bußsakrament oder der heiligen Kommunion ist im Grunde eins) um eine dogmatische Frage handelt, und die deswegen nicht "pragmatisch" zu lösen ist, schließt seine Untersuchung mit den Worten:
"So weist diese Fragestellung (Anm.: der Zulassung der zivil wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion) auf ein tiefer liegendes Problem hin, das heute untergründig viele Auseinandersetzungen in der Kirche bestimmt. Es liegt genauerhin in der Frage, welcher Wert dem lehrhaften Glauben und seiner Durchsetzung in der Praxis zukommt. Wenn an dieser Stelle Konzessionen gemacht werden, erledigt sich natürlich auch das hier behandelte Problem. Wenn man dazu bereit ist, sollte man aber auch weiterfragen und zusehen, wie vieles andere im Glauben und Leben der Kirche "erledigt" werden wird."

Das heißt, wenn eine Relativierung des lehrhaften Glaubens stattfindet und alles der subjektiven Gewissensentscheidung des (Un-)Gläubigen überlassen würde, dessen Gewissen sich aber nicht an der Wahrheit, sondern an eigenen Wertesystemen orientiert, dann ist die Aufgabe des gesamten Lehramtes die Folge.

Aber so weit wird es selbstverständlich nicht kommen, denn dem kirchlichen Lehramt ist die Leitung durch den Heiligen Geistes zugesagt. Die Kirche ist und bleibt die "Säule und das Fundament der Wahrheit" (1 Tim 3,15). Dem Lehramt folgend können wir sicher sein, die Wahrheit zu leben und dem Wort Gottes zu folgen. Wer also gerettet werden will, der folgt der Stimme des guten Hirten Jesus Christus in der Kirche, denn es ist gewiss, dass nur im Glauben der Kirche das Heil erlangt werden kann (vgl. II. Vatikanisches Konzil "Ad gentes" 7). Fürchtet euch also nicht!

Der vollständige Wortlaut des offenen Briefes an Kardinal Kasper hier auf "Summa summarum" oder auch hier auf kath.net.


Dazu die vielleicht einzige vernünftige Lösung dieser ganzen unseligen Diskussionen:


Weiteres zum Thema:

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Dienstag, 3. September 2013

Pietro Parolin: Zum richtigen Verständnis von Religionsfreiheit

Am 1. September 2013 ernannte Papst Franziskus den bisherigen  Nuntius des Hl. Stuhls in Venezuela, Pietro Parolin (58), zum neuen vatikanischen Staatssekretär und damit zum Nachfolger von Tarcisio Kardinal Bertone (78).

In einem Vortrag bei der Tagung der Katholischen Akademie, die vom 4. bis zum 7. Oktober 2007 an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom stattfand, sprach Pietro Parolin über den "Stellenwert der Religionsfreiheit aus Sicht der katholischen Kirche". Unter anderem sagte er:
[...D]ie Globalisierung berechtigt nicht dazu, die Frage der Wahrheit in religiösen Dingen beiseite zu schieben und zwar aus dem Grund, dass die Würde des Menschen gewahrt bleiben muss, auf der die religiöse Freiheit ja gründet. Wie jede Freiheit ist die Religionsfreiheit ja auch kein Selbstzweck, sondern sie richtet sich an der Wahrheit aus. Der Mensch kann sich bei den wichtigen Dingen nicht damit zufrieden geben, "als Blinder geboren" zu sein. Die Abkehr von der - auch religiösen - Wahrheit kann nie endgültig sein. Wenn man ein verantwortungsbewusstes Leben führen will, so wird man nicht umhin können, nach der Wahrheit zu suchen, nach der Wahrheit über sich selbst und, als Endzweck des Daseins, nach der Wahrheit über Gott. Das Recht auf Religionsfreiheit bedingt somit die Pflicht, nach der Wahrheit über Gott zu suchen, ohne Zwang und ohne Vorurteile.

Was nicht ohne Folgen für den interreligiösen Dialog bleiben kann, der in der globalisierten Gesellschaft ziemlich aktuell ist. Dieser Dialog wird sehr oft von den unterschiedlichsten Behörden gefördert, die ab und zu den Eindruck erwecken, als ob sie sich davon eine Angleichung der verschiedenen Religionen erhofften oder dass man wenigstens die Unterschiede zwischen ihnen verwischen könnte, um so die schwelenden Konflikte zu beseitigen und die nun schon fanatische Suche nach der Wahrheit zu überwinden. Die Religionen dürfen allerdings bei einem Zusammentreffen nicht auf die Wahrheit verzichten, sondern sie müssen versuchen, diese zu vertiefen. Der Relativismus vereint keineswegs. Der reine Pragmatismus auch nicht. Der Verzicht auf die Wahrheit und auf seine Überzeugung erhebt den Menschen nicht und nähert sie auch nicht einander an, sondern lässt ihn im Bereich des Kalküls und des Egoismus, wodurch er seiner Größe verlustig geht. (weiter)



Pietro Parolin: Der Stellenwert der Religionsfreiheit aus Sicht der katholischen Kirche (Vortrag bei der Tagung der Katholischen Akademie, die vom 4. bis zum 7. Oktober 2007 an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom stattfand); dokumentiert in der Zeitschrift der Katholischen Akademie in Bayern 'zur debatte', 1/2008, S. 6f; zitiert nach "con-spiration" - Hilfreiche Texte


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Montag, 7. Januar 2013

Politische Korrektheit als neue Form der Sklaverei

"Der Humanismus hat nicht zu einer Humanisierung geführt, sondern eine Welt geschaffen, die immer brutaler wird. Die Diktatur der politischen Korrektheit zwingt uns, was pervers ist, nicht mehr pervers zu nennen.

Kopulierende Paare auf karnevalesken Straßenumzügen, sagt man uns, seien Ausdruck der Lebensfreude. Menschen, die öffentlich sadomasochistische Praktiken ausüben und ihre „Lustsklaven“ wie Köter an einer Halsbandleine hinter sich herzerren, begrüßt der Berliner Bürgermeister als Symbol der Freiheit.

Kritik daran wird von interessierter Seite sofort niedergebrüllt. In unserer Gesellschaft hat sich ein Klima entwickelt, in dem es eine offene Diskussion kaum noch geben kann. Es genügt, reflexartig den politischen Gegner als fortschrittsfeindlich, ausländerfeindlich oder homophob (und neuerdings auch als „katholisch“) zu qualifizieren, mit anderen Worten, als politisch suspekt.

Dank dieser perfiden Art der Diffamierung wird eine Voreingenommenheit produziert, die jegliche Form der Kritik unmöglich macht, mehr noch, sie kriminalisiert. Ein Klima der Denunziation ist entstanden. Jeder Kritiker wird mit Anschuldigungen, die bis zu unbewiesenen Verleumdungen gehen, am Pranger der medialen Öffentlichkeit mundtot gemacht.

Damit wird ein faschistoides System eines moralischen und kulturellen Relativismus zementiert, das nicht zum Zusammenhalt von Menschen beiträgt, sondern zur Entsolidarisierung. Was eine auf Denunziation aufgebaute Gesellschaft anrichtet, haben die Diktaturen des 20. Jahrhunderts gezeigt. Doch die Diktatur des Relativismus kommt nicht mit Stiefeltritten und Marschliedern daher. Sie baut vielmehr auf eine repressive Bürokratie, die leise, fast unmerklich, aber nichtsdestoweniger totalitär, bestimmt, was politisch korrekt ist."


Burkhardt Gorissen stellt in seinem Beitrag "Vorsätze, Wünsche, Sklaven" die Frage nach neuen Formen der Sklaverei (der komplette Artikel ist nachzulesen in "Die Tagespost"vom 03.01.2013, im Feuilleton auf S. 9.)


Burkhardt Gorissen war elf Jahre lang Freimaurer und wandte sich im April 2008 wegen weltanschaulicher Unvereinbarkeit mit dem Christentum von der Freimaurerei ab.


Auch noch interessant:




Sonntag, 16. Dezember 2012

Diktatur des Relativismus verhindert den Frieden

File:Papa Benedetto.jpg 


"Eine Voraussetzung für den Frieden ist die Entkräftung der Diktatur des Relativismus und der These einer völlig autonomen Moral, welche die Anerkennung eines von Gott in das Gewissen eines jeden Menschen eingeschriebenen, unabdingbaren natürlichen Sittengesetzes verhindert.


Der Friede ist der Aufbau des Zusammenlebens unter rationalen und moralischen Gesichtspunkten auf einem Fundament, dessen Maßstab nicht vom Menschen, sondern von Gott geschaffen ist."


Papst Benedikt XVI. in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag am 01. Januar 2013 

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Der Glaube: Das Ja zur Offenbarung Gottes

"Antwort auf Gottes Sich-Zeigen (Anm.: seine Offenbarung) ist Gehorsam des Glaubens, eine Haltung, in der der Mensch in Freiheit anerkennt, daß die Liebe Gottes das Ziel seines Lebens ist, daß zu ihm ja zu sagen, für ihn nicht Zwang und ungeklärte Sache ist, sondern daß dieses Ja das Wesen seines Menschseins ausdrückt, und daß er dann, wenn er mit Verstand und Willen sich anvertraut an ihn, wirklich er selbst wird (vgl. Dei Verbum 5). 

Ein solcher Glaube, in dem der Mensch sich dem Herrn übergibt und so mit ihm inwendig eins wird, führt zu einer Veränderung in uns selber. Gott ergreift uns und zieht uns an sich. Der Glaube läßt uns teilhaben an der Wahrheit und Weisheit Gottes. So können wir uns von ihm recht führen lassen. Durch ihn erhalten wir Standfestigkeit in unserem Leben. Das Festhalten an Gott und am Glauben ist so ein Schutz vor dem Fallen in die Haltlosigkeit und in die Beliebigkeit."

Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 05.12.2012
 
Bild: "Fiat", Verkündigung; Fra Angelico

Dienstag, 13. November 2012

Mythos Scientismus

Der Apostel Paulus nennt den Glauben ein "rationabile obsequium" einen "vernünftigen Gehorsam". Es gab in der frühen Neuzeit das Problem, dass es so schien, als ob die Vernunft, die aufgeklärte Vernunft, den Glauben unmöglich mache.

Heute ist die Situation ähnlich, nur umgekehrt: Der Scientismus, die Wissenschaftsgläubigkeit der Gegenwart, führt eigentümlicherweise dazu, dass der Vernunft nicht mehr getraut wird, d. h. so etwas wie Wahrheit soll es nicht geben; das letzte Wort soll der Relativismus sein: die Vernunft ist eigentlich ohnmächtig, die Wahrheit zu erkennen.

Jetzt sind es die Gläubigen, die paradoxerweise die Fähigkeit der Vernunft verteidigen. Wenn Sie heute jemanden finden, der mit Nachdruck die Wahrheitsfähigkeit der Vernunft behauptet, können Sie beinahe schon annehmen, dass es ein Katholik ist.

Da wo Gott geleugnet wird, bricht am Ende auch die Vernunft zusammen. Wer das am deutlichsten gesehen und ausgesprochen hat im 19. Jahrhundert war Friedrich Nietzsche. Friedrich Nietzsche schreibt einmal, "dass auch wir Aufklärer, wir freien Geister des 19. Jahrhunderts, noch unser Feuer nehmen aus dem Brand, den der Christenglaube entzündet hat - der auch der Glaube Platons war - dass Gott die Wahrheit, dass die Wahrheit göttlich ist".

Und dann sagt Nietzsche: Wenn dieser Glaube an die Göttlichkeit der Wahrheit schwindet, dann zerstört sich die Aufklärung selbst - denn die Aufklärung war angetreten mit dem Pathos der Wahrheit. Sie will die Menschen aufklären darüber, wie es in Wirklichkeit ist.

Nietzsche sagt: Und wenn es dann Gott nicht gibt, gibt es keine Wahrheit, sondern es gibt nur die individuellen Perspektiven jedes einzelnen Menschen ohne Wahrheitsanspruch - und das bedeutet die Selbstzerstörung der Aufklärung.

Dann gibt es auch keine Aufklärung mehr, sondern an die Stelle tritt dann ein Zeitalter neuer Mythen, eine Abdankung des Denkens, ein Zusammenbruch des Denkens - weil: entweder ist das Universum und ist der Mensch ein Wesen, hinter dem eine Absicht steht oder es ist alles ein Zufallsprodukt. Dann ist aber auch unser Denken ein Zufallsprodukt und hat mit Wahrheit garnichts zu tun.

Der Philosoph Robert Spaemann im Gespräch mit Radio Vatikan
(Das ganze Interview kann man HIER nachhören und HIER nachlesen.)

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Das Dasein eines Schöpfers zu leugnen, ist größerer Unsinn als der finsterste Aberglaube.

Gottfried Keller

Montag, 20. August 2012

Trügerischer Relativismus...

"Wenn es keinen Gott gibt, gibt es auch keine Sünde, dann ist alles erlaubt, wie Dostojewski sagt. Das Wort "Sünde" soll einen schlechten Klang bekommen und schließlich ganz verschwinden.

Daran haben jene das größte Interesse, die in Sünden verstrickt und dabei blind geworden sind für Gott. Sie bauen nach Kräften an der Diktatur des Relativismus. Warum? Weil der Relativismus die trügerische Verheißung des inneren Friedens birgt. Wenn nur endlich niemand mehr Anstoß an den Sünden nimmt, wenn nur endlich niemand mehr sagen darf, ein bestimmtes Verhalten sei Sünde, dann muss doch Frieden im Herzen einkehren.

Aber er kehrt nicht ein, denn es gibt das Gewissen. Zwar können wir dem Gewissen den Zugang zum Bewusstsein verwehren, aber wir können es nicht ganz ausmerzen."

Gabriele Kuby in: Selbsterkenntnis - der Weg zum Herzen Jesu; publiziert im SKS (Schweizeriches Katholisches Sonntagsblatt), Nr. 10/2012



Weiteres zum Thema Gewissen:
Durch Gewissensbildung zur Gewissensfreiheit


Samstag, 28. April 2012

"Ich bin ja nur der Papst"

Der Schriftsteller Martin Mosebach am 19.04.2010 in welt-online:

Papst in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo 2009
Kein besseres Wort gibt es als dieses, um das Selbstverständnis Benedikts XVI. von seinem Amt zu charakterisieren. Er ist nach seiner Auffassung "nur der Papst". Schon als Kardinal hatte er Definitionen des Unfehlbarkeitsdogmas gegeben, die weit von naivem Triumphalismus und päpstlicher Allmacht lagen: die den päpstlichen Lehrentscheidungen zugesicherte Unfehlbarkeit bedeute nichts anderes als die Unterwerfung des Papstes unter die Tradition. (...)

Bei Benedikt spürt man den beinahe schon vergessenen Wahrheitsanspruch der Kirche zurückkehren; es wird deutlich, dass der Papst es mit seinem Kampf gegen den Relativismus ernst meint und dass er vor allem die Katholiken dafür gewinnen will, wieder katholisch zu sein.

Das begreift ein einflussreicher Teil der veröffentlichten Meinung als Kriegserklärung. Ihre Antwort darauf ist: Dieser Papst darf keinen Fuß auf den Boden bekommen. Wäre er ein Politiker, er müsste nervös werden. Aber die Stärke dieses sanften und behutsamen Mannes, der für sich selbst die Anwendung von Machtmitteln ablehnt, besteht darin, dass er eben kein Politiker ist.

Freitag, 23. März 2012

Relativismus und wahre Erziehung


(...) Die Freiheit ist ein kostbarer, aber heikler Wert; sie kann mißverstanden und mißbraucht werden. „Ein besonders tückisches Hindernis für die Erziehungsarbeit stellt heute in unserer Gesellschaft und Kultur das massive Auftreten jenes Relativismus dar, der nichts als definitiv anerkennt und als letzten Maßstab nur das eigene Ich mit seinen Gelüsten gelten läßt und unter dem Anschein der Freiheit für jeden zu einem Gefängnis wird, weil er den einen vom anderen trennt und jeden dazu erniedrigt, sich ins eigene »Ich« zu verschließen.

Innerhalb eines solchen relativistischen Horizonts ist daher wahre Erziehung gar nicht möglich: Denn ohne das Licht der Wahrheit sieht sich früher oder später jeder Mensch dazu verurteilt, an der Qualität seines eigenen Lebens und der Beziehungen, aus denen es sich zusammensetzt, ebenso zu zweifeln wie an der Wirksamkeit seines Einsatzes dafür, gemeinsam mit anderen etwas aufzubauen“ [4].

Um seine Freiheit auszuüben, muß der Mensch also den relativistischen Horizont überwinden und die Wahrheit über sich selbst und die Wahrheit über Gut und Böse erkennen. Im Innern seines Gewissens entdeckt der Mensch ein Gesetz, das er sich nicht selbst gibt, sondern dem er gehorchen muß und dessen Stimme ihn zur Liebe und zum Tun des Guten und zur Unterlassung des Bösen aufruft und dazu, die Verantwortung für das vollbrachte Gute und das getane Böse zu übernehmen.[5]

Deswegen ist die Ausübung der Freiheit zuinnerst an das natürliche Sittengesetz gebunden, das universaler Art ist, die Würde eines jeden Menschen ausdrückt, die Basis seiner fundamentalen Rechte und Pflichten und also letztlich des gerechten und friedlichen Zusammenlebens der Menschen bildet. Der rechte Gebrauch der Freiheit steht also im Mittelpunkt der Förderung von Gerechtigkeit und Frieden, welche die Achtung vor sich selbst und gegenüber dem anderen verlangen, auch wenn dieser weit von der eigenen Seins- und Lebensweise abweicht.


(Hervorhebungen durch Administrator)

Mittwoch, 7. März 2012

Die Grundlage jeder Erneuerung: Der Glaube (5)

Prof. DDr. Josef Seifert  (1976)

Fortsetzung Teil 5

Dieser neue "hermeneutische Zugang" hat in vielen Formen Schillebeeckx und andere katholische Theologen beeinflußt und durch sie den Katholizismus in der Breite, wenn auch viele verbal den historischen Relativismus zurückweisen.

Nicht nur haben Theologen, z. B. der Holländer Van der Pol in seinem Buch "Konventionelles Christentum" oder Karl Rahner in einigen seiner neueren Schriften, diese Sicht verteidigt; sie hat sich auch in viele Katechismen und andere katholische Bücher mit hoher Auflage eingeschlichen und weite Verbreitung gefunden.

Eine derartige "Erneuerung" des Glaubens wird nicht nur in den gelehrten Artikeln vertreten, sondern auch durch die banale und vulgäre Sprache gefördert, wie sie heutigentags oft bei der Darstellung der biblischen Geschichte verwandt wird. Das ist z. B. der Fall in einem deutschen Katechismus, der vor einiger Zeit in "Theologisches" besprochen wurde; da wird der Bericht von der Empfängnis Christi so "neuinterpretiert": "Josef und Maria kamen öfter zusammen. Nach kurzer Zeit stellte es sich heraus, daß Maria schwanger war."

Wir sehen deutlich, daß in dieser Anpassung der Offenbarung an die moderne Mentalität der zeitlose und unveränderte Charakter der Wahrheit vernachlässigt und nicht selten geleugnet wird. Die Wahrheit eines Satzes wird verwechselt mit der geschichtlichen "Lebendigkeit" einer Idee im Geist mancher Menschen: die notwendige Unterscheidung zwischen der Wahrheit einer Idee und ihrer Wirksamkeit in der Geschichte unterbleibt.

Die Wahrheit der Jungfräulichkeit Mariens z. B. hängt offensichtlich nicht ab von der Frage, wieweit die Idee ihrer Jungfräulichkeit im 20.Jahrhundert "in der Luft liegt", oder ob sie vom Durchschnitt der heutigen Katholiken geglaubt wird, sondern einzig davon, ob das Dogma der Wirklichkeit entspricht, mit anderen Worten, ob Maria tatsächlich durch die Kraft des Hl. Geistes empfangen hat. Die Tatsache, daß die gegenteilige Überzeugung der heutigen "Bewußtseinslage" eher entspricht, hat nicht das geringste mit der Wahrheitsfrage zu tun.

Wenn man also die Frage, ob ein Dogma mit der Wirklichkeit übereinstimmt, durch die andere ersetzt, ob sie mit den Überzeugungen des modernen Menschen im Einklang steht, so führt das nicht zu einer Erneuerung des Glaubens, sondern zum Verrat am Glauben, zum Abfall vom Glauben.

Aber gerade dieser unglückseligen Ersetzung des Evangeliums Christi, das gerade kein Produkt menschlicher Erfindung ist, durch ein "neues Evangelium", das den Ansichten des "modernen Menschen " angepaßt wird, begegnen wir heute oft unter dem Namen und Vorwand der "Erneuerung". Der hl. Paulus sagt uns ganz klar, daß Gottes Zorn diese Art "Erneuerung" treffen wird.

Fortsetzung


Prof. Josef Seifert:
Die Grundlage jeder Erneuerung: Der Glaube

Der Dialog in der Katholischen Kirche

Eine Anmerkung zum ziellosen "ergebnisoffenen Dialogprozess" in den deutschen Diözesen

aus der - leider wenig beachteten - Antrittsenzyklika Papst Paul VI.  ECCLESIAM SUAM vom 06. August 1964  (Hervorhebungen von mir):

114 Dieser Wunsch, den Beziehungen innerhalb der Kirche den Geist eines Dialogs zwischen Gliedern einer Gemeinschaft zu geben, deren Wesenselement die Liebe ist, will aber keineswegs die Pflege der Tugend des Gehorsams beseitigen, da nämlich die Ausübung der Autorität auf der einen und die Unterordnung auf der anderen Seite sowohl von einem geordneten gesellschaftlichen Leben, besonders aber von der hierarchischen Natur der Kirche gefordert werden. Die Autorität der Kirche ist von Christus eingesetzt; sie vertritt ihn; sie ist die bevollmächtigte Vermittlerin seiner Worte und seiner seelsorglichen Liebe. So wird der Gehorsam, der aus dem Motiv des Glaubens geleistet wird, eine Schule evangelischer Demut und führt den Gehorchenden zur Klugheit, zur Einheit, zur Frömmigkeit und zur Liebe, zu Tugenden, die das kirchliche Gefüge erhalten. Er gewährt dem, der ihn auferlegt, wie dem, der gehorcht, das Verdienst, Christus nachzuahmen, „der gehorsam wurde bis in den Tod" (Phil2, 8).

115 Unter Gehorsam, der sich dem Dialog öffnet, verstehen Wir die Ausübung der Autorität, die ganz vom Bewusstsein durchdrungen ist, im Dienst der Wahrheit und der Liebe zu stehen. Und Wir verstehen darunter die immer bereitwillige und frohe Befolgung der kanonischen Vorschriften und die Unterordnung unter die Führung der rechtmäßigen Vorgesetzten, wie es sich für freie und liebende Kinder geziemt. Der Geist der Auflehnung, der Kritik, der Rebellion verträgt sich schlecht mit der Liebe, die ein Gemeinschaftsleben beseelen soll, mit Eintracht und Frieden in der Kirche, und verwandelt schnell den Dialog in eine Auseinandersetzung, einen Wortwechsel, einen Streit, was leider nur zu leicht geschieht, aber darum eine nicht weniger unerfreuliche Erscheinung ist, gegen die uns das Wort des Apostels schützen soll: „Lasst nicht Spaltung sein unter euch" (1 Kor 1, 10).

116 Wir wünschen sehr, dass der Dialog innerhalb der Kirche noch eifriger werde, was Themen und Gesprächspartner angeht, damit auch die Lebenskraft und die Heiligung des Mystischen Leibes Christi zunehmen. Alles, was der Ausbreitung der Lehren, deren Trägerin die Kirche ist, dient, hat Unsere Billigung und Empfehlung: von dem liturgischen und dem inneren Leben sowie von der Predigt haben Wir schon gesprochen; Wir können hinzufügen: Schule, Presse, das soziale Apostolat, die Missionen, die karitative Tätigkeit, Themen, mit denen sich auch das Konzil befassen wird. Alle, die an diesem leben spendenden Dialog der Kirche unter Führung der zuständigen Autorität teilnehmen, ermuntern und segnen Wir: besonders die Priester, die Ordensleute, die sehr lieben Laien, die in der Katholischen Aktion oder in anderen Vereinigungen für Christus kämpfen(ganzer Text: hier)


Meiner Meinung nach ist das, was Paul VI. hier beschreibt, etwas ganz anderes, als das, was in deutschen Diözesen stattfindet...
Und auch andere Aussagen der Enzyklika ECCLESIAM SUAM sind in Bezug auf das II.Vatikanischen Konzil sowie in Bezug auf den "Dialogprozess" sehr bemerkenswert...

Dienstag, 6. März 2012

Die Grundlage jeder Erneuerung: Der Glaube (4)

 Prof. DDr. Josef Seifert  (1976)

 Fortsetzung Teil 4

Die veränderlichen Seiten unseres Glaubens und Glaubenswissens

Es gibt jedoch eine Möglichkeit des Wandels, und zwar in Hinsicht auf unseren persönlichen Glauben und unser Glaubenswissen, die nicht notwendig frei von Irrtum sind; und zwar in zweifacher Richtung: unser Glaube kann sich ändern in dem Sinn, daß wir den wahren Glauben verlieren und durch Irrtümer ersetzen. Das ist eine Änderung unheilvoller Art, die sich in Widerspruch setzt zu Christus und seiner Wahrheit, die aber heute nicht selten angeraten wird unter dem Vorwand der "Glaubenserneuerung".

Aber unsere religiösen Überzeugungen können sich auch zum Guten verändern, wenn wir nämlich unseren Glauben frei machen von allen Irrtümern, die mit ihm zusammen existieren können. Diese Umwandlung, dieses Überholen des früheren Zustandes, ist die richtige Antwort auf den Ruf Christi.

Und das müssen wir betonen: Anstatt unser "faktisches Glaubensbewußtsein" als Norm für die Lehre der Kirche anzusetzen - eine Idee, die Karl Rahner in seinen neueren Schriften vorträgt -, sollten wir im Gegenteil danach streben, alle irrtümlichen Überzeugungen, die sich in unser "faktisches Glaubensbewußtsein" eingenistet haben, auszumerzen und sie durch die Wahrheit zu ersetzen.

Unsere Glaubensnorm kann einzig die Offenbarung und die Lehre der Kirche sein; anstatt die Erneuerung in der Anpassung der amtlichen Lehre an die tatsächlichen Überzeugungen vieler Katholiken zu suchen, muß der erwünschte Wandel in die andere Richtung gehen: unser Glaube hat sich ständig an der Lehre der Kirche zu orientieren und die Erneuerung durch Ausscheiden aller eingedrungenen Irrtümer anzustreben.

Unser Glaube kann sich aber in einem weiteren, fundamentalen Sinn wandeln, ohne Bezug auf die Irrtümer, denen wir verfallen können. Soweit unser Glaube wahr, d. h., soweit er in  Übereinstimmung mit der Offenbarung und der Lehre der Kirche ist, kann er seinen Inhalt niemals verändern. Und doch kann er "erneuert" und vertieft werden in dem gleichen Sinn, wie die Lehre der Kirche selbst: der Glaube kann wachsen und sich entfalten zu einem größeren Umfang, einer größeren Tiefe, einer größeren Differenziertheit, einer größeren Klarheit.

Keine Stufe dieser Entwicklung kann irgendwie in Widerspruch geraten mit den früher bereits erkannten Wahrheiten. (Hier muß man daran erinnern, daß die unvollständige Erkenntnis, wie sie uns eigen ist, in keiner Weise mit dem Irrtum identisch, vielmehr ein Teil der ganzen und alles umfassenden Wahrheit ist.)

Aber es gibt die Möglichkeit und sogar das fortwährende Bedürfnis einer ständigen Reflexion über die Wahrheit, einer immerzu erneuerten Erkenntnis der Wahrheit. Hier sehen wir uns einer wunderbaren Tatsache gegenüber: Die Wahrheit selbst ist jederzeit neu.

Der Wahrheit eignet eine wahrhafte, dauernde Neuheit, und so ist sie die letzte Quelle für die Erneuerung unseres Glaubens, wie es der hl. Augustinus in dem 10. Buch seiner "Bekenntnisse" großartig ausgedrückt hat: "Spät habe ich geliebt, o Schönheit, so alt und so neu, spät habe ich dich geliebt."

Aber die Wahrheit besitzt nicht nur in sich diese wesenhafte "Neuheit", die unser Wissen jederzeit "erneuert", wenn wir uns ihr zuwenden; es gibt weiter die Möglichkeit der Erneuerung durch Wachstum und Vertiefung unserer Erkenntnis und unseres Glaubens, immer tiefer in die Wahrheit einzudringen, eines endlosen Prozesses, wobei wir auf der einen Seite immer wieder den gleichen Wahrheiten begegnen, während sie auf der anderen Seite uns in neue und unvorhergesehene Dimensionen mit neuen und noch unerfaßten Zusammenhängen führen.

Mit einem Wort, der ganze Prozeß der Erneuerung und Entwicklung unseres Glaubens und unsees Glaubenswissens besteht darin, sie von allem Irrtum zu befreien und uns mehr und mehr in das eindringen zu lassen, was von Natur  aus unveränderlich und doch allzeit neu ist: die Wahrheit.

Falsche Glaubenserneuerung

Auf diesem Hintergrund können wir uns nun Rechenschaft geben über so viele falsche Formen von "Erneuerung", d. h. praktisch von Methoden der Glaubenszerstörung, welche unter dem Etikett "Erneuerung" präsentiert werden.

Heutzutage wird im großen der Versuch gemacht, den Inhalt der Offenbarung an den "modernen Menschen" anzupassen. In diesem falschverstandenen "aggiornamento" fallen viele einem historischen Relativismus zum Opfer, dessen Wurzeln man bei Hegel, Dilthey und Heidegger suchen muß.

Sie sind der Auffassung, daß die Wahrheit ein historischer Prozeß sei und daß sie sich wandele mit dem Wandel des Zeitgeistes. Von dieser falschen Grundlage her schließt man, daß wir heute unseren Glauben "erneuern" müssen durch eine "Neuinterpretierung" im Sinn des "modernen Menschen", d. h. gemäß dem, was man heute allgemein glaubt, denkt und fühlt.

Diese Einstellung wurde unter dem Einfluß von Heidegger bei Bultmann so stark, daß er sich nicht vorstellen konnte, wie ein moderner Mensch, der sich eines Elektrorasierers bedient, zugleich an die Wunder des Evangeliums glauben könne. Bultmann wollte darum das Evangelium "neuinterpretieren" im Lichte der säkularistischen und immanentistischen Weltanschauung unserer Zeit und Welt, in der es keinen Platz gibt für Wunder, Gnade oder überhaupt irgendeine übernatürliche Wirklichkeit.

Fortsetzung folgt hier



Prof. Josef Seifert:
Die Grundlage jeder Erneuerung: Der Glaube 


(Teil  1)    (bitte HIER klicken!)
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Dienstag, 28. Februar 2012

Dialog ist...

Dialog bedeutet, daß man den andern ernst nimmt und ihm in Ehrfurcht und Liebe naht; aber er schließt nicht im geringsten die Veränderung der göttlichen Offenbarung ein, damit diese zu den Ansichten des Dialogpartners passe und man dadurch leichter zu einer Überseinstimmung komme.

Dialog bedeutet nicht, daß auch nur ein Iota von der wesentlichen Lehre der Kirche geändert oder so interpretiert werden kann, daß ein Glied einer andern Religion oder ein Atheist die Lehre der Kirche "sich einverleiben" kann, ohne seine frühere Stellungnahme aufzugeben. (...)

Wenn wir deshalb einen Dialog führen, dürfen wir uns niemals von den Irrtümern anderer anstecken lassen. Unglücklicherweise erleben wir gerade das bei den progressistischen Katholiken, die die intellektuellen Strömungen unserer Zeit idolisieren. (...)

Viele dieser Katholiken kommen sich demütig vor, wenn sie den Anspruch aufgeben, daß der Kirche allein die Fülle der göttlichen Offenbarung anvertraut worden ist. Aber in Wirklichkeit beweisen sie nur ihren Mangel an Selbstbestätigung und Minderwertigkeitsgefühl - und all das ist sehr weit von Demut entfernt.

Ein Relativist oder Skeptiker zu sein, davor zurückzuscheuen sich uneingeschränkt der Wahrheit hinzugeben, ist sicher ein typischer Auswuchs des Hochmuts. Schon die Annahme einer evidenten natürlichen Wahrheit ist ein Zeichen für eine gewisse Demut - die Hingabe an die absolute göttliche Wahrheit aber ist die Seele wahrer Demut. 


aus: Dietrich von Hildebrand in: Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes; 4. Teil: Das Heilige und das Weltliche, S. 269-271; AD 1969 (s. Quellen)


Weiteres um Thema "Dialog":

Dienstag, 20. September 2011

Erwachsen im Glauben sein - Wahrheit tun in der Liebe

Aus der Predigt von Joseph Kardinal Ratzinger, damaliger Dekan des Kardinalskollegiums, während der Papstmesse am 18.04.2005, anlässlich des Konklaves, aus dem er als Papst Benedikt XVI. hervorging:

"Wir sollen nicht Kinder im Zustand der Unmündigkeit bleiben. Was heißt, unmündige Kinder im Glauben sein? Der hl. Paulus antwortet: Es bedeutet, »ein Spiel der Wellen zu sein, hin- und hergetrieben von jedem Widerstreit der Meinungen…« (Eph 4, 14). Eine sehr aktuelle Beschreibung! 

Wie viele Glaubensmeinungen haben wir in diesen letzten Jahrzehnten kennengelernt, wie viele ideologische Strömungen, wie viele Denkweisen… Das kleine Boot des Denkens vieler Christen ist nicht selten von diesen Wogen zum Schwanken gebracht, von einem Extrem ins andere geworfen worden: vom Marxismus zum Liberalismus bis hin zum Libertinismus; vom Kollektivismus zum radikalen Individualismus; vom Atheismus zu einem vagen religiösen Mystizismus; vom Agnostizismus zum Synkretismus, und so weiter. Jeden Tag entstehen neue Sekten, und dabei tritt ein, was der hl. Paulus über den Betrug unter den Menschen und über die irreführende Verschlagenheit gesagt hat (vgl. Eph 4,14).  

Einen klaren Glauben nach dem Credo der Kirche zu haben, wird oft als Fundamentalismus abgestempelt, wohingegen der Relativismus, das sich »vom Windstoß irgendeiner Lehrmeinung Hin-und-hertreiben-lassen«, als die heutzutage einzige zeitgemäße Haltung erscheint. Es entsteht eine Diktatur des Relativismus, die nichts als endgültig anerkennt und als letztes Maß nur das eigene Ich und seine Gelüste gelten läßt. 

Wir haben jedoch ein anderes Maß: den Sohn Gottes, den wahren Menschen. Er ist das Maß des wahren Humanismus. »Erwachsen« ist nicht ein Glaube, der den Wellen der Mode und der letzten Neuheit folgt; erwachsen und reif ist ein Glaube, der tief in der Freundschaft mit Christus verwurzelt ist. Diese Freundschaft macht uns offen gegenüber allem, was gut ist und uns das Kriterium an die Hand gibt, um zwischen wahr und falsch, zwischen Trug und Wahrheit zu unterscheiden.

Diesen erwachsenen Glauben müssen wir reifen lassen, zu diesem Glauben müssen wir die Herde Christi führen. Und dieser Glaube – der Glaube allein – schafft die Einheit und verwirklicht sich in der Liebe.

Dazu bietet uns der hl. Paulus – im Gegensatz zu den ständigen Sinnesänderungen derer, die wie Kinder von den Wellen hin- und hergeworfen werden – ein schönes Wort: die Wahrheit tun in der Liebe, als grundlegende Formel der christlichen Existenz.

In Christus decken sich Wahrheit und Liebe. In dem Maße, in dem wir uns Christus nähern, verschmelzen auch in unserem Leben Wahrheit und Liebe. Die Liebe ohne Wahrheit wäre blind; die Wahrheit ohne Liebe wäre wie »eine lärmende Pauke« (1 Kor 13,1)."


Die vollständige Predigt ist HIER nachzulesen.
(Hervorhebungen durch Administrator)


Foto: Lawrence OP; Petrus-Statue in St.Peter, Rom
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