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Dienstag, 21. Oktober 2014

Ich schreibe wie...

Ach, sieh' mal an...
Auf der Website Ich schreibe wie... kann ein jeder Schreiberling seinen Schreibstil auswerten lassen. Einfach Text eingeben und abwarten. Und dann:



Ich schreibe wie
Fjodor Dostojewski
Das Forschungsprojekt von AnwaltMap - anwälte. Ich schreibe wie...

 Interessant...


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Dienstag, 17. Juni 2014

In dieser Zeit wird mancher weichen und nicht zur ersten Liebe stehn...



In dieser Zeit wird mancher weichen
und nicht zur ersten Liebe stehn.
Da werdet ihr des Tieres Zeichen
auf reingeglaubten Stirnen sehn.

Da werden Brüder sich verkaufen,
und unter Gatten ist Verrat.
Die losgebundnen Mörderhaufen
führt im Triumph der Apostat.

Da werden Fluten sich ergießen,
die Elemente sind verstört.
Da werden Feuerbäche fließen,
und alle Tiefe steht empört.

In Asche lösen sich die Mauern,
Basteien sind wie Spreu verjagt,
und nur der Fels wird überdauern,
von dem Matthäus uns gesagt.

Die Raschen werden nicht entrinnen,
noch wer in Schacht und Höhle steigt.
Den Schwangern und den Säugerinnen
ist viele Trübsal angezeigt.

Die Zeit ist reif, das Messer steche
in die verhüllte Schwäre ein,
die feige Sehnsucht unsrer Schwäche:
Zugleich zwei Herren dienstbar sein!

Erwählen mußt du, mußt verwerfen,
Geist wider Geist, Hand wider Hand!
Um den verhangnen Blick zu schärfen,
sind große Zeichen uns gesandt.

Weh jenem, der in solchen Tagen
Unangefochtenheit begehrt!
Der Helm ist Jedem aufgetragen,
und auch der Schwache ist bewehrt.

Wenn die Gewaltigen sich beugen
und niemand mehr den Abfall zählt,
seid ihr Verborgenen zu Zeugen,
seid ihr Geringen auserwählt.

Die Horcher stehn vor allen Türen,
der Schweigende bleibt nicht geschont.
Gebunden werden sie euch führen,
und der euch peinigt, wird belohnt.
Inmitten eurer eignen Wände
seid ihr Verfolgte und verhöhnt.
Wer aber ausharrt bis ans Ende,
wird überwesentlich gekrönt.

Kein Hauch der Treue geht verloren.
Der Richter wertet ihn gerecht.
Aus Flammen seid ihr neu geboren
und Gottes königlich Geschlecht.

Werner Bergengrün
aus "Dies irae, 1944

Sonntag, 6. April 2014

Reinhold Schneider zum 56. Todestag R.I.P.

Heute vor 56 Jahren, am 6. April 1958, starb der Schriftsteller Reinhold Schneider. Darauf hat Andreas von "Pro spe salutis" hingewiesen und Ester vom "Beiboot Petri" hat es bereits aufgegriffen. Und das ist natürlich ein Post wert.

Reinhold Schneider wurde am 15. Mai 1903 in Baden-Baden geboren. Im Alter von etwa 15 Jahren verlor er die innere und äußere Bindung an seinen katholischen Glauben und kehrte erst im Alter von etwa 35 Jahren wieder zur Glaubenspraxis zurück. Er starb infoge eines Sturzes mit schwerem Schädel-Hirntrauma am Ostersonntag des Jahres 1958 im Alter von nur 54 Jahren.

Der Nachwelt hinterließ er ein Werk von anspruchsvollen Texten, die in ihrer Tiefe ihresgleichen suchen. Dem fast zeitlebens an Depression Leidenden und während des Zweiten Weltkrieges von den Nationalsozialisten Verfolgten wurde am 23. September 1956 der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche verliehen.

Grablied

Wer heimlich Christi Leiden
an seinem Leib gespürt,
wird im Hinüberscheiden
vom ersten Glanz berührt;
wer Christi Tod erlitten,
wird mit ihm auferstehn;
wo er hindurchgeschritten,
da wage ich's zu gehn.

Ich will mein selbst vergessen
am Saum der Erdennacht
und an das Kreuz mich pressen
mit meiner Seele Macht.
Kein Wort soll mich erreichen,
das, Herr, Dein Mund nicht sprach.
Gewähre nur ein Zeichen,
so folge ich Dir nach.

Aus ungeheuren Räumen,
darin das Grauen webt,
schreckt, gleich verworrnen Träumen,
der Tod, der vor Dir bebt.
Ich seh' Dein Antlitz strahlen,
kein Wort gleicht Deinem Wort,
und über Zweifelsqualen
reißt mich die Liebe fort.

Schon dringt ein ahnend Schauen
von Raum zu Raum herab;
die noch an Gräbern trauern
begreifen nicht Dein Grab.
Die meine Brüder waren,
bezwingt die Erde nicht;
in ungemessnen Scharen
sehn sie Dein Angesicht.

Reinhold Schneider
"Grablied" aus dem Gedichtband "Herz am Erdensaum", Heidelberg 1947


Weitere Infos zu Reinhold Schneider und seinem literarischen Werk:



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