Samstag, 19. November 2011

Gedanken über die "(Un-)Kultur des Todes"

Für eine „Kultur des Todes“!

Es ist kirchlicherseits üblich geworden, sich gegen eine „Kultur des Todes“ auszusprechen. Man versteht, was damit gemeint ist: Der Kampf gilt jenen Kräften der Gegenwart, die das menschliche Leben in vielfältiger Hinsicht bedrohen, sei es durch Verhütung seiner Empfängnis und durch Abtreibung, sei es durch einen fragwürdigen Umgang mit Organen und Erbgut, durch Förderung der Tötung auf Verlangen, der fremdbestimmten Euthanasie und des Suizids. Weil das alles nicht dem Leben, sondern dem Sterben dient, ja sich seit Jahrzehnten zu einem regelrechten Todeskult auswächst, hat man dafür die Bezeichnung „Kultur des Todes“ gewählt.

So dringend aber ein Kampf gegen die erwähnten Praktiken und Bestrebungen ist, so notwendig ist auch eine wirkliche „Kultur des Todes“. Wir müssen uns nämlich daran erinnern, dass man die Kulturstufe eines Volkes besonders deutlich an seinem Umgang mit dem Sterben des Menschen und mit den Verstorbenen erkennt. Erstaunlich, zu welcher Höhe sich in dieser Hinsicht – trotz aller schwerwiegenden Irrtümer in der Weltanschauung – beispielsweise die alten Ägypter, die Chinesen oder die Griechen entwickelt haben. Das alttestamentliche Gottesvolk überragt sie nochmals, und das Christentum, die Religion mit dem Bekenntnis zur „Auferstehung des Fleisches“ (wie „carnis resurrectio“ im Apostolischen Credo wortgetreu zu übersetzen ist), bildet den unüberbietbaren Gipfel.

Hier ist an verschiedene Elemente einer echten „Kultur des Todes“ zu erinnern. Dazu gehört zunächst die Sterbebegleitung. Die verschiedenen kirchlichen Traditionen des Ostens und des Westens haben den Prozess des Scheidens aus dieser Welt mit tief berührenden, aussagestarken und wirkungsvollen Gebeten versehen. Diese werden gekrönt durch die Sakramente, die den todkranken Menschen mit der Quelle allen Lebens in Berührung bringen:

Wenn noch möglich, erhält er in der Beichte die vollständige Vergebung seiner Sünden. Das Sakrament der Krankensalbung ergiesst die aufrichtende Gnade über die gesamte Leiblichkeit des Menschen (in der alten Form: Salbung der fünf Sinne und der Füsse!) und schenkt der Seele Hoffnung und Frieden. In der heiligen Wegzehrung, dem „viaticum“, vereint sich der Sterbende noch ein letztes Mal mit demjenigen, dem er bald als einem gnädigen Richter zu begegnen hofft, um mit Ihm dann in alle Ewigkeit liebend vereint zu sein. Der päpstliche Segen für die Sterbestunde schliesslich schenkt den vollkommenen Ablass auch aller zeitlichen Sündenstrafen.

Die wahre „Kultur des Todes“ zeigt sich des weiteren in der Tradition der Erdbestattung, die als alttestamentliches Erbe auf uns gekommen ist, die aber durch Jesus Christus eine neuen Sinn erhielt. Er hat uns ja im Geheimnis der Erlösung durch die Taufe zu Seinen Gliedern und unseren Leib zu einem Tempel des Heiligen Geistes gemacht. Daher haben wir die feste Zuversicht, am Jüngsten Tag wie Er mit Leib und Seele aus dem Grab zu erstehen. (Gewiss, das ist ein schwieriges Glaubensgeheimnis, das viele Fragen aufwirft; aber es gehört eindeutig zur Offenbarung Gottes und zur unfehlbaren Lehre der Kirche!)

Auferstehung der Toten, Parusie; um 1300; wikipedia

Die Christenheit trug der Ehrfurcht vor dem Heiligtum des Leibes und der Hoffnung auf die Auferstehung des Fleisches mehr als 1900 Jahre lang dadurch Rechnung, dass sie, Notfälle wie Epidemien und Kriege ausgenommen, die Leichname ausschliesslich in der Erde bestattete.

Damit verbunden sind Pflege und Besuch der Gräber. Die christliche Pietät drängt dahin, die geweihte Erde, in welcher der Leib des Menschen seine letzte Ruhe findet und der Verklärung harrt, würdig und schön zu gestalten, auch lässt sie uns diese Stätten aufsuchen, um sie zu pflegen, mit Weihwasser zu besprengen, der Verstorbenen liebevoll zu gedenken und für ihren Eintritt in die himmlische Herrlichkeit zu beten.


Das Gebet für die Armen Seelen ist denn auch ein besonders wichtiges Element des christlichen Umgangs mit dem Tod. Seine höchste Form erreicht es in der Darbringung des heiligen Messopfers, so in der ausdrücklichen Form einer Totenmesse in schwarzen Gewändern oder in einer anderen Messe, die für einen oder mehrere Verstorbene zelebriert wird. Die verschiedenen, oft volkstümlichen Andachtsformen, die Fürsprache für die Armen Seelen einlegen, bilden dann gleichsam einen Kranz von Seitenkapellen um dieses Allerheiligste unserer „Kultur des Todes“.

Ja, sollte man, wenn man diesen Ausdruck benutzt, nicht vielmehr an die so reiche Totenkultur des Christentums denken als an die erschreckenden Entwicklungen unserer Zeit, die doch allenfalls die Bezeichnung „Unkultur des Todes“ verdienen? Überwunden werden sie mit Sicherheit nur durch die wahre „Kultur des Todes“.

P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Leb wohl!

Th. Morus; Hans Holbein jr.


Leb wohl, mein liebes Kind,
und bete für mich,
wie ich es für dich und alle deine Freunde tue,
damit wir uns fröhlich im Himmel wiedersehen!


Thomas Morus (1478 - 1535) an seine Tochter Margaret,
am Tage vor seiner Hinrichtung

Freitag, 18. November 2011

Kultur



Was ist Kultur?

Was ist eine "Kultur des Hasses"?

Was ist eine "Kultur des Todes"?

Was ist Kultur?

Totenzettel / Sterbebildchen

NOVEMBERGEDANKEN  -  Kultur des Todes


... Uns mag es genügen und zur Beruhigung dienen, daß schon in den ältesten christlichen Zeiten, wie es noch jetzt geschieht, für die Verstorbenen gebetet wurde.

Man schickte die Namen der Verstorbenen von einer Kirche zur anderen, von einem Kloster zum anderen, und bat um das Gebet für ihre Seelenruhe.

Diese Namen mit der Aufforderung zum Gebete ließ man in späteren Jahren drucken, und daher sind die sogen. Totenzettel entstanden, welche in vielen Gegenden nach hergebrachter Sitte bei den Beerdigungen unter die Anwesenden ausgeteilt und an die Abwesenden versendet werden.

Der hl. Chrysostomus erzählt uns, daß während der hl. Messe der Diakon mit lauter Stimme ausrufen mußte: "Lasset uns auch für diejenigen beten, welche in Christo verstorben sind."

Und der hl. Augustin sagt *: "Es ist kein Zweifel, daß die Gebete der hl. Kirche, das heilsame Opfer und das Almosen, welches man für die Verstorbenen darbringt, ihren Seelen gedeihlich und dazu behilflich sein können, daß Gott barmherziger und gelinder mit ihnen verfahre, als sie durch ihre Sünden verdient haben."

Folgen wir der Lehre und dem Rate des hl. Augustin und beten wir fleißig für die Seelen unserer leidenden Mitbrüder in Christo! Wir helfen dadurch Bedrängten, welche sich selbst nicht helfen können, aus ihrem Kerker und vermehren noch durch ihre schnellere Erlösung die Ehre, die Verherrlichung und das Lob Gottes durch diese neuen Himmelsbürger, welche ihre Stimmen mit den seligen Geistern vereinigen werden, um das dreimal Heilig vor dem göttlichen Throne mitzusingen.


* Serm.34. de verb. Apost.

entnommen aus: "Die Schönheit der katholischen Kirche", Gregorius Rippel (1681-1729), Heinrich Himioben, AD 1841, Hugo Pfeil AD 1930 (s. Quellen), S. 325; (auch als Google ebook online lesbar)

Donnerstag, 17. November 2011

Wissenschaft und Tod

Die Wissenschaft hat herausgefunden, daß nichts spurlos verschwinden kann.
Die Natur kennt nicht Vernichtung, nur Umwandlung.

Wenn nun GOTT dieses fundamentale Prinzip gebraucht, wenn es um den kleinsten und unbedeutendsten Teil des Universums geht, ist es dann nicht ganz logisch, damit zu rechnen, daß ER auch dieses Prinzip braucht, wenn es um das Meisterwerk in SEINER Schöpfungstätigkeit geht, mämlich um die Seele des Menschen?

Das glaube ich, tut ER. 

Wernher von Braun (1912 - 1977)

Kirchhofsweihe

NOVEMBERGEDANKEN  -  Kultur des Todes

Am Tage, bevor ein Platz zu einer christlichen Begräbnisstätte eingeweiht wird, werden auf demselben fünf Kreuze aufgepflanzt, eines in der Mitte, welches höher ist als die übrigen, sodann noch vier andere an den äußersten Enden des Platzes. Vor jedem dieser fünf Kreuze wird ein Leuchter ausgestellt, der so beschaffen ist, daß man drei Lichter darauf befestigen kann.

Friedhof in sw.Katarzyny, Polen

Nachdem am Tage der Einweihung diese Lichter, fünfzehn an der Zahl, angezündet sind, betet der Priester in der Litanei von allen Heiligen und in einem besonderen Gebete, daß Gott diesen Kirchhof reinigen, segnen, heiligen und weihen wolle, und daß alle Leichname, welche hier ruhen, am großen Tage des Gerichtes mit allen seligen Geistern vereint die Freuden des ewigen Lebens erlangen mögen. (...)

In den Lichtern mögen wir ein Sinnbild der Gebete erblicken, welche der Priester bei der Einweihung und welche später die Gläubigen auf diesem Platze verrichten, um dadurch den hier Ruhenden die Anschauung der ewigen Herrlichkeit zu erwerben.

Die Kreuze bedeuten zunächst, daß der Boden von nun an zu christlichem Gebrauche bestimmt sei und von der Kirche in Besitz genommen werde; sodann wird auch sinnbildlich dadurch angedeutet, daß die hierher zur Ruhe Gebrachten von dem Gekreuzigten ihr Heil und ihre Seligkeit erwarten, auf seine Verdienste vertrauen und gleichsam unter dem Schatten des Kreuzbaumes, dem großen Tag der Auferstehung entgegenharren wollen.


entnommen aus: "Die Schönheit der katholischen Kirche", Gregorius Rippel (1681-1729), Heinrich Himioben, AD 1841, Hugo Pfeil AD 1930 (s. Quellen), S. 340/341 (auch als Google ebook online lesbar)

Mittwoch, 16. November 2011

Scherzfrage

Seit ich vor einigen Jahren einmal ein Probe-Abo einer "Katholischen Wochenzeitschrift" aus dem Verlag Herder bestellt habe, bekomme ich immer wieder Werbesendungen mit einer aktuellen "Umfrage-Aktion" zum Themenkreis Gott, Kirche und Welt.

"Jetzt mitmachen und Dankeschön sichern!" - "Ihre Meinung ist uns wichtig!"

Das ist natürlich richtig, denn wenn man nicht weiß, welche Meinungen greade modern sind, fällt es dieser "modernen, zukunftweisenden" Publikation schwer, wirklich modern zu sein und den Glauben der Meinung der Leser anzupassen.

Heute Morgen flatterte also wieder solch eine "Umfrage-Aktion" in unseren Briefkasten. Thema heute:

"Wofür leben, wozu glauben?"  (Quelle HIER)

Frage 3: Die Kirche sollte...

Na, was würden Sie antworten?
Hier eine von sechs vorgeschlagenen Antworten:

<>  mehr Autorinnen und Autoren wie Margot Käßmann oder Anselm Grün hervorbringen

Ohne Kommentar. Oder doch:

Natürlich weiß ich, dass die Fragen nicht ernstgemeint sind (oder doch?), und natürlich berücksichtigt das Blatt auch das theologische Niveau seiner Leserschaft, aber bei dieser Antwort musste ich einfach nur laut lachen...
 
P.S.:
Die 4. Frage lautet: "Gott"/ Das Göttliche ist für mich...

mögliche Antworten:
<> ein vages Gefühl, <> eine große Sehnsucht, <> eine schwere Enttäuschung, <> eine moralische Instanz, <> eine sichere Wahrheit, <> pure Projektion, <> eine fragwürdige Behauptung, <> eine mögliche Erklärung...

Ja, was denn sonst?

We are the Church

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