Mittwoch, 4. Januar 2012

Traditionsbewusst nach vorne schauend...

"Vor vielen Jahren antwortete mir ein Geschichtsprofessor auf die Frage nach seinem Namenstag: „Ich feiere ihn am 1. November, zu Allerheiligen, da bin ich in bester Gesellschaft.“

Und weil er gern dozierte, erklärte er ausführlich, warum wir Zwerge seien, die auf den Schultern von Riesen stünden und dass wir uns nichts darauf einbilden könnten, vermeintlich oder wirklich weiter zu sehen als unsere Vorfahren. All unsere heutige Besserwisserei gegenüber den Baumeistern der Kirche von gestern und vorgestern sei doch ziemlich kleingeistig.

An diese Worte habe ich oft denken müssen, wenn ich hörte oder las, wie sehr sich die Zeiten doch geändert hätten und uns deshalb die Heiligenviten der vergangenen beiden Jahrtausende so wenig angingen wie die Einsichten unserer Großeltern oder die Verlautbarungen der Päpste im fernen Rom.

Tradition sei reaktionär, lästig wie ein Kropf, die Kirche müsse mit der Zeit gehen und sich demokratisieren. Weg mit dem alten Plunder, der Heiligenverehrung, der Marienfrömmigkeit, zölibatären Priestern...Wir modernen Menschen schauen vorwärts, nicht zurück.

Als ob der traditionsbewusste Christ, sei er Historiker, Physiker oder Krankenschwester, kein Teil der Moderne sei! Gerade er schaut nach vorn, nämlich auf jene, die ihm vorangegangen sind ins ewige Leben."


Sigrid Grabner in der Kolumne "Wir sind Kirche" des VATICAN magazin  Heft 11/2011: 
"Die menschlichsten der Menschen", über das Vorbild der Heiligen, das hilft, im Wirrwarr der heutigen Zeit den Weg zu Christus zu finden


1 Kommentar:

  1. Ich sage immer, mein Namenstag sei an Allerseelen. Da hätte ich vielleicht bessere Chancen als am Tag vorher.-

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