Dienstag, 1. November 2011

Liebe und Gerechtigkeit

Michelangelo: Das Jüngste Gericht (AD 1541)





"Zu richten die Lebendigen und die Toten" - das heißt im Übrigen auch, dass niemand sonst als Er im Letzten zu richten hat.

Damit ist gesagt, dass das Unrecht der Welt nicht das letzte Wort behält, auch nicht dadurch, dass es in einem allgemeinen Gnadenakt gleichgültig ausgelöscht wird; da ist vielmehr eine letzte Appellationsinstanz, die das Recht wahrt, um so die Liebe vollziehen zu können.

Eine Liebe, die das Recht zerstören würde, würde Unrecht schaffen, damit aber nur mehr eine Karikatur von Liebe sein. Wahre Liebe ist Überschuss an Recht, Überfluss über das Recht hinaus, aber nie Zerstörung des Rechts, das die Grundgestalt der Liebe sein und bleiben muss.


Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum; AD 1968 (s. Quellen)

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