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Freitag, 6. März 2015

Erneuerung 2

(Fortsetzung von hier.)

Wann aber hätten wir, Geliebteste, eine günstigere Gelegenheit, zu den von Gott verliehenen Heilmitteln unsere Zuflucht zu nehmen, als gerade dann, wenn uns die in bestimmter Ordnung wiederkehrenden Zeiten die wunderbaren Vorgänge unserer Erlösung aufs neue vor die Seele führen?

Um diese Ereignisse würdiger zu feiern, wollen wir uns in heilsamster Weise durch ein vierzigtägiges Fasten darauf vorbereiten! Nicht allein für jene, die durch das Geheimnis des Todes und der Auferstehung Christi in der Taufe wiedergeboren und zu einem neuen Leben geführt werden sollen, sondern auch für all die Völker, die bereits wiedergeboren sind, ist es nutzbringend und notwendig, in einem so heiligenden Gnadenmittel Kraft zu suchen: für jene, um zu empfangen, was sie noch nicht besitzen, und für diese, um das Empfangene zu bewahren.

Sagt doch der Apostel: "Wer steht, der sehe zu, daß er nicht falle!"(1) . Nach diesem Ausspruch ist niemands Stärke so gefestigt, daß er nicht für seine Standhaftigkeit fürchten müßte. Laßt uns daher, Geliebteste, die ehrwürdigen Einrichtungen dieser heilbringenden Zeit befolgen und mit peinlicherer Sorgfalt den Spiegel unserer Seele reinigen! Mag auch einer während seines Wandels hinieden noch so keusch und maßvoll leben, so haftet ihm doch so mancher Staubflecken von seiner Pilgerschaft auf Erden an.

Auch bleibt der Glanz des nach Gottes Bild erschaffenen Menschengeistes nicht so von aller Eitelkeit ungetrübt, daß er nicht durch Schmutz verdunkelt werden könnte und nicht immer wieder erneuert werden müßte. Wenn nun eine solche Reinigung selbst für jene, die sich sehr in acht nehmen, schon vonnöten ist, in welch ausgedehnterem Maße müssen dann erst die darnach streben, die fast während des ganzen Jahres allzu selbstbewußt oder vielleicht gar allzu gleichgültig dahinlebten! Diese ermahnen wir mit der Liebe, die wir ihnen schulden, sich nicht dabei zu beruhigen, weil wir (2) nicht volle Einsicht in das Gewissen der einzelnen gewinnen können.

Für das Auge Gottes, das alles zugleich sieht, bildet weder ein Versteck noch ein Verließ ein Hindernis. Nicht allein, was man früher getan und gedacht hat, ist ihm offenbar, sondern auch das, was man noch tun und denken wird. So weit erstreckt sich also das Wissen des höchsten Richters, so weit sein Blick, vor dem man erzittern muß. Er durchdringt alle Körper und kennt jedes Geheimnis. Das Dunkle liegt offen vor ihm wie der Tag, und was stumm ist, steht ihm Rede und Antwort. Das Schweigen ist für ihn ein Bekenntnis, und das Herz erschließt sich ihm auch ohne Worte.

Niemand soll die Geduld unbeachtet lassen, die ihm der gütige Gott erzeigt, wenn er seine Sünden (3) ungeahndet läßt! (4) . Ebensowenig möge er glauben, ihn nicht beleidigt zu haben, weil er seinen Zorn noch nicht gefühlt hat! Nicht lange währt die Frist unseres Erdenlebens, und nicht beständig genießen wir die Freiheit, an Torheiten unser Herz zu hängen. Die Qual ewiger Strafe wird an ihre Stelle treten, wenn man nicht das Heilmittel der Buße sucht, solange noch die Gerechtigkeit ihren Urteilsspruch hinausgeschoben hat. (weiterlesen)


1: 1 Kor 10,12
2: Priester
3: noch
4: vgl.Röm 2,4: Wh 11,24; 12,2.ff;2 Petr 3,9



Leo der Grosse († 461) - Sämtliche Sermonen (Sermones); Sermo XLIII. 5. Predigt auf die vierzigtägige Fastenzeit; Bibliothek der Kirchenväter


Bild: Franziskanerkirche in Salzburg (mit der Pacher-Madonna im Hochaltar); eigenes Bild

Erneuerung!

Leo der Große: Predigt zur Fastenzeit 

Geliebteste! Die apostolische Lehre ermahnt uns, "den alten Menschen mit seinen Werken abzulegen"(1) und durch einen heiligen Lebenswandel tagtäglich an unserer (2) Erneuerung zu arbeiten. Wenn wir nämlich nach dem Ausspruche des Apostels: "Ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes" (3) ein solcher Tempel Gottes sind und der Heilige Geist in uns wohnt (4) , dann müssen wir mit unermüdlicher Wachsamkeit darauf achten, daß unseres Herzens Wohnstätte eines so hohen Gastes nicht unwürdig ist.

Wie man bei den von Menschenhand erbauten Häusern mit anerkennenswertem Eifer darangeht, jeden durch Eindringen des Regens, durch Sturmwind oder das Alter selbst entstandenen Schaden rasch und sorgfältig auszubessern, so gehört es sich auch, ununterbrochen und ängstlich dafür zu sorgen, daß man in unseren Herzen keinerlei Unordnung und keinerlei Unrat finde.

Freilich kann unser Gebäude nicht bestehen, wenn es nicht an seinem Erbauer eine Stütze hat, kann unser Haus nicht unbeschädigt bleiben, wenn es nicht der schirmt, der es ausführte, aber weil wir "vernunftbegabte Steine" und ein "lebendiges Bauholz" sind (5) , so war es die Absicht unseres Schöpfers, daß jeder mit dem Meister an seiner Erneuerung mitarbeite.

Darum darf sich der Mensch auch nicht bei der Befolgung der göttlichen Vorschriften der Gnade Gottes entziehen oder sich jenes Gutes entsagen, ohne welches sein Gehorsam kein guter sein kann. Und wenn er die Wahrnehmung macht, daß ihm die Erfüllung der Gebote in manchen Stücken unmöglich ist oder große Schwierigkeiten bereitet, so beschränke er sich nicht auf sich selbst, sondern nehme zu seinem Gebieter seine Zuflucht, der ihm deshalb seinen Willen vorschreibt, um in ihm das Verlangen nach Hilfe wach werden zu lassen und diese auch zu gewähren! Sagt doch der Prophet: "Wirf deine Sorge auf den Herrn und er wird dich erhalten!" (6) .

Oder sollte vielleicht einer so keck und anmaßend sein, sich für so unversehrt und unbefleckt halten, daß an ihm nichts mehr erneuert werden müßte? Wer eine solche Überzeugung von sich hegt, der täuscht sich gründlich. Maßlose Eitelkeit beraubt den der Denkkraft, der inmitten der Versuchungen dieses Erdenlebens von jeder Verwundung frei zu bleiben glaubt.

Alles ist voller Gefahren und voller Fallstricke; Ein Stachel sind unsere Begierden und auf der Lauer liegt die Verführung. Alles, was Gewinn bringt, zieht uns in seine Netze, und jeder Verlust erfüllt uns mit Schrecken. Eine bittere Sprache führen unsere Tadler, und auch jene, die uns loben, meinen es nicht immer ehrlich. Auf der einen Seite tobt der Haß, auf der anderen umgarnt uns heuchlerische Ergebenheit, so daß es leichter ist, einen Feind zu meiden, als einem falschen Freunde aus dem Weg zu gehen. (weiterlesen)


1: Eph 4,22; Kol 3,8; vgl.Röm 6,4; Hebr 12,1: 1 Petr 2,1
2: inneren
3: vgl. 1 Kor 3,17
4: ebd 6,19
5: vgl.1 Petr 2,5

6: Ps 54,23; vgl. 1 Petr 5,7


Leo der Grosse († 461); Bibliothek der Kirchenväter, Sämtliche Sermonen (Sermones); Sermo XLIII. 5. Predigt auf die vierzigtägige Fastenzeit (1. Teil)


Bild. Erneuerung; eigenes Foto

Mittwoch, 3. Dezember 2014

Das Leben des hl. Kirchenlehrers Cyrill von Jerusalem (313 - 386)

Das Römische Martyriologium (von 1962) berichtet zum Heimgang des Heiligen am 18. März, deshalb auch Fest- und Gedenktag des hl. Cyrill:

Zu Jerusalem der heilige Bischof Cyrillus, Bekenner und Kirchenlehrer. Er hatte um des Glaubens willen von den Arianern viele Unbilden zu erdulden und wurde wiederholt aus seiner Bischofstadt vertrieben. Vom Ruhm der Heiligkeit umstrahlt, entschlief er im Frieden. Für seine unerschütterliche Rechtgläubigkeit legte das erste allgemeine Konzil von Konstantinopel in einem Brief an Papst Damasus ein glänzendes Zeugnis ab.


Vita des hl. Bischofs Cyrill von Jerusalem:

Aus der Bibliothek der Kirchenväter; Bd. 41; Cyrillus von Jerusalem; Verlag Josef Kösel & Friedrich Pustet KG München; AD 1922, S. 1-6:









Tagesgebet nach dem NO zum Fest des hl. Kirchenlehrers und Bischofs Cyrill von Jerusalem

Gott, du Quelle der Wahrheit durch den heiligen Bischof Cyrill von Jerusalem hast du deine Kirche gelehrt, das Geheimnis der Erlösung tiefer zu verstehen. Höre auf seine Fürsprache und hilf uns, deinen Sohn Jesus Christus zu erkennen und in ihm die Fülle des Lebens zu finden, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.


Hinweis: Dieser Post ist besonders für Jorge. :-)

Gepriesen, der da kommt im Namen des Herrn!

Kirchenväter und die Ankunft Christi (1)



Cyrill von Jerusalem (313-368): XV. Katechese an die Täuflinge

Wir predigen nicht bloß eine Ankunft Christi, wir verkünden auch noch eine zweite, eine noch viel herrlichere als die erste. Die eine war Leidensoffenbarung, die andere zeigt das Diadem göttlicher Herrschaft. Die ganze Geschichte unseres Herrn Jesus Christus verläuft — soweit es möglich ist — in Doppelereignissen.

Doppelt war seine Geburt: die Geburt aus Gott vor der Zeit und die Geburt aus der Jungfrau in der Fülle der Zeit. Doppelt war seine Herabkunft: die eine ist geheimnisvoll wie auf Vlies (1), die andere, die erst sein wird, ist unverhüllt. Bei der ersten Ankunft war er in einer Krippe in Windeln eingewickelt, bei der zweiten umkleidet er sich mit Licht. Bei der ersten Ankunft trug er, der Schmach nicht achtend, das Kreuz; bei der zweiten wird er in Begleitung eines Heeres von Engeln in Herrlichkeit kommen.

Wir halten uns nicht allein an die erste Ankunft, wir erwarten auch die zweite. Bei der ersten Ankunft riefen wir: „Gepriesen, der da kommt im Namen des Herrn“ (2). Bei der zweiten wiederholen wir das Wort. [S. 261] Mit den Engeln werden wir dem Herrn entgegeneilen, vor ihm niederfallen und sagen: „Gepriesen, der da kommt im Namen des Herrn!“

Der Heiland wird wiederkommen, nicht um wieder gerichtet zu werden, sondern um zu richten die Richter. Er, der seinerzeit, da er gerichtet wurde, schwieg, wird dereinst den Bösewichtern die Freveltaten bei der Kreuzigung ins Gedächtnis rufen und sagen: „Solches hast du getan, und ich habe geschwiegen“ (3). Seinerzeit kam Jesus nach göttlichem Ratschluß, um die Menschen zu belehren und zu überzeugen; dereinst werden die Menschen mit Gewalt unter seine Herrschaft gebeugt werden, auch wenn sie nicht wollen.


1: Vgl. Ps. 71, 6 [hebr. Ps. 72, 6]; Richt. 6, 37; Katech. 12, 9.
2: Matth. 21, 9.
3: Ps. 49, 21 [hebr. Ps. 50, 21].



Quelle: Bibliothek der Kirchenväter

 

Bild: Jacopo del Casentino; um1345; Flügel eines Altartryptichons; Florenz

Dienstag, 2. Dezember 2014

Das eine nützt nichts ohne das andere: Kenntnis der Glaubenslehren UND gute Taten


Zum Wesen der Religion gehören fromme Lehren und gute Handlungen. Weder sind Gott Lehren angenehm, welchen nicht gute Taten folgen; noch will Gott Taten, welche nicht aus frommen Lehren entspringen.

Was nützt denn einerseits Gottesgelehrtheit dem, der schändliche Unzucht treibt? Was nützt andererseits strenge Enthaltsamkeit dem, der Gott nicht kennt und ihn lästert? Der höchste Besitz ist also Kenntnis der Glaubenslehren, absolut notwendig ist eine keusche Seele.


Kirchenvater Cyrill von Jerusalem (+ 387); IV. Katechese für die Täuflinge; Bibliothek der Kirchenväter


 Bild: Standbild des Hl. Petrus; Vatikanische Gärten, eigenes Foto

Freitag, 3. Oktober 2014

Himmel und Kirche



Der Himmel ist geschaffen für die Kirche,
nicht die Kirche für den Himmel!

Johannes Chrysostomos, Kirchenvater



Donnerstag, 21. August 2014

Gnade und Frieden allen, die - wo immer - den Namen Jesu Christi, unseres und ihres Herrn, anrufen!

Denn nichts hat Bestand, wenn es nicht von oben herab gekräftiget wird, und Nichts wird uns nützen, was nicht auf ihn Bezug hat; denn es kann uns nicht frommen, wenn wir mit Allen im Frieden leben, mit Gott aber Krieg führen; sowie es uns auch nicht schaden kann, wenn wir von Allen bekriegt werden, mit Gott aber Frieden haben.

Und wieder kann es uns Nichts helfen, wenn wir allen Menschen gefallen, Gott aber beleidigen, während wir hingegen ohne alle Gefahr sind, wenn uns Gott Beifall und Liebe schenkt, sollten uns auch alle Menschen schmähen und hassen; denn die wahre Gnade und der wahre Friede kommt von Gott. Denn wer bei Gott in Gnaden steht, fürchtet Niemanden, und sollte er auch unzählige Leiden zu erdulden haben; er fürchtet nicht einmal den Teufel, geschweige denn einen Menschen.


Kirchenvater Chrysostomus († 407) - Homilien über den ersten Brief an die Korinther; 1. Homilie I

Samstag, 12. April 2014

Papst Franziskus fordert von Theologen offenes und unabgeschlossenes Denken für ein "Mehr" an Gott und der Wahrheit

Am vergangenen Donnerstag, den 10. April 2014 empfing Papst Franziskus Mitglieder des Zusammenschlusses der jesuitischen Hochschulen und Institute in Rom in Audienz. Er mahnte eine "Theologie auf Knien" an, d. h. er forderte, dass Theologen und Studenten Gott anbeten und ihm die Ehre geben. Ansonsten würden sie in einen "verabscheuungswürdigen Narzissmus" enden, der eine schlimme Krankheit in der Kirche sei.

Der Heilige Vater verwies auch auf eine Aussage des Kirchenvaters Vinzenz von Lerins, der das Verständnis der katholischen legitimen Dogmenentwicklung erklärt. Solch einer Entwicklung, solchem Fortschritt gegenüber müsse der Theologe immer ein offenes und damit unabgeschlossenes Denken entgegenbringen, das immer offen ist gegenüber dem ,Mehr’ an Gott und der Wahrheit.*

Im Folgenden die Ausführungen des heiligen Vinzenz von Lerins, deren erster (Halb-)Satz Papst Franziskus in seiner Ansprache zitierte (Vinzenz hatte gerade den Fortschritt im Glauben anhand des Wachsens und Reifens während eines Menschenlebens erklärt):
So muß auch die Lehre der christlichen Religion diesen Gesetzen des Fortschrittes folgen, daß sie mit den Jahren gefestigt, mit der Zeit erweitert und mit dem Alter verfeinert werde, dabei jedoch unverdorben und unversehrt bleibe und in dem gesamten Umfang ihrer Teile, sozusagen an allen ihr eigentümlichen Gliedern und Sinnen, vollständig und vollkommen sei, außerdem keine Veränderung zulasse, keine Beeinträchtigung ihrer Eigentümlichkeit und keine Veränderung ihres Wesens erleide.(...)

Was also in dieser Pflanzung der Kirche Gottes durch den Glauben der Väter gesät worden ist, das soll durch den Fleiß der Kinder ausgebildet und gepflegt werden, es soll blühen und gedeihen, wachsen und zur Vollendung kommen. Denn es gehört sich, daß jene alten Lehrsätze einer himmlischen Philosophie im Verlaufe der Zeit weiter ausgebildet, gefeilt und geglättet werden; aber es ist unzulässig, daß sie verändert, unzulässig, daß sie entstellt, unzulässig, daß sie verstümmelt werden; sie mögen an Deutlichkeit, Licht und Klarheit gewinnen, aber sie müssen ihre Vollständigkeit, Reinheit und Eigentümlichkeit behalten. == 
[31] Denn wenn einmal eine solche Willkür gottlosen Betruges zugelassen würde, so würde, ich sage es mit Schrecken, die größte Gefahr der Zerstörung und Vernichtung der Religion die Folge sein. Denn wird einmal auch nur ein kleiner Teil der katholischen Glaubenslehre aufgegeben, so wird auch ein anderer und dann wieder ein anderer und zuletzt einer nach dem anderen wie gewohnheits- und rechtmäßig aufgegeben werden. Wenn aber die einzelnen Teile verworfen werden, was anders wird dann die letzte Folge sein, als daß das Ganze zugleich verworfen wird?
Auf der anderen Seite aber muß, wenn man anfängt, Neues mit Altem, Auswärtiges mit Einheimischem, Unheiliges mit Heiligem zu vermengen, diese Unsitte auf das Ganze hinübergreifen, so daß hernach nichts in der Kirche unberührt, nichts unverletzt, nichts unversehrt, nichts makellos gelassen wird, vielmehr in der Folgezeit dort eine Schandstätte gottloser und häßlicher Irrtümer ist, wo vorher ein Heiligtum keuscher und unversehrter Wahrheit war. Aber diesen Frevel möge von den Herzen der Seinigen die Barmherzigkeit Gottes abwenden, dieser Wahn möge vielmehr den Gottlosen überlassen bleiben!

[32] Die Kirche Christi aber, die eifrige und sorgsame Wächterin der bei ihr hinterlegten Glaubenslehren, ändert an ihnen niemals etwas, nimmt nichts hinweg und tut nichts hinzu; sie schneidet Notwendiges nicht ab und fügt Überflüssiges nicht bei; sie läßt das Ihrige nicht fahren und eignet sich Fremdes nicht an; sie ist vielmehr mit aller Sorgfalt nur darauf bedacht, das Alte treu und weise zu verwalten, und zwar das, was von alters her ungeformt und keimhaft überliefert war, genauer zu gestalten und zu feilen, was schon gehörig ausgedrückt und entwickelt war, zu kräftigen und zu sichern, was schon klar- und festgestellt war, zu bewahren.
Was hat sie denn auch je anderes durch die Beschlüsse der Konzilien bezweckt, als daß das, was früher mit Einfalt hingenommen wurde, später mit mehr Bestimmtheit geglaubt werde; was früher lässiger gepredigt wurde, später nachdrücklicher verkündigt werde; was man früher ruhig bewahrte, später sorgsamer ausgebildet werde?
Das und nichts anderes, sage ich, hat die katholische Kirche immer, durch die Neuerungen der Häretiker veranlaßt, mit ihren Konzilsbeschlüssen erreicht, daß sie das, was sie früher von den Vorfahren nur durch mündliche Überlieferung empfangen hatte, später den Nachkommen auch schriftlich und urkundlich hinterließ, indem sie in wenige Worte vieles zusammenfaßte und oft zum Zwecke des klareren Verständnisses einen nicht neuen Glaubenssinn mit einem passenden neuen Ausdruck bezeichnete (1) .
 
(1)  der Verfasser denkt an Ausdrücke wie "wesensgleich" und „Gottesgebärerin"


aus: Bibliothek der Kirchenväter; Vinzenz von Lerin: Commonitorium 23

* Ein Beispiel hierzu wäre das zuletzt von Pius XII. im Jahre 1954 verkündete Dogma der Himmelfahrt Mariens, das sich aus dem "Keim" des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau und Gottesmutter Maria stringent herleiten lässt. Hätten die Theologen in dieser Sache nicht "weitergedacht", sondern sich in ihrem Kenntnisstand verschlossen, so wäre es vielleicht niemals zu diesem Dogma gekommen.

Gleichzeitig widerspricht diese Erläuterung des katholischen Prinzips der Dogmenentwicklung denjenigen, die behaupten, dass nur solche Dogmen anerkannt werden sollten, die sich unmittelbar aus der Hl. Schrift ableiten lassen, nicht aber solche, die nur mittelbar ableitbar sind oder der mündlichen Tradition entspringen.



Mittwoch, 8. Januar 2014

Über Tugend und Untugend



Das, wonach man streben muss,
wird besser ins Licht gesetzt werden,
wenn dargelegt ist, was man folgerecht zu meiden hat.


Tertullian († um 220) - Über die Geduld (De patientia); Kap. 5



Foto: privat

Montag, 30. Dezember 2013

Die Wiederherstellung Adams in Christus durch Maria

Kirchenväter und Menschwerdung Gottes (9)
 
Irenäus von Lyon († um 200), Erweis der apostolischen Verkündigung (Demonstratio apostolicae praedicationis), Kap. 33


Und wie durch den Ungehorsam einer Jungfrau der Mensch zu Fall gebracht wurde, stürzte und starb, so empfing der Mensch durch eine Jungfrau, welche auf Gottes Worte hörte, wieder mit Leben beseelt, das Leben. Denn der Herr ist gekommen, das verlorene Schaf wieder zu suchen (1) , und verloren war der Mensch. So wurde er auch nicht ein neues Geschöpf, sondern bewahrte die geschöpfliche Zusammengehörigkeit mit eben jener, welche von Adams Geschlecht war.

Denn es war notwendig und billig, daß bei der Wiederherstellung Adams in Christus, das Sterbliche vom Unsterblichen verschlungen werde (2) und in ihm aufgenommen werde, und die Eva von Maria, auf daß die Jungfrau die Fürsprecherin der Jungfrau werde und den jungfräulichen Ungehorsam entkräfte und aufhebe durch den jungfräulichen Gehorsam. 

(1) S. Matth. 18,12
(2) Vgl. 1 Kor. 15,33


Weitere Kirchenväter zum Thema:
Kirchenväter und Menschwerdung Gottes
(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8)

Freitag, 27. Dezember 2013

Laßt uns frohlocken: Jesus Christus vernichtet Sünde und Tod!

Kirchenväter und die Menschwerdung Gottes (8)
Leo der Grosse († 461): 1. Predigt auf Weihnachten (Sermo XXI)

Laßt uns frohlocken, Geliebteste; denn heute ist uns der Heiland geboren! Darf doch dort keine Trauer aufkommen, wo das Leben selbst zur Welt kommt, das die Furcht vor dem Tode benimmt und uns durch die Verheißung ewigen Lebens mit Freude erfüllt.

Niemand wird von der Teilnahme an dieser Jubelfeier ausgeschlossen, alle haben den gleichen Grund, in festlicher Stimmung zu sein; denn da unser Herr, der die Sünde und den Tod vernichtet, niemand findet, der ohne Schuld ist, so kommt er, um alle zu befreien. Es jauchze der Heilige, weil er sich der Siegespalme naht; es frohlocke der Sünder, weil ihm Verzeihung winkt, und neuer Mut belebe den Heiden, weil ihn das Leben ruft!

Denn nachdem sich die Zeit erfüllt, welche die unerforschliche Tiefe des göttlichen Ratschlusses dazu bestimmte, nahm der Sohn Gottes die Natur des Menschengeschlechtes an, das wieder mit seinem Schöpfer versöhnt werden sollte, damit der Teufel, der den Tod in die Welt gebracht, gerade durch die menschliche Natur, die er bezwungen hatte, wieder bezwungen würde.



Weitere Kirchenväter zum Thema:
Kirchenväter und Menschwerdung Gottes
(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7)




Bild: Stained glass windows in the Mausoleum of the Roman Catholic Cathedral of Our Lady of the Angels, Los Angeles, California; originally created in the 1920s for Saint Vibiana Cathedral, Los Angeles; wikimedia commons

Dienstag, 24. Dezember 2013

Adam und Eva - Jesus und Maria

Kirchenväter und die Menschwerdung Gottes (7)
 Justin der Märtyrer († um 165) - Dialog mit dem Juden Trypho Kap. 100

[Wir wissen] daß er (Jesus) durch die Jungfrau Mensch geworden ist, damit auf dem gleichen Wege, auf welchen die von der Schlange verursachte Sünde ihren Anfang nahm, die Sünde auch aufgehoben werde (1) Denn Eva, welche eine unverdorbene Jungfrau war, gebar, nachdem sie das Wort der Schlange empfangen hatte, Sünde und Tod (2).

Die Jungfrau Maria dagegen war voll Glaube und Freude, als der Engel Gabriel ihr die frohe Botschaft brachte, der Geist des Herrn werde über sie kommen und die Kraft des Höchsten werde sie überschatten, weshalb auch das Heilige, das aus ihr geboren werde, Sohn Gottes sei (3). Und sie antwortete: ‚Mir geschehe nach deinem Worte!’(4).

Durch die Jungfrau Maria ist Jesus geboren worden, auf welchen, wie wir gezeigt haben, so viele Schriftstellen gesprochen sind, und durch welchen Gott die Schlange und die ihr ähnlich gewordenen Engel und Menschen vernichtet, diejenigen dagegen, welche ihre Sünden bereuen und an ihn glauben, vom Tode befreit. 


(1) Zur Parallele zwischen Eva und Maria vgl. u.a. Irenäus, Gegen die Häresien III. 22,4; V. 19,1.
(2)
Vgl. Jak. 1, 15.
(3)
Luk. 1, 26. 35; Protev. des Jak. 11 u.12.
(4)
Luk. 1, 38.

Weitere Kirchenväter zum Thema:
Kirchenväter und Menschwerdung Gottes
(1) (2) (3) (4) (5) (6)


 +      +      +


Ave hieß die Kunde 
aus Gabrielis Munde, 
Evas Namen wende,
uns den Frieden spende.

Sumens illud Ave 
Gabrielis ore, 
Funda nos in pace,
Mutans Evae nomen.


 (2. Strophe des Marienhymnus "Ave Maris Stella")



Bild: Bemalte Flachdecke der Hildesheimer Benediktiner-Klosterkirche St. Michel mit "Wurzel Jesse", Detail: Adam und Eva; wikimedia commons





Mittwoch, 30. Oktober 2013

Ihr Bischöfe, verkündet wozu ihr berufen seid: den unverkürzten und authentischen Glauben der heiligen und hierarchischen Mutter Kirche!

Die Wächter des Volkes sind blind, sie merken allesamt nichts. Es sind lauter stumme Hunde, sie können nicht bellen. Träumend liegen sie da und haben gern ihre Ruhe. (Jesaja 56,10)



Ambrosius von Mailand (340-397) - Exameron; Der sechste Tag. Neunte Homilie. (Gen 1,24-26), Bibliothek der Kirchenväter:
Was soll ich aber von den Hunden sagen, denen die Dienstgefälligkeit und die ängstliche Wachsamkeit über die Wohlfahrt ihres Herrn gleichsam angeboren ist? Darum der Vorwurf der Schrift gegenüber den Pflichtvergessenen, Nachlässigen und Feiglingen: "Stumme Hunde, die nicht zu bellen verstehen!" Zu einem Hunde also gehört, daß er zum Schutze seines Herrn zu bellen, daß er dessen Haus zu behüten weiß. So lerne denn auch du deine Stimme für Christus erheben, wenn gefährliche Wölfe in die Hürde Christi einbrechen! Lerne das Wort in deinem Munde bewahren, daß du nicht, ein stummer Hund, durch sündhaftes Schweigen der dir anvertrauten Glaubenshut untreu geworden zu sein scheinest! 

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Benedikt XVI. zu der"abschreckenden Vision" von einem Bischof, der seiner Hirtensorge nicht nachkommt: Stumme Hunde

Benedikt XVI. an die österreichischen Bischöfe: Bekenntnis des Glaubens gehört zu den ersten Pflichten eines Bischofs: Ihr Bischöfe, habt Mut!

Benedikt XVI. im Jahre 2007 anlässlich Bischofsweihen:  Bischöfe - die "Engel" ihrer Kirche

"Mangelnde Wachsamkeit – das wissen wir – lässt den Hirten lau werden; sie macht ihn zerstreut, gedankenlos und sogar unduldsam; sie verführt ihn mit der Aussicht auf eine Karriere, der Schmeichelei des Geldes und den Kompromissen mit dem Geist der Welt; sie macht ihn träge und verwandelt ihn in einen Funktionär, einen Kleriker dem Stand nach, der mehr besorgt ist um sich selbst, die Organisation und die Strukturen als um das wahre Wohl des Gottesvolkes. So läuft man Gefahr, wie der Apostel Petrus den Herrn zu verleugnen, auch wenn man äußerlich in seinem Namen auftritt und spricht; man verdunkelt die Heiligkeit der hierarchischen Mutter Kirche, indem man sie weniger fruchtbar macht."


Mit Dank für die mutigen und ehrlichen Worte, die auch mir (und vielen anderen) schon so lange in der Seele brennen:

Elsa Laska: 
Die Wegducker -Was ist mit den deutschen Bischöfen eigentlich los?

Mit im Boot: Beiboot Petri  und annotaciunculae (Dampf ablassen...)


Foto: Kirchenvater Ambrosius von Mailand; Fresken von Gebhard Fugel, 1893/1894; Kath. Pfarrkirche St. Johannes Baptist, Obereschach, Stadt Ravensburg, wikimedia commons

Montag, 30. September 2013

Heiliger Kirchenlehrer Hieronymus, bitte für uns!


Zwischen Freunden darf es kein Mißtrauen geben, und mit seinem Freunde muß man wie mit einem zweiten Ich sprechen.

 hl. Hieronymus in einem Brief an Augustinus von Hippo



Heute, am 30. September, feiert die Kirche das Fest des Heiligen Hieronymus (geb. 347 in Stridon, Provinz Dalmatia; gestorben am 30. September 420 in Betlehem). Er war Kirchenvater, Gelehrter und Theologe der alten Kirche. Zusammen mit Ambrosius von Mailand, Augustinus und Papst Gregor I. gehört er in der katholischen Kirche zu den vier spätantiken Kirchenlehrern des Abendlandes.



Foto: Detail der Kanzel von St. Johann Baptist, München-Haidhausen © FW

Freitag, 28. Juni 2013

Zuverlässige Quelle der Wahrheit: die apostolische Tradition in der katholischen Kirche

Zum Fest des heiligen Irenäus, Bischof und Martyrer, geboren um 130 in Kleinasien, gestorben um 202 zu Lyon, Schüler des hl.Polykarp und Kirchenvater

aus der Schrift des hl. Irenäus "Gegen die Häresien" (Contra Haereses) aus der "Bibliothek der Kirchenväter":

Widerlegt man nämlich die Häretiker aus den Schriften, dann erheben sie gegen eben diese Schriften die Anklage, daß sie nicht zuverlässig seien, keine Autorität besäßen, auf verschiedene Weise verstanden werden könnten, und daß aus ihnen die Wahrheit zu finden nur die imstande seien, die die Tradition verstünden. Diese sei nämlich nicht niedergeschrieben, sondern werde durch die lebendige Stimme überliefert, weswegen auch Paulus sage: „Weisheit reden wir unter den Vollkommenen, aber nicht die Weisheit dieser Welt“ (1) . Unter dieser Weisheit versteht jeder von ihnen natürlich das von ihm erfundene System, so daß nach Ihnen die Wahrheit bald bei Valentinus, bald bei Markion, bald bei Cerinth ist. Später war sie natürlich bei Basilides oder bei einem seiner Widersacher, der auch nichts Rechtes vorbringen konnte. Denn verdreht sind sie alle, und trotzdem schämen sie sich nicht, sich selbst als die Richtschnur der Wahrheit hinzustellen.
Berufen wir uns aber ihnen gegenüber auf die apostolische Tradition, die durch die Nachfolge der Priester in der Kirche bewahrt wird, dann verwerfen sie wieder die Tradition, nennen sich klüger als Priester und Apostel und sagen, sie hätten allein die Wahrheit gefunden. Die Apostel hätten den Worten des Heilandes noch allerlei aus dem Gesetz beigemischt; und nicht bloß die Apostel, sondern auch der Herr habe seine Aussprüche teils vom Demiurgen, teils aus dem Ort der Mitte, teils von dem Allerhöchsten. Sie aber wüssten klar, rein und schlicht das darin verborgene Geheimnis — fürwahr, eine ganz unverschämte Gotteslästerung! So stehen sie also weder auf dem Boden der Schrift, noch der Tradition. 

Gleichsam gegen Schlangen, die sich glatt nach allen Seiten herauszuwinden suchen, haben wir also zu kämpfen. Deshalb müssen wir ihnen auch von allen Seiten entgegentreten; vielleicht, daß wir dann einige von ihnen durch die (beständige) Zurückweisung stutzig machen und bewegen können, zur Wahrheit zurückzukehren. Denn wenn es auch nicht leicht ist, daß eine Seele, die vom Irrtum umgarnt ist, wieder vernünftig wird, so ist es doch nicht absolut unmöglich, daß sie dem Irrtum entrinne, wenn ihr die Wahrheit entgegengehalten wird. 

Die von den Aposteln in der ganzen Welt verkündete Tradition kann in jeder Kirche jeder finden, der die Wahrheit sehen will, und wir können die von den Aposteln eingesetzten Bischöfe der einzelnen Kirchen aufzählen und ihre Nachfolger bis auf unsere Tage. Diese haben von den Wahngebilden jener nichts gelehrt und nichts gehört. Denn wenn die Apostel verborgene Geheimnisse gewußt hätten, die sie in besonderem, geheimem Unterricht nur die Vollkommenen lehrten, dann hätten sie die Geheimnisse am ehesten denen übergeben, denen sie sogar die Kirchen anvertrauten. Ganz vollkommen nämlich und in allem untadelig wünschten sie die, denen sie ihren Lehrstuhl übergaben, und die sie als ihre Nachfolger zurückließen, von deren gutem oder schlechtem Verhalten für das Wohl und Wehe der Ihrigen soviel abhing. 

Weil es aber zu weitläufig wäre, in einem Werke wie dem vorliegenden die apostolische Nachfolge aller Kirchen aufzuzählen, so werden wir nur die apostolische Tradition und Glaubenspredigt der größten und ältesten und allbekannten Kirche, die von den beiden ruhmreichen Aposteln Petrus und Paulus zu Rom gegründet und gebaut ist, darlegen, wie sie durch die Nachfolge ihrer Bischöfe bis auf unsere Tage gekommen ist. So widerlegen wir alle, die wie auch immer aus Eigenliebe oder Ruhmsucht oder Blindheit oder Mißverstand Konventikel gründen. Mit der römischen Kirche nämlich muß wegen ihres besonderen Vorranges jede Kirche übereinstimmen, d. h. die Gläubigen von allerwärts, denn in ihr ist immer die apostolische Tradition bewahrt von denen, die von allen Seiten kommen (2). 

 (1) 1 Kor. 2,6
 (2) Vgl. A. Ehrhard, Altchristl. Literatur I 273 f.


Heiliger Irenäus, bitte für uns!



Dienstag, 14. Mai 2013

Die gesunde Lehre des Glaubens darreichen

"Ich wende mich wieder dem zu, was mir besonders am Herzen liegt, und bitte Dich auch heute als meinen Bruder in Christus, Du mögest bei Deinen Predigten vor dem Volke mit aller Sorgfalt auf den Gehalt der Lehre und den Sinn des Glaubens acht haben und wohl bedenken, daß der, der auch nur einen einzigen von denen, die an Christus glauben, ärgert, einem unerträglichen Zorne verfällt.(1)

Wenn aber deren, die beleidigt werden, so viele sind, wie sollten wir nicht mit größter Vorsicht dafür Sorge tragen, Ärgernisse klug zu verhüten und denen, die nach Wahrheit verlangen, die gesunde Lehre des Glaubens darzureichen?

Auch dies aber wird von großem Nutzen für uns sein, wenn wir die Schriften der heiligen Väter zur Hand nehmen und ihre Worte möglichst hoch schätzen und „uns selbst prüfen, ob wir im Glauben sind", wie geschrieben steht (2), indem wir unsere Ansichten mit den richtigen und untadeligen Lehren der Väter in Einklang bringen."


(1): Vgl. Matth. 18, 6.
(2): 2 Kor. 13, 5

Cyrill von Alexandrien, Kirchenvater und Kirchenlehrer, + 444; Zweiter Brief an den Irrlehrer Nestorius



Montag, 29. April 2013

Über die Ewigkeit Gottes

2.Teil einer Predigt (ausschnittweise) von Prof. Georg May über die Unveränderlichkeit und Ewigkeit Gottes:

Mit der Unvergänglichkeit und der Unveränderlichkeit Gottes eng verbunden ist die Ewigkeit. Was besagt Ewigkeit? Ewigkeit besagt unendliche Dauer. Ewigkeit bedeutet, es gibt kein Früher und kein Später, es gibt keinen Anfang und kein Ende. Diese Ewigkeit ist Gott eigen. Und deswegen hat die Theologie in einem glücklichen Ausdruck Gott nunc stans genannt. Das bedeutet zu deutsch „das stehende Jetzt“. In Gott ist nicht ein Voranschreiten über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sondern in Gott ist alles Gegenwart. In Gott gibt es kein Früher und kein Später, keinen Anfang und kein Ende, sondern nur ein stehendes Jetzt. Gott ist ewig. Er war immer, er ist immer, und er wird immer sein. Auch diese Eigenschaft Gottes ist ausgesagt worden vom IV. Laterankonzil und vom I. Vatikanischen Konzil.(...)

Auch die Ewigkeit Gottes ist in der Heiligen Schrift deutlich ausgesagt, vor allem im 90. Psalm: „Ehe denn die Berge entstanden und Erde und Welt du hervorgebracht, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, o Gott.“ Auf die Befragung seiner Gegner sagt Jesus: „Ehe Abraham ward, bin ich.“ Nicht „war“ ich. „Ehe Abraham ward, bin ich.“ Damit ist die absolute Anfangslosigkeit Gottes, des göttlichen Wesens, dargestellt. Und auch die Kirchenväter haben sie verteidigt gegen die sterblichen Götter. (...)

Nein, meine lieben Freunde, Gott ist ewig, weil er unveränderlich ist. Er ist ewig, weil er die Fülle des Seins besitzt, weil er der actus purus ist. Er ist ewig, weil er in keiner Weise eine Abfolge der Zeiten in sich geschehen lassen kann. „Vor mir sind tausend Jahre wie ein Tag,“ sagt die Heilige Schrift. (...)

Gott ist ewig, weil er die Fülle des Seins ist, weil er der absolut vollkommene Gott ist, der nicht in irgendeiner Weise zunehmen oder abnehmen kann. „Willst du ewige Freude, so halte dich an den Ewigen!“ mahnen uns die geistlichen Schriftsteller. Das ist also der Heilssinn der Ewigkeit Gottes. Nicht daß wir uns davor fürchten oder daß wir die Ewigkeit wegen ihrer Unbegreiflichkeit verwerfen, nein, daß wir sagen: Hier habe ich einen Stand, den mir niemand erschüttern kann. Willst du ewige Freude, halte dich an den Ewigen! So wie die Veränderlichkeit eine Gefahr ist, so ist die Unveränderlichkeit Gottes ein Schutz. Menschen ändern sich, verlassen einen, Gott ist unveränderlich und bleibt derselbe. Menschen vergehen, kommen und gehen, Gott, er bleibt derselbe. Willst du ewige Freude, so halte dich an den Ewigen!
(...)

Geboren – gestorben! Das ist das Lebenslied eines jeden Menschen. (...) Ganz anders die Lebensmelodie Gottes. Sie wird in der Kirche fortwährend laut in den Schlußformeln der Gebete: Qui vivis et regnas per omnia saecula saeculorum – der du lebst und herrschest von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.

1. Teil (über die Unveränderlichkeit Gottes)

Predigt von Prof. Georg May 11.02.1990; Hervorhebungen durch Fettdruck von FW
Die ganze Predigt ist hier nachzulesen.
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Sonntag, 28. April 2013

Die Unveränderlichkeit Gottes

„Mein Gott, laß mich dich immer besser erkennen, damit ich dich immer mehr liebe und dir immer treuer folge.“

Dieses Gebet läßt der heilige Ignatius von Loyola alle die sprechen, die mit seinem Exerzitienbüchlein in der Hand Exerzitien machen. „Herr, mein Gott, laß mich dich immer besser erkennen, damit ich dich immer mehr liebe und dir immer treuer folge.“

Wie soll man Gott lieben, wie soll man ihm folgen, wenn man ihn nicht kennt? (...) Am heutigen Sonntag wollen wir fragen, was es heißt, wenn wir Gott den Unveränderlichen und den Ewigen nennen. Wir wollen also die Unveränderlichkeit und die Ewigkeit Gottes vor unserem geistigen Auge vorüberziehen lassen.

Unveränderlich bedeutet den Gegensatz von veränderlich. Veränderlich ist, was von einem Zustand in den anderen übergeht. Das Wasser beispielsweise kann vom flüssigen Zustand in den festen übergehen, dann nennt man es Eis, oder es kann in den gasförmigen übergehen, dann nennt man es Wasserdampf. Und so ist bei allem Endlichen, bei allen Geschöpfen eine Veränderung möglich und tatsächlich.

Diese Veränderlichkeit wird von Gott bestritten. Gott ist unveränderlich. Das IV. Laterankonzil und das I. Vatikanische Konzil nennen Gott incommutabilis – unveränderlich. Die Lehre der Kirche hat ihre feste Basis in der Heiligen Schrift. Im Jakobusbrief heißt es von Gott: „Bei ihm ist kein Wechsel und kein Schatten der Veränderlichkeit.“ Und besonders deutlich spricht ein Psalm, nämlich der Psalm 102. Da heißt es von dem Himmel: „Die Himmel, das Werk deiner Hände, sie werden vergehen, du aber bleibst. Sie alle altern wie ein Gewand, du wechselst sie wie ein Kleid. Sie zerfallen, du aber bleibst derselbe. Deine Jahre haben kein Ende.“

Gott ist der Unveränderliche, so haben dann die theologischen Überlegungen der Kirchenväter ergeben, weil er die absolute Fülle des Seins in sich birgt. Er ist der actus purus – die reine Aktualität, also ohne Potentialität, ohne Möglichkeit, die dann zur Wirklichkeit werden kann. Er ist schon die vollendete Seinswirklichkeit. Er ist so vollkommen, daß jede Veränderlichkeit als Unvollkommenheit von ihm bestritten werden muß. Er ist das Sein selbst, und was sich verändert, geht ja von einem Zustand zum anderen über, hört also auf, zu sein, was es war und fängt an, zu sein, was es nicht war. Das ist bei Gott unmöglich, weil er das absolute, das vollkommene Sein, weil er die Seinsfülle selber ist. „Ich bin der Ich bin.“ Was heißt das anders, sagt Augustinus, als: Ich kann mich nicht ändern?

Die Unveränderlichkeit Gottes besagt aber nicht Starrheit oder Unlebendigkeit. Nein, keineswegs. Wiederum Augustinus: „Gott weiß im Ruhen zu handeln und im Handeln zu ruhen.“ Gott nimmt nicht zu und nimmt nicht ab. Gott lernt nicht und vergißt nicht. Gott erwirbt nicht und verliert nicht. Er ist unveränderlich.

Diese Unveränderlichkeit Gottes ist ein Grund, weswegen wir auf Gott bauen können, ja bauen müssen. Seine Unveränderlichkeit ist die Basis für eine Eigenschaft Gottes, die wir seine Treue nennen. Gott bleibt treu. Menschen ändern sich. Die Treulosigkeit ist an der Tagesordnung. Gott bleibt treu wegen seiner Unveränderlichkeit.

Früher sagte man: „Der alte Gott lebt.“ Gott ist nicht alt. Aber derselbe Gott lebt. Er war immer, und er wird sich nicht ändern, er hält seine Gesinnungen durch, auch wenn er Werke nach außen setzt. Das könnte nämlich ein Einwand sein: Aber Gott hat doch die Welt geschaffen, er ist doch ein Mensch geworden. Hat er sich da nicht geändert? Weltschöpfung wie Menschwerdung beruhen auf ewigen Ratschlüssen Gottes. Und diese Ratschlüsse sind mit Gottes Wesen identisch. Was in der Zeit geschieht, das ist die Wirkung dieser Ratschlüsse. Die Veränderlichkeit besteht also nicht in Gott, sondern in den Wirkungen nach außen, in den Werken. (...)

Diese Unveränderlichkeit Gottes ist von so großer Bedeutung, daß für sie Martyrer gestorben sind. Von manchen Martyrern haben wir die Akten des Prozesses, dem sie unterworfen wurden, Martyrerakten, und so auch vom heiligen Karpus; sie gehören zu den ältesten Martyrerakten, die wir überhaupt besitzen. Der Prokonsul, also der kaiserliche Beamte, forderte ihn auf zu opfern, den Göttern zu opfern, und da antwortete Karpus: „Diesen Göttern opfere ich nicht. Sie haben ja auch nicht Himmel und Erde erschaffen.“ „Aber es ist Pflicht, zu opfern, der Kaiser hat es befohlen.“ „Nicht opfern die Lebendigen den Toten.“ „So meint ihr also, unsere Götter seien tot?“ Da antwortete Karpus: „Willst du etwas hören? Diese sogenannten Götter waren niemals richtige, lebendige Wesen. Darum konnten sie nicht einmal wirklich sterben. Unser Gott aber ist zeitenlos und hat die Jahrtausende erschaffen. Unvergänglich, unvergänglich ist er und bleibt in Ewigkeit immer der gleiche. Er nimmt nicht ab und nimmt nicht zu. Die Götzen aber sind von den Menschen geformt und gehen unter im Zeitenlauf.“ Für dieses Bekenntnis ist Karpus in den Tod gegangen.


2. Teil (über die Ewigkeit Gottes) folgt

Predigt von Prof. Georg May 11.02.1990; Hervorhebungen durch Fettdruck von FW
Die ganze Predigt ist hier nachzulesen.
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Donnerstag, 20. Dezember 2012

Die Menschwerdung - größter Beweis für die Liebe Gottes

Kirchenväter und Menschwerdung Gottes (5) 

Theodoret von Cyrus (393-460): Von der göttlichen Vorsehung 10

Die Menschwerdung unseres Erlösers ist der größte Beweis der Vorsorge Gottes. Weder Himmel noch Erde, weder Meer noch Luft, weder Sonne noch Mond und Sterne, noch die ganze durch ein bloßes Wort oder vielmehr noch vor dem Worte durch den bloßen Willen hervorgebrachte sichtbare und unsichtbare Schöpfung geben uns einen so starken Beweis von Gottes Güte wie die Tatsache, dass der eingeborene Sohn Gottes selbst, der Gottgleiche, der Abglanz der göttlichen Herrlichkeit, das Ebenbild der göttlichen Natur, der im Anfang bei Gott und selbst Gott war, durch den alles gemacht worden ist: dass dieser, sage ich, Knechtsgestalt annahm, menschenähnlich ward, sich im Äußeren wie ein gewöhnlicher Mensch benahm, auf Erden erschien, mit den Menschen verkehrte und unsere Schwachheiten und Gebrechen auf sich nahm.

Dieses Ereignis erklärt Paulus für den auffallendsten Beweis der Liebe Gottes mit den Worten: "Gott gab uns seine Liebe zu uns dadurch zu erkennen, dass Christus für uns starb zu einer Zeit, da wir noch Sünder waren." (Röm 5,8) Und an einem andern Ort sagt er: "Wenn er seines eigenen Sohnes nicht geschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht alles übrige schenken?" (Röm 8,32) Mit ihm stimmt auch der gottbegeisterte Johannes ein: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn dahingab, damit jeder, der an ihn glaubt, vom Untergang errettet werde und das ewige Leben habe." (Joh 3,17)

Er sorgt also nicht auf gewöhnliche Art für die Menschen: er sorgt für sie, weil er sie liebt. Und so sehr liebt er sie, dass er seinen eingeborenen Sohn, der eines Wesens mit ihm ist, den er vor dem Morgenstern gezeugt, den er bei der Weltschöpfung zum Gehilfen nahm, als Arzt und Heiland für sie hingab und sie um seinetwillen an Kindes Statt annahm.


aus "Texte der Kirchenväter" 2; Kösel Verlag München;  AD 1963; S.68/69 (s. Quellen)


Weitere Kirchenväter zum Thema:
Kirchenväter und Menschwerdung Gottes (1) (2) (3) (4)
(6)

Dienstag, 18. Dezember 2012

Wie ein Amboss unter den Schlägen des Hammers

Kirchenväter und Menschwerdung Gottes (4)

Ignatius von Antiochien (frühes 2. Jh. n. Chr.)

"Die scheinbar Glauben verdienen und die Abweichendes lehren, sollen dich nicht einschüchtern.

Stehe fest wie ein Amboss unter den Schlägen (des Hammers). Einem starken Ringkämpfer ist es eigen, daß er Streiche erhält und doch den Sieg erringt. Wir müssen in erster Linie um Gottes willen alles ertragen, damit auch er uns ertrage.

Werde noch viel eifriger, als du bist. Lerne die Zeiten kennen. Den erwarte, der über der Zeit ist, den Zeitlosen, den Unsichtbaren, der unseretwegen sichtbar geworden, den Unbetastbaren, den Leidenlosen, der unseretwegen gelitten hat, der auf alle Arten unseretwegen geduldet hat." 


Ignatius an Polykarp 3. Kap. (S. 153/154), Apostolische Väter - Die sieben Briefe des Ignatius von Antiochien


Weitere Kirchenväter zum Thema:
Kirchenväter und Menschwerdung Gottes (1) (2) (3) (5)
(6)


 
Bild: Das Martyrium des hl. Ignatius von Antiochien (russische Ikone)
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