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Sonntag, 22. Mai 2016

Es gibt keinen Gott außer dem dreifaltigen: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist

Gibt es einen besseren Anlass, um das seit fast einem halben Jahr ruhende Bloggen meinerseits wieder aufzunehmen als das heute am ersten Sonntag nach Pfingsten gefeierte Fest der allerheiligsten Dreifaltigkeit? Kaum. So sei es denn!




Die Urquelle aller Gnaden der Erlösung, die wir im Kirchenjahre feiern und uns aneignen, ist die heiligste Dreifaltigkeit. Vater, Sohn und Heiliger Geist haben den Ratschluss, die gefallene Menschheit zu erlösen, gefasst.

Die Menschwerdung des Sohnes Gottes, d. i. die Vereinigung der göttlichen und der menschlichen Natur in der Einheit der göttlichen Person, ist das Werk aller drei göttlichen Personen. Letzter tiefster Grund und letzte tiefste Wirkursache der Gnade, der Erlösung, Heiligung und Vollendung des Menschen im Gottesreich der hl. Kirche ist die heiligste Dreifaltigkeit.

Deshalb steht sie auch im Mittelpunkt des christlichen Glaubens und Lebens: auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes sind wir getauft, durch die heiligste Dreifaltigkeit haben wir den Zutritt zu den übrigen hl. Sakramenten und deren Gnaden. Darum huldigen wir immer und immer mit der Liturgie der heiligsten Dreifaltigkeit:
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste - wie es war im Anfang so auch jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit - Amen!


aus der Einführung zum Fest der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Schott Volksmessbuch 1957, Verlag Herder Freiburg


Mehr zum Thema Dreifaltigkeit:




    Bild: Altarbilddetail aus der Kirche San Lázaro, Palencia, um 1508; National Gallery in Washington DC; Lawrence OP

      Dienstag, 30. Juni 2015

      Die Enzyklika "Laudato si" in vier Sätzen

       

      Wir können nicht eine Spiritualität vertreten, die Gott als den Allmächtigen und den Schöpfer vergisst. Auf diese Weise würden wir schließlich andere Mächte der Welt anbeten oder uns an die Stelle des Herrn setzen und uns sogar anmaßen, die von ihm geschaffene Wirklichkeit unbegrenzt mit Füßen zu treten. 
      Die beste Art, den Menschen auf seinen Platz zu verweisen und seinem Anspruch, ein absoluter Herrscher über die Erde zu sein, ein Ende zu setzen, besteht darin, ihm wieder die Figur eines Vaters vor Augen zu stellen, der Schöpfer und einziger Eigentümer der Welt ist. Denn andernfalls wird der Mensch immer dazu neigen, der Wirklichkeit seine eigenen Gesetze und Interessen aufzuzwingen.
      Papst Franziskus in der Enzyklika "Laudato si" vom 24. Mai (Pfingstfest) 2015, Nr. 75


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      Der italienische Journalist und Blogger Giuseppe Rusconi (www.rossoporpora.org) veröffentlichte am 19. Juni 2015 ein interessantes und aufschlussreiches Interview mit Bischof Mario Toso über die neue Enzyklika. Der 65jährige Salesianer ist ein anerkannter Experte der Soziallehre der Kirche, derzeit Diözesanbischof von Faenza-Modigliana, von 2003 bis 2009 Rektor an der Päpstlichen Salesianer-Universität, anschließend bis Januar dieses Jahres, Sekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, desjenigen Ministeriums, das zuständig war für einen ersten Entwurf der Enzyklika "Laudato si" (eine deutsche Übersetzung des italienischen Textes findet sich hier):


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      Die Enzyklika "Laudato si" ist nicht das erste Wort eines Papstes bzw. des katholischen Lehramtes zu Fragen des "Umweltschutzes". Unter anderen hat bereits Papst Benedikt XVI. immer wieder auf die Notwendigkeit der Bewahrung der Schöpfung - nicht zuletzt als Voraussetzung für den individuellen wie sozialen Frieden - hingewiesen.



      (eigenes Foto 2015)

      Sonntag, 24. August 2014

      Gotteskindschaft und Gottebenbildlichkeit - der kleine Unterschied

      Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es. Die Welt erkennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. (...) Daran kann man die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels erkennen: Jeder, der die Gerechtigkeit nicht tut und seinen Bruder nicht liebt, ist nicht aus Gott. (1. Joh 3,1.2.10)

      Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. (Joh 1,9-14)

      Die Heilige Schrift macht einen Unterschied zwischen der "Welt" und den Kindern Gottes. Ganz eindeutig umfasst die Gemeinschaft der Kinder Gottes nicht alle Menschen, die auf Erden leben. Die Schrift nennt die Kriterien, die den Kindern Gottes eigen sind: Kind Gottes ist allein derjenige, der Jesus Christus aufgenommen hat, an Seinen Namen glaubt, aus Gott geboren, sprich: getauft ist, der Gerechtigkeit übt und seinen Bruder liebt.

      Der Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) bestätigt, dass die Gotteskindschaft Frucht der göttlichen Gnade, verliehen durch die Sakramente der heiligen Kirche, ist:
      KKK 1129 Die Kirche sagt, daß die Sakramente des Neuen Bundes für die Gläubigen heilsnotwendig sind [Vgl. K. v. Trient: DS 1604]. Die „sakramentale Gnade" ist die jedem Sakrament eigene, durch Christus gespendete Gnade des Heiligen Geistes. Dieser heilt und verwandelt alle, die ihn empfangen, indem er sie dem Sohn Gottes gleichgestaltet. Die Frucht des sakramentalen Lebens besteht darin, daß der Geist der Gotteskindschaft den Gläubigen Anteil an der göttlichen Natur schenkt [Vgl. 2 Petr 1,4.], indem er sie mit der Lebenskraft des einzigen Sohnes, des Erlösers, vereint.

      Die Umgestaltung in Christus, die Anteilnahme des Menschen am göttlichen Leben als Sohn oder Tochter Gottes beginnt mit der heiligen Taufe. Damit ist der Same gelegt für das Heranwachsen im Glauben und wie es Lebensaufgabe des Getauften ist, sich ganz und immer mehr in Christus, den einzigen Sohn Gottes, umzuwandeln und so wie er den Willen des himmlischen Vaters zu erfüllen, ist es die Aufgabe der Kirche, den Menschen, nachdem sie als Mutter diese durch die Taufe Gott dem Vater als neue Kinder geboren hat, nun für das Wachstum im Glauben und die Nachfolge Christi auszustatten, zu beschützen und durch Erneuerung oder Vermehrung des göttlichen Lebens zu nähren.
      KKK 1213 Die heilige Taufe ist die Grundlage des ganzen christlichen Lebens, das Eingangstor zum Leben im Geiste [vitæ spiritualis ianua] und zu den anderen Sakramenten. Durch die Taufe werden wir von der Sünde befreit und als Söhne Gottes wiedergeboren; wir werden Glieder Christi, in die Kirche eingefügt und an ihrer Sendung beteiligt [Vgl. K. v. Florenz: DS 1314; CIC, cann.  [link] 204, § 1;  [link] 849; CCEO, can. 675, § 1]: „Die Taufe ist das Sakrament der Wiedergeburt durch das Wasser im Wort" (Catech. R. 2,2,5).

      So hat Gott sich aus Heiden und Juden ein Volk geschaffen und die "einst ein Nicht-Volk waren, sind jetzt Gottes Volk" (1 Petr 2,9-10). Auch hier wird deutlich, dass es einen Unterschied gibt zwischen denen, die Gottes Volk angehören, weil sie durch Teilhabe am göttlichen Leben seine Kinder sind, und den übrigen Menschen, nämlich denen, die noch in Finsternis und ohne (christliche) Hoffnung leben.

      Die Dogmatische Konstitution Lumen gentium des 2. Vatikanischen Konzils schreibt im Kapitel 9 über das Volk Gottes sehr deutlich:
      Diesen neuen Bund hat Christus gestiftet, das Neue Testament nämlich in seinem Blute (vgl. 1 Kor 11,25). So hat er sich aus Juden und Heiden ein Volk berufen, das nicht dem Fleische nach, sondern im Geiste zur Einheit zusammenwachsen und das neue Gottesvolk bilden sollte. Die an Christus glauben, werden nämlich, durch das Wort des lebendigen Gottes (vgl. 1 Petr 1,23) wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nicht aus dem Fleische, sondern aus dem Wasser und dem Heiligen Geist (vgl. Joh 3,5-6), schließlich gemacht zu "einem auserwählten Geschlecht, einem königlichen Priestertum ..., einem heiligen Stamm, einem Volk der Erwerbung ... Die einst ein Nicht-Volk waren, sind jetzt Gottes Volk" (1 Petr 2,9-10).

      Dieses messianische Volk hat zum Haupte Christus, "der hingegeben worden ist wegen unserer Sünden und auferstanden ist um unserer Rechtfertigung willen" (Röm 4,25) und jetzt voll Herrlichkeit im Himmel herrscht, da er den Namen über allen Namen erlangt hat. Seinem Stande eignet die Würde und die Freiheit der Kinder Gottes, in deren Herzen der Heilige Geist wie in einem Tempel wohnt. Sein Gesetz ist das neue Gebot (vgl. Joh 13,34), zu lieben, wie Christus uns geliebt hat. Seine Bestimmung endlich ist das Reich Gottes, das von Gott selbst auf Erden grundgelegt wurde, das sich weiter entfalten muß, bis es am Ende der Zeiten von ihm auch vollendet werde, wenn Christus, unser Leben (vgl. Kol 3,4), erscheinen wird und "die Schöpfung selbst von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes befreit wird" (Röm 8,21).

      So ist denn dieses messianische Volk, obwohl es tatsächlich nicht alle Menschen umfaßt und gar oft als kleine Herde erscheint, für das ganze Menschengeschlecht die unzerstörbare Keimzelle der Einheit, der Hoffnung und des Heils. Von Christus als Gemeinschaft des Lebens, der Liebe und der Wahrheit gestiftet, wird es von ihm auch als Werkzeug der Erlösung angenommen und als Licht der Welt und Salz der Erde (vgl. Mt 5,13-16) in alle Welt gesandt. (Hervorhebungen in Fettdruck von mir)

      Nach christlichem Verständnis ist also keineswegs das Volk Gottes gleichbedeutend mit der gesamten Menschheit und nicht jeder Mensch ist schon Kind Gottes. Vielmehr fordert Gott unser Erkennen und unsere Entscheidung, diesem seinem Volk, dem mystischen Leib, angehören und Kind Gottes werden zu wollen. Diese Entscheidung kann nur im Herzen und in aller Freiheit aus Liebe zu Gott getroffen werden. 

      Was aber uns alle, die gesamte Menschheit, im Innersten verbindet, ist die Gott-Ebenbildlichkeit, in der Gott uns erschaffen hat (vgl. Gen 1,26). Daher eignet jedem Menschen von Beginn an die ihm eigene Würde und Unantastbarkeit seines Lebens. Jeder Mensch, alle Menschen, sind dazu berufen, Gott zu suchen, ihn zu erkennen und nach seinem Willen und seinen Geboten zu leben. In diesem natürlichen Sinne sind wir alle blutsverwandt und stammen von gemeinsamen natürlichen Eltern ab. In diesem Sinne betrachten wir uns als (natürliche) Brüder und Schwestern. 

      Davon unterschieden ist die übernatürliche Verwandtschaft durch dieselbe gemeinsame Gesinnung, denselben Glauben an den einzigen Erlöser Jesus Christus. In Gott sind wir wahrhaft eine Familie, Brüder und Schwestern; wir haben Gott durch Teilhabe der Sohnschaft Jesu Christi zum Vater und die Kirche, die uns durch die Taufe zu neuem, ewigen Leben gebiert, zur Mutter. (Vgl. Johannes Chrysostomos, Kommentar zum Römerbrief 20. Homilie,Kap. 8: "Bei Christen gilt Blutsverwandtschaft nichts (für ihr ewiges Heil), sondern da gibt es nur eine geistige Verwandtschaft....")

      Diese verschiedenen Ebenen des Miteinander-Verwandtseins, die natürliche einerseits und die übernatürliche andererseits, sollte man niemals verwechseln oder durcheinanderbringen...



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      Mittwoch, 13. August 2014

      Nicht Lüge, Mord und Terror, sondern Wahrheit, Heil und Liebe will Gott den Menschen schenken

      Ein Gott, der Lüge, Mord und Terror will, ist ein menschlicher Götze - oder ein Teufel, der die Menschen vernichten und ihnen die ewige Glückseligkeit rauben will. "Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann." (Matthäus 10,28) Unser Gott aber, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, ist gut und liebt alle Menschen.

      In Jesus Christus erfüllte sich, was im Alten Testament den Menschen prophezeit war: "Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens." (Jesaja 9,5)

      Allein Jesus Christus ist der Friedensfürst. Seine Kirche sammelt alle, die guten Willens sind und ihm folgen wollen. Die heilige Taufe und die übrigen Sakramente ermöglichen uns, dass Gott durch das Geschenk der Gotteskindschaft in uns wohnt und sein Friedensreich schon hier in uns und durch uns zu wachsen beginnt (vgl. Joh 1,12). In Jesus Christus finden wir Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, Wahrheit und Liebe und ewige Freude. Er ist das Heil der Welt!




      "Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze." (Luk 4,18; Jesaja 61,1)

      Jesus Christus sagt: 
      "Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat, und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt. Wer meine Worte nur hört und sie nicht befolgt, den richte nicht ich; denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten. Wer mich verachtet und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich gesprochen habe, wird ihn richten am Letzten Tag. Denn was ich gesagt habe, habe ich nicht aus mir selbst, sondern der Vater, der mich gesandt hat, hat mir aufgetragen, was ich sagen und reden soll. Und ich weiß, dass sein Auftrag ewiges Leben ist. Was ich also sage, sage ich so, wie es mir der Vater gesagt hat." (Johannes 12,45-50)


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      Samstag, 31. Mai 2014

      Maiandacht 31. und letzter Tag - Weihe an Maria

      Gruß dir, o heiligste, jungfräuliche Mutter Maria!
      O erhabenste Königin und Himmelsführerin!
      Gruß dir, du Reinste, Gruß dir, du Keuscheste!
      Himmelsblume, Gnadentau, zu dir rufen wir, 
      höre uns und rette uns Arme!
      (aus dem Paderborner Gesangbuch)



      Zum letzten Mal in diesem Monat stehen wir so vor dem Bild Mariens. In heiliger Freude und Dankbarkeit schauen wir zu ihr auf. Wir haben sie wieder besser klennengelernt in ihrer Schönheit und Glorie. Kein Engel im Himmel. der ihr gleicht, kein Menschenkind auf Erden, das sie ganz erreicht. In Gottes ewigem Plan schauten wir sie, die Reine, Heilige, wir durften mit ihr gehen durch das Leben der Gottesmagd, Freud und Leid mit ihr teilen, ihre Himmelsherrlichkeit bewundern.

      Wir haben sie wieder mehr lieben gelernt als unsere gütige himmlische Mutter, die voll Erbarmen die Betrübten tröstet, voll Liebe der Sünder sich annimmt und uns alle beschützt und zum Friedensreiche Christi führt.

      So hab' denn Dank, du liebe Gottesmutter, für alles Schöne, das du ins in diesem Monat gezeigt, für alle Liebe, die du uns erwiesen, für alle Gnade, die du uns erwiesen, für alle Gnade, die du uns erfleht hast.

      Nun kommen wir noch einmal und bitten dich um deine Hilfe, dass wir ein wenig so werden wie du. Ein wenig nur, so ist unsere Bitte; denn in vollkommener Weise können wir dich nicht erreichen, so groß und erhaben bist du.

      Damit wir dir aber immer ähnlicher werden, darum weihen und schenken wir uns dir. Dafür aber schenke du dich uns! Nimm uns unter deinen mütterlichen Schutz, schirm uns mit deinem Mantel der Liebe und Güte. Geleite uns durchs Leben. Wende ab alles Böse, bewahre uns vor der Sünde. Forme und gestalte uns nach deinem Herzen.

      Lass unser Leben ein Marienleben sein: dass wir Gott dienen in Reinheit und heiligkeit, in Demut und Liebe.

      Lass unser Leben ein Marienschicksal sein: dass wir durch Kreuz und Leid hingelangen zur ewigen Herrlichkeit.

      Lass unser Leben ein Mariengeheimnis sein: dass Christus in uns wohne mit dem Vater und dem Heiligen Geiste.

      Siehe, o Mutter, wir sind ganz dein. Sende du uns aus, damit wir als deine Helfer und Helferinnen, als deine Werkzeuge, in Demut dir und deinem Sohne dienen, in ritterlicher Kraft für dein und deines Sohn Reich arbeiten und kämpfen. Gib uns einen Eifer, wie die Apostel ihn hatten. Lass uns immer mehr ergriffen sein von dem Gedanken, dass du uns sendest, die Welt wiederum zu erneuern in Christus.

      Endlich aber, liebe himmlische Mutter, zeige uns nach diesem Elende Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes. Lass uns dein Kind schauen von Angesicht zu Angesicht im ewigen Frieden des Himmels.

      Jungfrau Mutter Gottes mein,
      lass mich ganz Dein eigen sein!
      Dein im Leben, Dein im Tod,
      Dein in Unglück, Angst und Not,
      Dein in Kreuz und bittrem Leid,
      Dein für Zeit und Ewigkeit
      Jungfrau, Mutter Gottes mein,
      lass mich ganz Dein eigen sein!

      Mutter auf Dich hoff und baue ich!
      Mutter zu Dir ruf und seufze ich!
      Mutter Du gütigste, steh mir bei!
      Mutter Du mächtigste, Schutz mir verleih!
       
      O Mutter, so komm, hilf beten mir!
      O Mutter so komm, hilf streiten mir!
      O Mutter so komm hilf leiden mir! 
      O Mutter so komm und bleib bei mir!

      Du kannst mir ja helfen, o Mächtigste!
      Du willst mir ja helfen, o Gütigste!
      Du musst mir nun helfen, o Treueste!
      Du wirst mir auch helfen, Barmherzigste!

      O Mutter der Gnade, der Christen Hort,
      ,Du Zuflucht der Sünder, des Heiles Pfort',
      Du Hoffnung der Erde, des Himmels Zier,
      Du Trost der Betrübten, ihr Schutzpanier!
       
      Wer hat je umsonst Deine Hilf angefleht?
      Wann hast Du vergessen ein kindlich Gebet?
      Drum ruf' ich beharrlich, in Kreuz und in Leid:
      Maria hilft immer, sie hilft jederzeit!

      Ich ruf voll Vertrauen im Leiden und Tod:
      Maria hilft immer, in jeglicher Not!
      So glaub' ich und lebe und sterbe darauf:
      Maria hilft mir in den Himmel hinauf!

      Jungfrau Mutter Gottes mein 
      lass mich ganz Dein eigen sein.
      Dein im Leben, Dein im Tod,
      Dein in Unglück, Angst und Not
      Dein in Kreuz und bittrem Leid,
      Dein für Zeit und Ewigkeit
      Jungfrau, Mutter Gottes mein,
      lass mich ganz Dein eigen sein!
      Amen.

      Gebet:
      Dreieiniger Gott! Schaue in Huld auf uns hernieder, die wir uns deiner reinsten und heiligsten Jungfrau und Mutter geweiht haben. Dankbaren Herzens schauen wir zu dir empor. Gott, himmlischer Vater, hab' Dank, dass du uns in der Mutter deine Liebe geschenkt hast. Gott Heiliger Geist, Hab' Dank, dass du auf das Gebet dieser Mutter der Gnade die Fülle deiner Liebe über uns ausgegossen hast.
       

      Lasset uns preisen
      den Vater und den Sohn und den heiligen Geist,
      von nun an bis in Ewigkeit.

      Maria mit dem Kinde lieb,
      uns allen deinen Segen gib!
      Amen. 

       
       
      Bild: Krönung Mariens; Fra Angelico, gemeinfrei

      Sonntag, 25. Mai 2014

      5. Sonntag nach Ostern - Tage der Zuversicht

      Der heutige Sonntag und die kommenden Tage sind in besonderer Weise "Tage der Zuversicht". Im Evangelium (Joh 16,23-30) sagt Christus, dessen Himmelfahrt nun bald bevorsteht, das tröstliche Wort: "Wenn ihr den Vater um etwas bittet, so wird er es euch geben." Bittet nur im Namen Christi und "ihr werdet empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei"! Und an den Sonntag dieser frohen Botschaft schließen sich drei Bittage an, die uns gleich zeigen werden, wie wahr der Herr gesprochen hat. Tage der Zuversicht!

      Ganz voller Zuversicht sollen wir den Vater im Himmel bitten. Wir dürfen ja mit Christus und durch Christus den Vater bitten, wie sollte er da Steine statt Brot gewähren, nein, er wird uns mehr und Besseres geben, als wir selber ahnen: denn "unsere Freude soll vollkommen sein"!

      Immer wieder lehrt uns der Herr diese Zuversicht im Bitten. Er scheut sich nicht einmal zu sagen: "Wer zu dem Berg da spricht: Heb' dich empor und stürze dich ins Meer - und in seinem Herzen nicht zweifelt, dem wird es erfüllt. Darum, bei allem, was ihr im Gebet erbittet, glaubt nur, dass ihr es tatsächlich empfangt, so wird es euch zuteil werden" (Mk 11,23f). Die "Berge" sind natürlich nicht wörtlich zu nehmen, und das "glaubt nur" heißt nicht: "Bildet euch nur ein", sondern Christus findet kein Bild, das stark genug wäre für die Macht des Gebets, und wenn er von "glauben" spricht, so meint er unsere Zuversicht in Gottes gütige Allmacht; "denn bei Gott ist alles möglich" (Mk 10,27).

      Der Vater im Himmel hat den Menschen so geschaffen, dass er seiner Natur nach den Schöpfer bittet, und nach Thomas von Aquin (Hom 43) weiß der Mensch recht zu leben, der recht zu beten weiß. Deshalb will auch Christus nicht nur, dass wir danken, sondern auch, dass wir bitten.

      Er selbst bittet häufig den Vater, freilich nur um übernatürliche Güter, z.B.: "Vater, ich will, dass da, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen" (Joh 17,24) oder: "Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben" (den Heiligen Geist um Pfingsten: Joh 14,16).

      Aber er lehrt seine Jünger und damit auch uns ausdrücklich, nicht nur um die ewigen Werte zu bitten, sondern auch um die Dinge dieses irdischen Lebens, vorab um das tägliche Brot. Rein "alles, um was ihr (sinnvoll) bittet, werdet ihr empfangen" (Mt 21,22).

      Die kommenden Tage: Montag, Dienstag, Mittwoch sind vor allem drei Bittage um guten Ausfall der werdenden Ernte. Mitten in der Osterfreude setzt sich da doch eine recht irdische Sorge durch. Sie kommt seit vielen Jahrhunderten aus dem Volk, und die Kirche gibt ihr Raum, und Christus nimmt diese Bitten gleichsam selber bei seiner Himmelfahrt mit hinauf zum Vater. Zur Sorge um das Brot für unser Volk kommt noch so manche andere Not des Einzelnen und der Gemeinschaft. Lasst uns sie durch Christus dem Vater im Heiligen Geiste vortragen! Es sei ein Tag der Zuversicht! (...)


      Heinrich Jansen Cron SJ in: "Weisheit für den Alltag - Aus den Messen eines Jahres"; Verlag Ludwig Auer/Cassianeum Donauwörth; Imprimatur 1954; S. 37/38) (s. Quellen)


      Foto: Ölbergszene; Kapelle der Gebetsstätte Wigratzbad; FW

      Mittwoch, 21. Mai 2014

      Maiandacht 21. Tag - Maria, Mittlerin des Heiles

      Lasst uns beim Kreuze Jesu stehen mit Maria, seiner Mutter,
      deren Herz das Schmerzensschwert durchdrungen. 
      (Invitatorium zum Fest der sieben Schmerzen Mariens)

      Leibhaftig starb der Herr am Kreuze,
      in ihrem Herzen starb mit ihm die Mutter.
      (nach dem hl. Bernhard, Sermo de duodecim stellis)




      Gehen wir heute noch einmal nach Golgatha. Der Heiland hängt am Kreuze, blutüberströmt, schmerzgepeinigt. Nun naht das Ende des Weges, den er gegangen zur Befreiung der Menschen von Sünde und Schmach. Das Erlösungswerk soll seinen Abschluss finden: es ist vollbracht!

      Der Kreuzestod Christi wird alle Sündenschuld tilgen und die Menschen wieder zu dem machen, was ihre Bestimmung war von Anbeginn: waren sie doch erschaffen als Kinder Gottes. Der Mensch hat die Gebote des Schöpfers nicht geachtet, sich von Gott abgewandt und seine Vaterliebe verschmäht.

      Damit er wieder zurückfinden kann zu seinem himmlischen Vater und wieder ein Kind der Gnade zu werden vermag, musste nach Gottes Ratschluss diese Golgathastunde kommen, um die Menschen zu entsühnen; darum musste der Heiland als Mittler zwischen Gott und der Menschheit den Opfertod sterben am Kreuzesstamm.

      Dem Heiland zur Seite aber steht seine Mutter! Untrennbar gehören sie seither zusammen: Mutter und Sohn, - Sohn und Mutter. Das Opfer des Sohnes wird auch zu einem geistigen Opfer der Mutter. Die Qual, die den Körper des Sohnes martert und seine Seele erbeben lässt, diese Qual fühlt auch der Mutter Herz, dass es wund und weh wird in geistigem Mitleiden.

      Gleichwie aber der Heiland trotz all seiner Pein nur das eine Ziel kennt, den Willen des Vaters zu erfüllen und für die Sünden der Menschheit genugzutun, so ist auch Maria bereit, sich dem Erlösungswillen Gottes zu beugen -  auch dann, wenn es ihrem Mutterempfinden unendlich schwer wird. Sie Lässt sich nicht vom Schmerz und Leid niederdrücken.

      Ihre Liebe zu Gott und ihr Einssein mit seinem Willen lässt sie vielmehr auch das Schwerste freudig ertragen. Auch jetzt unter dem Kreuze ihres Sohnes lässt die Liebe sie von neuem das Wort sprechen, das als Leitstern über ihrem ganzen Leben steht: "Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach seinem Wort."

      Einst in Nazareth bedeutete dies Wort den Beginn des Erlösungswerkes, - jetzt auf Kalvaria ist es das Zeichen, dass die Gottesmutter mitwirkt in der Stunde, da es seiner Vollendung entgegengeht. Groß ist darum der Anteil Mariens an der Erlösungstat Christi.

      Wie einst im Paradiese die Frau dem Adam zur Gehilfin gegeben war, - die freilich durch eigene Schuld Gehilfin ward zum Unheil der Menschen, - so findet auch der Erlöser in einer neuen Eva eine dienende Gehilfin, die ihm in Wahrheit wird eine Mithelferin zum Heile der Menschen, die ihm zur Seite steht bei seinem Opfer für die Wiedererlangung der Gotteskindschaft.

      So können wir denn Maria nennen: Die Mittlerin des Heiles! Blicken wir dankend zu ihr auf, die mitgeholfen hat, dass Gott sich wieder in Vatergüte zu uns neigen kann! Auch an uns wendet sie sich, bittend, dass auch wir dem Heiland Helferdienste leisten wollten. Muss doch unser Herz erfüllt sein von tiefer heiliger Freude, dass wir berufen sind, helfen zu dürfen.

      Doch vergiss nicht, meine Seele: des Heilandes Helfer sein heißt nichts anderes, als teilhaben an seinem Opferweg. Sieh nur auf Maria. Ihr ganzes Leben war ein Heilandsdienst, doch musste sie erst zur Schmerzensmutter werden, bevor du sie als Mittlerin des Heiles grüßen kannst. Sei dir bewusst, dass im Dienste des Herrn das eigene Ich zurücktreten muss. 

      Wer dem Heiland helfen will, muss sich beugen unter Gottes Willen. Sieh, Evas Stolz und Überheblichkeit bewirkte den Bannfluch über die Menschheit; Marias selbstloser, opferbereiter Wille zum Dienen ward den Menschen zum Heil und Segen. (...) Tragen auch wir mutig unser Kreuz, es ist unser Anteil am Kreuze des Herrn.

      Wir beten ein Ave Maria und danken der Gottesmutter für ihre Mitwirkung beim Erlösungswerke:
      Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
      der Herr ist mit dir!
      Du bist gebenedeit unter den Frauen
      und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
      Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
      jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

      Wer mich findet, findet das Leben
      und schöpft das Heil vom Herrn. (Spr 6,35)
      Durch dich, o Jungfrau Maria, schöpfen wir das Heil
      aus den Wunden Christi.
      (Brevier am fest der sieben Schmerzen Mariens)


      Gebet:
      O Gott, du hast gewollt, dass die jungfräuliche Mutter Maria deinem eingeborenen Sohne dienende Mithelferin sei beim Erlösungswerke. Lass uns durch die Vermittlung dieser Mutter und Magd das Heil erlangen und selig werden. Durch denselben Christus, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.


      Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 64-67 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)




      Montag, 19. Mai 2014

      Maiandacht 18. Tag - Höchste Liebe


      Gott ist die Liebe;
      wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott 
      und Gott bleibt in ihm. (1 Joh 4,16)
      Wer sollte uns trennen von der Liebe Christi? (Röm 8,35)
      Stark wie der Tod ist die Liebe. (Hohes Lied 7,6)


      Des Herrn irdische Laufbahn neigt sich zum Ende. Er muss hinaufgehen nach Jerusalem, um dort viel zu leiden. Auch für Mariens Opferkraft kommt nun bald die letzte Prüfung. Vor dem letzten Gang nach Jerusalem hat der Herr wohl Abschied genommen von seiner Mutter. Wie groß der Trennungsschmerz der heiligsten Mutter um ihr göttliches Kind gewesen ist, lässt sich nur schwer ermessen an der Größe der Liebe, die beide miteinander verbindet. Es möchte Kindesliebe der Mutter den Anblick des Leidens ersparen, - der Heiland nimmt vorher Abschied, - aber die Mutterliebe mag das Kind nicht allein lassen in seinem Leiden.

      Die Mutterliebe führt Maria hinauf nach Jerusalem, führt sie unter das Kreuz. Nichts bleibt da der Mutter erspart. Sie muss all das Leid sehen, mit dem man ihr Kind quält, muss Hammerschläge hören, mit denen man seine Hände und Füße ans Kreuz heftet, muss still duldend unter dem Kreuzesbalken stehen.

      Wenn sie auch hundertmal hätte rufen wollen: "Nehmt mich statt Seiner", es hätte nichts genützt. Maria muss die letzte Entsagung, das größte Opfer bringen, das je von ihr verlangt worden ist: sie muss vollständig verzichten auf ihr schuldloses, heiliges, göttliches Kind. Still und ergeben hat sie auch dieses Opfer gebracht.

      Woher schöpfte Maria die Kraft für dieses Opfer? Die Quelle dieser Kraft ist eine Liebe, die alle irdische Liebe, selbst Mutterliebe, übersteigt. Es ist die vollkommene Liebe zu Gott. Diese Liebe macht die Seele eins mit Gott, vollkommen eins im Wollen, Denken und Fühlen. Die Seele, die Gott wahrhaft liebt, kennt und will nichts anderes als einzig den Willen Gottes.

      Maria aber weiß um den Willen Gottes, des Vaters, dass der Sohn Gottes leiden und sich hinopfern soll als Sühnopfer für die Menschen. Mutterliebe möchte dem Kinde alles Leid ersparen, - Gottesliebe macht Maria bereit, standhaft unter dem Kreuze zu stehen, mutig und kraftvoll alles hinzugeben gemäß dem Willen des Vaters.

      Die Gottesliebe macht Maria auch vollkommen eins in der Gesinnung mit dem leidenden Christus, so dass sie seine Opfergesinnung, seinen Opferwillen teilt. Was Christus dem Vater darbringt als Opfergabe, - sich selbst, - das gibt auch Maria freiwillig in die Hände des Vaters zurück: Christus, den Herrn, - ihr Kind. Da ist kein Widerstreit in ihrem Herzen zwischen Mutterliebe und Gottesliebe. In voller Einmütigkeit mag sie mit ihrem Kinde zum Vater rufen: "In deine Hände empfehle ich seinen Geist."

      O Gottesliebe, wie soll ich dich begreifen in deinem Wirken! Alles vermag der Mensch, wenn er nur Gott vollkommen liebt. "Stark wie der Tod ist die Liebe."

      Nun komm, meine Seele und stell dich zu Maria unter das Kreuz. Bewundere ihre Liebe! Bewundern? Nicht nur das: suche ihre Liebe deinen Kräften gemäß nachzuahmen. Für jeden Menschen gilt nämlich das Gebot: "Du sollst Gott den Herrn lieben aus deinem ganzen Herzen..." Das heißt auch für dich, dass du dich bemühen sollst, mit Gott eins zu werden in der Gesinnung bis zur vollkommenen Hingabe deiner selbst an ihn und seinen Willen.

      Durch die Vereinigung mit Gott in der vollkommenen Liebe ist eine wahre göttliche Gesinnung in dir. Diese Gesinnung, diese Liebe drängt dich, alle Vollkommenheiten Gottes in möglichst hohem Maße an dir zu verwirklichen. Weil Gott, mit dem du durch die Liebe vereint bist, heilig ist, willst auch du heilig sein. Darum willst du lieber auf alle Erdendinge verzichten, als durch die Sünde eine Trennung von Gott zu dulden; so stark ist die Liebe.

      Das ist die Liebe, die da geht über alles, von der der Apostel Paulus spricht: "Wenn ich mit Engel- und Menschenzungen redete, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich wie eine klingende Schelle... Und wenn ich allen Glauben hätte, so dass ich Berge versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich nichts."

      Wir beten ein Ave Maria, dass wir wie Maria Gott über alles lieben:
      Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
      der Herr ist mit dir!
      Du bist gebenedeit unter den Frauen
      und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
      Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
      jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

      Gib, o Mutter, Quell der Liebe,
      dass ich mich mit dir betrübe,
      dass ich fühl die Schmerzen dein;
      dass mein Herz von Lieb' entbrenne,
      Nur nach Jesus ich mich sehne,
      dass ich liebe Gott allein.
      (Sequenz zum Fest der sieben Schmerzen Mariens)


      Gebet:
      O Gott der Liebe! Um der Liebe deines Sohnes und seiner heiligsten Mutter willen: verleihe uns die Gnade, dich über alles vollkommen zu lieben. Durch denselben Christus, unsern Herrn. Amen.


      Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 56-59 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)



      Samstag, 17. Mai 2014

      Maiandacht 17. Tag - Maria, die opferstarke Magd des Herrn


      Siehe, dieser ist bestimmt zum Fall 
      und zur Auferstehung vieler in Israel
      und zum Zeichen, dem man widersprechen wird.
      Ein Schwert wird deine eigene Seele durchdringen,
      auf dass die Gedanken vieler offenbar werden. 
      (Luk 2, 34.35)


      Magd sein bedeutet, dass jemand seine Kräfte in den Dienst eines anderen stellt. Magd des Herrn sein will sagen, dass Maria ganz Gott angehören, dass sie all ihre Kräfte und Fähigkeiten in seinen Dienst stellen will. Bei Maria ist das eine völlige Hingabe ihrer selbst an Gott.

      So tritt zu der Unterwerfung im Glauben, zu der Zuversicht auf Gottes Vorsehung die frohe, opferstarke Bereitschaft hinzu, alles zu tun und zu tragen, was der Herr will. Wer dem Herrn dient, muss sich selbst und all seinen Wünschen entsagen können, muss bereit sein, jedes Opfer zu bringen, das von ihm verlangt wird. Das war der Opferwille der Gottesmutter. Ein Doppeltes schließt er in sich: sich selbst hingeben an Gott und hingeben das, was ihr lieber ist als das eigene Leben: ihr göttliches Kind. Sieh, wie dieser starkmütige Opferwille Mariens sich zeigt.

      Den Gesetzen getreu schreitet Maria hinauf zum Tempel. Außer dem greisen Simeon und der Prophetin Anna weiß niemand in Jerusalem um das göttliche Geheimnis, das sie in ihren Armen trägt. In den Augen der Welt ist es ein Tempelgang, den jede Mutter mit ihrem Erstgeborenen Knäblein macht.

      Aber Maria weiß, dass es für sie mehr bedeutet; sie weiß, dass sie mit dem Paar Turteltauben ihr Kind nicht loskaufen kann, um es für sich zu besitzen. Für sie ist die Aufopferung Jesu im Tempel schon der Anfang des Verzichtes. Sie darf nur hüten und pflegen, was Gott ihr in seiner Vatergüte geschenkt hat. Der himmlische Vater wird dieses Kind wieder von ihr zurückfordern: es ist und bleibt sein Kind, sein Eigentum. Von diesem Kinde spricht der greise Simeon: "Dieser ist bestimmt zum Falle und zur Auferstehung vieler in Israel." Diese Hingabe, dieses Zurückgeben an Gott wird von der Mutter viel Kraft verlangen, unter Weh und Leid nur wird sie es vollbringen können.

      "Deine Seele wird ein Schwert durchdringen." So groß wird das Leid sein. Warum so groß? Weil dieses Hingeben Trennung bedeutet und Loslösung. Auf die menschlichen Banden zwischen Mutter und Kind muss Maria immer mehr verzichten. Christus gehört dem Vater. Darum muss Maria iher Kind aufopfern, damit Christus, dem Willen des Vaters gemäß, - sich für uns opfern und uns gehören kann.

      Diese Loslösung wird deutlich zwölf Jahre später, wiederum im Tempel, im Hause des Vaters. Maria möchte noch Mutterrechte geltend machen; die Antwort aber lautete: "Wusstet ihr nicht, dass ich in dem aufgehen muss, was meines Vaters ist?" Immer mehr muss die Person Mariens zurücktreten.

      Auf der Hochzeit zu Kana erkennt sie, dass nicht sie es ist, die die Stunde für des Herrn Wundermacht bestimmt: es ist allein der Vater. Und wiederum, da Maria und die Anverwandten Jesus während seines öffentlichen Wirkens aufsuchen und jemand ihm meldet: "Siehe, deine Mutter und deine Brüder*) sind draußen und wollen dich sprechen", da ruft er aus: "... Wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter!"

      Den Höhepunkt der Loslösung und Entsagung aber erlebt Maria unter dem Kreuze, da sie ihr Kind im Tode hingeben muss und an seiner Stelle uns  als ihre Kinder empfängt. Und starkmütig hat Maria jedes Opfer vollbracht. Sie ist fürwahr die opferstarke Magd des Herrn geworden.

      Siehe, meine Seele, wenn du nur ein wenig der Gottesmutter ähnlich werden willst in ihrem dienenden Magdtum, dann musst auch du entsagen können. Über dir und deinem Willen muss immer Gottes Wille stehen. Du musst auch den irdischen Dingen entsagen können, wenn sie dich von Gott trennen oder dir hinderlich sind im Dienste Gottes. 

      Löse dich los von allem, was du ungeordnet liebst auf Erden, von eitlem Geld und Gut, von Ehre und Ansehen. Besser ist es, von den Menschen verachtet zu werden, dafür aber in Gottes Ehrendienst zu stehen. Maria findest du nicht, wenn der Heiland geehrt wird, aber in Verachtung und Schmach war sie bei ihm. In dem Maße, als du entsagst, wirst du empfänglich für die Gnade Gottes.

      Wir beten ein Ave Maria, um wahre Opferkraft zu erlangen:
      Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
      der Herr ist mit dir!
      Du bist gebenedeit unter den Frauen
      und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
      Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
      jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

      Keiner von euch kann mein Jünger sein, 
      der nicht all seinem Besitztum entsagt. (Luk 14,33)
      Jeder, der Haus, Bruder, Schwester, Vater, Mutter, 
      Kind und Acker um meines Namens willen verlässt,
      wird alles hundertfach wiedererhalten und das ewige Leben erben. (Mt 19,39)


      Gebet:
      Göttlicher Heiland! Deine heiligste Mutter hat uns ein Beispiel gegeben, wie wir allem Irdischen entsagen, uns selbst verleugnen und dir nachfolgen sollen. Siehe, wir haben den guten Willen, in Selbstverleugnung und Abtötung dir nachzufolgen. Aber du kennst unsere Schwachheit. So bitten wir dich denn: Komm du unserer Schwachheit zu Hilfe. Sei du unser Lehrmeister, wir wollen deine Jünger sein. Amen.

      *) "Brüder des Herrn" sind nicht leibliche Brüder, sondern nahe Verwandte, die man früher als Brüder bezeichnete. So werden z. B. zwei Jünger, Jakobus und Joseph, die Söhne des Kleophas, "Brüder des Herrn" genannt. (Anm.: Eine Erklärung dazu siehe auch hier bei Dr. Ludwig Neidhart)


      Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 53-56 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)


      Donnerstag, 8. Mai 2014

      Maiandacht 8. Tag - Seelenadel durch die heiligmachende Gnade

       

      Weiß ist dein Kleid wie Schnee,
      dein Antlitz wie die Sonne.
      Mit des Heils Gewändern hat der Herr mich bekleidet,
      wie eine Braut, geschmückt im Brautgeschmeide.
      (Brevier zu Maria Empfängnis)



      Die Bewahrung vor der Erbsünde und aller Sündenmakel ist ein ganz einzigartiger Vorzug der lieben Gottesmutter. Hoch erhaben steht sie dadurch über uns sündigen Menschen. Doch nicht nur von Sündenlosigkeit erzählt uns das Bild der Unbefleckten Empfängnis, es kündet uns auch von dem Reichtum, dem Adel ihrer Seele.

      Im Paradiese erfreuten sich die Menschen des vertrauten Umgangs und der Freundschaft mit Gott. Das bewirkte in ihnen die heiligmachende Gnade. Die Sünde zerriss diese Freundschaft; sie schuf einen tiefen Abgrund zwischen Gott und der gefallenen Menschheit. Christi Kreuz und Blut sollten diese Kluft überbrücken, diesen Abgrund schließen.

      Für Maria hat diese Kluft nie bstanden. Durch ihre unbefleckte Empfängnis ist sie vom ersten Augenblicke ihres Daseins an im Stande der heiligmachenden Gnade, in der innigsten Liebe und Freundschaft mit Gott verbunden. Sie steht Gott ganz nahe als der ewigen Reinheit geliebteste Braut. Eine Blume ist um so schöner, je mehr Sonnenlicht sie in sich hineintrinken kann. Auch Menschenseelen sind wie Blumen, und Gott ist die Sonne der Seelen. Maria steht dieser Sonne am nächsten.

      Was eine Menschenseele vom Leben und Reichtum Gottes nur zu fassen vermag durch die Gnade, das hat die Seele Mariens in sich aufgenommen. Sie ist voll der Gnade. Weil sie Gott so nahesteht, so innig mit ihm verbunden ist, darum ist sie auch das herrlichste Abbild seiner Vollkommenheit. Deshalb sagt ein heiliger Gottesgelehrter, Gott hätte wohl einen schöneren Himmel und eine bessere Erde schaffen können, nimmer aber seinem Sohne eine herrlichere Mutter als die gnadenvolle Jungfrau Maria.

      Vielleicht ahnen wir jetzt, was die heiligmachende Gnade wert ist. Als Brautschmuck für sein liebstes Geschöpf findet der allmächtige Gott im Himmel und auf Erden nichts Schöneres als die heiligmachende Gnade und die schenkt er Maria in überreichem Maße.

      Am Bild der Unbefleckten Empfängnis sehen wir, wie wahr der Katechismus lehrt: "Die heiligmachende Gnade ist das Kostbarste, was wir auf Erden besitzen können. Daher muss es unsere größte Sorge sein, sie nicht zu verlieren, sie vielmehr ständig zu vermehren und sie möglichst bald wieder zu erlangen, wenn sie verloren gegangen ist."

      In der heiligen Taufe haben wir dieses Gnadengeschenk erhalten. Als das Taufwasser über unsere Stirn floss, da schwand die Kluft zwischen uns und Gott. Er zog uns voll Erbarmen an sich, in seine heilige Nähe. Mehr noch: er nahm uns auf in die innigste Verwandtschaft als seine Kinder, machte uns "teilhaftig seiner göttlichen Natur".

      Durch die heiligmachende Gnade lässt Gott uns teilnehmen an dem Reichtum seines übernatürlichen, göttlichen Lebens. "Seht, welche Liebe uns der Vater erwiesen hat", ruft darum der Liebesjünger Johannes, "dass wir Kinder Gottes heißen und es auch sind."

      Der heilige Petrus schrieb deshalb den Getauften: "Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein zu eigen erworbenes Volk." Durch dieses göttliche Leben, das wir heiligmachende Gnade nennen, ist auch unsere Seele ein herrliches Abbild der ewigen Schönheit Gottes, ja, ein lebendiger Tempel Gottes, in dem der dreifaltige Gott wohnt, heiliger und kostbarer in den Augen Gottes als der wertvollste Tabernakel in den steinernen Gotteshäusern.

      Nun wollen wir, wie es uns am Taufbrunnen gesagt ist, untadelig unsere Taufe hüten. Wir waren einst Finsternis, nun aber sind wir Licht im Herrn und wollen als Kinder des Lichtes wandeln. Im Sonnenlicht der Gottesnähe wird das göttliche Leben in uns wachsen zur vollkommenen Gottähnlichkeit. Durch das Gebet und die heiligen Sakramente, am meisten durch die Gottesnähe Christi im heiligen Messopfer und in der heiligen Kommunion werden wir zunehmen an Gnade und heranreifen zum "Vollalter Christi".

      Wir beten ein Ave Maria, dass Maria uns helfe, die heiligmachende Gnade zu bewahren und ständig in ihr zu wachsen:
      Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
      der Herr ist mit dir!
      Du bist gebenedeit unter den Frauen
      und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
      Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
      jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

      Wisset ihr nicht, dass ihr Tempel Gottes seid?
      Der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr! (1 Kor 3,16.17)
      Wer gerecht ist, übe weiter Gerechtigkeit;
      und wer heilig ist, heilige sich weiter. (Offb 2,11)


      Gebet:
      O Gott, du hast die unvergleichliche Jungfrau Maria mit allem Reichtum deiner Gnade geschmückt, sie zur Zierde der Erde gemacht und über alle Chöre der Engel begnadet. Gib auch uns deine Gnade und lass uns durch die Bitten dieser heiligsten Jungfrau den Reichtum deines göttlichen Lebens erlangen und in Ewigkeit bewahren. Amen
       

      Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 29-31; (s. Quellen)



      Bild: Krönung Mariens; Fra Angelico

      Montag, 5. Mai 2014

      Maiandacht 5. Tag - Des Heiligen Geistes Werk und Werkzeug

       
      In jenen Tagen will ich meinen Geist ausgießen
      über alles Fleisch. (Joel 2,28)
      Geheiligt hat sein Zelt der Allerhöchste,
      Gott hat mich erschaffen in Gerechtigkeit.  
      (Brevier, Fest Mariä Empfängnis)


      Kind des himmlischen Vaters, Mutter und Gehilfin des Sohnes Gottes kann Maria nur werden durch ein einzigartiges Gnadenwirken des Heiligen Geistes. Ihn nennen wir den Heiligmacher, den Gnadenspender. Das Zeichen des Erlöstseins wird, wie der Prophet Joel verkündet, die Geistausgießung sein. Maria, als die erste Erlöste, wird darum die Ausgießung des Heiligen Geistes am meisten erleben. Der heilige Augustinus erklärt die dritte Person in der Gottheit als die persönliche Liebe zwischen Vater und Sohn. Wir dürfen darum mit den Gottesgelehrten sagen: Der Heilige Geist ist die Liebe. Diese Liebe ist ewig und von Ewigkeit her auch tätig und wirksam.

      Wie wird nun dieser Geist als Geist der Liebe sich auswirken wollen in dem erwählten Menschenkind, das Gotteskind und Gottesmutter werden soll? Ein Wunderwerk der Gnade wird er schaffen. Ein vas spirituale, ein geistliches Gefäß der Andacht wird Maria einmal sein. Nicht menschliche, irdische Vorzüge sind da maßgebend, der Gruß des Engels wird einmal lauten: "Du bist voll der Gnade." 

      Wie die Seele im Körper des Menschen wohnt und ihn erfüllt ganz und gar, so wird Maria erfüllt sein von der Gnade; diese Gnade aber ist Geschenk des Heiligen Geistes. Die Kirche lehrt uns beten: Allmächtiger, ewiger Gott, du hast durch die Mitwirkung des Heiligen Geistes den Leib und die Seele der Jungfrau und Mutter Maria vorbereitet, dass sie eine würdige Wohnung deines Sohnes zu werden verdiente... Wenn schon in der Seele eines jeden Gerechten nach den Worten der Schrift der Heilige Geist wohnt, wie viel mehr wird Maria Tempel des Heiligen Geistes sein, ein Tempel, der ganz Werk dieses Geistes ist.

      In seinem Werk will der Heilige Geist weiter wirksam sein. So wird Maria auch zu seinem Werkzeug, ja zu einem wunderbaren Werkzeug für sein Gnadenwirken werden. Den Ursprung des neuen Lebens soll sie in sich aufnehmen, durch die Überschattung des Heiligen Geistes dieses Leben empfangen und es den Menschen vermitteln. Wie im Erdreich die feinen Wasseräderchen in den Brunnen fließen und ihn mit Wasser füllen, dass die Menschen daraus schöpfen und sich erquicken, so gleichsam will der Heilige Geist in Maria die Fülle der Gnaden gießen, dass die Menschen durch sie in ihrem Kinde Gnade und Leben empfangen können.

      So wird der Heilige Geist einmal ein Wunderwerk seiner Liebe und Gnade schaffen in Maria. Er will aber auch in jeder Menschenseele seine Gnade wirken lassen. Auch du, meine Seele, bist auserwählt vom Heiligen Geiste, dass er in dir wohne, und dir, wenn nicht die Fülle, so doch den Reichtum seiner Gnade mitteile. Sein Gnadenwerk bist du, von Ewigkeit her auserkoren. Seine Liebe hat dich zu einem Gefäß der Gnade, zu einem Geistträger bestimmt. Nun sollst du mitwirken, ein Werkzeug des Heiligen Geistes zu werden. Alle Menschen sollen ja Tempel des Heiligen Geistes sein.

      Es ist aber in der Welt noch so viel Hass und Neid, so viel Unglaube und Torheit. Die Menschen sehen nicht die Liebe Gottes. Du, meine Seele, bist berufen, mitzuhelfen, deine Umwelt, deine Freunde, deine Bekannten und wer immer es sein mag, wieder hinzuführen und hinzugeleiten zu der Quelle aller Gnaden.

      Nun beten wir ein Ave Maria, dass Maria uns helfe, stets dem Gnadenwirken des Heiligen Geistes zu folgen:
      Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
      der Herr ist mit dir!
      Du bist gebenedeit unter den Frauen
      und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
      Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
      jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

      Die Liebe Gottes ist in unsere Herzen ausgegossen
      durch den Heiligen Geist. (Röm 5,5)
      Daran erkennen wir, dass wir in Gott bleiben und er in uns,
      dass er uns von seinem Geiste mitgeteilt hat. (1 Joh 4,13)


      Gebet:
      Gott Heiliger Geist! Dein Gnadenwirken hat den Leib und die Seele Mariens gar wunderbar geschmückt und zum Tempel deiner Herrlichkeit gemacht. Gieße deine Gnade aus auch in unsere Herzen und lass uns wie Maria würdig werden, dass du in uns lebst und in uns wirkest, der du mit dem Vater und dem Sohne lebst und herrschest in Ewigkeit. Amen.


      Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 21-23; (s. Quellen)



      Sonntag, 4. Mai 2014

      Maiandacht 4. Tag - Des Gottessohnes Mutter und Magd


      Sei gegrüßt, heil'ge Mutter,
      die du den König geboren,
      der da über Erd' und Himmel herrschet,
      ewig, ewig!
      (Intr. Salva sancta parens)

      Mit wahrer väterlicher Liebe denkt Gott-Vater an Maria und hält seinen Gnadenreichtum für sie bereit, damit er sie, wenn sie zur Welt kommt, Kind und Tochter nennen kann.

      Auch zur zweiten göttlichen Person wird Maria in ein besonders inniges Verhältnis treten. Das ist ja Gottes ewiger Ratschluss, dass der Sohn Gottes Mensch werden soll, um die Menschen von ihren Sünden zu erlösen und ihnen den Himmel zu öffnen. Dieses Erlösungswerk konnte Gott auf vielerlei Weise vollziehen, er wollte es aber durch die Mitwirkung Mariens. Aus ihr soll einmal der Sohn Gottes Fleisch annehmen. "Das Heilige, das aus dir geboren wird, wird der Sohn Gottes genannt werden."

      Nun ist der Sohn Gottes selber allmächtiger Gott und Schöpfer. Er hat die Macht, seine Mutter sich zu erwählen. Unter all den Erdentöchtern, die sein allwissendes Auge in der Ewigkeit schaut, wird nur eine würdig sein: die begnadete, reine Tochter des himmlischen Vaters. Denn er selbst ist der Reinste, und Heiligste. Darum muss alle Sünde ausgeschlossen sein; eine sündhafte Evastochter kann ihm keine heilige Wohnstatt bieten, kann ihm sein reines Erlöserblut nicht mitteilen. So wie in der Natur aus reiner Blüte köstliche Frucht heranreift, so will er aus der reinsten Blüte der Menschheit als köstlichste Frucht seine Menschheit empfangen. 

      Er, der Heiligste, will nur die Reinste Mutter nennen können. - Wie eine Mutter das Leben und Wirken ihres Kindes mit ihrer Arbeit und Sorge begleitet, so soll Maria einmal die starke Frau sein, die in starkmütiger Liebe mit ihm seinen Lebensweg geht. Ja, eine Liebe soll dieses Mutterherz besitzen, die es stark macht, ihm Helferin zu sein in seinem Erlösungswerke. Sie wird ihm einst alles schenken, was nur eine Mutter ihrem Kinde zu geben vermag, darüber hinaus soll sie als die getreue, opferbereite Magd des Herrn mitwirken: in Gehorsam seinen Gehorsam gegen den Willen des Vaters begleiten, seine Hingabe für die Menschen teilen, ja bereit sein, in Liebe ihr Kind hinzugeben, auf dass es verblute am Kreuze zum Heile der Menschen.

      Wenn das nicht die Pläne des unendlichen Gottes wären, dann würden wir Menschen sagen, es sei unmöglich, dass ein Mensch solch eine Aufgabe erfüllen könne. So aber dürfen wir uns herzlich freuen. Denn in dieser Mutter und Helferin des Herrn hat Gott auch für uns das Heil beschlossen. Maria soll uns den schenken, durch den alles Heil geworden ist. 

      Jetzt brauchen wir nicht mehr ängstlich zu fragen: "Kann es Wirklichkeit werden, wozu uns Gott Vater berufen hat?" Wir haben zwar mit Eva das göttliche Leben verloren, konnten nicht mehr Gotteskinder sein - trotz unserer Berufung. Nun aber wird uns Gnade zuteil werden durch die Mutter, die uns Christus geboren hat. Dadurch, dass der Gottessohn Sohn Mariens wurde, ist er unser Bruder geworden in allem uns gleich, mit Ausnahme der Sünde. In Christus können wir in Wahrheit mit Maria Gott unseren Vater nennen.

      Weil der Sohn Gottes uns Bruder und Schwester nennen will, darum wählt er den Weg der Erlösung durch Maria. In der Erwählung Mariens sah er auch uns als Kinder seines Vaters, sah uns und bestimmte uns zu Helfern und zu Helferinnen im Reiche Gottes.


      Wir beten ein Ave Maria, dass Maria uns helfe, stets wahre Brüder und Schwestern Christi zu sein:
      Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
      der Herr ist mit dir!
      Du bist gebenedeit unter den Frauen
      und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
      Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
      jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

      Welcher Mensch kann Gottes Ratschluss wissen?
      Oder wer kann gedenken, was Gott will? (Weish 9,13)
      Gott hat uns vorherbestimmt zur Kindschaft
      durch Jesus Christus. (Eph 1,5)


      Gebet:
      O Sohn Gottes, König der ewigen Herrlichkeit! Von Ewigkeit her hast du gewollt, dass in deinem Erlöserleben und -wirken Maria dir Mutter und Magd sei. Lass uns durch diese Mutter Maria alle Gnaden der Erlösung zuteil werden, damit wir als deine Brüder und Schwestern hienieden mit dir in Liebe verbunden sind und einst zu dir gelangen; der du lebst und herrschest in Ewigkeit. Amen.


      Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 19-21; (s. Quellen)



      Bild: Gnadenbild Unserer Lieben Frau vom guten Rat im Alten Peter in München

      Samstag, 3. Mai 2014

      Maiandacht 3. Tag - Des himmlischen Vaters Kind

       
      Der Geist Gottes hat mich geschaffen
      und der Odem des Allerhöchsten mir das Leben gegeben.  
      (Job 33,4)
      Ich bin der allmächtige Gott, spricht der Herr,
      wandle vor mir und sei vollkommen. (1 Mose 17,1)


      In heiliger Ehrfurcht stehen wir vor dem unendlichen Gott: von Ewigkeit her hat er es gewollt, dass in Maria uns eine neue Eva geschenkt würde, eine Mutter der Lebendigen dem Geiste nach. Wir wissen zwar, wie unergründlich Gottes Weisheit und unerforschlich seine Wege sind. Doch bitten wir: "Lass uns einen Blick hineinwerfen in deine ewige Weisheit, lass uns tiefer eindringen in deine Ratschlüsse: zeige uns das Bild Mariens ein wenig näher."

      So komm denn, gläubige Menschenseele, und schaue, wie der dreifaltige Gott in seiner Weisheit und Liebe Maria einst schmücken will.

      Gott Vater, die erste göttliche Person, will Maria sein Kind, seine Tochter nennen. Darum will er in väterlicher Liebe und Sorge alles tun, um diese Menschenseele auch ganz zu seinem Kinde zu machen. Der Mensch nennt nur den in Wahrheit Vater, von dem er das Leben bekommen hat. Soll Maria ganz die Tochter des himmlischen Vaters sein, dann muss sie sein Leben in sich tragen. Darum wird in Mariens Seele, die einst unmittelbar aus Gottes Hand hervorgehen wird, bei der Vereinigung mit dem menschlichen Leib das göttliche Leben nicht geschwächt; im Gegenteil, das göttliche Leben wird das Joch der Erbsünde abwehren und das natürliche Leben veredeln.

      Maria, aus königlichem Geschlecht geboren, wird ganz adelig werden, wahre Tochter des himmlischen Vaters sein. Und wie der irdische Vater seinem Kinde alles Gute wünscht, Schönheit und Reichtum und alle guten Gaben, so will der himmlische Vater Maria zieren mit Gnade und Himmelsherrlichkleit, dass einmal vor diesem Menschenkind die Engel sich neigen, vor ihr, der Gebenedeiten unter den Frauen. Alle Güte und Liebe, alles Erbarmen des Vaterherzens soll auf Erden widerscheinen in diesem Kinde. Mutter der Barmherzigkeit werden die Menschen diese Tochter des barmherzigen Gottes nennen; Mutter der heiligen Liebe, Mutter der Güte, Weisheit und Gnade.

      O liebe Gottesmutter, wie schön bist du! Wie lieb und gut; des Himmelsvaters geliebtes Kind! Ewig erwählt!

      Nun lenken wir unsere Gedanken auf uns selber. Wir wissen, dass Gott auch an uns gedacht hat in seinem ewigen Weltenplan. Obwohl wir alle unter Evas Schuld leiden, will er uns nicht verwerfen, sondern doch noch seine Kinder nennen. "Gott will", so heißt es in der Heiligen Schrift, "dass alle Menschen selig werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen". Es ist der Wille des himmlischen Vaters, dass alle seine Kinder seien, d. h. nicht nur seine Geschöpfe, die seine Allmacht ins Dasein rief, sondern seine Kinder, denen er in seinem Erbarmen alle Schuld verzeihen und statt der Schuld Gnade, statt des Todes das Leben, ja göttliches Leben geben will.

      Wie ist es möglich, dass wir so wenig an diese Gotteskindschaft gedacht haben in unserem Leben? Gott hat uns berufen, dass wir seine Kinder werden und bleiben sollen. Wir nennen ein Kind undankbar, wenn es seine irdischen Eltern vergisst! Soll der himmlische Vater auch uns undankbar nennen, weil wir so wenig um seine Vatergüte und Vatersorge uns kümmerten?

      Wir wollen Gott um Verzeihung bitten für unsere Undankbarkeit. Wie der heilige Franz von Assisi alles Erdengut von sich wies, um rückhaltlos beten zu können: "Vater unser, der du bist im Himmel", so dürfen auch wir uns nicht von Erdensorgen fesseln lassen. Über allem Irdischen steht die beglückende Wahrheit: Der himmlische Vater ist unser Vater und wir sind seine Kinder!


      Wir beten ein Ave Maria, dass Maria uns helfe, stets Kinder Gottes zu sein:
      Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
      der Herr ist mit dir!
      Du bist gebenedeit unter den Frauen
      und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
      Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
      jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

      Sagt Dank dem Herrn, denn er ist gut,
      denn ewig währet sein Erbarmen! (Psalm 117,1)
      Lasset uns also Gott lieben,
      weil er uns zuvor geliebt hat. (1 Joh 4,19)


      Gebet:
      Gott, himmlischer Vater! Mit Maria hast du uns zu deinen Kindern bestimmt von Ewigkeit her. Wir wollen es nie vergessen, dass du unser Vater bist. Voll Dankbarkeit schauen wir zu dir empor; voll Freude grüßen wir dich und rufen: Vater unser, der du bist im Himmel. Amen.

      Maria, du des himmlischen Vaters vielgeliebtes Kind, bitte für uns! Amen.


      Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 16-19 



      Mittwoch, 30. April 2014

      Katharina von Siena: Lobpreis an Maria

      Gebet der hl. Katharina von Siena

      O Maria, du Tempel der Dreieinigkeit!
      O Maria, du Trägerin des Feuers!
      O Maria, du Überbringerin der Barmherzigkeit!
      O Maria, du Erzeugerin der gebenedeiten Frucht!
      O Maria, du Miterlöserin des Menschengeschlechtes!
      Denn da dein Fleisch im Worte gelitten hat für die Erlösung der Welt, erlöste uns Christus zwar durch sein Leiden, du aber durch das Mitleiden deines Leibes und deiner Seele.
      O Maria, du Meer des Friedens!
      O Maria, du Spenderin des Friedens!
      O Maria, du fruchtbare Erde!
      Du, Maria, bist der neue Stamm, der uns die wohlriechende Blume, das Wort, den eingeborenen Sohn Gottes geschenkt hat. In dich, o fruchtbares Erdreich, wurde dieses Wort gesät. Du bist die Erde, und du bist der Stamm.
      O Maria du Feuerherd!
      Du trugst verborgenes, verhülltes Feuer unter der Asche deiner Menschheit.
      O Maria, du Gefäß der Demut!

      Dich hat der Vater mit ganz besonderer Liebe an sich gefesselt. In dir erglänzte und erstrahlte das Licht wahrer Erkenntnis, das dich über dich hinaus erhoben hat, um dem ewigen Vater zu gefallen. Durch dieses Licht und durch das Feuer deiner Liebe und die Salbung deiner Demut hast du die Gottheit an dich gezogen und sie in dich hinabsteigen lassen, obwohl sie durch das glühende Feuer ihrer unbegreiflichen Liebe schon gedrängt war, zu uns zu kommen.

      Dank diesem Lichte, o Maria, bist du nicht unvorsichtig, sondern klug gewesen. Aus Klugheit wolltest du vom Engel wissen, wie das geschehen kann, was er dir kündete. Wusstest du also nicht, dass beim allmächtigen Gott dies möglich war? Ganz zweifellos. Doch warum sagtest du: "Ich erkenne keinen Mann?" (Lk 1,34). Es fehlt dir zwar nicht an Glauben; doch du in deiner tiefen Demut erkanntest du deine Unwürdigkeit. Du zweifeltest keineswegs, dass dies bei Gott nicht unmöglich war.

      O Maria! Hat dich das Wort des Engels etwa geängstigt und verwirrt? Im Lichte Gottes betrachtet, scheint es nicht, dass du aus Furcht verwirrt wurdest, obgleich deine Haltung Staunen und Bestürzung zeigte. Worüber wundertest du dich also? Über die große Güte Gottes, die du erlebtest. Als du dich selbst betrachtetest und dich so großer Gnade für unwürdig hieltest, wurdest du bestürzt. Der Vergleich zwischen deiner Unwürdigkeit und Schwäche und der unaussprechlichen Gnade Gottes rief dein Erstaunen hervor. In deiner klugen Antwort zeigte sich deine tiefe Demut.

      Du warst also ohne Furcht, aber voll Bewunderung für die unermessliche Güte und Liebe Gottes in anbetracht der begrenzten Niedrigkeit deiner Tugend.

      Du bist, o Maria, ein Buch geworden, in das für uns eine Lebensregel eingeschrieben ist. In dir wurde die Weisheit des ewigen Vaters sichtbar. In dir offenbarte sich die Macht und Freiheit des Menschen. Ich behaupte auch, dass sich in dir die Würde des Menschen zeigte. Denn wenn ich dich betrachte, Maria, erkenne ich, dass der Heilige Geist mit eigener Hand die Dreieinigkeit in dich geschrieben hat, indem er aus dir das Fleisch gewordene Wort, den eingeborenen Sohn Gottes, bildete. Er hat in dich die Weisheit des Vaters niedergelegt, das Wort selbst. Er hat dir die Macht eingeprägt, die allein dieses großes Glaubensgeheimnis verwirklichen konnte.

      Er hat dir endlich auch die Milde seines Heiligen Geistes eingehaucht, da ein solches Geheimnis nur aus Gnade und göttlicher Barmherzigkeit geplant und vollendet werden konnte.



      aus: Katharina von Siena - Gebete; Übertragen und eingeleitet von P. Dr. Joseph Maria Scheller O.P.; Albertus-Magnus Verlag Vechta i.O.; AD 1936, S. 151ff, Von Mariä Verkündigung (s. Quellen)


      Samstag, 29. März 2014

      Und führe uns nicht in Versuchung...

      Oft schon bin ich von Gläubigen gefragt worden, warum uns Jesus Christus im Vaterunser beten heißt: „Und führe uns nicht in Versuchung“. Der himmlische Vater sei doch unendlich gut und liebevoll, und deshalb könne Ihm nichts ferner liegen, als Seine Kinder in Versuchung zu führen. Bedeute also diese Vaterunserbitte nicht eine geradezu beleidigende Unterstellung, ähnlich der Bitte einer Ehefrau an ihren stets treuen Gatten, er möge sie doch nicht betrügen? 

      Die Bibelfesteren können sich hier sogar auf die Schrift berufen: „Keiner, der in Versuchung gerät“, schreibt der heilige Jakobus, „soll sagen: Ich werde von Gott in Versuchung geführt. Denn Gott kann nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun, und Er führt auch selbst niemanden in Versuchung.“ (Jak 1,13) 

      Das freilich ergibt ein völlig anderes Bild als die Befürchtung, die in der Vaterunserbitte zu liegen scheint. Und so könnte man tatsächlich geneigt sein, die Worte „Und führe uns nicht in Versuchung“ durch andere zu ersetzen. 

      Verschiedene Vorschläge dafür liegen denn auch vor. Manche greifen z.B. auf die frühere, immerhin bis in das Jahr 1967 offizielle Fassung des Herrengebetes in französischer Sprache zurück: Ne nous laissez pas succomber à la tentation, das bedeutet: „Lass uns nicht unterliegen in der Versuchung“, oder sie formulieren die Bitte einfach ein wenig um: „Und führe uns in der Versuchung.“ 

      Entspricht diese Wortwahl nicht viel besser dem, was uns der Glaube über den himmlischen Vater sagt? Und lehrt sie uns nicht deutlich, wessen wir in der Versuchung besonders bedürfen: Seiner Führung, die uns ja auch im Gotteswort selbst zugesagt ist: „Mit Seinen Flügeln beschirmt Er dich, unter Seinen Fittichen bist du geborgen; Seine Treue ist dir ein schützender Schild, du musst nicht fürchten das nächtliche Grauen, nicht am Tage den fliegenden Pfeil, nicht die Pest, die umgeht im Dunkel, nicht die Seuche, die hereinbricht am Mittag – und fallen auch tausend an deiner Seite, zu deiner Rechten zehntausend, dich wird es nicht treffen“ (Ps 91,4-7)? 

      Solche und ähnliche Überlegungen zu der problematischen Bitte sind nicht unberechtigt. Und dennoch lehrt uns Jesus nun einmal, mit exakt diesen Worten zu beten: „Und führe uns nicht in Versuchung“ (Mt 6,13). Auch in der Parallele des Lukasevangeliums (11,4) stehen sie nicht anders. Eine Veränderung des Wortlautes ist folglich, mag sie noch so gut gemeint und theologisch richtig sein, eine Deutung des Herrengebetes, aber nicht mehr dieses selbst. 

      Stellt sich die Frage nach der Bedeutung der dunklen Formulierung. Sie zu beantworten, sollten wir uns klarmachen, dass die Ausdrücke „jemanden in Versuchung führen“ und „jemanden versuchen“ in gleichem Sinne verstanden werden können, jedoch nicht müssen. 

      In der oben angeführten Stelle aus dem Jakobusbrief ist mit der Aussage „Ich werde von Gott in Versuchung geführt“ ganz offensichtlich gemeint: „Gott versucht mich.“ Im Vaterunser aber verhält es sich anders. Hier wird unser Blick auf jene allgemeine Führung gerichtet, die unser Herr uns unentwegt angedeihen lässt, und dann auf die Tatsache, dass unser Weg durch das Leben nicht ohne Versuchungen sein kann. Demnach führt uns Gott eben auch dorthin, wo der Teufel umherschleicht und sucht, wen er verschlinge (1 Petr 5,8). Selbst Seinen Sohn hat der himmlische Vater ja vom Heiligen Geist in die Wüste, den Ort der Versuchung, treiben lassen (vgl. Mk 1,12), doch das bedeutet mitnichten, Er selbst habe Jesus versucht! 

      Wenn wir also darum beten, dass Er uns nicht in Versuchung führe, unterstellen wir Gott keineswegs versucherische Absichten. Wir erbitten von Ihm vielmehr eine Führung, die uns, soweit das möglich ist, vor feindlichen Bedrängnissen verschont. Vor allem soll Er solche Versuchungen von uns fernhalten, in denen wir fast zwangsläufig zu Fall kommen würden: die raffinierte Attacke des Satans in einer Lage, in wir ohnehin schon geschwächt sind; den Druck eines gewissenlosen und grausamen Vorgesetzten, der unsere Existenz bedroht, wenn wir ihm nicht in sündhaften Dingen zu Willen sind; eine verkommene und zugleich verlockende menschliche Umgebung, die unseren Widerstand unmerklich bricht und uns immer tiefer herabzieht... 

      Am besten erklärt der heilige Paulus, was mit der Vaterunserbitte gemeint ist. „Wer darum steht, der sehe zu, dass er nicht falle“, mahnt er, fügt dann aber hinzu: „Gott ist treu. Er wird es nicht zulassen, dass ihr über eure Kräfte versucht werdet, sondern wird mit der Versuchung auch einen Ausgang schaffen, der euch das Ertragen ermöglicht.“ (1 Kor 10,12f.) 

      Ja, Er wird unseren Absturz nicht zulassen und uns einen Ausgang schaffen, wenn wir Ihn demütig darum bitten. Genau das aber tun wir mit den Worten: „Und führe uns nicht in Versuchung“!


      P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad



      Hinweise:
      - mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
      - der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)
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