Posts mit dem Label Pascha werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Pascha werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 13. April 2014

Benedictus qui venit in nomine Domini! Hosanna! - Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna!

Um zu verstehen, was am Palmsonntag geschehen ist, und um zu erkennen, was er über jene Stunde hinaus für alle Zeiten bedeutet, erweist sich ein Detail als wichtig, das auch für seine Jünger der Schlüssel zum Verständnis dieses Ereignisses wurde, als sie nach Ostern jene Tage, die von Aufregung gekennzeichnet waren, mit einem neuen Blick noch einmal an sich vorüberziehen ließen. Jesus zieht in die Heilige Stadt ein, auf einem Esel reitend, das heißt auf dem Tier der einfachen, gewöhnlichen Leute vom Land, und noch dazu auf einem Esel, der ihm nicht einmal gehört, sondern den er sich für diese Gelegenheit ausleiht. Er kommt nicht in einer prunkvollen Königskutsche, nicht zu Pferd wie die Großen der Welt, sondern auf einem geliehenen Esel.

Johannes berichtet uns, daß die Jünger das im ersten Augenblick nicht verstanden haben. Erst nach Ostern bemerkten sie, daß Jesus, indem er so handelte, die Ankündigungen der Propheten erfüllte; sie verstanden nun, daß sein Tun sich aus dem Wort Gottes herleitete und daß er es zu seiner Erfüllung brachte. Sie erinnerten sich, sagt Johannes, daß beim Propheten Sacharja zu lesen ist: "Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt; er sitzt auf dem Fohlen einer Eselin" (Joh 12,15; vgl. Sach 9,9). Um die Bedeutung der Prophezeiung und damit des Handelns Jesu zu verstehen, müssen wir den ganzen Text im Buch des Propheten Sacharja hören, der so fortfährt: "Ich vernichte die Streitwagen aus Efraim und die Rosse aus Jerusalem, vernichtet wird der Kriegsbogen. Er verkündet für die Völker den Frieden; seine Herrschaft reicht von Meer zu Meer und vom Eufrat bis an die Enden der Erde" (Sach 9,10). Damit sagt der Prophet drei Dinge über den künftigen König. 

Als erstes sagt er, daß er der König der Armen sein wird, ein Armer unter den Armen und für die Armen. Die Armut wird in diesem Fall im Sinn der anawim Israels verstanden, jener gläubigen und demütigen Seelen, die wir in der Nähe Jesu antreffen – aus der Perspektive der ersten Seligpreisung der Bergpredigt. Man kann zwar in materieller Hinsicht arm sein, aber ein Herz haben, das von dem begehrlichen Verlangen nach materiellem Reichtum erfüllt ist und nach Macht, die auf dem Reichtum beruht. Gerade die Tatsache, daß ein solcher Mensch in Neid und Habgier lebt, zeigt, daß er in seinem Herzen zu den Reichen gehört. Er wünscht sich, die Verteilung der Güter umzustürzen, aber nur um selbst in die Stellung der ehemaligen Reichen zu gelangen.

Die Armut im Sinne Jesu – und im Sinne der Propheten – setzt vor allem die innere Freiheit von der Gier nach Besitz und Macht voraus. Es geht um eine größere Wirklichkeit als bloß um eine Umverteilung der Güter, die doch im materiellen Bereich stehen bliebe, ja, die Herzen noch härter machen würde. Es geht vor allem um die Reinigung des Herzens, dank der man den Besitz als Verantwortung, als Aufgabe gegenüber den anderen anerkennt, indem man sich unter Gottes Blick stellt und sich von Christus führen läßt, der reich war und um unsertwegen arm geworden ist (vgl. 2 Kor 8,9). Die innere Freiheit ist die Voraussetzung für die Überwindung der Korruption und der Habgier, die bereits die Welt verwüsten; eine derartige Freiheit kann nur gefunden werden, wenn Gott unser Reichtum wird; sie kann nur im geduldigen täglichen Verzicht gefunden werden, durch den sie sich als wahre Freiheit entfaltet. Dem König, der uns den Weg zu diesem Ziel weist – Jesus –, jubeln wir am Palmsonntag zu; ihn bitten wir, uns mit auf seinen Weg zu nehmen. 

Als zweites zeigt uns der Prophet, daß dieser König ein König des Friedens sein wird: Er wird die Streitwagen und Schlachtrösser verschwinden lassen, er wird die Bögen zerbrechen und den Frieden verkünden. In der Gestalt Jesu wird das im Zeichen des Kreuzes Wirklichkeit. Das Kreuz ist der zerbrochene Bogen, in gewisser Weise der neue, wahre Regenbogen Gottes, der den Himmel und die Erde miteinander verbindet und eine Brücke über die Abgründe und zwischen den Kontinenten schlägt.

Die neue Waffe, die uns Jesus in die Hände gibt, ist das Kreuz – Zeichen der Versöhnung, der Vergebung, Zeichen der Liebe, die stärker ist als der Tod. Jedesmal, wenn wir uns bekreuzigen, müssen wir uns daran erinnern, der Ungerechtigkeit nicht andere Ungerechtigkeit, der Gewalt nicht andere Gewalt entgegenzusetzen; wir müssen uns daran erinnern, daß wir das Böse nur durch das Gute besiegen können und niemals durch Vergeltung des Bösen mit Bösem. 

Die dritte Aussage des Propheten ist die Ankündigung der Universalität. Sacharja sagt, das Reich des Königs des Friedens "reicht von Meer zu Meer … bis an die Enden der Erde". Die alte, an Abraham und die Väter ergangene Verheißung des Landes wird hier durch eine neue Vision ersetzt: Der Raum des messianischen Königs ist nicht mehr ein bestimmtes Land, das sich notwendigerweise von den anderen trennen und dann unvermeidlich auch gegen andere Länder Stellung beziehen würde. Sein Land ist die Erde, die ganze Welt. Indem er jede Abgrenzung überwindet, schafft er in der Mannigfaltigkeit der Kulturen Einheit.

Wenn wir mit dem Blick die Wolken der Geschichte durchdringen, die den Propheten von Jesus trennten, sehen wir in dieser Prophezeiung wie von ferne das Netz der "eucharistischen Gemeinschaften" auftauchen, das die Erde, die ganze Welt umfängt – ein Netz von Gemeinschaften, die das "Reich des Friedens" Jesu von Meer zu Meer bis an die Enden der Erde bilden. Er kommt überall, in alle Kulturen und in alle Teile der Welt, in die ärmlichen Hütten und notleidenden ländlichen Gebiete ebenso wie in die Pracht der Kathedralen. Überall ist er derselbe, der einzige, und so sind auch alle, die sich in der Gemeinschaft mit ihm zum Gebet versammeln, miteinander in einem einzigen Leib vereint. Christus herrscht, indem er sich selbst zu unserem Brot macht und sich uns schenkt. Auf diese Weise errichtet er sein Reich. 

Dieser Zusammenhang wird in dem anderen alttestamentlichen Wort, das die Liturgie des Palmsonntags und seine besondere Atmosphäre charakterisiert und erklärt, ganz deutlich. Die Menge jubelt Jesus zu: "Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!" (Mk 11,9; Ps 118,26f). Dieses Wort ist Teil des Ritus des Laubhüttenfestes, bei dem sich die Gläubigen mit Palm-, Myrten- und Weidenzweigen in den Händen im Kreis um den Altar herumbewegen.

Jetzt erhebt das Volk, mit Palmzweigen in der Hand, diesen Ruf zu Jesus, in dem es denjenigen sieht, der im Namen des Herrn kommt: Dieser Ausdruck "er, der kommt im Namen des Herrn", war nämlich seit langem zur Bezeichnung des Messias geworden. In Jesus erkennen sie den, der wirklich im Namen des Herrn kommt und die Gegenwart Gottes mitten unter sie bringt. Dieser Hoffnungsruf Israels, diese jubelnde Akklamation Jesu bei seinem Einzug in Jerusalem ist in der Kirche mit gutem Grund zur Akklamation desjenigen geworden, der uns in der Eucharistie auf neue Weise entgegenkommt.

Mit dem Ruf "Hosanna!" grüßen wir den, der in Fleisch und Blut die Herrlichkeit Gottes auf die Erde gebracht hat. Wir grüßen den, der gekommen ist und dennoch immer derjenige bleibt, der kommen soll. Wir grüßen den, der in der Eucharistie immer wieder im Namen des Herrn zu uns kommt und so im Frieden Gottes die Grenzen der Erde verbindet. Diese Erfahrung der Universalität gehört wesentlich zur Eucharistie. Da der Herr kommt, treten wir aus unseren exklusiven Parteilichkeiten heraus und in die große Gemeinschaft all derer ein, die dieses heilige Sakrament feiern. Wir treten in sein Reich des Friedens ein und grüßen in Ihm in gewisser Weise auch alle unsere Brüder und Schwestern, zu denen er kommt, um in dieser zerrissenen Welt wirklich ein Reich des Friedens entstehen zu lassen. 


Papst Benedikt XVI. am 09.04.2006, in seiner Predigt zum Palmsonntag


Montag, 31. März 2014

Dass wir den Übergang bestehn...

...zum Pascha, das kein Ende kennt

Das Wort vom "Übergang" hat Konjunktur. So vieles verändert sich gegenwärtig im gesellschaftlichen Leben, dass der Eindruck von zu Ende gehenden Selbstverständlichkeiten und die Ungewissheit, welche Zukunft wir vor uns haben, Ängste weckt. Dass Besitzstandsdenken nicht weiterführt, wissen wir. Wer aber abgeben und aufgeben soll, fürchtet sich verständlicherweise davor, wo er bleibt und fragt sich, was von ihm bleibt, wenn Übergänge und Umbrüche anstehen. (...)

Auch wer in seiner persönlichen Biografie in Übergangssituationen steht, kennt das Gefühl, hin und her gerissen zu sein.

Übergänge haben etwas Vorläufiges, noch nicht Ausgereiftes an sich. Ihnen lastet oft das Image eines notwendigen, unausweichlichen und damit eher lästigen Zwischenschritts an. Lieber haben wir das Bleibende oder schon das ganz Neue - und nicht etwas dazwischen!

Aber gerade darin besteht das Wesen des Übergangs. Das macht ihn so kostbar: in der Natur, in der Geschichte und auch in unserem persönlichen Leben. So hat es Gott gefügt! Es gibt keinen Tag ohne den Morgen und den Abend. Es gibt keine Entwicklung ohne Aufbruch und Umbruch. In diesen Übergängen von Nacht und Tag setzt Gotttes Wirken an: in seiner Schöpfung, in seiner Kirche, in uns ganz persönlich. (...)

Im Rhytmus Gottes zu leben bedeutet, den Übergängen ihren eigenen Wert beizumessen und in ihnen Gott für uns persönlich am Werk zu wissen. In diesem Sinne ist Flexibilität nicht einfach Beliebigkeit. Sie beinhaltet vielmehr eine innere Sensibilität dafür, dass wir auch in dem, was uns beugt und niederdrückt, zu dem finden, was uns wirklich weiterhilft. Was Gott uns in solchen Übergängen einprägt, sind die nachhaltigsten Fingerabdrücke seines Wirkens an uns und damit der wirkliche Fortschritt unserer Seele.


Franz-Peter Tebartz-van Elst: Glaube braucht Gestalt - Ermutigung zu einer missionarischen Spiritualität; Verlag Butzon & Bercker Kevelaer AD 2006


HYMNUS

Nun ist sie da, die rechte Zeit,
die Gottes Huld uns wieder schenkt,
nun ist er da, der Tag des Heils,
erfüllt von Christi hellem Licht.

Jetzt soll sich unser ganzes Herz
durch Fasten und Gebet erneu'n,
und durch Entsagung werde stark,
was müde ist und schwach und krank.

Laß uns, o Herr, mit Geist und Leib
das Werk der Buße freudig tun,
dass wir den Übergang bestehn
zum Pascha, das kein Ende kennt.

Dir, höchster Gott, Dreifaltigkeit,
lobsinge alles, was da lebt.
Laß uns, durch deine Gnade neu,
dich preisen durch ein neues Lied.


Hymnus der Fastenzeit aus dem Stundenbuch (nach: „Nunc tempus acceptabile“; spätestens 10. Jhdt)

Samstag, 8. März 2014

Die Heilige Messe: Teil der himmlischen Liturgie


In einer ganz bemerkenswerten Ausarbeitung befasst sich Peter Stephan, Professor für Architekturtheorie in Potsdam und Dozent an der Baronius-Akademie Berlin, in der Ausgabe der Una Voce-Korrespondenz /4/2013 mit der Liturgie der katholischen Kirche und speziell mit der Bedeutung des liturgischen Ornats. Bevor er sich den tiefen Gedanken zur symbolträchtigen Bekleidung des Priesters bei der Liturgie widmet, gibt er eine kleine Einführung über das Wesen des heiligen Messopfers und das Missverstehen der Liturgie. Unter anderem schreibt er:

Nach katholischem Verständnis feierte Christus beim sogenannten Letzten Abendmahl nicht nur das jüdische Pascha-Fest, sondern machte auch sich selbst zum Opferlamm. Im Brechen des Brotes und in der Darbringung des Weines nahm Er Seinen Tod vorweg (1). Er setzte Sein Blut, das Er am Holz des Kreuzes vergoss, mit dem Blut gleich, mit dem Mose beim allerersten Pascha-Fest die Türpfosten der Israeliten hatte bestreichen lassen. Damals hatte das Opferblut das Gottesvolk vor der Versklavung durch den Pharao und vor der Rache des Würgeengels bewahrt. Nun sollte es die Welt aus der Knechtschaft der Sünde und aus den Banden des Todes erretten.

Anders als das jüdische Pascha-Fest und die protestantische Abendmahlfeier, die an ein einmaliges, in der Vergangenheit liegendes Ereignis erinnern, hat das katholische Messopfer eine viel weitere Dimension. Es vergegenwärtigt das Kreuzesopfer im Hier und Heute.

Darüber hinaus bestätigt es den Bund, den Gott mit Abraham geschlossen und durch Christus auf ewig erneuert hat. Durch die damit einhergehende Erneuerung der menschlichen Natur und die Versöhnung des Menschen mit Gott wird die Vollendung der Schöpfung am Ende der Zeiten vorweggenommen. Darum versteht sich die Messe auch als einen Teil der himmlischen Liturgie. Sie erfüllt die Menschen mit dem Geist Gottes, erhebt die Herzen in die Höhen des Himmels und macht so die heilige Versammlung zu einem Abbild des Ewigen Jerusalem, in dem die Menschen zusammen mit den  Chören der Engel Gott in seiner Herrlichkeit anbeten.
Der gesamte Artikel ("Ein ästhetisches Manifest - Keine Angst vor der Pracht!") befindet sich in der UVK-Ausgabe 4. Quartal 2013, S. 349-376, sowie z. Teil online auf der Internet-Seite "Summorum pontificum" hier!


Prof. Dr. Peter Stephan ist ebenfalls Referent bei der 16. Kölner Liturgischen Tagung, die vom 02.-05.April 2014 in Herzogenrath stattfindet.


Weiteres zum Thema "Göttliche Liturgie":



Foto: Wieskirche; privat

Samstag, 31. März 2012

Osterfreude statt Passionsfrömmigkeit?

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Kirche sei Gemeinschaft um den auferstandenen Herrn, die in der Eucharistie das „Ostergeheimnis“ (so das letzte Konzil) feiere. Daher müsse christliche Gläubigkeit vor allem von der Freude an der Auferstehung geprägt sein.

Eine Passionsfrömmigkeit, die in gequältem Betrachten des leidenden und sterbenden Heilands bestehe, sei passé. Sie produziere zumeist jämmerliche Karfreitagsgestalten. Demgegenüber sei der echte Christ ein erlöster, aufrechter, eben: ein österlicher Mensch... So der Tenor gewisser theologischer und pastoraler Stellungnahmen unserer Tage.

Wie bei den meisten Schlagworten und Modeansichten ist auch hier Wahres mit Halbwahrheiten und direkt Falschem vermischt. So besteht gewiss kein Zweifel daran, dass die Kirche in Gemeinschaft mit Jesus Christus, dem Auferstandenen, steht, mehr noch: Seinen geheimnisvollen Leib bildet.

Doch bereits die Rede von der Feier des „Ostergeheimnisses“ bedarf zum richtigen Verständnis weiterer Erläuterungen. Denn es ist zumindest fragwürdig, den Ausdruck „mysterium paschale“, den das II. Vaticanum benutzt, in der deutschen Sprache einfach mit „Ostergeheimnis“ wiederzugeben.

Fällt nicht den meisten Gläubigen zu dem Wort „Ostern“ vorwiegend, ja ausschließlich die Auferstehung Jesu ein? Tatsächlich aber versteht die Kirche unter dem „Pascha des Herrn“ nicht nur das Geschehen des Ostermorgens, sondern Seinen ganzen Hinübergang aus dieser Welt zum Vater; jenen Weg „durch Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung“, den uns das Angelusgebet dreimal täglich in Erinnerung ruft.

In der frühen römischen Kirche dachte man bei „Pascha“ sogar in erster Linie an die (ähnlich klingende) „Passio“, weil man in Unkenntnis der hebräischen Sprache beide Worte für gleichbedeutend hielt. „Die Kirche feiert in der Eucharistie das Ostergeheimnis“ heißt demnach nichts anderes als das, was uns die guten alten Katechismen lehren: In der Heiligen Messe wird das Kreuzesopfer Jesu Christi unblutigerweise dargebracht – nur dass unser Blick dabei geweitet und zugleich mit dem „seligen Leiden auch die Auferstehung vom Tode und die glorreiche Himmelfahrt“ (wie der Römische Kanon nach der heiligen Wandlung betet) betrachtet wird.

Folglich ist auch die Behauptung, das christlich-österliche Leben müsse vor allem von der Freude an der Auferstehung geprägt sein, einseitig. Nehmen wir als exemplarisches Leben das des heiligen Paulus, dann stellen wir alsbald fest: So sehr für ihn die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus das Schlüsselerlebnis war und sehnsuchtsvolle Hoffnung auf Vollendung die beherrschende Kraft, so wichtig war es ihm doch auch, nichts anderes zu wissen als Jesus, den Gekreuzigten (1 Kor 2,2), mit dem Paulus sich ans Kreuz geheftet wusste (Gal 2,19) und dessen Leiden er gleichsam ergänzen wollte in dem, was noch aussteht für die Kirche (Kol 1,24).

Gänzlich verfehlt ist schließlich die Meinung, eine intensive Passionsfrömmigkeit drücke den Menschen nieder, anstatt ihn aufzurichten, und bringe daher Jammergestalten hervor. Das Gegenteil ist der Fall. Wer mit lebendigem Glauben, vertrauensvoller Hoffnung und inniger Liebe oft auf den schaut, den wir durchbohrt haben (Joh 19,37), den wird der am Kreuz Erhöhte empor- und an sich ziehen (Joh 12,32).

Welche Kraft gerade von der Betrachtung des Leidens und Sterbens Jesu ausgeht, das erahnen wir angesichts so vieler Heiliger vom Altertum bis in die Gegenwart. Für sie bestand kein Widerspruch zwischen inniger Anteilnahme an der Passion und österlichem Jubel. Vielmehr wussten sie aus eigenem Erleben, dass dieser ohne jene gar nicht zu haben ist.

Daher werden wir uns bewährte Andachten wie den Kreuzweg, den Schmerzhaften Rosenkranz, die Betrachtung der letzten Worte des Herrn und die Verehrung der 5 Wunden nicht im Namen der Österlichkeit ausreden lassen. Dass es auch in der Kirche Gottes „Feinde des Kreuzes“ gibt, hatte schon der heilige Paulus zu beklagen (Phil 3,18). Gemeinsam mit ihm können wir allen Kritikern getrost den gekreuzigten Christus entgegenhalten: Mag er auch vielen Ärgernis und Torheit sein, so ist er uns doch Gottes Kraft und Weisheit (1 Kor 1,23-24)!


 
Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Montag, 25. Juli 2011

II.Vatikanum: EUCHARISTIE - MAHL - PASCHA - OPFER

Hier finden Sie die Ergebnisse zur semantischen Untersuchung der Texte des II.Vatikanums bezüglich der Begriffe Eucharistie, Mahl, Opfer und Pascha.

Alle Textstellen der Konzilsdokumente im Kontext finden Sie hier.

So oft kommen die Begriffe in den gesamten Konzilstexten vor:

Eucharistie bzw. eucharistisch:      73 mal

Mahl:                                                            10 mal

Pascha:                                                         11 mal

Opfer:                                                           52 mal  


                                                                                             

EUCHARISTIE - Ergebnis:

Die Begriffe „EUCHARISTIE“ bzw. „EUCHARISTISCH“ kommen in den gesamten Konzilsdokumenten 73x vor, davon
17x inLG,
13x in SC und
18x in PO
(insgesamt in diesen drei Schreiben 48mal).
Darüber hinaus kommt es in den einzelnen übrigen Dokumenten 7x (UR), 5x (AG), 3x (CD, AA), 2x (OE, OT, PC), 1x (DV) sowie in den übrigen fünf Dokumenten gar nicht vor.

13x bildet der Begriff „EUCHARISTISCHES OPFER“ eine Einheit.



MAHL - Ergebnis:

Der Begriff „MAHL“ kommt in den gesamten Konzilsdokumenten 10x vor, davon in SC, der Liturgiekonstitution, lediglich 4x, je einmal als „HERRENMAHL“, „ABENDMAHL“, „OSTERMAHL“ sowie in der Bezeichnung „ABENDMAHLSMESSE am Gründonnerstag“.

2x kommt der Begriff in „ABENDMAHL“ vor in UR, dem Dekret über den Ökumenismaus, als Begriff der Protestanten für die Gedächtnisfeier an Christi Leiden, Tod und Auferstehung.

In anderen Dokumenten kommt der Begriff 1x (Mysterium des Herrenmahls), 2x (Abendmahl, himmlisches Gastmahl) und 1x (eucharistisches Mahl) vor.

Somit wird klar, dass der Begriff des Mahls im Hinblick auf die Heilige Messe, die Eucharistie, von den Konzilsvätern zwar in keiner Weise abgelehnt wird, jedoch keinesfalls im Mittelpunkt des Verständnisses über das Wesen und Geschehen dieses Mysteriums steht.

Das Wesen der Hl. Messe wird von den Konzilsvätern in den Dokumenten gemäß der katholischen Tradition mit „Messopfer“, „Opfer Christi“ etc., also ganz deutlich als Sühnopfer für unsere Schuld definiert.



PASCHA - Ergebnis:

Der Begriff „PASCHA“ wird in den Konzilsdokumenten 11x verwendet,
davon 9x in SC, der Liturgiekonstitution und lediglich je 1x (Pascha Christi des Herrn, Pascha-Mysterium) in zwei anderen Schreiben.

Von den 9 Verwendungen in SC kommt es 8x in der Verbindung als „PASCHA-MYSTERIUM“ vor, 1x als „PASCHA-FASTEN“ am Karfreitag, also nicht in Bezug auf das Hl. Messopfer.

Wenn vom Pascha-Mysterium gesprochen wird, so wird damit zumeist das Erlösungswerk Christi für die Menschen gemeint, sein Leiden, Tod und Auferstehung. Oft steht es im Textzusammenhang mit dem „Opfer Christi“, „Opfer und Sakrament“, „Eucharistie“.


Daraus geht hervor, dass die Konzilsväter die Hl. Messe auch als Feier des Pascha-Mysteriums zu bezeichnen pflegen. Hier gibt es viele Parallelen zum Begriff der Feier des unblutigen Kreuzesopfers Christi sowie zum Opferlamm, das im Opfermahl verzehrt werden muss.

Es wird darauf hingewiesen, dass der Begriff „OPFER“ (in Bezug auf die Hl. Messe) in dem Dokument SC 12x vorkommt, in LG sogar 17x, der Begriff „PASCHA" dagegen dort überhaupt keine Verwendung findet.



OPFER - Ergebnis:

Der Begriff „OPFER“ in Bezug auf die Hl. Messe kommt in den Konzilsdokumenten 52x vor, davon
17x in LG und
12x in SC.

Mit „Opfer“ bezeichnen die Konzilsväter das, was wir heute meist (nur) als Eucharistie (von griech. ευχαριστία eucharistía „Danksagung“) bezeichnen und drücken damit klar und unmissverständlich das Wesen der Hl. Messe aus: Sie ist zutiefst und zuerst das Opfer Christi, unblutige Erneuerung des Kreuzesopfers, Sühnopfer für die Sünden der Menschheit.

Dass sich dieses Geschehen in Parallele zum Paschafest ereignet, indem das Paschageschehen Vorbild ist für das Opfer Jesu Christi am Kreuz, diese Deutung wird einsichtig dadurch, dass die Konzilsväter in dem Dokument SC 9x vom Pascha-Mysterium Christi in Bezug auf die Hl. Messe sprechen.

Diese beiden Begriffe, „OPFER“ und „PASCHA-MYSTERIUM“ drücken für die Konzilsväter (in Tradition zur Lehre der Kirche) das Wesen und den Charakter der Hl. Messe aus (Christus, das wahre Paschalamm).



Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...