Mittwoch, 29. Februar 2012

Zum Nachdenken - Geduld und Ertragen (1)

Pusey House Chapel; Lawrence OP


Denke oft daran, daß der Heiland uns durch Leiden und Dulden erlöst hat; auch wir können unser Heil nur wirken durch Leiden und Kummer, durch möglichst geduldiges Ertragen der Schwierigkeiten, Widerwärtig-keiten  und Unannehmlichkeiten.


Hl. Franz von Sales
Philothea, 3. Teil, 3. Kap. Vom Ertragen
(s. Philothea, Online-Ausgabe)

Nachfolge...

Im vergangenen Jahr, im April 2011, noch vor meiner Zeit,  haben einige Mitglieder der Blogoezese diesen Kreuzweg verfasst und zusammengetragen. Er sei zur Betrachtung herzlich empfohlen:

Kreuzweg der Blogoezese (bitte HIER klicken!)





Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.



Allen, die an der Erstellung des Kreuzwegs in irgendeiner Weise beteiligt waren, ein herzliches
Vergelt's Gott für Eure Mühe!

It's a Beautyful Morning...



Gib heute, Herr, daß ich den Tag
zu Deiner Ehr' vollbringen mag.
Laß Wort und Werk und Willen mein
nach Deinem Wort gerichtet sein.
Amen.

Dienstag, 28. Februar 2012

Dialog und Wahrheit


Für den Katholiken ist die unentbehrliche Voraussetzung für einen wahren und fruchtbaren Dialog mit der Welt eine absolute Hingabe an Christus und ein unnachgiebiges Festhalten an der göttlichen Wahrheit, die durch Ihn geoffenbart und in den Dogmen der heiligen katholischen Kirche ausgedrückt worden ist.

Denen, die diesen absoluten Glauben nicht haben und diese Hingabe nicht vollziehen, sollte man in aller Entschiedenheit sagen, daß sie weder geeignet noch berufen sind, einen Dialog über die Kirche zu beginnen.


aus: Dietrich von Hildebrand in: "Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes"; 4. Teil: Das Heilige und das Weltliche, S. 271; AD 1969 (s. Quellen)


Foto: Die sieben Gaben des Hl. Geistes: Weisheit,  Verstand, Rat, Stärke, Wissenschaft, Frömmigkeit, Furcht des Herrn; Seitenkapelle der Rosenkranzbasilika in Lourdes; Lawrence OP

Bischof Huonder errichtet Personalpfarreien in Zürich und Oberarth (CH)

H. H. Bischof Vitus Huonder hat am 22. Februar 2012 in seinem Bistum Chur zwei Personalpfarrei für die außerordentliche Form des römischen Ritus errichtet.



Erster Pfarrer der Pfarrei "Maria Immaculata" in Oberarth, Kanton Schwyz, ist der emeritierte Churer Domherr Martin Bürgi.
Als Pfarrer der Pfarrei "Hl. Maximilian Kolbe" in Zürich wurde Pater Martin Ramm FSSP ernannt.


Brief und Einladung von Pater M. Ramm FSSP:

Mit großer Freude und Dankbarkeit geben wir bekannt, dass der H. H. Bischof Vitus Huonder am 22. Februar 2012 in seinem Bistum Chur zwei Personalpfarrei für die außerordentliche Form des römischen Ritus errichtet hat, nämlich in Zürich die Pfarrei "Hl. Maximilian Kolbe" und in Oberarth die Pfarrei "Maria Immaculata".

Für die Pfarrei "Hl. Maximilian Kolbe", die sich auf Gebiet des Kantons Zürich erstreckt und die der Priesterbruderschaft St. Petrus anvertraut wurde, hat mich der Bischof auf Vorschlag meiner Oberen zum Pfarrer ernannt.

So fügt es sich also, dass der schon länger geplante Einkehrtag für Sonntag, 4. März, in Zürich der ersten Einkehrtag unserer jungen Pfarrei sein wird.

Eine besondere Freude ist es mir, dass der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Petrus, der H. H. P. John Berg FSSP, kurzfristig die Zeit gefunden hat, zu diesem nicht alltäglichen freudigen Anlass nach Zürich zu kommen.

Kommen Sie also zahlreich, und freuen Sie sich mit uns!
Sonntag, 4. März 2012, im großen Saal der Pfarrei Herz-Jesu (Schwamendingenstr. 55, 8050 Zürich).

13.30 Uhr Lichtbildvortrag von P. Martin Ramm über den Patron der neuen Pfarrei, den hl. Pater Maximilian Maria Kolbe
anschließend Kaffee und Kuchen

14.45 Uhr Vortrag des H. H. Generaloberen P. John Berg FSSP über das weltweite Apostolat der Priesterbruderschaft St. Petrus

16.00 Uhr Anbetung, Rosenkranz und Beichtgelegenheit

P. Martin Ramm FSSP
17.00 Uhr feierliches levitiertes Hochamt

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.


In Christo,

P. Martin Ramm FSSP
Pfarrer

Dialog ist...

Dialog bedeutet, daß man den andern ernst nimmt und ihm in Ehrfurcht und Liebe naht; aber er schließt nicht im geringsten die Veränderung der göttlichen Offenbarung ein, damit diese zu den Ansichten des Dialogpartners passe und man dadurch leichter zu einer Überseinstimmung komme.

Dialog bedeutet nicht, daß auch nur ein Iota von der wesentlichen Lehre der Kirche geändert oder so interpretiert werden kann, daß ein Glied einer andern Religion oder ein Atheist die Lehre der Kirche "sich einverleiben" kann, ohne seine frühere Stellungnahme aufzugeben. (...)

Wenn wir deshalb einen Dialog führen, dürfen wir uns niemals von den Irrtümern anderer anstecken lassen. Unglücklicherweise erleben wir gerade das bei den progressistischen Katholiken, die die intellektuellen Strömungen unserer Zeit idolisieren. (...)

Viele dieser Katholiken kommen sich demütig vor, wenn sie den Anspruch aufgeben, daß der Kirche allein die Fülle der göttlichen Offenbarung anvertraut worden ist. Aber in Wirklichkeit beweisen sie nur ihren Mangel an Selbstbestätigung und Minderwertigkeitsgefühl - und all das ist sehr weit von Demut entfernt.

Ein Relativist oder Skeptiker zu sein, davor zurückzuscheuen sich uneingeschränkt der Wahrheit hinzugeben, ist sicher ein typischer Auswuchs des Hochmuts. Schon die Annahme einer evidenten natürlichen Wahrheit ist ein Zeichen für eine gewisse Demut - die Hingabe an die absolute göttliche Wahrheit aber ist die Seele wahrer Demut. 


aus: Dietrich von Hildebrand in: Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes; 4. Teil: Das Heilige und das Weltliche, S. 269-271; AD 1969 (s. Quellen)


Weiteres um Thema "Dialog":

Montag, 27. Februar 2012

Hoffnungsvolle Worte aus Augsburg


"Wir haben also Grund und Auftrag, jeder Entwicklung zu wehren, in deren Verlauf das Bewusstsein für die zentrale Bedeutung der sonntäglichen Eucharistiefeier verloren zu gehen droht."

"Auf dem Boden der Lehre der Kirche und mit einer klar vorgegebenen Zielstellung werden wir uns nicht in endlos geführten Grundsatzdebatten verzetteln."



"Es muss wieder bewusst werden, dass die Kirche und jeder einzelne Gläubige aus der Eucharistie lebt. Das ist unsere Quelle, die wir nicht verschütten, verunreinigen oder versiegen lassen dürfen. So müssen wir Priester uns fragen, in welcher Haltung wir uns auf die Liturgie vorbereiten und sie begehen. Lassen wir wirklich Christus darin zum Zug kommen? Die Sehnsucht nach der Eucharistie wird wachsen, wenn wir sie wieder tiefer feiern. Dann richtet sich natürlich die Frage an jeden einzelnen in seinem Gewissen, was er bereit ist einzusetzen, um den Sonntag mit der Feier des größten Geheimnisses unseres Glaubens zu begehen. Wer diesen persönlichen Anruf wirklich vernimmt, wird seine Befindlichkeiten auch mal zurückstellen, etwa wenn das für ihn bedeutet, einen längeren Weg als bisher auf sich zu nehmen."


Kirche ist keine Demokratie. Das ist leider ein Missverständnis. Sondern wir sind ausgerichtet auf Christus. Jeder hat seine Aufgabe, seinen Dienst, und den darf er nicht durchführen aus Selbstherrlichkeit oder Machtbewusstsein, sondern im Dienst an Christus und den Gläubigen.“

Bischof Konrad Zdarsa von Augsburg im Interview mit dem „Donaukurier“ am 26.02.2012 (s. kath.net)

Bischof Zdarsa hatte im neuen Pastoralplan der Diözese Augsburg sog. Wort-Gottes-Feiern  am Samstagabend und am Sonntagvormittag untersagt um die Einmaligkeit und Unersetzlichkeit der Hl. Messe am Sonntag deutlich zu machen. (Augsburger "Weiterentwicklung der pastoralen Raumordnung 2025": bitte klicken!)




Foto: Bischof Zdarsa, 2011; privat ©

O lehr mich Dein Gesetz...




Ich hebe meine Augen auf,
um Deine Wunder zu betrachten, Herr:
O lehr mich Dein Gesetz
und gib mir Einsicht,
damit ich lerne Dein Gebot.

Psalm 118, 18.26 und 73



Offertorium des Messformulars vom Montag nach dem 1. Fastensonntag

Sonntag, 26. Februar 2012

Neues in der Bibliothek...

Folgende Aufsätze und Bücher sind  NEU in der Sidebar-Bibliothek:

Steffen Köhler: Joseph Ratzinger - Papst Benedikt XVI.; Die neue Tradition
Verlag J. H. Röll AD 2006
online-Ausgabe: bitte HIER klicken!

Robert Spaemann: Die Zweideutigkeit des Glücks; Aufsatz
online-Ausgabe: bitte HIER klicken!

Raphael E. Bexten: Anmerkung zum Thema "Hirntod und Organspende"
Leserbrief in der "Tagespost" vom 18.02.2012
online-Ausgabe: bitte HIER klicken!

Raphael E. Bexten: „Hirntod": Lebendiger Körper – tote Person?
online-Ausgabe: bitte HIER klicken! 

Dr. Jürgen Spieß, Historiker und Leiter des Instituts für Glaube und Wissenschaft (www.iguw.de): Der moderne Atheismus und die Antwort des christlichen Glaubens; Aufsatz
online-Ausgabe: bitte HIER klicken!

Dr. Jürgen Spieß, Historiker und Leiter des Instituts für Glaube und Wissenschaft (www.iguw.de): 
Hat die Wissenschaft Gott begraben?
Anmerkungen zu Dawkins Buch "Der Gotteswahn" 
online-Ausgabe: bitte HIER klicken!

Martin Haverkamp: Jugendbildung In katholischen Diözesen Deutschlands; Verlag Books on Demand GmbH, Norderstedt; AD 2010
Nur teilweise online:
online-Ausgabe: bitte HIER klicken!

Ganz Dein, o Herr!



Herr, da bin ich!
Alles für Dich, mein Herr und mein Gott!
Mein Herr, ohne Dich kann ich nichts, mit Dir vermag ich alles!
Herr, lass mich dienen, wie Du gedient,
leiden, wie Du gelitten,
lieben, wie Du geliebt hast.
Herr, lass mich werden, wie Du mich gedacht.
Was willst Du, das ich tue? 
Herr, mache mit mir, was Du willst.


Wer unterm Schutz der Allerhöchsten wohnt...


Wer unterm Schutz des Allerhöchsten wohnt,
der weilet in des Himmelsgottes Schatten.

Er spricht zum Herrn:
"Mein Hort bist Du und meine Burg, mein Gott, dem ich vertraue.
Er ist es, der mich rettet aus des Jägers Schlinge und aus Ungemach."

Er überschattet dich mit seinen Schwingen,
du bist geborgen unter Seinen Flügeln.

Mit einem Schild umgibt dich Seine Treue,
du brauchst nicht fürchten nächtlich Grauen.

Und nicht den Pfeil, der untertags daherschwirrt,
auch nicht das Unheil, das im Finstern schleicht,
und nicht den Überfall durch einen bösen Geist zur Mittagszeit.

Und sinken tausend nieder dir zur Linken,
Zehntausende zu deiner Rechten,
an dich kommt's nicht heran.

Denn Seine Engel hat der Herr zu deinem Schutz befohlen:
sie sollen wachen über dich auf allen deinen Wegen.

Auf ihren Händen sollen sie dich tragen,
daß niemals deinen Fuß an einen Stein du stoßest.

Auf Schlangen und auf Nattern schreitest du,
zertrittst den Löwen und den Drachen.

"Weil er auf Mich vertraut, so rett' Ich ihn;
Ich schütz' ihn, weil er Meinen Namen kennt.
Er ruft Mich an, und Ich erhöre ihn,
in jeder Not bin Ich ihm nah.
Ich rette ihn und bringe ihn zu Ehren.
Ich will ihn sättigen mit langem Leben, und zeige ihm Mein Heil."


Psalm 90,1-7 und 11-16
Tractus aus der Messe des 1. Fastensonntags (Invocabit)


Foto: wikimedia commons

Samstag, 25. Februar 2012

Die wahre Reform: Erneuerung in Jesus Christus

"Das ist die Botschaft dieser vorösterlichen Gnadenzeit: Wir sind gerufen zur Erneuerung in Jesus Christus. In weltlichen Institutionen ist immer wieder von notwendigen Reformen die Rede. Und manche übertragen unreflektiert das Schlagwort vom „Reformstau“ auf die Kirche.

Dabei merken sie nicht, dass sie dadurch den Tempel Gottes entweihen und die Kirche Jesu Christi verweltlichen. Die Kirche aber muss heilig werden, indem nicht die Welt, sondern Gott ihr Maß ist. Mit der Unterwerfung kirchlicher Einrichtungen und Lehren unter den Zeitgeist kann man keine neue Glaubwürdigkeit vor der Welt gewinnen.

Es gibt jedoch Reformbedarf; aber der liegt bei uns. Bauen wir den Reformstau vor der eigenen Haustür ab, indem wir die Gebote Gottes und die Weisungen der Kirche treu und freudig erfüllen. Sie wollen uns nicht ärgern oder gängeln, sondern dienen unserem Heil, auch wenn uns Bequemlichkeit und Unlust manchmal das Gegenteil vorgaukeln.

Neue Glaubenskraft und der Wagemut zur Neuevangelisierung werden wach, wenn wir den persönlichen Reformstau vor der Tür unseres Herzens abbauen, wenn wir Lauheit und Kälte in unserer Gottesliebe überwinden.

Werden wir stark im Glauben und sicherer in der Hoffnung! Übertreffen wir einander in der Liebe zu Gott und zum Nächsten."


aus dem Hirtenbrief zur Fastenzeit 2012 von Bischof Gerhard Ludwig Müller (Bistum Regensburg)






Buchstabe und Geist

Von Pater Bernward Deneke FSSP

Was sich manche Schriftstellen so alles gefallen lassen müssen!

Man sollte einmal eine Geschichte der Abwegigkeiten im Umgang mit dem Pauluswort „Der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig“ (2 Kor 3,6) schreiben. Erstaunliches käme dabei zutage, und das bis in die Gegenwart hinein.

So berufen sich Lehrer, die vor der Rechtschreibkatastrophe der Gegenwart kapituliert haben und daher über die Fehler ihrer Schüler großzügig hinwegsehen, auf Paulus: Es komme doch nicht darauf an, dass ein Kind die Wörter exakt nach dem Duden schreibe; vielmehr müsse der Geist stimmen, und der könne sich auch in einem freieren Umgang mit der Orthographie zeigen.

2 Kor 3,6 muss auch für eine bestimmte Art des Umgangs mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil herhalten. Jene, die sich gegen den Wortlaut der Dokumente auf das „das Konzil“ berufen (ein Verfahren, das nicht zuletzt Papst Benedikt XVI. mit aller Deutlichkeit zurückgewiesen hat), verteidigen sich, wenn man sie auf einschlägige Stellen hinweist, gerne in folgender Manier: „Ja, dem Buchstaben nach magst du wohl recht haben, aber es kommt doch auf den Geist des Konzils an. Der macht lebendig!“ Ob dieser Konzilsgeist der Kirche wirklich eine höhere Vitalität eingehaucht hat, darüber lässt sich trefflich streiten.

Jedenfalls ist das Verhältnis von Buchstabe und Geist genauer zu prüfen. Dabei helfen uns sehr einfache Erfahrungstatsachen, die uns zeigen: Es kommt sehr wohl auf den Buchstaben an, aber für sich allein genommen ist er nutzlos. Denn wie könnte man einen Text lesen, ohne dabei auch die Buchstaben zur Kenntnis zu nehmen? Wer der griechischen oder arabischen Schriftzeichen unkundig ist, der kann das mit ihnen Geschriebene selbstverständlich nicht enträtseln. Und doch bleiben wir eben nicht an den einzelnen Buchstaben hängen, sondern fassen sie als Elemente von Wortgebilden, diese wiederum als Teile jenes Gewebes auf, zu dem sie miteinander verknüpft sind. Dessen Sinn aber erschließt sich uns nur durch den Verstand. So dringt unser Geist von den Buchstaben bis zu jenem Geist vor, der sich in dem Text ausdrückt.

Handelt es sich dabei um besonders tiefsinnige, geheimnisvolle Worte, dann reicht nicht einmal die Kenntnis der Sprache aus. Hier gilt es, der Einsicht gelangen, was sie in Wahrheit sagen wollen. Bekanntlich hat die Sphinx des griechischen Mythos diejenigen, die nur bis zum oberflächlichen Sinn ihrer Orakelsprüche vordrangen und die eigentliche Botschaft nicht erfassten, augenblicklich getötet...

Denken wir uns eine lebensnotwendige Nachricht in ägyptischen Hieroglyphen oder chinesischer Schrift. Solange wir die Zeichen nicht entziffern können, nützt uns das Geschriebene nicht. Mit den Buchstaben allein, ohne ihren Geist sind wir verloren.

Gott ist keine Sphinx und quält uns nicht mit Rätseln. Doch reicht angesichts seiner Offenbarung ein bloß äußerliches Verständnis nicht hin. Denken wir nur daran, wie Jesus Christus die Moral der Pharisäer und Schriftgelehrten geißelte, die sich zwar an den genauen Wortlaut der einzelnen Vorschriften halten wollten, dabei jedoch den Geist des Gesetzes missachteten. So genügt es z.B. nicht, Mord oder Ehebruch zu unterlassen, wenn das Herz dennoch eine Mördergrube oder eine Lasterhöhle ist (vgl. Mt 5,21ff).

Der geistlose Buchstabe ist also zu wenig. Und er ist tödlich für unsere moralische Integrität, tödlich für unser Handeln, tödlich für unser Herz, tödlich sogar für unser ewiges Leben. Daher sagt Jesus, wenn unsere Gerechtigkeit nicht die der Pharisäer und Schriftgelehrten übersteige, könnten wir nicht in das ewige Leben eingehen.

Und dennoch kann man den lebenspendenden Geist nicht vom Buchstaben trennen und gegen ihn ausspielen. An den eben genannten Beispielen wird das klar: Der Geist des Verbotes von Mord besteht ebenso wenig darin, dass die äußere Mordtat nun doch erlaubt sein soll, wie der Geist des Verbotes von Ehebruch das tatsächliche Vergehen gestattet. Im Gegenteil!

So versteht man die Worte Jesu, der betont, er sei nicht gekommen, das Gesetz abzuschaffen, vielmehr es zu erfüllen. Kein Jota und kein Strichlein von der Thora sollten vergehen, bis alles, aber auch wirklich alles erfüllt sei. Ja, diejenigen, die auch nur einen klitzekleinen Teil vom Gesetz wegnehmen, sollten im Himmelreich als die Geringsten gelten (Mt 5,17ff.). Und wo er von der Liebe der Jünger zu ihm, dem Meister, spricht, da sagt er nicht: „Der ist es, der mich liebt, der den Geist meiner Gebote hat“, sondern: „Der ist es, der mich liebt: Wer meine Gebote hält.“ (Joh 14,21)

Denken wir auch an sein Wort von den zwei Söhnen, die von ihrem Vater gebeten wurden, etwas zu tun. Der eine zeigte sich sogleich begeistert, war also von einer Art „Geist des Gehorsams“ gegenüber dem Vater erfüllt, und doch tat er es nicht, während der andere, der sich zunächst alles andere als begeistert zeigte, schließlich dem Willen seines Vaters entsprach. Letzteren rühmt der Herr (Mt 21,28ff.).

Wie bei den Konzilstexten kann man auch bei Gottes Wort nicht gleichsam den Geist von den Buchstaben abziehen. In Wirklichkeit gehören beide zusammen.

Somit gilt: Erst die geisterfüllte Treue zum Buchstaben macht lebendig.

Wie es nicht genügt, Rechtschreibung und Grammatik zu kennen und einzuhalten, um sich der Sprache im Dienst der Wahrheit, des Guten und Schönen zu bedienen, so ist es für ein christliches Leben auch zu wenig, den Wortlaut der Gebote Gottes genau zu beachten. Und wie jemand, der die Sprache liebt, ihre Regeln so verinnerlicht hat, dass er sie ohne viele Überlegungen automatisch anwendet, so befassen sich diejenigen, die ihren Herrn lieben, nicht andauernd mit den Buchstaben eines moralischen Regelwerks, mit seinen Einzelvorschriften und Grenzfällen, sondern erfüllen dies wie selbstverständlich, indem sie den Geist der Gebote, nämlich die Liebe zu Gott und zum Nächsten, suchen. „Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes.“ (Röm 13,10)

Sehr viele Beispiele aus dem Bereich aller Gebote könnte man hier anführen, aber letztlich ist es eine Angelegenheit der ganz persönlichen Gewissenserforschung. Man kann sie vielleicht anhand der Forderung des heiligen Franz von Sales anstellen, der nicht müde wurde zu betonen: „Tut alles aus Liebe, nichts nur aus Pflicht.“ Genauso gut hätte er formulieren können: Tut alles im Geiste, nicht nur dem Buchstaben nach. Zwar ist es besser, wenn wenigstens die Pflicht, wenigstens der Buchstabe vorhanden ist (und manchmal sind wir wohl auch so erschöpft, dass uns kaum etwas anderes übrig bleibt, uns daran festzuhalten); aber letztlich ist der Buchstabe für sich allein genommen eben tödlich. Der Geist ist’s, der lebendig macht, der uns neu gestaltet, uns befreit und mit jener Herrlichkeit umkleidet, die bleiben soll in Ewigkeit.


Hinweise:

- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Freitag, 24. Februar 2012

O glückliche Häresie!

St. Michael; (commons)

Adae peccatum, quod Christi morte deletum est! O felix culpa, quae talem ac tantum meruit habere Redemptorem!

Wahrlich geschehen mußte die Sünde Adams, daß Christi Sterben sie sühne! O glückliche Schuld, gewürdigt eines Erlösers, so hehr und erhaben!


So werden wir in der Osternacht wieder im österlichen Preisgesang, dem "Exsultet", singen...

Ist es nicht ähnlich angebracht, auch die Irrlehre, die Häresie als glücklich und nützlich zu bezeichnen? In der Tat verdanken wir den Irrlehren, dass sich unser Glaube aufgrund der Auseinandersetzung mit ihnen immer weiter entfaltet und immer klarer definiert wird, sodass wir immer tiefer in die Wahrheit eindringen.

Dietrich von Hildebrand erklärt in seinem Werk "Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes", dass - was die göttliche Offenbarung angeht - Fortschritt keineswegs darin besteht, eine bloße "Antithese auf Irrtümer der vorigen Epoche" zu postulieren. (s. S. 42) Vielmehr, so Hildebrand entsteht Fortschritt dadurch, "alles mit dem Geist und der Wahrheit Christi zu konfrontieren - gelegen oder ungelegen - ohne Rücksicht auf den Geist unserer Zeit oder den irgendeiner früheren Epoche". (S. 26)

Hören wir Hildebrand selbst:
"Die Entfaltung der göttlichen Offenbarung durch die Jahrhunderte, in denen wir ihre immer weitere Explizierung erleben, ist gerade das Gegenteil von dem Rhythmus, in dem Thesis und Antithesis einander folgen. Es ist vielmehr ein organisches Wachsen unter der Führung des Hl. Geistes, in dem ein und dieselbe göttliche Offenbarung vor allen Irrtümern und Häresien bewahrt wird und in dem der glorreiche Schatz des katholischen Glaubens immer ausdrücklicher formuliert wird gerade dank der Widerlegung dieser Häresien.

In den Heiligen aller Jahrhunderte ergreift uns dieselbe Qualität der Heiligkeit, dieselbe Umgestaltung in Christus, unbeschadet aller Unterschiede zwischen den individuellen Persönlichkeiten und der verschiedenen Natur der Sendung, die von der historischen Situation gefordert war. (...)

Aber die Kirche hat auch einen natürlichen Aspekt. Insofern sie eine Institution ist, die aus Menschen besteht, ist sie auch dem Einfluß des wechselnden Rhythmus der Geschichte ausgesetzt. Und deshalb hat die Kirche immer und immer wieder die Aufgabe, alle diese Einflüße abzuwehren und der Menschheit aufs neue die ungetrübte Fülle der göttlichen Wahrheit offenbar zu machen, die wahre Botschaft Christi an alle Menschen." (vgl. z.B. "Lumen Gentium" II,9,15; III,27; I,1.)

aus: Dietrich von Hildebrand in: Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes; 1. Teil: Wahre und falsche Erneuerung, S.43; AD 1969 (s. Quellen)

Wird so nicht deutlich, welch wertvolle und großartige Aufgabe Bischöfe und Theologen - als Mitarbeiter der Wahrheit - haben?


(Hervorhebung durch Fettdruck von Administrator)

Maria Hilf


Wunderschön:


Mutter vom guten Rat, vielliebe Fraue,
himmlische Mutter, wenn ich Dich schaue
in Deinem Bilde kronengeschmückt,
bin ich beseligt, bin ich entzückt.
Huldreiche Königin, Schirmherrin mild,
innig verehrt sei Dein liebliches Bild.

Mutter vom guten Rat, Gottes Erbarmen
trägst Du in Christus auf Deinen Armen.
Gnade und Segen, Freude und Ruh
wendest Du uns vom Heiland her zu.
Treueste Gottesmagd, Trösterin mild,
innig verehrt sei Dein liebliches Bild.

Mutter vom guten Rat, was wir Dir danken,
können nicht fassen Menschengedanken.
Wieviel für Gnaden schuldig wir sind,
weiß nur Dein liebes göttliches Kind.
Mächtige Mittlerin, Königin mild,
innig verehrt sei Dein liebliches Bild.


Ebenso wie das oben abgebildete Gnadenbild aus dem Alten Peter in München ist auch das Gnadenbild Unserer Lieben Frau vom guten Rat in der ehemaligen Abteikirche zu Oberhausen-Sterkrade eine Kopie des sog. Passauer Maria Hilf- Bildes von Lucas Cranach d. Ä.

Hier Bilder des Sterkrader Gnadenbildes:









Schwarz-Weiß-Bilder und Text des Gebetes entnommen der Kleinschrift: "Das Gnadenbild der Mutter vom guten Rat in der St. Clemenskirche zu Sterkrade, der ehemaligen Abteikirche der Cisterzienserinnen";Verlag Butzon und Becker GmbH Kevelaer, AD 1938

Die Schrift dokumentiert zahlreiche wunderbare Begebenheiten, unerklärliche Heilungen und auffällige Hilfen aufgrund der Verehrung der Muttergottes und ihres göttlichen Sohnes in diesem Gnadenbild "nach den im Staatsarchiv zu Düsseldorf befindlichen Urkunden" von Dechant Cuvellier.


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Donnerstag, 23. Februar 2012

Kunst und Schönheit

Anlässlich des "Aschermittwochs der Künstler" fand der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner gestern in einer Predigt bemerkenswerte Worte zur Aufgabe der Kunst und der Künstler im Leben der Menschen:

"Der Mensch, besonders der Künstler, kann und soll mit den ihm gegebenen Talenten aus der Tiefe seiner Sinnerfahrung sichtbare, hörbare oder lesbare Wirklichkeiten entstehen lassen. Jeder Mensch ist Künstler, der durch sein Dasein die Welt und die Mitmenschen ein wenig froh und dankbar werden lässt.

Foto: Wieskirche; privat
Aber von den Künstlern im engeren Sinn – wie wir sie hier meinen – erwarten wir in der ihnen gegebenen Weise Zeugnisse, die dem Menschen helfen, seines Lebens froh zu werden und den Sinn seines Daseins zu suchen und zu finden. Ihnen ist es aufgegeben, dem Mitmenschen in der Alltäglichkeit des Lebens seine besondere Berufung als Mensch, d.h. als Abbild Gottes, nicht vergessen zu lassen und sich nicht unter Wert zu verkaufen. (...)

Jeder Mensch ist berufen, Künstler zu sein. Und das bedeutet im Klartext, in der Welt nicht nur die Aspekte der Nützlichkeit, sondern besonders auch der Schönheit zu entdecken und zu gestalten. Gott hat ja die Welt bekanntlich als Kosmos geschaffen. Darum gehört Kosmetik zu einer selbstverständlichen Maxime der Weltgestaltung. Und damit wird die Kunst wahrhaftig, denn dann verliert sie nicht den Bezug zur Weltwirklichkeit und zum Weltenschöpfer. (...)

Der Kunst zu begegnen, verdanken wir einerseits den Künstlerinnen und Künstlern, aber andererseits unserem an Glaube, Hoffnung und Liebe geschulten Aufnahmevermögen. Kunst bedeutet ja nicht das, was gefällt, sondern das, was wahrhaftig ist und was mich zu einer Stellungnahme bewegt."


Bleibt hinzuzufügen, dass es wünschenswert wäre, dass sich weite Teile der Kirche ihrer großen Kunstschätze, insbesondere denen der hl. Liturgie, wieder bewusst werden und den Menschen zugänglich machen um ihm, dem Menschen, die Schönheit und Vollkommenheit des Schöpfers vor Augen zu führen und ihm seine verlorene Krone als Abbild Gottes wiederzugeben...



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Programm (nicht nur) für die Fastenzeit

"Es geht darum, daß wir „mit aufrichtigem Herzen und in voller Gewißheit des Glaubens“ zum Herrn hintreten (Vers 22), daß wir „an dem unwandelbaren Bekenntnis der Hoffnung festhalten“ (Vers 23), in dem ständigen Bemühen, gemeinsam mit unseren Brüdern und Schwestern „die Liebe und gute Taten“ zu wirken (Vers 24). Auch wird darauf hingewiesen, daß es für die Unterstützung dieses Lebens nach dem Evangelium wichtig ist, an den liturgischen Versammlungen und den Gebetstreffen der Gemeinde teilzunehmen, den Blick auf das eschatologische Ziel gerichtet: die volle Gemeinschaft in Gott (Vers 25)."




Hebr 10,21ff

21 Da wir einen Hohenpriester haben, der über das Haus Gottes gestellt ist,
22 lasst uns mit aufrichtigem Herzen und in voller Gewissheit des Glaubens hintreten, das Herz durch Besprengung gereinigt vom schlechten Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser.
23 Lasst uns an dem unwandelbaren Bekenntnis der Hoffnung festhalten, denn er, der die Verheißung gegeben hat, ist treu.
24 Lasst uns aufeinander achten und uns zur Liebe und zu guten Taten anspornen.
25 Lasst uns nicht unseren Zusammenkünften fernbleiben, wie es einigen zur Gewohnheit geworden ist, sondern ermuntert einander, und das umso mehr, als ihr seht, dass der Tag naht. 


Mittwoch, 22. Februar 2012

Die Asche

Am Waldrand steht ein Rittersporn. So eigenwillig gerundet seine dunkelgrünen Blätter. Fein biegsam und fest geformt die schlanken Stengel. Die Blüte wie aus schwerer Seide geschnitten, und eine Bläue hat sie, so edelsteinleuchtend, daß sie die ganze Luft rings umher erfüllt.

Und käme einer und bräche die Blume, und dann würde er ihrer überdrüssig und würfe sie ins Feuer...: wenige Augenblicke, und die ganze leuchtende Pracht wäre ein schmales Streifchen grauer Asche.

Foto: Lawrence OP
Was aber das Feuer hier in kurzen Augenblicken getan, das tut die Zeit immerfort an allem, was lebendig ist: Am zierlichen Farn, an der hohen Königskerze, an der gewaltig stehenden Eiche. Sie tut's am leichten Schmetterling, wie an der raschen Schwalbe. Am kleinflinken Eichkätzchen und am schweren Stier.

Immer ist's das Gleiche, ob es nun rascher geht oder langsamer; mag's eine Wunde sein oder eine Krankheit, Feuer oder Hunger oder was sonst: Einmal wird aus all dem blühenden Leben Asche.

Aus der starken Gestalt ein schütteres Häufchen Staub, das jeder Wind zerweht.
Aus den leuchtenden Farben grauliches Mehl.
Aus dem warm schwellenden, fühlenden Leben kärgliche, tote Erde;
weniger als Erde: Asche!

So geht es auch uns. Wie fröstelt uns, wenn wir in ein geöffnetes Grab schauen und sehen neben einigen Gebeinen eine Handvoll grauer Asche.

"Denke daran, Mensch:
Staub bist du,
Und zu Staub kehrst du zurück!"

Vergänglichkeit, das bedeutet die Asche. Unsere Vergänglichkeit; nicht die der Anderen. Unsere; meine! Mein Vergehen spricht sie mir, wenn der Priester am Beginn der Fastenzeit mit der Asche der einst frisch grünenden Zweige vom vergangenen Palmsonntag mir das Kreuz auf die Stirne schreibt:

"Memento homo
Quia pulvis es
Et in pulverum reverteris!"

Alles wird Asche. Mein Haus, mein Gewand, und Gerät und Geld; Acker, Wiese, und Wald. Der Hund, der mich begleitet, und das Tier im Stall. Die Hand, mit der ich schreibe, und das lesende Auge und mein ganzer Leib.

Die Menschen, die ich gehaßt; und die Menschen, die ich gefürchtet habe. Was mir auf Erden groß erschienen, und was klein, und was verächtlich, alles Asche, alles...


Romano Guardini: Von heiligen Zeichen; AD 1927  (s. Quellen)

Gedenke, o Mensch, dass Du Staub bist...


Memento homo, quia pulvis es,
et in pulverem reverteris.

Gedenke, o Mensch, dass Du Staub bist
und zu Staub zurückkehrst.

1 Mos 3,19


O Gott, Du willst nicht den Tod des Sünders, sondern seine Buße; sieh in Gnaden herab auf die Gebrechlichkeit der menschlichen Natur, und in Deiner Güte segne huldvoll die Asche, die wir zum Zeichen unserer Armseligkeit und, um uns Verzeihung zu erwirken, auf unsre Häupter streuen lassen; nun, da wir erkennen, daß wir Staub sind und zur Strafe für unsre Bosheit zum Staub zurückkehren werden, laß uns durch Dein Erbarmen Nachlaß aller Sünden erlangen und den Lohn, der den Büßenden verheißen ist. Durch Christus, unsern Herrn. Amen.

Gebet bei der Aschenweihe zu Aschermittwoch, Schott-Messbuch

Dienstag, 21. Februar 2012

Was ist erstrangig?

Foto: Maria Vesperbild
Erstrangig ist Jesus Christus in seiner wirklichen Gegenwart im Tabernakel unserer Kirchen. Gott wohnt unter uns und er lädt uns ein und wir sollten ihn besuchen.

Volksfrömmigkeit betont die sinnlich erfahrbare Seite des Glaubensvollzugs besonders stark und ist deswegen auch kulturstiftend und kulturerhaltend. Volksfrömmigkeit ist sakrale Kultur.

Das Jahr des Glaubens wird sicher ein Erfolg, wenn wir die Anzahl der Sitzungen halbieren und die Anbetungsstunden vor dem Tabernakel verdoppeln. Beten statt sitzen, knien statt Memoranden (unter-)schreiben, das wäre ein Schritt nach vorne.

Das Zweite Vaticanum begann an einem 11. Oktober, dem Fest der Mutterschaft Mariens, das sich jetzt auch wieder im Messbuch findet. Ohne die Mutter Kirche und ohne die „Mutter der Kirche“ werden wir das Erbe des II. Vatikanums in der Beliebigkeit von Dialogprozessen verspielen.

Es wäre vielleicht günstiger, die finanziellen Mittel, die in den Dialogprozess gesteckt werden, in die Verbreitung des Katechismus oder in Youcat-Projekte zu stecken.


Prälat Wilhelm Imkamp, Wallfahrtsdirektor Maria Vesperbild, in der "Tagespost", Nr. 19, 14.02.2012

Montag, 20. Februar 2012

Wie Maria bei der Verkündigung dem Ruf Gottes antworten

Predigt von S.Ex. Juan Ignacio Arrieta, Sekretär des Päpstlichen Rates für die Interpretation von Gesetzestexten, anlässlich der Spendung der Subdiakonats- und Niederen Weihen für die Petrusbruderschaft (FSSP) in Wigratzbad am Samstag, den 11. Februar 2012

Hochwürdiger Pater Regens, liebe Weihekandidaten, liebe Gläubige,

mit wahrer Freude habe ich die Einladung angenommen, heute hier bei Ihnen zu sein, um einer beträchtlichen Anzahl von Seminaristen die Niederen Weihen und den Subdiakonat zu spenden. Die Tatsache, mich selber etwas mit der außerordentlichen Form vertraut gemacht zu haben, war auch mir persönlich als Priester von Nutzen. An erster Stelle möchte ich all denen meine Glückwünsche aussprechen, die in Kürze die verschiedenen Weihestufen empfangen werden; ich grüße auch herzlich alle Eure hier anwesenden Familien und Freunde.

 Das Fest Unserer Lieben Frau von Lourdes, das wir an dem Tag der ersten Erscheinung in der Grotte von Massabielle im Jahr 1858 begehen, gibt uns Gelegenheit, die Perikope aus dem Evangelium nach Lukas zu hören, die über die von der Menschheit ersehnte Botschaft des Engels Gabriel berichtet.
„Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt Galiläas namens Nazareth zu einer Jungfrau gesandt. Sie war verlobt mit einem Manne namens Joseph aus dem Hause David; und der Name der Jungfrau war Maria.“ (Lk 1,26-27)

Diese Begebenheit erfüllt uns mit Freude und sie ist uns wohlvertraut, da doch die Christen im Gebet des Engel des Herrn täglich dessen gedenken. Es ist der Moment des Eindringens Gottes in die Geschichte durch die Großherzigkeit einer Frau, die der Allmächtige sich auserwählt hatte, indem er sie von der Erbschuld bewahrte. Sie war voll der Gnade und blieb doch ganz frei, Gottes Willen anzunehmen. Von ihrer Freiheit hing der gesamte Heilsplan der göttlichen Liebe ab: die Menschwerdung des Wortes und dessen Tod am Kreuz setzten den freien Willen eines ganz einzigartigen Geschöpfs voraus.

Jedes Wort des Dialogs zwischen der Mutter Gottes und dem Erzengel ist von tiefer Bedeutung und jedem von uns ist es aufgetragen, diese in unserem persönlichen Gebetsleben zu durchdringen. Die vom Erzengel gewählte Ausdrucksweise bei der Übermittlung der Botschaft lassen die Kraft und die souveräne Macht dessen durchscheinen, der alles geschaffen hat und fähig ist, alles neu zu schaffen: Er greift in den Lauf der Geschichte ein, indem er sich eines passenden Werkzeugs bedient, das von einer Demut erfüllt ist, die der göttlichen Gnade zu wirken erlaubt.

Seitens der Jungfrau Maria finden wir in ihrem Fiat viele Aspekte, die wir bewundern und als Beispiel nehmen können. Ihre Worte offenbaren eine für ihr Alter untypische Reife; die heitere und abgeklärte Vertrautheit mit der geistlichen Welt können nur durch beharrliches Gebet und tiefem Umgang mit Gott erklärt werden. Auf diesem Hintergrund wird klar, wie Maria mit sofortiger Bereitschaft und Gefügigkeit antworten konnte, aber auch die Fähigkeit, das Herz der Botschaft zu erfassen, so dass sie sich bei ihrer Antwort deren großen und schmerzhaften Folgen bewusst war.
Für die Menschen war Maria nur die Verlobte von Joseph; aber für Gott war Maria voll der Gnade, wie der Erzengel Gabriel sie selber grüßte.

Liebe Weihekandidaten, die ihr in wenigen Augenblicken die verschiedenen Stufen der Niederen Weihen (und des Subdiakonats) empfangen werdet: diese Begebenheit aus dem Evangelium, die ihr nachher hören werdet, ist ein strahlendes Vorbild, dem wir unser Leben beständig gleichgestalten sollen. Besonders für euch ist in diesem Augenblick die Gelegenheit gekommen, Gott für all das zu danken, was er in euch gewirkt hat, seit ihr begonnen habt, seiner Stimme zu folgen, und auch um Eure Antwort in diesem einzigartigen Spiel Gottes mit dem Geschöpf zu erneuern, das der Ruf ist, ihm zu dienen, um zu Werkzeugen seiner göttlichen Gnade zu werden. Dies ist das letzte Ziel eurer Anwesenheit in diesem Seminar, dies ist der Grund, weshalb ich euch heute die verschiedenen Weihestufen erteile.

Es handelt sich hierbei noch nicht um das Weihesakrament. Die Stufen, die ihr heute empfangt, beruhen auf dem allgemeinen Priestertum, das ihr vor Jahren in der Taufe empfangen habt.  Dieses und das Weihepriestertum haben denselben Ursprung in der Anteilnahme am Priestertum Christi, wenn sie auch wesentlich voneinander verschieden sind. Die niederen Weihestufen übertragen Aufgaben, die auf die Ausübung des Weihesakramentes im Dienst des Wortes und in endgültiger Weise im eucharistischen Opfer ausgerichtet sind. Sie sind sozusagen Zwischenziele, durch die die Kirche euch Teilaspekte des Priestertums anvertraut, damit ihr mit diesen Aufgaben vertraut werdet und dann noch fruchtbringender die Befugnisse ausführt, die dem Weihesakrament im Eigentlichen zukommen. 

Die Stufe des Ostiariers vertraut euch die Aufgabe an, die heiligen Orte zu schützen, an denen der eucharistische Herr gegenwärtig ist, indem ihr von all denen, die eine Kirche betreten, ehrfürchtiges Benehmen fordert. Durch das Lektorat werdet ihr öffentlich im Namen der Kirche die Lobgesänge der himmlischen Liturgie verkünden; den Exorzisten wird die Vollmacht übergeben, die Katechumenen von den Fesseln des Bösen zu befreien; die Akolythen haben den Auftrag, das vorzubereiten, was nötig ist, um das Opfer des Altares zu vollbringen. Denen unter euch, die das Subdiakonat empfangen, wird die Aufgabe übertragen, am Altar zu dienen, indem ihr unmittelbar die Materie des eucharistischen Opfers bereitet und mit Vollmacht die heiligen Lesungen der Messe verkündet.
All diese Befugnisse, die ich euch jetzt anvertraue, hat die Kirche seit Jahrhunderten bestimmten Auserwählten verliehen und hat hierfür klare Voraussetzungen formuliert. Im Anschluss an die Lehre des Katechismus der katholischen Kirche möchte ich für die Stufen, die ich euch heute spende, vier Voraussetzungen in Erinnerung rufen (KKK 874-879)

Die erste Voraussetzung besteht im Bewusstsein, dass diese Weihestufen euch durch die Autorität der Kirche übergeben werden, nicht aufgrund eigener Verdienste oder Wünsche, sondern kraft einer Wahl, die von einem anderen getroffen wurde, der selbstverständlich auf euren freien Willen zählt. Ihr übernehmt demzufolge die Ämter dieser Weihestufen in offizieller und öffentlicher Form.

Die zweite Eigenschaft, von der der Katechismus spricht, ist die Kollegialität. Dieser Aspekt ist wesentlicher Teil des Begriffs Ordo, er bezeichnet eine Körperschaft von Regierenden, der man eingegliedert wird. Die Kollegialität, die Tatsache der Zugehörigkeit zu einem Ordo bringt auch die Pflicht zum Gehorsam gegenüber dem Haupt mit sich und auch das Bewusstsein der Notwendigkeit einer harmonischen Ausübung der verschiedenen zugewiesenen Aufgaben: gemeint sind hier freilich jene, die dem Ordo entsprechen und nicht etwa andere.

An dritter Stelle finden wir den Aspekt des Dienstes, der für jedes Amt in der Kirche, das mit Autorität ausstattet, charakteristisch ist. Hierauf kommt Papst Benedikt XVI. oft zurück. Vor fünfzehn Tagen sagte der Papst beim Angelus-Gebet, dass für den Menschen Autorität oft Macht, Herrschaft, Erfolg bedeute. Für Gott hingegen, so fuhr der Papst fort, bedeute Autorität Dienen, Demut, Liebe; es bedeute, in die Logik Jesu einzutreten, der sich niederbeugt, um die Füße der Jünger zu waschen. Dies ist die Logik, in die sich das Denken der Muttergottes und ihre Antwort an den Engel einfügen.

Als letzte und vierte Voraussetzung spricht der Katechismus von dem persönlichen Aspekt. Die Aufgaben werden als  persönliche empfangen. Sie werden aufgrund einer persönlich eingegangenen Verpflichtung verwirklicht und beziehen somit die eigene Verantwortung und Großherzigkeit eines jeden von uns ein. Unsere Person wird dadurch zum Werkzeug; wir werden auch mit unserer Person zum Werkzeug, mit unserer Initiative, unserer Freundlichkeit, unserem Verstand… Deshalb ist es unverzichtbar, dass einerseits jeder den Seeleneifer in der  persönlichen Begegnung mit Christus innerlich zu vermehren sucht, und andererseits ist es notwendig, dass jeder daran arbeitet, seine menschlichen Tugenden zu verbessern, die uns helfen, Jesus den anderen zu bringen.

Im Gespräch zwischen Maria und dem Erzengel Gabriel können wir die wesentlichen Züge dieser Merkmale erkennen. Die Reaktion Mariens ist das Vorbild, nach dem wir unsere Antwort an Gott ausrichten sollen. Sie wird für uns jetzt und immerdar die mütterliche Hilfe sein, die es uns erleichtern wird, unsere Schwierigkeiten aufgrund unserer Veranlagung oder unserer Umgebung zu überwinden.
In der heutigen Lesung aus der Apokalypse werden wir jene Verheißung hören, die für alle einen großen Trost darstellt:
„Ein großes Zeichen erschien am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, den Mond unter den Füßen, und auf dem Haupt einen Kranz von zwölf Sternen.“

Wie im Leben der Kirche, so leuchtet auch im Leben eines jeden einzelnen von uns inmitten der Feststellung unserer eigenen Unfähigkeit und Begrenztheit das große Zeichen Mariens auf. Ihrem Schutz wurden wir von Christus in seiner feierlichen Todesstunde anvertraut. Sie wird über unsere Zukunft wachen und wird unseren Dienst für ihren göttlichen Sohn froher und fruchtbarer machen. 


Fotos von den Weihen am 11.02.2012 in Wigratzbad:  bitte HIER klicken!

In englischer Sprache:
Bericht von Fr Simon Henry vom Blog "Offerimus Tibi Domine" (bitte HIER klicken)


Foto: Bischof Arrieta, Rom; © FSSP

Bekenntnis













Ich liebe das Lebendige,
Die Wärme und das Licht,
Das Frohe und das Wendige,
Das Tote lieb ich nicht! -

Drum lieb ich auch den lieben Gott,
Der ewig liebt und flammt! - 
Ich hasse allen trägen Trott,
Der nur vom Teufel stammt! - 

Ich glaube, daß die Todesnot
Nicht endet unsre Frist;
Denn Leben ist des Herrn Gebot,
der selbst das Leben ist!


Harry (Henriette) Weiß von Trostprugg (1896-1979)


Foto: Araber; Tambako the Jaguar

Es ist Karneval...

Foto:  Anita Martinz



Deswegen einige kritische Anmerkungen zum karnevalistischen Liedgut von Josef Bordat:

Karneval,
geschlechtergerechter
 

Sonntag, 19. Februar 2012

Priesternetzwerk: Aufruf zum Gehorsam gegenüber dem Lehramt der Kirche

"Wir fordern von den Bischöfen ein entschiedenes Einschreiten gegen die zweifelhaften "Reformbemühungen" der "Pfarrer-Initiative" und erwarten ein klares Bekenntnis zum Stellvertreter Christi auf Erden. Wer sich weiterhin aufs Zuschauen verlegt, versündigt sich an der Einheit der Kirche. Die Zeit drängt."

Mit diesem Notruf geben die Priester des "Priesternetzwerks" ihrer Sorge Ausdruck, dass der authentische katholische Glaube von den zuständigen Bischöfen zu wenig oder nicht mehr vertreten und geschützt wird. Sie stellen fest, dass sich inzwischen unter den Augen der Bischöfe ein faktisches Schisma im deutschsprachigen Raum ausgebildet habe. Die "Pfarrer-Initiative" sei ein weiteres trauriges Symptom dieses faktischen Schismas.

Weiter heißt es:
"Wir sind befremdet über die Reaktionen jener Bischöfe, in deren Bistümern sich Pfarrer dieser Initiative angeschlossen haben. Bisher hat kein einziger Bischof die Mitglieder der "Pfarrer-Initiative" zum Widerruf aufgefordert. Im Gegenteil wird allerorten beteuert, es werde selbstverständlich keine Sanktionen geben: Man signalisiert „Verständnis“ für die „Sorgen“ der Initiatoren und lädt zu „Dialogen“ ein. Bei diesen fragwürdigen Veranstaltungen stellt man angeblich fest, dass Differenzen nicht in der Analyse der Krise, sondern in den verschiedenen Wegen bestehen, wie man die Krise überwinden wolle. Dabei seien einzelne Formulierungen möglicherweise „unglücklich gewählt.“ Insgesamt entsteht der Eindruck, dass sich die Bischöfe scheuen, ein klares Wort zu sprechen und lieber zusehen, wie der Papst als Hirte der Gesamtkirche in seiner Autorität untergraben wird."

Die ganze Erklärung des Netzwerks katholischer Priester zur sogenannten „Pfarrer-Initiative“

Glaube, Hoffnung und Liebe; doch am größten unter ihnen ist die Liebe...


Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.

Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts.

Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts.

Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig.
Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht,
sie bläht sich nicht auf.
Sie handelt nicht ungehörig,
sucht nicht ihren Vorteil,
lässt sich nicht zum Zorn reizen,
trägt das Böse nicht nach.
Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.
Die Liebe hört niemals auf.
Prophetisches Reden hat ein Ende, Zungenrede verstummt,
Erkenntnis vergeht.

Denn Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser prophetisches Reden;
wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk.

Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war. Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht.

Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.

Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei;
doch am größten unter ihnen ist die Liebe.  
 
1 Korinther 13, 1-13

Lesung des Sonntags "Quinquagesima", Schott-Messbuch

Foto: Mosaik in der Grenadier Guards chapel in London; Lawrence OP

Samstag, 18. Februar 2012

Du bist Petrus...

Tu es Petrus,
et super hanc petram aedificabo Ecclesiam meam.
(Du bist Petrus, und auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen).




 
"Auf dem Ring, den ich euch gleich übergeben werde, sind die heiligen Petrus und Paulus dargestellt, mit einem Stern in der Mitte, der an die Muttergottes erinnert. Wenn ihr diesen Ring tragt, seid ihr täglich dazu ermahnt, euch das Zeugnis ins Gedächtnis zu rufen, das die beiden Apostel für Christus bis hin zum Martertod hier in Rom gegeben haben, die so die Kirche mit ihrem Blut fruchtbar gemacht haben. Der Hinweis auf die Jungfrau Maria sei hingegen stets eine Einladung an euch, derjenigen zu folgen, die fest im Glauben stand und eine demütige Magd es Herrn war." (aus o.g. Ansprache)



Der Hl. Vater schließt mit der Bitte an alle Anwesenden:

"Und betet auch für mich, daß ich dem Volk Gottes immer das Zeugnis der sicheren Lehre geben und mit milder Festigkeit das Steuer der heiligen Kirche führen kann."

22 neue Kardinäle ernannt

Um kurz vor halb zwölf heute Mittag war es soweit:

Rainer Maria Woelki (55), Erzbischof von Berlin, und wenige Minuten später der Kölner Jesuit Karl Josef Becker (83) werden von Papst Benedikt XVI. zu Kardinälen ernannt.

Kardinal Woelki ist mit 55 Jahren der Jüngste im Kardinals-Kollegium.

Damit hat die römisch-katholische Kirche nun 213 Kardinäle, von denen 125 berechtigt sind, an einer Papstwahl teilzunehmen. Die übrigen 88 Kardinäle haben bereits das 80. Lebensjahr vollendet und sind deshalb nicht mehr wahlberechtigt.

dom radio: Ein "Spiegelbild der Weltkirche"(bitte HIER klicken!)

dom radio: "Rom feiert seine neuen Kardinäle" (bitte HIER klicken!)










Herzliche Glück- und Segenswünsche
für Kardinal Woelki und Kardinal Becker!

Unsere milde Bußpraxis...

P. Bernward Deneke FSSP

Wissen wir es überhaupt noch zu schätzen, wie leicht es uns mit der Sündenvergebung gemacht wird, und das selbst bei Sünden, die nach dem Wort des heiligen Apostels Johannes „zum Tode“ sind (1 Joh 5,16)? Wer sich mit der Bußdisziplin der frühen Kirche befasst und ihr dann vergleichend die aktuelle Praxis gegenüberstellt, der kann nur sanft lächeln, wenn jetzt wieder über den „Beichtzwang“ geklagt wird. Nein, mehr kann uns die Kirche wohl kaum entgegenkommen: Gewissenserforschung, Reue, aufrichtiges Bekenntnis – und schon wird uns die Lossprechung gewährt, verbunden mit einem „Bußwerk“, das diesen Namen zumeist kaum verdient.

Die Geschichte der kirchlichen Bußpraxis zeigt uns von Anfang an, wie ernst man es mit der Sünde nahm. Kaum zu fassen, dass ein Getaufter, ein Wiedergeborener aus dem Wasser und dem Heiligen Geist, der die Freiheit eines Gotteskindes erlangt hatte, sich jemals wieder unter das Joch der alten Sklaverei beugen könnte!

Aber die Christen hatten sich dieser traurigen Realität zu stellen. Pflegte man bei Verfehlungen, die „nicht zum Tode“ sind, das Bittgebet für den Sünder (1 Joh 5,16), so wurde bei schlimmeren Vergehen schwereres Geschütz aufgefahren. Bis hin zum Ausschluss aus der Gemeinde, den z.B. Paulus in einem Fall von Blutschande zu Korinth verlangt: Der Mann sei „dem Satan zu übergeben zum Verderben des Fleisches, damit sein Geist gerettet werde“, lautet die Forderung des Völkerapostels (1 Kor 5,4f.).

Auch in der Angelegenheit des Hymenäus und Alexander, „die im Glauben Schiffbruch erlitten“, spricht Paulus davon, sie „dem Satan zu überantworten, damit sie gezüchtigt werden, nicht mehr zu lästern“ (1 Tim 1,20). Man mag eine derart strenge Vorgehensweise als unbarmherzig empfinden, und doch ist sie ganz vom Gedanken an das Heil des Sünders geleitet.

Aus der Wurzel apostolischer Praxis bildete sich in den ersten Jahrhunderten eine Disziplin heraus, die von schweren Sündern (vor allem im Bereich der drei „Kapitalsünden“: Glaubensabfall, Unzucht und Mord) eine öffentliche Buße verlangte. Diese bestand in Fasten, Gebet, Almosengeben, Verzicht auf die eheliche Gemeinschaft und Ausschluss vom eucharistischen Gottesdienst; sie dauerte so lange, bis der Bischof die Vergebung und Wiederaufnahme schenkte. Und – was uns vielleicht am schwersten zu schaffen macht – sie wurde nur ein einziges Mal gewährt!

Die frühen Christen, häufig selbst aus dem Heidentum bekehrte Menschen, dachten derart groß von der Gnade der Taufe, dass ihnen deren Verlust als Ungeheuerlichkeit erschien. Undenkbar, dass jemand, der von Christus aus der Seenot der Sünde gerettet und auf dem Schiff der Kirche geborgen worden war, dann nochmals über die Reling in die Fluten springen würde! Eigentlich sollte es für ihn keine Rückkehrmöglichkeit mehr geben, so dachten besonders strenge Kreise, die um den Anspruch und die Verbindlichkeit des Glaubens bangten. Die Kirche aber entschied sich, dem, der über Bord gegangen war, noch einmal, ein einziges Mal die Rettungsplanke der Buße hinzuhalten.

Doch das Klima sollte für die Sünder noch milder werden. Als nämlich im 4. Jahrhundert das Christentum anerkannt und zur römischen Staatsreligion wurde und nun die Menschenmassen in die Kirche strömten, unter ihnen auch solche, die keine tiefgreifende Bekehrung erlebt hatten, sondern sich aus recht durchwachsenen Motiven taufen ließen, da wurde die bisherige Disziplin nach und nach unhaltbar. Häufig kam es z.B. vor, dass Menschen selbst vom Range des Kaisers Konstantin mit der Taufe zögerten und lieber im Stand eines Katechumenen, eines Taufbewerbers, verblieben, um nicht nach empfangener Wiedergeburt alsbald in den Stand der öffentlichen Büßer eintreten zu müssen.

Daher zeigte die kirchliche Autorität Entgegenkommen, indem sie z.B. die zuvor oft sehr lange Buße auf die Zeit von Aschermittwoch bis Gründonnerstag verkürzte und bestimmten Personenkreisen (Jugendlichen, Eheleuten) einen Aufschub gewährte. Die öffentliche Buße, zunehmend auf besonders eklatante Vergehen beschränkt, trat langsam, aber sicher von der Bildfläche, während das persönliche Bekenntnis beim Priester mit persönlicher Wiedergutmachung sich durchzusetzen begann, vor allem gefördert durch die missionierenden iro-schottischen Mönche, welche diese gelungene Verbindung von Sündenvergebung und Seelenleitung in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts auf dem Festland einpflanzten. Von dort war es nicht mehr allzu weit zur heutigen Praxis.

Kein anderes Sakrament hat in der Geschichte einen derartigen Wandel erlebt wie das der Buße. In den Veränderungen aber ist doch die tiefe Kontinuität zu erkennen, die sich im Ernst gegenüber der Sünde, in der richterlichen Vollmacht der Kirche, in der Festlegung der erforderlichen Wiedergutmachung und in der Kraft der Vergebung zeigt: „Wem ihr die Sünden nachlasst, denen sind sie nachgelassen, wem ihr sie behaltet, dem sind sie behalten“ (Joh 20,23). Wir haben Grund, für die Entwicklung hin zur heutigen Form der Beichte dankbar zu sein und „in Freuden zu schöpfen aus den Quellen des Erlösers“ (Jes 12,3). 


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)
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