Posts mit dem Label Priestertum werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Priestertum werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 28. Mai 2022

Augsburger Bischof weiht Diakone in der überlieferten Form der hl. Messe

Am heutigenen Samstag weiht Bischof Bertram Meier zehn junge Männer der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) zu Diakonen. Dr. Bertram Meier ist der erste Diözesanbischof aus Deutschland, der eine Diakonenweihe im alten Ritus, also in der vor der Liturgiereform von 1969 üblichen Form, vornimmt. Die Weihe findet im "Allgäuer Dom", der Kirche St. Peter und Paul zu Lindenberg im Allgäu, statt.

Es ist dem Bischof hoch anzurechnen, dass er - trotz aller Unkenrufe - an die Grenzen seines Bistums geht und die Gemeinschaft derjenigen sucht, die den von vielen so ungeliebten - ja offenbar verhassten - überlieferten Messritus feiern und in diesem auch einen Weg aus der derzeitigen Glaubens- und Kirchenkrise sehen. Der Zustrom von Gläubigen, aus deren Reihen auch zahlreiche geistliche Berufungen erwachsen, gibt ihnen recht.

Bischof Bertram wird sich also aus erster Hand ein Bild machen können, von denen, die von anderen dafür gescholten werden, die Lehre der Kirche auch weiterhin unverkürzt und mutig zu verkündigen und zu leben. Diese Priester, Seminariaten, Familien, Männer, Frauen und Jugendlichen wollen die Kirche nicht ändern wie so viele andere, die - z.B. gerade auf dem "Synodalen Weg" oder auf dem Katholikentag in Stuttgart - ihre ganz eigene Agenda durchzusetzen versuchen.

Die Priesterbruderschaft St. Petrus und die sich ihr anschließenden Gläubigen stehen zur Kirche, von der sie wissen, dass es nicht "ihre" Kirche ist, keine Kirche, die sie je nach Zeitgeist und gerade sich darstellender "Lebenswirklichkeit" der Menschen adaptieren können, sondern dass es die Kirche Jesu Christi ist, von ihm gegründet und vom hl. Geist belebt und geheiligt. ER ist der Herr. Die Kirche der mystische Leib Christi, in der er selbst weiterlebt. Heiligkeit und Heiligung durch die geoffenbarten Gebote Gottes und durch das sakramentale Leben sind Ziel und Zweck der Kirche. Nicht (Ab-)Segnung von "Lebenswirklichkeiten", die neuerdings von manchen als neue Offenbarungsquellen behauptet werden.

Sie stehen zur hierarchischen Verfasstheit der Kirche (vgl Vat.II, LG 3), zu einem Weihepriestertum, das Priesteramt, Lehramt und das Leitungsamt in sich vereint, sie stehen zum Zölibat, der für die Welt ein Skandal, ein unverständliches und unnötiges Opfer darstellt, den Gottgeweihten aber in die Lebensform seines Herrn Jesus Christus hineinnimmt und ihn so noch mehr in seine Nachfolge treten lässt (vgl. Vat. II, Presbyterorum ordinis, III) .

Bischof Bertram ist herzlich willkommen - und es ist ihm zu danken, dass er sich dieser (in vieler Hinsicht bestehenden) Herausforderung stellt. Mögen die über achtzig Priesteramtskandidaten des internationalen Priesterseminars St. Petrus in Wigratzbad, die anwesenden Priester und die zahlreichen zur Diakonenweihe erschienenen Gläubigen den Bischof und das ganze Bistum in ihre Gebete einschließen.


Fotos von der Diakonatsweihe durch Bischof Bertram Meier am 28.05.2022

CNA-Meldung: Bischof Meier weiht zehn Kandidaten der Petrusbruderschaft zu Diakonen

"Priester der Bruderschaft leisten einen wertvollen Beitrag für die Glaubensweitergabe" (CNA vom 04.05.2022)

 

 

O. A. M. D. G.

 

Foto: Fassade der Pfarrkirche St. Peter und Paul, Lindenberg im Allgäu; © FW

Dienstag, 28. Mai 2019

Katholische Frauen wollen und brauchen keine Priesterinnen

Wir Frauen in der katholischen Kirche wollen keine "Priesterinnen"!

Denn die Befürworterinnen von "Priesterinnen" wollen teilhaben an der "Macht", die angeblich den Männern in der Kirche vorbehalten und deshalb der Zugang zur Macht in der Kirche den Frauen verwehrt sei. Wir wollen keine Macht, wir wollen dienen.

Wir brauchen keine Recht- und Machthaberinnen, die die Kirche beherrschen bzw. befrauschen.

Männer und Frauen sind gleichwertig. Aber sie haben voneinander verschiedene Aufgaben. Das sakramentale Amtspriestertum ist seit der Einsetzung durch Jesus Christus und seit Apostelzeiten den Männern vorbehalten. Und das ist auch gut so. Und außerdem, wie Johannes Paul II. 1994 unter Berufung auf die gesamte Tradition der Kirche definitiv feststellte: die Kirche hat "keinerlei Vollmacht (...), Frauen die Priesterweihe zu spenden".

Wir sollten uns also wieder den wirklich wichtigen Dingen zuwenden: dass nämlich die Kirche uns - Männer wie Frauen - rettet. Nicht wir retten die Kirche - sondern die Kirche rettet uns!

Sie rettet uns durch die Sakramente, indem sie uns das göttliche Leben einhaucht und uns so am Reich Gottes teilhaben lässt (vgl. z. B. II. Vat., Lumen gentium). Soweit haben wir Teil am Reich Gottes, als wir heilig sind. Diese (Voll-)Macht, nämlich Kinder Gottes zu werden, ist allen - Männern und Frauen - gegeben; allen, die an Seinen Namen (Jesus Christus) glauben und aus Gott geboren sind (vgl. Joh 1,12ff).

Allein darauf kommt es an: Heilige zu werden durch die Einswerdung mit dem göttlichen Willen, der sich auch in der Lehre der Kirche widerspiegelt (vgl. 1.Thess.4,3; Vat. II, Lumen gentium): Sie, unsere heilige Mutter, die Kirche, ist für immer als "Säule und Feste der Wahrheit" errichtet. Darauf können wir uns verlassen und darauf können wir unser christliches Leben gründen und bauen.

Oder wie Prof. Dr. Manfred Hauke in der Diskussion um weibliche Diakone sagte: "Nicht die Amtsträger sind die großen Gestalten der Kirche, sondern die Heiligen."

 
Weiterführende Links zum Thema "Frauen in der Kirche an die Macht":

 Foto: © Frischer Wind

Donnerstag, 14. Juli 2016

Predigt zum 25jährigen Weihejubiläum von P. Hans-Achim Räder am 12. Juni 2016

von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad


„Ist das Leben nicht schön?“ Das ist der deutsche Titel eines amerikanischen Films aus dem Jahr 1946, dessen Originaltitel lautet It’s a Wonderful Life.

Der Inhalt des Streifens: Ein Mann und Familienvater namens George hat sein Leben völlig dem selbstlosen und oft kämpferischen Einsatz für andere gewidmet. Aufgrund eines Vorfalles gerät er ausgerechnet am Heiligabend in eine tiefe Krise und verzweifelt am Sinn seines Daseins. Die Lage treibt ihn bis zum Selbstmord. 

Bevor er sich aber tatsächlich von der Brücke in den eisigen Fluss stürzt, sieht er einen anderen Mann, der gerade von irgendwoher in das Wasser gefallen ist und um Hilfe schreit. George, der Freund und Helfer aller Notleidenden, vergisst seinen eigenen, finsteren Vorsatz. Er springt dem Mann nach und rettet ihn. 

Nachher erfährt er von dem Fremden, dieser sei sein Schutzengel. Eine scheinbar absurde Aussage, die George verständlicherweise nicht glauben kann und will. Bis der Fremde dann mit ihm eine merkwürdig-irreale und doch ganz realistische Tour unternimmt: Er führt George durch seine Stadt und zeigt ihm, wie es um sie und die für ihn wichtigen Menschen – seine Ehefrau eingeschlossen – jetzt bestellt wäre, hätte er dort nie gelebt und gewirkt.

Ich erspare mir Einzelheiten und sage nur so viel: Was George da schaut, erschüttert und entsetzt ihn. Und es schenkt ihm neue Einsicht in den Sinn seines Lebens, seines Kämpfens. Dieser fremde Mann, der so plötzlich verschwindet, wie er gekommen war, ist tatsächlich sein Schutzengel! Alles ändert sich nun zum Guten, und es kommt zum unvermeidlichen Happy End. Man feiert glücklich Weihnachten, glücklicher denn je. It’s a wonderful life!

*

„Ist das Leben nicht schön?“ Heute, anläßlich eines 25. Weihejubiläums, können wir auch fragen: „Ist das Priesterleben nicht schön?“ Obwohl unser lieber und hochverehrter Pater Hans-Achim Räder sich offensichtlich nicht in einer ähnlichen Krise wie jener George befindet und keine Neigung verspüren dürfte, seinem menschlichen und priesterlichen Leben ein abruptes Ende zu setzen: Der Gedanke daran, wie es hier ohne das vierteljahrhundertlange Wirken eines treuen Priesters aussehen würde, ist durchaus lohnend.

Unser Blick mag die mehr quantitative Seite überschauen: Die Zahl der Heiligen Messen liegt bei täglicher Zelebration nach 25 Jahren weit über 9000. Was das Bußsakrament betrifft, so ist die Summe gar nicht zu ermitteln. Unser Jubilar verbringt wöchentlich viele, viele Stunden im Beichtstuhl und kommt dadurch auf eine kaum noch zu schätzende Anzahl.

Wir könnten auch versuchen, die Menge anderer priesterlicher Tätigkeiten zu erfassen: Taufen, Eheschließungen, Krankenkommunionen und Versehgänge, Personen- und Sachsegnungen, nicht zu vergessen die Predigten und die seelsorglichen Gespräche, zudem die Unterrichtsstunden für unsere Seminaristen. Wir sehen jedenfalls, was allein in quantitativer Hinsicht fehlen würde, wäre P. Räder nicht seit 25 Jahren als Priester tätig.

Und in qualitativer Hinsicht? Hier müssten wir wirklich begreifen können, was es denn bedeutet, mehr als neuntausendmal die Konsekrationsworte gesprochen und die „reine, heilige, makellose Opfergabe“ dargebracht zu haben „zum Lob und Ruhme des Namens Gottes, zum Segen für uns und die ganze Heilige Kirche“.

Wir müssten wahrhaft verstehen, was es heißt, abertausendemale jenes „Et ego te absolvo“ gesprochen zu haben, das die versklavende Macht der Sünde bricht und dem Menschen die Würde und Freiheit eines Gotteskindes zurückschenkt. Wir müssten es erfassen können – und können es doch nicht ganz.

Eine gewisse Vorstellung von der Höhe, der Tiefe und der Weite eines solchen Wirkens aber haben wir bereits. Ja: „Ist das Priesterleben nicht schön?“

*

Ausgerechnet zum heutigen Festtag schenkt uns die kirchliche Liturgie das Evangelium vom wunderbaren Fischfang. Die Verbindung selbst zum Beispiel aus dem amerikanischen Film ist unschwer zu erkennen. Auch Petrus und die anderen Apostel dürfen erfahren, dass kein Grund zur Verzweiflung besteht. Der Herr greift da, wo sich die Vergeblichkeit menschlichen Sich-Abmühens zeigt, mit Phantasie, ja mit göttlichem Humor ein. Dass jetzt plötzlich ein großer Fischfang bevorstehen soll, scheint ebenso unglaubwürdig zu sein wie die Behauptung eines beinahe ertrunkenen Mannes, er sei mein Schutzengel!

Aber in anderer Hinsicht passt das Evangelium gleichfalls zu den vorausgegangenen Gedanken. Ein Priester hat es nun einmal nicht nur mit Fischen, er hat es auch mit Netzen zu tun. Sein Wirken knüpft vielfältige Netze, in denen Menschen miteinander verbunden werden. Der Radius reicht dabei weiter, als wir es uns zunächst denken mögen. 

Da nimmt beispielsweise jemand die Gelegenheit des Bußsakramentes wahr. Der Priester kann ihm in persona Christi die Lossprechung spenden. Darüber hinaus lässt der Heilige Geist ihn Worte sprechen, die gute Aufnahme im Herzen des Beichtenden finden und sein Leben tiefgehend verändern. 

Dieser wird nun für seine Umgebung zum Segen und trägt – ob er es weiß oder nicht – dazu bei, dass sich auch andere Gott neu zuwenden. Und sie stecken vielleicht wiederum andere an, und so ziehen sich die Fäden vom Beichtstuhl bis in Fernen, die wir nur erahnen, nicht kennen können. 

Könnte der Schutzengel eines treuen Priesters, der in schwerer Lage an seinem Beruf zweifelt, ihm nicht genau diese Zusammenhänge zeigen, um ihn wieder mit Freude erkennen zu lassen, wofür er da ist? Die Außenstehenden sehen das manchmal deutlicher als der Priester selbst.

*

Ja, was würde Wigratzbad und uns doch fehlen, wenn hier nicht allmorgendlich um 5.40 Uhr die früheste Messe durch Pater Räder zelebriert würde? Wenn das Licht an seinem Beichtstuhl nicht leuchten und uns die wartende Liebe des himmlischen Vaters zeigen würde? Wenn der Jubilar nicht mit Rat und Tat so vielen, die hierher kommen, beistehen und sie mit dem berühmten Satz verabschieden würde: „Ich gebe Ihnen noch den Segen“? 

Und wie groß wäre der Verlust für die Stätte der Gottesmutter, wäre nicht dieser Priester unter uns, der keine Gelegenheit umgeht, die Heilige Messe zu Ehren Mariens zu zelebrieren, ihr zum Lob Lieder anstimmen zu lassen und die Gläubigen anzueifern, sie anzurufen!

Das sind nur einige wenige Hinweise. Sie mögen uns mit Dankbarkeit erfüllen. Mit Dankbarkeit gegenüber Gott, der seinen Priester berufen, geweiht, mit reichen Gaben und mit Eifer ausgestattet hat. Und auch mit Dankbarkeit gegenüber dem Diener selbst, der sich zur Verfügung gestellt und der Gnade seiner Weihe, seiner Sendung treu geblieben ist. Gott vergelte es und segne Deinen weiteren Weg überreich, lieber hochwürdiger Jubilar!

Jetzt aber geht das Wirken weiter. Gleich wird wieder durch die heiligsten Worte der Gottmensch selbst unter uns gegenwärtig sein und sich durch die Hände des Priesters dem himmlischen Vater darbringen. Und dann warten auch heute Menschen auf die befreienden, lebenspendenden Worte: Ego te absolvo. P. Räder wird die Netze wieder auswerfen. So soll es lange noch weitergehen bis zum verdienten himmlischen Ruhestand.

Ist das Priesterleben nicht schön? Ja, it’s a wonderful life!

Sonntag, 10. Juli 2016

Priesterbäume

(Eine Primizpredigt von P. Bernward Deneke FSSP)

Große Gnadentage für die kleine Gemeinde Opfenbach im bayrischen West-Allgäu - und die meisten ihrer Einwohner werden es vielleicht nicht einmal bemerkt haben: denn im Ortsteil Wigratzbad feierte man im Priesterseminar der Priesterbruderschaft St. Petrus die Priesterweihe von fünf jungen Männern (vier weitere in Wigratzbad ausgebildete Diakone französischer Herkunft wurden bereits zwei Wochen zuvor im französischen Auxerre zu Priestern geweiht - siehe hier).

Die Weihe selbst fand am Samstag, den 02. Juli 2016 in der Kirche St. Margareta im Nachbarort Heimenkirch statt. Weihespender war Erzbischof und Sekretär der Kommission "Ecclesia Dei" Guido Pozzo aus Rom (Bilder der Weihe auf dem französischsprachigen Blog des Seminars).

Am darauffolgenden Sonntag fanden in und um den Gnadenort Wigratzbad die Primizen, die ersten Heiligen Messen der Neupriester statt. So auch in der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt zu Maria Thann die Primiz des Neupriesters Gregor Pal, dessen Primizpredigt Pater Bernward Deneke hielt. Diese Predigt sei hier mit freundlicher Genehmigung des Verfassers im Wortlaut wiedergegeben:



Predigt zur Primiz von P. Gregor M. Pal FSSP am 3. Juli 2016 in Maria Thann 

Herzlich lade ich Euch und Sie alle zu einem kleinen Ausflug ein! Sein Ziel ist ein Arboretum, also eine Anpflanzung verschiedenartiger Bäume. 

Aber keine Sorge: Wenn wir dorthin gehen, verfehlen wir keineswegs den großen Anlass, der uns jetzt versammelt, nämlich die erste Heilige Messe unseres Neupriesters Gregor Maximilian Pal. 

Das Ausflugsziel ist nicht mutwillig gewählt. Vielmehr leitet uns Jesus Christus selbst im Evangelium dazu an, die Bäume anzuschauen. Er spricht davon, dass man die guten und die schlechten an ihren Früchten erkennen kann. Also wollen wir seinem Hinweis folgen und uns mit diesen Gewächsen beschäftigen. 

Der Grundgedanke unserer Betrachtung ist dabei sehr einfach: Auch das Priestertum ist eine Pflanzung, und der einzelne Priester gleicht einem Baum. 

Wenn wir nun jenen Garten betreten, erblicken wir eine stattliche Anzahl von Bäumen. Sie stimmen miteinander im Wesentlichen überein: Wurzel, Stamm, Geäst. Schließlich handelt es sich ja um das eine und einzige Priestertum Jesu Christi, das er selbst, der ewige Hohepriester, beim Letzten Abendmahl eingesetzt hat und das er durch den Bischof im heiligen Sakrament der Weihe verleiht. 

Aber doch: Wie unterschiedlich sind diese Bäume! Da gibt es alte und sehr junge (wie unseren Gregor). Hohe stehen neben niedrigen, gewaltige neben zarten. Manche rufen im Betrachter ehrfürchtige Bewunderung hervor, andere Mitleid, vielleicht sogar – Gott bewahre uns davor! – Verachtung. 

Wir sehen Bäume, die in Saft und Kraft stehen, deren Wurzeln tief in eine nährstoffreiche Erde ausgeschlagen sind, während sich die Krone majestätisch dem Himmel entgegenreckt und die Zweige sich ausladend in die Weite spannen. Aber auch solche Bäume zeigen sich uns, die mickrig sind und verkümmert wegen des kargen Bodens, gekrümmt von den Winden. Wegen grassierender Krankheiten sind manche von ihnen sterbenskrank und vielleicht schon ganz abgestorben.

Kennzeichnend sind vor allem die Früchte. Von manchen dieser Priesterbäume gilt, was Du, lieber Gregor, heute in der Matutin mit den Worten des ersten Psalms gebetet hast: Selig der Mann, der seine Freude am Gesetz des Herrn hat, denn „er wird sein wie der Baum, der gepflanzt ist an Wasserbächen und seine Frucht gibt zu seiner Zeit und dessen Laub nicht abfällt.“ Andere dieser Pflanzungen des Herrn hingegen scheinen wenige oder gar keine Frucht zu tragen. 

Und dann gibt es leider noch solche Bäume, die zwar Früchte bringen, oft sogar viele Früchte bringen. Aber was für Früchte sind das? Im günstigeren Fall sind sie geschmacklos, ungenießbar, ohne Nährwert, im schlimmeren Fall sogar giftig. 

Ach, liebe Gläubige, welcher Schaden ist nicht durch diese Bäume entstanden. Omne malum a clero, lautet ein altes Sprichwort. Man kann es auf zweierlei Weise übersetzen, denn malum bedeutet sowohl „Apfel“ als auch „Übel“. Leider ist hier nicht vom Klerus als einem Apfelbaum die Rede („Jeder Apfel stammt vom Klerus“), sondern der Sinn lautet: „Alles Übel stammt vom Klerus“. 

Ja, jene geweihten Diener des Heiligtums, die den Glauben entstellen, die Gnadenquellen verstopfen, den Gottesdienst verschandeln, die Menschen durch ihr schlechtes Beispiel und durch falsche Weisung in die Irre führen – sie sind Bäume mit giftigen Früchten. Unzählige Menschen, ganze Generationen können durch sie geschädigt werden. Die Geschichte zeigt es uns leider nur allzu oft.


Lieber Gregor, gestern bist Du als Priesterbaum in den Garten des Herrn gepflanzt worden. Oder, anders gesagt: Als Geschöpf Gottes, der Spross der gesegneten und glaubensfrohen Familie Pal, wurdest Du schon im Jahr 1989 – und zwar hier in Wigratzbad durch den unvergessenen und unvergesslichen Prof. Leopold Nestmann – in den Boden der Kirche eingepflanzt, gestern aber hast Du die höchste Veredelung durch das Weihesakrament empfangen. Jetzt also soll sich der Baum entwickeln hin zu reicher Frucht. 

Eine Frucht kann jeder Priesterbaum bringen, und zwar ganz unabhängig von seinen sonstigen Qualitäten oder Fehlern. Und, Gott sei Dank, dies ist die kostbarste aller Früchte. Gleich wirst Du sie hier auf den Altar legen. Es ist diejenige, die wir tagtäglich so viele Male erwähnen, wenn wir die Mutter des Herrn anrufen: „Und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, Jesus.“ 

Diese Frucht wird in der Kirche empfangen und geboren. Empfangen durch die Überschattung des Heiligen Geistes, der die Wandlungsworte des Priesters wirkmächtig erfüllt. Und geboren, wenn die Gaben zur Anbetung emporgehoben und später in die Herzen der Gläubigen gelegt werden. 

Lieber Neupriester, die Hervorbringung dieser Frucht, also die Heilige Messe, ist es wert, mit tiefster Ehrfurcht und innigster Hingabe vollzogen zu werden. Nie soll die Haltung, die sich in Deinem Primizbildspruch ausdrückt, schwinden: Ich will hintreten zum Altare Gottes, zu Gott, der mich erfreut von Jugend an. 

Es ist tatsächlich möglich, dass diese Freude bleibt, ein langes Priesterleben hindurch bleibt, und dass sie sich sogar vermehrt. Dafür bedarf es allerdings der Mitwirkung: der oftmaligen Betrachtung der heiligen Geheimnisse, einer ausreichenden Vorbereitung und Danksagung. Und nicht zu vergessen: des persönlichen Eingehens in das Opfer Jesu, des Mitopferns und Mitleidens. 

Wie wahr ist die Botschaft Deines Primizbildes, das auf der Rückseite von der Freude beim Aufstieg zum Altar spricht, auf der Vorderseite jedoch zeigt, wie Jesus seinen Priester mit Dornen krönt. Beides gehört zusammen. Und wenn Du freudig leiden und leidend Dich freuen wirst, dann wird auch die Darbringung dieser Frucht nochmals reiche Fruchtbarkeit erzeugen in den Herzen der Gläubigen. 

Daher der berühmte Rat, der von Priestergeneration zu Priestergeneration weitergegeben wurde: Jede Heilige Messe sollst Du feiern sicut prima, ultima, unica – wie Deine erste (also diese!), wie Deine letzte und so, als wäre es die einzige. 

Auch die anderen Früchte im sakramentalen Bereich – vor allem die Taufe, die Beichte, die Krankensalbung, die Assistenz bei der Eheschließung und vielfältige Segnungen – kann der Priesterbaum selbst dann, wenn er gering und krank ist, spenden. 

Hervorgehoben sei die Verwaltung des Bußsakramentes. Wo sonst außer bei der Heiligen Messe kann dem Priester jemals so deutlich seine hauptsächliche Bestimmung bewusst werden, als dort, wo er die versklavende Macht der Sünde aus einem Herzen vertreibt und es mit den Lebensströmen der Gnade erfüllt? Und wie bemitleidenswert sind auf der anderen Seite jene Priester, die diese Gnade oft weder für sich selbst in Anspruch nehmen noch davon durchdrungen sind, sie möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen? 

Lieber Gregor, wärest Du, ähnlich dem heiligen Pfarrer von Ars, zukünftig ein Gefangener des Beichtstuhls – vielleicht demnächst im Wiener Stephansdom, wer weiß? – und hättest sonst (wie man so sagt) kaum etwas vom Leben, könntest keine Jugendfahrten und -lager abhalten, hättest auch keine irgendwie herausragenden Stellungen und Auftritte: Es wäre das doch ein erfülltes Dasein. Dein vielleicht ganz unscheinbarer Priesterbaum würde seine fruchtbeladenen Zweige weit ausstrecken zum Segen für viele. 


Wenden wir nun unseren Blick nochmals auf die anderen Gewächse des Arboretum, namentlich auf diejenigen, die uns irgendwie als missraten erscheinen. Dann stellt sich uns die Frage: Wie kommt es eigentlich, dass manche Bäume trotz des guten Bodens, trotz anhaltender Sorge des Gärtners und trotz günstiger Wetterverhältnisse doch kaum Frucht bringen? Weshalb stehen manche wie tot da und bar jeder Frucht, während andere geradezu überladen sind, ihre Lasten kaum tragen können? 

Ja, im Frühjahr sieht oft alles sehr verheißungsvoll aus. Die Äste treiben Blätter, an den Obstbäumen treten die bezaubernden Blüten hervor. Es kommt aber bald der lange Sommer mit glühender Hitze und heftigen Gewittern. In dieser Zeit kann vieles geschehen, das sich sehr ungünstig für den Baum auswirkt. 

So ist es auch mit dem Priestertum, auch mit Deinem Priestertum, lieber Gregor. Mit der gestrigen, strahlenden Weiheliturgie ist der Frühling eingetreten. Wir alle freuen uns an Deiner Freude, an der wundervollen Ausstrahlung eines jungen, ganz jungen Priesters. So ist es, und es ist gut so. 

Doch nach und nach werden die Prüfungen über Dich kommen, von innen und von außen. Du wirst mit Deiner eigenen Natur zu kämpfen haben, die sich nicht immer dem Anruf Gottes zu Höherem fügen will. Du wirst wohl auch Schwierigkeiten mit anderen Menschen – hoffentlich möglichst wenig mit Mitbrüdern! – mit Gläubigen, mit Außenstehenden erleben. Anfeindungen bleiben nie ganz aus, ebenso Misserfolge trotz aller Bemühungen. Manchmal wird man Dich ausbremsen dort, wo Du rennen, und Dich antreiben dort, wo Du ruhen möchtest. Physische Krankheit und psychische Belastungen kommen hinzu. 

Nicht zu vergessen das Wirken derjenigen Mächte und Gewalten, die es darauf angelegt haben, Dich von der Höhe Deiner Berufung herabzuziehen, koste es, was es wolle. Und da Du ein passionierter Schachspieler bist: Dein Gegner setzt alles daran, Dir unauffällig einige Bauern, später dann Pferde, Läufer, Türme, die hohe Dame – Maria, die Königin Deines Herzens – und am Ende den König, Jesus selbst, zu nehmen. 

In diesen Auseinandersetzungen entscheidet sich, in welcher Art sich Dein Baum entwickelt: Ob er den Eifer des Wachstums bewahrt oder langsam verkümmert; ob er sich in die Höhe und Weite ausstreckt oder in sich zusammenkrümmt; ob er saftig bleibt oder langsam austrocknet, verhärtet und verbittert wird. 

Deshalb empfehle ich Dich dem Gebet aller anwesenden Gläubigen, vor allem Deiner lieben Eltern und Geschwister. Wir alle wollen ja, dass Dein Priesterbaum als ein besonders edles Gewächs im Garten Gottes wachse, sich entfalte und überreiche Frucht bringe. Darum müssen wir Deinen weiteren Weg auch in dieser Weise begleiten. 


Und nun verlassen wir das Arboretum und treten zum Altare Gottes, zu Gott, der uns von Jugend an erfreut, ja der unsere Jugend erfreut und uns ewige Jugend schenken will. Gleich, lieber Gregor, wirst Du die kostbarste Frucht Deines priesterlichen Daseins, die Frucht des jungfräulichen Leibes der Gottesmutter, bringen. Du wirst es ein hoffentlich langes Priesterleben lang tun. 

Schließe Dich ihr, der dieses Heiligtum Maria Thann geweiht ist, innig an. Maria wird Dich lehren, Jesus treu zu sein. Sie begleitet Dich auch dann, wenn er dir die Dornenkrone auf das Haupt legt. Und sie garantiert Dir jene Fruchtbarkeit, die für Zeit und Ewigkeit Segen über Segen bringen wird. 

Amen.

P. Bernward Deneke, Wigratzbad


Bilder und Beiträge zu den Priesterweihen des Jahres 2016:
  • Fotos zur Priesterweihe in Heimenkirch am 02. Juli 2016 hier und hier
  • Bilder der Primizmesse des Neupriesters James Mawdsley FSSP in der Dreifaltigkeitskapelle zu Mywiler nahe Wigratzbad am 03. Juli 2016 hier und hier


Bild: Palmen im Innenhof eines toskanischen Krankenhauses ©FW

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Danke, o Herr, für Dein Priestertum!

Das Stift Heiligenkreuz hat unter dem Titel "How is it to Be Priest?" ein Video mit Statements zum Thema Priestertum gedreht. Priester und Studenten geben Antworten auf die Frage, was es bedeutet, Priester zu sein. Erfrischend und tief.
 +      +      +

Priesterweihe heißt:
Eingetauchtwerden in Ihn, in die Wahrheit.
Ich gehöre auf neue Weise ihm und so den anderen, "damit sein Reich komme". 


+      +      +
  
Gebet um gute Priester

Samstag, 24. Januar 2015

Primizpredigt: Man kann an das Werk Gottes nicht die Meßlatte des Trends ansetzen

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

„Ist denn da auch etwas los?“ So fragen junge Leute von heute gerne, wenn sie zu einer Veranstaltung eingeladen werden. Dabei verstehen sie unter „etwas los sein“, daß es lebhaft zugehe. Sie wollen etwas ihren Vorstellungen Entsprechendes geboten bekommen. Neudeutsch ausgedrückt: Es soll action geben. Wäre ja auch schrecklich, irgendwo hinein zu geraten, wo man sich langweilen muß!

Und so sehen sich denn auch die Organisatoren großer Veranstaltungen, wenn sie ein eingermaßen modernes Publikum ansprechen wollen, im Vorfeld zu bunten, „aufgegagten“ Werbekampagnen verpflichtet. Das Ereignis selbst muß dann natürlich das Versprochene halten, muß tatsächlich action bieten. - 

+      +      +

Liebe Gläubige, wie aber verhält es sich mit dieser Veranstaltung? „Was ist hier los?“ Welchen Erlebnis- und Unterhaltungswert hat unsere Nachprimiz? 

Vom Erwartungshorizont trendbewußter Leute von heute aus betrachtet einen denkbar geringen. Oder sagen wir es geradeheraus: Der Unterhaltungswert der Primiz dürfte beinahe gleich null sein. Gewiß, es wird gesungen und Orgel gespielt, eine Rede wird gehalten und ansonsten eine ausgedehnte Zeremonie vollzogen. Aber das wär’s dann auch schon. Mehr „ist“ hier wirklich „nicht los“. 

Nicht einmal die neuen Möglichkeiten, eine Eucharistiefeier für den modernen Menschen ach so interessant zu gestalten, werden ausgenutzt, geschweige denn ausgeschöpft. Keine rhythmusbetonte Musik, kein liturgischer Tanz, keine Showeinlagen, kein Händchenhalten und -schütteln, nicht einmal das Gesicht des Primizianten bekommen wir während eines Großteils der Messe zu sehen. 

Täuschen wir uns also nicht: Die „Welt“ kann mit diesem Ereignis herzlich wenig anfangen. Und wenn der Neupriester ansonsten auch schon vor einer handvoll Gläubigen - oder sogar ohne diese – die Messe ohne große Feierlichkeit hält, dann wird die Angelegenheit für die allermeisten - auch für viele Katholiken - völlig unverständlich... 

+      +      +

Liebe Gläubige, das sind ja schöne Aussichten zu unserer Feierstunde! Ist das nicht ein gar zu düsteres Bild? Und zugleich ein Anschlag auf die festliche Freude, die uns beseelt, gleich, wenn ich eine solche Einschätzung nicht für mich behalte, sondern gerade hier und heute öffentlich äußere? 

Ich meine: „Nein“. Denn unsere Freude ist ja nicht ein an Äußerlichkeiten entfachtes Feuer. Sie hängt nicht ab von der Mode des Tages und von der Meinung der Mehrheit. Und sie erfaßt uns auch nicht auf dem Weg einer raffinierten Werbepsychologie. Wäre dem so, dann müßten wir freilich um sie bangen. Nun aber speist sich unsere Freude eben doch aus ganz anderen Quellen. Sie hat ihren Grund in einem Geheimnis des Glaubens. 

+      +      +

Wenn unser Neupriester in etwas mehr als einer halben Stunde sich über den Kelch, gefüllt mit Wein, beugt und die heilige Wandlung vollzieht, dann wird er, uralter Überlieferung entsprechend, in die Worte Jesu die Worte der Kirche einfügen: „Mysterium fidei - Geheimnis des Glaubens“. Damit aber ist nicht nur über die heilige Messe selbst, sondern auch über das ganze Priestertum der Kirche Wichtigstes gesagt. Priestertum und heilige Messe sind mysterium fidei, Geheimnis des Glaubens.

Liebe Gläubige, liegt nicht hier der Grund dafür, daß wir unsere heutige Festfreude nicht so ohne weiteres jedem mitteilen können? Ja, sie bleibt vielen unzugänglich, weil sie nur im Glauben verständlich ist. Nur wer zu dem mysterium fidei sein Ja sagt, wird vom Ereignis der heiligen Messe - und besonders einer Primiz - innerlich berührt, erfaßt, begeistert, ja hingerissen sein. Berührt, erfaßt, begeistert und hingerissen noch weitaus mehr, als irgendein Film- oder Fußball- oder Musikenthusiast es vom Gegenstand seines Kultes je zu sein vermag. Und warum? Weil das, was dieses Glaubensgeheimnis beinhaltet und was sich darin ereignet, jedes Ereignis unendlich weit hinter sich läßt, in dem nur „etwas los ist“. 

+      +      +

Äußerlich betrachtet finden wir tatsächlich wenig, was uns übermäßig anspricht. Der junge Mann, der vor einigen Monaten zum Priester geweiht wurde, hat sich dadurch nicht sichtlich verändert in Erscheinungsbild, Größe, Sprache und so weiter. Ebenso verändert sich gleich bei der Konsekration nichts an der Erscheinung des Brotes und des Weines, nichts, aber auch rein gar nichts. Für den, der nicht vom Glauben an eine tiefere Wirklichkeit durchdrungen ist, besteht also keinerlei Grund, um Priesterweihe und Meßzelebration groß Aufhebens zu machen. 

Für den aber, der glaubt, der wirklich und tief glaubt, sieht die Sache vollkommen anders aus. Im Licht des Glaubens erkennt er, daß derselbe Mann von vor 20, 10 oder 5 Jahren, von vor 5 oder 3 Monaten seit der Priesterweihe eben doch ein ganz anderer Mensch geworden ist. Die Priesterweihe war seine dritte übernatürliche Verwandlung. 

In der Taufe hatte er, bereits in frühestem Alter, eine erste Verwandlung erfahren: die Verwandlung vom Kind Adams unter dem Fluch der Sünde zum Kind Gottes im Segen der Gnade. Bei der Firmung dann hatte sich, aufbauend auf der ersten, eine zweite Verwandlung ereignet: vom unmündigen Gotteskind zum Zeugen und Streiter Jesu Christi im feurigen Wehen des Heiligen Geistes.

Und in der Priesterweihe nun die dritte Verwandlung: Vom Empfänger der Gnadengaben Gottes ist der Primiziant zusätzlich zu ihrem aktiven Ausspender geworden; vom passiven Glied am geheimnisvollen Leib Christi, der Kirche, zusätzlich zum aktiven Stellvertreter des Hauptes, Jesus selbst; und vom allgemeinen Priester, der sich das von anderen vergegenwärtigte und dargebrachte Opfer Christi zu eigen machen kann, ist er zusätzlich zum amtlichen Priester geworden, der dieses Opfer selbst vergegenwärtigt und darbringt. 

„Zusätzlich“, das will sagen: Er ist geblieben, was er vorher war, und hat doch sozusagen eine neue Qualität erhalten. Als Mensch und katholischer Christ ist er weiterhin auf das Wirken Gottes in der Kirche durch andere Priester angewiesen. So kann er sich beispielsweise weder selbst von seinen Sünden lossprechen noch sich selbst die letzte Ölung spenden. Aber er kann diese Sakramente nun selbst anderen spenden; und er kann in geheimnisvoller Personeinheit mit Christus dessen heiliges Opfer vergegenwärtigen und im Namen der ganzen Kirche Gott darbringen. Und das konnte er vor einigen Monaten noch nicht. 

Liebe Gläubige, das alles ist so schrecklich leicht und schnell dahingesagt. Aber wenn wir es näher bedenken, am besten: betend betrachten, dann kommen wir wohl aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Ja, „Großes hat an ihm getan der Mächtige, und heilig ist Sein Name!“ 

+      +      +

Und ganz ähnlich verhält es sich mit der heiligen Messe, insbesondere der heiligen Wandlung: Wo unsere körperlichen Augen nichts zu sehen bekommen als ein irdisches Geschehen, einen jungen Mann, umgeben von einigen anderen, der am Altar verschiedene Gebete verrichtet und Handlungen vornimmt, da öffnet sich unsichtbar und doch wirklich der Himmel in seiner ganzen, überwältigenden Herrlichkeit. 

Wo wir bloß eine gewisse Anzahl anderer uns teils bekannter, teils unbekannter Menschen um uns erblicken, da treten in Wahrheit die unermeßlichen Scharen der himmlischen Geister und der Heiligen in ihrer atemberaubenden Vielfalt hinzu. 

Wo wir nur zuerst eine weiße Hostie, dann einen Kelch sehen, die vom Priester emporgehoben werden, da wird unter uns doch Jesus Christus gegenwärtig mit Gottheit und Menschheit, mit Leib und Seele, mit Fleisch und Blut, wahrhaft, wirklich und wesentlich, und aus dem geöffneten Herzen Seines verklärten Leibes fließt der Strom des Erbarmens, Sein unendlich kostbares Blut, hervor.

Und wo unsere leiblichen Ohren nichts vernehmen als vielleicht einige geflüsterte Worte, das Läuten der Glocke und das Rauschen der Gewänder (ja, man sollte ganz still sein in diesem Moment!), da ertönt in Wirklichkeit wiederum wie damals die Stimme des Vaters: Das ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich Mein Wohlgefallen habe, - und die Stimme des Sohnes selbst: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun, und: Mich dürstet (nämlich nach Dir!), und: Siehe da, Deine Mutter, und: Es ist vollbracht, und: Vater, in Deine Hände lege Ich Meinen Geist, - und da ertönt wohl auch das Geschrei der teuflischen Mächte, die sich mit Heulen und Zähneknirschen von ihrem Besieger abwenden, und das Seufzen der Armen Seelen im Fegefeuer, die nach dem erlösenden Blut des Herrn verlangen, und der Klang der Myriaden von Engeln und Heiligen, die vor dem geopferten Lamm das Neue Lied singen. 

+       +       +

Liebe Gläubige, ist in der Heiligen Messe, ist in dieser Primiz „etwas los“? Ach, es könnte in Wahrheit nirgendwo so viel geschehen wie in dem Augenblick der Wesenverwandlung, des Opfers. Denn wo wir, menschlich betrachtet, nichts sehen und nichts hören als Irdisches, da eröffnet uns der Glaube Auge und Ohr, und wir nehmen eine überirdische Wirklichkeit wahr, die unsere höchsten und kühnsten Vorstellungen um Unendliches überragt. Aber, das sei deutlich gesagt: Es öffnet uns nur der Glaube den Zugang zu alledem. Nur eine Pforte führt hinein in dieses größte aller Geschehen: die Pforte der göttlichen Offenbarung. Und der Schlüssel zu dieser Pforte ist der katholische Glaube.

Ohne Schlüssel gelangen wir also nicht hinein. Wir könnten der heiligen Messe ohne den Schlüssel vielleicht eine kulturelle und ästhetische Wertschätzung wie einer gelungenen Neuinszenierung eines großen Theaterstücks entgegenbringen. Wir könnten eine gewisse Ehrfurcht verspüren wie ein europäischer Tourist vor dem hingebungsvoll zelebrierten Kult eines afrikanischen Stammes. Aber die heilige Messe selbst bliebe uns ohne den Schlüssel des Glaubens doch ein Buch mit Sieben Siegeln. 

Und das nicht bloß ohne den Schlüssel, sondern auch mit einem falschen oder verfälschten Schlüssel. Wenn einige Zinken fehlen oder verbogen sind, gibt das Schloß einfach nicht nach. Und wenn der katholische Glaube in einer mangelhaften oder verbogenen Gestalt vorliegt, dann öffnet sich die Tür zum mysterium fidei eben nicht. 

+       +       +

Liebe Gläubige, hier genau liegt das Verheerende der innerkirchlichen Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Die Meister vom Schlüsseldienst haben vielfach dabei zugeschaut, wie man den Gläubigen ihren Schlüssel des Glaubens im Namen der Liebe verbog, im Namen der Wissenschaft zerstörte oder im Namen der Freiheit sogar völlig wegzuwerfen riet. Und jetzt stimmen die, die wachen sollten - wenigstens teilweise - in das Klagelied über die schweren Schäden an, die entstanden sind, besonders über den Rückgang des Meßbesuches. 

Als ob es für die Menschen ohne die Klarheit des katholischen Glaubens besonders attraktiv sein könnte an der - oft noch entsakralisierten - Sonntagsmesse teilzunehmen! Muß man nicht volles Verständnis für die Scharen katholisch getaufter Sonntagslangschläfer haben angesichts der Misere in der Glaubensunterweisung? Nein, es macht wirklich nicht gerade Spaß, ohne passenden Schlüssel vor einer verschlossenen Tür zu stehen. Ebenso freudlos ist ein Absitzen der heiligen Messe für den, der nicht mehr im Glauben um ihre Inhalte weiß. Wenn man vor der Tür steht und nicht hinein kann, dann will man auch bald nicht mehr hinein und geht eben ganz weg. 

Lieber Neupriester, Du weißt, was in dieser Beziehung zu tun ist! In dem Maße Du als geweihter Priester nun noch größeren Anteil hast an dem so wichtigen Schlüsseldienst des Glaubens, gelten Dir die Worte des Apostels: „Verkünde das Wort, tritt auf, sei es gelegen oder ungelegen, rüge, ermahne, weise zurecht in aller Geduld und Lehrweisheit; denn es kommen Zeiten (ach, sie sind schon lange gekommen!), da man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich zum Ohrenkitzel nach eigenen Gelüsten Lehrer beschafft. Von der Wahrheit aber wird man das Ohr abwenden und sich Fabeleien zuwenden.“ Diesen Fabeleien wirst Du begegnen durch eine erleuchtete und kraftvolle Verkündigung der Wahrheit des mysterium fidei, dessen sind wir gewiß. 

+      +      +

Liebe Gläubige, nur mit dem Schlüssel unseres katholischen Glaubens haben wir Zugang zum Verständnis des katholischen Priesters und zum Heiligtum des Meßopfers. Was den Außenstehenden als rückständiger Aberglaube, mit dem ein aufgeklärter Mensch nichts mehr anzufangen weiß, erscheint, als hinterweltlerisches Getue, als folkloristisches Spektakel ohne ernsthaften Anspruch an ernsthafte Menschen, - das ist den Gläubigen das Alpha und Omega, Inbegriff göttlicher Wahrheit und Liebe. 

Und deshalb danken die Gläubigen Jesus für die Einsetzung des Priestertums. Sie nehmen mit ganzem Herzen an den Feierlichkeiten der Priesterweihe teil. Sie erbitten vom Neupriester den so kostbaren Erstlingssegen und küssen seine frischgesalbten Hände, gesalbt, um den Sohn Gottes zu berühren, zu umfassen, als Opfergabe zum Himmel emporzuheben und als himmlische Speise den Gläubigen zu reichen. 

Auf diese Weise entsteht ein enger Zusammenschluß zwischen den Gläubigen und ihren Priestern. Es ist eine Vertrautheit und Liebe, die wiederum nicht vom rein Menschlichen ihren Ausgang nimmt, sondern im Glauben wurzelt. Je tiefer und lebendiger der Glaube, desto inniger das Band, das den Priester und das Kirchenvolk, den Priester und jeden einzelnen Gläubigen umschlingt. 

+      +      +

Und trotzdem muß auch die andere Seite der Wirklichkeit gesehen werden. So sehr der Neupriester hier und heute die Anteilnahme des Kirchenvolkes erfährt, so sehr er sich über die wundervolle Verbundenheit freut, - so sehr bleibt er doch im tiefsten auch allein. Ja, seit gestern ist seine Einsamkeit bis zu einem Grad angewachsen, der auf dieser Welt nicht seinesgleichen hat. 

Weshalb? Weil er das, was mit ihm geschehen ist, und das, was er heute und morgen und tagtäglich vollzieht, letztlich keinem Menschen mitteilen und so mit niemandem teilen kann. Nicht einmal er selbst begreift ja dieses mysterium fidei, das in seiner Seele seit gestern besteht. Es ist für den Priester selbst viel zu hoch, als daß er es durchschauen könnte. War er sich als Geschöpf und Kind Gottes schon vorher selbst ein Geheimnis, jetzt ist er es noch viel mehr. Und was sich gleich unter seinen Händen ereignen wird, wie vermöchte er das zu erfassen, geschweige denn wirklich auszusprechen?

Ob sich die Wandlung der eucharistischen Gaben für den Zelebranten in erfahrbarer Wundermacht offenbart oder - was vermutlich ein ganzes Leben lang so sein wird - mit dunklem, vielleicht manchmal jeden Gefühls entblößtem Glauben erlebt wird: In beiden Fällen reichen doch keine menschlichen Worte hin, um es einem anderen Menschen auch nur halbwegs mitteilen zu können.

Zwar hat Jesus im Moment Seines Todes den Tempelvorhang zerrissen, so daß wir nun alle durch Sein Blut Zugang zum Allerheiligsten haben und daher den Priester auf Seinem Weg zum Altar Gottes betend und mitopfernd begleiten. Und doch ist er in anderer Hinsicht auch wieder einsam und allein. Einsam und allein wie Moses, der, das Volk zurücklassend, in das Wolkendunkel des Gottesberges aufstieg. Einsam und allein wie der Hohepriester des Alten Bundes, der einmal im Jahr die Schwelle überschritt, die das Heilige vom Allerheiligsten trennte. Einsam und allein wie Zacharias, der Vater des Täufers, da ihm im Tempel die Botschaft vom heiligen Erzengel Gabriel überbracht wurde: Als er wieder herauskam, vermochte er niemandem von dem Geschauten Kunde zu überbringen, denn er war stumm geworden. Hier aber, liebe Gläubige - hier ist unendlich viel mehr als nur ein Engel Gottes! 

+      +      +

Lieber Neupriester, in einem dunklen, verschwiegenen Raum, in der stillen Nacht des Glaubens, geschieht das Größte, das auf Erden geschehen kann. Würdest Du dieses auch nur ein einziges Mal gläubig und würdig vollziehen, Dein ganzer langer Weg zum heiligen Priestertum, alle Verzichte und Entbehrungen, hätten sich überreich gelohnt. 

Und doch wirst Du diese Freude letztlich mit keinem Menschen hier auf Erden je teilen können. Selbst wenn Deine nächsten Verwandten, Vater und Mutter und Geschwister, die weite Reise nach Europa auf sich genommen hätten: Du stündest doch als ein Einsamer unter dem Kreuz, dem Lebensbaum, der bei der heiligen Wandlung aus Deinen Händen hervorwächst. Diese Einsamkeit muß der Priester aushalten. Er darf vor ihr nicht flüchten in äußere Geschäftigkeiten, nicht in Liebhabereien und Liebeleien, wie es so häufig geschieht. 

Nur einen Menschen gibt es, der ein Höchstmaß an Verstehen für das Tun des Priesters hat. Es ist diejenige, die den Herrn der Welt im heutigen Festgeheimnis als die neue Bundeslade zu Elisabeth getragen hat - und Johannes der Täufer begann im Schoß seiner Mutter sich zu regen und vor Ihm zu tanzen wie einst König David in heiliger Entzückung vor der Lade des alten Bundes. Und es ist die, von der der Herr auch gleich bei der Vergegenwärtigung Seines Opfers vom Kreuz herab zum Priester spricht: Siehe da, Deine Mutter, - und zu der Er, auf den Zelebranten weisend, sagt: Siehe da, Dein Sohn. Diese Mutter, lieber Primiziant, wird Dir heute ganz neu geschenkt. Schenke auch Du Dich ihr ganz neu! 

+      +      +

Liebe Gläubige, was ist denn bei dieser Feier los? Welche Tricks müssen wir uns einfallen lassen, um die Menschen bei der Stange zu halten? Welche Meßgestaltung ist auf- und anregend genug, um dem modernen Menschen etwas zu sagen?

Angesichts des mysterium fidei wird uns klar, wie verfehlt solche Fragestellungen bereits in ihrem Ansatz sind. Man kann an das Werk Gottes nicht die Meßlatte des Trends ansetzen. Die heilige Messe entzieht sich jeder Bewertung durch die Tagesmeinung. Sie stellt alle Ansprüche an uns und nicht wir an sie.

Nur den einen Anspruch freilich dürfen wir - zwar nicht an die heilige Messe selbst, aber doch an ihre Form - stellen: Daß in ihr das Geheimnis des Glaubens, das Opfer unseres Herrn Jesus Christus, zum Ausdruck komme. Und daß deutlich werde: Der Priester hat hier nicht die Gemeinde mit fröhlichem Gesicht und gutgelaunten Einfällen zu unterhalten, sondern hat für die Versammelten (wie der Hebräerbrief sagt) in das nicht von Menschenhand gemachte Heiligtum Gottes einzutreten, um ihnen eine ewige Erlösung zu erwirken. 

+       +       +

Lieber Neupriester, dies zu tun, hast Du Dich für die überlieferte, unangepaßte Form der heiligen Messe entschieden. Und Du hast eine gute, hast die beste Wahl getroffen. Aus dieser Liturgie leuchtet das mysterium fidei in ungebrochener Strahlkraft hervor. Viele Menschen, die im echten, katholischen Glauben an das heilige Opfermysterium stehen und folglich auf alle äußere Aktualisierung und Interessantmachung getrost verzichten können, haben in ihr die kostbare Perle gefunden, für die es sich lohnt, vieles, ja alles hinzugeben. 

Gemeinsam mit den Gläubigen, die zu Deiner ersten heiligen Messe gekommen sind, bete ich heute, daß diese traditionelle Meßliturgie, die Meßliturgie Deiner Primiz, auch die Deiner letzten und aller (hoffentlich möglichst vieler) heiligen Messen sei, die Du zwischen der ersten und der letzten zelebrieren darfst. 

Und nun trete gläubigen und glühenden Herzens hin zum Altar und bringe das reine, makellose und heilige Opfer des Neuen und Ewigen Bundes dar, das mysterium fidei zum Lob und Ruhm des Namens Gottes, zum Segen für uns und die ganze heilige Kirche! Amen


+      +      +

Mittwoch, 1. Oktober 2014

10 Neue in Wigratzbad



Die Priesterbruderschaft St. Petrus kann dieser Tage zehn neue Seminaristen in ihren Reihen begrüßen. Die jungen Männer entschieden sich, ihr Studium im internationalen Priesterseminar St. Petrus in Wigratzbad (Allgäu) zu beginnen und sich dort auf das Priestertum vorzubereiten. Dazu werden sie zunächst ein Spiritualitätsjahr absolvieren, in dem sie das besondere Charisma der Petrusbruderschaft kennen lernen, sich mit den Gegebenheiten des Seminarlebens vertraut machen und ihre Berufung zu diesem ganz speziellen Weg in der Kirche prüfen können.

Die neuen Seminaristen sind - wie in Wigratzbad üblich - in zwei Sprachgruppen eingeteilt: die deutschsprachige und die französischsprachige. Die sonst stets größere Abteilung der francophonen Seminaristen besteht in diesem Jahr aus nur drei Studenten: einem Franzosen, einem Belgier und einem Libanesen. In der deutschsprachigen Gruppe sind drei Deutsche, zwei Österreicher, ein Pole sowie ein Tscheche. Das Eintrittsalter der "Neuen" liegt bei einem Durchschnittsalter von 24 Jahren zwischen 19 und 30 Jahren.

Mögen viele hochherzige junge Menschen den Ruf Gottes verspüren, sich in die nähere Nachfolge Christi zu begeben und sich selbstlos für das Reich unseres Herrn Jesus Christus und das Heil der Seelen einzusetzen.

Mögen die neuen Seminaristen den Willen Gottes für ihren Lebensweg erkennen und ihn beharrlich in der Unterscheidung der Geister und gegen alle Widerstände zu Ende gehen. 


Herr schenke uns Priester!
Herr schenke uns heilige Priester!
Herr, schenke uns viele heilige Priester!
Herr, schenke uns viele heilige Ordensberufungen!

Weitere Informationen über die Fraternitas Sacerdotalis Sancti Petri (FSSP):


Bild: Wigratzbader Seminaristen bei der Fronleichnamsprozession 2012, © FW

Mittwoch, 16. Juli 2014

Kardinal Brandmüller schreibt offenen Brief an Eugenio Scalfari

Auf Anregung des unabhängigen katholischen Nachrichtenportals kath.net hat der emeritierte Kirchengeschichtler Walter Kardinal Brandmüller an Eugenio Scalfari einen offenen Brief gerichtet, mit dem er Stellung zu angeblichen (und umgehend vom Vatikan dementierten) Äußerungen von Papst Franziskus bezüglich des Zölibats bezieht, die Scalfari am 13. Juli 2014 veröffentlicht hatte. Papst Franziskus soll laut Scalfari behauptet haben, der Zölibat sei erst im 10. Jahrhundert entstanden, "900 Jahre nach dem Tod unseres Herrn". Es sei ihm ein Anliegen, so Brandmüller, ihm, Scalfari, den gegenwärtigen Stand der Forschung zur Kenntnis zu bringen.

So fasst Brandmüller in dem Brief an Scalfari die gesamte Geschichte des Klerikerzölibats zusammen und zeigt auf, wie sich aus apostolischer Tradition der Priesterzölibat herleitet und seit Aposteltagen bis heute von der Kirche hochgeschätzt und für die an der Sendung Christi Teilhabenden obligat ist.

Kardinal Brandmüller:
Da nun die Evangelien zwischen 40 und 70 p. C. entstanden sind, hätten ihre Verfasser sich selbst in schlechtes Licht gestellt, wenn sie Jesus Worte in den Mund gelegt hätten, denen ihr eigenes Leben nicht entsprochen hätte. Jesus verlangt also von jenen, denen er Anteil an seiner Sendung gibt, dass sie sich auch seine Lebensform zueigen machen. (...)
Die ursprüngliche Form des Zölibats bestand also darin, dass ein zum Priester bzw. Bischof Geweihter wohl das Familienleben, nicht aber die eheliche Gemeinschaft fortsetzte. Dem entsprach es, dass mit Vorzug ältere Männer geweiht wurden.

Dass dies alte, geheiligte, auf die Apostel zurückgehende Überlieferung war, bezeugen die Werke kirchlicher Schriftsteller wie Clemens von Alexandrien und der Nordafrikaner Tertullian, die um das Jahr 200 lebten. Davon abgesehen wird die Hochschätzung der Enthaltsamkeit durch die Christen insgesamt durch eine Reihe von erbaulichen Romanen über die Apostel bezeugt – es sind die sogenannten apokryphen Apostelakten, die noch im 2. Jahrhundert enstanden sind und weit verbreitet waren.

Die Geschichte zeige, so Kardinal Brandmüller, dass eine Infragestellung der Ehelosigkleit um des Himmelreiches willen und andere Zeichen des kirchlichen Niedergangs korrelierten:
Es ist bemerkenswert, dass Infragestellung und Missachtung des Zölibats in der Vergangenheit stets mit anderen Symptomen kirchlichen Verfalls Hand in Hand gegangen ist, während Zeiten religiöser Blüte und kulturellen Aufschwungs durch gewissenhafte Beobachtung des Zölibats gekennzeichnet waren. Aus dieser historischen Beobachtung die Konsequenzen für unsere gegenwärtige Krisensituation zu ziehen, ist nicht schwer.

Brandmüller geht dabei auch auf die Praxis der Ostkirchen ein, Priestern, die vor Empfang ihrer Weihe  geheiratet haben, die Fortführung der Ehe zu gestatten und auch auf die Ausnahmen der lateinischen (West-) Kirche, die um der Einheit willen und in Anbetracht des Glaubensweges der heimkehrenden Gläubigen zugelassen werden, so z. B. bei verheirateten protestantischen Pastoren oder anglikanischen Geistlichen, die zur katholischen Kirche konvertieren mit dem Wunsch, in den geistlichen Stand treten zu dürfen.

Brandmüller zum Entstehen der orthodoxen Praxis:
Dazu ist zunächst zu bemerken, dass gerade im Osten die apostolische Praxis des Enthaltsamkeitszölibats als verbindlich betont wurde. Erst auf dem Konzil von 691, dem sogenannten Quinisextum bzw. Trullanum, kam es unter dem Eindruck eines allgemeinen religiös-kulturellen und politischen Verfalls des byzantinischen Reiches zum Bruch mit der apostolischen Überlieferung. Das Konzil, das maßgeblich vom Kaiser bestimmt wurde, der mit der Gesetzgebung auf dem Konzil wieder geordnete Verhältnisse schaffen wollte, ist indes von den Päpsten nie anerkannt worden. Erst von da an datiert aber die genannte ostkirchliche Praxis.

Schließlich weist der Kardinal auf das Wesen des katholischen Priestertums hin, dem im Anspruch der Nachfolge Christi auch dessen Lebensform wesentlich ist:
Je deutlicher es gelehrt und verstanden wird, dass das Priestertum der Kirche nicht eine Dienstfunktion ist, die im Auftrag der Gemeinde ausgeübt wird, sondern darin besteht, dass der Priester kraft des Sakraments der Weihe „in persona Christi” lehrt, leitet und heiligt, dann wird neu verstanden, dass er auch die Lebensform Christi übernimmt. Ein so verstandenes und gelebtes Priestertum wird aufs Neue seine Anziehungskraft auf die Elite der Jugend erweisen.
Insgesamt dürfte die Katechese Brandmüllers über die Geschichte des Zölibats nicht nur für Eugenio Scalfari interessant sein... Der ganze Brief ist hier auf kath.net zu lesen.


+      +      +

Wer es gerne etwas ausführlicher hat, dem sei die kleine Schrift empfohlen:



Alfons Maria Kardinal Stickler

Der Klerikerzölibat
Seine Entwicklungsgeschichte und seine theologischen Grundlagen
Kral Verlag Abensberg 1993
(Neuauflage 2012)


+      +      +


Weiteres zu den neuen Behauptungen von Papstzitaten des Laizisten E. Scalfari am 13.07.2014:


+      +       +

Samstag, 12. Juli 2014

Notizen einer Priesterweihe


Dann ist es vollbracht.
Wir haben einen neuen Priester.
Seine Hände werden entfesselt,
sie gehören nun nicht mehr ihm.
Der stille Jubel der unsichtbaren
Gäste hat sich mit dem des Volkes
und der Geweihten vereint...

Das mystische Erlebnis einer Priesterweihe beschreibt mit wunderbaren Worten der Rezitator, Sprecher und Schriftsteller Uwe Postl aus München. Die "Vorläufigen Notizen einer Priesterweihe" entstanden unter dem Eindruck der Priesterweihe von Christian Jäger FSSP am 19.11.2011 in Bettbrunn und befinden sich in der UNA VOCE Korrespondenz, Ausgabe UVK 2014/1 (S. 157), ebenso wie die postlsche Rezension von Paul Baddes Buch "Raphael - Die Wiederkehr eines Erzengels" (S. 151).

Außerdem erschien in der UVK 2014/2 unter dem Titel "Quo vadis? - Hufspuren der Umkehr eines treulosen Schafes" ein Beitrag von Uwe Postl zur UNA VOCE-Reihe "Bekenntnisse und Wege zur 'Messe aller Zeiten'" (S. 284).

Ebenfalls über die Priesterweihe von Christian Jäger hat der Journalist und Buchautor Alexander Kissler in "Eigentümlich frei" geschrieben: bitte hier klicken!


+      +      +


Bild: Die Muttter des Neugeweihten entfernt die Binde, mit der dem Priester die Hände gebunden waren (s. Ritus der Priesterweihe); Foto von P. Hubert Bizard FSSP (weitere Fotos von der Priesterweihe in Chartres (F) am 28.06.2014 via flickr bzw. google+: hier und hier)

Sonntag, 22. Juni 2014

UNA VOCE Korrespondenz (UVK) 2. Quartal 2014

Vor wenigen Tagen ist die UNA VOCE Korrespondenz für das 2. Quartal 2014 erschienen. Auf 152 Seiten geht es um das Schwerpunktthema "Alter Christus (Der andere Christus); Die Stellung des Priesters in der Liturgie". Hier können nun endlich die Vorträge der 16. Kölner Liturgischen Tagung in Herzogenrath (02.-05. April 2014) nachgelesen werden, jedenfalls ein erster Teil; der zweite wird wohl im nächsten Quartalsheft folgen. 

So enthält die Schrift die Vorträge bzw. die Predigten folgender Autoren, die das Tagungsthema aus unterschiedlichen Gesichtspunkten beleuchten:
  • S. Exz. Weihbischof Athanasius Schneider
  • S. Exz. Jean-Pierre Delville, Bischof von Lüttich
  • Dr. Guido Rodheudt
  • Prof. Dr. Andreas Wollbold und
  • Pater Bernward Deneke FSSP

Weiter fasst Prof. Wolfgang Waldstein die genaueren Umstände und die Folgen der Liturgiereform von 1969/ 1970 zusammen, Thorsten Paprotny hat sich mit theologischen Überlegungen zu Romano Guardini und Joseph Ratzinger auseinandergesetzt und Carsten Misera beleuchtet das Superioritätsdekret der 5. Sitzung des Konzils von Konstanz.

Für die Serie "Bekenntnisse und Wege zur 'Messe aller Zeiten'" lassen  Uwe Postl und Tom Hemerken ihren Heimweg zur alten Messe durch die Wirren der Zeit revue passieren und Michael Charlier beschreibt anlässlich des 10-Jahres-Jubiläums Leben und Wirken des Instituts St. Philipp Neri in Berlin.

Folgende vier Bücher wurden für diese UVK-Ausgabe rezensiert:
  • Alex Stock, "Liturgie und Poesie. Zur Sprache des Gottesdienstes"
  • K.-P. Vosen, M. Hofmann (Hrsg.), "... und es gibt sie doch! 25 Priester in guter Erinnerung"
  • Sr. Johanna Schwalbe OSB, Manfred Zieger (Hrsg.), "Belebe mich neu. Glaubensaussagen im Werk Gertruds von Helfta"
  • Ursula Hacker-Klom, Jan Klom, Reinhard Feldmann (Hrsg.), "Hackers Werk wird eines Tages wieder entdeckt werden!" Zum 100. Geburtstag des Indologen Paul Hacker (1913-1979), Vorträge zur Tagung am 25. Mai 2013

Insgesamt ein reichhaltiges, äußerst niveau- und gehaltvolles Programm, ein nahrhaftes Menue für jeden, der sich in das Thema "Priester, Priestertum und Liturgie" vertiefen will. Eine kleine Leseprobe gibt es auf der Website der UNA VOCE (hier).

Die UVK kann hier bestellt oder auch abonniert werden: Die UNA VOCE freut sich über jeden neuen Abonnenten!

+      +      +


Ebenfalls im UNA VOCE-Shop erhältlich: 

DVD der drei Pontifikalämter anlässlich der 16. Kölner Liturgischen Tagung in Herzogenrath (02.-05. April 2014)






Sonntag, 15. Juni 2014

Der Priester - eine Offenbarung der Heiligsten Dreifaltigkeit

Adsum!

Der geweihte Priester ist, wie es für Adams Leben vorgesehen war, ein Akt der totalen Selbsthingabe. Aus diesem Grunde lebt er im Zölibat. Das macht ihn frei für das Dienstamt, für den Dienst in der Kirche.

So frei, dass er sich selbst ganz hingeben kann, ohne etwas zurückzuhalten, wie der ewige Vater sein Leben dem Sohn gibt. So frei, dass er diese Liebe zurückgeben kann, wiederum ohne etwas zurückzuhalten, so wie der Sohn sein Leben in Liebe seinem Vater zurückgibt. das Leben, das sie teilen - und das Leben, das der Priester mit seinem Volk teilen darf - ist der Heilige Geist.

Im neuen Bund ist das Priestertum folglich zu einer Offenbarung der Heiligsten Dreifaltigkeit geworden, einer Offenbarung des Himmels auf Erden.


Scott Hahn in "Der Priester - Krieger, Bruder, Bräutigam"; St Ulrich Verlag GmbH Augsburg; Ad 2011; S. 40/41



Bild: Priesterweihe von Pater Kenneth Walker und vier weiteren Diakonen am 19. Mai 2012 in Lincoln, Nebraska durch Bischof Fabian Bruskewitz; Quelle: FSSP

Samstag, 14. Juni 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 28: Der Priestermangel (3) - Die Zölibatsdiskussion und Diffamierungen des Priesterstandes

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie


Teil 28

Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung von hier

Gründe des Priestermangels (Forts.)

f)  Die Zölibatsdiskussion

Seit 35  (Anm.: nunmehr 52) Jahren wird die ausnahmslose priesterliche Lebensform des ehelosen, keuschen Lebens in Frage gestellt. Es gibt eine regelrechte Kampagne gegen den Zölibat (33).

Die Priesterkandidaten wissen nicht mehr, wieviel der Kirche die Enthaltsamkeit wert ist, es ist ihnen ungewiss, wohin der Weg in dieser Frage gehen wird. Viele Bischöfe haben sich an der Verunsicherung der Priesterkandidaten mitschuldig gemacht.

Um ein Beispiel zu erwähnen: Der Bischof von Linz (Anm.: Maximilian Aichern war damals Bischof von 1981-2005) erhofft eine "Erweiterung" der "Zulassungsbestimmungen" zum Priestertum (34). Das kann doch wohl nur heißen: Der Zölibat muss fallen. Nach meiner Schätzung gibt es in der Deutschen Bischofskonferenz eine überwältigende Mehrheit, die bereit ist, verheiratete Männer zu Priestern zu weihen. Damit würde das Ende des zölibatären Priestertums eingeläutet.

Ein Teil des Klerus ist zölibatsmüde. Er träumt von den Freuden der Ehe, weil er das Glück in seinem heiligen Tun nicht mehr findet. Mit dieser Unzufriedenheit an seinem zölibatären Status züchtet er die eigene Geringschätzung und die heimliche Genugtuung seiner Gegner.

Es sind falsche Freunde der Priester, die sagen: Lasst sie doch heiraten. Die so sprechen, wissen, dass mit dem Zölibat mehr fällt als das Gesetz geschlechtlicher Enthaltsamkeit. Der Zölibat weist auf die besondere Verähnlichung mit Jesus Christus hin, die der Priester im Weihesakrament erfahren hat.

Aber eben diese einzigartige Prägung des Priesters ist den Progressisten zuwider. Deshalb soll der Zölibat, in dem sie ihren Ausdruck findet, verschwinden. Der Zölibat unterstreicht, weil sein Träger auf irdische Vaterschaft verzichtet, die geistliche Vaterschaft des Priesters. Aber gerade die Vaterschaft des Priesters ist den Systemveränderern verhasst. Darum soll der Zölibat, der sie deutlich macht, fallen.

Der Hass gegen den Zölibat bezieht seine Wucht aus der Ideologie des Demokratismus, die nicht dulden will, dass führende Persönlichkeiten zu einer besonderen Lebensweise verpflichtet werden. Die Zölibatsgegner spüren auch instinktiv, dass es mit einem verheirateten Klerus noch bequemer in der Kirche würde, als es seit dem Konzil ohnehin ist. Sie rechnen damit, dass verheiratete Geistliche die göttlichen Normen über die Ehe, Gebrauch der Ehe und Unauflöslichkeit der Ehe nach ihrem eigenen Bedürfnis zurechtbiegen würden.

Ich bin überzeugt, dass diese Erwartung zutrifft. Manche raten von der Diskussion über den Zölibat zur Aktion überzugehen. Nach Fuchs ist es kein Problem, verheiratete Priester jetzt schon zum "pastoralen Dienst" aufzunehmen; das ist nach ihm der Gehorsam, "den sie (sc. die Bischöfe) der pastoralen Verantwortung schuldig sind" (35).

g)  Die Diffamierung des Priesterstandes

Noch ein letzter Grund für das Ausbleiben des Priesternachwuchses sei erwähnt: Es ist eine Tatsache, dass der Priesterstand nicht mehr auf der sittlichen Höhe steht, die er vor 40 (Anm.: nunmehr ca. 57) Jahren einnahm. Zu viele Abfälle und Skandale haben das gläubige Volk in seinem Vertrauen zum Priestertum erschüttert und den Feinden der Kirche willkommenes Material zur Schmähung geliefert.

Doch damit nicht genug. Es war stets ein wirksames Mittel aller Feinde der Kirche, die Fehler, Mängel und Schwächen der Geistlichen zu brandmarken, aber auch zu übertreiben, um auf diese Weise den Glauben und die Autorität der Kirche zu treffen Diese Methode wird heute von allen Massenmedien angewandt.

Namentlich gescheiterte und ausgebrochene Priester fallen mit immer neuen Verdächtigungen und Verleumdungen über die Priesterschaft her. Um ihr eigenes Versagen zu kaschieren, geben sie ihre ehmaligen Mitbrüder als Heuchler, die ein Doppelleben führen, aus. Dabei werden teilweise horrende Zahlen genannt, die völlig aus der Luft gegriffen sind und jeder empirischen Basis entbehren.

Selten und schwach sind die berufenen Schützer des Priesterstandes, die Bischöfe, gegen diese unerhörten Schmähungen aufgestanden. Die Diffamierung des gesamten Priesterstandes durch den Augsburger Pastoraltheologen Hanspeter Heinz (36) blieb folgenlos; dem Verleumder wurde kein Haar gekrümmt. Heiz trug seine Ungeheuerlichkeiten sinnigerweise in der von den Jesuiten herausgegebenen Zeitschrift "Stimmen der Zeit" vor.

Die Theologiestudierenden kennen die Situation der Diffamierung und Verdächtigung der Priesterschaft. Dass sie dadurch nicht zum Streben nach dem Priestertum ermutigt werden, liegt auf der Hand.


(33) May, das Priestertum in der nachkonziliaren Kirche45-56; derselbe, Priester und priesterliche Lebensform 82-119
(34) Amtsblatt 140, 1994, 64-66 (22. Mai 1994
(35) Fuchs, Ämter für eine Kirche der Zukunft 137
(36) Hanspeter Heinz, Homosexualität und geistliche Berufe. Ein pastoraltheologischer Zugang: Stimmen der Zeit 214, 1996, 681-692; derselbe, Weder Schuld noch Schande: Herder-Korrespondenz 51, 1997, 460-464



Fortsetzung folgt



+      +      +


 
 






+      +      +


Scott Hahn :
Sankt Ulrich Verlag Augsburg





+      +      +
Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...