Posts mit dem Label Hingabe werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Hingabe werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Dienstag, 23. September 2014

Die Kirche bleibt Christus, der Wahrheit, treu

In der Kraft des Heiligen Geistes schließen Mann und Frau miteinander den Ehebund, der durch göttlichen Beschluß »von Anfang an« unlösbar ist. Diese Unauflöslichkeit wurzelt in der natürlichen Ergänzung von Mann und Frau, und sie wird durch die gegenseitige Verpflichtung persönlicher Ganzhingabe besiegelt und für das Wohl der Kinder gefordert.

Im Licht des Glaubens wird auch ihr letzter Sinn erkenntlich. Er besteht darin, Frucht, Zeichen und Anspruch der absolut treuen Liebe zu sein, »die Gott dem Menschen, die Christus seiner Kirche entgegenbringt«. Mit diesen Worten habe ich (JPII.) die traditionelle Lehre der Kirche in dem Apostolischen Schreiben Familiaris consortio (vgl. Nr. 20) neu dargelegt, um der Bitte der Bischöfe aus allen Teilen der Erde zu entsprechen, die bei der Synode in Rom die Probleme der christlichen Familie in der heutigen Welt studierten.

Sicher stimmt diese Lehre nicht mit dem Denken so vieler unserer Zeitgenossen überein, die es für unmöglich halten, eine Verpflichtung zur Treue für das ganze Leben auf sich zu nehmen. Die Synodenväter waren sich bewußt, daß die aktuellen, ideologischen Strömungen ihrem Denken entgegengesetzt sind. Sie erklärten dennoch, daß es spezifische Aufgabe der Kirche ist, »die Frohbotschaft von der Endgültigkeit jener ehelichen Liebe einzuprägen, die ihr Fundament und ihre Kraft aus Jesus Christus hat« (ebd., Nr. 20), und sie erklärten, daß eine solche Sendung nicht allein von der Hierarchie übernommen werden kann; auch ihr, christliche Eheleute, seid dazu berufen, in der Welt ein immer neues Zeichen zu setzen »für die unerschütterliche Treue, mit der Gott in Jesus Christus alle Menschen und jeden Menschen liebt« (ebd.). 


Papst Johannes Paul II. an Familien, Sameiro (Portugal), 15. 5. 1982; OR 23/82
CP III, S. 175


Weiteres zum Thema "Ehepastoral":

Sonntag, 15. Juni 2014

Der Priester - eine Offenbarung der Heiligsten Dreifaltigkeit

Adsum!

Der geweihte Priester ist, wie es für Adams Leben vorgesehen war, ein Akt der totalen Selbsthingabe. Aus diesem Grunde lebt er im Zölibat. Das macht ihn frei für das Dienstamt, für den Dienst in der Kirche.

So frei, dass er sich selbst ganz hingeben kann, ohne etwas zurückzuhalten, wie der ewige Vater sein Leben dem Sohn gibt. So frei, dass er diese Liebe zurückgeben kann, wiederum ohne etwas zurückzuhalten, so wie der Sohn sein Leben in Liebe seinem Vater zurückgibt. das Leben, das sie teilen - und das Leben, das der Priester mit seinem Volk teilen darf - ist der Heilige Geist.

Im neuen Bund ist das Priestertum folglich zu einer Offenbarung der Heiligsten Dreifaltigkeit geworden, einer Offenbarung des Himmels auf Erden.


Scott Hahn in "Der Priester - Krieger, Bruder, Bräutigam"; St Ulrich Verlag GmbH Augsburg; Ad 2011; S. 40/41



Bild: Priesterweihe von Pater Kenneth Walker und vier weiteren Diakonen am 19. Mai 2012 in Lincoln, Nebraska durch Bischof Fabian Bruskewitz; Quelle: FSSP

Mittwoch, 21. Mai 2014

Maiandacht 20. Tag - Maria, Königin der Märtyrer

Neben dem Kreuz unseres Herrn Jesus Christus stand die heilige Maria,
des Himmels schmerzensreiche Königin und Herrin der Welt.
O ihr alle, die ihr vorübergeht, schaut,
ob ein Schmerz ist wie der meine.
(Traktus zum Fest der sieben Schmerzen Mariens)


Lasst uns heute noch ein wenig verweilen bei der Mutter unter dem Kreuze. Das menschliche Leid ihres Mutterherzens lasst uns schauen. Wenn man wohl meint, die Gottesliebe habe es der Mutter leicht gemacht, das Opfer des Verzichtes und der Hingabe ihres Kindes zu bringen, dann darf man doch nicht vergessen, dass Maria auch als Mutter denkt und fühlt und liebt. Liebe aber bringt Leid; um so tiefer schmerzt es, je größer die Liebe ist. Und Mariens Liebe war die größte und tiefste Liebe, mit der je ein Mensch geliebt hat; war ihre Christusliebe doch zugleich Gottes- und Mutterliebe, zugleich auch Urquell ihrer nie versiegenden Liebe zu den Menschen.

Welch tiefes Weh sollte der Gottesmutter aus dieser Liebe erwachsen! Nie freilich werden wir Mariens Weh und Schmerz ganz zu erfassen vermögen. Nur ahnen können wir die Not und die Betrübnis ihres Mutterherzens, angefangen von dem Mutterleid um ihr Kind an der Krippe zu Betlehem bis zur Stunde, da der Gesandte des Herrn seine Missionstätigkeit begann und sie, seine Mutter, so völlig zurücktreten musste.

Und doch stand ihr da das größte Leid noch bevor. Nach grausamer Misshandlung und Verspottung ward der Gottessohn zum Tode verurteilt, zum schmachvollen Kreuzestod. Gleich dem schlimmsten Verbrecher musste er sein Marterwerkzeug selbst zur Richtstätte tragen. Tief, ganz tief bohrt sich das Schwert der Schmerzen in der Mutter Seele, als sie ihren Sohn auf diesem seinen schwersten Gang sah, - als sie ihm gegenüberstand und doch nicht helfen konnte, - als sie dann seine unerträglichen Qualen am Kreuzesholze sehen musste und seine unendliche, drückende Seelenpein, - als sie ihm nicht einmal die geringste Linderung geben konnte in seiner Todesnot!

Todestraurig war da auch der Mutter Herz. "O ihr alle, die ihr vorübergeht, schauet, ob ein Schmerz ist wie der meine." Verstehst du, meine Seele, was das heißen will? Sieh die Schmerzensmutter mit dem Leichnam ihres Sohnes in den Armen! Fürwahr, keines Menschen Weh und Not kann sich je mit dem Leid der Gottesmutter messen! Groß wie das Meer ist ihr Schmerz!

Und doch stieg nie eine Klage aus der Seele Mariens. In ihrer völligen Gottgehörigkeit kannte sie nur das eine: es geschehe der Wille des Herrn. Das war und blieb ihre Seelenhaltung auch in den Stunden, da das Leid zutiefst auf sie einstürmte. So ist Maria geworden die Königin aller Leidtragenden, aller Kreuzträger, die Mutter der Schmerzen, die Königin der Märtyrer, d. i. Königin all derer, die heldenmütig für Christus Zeugnis ablegen im Leid.

Meine Seele! Muss Maria auch um dich Leid tragen, da du Christus von neuem kreuzigst durch die Sünde? Lehnst du dich auf gegen das Kreuz, das Gott dir schickt? Oder bist du schon Gott und seinem heiligen Willen so hingegeben, dass du jegliche Fügung aus seiner Hand hinnehmen kannst, ohne zu murren und zu klagen?

Wahre Gottesliebe verlangt von dir, dass du selbst im schwersten Leid nicht zweifelst an Gottes Vatergüte, sondern glaubst, dass er dich liebt und dir diese Prüfung schickt, damit du dich in der Liebe bewährst. Du musst zeigen, dass es dir ernst ist mit der Nachfolge dessen, der da spricht: "Wer mein Jünger werden will, verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir." (Luk 9,23)

Kreuzträger zu sein ist unser aller Aufgabe! Wir wollen sie erfüllen nach bestem Können, - jeder an seinem Platze. Maria aber, die Königin der Märtyrer, die die Kraft fand, alles Schwere stark und freudig zu tragen, möge auch uns die Kraft erflehen.

Wir beten ein Ave Maria, dass wir wie Maria alles Leid starkmütig tragen:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.


Heil'ge Mutter, drück die Wunden,
die dein Sohn am Kreuz empfunden,
tief in meine Seele ein.
Ach, das Blut, das er vergossen,
ist für mich dahingeflossen;
lass mich teilen seine Pein.
(Sequenz zum Fest der sieben Schmerzen Mariens)


Gebet:
Es trete für uns ein, so bitten wir dich, Herr Jesus Christus, jetzt und in der Stunde unseres Todes, bei deiner Güte die allerseligste Jungfrau Maria, deine Mutter, deren heiligste Seele in der Stunde deiner Leiden das Schmerzensschwert durchdrang. Der du lebst und herrschest in Ewigkeit. Amen.
(Kirchengebet; Votivmesse von den sieben Schmerzen Mariens)


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 62-64 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)



Bild: Pieta (Maria mit ihrem toten Sohn ); Beichtkapelle Kevelaer; FW

Montag, 19. Mai 2014

Maiandacht 18. Tag - Höchste Liebe


Gott ist die Liebe;
wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott 
und Gott bleibt in ihm. (1 Joh 4,16)
Wer sollte uns trennen von der Liebe Christi? (Röm 8,35)
Stark wie der Tod ist die Liebe. (Hohes Lied 7,6)


Des Herrn irdische Laufbahn neigt sich zum Ende. Er muss hinaufgehen nach Jerusalem, um dort viel zu leiden. Auch für Mariens Opferkraft kommt nun bald die letzte Prüfung. Vor dem letzten Gang nach Jerusalem hat der Herr wohl Abschied genommen von seiner Mutter. Wie groß der Trennungsschmerz der heiligsten Mutter um ihr göttliches Kind gewesen ist, lässt sich nur schwer ermessen an der Größe der Liebe, die beide miteinander verbindet. Es möchte Kindesliebe der Mutter den Anblick des Leidens ersparen, - der Heiland nimmt vorher Abschied, - aber die Mutterliebe mag das Kind nicht allein lassen in seinem Leiden.

Die Mutterliebe führt Maria hinauf nach Jerusalem, führt sie unter das Kreuz. Nichts bleibt da der Mutter erspart. Sie muss all das Leid sehen, mit dem man ihr Kind quält, muss Hammerschläge hören, mit denen man seine Hände und Füße ans Kreuz heftet, muss still duldend unter dem Kreuzesbalken stehen.

Wenn sie auch hundertmal hätte rufen wollen: "Nehmt mich statt Seiner", es hätte nichts genützt. Maria muss die letzte Entsagung, das größte Opfer bringen, das je von ihr verlangt worden ist: sie muss vollständig verzichten auf ihr schuldloses, heiliges, göttliches Kind. Still und ergeben hat sie auch dieses Opfer gebracht.

Woher schöpfte Maria die Kraft für dieses Opfer? Die Quelle dieser Kraft ist eine Liebe, die alle irdische Liebe, selbst Mutterliebe, übersteigt. Es ist die vollkommene Liebe zu Gott. Diese Liebe macht die Seele eins mit Gott, vollkommen eins im Wollen, Denken und Fühlen. Die Seele, die Gott wahrhaft liebt, kennt und will nichts anderes als einzig den Willen Gottes.

Maria aber weiß um den Willen Gottes, des Vaters, dass der Sohn Gottes leiden und sich hinopfern soll als Sühnopfer für die Menschen. Mutterliebe möchte dem Kinde alles Leid ersparen, - Gottesliebe macht Maria bereit, standhaft unter dem Kreuze zu stehen, mutig und kraftvoll alles hinzugeben gemäß dem Willen des Vaters.

Die Gottesliebe macht Maria auch vollkommen eins in der Gesinnung mit dem leidenden Christus, so dass sie seine Opfergesinnung, seinen Opferwillen teilt. Was Christus dem Vater darbringt als Opfergabe, - sich selbst, - das gibt auch Maria freiwillig in die Hände des Vaters zurück: Christus, den Herrn, - ihr Kind. Da ist kein Widerstreit in ihrem Herzen zwischen Mutterliebe und Gottesliebe. In voller Einmütigkeit mag sie mit ihrem Kinde zum Vater rufen: "In deine Hände empfehle ich seinen Geist."

O Gottesliebe, wie soll ich dich begreifen in deinem Wirken! Alles vermag der Mensch, wenn er nur Gott vollkommen liebt. "Stark wie der Tod ist die Liebe."

Nun komm, meine Seele und stell dich zu Maria unter das Kreuz. Bewundere ihre Liebe! Bewundern? Nicht nur das: suche ihre Liebe deinen Kräften gemäß nachzuahmen. Für jeden Menschen gilt nämlich das Gebot: "Du sollst Gott den Herrn lieben aus deinem ganzen Herzen..." Das heißt auch für dich, dass du dich bemühen sollst, mit Gott eins zu werden in der Gesinnung bis zur vollkommenen Hingabe deiner selbst an ihn und seinen Willen.

Durch die Vereinigung mit Gott in der vollkommenen Liebe ist eine wahre göttliche Gesinnung in dir. Diese Gesinnung, diese Liebe drängt dich, alle Vollkommenheiten Gottes in möglichst hohem Maße an dir zu verwirklichen. Weil Gott, mit dem du durch die Liebe vereint bist, heilig ist, willst auch du heilig sein. Darum willst du lieber auf alle Erdendinge verzichten, als durch die Sünde eine Trennung von Gott zu dulden; so stark ist die Liebe.

Das ist die Liebe, die da geht über alles, von der der Apostel Paulus spricht: "Wenn ich mit Engel- und Menschenzungen redete, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich wie eine klingende Schelle... Und wenn ich allen Glauben hätte, so dass ich Berge versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich nichts."

Wir beten ein Ave Maria, dass wir wie Maria Gott über alles lieben:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Gib, o Mutter, Quell der Liebe,
dass ich mich mit dir betrübe,
dass ich fühl die Schmerzen dein;
dass mein Herz von Lieb' entbrenne,
Nur nach Jesus ich mich sehne,
dass ich liebe Gott allein.
(Sequenz zum Fest der sieben Schmerzen Mariens)


Gebet:
O Gott der Liebe! Um der Liebe deines Sohnes und seiner heiligsten Mutter willen: verleihe uns die Gnade, dich über alles vollkommen zu lieben. Durch denselben Christus, unsern Herrn. Amen.


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 56-59 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)



Samstag, 17. Mai 2014

Maiandacht 17. Tag - Maria, die opferstarke Magd des Herrn


Siehe, dieser ist bestimmt zum Fall 
und zur Auferstehung vieler in Israel
und zum Zeichen, dem man widersprechen wird.
Ein Schwert wird deine eigene Seele durchdringen,
auf dass die Gedanken vieler offenbar werden. 
(Luk 2, 34.35)


Magd sein bedeutet, dass jemand seine Kräfte in den Dienst eines anderen stellt. Magd des Herrn sein will sagen, dass Maria ganz Gott angehören, dass sie all ihre Kräfte und Fähigkeiten in seinen Dienst stellen will. Bei Maria ist das eine völlige Hingabe ihrer selbst an Gott.

So tritt zu der Unterwerfung im Glauben, zu der Zuversicht auf Gottes Vorsehung die frohe, opferstarke Bereitschaft hinzu, alles zu tun und zu tragen, was der Herr will. Wer dem Herrn dient, muss sich selbst und all seinen Wünschen entsagen können, muss bereit sein, jedes Opfer zu bringen, das von ihm verlangt wird. Das war der Opferwille der Gottesmutter. Ein Doppeltes schließt er in sich: sich selbst hingeben an Gott und hingeben das, was ihr lieber ist als das eigene Leben: ihr göttliches Kind. Sieh, wie dieser starkmütige Opferwille Mariens sich zeigt.

Den Gesetzen getreu schreitet Maria hinauf zum Tempel. Außer dem greisen Simeon und der Prophetin Anna weiß niemand in Jerusalem um das göttliche Geheimnis, das sie in ihren Armen trägt. In den Augen der Welt ist es ein Tempelgang, den jede Mutter mit ihrem Erstgeborenen Knäblein macht.

Aber Maria weiß, dass es für sie mehr bedeutet; sie weiß, dass sie mit dem Paar Turteltauben ihr Kind nicht loskaufen kann, um es für sich zu besitzen. Für sie ist die Aufopferung Jesu im Tempel schon der Anfang des Verzichtes. Sie darf nur hüten und pflegen, was Gott ihr in seiner Vatergüte geschenkt hat. Der himmlische Vater wird dieses Kind wieder von ihr zurückfordern: es ist und bleibt sein Kind, sein Eigentum. Von diesem Kinde spricht der greise Simeon: "Dieser ist bestimmt zum Falle und zur Auferstehung vieler in Israel." Diese Hingabe, dieses Zurückgeben an Gott wird von der Mutter viel Kraft verlangen, unter Weh und Leid nur wird sie es vollbringen können.

"Deine Seele wird ein Schwert durchdringen." So groß wird das Leid sein. Warum so groß? Weil dieses Hingeben Trennung bedeutet und Loslösung. Auf die menschlichen Banden zwischen Mutter und Kind muss Maria immer mehr verzichten. Christus gehört dem Vater. Darum muss Maria iher Kind aufopfern, damit Christus, dem Willen des Vaters gemäß, - sich für uns opfern und uns gehören kann.

Diese Loslösung wird deutlich zwölf Jahre später, wiederum im Tempel, im Hause des Vaters. Maria möchte noch Mutterrechte geltend machen; die Antwort aber lautete: "Wusstet ihr nicht, dass ich in dem aufgehen muss, was meines Vaters ist?" Immer mehr muss die Person Mariens zurücktreten.

Auf der Hochzeit zu Kana erkennt sie, dass nicht sie es ist, die die Stunde für des Herrn Wundermacht bestimmt: es ist allein der Vater. Und wiederum, da Maria und die Anverwandten Jesus während seines öffentlichen Wirkens aufsuchen und jemand ihm meldet: "Siehe, deine Mutter und deine Brüder*) sind draußen und wollen dich sprechen", da ruft er aus: "... Wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter!"

Den Höhepunkt der Loslösung und Entsagung aber erlebt Maria unter dem Kreuze, da sie ihr Kind im Tode hingeben muss und an seiner Stelle uns  als ihre Kinder empfängt. Und starkmütig hat Maria jedes Opfer vollbracht. Sie ist fürwahr die opferstarke Magd des Herrn geworden.

Siehe, meine Seele, wenn du nur ein wenig der Gottesmutter ähnlich werden willst in ihrem dienenden Magdtum, dann musst auch du entsagen können. Über dir und deinem Willen muss immer Gottes Wille stehen. Du musst auch den irdischen Dingen entsagen können, wenn sie dich von Gott trennen oder dir hinderlich sind im Dienste Gottes. 

Löse dich los von allem, was du ungeordnet liebst auf Erden, von eitlem Geld und Gut, von Ehre und Ansehen. Besser ist es, von den Menschen verachtet zu werden, dafür aber in Gottes Ehrendienst zu stehen. Maria findest du nicht, wenn der Heiland geehrt wird, aber in Verachtung und Schmach war sie bei ihm. In dem Maße, als du entsagst, wirst du empfänglich für die Gnade Gottes.

Wir beten ein Ave Maria, um wahre Opferkraft zu erlangen:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Keiner von euch kann mein Jünger sein, 
der nicht all seinem Besitztum entsagt. (Luk 14,33)
Jeder, der Haus, Bruder, Schwester, Vater, Mutter, 
Kind und Acker um meines Namens willen verlässt,
wird alles hundertfach wiedererhalten und das ewige Leben erben. (Mt 19,39)


Gebet:
Göttlicher Heiland! Deine heiligste Mutter hat uns ein Beispiel gegeben, wie wir allem Irdischen entsagen, uns selbst verleugnen und dir nachfolgen sollen. Siehe, wir haben den guten Willen, in Selbstverleugnung und Abtötung dir nachzufolgen. Aber du kennst unsere Schwachheit. So bitten wir dich denn: Komm du unserer Schwachheit zu Hilfe. Sei du unser Lehrmeister, wir wollen deine Jünger sein. Amen.

*) "Brüder des Herrn" sind nicht leibliche Brüder, sondern nahe Verwandte, die man früher als Brüder bezeichnete. So werden z. B. zwei Jünger, Jakobus und Joseph, die Söhne des Kleophas, "Brüder des Herrn" genannt. (Anm.: Eine Erklärung dazu siehe auch hier bei Dr. Ludwig Neidhart)


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 53-56 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)


Sonntag, 11. Mai 2014

Maiandacht 11. Tag - Ave Maria - Gottes Gnadenruf an Maria


 
Gebenedeit und verehrungswürdig bist du, Jungfrau Maria,
ohne Makel der Reinheit warst du erfunden;
erfunden als Mutter des Heilandes.
Jungfrau, Gottesmutter, er, den der ganze Erdkreis nicht erfasst,
hat, Mensch geworden, in deinem Schoß geruht. 
(Graduale Marienmesse)


In einem heiligen Jugendleben wirkte Maria mit der Gnade; in vollkommener Hingabe schenkte sie Gott all ihre natürlichen, geistigen und leiblichen Kräfte. So erzeigte sie sich würdig der großen Gnadenvorzüge, mit denen Gott sie ausgestattet hatte bei ihrem Eintritt ins Leben. Ob dieses Zusammenwirkens von natürlich menschlichen Kräften und der göttlichen Gnade ist Maria herangereift, den größten und höchsten Gnadenruf zu vernehmen, wie er nie wunderbarer einem Menschen zuteil wurde.

Sie ist aber auch herangereift, auf diesen Gnadenruf eine Antwort zu geben, so wunderbar und groß, dass nie wieder ein Mensch so vollkommen dem Gnadenruf Gottes entsprochen hat. Wir hören den Gnadenruf, wir lauschen auf die Antwort:

Als die Zeit gekommen war, da Gottes Sohn Mensch werden sollte, sandte Gott den Erzengel Gabriel nach Nazareth zur Jungfrau Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sprach: "Gegrüßet seist du, voll der Gnaden, der Herr ist mit dir." Sie erschrak über diese Rede und dachte nach, was dieser Gruß wohl bedeute. Wie soll eine zarte Seele nicht erschrecken, bei diesem Gruß aus dem Munde eines solchen Boten? Aber trotz ihres Erschreckens bleibt Maria besonnen; sie überlegt und denkt nach, was der Gruß wohl bedeute.

Der Engel antwortet auf ihr Erschrecken und auf ihre inneren Gedanken. Er ist der Bote Gottes und muss ihr Gottes Botschaft, Gottes Gnadenruf überbringen. Er sprach zu ihr: "Fürchte dich nicht, Maria. Du hast Gnade gefunden bei Gott. Siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und der Sohn des Allerhöchsten genannt werden. Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; er wird in Ewigkeit über das Haus Jakob herrschen, und seines Reiches wird kein Ende sein."

Von Neuem muss Maria überlegen. Sie hat sich ganz Gott geweiht; in reinster, unversehrtester Jungfräulichkeit will sie ihm dienen. Sie sieht noch nicht, wie es möglich sein kann, ihre gelobte Jungfräulichkeit zu wahren und doch diesen Auftrag Gottes, der ihr jetzt zuteil wird, zu erfüllen. Gottes Gnade hat sie zum jungfräulichen Leben berufen; wie kann derselbe Gott ihr jetzt die Mutterwürde übertragen?

In kindlicher Einfachheit und Schlichtheit fragt Maria den Engel: "Wie soll das geschehen, da ich kleinen Mann erkenne?" Der Engel gab ihr zur Antwort: "Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das aus dir geboren wird, Sohn Gottes heißen... Bei Gott ist kein Ding unmöglich."

Nun kann Maria keine Bedenken mehr haben, dass Gott sie ruft und zur Mutter des Erlösers bestimmt. Darin wird die vollkommene Erfüllung ihrer Jugendweihe bestehen. So ist die Mutterwürde eingeordnet in die Weihe ihres Lebens. Noch mehr als bisher, noch auf höhere Weise wird sie sich ganz dem Wirken des Heiligen Geistes zur Verfügung stellen müssen. Maria hört den Gnadenruf; erfüllt ist die Zeit, auf die sie und alle Menschen des Alten Bundes geharrt haben. Nun soll es nur noch von ihr abhängen, dass der Welt das Heil geschenkt wird. Für Maria gibt es kein Überlegen mehr.

Demütiger und einfacher hat wohl nie ein Mensch zu Gott sprechen können, als Maria es jetzt tut, da sie zur Antwort gibt: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach Deinem Wort."

Wenn die Welt gewusst hätte, was in diesem Augenblick vor sich ging, sie hätte aufgeatmet, hätte mit eingestimmt in das Jubilieren der Engel und Himmelschöre.

Das größte Wunder ist geschehen: Das Wort ist Fleisch geworden. Gottes Sohn zieht ein in seine menschliche Wohnstatt.

Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus.

Wir beten ein Ave Maria und danken der lieben Gottesmutter, dass sie Mutter unseres Erlösers werden wollte:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Öffnet eure Tore, ihr Fürsten,
hoch wölbet euch, ihr ewigen Pforten!
Einziehen will der König der Herrlichkeit -
ja, der König der Herrlichkeit!
(Graduale der Marienmesse im Advent)


Gebet:
O Gott! Dein heiliger Engel hat der Jungfrau Maria den Gruß gebracht; denn aus ihrem reinen Schoße sollte dein Wort die menschliche Natur annehmen. Wir glauben freudig an das große Wunder, dass deine Allmacht gewirkt, und danken dir von Herzen. Demütig bitten wir auch, du wollest uns in diesem Glauben stärken und auf die Fürsprache der Mutter Gottes uns immer im Leben deine Hilfe gewähren. Durch denselben Christus, unsern Herrn. Amen.


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 37-39 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)




Samstag, 12. April 2014

Ehe, Ordensprofess und Priesterweihe: Endgültige Entscheidung

Wie soll sich denn ein Mann – oder besser: ein Jüngling – von 25 Jahren, dem kirchenrechtlichen Mindestalter, endgültig für den Priesterberuf mit allen seinen Konsequenzen entscheiden können? Fehlt es ihm für einen derartigen Schritt nicht an der nötigen Erfahrung? Und was, wenn ihm am Tag nach der Weihe die Frau seines Lebens begegnen würde…? Man kann eine ähnliche Frage auch im Hinblick auf junge Brautleute stellen: Gerade erst – oder nicht einmal – 25 Jahre alt, und schon ein Ja-Wort wagen, das dann binden soll, „bis das der Tod euch scheidet“? Vielleicht lernt man doch später, älter und reifer geworden, einen Menschen kennen, zu dem man eine weitaus tiefere Liebe empfindet, der eine bessere Ergänzung und größere Bereicherung für das eigene Leben darstellt als der Ehepartner – und was dann? 

Freilich fällt es schwer, ein Alter anzugeben, in dem diese Möglichkeit gänzlich ausgeschlossen wäre. Ist man mit 30, 40 oder erst mit 50 Jahren zu einer letzten Verbindlichkeit fähig? Oder überhaupt nie? Das ist die Meinung vieler unserer Zeitgenossen. Sie sagen: Weil wir uns im Strom der Zeit unablässig wandeln und unsere einzige Beständigkeit in der Unbeständigkeit liegt, deshalb macht die Vorläufigkeit allen Erkennens und Erlebens offensichtlich unsere Existenz aus. Und deshalb ist es eine illusorische Vorstellung, dass sich zwei Menschen ein für allemal in der Ehe miteinander verbinden oder dass jemand sich gültig für den geistlichen Stand mit seinen „ewigen Gelübden“, für den Priesterberuf mit seinen Zölibats- und Gehorsamsversprechen entscheiden kann. 

Die Argumentation gegen eine letztverbindliche Wahl erfährt auch soziologische Schützenhilfe: Früher, so sagt man, bestand noch ein sozialer Rahmen, der den Ehen und dem geistlichen Stand von aussen her Festigkeit verlieh, weil Scheitern damals als Schande galt und gesellschaftliche Ächtung nach sich zog. Mittlerweile ist das aber ganz anders geworden, und das Rad der geschichtlichen Entwicklung lässt sich nicht mehr zurückdrehen. Glücklicherweise nicht, fügt man hinzu; denn die heutige Situation wird ja, indem sie die Freiheit der einzelnen Person betont, der Würde des Menschen viel besser gerecht als die repressiven Systeme alter Zeiten… 

Was ist dazu zu sagen? Zunächst ist es wahr, dass man in jungen Jahren – und ebenso in vorgerücktem Alter – manche unausgegorene Wahl treffen kann und wohl auch tatsächlich trifft. Erfreulich, wenn sie sich im nachhinein noch abändern und sogar rückgängig machen lässt. Oft aber liegen solche Entscheidungen, einmal gefällt, außerhalb unserer Verfügungsgewalt. Das gilt vor allem von den wichtigen Weichenstellungen in jungen Jahren, die naturgemäß den Radius unserer Wahlfreiheit einschränken und dadurch dem gesamten Leben seine Richtung geben. Als Beispiel möge ein reich begabtes Kind dienen, das sich im Alter von sechs Jahren durchaus noch zum bedeutenden Atomphysiker, zum Staranwalt oder zum Konzertpianisten entwickeln könnte. Wird es aber von den Eltern frühzeitig auf die musikalische Bahn geführt und setzt es selbst aus freiem Willen seine Zeit und Energie für die Perfektionierung des Klavierspiels ein, dann schwinden die anderen Möglichkeiten nach und nach dahin, und mit 20 Jahren ist es für die Karriere als Atomphysiker oder Anwalt einfach zu spät. 

Ohne Zweifel ist es der Wille des Herrn unseres Lebens, dass wir die Freiheit, die er uns eröffnet, in fruchtbarer Weise nutzen. Das aber kann nicht gelingen, wenn wir uns alle Möglichkeiten offenlassen möchten und dafür, anstatt einen Weg einzuschlagen, auf der Stelle stehenbleiben. Sicherlich erfordern wichtige und folgenreiche Entscheidungen eine gute Überlegung, kompetenten Rat und vor allem Licht und Kraft von oben. Doch ist es nicht einzusehen, weshalb ein junger Mensch noch nicht dazu befähigt sein sollte. Gerade wenn er sich um Gottverbundenheit bemüht, sich von erfahrenen Personen etwas sagen lässt und die Geister, welche ihm Seele und Herz bewegen, aufrichtig prüft, sollte er es bis zu einem hohen Gewissheitsgrad bringen können, dies insbesondere in Dingen, die für die Sinngebung des ganzen Lebens von Gewicht sind. Also vor allem im Bereich der Wahl des Berufes und des Partners. 

Nicht der Mangel an Alter und Lebenserfahrung ist das eigentliche Problem, sondern die fehlende Vorbereitung – man denke an die Art der Ehevorbereitung in vielen kirchlichen Einrichtungen! –, die Unüberlegtheit und das geringe Vertrauen in Gottes Vorsehung. Wer sich von Ihm geführt weiß, dem ist klar, dass ihm nicht nach erfolgter Diakonenweihe (die ja den künftigen Priester bereits zum Zölibat verpflichtet) die „Frau seines Lebens“ begegnen oder nach der Hochzeit ein besserer Partner über den Weg laufen wird. Und wie herrlich ist es doch, wenn gerade ein junger Mensch schon Gott seine ganze Freiheit schenkt… 

P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad



Hinweise:


- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers

- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)
- Foto: Ablegen des Ordensversprechens; Benediktinerabtei Le Barroux (F)

Mittwoch, 9. April 2014

Gottesbegegnung


Neben der Vermittlung der Glaubenslehre als Vor- und Nachbereitung im Unterrichtsraum der Katechese, und nach der anfänglichen Glaubensvermittlung im Gespräch und Gebet der christlichen Familie, ist der eigentliche Ort der Begegnung (Anm.: mit dem lebendigen Gott) der Raum der Kirche im Rahmen der liturgischen Feier, worin der einzelne Gläubige eintritt in den Bund zwischen der bräutlichen Kirche und ihrem göttlichen Bräutigam, wo sich die irdische mit der himmlischen Liturgie verbindet und so das Licht des Glaubens aufleuchten und jenes Feuer zünden kann, welches der Herr auf diese unsere Erde zu werfen gekommen ist (Lk 12, 49).

Diese Begegnung ereignet sich in einer ganz bestimmten Atmosphäre, in einem Geist, der sich einer Beschreibung zwar nicht entzieht, aber doch nicht rein intellektuell erfaßt werden kann; ein Geist, der nur in der jeweiligen Begegnung erlebt werden kann, und doch nicht nur ein subjektives Gefühl ist; ein Ergriffen-Sein und Sich-Anvertrauen, das in der liebenden Hingabe die überzeitliche Wahrheit der geliebten Person aufleuchten läßt. Dieses Erkennen und Kennen der geliebten Person geht einher mit der Umwandlung in eine neue Existenz.


Montag, 13. Januar 2014

Ich sehne mich nach einer Hand

Gott,
ich suche eine Hand,
die mich ermutigt,
die mich beruhigt und beschützt.
Ich taste nach einer Hand,
die mich begleitet und führt,
die mich heilt und mich rettet.
Ich brauche eine Hand,
die stark ist und mich trägt,
die mich ergreift, und nicht mehr loslässt.
ich möchte eine Hand, die es gut mit mir meint,
die sich zärtlich um mich legt.
Ich sehne mich nach einer Hand,
der ich mich restlos anvertrauen kann,
die treu ist, die mich liebt.
Ich suche eine große Hand
in die ich meine kleinen Hände
und auch mein Herz
hineinlegen kann,
eine Hand,
in der ich geborgen bin - ganz.

Gott,
Deine Hand lädt mich ein:
Komm!
Deine Hand lässt mich spüren:
Fürchte dich nicht!
Deine Hand schenkt die Gewissheit:
Ich liebe dich.
In Deiner Hand bin ich geborgen
und aufgehoben für immer.
Und wenn ich dennoch
in einen Abgrund stürzte -
ich weiß:
Am Grund dieses Abgrunds
wartet auf mich
Deine Hand,
Deine gütige, alles bergende Hand.
Und Deiner liebenden Hand -
kann mich niemand entreißen.
Gott,
in Deine Hand - lege ich alles.
Deine Hand - lässt mich nicht mehr los.
Danke, Du gute zärtliche Hand, danke.



 


Bild: "Bleib sein Kind"; Skulptur von Dorothea Steigerwald (1963); Privat


Samstag, 16. November 2013

Lebensgefährlich: Der Priester Hans Küng und sein Suizid


Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Hans Küng möchte „nicht als Schatten seiner selbst weiterexistieren“. Im jüngst veröffentlichten dritten Teil seiner Memoiren hat er es den Lesern mitgeteilt und es seither in verschiedenen Interviews wiederholt. Der 85-jährige Schweizer und einstmalige Konzilsberater blickt auf ein langes Wirken als Theologieprofessor, Schriftsteller und Kirchenkritiker zurück. Nicht zu vergessen: Priester ist er auch. Bis jetzt pflegte er eine intensive Medienpräsenz und nutzte sie, um sich zeitgeistkonform über den katholischen Glauben, über Papst und Kirche zu äußern und für sein „Projekt Weltethos“, eine Art Ökumene aller Gutmenschen, zu werben. 

Nun aber spürt Küng deutlich, dass sein Ende herannaht. Seit gut einem Jahr weiß er, dass er an Parkinson leidet und durch eine Makuladegeneration schon bald seine Sehkraft verlieren wird. Er ist Zeuge des beständigen Abnehmens seiner Energie, des raschen Schwindens seines Augenlichtes. Das wirft für ihn die Frage auf: „Ein Gelehrter, der nicht mehr schreiben und lesen kann? Was dann?“

Wie nicht anders zu erwarten, bleibt Küng auch hier die Antwort nicht schuldig. Lautet sie vielleicht: „Nach dem vielen Lesen und Schreiben ist nun die Zeit vermehrten Betens gekommen“? Keineswegs. Küng, der sich „nicht lebensmüde, doch lebenssatt“ nennt, ist Mitglied der Sterbehilfeorganisation Exit. Nicht nur, um diese aus seinen gewiss beachtlichen finanziellen Mitteln zu unterstützen, sondern auch, um sich gegebenenfalls selbst von ihr unterstützen zu lassen: „Der Mensch hat ein Recht zu sterben, wenn er keine Hoffnung mehr sieht auf ein nach seinem ureigenen Verständnis humanes Weiterleben", sagt Küng und meint damit auch das Recht, sein letztes Stündlein bereits schlagen zu lassen, bevor es von der Natur – oder frommer ausgedrückt: von der göttlichen Vorsehung – eingeläutet wird. 

Seinen Ansichten liegen persönliche Erfahrungen zugrunde. Küng erinnert sich an den qualvollen Tod seines Bruders Georg durch Hirntumor im Jahr 1955; schon damals habe er sich entschieden, so nicht sterben zu wollen. Auch das Ende seines Freundes Walter Jens, eines bekannten Philologen, der jüngst als Demenzkranker in geistiger Umnachtung verschied, bestärkte Küng in seinem Entschluss, sein Leben frühzeitig zu beenden (oder beenden zu lassen), bevor er in einen ähnlichen Zustand geraten sollte. 

Bei einem religionslosen Menschen kann man diese Einstellung recht gut nachvollziehen. Aber bei einem Theologen, einem katholischen Priester? Dürfte man sich von ihm nicht anstelle der „Lösung“ des Problems durch assistierte Selbsttötung vielmehr eine Interpretation der leidvollen Dimension unserer Existenz im Lichte der göttlichen Offenbarung, einen Ausblick auf den Sinn von Schmerz und Tod in Gottes Heilsplan erhoffen? Offensichtlich ist der Glaube des Professors derart beschädigt, sein Blick auf Jesus Christus so sehr verdunkelt, dass ihm der eklatante Widerspruch zwischen seinen Auffassungen und denen eines Christen nicht mehr auffällt. 

Bekanntlich hing unser Erlöser als verhöhnter, erniedrigter und gequälter Mann am Kreuz. Äußerlich betrachtet starb er wie ein Verbrecher, doch besiegte er dadurch Sünde, Tod und Teufel. Wir, seine Jünger, sind berufen, mit und in ihm durch Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung zu gehen. Schwäche, Verächtlichkeit und Schmerz, geduldig ertragen, vereinen uns dabei tiefer mit Christus und können zu einem Segen für andere werden. Viele heilige Menschen haben es uns vorgemacht. Und da sollte ein gläubiger Katholik, gar ein Priester des Herrn wohlüberlegt und ernsthaft behaupten können: Lieber Selbstmord als ein demütigendes Ende? 

Hans Küng glaubt zwar an ein Leben nach dem Tod und erwartet, auch nach Suizid in den Händen Gottes geborgen zu sein. Doch spricht er hier gewiss nicht von dem Gott, an den wir Christen glauben, denn dieser verbietet es dem Geschöpf streng, sich als Herr über Leben und Tod aufzuspielen und sich dadurch göttliche Rechte anzumaßen. Für einen Theologen freilich, der zeitlebens die Ummodelung des Glaubensgutes nach menschlichen Vorstellungen betrieben hat, ist es nur konsequent, wenn er auch im Bereich der letzten Dinge – seiner eigenen letzten Dinge! – einem vermessenen Wunschdenken folgt. 

Wer wie Hans Küng die professionelle Suizidassistenz von Exit in Anspruch nehmen will, der verzichtet damit selbstredend auf die kirchlich-sakramentale Sterbebegleitung durch den Priester. Er schlägt die Absolution nach reuiger Beichte aus, weist die aufrichtende, für den Todeskampf stärkende Gnade der heiligen Salbung zurück und lehnt die eucharistische Wegzehrung ab, diese letzte Kommunion auf Erden, die der ewigen Kommunion des Himmels vorausgehen soll. Das bedeutet: Ein solcher Mensch befindet sich objektiv in einem Zustand, der ihn vom ewigen Heil ausschließt. Und indem er seine Ideen via Medien propagiert, bringt er auch viele andere Menschen in ernste Gefahr. Grund genug, für den Priester Hans Küng zu beten.


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)


 Vom selben Autor:

  


Samstag, 8. Juni 2013

Papst Franziskus zum Eucharistischen Kongress: Priester sollen Gläubige zu einem eucharistischen Leben anleiten

Die Zusammenkunft zur Feier der Eucharistie, der der Priester vorsteht, ist also die Mitte der Gemeinschaft der Gläubigen. Die Priester leiten darum die Gläubigen an, die göttliche Opfergabe in der Meßfeier Gott dem Vater darzubringen und mit ihr die Hingabe ihres eigenen Lebens zu verbinden.

Sie unterweisen sie im Geist Christi des Hirten, ihre Sünden reumütig der Kirche im Sakrament der Buße zu unterwerfen, so daß sie sich ständig mehr zum Herrn bekehren, eingedenk seines Wortes: "Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen" (Mt 4,17).

Sie lehren sie ebenso, an den Feiern der heiligen Liturgie so teilzunehmen, daß sie dabei zu einem echten Gebet kommen; sie führen sie zu immer vollkommenerem Gebetsgeist, der sich entsprechend den Gnaden und Erfordernissen eines jeden im ganzen Leben auswirken muß; sie halten alle an, ihre Standespflichten zu erfüllen, und laden die Fortgeschrittenen ein, die evangelischen Räte in einer Weise, die jedem angemessen ist, zu befolgen.

So lehren sie die Gläubigen, in Lobgesängen und geisterfüllten Liedern dem Herrn in ihren Herzen zu singen und Gott dem Vater immerdar Dank zu sagen für alles im Namen unseres Herrn Jesus Christus. (vgl. Eph 5,19-20)


II. Vatikanisches Konzil; Presbyterorum ordinis (07.12.1965)
(Die fettgedruckten Sätze sind Teil des an Kardinal Cordes gerichteten Briefes des Heiligen Vaters Franziskus anlässlich seiner Ernennung zum Sondergesandten des Papstes für den Nationalen Eucharistischen Kongresses in Köln; Paul Josef Kardinal Cordes war bis 2010 Präsident des Päpstlichen Rates "Cor unum".)



Foto: Kanzel der kath. Sradtpfarrkirche St. Peter und Paul in Lindenberg/Allgäu; © FW

Dienstag, 16. April 2013

BXVI.: Der priesterliche Zölibat, Angleichung an den Lebensstil Christi

[Der priesterliche Zölibat] wird zu Recht als ein unschätzbarer Reichtum betrachtet und auch durch die ostkirchliche Praxis bestätigt, gemäß der die Bischöfe nur unter zölibatär lebenden Männern ausgewählt werden und die Entscheidung vieler Priester für den Zölibat in hohen Ehren gehalten wird.

In dieser Wahl des Priesters kommen nämlich in ganz eigener Weise seine Hingabe, die ihn Christus gleichgestaltet, und seine Selbstaufopferung ausschließlich für das Reich Gottes zum Ausdruck.  Die Tatsache, daß Christus, der ewige Hohepriester, selber seine Sendung bis zum Kreuzesopfer im Stand der Jungfräulichkeit gelebt hat, bietet einen sicheren Anhaltspunkt, um den Sinn der Tradition der lateinischen Kirche in dieser Sache zu erfassen.

Deshalb reicht es nicht aus, den priesterlichen Zölibat unter rein funktionalen Gesichtspunkten zu verstehen. In Wirklichkeit stellt er eine besondere Angleichung an den Lebensstil Christi selbst dar. Eine solche Wahl hat vor allem hochzeitlichen Charakter; sie ist ein Sicheinfühlen in das Herz Christi als des Bräutigams, der sein Leben für die Braut hingibt.

In Einheit mit der großen kirchlichen Tradition, mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und meinen Vorgängern im Petrusamt bekräftige ich die Schönheit und die Bedeutung eines im Zölibat gelebten Priesterlebens als ausdrucksvolles Zeichen der völligen und ausschließlichen Hingabe an Christus, an die Kirche und an das Reich Gottes und bestätige folglich seinen obligatorischen Charakter für die lateinische Tradition. Der in Reife, Freude und Hingabe gelebte priesterliche Zölibat ist ein sehr großer Segen für die Kirche und für die Gesellschaft selbst.


Papst Benedikt XVI., Nachsynodales apostolisches Schreiben "Sacramentum caritatis" vom 22.02.2007

Mittwoch, 6. März 2013

Hingabe



Ewiges Wort, eingeborener Sohn Gottes,
lehre mich die wahre Großmut,
lehre mich dienen, wie Du es verdienst:
Geben, ohne zu zählen,
kämpfen, ohne der Wunden zu achten,
arbeiten, ohne Ruhe zu suchen,
mich hingeben, ohne Lohn zu erwarten.
Mir genüge das frohe Wissen,
Deinen heiligen Willen erfüllt zu haben.
Amen.

dem hl. Ignatius von Loyola (1491 - 1556) zugeschrieben


Mittwoch, 27. Februar 2013

Böses zum Guten wenden

 
Da Gott Macht und Weisheit hat, das Böse zum Guten zu lenken, für wen sollte er das wohl tun, wenn nicht für jene, die sich ihm rückhaltlos geschenkt haben?

Hl. Franz von Sales

Sonntag, 24. Februar 2013

200.000 Menschen beim letzten Angelus von Papst Benedikt XVI. in Rom

Das christliche Leben – so Benedikt in der Botschaft für die Fastenzeit 2013 – bestehe darin, "den Berg der Begegnung mit Gott immer wieder hinaufzusteigen, um dann, bereichert durch die Liebe und die Kraft, die sie uns schenkt, wieder hinabzusteigen und unseren Brüdern und Schwestern mit der gleichen Liebe Gottes zu dienen" (Nr. 3).

„Liebe Brüder und Schwestern, ich fühle, wie dieses Wort Gottes in diesem besonderen Augenblick meines Lebens besonders an mich ergeht. Der Herr ruft mich, den ‚Berg hinaufzusteigen’, mich noch mehr dem Gebet und der Betrachtung zu widmen. Doch dies bedeutet nicht, die Kirche zu verlassen, im Gegenteil. Wenn Gott dies von mir fordert, so gerade deshalb, damit ich fortfahren kann, ihr zu dienen, mit derselben Hingabe und mit derselben Liebe, mit denen ich es bis jetzt versucht habe, aber in einer Weise, die meinem Alter und meinen Kräften angemessener ist.“

(mehr zum letzten Angelus-Gebet auf dem Petrersplatz in Rom via kath.net)


Foto: Papst Benedikt XVI. beim Angelus-Gebet am Fenster des Apostolischen Palastes; Oliver-Bonjoch; wikipedia

Samstag, 16. Februar 2013

Teuer erkaufte Versöhnung: Geschenk und Angebot an uns

Der Satz des heiligen Paulus ist sehr stark: Gott hat ihn » für uns zur Sünde gemacht «. Jesus, der Unschuldige, der Heilige, "der keine Sünde kannte" (2 Kor 5,21), lädt sich die Last der Sünde auf und teilt mit der Menschheit ihre Folge, den Tod – den Tod am Kreuz.

Die Versöhnung, die uns angeboten wird, wurde um einen sehr hohen Preis erkauft: das auf Golgotha aufgerichtete Kreuz, an das der menschgewordene Sohn Gottes geheftet wurde. In diesem Eintauchen Gottes in das menschliche Leiden und in den Abgrund des Bösen liegt die Wurzel unserer Rechtfertigung.

Unser "Umkehren zu Gott von ganzem Herzen" auf unserem Weg in der Fastenzeit geht über das Kreuz, über die Nachfolge Christi auf dem Weg, die zum Kalvarienberg führt, zur vollkommenen Selbsthingabe.


Papst Benedikt XVI. in der Predigt am Aschermittwoch, den  13.02.2013 im Petersdom




Donnerstag, 3. Januar 2013

Korrekte Übersetzung der Wandlungsworte: Durch das "für viele" wird die Freiheit des Menschen respektiert

"Wir glauben, dass Christus sein Leben für uns Sünder hingegeben hat. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Kirche das „pro multis“ übersetzt mit „für alle“. Papst Benedikt XVI. hat in seiner Erläuterung der Neuübersetzung des „pro multis“ als „für viele“ darauf hingewiesen, dass die Kirche nach wie vor daran glaubt, dass der Herr für alle Menschen gestorben ist, denn „das Sein und Wirken Jesu umfasst die ganze Menschheit, Vergangenheit und Gegenwart und Zukunft“.

Von dieser ontologischen Ebene muss die historische Faktizität unterschieden werden, dass in der konkreten Geschichte der Menschheit niemand gezwungen wird, den Erlöser anzunehmen.

Um der Wahrheit und der Freiheit des Menschen willen entspricht es sowohl der biblischen Tradition wie auch dem Tun des Herrn, wenn die Kirche sich wieder überall an die wörtliche Übersetzung hält.

Wer dagegen polemisiert, sollte sich fragen, ob er nicht die Möglichkeit des Menschen missachtet, sich auch gegen Gott zu entscheiden. Die Barmherzigkeit Gottes ist zwar immer ein Akt der Liebe, aber diese Liebe drängt sich dem Menschen nicht auf. Sie „kann“ nur von denen empfangen werden, die ihr Herz nicht verhärten."


Abt Maximilian Heim OCist, Heiligenkreuz, Wien, in einem Beitrag über "Die Eucharistie in der Theologie von Joseph Ratzingers, "Die Tagespost" vom 29.12.2012, S. 25



Weiteres zum Thema:

Samstag, 21. Juli 2012

Das Kreuz steht, derweil die Welt sich dreht


„Stat crux, dum volvitur orbis“

Von P. Bernward Deneke FSSP
 
Man kann das Kreuz aus dem öffentlichen Leben verbannen, kann es in Schulen, Gerichten und Amtsgebäuden abmontieren und es von Plätzen und Wegen entfernen. Man kann versuchen, es aus dem Leben zu beseitigen durch wirtschaftlichen und medizinischen Fortschritt, durch Geburtenkontrolle und Manipulation am menschlichen Erbgut.

Man kann das Kreuz selbst in der kirchlichen Verkündigung mit beständigem Halleluja-Tonfall verdrängen, es wie gleichberechtigt zwischen die Symbole anderer Religionen einreihen und seine Darstellungen bis zur Unkenntlichkeit verformen. Dennoch – das Kreuz wird bleiben.

„Stat crux, dum volvitur orbis“, lautet das Motto des Kartäuserordens: „Das Kreuz steht, derweil die Welt sich dreht.“ Und dieser Satz behält seine Gültigkeit unter allen Umständen der Geschichte. „Unter jedem Dach ein Ach, in jedem Häuschen ein Kreuzchen“, sagt der Volksmund. Die Menschheit kann dem Leiden, dem Schmerz und Tod nicht entfliehen, soviel Eifer und Intelligenz sie auch in dieses Bemühen legen mag; denn zu tief ragt das Kreuz hinein in unsere gefallene Natur, und zu hoch ragt es über uns hinauf, seitdem der Sohn Gottes selbst es auf sich genommen hat und sich an ihm erhöhen ließ, um alles an sich zu ziehen (Joh 12,32).

Nur wer sich dieser Wirklichkeit stellt, ist realistisch. Nur im Blicken auf den, den wir durchbohrt haben (vgl. Sach 12,10, Joh 19,37), erschließt sich uns der Sinn unseres Lebens und vor allem der Sinn des Leidens darin. Und nur daraus empfangen wir auch die Kraft, das Schwere und Leidvolle, selbst den Tod zu bewältigen und in Sieg zu verwandeln. Während das Kreuz den Juden als Ärgernis und den Heiden als Torheit erscheint, wird es ja denen, die glauben, Gottes Kraft und Weisheit (vgl. 1 Kor 1,23).

Paulus beteuert, unter den Menschen nichts kennen zu wollen als Jesus, und diesen als den Gekreuzigten (1 Kor 2,2). Vom heiligen Philippus Benitius (+ 1285) erfahren wir, er habe sich sterbend von seinen Mitbrüdern „sein Buch“ erbeten und, als diese nicht begriffen, welches er meinte, auf das Kreuz gewiesen. Es muss sich also in der Kenntnis des Gekreuzigten, in der Lektüre des Kreuzes-Buches eine Wahrheit offenbaren, zu welcher wir auf anderem Wege nicht gelangen können. Welche ist das?

Es ist eine zweifache Wahrheit. Zum einen spricht das Kreuz über uns Menschen und unsere Sünde. Jesus, so fürchterlich zugerichtet, führt uns vor Augen, was unsere Verfehlungen im Kern sind: nicht harmlose Schwächen von im Grunde gutmeinenden Wesen, auch nicht unvermeidbare Betriebsunfälle, die eher der Fehlbarkeit des Schöpfers als dem bösen Willen Seiner Geschöpfe anzulasten wären, sondern Rebellion gegen Gott, der Versuch, Ihn aus unserem Leben und aus der Welt zu vertreiben, Ihn vom Thron zu werfen und zu vernichten. Der Sünder versteht das nicht wirklich, weshalb Jesus betet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34) Doch im Blick auf das Kreuz beginnen wir zu erahnen, was es in Wahrheit um die Sünde ist.

Zugleich und noch mehr spricht das Kreuz aber über Gott, über Seine unfassbare Barmherzigkeit und Güte. Wenn Jesus sagt, dass niemand eine größere Liebe hat, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde (Joh 12,13), dann gilt das ja zuallererst von Ihm selbst. Er aber hat Sein eigenes Wort noch überboten, indem Er das Leben nicht nur für die Freunde, sondern sogar für die Feinde hingab – um sie dadurch zu Freunden zu machen!

In immer neuen Worten besingt die Schrift die Liebe Gottes, die sich am Kreuz offenbart: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen einzigen Sohn hingab, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh 3,16) Und: „Er, der Seines eigenen Sohnes nicht geschont, sondern Ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte Er uns in Ihm nicht alles schenken?“ (Röm 8,32) Diese Liebe, diese Reichtümer Seiner Güte werden uns nirgends sonst so klar gezeigt wie im Geheimnis des Kreuzes.

„Stat crux, dum volvitur orbis. – Das Kreuz steht, derweil die Welt sich dreht“ Wir tun gut daran, die tiefe und hohe Weisheit des alten Kartäuser-Leitspruchs zu bedenken und zu beherzigen. 


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Mittwoch, 11. Juli 2012

Im Angesicht der Engel will ich dir Psalmen singen...(Psalm 138,1)

Fra Angelico: Hl. Benedikt

Benedikt, sonst so nüchtern in den Bestimmungen seiner Mönchsregel, kann seine gemessene Sprache nicht ganz wahren, wo er auf den Gottesdienst zu sprechen kommt. Das göttliche Offizium ist nun einmal für ihn das Herzstück des monastischen Lebens.

Die heute vielfach übliche monotone Rezitation der Psalmen war damals noch nicht üblich. Das Offizium wurde gesungen. Dabei sollte die Schönheit des Gesanges nicht einfach nur ästhetischen Genuß bereiten, sondern helfen, Gott aus allen Kräften in liebender Ergriffenheit zu preisen.

Auch dient nach Athanasius, dem heiligen Kirchenvater, der gottesdienstliche Gesang dazu, die Triebwelt des Gemütes zu ordnen und sie in Einklang mit dem Geist zu bríngen. Der Mönch soll zu einer lebendigen Harfe werden, so daß der harmonische Vortrag der Psalmen eine ruhige und befriedete Seele widerspiegelt." (1)

So wird der Mönch zu einer Stimme, durch die die so armselige und bedrängte Kirche - dennoch! Lieder des Dankes und der Lobpreisung zu Gott emporsenden kann!

Denn diese Kirche, "die durch die Wechselfälle und Trübsale des irdischen Aeons pilgert, ist Braut des gekreuzigten und erhöhten Christus. Die Braut aber will schauen und singen, weil ihr Herz dort weilt, wo der Bräutigam ist.

Aber nicht alle können alles. So hat die Kirche ihren bräutlichen Dienst vorab den Mönchen übertragen. Abba Bessarion sagte sterbend das ergreifende Wort: "Der Mönch muß ganz Auge sein, wie Cherubim und Seraphim", und der heilige Benedikt wünscht, daß seine Söhne ihre Augen ganz dem heiligen Lichte öffnen, das sie umformt in Gott.

Nie dürfen sie den Allerhöchsten aus dem Blick verlieren. In dieser Schau werden die Herzen glühend vor Liebe: Liebende aber wollen singen.

So erheben die Mönche noch in der Nacht ihre Stimmen im Heiligtum... und siebenmal... tönt ihre Gebetsharfe zum Himmel, den Glanz des Herrn über die Mühen der pilgenden Kirche zu rufen." (2)


(1)  Vincentius Stebler, Der benediktinische Weg zur Beschauung, Olten 1947, S. 135.
(2)  V. Stebler, a. a. O. S. X.


aus Gertrude und Thomas Sartory: Benedikt von Nursia - Weisheit des Maßes; Herderbücherei Bd. 884; AD 1981, S. 136f;  (s. Quellen)
Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...