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Montag, 16. Februar 2015

Helau! Lustiges Kreuzesopfer...

 

... "entspannte und lustige Stimmung", "buntgekleidete und -geschminkte Ministranten" (in echter Ministrantenkleidung, jedoch im originellen Mix der liturgischen Farben!). "Einmal im Jahr wird die Predigt zur Büttenrede." Und das 2015 bereits seit 15 Jahren. "Die Gesichter sind fröhlich wie nie", so der Priester, sonst, so Pfr. Kühn weiter, sieht es in der Kirche anders aus: eine traurige Kirche eben... Schade, dass in der Kirche nicht immer Zirkus stattfindet. Man hat offensichtlich ja sonst auch nichts zu bieten.

"Einmal im Jahr verkleidet zur Messe und zur Kommunion zu gehen!" Das übe immer wieder einen besonderen Reiz auf die Gottesdienstbesucher aus, so die Kommentatorin von katholisch1.tv. Den Leuten gefällt's. So geschieht es in Eppisburg, Bistum Augsburg. Video: hier.

"Das war ganz toll, die Messe!" meint eine Närrin. "Der Pfarrer isch luschtig,; wir alle sind luschtig; es ist halt einfach Fasching..." Helau. OMG!


Noch mehr lustiger Mess-Fasching weltweit  hier bei "et nunc".

Dazu trefflich Bloggerkollege "Pro Spe Salutis":

A la Büttenpredigt

Einmal im Joor sind mir ganz doll
gar luschtig druff und haue' voll
im liebe' Gott eins in die Fresse,
denn dann gehts ab zur Narrenmesse.
 
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Zum Thema "Liturgischer Missbrauch":


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Donnerstag, 29. Januar 2015

Keine Welt ohne Messopfer



Eher könnte die Welt ohne Sonne bestehen,
als ohne das heilige Messopfer.





Bild: Pater Pio-Statue vor Wigratzbad; eigenes Foto

Samstag, 15. November 2014

Ehrfurcht und Liebe - Begegnung mit dem Ganz-Anderen

von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Predigt am 22. Juni 2014, 2. Sonntag nach Pfingsten; Nachprimiz von P. Robert Dow FSSP

„Zu Deinem Namen, Herr, lass uns zugleich Furcht und immerwährende Liebe haben, da Du ja niemals denen Deine Führung entziehest, die Du in der Festigkeit Deiner Liebe begründest.“ (Oratio)

Stellen wir uns einmal vor, wir hätten heute, bei dieser heiligen Messe, eine Art kollektive Vision. Plötzlich wären wir alle im Geiste entrückt. Und da würde sich uns folgendes Bild bieten: Inmitten sieben goldener Leuchter wäre hier am Altar eine Gestalt zu sehen, einem Menschen gleich und doch ganz anders. Ein himmlisches Wesen, angetan mit einem wallenden Gewand und umgürtet mit goldenem Gürtel. Sein Haupt und Seine Haare wären wie schneeweiße Wolle, die Augen wie eine Feuerflamme, die Füße wie glühendes Glanzerz. Der Klang Seiner Stimme tönte donnernd wie das Rauschen vieler Wasser. In Seiner Hand hielte diese Erscheinung sieben Sterne, und aus ihrem Mund ginge ein scharfes, zweischneidiges Schwert hervor. Das Antlitz leuchtete, wie wenn die Sonne in aller Kraft scheint. 

Diese Vision wäre so ganz anders als alles, was uns vertraut ist. Anders als die lieblichen, gefühlvollen Bildchen von Jesus, die uns in der Welt der Frömmigkeit begegnen. Anders aber auch als die großen Kunstwerke, die den Herrn zeigen. Sogar anders als die ehrfurchtgebietenden Christusikonen der Ostkirche und die machtvollen Mosaiken in alten Kirchen. Was würde wohl mit uns armen Sterblichen geschehen, wenn wir solches jetzt zu schauen bekämen? Vermutlich nichts anderes als das, was an demjenigen geschah, der diese Christuserscheinung vor wohl mehr als 1900 Jahren hatte. In seiner Apokalypse berichtet uns ja der heilige Apostel Johannes, dass er bei seiner Verbannung auf der Insel Patmos diese Schauung hatte. Und was geschah mit ihm? Johannes stürzte wie tot zu Füßen des Herrn nieder und musste durch dessen rechte Hand wieder aufgerichtet werden. Welche Vorstellung, das würde hier und heute uns allen geschehen! 

In der Religionsphilosophie spricht man seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gerne davon, das Heilige sei für uns Menschen ein mysterium tremendum et fascinans. Rudolf Otto, auf den die Formulierung zurückgeht, wollte damit die Wirkung dessen beschreiben, womit wir es in der Religion zu tun haben. Die Begegnung mit dem Bereich des Ganz-Anderen, des Göttlichen, lasse den Menschen erschrecken und erzittern: mysterium tremendum. Zugleich aber schlage es ihn in Bann, ziehe ihn wie magisch an, fasziniere ihn: mysterium fascinans.

Dieser Doppelcharakter wird tatsächlich an den verschiedenen Gotteserscheinungen der Bibel deutlich: Moses erblickt den brennenden Dornbusch und sagt sich: „Ich will doch hingehen und dieses seltsame Schauspiel betrachten.“ Als der Herr ihn aber aus dem Dornbusch anspricht, heißt es: „Da verhüllte Moses sein Angesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.“ Beides liegt hier direkt beieinander: die magnetische Anziehungskraft und die Furcht davor, den Allheiligen zu schauen. 

Ähnlich beim Propheten Elias, der auf dem Berg den Vorübergang des Herrn erlebt. Nach einem heftigen Sturm, der Berge zersprengt und Felsen spaltet, nach Erdbeben und Feuersbrunst vernimmt der ein leises, sanftes Säuseln. Und die Schrift sagt: „Da, als Elisas dies vernahm, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel, ging hinaus und trat an den Eingang der Höhle.“ Er kann nicht anders, als sein Gesicht zu verbergen – mysterium tremendum. Und doch ist er von der Gotteserscheinung in Bann geschlagen und tritt in den Eingang – mysterium fascinans

Nicht anders bei den Propheten Jesaja und Ezechiel, die überwältigender Schauungen gewürdigt werden. Jesaja erlebt die Gotteserscheinung im Tempel wie hingerissen, ruft aber dann aus: „Wehe mir, ich bin verloren. Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und wohne unter einem Volk mit unreinen Lippen, und meine Augen haben den König, den Herrn der Heerscharen, geschaut.“ Und Ezechiel hat die Vision vom göttlichen Thronwagen. Sie wirft ihn zur Erde, und nachdem ihn der Geist Gottes emporhebt, gerät er doch in tiefste Niedergeschlagenheit, sieben Tage bleibt er starr und stumm unter den Menschen. Ein postvisiönäres Syndrom, ein Depression vielleicht? Nein, Ezechiel wurde vom mysterium tremendum et fascinans, gepackt! 

Ja, wir könnten noch eine ganze Reihe solcher göttlichen Manifestationen anführen, in denen Menschen zugleich von Furcht und Faszination gepackt wurden. Denken wir im Neuen Testament nur an die Hirten, denen die Engel über den Fluren Bethlehems die Geburt des Messias künden: Sie fürchten sich sehr und sind doch bald schon von solcher Begeisterung, solchem Jubel ergriffen! Und dann eben die apokalyptische Vision des Johannes auf Patmos. Bemerkenswert ist, dass ausdrücklich gesagt wird, sie sei an einem Sonntag geschehen. Es drängt sich geradezu der Gedanke auf: am Sonntag, bei der Feier der heiligen Geheimnisse, bei der Messe! Das würde auch insofern passen, als die Apokalypse des heiligen Johannes stark liturgisches Gepräge trägt, ja in ihrem Ablauf große Ähnlichkeiten mit dem Tempelkult der Juden wie mit dem Gottesdienst der Christen hat. Und daher ist es auch keineswegs absurd, wenn wir uns vorstellen, uns würde hier und heute, bei dieser heiligen Feier, eine solche Schau zuteil. 

Jedenfalls ist die Wirklichkeit, die hinter der sakramentalen Zeichenwelt steht, von himmlischer, göttlicher Art. Sie ist tatsächlich umwerfend und hinreißend. Nur, dass wir oberflächlichen Geister das so leicht vergessen und daher völlig teilnahmslos und gelangweilt dabei sein können. Wir haben die Heilige Messe ja schon so oft erlebt, etwas Neues gibt es dabei ohnehin nicht mehr zu erwarten. Zwar glauben wir noch irgendwie das, was die Kirche darüber lehrt: Vollzug des Opfers Jesu Christi, Gegenwart des himmlischen Herrn, wie Ihn Johannes geschaut hat. Aber wir sind in den geistlichen Sinnen unentwickelt oder abgestumpft, im Herzen dem liturgischen Geschehen entfremdet. Und daher bewegen sich unsere Gedanken überall umher. Von einer Begegnung mit dem mysterium tremendum et fascinans, einer Überwältigung durch das unfassbare Ereignis kann nicht die Rede sein.

Wenn das nun schon von den Gläubigen gilt, die in einigem Abstand der Zelebration am Altar beiwohnen: Wie ist es dann erst für den Priester, der solches nicht nur dann und wann aus der Ferne miterlebt, sondern der es nach dem Willen der Kirche täglich vollzieht; der die heilige Gestalt bei der Wandlung in seinen Händen hält, sie bricht und später den Gläubigen austeilt? Ist er nicht in noch größerer Gefahr als alle anderen, das alltäglich gewordene Tun dann auch wie etwas Alltägliches zu tun, vor allem, wenn er es jahre- und jahrzehntelang verrichtet? Mit welcher inneren Anteilnahme wird unser Neupriester Robert Dow in 5, 10 oder 20 Jahren seine soundsovieltausendstes Messopfer darbringen? 

So unterliegt das Höchste und Heiligste scheinbar zwangsläufig dem Verschleiß, und gelegentlich tritt es uns, schmerzlich vielleicht, zu Bewusstsein, dass es eigentlich anders sein sollte. Aber die Sache mit dem mysterium tremendum et fascinans ist eben eine beeindruckende Theorie, die mit der Praxis nicht viel zu tun hat. Was sollte es auch nützen, wenn die Priester ständig entrückt und entzückt wären? Dadurch käme doch nur die Zeitplanung durcheinander… 

Sagen wir es sogleich: Es ist auch gut so und entspricht Gottes weiser Einrichtung, dass die Heilige Messe normalerweise eher nüchtern erlebt wird, im Glauben und nicht in ekstatischer Schau. Der Gottessohn ist in die Welt und in die Zeit eingegangen und durch die Sakramente, vor allem durch die Eucharistie in der Welt und in der Zeit geblieben. Dadurch hat Er für uns tatsächlich eine gewisse Alltäglichkeit angenommen. Aber – und das ist das große Aber – jeder von uns, allen voran der Priester, steht in der Pflicht, alles zu tun, damit daraus keine blasse und hohle Alltäglichkeit werde, sondern die Ehrfurcht und Liebe zu diesen Geheimnissen und zu dem, der in Ihnen zu uns kommt, tiefer und lebendiger werde. Ehrfurcht und Liebe – das ist ja die Antwort auf das mysterium tremendum et fascinans. Insofern es uns erzittern lässt, erfüllt uns die Furcht des Herrn, insofern es uns aber in Bann schlägt, ergreift uns heilige Liebe.

Daher kann ich am Tage der heutigen Nachprimiz unserem Neupriester und uns allen gar nichts Besseres auf den Weg geben als das, was uns die Kirche auf den Weg gibt. Das Tagesgebet dieses zweiten Sonntags nach Pfingsten bittet nämlich genau um dies: um Ehrfurcht und um Liebe. Noch ganz unter dem Bann des Fronleichnamfestes stehend (in dessen leider abgeschaffte Oktav der heutige Sonntag früher fiel) und schon das königliche Hochzeitsmahl des Evangeliums vor Augen, beteten wir eben: „Sancti nominis tui timorem pariter et amorem…Zu Deinem Namen, Herr, lass uns zugleich Furcht und immerwährende Liebe haben, da Du ja niemals denen Deine Führung entziehest, die Du in der Festigkeit Deiner Liebe begründest.“ 

Ehrfurcht und Liebe erhalten uns in der heiligen Spannung. Die Furcht des Herrn, Anbeginn der Weisheit, lässt uns erschüttert erkennen, wer da unter uns ist, und uns niederfallen vor Ihm. Die Liebe aber zieht uns zu Ihm hin in immer größerem Verlangen nach tiefer Vereinigung mit Ihm. Und diese Liebe sichert uns auch die Beständigkeit der göttlichen Führung: „…da Du ja niemals denen Deine Führung entziehest, die Du in der Festigkeit Deiner Liebe begründest.“ Führung heißt nicht nur, dass wir irgendwie mit unserem Herrn verbunden bleiben, sondern vielmehr, dass Er uns zu einer immer innigeren und stärkeren Verbindung geleitet. 

In der Ehrfurcht und Liebe zu bleiben und zu wachsen, dem dient im Leben des Gläubigen, vor allem des Priesters, das Gebet, insbesondere die tägliche Betrachtung der Geheimnisse Gottes. Darin üben sich schon treu die Seminaristen im Hinblick auf ihre spätere Aufgabe, darin muss der Priester ebenso treu verharren, um Tag für Tag das Heiligste mit wachsender Hingabe vollziehen zu können. Ehrfurcht und Liebe werden auch durch die regelmäßige Beichte erneuert und angefeuert: In tieferer Reinheit sind wir empfänglicher für das Licht, das vom eucharistischen Herrn ausgeht. 

Furcht und Liebe zugleich kommen wunderbar in einem Wort des heiligen Pfarrers von Ars zum Ausdruck. Er sagte einmal: Wenn der Priester erkennen würde, was er ist, dann müsste er sterben; sterben nicht vor Angst, sondern aus Liebe. Mysterium tremendum et fascinans der heiligen Messe, mysterium tremendum et fascinans zugleich auch des heiligen Priestertums! Jetzt also, wenn unser Neupriester Robert Dow das Opfer Christi darbringt, lasst uns daran denken: Hier lodert der brennende Dornbusch, hier erfüllt die Herrlichkeit Gottes Sein Heiligtum, hier rufen die Seraphim unablässig ihr „Heilig, heilig, heilig“, hier ist im leisen, sanften Säuseln unser Herr unter uns, Er, dessen Antlitz heller strahlt als die Sonne, dessen Augen wie eine Feuerflamme sind und aus dessen Mund das zweischneidige Schwert hervorgeht. Er selbst ist das mysterium tremendum et fascinans, das Geheimnis, das uns zittern, weitaus mehr aber anbeten, danken und lieben lässt. 

Deshalb unser heutiges Gebet, unterstützt durch die Fürsprache der Gottesmutter und aller Engel und Heiligen, für unseren Neupriester, für alle Diener des Heiligtums und für uns selbst: 

Zu Deinem Namen, Herr, lass uns zugleich Furcht und immerwährende Liebe haben, da Du ja niemals denen Deine Führung entziehest, die Du in der Festigkeit Deiner Liebe begründest.


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Weiteres zur Gottesbegegnung in der Liturgie:



Donnerstag, 10. Juli 2014

Wissenswertes über die Heilige Messe


Neu unter der Rubrik "BASICS" in der Sidebar:

Das heilige Messopfer - 
dogmatisch, liturgisch und aszetisch erklärt von Dr. Nikolaus Gihr (pdf)
Verlag Herder Freiburg im Br.
AD 1922 (17.-19. Auflage)


Daraus ein kurzer Auszug (S. 264ff):

§ 31. Gebrauch und Bedeutung des Lichtes beim heiligen Messopfer

Von Zeiten der Apostel an bediente sich die Kirche des Lichtes bei Verrichtung ihrer gottesdienstlichen Handlungen. Der liturgische Gebrauch des Lichtes hat seinen Grund weder einzig noch hauptsächlich in der zufälligen Notwendigkeit, die Finsternis zu verscheuchen, um die heiligen Geheimnisse feiern zu können, wie z. B. beim Gottesdienst in den Katakomben eine Beleuchtung durch die Umstände geboten ward. 

Der Kerzenschein auf dem Altare kann allerdings erinnern an jene schweren Tage blutiger Verfolgungen und Kämpfe, welche die Christen nötigten, das Opfer nachts oder in unterirdischen finstern Grüften zu feiern, aber es wäre falsch, das Brennen der Lichter beim Gottesdienste lediglich als Überrest jener damals notwendigen Beleuchtung oder nur als geschichtliches Denkmal an jene frühere Zeit zu betrachten.

Der eigentliche Grund für Anwendung des Lichtes bei gottesdienstlichen Verrichtungen liegt viel tiefer - in der Harmonie des Lichtes mit dem Wesen der Liturgie bzw. in der Förderung des Zweckes der Liturgie durch das Licht. Dasselbe trägt vorzüglich bei zur Verschönerung des Gottesdienstes und schließt eine ungemein reichhaltige Symbolik in sich - es ist Zierde des Kultus und zugleich Sinnbild religiöser, übernatürlicher Geheimnisse (1). (...)

Wenn Lichter in großer Anzahl brennen, eignen sie sich vorzüglich, die gottesdienstliche Feier zu erhöhen und zu verschönern sowie in den Anwesenden eine gehobene Seelenstimmung hervorzurufen; denn ihr milder, stiller, geheimnisvoller Schein gießt Strahlen des Lebens, der Freude, der Hoffnung, des Trostes, der Seligkeit über Gotteshaus und Gottesdienst aus.

Umgekehrt ist gar groß die Trauer und Betrübnis der Kirche, wenn unter den Klagegesängen der "düsteren Metten" (tenebrae) in der Karwoche Licht um Licht erlischt, bis endlich das letzte hinter dem Altare verschwindet und im Gotteshause ringsum tiefes Dunkel herrscht. (...)

Näherhin werden die drei göttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe auf schönste Weise durch brennende Lichter dargestellt. Die Helle der Flamme weist hin auf den Glauben, der eine Leuchte ist unsern Füßen und ein Licht unsern Pfaden (Ps 118, 105); das beständige Aufflackern der Flamme nach oben ist ein Bild der christlichen Hoffnung, die unverwandten Blickes nach der Höhe schaut und alle ihre Wünsche auf überirdische Güter richtet; die Glut der Flamme, welche Docht und Wachs verzehrt, erinnert an die Liebe, welche all das Ihrige. alle Kräfte der Seele und des Leibes im Dienste Gottes hinopfert. (...)

Diese reiche, tiefsinnige Symbolik begründet und erklärt den vielfältigen Gebrauch des Lichtes in der Liturgie. Die Kirche vollzieht ihren Kult bei Lichterschein. Im Allgemeinen soll dadurch angedeutet werden, dass Jesus Christus das wahre Licht, Gegenstand ihres Gottesdienstes und Urheber ihrer Gnadenspende sei. -

Die Wachskerzen, welche während der Messe brennen, verkünden, dass Christus als geheimnisvolle Gnadensonne auf dem Altar erscheine, um Licht und Leben, Freude, Trost und Segen in alle empfänglichen Herzen zu strahlen.

Die brennenden Kerzen, welche leuchtend sich verzehren, erinnern an die Opferliebe Jesu, welcher auf dem Altare in den eucharistischen Opfertod sich hingibt, um den Menschen das innere Gnadenlicht mitzuteilen. Die Altarlichter bezeichnen die reichen Opfergnaden, durch welche der Herr die Seelen mit heiliger Erkenntnis erleuchtet, mit heilsamer Kraft erfüllt und mit himmlischer Freude erquickt.

Die brennenden Kerzen mahnen dich auch, mit lebendiger Andachts- und Liebesglut das hehre Opfer zu feiern oder mitzufeiern: der Anblick dieser geheimnisvollen Lichter soll stille, ernste, heilige Freude und Seelenwonne in dir wachrufen. Die Kerzenlichter zeigen dir, dass auf dem Altare der Zentralherd des göttlichen Liebesfeuers lodert, in dessen Gluten du Tag für Tag dein armes Herz eintauchen sollst, damit es umgewandelt werde in eine Liebesflamme und du als wahres Kind Gottes, tadellos und lauter, mitten unter einem argen, verkehrten Geschlecht in der Welt wie ein Himmelslicht leuchtest (Phil 2,15-16) und durch eifrigen Tugendwandel Gott verherrlichest und den Nächsten erbauest (2). 

So sinnig, so lehrreich, so erhebend ist der kirchliche Gebrauch des Lichtes: er trägt dazu bei, dass wir den Gottedienst mit gebührenden Lichtgedanken, mit rechter Herzenswärme besuchen und feiern.


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Bild: aus "Heilige Messe - Geheimnis unseres Glaubens" hrsg. von Pfr. Franz Rudrof; Kral Verlagsdruckerei Abensberg

Samstag, 24. Mai 2014

Erste Begegnung mit der "alten Messe"

Ein Gastbeitrag von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Es sind allem voran bestimmte Begegnungen, die unserem Leben Richtung und Prägung geben. Begegnungen, die aus dem flüchtigen Grau-in-Grau des Alltags hervorstechen. Die ihr Zeichen tief in Seele und Herz drücken. Und die uns wie verwandelt entlassen. Rückblickend erkennen wir sie als Fügungen göttlicher Vorsehung; als Wege der Gnade hin zum Leben in Fülle.

Die bescheidene Begegnung, von der hier die Rede sein soll, ereignete sich vor bald 3 Jahrzehnten in einer Kapelle. Deren Besonderheit liegt nicht in hohem Alter und bedeutenden Kunstschätzen, sondern darin, daß sie zur Versammlungsstätte jener Katholiken geworden ist, die die heilige Messe im "alten Ritus" besuchen wollen.

Der Verfasser dieser Zeilen hatte eigentlich keine Veranlassung, sich in den Kreis solcher Außenseiter zu begeben. Selbst Ministrant in seiner Pfarrei und aktiv in deren Jugendgruppen, war er im "normalen" kirchlichen Leben zuhause und vertraut mit der Form des Gottesdienstes, die er von Kindertagen an als einzige kennengelernt hatte. Warum etwas Neues, auch wenn es das Ältere wäre?

Aber einige Vorkommnisse, teils abschreckender, teils erfreulicher Art, trieben zur Suche an und drängten mit wachsender Eindeutigkeit auf den Pfad der Tradition. So erlebte er auf der einen Seite die offene In-Frage-Stellung von Glaubenswahrheiten im Religionsunterricht und Abstoßendes in der Jugendarbeit und in Jugendgottesdiensten, an deren Gestaltung er selbst Anteil hatte. Auf der anderen Seite standen Begebenheiten, die neue Horizonte eröffneten: eine intensiv religiöse Wallfahrt, die Entdeckung und Pflege "altertümlicher Frömmigkeitsformen" (besonders des Rosenkranzgebetes) sowie die Lektüre wahrhaft katholischen Schrifttums.

Zum ersten Mal wurde der Glaube hier in seiner erregenden Größe und Schönheit, in seinem bindenden und bannenden Anspruch erfahren. Schwindelerregend hoch und abgrundtief, erhaben und innig zugleich erschien die Lehre von der eucharistischen Gegenwart Jesu und von der unblutigen Vergegenwärtigung Seines Liebes- und Lebensopfers in der heiligen Messe. Warum nur waren dem praktizierenden und engagierten Jugendlichen alle diese Wahrheiten so lange beinahe vollständig vorenthalten geblieben? Und wo fanden sie überhaupt einen angemessenen Ausdruck? Im gewohnten gottesdienstlichen Leben jedenfalls war davon wenig auszumachen. Trotz - oder vielmehr: wegen? - der vielgepriesenen "Verständlichkeit" der neuen Liturgie.

So wurde der Wunsch unabweislich, das, was bisher nur vom Hörensagen her bekannt war, mit eigenen Augen und Ohren mitzuerleben: die "alte Messe". War sie, die von den Bauleuten Verworfene, nicht schon durch die bloße Kunde zum Eckstein im Herzen des Suchenden geworden?

Fast immer erspäht der junge Mensch in neuer Umgebung zuerst, was er denn da für Leute um sich habe. Erfreulich war die Entdeckung, daß sich in der Kapelle alle Altersstufen einfanden; und daß es sich keineswegs um lauter religiöse Fanatiker und frömmelnde Exzentriker (die es natürlich auch gab) handelte. Die Formen der Ehrfurcht, im pfarrlichen Leben auf ein kaum noch zu unterbietendes Minimum reduziert und nur von wenigen Randexistenzen beibehalten, hatten bei diesen Gläubigen so gar nichts Übertriebenes an sich. Reine Selbstverständlichkeiten.

Und dann die heilige Messe selbst. Der Neuling sah sich einer eigenen Welt gegenüber. Die war ihm noch weithin verschlossen. Aber in ihrer erfüllten Stille und im erahnten Tiefsinn der Zeichen übte sie eine unaufdringliche und zugleich kraftvolle Anziehung aus. Bis auf die Predigt, weit und wogend wie das Meer, machte dieser Gottesdienst nicht den Eindruck eines Vortrages von Mensch zu Mensch, sondern einer Handlung, genauer noch: einer Begegnung.

Die Haltung und Ausrichtung des Zelebranten, der Ministranten und Gläubigen ließen keinen Zweifel mehr darüber, wer da im Mittelpunkt stand. Es fiel gar nicht schwer, an die wirkliche und persönliche Gegenwart des Erlösers in Seinem Opfer zu glauben. Alles redete ja davon. Alles lenkte die Aufmerksamkeit auf Ihn hin.

Anstatt seine Person hervorzuheben, verschwand der Priester nahezu. Er tauchte gleichsam in dem liturgischen Vollzug unter und ging völlig auf in der Stellvertretung des einen Hohenpriesters Jesus Christus. Aus der Hinwendung zum "Geheimnis des Glaubens" heraus wandte er sich dann auch den Gläubigen zu. Aber ohne den Blick auf den Herrn zu verstellen. Keine störenden subjektiven Einlagen. Die heilige Messe hatte nicht das Gesicht ihres menschlichen Zelebranten. Sie war theozentrisch, christozentrisch.

Endlich hatte der Sucher den Ausdruck jenes eucharistischen Glaubens, der aus den Worten und Gebeten der Heiligen spricht, gefunden! Wohl waren die Zelebrationsrichtung, die lateinische Kultsprache und die lang empfundenen Phasen des Schweigens für den an Verständlichkeit und Abwechslung gewöhnten Meßbesucher zunächst fremdartig. Durch den Entzug äußerer Beschäftigungen sah er sich plötzlich auf sein eigenes, armes Inneres zurückgeworfen: auf die Leere, den schwachen Glauben, die verkümmerte Fähigkeit zur Anbetung...

Doch gerade dadurch kam auch die Einsicht: Die heilige Messe ist eben ein Mysterium; ein Geheimnis, das nicht dem Fassungsvermögen des Menschen angepaßt werden darf, sondern dem sich dieses Fassungsvermögen durch die Gnade und eigenes Bemühen mehr und mehr anpassen soll. Der innerste Mittelpunkt des Glaubenslebens kann nicht nach den Maßstäben Fernstehender gestaltet werden. Nur dem gläubigen Mitvollzug erschließt er sich nach und nach. In das wahrhaft Große wächst man erst mit der Zeit hinein. Der Blick muß geläutert, das übernatürliche Sensorium geschärft werden. Dann beginnt das Abenteuer immer neuer, immer noch herrlicherer Entdeckungen.

Diese erste Begegnung läutete für den Verfasser eine Entdeckungsreise ein, die bis heute kein Ende gefunden hat. Auch die spätere "Gewöhnung" an den traditionellen Meßritus im Priesterseminar und als Priester hat daran nichts geändert. Während das Moderne in seiner Ausrichtung auf den "Menschen von heute" veraltet, offenbart das Alte sich in ewiger Jugend, denn es ist in erster Linie ein "Hintreten zum Altare Gottes, zu Gott, der meine Jugend erfreut" (Stufengebet der hl. Messe). In der Begegnung mit diesem Wunderwerk des Glaubens findet das abenteuerliche Herz, was es sucht: den unerschöpflichen Reichtum des Lebens in der Begegnung mit dem Herrn.



Auflistung der Orte und Zeiten, zu denen die "alte Messe" gefeiert wird: 


Donnerstag, 22. Mai 2014

Maiandacht 22. Tag - Maria, Mutter der göttlichen Gnade

Ich bin die Mutter der schönen Liebe 
und der Gottesfurcht,
der Erkenntnis und der heiligen Hoffnung.
Bei mir ist alle Gnade des Lebens und der Wahrheit,
bei mir alle Hoffnung des Lebens und der Tugend.
(Jes Sir 24,18))


Der Sündenschuld Nachtdunkel lag über der Menschheit. Da kam die Stunde, die Gott durch ewigen Ratschluss erwählt, dass "in die Finsternis das licht leuchte". Und der Engelsbote brachte das demutsvolle Ja-Wort der Jungfrau zurück, die zur Mutter des Lichtes, zur Mutter des Messias erkoren war: Maria ward Christusträgerin!

Doch zu Größerem noch hat Gott sie bestimmt: Christusbringerin sollte sie sein! Christusbringerin in vielfachem Sinne. Denn Christusbringerin wurde Maria nicht nur in jener Stunde, da sie der Welt den Heiland gebar, - Christusbringerin wurde sie in besonderer Weise unter dem Kreuz des Erlösers, da sie sich seinem Opfer zur Tilgung der Sündenschuld anschloss. - Christusbringerin war sie fortan die Jahrhunderte hindurch. Sie ist es auch heute noch, da sie einem jeden den Heiland und in ihm und durch ihn die Frucht seiner Erlösungstat, die Fülle der Gnaden bringen will.

So wird Maria als Christusträgerin zur Mutter der göttlichen Gnade. Froh wollen wir sie grüßen mit diesem Namen, der uns so vieles zu sagen hat. Denn zunächst nennen wir Maria Mutter der Gnade, weil sie den ihr Kind nennen durfte, der da ist Urquell aller Gnaden!

Mutter der göttlichen Gnade ist Maria aber auch darum, weil sie der nach Erlösung verlangenden Menschheit in ihrem Sohne die verlorene Gnade wiedergeschenkt hat. Denn das war des Heilandes Sendung: die der Sünde verfallenen Menschen wieder zu Kindern Gottes zu machen, auf dass sie seine Gnaden empfangen könnten.

Mariens Anteil an dem großen Geschehen des Heilswerkes aber ist so groß, dass wir sie preisen dürfen als helfende Weggeleiterin Christi, als dienende Miterwerberin der Frucht der Erlösung, als Mutter der Erlösungsgnade.

Für alle Zeiten ist Maria vom Lebens- und Opferweg des Heilandes nicht wegzudenken. Wie bei der heiligen Messe der Diakon dem Priester zur Seite steht in der Bereitung und Darbringung des heiligen Opfers, ihm aber auch zur Seite steht in der Austeilung der heiligen Geheimnisse, ja selber den Menschen die Opferfrucht, den Leib des Herrn reichen darf, - so ist gewissermaßen Maria Christi Diakon gewesen bei der Darbringung des Kreuzesopfers.

Darum hat sie Gottes Allweisheit auch zum Diakon bestellt in der Verwaltung und Austeilung des erworbenen Gnadenschatzes. Somit nimmt sie teil an der Begnadigung und Heiligung jeder einzelnen Seele. Einem jeden Menschen kann sie so zur Gnadenvermittlerin werden, sie, die Mutter der göttlichen Gnade.

Auch für dich, o Mensch, ist Maria zur Mutter der Gnade geworden; denn auch für dich ward das Erlösungswerk vollbracht. Auch dir will Maria Gnadenvermittlerin sein. Denn, soll dich dein Erdenweg hinführen zur Vollendung bei Gott, bist auch du der Gnade bedürftig. So öffne denn die Tore deiner Seele weit, ganz weit, auf dass Maria dir Christus bringe, Christus und seine Gnade.

Doch damit allein dürfen wir es nicht genug sein lassen. Wir selbst müssen mithelfen, dass die Gnade in uns auch wirksam werde. Wir dürfen unsere Mitwirkung nicht versagen, wenn der Heiland uns teilnehmen lassen will an dem erworbenen Gnadengut, dass es uns heilige und forme. Nehmen wir darum gerne am heiligen Opfer teil, treten wir oft hin zum Tisch des Herrn. Er selbst will zu uns kommen und uns mit Gnade erfüllen.

Du aber sei dir bewusst, dass jede Gnade eine Aufgabe in sich schließt: sie wird dir ja gegeben, dass du sie auswertest in deinem Ringen um Läuterung und Selbstheiligung, dass du sie ausnutzest, Christus gleichförmig zu werden in deinem Leben. Der feste Wille, zu diesem Ziele allzeit mitzuwirken mit der göttlichen Gnade, das sei deine Antwort auf alle Segnungen, die dir geschenkt werden in Christus Jesus durch Maria.

Wir beten ein Ave Maria, dass Maria sich uns immer als Mutter der Gnade erweise:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Schmücke dein Brautgemch, Sion,
nimm auf Christus den König!
Umfange Maria, die da ist die Pforte des Himmels,
denn sie trägt den König der Glorie des neuen Lichtes.
(Ant. zur Prozession am Fest Mariä Lichtmess)


Gebet:
König der Herrlichkeit, Christus! König des Lichtes und der Gnade! In deiner Güte hast du deine heiligste Mutter zur Vermittlerin deiner Gnaden bestellt. Lass uns durch diese Mutter der Gnade zum Lichte deiner Herrlichkeit gelangen. Der du lebst und herrschest von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.



Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 67-69 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)








Freitag, 28. März 2014

Kontinuität im Glauben: Vorbild alte Messe

Im  3. Quartal der Una Voce Korrespondenz 2013 erschien unter der Überschrift "Gedanken zur Reform der Reform" ein Beitrag des Philosophen Prof. Robert Spaemann mit Vorschlägen für eine Annäherung der ordentlichen und der außerordentlichen Form des römischen Messritus (derselbe Artikel erschien am 18. Januar 2014 in der "Tagespost" unter dem Titel "Zurück zu den Zielen der Konzilsväter") .

In diesem Beitrag weist Spaemann darauf hin, dass in der Forma ordinaria, also in der neuen Messe, die seit der Liturgiereform des Jahres 1972 üblich ist, nicht mehr wie bis dahin das große, nicänische Glaubensbekenntnis (s.u.), sondern in den meisten Fällen das kürzere Apostolische Glaubensbekenntnis gesprochen wird.

P. Bernhard Gerstle FSSP griff die Gedanken Spaemanns in seinem geistlichen Wort für den Ruhrgebietsrundbrief der Petrusbruderschaft St. Petrus Februar 2014 auf und schrieb dazu u.a. Folgendes: 
Einen schwerwiegenden Verlust sieht Spaemann darin, dass in den Sonntagsmessen der ordentlichen Form des römischen Ritus kaum noch das große Glaubensbekenntnis von Nicäa gebetet wird, sondern fast nur noch das verkürzte Apostolische Glaubensbekenntnis. Zitat:
Tatsächlich aber ist das große Credo seit über tausend Jahren niemals wichtiger gewesen als heute, niemals aktueller. Die Leugnung der Gottheit Christi ist bereits tief in die theologischen Fakultäten unseres Landes eingedrungen. Im großen Credo aber heißt es von Jesus: "Gott von Gott, Licht von Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit den Vater, durch ihn ist alles geschaffen."
Spaemann fährt weiter fort:
Deutlicher kann die Ablehnung des Arianismus nicht ausfallen, der sich heute sogar unter Christen breitmacht. Andererseits steht das große Credo nach wie vor in den liturgischen Büchern. Die deutschsprachigen Bischöfe müssen dafür Sorge tragen, dass Schluss ist mit der Fernhaltung dieses wundervollen Bekenntnisses. Nur dann bleibt auch die These von der wesentlichen Einheit der beiden Ritusformen mehr als ein leeres Postulat.

Ich selbst habe Papst Benedikt darum gebeten, dafür zu sorgen, dass das Nizäum nicht gänzlich verdrängt wird. Seine Antwort war: "Das ist zu wenig. Das nizänische Glaubensbekenntnis muss wieder das einzige reguläre Credo der Sonntagsmesse sein, auch in Deutschland."
Abschließend regt in dieser Frage Prof. Spaemann an, in der Glaubensverkündigung die Wahrheit von der Gottheit Christi zu vertiefen und die Verirrungen beim Namen zu nennen. Doch was ist, wenn etliche Priester selbst nicht mehr von dieser Wahrheit überzeugt sind?

In meiner Heimatdiözese wurde einmal ein Priester von einem meiner Verwandten zur Rede gestellt, warum er sonntags regelmäßig das Glaubensbekenntnis ausfallen und statt dessen nur noch ein Lied aus dem Gotteslob singen lässt. Er erhielt zur Antwort: "Das kann man doch keinen jungen Leuten mehr zumuten, beispielsweise zu glauben: Geboren aus der Jungfrau Maria!" Diese Antwort spricht Bände und zeigt, was oft hinter dem Verschweigen klarer Glaubensaussagen steht: Der Zweifel oder der Unglaube!
Wir sehen an diesem Beispiel, welche Bedeutung der gebetete Glaube hat, wie er in der Liturgie zum Ausdruck kommt. Spaemann beklagt, dass das Apostolische Glaubensbekenntnis das große Credo von Nizäa verdrängt hat. Doch meine Befürchtung ist, dass inzwischen mehrheitlich sogar das Apostolische Glaubensbekenntnis durch Lieder aus dem Gotteslob, die oft nur rudimentär noch das Glaubensbekenntnis zum Ausdruck bringen, verdrängt worden ist.
Dasselbe gilt auch für den wunderbaren Hymnus des Gloria, der ebenfalls durch kein Gloria-Lied annähernd an Qualität ersetzt werden kann. So wird der Glaube Schritt für Schritt ausgehöhlt. Man könnte noch weiter an Beispielen fortfahren.
Der wahre Glaube ist innerhalb der Kirche in großer Gefahr, keine Frage. Der überlieferte Messritus von 1962 ist eine bedeutende Schutzmauer für die Bewahrung des wahren Glaubens. Für jene, die von einer neuen Kirche mit einem neuen Glauben träumen, ist er freilich auch deshalb ein Stein des Anstoßes. Es geht daher um mehr als Latein und äußere Formen.

In der Tat wird man die neue Messe nicht im katholischen Sinne verstehen, wenn man sich nicht an der alten Form orientiert und durch diese der Schatz des heiligen Messopfers in Erinnerung gerufen wird. Eine Annäherung und Angleichung der neuen an die alte Messe ist deshalb nicht nur wünschenswert, sondern notwendig für das Überleben des überlieferten Glaubens.


CREDO

Ich glaube an den einen Gott, den allmächtigen Vater,
Schöpfer des Himmels und der Erde,
aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge.

Und an den einen Herrn Jesus Christus,
Gottes eingeborenen Sohn. Er ist aus dem Vater geboren vor aller Zeit.
Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott;
gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater.
Durch Ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und um unseres Heiles willen
ist er vom Himmel herabgestiegen.
Er hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist
aus Maria, der Jungfrau; und ist Mensch geworden.
Gekreuzigt wurde Er sogar für uns.
Unter Pontius Pilatus hat Er den Tod erlitten und ist begraben worden.
Er ist auferstanden am dritten Tage, gemäß der Schrift;
Er ist aufgefahren in den Himmel und sitzet zur Rechten des Vaters.
Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, Gericht zu halten über Lebende und Tote
und Seines Reiches wird kein Ende sein.

Ich glaube an den Heiligen Geist, den Herrn und Lebensspender,
der vom Vater und vom Sohne ausgeht.
Er wird mit dem Vater und dem Sohne zugleich angebetet und verherrlicht;
Er hat gesprochen durch die Propheten.
Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.
Ich bekenne die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
Ich erwarte die Auferstehung der Toten
und das Leben der zukünftigen Welt. Amen.


(Nicäno-Konstantinopolitanum)




Weiteres zum Thema "Glaubenskrise":

Die oben verlinkten Berichte von liturgischen Missbräuchen sind nur exemplarisch für die zahlreichen Berichte, die katholische Blogger - oft blutenden Herzens - auf ihren Blogs veröffentlicht haben - wohl mit der berechtigten Hoffnung, dass diesem Treiben irgendwann Einhalt geboten wird...


Das Foto stammt vom Blog des Priesterseminars der FSSP in Wigratzbad: hier

Samstag, 8. März 2014

Die Heilige Messe: Teil der himmlischen Liturgie


In einer ganz bemerkenswerten Ausarbeitung befasst sich Peter Stephan, Professor für Architekturtheorie in Potsdam und Dozent an der Baronius-Akademie Berlin, in der Ausgabe der Una Voce-Korrespondenz /4/2013 mit der Liturgie der katholischen Kirche und speziell mit der Bedeutung des liturgischen Ornats. Bevor er sich den tiefen Gedanken zur symbolträchtigen Bekleidung des Priesters bei der Liturgie widmet, gibt er eine kleine Einführung über das Wesen des heiligen Messopfers und das Missverstehen der Liturgie. Unter anderem schreibt er:

Nach katholischem Verständnis feierte Christus beim sogenannten Letzten Abendmahl nicht nur das jüdische Pascha-Fest, sondern machte auch sich selbst zum Opferlamm. Im Brechen des Brotes und in der Darbringung des Weines nahm Er Seinen Tod vorweg (1). Er setzte Sein Blut, das Er am Holz des Kreuzes vergoss, mit dem Blut gleich, mit dem Mose beim allerersten Pascha-Fest die Türpfosten der Israeliten hatte bestreichen lassen. Damals hatte das Opferblut das Gottesvolk vor der Versklavung durch den Pharao und vor der Rache des Würgeengels bewahrt. Nun sollte es die Welt aus der Knechtschaft der Sünde und aus den Banden des Todes erretten.

Anders als das jüdische Pascha-Fest und die protestantische Abendmahlfeier, die an ein einmaliges, in der Vergangenheit liegendes Ereignis erinnern, hat das katholische Messopfer eine viel weitere Dimension. Es vergegenwärtigt das Kreuzesopfer im Hier und Heute.

Darüber hinaus bestätigt es den Bund, den Gott mit Abraham geschlossen und durch Christus auf ewig erneuert hat. Durch die damit einhergehende Erneuerung der menschlichen Natur und die Versöhnung des Menschen mit Gott wird die Vollendung der Schöpfung am Ende der Zeiten vorweggenommen. Darum versteht sich die Messe auch als einen Teil der himmlischen Liturgie. Sie erfüllt die Menschen mit dem Geist Gottes, erhebt die Herzen in die Höhen des Himmels und macht so die heilige Versammlung zu einem Abbild des Ewigen Jerusalem, in dem die Menschen zusammen mit den  Chören der Engel Gott in seiner Herrlichkeit anbeten.
Der gesamte Artikel ("Ein ästhetisches Manifest - Keine Angst vor der Pracht!") befindet sich in der UVK-Ausgabe 4. Quartal 2013, S. 349-376, sowie z. Teil online auf der Internet-Seite "Summorum pontificum" hier!


Prof. Dr. Peter Stephan ist ebenfalls Referent bei der 16. Kölner Liturgischen Tagung, die vom 02.-05.April 2014 in Herzogenrath stattfindet.


Weiteres zum Thema "Göttliche Liturgie":



Foto: Wieskirche; privat

Mittwoch, 12. Februar 2014

Erwachen zur heiligen Messe

Wir (...) müssen in erster Linie die heiligen Dogmen wieder gründlich erfassen und die Dinge wieder auf ihren Ursprung zurückführen. Die heilige Messe und all das Göttliche, das sie umkleidet, stellt uns wieder an den rechten Platz und sagt uns, was wir sind und was wir werden müssen und wie dies einzig geschehen kann. Danken wir's dem lieben Gott, es geht heute ein erfreuliches Erwachen zur heiligen Messe durch die katholische Welt. Die Vorurteile gegen die sogenannte liturgische Bewegung sind im Schwinden begriffen. Das Misstrauen war ja begreiflich und vielfach berechtigt.

Schon die nicht sehr glücklich gewählte Bezeichnung dieser Strömung führte zu Missbräuchen. Den Schwerpunkt auf "Bewegung" legend, erging man sich, oder noch schlimmer, gefiel man sich in möglichst ausgiebigem äußerlichem Tun, ohne von der Seele des Geschehens erfasst zu werden. Gemeinschaftsmessen ohne Kenntnis unseres Lebens in Christus, Opfergang ohne Wissen um die Beziehungen unseres Opfers zu Christi Opfer, Geringschätzung des Privatgebetes und der Volksandachten, pietätloses Verdrängen tief eingewurzelter frommer Bräuche im kirchlichen Leben: solche und ähnliche Auswüchse konnten nicht gebilligt werden und mussten dem nüchtern Überlegenden doch zu denken geben.

Aber da, wo die liturgische Bewegung richtig verstanden und gepflegt wird, ist sie das Werk des Heiligen Geistes, der Seine Kirche leitet und ihr immer die nötigen Sicherungen gegen die Gefahren der Zeit verleiht. Sie ist ja nichts anderes als das Erwachen der Herzen zur erbarmenden Heilstat Christi, wie sie - einmal im Judenlande sichtbar vollzogen - jetzt unter dem Schleier des Geheimnisses im Kult der heiligen Kirche unsichtbar gegenwärtig gesetzt wird.

Sie ist das Bestreben, durch tätige Anteilnahme am heiligen Opfer möglichst tief in diesen Akt Christi aufgenommen und durch Ihn in den neuen Menschen verwandelt zu werden.


aus: "Eucharistie und Erziehung"; Päpstliche Theodosius-Buchdruckerei Ingenbohl, S.6/7

 

Weiteres zum Thema "Participatio actuosa":


Dienstag, 11. Februar 2014

Das Opfer Christi, Kraftquelle des Christen



Wo immer die Kirche verfolgt wurde, scharten sich die wenigen Getreuen um ihre Priester und klammerten sich an das hl. Opfer. Erinnern wir uns an die Urkirche in den Katakomben, an die Opferfeiern in Scheunen und anderen Schlupfwinkeln zur Revolutionszeit, an die Helden von Mexiko, Spanien usw.

In solchen Zeiten spürt der Christ mit dem Feingefühl der getauften Seele, dass nur das Opfer Christi die Kraftquelle ist, aus der er lebt, die ihn erlöst...


aus: "Eucharistie und Erziehung"; Päpstliche Theodosius-Buchdruckerei Ingenbohl, S. 4

Gebet für die Priester

O Jesus,
unser großer Hoherpriester,
höre mein demütiges Gebet
für Deine Priester.

Gib ihnen einen tiefen Glauben,
eine strahlende und feste Hoffnung
und eine brennende Liebe,
die im Laufe ihres priesterlichen Lebens
immer weiter wachsen mögen.

In ihrer Einsamkeit tröste sie,
in ihren Sorgen stärke sie,
in ihren Enttäuschungen weise sie darauf hin,
dass es das Leid ist, durch das die Seele gereinigt wird,
und zeige ihnen, dass sie gebraucht werden von der Kirche,
dass sie gebraucht werden von den Seelen,
dass sie gebraucht werden für das Werk der Erlösung.

O liebende Mutter Maria, Mutter der Priester,
nimm Dir Deine Söhne zu Herzen,
die Dir durch ihre Priesterweihe nahe sind und durch die Kraft,
die sie empfangen haben, um das Werk Christi fortzuführen in einer Welt,
die Ihn so sehr braucht.

Sei ihr Trost, sei ihre Freude, sei ihre Stärke,
und hilf ihnen vor allem, das Ideal der Gott geweihten Ehelosigkeit
zu leben und zu verteidigen.
Amen.


(leicht abgeändert nach Quelle: Zeit zu beten; engl.Original)

Foto: Hl. Messe; Placeat tibi; P. Lawrence OP

Montag, 25. November 2013

Blogparade: Mein Lieblingslied im Gotteslob - Nr. 480


Andrea vom Blog "Bachmichels Haus" fragt in der Runde nach Lieblingsliedern aus dem alten Gotteslob - bzw. einem religiösen Gesangbuch (hier) und zahlreiche Blogger und Nicht-Blogger haben bereits ihre Favoriten vorgestellt: ein schönes und interessantes Potpourri aus bekannten und weniger bekannten Kirchenliedern ist dabei herausgekommen.

Mein Lieblingslied im alten (und neuen Gotteslob) - da fällt es schwer, einen Favoriten auszumachen. Zu meinen allerliebsten Liedern gehört "O Du mein Heiland hoch und hehr..." GL... - uff, jetzt bin ich sehr erstaunt - denn: dieses Lied steht tatsächlich nicht im alten Gotteslob - und ebensowenig im neuen. Ich mache mich auf die Suche in älteren Gesangbüchern und stelle fest: auch im Interims-Gesangbuch der Diözese Essen von 1970, das ich damals zur Erstkommunion geschenkt bekam, ist es nicht enthalten.

Und weiter? Im Gesangbuch für das Erzbistum Köln von 1949 (also "vorkonziliar"): Fehlanzeige. Ebenso im "Laudate", dem Gebet- und Gesangbuch für das Bistum Münster von 1950. Selbst im 1938 erschienenen "Kirchenlied", einer überdiözesanen Sammlung von etwa 140 Kirchenliedern, quasi die Mutter des Einheitsgesangbuches deutscher Diözesen, ist das Lied unbekannt. Das verwundert mich. Wo aber kommt es dann her und woher kennen es die Gläubigen? Ich bin mit diesem Lied groß geworden und es ist seit Kindertagen "mein" Lied. Immerhin: Im "Ordo Missae"-Büchlein der Petrusbruderschaft, herausgegeben im Jahre 2012, Nr. 182, da steht es :
 
O du mein Heiland, hoch und hehr, dem sich der Himmel beuget,
von dessen Liebe, dessen Macht die ganze Schöpfung zeuget:
Christus, mein König, Dir allein, schwöre ich die Liebe
lilienrein, bis in den Tod die Treue!

Nicht alle Welt und ihre Pracht, Engel und Menschen nimmer,
o Herr mich scheidet nichts von Dir; Dein eigen bleib' ich immer!
Christus, mein König...

Du nur allein lebst nun in mir, brennst mir in Herz und Händen;
läßt mich entflammen alle Welt mit Deinen Feuerbränden.
Christus, mein König...
Text: Erich Przywara SJ (1889-1972)


GL Nr. 480 
Wir weih'n der Erde Gaben dir, Vater, Brot und Wein...

Also nun mein Lieblingslied aus dem alten Gotteslob: Ein Lied weckt in mir ganz besonders  Erinnerungen an erstes, bewusstes Mitfeiern der Heiligen Messe: Wir weih'n der Erde Gaben dir, Vater, Brot und Wein..." Im alten Gotteslob Nr. 480, im neuen wird es die Nr. 187 sein.

Ich weiß noch, dass wir dieses Lied bei meiner Erstkommunion gesungen haben. Es muss auch um diese Zeit gewesen sein, vielleicht kurz nach dem "Großen Tag", als mich meine Eltern für einige Wochen zur Luftveränderung in ein Kindererholungsheim an die Nordsee schickten. Dort wanderten wir am Sonntag - ich weiß nicht mehr wie weit - in ein kleines Kirchlein, das unsere Kinderschar zum Überlaufen brachte. So standen wir dicht an dicht und sangen dort, ganz wie so oft zu Hause, zur Opferung dieses Lied. Und ich muss sagen, dass es mir an diesem Sonntag, so weit von zu Hause weg, einen großen Trost gab, denn ich litt doch sehr an Heimweh. Und dieses Gefühl des Zu-Hause- und Geborgenseins in der Gemeinschaft des Glaubens, das empfinde ich immer dann, wenn dieses Lied in der Kirche angestimmt wird. 

Bereits im "Laudate" und im Gesangbuch für das Erzbistum Köln ist das Lied vorhanden, der Text stammt von Sr. Petronia Steiner OP (1908-1995) und ist datiert auf das Jahr 1945. Die Dominikanerin, auch Schulleiterin der Albertus-Magnus-Schule in St. Ingbert und später des Nikolaus-von-Weis-Gymnasiums in Speyer, hat in der Kriegs- und Nachkriegszeit einige Kirchenlieder gedichtet und z. B. das großartige und tiefe "Adoro te devote" des hl. Thomas von Aquin ins Deutsche übertragen (s. GL 546). Johannes und Hans haben die "eigentliche Hymne der Kirche" bereits erwähnt.

Zurück zu den Gaben, zu Brot und Wein und dem Erlösungsopfer Christi: Die Melodie wurde lt. Gotteslob schon vor 1526 gesungen und ist verzeichnet in der "Davidschen Harmonia" (Wien, 1659) und in Michael Töplers "Alten Choralmelodien" von 1832. Interessanterweise wurde das Lied nicht in das schon erwähnte Interims-Gesangbuch ("Interims" wegen der Zeit zwischen den alten, vorkonziliaren und den durch Konzil und Liturgiereform beeinflußten Gesangbüchern) der Diözese Essen (1970) aufgenommen. Ach ja, im "Ordo Missae"-Büchlein der Petrusbruderschaft ist es die Nr. 275:
Wir weih'n der Erde Gaben dir, Vater, Brot und Wein.
Das Opfer hocherhaben wird Christus selber sein.
Er schenkt dir hin sein Leben, gehorsam bis zum Tod,
uns Arme zu erheben aus tiefer Schuld und Not.

Sieh gnädig auf uns nieder, die wir in Demut nah'n,
Nimm uns als Christi Brüder mit ihm zum Opfer an!
Lass rein uns vor dir stehen, von seinem Blut geweiht,
Durch Kreuz und Tod eingehen in deine Herrlichkeit!

Hier ist das ganze Heilsgeschehen, der ganze Heilsplan Gottes für uns verwundete Menschen zusammengefasst: Christus, Gottes Sohn, ist für uns am Kreuz gestorben um uns aus Schuld und Not zu erheben; sein Leben hat er hingegeben um uns das übernatürliche Leben zu schenken. Die Kirche ermöglicht uns, Zeit und Raum zu überbrücken: In jeder Hl. Messe wird das eine Opfer Jesu Christi auf's Neue gegenwärtig, damit wir uns mit diesem einen Opfer vereinigen können. Er macht uns heil und nimmt uns auf in sein (Gottes-)Reich.



Bilder: Details der Kommunionbank in der kath. Kirche St. Vincentius, Dinslaken; eigene Fotos

Dienstag, 12. November 2013

Der rote Faden durch die Zeiten


Dass die viele Nationen umspannende Kirche eine Kultsprache hatte, in der die heiligen Texte und Gebote sicher aufgehoben waren, dass Priester und Gemeinde sich im Vollzug der Mysterien gemeinam nach Osten zum auferstandenen und wiederkehrenden Christus wandten, dass die Liturgie eine Vergegenwärtigung des erlösenden Kreuzesopfers sei, dass es sich bei der Messe mithin um ein Opfer handelte - dies alles blieb in Ost und West vollständig unbestritten.

Die Messe schien dazu bestimmt, über das Gesetz der europäischen Geschichte, die in unablässigen Umwälzungen besteht, triumphieren zu sollen - der rote Faden zu sein, der nicht nur die zweitausend vergangenen, sondern auch die Jahre der Zukunft verband, sollte auch sonst kein Stein mehr auf dem anderen bleiben...

Martin Mosebach: "Das Paradies auf Erden - Liturgie als Fenster zum Jenseits"; Una Voce-Korrespondenz, 43. Jg., 3. Quartal 2013; auch als Sonderdruck daraus


Bild: Hl. Messe im vom Krieg zerstörten St. Paulus-Dom in Münster, 1946




Weiteres zum Thema "Hl. Messopfer": 
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Dienstag, 5. November 2013

Prof. G. May: Die andere Hierarchie - Teil 5: Die Lage (1)

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie

Teil 5


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997



II.  Die Lage

1.  Fakten

Der Heilige Vater (Anm.: d. i. im Jahre 1997: Johannes Paul II.) ist rastlos tätig, vor allem mit Reden und Reisen. Beides macht ihn als Bischof der katholischen Kirche präsent, und dafür ist ihm zu danken.

Von einer kraftvollen und entschiedenen Regierung der Gesamtkirche ist jedoch wenig zu spüren. Es ist eine offenkundige Tatsache, dass der Heilige Vater oft und immer wieder vor Pressionen, die von Ortskirchen ausgingen, zurückgewichen ist. Ich nenne einige Beispiele.

Wider bessere Einsicht ließ sich Paul VI. von Kardinal Döpfner die unselige Handkommunion abtrotzen (3). Man sagte damals, es gehe lediglich um eine disziplinäre Anordnung. In Wirklichkeit stand und steht das Übergehen von der kniend empfangenen Mundkommunion zur stehend empfangenen Handkommunion in engem Zusammenhang zum Glauben. Es sei darum noch einmal ausgesprochen: Die Handkommunion hat sich durchgesetzt, weil der Glaube an den vollen Inhalt des eucharistischen Opfersakramentes bei der großen Mehrheit der Christen zusammengebrochen ist. Ihre Beibehaltung ist ein Element des weitergehenden Abbaus des katholischen Glaubens betreffend das allerheiligsten Sakrament des Altares.

Die sogenammte Würzburger Synode hatte im Januar 1973 die Predigt von Laien in der Eucharistiefeier grundsätzlich gutgeheißen (Die Beteiligung der Laien an der Verkündigung Nr. 3) (4). Im gleichen Jahre 1973 gewährte der Heilige Stuhl den deutschen Bischöfen das Indult, bei der hl. Messe in "außerordentlichen Fällen" die Predigt durch Laien halten zu lassen. (5). Dies geschah, obwohl nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Predigt "ein Teil der liturgischen Handlung" (Sacrosanctum Concilium Nr. 35) ist. Derselbe Priester, der das Opfer Christi darbringt, soll auch die Botschaft des Herrn dem versammelten Volk darbieten. Deswegen ist nicht jeder, der Theologie studiert hat, befähigt, das Wort Gottes zu verkündigen, sondern nur jener, der in der Weihe die besondere Teilhabe am dreifachen Amt Christi erhalten hat (Presbyterorum ordinis Nr. 1).

Das kirchliche Gesetzbuch ist wieder zu gesunden Grundsätzen zurückgekehrt. Die Predigt von Laien in der hl. Messe ist verboten (c. 767). In vielen deutschen Pfarreien schert sich niemand um dieses Verbot. Die Laienpredigt ist zur Regel geworden. Ein Laie fragte: "Wessen Aufgabe ist es eigentlich, dafür zu sorgen, dass solche Anordnungen beachtet werden? Oder haben wir in Deutschland jetzt so etwas wie eine 'Nationalkirche', die sich von Rom abgekoppelt hat und nach eigenen Gesetzen lebt?" (6)

Das Messbuch Pauls VI. kannte lediglich männliche Ministranten (7). Viele Geistliche in Deutschland hielten sich nicht an dieses Gebot und führten weibliche Ministranten ein; die Bischöfe sahen, mit einer einzigen Ausnahme, duldend oder wohlwollend zu. Schließlich wurde, wie so oft, der Missbrauch vom Apostolischen Stuhl sanktioniert, diesmal auf dem Wege einer dubiosen authentischen Interpretation des c. 230 CIC (8). Der Theologe Fries wies triumphierend darauf hin, dass der Heilige Stuhl sich anfangs gegen Ministrantinnen ausgesprochen habe, als sie in Deutschland schon zum gewohnten Erscheinungsbild gehörten, dass sie aber heute "auch im Gefolge des Papstes" auftreten (9).

Das Ökumenische Direktorium vom 14. Mai 1967 (10) ließ interkonfessionelle Gottesdienste am Sonntag nicht zu. Allzu deutlich sind die Gefahren, die von solchen Veranstaltungen ausgehen. Sie sind geeignet, den Rang des Messopfers herabzustufen und die Verpflichtung zum sonntäglichen Messbesuch in Vergessenheit geraten zu lassen.. Doch die protestantischen Religionsverbände und die katholischen Ökumeniker gaben keine Ruhe und gingen gegen das Verbot sonntäglicher ökumenischer Gottesdienste an.

Wiederum gab der Heilige Stuhl nach. Im Ökumenischen Direktorium vom 25. März 1993 (11) ist aus dem Verbot ökumenischer Gottesdienste am Sonntag ein bloßes Abraten von solchen geworden (Nr. 115). Es ist sicher, dass die ökumenisch Beflissenen sich nicht abraten lassen. Die Folgen dieses Einbruchs werden nicht lange auf sich warten lassen. Rang und Wert des hl. Messopfers werden verdunkelt, die Stellung des katholischen Priesters wird eingeebnet, das Gebot, am Sonntag eine hl. Messe mitzufeiern, wird ausgehöhlt.

Das Zweite Vatikanische Konzil kennt nur Priester als für die Ausbildung der Priesterkandidaten geeignete Personen (Optatam totius Nr. 5). Der Heilige Stuhl hat nach dem Konzil angeordnet, dass in theologischen Fakultäten die Professoren für gewöhnlich Priester sein sollen (12). Nichtpriester sollten nur ausnahmsweise zum Lehramt in einer theologischen Disziplin zugelassen werden (13). Diese Vorschrift bleibt in steigendem Maße unbeachtet. Im Fachbereich Katholische Theologie an der Universität Mainz ist das Verhältnis umgekehrt. Acht Nichtgeweihten stehen fünf Priester gegenüber, von denen vier über sechzig Jahre alt sind.

Der Heilige Stuhl hat sich die Entscheidung, ob jemand zum Theologieprofessor auf Lebenszeit ernannt werden kann, vorbehalten (14), und das ist richtig, ja notwendig; denn die Lehre eines Theologieprofessors geht die gesamte Kirche an und wird auch, wenn er über die entsprechende Lobby verfügt, in der gesamten Kirche bekannt gemacht.

Es gibt Fälle, in denen dem Heiligen Stuhl die lehrmäßige Unzuverlässigkeit deutscher Theologiedozenten bekannt war und er die Unbedenklichkeitserklärung nicht geben wollte, er aber durch die massive Intervention deutscher Bischöfe in die Knie gezwungen wurde. Er erteilte das Nihil obstat, und das vorhergesehene Verhalten der betreffenden Professoren trat prompt ein. Wenn der Heilige Stuhl wider Erwarten einmal fest bleibt, erhebt sich sogleich der Protest.

Als der Frankfurter Theologe Siegfried Wiedenhofer nicht das Nihil obstat zur Übernahme eines Lehrstuhls in Graz erhielt, trugen 205 Theologieprofessoren gegen dieses Vorgehen bei den deutschsprachigen Bischöfen Einwände vor (15).

Bischof Lehmann behauptete, "Kirchenleitungen" hätten "vielleicht eine gewisse Neigung zum Misstrauen" und überschätzten auch negative Phänomene. Die lehramtlichen Instanzen sollten bei der Erteilung der Unbedenklichkeitserklärung für Theologen nicht "zu engherzig oder kleinlich" vorgehen (16). Mit dieser Äußerung kann Lehmann nur auf den Heiligen Stuhl zielen. Angesichts der skandalösen Verhältnisse in der deutschen Theologenschaft sind derartige Bemerkungen völlig unangebracht. Sie dienen folglich dazu, die Herrschaft falscher Lehren noch fester zu etablieren.



(3)   Georg May, Die sogenannte Handkommunion. Ein Beitrag zur Praxis der kirchlichen Rechtsetzung in der Gegenwart ( = Schriftenreihe der Una Voce - Deutschland Heft 5/1970), 1.-3. Aufl., Berlin 1970
(4)   Gemeinsame Synode 175f
(5)   Amtsblatt für das Erzbistum München und Freising Jg. 1974 S. 295-298
(6)   Deutsche Tagespost Nr. 24 vom 15. Februar 1997 S. 15
(7)   Missale Romanum ex Decreto Sacrosancti Oecumenici Concilii Vaticani II instauratum Auctoritate Pauli Papae VI promulgatum. Editio typica, Vatikanstadt 1971, 45 Nr. 70
(8)   Wolfgang Waldstein, Eine "authentische Interpretation" zu can. 230 §2 CIC: Archiv für katholisches Kirchenrecht 163, 1994, 406 - 422. Vgl. Ludger Müller, Authentische Interpretationen - Auslegung kirchlicher Gesetze oder Rechtsfortbildung?: Archiv für katholisches Kirchenrecht 164, 1995, 353 - 375, hier 372f
(9)   Glaube und Leben Nr. 47 vom 19. November 1995 S. 10
(10)  Acta Apostolicae Sedis 59, 1967, 574-592
(11)  Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen, Direktorium zu Ausführung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus (= Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 110), Bonn 1993
(12)  Ratio fundamentalis institutionis sacerdotalis, Editio apparata post Codicem Iuris Canonici promulgatum vom 19. März 1985, Rom 1985, Nr. 33
(13)  Dekret der Kongregation für das katholische Bildungswesen vom 20. April 1972 (= Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Heft 9, 2. erg. Aufl., Bonn 1971, 59)
(14)  Apostolische Konstitution "Sapientia Christiam" vom 15. April 1979 Art. 27 §2 1979 Art. 19 §1 (Acta Apostolicae Sedis 71, 1979, 500 - 521, hier 505)
(15)  Glaube und Leben Nr. 42 vom 20. Oktober 1996 S. 2



Fortsetzung folgt in unregelmäßigen Abständen

Freitag, 18. Oktober 2013

Einführung der Ewigen eucharistischen Anbetung im Erzbistum Köln

„Die Kirche und die Welt haben die Verehrung der Eucharistie sehr nötig. In diesem Sakrament der Liebe wartet Jesus selbst auf uns. Keine Zeit sei uns dafür zu schade, um ihm dort zu begegnen: in der Anbetung, in einer Kontemplation voller Glauben, bereit, die große Schuld und alles Unrecht der Welt zu sühnen. Unsere Anbetung sollte nie aufhören"
(Johannes Paul II., Brief „Dominicæ cenæ" 3)

In diesem Sinne werden demnächst wohl viele stille Beter den Segen für ihre eigenen Anliegen und die des Erzbistums von Gott erbitten. In einem Hirtenbrief zur Einführung der Ewigen Anbetung schrieb Joachim Kardinal Meisner am 17.10.2013 an die Gläubigen:
"Bei der Predigt beim Schlussgottesdienst im RheinEnergie Stadion wies ich darauf hin, dass unser Eucharistischer Kongress zu Ende geht, aber er könnte weitergefeiert werden, indem wir uns bemühen, Orte einzurichten, an denen der eucharistische Herr Tag und Nacht angebetet wird. Daraufhin gab es starke Zustimmung." 

Nun ist es also bald soweit: Am Allerheiligenfest, den 1. November ab 20 Uhr, wird in der Kapelle des Kölner Maternushauses das Allerheiligste rund um die Uhr zur Ewigen Anbetung ausgesetzt. Kardinal Meisner stellte weitere Anbetungsorte in Aussicht und lud alle Kölner und Nicht-Kölner zum Besuch und zur Anbetung des Allerheiligsten Altarsakramentes ein, in dem Jesus Christus wahrhaftig, mit Fleisch und Blut, mit Gottheit und Menschheit auf wunderbare Weise in der konsekrierten Hostie zugegen ist: 
"Ich möchte weiterhin bitten, in den größeren Gemeinden unseres Erzbistums zu prüfen, ob nicht auch dort eine immerwährende eucharistische Anbetung möglich ist. Ich lade zur eucharistischen Anbetung im Maternushaus recht herzlich alle ein, die in Köln wohnen oder von außerhalb der Stadt zu Besuch bei uns sind. Der Herr wartet, und wir sind von ihm Erwartete, weil wir ihm wichtig und wert sind." (ganzer Wortlaut: hier)


Aus dem Katechismus der Katholischen Kirche:


1376 Das Konzil von Trient faßt den katholischen Glauben zusammen, wenn es erklärt: „Weil aber Christus, unser Erlöser, sagte, das, was er unter der Gestalt des Brotes darbrachte, sei wahrhaft sein Leib, deshalb hat in der Kirche Gottes stets die Überzeugung geherrscht, und dieses heilige Konzil erklärt es jetzt von neuem: Durch die Konsekration des Brotes und Weines geschieht eine Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes Christi, unseres Herrn, und der ganzen Substanz des Weines in die Substanz seines Blutes. Diese Wandlung wurde von der heiligen katholischen Kirche treffend und im eigentlichen Sinne Wesensverwandlung [Transsubstantiation] genannt" (DS 1642).

1377 Die eucharistische Gegenwart Christi beginnt im Zeitpunkt der Konsekration und dauert so lange, wie die eucharistischen Gestalten bestehen. In jeder der Gestalten und in jedem ihrer Teile ist der ganze Christus enthalten, so daß das Brechen des Brotes Christus nicht teilt [Vgl. K. v. Trient: DS 1641 [Vgl. K. v. Trient: DS 1641.].

1378 Die Verehrung der Eucharistie. Wir bringen in der Meßliturgie unseren Glauben, daß Christus unter den Gestalten von Brot und Wein wirklich zugegen ist, unter anderem dadurch zum Ausdruck, daß wir zum Zeichen der Anbetung des Herrn die Knie beugen oder uns tief verneigen. „Die katholische Kirche erweist der heiligen Eucharistie nicht nur während der heiligen Messe, sondern auch außerhalb der Meßfeier den Kult der Anbetung, indem sie die konsekrierten Hostien mit größter Sorgfalt aufbewahrt, sie den Gläubigen zur feierlichen Verehrung aussetzt und sie in Prozession trägt" (MF 57).

1381 Thomas von Aquin sagt: „Daß der wahre Leib und das wahre Blut Christi in diesem Sakrament seien, läßt sich nicht mit den Sinnen erfassen sondern nur durch den Glauben, der sich auf die göttliche Autorität stützt. Deshalb sagt Cyrill zur Schriftstelle ‚Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird‘ (Lk 22,19): ‚Zweifle nicht, ob das wahr sei. Nimm vielmehr die Worte des Erlösers im Glauben auf. Da er die Wahrheit ist, lügt er nicht" (s. th. 3,75, 1; zitiert von Paul VI., MF 18).

Gottheit, tief verborgen, betend nah ich dir.
Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier.
Sieh, mit ganzem Herzen schenk ich dir mich hin,
weil vor solchem Wunder ich nur Armut bin.

Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir,
doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir.
Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an;
er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann. 

(Thomas v. A., Hymnus „Adoro te devote")


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